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„Yörük“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die Stammesangehörigen; für einzelne Personen dieses Namens siehe [[Yörük (Name)]].}}
'''Yörük''' ([[Türkische Sprache|türkisch]], Pl. ''Yörükler'', im Türkischen auch ''Yürükler'' und im Deutschen "Yörüken", "Yörücken", "Yürücken" oder "Jürücken") werden die Angehörigen einer Gruppe von ''[[Oghusen|oghusisch-türkischen]]'' Stämmen genannt, die heute hauptsächlich in Südanatolien leben und zumeist hanefitische Sunniten, seltener der Schia zugehörige Aleviten,{{ref|Kunze1994_p153}} sind.
[[Datei:A Yörük father with his daughter, Antalya, Altınkaya, Turkey, 2009.jpg|mini|Yörükischer Nomade mit Kind]]
'''Yörük''' ({{trS|Yörükler}} oder ''Yürükler'') ist als [[Ethnonym]] der Sammelname diverser [[Oghusen|oghusstämmiger]] [[Volksstamm|Volksstämme]] (und [[Clan]]s), die heute hauptsächlich im südlichen [[Anatolien]] leben und [[Hanafiten|hanafitische]] Sunniten sind.


== Namensvarianten ==
== Herkunft, Stammesbildung und heutiges Überleben ==
Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] sind die Yörük auch unter folgenden Namen bekannt:
[[Bild:Yoeruek18.jpg|thumb|right|Yörük unterwegs zu neuen Weideplätzen]]
* Yörücken
[[Bild:Yoeruek25.jpg|thumb|right|Der LKW ersetzt heute oft die Dromedare]]
* Yürücken
Die meisten Vorfahren der ''Yörük'' sind wahrscheinlich ab dem [[11. Jahrhundert]] gemeinsam mit den [[Oghusen|oghusischen]] [[Rum-Seldschuken]] nach [[Anatolien]] [[Einwanderung|eingewandert]]. Auch im Gefolge des [[Mongolen|mongolischen]] Vorstoßes im [[13. Jahrhundert]] kamen ''Yörük'' hinzu. Sie waren [[Nomaden|Viehnomaden]] und dienten den türkischen [[Emir]]en und [[Sultan]]en als bevorzugte Krieger bei der [[Eroberung]] und [[Landnahme]] [[Anatolien]]s, [[Rumelien]]s und des [[Balkan]]s.{{ref|Kunze1994_p81_1}}{{ref|Kunze1994_p113}} Vermutlich vermischten sich die nur lose verbundenen türkstämmigen Vorfahren der ''Yörük'' bei der [[Einwanderung]] mit in [[Anatolien]] [[autochthon]]en Viehnomaden und assimilierten so möglicherweise byzantinische und [[Kurden|kurdische]] Elemente.{{ref|Kunze1994_p12}}{{ref|Kunze1994_p81_2}} Der Name ''Yörük'' tauchte schriftlich bereits im [[14. Jahrhundert]] als Verwaltungsterminus der [[Osmanen]] auf.{{ref|Kunze1994_p82_1}} Die osmanische Herrscherschicht führte ihre eigene Herkunft auf den zu den ''Yörük'' gehörenden Stamm der ''Kayı'' zurück.{{ref|Kunze1994_p82_2}} Ihre militärische Bedeutung verloren die ''Yörük'' Ende des 16. Jahrhunderts an die osmanischen [[Janitscharen]] (''yeni çeri'', "neue Truppe").{{ref|Kunze1994_p114}}<br>
* Jürücken
Ihre als ''yörüklük'' bezeichnete Lebensart als Viehnomaden behielten sie über Jahrhunderte bei. Doch schon unter den [[Osmanen]] wurden sie besonders ab dem 18. Jahrhundert zur [[Sesshaftigkeit]] gezwungen.{{ref|Kunze1994_p114f}}


