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„Sansibar-Archipel“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Inselgruppe
[[Bild:Flag tz-sansibar 2005.png|thumb|Flagge Sansibars seit Januar 2005]]
|NAME=Sansibar
[[Bild:Zanzibar (tanzania).jpg|thumb|Karte von Sansibar]]
|BILD1=Zanzibar_Archipelago_location_map.svg
|BILD1-TEXT=Inseln des Sansibar-Archipels an der Küste Tansanias
|BILD2=Map of Zanzibar Archipelago-de.svg
|BILD2-TEXT=Sansibar mit Nachbarinsel Pemba
|GEWAESSER=Indischer Ozean
|ARCHIPEL=
|BREITENGRAD= 6/08//S
|LAENGENGRAD=39/22//E
|REGION-ISO=TZ
|KARTE=
|POSKARTE=
|INSELN=3 Hauptinseln
|HAUPTINSEL=[[Unguja]]
|FLAECHE=3067
|EINWOHNER=1022555
|ZENSUS=2002
}}


Der '''Sansibar-Archipel''' (veraltet '''Gewürzinseln''', {{enS|'''Spice Islands'''}}, auch ''Zanzibar-Archipel'') ist eine zu [[Tansania]] gehörende [[Inselgruppe]] 30 km vor der Ostküste [[Afrika]]s. Die drei größten Inseln dieser Gruppe sind [[Unguja]] (ebenfalls ''Sansibar'' genannt), [[Pemba]] und [[Mafia (Insel)|Mafia]].
'''Sansibar''' [{{IPA|ˈzanzibaːɐ̯}}] (auch ''Zanzibar''; [[Arabische Sprache|arab.]]: ''al-Zandjibar)'' ist eine Inselgruppe vor der Ostküste Afrikas. Sie besteht aus der Hauptinsel Sansibar ([[Swahili (Sprache)|Suaheli]]: '''Unguja''', sprich: ''Unguudscha'') mit einer Größe von 1.658 km² und [[Pemba]] mit einer Größe von 984 km² im Norden. Sansibar ist ein autonomer Teil des Unionsstaates [[Tansania]] (Der Landesname "Tansania" setzt sich aus den zwei föderalen Teilen: "Tanganjika" - das kontinentale Festland - und "Sansibar" zusammen). Hauptstadt und ökonomisches Zentrum ist [[Zanzibar City]] mit der weltberühmten Altstadt [[Stone Town]] auf Sansibar. Die Inselhauptstadt von Pemba ist [[Chake Chake]].


Unguja hat mit seinen vorgelagerten Nebeninseln eine Größe von 1.666&nbsp;km², Pemba inklusive der Nebeninseln 988&nbsp;km², Mafia 413&nbsp;km². Die größte Stadt des Archipels ist [[Sansibar (Stadt)|Sansibar]] auf Unguja.<ref>''Diemels Welt Lexikon und Reisehandbuch.'' 1995/96, ISBN 3-9802428-6-2.</ref>
== Bevölkerung ==


== Liste der größeren Nebeninseln ==
Die Sansibari, so nennt man die Inselbevölkerung, zählten im Jahre 2000 fast eine Million Menschen. Sie sind ein buntes Völkergemisch aus [[Afrika]]nern, [[Inder]]n, [[Perser (Volk)|Persern]] und [[Araber]]n. Die mit 98% überwiegende Religion ist der [[Islam]]. Die Nationalsprache ist [[Swahili (Sprache)|Kisuaheli]]. Auf Sansibar lebt außerdem eine kleine Gruppe von etwa 10.000 [[Kharidjiten]]. Für die Integrität des Staates [[Tansania]] und das junge [[Demokratie|demokratische]] [[Mehrparteiensystem]] ist die Lage auf Sansibar problematisch, da islamisch-arabische Kräfte den Ausbau der [[Autonomie]] und letztlich die Unabhängigkeit als einen [[Islamische Republik|islamischen Staat]] anstreben.
=== Zu Unguja gehörig ===
* [[Bawe (Insel)|Bawe]]
* [[Changuu|Changuu (Prison Island)]]
* [[Chapwani|Chapwani (Grave Island)]]
* [[Tumbatu]]
* [[Popo (Insel)|Popo]]
* [[Daloni]]
* [[Mnemba]]
* [[Vundwe]]
* [[Uzi Island|Uzi]]
* [[Sume]]
* [[Miwi]]
* [[Pungume]]
* [[Kwale (Insel)|Kwale]]
* [[Tele (Insel)|Tele]]
* [[Ukombe]]
* [[Chumbe]]
* [[Nyange (Insel)|Nyange]]
* [[Murogo Sandbänke]]
* [[Pange Island|Pange]]


=== Zu Pemba gehörig ===
== Geschichte ==
<ref>''Pemba - The clove island.'' 1:100.000, Map & Guide, 2013, Dept. of Surveys and mapping, Chake-Chake</ref>


* [[Misali]]
Die frühesten Besucher der Insel waren bereits im [[8. Jahrhundert]] [[Arabien|arabische]] Händler. Sie nannten die Küste der Inseln ''bar'' des ''zandj'' (arab. Küste des Schwarzen Mannes). Mit ihnen kam die heute noch vorherrschende Religion, der [[Islam]]. Als Folge der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Händlern und Küstenbewohnern entwickelte sich eine neue Sprache: [[Suaheli]] (''sahil'' = arab: Küste), eine Mischung aus dem [[Arabische Sprache|Arabischen]] und der Sprache der einheimischen Stämme, wobei die Struktur der Sprache afrikanisch blieb, allerdings viele Lehnwörter aus dem Arabischen und heute auch zunehmend aus dem Englischen übernimmt.
* [[Vikunguni]]
* [[Kashani Island|Kashani]]
* [[Kokota]]
* [[Funzi]]
* [[Pembe]]
* [[Uvinje]]
* [[Fundo Island|Fundo]]
* [[Njao]]
* [[Kisiwa Mbali]]
* [[Kisiwa Hamisi]]
* [[Kisiwa N´gombe]]
* [[Kisiwa Kamata]]
* [[Kojani]]
* [[Kuji (Mtangani)]]
* [[Shamiani]]
* [[Jombe]]
* [[Panza (Tansania)|Panza]]
* [[Panani]]
* [[Sumtama]]
* [[Matumbini]]
* [[Matumbi Makubwa]]
* [[Kwata]]
* [[Makoongwe]]


=== Zu Mafia gehörig ===
Schon im [[10. Jahrhundert]] hatten Araber Niederlassungen in der Region gegründet, die sich zu blühenden Republiken entwickelten. Als [[Vasco da Gama]] am 28. Januar [[1499]] dieselben besuchte, fand er gut gebaute und reiche Städte, die lebhaften Handel mit [[Indien]] trieben.
* [[Chole]]
* [[Juani]]
* [[Jibondo]]
* [[Bwejuu]]
* [[Shungi Mbili]]
* [[Mbarakuni]]
* [[Nyororo]]
* [[Jina (Insel)|Jina]]


== Administrative Gliederung ==
[[1503]] landeten [[Portugal|Portugiesen]] auf Sansibar und bilden dort eine Handelsstation. Die Muslime erkannten auf der Insel Sansibar die portugiesische Oberherrschaft an und nun wurden bald die Küstenstädte erobert und ihr Handel vernichtet.
Unguja und Pemba bilden zusammen mit ihren Nebeninseln und der weit abseits gelegenen kleinen [[Latham Island (Sansibar)|Latham-Insel]] den tansanischen Teilstaat [[Sansibar]] (mit insgesamt fünf der 26 Verwaltungsregionen [[Tansania]]s), während die Insel Mafia mit ihren Nebeninseln zu [[Tanganjika]] gehört und dort einen Distrikt der Region [[Pwani (Region)|Pwani]] bildet. Hauptstadt und ökonomisches Zentrum ist [[Sansibar (Stadt)|Sansibar]] auf Unguja. Die Altstadt [[Stone Town]] gilt als Sehenswürdigkeit. Die Hauptort von Pemba ist [[Chake-Chake]].


== Geographie ==
Zu Ende des [[17. Jahrhundert]]s verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen nördlich von [[Mosambik]] an den [[Imam]] von [[Maskat]], unter dessen Herrschaft das Land, in zahlreiche kleine Staaten und Gemeinwesen zerfallend, danach verblieb. Im [[17. Jahrhundert|17.]] - [[19. Jahrhundert]] bildete Sansibar unter der Herrschaft des [[Sultan]]s von [[Oman]] ein Zentrum für den östlichen [[Sklavenhandel]].
[[Datei:Zanzibar (tanzania).jpg|mini|Karte der Hauptinsel Unguja]]
[[Datei:Beach-Zanzibar.jpg|mini|Strandabschnitt, wenige Kilometer nördlich von Stone Town]]


=== Küsten- und Bodengestaltung ===
[[Bild:Seyid Chalifa ben Said.jpg|thumb|Sultan [[Sayyid Khalîfa ibn Sa‘îd]]]]
Die Westküste Ungujas ist durch zahlreiche – teilweise [[lagune]]nartige – Buchten reich gegliedert, hat nur ein schmales Strandriff und große Wassertiefen nahe dem Ufer. Unguja wird umsäumt von einem Wallriff, das sich in der Nähe der vorgelagerten Inseln – die größte ist [[Tumbatu]] – über den Meeresspiegel erhebt. Fast überall ist das Ufer der Westküste leicht zugänglich.
[[Bild:Sansibar_(Einseitige_Farbkarte).jpg|thumb|Historische Karte (um 1888)]]
[[Bild:Sansibar-Sultanspalast.jpg|thumb|Sultanspalast (1907)]]


Die Ostküste ist dagegen fast ungegliedert. Sie wird von einem mächtigen Strandriff mit hoher [[Brandung]] begleitet und fällt an vielen Orten steil ins Meer ab.
Ab [[1698]] bauten die Omanis die ersten steinernen Gebäude und das Fort, dessen Erweiterungen 80 Jahre später die heute noch sichtbare Form hinterließ.


Das Innere der Insel zerfällt kulturgeographisch und physisch in zwei Hälften. Die Westhälfte trägt [[Meridian (Geographie)|meridionale]] Hügelketten, so den Masinginiberg (135 m), und zeigt stellenweise [[sumpf]]ige Niederungen sowie zahlreiche fließende Gewässer, so der [[Zingwe-Zingwe]] und der [[Mwera (Fluss)|Mwera]]. Der außerordentlich fruchtbare Boden besteht aus tiefgründigen [[Alluvial]]massen aus verwittertem [[Steinkorallen|Korallenkalk]].
Ab dem [[18. Jahrhundert]] übten die Araber auf der strategisch wichtigen Insel ihren zunehmenden Einfluss aus. Das Hauptgeschäft bestand im [[ostafrikanischer Sklavenhandel|Sklavenhandel]], der als Transitgeschäft über die Inseln lief. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden 6.000 bis 10.000 Sklaven jährlich "umgesetzt". Man schätzte den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung auf 75 %.


Die Osthälfte ist dagegen unfruchtbar, flach und wasserarm, hat eher [[Karst]]charakter mit [[Doline]]n, Höhlen und unterirdischen Flüssen.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts standen in der Stadt Sansibar nur einige Hütten und eine Burg, [[1842]] erst fünf Magazine. [[1832]] entschied der Sultan [[Said ibn Sultan|Sayyid Sa‘îd]], den omanischen Hof nach Sansibar zu verlegen. Mit dem Regenten zogen viele einflussreiche und wohlhabende Familien in die neue Hauptstadt und erhöhten die arabische Einwohnerzahl sprunghaft auf 5.000. Schon Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts zählte die Bevölkerung der Stadt 17.000 Menschen. In dieser Zeit erreichten [[Europa|europäische]] und [[USA|amerikanische]] Händler Sansibar. Als erstes "westliches" Gebäude entstand [[1837]] das amerikanische [[Konsulat]]. [[1841]] folgte das [[Großbritannien|Britische]], [[1844]] das [[Frankreich|Französische]]. Damit wurde das [[Sultanat]] auch international anerkannt. Mit dem von den Deutschen gebauten Beit al-Ajaib (heute das [[House of Wonders]]) und dem Leuchtturm direkt neben dem [[Sultanspalast]] bekam die Stadt ihr erstes [[Elektrizitätswerk]]. Um [[1888]] zählte die Stadt über 3.000 Häuser und 80.000 Einwohner. [[1829]] legte der Sultan die erste [[Gewürznelke|Gewürznelken]]plantage auf Sansibar an.


=== Klima ===
Nach dem Tode Sayyid Sa‘îds ([[Said-Dynastie]]) [[1856]] wurde das Reich geteilt. Sein Sohn [[Sayyid Mâdjid]] wurde Sultan von Sansibar. Nach dessen Tod am [[7. Oktober]] [[1870]] wurde ein jüngerer Bruder des Sultans, [[Barghash ibn Sa‘îd]], Souverän des Gebiets, und als dieser [[1888]] starb, folgte ihm sein zweiter Bruder, [[Sayyid Khalîfa ibn Sa‘îd]].
Sansibars Klima ist [[Tropen|tropisch]], am wärmsten von Dezember bis März; das durchschnittliche Jahresmittel liegt bei 26,5&nbsp;°C. Die Regenzeiten dauern von März bis Mai und von Oktober bis November.


