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„Blücher (Schiff, 1909)“ – Versionsunterschied

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Schnell - 25,8 / B. Weyer "Taschenbuch der Kriegsflotten" (XV. Jahrgang 1914)
 
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{{Infobox Schiff
{|border="3" cellpadding="2" cellspacing="0" style="margin:3px; border:3px solid #87CEEB;width:32%; " align="right"
| Schiffskategorie = Kriegsschiff
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3" align="center" style="border-bottom:3px solid"|[[Bild:Kaiserliche_Kriegsflagge.png|60px]]
| Name = ''Blücher''
|-
| Bild = Bundesarchiv DVM 10 Bild-23-61-11, Großer Kreuzer "SMS Blücher".jpg
|colspan="3" align="center"|[[bild:SMS_Bluecher.jpg|thumb|SMS Blücher|340px]]
| Bildtext = Die ''Blücher'' vor dem Umbau 1913 mit dem ursprünglichen Fockmast
|-
|{{Infobox Schiff/Basis
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3"|Schiffsdaten
| Land = {{DEU-SK-1903}}
|-
| andere Schiffsnamen =
|Schiffstyp||colspan="1"|[[Panzerkreuzer]] <br /> [[Großer Kreuzer]]
| Schiffstyp = [[Panzerkreuzer]]
|-
|Schiffsklasse||colspan="1"| Einzelschiff
| Schiffsklasse =
| Bestellung =
|-
| Bauwerft = [[Kaiserliche Werft Kiel|Kaiserliche Werft]], [[Kiel]]
|Name:||colspan="1"|SMS Blücher
| Baunr = 33
|-
| Baukosten = 28.532.000 [[Mark (1871)|Mark]]
|[[Kiellegung]]:||colspan="2"| [[15. Februar]] [[1907]]
| Kiellegung =
|-
|Stapellauf ([[Schiffstaufe]]):||colspan="2"|[[11. April]] [[1908]]
| Stapellauf = 11. April 1908
| Taufe =
|-
|Indienststellung:||colspan="2"|[[1. Oktober]] [[1909]]
| Indienststellung = 1. Oktober 1909
| Verbleib = Am 24. Januar 1915 versenkt
|-
}}
|Bauwerft:||colspan="2"|[[Kaiserliche Werft Kiel|Kaiserliche Werft]] [[Kiel]]
|{{Infobox Schiff/Daten
|-
| Länge = 161,8
|Besatzung:||colspan="2"|888 (vor Kriegsausbruch) bis 1026 Mann (bei Untergang 1915)
| Lpp =
|-
| KWL = 161,1
|Baukosten:||colspan="2"|28,5 Millionen [[Goldmark]]
| Breite = 24,5
|-
| Tiefgang = 8,84
|-
| Verdrängung = Konstruktion: 15.842 t<br />Maximal: 17.500 t
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3"|Technische Daten
| Vermessung =
|-
| Besatzung = 853 Mann
|[[Verdrängung]] max.:||colspan="2"|vor Umbau: 15.800 [[Tonne|t]]
}}
|-
|{{Infobox Schiff/Antrieb
|Länge:||colspan="2"| 161,7 m
| Antrieb = 18 × [[Wasserrohrkessel]]<br />3 × 4-Zyl.-[[Verbunddampfmaschine|Verbundmaschine]]
