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„Johann Friedrich Agricola“ – Versionsunterschied

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'''Johann Friedrich Agricola''' (* [[4. Januar]] [[1720]] in [[Dobitschen]] bei [[Altenburg]]; † [[12. November]] ([[2. Dezember]]) [[1774]] in [[Berlin]]) war ein deutscher [[Musiker]], [[Komponist]] und Musikschriftsteller.
'''Johann Friedrich Agricola''' (* [[4. Januar]] [[1720]] in [[Dobitschen]]; † [[2. Dezember]] [[1774]] in [[Berlin]]) war ein deutscher [[Musiker]], [[Komponist]] und Musik[[schriftsteller]].


== Biographie ==
== Biographie ==
Sein Vater, Johann Christoph Agricola, war „[[Fürstentum Altenburg|Fürstlich Altenburgischer]] und Freiherrlicher [[Bachofen von Echt|Bachofenischer]] Kammeragent und Gerichtsdirektor“ in Dobitschen, und selbst ein begabter Klavier- und Orgelspieler. Die Mutter, Maria Magdalena, geborene Manken war eine nahe Verwandte von [[Georg Friedrich Händel]].<ref name="Burney">[[Charles Burney]]: ''Tagebuch einer musikalischen Reise.'' Hamburg 1773. Nachdruck: Kassel 2003, S. 55–80; {{Zeno-Werk|Musik/M/Burney,+Charles/Tagebuch+einer+musikalischen+Reise/Tagebuch+einer+Musikalischen+Reise+durch+B%C3%B6hmen,+Sachsen,+Brandenburg,+Hamburg+und+Holland/Berlin|online}}</ref> Den Grundstein seiner musikalischen Bildung legte zwischen 1725 und 1738 der Dobitschener Schulmeister Johann Paul Martini.


Im Jahre 1738 nahm Johann Friedrich 18-jährig ein Jurastudium an der [[Universität Leipzig]] auf. Zudem nahm er bis 1741 Klavier-, Orgel- und Kompositionsunterricht bei [[Johann Sebastian Bach]],<ref name="Burney" /> unter dessen Leitung er [[Cembalo]] bei Kirchenmusiken und im „Collegio musico“ spielte.<ref>[[Georg Schünemann]]: ''Die Bachpflege in der [[Sing-Akademie zu Berlin|Berliner Singakademie]]''. In: ''[[Bach-Jahrbuch]]'', 25. Jahrgang 1928, S. 138–171, hier S. 138; [[DOI:10.13141/bjb.v19282483]].</ref> Nach Beendigung seiner Ausbildung in [[Leipzig]] ging Johann Friedrich Agricola nach Berlin, wo er Kontakt zu [[Johann Joachim Quantz]], dem Hofkomponisten [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs II.]], und [[Carl Philipp Emanuel Bach]], dem Kammercembalisten des Königs, fand.
Agricola studierte in [[Leipzig]] anfangs die [[Recht]]e, machte dann [[1738]] bis [[1741]] unter [[Johann Sebastian Bach]] gründliche musikalische Studien, die er in [[Berlin]] bei [[Johann Joachim Quantz]] fortsetzte, wurde [[1750]] infolge des von ihm komponierten [[Intermezzo]] ''"Il filosofo convinto in amore"'' zum Hofkomponisten am Potsdamer Theater, [[1759]] nach [[Carl Heinrich Graun]]s Tod zum Direktor der Kapelle [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs II.]] ernannt und starb am 12. November 1774.


Nach einer vergeblichen Bewerbung um die Nachfolge [[Gottfried Heinrich Stölzel]]s in [[Gotha]] zu Beginn des Jahres 1750 wurde Agricola im Mai 1751 zum Kammermusiker und Hofkomponisten Friedrichs II. ernannt. Hier komponierte er u.&nbsp;a. das [[Intermezzo (Oper)|Intermezzo]] ''Il filosofo convinto in amore''. In seiner Position war er nicht nur für die Komposition neuer Stücke und die Veranstaltung von Privatkonzerten zuständig, sondern betätigte sich auch als Dirigent, Sänger, Gutachter, Übersetzer, Rezensent, Musikschriftsteller und Musiklehrer.
Seine Gattin Emilia, geborene Molteni (geb. [[1722]] zu [[Modena]], gest. [[1780]] in [[Berlin]]), war eine der beliebtesten [[Gesang|Sängerinnen]] an der damals vortrefflichen Italienischen Oper zu Berlin.

