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„Felix von Hartmann“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Felix von Hartmann.png|mini|hochkant|Erzbischof Felix von Hartmann (1913)]]
'''Felix von Hartmann''' (* [[15. Dezember]] [[1851]] in [[Münster (Westfalen)]]; † [[11. November]] [[1919]] in [[Köln]]) war von [[1912]] bis 1919 [[Erzbischof]] des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]].
[[Datei:Shield of Felix von Hartmann.svg|mini|hochkant|Wappen des Kardinals von Hartmann]]
'''Felix Kardinal von Hartmann''' (* [[15. Dezember]] [[1851]] in [[Münster]]; † [[11. November]] [[1919]] in [[Köln]], vollständiger Name: ''Bruno Felix Bernard Albert von Hartmann'') war von 1911 bis 1912 [[Bischof]] von [[Bistum Münster|Münster]] und von 1912 bis 1919 [[Erzbischof]] von [[Erzbistum Köln|Köln]]. Von 1914 bis 1919 amtierte er zusätzlich als [[Deutsche Bischofskonferenz#Fuldaer Bischofskonferenz|Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz]].<ref>G. Schulze (Bearb.): ''Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38.'' Bd.&nbsp;11/II. In: [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]] (Hrsg.): ''[[Acta Borussica]]. Neue Folge.'' [[Olms-Weidmann]], Hildesheim 2003, S.&nbsp;594. ([http://preussenprotokolle.bbaw.de/bilder/Band%2011-2.pdf Online]; [[PDF]] 2,2 MB).</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Felix von Hartmann wurde in der zweiten Ehe des [[Oberregierungsrat]]es [[Albert von Hartmann]] aus dem [[Hartmann (Adelsgeschlecht)|Adelsgeschlecht Hartmann]] geboren. Die Familie war eng mit dem [[Westfalen|westfälischen]] [[Adel]] verbunden und zugleich eine traditionsreiche [[preußisch]]e Beamtenfamilie.
[[Bild:Felix_von_Hartmann.jpg|thumb|Felix von Hartmann]]
[[Bild:Hartman-Felix.jpg|thumb|Felix von Hartmann]]
Felix von Hartmann wurde in der zweiten Ehe des Oberregierungsrates Albert von Hartmann geboren. Die Familie war eng mit dem westfälischen Adel verbunden und zugleich eine traditionsreiche preußische Beamtenfamilie.


Nach Absolvierung der Unterstufe des [[Gymnasium Paulinum (Münster)|Gymnasiums Paulinum]] in Münster besuchte er bis zum Abitur das bischöfliche Gymnasium [[Collegium Augustinianum Gaesdonck]] bei [[Goch]]/[[Niederrhein (Region)|Niederrhein]]. Dort waren [[Hermann Jakob Dingelstad]], dem er später als Bischof von [[Bistum Münster|Münster]] nachfolgte, und [[Adolf Fritzen]], der später Bischof von Straßburg wurde, seine Lehrer.<ref name="totenzettelsammlung.de">[http://www.rhein-erft-geschichte.de/totenzettel/index.php?nummer=464 Totenzettel für Felix Kardinal von Hartmann] auf www.rhein-erft-geschichte.de, gesehen am 27. Juli 2016</ref>
Nach Absolvierung der Unterstufe des Gymnasium Paulinum in Münster, besuchte er das bischöflichen Gymnasium in Gaesendonck, wo der nachmalige Bischof Dingelstadt sein Lehrer war. Das Abitur legte er jedoch als Externer in Münser ab.