|-
| Maschinenleistung = 32000
|Breite:||colspan="2"| 24,40 m
| Geschwindigkeit_M = 25,8
|-
| Propeller = 3 × vierflügelig ⌀ 5,3–5,6 m
|[[Tiefgang]]:||colspan="2"|8,80 m
}}
|-
|{{Infobox Schiff/Militär
|Maschinenanlage:||colspan="2"|?? [[Dampfkessel]]<br /> 3 stehende 4-Zylinder-<br />Dreifachexpansions-<br />[[Dampfmaschine]]n
| Bewaffnung =
|-
* 12 × [[21-cm-Schnelladekanone L/45|21 cm SK L/45]] (1.020 Schuss)
|Anzahl der Schrauben:||colspan="2"|3 ?flügelig Ø ? m
* 8 × [[15-cm-Schnelladekanone L/45|15 cm SK L/45]] (1.320 Schuss)
|-
* 16 × [[8,8-cm-Schnelladekanone L/45|8,8 cm SK L/45]] (3.200 Schuss)
|Wellenumdrehung:||colspan="2"|112 U/min
* 4 × [[Torpedorohr]] ⌀ 45,0 cm (11 Schuss)
|-
| Panzerung =
|Leistung an den Wellen:||colspan="2"|43.886[[PSi]]
* Gürtel: 80–180 mm auf 30 mm [[Teakbaum|Teak]]
|-
* Zitadelle: 160 mm
|Höchstgeschwindigkeit:||colspan="2"| vor Umbau: 25,8 [[Knoten]]
* Kasematte: 140 mm
|-
* [[Panzerdeck|Deck]]: 50–70 mm
|Brennstoffvorrat:||colspan="2"| 2400 t Kohle
* Torpedoschott: 35 mm
|-
* vorderer Kommandoturm: 80–250 mm
|Reichweite:||colspan="2"| vor Umbau:<br>ca. 3.520 [[Seemeile|nm]] bei 18 kn
* achterer Kommandoturm: 30–140 mm
|-
* [[Geschützturm|Türme]]: 80–180 mm
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3"|Panzerung
* Schilde: 80 mm
|-
| Sensoren =
|Gürtelpanzer:||colspan="3"|160-180 mm
}}
|-
}}
|Deck:||colspan="2"|50-70 mm
|-
|Splitterdeck:||colspan="2"|?? mm
|-
|Kasematten:||colspan="2"|?? mm
|-
|Komandoturm vorn:||colspan="2"| 250 mm
|-
|Komandoturm hinten:||colspan="2"|???
|-
|Geschütztürme:||colspan="2"| 180 mm
|-
|Schilde:||colspan="2"|??? mm
|-
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3"|Bewaffnung
|-
|21 cm L/45 C/04:||colspan="2"| 12 (Zwillingstürmen)
|-
|Waffenreichweite 21 cm:||colspan="2"|?? [[Kilometer|km]] bei 30°
|-
|15 cm L/45 C/06:||colspan="2"|8 in [[Kasematte]]n
|-
|8,8 cm L/45:||colspan="2"| 16
|-
|[[Torpedorohr]]e Ø 45 cm:||colspan="2"|4
|-
!bgcolor="#87CEEB" colspan="3"|Kommandanten
|-
|[[Kapitän zur See]] Freiherr von Rössing|colspan="2"|Oktober 1909 - September 1910
|-
|[[Kapitän zur See]] Scheidt ||colspan="2"|September 1910 - April 1911
|-
|[[Kapitän zur See]] Trendtel ||colspan="2"|Oktober 1909 - September 1910
|-
|[[Kapitän zur See]] Pieper||colspan="2"|September 1911 - September 1913
|-
|*[[Fregattenkapitän]] Erdmann ||colspan="2"|September 1913 - Januar 1915
|-
|}