Die Hochzeit mit der italienischen Sängerin [[Benedetta Emilia Agricola|Emilia Molteni]] (* 1722 in Modena; † 1780 in Berlin) von der Italienischen Oper zu Berlin fand ebenfalls im Jahre 1751 statt.


== Werk ==
== Werk ==
Die Kompositionen Johann Friedrich Agricolas (hauptsächlich Vokalwerke wie Oratorien, Kantaten, Lieder und Opern) zeigen deutlich den Einfluss [[Johann Adolph Hasse]]s und [[Carl Heinrich Graun]]s. Als Komponist von Liedern ist Agricola ein typischer Vertreter der [[Erste Berliner Liederschule|Ersten Berliner Liederschule]] mit ihrer Bevorzugung [[anakreon]]tischer Dichtung.


1754 war Agricola Coautor des ersten [[Bachs Nekrolog|Nekrologs]] auf [[Johann Sebastian Bach]].<ref>{{Internetquelle |url=https://jsbach.de/bachs-welt/dokumente/1754-leipzig-nekrolog-auf-johann-sebastian-bach-und-trauerkantate |titel=1754 (Leipzig): Nekrolog auf Johann Sebastian Bach und Trauerkantate |abruf=2025-05-07 |autor=[[Carl Philipp Emanuel Bach]], Johann Friedrich Agricola, [[Lorenz Christoph Mizler]] und [[Georg Venzky]] |werk=jsbach.de |hrsg=Bach-Archiv Leipzig |sprache=de}}</ref>
Mehr denn als Komponist hat sich Agricola als [[Orgel]]spieler und [[Musiktheorie|Musiktheoretiker]] einen Namen gemacht. Sein Hauptwerk ist die Bearbeitung von Tosis ''"Osservazioni sopra il canto fermo"'' (''"Anleitung zur Singekunst"'', Berlin [[1757]]).


Mehr denn als Komponist oder als Sänger – bei Kirchenkonzerten sang er gelegentlich neben seiner Frau die Bass-Solopartien – hat sich Agricola als [[Orgel|Organist]] und [[Musiktheorie|Musiktheoretiker]] einen Namen gemacht; als letzterer schrieb er gelegentlich unter dem Pseudonym „Olibrio“. Sein Hauptwerk ist die Bearbeitung von [[Pier Francesco Tosi]]s ''Opinioni de’ cantori antichi, e moderni o sieno osservazioni sopra il canto figurato'' („Anleitung zur Singkunst“, Berlin 1757),<ref>[https://www.baerenreiter.com/shop/produkt/details/BVK1563/ ''Agricola, Johann Friedrich Anleitung zur Singkunst''], Verlagsinformationen bei [https://www.baerenreiter.com/ Bärenreiter]</ref> die er mit eigenen Erläuterungen und Kommentar ergänzte.
Musik für die Bühne:
*''Il filosofo convinto in amore'', Divertissement. Uraufführung: Herbst 1750 Potsdam
*''La ricamatrice divenuta dama'', Intermezzo (1. November 1751 Potsdam)
*''Il re pastore'', Oper 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio. Uraufführung: 9. Oktober 1752 Berlin, verschollen
*''La citadella ingannata'', Oper. Uraufführung: 1752 Antwerpen
*''Cleofide'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio ''Alessandro nelle Indie''. Uraufführung: Karneval 1754 Berlin
*''La nobilità delusa'', Dramma giocoso 3 Akte. Uraufführung: 1754 Charlottenburg
*''Il tempio d'amore'', Festa teatrale. Libretto: Giovanni Pietro Tagliazucchi, nach Friedrich II. Uraufführung: 30. September 1755 Charlottenburg, zur Vermählung von Prinz Ferdinand von Preußen mit Prinzessin Anna Elisabeth von Schwedt
*''Psyche'', Oper 3 Akte. Uraufführung: 1756 Berlin
*''Die Sendung des Heiligen Geistes'', Oratorium. Komponiert 1757
*''Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem'', Oratorium. Zusammen mit: Johann Joachim Quantz.. Libretto: Karl Wilhelm Ramler. Uraufführung: 25. Dezember 1757 Berlin
*''Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu'', Oratorium. Libretto: Karl Wilhelm Ramler. 25. Dezember 1757 Berlin
*''L'ippocondriaco overo L'uomo fantastico'', Intermezzo 3 Teile. Uraufführung: 1763 Charlottenburg
*''Achille in Sciro'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio. Uraufführung: 16. September 1765 Berlin, zur Vermählung des "Prinzen von Preußen" [nachmals König Friedrich Wilhelm II., 1786-1797] mit Prinzessin Elisabeth von Braunschweig
*''Semiramis'', Schauspiel 3 Akte von Voltaire. Uraufführung: 11. Juni 1767 Hamburg, verschollen
*''Amor e Psiche'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 5. Oktober 1767 Berlin, zur Vermählung der Prinzessin Wilhelmine von Preußen mit dem Erbstatthalter von Holland, verschollen
*''Oreste e Pilade'' Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 24. März 1772 Berlin. Neufassung: ''I Greci in Tauri'': März 1772 Potsdam


