„Alejo Carpentier“ – Versionsunterschied
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'''Alejo Carpentier Valmont''' (* [[26. Dezember]] [[1904]] in [[Havanna]], [[Kuba]]; † [[24. April]] [[1980]] in [[Paris]]) war ein [[Liste bedeutender Kubaner#Schriftsteller|kubanisch-französischer Schriftsteller]]. |
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'''Alejo Carpentier Valmont''' (* [[26. Dezember]] [[1904]] in [[Lausanne]], [[Schweiz]]; † [[24. April]] [[1980]] in [[Paris]]) war ein kubanisch-französischer [[Schriftsteller]] und [[Musikologe]]. |
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== Leben == |
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Carpentier war der Sohn eines französischen [[Architekt]]en und einer Russin in [[Havanna]].Er studierte [[Architektur]], [[Literatur]] und [[Musikwissenschaft]]. Carpentier war Mitarbeiter und Herausgeber verschiedener Zeitungen und Zeitschriften. |
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Carpentier war Sohn des französischen [[Architekt]]en Georges Julien Carpentier und der russischen Sprachlehrerin Lina Valmont. Die Familie emigrierte kurz nach der Geburt Alejos<ref>Im [[Klappentext]] einiger seiner Bücher ist Havanna als Geburtsort angegeben, aber die nach seinem Tod in der Schweiz gefundene Geburtsurkunde beweist, dass er in Lausanne geboren wurde.</ref> von Europa nach Kuba, in deren Hauptstadt Havanna er aufwuchs. Er studierte [[Architektur]], [[Literatur]] und [[Musikwissenschaft]]. Carpentier war Mitarbeiter und Herausgeber verschiedener Zeitungen und Zeitschriften. |
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Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen |
Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen oppositioneller Aktivitäten und Beteiligung an einem Aufstand<ref>Klappentext: Biografie im Buch Le Sacre du printemps, Suhrkamp, S. 3</ref> gegen den Diktator [[Gerardo Machado]] ging er 1927/28 für elf Jahre ins [[Exil]] nach Paris. Dort bewegte er sich im Kreis der [[Surrealismus|Surrealisten]] [[André Breton]], [[Tristan Tzara]], [[Louis Aragon]] und [[Pablo Picasso]]. Mit dem Sieg des [[Faschismus]] in Europa 1939 kehrte Carpentier wieder nach Havanna zurück, lehrte als Professor für Musikwissenschaft an der Universität, schrieb Zeitungsbeiträge und arbeitete für eine staatliche Rundfunkanstalt. Von 1945 bis 1959 lebte er im [[Venezuela|venezolanischen]] Exil in [[Caracas]]. |
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Mit dem Sieg des [[Faschismus]] in Europa [[1939]] kehrte Carpentier wieder nach Havanna zurück, lehrte als Professor für Musikwissenschaft an der Universität, schrieb Zeitungsbeiträge und arbeitete für eine staatliche Rundfunkanstalt. [[1945]] floh er vor dem Terror der [[Batista]]-Diktatur ins [[Venezuela|venezolanische]] Exil nach [[Caracas]]. |
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In dem Vorwort zu seinem Roman ''[[El reino de este mundo]]'' von |
In dem Vorwort zu seinem Roman ''[[Das Reich von dieser Welt|El reino de este mundo]]'' von 1949 ([[Deutsche Sprache|dt.]] ''Das Reich von dieser Welt'', 1964), formuliert Carpentier sein Konzept des „Wunderbar Wirklichen“ (spanisch: „Lo real maravilloso“), den Grundgedanken des [[Magischer Realismus|magischen Realismus]] (spanisch: realismo mágico), das einen großen Einfluss auf die eigenständige Entwicklung der [[Lateinamerikanische Literatur|lateinamerikanischen Literatur]] hatte: „Überall begegnete mir das wunderbar Wirkliche. Aber ich dachte auch, dass diese Gegenwärtigkeit und Gültigkeit des wunderbar Wirklichen nicht Privileg Haitis sei, sondern Erbgut ganz Amerikas. Das wunderbar Wirkliche findet sich auf Schritt und Tritt im Leben der Menschen.“ Lateinamerika wurde für Carpentier in einer Zeit, in der Europa von totalitären Systemen beherrscht wurde, zu einer positiven Utopie, in der sich das Wunderbare nicht nur in den Entwürfen von Künstlern, sondern in der Realität finden lässt. Diese Perspektive wurde allerdings als eurozentrisch kritisiert. Carpentier wies diese Kritik zurück, da seiner Meinung nach das „wunderbar Wirkliche“ sich nicht aus den Eigenschaften und Merkmalen der betrachteten Objekte an sich ergibt, sondern aus der Beziehung zwischen Objekt und Subjekt: Das Subjekt muss das Wunderbare, Besondere, Unerwartete bemerken und seine Protagonisten immer wieder in entsprechende Situationen versetzen. Dies sei nur durch den Blick von außen auf diese Kulturen mit ihren Mythen und ihrem Geisterleben möglich.<ref>Dill 1993.</ref> |