[[1870]] begann er in Münster ein Theologiestudium, wo er auch das Priesterseminar besuchte. Er wurde am [[19. Dezember]] [[1874]] zum Priester geweiht. Da aufgrund des Kulturkampfes keine Anstellung in Deutschland möglich war, ging er nach Rom, wo er 1875 Kaplan der Anima war und zugleich mit dem Studium des Kirchenrechtes begann. Am Apollinare studierend, erwarb er 1877 den Titel eines Dr. jur. can., und kehrte [[1879]] nach Münster zurück, wo er ab [[1880]] als [[Kaplan]] in Havixbeck und Emmerich tätig wurde.
1870 begann er das [[Theologie]]studium in Münster, wo er auch das [[Katholisches Priesterseminar|Priesterseminar]] besuchte. Er wurde am 19. Dezember 1874 zum [[Priester (Christentum)|Priester]] [[Weihesakrament|geweiht]]. Da aufgrund von [[Bismarck]]s sogenanntem ''[[Kulturkampf]]'' keine Anstellung in Deutschland möglich war, ging er nach [[Rom]], wo er ab 1875 Kaplan am Kolleg [[Päpstliches Institut Santa Maria dell’Anima|Santa Maria dell’ Anima]] wurde und als [[Kaplan]] an der Kirche [[Santa Maria dell’Anima]] wirkte.<ref>{{Literatur |Autor=Lenzenweger Joseph |Titel=Sancta Maria de Anima |Verlag=Herder |Ort=Wien-Rom |Datum=1959 |Seiten=159}}</ref> Zugleich begann er mit dem Studium des [[Kirchenrecht]]es. Am [[Päpstliche Lateranuniversität|Päpstliche Athenaeum Sant’Apollinare]] erwarb er 1877 den Titel des [[Dr. iur. can.]] und kehrte 1879 ins Bistum Münster zurück, wo er ab 1880 als Kaplan in [[Havixbeck]] und [[Emmerich am Rhein|Emmerich]] tätig wurde.


[[1890]] wurde er Geheimsekretär und Kaplan des münsteraner [[Bischof|Bischofs]] Hermann Dingelstad. [[1894]] Generalvikariatsrat und am 30. Oktober 1905 zum [[Generalvikar]] ernannt, wurde er bereits [[1903]] aufgrund königlicher Nomination in das Domkapitel von Münster berufen, wor er [[1911]] zum Domdechanten aufstieg. Mit großem kirchenpolitischen Einfluß, da ihm der hilflose Bischof sein volles Vertrauen schenkte, hatte er einen engen und ängstlichen Standpunkt gegenüber dem Reformkatholizismus, welchen er auch später nicht aufgab. Da sein Einfluß allgemein bekannt war, verwunderte seine Wahl zum Bischof von Münster, bereits am 6. Juni [[1911]] niemanden. Obwohl die königliche Regierung bedenken gegen seine ultramontane Ader hatte, imponierte ihr die kluge und verbindliche Art, wie auch die gewandten Umgangsformen und die Herkunft Hartmanns. Seine päpstliche Bestätigung folgte bereits am 27. Juli und die Bischofsweihe durch den Erzbischof von Köln, [[Anton Fischer]], am 26. Oktober in Münster.
1890 wurde er Geheimsekretär und Kaplan des Münsterschen Bischofs Hermann Jakob Dingelstad, 1894 Generalvikariatsrat, und am 30. Oktober 1905 wurde er zum [[Generalvikar]] ernannt. Bereits 1903 wurde er aufgrund königlicher Nomination in das [[Domkapitel]] von Münster berufen, wo er 1911 zum [[Domdechant]]en aufstieg. Mit großem kirchenpolitischen Einfluss, da ihm sein Bischof volles Vertrauen schenkte, hatte er einen engen und ängstlichen Standpunkt gegenüber dem [[Reformkatholizismus]], welchen er auch später nicht aufgab. Da sein Einfluss bekannt war, verwunderte seine Wahl zum Bischof von Münster bereits am 6. Juni 1911 niemanden. Obwohl die königliche Regierung Bedenken gegen seine ultramontane Einstellung hatte, imponierte ihr die kluge und verbindliche Art wie auch die gewandten Umgangsformen und die Herkunft Hartmanns. Seine päpstliche Bestätigung folgte am 27. Juli und die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] durch den Erzbischof von Köln, Kardinal [[Anton Fischer (Kardinal)|Anton Fischer]], am 26. Oktober in Münster. Mitkonsekratoren waren [[Michael Felix Korum]], Bischof von Trier, und [[Karl Joseph Schulte]], Bischof von Paderborn.