1767 erschien eine von Agricola verfasste umfangreiche Biographie [[Johann Georg Pisendel]]s. Johann Carl Friedrich Rellstab, einer seiner Schüler, würdigte ihn in seiner Schrift ''Über die Bemerkungen eines Reisenden die Berlinischen Kirchenmusiken, Conzerte, Oper, und Kammermusik betreffend'' als einen „… fleißigen, arbeitsamen, kritischen, aber nicht talentvollen Mann“.<ref>Im Verlag des Verfassers, Berlin 1779. zitiert nach Ledebur, S. 2</ref>
== Quelle ==


=== Bühnenwerke ===
* [http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/werk/meyers/band/1/seite/0203/meyers_b1_s0203.html Meyers Konversations-Lexikon von 1888] Band 1 Seite 203.
* ''Il filosofo convinto in amore'', Divertissement in drei Akten. Uraufführung: Herbst 1750 Potsdam {{RISM|200017574}}
* ''La ricamatrice divenuta dama'', Intermezzo (1. November 1751 Potsdam)
* ''Il re pastore'', Oper 3 Akte. Libretto: Leopoldo de Villati. Uraufführung: 9. Oktober 1752 Berlin, verschollen<ref>[https://exhibits.stanford.edu/operadata/catalog/183-26104 ''Il re pastore'' (Johann Friedrich Agricola)] bei ''Opening Night! Opera & Oratorio Premieres'', Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.</ref>
* ''La citadella ingannata'', Oper. Uraufführung: 1752 Antwerpen
* ''[[Cleofide (Agricola)|Cleofide]]'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio ''[[Alessandro nell’Indie (Metastasio)|Alessandro nell’Indie]]''. Uraufführung: Karneval 1754 Berlin
* ''La nobilità delusa'', Dramma giocoso 3 Akte. Uraufführung: 1754 Charlottenburg
* ''Il tempio d’amore'', Festa teatrale. Libretto: Giovanni Pietro Tagliazucchi, nach Friedrich II. Uraufführung: 30. September 1755 Charlottenburg, zur Vermählung von Prinz [[August Ferdinand von Preußen|Ferdinand von Preußen]] mit Prinzessin [[Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt|Anna Elisabeth von Schwedt]]
* ''Psyche'', Oper 3 Akte. Uraufführung: 1756 Berlin
* ''Die Sendung des Heiligen Geistes durch den aufgefahrnen Erlöser'', Oratorium (Pfingstkantate). Komponiert 1757. Am 29. Mai 1857 in der Berliner [[Petrikirche (Berlin-Mitte)|Petrikirche]] aufgeführt
* ''Kantate auf den Sieg von Zorndorf'', aufgeführt am 3. September 1757 in der Berliner Petrikirche
