den Abstand von ihrem Mittelpunkt, dem [[Pol]], um den gleichen Faktor vergrößert. In umgekehrter Drehrichtung schlingt sich die [[Funktionsgraph|Kurve]] mit abnehmendem Radius immer enger um den Pol.
Jede [[Gerade]] durch den Pol schneidet die [[Logarithmus|logarithmische]] Spirale stets unter dem gleichen [[Winkel]]. Wegen dieser Eigenschaft spricht man auch von einer '''gleichwinkligen Spirale'''.
Eine '''logarithmische Spirale''' oder '''''spira mirabilis''''' („Wunderspirale“) ist eine [[Spirale]], bei der sich mit jeder Umdrehung um ihren Mittelpunkt (Zentrum, [[Asymptotischer Punkt|Pol]]) der Abstand von diesem Mittelpunkt um den gleichen Faktor verändert. Der Radius wächst also proportional zur Bogen- bzw. Spirallänge.
[[Bild:Logarithmische_SpiraleP.png|center]]
Jede [[Gerade]] durch den Pol schneidet die [[Logarithmus|logarithmische]] Spirale stets unter dem gleichen [[Winkel]] (s. [[Isogonaltrajektorie]]). Wegen dieser Eigenschaft spricht man auch von einer '''gleichwinkligen Spirale'''. Durch diese Eigenschaft ist die logarithmische Spirale eindeutig charakterisiert.
== Mathematische Darstellung ==
Am leichtesten lässt sich eine logarithmische Spirale in [[Polarkoordinaten]] angeben:
[[Datei:Logarithmic Spiral Pylab.svg|mini|Logarithmische Spirale,<br />linksdrehend,<br />Steigungswinkel <math>\alpha</math> = 10° <math>\rightarrow</math> Steigung <math>k = \tan(10^\circ)\approx0{,}18</math>,<br />Darstellung in einem [[Polarkoordinaten#Polarkoordinaten in der Ebene: Kreiskoordinaten|Polarkoordinatensystem]]]]
Einfach lässt sich jede logarithmische Spirale in [[Polarkoordinaten]] <math>(r(\varphi), \varphi)</math> angeben. Für <math>a, k \in \mathbb R \setminus \{0\}</math> beschreibt die Gleichung
:<math>\quad r(\varphi) = a e^{k\varphi} ,\quad \varphi \in \mathbb R,</math>
eine [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] <math>r\colon \R \to \R</math>, und mittels der Polarkoordinateninterpretation
eine logarithmische Spirale in der euklidischen Ebene. Der Parameter <math>k</math> wird als ''[[Steigung]] der Spirale'' bezeichnet. Das <math>k</math> kann auch durch <math>\tan \alpha</math> ausgedrückt werden, wobei dann <math>\alpha \in \left] -\tfrac{\pi}{2},\tfrac{\pi}{2} \right[</math> der ''Steigungswinkel'' genannt wird. Dieser ist nicht der unten gezeichnete ''Tangentenwinkel'' <math>\bar \alpha</math>, sondern dessen [[Winkel#Komplementwinkel oder Komplementärwinkel|Komplementärwinkel]] (<math>\bar \alpha + \alpha</math> = 90°).
In [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesischen Koordinaten]] ergibt sich:
<math>
r = a e^{k\varphi}
:<math>x(\varphi) = r(\varphi) \cos{\varphi} = a e^{k \varphi} \cos{\varphi}</math>
:<math>y(\varphi) = r(\varphi) \sin{\varphi} = a e^{k \varphi} \sin{\varphi}</math>
</math>
Namensgebend ist die Darstellung, bei der der Winkel als Funktion des Radius <math>r</math> ausgedrückt wird:
:<math>\varphi(r) = \frac {1}{k} \ln \left( \frac {r}{a} \right)\quad, </math> und dieser freie Parameter <math>r</math> (der Gleichung) ist aus <math>\R^+</math> falls <math> a > 0</math> und aus <math>\R^-</math> falls <math> a < 0</math>.