Der [[Großer Kreuzer|Große Kreuzer]] '''''Blücher''''' war ein Kriegsschiff der [[Deutsches Kaiserreich|deutschen]] [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Marine]]. Es war nach dem preußischen [[Generalfeldmarschall]] [[Gebhard Leberecht von Blücher]] benannt und wurde am 24. Januar 1915 im [[Gefecht auf der Doggerbank]] versenkt.


== Entstehung ==
Der Bau des [[Großer Kreuzer|Großen Kreuzers]] '''SMS ''Blücher''''' für die [[Kaiserliche Marine|kaiserliche deutsche Marine]], stand im Zusammenhang mit dem Rüstungswettlauf zwischen [[Deutschland]] und [[Großbritannien]] am Vorabend des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]]. Das Schiff wurde nach ersten Berichten von einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer entworfen. Während alle Welt mit einem weiteren Panzerkreuzertyp rechnete, hatten die Briten heimlich einen völlig neuen Typ geschaffen. Dieser war, wie die Linienschiffe, mit dem Kaliber 30,5 cm ausgestattet. Auf Vorschlag [[Lord Fisher]]s sprach man vom "Battle Cruiser" ([[Schlachtkreuzer]]). ''Blücher'' war, als Weiterentwicklung der deutschen Großen Kreuzer, den Schiffen der ''[[HMS Invincible|Invincible]]''-Klasse trotz eines besseren Panzerschutzes an Geschwindigkeit und Feuerkraft unterlegen. Ursprünglich glaubte man auf deutscher Seite, die neue Invincible-Klasse habe eine Bewaffnung von (wahrscheinlich) sechs bis acht 23,5 cm Geschützen. Um auf diese Bedrohung zu antworten, konstruierte man auf deutscher Seite die ''Blücher'' - welche zwar nur mit 21 cm Geschützen bewaffnet war (die deutschen 21 cm Geschütze erwiesen sich den englischen 23,5 cm Geschützen als überlegen), dafür aber in einer größeren Anzahl. Später, als die Schlachtkreuzer der [[HMS Invincible|Invincible]] Klasse fertig gestellt waren und ihre wirklichen technischen Daten bekannt wurden, war es für eine Umrüstung der SMS ''Blücher'' zu spät. Deutschland begann dann mit '''SMS ''Von der Tann''''' den Bau von Schlachtkreuzern. Allerdings wurden auch diese Schiffe bis ca. 1911 als [[Großer Kreuzer|Große Kreuzer]] bezeichnet.
Der Bau des Schiffes stand im Zusammenhang mit dem maritimen [[Wettrüsten|Rüstungswettlauf]] zwischen [[Deutsches Kaiserreich|Deutschland]] und [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]] in den Jahren vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Das Schiff wurde nach ersten Berichten von einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer entworfen. Während alle Welt mit einem weiteren Panzerkreuzertyp rechnete, hatten die Briten unbemerkt einen völlig neuen Typ geschaffen. Dieser war, wie die neue ''[[Dreadnought (Schiff, 1906)|Dreadnought]]'', mit dem Kaliber 30,5&nbsp;cm als einziger schwerer Artillerie ausgestattet. Auf Vorschlag [[John Fisher, 1. Baron Fisher|Lord Fishers]] sprach man vom „Battle Cruiser“ ([[Schlachtkreuzer]]).


Die ''Blücher'' war, als Weiterentwicklung der deutschen Großen Kreuzer der [[Scharnhorst-Klasse (1907)|''Scharnhorst''-Klasse]], den Schiffen der [[Invincible-Klasse (1908)|''Invincible''-Klasse]] trotz eines besseren Panzerschutzes an Geschwindigkeit und Feuerkraft unterlegen. Ursprünglich glaubte man auf deutscher Seite, die neue ''Invincible''-Klasse habe eine Bewaffnung von sechs bis acht 23,5-cm-Geschützen. Um auf diese Bedrohung zu antworten, konstruierte man auf deutscher Seite die ''Blücher''&nbsp;– die zwar nur mit 21-cm-Geschützen bewaffnet war (die deutschen 21-cm-Geschütze erwiesen sich den britischen 23,5-cm-Geschützen als überlegen), dafür aber in einer größeren Anzahl.


Als später die Schlachtkreuzer der ''Invincible''-Klasse fertiggestellt waren und ihre wirklichen technischen Daten bekannt wurden, war es für eine Umrüstung der ''Blücher'' zu spät. Deutschland begann dann mit ''[[Von der Tann (Schiff, 1910)|Von der Tann]]'' den Bau von Schlachtkreuzern. Allerdings wurden auch diese Schiffe bis zum Ende des Ersten Weltkrieges aus haushaltsrechtlichen Bestimmungen weiterhin als Große Kreuzer bezeichnet.
=== Technische Daten ===


== Geschichte ==
*Kiellegung: [[15. Februar]] [[1907]]
[[Datei:Gw blucher 01.jpg|mini|links|''Blücher'' nach dem Umbau von 1913 mit Dreibein-Mast]]
*Stapellauf: [[11. April]] [[1908]]
*Indienststellung: [[1. Oktober]] [[1909]]
*Bauwerft: [[Kaiserliche Werft Kiel|Kaiserliche Werft]] [[Kiel]]
*Wasserverdrängung: 15.800 t
*Länge/Breite/Tiefgang: 161,7 m / 24,40 m / 8,80 m
*Antriebsanlage: 3 vierzylindrige Dreifach-Expansionsmaschinen mit insgesamt 43.886 PS Leistung wirkend auf 3 Schrauben
*Geschwindigkeit: 25,8 [[Knoten (Geschwindigkeit)|Knoten]] (ca. 48 km/h)
*Kohlenvorrat: 2400 t
*Fahrbereich: 3520 sm bei 18 kn
*'''Panzerung'''
**Panzerdeck: 50-70 mm
**Panzergürtel: 160-180 mm
**Kommandoturm: 250 mm
**Türme der Schweren Artillerie: 180 mm
*'''Bewaffnung''':
**12 Geschütze 21 cm L/45 C/04 in Zwillingstürmen
** 8 Geschütze 15 cm L/45 C/06 in [[Kasematte]]n
**16 Geschütze 8,8 cm L/45
** 4 Torpedorohre Ø 45 cm
*Besatzung: 888 (vor Kriegsausbruch) bis 1026 Mann (bei Untergang 1915)
*Baukosten: ca. 28,5 Mio. [[Goldmark]]