* ''Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem'', Oratorium für 4 Singstimmen, Chor und Solo, mit Orchester und Orgel. Zusammen mit: [[Johann Joachim Quantz]]. Libretto: [[Karl Wilhelm Ramler]]. Uraufführung: 25. Dezember 1757 Berlin
* ''Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu'', Oratorium. Libretto: Karl Wilhelm Ramler. 25. Dezember 1757 Berlin
* ''Der 21. Psalm: „Der König jauchzt“'', Partitur, Berlin, Winter 1758
* ''Trauerkantate auf den Tod der Königin-Mutter Sophie Dorothea Friedrichs II.'', aufgeführt am 27. August 1757 in der Berliner Petrikirche
* ''L'ippocondriaco overo L’uomo fantastico'', Intermezzo 3 Teile. Uraufführung: 1763 Charlottenburg
* ''[[Achille in Sciro (Agricola)|Achille in Sciro]]'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio. Uraufführung: 16. September 1765 Berlin, zur Vermählung des „Prinzen von Preußen“ [nachmals König [[Friedrich Wilhelm II. (Preußen)|Friedrich Wilhelm{{nnbsp}}II.]], 1786–1797] mit Prinzessin [[Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel|Elisabeth von Braunschweig]]; neuzeitliche Erstaufführung 2024 am [[Theater Altenburg Gera]]
* ''Semiramis'', Schauspiel 3 Akte von Voltaire. Uraufführung: 11. Juni 1767 Hamburg, verschollen
* ''Amor e Psiche'', Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 5. Oktober 1767 Berlin, zur Vermählung der Prinzessin [[Wilhelmine von Preußen (1751–1820)|Wilhelmine von Preußen]] mit dem [[Wilhelm V. (Oranien)|Erbstatthalter von Holland]], verschollen
* ''Oreste e Pilade'' Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 24. März 1772 Berlin. Neufassung: ''I Greci in Tauri'': März 1772 Potsdam

=== Kirchenmusik ===

* ''Gelobet sei Gott und der Vater,'' Kantate für zwei Hörner, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola, Sopran, Alt, Tenor und Bass, Violone und Basso continuo {{RISM|806042560}}
* ''Nie zagt ein Christ,'' Kantate zum Sonntag [[Oculi (Fastensonntag)|Oculi]] für drei Singstimmen (Alt, Tenor, Bass), Chor, zwei Violinen, Viola, zwei Oboen, zwei Hörner, Posaune und Basso continuo {{RISM|100921}}
* ''Singet fröhlich Gotte der unsre Stärke ist,'' Pfingstkantate für drei Clarini, Pauken, zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Violinen! Viola, vier Singstimmen und Orgel {{RISM|702001710}}

