„Albigenserkreuzzug“ – Versionsunterschied
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Der '''Albigenserkreuzzug''' (1209 bis 1229) war ein von Papst [[Innozenz III.]] initiierter Kreuzzug gegen die von der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] als [[ketzer]]isch betrachtete Glaubensgemeinschaft der [[Katharer]] in [[Okzitanien (historische Region)|Okzitanien]] (Südfrankreich). Die Katharer wurden aufgrund ihres frühen Wirkens in der französischen Stadt [[Albi]] auch als '''Albigenser''' bezeichnet. Der auch '''Katharerkreuzzug''' genannte Kreuzzug leitete den Untergang der Katharer ein und brachte als politisches Ergebnis die Eingliederung Okzitaniens in den Herrschaftsbereich der französischen Krone. Im Unterschied zu anderen Kriegen, die gegen die Katharer und andere christliche [[Häresie]]n unternommen wurden, besaß nur der Albigenserkreuzzug von 1209 bis 1229 den offiziellen Status eines [[Kreuzzug]]s. |
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Der '''Albigenserkreuzzug''' ([[1209]]-[[1229]]) war Teil der kirchlichen Bekämpfung der [[Katharer]] und zudem der erfolgreiche Versuch der französischen Krone, ihre Macht im südlichen Teil des Königreiches durchzusetzen. Weil die katharische Glaubenslehre vor allem in der Gegend der Stadt [[Albi]] verbreitet war, wurde diese Gemeinschaft auch als [[Albigenser]] bezeichnet. |
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== Ursachen == |
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Die Katharer hatten seit der Mitte des 12. Jahrhunderts unter dem Schutz vieler französischer Adeliger in Okzitanien und vor allem in der dortigen Provinz [[Languedoc]] eine von der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] als [[ketzer]]isch betrachtete Gegenkirche errichtet. Unterstützt wurden die Katharer besonders in der Grafschaft Toulouse unter Graf [[Raimund VI. (Toulouse)|Raimund VI.]] Diese Grafschaft umfasste auch das Languedoc und war trotz [[Lehnswesen|Lehnshoheit]] des französischen Königs weitgehend unabhängig. Die französischen Könige, die sich schon zuvor um den Machtausbau ihres Reiches bemüht hatten (vgl. [[Angevinisches Reich|englisches Lehen in Westfrankreich]]), besaßen großes Interesse an einer Eingliederung Okzitaniens in ihr Königreich. Die Päpste wiederum hatten schon zuvor verschiedene Maßnahmen getroffen, um die katharische Religion einzudämmen; alle Unternehmungen erwiesen sich jedoch als erfolglos. Auch ein vorangegangener Versuch von Papst [[Innozenz III.]], den französischen König [[Philipp II. (Frankreich)|Philipp II.]] für ein militärisches Unternehmen zu gewinnen, schlug fehl, da Philipp zu dieser Zeit in Auseinandersetzungen mit dem [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] verwickelt war. |
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Graf Raimund VI. von Toulouse verweigerte ebenfalls jede Unterstützung und wurde deshalb 1207 exkommuniziert. Nachdem am 14. Januar 1208 der päpstliche Legat [[Pierre de Castelnau]] von einem Gefolgsmann des Grafen von Toulouse ermordet worden war, rief Papst Innozenz III. im Herbst desselben Jahres mit den Worten „Voran, Soldaten Christi!“ zum Kreuzzug gegen die Katharer auf. Den teilnehmenden Kreuzfahrern wurde (nach einer Mindestteilnahmedauer von 40 Tagen) die Vergebung der Sündenstrafen ([[Ablass]]) in Aussicht gestellt. Die eroberten Gebiete sollten vom Papst an adelige Kreuzzugsteilnehmer als [[Lehnswesen|Lehen]] neu vergeben werden. |
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== Ursachen des Albigenserkreuzzuges == |
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== Verlauf == |
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[[Datei:David Aubert, Chroniques abrégées.jpg|mini|Die Eroberung von Carcassonne. Buchmalerei in einer Handschrift von David Auberts ''Croniques abregies'' (Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, 5090, fol. 261v, 15. Jahrhundert)]] |