Nach der Indienststellung fungierte der Kreuzer als Flaggschiff der [[Aufklärungsstreitkräfte der Kaiserlichen Marine#I. Aufklärungsgruppe|I. Aufklärungsgruppe]] der Hochseeflotte. Mit der Erlangung der Einsatzbereitschaft des Großen Kreuzers ''Von der Tann'' schied Blücher 1911 aus dem Verband aus und wurde im September 1911 als Artillerie-Versuchsschiff der Inspektion der Schiffsartillerie zugewiesen. Während einer Verbandsübung kam ''Blücher'' am 29. Mai 1913 vor der dänischen Insel [[Romsø]] fest und musste vom Linienschiff ''[[Wettin (Schiff, 1902)|Wettin]]'' freigeschleppt werden. Im Rahmen des folgenden Werftaufenthalts in Kiel wurden die Schäden beseitigt und gleichzeitig der [[Fockmast]] durch einen Dreibeinmast ersetzt. Letzteres änderte die Silhouette des Schiffes signifikant.
=== Kommandanten ===


Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die ''Blücher'' unter dem Kommando von Fregattenkapitän Alexander Erdmann zunächst in der [[Ostsee]] stationiert, wurde dann aber in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss das Schiff am 3.&nbsp;November 1914 [[Great Yarmouth|Yarmouth]] und am [[Raid auf Scarborough, Hartlepool und Whitby|16.&nbsp;Dezember 1914]] [[Hartlepool]]. Beim Einsatz gegen Hartlepool wurde die ''Blücher'' von einer Küstenbatterie mit drei 15,2-cm-Granaten getroffen, die neun Mann der Besatzung töteten. Sie konnte aber trotz der Schäden mit eigenem Antrieb heimkehren.
*[[Kapitän zur See]] Freiherr von Rössing : Oktober 1909 - September 1910
*Kapitän zur See Scheidt : September 1910 - April 1911
*Kapitän zur See Trendtel : April 1911 - September 1911
*Kapitän zur See Pieper : September 1911 - September 1913
*[[Fregattenkapitän]] Erdmann : September 1913 - Januar 1915


[[Datei:Bluecher sinkend.jpg|mini|links|Die kenternde ''Blücher'' auf der [[Doggerbank]]]]
=== Geschichte===


Im [[Gefecht auf der Doggerbank]] gehörte die ''Blücher'' zu dem von [[Vizeadmiral]] [[Franz von Hipper|Franz Hipper]] geführten Flottenverband, der am Morgen des 24.&nbsp;Januars 1915 von überlegenen britischen Seestreitkräften zum Kampf gestellt wurde.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war [[Seiner Majestät Schiff|SMS]] ''Blücher'', unter dem Kommando von Fregattenkapitän Alexander Erdmann, zunächst in der [[Ostsee]] stationiert, wurde dann aber in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss das Schiff am [[3. November]] [[1914]] [[Great Yarmouth|Yarmouth]] und am [[16. Dezember]] 1914 [[Hartlepool]] teil. Beim Einsatz gegen Hartlepool wurde ''Blücher'' von einer Küstenbatterie getroffen, konnte aber heimkehren.

Die ''Blücher'', die langsamer als die anderen deutschen Schiffe war, bildete den Schluss des sich zurückziehenden deutschen Verbandes und wurde als erstes deutsches Schiff von den britischen Schiffen beschossen. Als diese aufgeschlossen hatten und ihr Feuer verteilten, bekam sie den Schlachtkreuzer ''[[New Zealand (Schiff)|New Zealand]]'' zum Gegner. Um 11.30&nbsp;Uhr erhielt die ''Blücher'' einen schweren Treffer, wodurch ihre Geschwindigkeit auf 17 Knoten sank.

Ein gegen 12 Uhr auf dem zurückgebliebenen schwer beschädigten britischen [[Flaggschiff]] ''[[Lion (Schiff, 1912)|Lion]]'' gehisstes Signal wurde vom stellvertretenden Kommandeur Rear Admiral Moore an Bord der ''New Zealand'' so interpretiert, dass das Feuer auf das letzte Schiff konzentriert werden sollte. Tatsächlich hatte Admiral [[David Beatty, 1. Earl Beatty|David Beatty]] signalisiert, die hinteren Feindschiffe anzugreifen. Die vier britischen Schlachtkreuzer konzentrierten aber ab 12.10&nbsp;Uhr ihr Feuer ausschließlich auf die ''Blücher''.

