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„Thomasmehl“ – Versionsunterschied

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'''Thomasmehl''' ist ein [[phosphat]]reiches [[Düngemittel]], das sich der britische [[Metallurg]] [[Sidney Thomas]] ([[1850]]-[[1885]]) als Nebenprodukt der Eisen- und [[Stahl]]erzeugung hat patentieren lassen.
'''Thomasmehl''' (Thomasphosphat) ist ein [[phosphat]]reiches [[Düngemittel]], das als [[Nebenprodukt]] der Eisen- und [[Stahl]]erzeugung hergestellt wird.


== Herstellung ==
Beim ''[[Thomas-Verfahren]]'', einem heute nur noch selten angewandten Verfahren zur Eisen- und Stahlerzeugung aus phosphorreichen [[Eisenerz]]en, wird der zu Phosphorpentoxid (P<sub>2</sub>O<sub>5</sub>) oxidierte [[Phosphor]] mit als Zuschlag beigefügtem [[Kalkstein]] verschlackt ("Thomasschlacke") und kommt fein gemahlen unter der Bezeichnung "Thomasmehl" als Phosphatdünger in den Handel.
Zusammen mit seinem Vetter, dem [[Chemiker]] [[Percy Carlyle Gilchrist]], erfand [[Sidney Gilchrist Thomas]] 1876/77 ein Verfahren zur Erzeugung von [[Eisen]] und [[Stahl]] aus [[phosphor]]reichem [[Eisenerz]], das nach ihm benannte ''[[Thomas-Verfahren]]''. Die industrielle Stahlproduktion nach diesem Verfahren wurde in England im Mai 1879 eingeführt, im September 1879 bereits in Deutschland.


Bei diesem heute nur noch selten angewandten Verfahren zur Eisen- und Stahlerzeugung wird der zu Phosphorpentoxid (P<sub>2</sub>O<sub>5</sub>) oxidierte [[Phosphor]] mit als Zuschlag beigefügtem [[Kalkstein]] verschlackt („Thomasschlacke“) und kommt fein gemahlen unter der Bezeichnung ''Thomasmehl'' oder ''Thomasphosphat'' als [[Phosphatdünger]] in den Handel.
Phosphor ist ein [[Hauptnährelement]] in der [[Pflanzenernährung]]. Thomasphosphat hat eine weniger schnelle Anfangswirkung als [[Superphosphat]], ist jedoch gut mobilisierbar. Die beste Düngewirkung entfaltet sich bei einem leicht sauren [[Boden-pH]].


Nicht nachgewiesen ist, ob sich ''Sidney Thomas'' auch die Verwendung des Thomasmehls als [[Düngemittel]] patentieren ließ. In Deutschland begann [[Gerhard Hoyermann]] zum Ende der 1870er Jahre mit Versuchen, die bei der Ilseder Hütte anfallende, phosphorhaltige [[Hochofenschlacke]] aufzuschließen, um daraus einen Phosphatdünger zu gewinnen. Als das Peiner Walzwerk 1882 das Thomasverfahren einführte, übernahm Hoyermann gemeinsam mit dem Werk Vermahlung und Absatz der gesamten anfallenden Thomasschlacke. Seit 1884 erzeugte er in seiner Fabrik Thomasmehl in großen Mengen, die er leicht absetzen konnte, weil die Nachfrage nach diesem Phosphatdünger ständig zunahm und er bis zu diesem Zeitpunkt der einzige Fabrikant war, der Thomasmehl in Deutschland auf den Markt brachte.<ref>https://www.deutsche-biographie.de/gnd137637489.html#ndbcontent</ref>
==Aufbau und Gehalt==
Thomasmehl ist ein Ca-Silico-Phosphat mit der Näherungsformel Ca<sub>3</sub>(PO<sub>4</sub>)<sub>2</sub> * (Ca<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) mit 15% P<sub>2</sub>O<sub>5</sub> und 5% CaO, sowie Beimengungen von Fe, Mn, Mg