== Ethnogenese ==
Auf dem Höhepunkt der osmanischen Machtentfaltung im 16. Jahrhundert waren ''Yörük'' mit den osmanischen Truppen in das gesamte osmanische Weltreich, im Westen bis nach Südosteuropa und ins östliche Mitteleuropa, gelangt. Auch nach den Gebietsverlusten des osmanischen Reiches blieben einzelne Stämme der ''Yörük'' dort. So wurden z. B. noch 1986 in 65 Gemeinden Mazedoniens ''Yürük''-Dialekte gesprochen.{{ref|Kunze1994_cfp82}}
[[Datei:DAVIS(1879) p010 YOUROUK ENCAMPMENT IN THE TAURUS.jpg|mini|Yörük-Rastplatz im Taurus-Gebirge (um 1875)]]
[[Datei:Yoeruek18.jpg|mini|Yörük unterwegs zu neuen Weideplätzen]]
[[Datei:Yoeruek25.jpg|mini|Der LKW ersetzt heute oft die Dromedare.]]
[[Datei:Jürüken-Zelt im unteren Xanthos-Thal Von Luschan 1889.jpg|mini|Yörük-Mann (mittig) mit Frau (links) vor schwarzem Zelt am unteren Koca Çayı in „Reisen in Lykien Milyas und Kibyratis“ von [[Felix von Luschan]]]]


Die meisten Vorfahren der Yörük sind wahrscheinlich ab dem 11.&nbsp;Jahrhundert gemeinsam mit den ihnen verwandten [[Oghusen|oghusischen]] [[Rum-Seldschuken]] nach Anatolien [[Einwanderung|eingewandert]]. Auch im Gefolge des [[Mongolen|mongolischen]] Vorstoßes im 13.&nbsp;Jahrhundert kamen viele Yörük hinzu. Sie waren [[Nomadismus|Viehnomaden]] und dienten den türkischen [[Emir]]en und [[Sultan]]en als bevorzugte Krieger bei der Eroberung [[Anatolien]]s, [[Rumelien]]s und des [[Balkanhalbinsel|Balkans]]. Der Name Yörük tauchte schriftlich bereits im 14.&nbsp;Jahrhundert als Verwaltungsterminus der [[Osmanisches Reich|Osmanen]] auf. Die osmanische Herrscherschicht führte ihre eigene Herkunft auf den zu den Yörük gehörenden Stamm der ''Kayı'' zurück. Ihre militärische Bedeutung verloren die Yörük bald an die osmanischen [[Janitscharen]] (''yeni çeri'', „neue Truppe“).
Im Verlauf des [[17. Jahrhundert]]s begannen sich die ''Yörük'' in kleinen Lokal- und Verwandtschaftsgruppen zu organisieren. Die osmanische Regierung gestand ihnen das Recht zu, fällige [[Steuer]]n selbst einzuziehen und junge ''Yörük'' zu rekrutieren. Dabei entstanden Verwaltungseinheiten, die zur Herausbildung von festen Stammeseinheiten (''cemaat'') und Stammesidentitäten führten. Um [[1830]] wurden die zuvor in ihrer Zusammensetzung einem steten Wandel unterworfenen Stämme als ''aşiret'' festgeschrieben. Die einzelnen ''Yörük'' wurden bis in die Mitte des [[20. Jahrhundert]]s auf den Meldeämtern unter ihrer Stammeszugehörigkeit registriert. Auch sie mussten [[1934]] bürgerliche Nachnamen annehmen.
Ihre als ''yörüklük'' bezeichnete Lebensart als Viehnomaden behielten sie über Jahrhunderte bei. Doch schon unter den [[Türken|Osmanen]] wurden sie teilweise zur [[Sesshaftigkeit]] gezwungen.