== Literatur ==
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070630034312fw_/http://www.bautz.de/bbkl/a/agricola_j_f.shtml |autor=Friedrich Wilhelm Bautz |artikel=Agricola, Johann Friedrich|band=1|spalten=59-60}}
* Bärbel Berkholz: ''Johann Friedrich Agricola, Königlich Preußischer Hofcompositeur.'' (= ''Forschungsergebnisse des Geschichtsver. Wasserschloß Dobitschen.'' 1). Dobitschen 1995; {{OCLC|246006855}}.
* Bärbel Berkholz: ''Johann Friedrich Agricola : Königlich Preußischer Hofkomponist in Berlin.'' In: ''Altenburger Geschichts- und Hauskalender : für den Kreis Altenburger Land.'' N.F. Bd. 25, 2016, S. 190–196.
* Bärbel Berkholz: ''Johann Friedrich Agricola als Komponist von Kirchenkantaten.'' In: ''Altenburger Geschichts- und Hauskalender : für den Kreis Altenburger Land.'' N.F. 26, 2017, S. 186–193.
* Bärbel Berkholz: ''Johann Friedrich Agricola – Orgelspieler, Orgelkomponist und Orgelkenner : Ergänzungen zu "Musica mechanica organoedi".'' In: ''Altenburger Geschichts- und Hauskalender : für den Kreis Altenburger Land.'' Bd. 31, 2022, S. 164–169.
* {{ADB|1|149|150|Agricola, Johann Friedrich|Arrey von Dommer|ADB:Agricola, Johann Friedrich}}
* {{NDB|1|101|102|Agricola, Johann Friedrich|[[Rudolf Elvers]]|118917382}}
* {{Literatur
| Autor = [[Carl von Ledebur (Schriftsteller)|Carl von Ledebur]]
| Titel = Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart
| Verlag = Ludwig Rauh
| Ort = Berlin
| Jahr = 1861
| Online = {{Google Buch|BuchID = WZnkAAAAMAAJ|Seite=2|Linktext = Digitalisat}}
| URN = nbn:de:bvb:12-bsb10931847-2
| Seiten = 2&nbsp;f.
}}
* {{Meyers Online|1|203|kapiteltext=Agricola, 5) Johann Friedrich}}
* {{Riemann Musiklexikon |Lemma=Agricola, Johann Friedrich |Band=1 |Auflage=12 |Seite=12}}
* {{Riemann Musiklexikon |Lemma=Agricola, Johann Friedrich |Band=4 |Auflage=12 |Seite=8}}
* {{MGG2 |Verfasser=[[Hans-Joachim Schulze (Musikwissenschaftler)|Hans-Joachim Schulze]] |Lemma=Agricola, Johann Friedrich |Band=P1 |SpalteVon= |SpalteBis= |ID=mgg00141}}
* {{Literatur |Autor=Klaus Stübler, Christine Wolf |Titel=Harenberg Komponistenlexikon |Verlag=MAYERS Lexikonverlag |Ort=Mannheim |Datum=2004 |ISBN=3-411-76117-2 |Seiten=737}}
* Hermann Wucherpfennig: ''Johann Friedrich Agricola; Sein Leben u. seine Werke.'' Berlin, Phil. Diss. v. 11. März 1922 [Maschinenschrift]. Auszug in: ''Jahrbuch der Dissertationen der Philosophischen Fakultät Berlin.'' 1921–22. I. S. 298–302; {{Google Buch |BuchID=yAhLAQAAMAAJ |Seite=298 |Hervorhebung=Agricola}}.
* Wilhelm Poeschel: ''Rudolph Dietrich Buchholtz und der Beginn der großen Kirchenmusikaufführungen in Berlin. Jahrbuch Des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, (2020-2021),'' 113–172. (https://doi.org/10.71046/simjb.2020-2021.10)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|118917382}}
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* {{DNB-Portal|118917382|TEXT=Werke von und über}}
* {{IMSLP|id=Agricola, Johann Friedrich}}
* {{Operone|agricolajf}}
* {{Corago|k|Agricola Johann Friedrich}}
* {{Säbi|Christin Seidenberg|118917382|Johann Friedrich Agricola}}


== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Deutscher Komponist|Agricola, Johann Friedrich]]
[[Kategorie:Musiktheoretiker|Agricola, Johann Friedrich]]
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[[Kategorie:Komponist (Deutschland)]]
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}}

[[en:Johann Friedrich Agricola]]
[[ro:Johann Friedrich Agricola]]

Aktuelle Version vom 9. Mai 2025, 09:16 Uhr

Johann Friedrich Agricola (* 4. Januar 1720 in Dobitschen; † 2. Dezember 1774 in Berlin) war ein deutscher Musiker, Komponist und Musikschriftsteller.

Sein Vater, Johann Christoph Agricola, war „Fürstlich Altenburgischer und Freiherrlicher Bachofenischer Kammeragent und Gerichtsdirektor“ in Dobitschen, und selbst ein begabter Klavier- und Orgelspieler. Die Mutter, Maria Magdalena, geborene Manken war eine nahe Verwandte von Georg Friedrich Händel.[1] Den Grundstein seiner musikalischen Bildung legte zwischen 1725 und 1738 der Dobitschener Schulmeister Johann Paul Martini.

