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„Lietuvos geležinkeliai“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Unternehmen
Die '''Lietuvos Geležinkeliai''' (''LG'') sind die größte [[Liste europäischer Eisenbahngesellschaften|Eisenbahngesellschaft]] [[Litauen]]s. Sitz der LG ist [[Wilna]].
| Name = AB „Lietuvos geležinkeliai“
| Logo = L_logo.png
| Unternehmensform = [[Akcinė bendrovė]]
| ISIN =
| Gründungsdatum = 24. Dezember 1991
| Auflösungsdatum =
| Auflösungsgrund =
| Sitz = [[Vilnius]] {{LTU}}
| Leitung = [[Egidijus Lazauskas]]
| Mitarbeiterzahl = 10.150<ref name=ar2015>[http://www.litrail.lt/documents/10291/1488090/LG_2015_EN.pdf/5e5955b6-b25c-4bcc-8f68-8e8c280d828b Geschäftsbericht 2015]</ref>
| Umsatz = 429 Mio. [[Euro]]<ref name=ar2015 />
| Stand = 2015
| Branche = [[Verkehr]] und [[Logistik]]
| Homepage = https://ltg.lt
}}


[[Datei:Litrail by Augustas Didzgalvis.jpg|mini|LG-Zentrale]]
== Geschichte ==
Die älteste Strecke der LG ist die Verbindung vom heute [[Weißrussland|weißrussischen]] [[Hrodna]] (''Grodno'') über [[Wilna]] ins heute [[Lettland|lettische]] {{Ort Lettlands/Daugavpils}}. Diese Strecke wurde zwischen [[1853]] und [[1862]] gebaut. [[1861]] wurde ein Abzweig über [[Kaunas]] nach [[Kybartai|Virbalis]] (''heutiger Bahnhofsname "Kybartai"''), dem Grenzbahnhof nach [[Ostpreußen]], gebaut. Über diese Strecke fuhren international viel beachtete [[Luxuszug|Luxuszüge]] wie der legendäre [[Nord-Express]]. Die damals zu [[Preußen]] gehörende Stadt [[Klaipėda|Memel]] (''Klaipėda'') erhielt Bahnanschluss über [[Sowetsk (Kaliningrad)|Tilsit]] (''heute Sowjetsk'') nach [[Kaliningrad|Königsberg]] (''heute Kaliningrad''). Zwischen [[1871]] und [[1874]] wurde die Strecke vom heute lettischen {{Ort Lettlands/Liepaja}} über [[Šiauliai]] (''Schaulen'') nach Wilna gebaut. Hinzu kamen verschiedene kleinere Strecken und Querverbindungen. Fast alle Strecken wurden unter Vermeidung teurer Bauwerke fertig gestellt. Die Bahnen waren alle in privater Hand und wurden erst im Zuge des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] von den jeweiligen Mächten betrieben, welche gerade die Kontrolle über ein Gebiet hatten. Im Krieg wurden vor Allem von deutscher Seite viele Schmalspurbahnen zum schnellen Transport von Personen und Kriegsgütern gebaut. Einige von diesen Bahnen wurden später auf Normalspur umgebaut. Auf diese Weise erhielt die Stadt Memel (''Klaipėda'') Bahnanschluss an das litauische Netz (diese Strecke ist nicht mehr in Betrieb). In der Zwischenkriegszeit wurde die europäische Normalspur beibehalten. Da Wilna polnisch besetzt war, wurde die provisorische Hauptstadt Kaunas Sitz der Eisenbahnverwaltung der neu gegründeten '''LG'''. Bahnverkehr mit [[Polen]] existierte bis [[1938]] nicht, da sich beide Länder formell im Kriegszustand befanden. Seit [[1925]] konnte die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit stetig erhöht werden. Der schnellste Zug legte die 86km zwischen Virbalis und Kaunas in 87 Minuten zurück. Wichtige Neubauprojekte waren die Bahnverbindung Klaipėda - Šiauliai (1925 - 32) und die Strecke Šeštokai - Kaunas.
Im Zuge des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde das Land nach mehrfachem Besatzungswechsel letztendlich [[Sowjetunion|sowjetisch]] besetzt und die Eisenbahn der sowjetischen Eisenbahn ''SZD'' unterstellt. Das Schienennetz wurde auf Breitspur (1524mm) umgespurt. Diese Spurweite wird auch heute noch verwendet. Nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens [[1992]] wurde die LG wiedergegründet.