Auf dem Höhepunkt der osmanischen Machtentfaltung im 16.&nbsp;Jahrhundert waren Yörük mit den osmanischen Truppen in das gesamte osmanische Weltreich, im Westen bis nach Südosteuropa und ins östliche Mitteleuropa, gelangt. Auch nach den Gebietsverlusten des osmanischen Reiches blieben einzelne Stämme der Yörük dort. So wurden zum Beispiel noch 1986 in 65 Gemeinden [[Nordmazedonien]]s ''Yörük''-Dialekte gesprochen.
Heute sind die meisten ''Yörük'' in [[Dorf|Dörfern]] und [[Stadt|Städten]] [[Sesshaftigkeit|sesshaft]] und gehen verschiedensten Berufen nach.{{ref|Kunze1994_p103}} Einige sind Teilnomaden, die nur im Sommer ihre [[Alm|Hochalmen]] (''yayla'') betreiben, nur ganz wenige leben ganzjährig in Zelten und sind im Winter in den [[Tiefebene|Tiefländern]] der Küstenstreifen und -ebenen am [[Mittelmeer]] unterwegs. Alle, auch die Vollnomaden, müssen heutzutage in einem Dorf oder in einer Stadt registriert sein.{{ref|Kunze1994_p71_1}} Dabei werden sie weder unter ihrem Stammesnamen noch als ''Yörük'' erfasst.{{ref|Kunze1994_p71_2}}


Im Verlauf des 17.&nbsp;Jahrhunderts begannen sich die Yörük in kleinen Lokal- und Verwandtschaftsgruppen zu organisieren. Die osmanische Regierung gestand ihnen das Recht zu, fällige [[Steuer]]n selbst einzuziehen und junge Yörük zu rekrutieren. Dabei entstanden Verwaltungseinheiten, die zur Herausbildung von festen Stammeseinheiten ''(cemaat)'' und Stammesidentitäten führten. Um 1830 wurden die zuvor in ihrer Zusammensetzung einem steten Wandel unterworfenen Stämme als ''aşiret'' festgeschrieben. Die einzelnen Yörük wurden bis in die Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts auf den Meldeämtern unter ihrer Stammeszugehörigkeit registriert. Auch sie mussten 1934 bürgerliche Nachnamen ([[Familiennamensgesetz (Türkei)|Familiennamensgesetz]]) annehmen.
Das Bewusstsein, ''Yörük'' zu sein und dem ''yörüklük'' verpflichtet zu sein, teilen vollnomadische, halbnomadische und sesshafte ''Yörük'' miteinander; ''yörüklük'' bedeutet dabei für sie in nicht nur das Wandernomadentum, sondern auch die Gesamtheit ihrer Kultur und ihrer Lebensweise im [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchalischen]] Familien- und Stammesverband, die bestimmend bleibt, auch wenn die ''Yörük'' sesshaft geworden sind.


Heute sind die meisten Yörük in Dörfern und Städten [[Sesshaftigkeit|sesshaft]] und gehen verschiedensten Berufen nach. Einige sind Teilnomaden, die nur im Sommer ihre [[Alm (Bergweide)|Hochalmen]] ''(yayla)'' betreiben, nur ganz wenige leben ganzjährig in Zelten. Alle, auch die Vollnomaden, müssen heutzutage in einem Dorf oder in einer Stadt registriert sein. Dabei werden sie weder unter ihrem Stammesnamen noch als Yörük erfasst.
=== Namen der Stämme ===
[[Bild:Yoeruek20.jpg|thumb|right|Manche Stämme wie die ''Karakoyunlu'' gaben sich ihre Namen nach ihren wichtigsten Weidetieren]]
Von Bedeutung sind heute noch:<br>
''Aksığırlı, Alı Efendı, Bahşış, Çakallar, Çoşlu, Elekli, Gaçar, Güzelbeyli, Honamlı, Horzum, Karaevli, Karahacılı, Karakoyunlu, Karakayalı, Karalar, Karakeçili, Manavlı, Melemenci, Saçıkaralı, Sarı Ağalı, Sarıhacılı, Sarıkeçili, Sarıtekeli, Tekeli, Yeni Osmanlı''.{{ref|Kunze94_p83}}


[[Datei:Yoeruek20.jpg|mini|Manche Stämme wie die ''Karakoyunlu'' gaben sich ihre Namen nach ihren wichtigsten Weidetieren.]]
Die in dieser Zusammenstellung nicht genannten ''Aydınlı'' (dt. etwa "Leute aus Aydın") weisen eine Besonderheit auf. Sie gehörten zu verschiedenen westanatolischen ''Yörük''-Stämmen und sind teilweise schon im 19. Jahrhundert nach Osten in den Antitaurus gewandert. Belegte Gründe dafür waren: blutige Streitigkeiten mit dem ''derebey'' im Gebiet der heutigen Provinz Antalya, der bis zu sieben Jahre dauernde Militärdienst, Flucht vor Steuereintreibern und Auseinandersetzungen um Weideplätze. Zudem wurden Angehörige westanatolischer ''Yörük''-Stämme angezogen von den freigewordenen, ehemaligen Weidegebieten der ''Afscharen'', die am Ende der militärischen Auseinandersetzungen des osmanischen Staates mit den Nomadenstämmen der Çukurova und der Berge nördlich davon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Sesshaftigkeit gezwungen worden waren. Die ''Aydınlı'', die daraufhin zum Beispiel im Umkreis armenischer Dörfer die Hochalmen des Antitaurus als Sommerweide genutzt hatten, wurden selbst vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts in den inzwischen von Armeniern entvölkerten Dörfern teils unter Zwang und teils freiwillig angesiedelt. In den östlichen Gebieten hatten sich die aus dem westlichen Taurus zugewanderten Stämme zu neuen Gruppen formiert, hatten dort schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts von der örtlichen Bevölkerung wegen ihrer Herkunft aus der Gegend von [[Aydın]] ihren Fremdnamen erhalten und wurden nicht mehr als ''Yörük'' bezeichnet.{{ref|Kunze1994_p34}}{{ref|Kunze1994_p12_3}} Den Namen ''Aydınlı'' übernahmen sie selbst und nennen sich auch nicht ''Yörük'', obwohl sie sich ihrer Herkunft von den ''Yörük'' bewusst sind.
Einige Yörük-Stämme die heute noch in der Türkei bekannt sind: ''Aksığırlı, Avsarlar, Aydınlı, Çakallar, Gaçar, Genc, Güzelbeyli, Honamlı, Karaevli, Karakoyunlu, Karakayalı, Karakeçili, Sarı Ağalı, Sarıhacılı, Sarıkeçili, Sarıtekeli und Tekeli''.


== Herkunft das Namens ''Yörük'' ==
== Herkunft des Namens Yörük ==
Die Bezeichnung ''Yörük/Yürük'' (dt. „Eine Person die umherzieht, wandert“) wird oft auf das [[Türkische Sprache|türkische]] ''yürümek'', (in ihrer Eigensprache ''yörümek'') (dt. „sich fortbewegen, marschieren, gehen, wandern“) zurückgeführt und könnte daher mit der zumindest ursprünglich nomadischen Lebensweise zusammenhängen. [[Kurden|Kurdische]] Nomaden bezeichnen sich selbst allerdings nicht als Yörük. Für Nomaden gibt es zudem im Türkischen die allgemeine Bezeichnung ''göçebe'' (von ''göç'', dt. „Auswanderung, Migration“). Yörük, als Name einer Stammesgruppe im Türkischen folgerichtig großgeschrieben, wäre demnach eher ein ethnischer Name im Sinne einer kulturellen Gemeinschaft als die Bezeichnung von Menschen mit einer viehnomadischen Lebens- und Wirtschaftsweise. So sehen es auch die meisten Yörük selbst.


== Siedlungsgebiete halbnomadischer Yörük ==
Die Bezeichnung ''Yörük/Yürük'' wird oft auf das [[Türkische Sprache|türkische]] ''yürümek'' (dt. "sich fortbewegen, marschieren, gehen") zurückgeführt und könnte daher mit der zumindest ursprünglich nomadischen Lebensweise zusammenhängen. [[Turkmenen|Türkmenische]] und [[Kurden|kurdische]] Nomaden bezeichnen sich selbst allerdings nicht als ''Yörük''.{{ref|Kunze94_p13f}} Für Nomaden gibt es zudem im Türkischen die allgemeine Bezeichnung ''göçebe'' (von ''göç'', dt. "Wanderung").{{ref|Kunze94_p82_3}} Eine andere Theorie führt den Namen auf den Stamm der ''Yüreğir'' zurück.<br>
[[Datei:Yoeruek16.jpg|mini|Zeltgruppe ''(kabile)'']]
''Yörük'', als Name einer Stammesgruppe im Türkischen folgerichtig groß geschrieben, wäre demnach eher ein ethnischer Name im Sinne einer kulturellen Gemeinschaft als die Bezeichnung von Menschen mit einer viehnomadischen Lebens- und Wirtschaftsweise.{{ref|Kunze94_p82f}}{{ref|Kunze1984_p12f}} So sehen es auch die meisten ''Yörük'' selbst.
Nur noch wenige Yörük betreiben [[Halbnomadismus|halbnomadischen]] [[Transhumanz#Yaylak-Pastoralismus|Yaylak-Pastoralismus]] (traditionelle [[Transhumanz|Wanderweidewirtschaft]] auf Naturweiden), und ihre Zahl nimmt im Zuge der Modernisierung stetig ab. Ihre Sommerweidegebiete liegen vor allem in den Gebirgen und Hochebenen zwischen [[Konya (Provinz)|Konya]] und [[Antalya (Provinz)|Antalya]], [[Kayseri (Provinz)|Kayseri]] und [[Kahramanmaraş (Provinz)|Kahramanmaraş]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]] und [[Hatay (Provinz)|Hatay]]. Die Winterweidegebiete und festen Siedlungen liegen in der Regel in den Tiefländern entlang der Mittelmeerküste. Lediglich um Konya findet man nomadische Yörük auch im Winter.


== Siedlungsgebiete nomadischer ''Yörük'' ==
== Yörük-Identität ==
Das Bewusstsein, ''Yörük'' zu sein und dem ''yörüklük'' verpflichtet zu sein, teilen halbnomadische und sesshafte Yörük miteinander; ''yörüklük'' bedeutet dabei für sie nicht nur das Wandernomadentum, sondern auch die Gesamtheit ihrer Kultur und ihrer Lebensweise im [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchalischen]] Familien- und Stammesverband, die bestimmend bleibt, auch wenn die Yörük sesshaft geworden sind. Die Yörük selbst sehen sich aufgrund ihres ''yörüklük'' zwar undeutlich als ethnische Einheit, für ihr Selbstverständnis sind aber die [[Familie]] ''(aile)'', der Verwandtschaftsverband ''(sülâle)'', die Zeltgemeinschaft ''(oba)'', die Zeltgruppe ''(kabile)'' und mit Einschränkungen der Stamm ''(aşiret)'' von größerer Bedeutung.


Viele Türken sehen in den Yörük von außen betrachtet einen letzten Rest des [[Oghusen|oghusischen]] Türkentums und verehren sie als „echte Türken“ ''(öz türkler)''. Es gibt auch Türken, die sich selbst als Yörük begreifen und sich mit ihnen [[Identität#Personale Identität|identifizieren]], ohne den Yörük-Stämmen anzugehören. Sozialromantisch wird den Yörük ein ursprüngliches, freies Leben ohne staatliche Zwänge zugerechnet. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem ''yörüklük'' versuchte der „1. yörük-türkmenische Kongress in Ankara vom 8.–9. Januar 2005“ ({{trS|1. Yörük Türkmen Kurultayı}}).
[[Bild:Siedlungsgebiete nomadischer Yörüken.png|right|thumb|Siedlungsgebiete nomadischer Yörük]]

Nur noch etwa 10.000 ''Yörük'' leben vollnomadisch.{{ref|Kunze94_p14}}{{ref|Kunze94_p77}}{{ref|Kunze1994_p64}} Ihre Sommerweidegebiete liegen vor allem in den Gebirgen und Hochebenen zwischen [[Konya (Provinz)|Konya]] und [[Antalya (Provinz)|Antalya]], [[Kayseri (Provinz)|Kayseri]] und [[Kahramanmaraş (Provinz)|Kahramanmaraş]], [[Gaziantep (Provinz)|Gaziantep]] und [[Hatay (Provinz)|Hatay]]. Die Winterweidegebiete liegen in der Regel in den Tiefländern entlang der Mittelmeerküste.{{ref|ScholzEtSchweizer1992_AX11}} Lediglich um Konya findet man vollnomadische ''Yörük'' auch im Winter.

== ''Yörük''-Identität ==
[[Bild:Yoeruek16.jpg|thumb|right|Zeltgruppe (''kabile'')]]
Die ''Yörük'' selbst sehen sich aufgrund ihres ''yörüklük'' (dt. etwa Yörükentum) zwar undeutlich als ethnische Einheit, für ihr Selbstverständnis sind aber die [[Familie]] (''aile''), der Verwandtschaftsverband (''sülâle''), die Zeltgemeinschaft (''oba''), die Zeltgruppe (''kabile'') und mit Einschränkungen der Stamm (''aşiret'') von größerer Bedeutung.{{ref|Kunze1994_cfp81u83}}

Nationalen Ideen verpflichtete Türken sehen in den ''Yörük'' von außen betrachtet einen letzten Rest des oghusischen Türkentums und verehren sie als "echte Türken" (''öz türkler'').{{ref|Kunze1994_p12_2}} Es gibt auch Türken, die sich selbst als ''Yörük'' begreifen und sich mit ihnen [[Identifizierung|identifizieren]], ohne den ''Yörük''-Stämmen anzugehören. Sozialromantisch wird den ''Yörük'' ein ursprüngliches, freies Leben ohne staatliche Zwänge zugerechnet.<br>
Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem ''yörüklük'' versuchte der "1. yörük-türkmenische Kongress in Ankara vom [[8. Januar|8.]] - [[9. Januar]] [[2005]]" ([[Türkische Sprache|türkisch]]: ''"1. Yörük Türkmen Kurultayı"'').


== Lebens- und Wirtschaftsweise ==
== Lebens- und Wirtschaftsweise ==
Bereits in früheren Jahrhunderten änderten einzelne Yörük-Gruppen und -Stämme ihre Lebens- und Wirtschaftsweise. Meist wurden aus [[Nomade|Vollnomaden]] Halbnomaden und schließlich [[Sesshaftigkeit|Sesshafte]]. Es gibt allerdings auch Beispiele dafür, dass Sesshafte wieder eine nomadische Lebensweise angenommen haben oder ein längerfristiger oder kurzfristiger Wechsel zwischen Voll- und Halbnomadentum stattgefunden hat. Heute geht die Entwicklung beschleunigt auf eine endgültige Sesshaftigkeit zu.


Bereits in früheren Jahrhunderten änderten einzelne ''Yörük''-Gruppen und -Stämme ihre Lebens- und Wirtschaftsweise. Meist wurden aus Vollnomaden Halbnomaden und schließlich Sesshafte. Es gibt allerdings auch Beispiele dafür, dass Sesshafte wieder eine nomadische Lebensweise angenommen haben oder ein längerfristiger oder kurzfristiger Wechsel zwischen Voll- und Halbnomadentum stattgefunden hat. Heute geht die Entwicklung beschleunigt auf eine endgültige Sesshaftigkeit zu.
=== Vollnomaden ===
=== Vollnomaden ===
[[Bild:Yoeruek10.jpg|thumb|right|Das schwarze Ziegenhaarzelt mit Antenne]]
[[Datei:Yoeruek10.jpg|mini|Das schwarze Ziegenhaarzelt mit Antenne.]]
[[Bild:Yoeruek6.jpg|thumb|right|Dromedarstute mit Fohlen, im Hintergrund weidende Ziegen]]
[[Datei:Yoeruek6.jpg|mini|Dromedarstute mit Fohlen, im Hintergrund weidende Ziegen]]
[[Bild:Yoeruek32.jpg|thumb|right|Reitdromedare auf dem Weg zu gut zahlenden Touristen]]
[[Datei:Yoeruek32.jpg|mini|Reitdromedare auf dem Weg zu Touristen]]
Die ursprüngliche Wanderviehzucht der ''Yörük'' muss man stets in Verbindung mit Ackerbau sehen. Der Vollnomade steht in Handelsverbindungen mit den Bauern, denn auch die vollnomadischen ''Yörük'' haben als Hauptnahrung Getreideprodukte.{{ref|Kunze1994_p46}} Milchprodukte und Fleisch, Wolle und aus Wolle hergestellte Gewebe wie Teppiche sind großenteils für den Handel bestimmt.{{ref|Kunze1994_p45}}{{ref|Kunze1994_p91}}{{ref|Kunze1994_p109}}