Die ''Blücher'' wurde von den vier britischen Schlachtkreuzern unter schweres Feuer genommen und erhielt 70 bis 100 Treffer. Britische [[Zerstörer]] und [[Leichter Kreuzer|Leichte Kreuzer]] schlossen heran und griffen zweimal an. Sie erzielten dabei mindestens zwei [[Torpedo]]treffer. Schließlich kenterte die ''Blücher'' um 13.13&nbsp;Uhr, trieb einige Minuten kieloben und sank auf Position {{Coordinate |NS=54/20//N |EW=5/43//E |type=landmark |region=XA |text=DM |name=Untergangsort der Blücher}}. 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 wurden durch einen Zerstörer gerettet und kamen in britische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenschaft]]. Der Kommandant der ''Blücher'', [[Fregattenkapitän]] Alexander Erdmann, starb dort am 15.&nbsp;Februar 1915 an den Folgen einer [[Lungenentzündung]].

Admiral Hipper musste die ''Blücher'' ihrem Schicksal überlassen, da die ''[[Seydlitz (Schiff, 1913)|Seydlitz]]'' schwer beschädigt war und fast ihre gesamte Munition verschossen hatte. Hilfeversuche hätten nur weitere Schiffe der Vernichtung ausgesetzt.

Das von einem britischen Schiff aus gemachte Foto zeigt das kenternde Schiff, von dem sich Besatzungsmitglieder zu retten versuchen. Es ist eine der berühmtesten [[Kriegsfotografie]]n des Ersten Weltkriegs.

[[Datei:Schleswig-Holstein, Kiel, Nordfriedhof NIK 1257.jpg|mini|hochkant|Ehrenmal auf dem [[Nordfriedhof (Kiel)|Nordfriedhof Kiel]]]]

== Kommandanten ==
{| class=wikitable
| Oktober 1909 bis September 1910 || [[Kapitän zur See]] Freiherr [[Kurt von Rössing]]
|-
| September 1910 bis April 1911 || Kapitän zur See [[Georg Scheidt]]
|-
| 7. April bis 29. September 1911 || Kapitän zur See [[Heinrich Trendtel]]
|-
| September 1911 bis September 1913 || Kapitän zur See [[Waldemar Pieper]]
|-
| September 1913 bis Januar 1915 || Fregattenkapitän Alexander Erdmann
|}


== Erinnerung ==
Im [[Gefecht auf der Doggerbank]] gehörte ''Blücher'' zu dem von [[Vizeadmiral]] [[Franz von Hipper]] geführten Flottenverband, welcher am Morgen des [[24. Januar]] [[1915]] von überlegenen britischen Seestreitkräften zum Kampf gestellt wurde. Die fünf britischen Schlachtkreuzer konzentrierten ihr Feuer ausschließlich auf ''Blücher'', die langsamer als die anderen Einheiten war und daher den Schluss des sich zurückziehenden deutschen Verbandes bildete. Die eigentliche Ursache für die britische Konzentration auf ''Blücher'' lag allerdings im britischen [[Signalsystem]]. Das auf dem [[Flaggschiff]] ''[[HMS Lion]]'' gehisste Signal wurde von den [[Kommandant]]en der nachfolgenden [[Schlachtkreuzer]] so interpretiert, dass das Feuer auf das letzte Schiff konzentriert werden sollte. Dies erschien zwar unsinnig, wurde aber widerspruchslos und ohne Nachfrage ausgeführt. Tatsächlich hatte Admiral [[David Beatty|Beatty]] signalisiert, dass das Feuer auf alle gegnerischen Schiffe verteilt werden sollte. Um 11:30 Uhr erhielt die ''Blücher'' einen schweren Treffer, wodurch die Geschwindigkeit auf 17 Knoten sank. Admiral Hipper musste ''Blücher'' ihrem Schicksal überlassen, weil Hilfsversuche nur weitere Schiffe der Vernichtung ausgesetzt hätte.
Ein Ehrenmal zum Andenken an die ''Blücher'' befindet sich auf dem [[Nordfriedhof (Kiel)|Nordfriedhof Kiel]].