[[Datei:2M62 in Lithuania.jpg|mini|Diesellok 2M62 im Bahnhof Radviliškis (2005)]]
== Heute ==
'''Lietuvos geležinkeliai''' ({{Audio|Lt-Lietuvos_gelezinkeliai.ogg|Aussprache}}, Abk. ''LG'' bzw. seit 2020 ''LTG'') ist ein Staatsbetrieb und die größte [[Liste europäischer Eisenbahngesellschaften|Eisenbahngesellschaft]] in [[Litauen]]. Sitz der LTG ist in [[Vilnius]]. Das staatliche Unternehmen SPAB ''Lietuvos geležinkeliai'' wurde am 24. Dezember 1991 registriert.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.infokatalogas.lt/akcine-bendrove-lietuvos-gelezinkeliai-110053842/ |wayback=20150402090420 |text=Registerdaten}}</ref> 2012 erzielte das Unternehmen den Umsatz von 1,727 Mrd. [[Litas]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.lrytas.lt/verslas/rinkos-pulsas/orlen-lietuva-didziausia-salies-bendrove-pagal-2012-metu-pardavimus.htm |wayback=20140115063808 |text=Umsatz}}</ref> In der Zeit der ersten litauischen Unabhängigkeit existierte von 1918 bis 1940 eine [[Geschichte der Eisenbahn in Litauen#Die Staatsbahn des unabhängigen Litauen|Vorgängergesellschaft unter dem gleichen Namen]].
Die LG besitzt heute eine große Bedeutung im Gütertransitverkehr und eine (zu Gunsten von Individualverkehr und [[Omnibus|Überlandbussen]]) stark nachlassende Bedeutung im Personenverkehr des Landes. Die LG setzt heutzutage im Personenverkehr zunehmend Diesel- und Elektrotriebzüge (im Gegensatz zu den früher häufigeren lokbespannten Zügen) ein. Schwerpunkt des weitmaschigen Eisenbahnnetzes ist der Südosten des Landes. Internationale Züge sowie Züge an die Küste nach Klaipeda sind meistens [[Diesellokomotive|diesellokbespannt]]. Rund um Wilna und Kaunas existiert ein [[S-Bahn]]-ähnliches System von Vorortzügen. Die wichtigsten internationalen Verbindungen laufen über [[Daugavpils]] nach [[Sankt Petersburg]]. Nach Polen verkehren inzwischen nur noch grenzüberschreitende Regionalzüge. Daneben ist Litauen ein wichtiges Transitland für den Verkehr von [[Russland]] über [[Weißrussland]] ([[Minsk]]) nach [[Kaliningrad]]. Von Bedeutung ist außerdem der Gütertransitverkehr. [[Bahnhof Klaipėda|Klaipeda]] ist ein wichtiger [[Erdöl]]hafen, der zu einem Großteil durch die LG versorgt wird.


== Zahlen (von 1992) ==
== Struktur ==
Die damalige LG wurde 2019 in verschiedene Teilgesellschaften aufgeteilt. Die wichtigsten davon sind <small>(die Kennfarben in Klammern bilden die Landesfarben)</small>:
:Streckennetz: 1811,2km
* [[LTG Link]] (rot)
::davon 567,6km zweigleisig
* [[LTG Cargo]] (gelb)
::davon 21,8km mitteleuropäische Normalspur
* [[LTG Infra]] (grün)<ref>[https://www.lok-report.de/news/europa/item/18920-litauen-die-litauische-eisenbahn-aendert-ihren-namen-lg-wird-ltg.html Lok-Report vom 13. Juli 2020]</ref>
::davon 168,8km Schmalspur
* Geležinkelio Tiesimo Centras<ref>[https://gtc.lt/w/wp-content/uploads/2022/05/GTC-FA-EN-2021-s0302.pdf Geschäftsbericht 2021 der GTC]</ref>