== Aufbau und Gehalt ==
Thomasmehl ist ein Ca-Silico-Phosphat mit der Näherungsformel Ca<sub>3</sub>(PO<sub>4</sub>)<sub>2</sub> · (Ca<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) mit 15 % P<sub>2</sub>O<sub>5</sub> und 45 % CaO, sowie Beimengungen von [[Eisen]], [[Mangan]], [[Magnesium]] und [[Chrom]].<ref>{{Literatur |Titel=Herstellung von Schmelzphosphat-Dünger bei hygienischer Aufbereitung und Vernichtung von Stadtmüll |Sammelwerk=Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen |Hrsg=Kultusministerium |Nummer=858 |Autor=W. Triebel und R. Nowack |Verlag=Westdeutscher Verlag |Ort=Köln und Opladen |Datum=1960 |Online={{Google Buch |BuchID=E3adBwAAQBAJ |Seite=20}}}}<!--Voller Link (mit Suchbegriffen): https://books.google.de/books?id=E3adBwAAQBAJ&pg=PA20&lpg=PA20&dq=thomasmehl+45+cao&source=bl&ots=lyOgnttkWU&sig=ACfU3U3nzw-lj3q64z8DjsvdeaJFnf8GZA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjp6-3t4czpAhVbIMUKHVqbD1IQ6AEwAnoECAgQAQ#v=onepage&q=thomasmehl%2045%20cao&f=false --></ref>


==Siehe auch==
== Anwendung ==
Phosphor ist ein [[Hauptnährelement]] in der [[Pflanzenernährung]]. Thomasphosphat hat eine weniger schnelle Anfangswirkung als [[Superphosphat]], ist jedoch gut mobilisierbar. Die beste Düngewirkung entfaltet sich bei einem leicht sauren [[Boden-pH]]. Da die Stahlindustrie mittlerweile fast ausschließlich phosphatarme Erze verarbeitet, ist das kostengünstige Thomasmehl praktisch vom Markt verschwunden.<ref>Barbara Dittrich, Ralf Klose: [https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/14898/documents/17816 ''Schwermetalle in Düngemitteln.''] In: ''Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft.'' Nummer 3, 2008 {{ISSN|1861-5988}}</ref> Problematisch ist zudem die Belastung von Thomasmehl mit dem Schwermetall Chrom.
*[[Superphosphat]]
*[[Rhenaniaphosphat]]
*[[Rohphosphat]]
*[[Thomasphosphat-Kali]]
*[[Eutrophierung]]
*[[Nährstoff (Pflanze)]]


==Literatur==
== Siehe auch ==
* [[Superphosphat]]
* Arnold Finck, Kiel 1976: ''Pflanzenernährung in Stichworten'', S.136, ISBN 3-554-80197-6
* [[Rhenaniaphosphat]]
* [[Rohphosphat]]
* [[Thomasphosphat-Kali]]
* [[Eutrophierung]]
* [[Nährstoff (Pflanze)]]


== Literatur ==
[[Kategorie:Dünger]]
* [[Arnold Finck]]: ''Pflanzenernährung in Stichworten''. 3. überarbeitete Auflage. Hirt, Kiel 1976, ISBN 3-554-80197-6, (''Hirts Stichwortbücher''), S. 136.
[[Kategorie:Pflanzenernährung]]
* Jens Weber, Grüne Liga Osterzgebirge: Kalkungskonzeption für Naturschutz-Grünland im Müglitztalgebiet, S. 31/32. [https://osterzgebirge.org/wp-content/uploads/2022/12/Kalkungskonzeption-fuer-Naturschutzstation-15-11-21.pdf]

== Weblinks ==
{{wikisource|Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb gewerblicher Anlagen, in denen Thomasschlacke gemahlen oder Thomasschlackenmehl gelagert wird|Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung und den Betrieb gewerblicher Anlagen, in denen Thomasschlacke gemahlen oder Thomasschlackenmehl gelagert wird. (Deutschland, 1899)}}
* [https://www.industrie.lu/Thomas_Gilchrist.html Produktion und Produkt in historischen Fotos]

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Düngemittel]]

Aktuelle Version vom 11. August 2024, 09:08 Uhr

Thomasmehl (Thomasphosphat) ist ein phosphatreiches Düngemittel, das als Nebenprodukt der Eisen- und Stahlerzeugung hergestellt wird.