Am [[29. Oktober]] [[1912]] wird er zum Erzbischof von Köln gewählt und am [[19. April]] [[1913]] inthronisiert. [[Papst]] [[Pius X.]] ernennt ihn am 2. Mai [[1914]] zum Kardinal. Von 1914 bis zu seinem Tod leitet er die deutsche [[Bischofskonferenz]] in [[Fulda (Stadt)|Fulda]].
Am 29. Oktober 1912 wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt und am 19. April 1913 inthronisiert. Hartmann ging nur widerwillig nach Köln und versuchte bis zuletzt, den Papst zur Rücknahme der Ernennung zu bewegen, worauf dieser sich aber nicht einließ. Papst [[Pius X.]] nahm von Hartmann am 2. Mai 1914 als [[Kardinalpriester]] mit der [[Titelkirche]] ''[[San Giovanni a Porta Latina]]'' in das [[Kardinalskollegium]] auf. Von 1914 bis zu seinem Tod leitete er die [[Deutsche Bischofskonferenz]] in [[Fulda]].


Auf dem Höhepunkt des Gewerkschaftsstreites in Köln eingetroffen, galt seine Sorge den katholischen Arbeiterorgaisationen, wobei es ihm gelang eine elastische Haltung einzunehmen und seit 1913 auch offen die interkofessionellen Gewerkschaften befürwortete. Brachte ihm dies in Köln und andernorts zuspruch ein, so wurde es doch durch viele als Dolchstoß empfunden, so dass Kardinal Kopp gar seine Erhebung zum Kardinal zu verhindern suchte.
Auf dem Höhepunkt des [[Gewerkschaftsstreit]]es in Köln eingetroffen, galt seine Sorge zunächst den [[Katholische Arbeitervereine|katholischen Arbeiterorganisationen]], wobei es ihm gelang, eine elastische Position einzunehmen. Seit 1913 befürwortete er auch offen interkonfessionelle [[christliche Gewerkschaften]]. Brachte ihm dies in Köln und andernorts Zuspruch ein, so wurde es von innerkatholischen Gegnern der Gewerkschaftsbewegung vielfach geradezu als Verrat empfunden, weil Hartmann als vermeintlicher Vertreter ihrer Position gehandelt worden war und seinen Vorgänger Kardinal Fischer (als einflussreichen Befürworter der überkonfessionellen Arbeitervereine) unter diesem Vorzeichen abgelöst hatte. Kardinal [[Georg von Kopp|Kopp]] suchte deswegen sogar, Hartmanns Erhebung zum Kardinal zu verhindern.