== weitere Artikel ==
== Verkehrsbedeutung ==

*[[Bahnhof Vilnius]]
Die LTG besitzt heute eine große Bedeutung im Gütertransitverkehr und eine (zu Gunsten von Individualverkehr und [[Omnibus|Überlandbussen]]) stark nachlassende Bedeutung im Personenverkehr des Landes. Die LTG setzt heutzutage im Personenverkehr zunehmend Diesel- und Elektrotriebzüge (im Gegensatz zu den früher häufiger lokbespannten Zügen) ein. Internationale Züge sowie Züge an die Küste nach Klaipėda sind meistens [[Diesellokomotive|diesellokbespannt]].
*[[Bahnhof Kaunas]]

*[[Bahnhof Klaipėda]]
=== Eisenbahnnetz und Zugverbindungen ===
[[Datei:Verbindung von Wilna nach Krakau. Umsteigen in Mockava.jpg|mini|Die Fahrgäste der Verbindung Białystok–Kaunas mussten in [[Mockava]] den Zug wechseln. Juli 2023]]
[[Datei:V LT Siemens ER20.JPG|mini|[[LG-Baureihe ER20]] in Paneriai (2008)]]
Schwerpunkt des weitmaschigen Eisenbahnnetzes ist der Südosten des Landes. Rund um Vilnius und Kaunas existiert ein [[S-Bahn]]-ähnliches System von Vorortzügen. Internationale Verbindungen existieren mittlerweile wieder in fast alle Nachbarländer, wenn auch teilweise stark beschränkt (bspw. nach Polen nur einmal täglich). Ab Juni 2016 gab es direkte Zugverbindungen von Polen nach Litauen ([[Białystok]]–[[Kaunas]]), die aber wieder eingestellt wurde, da den polnischen Fahrzeugen die Zulassung für Litauen fehlte. Obwohl die Strecke bis Kaunas ein zusätzliches Normalspurgleis hat, muss in [[Mockava]] umgestiegen werden. Seit Dezember 2023 verkehrt wieder ein Direktzug von Vilnius über Šiauliai nach [[Riga]], seit dem 6. Januar 2025 besteht eine durchgehende Verbindung zwischen [[Tallin]] und Vilnius mit einem täglich verkehrenden [[Zugpaar]]. Zunächst musste in Riga und [[Valga]] jeweils umgestiegen werden. Seit dem 10. Februar 2025 wird zwischen Vilnius und Valga durchgehend gefahren. Die Fahrzeit über die Gesamtstrecke beträgt etwa 10 Stunden. Bis 1998 verkehrte in dieser Verbindung der „Baltic Express“. Mit Fertigstellung von [[Rail Baltica]] soll der Verkehr auf diese [[Eisenbahninfrastruktur|Infrastruktur]] verlegt werden.<ref>NN: ''Passenger railway service connects the capitals of the Baltic States''. In: [[Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen|OSJD]] Bulletin 1/2025, S. 43f.</ref> Daneben war Litauen ein wichtiges Transitland für den Verkehr von [[Russland]] über [[Belarus]] ([[Minsk]]) nach [[Kaliningrad]]. Die Verbindung von Grodno/Hrodna nach Vilnius wurde hingegen an der Staatsgrenze gekappt.