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1209 sammelten sich ca. 10.000 Kreuzritter in [[Lyon]]. Der Versuch Graf Raimunds VI., das Blatt noch zu wenden, indem er der Kirche seine Loyalität versicherte, wurde abgelehnt. Die militärische Leitung des Kreuzzuges oblag vorerst den päpstlichen Legaten. Die Anzahl der teilnehmenden Kreuzfahrer variierte während des gesamten Unternehmens stark. Die Kreuzfahrer kamen sowohl aus Frankreich als auch aus dem Heiligen Römischen Reich (etwa: Herzog [[Leopold VI. (Österreich)|Leopold VI.]]). |
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Auf der Seite der Gegner stand ein großer Teil des okzitanischen Adels und, mit ihm eng verflochten, die katharische Kirche. Den eigentlichen Mitgliedern der katharischen Kirche, den sog. ''Perfecti'', war es nicht gestattet, Waffengewalt anzuwenden. Die Verteidigung wurde deshalb von der Belegschaft des Adels, zahlreichen Gläubigen (''Credentes'') und angeworbenen Söldnern geleistet – die katharische Kirche verfügte über große Geldmittel. Die Bewohner Okzitaniens kämpften jedoch nicht allein für das Katharertum, sondern auch in der Überzeugung, ihre politische und kulturelle Eigenständigkeit (siehe auch: [[Okzitanische Sprache]]) verteidigen zu müssen. |
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Zu Beginn des 13. Jahrhunderts unterschied sich der französische Süden kulturell und mit dem [[Okzitanische Sprache|Okzitanischen]] sogar sprachlich deutlich vom Norden. Zudem war das Herrschaftsgebiet der Grafen von [[Toulouse]], das neben der Grafschaft Toulouse auch [[Languedoc]] umfasste, trotz der Lehenshoheit des französischen Königs nahezu unabhängig. Die kulturelle und politische Abgrenzung vom Norden wurde zusätzlich durch religiöse Faktoren verstärkt. Im 12. Jahrhundert hatte sich in Südfrankreich die radikaldualistische Armutsbewegung der Albigenser stark verbreitet, der sich auch große Teile des dortigen Adels anschlossen. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts gab es bereits vier Bistümer der Albigenser in Südfrankreich. Da die Albigenser das Papsttum in seiner existierenden Form strikt ablehnten, kam es schnell zu ihrer Bekämpfung durch die katholische Kirche. Auch die französischen Könige waren in Folge der allgemeinen Erweiterung ihres Machtbereiches innerhalb Frankreichs, die sich auch gegen die [[Angevinisches Reich|englischen Lehen in Westfrankreich]] richtete, stark an einem Vorgehen gegen die de facto selbständigen Grafen von Toulouse interessiert. |
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⚫ | Der Kreuzzug wurde mit großer Härte und Grausamkeit geführt. Als erste Stadt wurde [[Béziers]] am 22. Juli 1209 eingenommen. Die gesamte Bevölkerung, etwa 20.000 Menschen, selbst wenn sie in Kirchen Schutz gesucht hatte, wurde in einem Massaker getötet. Die Stadt wurde niedergebrannt. Der päpstliche Gesandte, Abt [[Arnold Amalrich|Arnaud Amaury]], soll den Kreuzfahrern auf die Frage, wie sie denn die Ketzer von den normalen Bewohnern unterscheiden sollten, geantwortet haben: ''Tötet sie! Gott kennt die Seinen schon'' (''Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius''). In Béziers starben somit Katharer wie Katholiken. Männer, Frauen und Kinder wurden gleichermaßen umgebracht. Die Nachricht von dem Blutbad ging schnell um und verbreitete Panik und Angst. |
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[[Datei:Cathars expelled.JPG|mini|204px|Vertreibung der Katharer aus Carcassonne (mittelalterliche Miniatur)]] |
