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„Jagdschloss Kranichstein“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Jagdschloss Kranichstein HDR.jpg|mini|Jagdschloss Kranichstein]]
Das '''Jagdschloss Kranichstein''' ist ein Gebäudekomplex im gleichnamigen Stadtteil im Norden [[Darmstadt]]s. Es wurde ursprünglich ab dem Jahre [[1578]] für Landgraf [[Georg I. (Hessen-Darmstadt)|Georg I.]] von [[Hessen-Darmstadt]] errichtet. Das Schloss ist einer der wenigen erhaltenen barocken Jägerhöfe Deutschlands.
Das '''Jagdschloss Kranichstein''' ist ein ehemaliges [[Jagdschloss]] und frühere [[Sommerresidenz]] der [[Landgrafschaft Hessen-Darmstadt|Landgrafen von Hessen-Darmstadt]] und späteren [[Großherzogtum Hessen|Großherzögen von Hessen]]. Das [[Schloss]] im [[Stadtteil]] [[Darmstadt-Kranichstein|Kranichstein]] im Norden [[Darmstadt]]s wurde von 1578 bis 1580 für [[Landgraf]] [[Georg I. (Hessen-Darmstadt)|Georg I.]] errichtet. Es ist einer der wenigen erhaltenen [[barock]]en Jägerhöfe Deutschlands und beherbergt heute ein [[Jagdmuseum]], das Naturmuseum bioversum, das auch als Umweltbildungseinrichtung dient, sowie ein [[Hotel]] mit [[Restaurant]].


== Geschichte ==
[[Bild:DA-Jagdschloss_Kranichstein2.jpg|thumb|400px|Jagdschloss Kranichstein]]
[[Datei:Kranichstein - Jagdausstellung.jpg|mini|Schwerpunkt der Ausstellung im Museum Jagdschloss Kranichstein ist das höfische Jagen der Barockzeit]]
Landgraf Georg I. (1547–1596) ließ den dreiflügeligen [[Renaissance]]bau zwischen 1578 und 1580 von seinem Baumeister [[Jakob Kesselhuth]] errichten. Seine Nachfolger als [[Graf#Landgraf|Landgrafen]] und [[Großherzog|Großherzöge]] von Hessen-Darmstadt nutzten die Anlage rund 350 Jahre lang für die Jagd und als Sommersitz.


Die jagdbegeisterten [[Landgrafschaft Hessen-Darmstadt|hessischen Landgrafen]] [[Ernst Ludwig (Hessen-Darmstadt, Landgraf)|Ernst Ludwig]] (1667–1739) und [[Ludwig VIII. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig VIII.]] (1691–1768) veranstalteten hier Jagdfeste in Form von [[Parforcejagd]]en und des „[[Prunkjagd|eingestellten Jagens]]“. Dazu wurde der damals noch zweckmäßige Bau den barocken Vorstellungen von Repräsentation, Eleganz und Luxus angepasst.
Heute beherbergt die Anlage ein Jagdmuseum und ein Hotel mit Restaurantbetrieb.


In den umliegenden Wald ließ man [[Jagdstern|sternförmige Schneisen]] für die Jagd schlagen. Ludwig VIII. ließ sich das [[Barock#Baukunst|barocke]] [[Dianaburg (Darmstadt)|Jagdschloss Dianaburg]] im Jahre 1765, als Teil der Gesamtanlage des Schlosses Kranichstein und etwa zweieinhalb Kilometer nördlich von diesem gelegen, erbauen.
==Geschichte==
Landgraf Georg I. (1547-1596) ließ den dreiflügeligen [[Renaissance]]bau zwischen 1578 und 1580 von seinem Baumeister [[Jakob Kesselhuth]] errichten.