Von Bedeutung ist außerdem der Gütertransitverkehr. [[Hafen Klaipėda|Klaipėda]] ist ein wichtiger [[Erdöl]]hafen, der zu einem Großteil durch die LTG versorgt wird. Im Jahr 2008 erwog eine grenznahe [[Erdölraffinerie]] der Firma [[PKN Orlen|Orlen]] ihren Frachtverkehr von Litauen nach Lettland zu verlagern und dafür die Dienste eines anderen Eisenbahnunternehmens in Anspruch zu nehmen. Daraufhin entfernte die LG im Oktober 2008 einen 19 km langen Gleisabschnitt der [[Bahnstrecke Glūda–Reņģe|Bahnstrecke Jelgava–Mažeikiai]]. Orlen musste seither seinen Frachtverkehr über eine viel längere Strecke durch Litauen führen. 2017 verhängte die Europäische Kommission wegen dieser Behinderung des Wettbewerbs auf dem Schienengüterverkehrsmarkt gegen LG eine Geldbuße von 27,8 Millionen EUR.<ref>[https://privatbahn-magazin.de/bprima/allgemein/wettbewerbsbehinderung-eu-verhaengt-eine-geldbusse-von-28-millionen-eur-gegen-die-litauische-eisenbahn/ ''Wettbewerbsbehinderung: EU verhängt eine Geldbuße von 28 Millionen EUR gegen die Litauische Eisenbahn.''] In: ''Privatbahn-Magazin'' vom 7. Oktober 2017, abgerufen am 8. Oktober 2022.</ref>

=== Transportleistung ===
Die Transportleistung der LG im Gütertransport lag 2004 bei 50 Mio. Tonnen, 2007 bei 53,5 Mio. Tonnen, wovon 38 % auf den Transitverkehr zwischen Russland und der [[Oblast Kaliningrad]] entfielen. Der Anteil am gesamten Güterverkehr konnte im gleichen Zeitraum von 33 % auf 44 % gesteigert werden. Der Marktanteil im Personenverkehr lag dagegen in den beiden Jahren nur bei etwa 2 %, die sich auf etwa 1 Mio. Fahrgäste im Fernverkehr und 6 Mio. im Nahverkehr verteilen.<ref>{{Webarchiv|url=http://archyvas.vz.lt/news.php?id=312090&strid=1104&rs=180&ss=e2b4232&y=2000%2001%2003 |wayback=20140808044748 |text=Statistik}}</ref>

2015 wurden 14,4 Mio. t lokale Güter, 20,61 Mio. t Importe, 4,09 Mio. t Exporte und 8,92 Mio. t Transitgüter transportiert.<ref name=ar2015 />

== Triebfahrzeuge ==
[[Datei:Petrasiunai 2009-08-28.JPG|mini|[[LG-Baureihe 575]] bei Kaunas (2009)]]

Der Triebfahrzeugpark der LG bestand bei der Neugründung 1991 überwiegend aus Fahrzeugen sowjetischer Fabrikation, hinzu kamen Rangierloks aus der Tschechoslowakei und ungarische Dieseltriebwagen. Seit etwa 2000 begann die LG damit, ihren Triebfahrzeugpark durch Neubeschaffungen und Modernisierungen zu erneuern.

Im Sommer 2005 bestellte die LG bei [[Siemens Transportation Systems]] 34 neue sechsachsige dieselelektrische Lokomotiven, die auf der [[Siemens ES 2007|Eurorunner-2007]]-Plattform, Typenbezeichnung ''ER 20 CF'', basieren. Die LTG übernahm dabei die Siemens-Typenbezeichnung als Baureihenbezeichnung. Die Überführung der ersten Lokomotive der neuen [[LG-Baureihe ER20]] nach Litauen fand Anfang Oktober 2007 statt. Eine Option über weitere zehn Maschinen wurde ebenfalls eingelöst, sie kamen 2010 zur Auslieferung. Die Loks werden bislang nur im Güterverkehr eingesetzt, probeweise auch vor [[Schnellzug|Schnellzügen]]. Neben den Neubeschaffungen wurden in erheblichem Umfang ältere Loks tschechischer und sowjetischer Produktion mit neuen Motoren modernisiert und teilweise mit neuen Aufbauten versehen.

