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„Josemaría Escrivá“ – Versionsunterschied

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''' Josemaría Escrivá de Balaguer ''' (* [[9. Januar]] [[1902]] als José María Escriba in [[Barbastro]], [[Spanien]]; † [[26. Juni]] [[1975]] in [[Rom]]) ist Gründer des [[Opus Dei]] und ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche
[[Datei:Josemaria Escriva.jpg|mini|hochkant|Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, Gründer des Opus Dei (1966)]]
[[Datei:Coat of Arms of Josemaría Escrivá (Order of Charles III).svg|mini|Wappen von Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás]]
'''Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás''' (* [[9. Januar]] [[1902]] als ''José María Escriba Albás'' in [[Barbastro]], [[Spanien]]; † [[26. Juni]] [[1975]] in [[Rom]]) war der Gründer des [[Opus Dei]] (''Werk Gottes'' oder ''Gottes Werk'') und ist ein [[Heiliger]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Sein liturgischer Festtag ist der 26. Juni.<ref>{{Literatur |Hrsg=Erzbistum Köln |Titel=Directorium für das Erzbistum Köln 2021 |Ort=Köln |Datum=2020 |Seiten=70}}</ref>


==Leben==
== Leben ==
José María wurde als zweites von sechs Kindern der Eheleute José Escriba y Corzán (1867–1924) und María de los Dolores Albás y Blanc (1878–1941) in [[Barbastro]] in den aragonesischen Vorpyrenäen in Spanien geboren, der Heimatstadt seiner Mutter. Seine drei jüngeren Schwestern verstarben im Kindesalter. 1915 musste die Familie nach dem wirtschaftlichen Ruin des väterlichen Geschäfts in Barbastro nach [[Logroño]] umsiedeln.<ref>{{Literatur |Autor=Salvador Bernal |Titel=Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. |Verlag=Adamas |Ort=Köln |Datum=1978 |ISBN=3-920007-48-4 |Seiten=15-29}}</ref>
[[Image:Stjosemariayounglad.jpg|thumb|150px|Escrivá als Jugendlicher]]
Josemaría Escrivá entstammte einer christlichen Familie und entschloss sich im Alter von sechzehn Jahren, [[Priester]] zu werden. Er studierte in [[Logroño]] und [[Saragossa]] [[Katholische Theologie]], [[Philosophie]] und [[Rechtswissenschaften]]. Am 28. März 1925 empfing er das [[Sakrament]] der [[Priesterweihe]] und wirkte anschließend als Seelsorger in [[Perdiguera]] und Saragossa. Ab 1927 lebte er in [[Madrid]], um dort das juristische Doktorat zu erwerben. Gleichzeitig arbeitete er als Seelsorger, wobei er sich besonders um Schwerkranke kümmerte.


Im Alter von sechzehn Jahren fasste José María den Entschluss, [[Priester (Christentum)|Priester]] zu werden. Seit 1918 besuchte er als Externer das [[Katholisches Priesterseminar|Priesterseminar]] in Logroño und beendete 1920 das erste Jahr des [[Katholische Theologie|katholischen Theologiestudiums]], zu dem auch das [[Philosophie]]studium gehört. Anschließend siedelte er nach [[Saragossa]] über, lebte im Priesterseminar ''Real Seminario de San Carlos Borromeo'' und besuchte die ''Päpstliche Universität San Valero y San Braulio''. Ein Grund für den Ortswechsel war sein Wunsch, außer der Theologie auch [[Rechtswissenschaften]] zu studieren. Im Priesterseminar berief ihn 1922 der Erzbischof von Saragossa, Kardinal [[Juan Soldevila y Romero]], zu einem der beiden „''Superioren''“, deren Aufgabe es war, die Mitstudenten als Vorgesetzte zu betreuen.<ref>{{Literatur |Autor=Salvador Bernal |Titel=Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei |Verlag=Adamas |Ort=Köln |Datum=1978 |ISBN=3-920007-48-4 |Seiten=63-75}}</ref> Von 1923 bis 1927 studierte er zusätzlich Rechtswissenschaften an der [[Universität Saragossa]]. Am 28. März 1925 empfing er das [[Sakrament]] der [[Priesterweihe]] und wirkte anschließend neben dem Studium als Seelsorger in [[Perdiguera]] und Saragossa.<ref name="Erinnerungen des Neffen">Carlos Albás: ''Opus Dei o chapuza del Diablo.'' Onlinepublikation, 2002 (''[http://www.opuslibros.org/libros/Chapuza/capitulo_2.htm Capítulo II. El Fundador del Opus Dei]''), abgerufen am 13. Juli 2016.</ref>
Nach eigenem Bekunden auf eine göttliche Offenbarung des Jahres 1928 hin gründete Josemaría Escrivá die ''Praelatura Sanctae Crucis et Opus Dei'' (Abk.: [[Opus Dei]]), einen Weg der [[Heiligkeit]] für Menschen jedes Standes. Männliche Laien sollten ihre Berufung zum geistlichen Leben, zur tätigen Nächstenliebe und zur Heiligkeit im Alltag entdecken; 1930 folgte der weibliche Zweig. Er vertraute sich dem [[Erzbischof]] von Madrid an, der ihn in seinem Anliegen unterstützte. In den folgenden Jahren war er Kaplan und Rektor des Königlichen Patronates St. Elisabeth.


Ab 1927 lebte er in [[Madrid]], um dort das juristische Doktorat zu erwerben. Gleichzeitig wurde er im Einvernehmen mit dem zuständigen Erzbischof von Saragossa und dem Erzbischof von Madrid, [[Leopoldo Eijo y Garay]], Seelsorger am Stift der ''Damas Apostólicas del Sagrado Corazón'', einer wohltätigen Armen- und Krankenpflegestiftung weiblicher Mitglieder der Madrider Oberschicht. 1931 gab er diese Stellung auf, wurde zum Kaplan (ab 1934 Rektor) des Königlichen Stiftes ''Santa Isabel'' ernannt und widmete sich der Studentenseelsorge.
Während des [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkriegs]] wirkte er als Seelsorger an der notleidenden Bevölkerung. Das Opus Dei musste mit dem [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgerkrieg]] fertig werden und Escrivá schlug sich auf der Flucht vor Republikspanien auf nationalspanisch okkupiertes Gelände durch. 1941 wurde er ein guter Freund des spanischen Diktators [[Francisco Franco]] der die Macht im Bürgerkrieg an sich gerissen hatte. In den 1940er Jahren änderte er seinen Namen von José María Escriba zu Josemaría Escrivá de Balaguer.
Wie schon in Saragossa verdiente er zusätzlich zu dem damals bescheidenen Priestergehalt Geld durch die Erteilung von Privatunterricht in [[Römisches Recht|Römischem]] und [[Kanonisches Recht|Kanonischem Recht]].<ref name="Erinnerungen des Neffen" /> Seine Mutter und die beiden Geschwister Carmen (* 1899) und Santiago (* 1919) folgten ihm nach Madrid.