Ab Juni 1863 wurde das Schloss vom späteren Großherzog [[Ludwig IV. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig IV]] von Hessen und bei Rhein und seiner Frau [[Alice von Großbritannien und Irland|Alice]] bis zur Fertigstellung des [[Neues Palais (Darmstadt)|Neuen Palais]] 1866 als Residenz benutzt. Am 2. Juni 1863 schreibt Alice an ihre Mutter, Königin Victoria: „Wenn ich jetzt zurückkehre, habe ich für Kranichstein aus- und einzupacken und das dortige Haus, welches seit achtzig Jahren Niemand bewohnt hat, einzurichten.“<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen|Hrsg=Karl Sell|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=4.|Verlag=Arnold Bergsträsser|Ort=Darmstadt|Datum=1884|Seiten=48|ISBN=}}</ref> Auch in den Folgejahren, bis zum Tode von Alice 1878, wurde Schloss Kranichstein als Sommerresidenz benutzt. In einem Brief vom 27. Juni 1863 schreibt sie ihrer Mutter: „Ich bade jeden morgen und schwimme herum, es ist ein schönes kleines Badehaus da.“<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen|Hrsg=Karl Sell|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=4|Verlag=Arnold Bergsträsser|Ort=Darmstadt|Datum=1884|Seiten=50|ISBN=}}</ref> Sie beschreibt auch, wie ihr Mann, der künftige Großherzog, 1875 beim Schlittschuhlaufen auf dem Backhausteich durchs Eis eingebrochen ist: „Louis versetzte mich vorige Woche in einen furchtbaren Schreck, indem er an einer sehr tiefen Stelle auf dem Eise einbrach....Da es in Kranichstein war, kleidete er sich aus und rieb sich vor dem Ofen in dem Zimmer des Verwalters, in dessen Kleidern er auch nach Hause kam, was sehr komisch aussah.“<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen|Hrsg=Karl Sell|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=4.|Verlag=Arnold Bergsträsser|Ort=Darmstadt|Datum=1884|Seiten=365-366|ISBN=}}</ref>
Die jagdbegeisterten Landgrafen [[Ernst Ludwig (Hessen-Darmstadt)|Ernst Ludwig]] (1667-1739) und [[Ludwig VIII. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig VIII.]] (1691-1768) veranstalteten hier glanzvolle Jagdfeste in Form von aufwändigen [[Parforcejagd]]en und in Form des „[[eingestelltes Jagen|eingestellten Jagens]]“. Dazu wurde der damals noch bescheidene Bau den barocken Vorstellungen von Repräsentation, Eleganz und Luxus angepasst.


Museum wurde es erst, als der letzte Großherzog [[Ernst Ludwig (Hessen-Darmstadt, Großherzog)|Ernst Ludwig]] im Jahre 1917 alles Jagdgerät und entsprechendes Zubehör aus allen seinen Schlössern und Jagdhäusern hier zusammentragen ließ. Hofmarschall [[Kuno von Hardenberg|Kuno Graf von Hardenberg]] richtete das Jagdmuseum ein.
In den umliegenden Wald ließ man sternförmig Schneisen für die Jagd schlagen.


Die [[Stiftung Hessischer Jägerhof]] erwarb die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg und eröffnete schließlich im Jahre 1952 das Museum erneut mit dem Schwerpunkt [[Barock]]zeit.
Über 350 Jahre wurde die Anlage von den [[Landgraf]]en und den späteren [[Großherzog|Großherzögen]] von Hessen-Darmstadt für Jagden genutzt. Museum wurde es erst, als der letzte Großherzog [[Ernst-Ludwig (Hessen-Darmstadt)|Ernst Ludwig]] im Jahre [[1917]] alles Jagdgerät und entsprechendes Zubehör aus allen seinen Schlössern und Jagdhäusern hier zusammentragen ließ. Hofmarschall Kuno Graf von Hardenberg richtete das Jagdmuseum ein.


Von 1988 bis 1996 wurde das Schloss umfassend vom Land [[Hessen]], der Stadt Darmstadt und der Stiftung Hessischer Jägerhof renoviert. Dabei wurde im Erdgeschoss die originalgetreue Renaissance-Fassung wieder hergestellt.
Die [[Stiftung Hessischer Jägerhof]] erwarb die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg und eröffnete schließlich im Jahre 1952 das Museum erneut mit dem Schwerpunkt [[Barock]]zeit.


Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird das Kranichsteiner Jagdschloss als Heiratsort genutzt, auch von Prominenten, wie [[Joschka Fischer]]s vierte Heirat 1999.<ref name="zeit-1999-04-22">{{Internetquelle | url=http://www.zeit.de/1999/17/199917.finis.xml | titel=Das Letzte | autor=finis | werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] | datum=1999-04-22 |abruf=2016-10-28}}</ref>
Von 1988 bis 1996 wurde das Schloss umfassend vom Land [[Hessen]], der Stadt Darmstadt und der Stiftung Hessischer Jägerhof renoviert. Dabei wurde im Erdgeschoss die originalgetreue Renaissance-Fassung wieder hergestellt.


[[Datei:Schloss-Kranichstein-Winter.jpg|mini|zentriert|900px|Innenhof des Jagdschlosses im Winter]]
==Jagdmuseum==
Das Museum zeigt im Erdgeschoss einen Überblick über die Geschichte der [[Jagd]] von den Anfängen bis in die Barockzeit. Schwerpunkt ist dabei die höfische Repräsentation und die Jagdmethoden im 18. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist die sehr umfangreiche Waffensammlung. Hier kann die Entwicklung der Jagdwaffen im Detail nachvollzogen werden. Das betrifft [[Schusswaffen]], aber auch [[Blankwaffen]] wie [[Hirschfänger]] und [[Saufeder]]n. Auch [[Armbrust|Armbrüste]] befinden sich in der Ausstellung.


== Jagdmuseum ==
Im Obergeschoss werden die höfischen Repräsentationsräume in ihrer barocken Pracht gezeigt. In den Fluren beeindrucken besonders die Trophäen, vor allem die auf hölzerne Hirschköpfe montierten Geweihe erlegter Hirsche, wobei auch manche Kuriosität dabei ist. Jagdgemälde, Tapisserien sowie jagdliche Accessoires vermitteln die Atmosphäre eines barocken Lustschlosses.
{| align=left
|[[Datei:Kranichstein - Waffensammlung.jpg|mini|hochkant|Vitrine in der Waffensammlung]]
|[[Datei:Kranichstein - Hirschsaal.jpg|mini|hochkant|Gründerzeitlicher Hirschsaal]]
|[[Datei:Kranichstein - Monogramm Landgraf Ludwig 8.jpg|mini|hochkant|Monogramm von Landgraf Ludwig VIII.]]
|[[Datei:Kranichstein - Bronzehirsch.jpg|mini|193px|Bronzehirsch vor dem Jagdschloss]]
|}


Das Museum zeigt im Erdgeschoss einen Überblick über die Geschichte der [[Jagd]] von den Anfängen bis in die Barockzeit. Schwerpunkte sind dabei die höfische Repräsentation und die Jagdmethoden im 18. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist die sehr umfangreiche Waffensammlung. Hier kann die Entwicklung der Jagdwaffen im Detail nachvollzogen werden. Das betrifft [[Schusswaffe]]n wie [[Feuerwaffe]]n, [[Windbüchse]]n und [[Armbrust|Armbrüste]], aber auch [[Blankwaffe]]n wie [[Hirschfänger]] und [[Saufeder]]n.
Attraktionen sind auch der Marstall und die Schlosskapelle. Der Marstall im Parterre des östlichen Schlossflügels wurde bei der letzten Renovierung von zahlreichen Einbauten befreit und dient heute als Saal für Konzerte und andere Veranstaltungen.


Die im Jagdmuseum des Jagdschlosses Kranichstein ausgestellten Büchsen wurden von den [[Büchsenmacher|Hofbüchsenmachern]] Albrecht und Boßler geschaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Karl Dielmann |Titel=Museen in Hessen – ein Handbuch der öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen im Lande Hessen |Hrsg=[[Hessischer Museumsverband]] |Band= |Auflage=1. Auflage |Verlag= |Ort=Kassel |Datum=1970 |OCLC=3950419 |Seiten=75}}</ref>
Die Schlosskapelle wurde bereits unter Landgraf Georg I., genannt der Fromme, eingerichtet. Er legte fest, dass mindestens „die Hälfte des Gesindes“ regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen müsse. Den Innenraum prägen heute die dekorative Stuckdecke und zwei hölzerne Emporen, die mit Gemälden verziert sind.