=== Flora und Fauna ===
Die duftende Nelkeninsel Sansibar wurde ''nicht'', wie allgemein dargestellt, [[1890]] von [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] gegen die Insel [[Helgoland]] eingetauscht ([[Sansibar-Vertrag]]); tatsächlich war Sansibar nie deutsche Kolonie, sondern wurde als bis dahin freies Sultanat dem englischen Kolonialreich als Protektorat einverleibt. Jahrhundertelang war die flache Insel Sansibar (neben [[Madagaskar]] die größte Insel vor [[Ostafrika]]) eine der wichtigsten Handelsmetropolen im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]], [[Gewürz]]e (Nelken) und Sklavenhandel machten die Insel reich, berühmt, berüchtigt und begehrenswert.
Eine wesentliche Rolle in der Nutzung der Natur Sansibars spielen die marinen Habitate, wie Seegraswiesen, [[Korallenriff]]e und [[Mangrove (Ökosystem)|Mangrovenküsten]]. Viele Strände des Archipels werden von [[Meeresschildkröten]] für ihr Brutgeschäft aufgesucht. In Nungwi gibt es eine Aufzucht- und Schutzstation für Meeresschildkröten. Vor der afrikanischen Festlandsküste leben zahlreiche große Haiarten wie der [[Bullenhai]] oder [[Tigerhai]], aber auch große Planktonfresser wie der [[Walhai]].


Die [[Fauna]] von Unguja dokumentiert die Landbrücke der Insel zum afrikanischen Kontinent während der letzten Eiszeit. Die Vielfalt auch der terrestrischen und semiaquatischen Lebensräumen auf den Inseln reicht von Mangrovensümpfen über Buschland bis zu großen Gebieten mit Palmfarnen.
Die Briten, die schon vor der [[Kongokonferenz|Afrika-Konferenz]] auf der Insel Fuß fassten, beendeten [[1873]] endgültig den Sklavenhandel. Bis um [[1870]] hatte sich der Herrschaftsbereich des Sultanats Sansibar im Inland bis jenseits des [[Tanganjika-See]]s ausgebreitet. Daraus entstand ein Interessenkonflikt mit der [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft|Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft]], die ab [[1884]] begann, Herrschaftsrechte auf dem Kontinent zu erwerben. Am [[1. November]] [[1886]] legte eine deutsch-britische Kommission die Grenzen der sansibarischen Festlandsbesitzungen fest. Sie sollten demnach einen Küstenstreifen von 10 Seemeilen Breite von [[Kap Delgado]] (heute [[Mosambik]]) bis [[Kipini]] (heute [[Kenia]]) mit allen vorgelagerten Inseln und die Städte [[Kismaayo]], [[Baraawe]], [[Merka]], [[Mogadischu]] und [[Warshiikh]] im heutigen [[Somalia]] umfassen. [[1887]]/[[1889|89]] wurde die Küste des späteren Kenia an die Imperial East African Company verpachtet und bis zur Unabhängigkeit von den Briten verwaltet. Der südliche Küstenabschnitt wurde [[1888]] an die Deutschen verpachtet und am [[28. Oktober]] [[1890]] an sie verkauft. Die nördlichen Städte wurden [[1892]] an Italien verpachtet, [[1906]] verkauft (Mogadischu erst [[1924]]). Das britische [[Protektorat]] Sansibar (ab [[1890]]) umfasste damit nur noch die Inseln Sansibar und [[Pemba]].


Der [[Sansibar-Stummelaffe]] ist endemisch. Die meisten Tiere leben auf der Hauptinsel Unguja, einige auch auf Pemba. Ihr Lebensraum sind Wälder, neben [[Primärwald|Primär-]] sind sie auch in [[Sekundärwald|Sekundärwäldern]] zu finden und werden in verschiedenen Forest National Parks geschützt. Der [[Sansibar-Leopard]] war eine der hier [[Endemit|endemischen]] [[Unterart]]en. Er gilt seit 1991 als ausgestorben.
[[1896]] kam es zum kürzesten Krieg der Weltgeschichte, dem nur 38 Minuten dauernden [[Englisch-Sansibarischer Krieg|Englisch-Sansibarischen Krieg]]. Der Krieg begann um 9:00 Uhr morgens, nachdem der Sultan von Sansibar gestorben war, reklamierte sein zweiter Sohn den Thron für sich (moralisch unterstützt von den [[Deutschland|Deutschen]]). Der britische Admiral Sir [[Harry Rowson]] ließ daraufhin nach einem Ultimatum den Palast des selbsternannten Sultans bombardieren. So lange, bis dieser die Flucht ergriff.


Um sämtliche Inseln des Sansibar-Archipels finden sich die marinen Habitate Korallenriff, Seegraswiesen und Mangrovenwälder im küstennahen Bereich.
Am [[10. Dezember]] [[1963]] erlangten Sansibar (444.000 Einwohner) und [[Pemba]] (314.000 Einwohner) die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Der Sultan wurde jedoch schon nach wenigen Monaten [[1964]] gestürzt, es kam zu einem Massaker seitens der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an der bis dahin regierenden arabischen Oberschicht. Nach kurzer Übergangszeit als "Volksrepublik" vereinigte sich Sansibar noch [[1964]] mit dem Festlandsstaat [[Tanganjika]] zu einem neuen Staat [[Tansania]], dem es bis heute als Bundesstaat angehört.


=== Naturschutz und Umweltkonflikte ===
Immer wieder kommen in Sansibar jedoch Autonomie- oder Sezessionsbestrebungen auf.
Der ''Tanzanian Wildlife Act'' bezieht die Flora und Fauna Sansibars mit ein. Wichtige Schutzgebietskategorien sind „National Park“, „Wildlife reserve“ und „Marine park“. Die Umsetzung der Schutzgebiete und die Durchsetzung von Naturschutzregeln ist je nach Gebiet in einem sehr unterschiedlichen Status.


Der Tourismus nahm in [[Ostafrika]] in den letzten Jahren zu, was zu einem hohen Druck auf die besonderen Lebensräume auch Sansibars führt. Hotels entstehen an vielen Stränden und die Insel ist eine der am schnellsten wachsenden Touristen-Destinationen des [[Indischer Ozean|Indischen Ozeans]].<ref>Nach Hauke Reuter (ZMT) 2013 http://lists.zmt-bremen.com/ZMT_Newsletter2-2013.pdf</ref> Der Tauchtourismus zusammen mit der lokalen Fischerei gefährdet vor allem die empfindlichen Korallenriffe.
Die Sultane von Sansibar:
# [[Said ibn Sultan|Sayyid Sa‘îd ibn Sultân]] (1804–1856).
# Mâdjid ibn Sa‘id (1856–1870).
# Barghash ibn Sa‘îd (1870–1888).
# Khalîfa ibn Sa‘îd (1888–1890).
# ‘Alî ibn Sa‘îd (1890–1893).
# Hâmid ibn Thuwainî ibn Sa‘îd (1893–1896).
# Hammûd ibn Muhammad ibn Sa‘îd (1896–1902).
# ‘Alî ibn Hammûd (1902–1911).
# Khalîfa ibn Harûb ibn Thuwainî (1911–1960).
# ‘Abdallâh ibn Khalîfa (1960–1964) (Revolution).
Anm.: [[Thuwaini ibn Said|Thuwainî]], der älteste Sohn [[Said ibn Sultan|Sayyid Sa'îds]], erbte 1856 [[Oman]] mit der Hauptstadt Masqat ([[Said-Dynastie]]).


Naturschutzkonzepte werden vom Institute of Marine Science (IMS) an der [[University of Dar es Salaam]] seit 2009 teilweise in Kooperation mit dem [[Leibnitz-ZMT Bremen]] ausgearbeitet.
Nach der Revolution von 1964 wurde [[Sheikh]] [[Abeid Amani Karume]] zum Präsidenten des Bundesstaats gewählt. Er wurde am 7. April 1972 durch ein [[Attentat]] getötet. [[Aboud Jumbe Mwinyi]] wurde sein Nachfolger. Seit 2000 ist Karumes Sohn [[Amani Abeid Karume]] Präsident von Sansibar.


== Flaggen ==
== Bevölkerung ==
Die Inselbewohner nennt man Sansibarer. Im Jahr 2002 zählten sie 981.754 Menschen. Sie bestehen aus [[Afrika]]nern, [[Indien|Indern]], [[Perser (Volk)|Persern]] und [[Araber]]n sowie zahlreichen Mischlingen aus diesen Gruppen.


Bei der letzten Volkszählung vor der Unabhängigkeit hingen 97 Prozent der Bevölkerung dem [[Islam]] an. Die restlichen 3 Prozent waren Hindus, Christen oder Anhänger afrikanischer Religionen.<ref>Report on the Census of the Population of Zanzibar Protectorate (1958). Zanzibar Town.</ref> Da aber seit der Unabhängigkeit bei den Bevölkerungszählungen aus politischen Gründen die Religionszugehörigkeit nicht mehr erfasst wird, ist es möglich, dass sich das prozentuale Verhältnis geändert hat. Die Nationalsprache ist [[Swahili (Sprache)|Swahili]]. Auf Sansibar lebt außerdem eine kleine Gruppe von etwa 10.000 [[Ibaditen]]. Für die Integrität des Staates [[Tansania]] und das junge demokratische [[Mehrparteiensystem]] ist die Lage auf Sansibar problematisch, da der [[Civic United Front]] (CUF) immer wieder vorgeworfen wird, als islamisch-arabische Kraft den Ausbau der [[Autonomie (Politikwissenschaft)|Autonomie]] und letztlich die Unabhängigkeit als [[Islamische Republik|islamischer Staat]] anzustreben. Hintergrund der Vorwürfe ist die Tatsache, dass die Regierungspartei [[Chama Cha Mapinduzi]], die Revolutionspartei, nur auf Sansibar mit einer ernsthaften Opposition in Form der CUF zu tun hat. Daher wird die CUF mit vielen Mitteln bekämpft und ihr unter anderem der Vorwurf gemacht, eine islamistische Partei zu sein.
=== Historische Nationalflaggen des unabhängigen Sansibar 1963/1964 ===


Die Bevölkerung wuchs im 20. Jahrhundert stark an. 1920 lebten hier erst 114.000 Menschen; 1935 waren es 234.000, 1963 319.000, 1967 364.000, 1978 479.000, 1988 623.000 und 2002 981.754.<ref>2002 Population and Housing Census.</ref>
<!-- aufgrund der Bildgrößensyntax werden alle gleich hoch angezeigt; die 135px sind dabei entscheidend -->
[[Bild:Sansibar Dez.63-Jan.64.png|thumb|left|400x135px|''Sultanat Sansibar'' [[9. Dezember]] 1963 - [[12. Januar]] 1964]]
[[Bild:Sansibar Jan.64.png|thumb|left|400x135px|Die Flagge wurde kurzfristig im Januar 1964 benutzt]]
[[Bild:Sansibar Jan.64-April64.png|thumb|left|400x135px|''Volksrepublik Sansibar'' [[12. Januar]] 1964 - [[26. April]] 1964]]
<br style="clear:left" />


== Geschichte ==
=== Nationalflagge der „Volksrepublik Pemba“ 1964 ===
=== Frühe Zeit ===
Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der [[Later Stone Age |LSA-Epoche]].<ref>Ceri Shipton, Alison Crowther et al.:”Reinvestigation of Kuumbi Cave, Zanzibar, reveals Later Stone Age coastal habitation, early Holocene abandonment and Iron Age reoccupation”Azania: Archaeological Research in Africa, Volume 51, 2016 -[https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0067270X.2016.1173308]</ref> Im Zuge der [[Bantu Expansion]] setzten sich [[Bantu|bantusprachige]] Gruppen auf den Inseln durch.