Am 2. Oktober 1928 gründete<ref>{{Literatur |Autor=Salvador Bernal |Titel=Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei |Verlag=Adamas |Ort=Köln |Datum=1978 |ISBN=3-920007-48-4 |Seiten=104-111 und 135-144}}</ref> Escrivá, wie er sich jetzt nannte,<ref>Andrés Vázquez de Prada: ''El Fundador del Opus Dei: ¡Señor, que vea!'' Band 1. Ediciones Rialp, Madrid 1997; 9. Auflage ebenda 2010, S. 14 und. Anm. 12.</ref> nach eigenem Verständnis das [[Opus Dei]]. Er tat dies nach eigener Darstellung aufgrund einer [[Privatoffenbarung|göttlichen Offenbarung]]. Die Bezeichnung „Opus Dei“ (übersetzt „Werk Gottes“), die er deshalb für sein Werk benutzte, gebrauchte er allerdings erst ab 1930.<ref>Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 110</ref> Was genau am Gründungstag geschehen sein soll, hielt er zeitlebens geheim; einen formellen Gründungsakt gab es nicht. Er war zunächst das einzige Mitglied seiner Gründung. Am 14. Februar 1930 habe er – ebenfalls aufgrund einer [[Privatoffenbarung]], wie er später wissen ließ – das Werk entgegen seiner ursprünglichen Absicht um eine Abteilung für Frauen erweitert,<ref>Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4. S. 136</ref> die streng von den Männern getrennt arbeiten sollte. In der Realität bestand das Opus Dei seit etwa 1930 aus einer kleinen Gruppe von Freunden, Schülern und Bekannten Escrivás, mit denen er sich traf. Es besaß weder eine rechtliche Struktur noch [[Juristische Person|Rechtspersönlichkeit]]. 1936 hatte die Gruppe „ein knappes Dutzend Mitglieder“<ref name="Gründungserzählung" />. Escrivá vertraute seine Gründungsabsichten seinen Beichtvätern und dem Erzbischof von Madrid an, die ihn in seinem Anliegen unterstützten.<ref name="Gründungserzählung">Klaus Steigleder: ''Das Opus Dei. Eine Innenansicht.'' 4. Auflage. 1990; Taschenbuch-Ausgabe: Heyne Verlag, München 1996, S. 23–27; [[Stephan Puhl|Hans Stephan Puhl]]: ''Zu Selbstverständnis und Geschichte des Opus Dei.'' In: Harald Schützeichel (Hrsg.): ''Opus Dei. Ziele, Anspruch und Einfluß.'' Patmos Verlag, Düsseldorf 1992, S. 17–32, hier: S. 29–31 (Zitat, S. 30: „1936“ hatte das Opus Dei „ein knappes Dutzend Mitglieder“); Werner Billing, Michael Sauer: ''Opus Dei.'' In: dieselben: ''Opus Dei und Scientology. Die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Kollision oder Übereinstimmung mit dem Grundgesetz?'' Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 13–66, hier: S. 13–17.</ref>
Anschließend erlangte er große Bekanntheit durch seine Besinnungstage und [[Exerzitien]], die er in verschiedenen Bistümern Spaniens abhielt. 1943 gründete er die [[Priestergemeinschaft vom Heiligen Kreuz|Priesterliche Gesellschaft vom Heiligen Kreuz]], die 1947 eine Institution Päpstlichen Rechtes wurde und 1950 die endgültige Approbation erhielt.


1933 gründete er die „Academia DYA“ („Derecho y Arquitectura“, von ihm gedeutet als „Dios y Audacia“, d.&nbsp;h. „Gott und Kühnheit“). Bei dieser Einrichtung handelte es sich um das erste korporative Werk des Opus Dei in Spanien, das Studenten die spezielle Lehre und Art der Unterweisung vermitteln sollte.<ref name="Gründungserzählung" /> Der [[Spanischer Bürgerkrieg|spanische Bürgerkrieg]] (1936–1939) unterbrach die Verwirklichung seiner Pläne. Im [[Zweite Spanische Republik|republikanischen]] Madrid übte Escrivá sein [[Priester (Christentum)|priesterliches]] Amt im Verborgenen aus. Ab April 1937 fand er Zuflucht in der [[Botschaft (Diplomatie)|Gesandtschaft]] von [[Honduras]], Ende 1937 floh er dann mit einigen Gleichgesinnten über [[Barcelona]] und [[Andorra]] in die nationale Zone, wo er sich bis zum Ende des Bürgerkrieges überwiegend in [[Burgos]] aufhielt. Dort widmete er sich unter anderem der Abfassung der Studie „La Abadesa de las Huelgas“, eine theologisch-kirchenrechtliche Untersuchung der außerordentlichen quasi-bischöflichen [[Jurisdiktion (Kirche)|Jurisdiktion]] der Äbtissin der bei Burgos gelegenen Abtei [[Las Huelgas]]. Für die Arbeit, die er nach seiner Rückkehr nach Madrid der juristischen Fakultät als Dissertation vorlegte, konnte er die reichen Bestände von Bibliothek und Archiv des Klosters nutzen. In der Zeit in Burgos knüpfte Escrivá viele Kontakte.<ref name="Mafia">''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13855266.html Heilige Mafia]'', in: [[Der Spiegel]] 20/1992, S. 197 f.</ref>
Ab 1946 lebte Josemaría Escrivá de Balaguer in [[Rom]], wo er sich nicht nur um die Belange des Opus Dei kümmerte, sondern auch als Konsultor für mehrere Dikasterien des Heiligen Stuhls arbeitete. Er schrieb zahlreiche geistliche Bücher, bereiste die ganze Welt und hielt [[Katechese]]n und Vorträge, in denen er die besondere [[Spiritualität]] des Opus Dei zu verbreiten trachtete. 1968 erwarb er den Adelstitel "Marques de Peralta", auf den er 1972 zugunsten seines Bruders verzichtete.


Ende März 1939 nach Madrid zurückgekehrt, begann er mit einigen Mitarbeitern, die Arbeit des Opus Dei wieder aufzunehmen und sein Werk in Spanien zu verbreiten. 1939 erschien die endgültige Fassung seines bekanntesten Buches, die [[Aphorismus|Aphorismensammlung]] ''[[Der Weg (Buch)|Der Weg]]'' (''Camino''), die 999 Maximen enthält und als geistlich-lebenspraktischer Leitfaden für Anhänger und Freunde des Opus Dei betrachtet wird.<ref name="Camino">Adolf Sawoff: ''Eine kritische Lektüre des ''Camino'' von Josemaría Escrivá de Balaguer.'' In: Klaus-Dieter Ertler u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Pensées – Pensieri – Pensamientos: dargestellte Gedankenwelten in den Literaturen der Romania.'' Festschrift für [[Werner Helmich]] (= Austria: Forschung und Wissenschaft, Literatur, Band 4). Lit Verlag, Wien 2006, S. 287–300 (hier: 287 u. Anm. 2 u. 3).</ref> Etliche Bilder, Ausdrucksweisen und Gedankengänge des Werks sind durch die Zeit des aufkommenden [[Faschismus]] geprägt, in der es entstand.<ref>Adolf Sawoff: ''Eine kritische Lektüre des ''Camino'' von Josemaría Escrivá de Balaguer.'' Wien 2006, S. 291.</ref> Am 19. März 1941 wurde das Opus Dei als fromme Vereinigung (''Pia Unio'') durch den Erzbischof von Madrid kirchlich anerkannt.<ref name="Gründungserzählung" /> In den 1940er Jahren erlangte Escrivá Bekanntheit durch Besinnungstage und [[Exerzitien]], die er in verschiedenen Bistümern Spaniens abhielt. Zu dieser Zeit änderte er seinen Namen in Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, eine den Namenskonventionen des [[Adel#Spanien|spanischen Adels]] nachempfundene Namensform.<ref>Michael Walsh: ''Opus Dei: an Investigation into the Powerful Secretive Society Within the Catholic Church.'' HarperCollins, New York 2004, S. 13.</ref> 1968 erwarb er den spanischen [[Adelstitel]] „[[Markgraf#Spanien und Portugal|Marques]] de [[Peralta (Spanien)|Peralta]]“, auf den er 1972 nach heftiger öffentlicher Kritik<ref>{{Literatur |Autor=Peter Hertel |Titel="Ich verspreche euch den Himmel". Geistlicher Anspruch, gesellschaftliche Ziele und kirchliche Bedeutung des Opus Dei. |Auflage=4. |Verlag=Patmos |Ort=Düsseldorf |Datum=1990 |ISBN=3-491-77804-2 |Seiten=84}}</ref> zugunsten seines Bruders verzichtete.<ref name="Erinnerungen des Neffen" />
Josemaría Escrivá de Balaguer starb am [[26. Juni]] [[1975]] in Rom und wurde in der Krypta der jetzigen unterirdisch gelegenen, und von Opus-Dei-Geldern gebauten Prälaturkirche, Maria vom Frieden, in Rom beigesetzt.