Für den Personenverkehr beschaffte die LTG verschiedene neue Triebwagen. 1997 wurde durch die [[Rīgas Vagonbūves Rūpnīca|Rigaer Waggonfabrik]] ein Dieseltriebwagen der Baureihe AR2 geliefert. 2008 erhielt die LG von [[Škoda (Maschinenbau)|Škoda]] zwei der [[ČD-Baureihe 471]] entsprechende, als Baureihe 575 bezeichnete Triebwagen für den Verkehr zwischen Vilnius und Kaunas. In den Folgejahren wurden weitere Triebwagen dieser Serie geliefert, mit Stand November 2017 verfügte die LG über insgesamt 13 dieser Doppelstocktriebwagen. Neben der wichtigen Strecke zwischen Vilnius und Kaunas werden sie auch im grenzüberschreitenden Verkehr nach [[Minsk]] eingesetzt.<ref>[http://www.newstix.de/?session=&site=actual&startentry=0&entmsg=true&mid=39051#sthash.3AaVOdQw.dpbs www.newstix.de: ''Letzte Doppelstockgarnitur von Škoda Vagonka ist in Litauen eingetroffen'', 5. November 2017], abgerufen am 6. November 2017</ref> 2008 wurden vier Dieseltriebwagen des russischen Herstellers [[Metrowagonmasch]] als Baureihe 750.05 beschafft. Zehn Dieseltriebwagen von [[PESA]] der Baureihe 620M wurden 2009 und 2010 bestellt.<ref>[http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:124362-2010:TEXT:DE:HTML&tabId=2 Bekanntmachung im EU-Amtsblatt] (nicht mehr verfügbar)</ref>

== Quellen ==
* Herman Gijsbert Hesselink, Norbert Tempel: ''Eisenbahnen im Baltikum.'' Verlag Lok-Report, Münster 1996, ISBN 3-921980-51-8.
* Claus Strunden: ''Litauen im Sommer 2009.'' In: ''[[Lok-Report]].'' 11, 2009, S. 44–51.

== Literatur ==
* ''Baltic Railways Magazine.'' Heft 1 und 2 nur litauisch/russisch, ab Heft 3 litauisch/englisch, {{Webarchiv|url=http://www.railbaltic.eu/en/about/ |text=Link |wayback=20100108210051}}.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0|Lithuanian Railways}}
* http://www.litrail.lt/wwwEN.nsf (englisch)
* [https://www.litrail.lt/ Litrail] (litauisch, englisch, russisch)
* [https://ltglink.lt/ Fahrplanauskunft] (litauisch, englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=k|GND=1087361494|LCCN=n96092949|VIAF=149093140}}


{{SORTIERUNG:Lietuvos gelezinkeliai}}
[[Kategorie:Bahngesellschaft]]
[[Kategorie:Unternehmen (Litauen)]]
[[Kategorie:Lietuvos geležinkeliai| ]]
[[Kategorie:Bahngesellschaft (Europa)]]
[[Kategorie:Öffentliches Unternehmen (Litauen)]]
[[Kategorie:Verkehrsunternehmen (Vilnius)]]
[[Kategorie:Öffentlicher Personennahverkehr (Litauen)]]
[[Kategorie:Unternehmensgründung 1991]]

Aktuelle Version vom 17. März 2025, 18:40 Uhr

AB „Lietuvos geležinkeliai“

Logo
Rechtsform Akcinė bendrovė
Gründung 24. Dezember 1991
Sitz Vilnius Litauen Litauen
Leitung Egidijus Lazauskas
Mitarbeiterzahl 10.150[1]
Umsatz 429 Mio. Euro[1]
Branche Verkehr und Logistik
Website https://ltg.lt
Stand: 2015
LG-Zentrale
Diesellok 2M62 im Bahnhof Radviliškis (2005)

Lietuvos geležinkeliai (Aussprache/?, Abk. LG bzw. seit 2020 LTG) ist ein Staatsbetrieb und die größte Eisenbahngesellschaft in Litauen. Sitz der LTG ist in Vilnius. Das staatliche Unternehmen SPAB Lietuvos geležinkeliai wurde am 24. Dezember 1991 registriert.[2] 2012 erzielte das Unternehmen den Umsatz von 1,727 Mrd. Litas.[3] In der Zeit der ersten litauischen Unabhängigkeit existierte von 1918 bis 1940 eine Vorgängergesellschaft unter dem gleichen Namen.