== Siehe auch ==
[[bild:Bluecher_sinkend.jpg|thumb|Untergang der "Blücher"]]
* [[Liste der Schiffe der Kaiserlichen Marine]]
''Blücher'' wurde von vier der fünf britischen Schlachtkreuzern unter schweres Feuer genommen und schließlich um 13:13 Uhr mit Torpedos versenkt. 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 wurden gerettet und kamen in britische Kriegsgefangenschaft. Kommandant Erdmann starb am 15. Februar 1915 an den Folgen einer Lungenentzündung. Die von einem britischen Schiff aus gemachte Aufnahme, die das kenternde Wrack zeigt, von dem sich Besatzungsmitglieder zu retten versuchen, ist eine der berühmtesten [[Kriegsfotografie|Kriegsfotografien]] des Ersten Weltkriegs.
* [[Liste deutscher Kreuzer]]


=== Literatur ===
== Literatur ==
* Kurt Gebeschus: ''Doggerbank. Kampf und Untergang des Panzerkreuzers „Blücher“.'' Mit 12 Bildern, 8 Zeichnungen und 3 Gefechtskarten. Brunnen-Verlag. Berlin 1935.
* Axel Grießmer: ''Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906–1918. Konstruktionen und Entwürfe im Zeichen des Tirpitz-Plans.'' Bernard & Graefe Verlag. Bonn 1996. ISBN 3-7637-5946-8. [zur ''Blücher'' siehe S. 19–39].
* {{Literatur
| Autor = [[Erich Gröner]], Dieter Jung, Martin Maass
| Titel = Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945
| TitelErg =
| Band = Band 1: ''Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote''
| Auflage =
| Verlag = Bernard & Graefe Verlag
| Ort = München
| Jahr = 1982
| Seiten = 80
| ISBN = 3-7637-4800-8
}}
* [[Magnus von Levetzow]]: ''Die Seeschlacht an der Doggerbank.'' Norddeutsche Verlags- und Treuhand-Gesellschaft. Berlin 1927.
* A. D. Lützow: ''Marinearchiv. Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914–1918.'' Band 1: ''Der Nordseekrieg. Doggerbank–Skagerrak.'' Gerhard Stalling. Oldenburg 1931. (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006. ISBN 3-939102-24-5 (''Historische Bibliothek'')).


== Weblinks ==
*Busch, Fritz Otto: ''Alarrrrrm! Deutsche Kreuzer!'' Berlin, Leipzig: Franz Schneider Verlag, 1936
{{Commonscat|Blücher (ship, 1908)|''Blücher''|audio=0|video=0}}
*Gebeschus, Kurt: ''Doggerbank. Kampf und Untergang des Panzerkreuzers "Blücher"''. Mit 12 Bildern, 8 Zeichnungen und 3 Gefechtskarten. Berlin: Brunnen-Verlag, 1935
* [https://www.deutsche-schutzgebiete.de/sms_bluecher.htm Die ''Blücher'' auf deutsche-schutzgebiete.de]
*Grießmer, Axel: ''Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906-1918''. Konstruktionen und Entwürfe im Zeichen des Tirpitz-Plans. Bonn: Bernard & Graefe Verlag, 1996 [zur ''Blücher'' siehe S. 19-39]
*Levetzow, Magnus von: ''Die Seeschlacht an der Doggerbank.'' Berlin: Norddeutsche Verlags- und Treuhand-Gesellschaft, 1927
*Lützow, A.D.: ''Marinearchiv. Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914-1918.'' Bd. 1. Der Nordseekrieg. Doggerbank - Skagerrak. Oldenburg: Gerhard Stalling, 1931


{{SORTIERUNG:Blucher #1908}}
=== Weblinks ===
[[Kategorie:Kreuzer (Kaiserliche Marine)]]
*http://www.deutsche-schutzgebiete.de/sms_bluecher.htm
[[Kategorie:Panzerkreuzer]]
{{Koordinate Artikel|54_20_N_5_43_E_type:landmark|54° 20' N; 5° 43' E}}
[[Kategorie:Schiffsverlust im Ersten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Schiffsverlust 1915]]
[[Kategorie:Einzelschiff]]
[[Kategorie:Dampfmaschinenschiff]]
[[Kategorie:Gebhard Leberecht von Blücher als Namensgeber]]
[[Kategorie:Kaiserliche Werft Kiel]]