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Themen seiner Werke ranken sich um kulturelle Mischungen sowie um afro-kubanische Musik und Kultur. Der weiße Mensch erscheint nicht häufig in seinen Werken – aber wenn, dann repräsentiert er vier repressive Institutionen: Gefängnis, Kirche, Sklaverei und Imperialismus. Auch Reisen sind ein wichtiges Thema: In allen seinen Werken sind Reisende die Protagonisten der Handlung. Das wurde auf das reiseintensive Leben Carpentiers zurückgeführt.<ref>Óscar Velayos Zurdo: ''El diálogo con la historia de Alejo Carpentier.'' Barcelona 1985, S. 27.</ref> |
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[[1959]] kehrte Carpentier nach [[Kuba]] zurück, wo er als Professor für Literatur an der Universität Havanna arbeitete. [[1967]] ernannte ihn [[Fidel Castro]] zum Staatssekretär und übertrug ihm die Leitung des kubanischen Staatsverlages. Ab [[1966]] lebte Carpentier als [[Kulturattaché]] der kubanischen Regierung in [[Paris]]. Als solcher starb er dort im Alter von 76 Jahren am [[24. April]] [[1980]]. |
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1959 kehrte Carpentier nach [[Kuba]] zurück, wo er als Professor für Literatur an der Universität Havanna arbeitete. [[Fidel Castro]] ernannte ihn zum Staatssekretär und übertrug ihm die Leitung des kubanischen Staatsverlages. Sein Roman ''El siglo de las luces'' (1962) handelt vom Einfluss der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] auf die Karibik, kann aber auch als Mahnung vor Fehlentwicklungen der kubanischen Revolution gelesen werden. |
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[[1977]] erhielt Alejo Carpentier den [[Cervantespreis]]. |
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Carpentier war Mitglied der [[Kommunistische Partei Kubas|Kommunistischen Partei Kubas]].<ref>{{Internetquelle |autor=Roberto González Echevarria |url=https://letraslibres.com/revista-mexico/carpentier-el-extranjero-1904-1980/ |titel=Carpentier, el extranjero (1904–1980) |werk=Letras Libres |datum=2004-08-31 |sprache=es |abruf=2024-01-29}}</ref> |
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Ab 1966 lebte Carpentier als [[Kulturattaché]] der kubanischen Regierung in [[Paris]]. Als solcher starb er dort im Alter von 76 Jahren am 24. April 1980. Beigesetzt wurde er auf dem [[Cementerio Cristóbal Colón]] in Havanna. |
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[[Datei:Tumba-Alejo-Carpentier.jpg|mini|hochkant|Grab von Alejo Carpentier auf dem Friedhof Cementerio de Colón in Havanna]] |
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1977 wurde Alejo Carpentier mit dem [[Cervantespreis]] ausgezeichnet. |
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== Werke == |
== Werke == |
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* ''¡Ecué-Yamba-O!''. 1933, Roman; Rafael Rodríguez Beltrán, coordinator, primera edición, Córdoba, República Argentina : Alción Editora, 2018, ISBN 978-987-646-782-7, ISBN 978-2-910050-59-7 |
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* ''El reino de este mundo''. 1949, Roman (deutsch: ''[[Das Reich von dieser Welt]]''. 1964) |
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* ''La música en Cuba''. 1946, musikwissenschaftliches Sachbuch |
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* ''Los pasos perdidos''. 1953, Roman (deutsch: ''Die verlorenen Spuren''. 1982, ISBN 3-518-39744-3) |
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* ''El acoso''. 1956, Roman (deutsch: ''Finale auf Kuba''. 1960; ''Hetzjagd''. 1989) |
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* ''El siglo de las luces''. 1962, Roman (deutsch: ''[[Explosion in der Kathedrale]]''. 1964) |
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* ''El recurso del método''. 1974, Roman (deutsch: ''Staatsraison''. 1976; ''Die Methode der Macht''. 1989) |
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* ''Concierto barroco''. 1974, Novelle (deutsch: ''Barockkonzert''. 1976) |
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* {{Literatur |
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|Hrsg=[[Isabel Aretz]] |