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Das nächste Ziel war [[Carcassonne]], wo die Kreuzritter am 1. August 1209 eintrafen. Die Stadt war mit Flüchtlingen überfüllt. Nach zweiwöchiger [[Belagerung]] bot sie ihre Kapitulation an. Als die Kreuzritter die Stadt eroberten, waren fast alle Einwohner durch unterirdische Gänge in die umliegenden Wälder geflohen. Von den verbliebenen 500 Einwohnern, vor allem Greise, Kranke und Kinder, durften 100 die Stadt nackt, ''nur mit ihren Sünden beladen'', verlassen, die anderen 400 wurden verbrannt oder gehängt. Nach dem Fall Carcassonnes wurde [[Simon de Montfort, 5. Earl of Leicester|Simon IV. de Montfort]] von den Kreuzrittern zum Vicomte („Vizegraf“) von Béziers und Carcassonne und zum militärischen Anführer des Kreuzzugs gewählt. |
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Nach der Eroberung Carcassonnes ergaben sich mehrere Städte der Region. [[Albi]], [[Castelnaudary]], [[Castres (Tarn)|Castres]], [[Fanjeaux]], [[Limoux]], [[Lombers]] und [[Montréal (Aude)|Montréal]] fielen an die Kreuzzugstruppen. Simon IV. de Montfort, der das Unternehmen nun von Carcassonne aus leitete, hatte in den Folgejahren immer wieder mit einem Mangel an Kreuzrittern zu kämpfen. Die Städte, die noch Widerstand leisteten, wurden dennoch weiter angegriffen. 1210 ergab sich nach langer Belagerung die Stadt [[Minerve]]. Die etwa 400 katharischen Einwohner, die sich weigerten zu [[Konversion (Religion)|konvertieren]], wurden verbrannt. Als auch [[Termes (Aude)|Termes]] im Dezember fiel, gab es nur noch wenige widerstrebende Städte. Durch ihr brutales Vorgehen hatten die Kreuzritter viele der ursprünglich noch dem Papst loyal gesinnten Adligen gegen sich aufgebracht. Raimund VI. von Toulouse hatte seinen Willen zur Zusammenarbeit mit den Päpstlichen aufgekündigt und war erneut exkommuniziert worden. In seinem Gefolge rebellierten viele der bereits eroberten Städte neuerlich. |
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== Verlauf des Albigenserkreuzzuges == |
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Ab 1211 konzentrierte sich der Kreuzzug auf Kämpfe zwischen den Kreuzrittern und den Männern Graf Raimunds VI. Die Stadt [[Kanton Lavaur|Lavaur]] wurde am 3. Mai 1211 eingenommen. Am 12. September 1213 schlug Simon IV. de Montfort, der mittlerweile etliche eroberte Gebiete als Lehen erhalten hatte, ein militärisches Großaufgebot unter der Führung Raimunds VI. und seines Schwagers, König [[Peter II. (Aragón)|Peters II.]] von [[Krone Aragonien|Aragon]], in der [[Schlacht bei Muret]]; Peter fand in der Schlacht den Tod. Raimund VI. musste 1214 nach [[England]] fliehen, kehrte jedoch 1217 mit großem Gefolge und unter dem Jubel der Bevölkerung wieder zurück nach [[Toulouse]]. Eine darauf von Simon IV. de Montfort angestrengte Belagerung der Stadt endete am 25. Juli 1218, nachdem Simon durch einen Steinschleuderschuss getötet worden war. Seine Nachfolge trat sein Sohn [[Amalrich VII. von Montfort|Amalrich von Montfort]] an. |
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1216 war auch Papst Innozenz III. gestorben, sein Nachfolger wurde [[Honorius III.]] Im Folgejahr 1219 wurde Toulouse neuerlich erfolglos durch den Sohn des französischen Königs [[Philipp II. (Frankreich)|Philipp II.]], Prinz [[Ludwig VIII. (Frankreich)|Ludwig]], belagert. |
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Papst [[Innozenz III.]] organisierte und leitete die Bekämpfung der Katharer. Er forderte den [[Frankreich|französischen]] König [[Philipp II. (Frankreich)|Philipp II.]] auf, gegen jene Adligen vorzugehen, die den Katharismus in ihren Gebieten duldeten. Der König war jedoch in den Krieg gegen das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] verstrickt und fand keine Zeit. Daraufhin wandte sich Innozenz direkt an den Grafen Raimund VI. von Toulouse, der Kooperation verweigerte und dafür exkommuniziert wurde. Als Raimund auch noch einen päpstlichen Legaten umbringen ließ, rief Innozenz zu einem Kreuzzug gegen Languedoc auf; er versprach jedem siegreichen Beteiligten Anteil am Land der [[Häretiker]]. |