[[Arabische Halbinsel|Arabische]] Händler, die im 8.&nbsp;Jahrhundert die Insel bereisten, nannten die Küste der Inseln {{ar|w=barr az-zandsch|1=بر الزنج&lrm;|d=barr az-zanǧ|b=Küste der Schwarzen}}.<ref>Vgl. H. Wehr: ''Arabisches Wörterbuch'', Wiesbaden 1968, S. 347, S. 43.</ref> Mit ihnen kam die heute noch vorherrschende Religion, der Islam. Als Folge der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Händlern und Küstenbewohnern entwickelte sich eine neue Sprache: ''Swahili'', auch ''Swaheli'' oder ''Suaheli'' (von {{arS|ساحلي&lrm;|d=sāḥilī|b=Bewohner der Küste}} bzw. der Pluralform {{ar|سواحلي|d=sawāhilī|b=Bewohner der Küsten}}),<ref>Vgl. H. Wehr: ''Arabisches Wörterbuch'', Wiesbaden 1968, S. 364.</ref> eine Mischung aus dem [[Arabische Sprache|Arabischen]] und der Bantusprachen der einheimischen Völker, wobei die Sprache von der Struktur her eine afrikanische [[Nominalklasse|Klassensprache]] blieb, mit einem Wortschatz, der zu etwa 30 % aus dem Arabischen stammt, aber auch Wörter aus dem Englischen, Deutschen und verschiedenen indischen Sprachen integrierte.
[[Bild:Pemba 1964.png|thumb|left|400x135px|Die Flagge wurde am [[18. Januar]]1964 unter Ausrufung der '''"Volksrepublik Pemba"''' gehisst. Wohl nur einige Tage in Gebrauch.]]
<br style="clear:left" />


Im 10. Jahrhundert siedelten sich persische Händler an. Diese sind Vorfahren der [[Schirasi (Volk)|Schirasi]].<ref>{{cite book|last=Hashim|first=Nadra O.|title=Language and Collective Mobilization: The Story of Zanzibar|url=https://books.google.com/books?id=LVFYmNO7BeEC&pg=PAxi|year=2009|publisher=Lexington Books|isbn=978-0-7391-3708-6}}</ref>
== Wirtschaft ==


Schon im 10.&nbsp;Jahrhundert hatten Araber Niederlassungen in der Region gegründet, die sich zu blühenden Republiken entwickelten. Als [[Vasco da Gama]] am 28.&nbsp;Januar 1499 Sansibar besuchte, fand er gut gebaute und reiche Städte, die lebhaften Handel mit [[Indien]] trieben.
Sansibars [[Wirtschaft]] basiert auf [[Gewürz]]en (einschließlich [[Gewürznelke]]n, [[Muskatnuss]], [[Zimt]] und [[Pfeffer]]), Kokospalmen und dem [[Fremdenverkehr|Tourismus]]. Im 19. Jahrhundert war Sansibar einst weltgrößter Produzent von Gewürznelken. Darüber hinaus gibt es traditionellen Schiffbau.


1503 landete der [[Portugal|Portugiese]] [[Ruy Lourenço Ravasco]] auf Unguja, baute dort eine Handelsstation. Sansibar wurde tributpflichtig und 1505 durch [[João Homere]] vollends in portugiesischen Besitz genommen. In den folgenden Jahren kontrollierten die Portugiesen den gesamten Handel im Indischen Ozean.
== Küsten- und Bodengestaltung ==


Gegen Ende des 17.&nbsp;Jahrhunderts verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen nördlich von [[Mosambik]] an den [[Imam]] von [[Maskat]]; Sansibar ging 1698 verloren. Unter der Herrschaft des Imam zerfiel das Land in zahlreiche kleine Staaten und Gemeinwesen.
Die Westküste Sanisbars ist durch zahlreiche - teilweise [[Atoll|atollartige]] - Buchten reich gegliedert, hat nur ein schmales Strandriff und große Wassertiefen nahe dem Ufer. Sansibar wird umsäumt von einem Wallriff, das in der Nähe der vorgelagerten Inseln (die größte ist [[Tumbatu]]) sich über den Meeresspiegel erhebt. Fast überall ist das Ufer der Westküste leicht zugänglich.


=== Unter der Herrschaft der Araber von Oman ===
Die Ostküste ist dagegen fast ungegliedert und wird von einem mächtigen Strandriff mit hoher [[Brandung]] begleitet und fällt häufig steil ins Meer ab.
Im 17. bis 19.&nbsp;Jahrhundert bildete Sansibar unter der Herrschaft des [[Sultan]]s von [[Oman]] ein Zentrum für den [[Ostafrikanischer Sklavenhandel|östlichen Sklavenhandel]]. Jahrhundertelang war die flache Insel Unguja (nach [[Madagaskar]] die größte Insel vor [[Ostafrika]]) eine der wichtigsten Handelsmetropolen im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]]. [[Sklaverei|Sklavenhandel]] sowie Handel mit [[Elfenbein]] und ab 1818 die Kultivierung von [[Gewürznelke]]n machten die Insel reich, berühmt, berüchtigt und begehrenswert. Im Gegenzug waren die muslimischen Herren Sansibars auf den Kauf von [[Schusswaffe]]n und [[Munition]] angewiesen, um die Herrschaftsstrukturen der Sklaverei (Sklavenhandel, Sklavenjagd und Sklavenkarawanen) bis ins innere Afrika durchzusetzen.


[[Datei:Fort-Zanzibar.jpg|mini|links|Das alte Fort in {{lang|en|Stone Town}}, [[Sansibar (Stadt)|Sansibar]]]]
Das Innere der Insel zerfällt kulturgeographisch und physisch in zwei Hälften. Die Westhälfte trägt meridionale Hügelketten, so den Masinginiberg (135 m) und zeigt stellenweise [[Sumpf|sumpfige]] Niederungen. Zahlreiche fließende Gewässer zeigen sich hier, so der [[Zingwe-Zingwe]] und der [[Mwera]]. Der außerordentlich fruchtbare Boden besteht aus tiefgründigen [[Alluvial]]massen aus verwittertem [[Koralle]]nkalk.
Ab dem 18.&nbsp;Jahrhundert übten die Araber auf der strategisch wichtigen Insel Unguja zunehmenden Einfluss aus. Das Hauptgeschäft bestand im Sklavenhandel, der als Transitgeschäft über die Inseln lief. Zu Beginn des 19.&nbsp;Jahrhunderts wurden 6.000 bis 10.000 Sklaven jährlich „umgesetzt“. Man schätzte den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung auf 75 %.


[[Datei:Meyers b14 s0300a.jpg|mini|Historische Karte (um 1888)]]
Die Osthäflte ist dagegen unfruchtbar, flach und wasserarm, hat eher [[Karst]]charakter mit [[Doline]]n, Höhlen und unterirdischen Flüssen.
Seit 1784 beherrschte der Sultan von Maskat die Insel Unguja direkt durch einen Gouverneur. Diese Statthalter und jene an der ostafrikanischen Küste machten sich jedoch zunehmend unabhängig, wurden aber von Sultan [[Said ibn Sultan|Sayyid Saʿîd]] wieder unterworfen. 1829 fiel [[Mombasa]], 1837 fiel auch Sansibar durch Verrat.<ref>''Meyers Konversationslexikon.'' Band 15: ''Russisches Reich bis Sirte.'' Leipzig/ Wien 1897, S. 254.</ref> 1829 legte der Sultan die erste Gewürznelkenplantage auf Unguja an.


1832 zunächst provisorisch, dann 1840 endgültig entschied der Sultan, den omanischen Hof nach Sansibar zu verlegen. In dieser Zeit erreichten europäische und amerikanische Händler Sansibar. Als erstes „westliches“ Land eröffneten 1837 die Vereinigten Staaten von Amerika ein [[Konsul]]at. 1841 folgte das britische, 1844 das französische Konsulat. Damit wurde das [[Sultan]]at auch international anerkannt.
== Klima ==


[[Datei:Sansibar zur Kolonialzeit.jpg|mini|links|Sansibar zur Kolonialzeit]]
Das Klima von Sansibar steht zu Unrecht in schlechtem Ruf. Es ist insular, im Dezember und Januar wird es am heißesten, die jährlichen Durchschnittstemperaturen liegen bei 26,5 °C. Das Kulturgebiet ist [[Tropen|tropisch]].
Nach dem Tode Sayyid Saʿīds ([[Bū-Saʿīd-Dynastie]]) 1856 wurde das Sultanat geteilt. Sein Sohn [[Madschid bin Said|Sayyid Mâdjid]] wurde [[Sultanat Sansibar|Sultan von Sansibar]]. Nach dessen Tod am 7.&nbsp;Oktober 1870 wurde ein jüngerer Bruder des Sultans, [[Barghasch ibn Said|Barghash ibn Saʿîd]], Souverän des Gebiets, und als der 1888 starb, folgte ihm sein zweiter Bruder, Sayyid [[Chalifa ibn Said]].


Bis um 1870 hatte sich der ostafrikanische Herrschaftsbereich des Sultanats Sansibar im Landesinneren bis jenseits des [[Tanganjikasee]]s ausgebreitet. Daraus entstand ein Interessenkonflikt mit der [[Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft|Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft]], die ab 1884 begann, Herrschaftsrechte auf dem Kontinent zu erwerben. Am 1.&nbsp;November 1886 legte eine deutsch-britische Kommission die Grenzen der sansibarischen Festlandsbesitzungen fest. Sie sollten demnach einen Küstenstreifen von zehn&nbsp;Seemeilen Breite von [[Kap Delgado]] (heute [[Mosambik]]) bis [[Kipini]] (heute [[Kenia]]) mit allen vorgelagerten Inseln und die Städte [[Kismaayo]], [[Baraawe]], [[Merka]], [[Mogadischu]] und [[Warsheikh]] im heutigen [[Somalia]] umfassen. Der britische Vertreter in dieser Kommission war der spätere Feldmarschall [[Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener|Horatio Herbert Kitchener]]. 1887/89 wurde die Küste des späteren Kenia an die [[Imperial British East Africa Company]] verpachtet und bis zur Unabhängigkeit von den Briten verwaltet. Der südliche Küstenabschnitt wurde 1888 an die Deutschen verpachtet und am 28.&nbsp;Oktober 1890 an sie verkauft. Die nördlichen Städte wurden 1892 an Italien verpachtet, 1906 verkauft (Mogadischu erst 1924).
== Flora und Fauna ==


Die Briten, die schon vor der [[Kongokonferenz|Afrika-Konferenz]] auf der Insel Fuß gefasst hatten, zwangen den Sultan Barghash ibn Saʿîd 1873, den Sklavenhandel zu beenden. Der Sultan ließ ihn aber inoffiziell weiterlaufen, so dass sich ein Sklaven-Schwarzmarkt entwickelte, der bis 1897 bestand und der arabischen Oberschicht weiterhin hohe Einnahmen einbrachte.
Sansibar ist die einzige Heimat des [[Rote Stummelaffen|Sansibar-Stummelaffen]] (''Piliocolobs kirkii''). Die Inselstrände von ''Prison Island'' werden von [[Meeresschildkröten]] für ihr Brutgeschäft aufgesucht.


Sansibar war zu dieser Zeit auch ein bedeutendes Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. Einer der wichtigsten hier tätigen Gelehrten war der von den [[Komoren]] stammende [[Ahmad ibn Sumait]], den Sultan Barghasch 1883 zum [[Qādī|Qadi]] von Sansibar berief. Ibn Sumait, der ein leidenschaftlicher Anhänger der [[Schafiiten|schafiitischen]] Rechtsschule war, geriet zwar 1886 in Konflikt mit dem [[Ibaditen|ibaditischen]] Sultan und floh aus dem Land, kehrte jedoch 1888 nach dessen Tod nach Sansibar zurück und wurde erneut zum Qadi ernannt. Wie viele andere islamische Gelehrte seiner Zeit war Ibn Sumait von dem reformerischen Gedankengut [[Muhammad Abduh]]s beeinflusst, allerdings teilte er nicht dessen Ablehnung der [[Sufismus|Sufik]], sondern verteidigte vielmehr seinen Orden, die [[Tarīqa ʿAlawīya]], gegen die Angriffe der Reformgelehrten.<ref>Farouk Topan: ''Réseaux religieux chez les Swahili.'' In: Françoise Le Guennec-Koppens, Pat Caplan (Hrsg.): ''Les Swahili entre Afrique et Arabie''. Karthala, Paris 1991, S. 39–59. Hier S. 46f.</ref> Sansibar entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts außerdem zu einem Zentrum für die Verbreitung des [[Qādirīya]]-Ordens, nachdem zwei Scheiche aus [[Baraawe]], [[ʿAbd al-ʿAzīz al-Amawī]] (1838–1896) und Scheich Uwais ibn Muhammad (1847–1909), diesen hier eingeführt hatten.<ref>Anne K. Bang: ''Islamic Sufi Networks in the Western Indian Ocean (c. 1880–1940). Ripples of Reform.'' Brill, Leiden/ Boston, 2014, S. 34.</ref> Scheich Mjana Kheri, ein Schüler von Scheich Uwais, verbreitete den Qādirīya-Orden um die gleiche Zeit bei den Plantagen-Sklaven von Sansibar.<ref>Bang: ''Islamic Sufi Networks''. 2014, S. 50.</ref>
== Sehenswürdigkeiten ==
{{siehe auch|Islam auf Sansibar}}


=== Britische Protektoratszeit ===
[[Bild:Bar in Zanzibar.jpg|thumb|Die berühmte "Cholo- Bar" an der Westküste der Insel]]
[[Datei:Kalid bin Barghash.jpg|mini|Als einziger Sultan versuchte Khalid ibn Barghash, die Kolonialherrschaft abzuschütteln, was zum [[Britisch-Sansibarischer Krieg|Krieg mit Großbritannien]] führte]]


1890 wurde das immer kleiner gewordene Sultanat Sansibar, das de facto nur noch aus den Inseln Unguja und [[Pemba]] bestand, britisches [[Protektorat]] und dem [[Britisches Weltreich|britischen Kolonialreich]] einverleibt. Die duftende „Nelkeninsel“ Unguja wurde nicht, wie häufig dargestellt, 1890 von [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]] gegen die Insel [[Helgoland]] eingetauscht ([[Vertrag zwischen Deutschland und England über die Kolonien und Helgoland|Helgoland-Sansibar-Vertrag]]); tatsächlich war Sansibar nie deutsche Kolonie, sondern bis 1890 freies Sultanat. Mit [[Ali ibn Said]], der das Protektorat der Briten und die Verpachtung Somalias an die Italiener akzeptieren musste, endete die Eigenständigkeit Sansibars, seine beiden Nachfolger waren von den Briten ausgewählte omanische Vertreter der [[Said-Dynastie]].
=== Historische Touristenziele ===


Am 27.&nbsp;August 1896 kam es zum kürzesten Krieg der Weltgeschichte, dem nur 38 Minuten dauernden [[Britisch-Sansibarischer Krieg|Britisch-Sansibarischen Krieg]]. Der Krieg begann um 9:00 Uhr morgens. Nachdem der Sultan von Sansibar gestorben (oder vergiftet worden) war, beanspruchte sein Cousin [[Chalid ibn Barghasch]] den Thron für sich. Der britische Admiral Sir [[Harry Rowson]] ließ daraufhin nach einem Ultimatum so lange den Palast des selbsternannten Sultans von See aus mit Schiffsgeschützen beschießen, bis dieser die Flucht ergriff.
Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Korallen, die meisten Steinhäuser sind ebenfalls aus Korallengestein. Viele Häuser wurden bereits restauriert.