Im Jahre 1738 nahm Johann Friedrich 18-jährig ein Jurastudium an der Universität Leipzig auf. Zudem nahm er bis 1741 Klavier-, Orgel- und Kompositionsunterricht bei Johann Sebastian Bach,[1] unter dessen Leitung er Cembalo bei Kirchenmusiken und im „Collegio musico“ spielte.[2] Nach Beendigung seiner Ausbildung in Leipzig ging Johann Friedrich Agricola nach Berlin, wo er Kontakt zu Johann Joachim Quantz, dem Hofkomponisten Friedrichs II., und Carl Philipp Emanuel Bach, dem Kammercembalisten des Königs, fand.

Nach einer vergeblichen Bewerbung um die Nachfolge Gottfried Heinrich Stölzels in Gotha zu Beginn des Jahres 1750 wurde Agricola im Mai 1751 zum Kammermusiker und Hofkomponisten Friedrichs II. ernannt. Hier komponierte er u. a. das Intermezzo Il filosofo convinto in amore. In seiner Position war er nicht nur für die Komposition neuer Stücke und die Veranstaltung von Privatkonzerten zuständig, sondern betätigte sich auch als Dirigent, Sänger, Gutachter, Übersetzer, Rezensent, Musikschriftsteller und Musiklehrer.

Die Hochzeit mit der italienischen Sängerin Emilia Molteni (* 1722 in Modena; † 1780 in Berlin) von der Italienischen Oper zu Berlin fand ebenfalls im Jahre 1751 statt.

Die Kompositionen Johann Friedrich Agricolas (hauptsächlich Vokalwerke wie Oratorien, Kantaten, Lieder und Opern) zeigen deutlich den Einfluss Johann Adolph Hasses und Carl Heinrich Grauns. Als Komponist von Liedern ist Agricola ein typischer Vertreter der Ersten Berliner Liederschule mit ihrer Bevorzugung anakreontischer Dichtung.

1754 war Agricola Coautor des ersten Nekrologs auf Johann Sebastian Bach.[3]

Mehr denn als Komponist oder als Sänger – bei Kirchenkonzerten sang er gelegentlich neben seiner Frau die Bass-Solopartien – hat sich Agricola als Organist und Musiktheoretiker einen Namen gemacht; als letzterer schrieb er gelegentlich unter dem Pseudonym „Olibrio“. Sein Hauptwerk ist die Bearbeitung von Pier Francesco Tosis Opinioni de’ cantori antichi, e moderni o sieno osservazioni sopra il canto figurato („Anleitung zur Singkunst“, Berlin 1757),[4] die er mit eigenen Erläuterungen und Kommentar ergänzte.

1767 erschien eine von Agricola verfasste umfangreiche Biographie Johann Georg Pisendels. Johann Carl Friedrich Rellstab, einer seiner Schüler, würdigte ihn in seiner Schrift Über die Bemerkungen eines Reisenden die Berlinischen Kirchenmusiken, Conzerte, Oper, und Kammermusik betreffend als einen „… fleißigen, arbeitsamen, kritischen, aber nicht talentvollen Mann“.[5]