Die damalige LG wurde 2019 in verschiedene Teilgesellschaften aufgeteilt. Die wichtigsten davon sind (die Kennfarben in Klammern bilden die Landesfarben):

Verkehrsbedeutung

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Die LTG besitzt heute eine große Bedeutung im Gütertransitverkehr und eine (zu Gunsten von Individualverkehr und Überlandbussen) stark nachlassende Bedeutung im Personenverkehr des Landes. Die LTG setzt heutzutage im Personenverkehr zunehmend Diesel- und Elektrotriebzüge (im Gegensatz zu den früher häufiger lokbespannten Zügen) ein. Internationale Züge sowie Züge an die Küste nach Klaipėda sind meistens diesellokbespannt.

Eisenbahnnetz und Zugverbindungen

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Die Fahrgäste der Verbindung Białystok–Kaunas mussten in Mockava den Zug wechseln. Juli 2023
LG-Baureihe ER20 in Paneriai (2008)

Schwerpunkt des weitmaschigen Eisenbahnnetzes ist der Südosten des Landes. Rund um Vilnius und Kaunas existiert ein S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen. Internationale Verbindungen existieren mittlerweile wieder in fast alle Nachbarländer, wenn auch teilweise stark beschränkt (bspw. nach Polen nur einmal täglich). Ab Juni 2016 gab es direkte Zugverbindungen von Polen nach Litauen (BiałystokKaunas), die aber wieder eingestellt wurde, da den polnischen Fahrzeugen die Zulassung für Litauen fehlte. Obwohl die Strecke bis Kaunas ein zusätzliches Normalspurgleis hat, muss in Mockava umgestiegen werden. Seit Dezember 2023 verkehrt wieder ein Direktzug von Vilnius über Šiauliai nach Riga, seit dem 6. Januar 2025 besteht eine durchgehende Verbindung zwischen Tallin und Vilnius mit einem täglich verkehrenden Zugpaar. Zunächst musste in Riga und Valga jeweils umgestiegen werden. Seit dem 10. Februar 2025 wird zwischen Vilnius und Valga durchgehend gefahren. Die Fahrzeit über die Gesamtstrecke beträgt etwa 10 Stunden. Bis 1998 verkehrte in dieser Verbindung der „Baltic Express“. Mit Fertigstellung von Rail Baltica soll der Verkehr auf diese Infrastruktur verlegt werden.[6] Daneben war Litauen ein wichtiges Transitland für den Verkehr von Russland über Belarus (Minsk) nach Kaliningrad. Die Verbindung von Grodno/Hrodna nach Vilnius wurde hingegen an der Staatsgrenze gekappt.

Von Bedeutung ist außerdem der Gütertransitverkehr. Klaipėda ist ein wichtiger Erdölhafen, der zu einem Großteil durch die LTG versorgt wird. Im Jahr 2008 erwog eine grenznahe Erdölraffinerie der Firma Orlen ihren Frachtverkehr von Litauen nach Lettland zu verlagern und dafür die Dienste eines anderen Eisenbahnunternehmens in Anspruch zu nehmen. Daraufhin entfernte die LG im Oktober 2008 einen 19 km langen Gleisabschnitt der Bahnstrecke Jelgava–Mažeikiai. Orlen musste seither seinen Frachtverkehr über eine viel längere Strecke durch Litauen führen. 2017 verhängte die Europäische Kommission wegen dieser Behinderung des Wettbewerbs auf dem Schienengüterverkehrsmarkt gegen LG eine Geldbuße von 27,8 Millionen EUR.[7]

Transportleistung

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Die Transportleistung der LG im Gütertransport lag 2004 bei 50 Mio. Tonnen, 2007 bei 53,5 Mio. Tonnen, wovon 38 % auf den Transitverkehr zwischen Russland und der Oblast Kaliningrad entfielen. Der Anteil am gesamten Güterverkehr konnte im gleichen Zeitraum von 33 % auf 44 % gesteigert werden. Der Marktanteil im Personenverkehr lag dagegen in den beiden Jahren nur bei etwa 2 %, die sich auf etwa 1 Mio. Fahrgäste im Fernverkehr und 6 Mio. im Nahverkehr verteilen.[8]