Erst 1897 wurde auch gegen die Strukturen des Sklaven-Schwarzmarktes durchgegriffen. Das britische Militär schaffte nun den Sklavenhandel auf Sansibar endgültig ab, mit massiven finanziellen Einbußen für die arabische Oberschicht. Die britische Kolonialherrschaft folgte aber auf Sansibar wie andernorts dem Prinzip der „indirekten Herrschaft“ (''{{lang|en|[[indirect rule]]}}''), das heißt die lokalen Eliten herrschten unter der britischen Oberherrschaft weiter. Mit britischer Unterstützung wurde 1952 auch die ''Muslim Academy'', die erste moderne islamische Schule in Sansibar, gegründet.<ref>Loimeier: ''Between Social Skills and Marketable Skills.'' 2009, S. 70f, 411–459.</ref>
Alte arabische Holzschiffe verkehren auch heute noch auf den alten Handelsrouten. Sie haben weder Motor noch andere Metallteile und können ohne moderne Werkzeuge gebaut werden. Sie halten etwa 10 bis 20 Jahre, bis sie zerfallen.


Einer der einflussreichsten muslimischen Gelehrten Sansibars während der britischen Kolonialzeit war ʿAbdallāh Sālih al-Fārisī (1912–1982). 1947 zum Inspekteur des religiösen Bildungssystems ernannt, kämpfte er gegen verschiedene populäre religiöse Praktiken, die mit den Feiern zum [[Maulid an-Nabī|Prophetengeburtstag]] und dem [[Dhikr]] des [[Qādirīya]]-Ordens verbunden waren. Zwischen 1960 und 1964 fungierte er als Chief [[Qādī]] von Sansibar.<ref>Loimeier: ''Between Social Skills and Marketable Skills.'' 2009, S. 375–400.</ref> Eine weitere wichtige sansibarische Gelehrtenpersönlichkeit gegen Ende der britischen Kolonialzeit war Saiyid ʿUmar ʿAbdallāh (1919–1988). Er hatte an der [[School of Oriental and African Studies]] studiert und wurde 1954 zum Direktor der 1951 neu gegründeten Muslim Academy von Sansibar berufen.<ref>Loimeier: ''Between Social Skills and Marketable Skills.'' 2009, S. 400–411.</ref>
Vor dem Hafen der Hauptstadt liegt im Norden die kleine Insel ''Prison Island'' mit dem bereits verfallenen britischen Kolonialgefängnis. In Stone Town befinden sich die ehemaligen Sklavengefängnisse. Das ''House of Wonders'', direkt am Hafen gelegen, war auf der Insel das erste Gebäude mit elektrischem Licht.


Auf Sansibar, das seit 1955 innerhalb des [[Commonwealth of Nations|Commonwealth]] Selbstverwaltung genoss, wurde 1959 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der Einführung des Frauenwahlrechts beschäftigen sollte.<ref name="Martin387">Mart Martin: ''The Almanac of Women and Minorities in World Politics.'' Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 387.</ref> Es wurde 1961 ein beschränktes Frauenwahlrecht eingeführt:<ref name="Hannam7">June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: ''International Encyclopedia of Women’s Suffrage.'' ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 7.</ref> Alle unverheirateten und verheirateten Frauen Sansibars über 21 bekamen das Wahlrecht, auch wenn sie eine von mehreren Frauen eines registrierten Wählers waren, nicht jedoch, wenn sie (wirtschaftlich) noch von ihren Familien abhängig oder mit einem nicht wahlberechtigten Mann, einem Ausländer, verheiratet waren.<ref name="Martin387" /> Das allgemeine Frauenwahlrecht wurde für Sansibar erst bei der Vereinigung mit [[Tanganyika]] 1964 erreicht.
=== Moderne Touristenziele ===


=== Erlangung der Unabhängigkeit und Revolution ===
In den letzten Jahren hat sich Sansibar zu einem wahren Touristenjuwel für Aussteiger und Abenteurer entwickelt. In diesen Kreisen bekannt ist die „Cholo-Bar“ an der Westküste der Insel, gegründet von dem Abenteurer und ehemaligen arabischen Piraten Cholo. Bekannt sind auch die „Mondscheinfeste“, an welchen extra engagierte Motorboote bei Vollmond an Strand gehen und die Feierwütigen an geheime Orte bringen, an welchen (meist) die gesamte Nacht durch getanzt und getrunken wird.
Am 10.&nbsp;Dezember 1963 erlangten die Hauptinsel Unguja (mit damals 444.000 Einwohnern) und [[Pemba]] (314.000 Einwohner) die Unabhängigkeit von der [[Britische Kolonien|britischen Kolonialherrschaft]]. Sansibar wurde als [[konstitutionelle Monarchie]] aus der Kolonialherrschaft entlassen. Die politisch-ökonomische Führung des Landes hatten der Sultan und die arabische Minderheit sowie eine indische Hindu-Minderheit inne.<ref name="Pfetsch9697">{{Literatur |Hrsg=Frank R. Pfetsch |Titel=Konflikte seit 1945, Schwarzafrika |Datum= |Seiten=96–97}}</ref> Die afrikanische Mehrheitsbevölkerung aus Banutu und Schirasi bildeten das Agrarproletariat.


Bereits am 12.&nbsp;Januar 1964 kam es zu einem durch [[John Okello]] angeführten erfolgreichen Staatsstreich, dem [[Sansibar-Massaker]]. Der selbsternannte Feldmarschall und ehemalige Maurergeselle John Okello führte eine Gruppe von etwa 600 schwarzafrikanischen Aufständischen an. Sie sollen im kommunistischen Ausland ausgebildet und mit Waffen [[Tschechoslowakei|tschechoslowakischen]] Ursprungs ausgerüstet gewesen sein. Die völlig überraschte Regierung hoffte vergeblich auf die Hilfe der Briten, die aber keine Missstimmung mit den anderen jungen afrikanischen Staaten wegen einer arabisch dominierten Regierung riskieren wollten. Sultan Jamsheed bin Abdullah, der Sohn des 1963 verstorbenen Abdullah bin Khalifa, floh während der Revolutionswirren von der Insel. Okello gründete noch am gleichen Tag den Revolutionsrat, der Abeid Karume zum Präsidenten der neuen [[Volksrepublik Sansibar und Pemba|Volksrepublik von Sansibar und Pemba]] ernannte. Die Angaben über die Anzahl der Opfer in der Woche zwischen dem 12. und dem 19. Januar 1964 gehen weit auseinander. Nach britischen Schätzungen wurden 15.000 Menschen ermordet. Andere Studien kommen auf geringere Zahlen. Außerdem kam es zu ungezählten Übergriffen wie Vergewaltigungen, Plünderungen und Folterungen. Nach dem Blutrausch wurden die Leichen mit LKWs zur Kaimauer im heutigen Forodhani Garden gebracht und in das Meer gekippt. Die offizielle Version stellt die Revolution wesentlich weniger dramatisch dar. Babu, der erste Außenminister des Revolutionsrates, behauptet, dass nur einige wenige Menschen ums Leben kamen, weil einige die Gunst der Stunde nutzten, um alte Rechnungen zu begleichen. Die dafür Verantwortlichen seien vor ein Gericht gestellt und verurteilt worden. Das Trauma der Ausschreitungen wirkt bis in die Gegenwart nach, da das Thema bis heute tabu ist und es zu keiner Aufarbeitung oder Aussöhnung gekommen ist. Noch heute begegnen sich die Täter und Opfer auf der Straße. Besonders dramatisch an den Ereignissen war, dass die Grenzen zwischen den Parteien nicht eindeutig ethnisch oder religiös definierbar waren, sondern mitten durch Familien und Bekanntschaften liefen.<ref>O. R. Mapuri: ''Zanzibar The 1964 Revolution: Achievements and Prospects.'' Nairobi 1996.<br />A. M. Babu: ''The 1964 Revolution: Lumpen or Vanguard? Zanzibar under Colonial Rule.'' E. Ferguson und A. Sheriff (Hrsg.). London 1991, S. 220–247.<br />D. Petterson: ''Revolution in Zanzibar.'' Boulder, 2002.</ref>
Auf der gesamten Insel hat sich durch großzügige Investitionen ein hervorragendes Netz an Hotelanlagen und Reiseunterkünften entwickelt. An der Ostküste eher etwas für das gediegenere Publikum mit dem größeren Geldbeutel. An der West- und Südküste sind vorwiegend Ressorts für Studenten, Abenteurer und Aussteiger.


=== Liste der Sultane von Sansibar ===
<gallery>
# [[Said ibn Sultan|Sayyid Saʿîd ibn Sultân]] (1804–1856)
Bild:StoneTown-Zanzibar.jpg|<small>Blick über die Dächer von Stone Town</small>
# [[Madschid bin Said|Mâdjid ibn Saʿid]] (1856–1870)
Bild:Sansibar-HoseOfWonders.jpg|<small>Das House of Wonders in Stone Town (ehem. Sultanspalast)</small>
# [[Barghasch ibn Said]] (1870–1888)
Bild:Fort-Zanzibar.jpg|<small>Das alte Fort in Stone Town</small>
# [[Chalifa ibn Said]] (1888–1890)
Bild:Beach-Zanzibar.jpg|<small>Beliebter Strandabschnitt, wenige Kilometer nördl. v. Stone Town</small>
# [[Ali ibn Said]] (1890–1893)
</gallery>
# [[Hamad ibn Thuwaini ibn Said]] (1893–1896)
# [[Chalid ibn Barghasch]] (1896)
# [[Hammud ibn Muhammad ibn Said]] (1896–1902)
# [[Ali ibn Hammud]] (1902–1911)
# [[Chalifa ibn Harub ibn Thuwaini]] (1911–1960)
# [[Abdullah ibn Khalifa]] (1960–1963)
# [[Dschamschid ibn Abdullah]] (1963–1964) (Revolution)
Anmerkung: [[Thuwaini ibn Said|Thuwainî]], der älteste Sohn [[Said ibn Sultan|Sayyid Sa'îds]], erbte 1856 [[Oman]] mit der Hauptstadt Masqat ([[Bū-Saʿīd-Dynastie]]).