Zusammen mit seinem Vetter, dem Chemiker Percy Carlyle Gilchrist, erfand Sidney Gilchrist Thomas 1876/77 ein Verfahren zur Erzeugung von Eisen und Stahl aus phosphorreichem Eisenerz, das nach ihm benannte Thomas-Verfahren. Die industrielle Stahlproduktion nach diesem Verfahren wurde in England im Mai 1879 eingeführt, im September 1879 bereits in Deutschland.

Bei diesem heute nur noch selten angewandten Verfahren zur Eisen- und Stahlerzeugung wird der zu Phosphorpentoxid (P2O5) oxidierte Phosphor mit als Zuschlag beigefügtem Kalkstein verschlackt („Thomasschlacke“) und kommt fein gemahlen unter der Bezeichnung Thomasmehl oder Thomasphosphat als Phosphatdünger in den Handel.

Nicht nachgewiesen ist, ob sich Sidney Thomas auch die Verwendung des Thomasmehls als Düngemittel patentieren ließ. In Deutschland begann Gerhard Hoyermann zum Ende der 1870er Jahre mit Versuchen, die bei der Ilseder Hütte anfallende, phosphorhaltige Hochofenschlacke aufzuschließen, um daraus einen Phosphatdünger zu gewinnen. Als das Peiner Walzwerk 1882 das Thomasverfahren einführte, übernahm Hoyermann gemeinsam mit dem Werk Vermahlung und Absatz der gesamten anfallenden Thomasschlacke. Seit 1884 erzeugte er in seiner Fabrik Thomasmehl in großen Mengen, die er leicht absetzen konnte, weil die Nachfrage nach diesem Phosphatdünger ständig zunahm und er bis zu diesem Zeitpunkt der einzige Fabrikant war, der Thomasmehl in Deutschland auf den Markt brachte.[1]

Aufbau und Gehalt

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Thomasmehl ist ein Ca-Silico-Phosphat mit der Näherungsformel Ca3(PO4)2 · (Ca2SiO4) mit 15 % P2O5 und 45 % CaO, sowie Beimengungen von Eisen, Mangan, Magnesium und Chrom.[2]

Phosphor ist ein Hauptnährelement in der Pflanzenernährung. Thomasphosphat hat eine weniger schnelle Anfangswirkung als Superphosphat, ist jedoch gut mobilisierbar. Die beste Düngewirkung entfaltet sich bei einem leicht sauren Boden-pH. Da die Stahlindustrie mittlerweile fast ausschließlich phosphatarme Erze verarbeitet, ist das kostengünstige Thomasmehl praktisch vom Markt verschwunden.[3] Problematisch ist zudem die Belastung von Thomasmehl mit dem Schwermetall Chrom.

  • Arnold Finck: Pflanzenernährung in Stichworten. 3. überarbeitete Auflage. Hirt, Kiel 1976, ISBN 3-554-80197-6, (Hirts Stichwortbücher), S. 136.
  • Jens Weber, Grüne Liga Osterzgebirge: Kalkungskonzeption für Naturschutz-Grünland im Müglitztalgebiet, S. 31/32. [1]

Einzelnachweise

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  1. https://www.deutsche-biographie.de/gnd137637489.html#ndbcontent
  2. W. Triebel und R. Nowack: Herstellung von Schmelzphosphat-Dünger bei hygienischer Aufbereitung und Vernichtung von Stadtmüll. In: Kultusministerium (Hrsg.): Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Nr. 858. Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1960 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Barbara Dittrich, Ralf Klose: Schwermetalle in Düngemitteln. In: Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Nummer 3, 2008 ISSN 1861-5988