Die sogenannte Goldene Spirale ist ein Sonderfall der logarithmischen Spirale, die als Spezialität das Teilungsverhältnisses des [[Goldener Schnitt|Goldenen Schnittes]], durch Verwendung von rekursiver Teilung eines Goldenen Rechtecks in je ein Quadrat und ein weiteres, kleineres Goldenes Rechteck, in sich trägt.
In der [[Komplexe Ebene|komplexen Ebene]] lässt sich jede logarithmische Spirale sogar noch einfacher darstellen.
[[Bild:Goldener_Schnitt_Bluetenstand_Sonnenblume.jpg|thumb|right|220px|Sonnenblume mit 34 und 55 Fibonacci-Spiralen.]]
:Mit <math>z \in \mathbb C \setminus \mathbb R</math> und <math>\left|z\right| \ne 1</math> gilt:
In der belebten [[Natur]] finden sich zahlreiche Beispiele logarithmischer Spiralen mit diversen Steigungen, wie beispielsweise durch Wachstum entstandene [[Gastropoda|Schnecke]]nhäuser oder die Anordnung von [[Kern]]en in der Blüte einer [[Sonnenblume]].
:<math>w(t) = a z^t ,\quad t \in \mathbb R,</math>
denn ist <math>z = |z| e^{i \arg z}</math> die [[Polarform]] von <math>z</math>, so gilt
Die logarithmische Spirale hat eine Reihe interessanter Eigenschaften, weshalb sie von [[Jakob I. Bernoulli]] auch als '''spea mirabilis''' (wunderbare Spirale) bezeichnet wurde:
:<math>z^t = |z|^t e^{i t \arg z} = e^{t\ln|z|} \left(\cos \left(t\arg z\right) + i \sin \left(t\arg z\right)\right)</math>.
Also geschieht dies mit den beiden (analytischen) Bijektionen
<math>\varphi \mapsto t\arg z</math>
und
<math>k \mapsto \tfrac{\ln|z|}{\arg z} </math>,
denn <math>\arg z \ne 0</math> nach Voraussetzung.
Eine weitere, einfache Darstellung aus der Differentialgeometrie ebener Kurven lautet:
* alle durch den Pol gehenden Gerade schneiden die Kurve unter dem gleichen Winkel (s.o.)
* ein Kreis (<math>k = 0</math>) ist ein Spezialfall der Kurve mit einem Schnittwinkel von 90 Grad
* die [[Bogenlänge]] der Kurve von jedem Kurvenpunkt zum Pol ist endlich, obwohl unendlich viele Drehungen bis zum Erreichen des Pols benötigt werden
* die Kurve ist ihre eigene [[Evolute]]
* eine Inversion der Kurve (<math>r \mapsto 1/r</math>) führt zur Spiegelung der Kurve an der Y-Achse
:Nur wenn für (beliebiges, aber festes) <math>k \in \mathbb R</math> für alle reellen Werte <math>\varphi</math> die Differentialgleichung
''Siehe auch:'' [[Liste geometrischer Kurven]]
:: <math>\frac{1}{r} \frac{\mathrm d}{\mathrm d\varphi} r = k </math>
:gilt, dann heißt die zugehörige Menge der Punkte <math>(r(\varphi),\varphi) \in \mathbb R^2</math> (in Polarkoordinaten) eine logarithmische Spirale mit ''Steigung(-sparameter)'' <math>k</math> .
== Weblinks ==
== Eigenschaften ==
[[Datei:Logarithmic spiral2.svg|mini|Logarithmische Spirale: alle durch den Pol gehenden Geraden schneiden die Kurve unter dem gleichen Tangentenwinkel]]
[[Datei:01 Würfelverdoppelung-logarithmische Verdoppelungsspirale.svg|mini|hochkant=1|Als linksdrehende logarithmische Verdoppelungsspirale (rot), eignet sie sich auch für die [[Würfelverdoppelung#Logarithmische Verdoppelungsspirale|Würfelverdoppelung]] und Würfelhalbierung <math>\overline{0P_2}=\tfrac{1}{\sqrt[3]{2}}</math>.<ref>Hans Walser: ''Spiralen, Schraubenlinien und spiralartige Figuren - Mathematische Spielereien in zwei und drei Dimensionen'', 2.9 Würfelverdoppelung mit Stern und Spirale [[Springer Spektrum]], Springer-Verlag GmbH [[Berlin]] 2022, ISBN 978-3-662-65131-5, Seiten 25–28</ref> ]]
Die logarithmische Spirale hat eine Reihe einzigartiger Eigenschaften, weshalb sie von einem ihrer größten Liebhaber, [[Jakob I Bernoulli]], auch als ''spira mirabilis'' („wundersame Spirale“) bezeichnet wurde:
* Das [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] von <math>ak</math> gibt die anschauliche Drehrichtung der Spirale in der Ebene wieder.