Am 14. Februar 1943 gründete Escrivá innerhalb der männlichen Abteilung des Opus Dei die ''[[Opus Dei#Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz|Priesterliche Gesellschaft vom Heiligen Kreuz]] (Societas Sacerdotalis Sanctae Crucis),'' und zwar offenbar, nachdem er erneut eine ''Privatoffenbarung'' empfand.<ref>{{Literatur |Autor=Salvador Bernal |Titel=Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei |Verlag=Adamas |Ort=Köln |Datum=1978 |ISBN=3-920007-48-4 |Seiten=147}}</ref> Die Priestergesellschaft fand am 8. Dezember 1943 durch den Erzbischof von Madrid die [[Kanonisches Recht|kanonische]] Errichtung. Durch sie wurde es für männliche [[Opus Dei#Arten der Mitgliedschaft|Numerarier]]-Mitglieder möglich, sich auf Weisung der Leitung der Vereinigung zu Priestern weihen zu lassen, die ausschließlich der Gemeinschaft zur Verfügung standen und später auch unmittelbar für das Opus Dei [[Inkardination|inkardiniert]] werden konnten. Hintergrund waren Konflikte mit außenstehenden Beichtvätern, die dem Werk selbst nicht angehörten und deren Ratschläge an die Mitglieder Escrivá als Einmischung in die innere Führung und Kontrolle seiner Organisation empfand. Er legte deshalb großen Wert darauf, dass Opus-Dei-Mitglieder ausschließlich bei den mit dem Werk verbundenen Priestern [[beichte]]n.<ref>Klaus Steigleder: ''Das Opus Dei. Eine Innenansicht.'' 4. Aufl. (1990), S. 127.</ref> Auch in dieser Priestergesellschaft war er zunächst das einzige Mitglied, bis eineinhalb Jahre später drei weitere Opus-Dei-Mitglieder zu [[Priesterweihe|Priestern geweiht]] werden konnten.<ref>Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 147</ref> Sie wurde 1947 als Institution päpstlichen Rechts anerkannt. Seit etwa 1946 bestand die Organisation aus ca. 12 Klerikern, 250 Numerariern und etwa 400 [[Opus Dei#Arten der Mitgliedschaft|Supernumerariern]].<ref name="Gründungserzählung" /> Die Supernumerarier sind Laien, die seit etwa 1950 heiraten dürfen.<ref>{{Literatur |Autor=Peter Hertel |Titel=Geheimnisse des Opus Dei. Verschlußsachen - Hintergründe - Strategien |Band=Spektrum |Nummer=4386 |Auflage=3. |Verlag=Herder |Ort=Freiburg |Datum=1995 |ISBN=3-451-04386-6 |Seiten=18}}</ref>
== Heiligsprechung ==


1945 begann Escrivás Werk mit der Arbeit außerhalb Spaniens, und zwar in [[Portugal]].<ref name=":0">Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 298</ref> 1946 verlegte er den Zentralsitz von Madrid nach [[Citta del Vaticano|Rom]], in das Zentrum der katholischen Kirche.<ref>Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 297</ref> Von dort startete er die weltweite Ausbreitung seiner Organisation, zunächst in katholisch wie spanisch geprägte Länder [[Lateinamerika]]s.<ref name=":0" /> In Rom gründete er 1948 das „Collegium Romanum Sanctae Crucis“ und 1953 das „Collegium Romanum Sanctae Mariae“ als Ausbildungsstätten für die Priester und Laien seiner Bewegung. 1950 wurde das Opus Dei von Papst Pius XII. zu einem [[Säkularinstitut]] erhoben und somit kirchlich vollständig anerkannt. 1955 wurde Escrivá an der [[Päpstliche Lateranuniversität|Lateranuniversität]] im Fach Theologie promoviert. Er verfasste zahlreiche Schriften, bereiste viele Länder und hielt [[Katechese]]n und Vorträge, in denen er die besondere [[Spiritualität]] des Opus Dei zu verbreiten und Mitglieder anzuwerben versuchte.
[[Josemaría Escrivá]] wurde im Mai [[1992]] durch [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] [[Selige|selig]] und im Oktober [[2002]] [[Heilige|heilig]] gesprochen. Kritiker dieses Verfahrens bemängelten die Schnelligkeit, mit der dieses durchgeführt wurde. Hauptgrund für die früher nur selten erreichte Schnelligkeit war, dass Escrivás Prozess als einer der ersten nach dem neuen, heute gültigen Verfahren durchgeführt wurde. Inzwischen wurden etliche andere Verfahren in vergleichbarer Zeit zum Abschluss gebracht, mehrere auch schneller, namentlich dasjenige [[Mutter Theresa|Mutter Theresas]]. In Frage gestellt wurden auch, wenn auch seltener, die beiden für eine Heiligsprechung erforderlichen [[Wunder]].


Josemaría Escrivá de Balaguer starb am 26. Juni 1975 in Rom in seinem Arbeitszimmer.<ref name="Pohlschneider">[[Johannes Pohlschneider]]: ''Gottes Werk im Alltag der Menschen. Zum 50. Geburtstag des Opus Dei.'' In: ''[[Theologisches]].'' Band 103, 1978, Sp. 2960–2965 (Zitat: Sp. 2961).</ref> Bei seinem Tod hatte das Opus Dei weltweit über 60.000 Mitglieder.<ref name="Camino" /> Nach seinem Tod wurde verbreitet, mit ihm habe „zum erstenmal in der Geschichte der Kirche ein Priester im Verlauf seines Lebens rund tausend im Berufsleben stehende Fachleute und Wissenschaftler aus den fünf Kontinenten zur Priesterweihe geführt.“<ref name="Pohlschneider" /> Er wurde in der unterirdisch gelegenen Krypta der mit dem Geld des Opus Dei gebauten Prälaturkirche ''Santa Maria della Pace'' beigesetzt. Dort ruht heute sein 1994 verstorbener Nachfolger [[Álvaro del Portillo]], während Josemaría Escrivá im Hauptaltar der Kirche als Heiliger verehrt wird.
Am 30. August 2005 wurde eine fünf Meter große Statue aus [[Carrara-Marmor]] in einer Außennische des [[Petersdom]]es neben dem Übergang zur [[Sakristei]] aufgestellt. Sie steht neben Statuen der Heiligen [[Birgitta von Schweden]] und [[Katharina von Siena]].
Schon zu Lebzeiten wurde Josemaría Escrivá von seinen Anhängern für heilig gehalten. Sein Erlebnis, das zur Gründung des Opus Dei führte (die so genannten „Vorahnungen der Liebe“),<ref>Werner Billing, Michael Sauer: ''Opus Dei.'' Opladen 2000, S. 14.</ref> wurde ebenso wie andere Lebensereignisse sowie die Umstände seines Todes mit einer Aura des Geheimnisvollen und Wundertätigen umgeben. Gleich nach seinem Tod begannen in der Organisation immense Anstrengungen, um die Selig- und [[Heiligsprechung]] ihres Gründervaters zu erreichen.<ref>Klaus Steigleder: ''Das Opus Dei. Eine Innenansicht.'' 4. Aufl. (1990), S. 29.</ref> Die Verklärungsarbeit hat dazu beigetragen, dass ein Großteil der zahlreich verfügbaren Lebensbeschreibungen [[Hagiographie|hagiographischen]] Charakter besitzt und nur wenig über seine Persönlichkeit und die Beziehungsstruktur zwischen Gründer und Opus Dei aussagt.<ref>Werner Billing, Michael Sauer: ''Opus Dei.'' Opladen 2000, S. 13.</ref> Sein Hauptwerk ''Camino'' wurde vom Opus Dei 1957 in einer deutschen Übersetzung herausgegeben,<ref>Vgl. [http://de.escrivaworks.org/book/der_weg.htm Online-Veröffentlichung] auf der Webseite des Opus Dei.</ref> die alle Anklänge an die faschistische Ideologie der Entstehungszeit systematisch beseitigt.<ref>Adolf Sawoff: ''Eine kritische Lektüre des ''Camino'' von Josemaría Escrivá de Balaguer.'' Wien 2006, S. 92 u.&nbsp;ö.</ref>

