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„Gauß-Jordan-Algorithmus“ – Versionsunterschied

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Der '''Gauß-Jordan-Algorithmus''' ist ein [[Algorithmus]] aus den [[Teilgebiete der Mathematik|mathematischen Teilgebieten]] der [[Lineare Algebra|linearen Algebra]] und [[Numerik]]. Mit dem Verfahren lässt sich die Lösung eines [[Lineares Gleichungssystem|linearen Gleichungssystems]] berechnen. Es ist eine Erweiterung des [[Gaußsches Eliminationsverfahren|gaußschen Eliminationsverfahrens]], bei dem in einem zusätzlichen Schritt das Gleichungssystem bzw. dessen [[erweiterte Koeffizientenmatrix]] auf die [[Lineares Gleichungssystem#Reduzierte Stufenform|reduzierte Stufenform]] gebracht wird. Daraus lässt sich dann die Lösung direkt ablesen.
{{Lückenhaft|Beschreibung des Algorithmus --[[Benutzer:Cmunier|Cmunier]] 03:40, 10. Dez 2005 (CET)}}
Außerdem kann der Gauß-Jordan-Algorithmus zur Berechnung der [[Inverse Matrix#Gauß-Jordan-Algorithmus|Inversen einer Matrix]] verwendet werden.
Der '''Gauß-Jordan-Algorithmus''' ist ein [[Algorithmus]] aus den [[Teilgebiete der Mathematik|mathematischen Teilgebieten]] der [[Lineare Algebra|linearen Algebra]] und [[Numerik]]. Mit dem nach [[Carl Friedrich Gauß]] und [[Wilhelm Jordan]] benannten Verfahren lässt sich die Lösung eines [[Lineares Gleichungssystem|linearen Gleichungssystems]] berechnen. Es ist eine Erweiterung des [[Gaußsches Eliminationsverfahren|gaußschen Eliminationsverfahrens]], bei dem in einem zusätzlichen Schritt das Gleichungssystem bzw. dessen [[erweiterte Koeffizientenmatrix]] auf die [[reduzierte Stufenform]] gebracht wird. Daraus lässt sich dann die Lösung direkt ablesen.

Namensgeber neben [[Carl Friedrich Gauß]] ist nicht, wie gelegentlich angenommen wird,<!-- aber bitte überprüfen! --><ref>Rainer Ansorge, Hans Joachim Oberle: ''Mathematik für Ingenieure,'' Band 1. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2000, S. 110.</ref> der ebenfalls in der Linearen Algebra herausragende französische Mathematiker [[Camille Jordan]], sondern der deutsche Geodät [[Wilhelm Jordan (Geodät)|Wilhelm Jordan]]. Dieser ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der „Erfinder“ des zusätzlichen Algorithmusschrittes, sondern nur derjenige, der es seinem Leser- und Hörerkreis nähergebracht hat.<ref>Steven C. Althoen, Renate McLaughlin: {{Webarchiv|url=http://macs.citadel.edu/chenm/240.dir/12fal.dir/history4.pdf |wayback=20160123200448 |text=''Gauss-Jordan Reduction: A Brief History'' }} (englisch; PDF, 370&nbsp;kB). In: ''American Mathematical Monthly,'' Bd.&nbsp;94, 1987, S.&nbsp;130–142.</ref>


== Umformungsschritte ==
== Umformungsschritte ==

#Man sucht in der ersten Spalte ein von Null verschiedenes Element und vertauscht ggf. diese Zeilen, sodass an der Position (1,1) ein von :Null verschiedenes Element steht.
#Man dividiere die erste Zeile durch dieses von Null verschiedene Element.
# Man wählt die erste Spalte von links, in der mindestens ein von Null verschiedener Wert steht.
# Ist die oberste Zahl der gewählten Spalte eine Null, so vertauscht man die erste Zeile mit einer anderen Zeile, in der in dieser Spalte keine Null steht.
#Man subtrahiere von den übrigen Zeilen entsprchende Vielfache der ersten Zeile mit dem Ziel, dass die erste Spalte der Matrix die Form S = (1 0 . . . 0) besitzt.
# Man dividiert die erste Zeile durch das nun oberste Element der gewählten Spalte.
#Dieses Verfahren wir mit der Restmatrix fortgesetzt.
# Man subtrahiert entsprechende Vielfache der ersten Zeile von den darunterliegenden Zeilen mit dem Ziel, dass das erste Element jeder Zeile (außer der ersten) Null wird.
#Ziehe danach von den darüberliegenden Zeilen entsprechende Vielfache ab, sodass über einer führenden 1 nur Nullen stehen.
# Durch Streichen der ersten Zeile und Spalte erhält man eine Restmatrix, auf die man diese Schritte wieder anwendet. Das führt man solange durch, bis die Matrix in Zeilenstufenform ist.
# Man zieht danach von den darüberliegenden Zeilen entsprechende Vielfache ab, sodass über einer führenden 1 nur Nullen stehen.


== Beispiel ==
== Beispiel ==
Eine Parabel soll durch folgende Punkte laufen:
# (x, y) = (1; 0) ,
# (x, y) = (2; 1) ,
# (x, y) = (3; 3) .


Es ist das folgende lineare Gleichungssystem gegeben:
Die allgemeine Grundgleichung der Parabel lautet:
: <math>ax^2+bx+c = y</math>.
:<math>
\begin{align}

a &+ \ \ b + c = 0\\
Durch Einsetzen jeweils eines x-y-Paares ergeben sich drei Gleichungen:
4a &+ 2b+ c = 1\\
: <math>a+b+c=0</math> ;
9a &+ 3b+ c = 3
: <math>4a+2b+c=1</math> ;
\end{align}
: <math>9a+3b+c=3</math> .
</math>

Die drei Gleichungen enthalten drei Unbekannte, wodurch das Gleichungssystem lösbar wird. Anstatt nun durch Einsetzen und Gleichsetzen zu lösen, werden die Faktoren in eine Matrix geschrieben und die Matrix so umgeformt, dass man die Lösung ablesen kann.


In der ersten Spalte stehen die Faktoren der Variable a, in der zweiten die der Variable b, in der dritten die der Variable c und letztendlich die Faktoren der anderen Gleichungsseite:
Es wird nun die erweiterte Koeffizientenmatrix des Gleichungssystems gebildet. In der ersten Spalte stehen die Faktoren der Variablen&nbsp;<math>a</math>, in der zweiten die der Variablen&nbsp;<math>b</math>, in der dritten die der Variablen&nbsp;<math>c</math> und in der vierten die rechte Seite des Gleichungssystems. Es sollen nun von den einzelnen Zeilen dieser Matrix solche Vielfache der übrigen Zeilen subtrahiert werden, dass schließlich auf der linken Seite die [[Einheitsmatrix]] steht:
: <math>
: <math>
\begin{pmatrix}
\left(\begin{array}{ccc|c}
1 & 1 & 1 & | & 0 \\
1 & 1 & 1 & 0 \\
4 & 2 & 1 & | & 1 \\
4 & 2 & 1 & 1 \\
9 & 3 & 1 & | & 3
9 & 3 & 1 & 3
\end{pmatrix}
\end{array}\right)
</math>
</math>


Es werden nun folgende Zeilentransformationen vorgenommen:
Es werden nun folgende Zeilentransformationen vorgenommen:
* Zu Zeile 2 wird addiert: -4 * Zeile 1.
* Von Zeile 2 wird subtrahiert: 4 × Zeile 1.
* Zu Zeile 3 wird addiert: -9 * Zeile 1.
* Von Zeile 3 wird subtrahiert: 9 × Zeile 1.


Damit ergibt sich:
Damit ergibt sich:
: <math>
: <math>
\begin{pmatrix}
\left(\begin{array}{ccc|c}
1 &\ 1 &\ 1 & | & 0 \\
1 &\ 1 &\ 1 & 0 \\
0 & -2 & -3 & | & 1 \\
0 & -2 & -3 & 1 \\
0 & -6 & -8 & | & 3
0 & -6 & -8 & 3
\end{pmatrix}
\end{array}\right)
</math>
</math>


* Zu Zeile 3 wird addiert: -3 * Zeile 2.
* Von Zeile 3 wird subtrahiert: 3 × Zeile 2.
* Zeile 2 wird dividiert durch -2.
* Zeile 2 wird dividiert durch −2.


: <math>
: <math>
\begin{pmatrix}
\left(\begin{array}{ccc|c}
1 & 1 & 1 & | &\ 0 \\
1 & 1 & 1 &\ 0 \\
0 & 1 & {3 \over 2} & | & -{1 \over 2} \\
0 & 1 & {3 \over 2} & -{1 \over 2} \\
0 & 0 & 1 & | &\ 0
0 & 0 & 1 &\ 0
\end{pmatrix}
\end{array}\right)
</math>
</math>


* Zu Zeile 1 wird addiert: -1 * Zeile 3.
* Von Zeile 1 wird subtrahiert: 1 × Zeile 3.
* Zu Zeile 2 wird addiert: -3/2 * Zeile 3.
* Von Zeile 2 wird subtrahiert: 3/2 × Zeile 3.


: <math>
: <math>
\begin{pmatrix}
\left(\begin{array}{ccc|c}
1 & 1 & 0 & | &\ 0 \\
1 & 1 & 0 &\ 0 \\
0 & 1 & 0 & | & -{1 \over 2} \\
0 & 1 & 0 &-{1 \over 2} \\
0 & 0 & 1 & | &\ 0
0 & 0 & 1 &\ 0
\end{pmatrix}
\end{array}\right)
</math>
</math>


* Zu Zeile 1 wird addiert: -1 * Zeile 2.
* Von Zeile 1 wird subtrahiert: 1 × Zeile 2.


: <math>
: <math>
\begin{pmatrix}
\left(\begin{array}{ccc|c}
1 & 0 & 0 & | &\ {1 \over 2} \\
1 & 0 & 0 &\ {1 \over 2} \\
0 & 1 & 0 & | & -{1 \over 2} \\
0 & 1 & 0 & -{1 \over 2} \\
0 & 0 & 1 & | &\ 0
0 & 0 & 1 &\ 0
\end{pmatrix}
\end{array}\right)
</math>
</math>


Diese Matrix wird auf unsere Gleichungen zurück übertragen. Wir erhalten:
Diese Matrix wird auf unsere Gleichungen zurück übertragen. Wir erhalten:
: <math>a = \frac{1}{2} \; ; \ b = -\frac{1}{2} \; ; \ c = 0</math> .
: <math>a = \frac{1}{2}, \ b = -\frac{1}{2}, \ c = 0</math>.

Die gesuchte Funktion lautet also:
: <math>{1 \over 2}x^2-{1 \over 2}x=y</math>.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Howard Anton: ''Lineare Algebra''. Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg, Berlin, IBAN 3-8274-0324-3
* Howard Anton: ''Lineare Algebra''. Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg, Berlin, ISBN 3-8274-0324-3.

== Weblinks ==
* [https://www.arndt-bruenner.de/mathe/scripts/gaussjordan.htm Das Gauß-Jordan-Verfahren interaktiv mit vollständigen Lösungswegen]


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==
<references />
*[http://people.freenet.de/julianvarghese//inf-facharbeit/Gauss.html Applet zum Lösen linearer Gleichungssysteme]


{{SORTIERUNG:GaussJordanAlgorithmus}}
[[Kategorie:Algorithmus]]
[[Kategorie:Algorithmus]]
[[Kategorie:Numerische lineare Algebra]]
[[Kategorie:Numerische lineare Algebra]]
[[Kategorie:Carl Friedrich Gauß als Namensgeber]]

Aktuelle Version vom 19. Juni 2025, 19:44 Uhr

Der Gauß-Jordan-Algorithmus ist ein Algorithmus aus den mathematischen Teilgebieten der linearen Algebra und Numerik. Mit dem Verfahren lässt sich die Lösung eines linearen Gleichungssystems berechnen. Es ist eine Erweiterung des gaußschen Eliminationsverfahrens, bei dem in einem zusätzlichen Schritt das Gleichungssystem bzw. dessen erweiterte Koeffizientenmatrix auf die reduzierte Stufenform gebracht wird. Daraus lässt sich dann die Lösung direkt ablesen. Außerdem kann der Gauß-Jordan-Algorithmus zur Berechnung der Inversen einer Matrix verwendet werden.

Namensgeber neben Carl Friedrich Gauß ist nicht, wie gelegentlich angenommen wird,[1] der ebenfalls in der Linearen Algebra herausragende französische Mathematiker Camille Jordan, sondern der deutsche Geodät Wilhelm Jordan. Dieser ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der „Erfinder“ des zusätzlichen Algorithmusschrittes, sondern nur derjenige, der es seinem Leser- und Hörerkreis nähergebracht hat.[2]

Umformungsschritte

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  1. Man wählt die erste Spalte von links, in der mindestens ein von Null verschiedener Wert steht.
  2. Ist die oberste Zahl der gewählten Spalte eine Null, so vertauscht man die erste Zeile mit einer anderen Zeile, in der in dieser Spalte keine Null steht.
  3. Man dividiert die erste Zeile durch das nun oberste Element der gewählten Spalte.
  4. Man subtrahiert entsprechende Vielfache der ersten Zeile von den darunterliegenden Zeilen mit dem Ziel, dass das erste Element jeder Zeile (außer der ersten) Null wird.
  5. Durch Streichen der ersten Zeile und Spalte erhält man eine Restmatrix, auf die man diese Schritte wieder anwendet. Das führt man solange durch, bis die Matrix in Zeilenstufenform ist.
  6. Man zieht danach von den darüberliegenden Zeilen entsprechende Vielfache ab, sodass über einer führenden 1 nur Nullen stehen.

Es ist das folgende lineare Gleichungssystem gegeben:

Es wird nun die erweiterte Koeffizientenmatrix des Gleichungssystems gebildet. In der ersten Spalte stehen die Faktoren der Variablen , in der zweiten die der Variablen , in der dritten die der Variablen  und in der vierten die rechte Seite des Gleichungssystems. Es sollen nun von den einzelnen Zeilen dieser Matrix solche Vielfache der übrigen Zeilen subtrahiert werden, dass schließlich auf der linken Seite die Einheitsmatrix steht:

Es werden nun folgende Zeilentransformationen vorgenommen:

  • Von Zeile 2 wird subtrahiert: 4 × Zeile 1.
  • Von Zeile 3 wird subtrahiert: 9 × Zeile 1.

Damit ergibt sich:

  • Von Zeile 3 wird subtrahiert: 3 × Zeile 2.
  • Zeile 2 wird dividiert durch −2.
  • Von Zeile 1 wird subtrahiert: 1 × Zeile 3.
  • Von Zeile 2 wird subtrahiert: 3/2 × Zeile 3.
  • Von Zeile 1 wird subtrahiert: 1 × Zeile 2.

Diese Matrix wird auf unsere Gleichungen zurück übertragen. Wir erhalten:

.
  • Howard Anton: Lineare Algebra. Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg, Berlin, ISBN 3-8274-0324-3.

Einzelnachweise

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  1. Rainer Ansorge, Hans Joachim Oberle: Mathematik für Ingenieure, Band 1. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2000, S. 110.
  2. Steven C. Althoen, Renate McLaughlin: Gauss-Jordan Reduction: A Brief History (Memento vom 23. Januar 2016 im Internet Archive) (englisch; PDF, 370 kB). In: American Mathematical Monthly, Bd. 94, 1987, S. 130–142.