  • Il filosofo convinto in amore, Divertissement in drei Akten. Uraufführung: Herbst 1750 Potsdam RISM ID: 200017574
  • La ricamatrice divenuta dama, Intermezzo (1. November 1751 Potsdam)
  • Il re pastore, Oper 3 Akte. Libretto: Leopoldo de Villati. Uraufführung: 9. Oktober 1752 Berlin, verschollen[6]
  • La citadella ingannata, Oper. Uraufführung: 1752 Antwerpen
  • Cleofide, Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio Alessandro nell’Indie. Uraufführung: Karneval 1754 Berlin
  • La nobilità delusa, Dramma giocoso 3 Akte. Uraufführung: 1754 Charlottenburg
  • Il tempio d’amore, Festa teatrale. Libretto: Giovanni Pietro Tagliazucchi, nach Friedrich II. Uraufführung: 30. September 1755 Charlottenburg, zur Vermählung von Prinz Ferdinand von Preußen mit Prinzessin Anna Elisabeth von Schwedt
  • Psyche, Oper 3 Akte. Uraufführung: 1756 Berlin
  • Die Sendung des Heiligen Geistes durch den aufgefahrnen Erlöser, Oratorium (Pfingstkantate). Komponiert 1757. Am 29. Mai 1857 in der Berliner Petrikirche aufgeführt
  • Kantate auf den Sieg von Zorndorf, aufgeführt am 3. September 1757 in der Berliner Petrikirche
  • Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem, Oratorium für 4 Singstimmen, Chor und Solo, mit Orchester und Orgel. Zusammen mit: Johann Joachim Quantz. Libretto: Karl Wilhelm Ramler. Uraufführung: 25. Dezember 1757 Berlin
  • Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu, Oratorium. Libretto: Karl Wilhelm Ramler. 25. Dezember 1757 Berlin
  • Der 21. Psalm: „Der König jauchzt“, Partitur, Berlin, Winter 1758
  • Trauerkantate auf den Tod der Königin-Mutter Sophie Dorothea Friedrichs II., aufgeführt am 27. August 1757 in der Berliner Petrikirche
  • L'ippocondriaco overo L’uomo fantastico, Intermezzo 3 Teile. Uraufführung: 1763 Charlottenburg
  • Achille in Sciro, Opera seria 3 Akte. Libretto: Pietro Metastasio. Uraufführung: 16. September 1765 Berlin, zur Vermählung des „Prinzen von Preußen“ [nachmals König Friedrich Wilhelm II., 1786–1797] mit Prinzessin Elisabeth von Braunschweig; neuzeitliche Erstaufführung 2024 am Theater Altenburg Gera
  • Semiramis, Schauspiel 3 Akte von Voltaire. Uraufführung: 11. Juni 1767 Hamburg, verschollen
  • Amor e Psiche, Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 5. Oktober 1767 Berlin, zur Vermählung der Prinzessin Wilhelmine von Preußen mit dem Erbstatthalter von Holland, verschollen
  • Oreste e Pilade Opera seria 3 Akte. Libretto: Antonio Landi. Uraufführung: 24. März 1772 Berlin. Neufassung: I Greci in Tauri: März 1772 Potsdam
  • Gelobet sei Gott und der Vater, Kantate für zwei Hörner, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola, Sopran, Alt, Tenor und Bass, Violone und Basso continuo RISM ID: 806042560
  • Nie zagt ein Christ, Kantate zum Sonntag Oculi für drei Singstimmen (Alt, Tenor, Bass), Chor, zwei Violinen, Viola, zwei Oboen, zwei Hörner, Posaune und Basso continuo RISM ID: 100921
  • Singet fröhlich Gotte der unsre Stärke ist, Pfingstkantate für drei Clarini, Pauken, zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Violinen! Viola, vier Singstimmen und Orgel RISM ID: 702001710
Commons: Johann Friedrich Agricola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise. Hamburg 1773. Nachdruck: Kassel 2003, S. 55–80; online bei Zeno.org.
  2. Georg Schünemann: Die Bachpflege in der Berliner Singakademie. In: Bach-Jahrbuch, 25. Jahrgang 1928, S. 138–171, hier S. 138; DOI:10.13141/bjb.v19282483.
  3. Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Friedrich Agricola, Lorenz Christoph Mizler und Georg Venzky: 1754 (Leipzig): Nekrolog auf Johann Sebastian Bach und Trauerkantate. In: jsbach.de. Bach-Archiv Leipzig, abgerufen am 7. Mai 2025.
  4. Agricola, Johann Friedrich Anleitung zur Singkunst, Verlagsinformationen bei Bärenreiter
  5. Im Verlag des Verfassers, Berlin 1779. zitiert nach Ledebur, S. 2
  6. Il re pastore (Johann Friedrich Agricola) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.