Aktuelle Version vom 20. Mai 2025, 11:55 Uhr

Blücher
Die Blücher vor dem Umbau 1913 mit dem ursprünglichen Fockmast
Die Blücher vor dem Umbau 1913 mit dem ursprünglichen Fockmast
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Panzerkreuzer
Bauwerft Kaiserliche Werft, Kiel
Baunummer 33
Baukosten 28.532.000 Mark
Stapellauf 11. April 1908
Indienststellung 1. Oktober 1909
Verbleib Am 24. Januar 1915 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 161,8 m (Lüa)
161,1 m (KWL)
Breite 24,5 m
Tiefgang (max.) 8,84 m
Verdrängung Konstruktion: 15.842 t
Maximal: 17.500 t
 
Besatzung 853 Mann
Maschinenanlage
Maschine 18 × Wasserrohrkessel
3 × 4-Zyl.-Verbundmaschine
Maschinen­leistung 32.000 PS (23.536 kW)
Höchst­geschwindigkeit 25,8 kn (48 km/h)
Propeller 3 × vierflügelig ⌀ 5,3–5,6 m
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 80–180 mm auf 30 mm Teak
  • Zitadelle: 160 mm
  • Kasematte: 140 mm
  • Deck: 50–70 mm
  • Torpedoschott: 35 mm
  • vorderer Kommandoturm: 80–250 mm
  • achterer Kommandoturm: 30–140 mm
  • Türme: 80–180 mm
  • Schilde: 80 mm

Der Große Kreuzer Blücher war ein Kriegsschiff der deutschen Kaiserlichen Marine. Es war nach dem preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher benannt und wurde am 24. Januar 1915 im Gefecht auf der Doggerbank versenkt.

Der Bau des Schiffes stand im Zusammenhang mit dem maritimen Rüstungswettlauf zwischen Deutschland und Großbritannien in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Das Schiff wurde nach ersten Berichten von einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer entworfen. Während alle Welt mit einem weiteren Panzerkreuzertyp rechnete, hatten die Briten unbemerkt einen völlig neuen Typ geschaffen. Dieser war, wie die neue Dreadnought, mit dem Kaliber 30,5 cm als einziger schwerer Artillerie ausgestattet. Auf Vorschlag Lord Fishers sprach man vom „Battle Cruiser“ (Schlachtkreuzer).

Die Blücher war, als Weiterentwicklung der deutschen Großen Kreuzer der Scharnhorst-Klasse, den Schiffen der Invincible-Klasse trotz eines besseren Panzerschutzes an Geschwindigkeit und Feuerkraft unterlegen. Ursprünglich glaubte man auf deutscher Seite, die neue Invincible-Klasse habe eine Bewaffnung von sechs bis acht 23,5-cm-Geschützen. Um auf diese Bedrohung zu antworten, konstruierte man auf deutscher Seite die Blücher – die zwar nur mit 21-cm-Geschützen bewaffnet war (die deutschen 21-cm-Geschütze erwiesen sich den britischen 23,5-cm-Geschützen als überlegen), dafür aber in einer größeren Anzahl.

Als später die Schlachtkreuzer der Invincible-Klasse fertiggestellt waren und ihre wirklichen technischen Daten bekannt wurden, war es für eine Umrüstung der Blücher zu spät. Deutschland begann dann mit Von der Tann den Bau von Schlachtkreuzern. Allerdings wurden auch diese Schiffe bis zum Ende des Ersten Weltkrieges aus haushaltsrechtlichen Bestimmungen weiterhin als Große Kreuzer bezeichnet.

Blücher nach dem Umbau von 1913 mit Dreibein-Mast

Nach der Indienststellung fungierte der Kreuzer als Flaggschiff der I. Aufklärungsgruppe der Hochseeflotte. Mit der Erlangung der Einsatzbereitschaft des Großen Kreuzers Von der Tann schied Blücher 1911 aus dem Verband aus und wurde im September 1911 als Artillerie-Versuchsschiff der Inspektion der Schiffsartillerie zugewiesen. Während einer Verbandsübung kam Blücher am 29. Mai 1913 vor der dänischen Insel Romsø fest und musste vom Linienschiff Wettin freigeschleppt werden. Im Rahmen des folgenden Werftaufenthalts in Kiel wurden die Schäden beseitigt und gleichzeitig der Fockmast durch einen Dreibeinmast ersetzt. Letzteres änderte die Silhouette des Schiffes signifikant.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Blücher unter dem Kommando von Fregattenkapitän Alexander Erdmann zunächst in der Ostsee stationiert, wurde dann aber in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss das Schiff am 3. November 1914 Yarmouth und am 16. Dezember 1914 Hartlepool. Beim Einsatz gegen Hartlepool wurde die Blücher von einer Küstenbatterie mit drei 15,2-cm-Granaten getroffen, die neun Mann der Besatzung töteten. Sie konnte aber trotz der Schäden mit eigenem Antrieb heimkehren.