* Alle durch den Pol gehenden Geraden schneiden die Kurve – also ihre Tangenten – unter dem gleichen ''Tangentenwinkel'' <math>\bar \alpha</math> mit <math>\tan \bar \alpha = \tfrac {1}{k} = \cot \alpha</math> und daher <math>\bar \alpha = \tfrac {\pi}{2} - \alpha</math> (siehe Abbildung). Man kann dies sogar als Eigenschaft fordern und so logarithmische Spiralen definieren (siehe ihre Darstellung in Form einer Differentialgleichung).
* Die Spirale umkreist den Ursprung unendlich oft, ohne ihn zu erreichen ([[asymptotischer Punkt]]).
* Obwohl die Kurve den Pol, den sie „unendlich“ oft umkreist, für keinen endlichen Winkelwert erreicht, ist die [[Länge (Mathematik)|Bogenlänge]] von jedem Kurvenpunkt bis zum Pol endlich und beträgt <math>s(\varphi)=a\tfrac{\sqrt{1+k^2}}{k}e^{k\varphi}</math>.
* Mit jeder Windung wächst der Radius um einen konstanten Faktor:
:<math>r ( \varphi +2 \pi) = a e^{k( \varphi +2 \pi)} = a e^{k \cdot 2\pi} e^{k\varphi} = (e^{2\pi})^k r ( \varphi)</math>
: mit e<sup>2π</sup> ≈ 535,5 in einer Potenz der Steigung ''k'' (daher ergeben nur relativ flache Spiralen mit ''k'' ≪ 1 „hübsche“ Schnecken). Diese Eigenschaft unterscheidet alle ''logarithmischen'' Spiralen von den ''[[Archimedische Spirale|archimedischen]]'', die sich bei jeder Windung um eine Konstante ausdehnen (ihre Steigung nimmt dabei ab).
* Die logarithmische Spirale ist – in Verallgemeinerung der obigen Herleitung – ''selbstähnlich (invariant)'' gegenüber einer ''[[Zentrische Streckung|zentrischen Streckung]]'' um den Faktor <math>e^{k \gamma}</math> bei gleichzeitiger ''[[Rotation (Mathematik)|Drehung]] um den Winkel'' <math>\gamma</math>.
: Das gilt für die konstant wachsende Archimedesspirale nicht: Darum scheinen rotierende Archimedesspiralen „nach außen“ zu wandern, aber logarithmische [[Perspektive|perspektivisch]] auf den Beobachter zuzukommen.[[Datei:Animated log spiral expanding clockwise.gif|mini|Eine logarithmische Spirale ist [[Selbstähnlichkeit|selbstähnlich]].]]
* Die Kurve ist ihre eigene ''[[Evolute]]''.
* Die Kurve ist ihre eigene ''Brennlinie ([[Kaustik (Optik)|Kaustik]])''.
* Die Kurve ist ihre eigene '' [[Fußpunkt-Transformation|Fußpunktkurve]]''.