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In den frühen 1220er Jahren verschlechterten sich die Erfolgsaussichten für den Albigenserkreuzzug rapide. Es mangelte an Kreuzrittern, Eroberungen gingen verloren und die Katharer wagten sich wieder an die Öffentlichkeit. Nach dem Tod Graf Raimunds VI. von Toulouse im Jahr 1222 übernahm dessen Sohn [[Raimund VII. (Toulouse)|Raimund VII.]] die Führung des Widerstandes. Die ungünstige Situation veranlasste Amalrich von Montfort schließlich, Okzitanien 1224 zu verlassen. Seine Besitzungen in den eroberten Gebieten verkaufte er dem nunmehrigen König von Frankreich, [[Ludwig VIII. (Frankreich)|Ludwig VIII.]] |
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Als sich 1209 zehntausend Kreuzritter in [[Lyon]] sammelten, erkannte Raimund die Ernsthaftigkeit der Situation und stimmte letztlich doch einem Vorgehen gegen die Katharer zu. Der [[Kirchenbann|Bann]] wurde aufgehoben, und Raimund sandte Truppen zur Unterstützung der Kreuzritter. |
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1226 führte der französische König einen neuerlichen Angriff in Südfrankreich. Offiziell stand dieser Krieg immer noch im Rahmen des vom Papst ausgerufenen Kreuzzuges, wobei die Interessen des Königs jedoch vorrangig in der Einverleibung der südfranzösischen Provinzen lagen. Zwar starb Ludwig noch im selben Jahr, der Krieg wurde jedoch von seinem Sohn [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwig IX.]] auch 1227 unvermindert fortgesetzt. 1228 gab Graf Raimund VII. von Toulouse nach einem zermürbenden und zerstörerischen Krieg von fast 20 Jahren den Widerstand auf. Am 12. April 1229 schloss er den [[Vertrag von Paris (1229)|Vertrag von Paris]] mit der französischen Krone. Darin wurde die Eingliederung Okzitaniens in den französischen Staat besiegelt, Raimund VII. musste große Gebietsverluste hinnehmen. Ebenfalls 1229 fand in Toulouse eine kirchliche [[Konzil|Synode]] statt, die sich mit dem weiteren Vorgehen gegen die Katharer befasste. Damit war der Albigenserkreuzzug offiziell beendet. |
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Einen anschaulichen Augenzeugenbericht über die ersten Jahre des Albigenserkreuzzuges liefert [[Peter von Vaux-de-Cernay]], in deutscher Übersetzung von Sollbach (siehe unten: Literatur). |
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Das nächste Ziel war [[Carcassonne]], wo die Kreuzritter am [[1. August]] 1209 eintrafen. Die Stadt war mit Flüchtlingen überfüllt und bot ihre Kapitulation an. Die Einwohner wurden nicht getötet, aber zum Verlassen der Stadt gezwungen. Hiernach ergaben sich in kurzer Folge mehrere Städte der Region, und Albi, [[Castelnaudary]], [[Castres]], [[Fanjeaux]], [[Limoux]], [[Lombers]] und [[Montréal (Frankreich)|Montréal]] fielen an die päpstlichen Truppen. |
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== Folgen == |
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Die Städte, die noch Widerstand leisteten, wurden hiernach angegriffen. [[1210]] ergab sich nach langer Belagerung die Stadt [[Minerve]]. Die katharischen Einwohner wurden konvertiert oder, wenn sie sich weigerten, verbrannt. Als auch [[Termes]] im Dezember fiel, gab es fast keine revoltierenden Städte mehr. |
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⚫ | Beginnend ab dem Ende des Albigenserkreuzzuges wurde Okzitanien mit seiner bis dahin recht eigenständigen Kultur in das Königreich Frankreich eingegliedert. Im Jahr 1271 fiel die Grafschaft Toulouse unter die direkte Herrschaft des französischen Königs, behielt aber bis 1779 einige Sonderrechte. Der kulturelle Gegensatz von Nord und Süd prägt Frankreich auch heute noch in gewissem Maße. |
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Das von den Päpsten ursprünglich verfolgte Ziel der Vernichtung der Katharer war jedoch mit dem Ende dieses Ketzerkreuzzuges nicht erreicht. Diese Aufgabe übernahm nun die [[Inquisition]], die ab 1229 erstmals flächendeckend in der Diözese Toulouse zum Einsatz kam. Die Inquisition und weitere militärische Feldzüge vernichteten schließlich die Katharer bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. |