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|Titel=América Latina en la confluencia de coordenadas históricas y su repercusión en la música |
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|Sammelwerk=América Latina en su música |
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|Ort=Mexiko-Stadt/Paris |
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|Datum=1977 |
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|Seiten=20–34 |
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|Sprache=es |
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|Online=https://www.clariperu.org/Articulo_Carpentier.html |
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|Abruf=2024-09-26}} |
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* ''La consagración de la primavera''. 1978, Roman (deutsch: ''Le Sacre du Printemps'', Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-39123-2) |
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* ''El arpa y la sombra''. 1979, Roman (deutsch: ''[[Die Harfe und der Schatten]]''. 1979) |
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* ''El amor a la ciudad''. Erzählung (deutsch: ''Mein Havana''; Amman Verlag; 2000, ISBN 3-250-30001-2) |
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== Verfilmungen == |
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* ''¡Ecué-Yamba-O!''. [[1933]], Roman |
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* 1977: Es lebe der Präsident (''El recurso del método'') |
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* ''El reino de este mundo''. [[1949]], Roman (deutsch: ''Das Reich von dieser Welt''. 1964) |
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* 1989: Barroco |
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* ''La música en Cuba''. [[1946]], musikwissenschaftliches Sachbuch |
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* ''Los pasos perdidos''. [[1953]], Roman (deutsch: ''Die verlorenen Spuren''. 1982. ISBN 3518397443) |
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== Literatur == |
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* ''El acoso''. [[1956]], Roman (deutsch: ''Finale auf Kuba''. 1960; ''Hetzjagd''. 1989) |
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; Monographien |
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* ''El siglo de las luces''. [[1962]], Roman (deutsch: ''Explosion in der Kathedrale''. 1964) |
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* [[Claudius Armbruster]]: ''Das Werk Alejo Carpentiers, Chronik der „Wunderbaren Wirklichkeit“''. Vervuert, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-921600-13-8. |
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* ''El recurso del método''. [[1974]], Roman (deutsch: ''Staatsraison''. 1976; ''Die Methode der Macht''. 1989) |
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* [[Hermann Herlinghaus (Romanist)|Hermann Herlinghaus]]: ''Alejo Carpentier. Persönliche Geschichte eines literarischen Moderneprojekts''. München, text+kritik, 1991. |
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* ''Concierto barroco''. [[1974]], Novelle (deutsch: ''Barockkonzert''. 1976) |
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* Timothy J. Cox: ''Postmodern tales of slavery in the Americas. From Alejo Carpentier to Charles Johnson''. Garland, New York 2001, ISBN 0-8153-3853-8. |
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* ''La consagración de la primavera''. [[1978]], Roman (deutsch: ''Le Sacre du Printemps''. 1993) |
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* [[Hans-Otto Dill]]: ''Lateinamerikanische Wunder und kreolische Sensibilität. Der Erzähler und Essayist Alejo Carpentier''. Kovač, Hamburg 1993, ISBN 3-86064-108-5. |
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* ''El arpa y la sombra''. [[1979]], Roman (deutsch: ''Die Harfe und der Schatten''. 1979) |
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* Rita de Maeseneer, Patrick Collard (Hrsg.): ''En el centenario de Alejo Carpentier 1904–1980.'' (Foro Hispánico; Bd. 25). Rodopi, Amsterdam 2004, ISBN 90-420-1731-7 (in Spanisch und Französisch).<ref>Sowohl im deutschen Online-Handel als auch auf den Verlagsseiten (kapitelweise als .pdf) lesbar.</ref> |