=== Als Bundesstaat in Tansania ===
== Exportierte Kunst ==
Nach kurzer Übergangszeit als „[[Volksrepublik Sansibar und Pemba]]“ vereinigte sich Sansibar am 25.&nbsp;April 1964 mit der ebenfalls soeben unabhängig gewordenen Republik [[Tanganjika]] zu dem neuen Staat [[Tansania]], dem es bis heute als Bundesstaat angehört. [[Scheich|Sheikh]] [[Abeid Amani Karume]] wurde zum Präsidenten des Bundesstaats gewählt. Er wurde am 7. April 1972 durch ein [[Attentat]] getötet. [[Aboud Jumbe Mwinyi]] wurde sein Nachfolger. Im Jahr 2000 übernahm Karumes Sohn [[Amani Abeid Karume]] das Amt des Präsidenten von Sansibar. Zehn Jahre später, nach dem Wahlsieg der CCM im Jahr 2010, übergab er sein Amt an den Nachfolger [[Ali Mohammed Shein]].<ref>[http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6181532,00.html Deutsche Welle vom 2. November 2010: Alles beim Alten nach Wahl in Tansania?]</ref>


Mitte der 1980er Jahre entschloss sich die Regierung, da die wirtschaftliche Situation Sansibars nicht länger hinnehmbar war, aber sich auch die weltweite politische Lage veränderte, zur wirtschaftlichen und politischen Liberalisierung. Allerdings kam es bei den Wahlen 1995 und 2000 zu heftigen Ausschreitungen mit einer nicht genau bekannten Anzahl Toter. Zu den Auseinandersetzungen kam es, da die Oppositionspartei, CUF, der Regierung Wahlmanipulation vorwarf und die CUF sich um den Wahlsieg betrogen sah. Damit für beide Parteien eine akzeptierte Wahl stattfinden konnte, wurde eine Kommission eingesetzt, um den reibungslosen Ablauf der Wahl 2005 zu garantieren. Bei der Wahl 2005 kam es zwar auch zu Unregelmäßigkeiten, Protesten der Opposition wegen Wahlfälschung und Auseinandersetzungen mit der Polizei, aber im Großen und Ganzen verliefen die Wahlen für sansibarische Verhältnisse geordnet und problemlos. Wie erwartet wurde die CCM wieder gewählt.
Am Eingang des berühmten Weingutes [[Cos d´Estournel]] in [[Saint-Estèphe (Gironde)|St. Estephe]] bei [[Bordeaux]] befindet sich eine gewaltige, über und über kunstvoll geschnitzte, dunkle Doppelflügel-Tür aus dem Sultanspalast von Sansibar.


== Wirtschaft ==
Der Kaufmann [[Louis-Gaspard Estournel]] handelte im 19. Jahrhundert mit [[Araber (Pferd)|Araberpferd]]en und bezahlte sie vor Ort in arabischen Ländern des öfteren mit Fässern [[Wein]] aus Bordeaux. Diese gewaltige Tür brachte er von einer seiner Reisen in die arabischen Länder aus Sansibar mit und ließ sie als Eingang in dem großen neuen Fasskeller-Gebäude seines [[Weingut]]es stirnseitig an prominenter Stelle einbauen, wo sie seit über 170 Jahren eine Touristen-Attraktion darstellt.
[[Datei:Zanzibar Stone Town01.jpg|mini|links|Lebensmittelladen in Stone Town, 1996]]


Sansibars [[Wirtschaft]] basiert auf der Produktion von [[Gewürz]]en (vor allem [[Gewürznelke]]n, [[Muskatnuss]], [[Zimt]] und [[Pfeffer]]), dem Anbau von Kokospalmen und dem [[Tourismus]]. Im 19. Jahrhundert war Sansibar der weltgrößte Produzent von Gewürznelken.
== Nationale und internationale Hilfsorganisationen und Vereine ==


Außerdem bauen Frauen rund um die Insel im seichten Wasser [[Alge]]n an, die zu Kleinstpreisen von Händlern abgenommen und zur [[Kosmetik]]- und [[Arznei]]produktion exportiert werden. Diese Arbeit ist höchst schädlich für die Gesundheit, weil das Salzwasser aggressiv ist und das Sonnenlicht stark reflektiert wird, sodass viele Frauen ihre Sehkraft verlieren und an [[Arthritis]] leiden. Die Algenart ist außerdem nicht heimisch auf Sansibar, sondern aus Asien importiert, und zerstört die empfindliche [[Fauna]] der die Insel umgebenden Korallenriffe.
Die einzige Hilfsorganisationen welche auf Sansibar tätig ist, heißt „Jambo Zanzibar e.V.“ Dieser gemeinnützige Hilfsverein wurde am 6. Juni 2005 von der Lehrerin Jutta Nedorn in [[Deutschland]] ([[Köln]]) gegründet und ist trotz knapper Kassen schon recht erfolgreich auf Sansibar aktiv.
[[Datei:Zanzibar Stone Town02.jpg|mini|Markt in Stone Town 1996]]


=== Tourismus ===
Dieser Verein hat sich unter anderem folgende Ziele gesetzt:
[[Datei:Sansibar-HoseOfWonders.jpg|mini|links|Das ''House of Wonders'' in Stone Town]]
* Eigenverantwortung und Eigenaktivität fördern
* Projekte zur Vorbeugung gegen [[Malaria]] und [[HIV]]
* Beschaffung von Medikamenten
* [[Workshop]]s für Lehrer und Erzieher zur praktischen Unterrichts- und Lerngestaltung
* Materialbeschaffung für die Schulen und Kindergärten
* Eltern und Familien in den Erziehungsprozess und Schulalltag mit einbeziehen
* Bau und Ausbesserung von Schulen
* Bau und Ausbesserung von Kindergärten
* Motorische Förderung und Freizeitgestaltung
* Wahrnehmungsförderung im Kleinkindalter
* Kommunikations- und Handlungskompetenzen fördern


Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Korallen, die meisten Steinhäuser sind ebenfalls aus Korallengestein. Viele Häuser wurden bereits restauriert.
== Kulturelle Besonderheiten und Triviales ==


Auf der gesamten Insel hat sich durch großzügige Investitionen ein Netz von Hotelanlagen und Reiseunterkünften entwickelt. Deren Preise und Niveau verzeichnen an der Ostküste höhere Werte als an der West- und Südküste.
* [[Freddie Mercury]] wurde auf Sansibar geboren.


Holzschiffe nach alter arabischer Bauart, [[Dau]]s genannt, verkehren auch heute noch auf den alten Handelsrouten. Sie haben weder Motor noch andere Metallteile und können ohne moderne Werkzeuge gebaut werden. Sie halten etwa 10 bis 20 Jahre, bis sie zerfallen.
* Am 13. April 2004 erließ die Regierung von Sansibar ein Gesetz, mit dem [[homosexuell]]e Akte künftig mit [[Gefängnis]] bestraft werden. Männer können dafür bis zu 25 Jahre ins Gefängnis kommen, Frauen sieben Jahre. Als Begründung wird angegeben, man wolle die Bevölkerung vor der „zunehmenden Akzeptanz eines besorgniserregenden Verhaltens“ schützen.


Vor dem Hafen der Hauptstadt liegt im Norden die kleine Insel ''Prison Island'' mit dem verfallenen Krankenhaus, das die Quarantänestation für Britisch-Ostafrika war. In Stone Town stehen die großen Stadthäuser der ehemaligen arabischen Oberschicht. An der Stelle des Sklavenmarktes befindet sich die anglikanische Kathedrale, die von der durch [[David Livingstone]] initiierten „Universities Mission“ im orientalisierenden Stil erbaut wurde. In Kellergewölben der Nebengebäude zeigt man ehemalige Sklavengefängnisse. Das ''House of Wonders'' (Beit al-Ajaib), direkt am Hafen gelegen, war auf der Insel das erste Gebäude mit elektrischem Licht und einem Fahrstuhl.
* Im Januar 2005 wurde der deutsche Komiker [[Oliver Pocher]] zum Teamchef des sansibarischen Fußball-Nationalteams gewählt. Dies hat der Mannschaft jedoch nicht zum erhofften [[FIFA]]-Beitritt geholfen, da Sansibar kein international anerkannter, unabhängiger Staat ist. Die „Malindi Red Socks“ (die Spieler tragen wirklich rote Socken) sind seit Januar 2004 eigenständiges Mitglied der Afrikanischen Fußballkonföderation ([[Confédération africaine de football|CAF]]).


== Literatur ==
== Kultur ==
=== Musik ===
Eine Besonderheit Sansibars ist die [[Taarab]]-Musik, die hier entwickelt wurde.


=== Exportierte Kunstwerke ===
* Ulla Ackermann: ''Tansania und Sansibar''. Köln 2000. ISBN 3-7701-5303-0
Am Eingang des Weingutes [[Château Cos d’Estournel]] in [[Saint-Estèphe (Gironde)|St. Estèphe]] bei [[Bordeaux]] befindet sich eine gewaltige, über und über kunstvoll geschnitzte, dunkle Doppelflügel-Tür aus dem Sultanspalast von Sansibar. Der Kaufmann [[Louis-Gaspard Estournel]] handelte im 19. Jahrhundert mit [[Araber (Pferd)|Araberpferden]] und bezahlte sie vor Ort in arabischen Ländern des Öfteren mit Fässern von Wein aus Bordeaux. Diese Tür brachte er von einer seiner Reisen in die arabischen Länder aus Sansibar mit und ließ sie als Eingang in dem großen neuen Fasskeller-Gebäude seines Weingutes stirnseitig an prominenter Stelle einbauen, wo sie seit über 170 Jahren eine Touristen-Attraktion darstellt.
* Andreas Birken: ''Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert''. Tübingen 1971.
* Reinhard Dippelreither: ''Tansania. Sansibar''. Stuckum 2000. ISBN 3-89392-269-5
* John Gray: ''History of Zanzibar from the middle ages to 1856''. London 1962.
* Sabine Heilig und Christina Gottschall: ''Sansibar. Das komplette Reisehandbuch''. Singen 2000. ISBN 3-86112-114-X


[[Datei:StoneTown-Zanzibar.jpg|mini|Blick über die Dächer von Stone Town]]
== Weblinks ==


=== Themen ===
* http://www.traditionsverband.de/helgo.html Der „Helgoland-Sansibar“-Vertrag
* [[Freddie Mercury]] (1946–1991) wurde unter dem Namen Farrokh Bulsara auf Unguja geboren.
* http://www.zanzibar-hilfe.de Jambo Zanzibar e.V. – der einzige tätige Hilfsverein auf Sansibar
* 2004 erließ die Regierung von Sansibar ein Gesetz, mit dem homosexuelle Akte künftig mit Gefängnis bestraft werden. Männer können dafür bis zu 25 Jahre ins Gefängnis kommen, Frauen sieben Jahre. Als Begründung wird angegeben, man wolle die Bevölkerung vor der „zunehmenden Akzeptanz eines besorgniserregenden Verhaltens“ schützen.
* Das [[Sansibarische Fußballnationalmannschaft|sansibarische Fußball-Nationalteam]], die „Malindi Red Socks“, ist seit Januar 2004 eigenständiges Mitglied der Afrikanischen Fußballkonföderation ([[Confédération africaine de football|CAF]]).


=== Film ===
{{Koordinate Artikel|6_8_3_S_39_18_59_E_type:isle_region:TZ|6° 8' 3" S, 39° 18' 59" O}}
* Der italienische [[Mondo]]-Film ''[[Africa Addio]]'' thematisiert das Massaker an der arabischstämmigen Bevölkerung.


== Sonstiges ==
[[Kategorie:Sansibar|!]]
* Der Roman ''[[Sansibar oder der letzte Grund]]'' von [[Alfred Andersch]] wurde nicht zuletzt wegen des Titels erfolgreich. Sansibar steht darin für einen utopischen Ort mit einer besseren Zukunft.
[[Kategorie:Tansania]]
* Auf der deutschen Nordseeinsel [[Sylt]] gibt es seit den 1950er Jahren am Weststrand zahlreiche [[FKK]]-Strandabschnitte mit exotischen Namen, darunter den Abschnitt „Sansibar“ mit einem renommierten gleichnamigen Restaurant.
[[Kategorie:Geographie (Tansania)]]
[[Kategorie:Deutsche Kolonialgeschichte]]
[[Kategorie:Insel (Afrika)]]
[[Kategorie:Ehemalige Kolonie]]
[[Kategorie:Mitglied der Organisation der nicht-repräsentierten Nationen und Völker|Sansibar]]