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Durch ihr brutales Vorgehen hatten die Kreuzritter viele der ansässigen Adligen verärgert. Raimund von Toulouse hatte seine Zusammenarbeit mit den Päpstlichen aufgekündigt und war erneut exkommuniziert worden. In seinem Gefolge rebellierten viele der bereits eroberten Städte. Ab 1211 konzentrierte sich der Kreuzzug auf Kämpfe zwischen den Kreuzrittern und den Männern Raimund. Im Jahre [[1213]] schlug Simon von Montfort Raimund und seinen Schwager [[Peter II. (Aragon)|Peter II.]] von Aragon bei [[Muret]]. Raimund musste [[1214]] nach [[England]] fliehen. Seine Ländereien wurden vom Papst an König Philipp II. übergeben. |
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== Literatur == |
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Im Jahr [[1216]] starb Innozenz III. Im gleichen Jahr kehrte Raimund nach Toulouse zurück. Die Kämpfe wurden nun zu einem Krieg zwischen Raimund und den königlichen Truppen, und religiöse Fragen spielten darin eine untergeordnete Rolle. Erst im Jahr [[1226]] rief [[Ludwig VIII. (Frankreich)|Ludwig VIII.]], inzwischen französischer König, nach zehn Jahren erfolgloser Kämpfe zu einem neuen großen Kriegszug auf, der binnen drei Jahren zur Eroberung der Grafschaft Toulouse führte. Der Albigenserkreuzzug war damit beendet, und Raimunds Sohn (der ebenfalls Raimund hieß und 1222 seinen verstorbenen Vater abgelöst hatte) wurde gefangen genommen, ausgepeitscht und inhaftiert. |
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* [[Arno Borst]]: ''Die Katharer.'' Freiburg 2000, ISBN 3-451-04025-5 (Herder Spektrum 5079, Erstauflage 1953). |
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* [[Herbert Grundmann]]: ''Religiöse Bewegungen im Mittelalter''. Olms, Hildesheim 1977, ISBN 3-487-00097-0 (Reprograf. Nachdruck der Erstauflage 1935). |
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* Malcom Lambert: ''Geschichte der Katharer. Aufstieg und Fall der großen Ketzerbewegung.'' Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-401-3. |
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* [[Jörg Oberste]]: ''Der „Kreuzzug“ gegen die Albigenser. Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter.'' Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-464-1. |
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* Gerhard E. Sollbach (Hrsg.): ''Kreuzzug gegen die Albigenser. Die „Historia Albigensis“ (1212–1218) / Pierre des Vaux-De-Cernay.'' Manesse, Zürich 1997, ISBN 3-7175-8228-3. |
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* [[Gesang vom Albigenserkreuzzug]]: Eine historische Handschrift zu den Geschehnissen jener Zeit in Okzitanien |
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== Weblinks == |
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Papst [[Gregor IX.]] übernahm die Verfolgung der Katharer. Die eigens zu diesem Zweck gegründete [[Inquisition]] erhielt beinahe uneingeschränkte Macht in Languedoc, und über Jahre wurden Katharer und deren vermeintliche Unterstützer gesucht, verurteilt und verbrannt. Selbst begrabene Tote sollen exhumiert und verbrannt worden sein. In der Region kam es hierauf immer wieder zu Rebellionen und Aufständen, die erst [[1255]] vollständig niedergeschlagen werden sollten. Im Jahr [[1321]] wurde letztmals ein Katharer auf dem [[Scheiterhaufen]] verbrannt. |
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{{commonscat|Albigensian Crusade|Albigenserkreuzzug}} |
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* [http://www.katharer.de Deutsche Seite über die Katharer (Albigenser)] |
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* [http://religionv1.orf.at/projekt03/news/0909/ne090916_albigenserkriege_fr.htm Artikel auf orf.at Harald Krachler: ''Gedenken an die Albigenserkriege: Christen gegen Christen.'' orf.at, 2009] |