* Eine ''[[Kreisspiegelung|Inversion]] der Kurve'' (<math>r \mapsto \tfrac 1 r</math>) führt zur Spiegelung der Kurve an der Y-Achse und Drehung (für <math>|a| = 1</math> nur zur [[Spiegelung (Geometrie)|Spiegelung]]); aus einer linksdrehenden logarithmischen Spirale wird eine rechtsdrehende und umgekehrt.[[Datei:Logarithmic spiral + inverse.png|mini|Logarithmische Spirale mit ihrer Inversen, <math>|a| = 1</math>]]
* Alle ''Spiralen gleicher Steigung'' sind [[Ähnlichkeit (Geometrie)|ähnlich]].[[Datei:Spiral-log-a-1-5.svg|mini|Logarithmische Spiralen mit a = 1,2,3,4,5 und <math>\alpha</math> = 20°; jede Spirale kann durch Drehung zu eine der anderen Spiralen werden]]
* [[Datei:Logarithmic spiral +- 90°.png|mini|Drehung einer logarithmischen Spirale um ± <math>\pi/2</math>; die Spiralen berühren sich in keinem Punkt]]Für <math>{k \to 0}\ </math> nähert sich die Spirale immer mehr einem [[Kreis (Geometrie)|Kreis]] mit Radius <math>a</math> an, der die Kurvengleichung für <math>k = 0</math> ([[Schnittwinkel (Geometrie)|Schnittwinkel]] 90° = <math>\tfrac{\pi}{2}</math>) erfüllt. Daher kann man in der Definition der Spirale auch <math>k=0</math> zulassen und den Kreis als einen Spezialfall der logarithmischen Spirale betrachten, was insbesondere in der [[Kugelgeometrie]] bedeutend ist.
* Die logarithmische Spirale ist eine [[W-Kurve]] im Sinne der projektiven Geometrie: sie ist invariant unter einer 1-parametrigen Gruppe von [[Projektive Transformation|projektiven Transformationen]].
=== Spezialfälle und Näherungen ===
Die ''Goldene Spirale'' ist ein Sonderfall der logarithmischen Spirale. Diese Spirale lässt sich mittels rekursiver Teilung eines ''Goldenen Rechtecks'' in je ein Quadrat und ein weiteres, kleineres Goldenes Rechteck konstruieren (siehe nachfolgendes Bild). Bei ihr gilt somit <math>k = \tfrac{4\ln(\Phi)}{2\pi}</math> mit dem Wert des [[Goldener Schnitt|Goldenen Schnittes]] <math>\Phi = \tfrac{\sqrt{5}+1}{2}</math>.
Jede logarithmische Spirale lässt sich auch durch einen [[Polygonzug (Mathematik)|Polygonzug]] approximieren. Für dessen Konstruktion werden Dreiecke mit einem gleichen Steigungswinkel und jeweils der kürzeren Seite so lang wie die längere Seite des vorigen Dreiecks aneinandergereiht. <!--Insbesondere für eine Steigung von <math>90^\circ</math> oder <math>\pi / 2</math> ([[rechter Winkel]]) ergibt sich .. -- ja was?--> Eine Erweiterung dieses Gedankenganges gilt auch für gewisse<!-- alle beliebigen?, wie im en-artikel?--> irreguläre [[Polygon]]e, die sich aneinanderlegen lassen. Dieses Bauprinzip ist in der Natur verbreitet und liefert im Allgemeinen ''mehrgängige Spiralen''.
<gallery mode="packed">
Datei:Golden spiral in rectangles.svg|''[[Goldene Spirale]]''
Ausgehend von einer logarithmischen Spirale in der Ebene mit dem Koordinatenursprung als ihrem asymptotischen Punkt kann eine [[Loxodrome]] auf einer Kugeloberfläche konstruiert werden. Hierfür wird die Kurve auf eine Kugeloberfläche projiziert, indem eine Kugel mit willkürlichem Radius auf den Koordinatenursprung gelegt wird. Dieser Kontaktpunkt bezeichne den Südpol auf der Kugel. Von den Punkten der logarithmischen Spirale in der Ebene werden Strahlen durch diese [[Sphäre (Mathematik)|Sphäre]] hindurch zum Nordpol der Kugel betrachtet. Diese Strahlen definieren dann beim jeweils erstmaligen Schneiden der Kugeloberfläche dort eine neue sphärische Kurve.
Geraden, die in der Ebene durch den Ursprung gehen, werden durch diese Abbildung zu Längenkreisen auf der Kugel und die ebene logarithmische Spirale beschreibt auf der Kugeloberfläche eine Loxodrome. Umgekehrt erzeugt eine passende (Nordpol und Südpol sind die asymptotischen Punkte der Loxodrome) Projektion einer Loxodromen von der Sphäre in die Ebene dort eine logarithmische Spirale. Diese Art der [[Winkeltreue Abbildung|winkeltreuen]] Projektion von Sphäre auf Ebene nennt man [[stereografische Projektion]].