== Literatur ==
[[ar:زنجبار]]
* [[Ulla Ackermann]]: ''Tansania und Sansibar.'' Köln 2000, ISBN 3-7701-5303-0.
[[bg:Занзибар]]
* Abdulrahman Mohamed Babu: ''The 1964 Revolution: Lumpen or Vanguard? Zanzibar under Colonial Rule.'' E. Ferguson und A. Sheriff (Hrsg.). London 1991, S. 220–247.
[[da:Zanzibar]]
* [[Rita Bake]] (Hrsg.): ''Hamburg – Sansibar, Sansibar – Hamburg: Hamburgs Verbindungen zu Ostafrika seit Mitte des 19. Jahrhunderts.'' Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg 2009, ISBN 978-3-929728-19-4.
[[en:Zanzibar]]
* [[Andreas Birken]]: ''Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert''. Tübingen 1971, {{DNB|720413567}}.
[[eo:Zanzibaro]]
* [[Esmond Bradley Martin]]: ''Zanzibar''. London 1978, ISBN 0-241-89937-0.
[[es:Zanzíbar]]
* Reinhard Dippelreither: ''Tansania. Sansibar''. Stuckum 2000, ISBN 3-89392-269-5.
[[et:Sansibar]]
* John Gray: ''History of Zanzibar from the middle ages to 1856''. London 1962, {{OCLC|1037123276}}.
[[fi:Sansibar]]
* Philipp A. Gudden: ''Safari Njema – Sansibar (Reiseführer)''. Amazon, Juli 2012.
[[fr:Zanzibar]]
* Sabine Heilig, Christina Gottschall: ''Sansibar. Das komplette Reisehandbuch''. Singen 2000, ISBN 3-86112-114-X.
[[gl:Zanzíbar]]
* Roman Loimeier: ''Between Social Skills and Marketable Skills. The Politics of Islamic Education in 20th Century Zanzibar''. Brill, Leiden 2009.
[[he:זנזיבר]]
* Omar Mapuri: ''Zanzibar The 1964 Revolution: Achievements and Prospects.'' Nairobi 1996.
[[id:Zanzibar]]
* [[John Middleton (Anthropologe)|John Middleton]]: ''The World of the Swahili.'' New Haven/London 1992.
[[io:Zanzibar]]
* Don Petterson: ''Revolution in Zanzibar.'' Boulder 2002, ISBN 0-8133-4268-6.
[[is:Sansibar]]
* Wolfgang Scholz: ''Challenges of Informal Urbanisation. The Case of Zanzibar/Tanzania''. Dortmund 2008, ISBN 978-3-934525-50-4.
[[it:Zanzibar]]
* Abdul Sheriff: ''The case of Zanzibar in the nineteenth century. The Urban Experience in Eastern Africa c. 1750–2000.'' A. Burton (Hrsg.) Nairobi 2002.
[[ja:ザンジバル島]]
* Sascha Wisotzki: ''Sansibar: 1000 Jahre Globalisierung.'' Berlin 2009, ISBN 978-3-9811876-2-5.
[[ko:잔지바르]]
* {{EncLarousse|14764|14765|Zanzibar}}
[[lt:Zanzibaras]]

[[nl:Zanzibar (eiland)]]
== Weblinks ==
[[no:Zanzibar]]
{{Commonscat|Zanzibar Island|Sansibar-Archipel}}
[[pl:Zanzibar]]
[[pt:Zanzibar]]
{{Wikiatlas|Zanzibar}}
{{Wikisource|Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Sultan von Zanzibar|Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Sultan von Zanzibar. Vom 20. Dezember 1885}}
[[sk:Zanzibar]]
* [http://www.zanzibar.go.tz/ Regierung von Sansibar]
[[sv:Zanzibar]]
* [http://www.d-t-p-ev.de/ Deutsch-Tansanische-Partnerschaft e.&nbsp;V.] – NGO, die auch einen Freiwilligendienst (FöJ) auf Sansibar bzw. in Tansania anbietet
[[sw:Zanzibar]]
* [http://www.nzz.ch/2006/11/09/to/articleelejs_1.74240.html Sansibar: Gesichter aus 1001 Nacht, Reisebericht]
[[tr:Zangibar]]
* [http://www.zanzibarhistory.org/ Geschichte Sansibars mit vielen alten Bildern/Fotografien] (englisch)
[[zh:桑給巴爾]]
* [http://www.liveleak.com/view?i=abe_1186478818 ''Africa Affio'': Dokumentation über den Völkermord an der arabischen Bevölkerung im Januar 1964]
* [http://www.zanzibar-network.com/ Umoja e.&nbsp;V. – Sansibar-Netzwerk für verantwortlichen Tourismus]
* [http://www.zanzibartourism.net/ Zanzibar Commission for Tourism]

== Einzelnachweise ==
<references />

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Aktuelle Version vom 6. März 2025, 19:36 Uhr

Sansibar-Archipel
Inseln des Sansibar-Archipels an der Küste Tansanias
Inseln des Sansibar-Archipels an der Küste Tansanias
Gewässer Indischer Ozean
Geographische Lage 6° 8′ S, 39° 22′ OKoordinaten: 6° 8′ S, 39° 22′ O
Sansibar-Archipel (Tansania)
Sansibar-Archipel (Tansania)
Anzahl der Inseln 3 Hauptinseln
Hauptinsel Unguja
Gesamte Landfläche 3067 km²
Einwohner 1.022.555 (2002)
Sansibar mit Nachbarinsel Pemba
Sansibar mit Nachbarinsel Pemba

Der Sansibar-Archipel (veraltet Gewürzinseln, englisch Spice Islands, auch Zanzibar-Archipel) ist eine zu Tansania gehörende Inselgruppe 30 km vor der Ostküste Afrikas. Die drei größten Inseln dieser Gruppe sind Unguja (ebenfalls Sansibar genannt), Pemba und Mafia.

Unguja hat mit seinen vorgelagerten Nebeninseln eine Größe von 1.666 km², Pemba inklusive der Nebeninseln 988 km², Mafia 413 km². Die größte Stadt des Archipels ist Sansibar auf Unguja.[1]

Liste der größeren Nebeninseln

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Zu Unguja gehörig

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Zu Pemba gehörig

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[2]

Zu Mafia gehörig

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Administrative Gliederung

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Unguja und Pemba bilden zusammen mit ihren Nebeninseln und der weit abseits gelegenen kleinen Latham-Insel den tansanischen Teilstaat Sansibar (mit insgesamt fünf der 26 Verwaltungsregionen Tansanias), während die Insel Mafia mit ihren Nebeninseln zu Tanganjika gehört und dort einen Distrikt der Region Pwani bildet. Hauptstadt und ökonomisches Zentrum ist Sansibar auf Unguja. Die Altstadt Stone Town gilt als Sehenswürdigkeit. Die Hauptort von Pemba ist Chake-Chake.

Karte der Hauptinsel Unguja
Strandabschnitt, wenige Kilometer nördlich von Stone Town

Küsten- und Bodengestaltung

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Die Westküste Ungujas ist durch zahlreiche – teilweise lagunenartige – Buchten reich gegliedert, hat nur ein schmales Strandriff und große Wassertiefen nahe dem Ufer. Unguja wird umsäumt von einem Wallriff, das sich in der Nähe der vorgelagerten Inseln – die größte ist Tumbatu – über den Meeresspiegel erhebt. Fast überall ist das Ufer der Westküste leicht zugänglich.

Die Ostküste ist dagegen fast ungegliedert. Sie wird von einem mächtigen Strandriff mit hoher Brandung begleitet und fällt an vielen Orten steil ins Meer ab.

Das Innere der Insel zerfällt kulturgeographisch und physisch in zwei Hälften. Die Westhälfte trägt meridionale Hügelketten, so den Masinginiberg (135 m), und zeigt stellenweise sumpfige Niederungen sowie zahlreiche fließende Gewässer, so der Zingwe-Zingwe und der Mwera. Der außerordentlich fruchtbare Boden besteht aus tiefgründigen Alluvialmassen aus verwittertem Korallenkalk.

Die Osthälfte ist dagegen unfruchtbar, flach und wasserarm, hat eher Karstcharakter mit Dolinen, Höhlen und unterirdischen Flüssen.

Sansibars Klima ist tropisch, am wärmsten von Dezember bis März; das durchschnittliche Jahresmittel liegt bei 26,5 °C. Die Regenzeiten dauern von März bis Mai und von Oktober bis November.

Flora und Fauna

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Eine wesentliche Rolle in der Nutzung der Natur Sansibars spielen die marinen Habitate, wie Seegraswiesen, Korallenriffe und Mangrovenküsten. Viele Strände des Archipels werden von Meeresschildkröten für ihr Brutgeschäft aufgesucht. In Nungwi gibt es eine Aufzucht- und Schutzstation für Meeresschildkröten. Vor der afrikanischen Festlandsküste leben zahlreiche große Haiarten wie der Bullenhai oder Tigerhai, aber auch große Planktonfresser wie der Walhai.

Die Fauna von Unguja dokumentiert die Landbrücke der Insel zum afrikanischen Kontinent während der letzten Eiszeit. Die Vielfalt auch der terrestrischen und semiaquatischen Lebensräumen auf den Inseln reicht von Mangrovensümpfen über Buschland bis zu großen Gebieten mit Palmfarnen.

Der Sansibar-Stummelaffe ist endemisch. Die meisten Tiere leben auf der Hauptinsel Unguja, einige auch auf Pemba. Ihr Lebensraum sind Wälder, neben Primär- sind sie auch in Sekundärwäldern zu finden und werden in verschiedenen Forest National Parks geschützt. Der Sansibar-Leopard war eine der hier endemischen Unterarten. Er gilt seit 1991 als ausgestorben.

Um sämtliche Inseln des Sansibar-Archipels finden sich die marinen Habitate Korallenriff, Seegraswiesen und Mangrovenwälder im küstennahen Bereich.

Naturschutz und Umweltkonflikte

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Der Tanzanian Wildlife Act bezieht die Flora und Fauna Sansibars mit ein. Wichtige Schutzgebietskategorien sind „National Park“, „Wildlife reserve“ und „Marine park“. Die Umsetzung der Schutzgebiete und die Durchsetzung von Naturschutzregeln ist je nach Gebiet in einem sehr unterschiedlichen Status.

Der Tourismus nahm in Ostafrika in den letzten Jahren zu, was zu einem hohen Druck auf die besonderen Lebensräume auch Sansibars führt. Hotels entstehen an vielen Stränden und die Insel ist eine der am schnellsten wachsenden Touristen-Destinationen des Indischen Ozeans.[3] Der Tauchtourismus zusammen mit der lokalen Fischerei gefährdet vor allem die empfindlichen Korallenriffe.

Naturschutzkonzepte werden vom Institute of Marine Science (IMS) an der University of Dar es Salaam seit 2009 teilweise in Kooperation mit dem Leibnitz-ZMT Bremen ausgearbeitet.

Die Inselbewohner nennt man Sansibarer. Im Jahr 2002 zählten sie 981.754 Menschen. Sie bestehen aus Afrikanern, Indern, Persern und Arabern sowie zahlreichen Mischlingen aus diesen Gruppen.

Bei der letzten Volkszählung vor der Unabhängigkeit hingen 97 Prozent der Bevölkerung dem Islam an. Die restlichen 3 Prozent waren Hindus, Christen oder Anhänger afrikanischer Religionen.[4] Da aber seit der Unabhängigkeit bei den Bevölkerungszählungen aus politischen Gründen die Religionszugehörigkeit nicht mehr erfasst wird, ist es möglich, dass sich das prozentuale Verhältnis geändert hat. Die Nationalsprache ist Swahili. Auf Sansibar lebt außerdem eine kleine Gruppe von etwa 10.000 Ibaditen. Für die Integrität des Staates Tansania und das junge demokratische Mehrparteiensystem ist die Lage auf Sansibar problematisch, da der Civic United Front (CUF) immer wieder vorgeworfen wird, als islamisch-arabische Kraft den Ausbau der Autonomie und letztlich die Unabhängigkeit als islamischer Staat anzustreben. Hintergrund der Vorwürfe ist die Tatsache, dass die Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi, die Revolutionspartei, nur auf Sansibar mit einer ernsthaften Opposition in Form der CUF zu tun hat. Daher wird die CUF mit vielen Mitteln bekämpft und ihr unter anderem der Vorwurf gemacht, eine islamistische Partei zu sein.

Die Bevölkerung wuchs im 20. Jahrhundert stark an. 1920 lebten hier erst 114.000 Menschen; 1935 waren es 234.000, 1963 319.000, 1967 364.000, 1978 479.000, 1988 623.000 und 2002 981.754.[5]

Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der LSA-Epoche.[6] Im Zuge der Bantu Expansion setzten sich bantusprachige Gruppen auf den Inseln durch.

Arabische Händler, die im 8. Jahrhundert die Insel bereisten, nannten die Küste der Inseln بر الزنج barr az-zandsch, DMG barr az-zanǧ ‚Küste der Schwarzen‘.[7] Mit ihnen kam die heute noch vorherrschende Religion, der Islam. Als Folge der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Händlern und Küstenbewohnern entwickelte sich eine neue Sprache: Swahili, auch Swaheli oder Suaheli (von arabisch ساحلي, DMG sāḥilī ‚Bewohner der Küste‘ bzw. der Pluralform سواحلي, DMG sawāhilī ‚Bewohner der Küsten‘),[8] eine Mischung aus dem Arabischen und der Bantusprachen der einheimischen Völker, wobei die Sprache von der Struktur her eine afrikanische Klassensprache blieb, mit einem Wortschatz, der zu etwa 30 % aus dem Arabischen stammt, aber auch Wörter aus dem Englischen, Deutschen und verschiedenen indischen Sprachen integrierte.

Im 10. Jahrhundert siedelten sich persische Händler an. Diese sind Vorfahren der Schirasi.[9]

Schon im 10. Jahrhundert hatten Araber Niederlassungen in der Region gegründet, die sich zu blühenden Republiken entwickelten. Als Vasco da Gama am 28. Januar 1499 Sansibar besuchte, fand er gut gebaute und reiche Städte, die lebhaften Handel mit Indien trieben.