Nach Aussage seines Nachfolgers habe sich der Gründer seit 1962 intensiv um eine Verbesserung der innerkirchlichen Rechtsform des Opus Dei bemüht. Sie sollte dem ''Werk Gottes'' weitgehend hierarchische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Episkopat in den Diözesen ermöglichen. Der Papst [[Johannes Paul II.]] hat dann 1982 das Opus Dei in eine [[Personalprälatur]] innerhalb der katholischen Kirche umgewandelt.<ref>Klaus Steigleder: ''Das Opus Dei. Eine Innenansicht.'' 4. Auflage. 1990, S. 37–39.</ref>

== Verhältnis zum Franquismus ==
Das Opus Dei galt gegenüber dem [[Franquismus|Franco-Regime]] in Spanien als loyal und zuverlässig.<ref name="Walsh zum Franquismus">Werner Billing, Michael Sauer: ''Opus Dei.'' Opladen 2000, S. 16.</ref> Deshalb standen die Beziehungen Escrivás zum spanischen Militärdiktator häufig im Fokus des Interesses. Escrivá begegnete [[Francisco Franco]] mehrfach persönlich, was nach Aussage des amerikanischen Vatikanexperten [[John L. Allen]] im „Kontext und Klima“ des damaligen spanischen Katholizismus „nicht schrecklich überraschend“ gewesen sei, zumal Franco „am Tag seines Sieges“ ein „Glückwunschtelegramm von [[Pius XII.|Papst Pius XII.]]“ erhalten habe und „von [[Kardinal]] Isidro Gomá y Tomás zum ''caudillo,'' 'Führer', gesalbt“ worden sei.<ref>[[John L. Allen]], jr: ''Opus Dei. Mythos und Realität – Ein Blick hinter die Kulissen.'' Gütersloh 2006, ISBN 978-3-579-06936-4, S. 80.</ref> Bekannt wurden vier Treffen. Bereits zu Beginn der 1940er Jahre hielt Escrivá auf Wunsch des [[Erzbistum Madrid|Erzbischofs von Madrid]] einige Besinnungstage („un curso de retiro“) für Franco und seine Frau.<ref>Peter Berglar: ''Opus Dei. Leben und Werk des Gründers Josemaría Escrivá,'' Otto Müller Verlag, Salzburg 1983, ISBN 3-925746-67-6, S.&nbsp;296.</ref> 1946 gab er im Auftrag der [[Spanische Bischofskonferenz|spanischen Bischofskonferenz]] erneut mehrtägige [[Exerzitien]] für das Ehepaar Franco.<ref name=":1" /> Eine weitere Begegnung fand 1953 statt: Escrivá hatte Franco um eine Audienz gebeten mit dem Ziel, [[Rafael Calvo Serer]], ein Mitglied des Opus Dei und Kritiker Francos, zu verteidigen, der in der spanischen Presse angegriffen worden war. Schließlich ist eine vierte Zusammenkunft Escrivás mit Franco für 1962 nachgewiesen, als er mit der spanischen Regierung über die staatliche Anerkennung der akademischen Grade der von ihm gegründeten und als ''Großkanzler'' geleiteten [[Universität Navarra]] in [[Pamplona]] verhandelte.<ref name=":1">John L. Allen, jr: ''Opus Dei. Mythos und Realität – Ein Blick hinter die Kulissen.'' Gütersloh 2006, ISBN 978-3-579-06936-4, S. 81.</ref>

== Ehrungen ==
Pius XII. verlieh ihm 1947 den Titel eines [[Päpstlicher Hausprälat|Päpstlichen Hausprälaten]]. 1956 wurde er zum Ehrenmitglied der [[Päpstliche Akademie für Theologie|Päpstlichen Akademie für Theologie]] ernannt. 1960 wurde ihm die [[Ehrendoktor]]würde der juristischen Fakultät der Universität Saragossa verliehen. Verschiedene Städte in Spanien verliehen ihm die [[Ehrenbürgerschaft]], so [[Pamplona]] (1960), [[Barcelona]] (1966) und sein Geburtsort [[Barbastro]] (1975).

== Relikte und Gedenkort in Rom ==
Das 1635 entstandene Taufbecken der Bischofskirche in Barbastro, in dem José María Escriba ebenso wie seine Mutter und seine Schwestern getauft worden war, wurde zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs 1936 von atheistischen Milizen zerstört. Die später aus dem Fluss Río Vero geborgenen Reste schenkten [[Domkapitel]] und [[Bistum Barbastro-Monzón|Bistum Barbastro]] 1957 dem Opus-Dei-Gründer, der sie 1959 nach Rom bringen und rekonstruieren ließ.<ref>Andrés Vázquez de Prada: ''El Fundador del Opus Dei: ¡Señor, que vea!'' (Band 1). Ediciones Rialp, 9. Aufl. (Erstaufl. 1997), Madrid 2010, S. 12&nbsp;f.</ref> Das Becken ist heute in der Kirche der römischen Weltzentrale des Opus Dei (''Prelatura della Santa Croce e Opus Dei'', Viale Bruno Buozzi Nr. 75 in Rom) zu sehen. In einem Schrein unterhalb des Altars dieser Kirche ist der Sarg Escrivás aufgestellt; der [[Tabernakel]] ist dort nicht in der Kirche, sondern in der [[Krypta]] untergebracht.<ref>Theo Dierkes, Wolfgang Meyer: ''Opus Dei. Networking im Namen Gottes.'' [[WDR 5]]-Reihe ''Das Feature'', Ausstrahlung vom 13. Januar 2013.</ref>

== Selig- und Heiligsprechung ==
Josemaría Escrivá wurde im Mai 1992 durch [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] [[Seligsprechung|selig-]] und am 6. Oktober 2002 [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]].