Die kenternde Blücher auf der Doggerbank

Im Gefecht auf der Doggerbank gehörte die Blücher zu dem von Vizeadmiral Franz Hipper geführten Flottenverband, der am Morgen des 24. Januars 1915 von überlegenen britischen Seestreitkräften zum Kampf gestellt wurde.

Die Blücher, die langsamer als die anderen deutschen Schiffe war, bildete den Schluss des sich zurückziehenden deutschen Verbandes und wurde als erstes deutsches Schiff von den britischen Schiffen beschossen. Als diese aufgeschlossen hatten und ihr Feuer verteilten, bekam sie den Schlachtkreuzer New Zealand zum Gegner. Um 11.30 Uhr erhielt die Blücher einen schweren Treffer, wodurch ihre Geschwindigkeit auf 17 Knoten sank.

Ein gegen 12 Uhr auf dem zurückgebliebenen schwer beschädigten britischen Flaggschiff Lion gehisstes Signal wurde vom stellvertretenden Kommandeur Rear Admiral Moore an Bord der New Zealand so interpretiert, dass das Feuer auf das letzte Schiff konzentriert werden sollte. Tatsächlich hatte Admiral David Beatty signalisiert, die hinteren Feindschiffe anzugreifen. Die vier britischen Schlachtkreuzer konzentrierten aber ab 12.10 Uhr ihr Feuer ausschließlich auf die Blücher.

Die Blücher wurde von den vier britischen Schlachtkreuzern unter schweres Feuer genommen und erhielt 70 bis 100 Treffer. Britische Zerstörer und Leichte Kreuzer schlossen heran und griffen zweimal an. Sie erzielten dabei mindestens zwei Torpedotreffer. Schließlich kenterte die Blücher um 13.13 Uhr, trieb einige Minuten kieloben und sank auf Position 54° 20′ N, 5° 43′ O. 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 wurden durch einen Zerstörer gerettet und kamen in britische Kriegsgefangenschaft. Der Kommandant der Blücher, Fregattenkapitän Alexander Erdmann, starb dort am 15. Februar 1915 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Admiral Hipper musste die Blücher ihrem Schicksal überlassen, da die Seydlitz schwer beschädigt war und fast ihre gesamte Munition verschossen hatte. Hilfeversuche hätten nur weitere Schiffe der Vernichtung ausgesetzt.

Das von einem britischen Schiff aus gemachte Foto zeigt das kenternde Schiff, von dem sich Besatzungsmitglieder zu retten versuchen. Es ist eine der berühmtesten Kriegsfotografien des Ersten Weltkriegs.

Ehrenmal auf dem Nordfriedhof Kiel
Oktober 1909 bis September 1910 Kapitän zur See Freiherr Kurt von Rössing
September 1910 bis April 1911 Kapitän zur See Georg Scheidt
7. April bis 29. September 1911 Kapitän zur See Heinrich Trendtel
September 1911 bis September 1913 Kapitän zur See Waldemar Pieper
September 1913 bis Januar 1915 Fregattenkapitän Alexander Erdmann

Ein Ehrenmal zum Andenken an die Blücher befindet sich auf dem Nordfriedhof Kiel.

  • Kurt Gebeschus: Doggerbank. Kampf und Untergang des Panzerkreuzers „Blücher“. Mit 12 Bildern, 8 Zeichnungen und 3 Gefechtskarten. Brunnen-Verlag. Berlin 1935.
  • Axel Grießmer: Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906–1918. Konstruktionen und Entwürfe im Zeichen des Tirpitz-Plans. Bernard & Graefe Verlag. Bonn 1996. ISBN 3-7637-5946-8. [zur Blücher siehe S. 19–39].
  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 80.
  • Magnus von Levetzow: Die Seeschlacht an der Doggerbank. Norddeutsche Verlags- und Treuhand-Gesellschaft. Berlin 1927.
  • A. D. Lützow: Marinearchiv. Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914–1918. Band 1: Der Nordseekrieg. Doggerbank–Skagerrak. Gerhard Stalling. Oldenburg 1931. (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006. ISBN 3-939102-24-5 (Historische Bibliothek)).
Commons: Blücher – Sammlung von Bildern