Oft, und sicherlich auch zutreffend, als patriotisch und königstreu bezeichnet, sah ihn seine Umgebung eher als politisch konservativ, woraus sich seine Zurückhaltung gegenüber ser Zentrumspartei erklärte. Auch die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes fand nicht seinen Beifall, da er die Erstarkung der Sozialdemokraten dadurch befürchtete.
Aufgrund seiner Haltung im Ersten Weltkrieg oft als [[patriotisch]] und [[königstreu]] bezeichnet, was als untypisch für den [[Ultramontanismus]] und Erbe seiner westfälisch-[[Borussianismus|borussischen]] Prägung gilt, erlebte ihn seine Umgebung eher als grundsätzlich politisch [[Konservatismus|Konservativen]], woraus sich auch seine Zurückhaltung gegenüber dem politischen Katholizismus und der [[Zentrumspartei]] erklärt. In diesem Sinne und als „Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle“ charakterisierte ihn der seit 1909 in Münster stationierte Kommandierende General des VII. Armeekorps Karl von Einem.<ref>Generaloberst von Einem, ''Erinnerungen eines Soldaten'', Verlag K.F. Koehler, Leipzig, 1933, S. 167</ref> Auch die Abschaffung des [[Dreiklassenwahlrecht]]es fand nicht seinen Beifall, da er dadurch die Erstarkung der [[Sozialdemokratie]] befürchtete.
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Katholiek geloof, SFA022825147.jpg|Prozession mit Felix von Hartmann, Köln 1913
Katholiek geloof, SFA022825158.jpg|Prozession mit Felix von Hartmann, Köln 1913
Katholiek geloof, SFA022825159.jpg|Prozession mit Felix von Hartmann, Köln 1913
Cardinal von Hartmann at Gen. Hdqrs. Germany LCCN2014702429.tif|Kardinal Felix von Hartmann im Deutschen Hauptquartier, 1915
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Von der Legitimität des 1. Weltkriegs überzeugt, so dass er 1915 im Namen der Deutschen Regierung die belgische Frage in Rom persönlich erläutern sollt. Der Risiko- und Konfliktscheue Hartmann versuchte hierbei um jeden Preis dem belgischen Kardinal Mercier zu entgehen. Als 1916 dann Mercier den deutschen Episkopat dazu aufforderte die belgische Bevölkerung vom Vorwurf eines Partisanenkrieges freizusprechen, war Hartmann nur noch mit Mühe davon abzubringen eine öffentliche Replik zu geben, welche den Episkopat in die nationalistische Polemik mit hineingezogen hätte. Generell erfolgreich um [[Militärseelsorge]] bemüht, die Betreuung von [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]] sowie um die Begnadigung vieler von deutschen [[Kriegsgericht|Kriegsgerichten]] verurteilter Ausländer, bereiste er im Sommer 1916 die Westfront und unterhielt auch nach dem Untergang des deutschen Kaiserreiches gute Kontakte zu Kaiser Wilhelm II.
Er war von der [[Legitimität]] des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] überzeugt, so dass er 1915 im Namen der Deutschen Regierung die Frage der [[Rape of Belgium#Besetzung Belgiens|völkerrechtswidrigen deutschen Besetzung Belgiens]] in Rom persönlich erläutern sollte. Der risiko- und konfliktscheue Hartmann versuchte hierbei um jeden Preis dem belgischen Kardinal [[Désiré-Joseph Mercier|Mercier]] aus dem Weg zu gehen. Als 1916 Mercier den deutschen [[Bischöfe|Episkopat]] dazu aufforderte, die [[Belgien|belgische]] Bevölkerung vom Vorwurf eines [[Partisan]]enkrieges freizusprechen, war Hartmann nur mit Mühe davon abzubringen, eine öffentliche Replik abzugeben, die den Episkopat in die [[nationalistisch]]e [[Polemik]] hineingezogen hätte. Generell erfolgreich in der [[Militärseelsorge]], kümmerte er sich auch um die Betreuung von [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]] sowie um die [[Gnadenrecht|Begnadigung]] vieler von deutschen [[Militärgericht|Kriegsgerichten]] verurteilter Ausländer. Im Sommer 1916 bereiste er die Westfront und unterhielt auch nach dem Untergang des [[Deutsches Kaiserreich|deutschen Kaiserreiches]] gute Kontakte zu Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]]


Im Juli 1919 wurde auf Initiative von Hartmanns der [[Bund Neudeutschland]] gegründet. Mitte September 1919 erkrankte er an [[Herpes Zoster|Gürtelrose]] im Bereich der linken Kopfhälfte, die bereits kurze Zeit später zu einer Lähmung der linken Gesichtshälfte führte. Anfang November trat noch eine [[Lungenentzündung]] ein, die in den frühen Morgenstunden des 11. November 1919 seinen Tod herbeiführte. Für von Hartmann war mit dem Zusammenbruch der [[Monarchie]] eine Zeit angebrochen, die nicht mehr die seine war.
Felix von Hartmann starb am 11. November 1919 in Köln, und wurde im [[Kölner Dom]] beigesetzt. Für ihn war eine Zeit angebrochen, die nicht mehr die seine war, so dass sein Tod für ihn möglicherweise ein Segen war.