== Vorkommen ==
In der [[Natur]] finden sich zahlreiche Beispiele logarithmischer Spiralen mit diversen Steigungen, wie beispielsweise durch Wachstum entstandene [[Gastropoda|Schneckenhäuser]] oder die Anordnung von [[Frucht|Kernen]] in der Blüte einer [[Sonnenblume]], oder der Blütenstand einer Blumenkohlsorte namens Romanesco Brassica Oleracea.
Ein Fluginsekt orientiert sich bei einem nächtlichen Flug am Stand des (weit entfernten) Mondes, indem es den Winkel zu ihm konstant hält. Durch eine (punktuelle nahe) Straßenlaterne wird die Flugkurve jedoch regelmäßig korrigiert, so dass sie zu einer logarithmischen Spirale wird, in deren Zentrum sich die Straßenlaterne befindet.
Daneben finden sich annähernd logarithmisch spiralförmige Strukturen in [[Mechanisches System|dynamischen Mehrkörpersystemen]] und [[Fluiddynamik|fluiddynamischen Systemen]] ([[Wirbel (Strömungslehre)|Wirbelbildung]] bei ausreichend großem Geschwindigkeitsgradient) sowie in der Technik (z. B. [[Hinterdrehen]]).
<gallery mode="packed">
Datei:Goldener Schnitt Bluetenstand Sonnenblume.jpg|Sonnenblume mit 34 linksdrehenden und 55 rechtsdrehenden Fibonacci-Spiralen
Datei:NautilusCutawayLogarithmicSpiral.jpg|Schnitt einer [[Perlboote|Nautilus]]-Schale
Datei:Messier51.jpg|[[Whirlpool-Galaxie]], eine typische [[Spiralgalaxie]]
Datei:Low pressure system over Iceland.jpg|[[Tiefdruckwirbel]] über Island im Sep. 2003 aus ca. 700 km Höhe fotografiert
</gallery>
== Anwendungen ==
[[Datei:Clé à oeil spéciale-02 cropped.jpg|mini|255x255px|[[Schraubenschlüssel]] mit den [[Schlüsselweite]]n 15–22 mm; die Einstellung erfolgt automatisch durch das Anziehen ]]
[[Datei:Spring Loaded Camming Device.svg|mini|237x237px|Skizze eines Klemmgeräts in einem [[Riss (Klettern)|Felsriss]]|links]]
* [[Spiralantenne]]
* [[Hypoidantrieb]] mit logarithmischer Spiralverzahnung
* [[Klemmgerät]]
* ''Swan Device'', Typ einer [[Kernwaffentechnik#Implosionsbombe|Kernspaltungsbombe mit Implosion]]
== Historisches ==
Die erste bekannte Beschreibung einer logarithmischen Spirale findet sich bei [[Albrecht Dürer]] (1471–1528) in seinen Werk ''Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt'' (1525) und wird dort als ''ewige lini'' bezeichnet. Allerdings ist die Beschreibung bei Dürer nur mit einer Freihandzeichnung versehen und enthält weder eine Konstruktion noch eine Darstellung durch eine Formel.<ref>{{Internetquelle |autor=Albrecht Dürer |url=http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ausgaben/thumbnailseite.html?id=00095496&seite=31&fip=193.174.98.30 |titel=Underweysung der messung mit dem zirckel un[d] richtscheyt, Nürnberg 1525, Figur 27, Bildnr. 31 in der Digitalen Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek |abruf=2023-11-06 |sprache=de}}</ref>
Die erste mathematisch exakte Definition geht auf [[René Descartes|Descartes]] (1596–1650) zurück, der sie 1638 formulierte und zudem die Tangenteneigenschaft der Spirale entdeckte, etwa zeitgleich untersuchte [[Evangelista Torricelli|Torricelli]] (1608–1647) die Spirale und beschrieb ihre punktweise Konstruktion.