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* Werner Müller: ''Lateinamerikanischer Zauber – Europäische Sachlichkeit? Eine kritische Auseinandersetzung mit der Kurzprosa von [[Robert Musil]], [[Franz Kafka]], [[Heimito von Doderer]], [[Jorge Luis Borges]] Alejo Carpentier und [[Gabriel García Márquez]]''. Rombach, Freiburg/B. 2011, ISBN 978-3-7930-5059-9. |
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* Thomas Sträter: ''Feste und Proteste. Literatur und Musik in der lateinamerikanischen Moderne bei Jorge Luis Borges, [[Mário de Andrade]], Alejo Carpentier und [[José María Arguedas]]'' Edition Tranvia, Berlin 2010, ISBN 978-3-938944-41-7. |
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; Aufsätze |
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* Hortensia Campanella: ''Dossier Alejo Carpentier''. In: ''Cuadernos hispanoamericanos.'' Bd. 649/650 (2004), {{ISSN|0011-250X}}, S. 8–88. |
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* Markus Ebenhoch: ''Alejo Carpentier''. In: Christopher F. Laferl (Hrsg.): ''Amerika und die Norm. Literatursprache als Modell?'' Niemeyer, Tübingen 2007, ISBN 978-3-484-50726-5. |
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* Liliana Gómez: ''Havana. Alejo Carpentier or „fieldwork“ in the urban''. In: Dies. (Hrsg.): ''The sacred in the city''. Continuum, London 2012, ISBN 978-1-4411-7295-2, S. 227–243. |
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* Marike Janzen: ''Messenger writers. [[Anna Seghers]] and Alejo Carpentier in the Cold war''. In: ''Comparative Literature.'' Bd. 62 (2010), Heft 3, {{ISSN|0010-4124}}, S. 283–301. |
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* Gerhard Poppenberg: ''Zurücknehmen. Lo fáustico en el „[[Doktor Faustus]]“ de [[Thomas Mann]] y la revocación de lo fáustico en „Los pasos perdidos“ de Alejo Carpentier''. In: ''200° aniversario del „[[Faust. Eine Tragödie|Fausto I.]]“ de [[Johann Wolfgang von Goethe|J. W. von Goethe]]''. AAG, Buenos Aires 2009, ISBN 978-987-22406-5-3. |
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* {{Literatur |
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|Autor=Caroline Rae |
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|Titel=In Havana and Paris: The Musical Activities of Alejo Carpentier |
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|Sammelwerk=Music & Letters |
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|Band=89 |
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|Nummer=3 |
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|Datum=2008 |
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|Seiten=373–395 |
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== Weblinks == |
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*[http://de.agapea.com/-Alejo-Carpentier-la6484i.htm Übersicht der Werke von Alejo Carpentier im spanischen Original, mit Erwerbsmöglichkeit] |
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* [https://catalogo-bibliotecas.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=(BG-DEU+(alejo+carpentier)) Literatur von und über Alejo Carpentier] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]] |
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Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 18:21 Uhr

Alejo Carpentier Valmont (* 26. Dezember 1904 in Lausanne, Schweiz; † 24. April 1980 in Paris) war ein kubanisch-französischer Schriftsteller und Musikologe.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Carpentier war Sohn des französischen Architekten Georges Julien Carpentier und der russischen Sprachlehrerin Lina Valmont. Die Familie emigrierte kurz nach der Geburt Alejos[1] von Europa nach Kuba, in deren Hauptstadt Havanna er aufwuchs. Er studierte Architektur, Literatur und Musikwissenschaft. Carpentier war Mitarbeiter und Herausgeber verschiedener Zeitungen und Zeitschriften.
Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen oppositioneller Aktivitäten und Beteiligung an einem Aufstand[2] gegen den Diktator Gerardo Machado ging er 1927/28 für elf Jahre ins Exil nach Paris. Dort bewegte er sich im Kreis der Surrealisten André Breton, Tristan Tzara, Louis Aragon und Pablo Picasso. Mit dem Sieg des Faschismus in Europa 1939 kehrte Carpentier wieder nach Havanna zurück, lehrte als Professor für Musikwissenschaft an der Universität, schrieb Zeitungsbeiträge und arbeitete für eine staatliche Rundfunkanstalt. Von 1945 bis 1959 lebte er im venezolanischen Exil in Caracas.