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{{Navigationsleiste Kreuzzüge}} |
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== Folgen des Albigenserkreuzzuges == |
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[[Kategorie:Kreuzzug]] |
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[[Kategorie:Christentumsgeschichte (Frankreich)]] |
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[[Kategorie:Krieg (13. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Katharer]] |
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[[Kategorie:Französische Geschichte (13. Jahrhundert)]] |
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[[en:Albigensian Crusade]] |
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[[ja:アルビジョア十字軍]] |
Aktuelle Version vom 20. September 2023, 21:03 Uhr
Der Albigenserkreuzzug (1209 bis 1229) war ein von Papst Innozenz III. initiierter Kreuzzug gegen die von der katholischen Kirche als ketzerisch betrachtete Glaubensgemeinschaft der Katharer in Okzitanien (Südfrankreich). Die Katharer wurden aufgrund ihres frühen Wirkens in der französischen Stadt Albi auch als Albigenser bezeichnet. Der auch Katharerkreuzzug genannte Kreuzzug leitete den Untergang der Katharer ein und brachte als politisches Ergebnis die Eingliederung Okzitaniens in den Herrschaftsbereich der französischen Krone. Im Unterschied zu anderen Kriegen, die gegen die Katharer und andere christliche Häresien unternommen wurden, besaß nur der Albigenserkreuzzug von 1209 bis 1229 den offiziellen Status eines Kreuzzugs.
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Katharer hatten seit der Mitte des 12. Jahrhunderts unter dem Schutz vieler französischer Adeliger in Okzitanien und vor allem in der dortigen Provinz Languedoc eine von der katholischen Kirche als ketzerisch betrachtete Gegenkirche errichtet. Unterstützt wurden die Katharer besonders in der Grafschaft Toulouse unter Graf Raimund VI. Diese Grafschaft umfasste auch das Languedoc und war trotz Lehnshoheit des französischen Königs weitgehend unabhängig. Die französischen Könige, die sich schon zuvor um den Machtausbau ihres Reiches bemüht hatten (vgl. englisches Lehen in Westfrankreich), besaßen großes Interesse an einer Eingliederung Okzitaniens in ihr Königreich. Die Päpste wiederum hatten schon zuvor verschiedene Maßnahmen getroffen, um die katharische Religion einzudämmen; alle Unternehmungen erwiesen sich jedoch als erfolglos. Auch ein vorangegangener Versuch von Papst Innozenz III., den französischen König Philipp II. für ein militärisches Unternehmen zu gewinnen, schlug fehl, da Philipp zu dieser Zeit in Auseinandersetzungen mit dem Heiligen Römischen Reich verwickelt war.
Graf Raimund VI. von Toulouse verweigerte ebenfalls jede Unterstützung und wurde deshalb 1207 exkommuniziert. Nachdem am 14. Januar 1208 der päpstliche Legat Pierre de Castelnau von einem Gefolgsmann des Grafen von Toulouse ermordet worden war, rief Papst Innozenz III. im Herbst desselben Jahres mit den Worten „Voran, Soldaten Christi!“ zum Kreuzzug gegen die Katharer auf. Den teilnehmenden Kreuzfahrern wurde (nach einer Mindestteilnahmedauer von 40 Tagen) die Vergebung der Sündenstrafen (Ablass) in Aussicht gestellt. Die eroberten Gebiete sollten vom Papst an adelige Kreuzzugsteilnehmer als Lehen neu vergeben werden.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1209 sammelten sich ca. 10.000 Kreuzritter in Lyon. Der Versuch Graf Raimunds VI., das Blatt noch zu wenden, indem er der Kirche seine Loyalität versicherte, wurde abgelehnt. Die militärische Leitung des Kreuzzuges oblag vorerst den päpstlichen Legaten. Die Anzahl der teilnehmenden Kreuzfahrer variierte während des gesamten Unternehmens stark. Die Kreuzfahrer kamen sowohl aus Frankreich als auch aus dem Heiligen Römischen Reich (etwa: Herzog Leopold VI.).