[[Jakob I Bernoulli]] (1655–1705) studierte die Spirale intensiv und war von ihren Eigenschaften so fasziniert, dass er sie ''spira mirabilis'' (Wunderspirale) nannte. Der Legende nach war es sein Wunsch, dass seine geliebte logarithmische Spirale mit der Inschrift ''eadem mutata resurgo'' („Verwandelt kehr' ich als dieselbe wieder“) auf seinen Grabstein eingemeißelt werden sollte. Der zuständige Steinmetz meißelte nach dem Tod Bernoullis zwar eine Spirale auf dessen Grabstein, allerdings handelte es sich (vermutlich aus Unwissenheit oder um sich Arbeit zu sparen) um eine [[Archimedische Spirale]]. Bernoullis Grabstein kann noch heute im Kreuzgang des [[Basler Münster|Münsters zu Basel]] besichtigt werden.<ref name="Haustein">Heinz-Dieter Haustein: ''Kulturgeschichte der Formel: Vom Mondkalender der Vorgeschichte bis zur Aktienkapitalformel''. Akademische Verlagsgemeinschaft München, 2009, ISBN 978-3-96091-114-2, S. [https://books.google.de/books?id=pjF4DwAAQBAJ&pg=PA160 160]</ref>
Die Bezeichnung ''logarithmische Spirale'' stammt von [[Pierre de Varignon]] (1654–1722), der sie erstmals 1704 verwendete.<ref>[[Udo Hebisch]]: [http://www.mathe.tu-freiberg.de/~hebisch/cafe/duerer/spiralen.html ''Spiralen ("Schneckenlinien") bei Albrecht Dürer.''] Uni-Webseite, abgerufen am 8. April 2021.</ref><ref name="Haustein" />
== Literatur ==
* [[Dörte Haftendorn]]: ''Kurven erkunden und verstehen: Mit [[GeoGebra]] und anderen Werkzeugen''. Springer, 2016, ISBN 978-3-658-14749-5, S. 223–229
* [http://www.maphi.de/mathematik/kurven/logarithmische_spirale.html Logarithmische Spirale] auf maphi.de
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Geometrische Kurve]]
<references />
[[Kategorie:Kurve (Geometrie)]]
[[en:Logarithmic spiral]]
[[es:Espiral logarítmica]]
[[fr:Spirale logarithmique]]
[[it:Spirale logaritmica]]
[[sl:Zlata spirala]]
[[zh:等角螺线]]
Aktuelle Version vom 6. Juli 2025, 10:26 Uhr
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Logarithmische Spirale, linksdrehend
Eine logarithmische Spirale oder spira mirabilis („Wunderspirale“) ist eine Spirale, bei der sich mit jeder Umdrehung um ihren Mittelpunkt (Zentrum, Pol) der Abstand von diesem Mittelpunkt um den gleichen Faktor verändert. Der Radius wächst also proportional zur Bogen- bzw. Spirallänge.
Jede Gerade durch den Pol schneidet die logarithmische Spirale stets unter dem gleichen Winkel (s. Isogonaltrajektorie). Wegen dieser Eigenschaft spricht man auch von einer gleichwinkligen Spirale. Durch diese Eigenschaft ist die logarithmische Spirale eindeutig charakterisiert.
Logarithmische Spirale, linksdrehend, Steigungswinkel = 10° Steigung , Darstellung in einem Polarkoordinatensystem
Einfach lässt sich jede logarithmische Spirale in Polarkoordinaten angeben. Für beschreibt die Gleichung
eine Funktion, und mittels der Polarkoordinateninterpretation
eine logarithmische Spirale in der euklidischen Ebene. Der Parameter wird als Steigung der Spirale bezeichnet. Das kann auch durch ausgedrückt werden, wobei dann der Steigungswinkel genannt wird. Dieser ist nicht der unten gezeichnete Tangentenwinkel, sondern dessen Komplementärwinkel ( = 90°).
Logarithmische Spirale: alle durch den Pol gehenden Geraden schneiden die Kurve unter dem gleichen TangentenwinkelAls linksdrehende logarithmische Verdoppelungsspirale (rot), eignet sie sich auch für die Würfelverdoppelung und Würfelhalbierung .[1]
Die logarithmische Spirale hat eine Reihe einzigartiger Eigenschaften, weshalb sie von einem ihrer größten Liebhaber, Jakob I Bernoulli, auch als spira mirabilis („wundersame Spirale“) bezeichnet wurde:
Das Vorzeichen von gibt die anschauliche Drehrichtung der Spirale in der Ebene wieder.