Der Seligsprechungsprozess wurde 1981 in Madrid und Rom eröffnet, 1986 auf diözesaner Ebene abgeschlossen und 1990 mit dem Dekret über den heroischen Tugendgrad<ref>[https://opusdei.org/de/article/dekret-uber-den-heroischen-tugendgrad-des-grunders-des-opus-dei-9-april-1990/ Dekret über den heroischen Tugendgrad des Gründers des Opus Dei] vom 9. April 1990 (Quelle: Opus Dei).</ref> sowie 1991 mit dem Wunderdekret<ref name="Wunder Seligsprechung">[https://opusdei.org/de/article/dekret-uber-die-anerkennung-eines-josemaria-escriva-zugeschriebenen-wunders-6-juli-1991/ Dekret über die Anerkennung eines Josemaría Escrivá zugeschriebenen Wunders] vom 6. Juli 1991 (Quelle: Opus Dei).</ref> der zuständigen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen beendet. Der Prozess erregte wegen seiner Kürze Aufsehen und fand zum Teil heftigen Widerspruch.<ref name="Mafia" /> Kritisiert wurde Escrivás Verhältnis zu Franco sowie seine Haltung zum Sturz des chilenischen Präsidenten [[Salvador Allende]] durch [[Augusto Pinochet]], die er als „nötiges Blutvergießen“ bezeichnet hatte.<ref>Christoph Gunkel: ''[http://www.spiegel.de/einestages/papst-johannes-paul-ii-und-seine-selig-und-heiliggsprechungen-a-959623.html Johannes Paul II. Turbo-Heiligsprechung für den Rekord-Papst]'', in: Spiegel Online vom 22. April 2014 (abgerufen am 14. Juli 2016).</ref> Allerdings entsprach der Prozess der Heiligsprechung wie andere Prozesse dieser Art aus dem Pontifikat Johannes Pauls II. der neuen, gestrafften Verfahrensordnung der Kongregation für die Heiligsprechungen.<ref>{{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070613190529/http://www.bautz.de/bbkl/e/escriva_d_b.shtml |autor=Johannes Grohe |artikel=ESCRIVÁ de Balaguer y Albás, Josemaría, Hl., Gründer des Opus Dei|band=23|spalten=325-343}}</ref>
In Frage gestellt wurden zudem die beiden für eine Heiligsprechung erforderlichen [[Wunder]]: die [[Wunderheilung|Heilung]] der [[Karmeliter|Karmelitin]] Concepción Boullón Rubio im Jahre 1976<ref name="Wunder Seligsprechung" /> und des Arztes Manuel Nevado Rey im Jahr 1992.<ref name="Wunder Heiligsprechung">Vittorio Messori: [http://www.de.josemariaescriva.info/artikel/das-wunder2c-das-den-gruumlnder-des-opus-dei-zum-heiligen-machte Das Wunder, das den Gründer des Opus Dei zum Heiligen machte], ''[[Corriere della Sera]]'', 19. Dezember 2001; hier als dt. Übersetzung auf josemariaescriva.info</ref>

== Filme ==
Wesentliche Episoden aus dem Leben Escrivás, eingebettet in eine fiktive Bürgerkriegsgeschichte, verfilmte [[Roland Joffé]] in seinem Film [[There Be Dragons]]. [[Charlie Cox]] spielt darin die Rolle des spanischen Priesters.


== Literatur ==
== Literatur ==
Hinweis: Der Kölner Adamas-Verlag wird als dem Opus Dei nahestehend beschrieben,<ref>Werner Billing, Michael Sauer: ''Opus Dei.'' In: dies.: ''Opus Dei und Scientology. Die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Kollision oder Übereinstimmung mit dem Grundgesetz?'' Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 13–66 (hier: S. 13 u. Anm. 10).</ref> die dort über den Gründer erschienenen Werke sind Selbstdarstellungen des Opus Dei.
* Salvador Bernal (Hrsg.): ''Msgr. Josemariá Escrivá de Balaguer''. Adamas-Verlag, Köln 1978. ISBN 3-920007-48-4

* Andrés Vázquez de Prada: ''Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá''. Adamas-Verlag, Köln 2001. ISBN 3-925746-90-0
* [[Peter Berglar]]: ''Josemaría Escrivá. Leben und Werk des Gründers des Opus Dei''. 4. Auflage. Adamas, Köln 2005, ISBN 3-925746-67-6.
* Salvador Bernal: ''Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer''. ''Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei.'' Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4.
* Pedro Casciaro: ''Nicht einmal im Traum''. Adamas, Köln 2002, ISBN 3-925746-82-X.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070613190529/http://www.bautz.de/bbkl/e/escriva_d_b.shtml |autor=Johannes Grohe |artikel=ESCRIVÁ de Balaguer y Albás, Josemaría, Hl., Gründer des Opus Dei|band=23|spalten=325-343}} (Der Autor ist Priester des Opus Dei.)
* Dennis M. Helming: ''Fußspuren im Schnee. Josemaría Escrivá, Gründer des Opus Dei''. Bildbiographie. EOS, St. Ottilien 1991, ISBN 3-88096-680-X.
* [[Peter Hertel (Journalist)|Peter Hertel]]: ''Schleichende Übernahme. Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI.'' Neuausgabe. Publik-Forum, Oberursel 2007, ISBN 978-3-88095-161-7.
* César Ortiz (Hrsg.): ''Josemaria Escriva - Profile einer Gründergestalt''. Adamas, Köln 2002, ISBN 3-925746-89-7.
* [[Álvaro del Portillo]]: ''Über den Gründer des Opus Dei. Ein Gespräch mit Cesare Cavalleri''. Adamas, Köln 1996, ISBN 3-925746-71-4.
* Andrés Vázquez de Prada: ''Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá. Eine Biographie''.
** Band 1: ''Die frühen Jahre.'' Adamas, Köln 2001, ISBN 3-925746-91-9.
** Band 2: ''Die mittleren Jahre.'' Adamas, Köln 2004, ISBN 3-925746-92-7.
** Band 3: ''Die römischen Jahre.'' Adamas. Köln 2008, ISBN 978-3-925746-93-2.


== Weblinks ==
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* http://www.de.josemariaescriva.info
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* [http://www.de.josemariaescriva.info/ Josefmaria Escriva - Gründer des Opus Dei] (Website vom Informationsbüro des Opus Dei)
* [http://www.vatican.va/news_services/liturgy/saints/ns_lit_doc_20021006_index_escriva_ge.html Informationen des Vatikans über Josemaría Escrivá aus Anlass von dessen Heiligsprechung] (Website des Vatikans)
* {{Internetquelle |autor=[[Karl Lehmann]] |url=https://bistummainz.de/organisation/ehemalige-mainzer-bischoefe/kardinal-lehmann/texte-predigten/a-blog/Erneuerte-Weltverantwortung-aus-dem-Glauben/ |titel=Erneuerte Weltverantwortung aus dem Glauben. Zur Gestalt und Bedeutung des neuen Heiligen Josemaría Escrivá de Balaguer |datum=2002 |abruf=2024-06-30}}


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Aktuelle Version vom 11. Februar 2025, 10:56 Uhr

Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, Gründer des Opus Dei (1966)
Wappen von Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás

Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás (* 9. Januar 1902 als José María Escriba Albás in Barbastro, Spanien; † 26. Juni 1975 in Rom) war der Gründer des Opus Dei (Werk Gottes oder Gottes Werk) und ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Sein liturgischer Festtag ist der 26. Juni.[1]

José María wurde als zweites von sechs Kindern der Eheleute José Escriba y Corzán (1867–1924) und María de los Dolores Albás y Blanc (1878–1941) in Barbastro in den aragonesischen Vorpyrenäen in Spanien geboren, der Heimatstadt seiner Mutter. Seine drei jüngeren Schwestern verstarben im Kindesalter. 1915 musste die Familie nach dem wirtschaftlichen Ruin des väterlichen Geschäfts in Barbastro nach Logroño umsiedeln.[2]

