„Kolchos“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt einen ''Kolchos'' oder ''Kolchose'' genannten landwirtschaftlichen Großbetrieb in der Sowjetunion. Zu weiteren Bedeutungen von ''Kolchos'' siehe [[Kolchos (Begriffsklärung)]], zur gleichnamigen Hip-Hop-Posse siehe [[Kolchose (Hip-Hop)]].}} |
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Der '''Kolchos''' ({{ruS|1=''колхоз'' = '''кол'''лективное '''хоз'''яйство}} {{Audio|Ru-kolkhoz.ogg|Aussprache}}: Kollektivwirtschaft), im Deutschen auch die '''Kolchose''', war ein landwirtschaftlicher Großbetrieb in der [[Sowjetunion]], der genossenschaftlich organisiert war<ref>[https://www.fes.de/fulltext/stabsabteilung/00396003.htm ''Privatisierungsprobleme in der Landwirtschaft ''] [[Friedrich-Ebert-Stiftung]]</ref> und dessen Bewirtschaftung durch das „sozialistische [[Kollektiv]]“ der Mitglieder erfolgte. |
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Die ersten Kolchose entstanden nach 1917 auf freiwilliger Basis, ab etwa |
Die ersten Kolchose entstanden nach der [[Oktoberrevolution]] 1917 auf freiwilliger Basis, ab etwa 1929 wurden es Zwangskollektive der bäuerlichen Einzelwirtschaften. Juristisch standen sie unter [[Kollektive Selbstverwaltung|kollektiver Selbstverwaltung]]. |
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Die Mitglieder eines Kolchos waren formal auch die gemeinsamen Eigentümer der Produktionsmittel, nicht aber des Bodens, der dem Staat gehörte. Es gab aber auch eine starke staatliche Einflussnahme auf die Kolchose durch die von der [[KPdSU|Partei]] eingesetzte Kolchosleitung. Den Kolchosen wurde ein Produktionssoll auferlegt, das sie zu staatlich festgesetzten Preisen abzuliefern hatten. |
Die Mitglieder eines Kolchos waren formal auch die gemeinsamen Eigentümer der Produktionsmittel, nicht aber des Bodens, der dem Staat gehörte.<ref>Zweigert, Konrad / Hein Kötz: Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts. Bd. 1. Grundlagen, 2. Aufl., Tübingen 1984, S. 377 f.</ref> Es gab aber auch eine starke staatliche Einflussnahme auf die Kolchose durch die von der [[KPdSU|Partei]] eingesetzte Kolchosleitung. Den Kolchosen wurde ein Produktionssoll auferlegt, das sie zu staatlich festgesetzten Preisen abzuliefern hatten. |
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Der Gegenpart zum kollektiven Landwirtschaftsbetrieb (Kolchos) war der staatliche Landwirtschaftsbetrieb ([[Sowchos]]) |
Der Gegenpart zum kollektiven Landwirtschaftsbetrieb (Kolchos) war der staatliche Landwirtschaftsbetrieb ([[Sowchos]]). |
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In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] entsprach dem Kolchos die [[Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft]] (LPG), bei der auch der Boden Privateigentum war, jedoch genossenschaftlich genutzt wurde. |
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'''Kolchose und Sowchose: Anzahl, Betriebsgröße und Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion'''<ref>''Statistical Yearbook of the USSR,'' various years, State Statistical Committee of the USSR, Moscow.</ref> |
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== Literatur == |
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* [[Ferdinand Feldbrugge|Ferdinand J. M. Feldbrugge]], Gerard P. van den Berg, William B. Simons (Hrsg.): ''[https://books.google.de/books?id=j7gBESqTciYC&pg=PA418&hl=de Encyclopedia of Soviet Law]'' (= ''Law in Eastern Europe.'' Bd. 28). 2nd revised edition. Martinus Nijhoff, Dordrecht u. a. 1985, ISBN 90-247-3075-9, S. 418–421. |
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* Борис Н.<!--, Николаевич .--> Топорнин: ''Юридическая энциклопедия.'' Юристъ, Москва 2001, ISBN 5-7975-0429-4, S. 429. |
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*Klaus Westen: ''Die sowjetische Kolchosordnung (mit Dokumenten). Von den Anfängen zum 3. Musterstatut 1969.'' Kohlhammer, Stuttgart 1970. |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 12. Mai 2025, 11:25 Uhr
Der Kolchos (russisch колхоз = коллективное хозяйство : Kollektivwirtschaft), im Deutschen auch die Kolchose, war ein landwirtschaftlicher Großbetrieb in der Sowjetunion, der genossenschaftlich organisiert war[1] und dessen Bewirtschaftung durch das „sozialistische Kollektiv“ der Mitglieder erfolgte.