Im Obergeschoss werden die höfischen Repräsentationsräume in ihrer barocken Pracht gezeigt. In den Fluren beeindrucken besonders die Trophäen, vor allem die auf hölzerne Hirschköpfe montierten Geweihe erlegter Hirsche, wobei auch manche Kuriosität dabei ist. Jagdgemälde, [[Tapisserie]]n sowie jagdliche Accessoires vermitteln die Atmosphäre eines barocken Lustschlosses.
Die Stiftung Hessischer Jägerhof bietet regelmäßig Führungen durch Schloss und Park an und hat spezielle Veranstaltungsangebote für Kinder.


Attraktionen sind auch der [[Marstall]] und die Schlosskapelle. Der Marstall im Parterre des östlichen Schlossflügels wurde bei der letzten Renovierung von zahlreichen Einbauten befreit und dient heute als Saal für Konzerte und andere Veranstaltungen.
==Gastronomie==
In einem Flügel des Schlosses ist das Hotel Jagdschloss Kranichstein eingerichtet, ein Hotel internationalen Standards mit 15 Zimmern. Im angrenzenden Kavaliersbau befindet sich ein Restaurant mit Gartenterrasse.


Die [[Schlosskapelle]] wurde bereits unter Landgraf Georg I., genannt der Fromme, eingerichtet. Er legte fest, dass mindestens „die Hälfte des Gesindes“ regelmäßig am [[Gottesdienst]] teilnehmen müsse. Den Innenraum prägen heute die dekorative [[Stuckdecke]] und zwei hölzerne [[Empore]]n, die mit Gemälden verziert sind.
==Literatur==
Iris Reepen, ''Museum Jagdschloss Kranichstein'', Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2002 ISBN 3-422-06351-X


==Weblinks==
== Gastronomie ==
[[Datei:Kavaliersbau am Jagdschloss Kranichstein 02.jpg|mini|Kavaliersbau ([[Kavaliershaus (Darmstadt-Kranichstein)|Kavaliershaus]]) des Jagdschlosses Kranichstein, heute Restaurant mit Gartenterrasse]]
* [http://www.jagdschloss-kranichstein.de Jagdschloss Kranichstein]
In einem Flügel des Schlosses ist das Hotel Jagdschloss Kranichstein, ein Vier-Sterne-Hotel, eingerichtet. Im angrenzenden Kavaliersbau befindet sich das Restaurant mit Gartenterrasse.<ref>[http://www.hotel-jagdschloss-kranichstein.de/de/ueberblick Überblick Hotel Jagdschloss Kranichstein] auf ''www.hotel-jagdschloss-kranichstein.de''; abgerufen am 26. August 2017</ref>


== Regelmäßige Veranstaltungen ==
[[Kategorie:Schloss in Hessen]]
Jeden Sommer findet das Gartenkonzert der ''Merck Philharmonie'' im Schlosspark statt. Die 27. Ausgabe fand am 19. Juli 2014 statt. Sie ist an der [[Last Night of the Proms]] angelehnt und bezieht Elemente des [[Broadway (Theater)|Broadway]] ein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/musik/konzerte/Musikalisches-Picknick;art8472,5245959 |titel=Musikalisches Picknick. Gartenkonzert – Philharmonie Merck holt London und den Broadway nach Darmstadt |abruf=2014-07-22 |hrsg=[[Darmstädter Echo]]| archiv-url=http://web.archive.org/web/20140808061908/http://www.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/musik/konzerte/Musikalisches-Picknick;art8472,5245959 | archiv-datum=2014-08-08 }}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.philharmonie-merck.com/programm/saisoni2014/last-night-of-the-proms/ |titel=Last Night meets Broadway |abruf=2014-07-22 |hrsg=philharmonie-merck.com |offline=ja }}</ref>