Auf der Seite der Gegner stand ein großer Teil des okzitanischen Adels und, mit ihm eng verflochten, die katharische Kirche. Den eigentlichen Mitgliedern der katharischen Kirche, den sog. Perfecti, war es nicht gestattet, Waffengewalt anzuwenden. Die Verteidigung wurde deshalb von der Belegschaft des Adels, zahlreichen Gläubigen (Credentes) und angeworbenen Söldnern geleistet – die katharische Kirche verfügte über große Geldmittel. Die Bewohner Okzitaniens kämpften jedoch nicht allein für das Katharertum, sondern auch in der Überzeugung, ihre politische und kulturelle Eigenständigkeit (siehe auch: Okzitanische Sprache) verteidigen zu müssen.
Der Kreuzzug wurde mit großer Härte und Grausamkeit geführt. Als erste Stadt wurde Béziers am 22. Juli 1209 eingenommen. Die gesamte Bevölkerung, etwa 20.000 Menschen, selbst wenn sie in Kirchen Schutz gesucht hatte, wurde in einem Massaker getötet. Die Stadt wurde niedergebrannt. Der päpstliche Gesandte, Abt Arnaud Amaury, soll den Kreuzfahrern auf die Frage, wie sie denn die Ketzer von den normalen Bewohnern unterscheiden sollten, geantwortet haben: Tötet sie! Gott kennt die Seinen schon (Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius). In Béziers starben somit Katharer wie Katholiken. Männer, Frauen und Kinder wurden gleichermaßen umgebracht. Die Nachricht von dem Blutbad ging schnell um und verbreitete Panik und Angst.
Das nächste Ziel war Carcassonne, wo die Kreuzritter am 1. August 1209 eintrafen. Die Stadt war mit Flüchtlingen überfüllt. Nach zweiwöchiger Belagerung bot sie ihre Kapitulation an. Als die Kreuzritter die Stadt eroberten, waren fast alle Einwohner durch unterirdische Gänge in die umliegenden Wälder geflohen. Von den verbliebenen 500 Einwohnern, vor allem Greise, Kranke und Kinder, durften 100 die Stadt nackt, nur mit ihren Sünden beladen, verlassen, die anderen 400 wurden verbrannt oder gehängt. Nach dem Fall Carcassonnes wurde Simon IV. de Montfort von den Kreuzrittern zum Vicomte („Vizegraf“) von Béziers und Carcassonne und zum militärischen Anführer des Kreuzzugs gewählt.
Nach der Eroberung Carcassonnes ergaben sich mehrere Städte der Region. Albi, Castelnaudary, Castres, Fanjeaux, Limoux, Lombers und Montréal fielen an die Kreuzzugstruppen. Simon IV. de Montfort, der das Unternehmen nun von Carcassonne aus leitete, hatte in den Folgejahren immer wieder mit einem Mangel an Kreuzrittern zu kämpfen. Die Städte, die noch Widerstand leisteten, wurden dennoch weiter angegriffen. 1210 ergab sich nach langer Belagerung die Stadt Minerve. Die etwa 400 katharischen Einwohner, die sich weigerten zu konvertieren, wurden verbrannt. Als auch Termes im Dezember fiel, gab es nur noch wenige widerstrebende Städte. Durch ihr brutales Vorgehen hatten die Kreuzritter viele der ursprünglich noch dem Papst loyal gesinnten Adligen gegen sich aufgebracht. Raimund VI. von Toulouse hatte seinen Willen zur Zusammenarbeit mit den Päpstlichen aufgekündigt und war erneut exkommuniziert worden. In seinem Gefolge rebellierten viele der bereits eroberten Städte neuerlich.
Ab 1211 konzentrierte sich der Kreuzzug auf Kämpfe zwischen den Kreuzrittern und den Männern Graf Raimunds VI. Die Stadt Lavaur wurde am 3. Mai 1211 eingenommen. Am 12. September 1213 schlug Simon IV. de Montfort, der mittlerweile etliche eroberte Gebiete als Lehen erhalten hatte, ein militärisches Großaufgebot unter der Führung Raimunds VI. und seines Schwagers, König Peters II. von Aragon, in der Schlacht bei Muret; Peter fand in der Schlacht den Tod. Raimund VI. musste 1214 nach England fliehen, kehrte jedoch 1217 mit großem Gefolge und unter dem Jubel der Bevölkerung wieder zurück nach Toulouse. Eine darauf von Simon IV. de Montfort angestrengte Belagerung der Stadt endete am 25. Juli 1218, nachdem Simon durch einen Steinschleuderschuss getötet worden war. Seine Nachfolge trat sein Sohn Amalrich von Montfort an.