Alle durch den Pol gehenden Geraden schneiden die Kurve – also ihre Tangenten – unter dem gleichen Tangentenwinkel mit und daher (siehe Abbildung). Man kann dies sogar als Eigenschaft fordern und so logarithmische Spiralen definieren (siehe ihre Darstellung in Form einer Differentialgleichung).
Die Spirale umkreist den Ursprung unendlich oft, ohne ihn zu erreichen (asymptotischer Punkt).
Obwohl die Kurve den Pol, den sie „unendlich“ oft umkreist, für keinen endlichen Winkelwert erreicht, ist die Bogenlänge von jedem Kurvenpunkt bis zum Pol endlich und beträgt .
Mit jeder Windung wächst der Radius um einen konstanten Faktor:
mit e2π ≈ 535,5 in einer Potenz der Steigung k (daher ergeben nur relativ flache Spiralen mit k ≪ 1 „hübsche“ Schnecken). Diese Eigenschaft unterscheidet alle logarithmischen Spiralen von den archimedischen, die sich bei jeder Windung um eine Konstante ausdehnen (ihre Steigung nimmt dabei ab).
Die logarithmische Spirale ist – in Verallgemeinerung der obigen Herleitung – selbstähnlich (invariant) gegenüber einer zentrischen Streckung um den Faktor bei gleichzeitiger Drehung um den Winkel.
Das gilt für die konstant wachsende Archimedesspirale nicht: Darum scheinen rotierende Archimedesspiralen „nach außen“ zu wandern, aber logarithmische perspektivisch auf den Beobachter zuzukommen.Eine logarithmische Spirale ist selbstähnlich.
Eine Inversion der Kurve () führt zur Spiegelung der Kurve an der Y-Achse und Drehung (für nur zur Spiegelung); aus einer linksdrehenden logarithmischen Spirale wird eine rechtsdrehende und umgekehrt.Logarithmische Spirale mit ihrer Inversen,
Alle Spiralen gleicher Steigung sind ähnlich.Logarithmische Spiralen mit a = 1,2,3,4,5 und = 20°; jede Spirale kann durch Drehung zu eine der anderen Spiralen werden
Drehung einer logarithmischen Spirale um ± ; die Spiralen berühren sich in keinem PunktFür nähert sich die Spirale immer mehr einem Kreis mit Radius an, der die Kurvengleichung für (Schnittwinkel 90° = ) erfüllt. Daher kann man in der Definition der Spirale auch zulassen und den Kreis als einen Spezialfall der logarithmischen Spirale betrachten, was insbesondere in der Kugelgeometrie bedeutend ist.
Die logarithmische Spirale ist eine W-Kurve im Sinne der projektiven Geometrie: sie ist invariant unter einer 1-parametrigen Gruppe von projektiven Transformationen.
Die Goldene Spirale ist ein Sonderfall der logarithmischen Spirale. Diese Spirale lässt sich mittels rekursiver Teilung eines Goldenen Rechtecks in je ein Quadrat und ein weiteres, kleineres Goldenes Rechteck konstruieren (siehe nachfolgendes Bild). Bei ihr gilt somit mit dem Wert des Goldenen Schnittes.
Jede logarithmische Spirale lässt sich auch durch einen Polygonzug approximieren. Für dessen Konstruktion werden Dreiecke mit einem gleichen Steigungswinkel und jeweils der kürzeren Seite so lang wie die längere Seite des vorigen Dreiecks aneinandergereiht. Eine Erweiterung dieses Gedankenganges gilt auch für gewisse irreguläre Polygone, die sich aneinanderlegen lassen. Dieses Bauprinzip ist in der Natur verbreitet und liefert im Allgemeinen mehrgängige Spiralen.