Noch im Monat seiner Wahl zum Bischof von Münster, im Juni 1911, wurde Hartmann die [[Ehrendoktor]]würde der Katholisch-Theologischen Fakultät der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]], Münster, verliehen.<ref>[http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/zentraleeinrichtungen/dekanat/ehrendoktoren/hartmann.pdf Liste der Ehrendoktoren der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität] (PDF; 461&nbsp;kB).</ref> Hartmann war Ehrenmitglied der [[katholische Studentenverbindung|katholischen Studentenverbindungen]] [[KStV Germania Münster|Germania Münster]] und [[KStV Arminia Bonn|Arminia Bonn]] im [[Kartellverband|KV]].
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{| width="75%" cellpadding="10" border="2" align="center"
== Werke ==
| width="35%" align="center" | Vorgänger:<br>'''[[Anton Fischer]]'''
* ''Dies eucharisticus des Dekanates M. Gladbach: kurze Beschreibung desselben; nebst 49 Dispositionen d. dabei gehaltenen Vorträge u. Predigten'' / Festpredigt Seiner Eminenz, des hochwürdigsten Herrn Kardinals und Erzbischofes Felix von Hartmann bei Gelegenheit der 25. Tagung. Kühlen, Mönchengladbach 1917. [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-27632 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]]
| width="30%" align="center" | [[Liste der Erzbischöfe von Köln|Erzbischöfe von Köln]]

| width="35%" align="center" | Nachfolger:<br>'''[[Karl Joseph Schulte]]'''
== Literatur ==
|}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629213330/http://www.bautz.de/bbkl/h/hartmann_fe.shtml |band=2|autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]]|spalte=577}}
* [[Eduard Hegel]]: ''Das Erzbistum Köln zwischen der Restauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts (=Geschichte des Erzbistums Köln, Bd. 5)'', Köln 1987, ISBN 3-7616-0873-X; S. 95f.
* {{NDB|7|741|742|Hartmann, Bruno Felix Bernard Albert von|Günter Plum|126370834}}
* [[Hermann-Josef Scheidgen]]: ''Zwischen Patriotismus und Romtreue. Erzbischof Felix Kardinal von Hartmann und das Ende des Ersten Weltkriegs.'' In: Guido von Büren u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Kriegserinnerungen in europäischen Heimaten. Nachlese zu einer Erinnerung an den Ersten Weltkrieg''. PH. C.W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2021 (Jülicher Forschungen; 13) (Montanus; 19), ISBN 978-3-87707-209-7, S. 73–82.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|126370834}}
* {{Catholic-hierarchy|Typ=Bischof|ID=bhartmann|Artikel=Felix von Hartmann|Abruf=2016-07-23}}
* {{GCatholic|Typ=Person|ID=621}}
* {{Miranda|ID=bios1914.htm#Hartmann|Artikel=Hartmann, Felix von|Abruf=2016-07-23}}
* {{Pressemappe|FID=pe/007201}}
* [https://web.archive.org/web/20160101122140/http://kirchensite.de/?myELEMENT=187198 Norbert Göckener: Bischof Felix von Hartmann]
* [http://www.koelner-dom.de/index.php?id=felixvonhartmann von Hartmann auf der Website des Kölner Doms]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Personenleiste
|VORGÄNGER=[[Ludwig von Noël]]
|NACHFOLGER=[[Johannes Poggenburg]]
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{{Navigationsleiste der Erzbischöfe von Köln (seit 1801)}}
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{{SORTIERUNG:Hartmann, Felix Von}}
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[[Kategorie:Domherr (Münster)]]

{{Personendaten
|NAME=Hartmann, Felix von
|ALTERNATIVNAMEN=Hartmann, Felix Kardinal von (vollständiger Name)
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}}

Aktuelle Version vom 21. April 2024, 18:50 Uhr

Erzbischof Felix von Hartmann (1913)
Wappen des Kardinals von Hartmann

Felix Kardinal von Hartmann (* 15. Dezember 1851 in Münster; † 11. November 1919 in Köln, vollständiger Name: Bruno Felix Bernard Albert von Hartmann) war von 1911 bis 1912 Bischof von Münster und von 1912 bis 1919 Erzbischof von Köln. Von 1914 bis 1919 amtierte er zusätzlich als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz.[1]

Felix von Hartmann wurde in der zweiten Ehe des Oberregierungsrates Albert von Hartmann aus dem Adelsgeschlecht Hartmann geboren. Die Familie war eng mit dem westfälischen Adel verbunden und zugleich eine traditionsreiche preußische Beamtenfamilie.