Im Alter von sechzehn Jahren fasste José María den Entschluss, Priester zu werden. Seit 1918 besuchte er als Externer das Priesterseminar in Logroño und beendete 1920 das erste Jahr des katholischen Theologiestudiums, zu dem auch das Philosophiestudium gehört. Anschließend siedelte er nach Saragossa über, lebte im Priesterseminar Real Seminario de San Carlos Borromeo und besuchte die Päpstliche Universität San Valero y San Braulio. Ein Grund für den Ortswechsel war sein Wunsch, außer der Theologie auch Rechtswissenschaften zu studieren. Im Priesterseminar berief ihn 1922 der Erzbischof von Saragossa, Kardinal Juan Soldevila y Romero, zu einem der beiden „Superioren“, deren Aufgabe es war, die Mitstudenten als Vorgesetzte zu betreuen.[3] Von 1923 bis 1927 studierte er zusätzlich Rechtswissenschaften an der Universität Saragossa. Am 28. März 1925 empfing er das Sakrament der Priesterweihe und wirkte anschließend neben dem Studium als Seelsorger in Perdiguera und Saragossa.[4]

Ab 1927 lebte er in Madrid, um dort das juristische Doktorat zu erwerben. Gleichzeitig wurde er im Einvernehmen mit dem zuständigen Erzbischof von Saragossa und dem Erzbischof von Madrid, Leopoldo Eijo y Garay, Seelsorger am Stift der Damas Apostólicas del Sagrado Corazón, einer wohltätigen Armen- und Krankenpflegestiftung weiblicher Mitglieder der Madrider Oberschicht. 1931 gab er diese Stellung auf, wurde zum Kaplan (ab 1934 Rektor) des Königlichen Stiftes Santa Isabel ernannt und widmete sich der Studentenseelsorge. Wie schon in Saragossa verdiente er zusätzlich zu dem damals bescheidenen Priestergehalt Geld durch die Erteilung von Privatunterricht in Römischem und Kanonischem Recht.[4] Seine Mutter und die beiden Geschwister Carmen (* 1899) und Santiago (* 1919) folgten ihm nach Madrid.

Am 2. Oktober 1928 gründete[5] Escrivá, wie er sich jetzt nannte,[6] nach eigenem Verständnis das Opus Dei. Er tat dies nach eigener Darstellung aufgrund einer göttlichen Offenbarung. Die Bezeichnung „Opus Dei“ (übersetzt „Werk Gottes“), die er deshalb für sein Werk benutzte, gebrauchte er allerdings erst ab 1930.[7] Was genau am Gründungstag geschehen sein soll, hielt er zeitlebens geheim; einen formellen Gründungsakt gab es nicht. Er war zunächst das einzige Mitglied seiner Gründung. Am 14. Februar 1930 habe er – ebenfalls aufgrund einer Privatoffenbarung, wie er später wissen ließ – das Werk entgegen seiner ursprünglichen Absicht um eine Abteilung für Frauen erweitert,[8] die streng von den Männern getrennt arbeiten sollte. In der Realität bestand das Opus Dei seit etwa 1930 aus einer kleinen Gruppe von Freunden, Schülern und Bekannten Escrivás, mit denen er sich traf. Es besaß weder eine rechtliche Struktur noch Rechtspersönlichkeit. 1936 hatte die Gruppe „ein knappes Dutzend Mitglieder“[9]. Escrivá vertraute seine Gründungsabsichten seinen Beichtvätern und dem Erzbischof von Madrid an, die ihn in seinem Anliegen unterstützten.[9]

1933 gründete er die „Academia DYA“ („Derecho y Arquitectura“, von ihm gedeutet als „Dios y Audacia“, d. h. „Gott und Kühnheit“). Bei dieser Einrichtung handelte es sich um das erste korporative Werk des Opus Dei in Spanien, das Studenten die spezielle Lehre und Art der Unterweisung vermitteln sollte.[9] Der spanische Bürgerkrieg (1936–1939) unterbrach die Verwirklichung seiner Pläne. Im republikanischen Madrid übte Escrivá sein priesterliches Amt im Verborgenen aus. Ab April 1937 fand er Zuflucht in der Gesandtschaft von Honduras, Ende 1937 floh er dann mit einigen Gleichgesinnten über Barcelona und Andorra in die nationale Zone, wo er sich bis zum Ende des Bürgerkrieges überwiegend in Burgos aufhielt. Dort widmete er sich unter anderem der Abfassung der Studie „La Abadesa de las Huelgas“, eine theologisch-kirchenrechtliche Untersuchung der außerordentlichen quasi-bischöflichen Jurisdiktion der Äbtissin der bei Burgos gelegenen Abtei Las Huelgas. Für die Arbeit, die er nach seiner Rückkehr nach Madrid der juristischen Fakultät als Dissertation vorlegte, konnte er die reichen Bestände von Bibliothek und Archiv des Klosters nutzen. In der Zeit in Burgos knüpfte Escrivá viele Kontakte.[10]

Ende März 1939 nach Madrid zurückgekehrt, begann er mit einigen Mitarbeitern, die Arbeit des Opus Dei wieder aufzunehmen und sein Werk in Spanien zu verbreiten. 1939 erschien die endgültige Fassung seines bekanntesten Buches, die Aphorismensammlung Der Weg (Camino), die 999 Maximen enthält und als geistlich-lebenspraktischer Leitfaden für Anhänger und Freunde des Opus Dei betrachtet wird.[11] Etliche Bilder, Ausdrucksweisen und Gedankengänge des Werks sind durch die Zeit des aufkommenden Faschismus geprägt, in der es entstand.[12] Am 19. März 1941 wurde das Opus Dei als fromme Vereinigung (Pia Unio) durch den Erzbischof von Madrid kirchlich anerkannt.[9] In den 1940er Jahren erlangte Escrivá Bekanntheit durch Besinnungstage und Exerzitien, die er in verschiedenen Bistümern Spaniens abhielt. Zu dieser Zeit änderte er seinen Namen in Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, eine den Namenskonventionen des spanischen Adels nachempfundene Namensform.[13] 1968 erwarb er den spanischen AdelstitelMarques de Peralta“, auf den er 1972 nach heftiger öffentlicher Kritik[14] zugunsten seines Bruders verzichtete.[4]

Am 14. Februar 1943 gründete Escrivá innerhalb der männlichen Abteilung des Opus Dei die Priesterliche Gesellschaft vom Heiligen Kreuz (Societas Sacerdotalis Sanctae Crucis), und zwar offenbar, nachdem er erneut eine Privatoffenbarung empfand.[15] Die Priestergesellschaft fand am 8. Dezember 1943 durch den Erzbischof von Madrid die kanonische Errichtung. Durch sie wurde es für männliche Numerarier-Mitglieder möglich, sich auf Weisung der Leitung der Vereinigung zu Priestern weihen zu lassen, die ausschließlich der Gemeinschaft zur Verfügung standen und später auch unmittelbar für das Opus Dei inkardiniert werden konnten. Hintergrund waren Konflikte mit außenstehenden Beichtvätern, die dem Werk selbst nicht angehörten und deren Ratschläge an die Mitglieder Escrivá als Einmischung in die innere Führung und Kontrolle seiner Organisation empfand. Er legte deshalb großen Wert darauf, dass Opus-Dei-Mitglieder ausschließlich bei den mit dem Werk verbundenen Priestern beichten.[16] Auch in dieser Priestergesellschaft war er zunächst das einzige Mitglied, bis eineinhalb Jahre später drei weitere Opus-Dei-Mitglieder zu Priestern geweiht werden konnten.[17] Sie wurde 1947 als Institution päpstlichen Rechts anerkannt. Seit etwa 1946 bestand die Organisation aus ca. 12 Klerikern, 250 Numerariern und etwa 400 Supernumerariern.[9] Die Supernumerarier sind Laien, die seit etwa 1950 heiraten dürfen.[18]