Die ersten Kolchose entstanden nach der Oktoberrevolution 1917 auf freiwilliger Basis, ab etwa 1929 wurden es Zwangskollektive der bäuerlichen Einzelwirtschaften. Juristisch standen sie unter kollektiver Selbstverwaltung.
Die Mitglieder eines Kolchos waren formal auch die gemeinsamen Eigentümer der Produktionsmittel, nicht aber des Bodens, der dem Staat gehörte.[2] Es gab aber auch eine starke staatliche Einflussnahme auf die Kolchose durch die von der Partei eingesetzte Kolchosleitung. Den Kolchosen wurde ein Produktionssoll auferlegt, das sie zu staatlich festgesetzten Preisen abzuliefern hatten.
Der Gegenpart zum kollektiven Landwirtschaftsbetrieb (Kolchos) war der staatliche Landwirtschaftsbetrieb (Sowchos).
In der DDR entsprach dem Kolchos die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), bei der auch der Boden Privateigentum war, jedoch genossenschaftlich genutzt wurde.
Kolchose und Sowchose: Anzahl, Betriebsgröße und Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion[3]
Jahr | Anzahl der Kolchosen |
Anzahl der Sowchosen |
durchschnittliche
Fläche in ha pro Kolchose |
durchschnittliche
Fläche in ha pro Sowchose |
Anteil der Kolchosen an der Agrarproduktion |
Anteil der Sowchosen
an der Agrarproduktion |
Anteil der Haushalte
an der Agrarproduktion |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1960 | 44.000 | 7.400 | 6.600 | 26.200 | 44 % | 18 % | 38 % |
1965 | 36.300 | 11.700 | 6.100 | 24.600 | 41 % | 24 % | 35 % |
1970 | 33.000 | 15.000 | 6.100 | 20.800 | 40 % | 28 % | 32 % |
1975 | 28.500 | 18.100 | 6.400 | 18.900 | 37 % | 31 % | 32 % |
1980 | 25.900 | 21.100 | 6.600 | 17.200 | 35 % | 36 % | 29 % |
1985 | 26.200 | 22.700 | 6.500 | 16.100 | 36 % | 36 % | 28 % |
1990 | 29.100 | 23.500 | 5.900 | 15.300 | 36 % | 38 % | 26 % |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ferdinand J. M. Feldbrugge, Gerard P. van den Berg, William B. Simons (Hrsg.): Encyclopedia of Soviet Law (= Law in Eastern Europe. Bd. 28). 2nd revised edition. Martinus Nijhoff, Dordrecht u. a. 1985, ISBN 90-247-3075-9, S. 418–421.
- Борис Н. Топорнин: Юридическая энциклопедия. Юристъ, Москва 2001, ISBN 5-7975-0429-4, S. 429.
- Klaus Westen: Die sowjetische Kolchosordnung (mit Dokumenten). Von den Anfängen zum 3. Musterstatut 1969. Kohlhammer, Stuttgart 1970.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Privatisierungsprobleme in der Landwirtschaft Friedrich-Ebert-Stiftung
- ↑ Zweigert, Konrad / Hein Kötz: Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts. Bd. 1. Grundlagen, 2. Aufl., Tübingen 1984, S. 377 f.
- ↑ Statistical Yearbook of the USSR, various years, State Statistical Committee of the USSR, Moscow.