Nach Absolvierung der Unterstufe des Gymnasiums Paulinum in Münster besuchte er bis zum Abitur das bischöfliche Gymnasium Collegium Augustinianum Gaesdonck bei Goch/Niederrhein. Dort waren Hermann Jakob Dingelstad, dem er später als Bischof von Münster nachfolgte, und Adolf Fritzen, der später Bischof von Straßburg wurde, seine Lehrer.[2]

1870 begann er das Theologiestudium in Münster, wo er auch das Priesterseminar besuchte. Er wurde am 19. Dezember 1874 zum Priester geweiht. Da aufgrund von Bismarcks sogenanntem Kulturkampf keine Anstellung in Deutschland möglich war, ging er nach Rom, wo er ab 1875 Kaplan am Kolleg Santa Maria dell’ Anima wurde und als Kaplan an der Kirche Santa Maria dell’Anima wirkte.[3] Zugleich begann er mit dem Studium des Kirchenrechtes. Am Päpstliche Athenaeum Sant’Apollinare erwarb er 1877 den Titel des Dr. iur. can. und kehrte 1879 ins Bistum Münster zurück, wo er ab 1880 als Kaplan in Havixbeck und Emmerich tätig wurde.

1890 wurde er Geheimsekretär und Kaplan des Münsterschen Bischofs Hermann Jakob Dingelstad, 1894 Generalvikariatsrat, und am 30. Oktober 1905 wurde er zum Generalvikar ernannt. Bereits 1903 wurde er aufgrund königlicher Nomination in das Domkapitel von Münster berufen, wo er 1911 zum Domdechanten aufstieg. Mit großem kirchenpolitischen Einfluss, da ihm sein Bischof volles Vertrauen schenkte, hatte er einen engen und ängstlichen Standpunkt gegenüber dem Reformkatholizismus, welchen er auch später nicht aufgab. Da sein Einfluss bekannt war, verwunderte seine Wahl zum Bischof von Münster bereits am 6. Juni 1911 niemanden. Obwohl die königliche Regierung Bedenken gegen seine ultramontane Einstellung hatte, imponierte ihr die kluge und verbindliche Art wie auch die gewandten Umgangsformen und die Herkunft Hartmanns. Seine päpstliche Bestätigung folgte am 27. Juli und die Bischofsweihe durch den Erzbischof von Köln, Kardinal Anton Fischer, am 26. Oktober in Münster. Mitkonsekratoren waren Michael Felix Korum, Bischof von Trier, und Karl Joseph Schulte, Bischof von Paderborn.

Am 29. Oktober 1912 wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt und am 19. April 1913 inthronisiert. Hartmann ging nur widerwillig nach Köln und versuchte bis zuletzt, den Papst zur Rücknahme der Ernennung zu bewegen, worauf dieser sich aber nicht einließ. Papst Pius X. nahm von Hartmann am 2. Mai 1914 als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Giovanni a Porta Latina in das Kardinalskollegium auf. Von 1914 bis zu seinem Tod leitete er die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda.

Auf dem Höhepunkt des Gewerkschaftsstreites in Köln eingetroffen, galt seine Sorge zunächst den katholischen Arbeiterorganisationen, wobei es ihm gelang, eine elastische Position einzunehmen. Seit 1913 befürwortete er auch offen interkonfessionelle christliche Gewerkschaften. Brachte ihm dies in Köln und andernorts Zuspruch ein, so wurde es von innerkatholischen Gegnern der Gewerkschaftsbewegung vielfach geradezu als Verrat empfunden, weil Hartmann als vermeintlicher Vertreter ihrer Position gehandelt worden war und seinen Vorgänger Kardinal Fischer (als einflussreichen Befürworter der überkonfessionellen Arbeitervereine) unter diesem Vorzeichen abgelöst hatte. Kardinal Kopp suchte deswegen sogar, Hartmanns Erhebung zum Kardinal zu verhindern.