1945 begann Escrivás Werk mit der Arbeit außerhalb Spaniens, und zwar in Portugal.[19] 1946 verlegte er den Zentralsitz von Madrid nach Rom, in das Zentrum der katholischen Kirche.[20] Von dort startete er die weltweite Ausbreitung seiner Organisation, zunächst in katholisch wie spanisch geprägte Länder Lateinamerikas.[19] In Rom gründete er 1948 das „Collegium Romanum Sanctae Crucis“ und 1953 das „Collegium Romanum Sanctae Mariae“ als Ausbildungsstätten für die Priester und Laien seiner Bewegung. 1950 wurde das Opus Dei von Papst Pius XII. zu einem Säkularinstitut erhoben und somit kirchlich vollständig anerkannt. 1955 wurde Escrivá an der Lateranuniversität im Fach Theologie promoviert. Er verfasste zahlreiche Schriften, bereiste viele Länder und hielt Katechesen und Vorträge, in denen er die besondere Spiritualität des Opus Dei zu verbreiten und Mitglieder anzuwerben versuchte.

Josemaría Escrivá de Balaguer starb am 26. Juni 1975 in Rom in seinem Arbeitszimmer.[21] Bei seinem Tod hatte das Opus Dei weltweit über 60.000 Mitglieder.[11] Nach seinem Tod wurde verbreitet, mit ihm habe „zum erstenmal in der Geschichte der Kirche ein Priester im Verlauf seines Lebens rund tausend im Berufsleben stehende Fachleute und Wissenschaftler aus den fünf Kontinenten zur Priesterweihe geführt.“[21] Er wurde in der unterirdisch gelegenen Krypta der mit dem Geld des Opus Dei gebauten Prälaturkirche Santa Maria della Pace beigesetzt. Dort ruht heute sein 1994 verstorbener Nachfolger Álvaro del Portillo, während Josemaría Escrivá im Hauptaltar der Kirche als Heiliger verehrt wird. Schon zu Lebzeiten wurde Josemaría Escrivá von seinen Anhängern für heilig gehalten. Sein Erlebnis, das zur Gründung des Opus Dei führte (die so genannten „Vorahnungen der Liebe“),[22] wurde ebenso wie andere Lebensereignisse sowie die Umstände seines Todes mit einer Aura des Geheimnisvollen und Wundertätigen umgeben. Gleich nach seinem Tod begannen in der Organisation immense Anstrengungen, um die Selig- und Heiligsprechung ihres Gründervaters zu erreichen.[23] Die Verklärungsarbeit hat dazu beigetragen, dass ein Großteil der zahlreich verfügbaren Lebensbeschreibungen hagiographischen Charakter besitzt und nur wenig über seine Persönlichkeit und die Beziehungsstruktur zwischen Gründer und Opus Dei aussagt.[24] Sein Hauptwerk Camino wurde vom Opus Dei 1957 in einer deutschen Übersetzung herausgegeben,[25] die alle Anklänge an die faschistische Ideologie der Entstehungszeit systematisch beseitigt.[26]

Nach Aussage seines Nachfolgers habe sich der Gründer seit 1962 intensiv um eine Verbesserung der innerkirchlichen Rechtsform des Opus Dei bemüht. Sie sollte dem Werk Gottes weitgehend hierarchische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Episkopat in den Diözesen ermöglichen. Der Papst Johannes Paul II. hat dann 1982 das Opus Dei in eine Personalprälatur innerhalb der katholischen Kirche umgewandelt.[27]

Verhältnis zum Franquismus

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Das Opus Dei galt gegenüber dem Franco-Regime in Spanien als loyal und zuverlässig.[28] Deshalb standen die Beziehungen Escrivás zum spanischen Militärdiktator häufig im Fokus des Interesses. Escrivá begegnete Francisco Franco mehrfach persönlich, was nach Aussage des amerikanischen Vatikanexperten John L. Allen im „Kontext und Klima“ des damaligen spanischen Katholizismus „nicht schrecklich überraschend“ gewesen sei, zumal Franco „am Tag seines Sieges“ ein „Glückwunschtelegramm von Papst Pius XII.“ erhalten habe und „von Kardinal Isidro Gomá y Tomás zum caudillo, 'Führer', gesalbt“ worden sei.[29] Bekannt wurden vier Treffen. Bereits zu Beginn der 1940er Jahre hielt Escrivá auf Wunsch des Erzbischofs von Madrid einige Besinnungstage („un curso de retiro“) für Franco und seine Frau.[30] 1946 gab er im Auftrag der spanischen Bischofskonferenz erneut mehrtägige Exerzitien für das Ehepaar Franco.[31] Eine weitere Begegnung fand 1953 statt: Escrivá hatte Franco um eine Audienz gebeten mit dem Ziel, Rafael Calvo Serer, ein Mitglied des Opus Dei und Kritiker Francos, zu verteidigen, der in der spanischen Presse angegriffen worden war. Schließlich ist eine vierte Zusammenkunft Escrivás mit Franco für 1962 nachgewiesen, als er mit der spanischen Regierung über die staatliche Anerkennung der akademischen Grade der von ihm gegründeten und als Großkanzler geleiteten Universität Navarra in Pamplona verhandelte.[31]

Pius XII. verlieh ihm 1947 den Titel eines Päpstlichen Hausprälaten. 1956 wurde er zum Ehrenmitglied der Päpstlichen Akademie für Theologie ernannt. 1960 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der Universität Saragossa verliehen. Verschiedene Städte in Spanien verliehen ihm die Ehrenbürgerschaft, so Pamplona (1960), Barcelona (1966) und sein Geburtsort Barbastro (1975).

Relikte und Gedenkort in Rom

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Das 1635 entstandene Taufbecken der Bischofskirche in Barbastro, in dem José María Escriba ebenso wie seine Mutter und seine Schwestern getauft worden war, wurde zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs 1936 von atheistischen Milizen zerstört. Die später aus dem Fluss Río Vero geborgenen Reste schenkten Domkapitel und Bistum Barbastro 1957 dem Opus-Dei-Gründer, der sie 1959 nach Rom bringen und rekonstruieren ließ.[32] Das Becken ist heute in der Kirche der römischen Weltzentrale des Opus Dei (Prelatura della Santa Croce e Opus Dei, Viale Bruno Buozzi Nr. 75 in Rom) zu sehen. In einem Schrein unterhalb des Altars dieser Kirche ist der Sarg Escrivás aufgestellt; der Tabernakel ist dort nicht in der Kirche, sondern in der Krypta untergebracht.[33]

Selig- und Heiligsprechung

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Josemaría Escrivá wurde im Mai 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig- und am 6. Oktober 2002 heiliggesprochen.