1216 war auch Papst Innozenz III. gestorben, sein Nachfolger wurde Honorius III. Im Folgejahr 1219 wurde Toulouse neuerlich erfolglos durch den Sohn des französischen Königs Philipp II., Prinz Ludwig, belagert.
In den frühen 1220er Jahren verschlechterten sich die Erfolgsaussichten für den Albigenserkreuzzug rapide. Es mangelte an Kreuzrittern, Eroberungen gingen verloren und die Katharer wagten sich wieder an die Öffentlichkeit. Nach dem Tod Graf Raimunds VI. von Toulouse im Jahr 1222 übernahm dessen Sohn Raimund VII. die Führung des Widerstandes. Die ungünstige Situation veranlasste Amalrich von Montfort schließlich, Okzitanien 1224 zu verlassen. Seine Besitzungen in den eroberten Gebieten verkaufte er dem nunmehrigen König von Frankreich, Ludwig VIII.
1226 führte der französische König einen neuerlichen Angriff in Südfrankreich. Offiziell stand dieser Krieg immer noch im Rahmen des vom Papst ausgerufenen Kreuzzuges, wobei die Interessen des Königs jedoch vorrangig in der Einverleibung der südfranzösischen Provinzen lagen. Zwar starb Ludwig noch im selben Jahr, der Krieg wurde jedoch von seinem Sohn Ludwig IX. auch 1227 unvermindert fortgesetzt. 1228 gab Graf Raimund VII. von Toulouse nach einem zermürbenden und zerstörerischen Krieg von fast 20 Jahren den Widerstand auf. Am 12. April 1229 schloss er den Vertrag von Paris mit der französischen Krone. Darin wurde die Eingliederung Okzitaniens in den französischen Staat besiegelt, Raimund VII. musste große Gebietsverluste hinnehmen. Ebenfalls 1229 fand in Toulouse eine kirchliche Synode statt, die sich mit dem weiteren Vorgehen gegen die Katharer befasste. Damit war der Albigenserkreuzzug offiziell beendet.
Einen anschaulichen Augenzeugenbericht über die ersten Jahre des Albigenserkreuzzuges liefert Peter von Vaux-de-Cernay, in deutscher Übersetzung von Sollbach (siehe unten: Literatur).
Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beginnend ab dem Ende des Albigenserkreuzzuges wurde Okzitanien mit seiner bis dahin recht eigenständigen Kultur in das Königreich Frankreich eingegliedert. Im Jahr 1271 fiel die Grafschaft Toulouse unter die direkte Herrschaft des französischen Königs, behielt aber bis 1779 einige Sonderrechte. Der kulturelle Gegensatz von Nord und Süd prägt Frankreich auch heute noch in gewissem Maße.
Das von den Päpsten ursprünglich verfolgte Ziel der Vernichtung der Katharer war jedoch mit dem Ende dieses Ketzerkreuzzuges nicht erreicht. Diese Aufgabe übernahm nun die Inquisition, die ab 1229 erstmals flächendeckend in der Diözese Toulouse zum Einsatz kam. Die Inquisition und weitere militärische Feldzüge vernichteten schließlich die Katharer bis zum Ende des 13. Jahrhunderts.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arno Borst: Die Katharer. Freiburg 2000, ISBN 3-451-04025-5 (Herder Spektrum 5079, Erstauflage 1953).
- Herbert Grundmann: Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Olms, Hildesheim 1977, ISBN 3-487-00097-0 (Reprograf. Nachdruck der Erstauflage 1935).
- Malcom Lambert: Geschichte der Katharer. Aufstieg und Fall der großen Ketzerbewegung. Primus, Darmstadt 2001, ISBN 3-89678-401-3.
- Jörg Oberste: Der „Kreuzzug“ gegen die Albigenser. Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-464-1.
- Gerhard E. Sollbach (Hrsg.): Kreuzzug gegen die Albigenser. Die „Historia Albigensis“ (1212–1218) / Pierre des Vaux-De-Cernay. Manesse, Zürich 1997, ISBN 3-7175-8228-3.
- Gesang vom Albigenserkreuzzug: Eine historische Handschrift zu den Geschehnissen jener Zeit in Okzitanien