„Neue Ökonomische Geographie“ – Versionsunterschied
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Die '''Neue Ökonomische Geographie''' ist ein neuerer Ansatz der [[Außenwirtschaftstheorie]], der räumliche [[Agglomerationseffekt|Agglomerationsprozesse]] und zunehmende [[Skalenerträge]] durch Spezialisierung in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt. |
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Die Neue Ökonomische Geographie ist ein relativ neues Gebiet der [[Wirtschaftswissenschaften]], das von dem Ökonomen [[Krugman|Paul Robin Krugman]] begründet wurde. Neben der Formalisierung älterer Ideen der [[Regionalökonomik]] liefert sie neue Erklärungsansätze für räumliche ökonomische Phänomene. Es wird untersucht, welche Faktoren dazu führen, dass es in einigen Regionen zur Konzentration ökonomischer Aktivität kommt, während sie sich in anderen Regionen verringert. |
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Dieser von [[Paul Krugman]] Anfang der 1990er Jahre begründete Ansatz<ref>Paul Krugman: ''Geography and Trade.'' MIT Press : Cambridge (Mass.) 1991.</ref> setzt sich von der herkömmlichen Betrachtungsweise ab ([[komparativer Kostenvorteil]] durch Unterschiede in [[Ressourcen]]ausstattung und [[Produktivität]]sniveau; konstante [[Skalenerträge]]). Er setzt auch andere Akzente im Vergleich zur bislang bekannten [[Standorttheorie]], [[Wirtschaftsgeographie]] oder [[Urbanistik]]. |
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Neben dem Konzept des komparativen Vorteils von [[David Ricardo]] integriert die Neue Ökonomische Geographie auch Konzepte zur Erklärung von Außenhandel zwischen Regionen deren relative Ausstattungen mit [[Produktionsfaktor]]en sich nicht unterscheiden. Die Basis der Neuen Ökonomischen Geographie ist die Hypothese, dass eine Reduzierung der Transportkosten das räumliche Verteilungsmuster der ökonomischen Aktivität verändert. Es wird deutlich, dass Unternehmen und Arbeiter sich in einem großen Markt niederlassen, aber auch, dass große Märkte dort entstehen, wo sich Unternehmen und Arbeiter niederlassen. |
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Die bisher geläufige [[Außenhandelstheorie]] nimmt an, dass die [[Produktionsfaktor]]en immobil sind und der Warenaustausch sich ohne jede [[Transportkosten]] vollzieht. Die Theorie der ''Neuen Ökonomischen Geographie'' unterstellt hingegen Mobilität der Produktionsfaktoren und berücksichtigt die Transportkosten. Dabei wird die Annahme eines vollkommenen Marktes fallengelassen; mehrere Gleichgewichte sind möglich sowie ungleichgewichtige [[Kumulation|kumulative]] Prozesse, die zufälligen historischen Situationsbedingungen und dem Mechanismus sich [[Selbsterfüllende Prophezeiung#Theorie|selbst erfüllender Prognosen]] einen großen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung einer Region einräumen. |
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Die Neue Ökonomische Geographie stößt in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf großes Interesse, da sich weit reichende wirtschaftspolitische Implikationen aus ihren Prognosen ergeben. Der unter Ökonomen lange Zeit weit verbreiteten Ansicht, dass eine Reduzierung von Außenhandelsbarrieren allen beteiligten Regionen nur Vorteile bringt, stellt die Neue Ökonomische Geographie ein deutlich differenzierteres Bild gegenüber. |
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Der verbreiteten Ansicht, dass eine zunehmende Beseitigung von Außenhandelsbarrieren für sämtliche beteiligten [[Region]]en gleichermaßen vorteilhaft sei, stellt die ''Neue Ökonomische Geographie'' ein deutlich differenzierteres Bild gegenüber. Durch die Entstehung von Agglomerationen sind Einkommensdivergenzen vorauszusagen, welche sich über einen langen Zeitraum weiterhin noch selbst verstärken.<ref>Wolfgang Dauth: [https://doku.iab.de/discussionpapers/2010/dp0710.pdf ''Agglomeration and regional employment growth.''] IAB Discussion Paper, 07/2010, Nürnberg 2010. 34 S.; 512 kB.</ref> |
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* Paul Krugman: ''Geography and Trade.'' MIT Press : Cambridge, Mass. 1993, ISBN 0-262-61086-8 (PB). |
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*Fujita, M., Krugman, P. R., Venables, A. J. (1999): The Spatial Economy – Cities, Regions, and International Trade, Cambridge |
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* [[Masahisa Fujita|M. Fujita]], P. R. Krugman, A. J. Venables: ''The Spatial Economy – Cities, Regions, and International Trade''. Cambridge 1999. |
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* E. Wintzer: ''Regionalpolitik und New Economic Geography: Grundlagen, Modelle, Entwicklungen.'' Saarbrücken 2007. |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre]] |
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<references/> |
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[[Kategorie:Wirtschaftsgeographie]] |
Aktuelle Version vom 5. Juni 2025, 10:08 Uhr
Die Neue Ökonomische Geographie ist ein neuerer Ansatz der Außenwirtschaftstheorie, der räumliche Agglomerationsprozesse und zunehmende Skalenerträge durch Spezialisierung in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt.
Dieser von Paul Krugman Anfang der 1990er Jahre begründete Ansatz[1] setzt sich von der herkömmlichen Betrachtungsweise ab (komparativer Kostenvorteil durch Unterschiede in Ressourcenausstattung und Produktivitätsniveau; konstante Skalenerträge). Er setzt auch andere Akzente im Vergleich zur bislang bekannten Standorttheorie, Wirtschaftsgeographie oder Urbanistik.
Die bisher geläufige Außenhandelstheorie nimmt an, dass die Produktionsfaktoren immobil sind und der Warenaustausch sich ohne jede Transportkosten vollzieht. Die Theorie der Neuen Ökonomischen Geographie unterstellt hingegen Mobilität der Produktionsfaktoren und berücksichtigt die Transportkosten. Dabei wird die Annahme eines vollkommenen Marktes fallengelassen; mehrere Gleichgewichte sind möglich sowie ungleichgewichtige kumulative Prozesse, die zufälligen historischen Situationsbedingungen und dem Mechanismus sich selbst erfüllender Prognosen einen großen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung einer Region einräumen.
Der verbreiteten Ansicht, dass eine zunehmende Beseitigung von Außenhandelsbarrieren für sämtliche beteiligten Regionen gleichermaßen vorteilhaft sei, stellt die Neue Ökonomische Geographie ein deutlich differenzierteres Bild gegenüber. Durch die Entstehung von Agglomerationen sind Einkommensdivergenzen vorauszusagen, welche sich über einen langen Zeitraum weiterhin noch selbst verstärken.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Krugman: Geography and Trade. MIT Press : Cambridge, Mass. 1993, ISBN 0-262-61086-8 (PB).
- R. E. Baldwin, R. Forslid, P. Martin, P., G. I. Ottaviano, F. Robert-Nicoud: Economic Geography and Public Policy. Princeton, Oxford 2003.
- M. Fujita, P. R. Krugman, A. J. Venables: The Spatial Economy – Cities, Regions, and International Trade. Cambridge 1999.
- P. Krugman: Development, Geography, and Economic Theory. Cambridge, London 1995
- E. Wintzer: Regionalpolitik und New Economic Geography: Grundlagen, Modelle, Entwicklungen. Saarbrücken 2007.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Paul Krugman: Geography and Trade. MIT Press : Cambridge (Mass.) 1991.
- ↑ Wolfgang Dauth: Agglomeration and regional employment growth. IAB Discussion Paper, 07/2010, Nürnberg 2010. 34 S.; 512 kB.