Der Seligsprechungsprozess wurde 1981 in Madrid und Rom eröffnet, 1986 auf diözesaner Ebene abgeschlossen und 1990 mit dem Dekret über den heroischen Tugendgrad[34] sowie 1991 mit dem Wunderdekret[35] der zuständigen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen beendet. Der Prozess erregte wegen seiner Kürze Aufsehen und fand zum Teil heftigen Widerspruch.[10] Kritisiert wurde Escrivás Verhältnis zu Franco sowie seine Haltung zum Sturz des chilenischen Präsidenten Salvador Allende durch Augusto Pinochet, die er als „nötiges Blutvergießen“ bezeichnet hatte.[36] Allerdings entsprach der Prozess der Heiligsprechung wie andere Prozesse dieser Art aus dem Pontifikat Johannes Pauls II. der neuen, gestrafften Verfahrensordnung der Kongregation für die Heiligsprechungen.[37] In Frage gestellt wurden zudem die beiden für eine Heiligsprechung erforderlichen Wunder: die Heilung der Karmelitin Concepción Boullón Rubio im Jahre 1976[35] und des Arztes Manuel Nevado Rey im Jahr 1992.[38]

Wesentliche Episoden aus dem Leben Escrivás, eingebettet in eine fiktive Bürgerkriegsgeschichte, verfilmte Roland Joffé in seinem Film There Be Dragons. Charlie Cox spielt darin die Rolle des spanischen Priesters.

Hinweis: Der Kölner Adamas-Verlag wird als dem Opus Dei nahestehend beschrieben,[39] die dort über den Gründer erschienenen Werke sind Selbstdarstellungen des Opus Dei.

Commons: Josemaría Escrivá – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Erzbistum Köln (Hrsg.): Directorium für das Erzbistum Köln 2021. Köln 2020, S. 70.
  2. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 15–29.
  3. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 63–75.
  4. a b c Carlos Albás: Opus Dei o chapuza del Diablo. Onlinepublikation, 2002 (Capítulo II. El Fundador del Opus Dei), abgerufen am 13. Juli 2016.
  5. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 104–111 und 135–144.
  6. Andrés Vázquez de Prada: El Fundador del Opus Dei: ¡Señor, que vea! Band 1. Ediciones Rialp, Madrid 1997; 9. Auflage ebenda 2010, S. 14 und. Anm. 12.
  7. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 110
  8. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4. S. 136
  9. a b c d e Klaus Steigleder: Das Opus Dei. Eine Innenansicht. 4. Auflage. 1990; Taschenbuch-Ausgabe: Heyne Verlag, München 1996, S. 23–27; Hans Stephan Puhl: Zu Selbstverständnis und Geschichte des Opus Dei. In: Harald Schützeichel (Hrsg.): Opus Dei. Ziele, Anspruch und Einfluß. Patmos Verlag, Düsseldorf 1992, S. 17–32, hier: S. 29–31 (Zitat, S. 30: „1936“ hatte das Opus Dei „ein knappes Dutzend Mitglieder“); Werner Billing, Michael Sauer: Opus Dei. In: dieselben: Opus Dei und Scientology. Die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Kollision oder Übereinstimmung mit dem Grundgesetz? Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 13–66, hier: S. 13–17.
  10. a b Heilige Mafia, in: Der Spiegel 20/1992, S. 197 f.
  11. a b Adolf Sawoff: Eine kritische Lektüre des Camino von Josemaría Escrivá de Balaguer. In: Klaus-Dieter Ertler u. a. (Hrsg.): Pensées – Pensieri – Pensamientos: dargestellte Gedankenwelten in den Literaturen der Romania. Festschrift für Werner Helmich (= Austria: Forschung und Wissenschaft, Literatur, Band 4). Lit Verlag, Wien 2006, S. 287–300 (hier: 287 u. Anm. 2 u. 3).
  12. Adolf Sawoff: Eine kritische Lektüre des Camino von Josemaría Escrivá de Balaguer. Wien 2006, S. 291.
  13. Michael Walsh: Opus Dei: an Investigation into the Powerful Secretive Society Within the Catholic Church. HarperCollins, New York 2004, S. 13.
  14. Peter Hertel: "Ich verspreche euch den Himmel". Geistlicher Anspruch, gesellschaftliche Ziele und kirchliche Bedeutung des Opus Dei. 4. Auflage. Patmos, Düsseldorf 1990, ISBN 3-491-77804-2, S. 84.
  15. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 147.
  16. Klaus Steigleder: Das Opus Dei. Eine Innenansicht. 4. Aufl. (1990), S. 127.
  17. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 147
  18. Peter Hertel: Geheimnisse des Opus Dei. Verschlußsachen - Hintergründe - Strategien. 3. Auflage. Spektrum, Nr. 4386. Herder, Freiburg 1995, ISBN 3-451-04386-6, S. 18.
  19. a b Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 298
  20. Salvador Bernal: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei. Adamas, Köln 1978, ISBN 3-920007-48-4, S. 297
  21. a b Johannes Pohlschneider: Gottes Werk im Alltag der Menschen. Zum 50. Geburtstag des Opus Dei. In: Theologisches. Band 103, 1978, Sp. 2960–2965 (Zitat: Sp. 2961).
  22. Werner Billing, Michael Sauer: Opus Dei. Opladen 2000, S. 14.
  23. Klaus Steigleder: Das Opus Dei. Eine Innenansicht. 4. Aufl. (1990), S. 29.
  24. Werner Billing, Michael Sauer: Opus Dei. Opladen 2000, S. 13.
  25. Vgl. Online-Veröffentlichung auf der Webseite des Opus Dei.
  26. Adolf Sawoff: Eine kritische Lektüre des Camino von Josemaría Escrivá de Balaguer. Wien 2006, S. 92 u. ö.
  27. Klaus Steigleder: Das Opus Dei. Eine Innenansicht. 4. Auflage. 1990, S. 37–39.
  28. Werner Billing, Michael Sauer: Opus Dei. Opladen 2000, S. 16.
  29. John L. Allen, jr: Opus Dei. Mythos und Realität – Ein Blick hinter die Kulissen. Gütersloh 2006, ISBN 978-3-579-06936-4, S. 80.
  30. Peter Berglar: Opus Dei. Leben und Werk des Gründers Josemaría Escrivá, Otto Müller Verlag, Salzburg 1983, ISBN 3-925746-67-6, S. 296.
  31. a b John L. Allen, jr: Opus Dei. Mythos und Realität – Ein Blick hinter die Kulissen. Gütersloh 2006, ISBN 978-3-579-06936-4, S. 81.
  32. Andrés Vázquez de Prada: El Fundador del Opus Dei: ¡Señor, que vea! (Band 1). Ediciones Rialp, 9. Aufl. (Erstaufl. 1997), Madrid 2010, S. 12 f.
  33. Theo Dierkes, Wolfgang Meyer: Opus Dei. Networking im Namen Gottes. WDR 5-Reihe Das Feature, Ausstrahlung vom 13. Januar 2013.
  34. Dekret über den heroischen Tugendgrad des Gründers des Opus Dei vom 9. April 1990 (Quelle: Opus Dei).
  35. a b Dekret über die Anerkennung eines Josemaría Escrivá zugeschriebenen Wunders vom 6. Juli 1991 (Quelle: Opus Dei).
  36. Christoph Gunkel: Johannes Paul II. Turbo-Heiligsprechung für den Rekord-Papst, in: Spiegel Online vom 22. April 2014 (abgerufen am 14. Juli 2016).
  37. Johannes Grohe: ESCRIVÁ de Balaguer y Albás, Josemaría, Hl., Gründer des Opus Dei. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 325–343.
  38. Vittorio Messori: Das Wunder, das den Gründer des Opus Dei zum Heiligen machte, Corriere della Sera, 19. Dezember 2001; hier als dt. Übersetzung auf josemariaescriva.info
  39. Werner Billing, Michael Sauer: Opus Dei. In: dies.: Opus Dei und Scientology. Die staats- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Kollision oder Übereinstimmung mit dem Grundgesetz? Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 13–66 (hier: S. 13 u. Anm. 10).
VorgängerAmtNachfolger
Gründer und Leiter des Opus Dei
1928–1975
Álvaro del Portillo