2015 wurden 14,4 Mio. t lokale Güter, 20,61 Mio. t Importe, 4,09 Mio. t Exporte und 8,92 Mio. t Transitgüter transportiert.[1]

LG-Baureihe 575 bei Kaunas (2009)

Der Triebfahrzeugpark der LG bestand bei der Neugründung 1991 überwiegend aus Fahrzeugen sowjetischer Fabrikation, hinzu kamen Rangierloks aus der Tschechoslowakei und ungarische Dieseltriebwagen. Seit etwa 2000 begann die LG damit, ihren Triebfahrzeugpark durch Neubeschaffungen und Modernisierungen zu erneuern.

Im Sommer 2005 bestellte die LG bei Siemens Transportation Systems 34 neue sechsachsige dieselelektrische Lokomotiven, die auf der Eurorunner-2007-Plattform, Typenbezeichnung ER 20 CF, basieren. Die LTG übernahm dabei die Siemens-Typenbezeichnung als Baureihenbezeichnung. Die Überführung der ersten Lokomotive der neuen LG-Baureihe ER20 nach Litauen fand Anfang Oktober 2007 statt. Eine Option über weitere zehn Maschinen wurde ebenfalls eingelöst, sie kamen 2010 zur Auslieferung. Die Loks werden bislang nur im Güterverkehr eingesetzt, probeweise auch vor Schnellzügen. Neben den Neubeschaffungen wurden in erheblichem Umfang ältere Loks tschechischer und sowjetischer Produktion mit neuen Motoren modernisiert und teilweise mit neuen Aufbauten versehen.

Für den Personenverkehr beschaffte die LTG verschiedene neue Triebwagen. 1997 wurde durch die Rigaer Waggonfabrik ein Dieseltriebwagen der Baureihe AR2 geliefert. 2008 erhielt die LG von Škoda zwei der ČD-Baureihe 471 entsprechende, als Baureihe 575 bezeichnete Triebwagen für den Verkehr zwischen Vilnius und Kaunas. In den Folgejahren wurden weitere Triebwagen dieser Serie geliefert, mit Stand November 2017 verfügte die LG über insgesamt 13 dieser Doppelstocktriebwagen. Neben der wichtigen Strecke zwischen Vilnius und Kaunas werden sie auch im grenzüberschreitenden Verkehr nach Minsk eingesetzt.[9] 2008 wurden vier Dieseltriebwagen des russischen Herstellers Metrowagonmasch als Baureihe 750.05 beschafft. Zehn Dieseltriebwagen von PESA der Baureihe 620M wurden 2009 und 2010 bestellt.[10]

  • Herman Gijsbert Hesselink, Norbert Tempel: Eisenbahnen im Baltikum. Verlag Lok-Report, Münster 1996, ISBN 3-921980-51-8.
  • Claus Strunden: Litauen im Sommer 2009. In: Lok-Report. 11, 2009, S. 44–51.
  • Baltic Railways Magazine. Heft 1 und 2 nur litauisch/russisch, ab Heft 3 litauisch/englisch, Link (Memento vom 8. Januar 2010 im Internet Archive).
Commons: Lithuanian Railways – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Geschäftsbericht 2015
  2. Registerdaten (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  3. Umsatz (Memento vom 15. Januar 2014 im Internet Archive)
  4. Lok-Report vom 13. Juli 2020
  5. Geschäftsbericht 2021 der GTC
  6. NN: Passenger railway service connects the capitals of the Baltic States. In: OSJD Bulletin 1/2025, S. 43f.
  7. Wettbewerbsbehinderung: EU verhängt eine Geldbuße von 28 Millionen EUR gegen die Litauische Eisenbahn. In: Privatbahn-Magazin vom 7. Oktober 2017, abgerufen am 8. Oktober 2022.
  8. Statistik (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive)
  9. www.newstix.de: Letzte Doppelstockgarnitur von Škoda Vagonka ist in Litauen eingetroffen, 5. November 2017, abgerufen am 6. November 2017
  10. Bekanntmachung im EU-Amtsblatt (nicht mehr verfügbar)