== Umgebung ==
Zur Anlage gehörten früher direkt neben dem Schloss der [[Kavaliershaus (Darmstadt-Kranichstein)|Kavaliersbau]], südlich das [[Jagdzeughaus Kranichstein|Jagdzeughaus]] mit dem dazugehörigen [[Jagdzeugmeisterhaus]], dazu das [[Forsthaus Kranichstein]] und das [[Hofgut Kranichstein]] im Westen. In unmittelbarer Umgebung, östlich des ehemaligen Parkbereiches des Schlosses liegt entlang der [[Zeughausallee]] der [[Backhausteich]], der gerne von Erholungssuchenden aus Darmstadt und Umgebung zu Fuß und auf dem Fahrrad angesteuert wird. Über den [[Ruthsenbach]] war die Anlage des Jagdschlosses mit der [[Fasanerie (Darmstadt)|Fasanerie]] und dem [[Steinbrücker Teich]] verbunden. Nach Norden und Osten in das große zusammenhängende Waldgebiet des [[Oberwald (Darmstadt)|Oberwalds]] waren Jagdschneisen zur [[Dianaburg (Darmstadt)|Diana]]- und [[Alexanderburg]] angelegt, die selbst von Schneisensternen und [[Jagdschirm (Ansitz)|Jagdschirmen]] umgeben waren. Alle diese Objekte sind heute [[Hessen|hessische]] [[Kulturdenkmal|Kulturdenkmäler]] und leicht zu erwandern.
{{Hauptartikel|Liste der Kulturdenkmäler in Darmstadt/Eingemeindete Orte#Kranichstein|titel1=„Kranichstein“ im Artikel Liste der Kulturdenkmäler in Darmstadt/Eingemeindete Orte}}
<gallery>
Kavaliersbau am Jagdschloss Kranichstein 01.jpg|Der Kavaliersbau direkt am Jagdschloss
Backhausteich am Schloss Kranichstein 01.jpg|Der Backhausteich
Jagdzeughaus Da-Kranichstein 10.jpg|Das imposante 112 m lange Jagdzeughaus wenige Dutzend Meter südlich des Schlosses
Jagdzeugmeisterhaus Darmstadt-Kranichstein 04.jpg|Das Jagdzeugmeisterhaus neben dem Zeughaus
Hofgut Kranichstein 02.jpg|Das Hofgut westlich des Schlosses, heute Reiterhof und hessisches Leistungszentrum
Darmstadt-Jagdschirm-Landgrafeneck.jpg|Der [[Jagdschirm (Landgrafeneck, Darmstadt-Kranichstein)|Jagdschirm am Landgrafeneck]]
Dianaburg 1768.jpg|Das kleine Jagdschlösschen ''Dianaburg'' nördlich des Schlosses zur Zeit der [[Parforcejagd]]
Darmstadt-Alexanderburg.jpg|Das ehemalige Jagdhäuschen ''Alexanderburg''
</gallery>

== Literatur ==
* Wilhelm Andres: ''Wildpark Kranichstein. Zur Geschichte des Darmstädter Waldes'', Darmstadt 1981.
* Peter Engels: ''600 Jahre Kranichstein'', in: ''Sechste Sommerspiele Jagdschloß Kranichstein'', Darmstadt 1999.
* Kuno Graf von Hardenberg: ''Das Jagdschloß Kranichstein und die Jagdmaler des Landgräflichen Hofes zu Darmstadt'', Darmstadt 1918.
* Ernst Hofmann: ''Führer durch das Darmstädter Jagdmuseum Schloß Kranichstein'', Darmstadt 1981.
* Eberhard Lohmann: ''Landgraf Georg I. und die Anfänge von Schloß Kranichstein'', Darmstadt 2002.
* Iris Reepen: ''Museum Jagdschloss Kranichstein'', Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2002, ISBN 3-422-06351-X.
* H. Retzlaff: ''Kranichstein. Renaissanceschloß und Jagdmuseum bei Darmstadt'', Darmstadt 1961.
* Gisela Siebert: ''Kranichstein – Jagdschloß der Landgrafen von Hessen-Darmstadt'', Amorbach 1969.
* Gisela Siebert: ''Jagdhäuser der Landgrafen von Hessen-Darmstadt auf Bildern des 18. und 19. Jahrhunderts'', Darmstadt 2001.
* Wolfgang Weitz: ''Jagdwaffen aus dem Jagdmuseum Schloß Kranichstein'', in: ''Museumsblätter Niddaer Heimatmuseum'', Nidda 1990.
* Bettina Clausmeyer-Ewers: ''Wildpark und Schlossgarten Kranichstein'', Deutscher Kunstverlag (DKV), 2006.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Jagdschloss Kranichstein|audio=0|video=0}}
* [http://www.jagdschloss-kranichstein.de Homepage]
* ''[https://schloesser.gnm.de/wiki/Darmstadt-Kranichstein,_Jagdschloss_Kranichstein Renaissanceschlösser in Hessen]'' (Projekt am [[Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalmuseum]] von [[Georg Ulrich Großmann]])
* {{LAGIS|titel=Jagd am Kranichsteiner Teich, 1755 |DB=OA |ID=2353 |datum=2007-03-28 |zugriff=2012-09-18 }}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Burgen und Schlösser in Darmstadt}}
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[[Kategorie:Jagdschloss in Hessen|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Museum in Darmstadt|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Haus Hessen|! Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Schloss in Darmstadt|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Waffensammlung|Kranichstein]]
[[Kategorie:Renaissancebauwerk in Hessen|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Barockbauwerk in Darmstadt|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Darmstadt|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Hotel in Hessen|Kranichstein, Jagdschloss]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1570er Jahren]]
[[Kategorie:Gegründet 1917]]
[[Kategorie:Unternehmen (Darmstadt)]]
[[Kategorie:Schloss in Europa|Kranichstein]]
[[Kategorie:Haus Hessen (Linie Hessen-Darmstadt)]]