1503 landete der Portugiese Ruy Lourenço Ravasco auf Unguja, baute dort eine Handelsstation. Sansibar wurde tributpflichtig und 1505 durch João Homere vollends in portugiesischen Besitz genommen. In den folgenden Jahren kontrollierten die Portugiesen den gesamten Handel im Indischen Ozean.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen nördlich von Mosambik an den Imam von Maskat; Sansibar ging 1698 verloren. Unter der Herrschaft des Imam zerfiel das Land in zahlreiche kleine Staaten und Gemeinwesen.

Unter der Herrschaft der Araber von Oman

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Im 17. bis 19. Jahrhundert bildete Sansibar unter der Herrschaft des Sultans von Oman ein Zentrum für den östlichen Sklavenhandel. Jahrhundertelang war die flache Insel Unguja (nach Madagaskar die größte Insel vor Ostafrika) eine der wichtigsten Handelsmetropolen im Indischen Ozean. Sklavenhandel sowie Handel mit Elfenbein und ab 1818 die Kultivierung von Gewürznelken machten die Insel reich, berühmt, berüchtigt und begehrenswert. Im Gegenzug waren die muslimischen Herren Sansibars auf den Kauf von Schusswaffen und Munition angewiesen, um die Herrschaftsstrukturen der Sklaverei (Sklavenhandel, Sklavenjagd und Sklavenkarawanen) bis ins innere Afrika durchzusetzen.

Das alte Fort in Stone Town, Sansibar

Ab dem 18. Jahrhundert übten die Araber auf der strategisch wichtigen Insel Unguja zunehmenden Einfluss aus. Das Hauptgeschäft bestand im Sklavenhandel, der als Transitgeschäft über die Inseln lief. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden 6.000 bis 10.000 Sklaven jährlich „umgesetzt“. Man schätzte den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung auf 75 %.

Historische Karte (um 1888)

Seit 1784 beherrschte der Sultan von Maskat die Insel Unguja direkt durch einen Gouverneur. Diese Statthalter und jene an der ostafrikanischen Küste machten sich jedoch zunehmend unabhängig, wurden aber von Sultan Sayyid Saʿîd wieder unterworfen. 1829 fiel Mombasa, 1837 fiel auch Sansibar durch Verrat.[10] 1829 legte der Sultan die erste Gewürznelkenplantage auf Unguja an.

1832 zunächst provisorisch, dann 1840 endgültig entschied der Sultan, den omanischen Hof nach Sansibar zu verlegen. In dieser Zeit erreichten europäische und amerikanische Händler Sansibar. Als erstes „westliches“ Land eröffneten 1837 die Vereinigten Staaten von Amerika ein Konsulat. 1841 folgte das britische, 1844 das französische Konsulat. Damit wurde das Sultanat auch international anerkannt.

Sansibar zur Kolonialzeit

Nach dem Tode Sayyid Saʿīds (Bū-Saʿīd-Dynastie) 1856 wurde das Sultanat geteilt. Sein Sohn Sayyid Mâdjid wurde Sultan von Sansibar. Nach dessen Tod am 7. Oktober 1870 wurde ein jüngerer Bruder des Sultans, Barghash ibn Saʿîd, Souverän des Gebiets, und als der 1888 starb, folgte ihm sein zweiter Bruder, Sayyid Chalifa ibn Said.

Bis um 1870 hatte sich der ostafrikanische Herrschaftsbereich des Sultanats Sansibar im Landesinneren bis jenseits des Tanganjikasees ausgebreitet. Daraus entstand ein Interessenkonflikt mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die ab 1884 begann, Herrschaftsrechte auf dem Kontinent zu erwerben. Am 1. November 1886 legte eine deutsch-britische Kommission die Grenzen der sansibarischen Festlandsbesitzungen fest. Sie sollten demnach einen Küstenstreifen von zehn Seemeilen Breite von Kap Delgado (heute Mosambik) bis Kipini (heute Kenia) mit allen vorgelagerten Inseln und die Städte Kismaayo, Baraawe, Merka, Mogadischu und Warsheikh im heutigen Somalia umfassen. Der britische Vertreter in dieser Kommission war der spätere Feldmarschall Horatio Herbert Kitchener. 1887/89 wurde die Küste des späteren Kenia an die Imperial British East Africa Company verpachtet und bis zur Unabhängigkeit von den Briten verwaltet. Der südliche Küstenabschnitt wurde 1888 an die Deutschen verpachtet und am 28. Oktober 1890 an sie verkauft. Die nördlichen Städte wurden 1892 an Italien verpachtet, 1906 verkauft (Mogadischu erst 1924).

Die Briten, die schon vor der Afrika-Konferenz auf der Insel Fuß gefasst hatten, zwangen den Sultan Barghash ibn Saʿîd 1873, den Sklavenhandel zu beenden. Der Sultan ließ ihn aber inoffiziell weiterlaufen, so dass sich ein Sklaven-Schwarzmarkt entwickelte, der bis 1897 bestand und der arabischen Oberschicht weiterhin hohe Einnahmen einbrachte.

Sansibar war zu dieser Zeit auch ein bedeutendes Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. Einer der wichtigsten hier tätigen Gelehrten war der von den Komoren stammende Ahmad ibn Sumait, den Sultan Barghasch 1883 zum Qadi von Sansibar berief. Ibn Sumait, der ein leidenschaftlicher Anhänger der schafiitischen Rechtsschule war, geriet zwar 1886 in Konflikt mit dem ibaditischen Sultan und floh aus dem Land, kehrte jedoch 1888 nach dessen Tod nach Sansibar zurück und wurde erneut zum Qadi ernannt. Wie viele andere islamische Gelehrte seiner Zeit war Ibn Sumait von dem reformerischen Gedankengut Muhammad Abduhs beeinflusst, allerdings teilte er nicht dessen Ablehnung der Sufik, sondern verteidigte vielmehr seinen Orden, die Tarīqa ʿAlawīya, gegen die Angriffe der Reformgelehrten.[11] Sansibar entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts außerdem zu einem Zentrum für die Verbreitung des Qādirīya-Ordens, nachdem zwei Scheiche aus Baraawe, ʿAbd al-ʿAzīz al-Amawī (1838–1896) und Scheich Uwais ibn Muhammad (1847–1909), diesen hier eingeführt hatten.[12] Scheich Mjana Kheri, ein Schüler von Scheich Uwais, verbreitete den Qādirīya-Orden um die gleiche Zeit bei den Plantagen-Sklaven von Sansibar.[13]

Britische Protektoratszeit

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Als einziger Sultan versuchte Khalid ibn Barghash, die Kolonialherrschaft abzuschütteln, was zum Krieg mit Großbritannien führte

1890 wurde das immer kleiner gewordene Sultanat Sansibar, das de facto nur noch aus den Inseln Unguja und Pemba bestand, britisches Protektorat und dem britischen Kolonialreich einverleibt. Die duftende „Nelkeninsel“ Unguja wurde nicht, wie häufig dargestellt, 1890 von Großbritannien gegen die Insel Helgoland eingetauscht (Helgoland-Sansibar-Vertrag); tatsächlich war Sansibar nie deutsche Kolonie, sondern bis 1890 freies Sultanat. Mit Ali ibn Said, der das Protektorat der Briten und die Verpachtung Somalias an die Italiener akzeptieren musste, endete die Eigenständigkeit Sansibars, seine beiden Nachfolger waren von den Briten ausgewählte omanische Vertreter der Said-Dynastie.

Am 27. August 1896 kam es zum kürzesten Krieg der Weltgeschichte, dem nur 38 Minuten dauernden Britisch-Sansibarischen Krieg. Der Krieg begann um 9:00 Uhr morgens. Nachdem der Sultan von Sansibar gestorben (oder vergiftet worden) war, beanspruchte sein Cousin Chalid ibn Barghasch den Thron für sich. Der britische Admiral Sir Harry Rowson ließ daraufhin nach einem Ultimatum so lange den Palast des selbsternannten Sultans von See aus mit Schiffsgeschützen beschießen, bis dieser die Flucht ergriff.

Erst 1897 wurde auch gegen die Strukturen des Sklaven-Schwarzmarktes durchgegriffen. Das britische Militär schaffte nun den Sklavenhandel auf Sansibar endgültig ab, mit massiven finanziellen Einbußen für die arabische Oberschicht. Die britische Kolonialherrschaft folgte aber auf Sansibar wie andernorts dem Prinzip der „indirekten Herrschaft“ (indirect rule), das heißt die lokalen Eliten herrschten unter der britischen Oberherrschaft weiter. Mit britischer Unterstützung wurde 1952 auch die Muslim Academy, die erste moderne islamische Schule in Sansibar, gegründet.[14]

Einer der einflussreichsten muslimischen Gelehrten Sansibars während der britischen Kolonialzeit war ʿAbdallāh Sālih al-Fārisī (1912–1982). 1947 zum Inspekteur des religiösen Bildungssystems ernannt, kämpfte er gegen verschiedene populäre religiöse Praktiken, die mit den Feiern zum Prophetengeburtstag und dem Dhikr des Qādirīya-Ordens verbunden waren. Zwischen 1960 und 1964 fungierte er als Chief Qādī von Sansibar.[15] Eine weitere wichtige sansibarische Gelehrtenpersönlichkeit gegen Ende der britischen Kolonialzeit war Saiyid ʿUmar ʿAbdallāh (1919–1988). Er hatte an der School of Oriental and African Studies studiert und wurde 1954 zum Direktor der 1951 neu gegründeten Muslim Academy von Sansibar berufen.[16]

Auf Sansibar, das seit 1955 innerhalb des Commonwealth Selbstverwaltung genoss, wurde 1959 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der Einführung des Frauenwahlrechts beschäftigen sollte.[17] Es wurde 1961 ein beschränktes Frauenwahlrecht eingeführt:[18] Alle unverheirateten und verheirateten Frauen Sansibars über 21 bekamen das Wahlrecht, auch wenn sie eine von mehreren Frauen eines registrierten Wählers waren, nicht jedoch, wenn sie (wirtschaftlich) noch von ihren Familien abhängig oder mit einem nicht wahlberechtigten Mann, einem Ausländer, verheiratet waren.[17] Das allgemeine Frauenwahlrecht wurde für Sansibar erst bei der Vereinigung mit Tanganyika 1964 erreicht.

Erlangung der Unabhängigkeit und Revolution

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Am 10. Dezember 1963 erlangten die Hauptinsel Unguja (mit damals 444.000 Einwohnern) und Pemba (314.000 Einwohner) die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Sansibar wurde als konstitutionelle Monarchie aus der Kolonialherrschaft entlassen. Die politisch-ökonomische Führung des Landes hatten der Sultan und die arabische Minderheit sowie eine indische Hindu-Minderheit inne.[19] Die afrikanische Mehrheitsbevölkerung aus Banutu und Schirasi bildeten das Agrarproletariat.

Bereits am 12. Januar 1964 kam es zu einem durch John Okello angeführten erfolgreichen Staatsstreich, dem Sansibar-Massaker. Der selbsternannte Feldmarschall und ehemalige Maurergeselle John Okello führte eine Gruppe von etwa 600 schwarzafrikanischen Aufständischen an. Sie sollen im kommunistischen Ausland ausgebildet und mit Waffen tschechoslowakischen Ursprungs ausgerüstet gewesen sein. Die völlig überraschte Regierung hoffte vergeblich auf die Hilfe der Briten, die aber keine Missstimmung mit den anderen jungen afrikanischen Staaten wegen einer arabisch dominierten Regierung riskieren wollten. Sultan Jamsheed bin Abdullah, der Sohn des 1963 verstorbenen Abdullah bin Khalifa, floh während der Revolutionswirren von der Insel. Okello gründete noch am gleichen Tag den Revolutionsrat, der Abeid Karume zum Präsidenten der neuen Volksrepublik von Sansibar und Pemba ernannte. Die Angaben über die Anzahl der Opfer in der Woche zwischen dem 12. und dem 19. Januar 1964 gehen weit auseinander. Nach britischen Schätzungen wurden 15.000 Menschen ermordet. Andere Studien kommen auf geringere Zahlen. Außerdem kam es zu ungezählten Übergriffen wie Vergewaltigungen, Plünderungen und Folterungen. Nach dem Blutrausch wurden die Leichen mit LKWs zur Kaimauer im heutigen Forodhani Garden gebracht und in das Meer gekippt. Die offizielle Version stellt die Revolution wesentlich weniger dramatisch dar. Babu, der erste Außenminister des Revolutionsrates, behauptet, dass nur einige wenige Menschen ums Leben kamen, weil einige die Gunst der Stunde nutzten, um alte Rechnungen zu begleichen. Die dafür Verantwortlichen seien vor ein Gericht gestellt und verurteilt worden. Das Trauma der Ausschreitungen wirkt bis in die Gegenwart nach, da das Thema bis heute tabu ist und es zu keiner Aufarbeitung oder Aussöhnung gekommen ist. Noch heute begegnen sich die Täter und Opfer auf der Straße. Besonders dramatisch an den Ereignissen war, dass die Grenzen zwischen den Parteien nicht eindeutig ethnisch oder religiös definierbar waren, sondern mitten durch Familien und Bekanntschaften liefen.[20]

Liste der Sultane von Sansibar

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  1. Sayyid Saʿîd ibn Sultân (1804–1856)
  2. Mâdjid ibn Saʿid (1856–1870)
  3. Barghasch ibn Said (1870–1888)
  4. Chalifa ibn Said (1888–1890)
  5. Ali ibn Said (1890–1893)
  6. Hamad ibn Thuwaini ibn Said (1893–1896)
  7. Chalid ibn Barghasch (1896)
  8. Hammud ibn Muhammad ibn Said (1896–1902)
  9. Ali ibn Hammud (1902–1911)
  10. Chalifa ibn Harub ibn Thuwaini (1911–1960)
  11. Abdullah ibn Khalifa (1960–1963)
  12. Dschamschid ibn Abdullah (1963–1964) (Revolution)

Anmerkung: Thuwainî, der älteste Sohn Sayyid Sa'îds, erbte 1856 Oman mit der Hauptstadt Masqat (Bū-Saʿīd-Dynastie).