Ausgehend von einer logarithmischen Spirale in der Ebene mit dem Koordinatenursprung als ihrem asymptotischen Punkt kann eine Loxodrome auf einer Kugeloberfläche konstruiert werden. Hierfür wird die Kurve auf eine Kugeloberfläche projiziert, indem eine Kugel mit willkürlichem Radius auf den Koordinatenursprung gelegt wird. Dieser Kontaktpunkt bezeichne den Südpol auf der Kugel. Von den Punkten der logarithmischen Spirale in der Ebene werden Strahlen durch diese Sphäre hindurch zum Nordpol der Kugel betrachtet. Diese Strahlen definieren dann beim jeweils erstmaligen Schneiden der Kugeloberfläche dort eine neue sphärische Kurve.
Geraden, die in der Ebene durch den Ursprung gehen, werden durch diese Abbildung zu Längenkreisen auf der Kugel und die ebene logarithmische Spirale beschreibt auf der Kugeloberfläche eine Loxodrome. Umgekehrt erzeugt eine passende (Nordpol und Südpol sind die asymptotischen Punkte der Loxodrome) Projektion einer Loxodromen von der Sphäre in die Ebene dort eine logarithmische Spirale. Diese Art der winkeltreuen Projektion von Sphäre auf Ebene nennt man stereografische Projektion.
In der Natur finden sich zahlreiche Beispiele logarithmischer Spiralen mit diversen Steigungen, wie beispielsweise durch Wachstum entstandene Schneckenhäuser oder die Anordnung von Kernen in der Blüte einer Sonnenblume, oder der Blütenstand einer Blumenkohlsorte namens Romanesco Brassica Oleracea.
Ein Fluginsekt orientiert sich bei einem nächtlichen Flug am Stand des (weit entfernten) Mondes, indem es den Winkel zu ihm konstant hält. Durch eine (punktuelle nahe) Straßenlaterne wird die Flugkurve jedoch regelmäßig korrigiert, so dass sie zu einer logarithmischen Spirale wird, in deren Zentrum sich die Straßenlaterne befindet.
Die erste bekannte Beschreibung einer logarithmischen Spirale findet sich bei Albrecht Dürer (1471–1528) in seinen Werk Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt (1525) und wird dort als ewige lini bezeichnet. Allerdings ist die Beschreibung bei Dürer nur mit einer Freihandzeichnung versehen und enthält weder eine Konstruktion noch eine Darstellung durch eine Formel.[2]
Die erste mathematisch exakte Definition geht auf Descartes (1596–1650) zurück, der sie 1638 formulierte und zudem die Tangenteneigenschaft der Spirale entdeckte, etwa zeitgleich untersuchte Torricelli (1608–1647) die Spirale und beschrieb ihre punktweise Konstruktion.
Jakob I Bernoulli (1655–1705) studierte die Spirale intensiv und war von ihren Eigenschaften so fasziniert, dass er sie spira mirabilis (Wunderspirale) nannte. Der Legende nach war es sein Wunsch, dass seine geliebte logarithmische Spirale mit der Inschrift eadem mutata resurgo („Verwandelt kehr' ich als dieselbe wieder“) auf seinen Grabstein eingemeißelt werden sollte. Der zuständige Steinmetz meißelte nach dem Tod Bernoullis zwar eine Spirale auf dessen Grabstein, allerdings handelte es sich (vermutlich aus Unwissenheit oder um sich Arbeit zu sparen) um eine Archimedische Spirale. Bernoullis Grabstein kann noch heute im Kreuzgang des Münsters zu Basel besichtigt werden.[3]
Die Bezeichnung logarithmische Spirale stammt von Pierre de Varignon (1654–1722), der sie erstmals 1704 verwendete.[4][3]
↑Hans Walser: Spiralen, Schraubenlinien und spiralartige Figuren - Mathematische Spielereien in zwei und drei Dimensionen, 2.9 Würfelverdoppelung mit Stern und Spirale Springer Spektrum, Springer-Verlag GmbH Berlin 2022, ISBN 978-3-662-65131-5, Seiten 25–28
↑ abHeinz-Dieter Haustein: Kulturgeschichte der Formel: Vom Mondkalender der Vorgeschichte bis zur Aktienkapitalformel. Akademische Verlagsgemeinschaft München, 2009, ISBN 978-3-96091-114-2, S. 160