In dem Vorwort zu seinem Roman El reino de este mundo von 1949 (dt. Das Reich von dieser Welt, 1964), formuliert Carpentier sein Konzept des „Wunderbar Wirklichen“ (spanisch: „Lo real maravilloso“), den Grundgedanken des magischen Realismus (spanisch: realismo mágico), das einen großen Einfluss auf die eigenständige Entwicklung der lateinamerikanischen Literatur hatte: „Überall begegnete mir das wunderbar Wirkliche. Aber ich dachte auch, dass diese Gegenwärtigkeit und Gültigkeit des wunderbar Wirklichen nicht Privileg Haitis sei, sondern Erbgut ganz Amerikas. Das wunderbar Wirkliche findet sich auf Schritt und Tritt im Leben der Menschen.“ Lateinamerika wurde für Carpentier in einer Zeit, in der Europa von totalitären Systemen beherrscht wurde, zu einer positiven Utopie, in der sich das Wunderbare nicht nur in den Entwürfen von Künstlern, sondern in der Realität finden lässt. Diese Perspektive wurde allerdings als eurozentrisch kritisiert. Carpentier wies diese Kritik zurück, da seiner Meinung nach das „wunderbar Wirkliche“ sich nicht aus den Eigenschaften und Merkmalen der betrachteten Objekte an sich ergibt, sondern aus der Beziehung zwischen Objekt und Subjekt: Das Subjekt muss das Wunderbare, Besondere, Unerwartete bemerken und seine Protagonisten immer wieder in entsprechende Situationen versetzen. Dies sei nur durch den Blick von außen auf diese Kulturen mit ihren Mythen und ihrem Geisterleben möglich.[3]
Themen seiner Werke ranken sich um kulturelle Mischungen sowie um afro-kubanische Musik und Kultur. Der weiße Mensch erscheint nicht häufig in seinen Werken – aber wenn, dann repräsentiert er vier repressive Institutionen: Gefängnis, Kirche, Sklaverei und Imperialismus. Auch Reisen sind ein wichtiges Thema: In allen seinen Werken sind Reisende die Protagonisten der Handlung. Das wurde auf das reiseintensive Leben Carpentiers zurückgeführt.[4]
1959 kehrte Carpentier nach Kuba zurück, wo er als Professor für Literatur an der Universität Havanna arbeitete. Fidel Castro ernannte ihn zum Staatssekretär und übertrug ihm die Leitung des kubanischen Staatsverlages. Sein Roman El siglo de las luces (1962) handelt vom Einfluss der Französischen Revolution auf die Karibik, kann aber auch als Mahnung vor Fehlentwicklungen der kubanischen Revolution gelesen werden.
Carpentier war Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas.[5]
Ab 1966 lebte Carpentier als Kulturattaché der kubanischen Regierung in Paris. Als solcher starb er dort im Alter von 76 Jahren am 24. April 1980. Beigesetzt wurde er auf dem Cementerio Cristóbal Colón in Havanna.

1977 wurde Alejo Carpentier mit dem Cervantespreis ausgezeichnet.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ¡Ecué-Yamba-O!. 1933, Roman; Rafael Rodríguez Beltrán, coordinator, primera edición, Córdoba, República Argentina : Alción Editora, 2018, ISBN 978-987-646-782-7, ISBN 978-2-910050-59-7
- El reino de este mundo. 1949, Roman (deutsch: Das Reich von dieser Welt. 1964)
- La música en Cuba. 1946, musikwissenschaftliches Sachbuch
- Los pasos perdidos. 1953, Roman (deutsch: Die verlorenen Spuren. 1982, ISBN 3-518-39744-3)
- El acoso. 1956, Roman (deutsch: Finale auf Kuba. 1960; Hetzjagd. 1989)
- El siglo de las luces. 1962, Roman (deutsch: Explosion in der Kathedrale. 1964)
- El recurso del método. 1974, Roman (deutsch: Staatsraison. 1976; Die Methode der Macht. 1989)
- Concierto barroco. 1974, Novelle (deutsch: Barockkonzert. 1976)
- América Latina en la confluencia de coordenadas históricas y su repercusión en la música. In: Isabel Aretz (Hrsg.): América Latina en su música. Mexiko-Stadt/Paris 1977, S. 20–34 (spanisch, clariperu.org [abgerufen am 26. September 2024]).
- La consagración de la primavera. 1978, Roman (deutsch: Le Sacre du Printemps, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-39123-2)
- El arpa y la sombra. 1979, Roman (deutsch: Die Harfe und der Schatten. 1979)
- El amor a la ciudad. Erzählung (deutsch: Mein Havana; Amman Verlag; 2000, ISBN 3-250-30001-2)
Verfilmungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1977: Es lebe der Präsident (El recurso del método)
- 1989: Barroco
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monographien
- Claudius Armbruster: Das Werk Alejo Carpentiers, Chronik der „Wunderbaren Wirklichkeit“. Vervuert, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-921600-13-8.