Als Bundesstaat in Tansania

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Nach kurzer Übergangszeit als „Volksrepublik Sansibar und Pemba“ vereinigte sich Sansibar am 25. April 1964 mit der ebenfalls soeben unabhängig gewordenen Republik Tanganjika zu dem neuen Staat Tansania, dem es bis heute als Bundesstaat angehört. Sheikh Abeid Amani Karume wurde zum Präsidenten des Bundesstaats gewählt. Er wurde am 7. April 1972 durch ein Attentat getötet. Aboud Jumbe Mwinyi wurde sein Nachfolger. Im Jahr 2000 übernahm Karumes Sohn Amani Abeid Karume das Amt des Präsidenten von Sansibar. Zehn Jahre später, nach dem Wahlsieg der CCM im Jahr 2010, übergab er sein Amt an den Nachfolger Ali Mohammed Shein.[21]

Mitte der 1980er Jahre entschloss sich die Regierung, da die wirtschaftliche Situation Sansibars nicht länger hinnehmbar war, aber sich auch die weltweite politische Lage veränderte, zur wirtschaftlichen und politischen Liberalisierung. Allerdings kam es bei den Wahlen 1995 und 2000 zu heftigen Ausschreitungen mit einer nicht genau bekannten Anzahl Toter. Zu den Auseinandersetzungen kam es, da die Oppositionspartei, CUF, der Regierung Wahlmanipulation vorwarf und die CUF sich um den Wahlsieg betrogen sah. Damit für beide Parteien eine akzeptierte Wahl stattfinden konnte, wurde eine Kommission eingesetzt, um den reibungslosen Ablauf der Wahl 2005 zu garantieren. Bei der Wahl 2005 kam es zwar auch zu Unregelmäßigkeiten, Protesten der Opposition wegen Wahlfälschung und Auseinandersetzungen mit der Polizei, aber im Großen und Ganzen verliefen die Wahlen für sansibarische Verhältnisse geordnet und problemlos. Wie erwartet wurde die CCM wieder gewählt.

Lebensmittelladen in Stone Town, 1996

Sansibars Wirtschaft basiert auf der Produktion von Gewürzen (vor allem Gewürznelken, Muskatnuss, Zimt und Pfeffer), dem Anbau von Kokospalmen und dem Tourismus. Im 19. Jahrhundert war Sansibar der weltgrößte Produzent von Gewürznelken.

Außerdem bauen Frauen rund um die Insel im seichten Wasser Algen an, die zu Kleinstpreisen von Händlern abgenommen und zur Kosmetik- und Arzneiproduktion exportiert werden. Diese Arbeit ist höchst schädlich für die Gesundheit, weil das Salzwasser aggressiv ist und das Sonnenlicht stark reflektiert wird, sodass viele Frauen ihre Sehkraft verlieren und an Arthritis leiden. Die Algenart ist außerdem nicht heimisch auf Sansibar, sondern aus Asien importiert, und zerstört die empfindliche Fauna der die Insel umgebenden Korallenriffe.

Markt in Stone Town 1996
Das House of Wonders in Stone Town

Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Korallen, die meisten Steinhäuser sind ebenfalls aus Korallengestein. Viele Häuser wurden bereits restauriert.

Auf der gesamten Insel hat sich durch großzügige Investitionen ein Netz von Hotelanlagen und Reiseunterkünften entwickelt. Deren Preise und Niveau verzeichnen an der Ostküste höhere Werte als an der West- und Südküste.

Holzschiffe nach alter arabischer Bauart, Daus genannt, verkehren auch heute noch auf den alten Handelsrouten. Sie haben weder Motor noch andere Metallteile und können ohne moderne Werkzeuge gebaut werden. Sie halten etwa 10 bis 20 Jahre, bis sie zerfallen.

Vor dem Hafen der Hauptstadt liegt im Norden die kleine Insel Prison Island mit dem verfallenen Krankenhaus, das die Quarantänestation für Britisch-Ostafrika war. In Stone Town stehen die großen Stadthäuser der ehemaligen arabischen Oberschicht. An der Stelle des Sklavenmarktes befindet sich die anglikanische Kathedrale, die von der durch David Livingstone initiierten „Universities Mission“ im orientalisierenden Stil erbaut wurde. In Kellergewölben der Nebengebäude zeigt man ehemalige Sklavengefängnisse. Das House of Wonders (Beit al-Ajaib), direkt am Hafen gelegen, war auf der Insel das erste Gebäude mit elektrischem Licht und einem Fahrstuhl.

Eine Besonderheit Sansibars ist die Taarab-Musik, die hier entwickelt wurde.

Exportierte Kunstwerke

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Am Eingang des Weingutes Château Cos d’Estournel in St. Estèphe bei Bordeaux befindet sich eine gewaltige, über und über kunstvoll geschnitzte, dunkle Doppelflügel-Tür aus dem Sultanspalast von Sansibar. Der Kaufmann Louis-Gaspard Estournel handelte im 19. Jahrhundert mit Araberpferden und bezahlte sie vor Ort in arabischen Ländern des Öfteren mit Fässern von Wein aus Bordeaux. Diese Tür brachte er von einer seiner Reisen in die arabischen Länder aus Sansibar mit und ließ sie als Eingang in dem großen neuen Fasskeller-Gebäude seines Weingutes stirnseitig an prominenter Stelle einbauen, wo sie seit über 170 Jahren eine Touristen-Attraktion darstellt.

Blick über die Dächer von Stone Town
  • Freddie Mercury (1946–1991) wurde unter dem Namen Farrokh Bulsara auf Unguja geboren.
  • 2004 erließ die Regierung von Sansibar ein Gesetz, mit dem homosexuelle Akte künftig mit Gefängnis bestraft werden. Männer können dafür bis zu 25 Jahre ins Gefängnis kommen, Frauen sieben Jahre. Als Begründung wird angegeben, man wolle die Bevölkerung vor der „zunehmenden Akzeptanz eines besorgniserregenden Verhaltens“ schützen.
  • Das sansibarische Fußball-Nationalteam, die „Malindi Red Socks“, ist seit Januar 2004 eigenständiges Mitglied der Afrikanischen Fußballkonföderation (CAF).
  • Der italienische Mondo-Film Africa Addio thematisiert das Massaker an der arabischstämmigen Bevölkerung.
  • Der Roman Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch wurde nicht zuletzt wegen des Titels erfolgreich. Sansibar steht darin für einen utopischen Ort mit einer besseren Zukunft.
  • Auf der deutschen Nordseeinsel Sylt gibt es seit den 1950er Jahren am Weststrand zahlreiche FKK-Strandabschnitte mit exotischen Namen, darunter den Abschnitt „Sansibar“ mit einem renommierten gleichnamigen Restaurant.
  • Ulla Ackermann: Tansania und Sansibar. Köln 2000, ISBN 3-7701-5303-0.
  • Abdulrahman Mohamed Babu: The 1964 Revolution: Lumpen or Vanguard? Zanzibar under Colonial Rule. E. Ferguson und A. Sheriff (Hrsg.). London 1991, S. 220–247.
  • Rita Bake (Hrsg.): Hamburg – Sansibar, Sansibar – Hamburg: Hamburgs Verbindungen zu Ostafrika seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg 2009, ISBN 978-3-929728-19-4.
  • Andreas Birken: Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert. Tübingen 1971, DNB 720413567.
  • Esmond Bradley Martin: Zanzibar. London 1978, ISBN 0-241-89937-0.
  • Reinhard Dippelreither: Tansania. Sansibar. Stuckum 2000, ISBN 3-89392-269-5.
  • John Gray: History of Zanzibar from the middle ages to 1856. London 1962, OCLC 1037123276.
  • Philipp A. Gudden: Safari Njema – Sansibar (Reiseführer). Amazon, Juli 2012.
  • Sabine Heilig, Christina Gottschall: Sansibar. Das komplette Reisehandbuch. Singen 2000, ISBN 3-86112-114-X.
  • Roman Loimeier: Between Social Skills and Marketable Skills. The Politics of Islamic Education in 20th Century Zanzibar. Brill, Leiden 2009.
  • Omar Mapuri: Zanzibar The 1964 Revolution: Achievements and Prospects. Nairobi 1996.
  • John Middleton: The World of the Swahili. New Haven/London 1992.
  • Don Petterson: Revolution in Zanzibar. Boulder 2002, ISBN 0-8133-4268-6.
  • Wolfgang Scholz: Challenges of Informal Urbanisation. The Case of Zanzibar/Tanzania. Dortmund 2008, ISBN 978-3-934525-50-4.
  • Abdul Sheriff: The case of Zanzibar in the nineteenth century. The Urban Experience in Eastern Africa c. 1750–2000. A. Burton (Hrsg.) Nairobi 2002.
  • Sascha Wisotzki: Sansibar: 1000 Jahre Globalisierung. Berlin 2009, ISBN 978-3-9811876-2-5.
  • Zanzibar. In: La Grande Encyclopédie. 20 Bände, Larousse, Paris 1971–1976, S. 14764–14765 (französisch).
Commons: Sansibar-Archipel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Sansibar-Archipel – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

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  1. Diemels Welt Lexikon und Reisehandbuch. 1995/96, ISBN 3-9802428-6-2.
  2. Pemba - The clove island. 1:100.000, Map & Guide, 2013, Dept. of Surveys and mapping, Chake-Chake
  3. Nach Hauke Reuter (ZMT) 2013 http://lists.zmt-bremen.com/ZMT_Newsletter2-2013.pdf
  4. Report on the Census of the Population of Zanzibar Protectorate (1958). Zanzibar Town.
  5. 2002 Population and Housing Census.
  6. Ceri Shipton, Alison Crowther et al.:”Reinvestigation of Kuumbi Cave, Zanzibar, reveals Later Stone Age coastal habitation, early Holocene abandonment and Iron Age reoccupation”Azania: Archaeological Research in Africa, Volume 51, 2016 -[1]
  7. Vgl. H. Wehr: Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1968, S. 347, S. 43.
  8. Vgl. H. Wehr: Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1968, S. 364.
  9. Nadra O. Hashim: Language and Collective Mobilization: The Story of Zanzibar. Lexington Books, 2009, ISBN 978-0-7391-3708-6 (google.com).
  10. Meyers Konversationslexikon. Band 15: Russisches Reich bis Sirte. Leipzig/ Wien 1897, S. 254.
  11. Farouk Topan: Réseaux religieux chez les Swahili. In: Françoise Le Guennec-Koppens, Pat Caplan (Hrsg.): Les Swahili entre Afrique et Arabie. Karthala, Paris 1991, S. 39–59. Hier S. 46f.
  12. Anne K. Bang: Islamic Sufi Networks in the Western Indian Ocean (c. 1880–1940). Ripples of Reform. Brill, Leiden/ Boston, 2014, S. 34.
  13. Bang: Islamic Sufi Networks. 2014, S. 50.
  14. Loimeier: Between Social Skills and Marketable Skills. 2009, S. 70f, 411–459.
  15. Loimeier: Between Social Skills and Marketable Skills. 2009, S. 375–400.
  16. Loimeier: Between Social Skills and Marketable Skills. 2009, S. 400–411.
  17. a b Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 387.
  18. June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 7.
  19. Frank R. Pfetsch (Hrsg.): Konflikte seit 1945, Schwarzafrika. S. 96–97.
  20. O. R. Mapuri: Zanzibar The 1964 Revolution: Achievements and Prospects. Nairobi 1996.
    A. M. Babu: The 1964 Revolution: Lumpen or Vanguard? Zanzibar under Colonial Rule. E. Ferguson und A. Sheriff (Hrsg.). London 1991, S. 220–247.
    D. Petterson: Revolution in Zanzibar. Boulder, 2002.
  21. Deutsche Welle vom 2. November 2010: Alles beim Alten nach Wahl in Tansania?