Aktuelle Version vom 8. März 2025, 18:31 Uhr

Jagdschloss Kranichstein

Das Jagdschloss Kranichstein ist ein ehemaliges Jagdschloss und frühere Sommerresidenz der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und späteren Großherzögen von Hessen. Das Schloss im Stadtteil Kranichstein im Norden Darmstadts wurde von 1578 bis 1580 für Landgraf Georg I. errichtet. Es ist einer der wenigen erhaltenen barocken Jägerhöfe Deutschlands und beherbergt heute ein Jagdmuseum, das Naturmuseum bioversum, das auch als Umweltbildungseinrichtung dient, sowie ein Hotel mit Restaurant.

Schwerpunkt der Ausstellung im Museum Jagdschloss Kranichstein ist das höfische Jagen der Barockzeit

Landgraf Georg I. (1547–1596) ließ den dreiflügeligen Renaissancebau zwischen 1578 und 1580 von seinem Baumeister Jakob Kesselhuth errichten. Seine Nachfolger als Landgrafen und Großherzöge von Hessen-Darmstadt nutzten die Anlage rund 350 Jahre lang für die Jagd und als Sommersitz.

Die jagdbegeisterten hessischen Landgrafen Ernst Ludwig (1667–1739) und Ludwig VIII. (1691–1768) veranstalteten hier Jagdfeste in Form von Parforcejagden und des „eingestellten Jagens“. Dazu wurde der damals noch zweckmäßige Bau den barocken Vorstellungen von Repräsentation, Eleganz und Luxus angepasst.

In den umliegenden Wald ließ man sternförmige Schneisen für die Jagd schlagen. Ludwig VIII. ließ sich das barocke Jagdschloss Dianaburg im Jahre 1765, als Teil der Gesamtanlage des Schlosses Kranichstein und etwa zweieinhalb Kilometer nördlich von diesem gelegen, erbauen.

Ab Juni 1863 wurde das Schloss vom späteren Großherzog Ludwig IV von Hessen und bei Rhein und seiner Frau Alice bis zur Fertigstellung des Neuen Palais 1866 als Residenz benutzt. Am 2. Juni 1863 schreibt Alice an ihre Mutter, Königin Victoria: „Wenn ich jetzt zurückkehre, habe ich für Kranichstein aus- und einzupacken und das dortige Haus, welches seit achtzig Jahren Niemand bewohnt hat, einzurichten.“[1] Auch in den Folgejahren, bis zum Tode von Alice 1878, wurde Schloss Kranichstein als Sommerresidenz benutzt. In einem Brief vom 27. Juni 1863 schreibt sie ihrer Mutter: „Ich bade jeden morgen und schwimme herum, es ist ein schönes kleines Badehaus da.“[2] Sie beschreibt auch, wie ihr Mann, der künftige Großherzog, 1875 beim Schlittschuhlaufen auf dem Backhausteich durchs Eis eingebrochen ist: „Louis versetzte mich vorige Woche in einen furchtbaren Schreck, indem er an einer sehr tiefen Stelle auf dem Eise einbrach....Da es in Kranichstein war, kleidete er sich aus und rieb sich vor dem Ofen in dem Zimmer des Verwalters, in dessen Kleidern er auch nach Hause kam, was sehr komisch aussah.“[3]