- Hermann Herlinghaus: Alejo Carpentier. Persönliche Geschichte eines literarischen Moderneprojekts. München, text+kritik, 1991.
- Timothy J. Cox: Postmodern tales of slavery in the Americas. From Alejo Carpentier to Charles Johnson. Garland, New York 2001, ISBN 0-8153-3853-8.
- Hans-Otto Dill: Lateinamerikanische Wunder und kreolische Sensibilität. Der Erzähler und Essayist Alejo Carpentier. Kovač, Hamburg 1993, ISBN 3-86064-108-5.
- Rita de Maeseneer, Patrick Collard (Hrsg.): En el centenario de Alejo Carpentier 1904–1980. (Foro Hispánico; Bd. 25). Rodopi, Amsterdam 2004, ISBN 90-420-1731-7 (in Spanisch und Französisch).[6]
- Werner Müller: Lateinamerikanischer Zauber – Europäische Sachlichkeit? Eine kritische Auseinandersetzung mit der Kurzprosa von Robert Musil, Franz Kafka, Heimito von Doderer, Jorge Luis Borges Alejo Carpentier und Gabriel García Márquez. Rombach, Freiburg/B. 2011, ISBN 978-3-7930-5059-9.
- Thomas Sträter: Feste und Proteste. Literatur und Musik in der lateinamerikanischen Moderne bei Jorge Luis Borges, Mário de Andrade, Alejo Carpentier und José María Arguedas Edition Tranvia, Berlin 2010, ISBN 978-3-938944-41-7.
- Aufsätze
- Hortensia Campanella: Dossier Alejo Carpentier. In: Cuadernos hispanoamericanos. Bd. 649/650 (2004), ISSN 0011-250X, S. 8–88.
- Markus Ebenhoch: Alejo Carpentier. In: Christopher F. Laferl (Hrsg.): Amerika und die Norm. Literatursprache als Modell? Niemeyer, Tübingen 2007, ISBN 978-3-484-50726-5.
- Liliana Gómez: Havana. Alejo Carpentier or „fieldwork“ in the urban. In: Dies. (Hrsg.): The sacred in the city. Continuum, London 2012, ISBN 978-1-4411-7295-2, S. 227–243.
- Marike Janzen: Messenger writers. Anna Seghers and Alejo Carpentier in the Cold war. In: Comparative Literature. Bd. 62 (2010), Heft 3, ISSN 0010-4124, S. 283–301.
- Gerhard Poppenberg: Zurücknehmen. Lo fáustico en el „Doktor Faustus“ de Thomas Mann y la revocación de lo fáustico en „Los pasos perdidos“ de Alejo Carpentier. In: 200° aniversario del „Fausto I.“ de J. W. von Goethe. AAG, Buenos Aires 2009, ISBN 978-987-22406-5-3.
- Caroline Rae: In Havana and Paris: The Musical Activities of Alejo Carpentier. In: Music & Letters. Band 89, Nr. 3, 2008, S. 373–395, JSTOR:30162998.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Alejo Carpentier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Alejo Carpentier in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur von und über Alejo Carpentier im Katalog des Ibero-Amerikanischen Instituts Preußischer Kulturbesitz, Berlin
- Literatur von und über Alejo Carpentier im Katalog der Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Alejo Carpentier bei Perlentaucher
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Im Klappentext einiger seiner Bücher ist Havanna als Geburtsort angegeben, aber die nach seinem Tod in der Schweiz gefundene Geburtsurkunde beweist, dass er in Lausanne geboren wurde.
- ↑ Klappentext: Biografie im Buch Le Sacre du printemps, Suhrkamp, S. 3
- ↑ Dill 1993.
- ↑ Óscar Velayos Zurdo: El diálogo con la historia de Alejo Carpentier. Barcelona 1985, S. 27.
- ↑ Roberto González Echevarria: Carpentier, el extranjero (1904–1980). In: Letras Libres. 31. August 2004, abgerufen am 29. Januar 2024 (spanisch).
- ↑ Sowohl im deutschen Online-Handel als auch auf den Verlagsseiten (kapitelweise als .pdf) lesbar.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Carpentier, Alejo |
ALTERNATIVNAMEN | Carpentier Valmont, Alejo (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | kubanisch-französischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1904 |
GEBURTSORT | Havanna, Kuba |
STERBEDATUM | 24. April 1980 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |