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„Head-up-Display“ – Versionsunterschied

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[[Image:Hud on the cat.jpg|thumb|Head-Up-Display einer F/A-18C]]
[[Image:Head Up Display Saab Draken.jpg|thumb|Head-Up-Display einer Saab Draken]]
Das '''Head-Up-Display''' ('''HUD''') ist ein Anzeigesystem, bei dem die für den Nutzer (Autofahrer, Pilot etc.) wichtigen Informationen in sein Sichtfeld projiziert werden. Für [[Pilot]]en von [[Kampfflugzeug]]en existieren solche Systeme, die in Deutschland als Reflexvisier bezeichnet wurden, schon seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Damit konnten und können die Piloten mit dem Blick nach vorne (Head-up) den [[Luftraum]] vor ihnen beobachten und gleichzeitig Informationen zu den dort gesichteten Flugobjekten erhalten. Dafür wird eine zweite Scheibe in die [[Pilotenkanzel]] installiert, auf dem dann die verschiedenen Informationen eingeblendet werden.


[[Datei:Boeing 787 has the Airbus A350 in its sights.jpg|miniatur|Blick durch das HUD in einer [[Boeing 787]] im Bodenmodus. Oben: Autopilotenmodi, Rollwinkel; linke Skala: Geschwindigkeit; Mitte: Horizontlinie; rechte Skala: Höhenmesser, QNH]]
In den 80er und 90er Jahren gab es bei [[General Motors]] in den [[USA]] in verschiedenen Modellen ein Schwarz-Weiß-Head-up-Display mit festen nicht konfigurierbaren Anzeigen, bei dem der Autofahrer z.B. die aktuelle Geschwindigkeit immer im Blick hatte, ohne den Blick von der Straße wenden zu müssen.
[[Datei:787-flight-deck.jpg|miniatur|Boeing 787: Die zwei HUDs sind die Glasscheiben im Sichtfeld der Piloten vor den Cockpitfenstern.]]
[[Datei:Head Up Display Saab Draken.jpg|miniatur|Head-up-Display einer [[Saab 35|Saab Draken]]]]
[[Datei:E60hud.JPG|miniatur|HUD eines [[PKW]] ([[BMW E60|5er BMW]]) – Orange: 0 km/h, Links abbiegen in 40 m.]]


Das '''Head-up-Display''' ('''HUD'''; wörtlich: „Kopf-oben-Anzeige“) ist ein [[Anzeige (Technik)|Anzeigesystem]], bei dem der Nutzer seine Blickrichtung und damit seine Kopfhaltung beibehalten kann, weil die Informationen in sein [[Sichtfeld]] projiziert werden. Zu den Nutzern gehören unter anderem Flugzeugpiloten und Autofahrer.
Ab 2001 kam in der [[Corvette]] erstmals ein farbiges Display zum Einsatz.


== Einführung ==
Das erste farbige Head-up-Display im Automobilbereich haben die im Jahr [[2003]] vorgestellten 5er- und 6er-Modellreihen von [[BMW]]. Entwickelt wurde es von der [[Siemens VDO Automotive AG]]. Auf der [[Internationale Automobilausstellung|Internationalen Automobilausstellung]] in [[Frankfurt]] stellte [[Citroën]] ein weiteres Fahrzeug mit Head-up-Display vor: den C6.
Für [[Pilot]]en von [[Kampfflugzeug]]en existieren solche Systeme schon seit den 1940er Jahren. In Deutschland wurden sie als [[Reflexvisier]] (Zielgerät) bekannt. Rund dreißig Jahre später entstanden Systeme, die als komplexe Frontscheibenprojektoren bezeichnet werden konnten. Typisches Merkmal für einen Frontscheibenprojektor ist die zweite Scheibe im Cockpit, auf die dann verschiedene Informationen projiziert werden können. Heutzutage ist das Head-up-Display die bei weitem wichtigste Anzeige im Cockpit. Das HUD zeigt Informationen aus einer ganzen Reihe von Quellen an, wie etwa [[Avionik]], [[Radar]] oder Waffensysteme, alles in kompakter, überschaubarer Form.
Für das Head-up-Display hat der Pilot eine Auswahl von verschiedenen Modi zur Verfügung, die er abhängig vom jeweiligen Auftrag oder dem Stand seiner Mission wählen kann. Jeder Modus unterstützt den Piloten bei einer ganz bestimmten Aufgabe, sei es z. B. bei der Navigation, beim Einsatz von unterschiedlichen Lenkwaffen oder beim Landeanflug.


Inzwischen werden diese Systeme auch in den neusten zivilen Jettypen eingesetzt z. B. [[Airbus A350]] und [[Boeing 787]]. Auch ältere Flugzeuge können bei Bedarf nachträglich mit solchen Systemen ausgestattet werden.
Im Gegensatz zu einem Head-Up-Display muss z.B. der Fahrer eines Fahrzeugs bei einem [[Head-Down-Display]] seinen Blick von der Fahrbahn abwenden, um eine wichtige Fahrzeuginformation erfassen zu können.


In den 1980er und 1990er Jahren gab es bei [[General Motors]] in den [[USA]] in verschiedenen Automodellen ein Schwarzweiß-Head-up-Display mit festen, nicht konfigurierbaren Anzeigen, bei dem der Autofahrer z. B. die aktuelle Geschwindigkeit immer im Blick hatte, ohne den Blick von der Straße wenden zu müssen. Auch bei [[Nissan (Automobilhersteller)|Nissan]] gab es bereits einzelne Modelle, z. B. den [[Nissan 200SX|Nissan 240SX]].
In [[Computerspiel]]en werden mit Head-Up-Display allgemein Anzeigen bezeichnet, die nicht zum Spielfeld gehören, aber wichtige Informationen enthalten.


Ab 2001 kam in der [[Corvette]] von General Motors erstmals ein farbiges Display zum Einsatz.<ref>[http://www.zdnet.de/enterprise/print_this.htm?pid=39125753-39001160c Head-up-Display: Neue Technik für mehr Verkehrssicherheit, Joachim Kaufmann, ZDNet, 20. Oktober 2004, 16:52 Uhr]</ref>
== Funktionsweise eines Head-Up-Displays ==
'''[[Head-Up-Display]]s''' bestehen im Allgemeinen aus einem [[Anzeige (Technik)|Display]], einem Optikmodul und einem [[Combiner]].<br><br>


Als erster europäischer Hersteller brachte [[BMW]] ein von der [[Siemens VDO Automotive AG]] entwickeltes Head-up-Display im Automobilbereich in Großserie in den im Jahr 2003 vorgestellten [[BMW E60|5er-]] und [[BMW E63|6er]]-Modellreihen auf den Markt,<ref>[http://www.spiegel.de/auto/werkstatt/0,1518,248469,00.html Alles im Blick], Thomas Geiger, Spiegel Online, 13. Mai 2003</ref> im Jahr 2005 gefolgt von [[PSA Peugeot Citroën|PSA]] mit dem [[Citroën C6]]. Mittlerweile arbeiten Automobilhersteller und Automobilzulieferer an Head-up-Displays mit 3D- und [[Erweiterte Realität|Augmented-Reality]]-Funktion.<ref>{{Literatur|Titel=Head-Up-Displays der nächsten Generation – Automotive-Technology|Sammelwerk=Automotive-Technology|Datum=2017-05-19|Online=http://automotive-technology.de/head-up-displays-der-naechsten-generation/|Abruf=2017-05-22}}</ref>
Ein Display produziert ein Bild (=Gegenstand), woraus mit Hilfe der [[Optik]], d.h. einer Linse, einem [[Hohlspiegel]]s oder dem Einsatz der [[Holografie]]technik ein [[virtuell]]es Bild (siehe [[optische Abbildung]]) erzeugt wird. Dieses kann dann der Fahrer in einer spiegelnden, lichtdurchlässigen Scheibe, dem Combiner, sehen. Der Combiner überlagert also die Informationen der Umwelt mit denen des HUD. Er wird im Automobil oft einfach durch die [[Windschutzscheibe]] dargestellt. Selten werden (vor der Windschutzscheibe) separate Combiner eingesetzt, da der Autofahrer diese ungern akzeptiert.
Da die Windschutzscheibe aus zwei durch eine Kunststoffschicht getrennten Gläsern besteht, kommt es bei einer Projektion normalerweise zu störenden Doppelbildern. Verhindert wird dieser negative Effekt dadurch, dass die Trennschicht keilförmig (wenige [[Bogenminute]]n) ausgeführt ist und somit beide Bilder übereinander liegen.


Head-up-Displays werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Auch zum Nachrüsten gibt es Geräte; so bietet Garmin ein Modell an, das über Bluetooth mit einem Smartphone verknüpft wird und über eine Navigations-App Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert.
Das erzeugte virtuelle Bild kann [[monokular]] oder [[binokular]] sichtbar sein. Bei monokularen HUDs kann man - wie der Name schon sagt - die eingeblendeten Informationen nur mit einem Auge sehen, bei binokularen mit beiden Augen. Binokulare HUDs haben also einen höheren Sichtbarkeitsbereich als die monokularen.
Weitere Hersteller bieten Head-Up-Displays zum Nachrüsten an, die über die OBD-II-Diagnose des Fahrzeuges Informationen auslesen können und so Details zur Geschwindigkeit, Drehzahl oder Motortemperatur anzeigen.
Bevor das Bild auf die Windschutzscheibe projiziert wird, werden die Lichtstrahlen über mehrere Spiegel innerhalb eines Gehäuses gefaltet (umgelenkt). Dadurch erscheint das Bild ca. 2m vor dem Fahrer über der Motorhaube. Die Spiegel haben außerdem die Aufgabe, die durch die Krümmung der Windschutzscheibe hervorgerufenen Verzerrungen zu korrigieren.


Kabinette älterer [[Arcade-Automat]]en enthalten oftmals auch ein Head-up-Display, da dadurch der Schwerpunkt des Automaten durch Verlagerung der schweren Bildröhre in den Sockel mit nach unten wandert und der Automat standfester wird. Statt einer halbdurchlässigen Glasscheibe ist in der Blickrichtung des Spielers ein normaler Spiegel verbaut. Mit der Einführung von [[Flüssigkristallanzeige|TFT-Bildschirmen]] in die Spielautomatentechnik ist diese Anwendung selten geworden.
Als Lichtquelle werden heute [[LED]]s eingesetzt. Die Helligkeit des Bildes wird abhängig vom Umgebungslicht über einen Fotosensor gesteuert. Das Bild wird durch ein farbiges hochauflösendes [[TFT]]-Display erzeugt.


In aktuellen [[Computerspiel]]en werden mit Head-up-Display hingegen allgemein Statusanzeigen bezeichnet, die nicht zur virtuellen Umgebung gehören, sondern statisch an den Rändern des Blickfelds positioniert sind. Auch andere Computerprogramme werden zunehmend mit Head-up-Displays ausgestattet.
== Informationsinhalte eines Head-Up-Displays ==

Die wichtigen Informationen eines HUDs kann man unterteilen in:
== Funktionsweise eines Head-up-Displays ==
[[Datei:Revi C12-A.jpg|miniatur|Strahlengang eines deutschen Revi C12/A, Baujahr 1937]]
Head-up-Displays bestehen im Allgemeinen aus einer bildgebenden Einheit, einem Optikmodul und einer Projektionsfläche.

Die bildgebende Einheit erzeugt das Bild. Das Optikmodul mit [[Kollimator]] und Umlenkung leitet das Bild auf die Projektionsfläche ([[Combiner]]). Diese Fläche ist eine spiegelnde, lichtdurchlässige Scheibe. Der Benutzer des Frontscheibenprojektors sieht also die gespiegelten Informationen der bildgebenden Einheit und gleichzeitig die reale Welt hinter der Scheibe.

Das erzeugte virtuelle Bild kann so projiziert werden, dass es mit einem Auge ([[monokular]]) oder mit beiden Augen ([[binokular]]) erfasst werden kann. Binokulare HUDs haben einen höheren Sichtbarkeitsbereich als monokulare.
Das virtuelle Bild wird bei Luftfahrzeugen immer in die Unendlichkeit projiziert, aber bei Fahrzeuganwendungen 2–3&nbsp;m vor der Motorhaube – damit der Fahrer in Kurven nicht abgelenkt wird<ref>SASAKI, Takashi et al. Hyperrealistic Display for Automotive Application. In: SID Symposium Digest of Technical Papers. Blackwell Publishing Ltd, 2010. Kapitel 64.2. S. 953–956 {{DOI|10.1889/1.3500641}}</ref>.

Der Pilot eines Jets justiert vor dem Start mit der Höhenverstellung seines Sitzes den Blick durch das HUD.

In der Luftfahrzeugtechnik wurden kleine spezielle Bildröhren eingesetzt, die das entsprechende Bild erzeugten. Bildröhren generieren eine sehr große Leuchtdichte, dadurch wird keine zusätzliche Lichtquelle benötigt. Bei Bildröhren werden zwei unterschiedliche Techniken für die Bilddarstellung verwendet: die lichtstarke oszillographische (Vektor-)Darstellung oder die fernsehtechnische (Zeilen-)Darstellung.

Heute (2016) dienen als Lichtquelle [[Leuchtdiode]]n. Die Helligkeit des Bildes wird abhängig vom Umgebungslicht über einen Fotosensor gesteuert. Das Bild wird durch ein farbiges hochauflösendes [[Flüssigkristallanzeige|TFT-Display]] erzeugt.

In Entwicklung bei der Schweizer Firma WayRay<ref>[https://newsroom.porsche.com/en/company/porsche-wayray-investment-augmented-reality-holographic-head-up-display-technology-swiss-start-up-16106.html ''Porsche invests in Swiss start-up WayRay.''] Porsche Media Center, 18. September 2018, abgerufen am 24. Mai 2020</ref> befindet sich eine Technik mit einem speziellen Laser als Lichtquelle und [[Holografie|holografischer]] Darstellung der eingeblendeten Bildinformation als [[erweiterte Realität]] (''True-AR'').<ref>Herbie Schmidt: [https://www.nzz.ch/mobilitaet/auto-mobil/wayray-und-true-ar-das-head-up-display-waechst-deutlich-ld.1557443 ''Das Head-up-Display wächst auf Windschutzscheibengrösse.''] NZZ, 23. Mai 2020, abgerufen am 23. Mai 2020</ref>

== Informationsinhalte eines Head-up-Displays ==
Die wichtigen Informationen eines HUDs kann man unterteilen in:
* statische Informationen und
* statische Informationen und
* kontaktanaloge Informationen.
* kontaktanaloge Informationen.


=== Statische Informationen ===
=== Statische Informationen ===
Statische Informationen sind solche, die sich im Blickfeld des Fahrers immer an der selben Stelle befinden. Beispiele hierfür sind die Fahrzeuggeschwindigkeit und die Motordrehzahl.
Statische Informationen sind solche, die sich im Blickfeld des Fahrers immer an derselben Stelle befinden. Beispiele hierfür sind die Fahrzeuggeschwindigkeit und die Motordrehzahl. Der Fahrer hat das Gefühl, dass die Informationen auf einer senkrechten Ebene in etwa über der Motorhaube zu sehen sind. Im Flugzeug sind es solche Dinge, wie Höhe und Geschwindigkeit oder auch die Waffenlast. Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, welche Betriebsart des Avioniksystems gerade benutzt wird (Navigation, Radar oder beispielsweise naher Luftkampf).


=== Kontaktanaloge Informationen ===
=== Kontaktanaloge Informationen ===
Sicherheitsabstands- oder Bremsbalken sind kontaktanaloge Informationen. Sie bewegen sich im Blickfeld des Fahrers und sind mit der Umwelt verknüpft. Im Falle des Sicherheitsabstandsbalkens bedeutet dies, dass dem Fahrer geschwindigkeitsabhängig ein Balken in den Windschutzscheibenbereich eingeblendet wird, der ihm angibt, wie viel Abstand er zum vorausfahrenden Fahrzeug halten soll.
Kontaktanaloge Informationen sind Anzeigeelemente, die dem Fahrer in seine aktuelle Sicht so eingeblendet werden, dass er das Gefühl hat, sie seien fester Bestandteil der Umwelt. Dadurch erscheint ein Navigationspfeil so, als läge er direkt auf der Straße. Im Falle des Sicherheitsabstandsbalkens bedeutet dies, dass dem Fahrer geschwindigkeitsabhängig ein Balken in den Windschutzscheibenbereich eingeblendet wird, der ihm angibt, wie viel Abstand er zum vorausfahrenden Fahrzeug halten soll.
Im Kampfflugzeug wird beispielsweise das schon optisch sichtbare Ziel zusätzlich durch einen Leuchtkreis markiert. Damit wird signalisiert, dass die Sensorsysteme der Maschine ([[Radar]], IR) das Ziel erfasst haben und es begleiten. Zusätzlich wird eine Vielzahl anderer Informationen in Bezug auf das Ziel eingeblendet (Prognose, Entfernung, Freund-Feind-Kennung).

Ein weiterer Anwendungsfall ist die Einblendung eines Bildes einer Nachtsicht- oder Infrarotkamera, um die Orientierung (und im Kampfflugzeug auch die Zielerfassung) bei Dunkelheit zu vereinfachen<ref>Patent US 6,359,737 B1 (19. März 2002). STRINGFELLOW, Steven A.: Combined Head-Up Display</ref>.

[[Heiner Bubb]] reichte 1978 ein Patent zum Head-Up-Display im Automobilbereich ein (Patent „DE 2633067 C2“: „Einrichtung zur optischen Anzeige eines veränderlichen Sicherheitsabstandes eines Fahrzeuges“). Dem Patent ging eine Doktorarbeit voraus: „Das Ergebnis war das sogenannte kontaktanaloge Head-Up-Display (HUD), bei dem der Nutzer seine Kopfhaltung und Blickrichtung beibehalten kann, da die Informationen direkt in sein Sichtfeld projiziert werden. Die Lösung, die Heiner Bubb damit bereits 1975 aufzeigte, kommt heute weltweit in Autos oder Flugzeugen zum Einsatz.“<ref>{{Internetquelle |url=http://www.150.alumni.tum.de/heiner-bubb/ |titel=„Die Ehrung durch die TUM erfüllt mich mit Stolz“ |werk=Alumni der TUM |datum=2021-04-05 |abruf=2021-04-07 |sprache=de-DE}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Erweiterte Realität]]
* [[Head-Mounted Display]]
* [[Head-down-Display]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Rolf Gegenbach: ''Fahrerverhalten im Pkw mit Head-Up-Display. Gewöhnung und visuelle Aufmerksamkeit''. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik, Nr. 330. Düsseldorf: VDI-Verlag, 1997, ISBN 3-18-333012-1
* Rolf Gengenbach: ''Fahrerverhalten im Pkw mit Head-Up-Display. Gewöhnung und visuelle Aufmerksamkeit''. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik, Nr. 330. VDI-Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN 3-18-333012-1
* S. Okabayashi et. al: ''Visual Perception of HUD Images in Practical Automobiles'' (S. 169-176) und Philip Barham et. al: ''Jaguar Cars' Near Infrared Night Vision System &ndash; Overview of Human Factors Research to Date'' (S. 177-185). Beide in A.G. Gale (Hrsg.): ''Vision in Vehicles &ndash; VIII''. Amsterdam: Elsevier, 1999, ISBN 0-08-043671-4
* S. Okabayashi et al.: ''Visual Perception of HUD Images in Practical Automobiles'' (S. 169–176) und Philip Barham et al.: ''Jaguar Cars' Near Infrared Night Vision System Overview of Human Factors Research to Date'' (S. 177–185). Beide in A.G. Gale (Hrsg.): ''Vision in Vehicles VIII''. Elsevier, Amsterdam 1999, ISBN 0-08-043671-4
* P. Ott, P. Pogany: ''Optik-Design von Head-up Displays mit CAD-kompatiblen Freiformflächen.'' Photonik 2 (2008), [http://iaf.hs-heilbronn.de/attach/Ver%C3%B6ffentlichungenUndVortr%C3%A4geLaborTechnischeOptik/photonik_2008_02_68.pdf S. 68–71]


== Weblinks ==
{{Commonscat|Head-up displays}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Display]]
[[Kategorie:Luftfahrttechnik]]
[[Kategorie:Luftfahrttechnik]]
[[Kategorie:Fahrerassistenzsystem]]
[[Kategorie:Fahrerassistenzsystem]]
[[Kategorie:Augmented-Reality-Software| ]]

[[en:Head-Up Display]]
[[ja:ヘッドアップディスプレイ]]
[[nl:Head-up display]]

Aktuelle Version vom 15. November 2024, 16:59 Uhr

Blick durch das HUD in einer Boeing 787 im Bodenmodus. Oben: Autopilotenmodi, Rollwinkel; linke Skala: Geschwindigkeit; Mitte: Horizontlinie; rechte Skala: Höhenmesser, QNH
Boeing 787: Die zwei HUDs sind die Glasscheiben im Sichtfeld der Piloten vor den Cockpitfenstern.
Head-up-Display einer Saab Draken
HUD eines PKW (5er BMW) – Orange: 0 km/h, Links abbiegen in 40 m.

Das Head-up-Display (HUD; wörtlich: „Kopf-oben-Anzeige“) ist ein Anzeigesystem, bei dem der Nutzer seine Blickrichtung und damit seine Kopfhaltung beibehalten kann, weil die Informationen in sein Sichtfeld projiziert werden. Zu den Nutzern gehören unter anderem Flugzeugpiloten und Autofahrer.

Für Piloten von Kampfflugzeugen existieren solche Systeme schon seit den 1940er Jahren. In Deutschland wurden sie als Reflexvisier (Zielgerät) bekannt. Rund dreißig Jahre später entstanden Systeme, die als komplexe Frontscheibenprojektoren bezeichnet werden konnten. Typisches Merkmal für einen Frontscheibenprojektor ist die zweite Scheibe im Cockpit, auf die dann verschiedene Informationen projiziert werden können. Heutzutage ist das Head-up-Display die bei weitem wichtigste Anzeige im Cockpit. Das HUD zeigt Informationen aus einer ganzen Reihe von Quellen an, wie etwa Avionik, Radar oder Waffensysteme, alles in kompakter, überschaubarer Form. Für das Head-up-Display hat der Pilot eine Auswahl von verschiedenen Modi zur Verfügung, die er abhängig vom jeweiligen Auftrag oder dem Stand seiner Mission wählen kann. Jeder Modus unterstützt den Piloten bei einer ganz bestimmten Aufgabe, sei es z. B. bei der Navigation, beim Einsatz von unterschiedlichen Lenkwaffen oder beim Landeanflug.

Inzwischen werden diese Systeme auch in den neusten zivilen Jettypen eingesetzt z. B. Airbus A350 und Boeing 787. Auch ältere Flugzeuge können bei Bedarf nachträglich mit solchen Systemen ausgestattet werden.

In den 1980er und 1990er Jahren gab es bei General Motors in den USA in verschiedenen Automodellen ein Schwarzweiß-Head-up-Display mit festen, nicht konfigurierbaren Anzeigen, bei dem der Autofahrer z. B. die aktuelle Geschwindigkeit immer im Blick hatte, ohne den Blick von der Straße wenden zu müssen. Auch bei Nissan gab es bereits einzelne Modelle, z. B. den Nissan 240SX.

Ab 2001 kam in der Corvette von General Motors erstmals ein farbiges Display zum Einsatz.[1]

Als erster europäischer Hersteller brachte BMW ein von der Siemens VDO Automotive AG entwickeltes Head-up-Display im Automobilbereich in Großserie in den im Jahr 2003 vorgestellten 5er- und 6er-Modellreihen auf den Markt,[2] im Jahr 2005 gefolgt von PSA mit dem Citroën C6. Mittlerweile arbeiten Automobilhersteller und Automobilzulieferer an Head-up-Displays mit 3D- und Augmented-Reality-Funktion.[3]

Head-up-Displays werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Auch zum Nachrüsten gibt es Geräte; so bietet Garmin ein Modell an, das über Bluetooth mit einem Smartphone verknüpft wird und über eine Navigations-App Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert. Weitere Hersteller bieten Head-Up-Displays zum Nachrüsten an, die über die OBD-II-Diagnose des Fahrzeuges Informationen auslesen können und so Details zur Geschwindigkeit, Drehzahl oder Motortemperatur anzeigen.

Kabinette älterer Arcade-Automaten enthalten oftmals auch ein Head-up-Display, da dadurch der Schwerpunkt des Automaten durch Verlagerung der schweren Bildröhre in den Sockel mit nach unten wandert und der Automat standfester wird. Statt einer halbdurchlässigen Glasscheibe ist in der Blickrichtung des Spielers ein normaler Spiegel verbaut. Mit der Einführung von TFT-Bildschirmen in die Spielautomatentechnik ist diese Anwendung selten geworden.

In aktuellen Computerspielen werden mit Head-up-Display hingegen allgemein Statusanzeigen bezeichnet, die nicht zur virtuellen Umgebung gehören, sondern statisch an den Rändern des Blickfelds positioniert sind. Auch andere Computerprogramme werden zunehmend mit Head-up-Displays ausgestattet.

Funktionsweise eines Head-up-Displays

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Strahlengang eines deutschen Revi C12/A, Baujahr 1937

Head-up-Displays bestehen im Allgemeinen aus einer bildgebenden Einheit, einem Optikmodul und einer Projektionsfläche.

Die bildgebende Einheit erzeugt das Bild. Das Optikmodul mit Kollimator und Umlenkung leitet das Bild auf die Projektionsfläche (Combiner). Diese Fläche ist eine spiegelnde, lichtdurchlässige Scheibe. Der Benutzer des Frontscheibenprojektors sieht also die gespiegelten Informationen der bildgebenden Einheit und gleichzeitig die reale Welt hinter der Scheibe.

Das erzeugte virtuelle Bild kann so projiziert werden, dass es mit einem Auge (monokular) oder mit beiden Augen (binokular) erfasst werden kann. Binokulare HUDs haben einen höheren Sichtbarkeitsbereich als monokulare. Das virtuelle Bild wird bei Luftfahrzeugen immer in die Unendlichkeit projiziert, aber bei Fahrzeuganwendungen 2–3 m vor der Motorhaube – damit der Fahrer in Kurven nicht abgelenkt wird[4].

Der Pilot eines Jets justiert vor dem Start mit der Höhenverstellung seines Sitzes den Blick durch das HUD.

In der Luftfahrzeugtechnik wurden kleine spezielle Bildröhren eingesetzt, die das entsprechende Bild erzeugten. Bildröhren generieren eine sehr große Leuchtdichte, dadurch wird keine zusätzliche Lichtquelle benötigt. Bei Bildröhren werden zwei unterschiedliche Techniken für die Bilddarstellung verwendet: die lichtstarke oszillographische (Vektor-)Darstellung oder die fernsehtechnische (Zeilen-)Darstellung.

Heute (2016) dienen als Lichtquelle Leuchtdioden. Die Helligkeit des Bildes wird abhängig vom Umgebungslicht über einen Fotosensor gesteuert. Das Bild wird durch ein farbiges hochauflösendes TFT-Display erzeugt.

In Entwicklung bei der Schweizer Firma WayRay[5] befindet sich eine Technik mit einem speziellen Laser als Lichtquelle und holografischer Darstellung der eingeblendeten Bildinformation als erweiterte Realität (True-AR).[6]

Informationsinhalte eines Head-up-Displays

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Die wichtigen Informationen eines HUDs kann man unterteilen in:

  • statische Informationen und
  • kontaktanaloge Informationen.

Statische Informationen

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Statische Informationen sind solche, die sich im Blickfeld des Fahrers immer an derselben Stelle befinden. Beispiele hierfür sind die Fahrzeuggeschwindigkeit und die Motordrehzahl. Der Fahrer hat das Gefühl, dass die Informationen auf einer senkrechten Ebene in etwa über der Motorhaube zu sehen sind. Im Flugzeug sind es solche Dinge, wie Höhe und Geschwindigkeit oder auch die Waffenlast. Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, welche Betriebsart des Avioniksystems gerade benutzt wird (Navigation, Radar oder beispielsweise naher Luftkampf).

Kontaktanaloge Informationen

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Kontaktanaloge Informationen sind Anzeigeelemente, die dem Fahrer in seine aktuelle Sicht so eingeblendet werden, dass er das Gefühl hat, sie seien fester Bestandteil der Umwelt. Dadurch erscheint ein Navigationspfeil so, als läge er direkt auf der Straße. Im Falle des Sicherheitsabstandsbalkens bedeutet dies, dass dem Fahrer geschwindigkeitsabhängig ein Balken in den Windschutzscheibenbereich eingeblendet wird, der ihm angibt, wie viel Abstand er zum vorausfahrenden Fahrzeug halten soll. Im Kampfflugzeug wird beispielsweise das schon optisch sichtbare Ziel zusätzlich durch einen Leuchtkreis markiert. Damit wird signalisiert, dass die Sensorsysteme der Maschine (Radar, IR) das Ziel erfasst haben und es begleiten. Zusätzlich wird eine Vielzahl anderer Informationen in Bezug auf das Ziel eingeblendet (Prognose, Entfernung, Freund-Feind-Kennung).

Ein weiterer Anwendungsfall ist die Einblendung eines Bildes einer Nachtsicht- oder Infrarotkamera, um die Orientierung (und im Kampfflugzeug auch die Zielerfassung) bei Dunkelheit zu vereinfachen[7].

Heiner Bubb reichte 1978 ein Patent zum Head-Up-Display im Automobilbereich ein (Patent „DE 2633067 C2“: „Einrichtung zur optischen Anzeige eines veränderlichen Sicherheitsabstandes eines Fahrzeuges“). Dem Patent ging eine Doktorarbeit voraus: „Das Ergebnis war das sogenannte kontaktanaloge Head-Up-Display (HUD), bei dem der Nutzer seine Kopfhaltung und Blickrichtung beibehalten kann, da die Informationen direkt in sein Sichtfeld projiziert werden. Die Lösung, die Heiner Bubb damit bereits 1975 aufzeigte, kommt heute weltweit in Autos oder Flugzeugen zum Einsatz.“[8]

  • Rolf Gengenbach: Fahrerverhalten im Pkw mit Head-Up-Display. Gewöhnung und visuelle Aufmerksamkeit. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 12: Verkehrstechnik/Fahrzeugtechnik, Nr. 330. VDI-Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN 3-18-333012-1
  • S. Okabayashi et al.: Visual Perception of HUD Images in Practical Automobiles (S. 169–176) und Philip Barham et al.: Jaguar Cars' Near Infrared Night Vision System – Overview of Human Factors Research to Date (S. 177–185). Beide in A.G. Gale (Hrsg.): Vision in Vehicles – VIII. Elsevier, Amsterdam 1999, ISBN 0-08-043671-4
  • P. Ott, P. Pogany: Optik-Design von Head-up Displays mit CAD-kompatiblen Freiformflächen. Photonik 2 (2008), S. 68–71
Commons: Head-up displays – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Head-up-Display: Neue Technik für mehr Verkehrssicherheit, Joachim Kaufmann, ZDNet, 20. Oktober 2004, 16:52 Uhr
  2. Alles im Blick, Thomas Geiger, Spiegel Online, 13. Mai 2003
  3. Head-Up-Displays der nächsten Generation – Automotive-Technology. In: Automotive-Technology. 19. Mai 2017 (automotive-technology.de [abgerufen am 22. Mai 2017]).
  4. SASAKI, Takashi et al. Hyperrealistic Display for Automotive Application. In: SID Symposium Digest of Technical Papers. Blackwell Publishing Ltd, 2010. Kapitel 64.2. S. 953–956 doi:10.1889/1.3500641
  5. Porsche invests in Swiss start-up WayRay. Porsche Media Center, 18. September 2018, abgerufen am 24. Mai 2020
  6. Herbie Schmidt: Das Head-up-Display wächst auf Windschutzscheibengrösse. NZZ, 23. Mai 2020, abgerufen am 23. Mai 2020
  7. Patent US 6,359,737 B1 (19. März 2002). STRINGFELLOW, Steven A.: Combined Head-Up Display
  8. „Die Ehrung durch die TUM erfüllt mich mit Stolz“. In: Alumni der TUM. 5. April 2021, abgerufen am 7. April 2021 (deutsch).