Museum wurde es erst, als der letzte Großherzog Ernst Ludwig im Jahre 1917 alles Jagdgerät und entsprechendes Zubehör aus allen seinen Schlössern und Jagdhäusern hier zusammentragen ließ. Hofmarschall Kuno Graf von Hardenberg richtete das Jagdmuseum ein.

Die Stiftung Hessischer Jägerhof erwarb die Anlage nach dem Zweiten Weltkrieg und eröffnete schließlich im Jahre 1952 das Museum erneut mit dem Schwerpunkt Barockzeit.

Von 1988 bis 1996 wurde das Schloss umfassend vom Land Hessen, der Stadt Darmstadt und der Stiftung Hessischer Jägerhof renoviert. Dabei wurde im Erdgeschoss die originalgetreue Renaissance-Fassung wieder hergestellt.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird das Kranichsteiner Jagdschloss als Heiratsort genutzt, auch von Prominenten, wie Joschka Fischers vierte Heirat 1999.[4]

Innenhof des Jagdschlosses im Winter
Vitrine in der Waffensammlung
Gründerzeitlicher Hirschsaal
Monogramm von Landgraf Ludwig VIII.
Bronzehirsch vor dem Jagdschloss

Das Museum zeigt im Erdgeschoss einen Überblick über die Geschichte der Jagd von den Anfängen bis in die Barockzeit. Schwerpunkte sind dabei die höfische Repräsentation und die Jagdmethoden im 18. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist die sehr umfangreiche Waffensammlung. Hier kann die Entwicklung der Jagdwaffen im Detail nachvollzogen werden. Das betrifft Schusswaffen wie Feuerwaffen, Windbüchsen und Armbrüste, aber auch Blankwaffen wie Hirschfänger und Saufedern.

Die im Jagdmuseum des Jagdschlosses Kranichstein ausgestellten Büchsen wurden von den Hofbüchsenmachern Albrecht und Boßler geschaffen.[5]

Im Obergeschoss werden die höfischen Repräsentationsräume in ihrer barocken Pracht gezeigt. In den Fluren beeindrucken besonders die Trophäen, vor allem die auf hölzerne Hirschköpfe montierten Geweihe erlegter Hirsche, wobei auch manche Kuriosität dabei ist. Jagdgemälde, Tapisserien sowie jagdliche Accessoires vermitteln die Atmosphäre eines barocken Lustschlosses.

Attraktionen sind auch der Marstall und die Schlosskapelle. Der Marstall im Parterre des östlichen Schlossflügels wurde bei der letzten Renovierung von zahlreichen Einbauten befreit und dient heute als Saal für Konzerte und andere Veranstaltungen.

Die Schlosskapelle wurde bereits unter Landgraf Georg I., genannt der Fromme, eingerichtet. Er legte fest, dass mindestens „die Hälfte des Gesindes“ regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen müsse. Den Innenraum prägen heute die dekorative Stuckdecke und zwei hölzerne Emporen, die mit Gemälden verziert sind.

Kavaliersbau (Kavaliershaus) des Jagdschlosses Kranichstein, heute Restaurant mit Gartenterrasse

In einem Flügel des Schlosses ist das Hotel Jagdschloss Kranichstein, ein Vier-Sterne-Hotel, eingerichtet. Im angrenzenden Kavaliersbau befindet sich das Restaurant mit Gartenterrasse.[6]

Regelmäßige Veranstaltungen

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Jeden Sommer findet das Gartenkonzert der Merck Philharmonie im Schlosspark statt. Die 27. Ausgabe fand am 19. Juli 2014 statt. Sie ist an der Last Night of the Proms angelehnt und bezieht Elemente des Broadway ein.[7][8]