Aufgrund seiner Haltung im Ersten Weltkrieg oft als patriotisch und königstreu bezeichnet, was als untypisch für den Ultramontanismus und Erbe seiner westfälisch-borussischen Prägung gilt, erlebte ihn seine Umgebung eher als grundsätzlich politisch Konservativen, woraus sich auch seine Zurückhaltung gegenüber dem politischen Katholizismus und der Zentrumspartei erklärt. In diesem Sinne und als „Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle“ charakterisierte ihn der seit 1909 in Münster stationierte Kommandierende General des VII. Armeekorps Karl von Einem.[4] Auch die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechtes fand nicht seinen Beifall, da er dadurch die Erstarkung der Sozialdemokratie befürchtete.

Er war von der Legitimität des Ersten Weltkrieges überzeugt, so dass er 1915 im Namen der Deutschen Regierung die Frage der völkerrechtswidrigen deutschen Besetzung Belgiens in Rom persönlich erläutern sollte. Der risiko- und konfliktscheue Hartmann versuchte hierbei um jeden Preis dem belgischen Kardinal Mercier aus dem Weg zu gehen. Als 1916 Mercier den deutschen Episkopat dazu aufforderte, die belgische Bevölkerung vom Vorwurf eines Partisanenkrieges freizusprechen, war Hartmann nur mit Mühe davon abzubringen, eine öffentliche Replik abzugeben, die den Episkopat in die nationalistische Polemik hineingezogen hätte. Generell erfolgreich in der Militärseelsorge, kümmerte er sich auch um die Betreuung von Kriegsgefangenen sowie um die Begnadigung vieler von deutschen Kriegsgerichten verurteilter Ausländer. Im Sommer 1916 bereiste er die Westfront und unterhielt auch nach dem Untergang des deutschen Kaiserreiches gute Kontakte zu Kaiser Wilhelm II.

Im Juli 1919 wurde auf Initiative von Hartmanns der Bund Neudeutschland gegründet. Mitte September 1919 erkrankte er an Gürtelrose im Bereich der linken Kopfhälfte, die bereits kurze Zeit später zu einer Lähmung der linken Gesichtshälfte führte. Anfang November trat noch eine Lungenentzündung ein, die in den frühen Morgenstunden des 11. November 1919 seinen Tod herbeiführte. Für von Hartmann war mit dem Zusammenbruch der Monarchie eine Zeit angebrochen, die nicht mehr die seine war.

Noch im Monat seiner Wahl zum Bischof von Münster, im Juni 1911, wurde Hartmann die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster, verliehen.[5] Hartmann war Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen Germania Münster und Arminia Bonn im KV.

  • Dies eucharisticus des Dekanates M. Gladbach: kurze Beschreibung desselben; nebst 49 Dispositionen d. dabei gehaltenen Vorträge u. Predigten / Festpredigt Seiner Eminenz, des hochwürdigsten Herrn Kardinals und Erzbischofes Felix von Hartmann bei Gelegenheit der 25. Tagung. Kühlen, Mönchengladbach 1917. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Commons: Felix von Hartmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. G. Schulze (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 11/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 594. (Online; PDF 2,2 MB).
  2. Totenzettel für Felix Kardinal von Hartmann auf www.rhein-erft-geschichte.de, gesehen am 27. Juli 2016
  3. Lenzenweger Joseph: Sancta Maria de Anima. Herder, Wien-Rom 1959, S. 159.
  4. Generaloberst von Einem, Erinnerungen eines Soldaten, Verlag K.F. Koehler, Leipzig, 1933, S. 167
  5. Liste der Ehrendoktoren der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität (PDF; 461 kB).
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig von NoëlGeneralvikar des Bistums Münster
1905–1911
Johannes Poggenburg
Hermann Jakob DingelstadBischof von Münster
1911–1912
Johannes Poggenburg
Antonius Kardinal FischerErzbischof von Köln
1912–1919
Karl Joseph Kardinal Schulte
Georg Kardinal von KoppVorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz
1914–1919
Adolf Kardinal Bertram