Zur Anlage gehörten früher direkt neben dem Schloss der Kavaliersbau, südlich das Jagdzeughaus mit dem dazugehörigen Jagdzeugmeisterhaus, dazu das Forsthaus Kranichstein und das Hofgut Kranichstein im Westen. In unmittelbarer Umgebung, östlich des ehemaligen Parkbereiches des Schlosses liegt entlang der Zeughausallee der Backhausteich, der gerne von Erholungssuchenden aus Darmstadt und Umgebung zu Fuß und auf dem Fahrrad angesteuert wird. Über den Ruthsenbach war die Anlage des Jagdschlosses mit der Fasanerie und dem Steinbrücker Teich verbunden. Nach Norden und Osten in das große zusammenhängende Waldgebiet des Oberwalds waren Jagdschneisen zur Diana- und Alexanderburg angelegt, die selbst von Schneisensternen und Jagdschirmen umgeben waren. Alle diese Objekte sind heute hessische Kulturdenkmäler und leicht zu erwandern.

  • Wilhelm Andres: Wildpark Kranichstein. Zur Geschichte des Darmstädter Waldes, Darmstadt 1981.
  • Peter Engels: 600 Jahre Kranichstein, in: Sechste Sommerspiele Jagdschloß Kranichstein, Darmstadt 1999.
  • Kuno Graf von Hardenberg: Das Jagdschloß Kranichstein und die Jagdmaler des Landgräflichen Hofes zu Darmstadt, Darmstadt 1918.
  • Ernst Hofmann: Führer durch das Darmstädter Jagdmuseum Schloß Kranichstein, Darmstadt 1981.
  • Eberhard Lohmann: Landgraf Georg I. und die Anfänge von Schloß Kranichstein, Darmstadt 2002.
  • Iris Reepen: Museum Jagdschloss Kranichstein, Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2002, ISBN 3-422-06351-X.
  • H. Retzlaff: Kranichstein. Renaissanceschloß und Jagdmuseum bei Darmstadt, Darmstadt 1961.
  • Gisela Siebert: Kranichstein – Jagdschloß der Landgrafen von Hessen-Darmstadt, Amorbach 1969.
  • Gisela Siebert: Jagdhäuser der Landgrafen von Hessen-Darmstadt auf Bildern des 18. und 19. Jahrhunderts, Darmstadt 2001.
  • Wolfgang Weitz: Jagdwaffen aus dem Jagdmuseum Schloß Kranichstein, in: Museumsblätter Niddaer Heimatmuseum, Nidda 1990.
  • Bettina Clausmeyer-Ewers: Wildpark und Schlossgarten Kranichstein, Deutscher Kunstverlag (DKV), 2006.
Commons: Jagdschloss Kranichstein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Karl Sell (Hrsg.): Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen. 4. Auflage. Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1884, S. 48.
  2. Karl Sell (Hrsg.): Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen. 4. Auflage. Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1884, S. 50.
  3. Karl Sell (Hrsg.): Alice, Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, Prinzessin von Grossbritannien und Irland, Mittheilungen aus ihrem Leben und aus ihren Briefen. 4. Auflage. Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1884, S. 365–366.
  4. finis: Das Letzte. In: zeit.de. 22. April 1999, abgerufen am 28. Oktober 2016.
  5. Karl Dielmann: Museen in Hessen – ein Handbuch der öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen im Lande Hessen. Hrsg.: Hessischer Museumsverband. 1. Auflage. Kassel 1970, OCLC 3950419, S. 75.
  6. Überblick Hotel Jagdschloss Kranichstein auf www.hotel-jagdschloss-kranichstein.de; abgerufen am 26. August 2017
  7. Musikalisches Picknick. Gartenkonzert – Philharmonie Merck holt London und den Broadway nach Darmstadt. Darmstädter Echo, archiviert vom Original am 8. August 2014; abgerufen am 22. Juli 2014.
  8. Last Night meets Broadway. philharmonie-merck.com, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. Juli 2014.@1@2Vorlage:Toter Link/www.philharmonie-merck.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)

Koordinaten: 49° 54′ 1″ N, 8° 41′ 51″ O