Die ursprüngliche Wanderviehzucht der Yörük muss man stets in Verbindung mit Ackerbau sehen. Der Vollnomade steht in Handelsverbindungen mit den Bauern, denn auch die vollnomadischen Yörük haben als Hauptnahrung Getreideprodukte. Milchprodukte und Fleisch, Wolle und aus Wolle hergestellte Gewebe wie Teppiche sind großenteils für den Handel bestimmt.
Die Wanderungen der ''Yörük'' sind von den Jahreszeiten bestimmt. Der Sommer wird auf den ''yayla'' genannten Sommerweidegebieten in den Hochländern und Gebirgen verbracht, der Winter in den Winterweidegebieten (''kışlak'') der Tiefländer und der niedrigen Lagen der angrenzenden Berge. Auf den Wanderungen zwischen beiden Gebieten werden manchmal im Herbst und im Frühling Zwischenstationen (''güzlek'' und ''yazlak'') bezogen.{{ref|Kunze1994_p104u109}} Ganzjährig, also während der Wanderungen und auch in den Weidegebieten, wohnen die ''Yörük'' in Zelten. Schon bald nach der Einwanderung in Anatolien vertauschten die ''Yörük'' ihre Filzjurten gegen die heute üblichen leichteren schwarzen Zelte aus Ziegenhaar, deren Machart aus dem arabischen Raum stammt.{{ref|Kunze1994_p81_3}}


Die Wanderungen der Yörük sind von den Jahreszeiten bestimmt. Der Sommer wird auf den ''yayla'' genannten Sommerweidegebieten in den Hochländern und Gebirgen verbracht, der Winter in den Winterweidegebieten ''(kışlak)'' der Tiefländer und der niedrigen Lagen der angrenzenden Berge. Ganzjährig, also während der Wanderungen und auch in den Weidegebieten, wohnen die Yörük in Zelten. Schon bald nach der Einwanderung in Anatolien vertauschten die Yörük ihre Filzjurten gegen die heute üblichen leichteren schwarzen Zelte aus Ziegenhaar, deren Machart aus dem arabischen Raum stammt.
Schafe und Ziegen bilden die Viehherden. Dromedare, Pferde, und Esel wurden früher als Transportmittel eingesetzt. Heutzutage werden sie meist durch Lastkraftwägen und Traktoren ersetzt.{{ref|Kunze1994_p103f}} Mit Dromedaren übernahmen die ''Yörük'' auch vielseitigen Karawanen-Fernhandel, z. B. mit dem Salz des ''Tuz Gölü''. Dromedar-Karawanen bilden heute eine Touristenattraktion. Kamelreiten wurde zum wichtigen Nebenerwerb mancher immer noch nomadisierender ''Yörük''. Auch Touristenbesuche im Nomadenzelt mit Bewirtung, folkloristischen Darbietungen und Verkauf von Teppichen bessern die Haushaltskasse auf.{{ref|Kunze1994_cfp104_1}}{{ref|Kunze1994_p21}} Ein Hauptverdienst der ''Yörük'' ist der Verkauf von Schafen und Ziegen, bevorzugt für die islamischen Feiertage wie z. B. ''Kurban Bayramı'', das Opferfest zum Gedenken an Abrahams (İbrahims) Opfergabe.{{ref|Kunze1994_p109_2}}


Schafe und Ziegen bilden die Viehherden. Dromedare, Pferde, und Esel wurden früher als Transportmittel eingesetzt. Heutzutage werden sie meist durch Lastkraftwagen und Traktoren ersetzt. Mit Dromedaren übernahmen die Yörük auch vielseitigen Karawanen-Fernhandel, z.&nbsp;B. mit dem Salz des Salzsees [[Tuz Gölü]]. Touristenbesuche im Nomadenzelt mit Bewirtung, folkloristischen Darbietungen und Verkauf von Teppichen bessern die Haushaltskasse auf. Ein Hauptverdienst der Yörük ist der Verkauf von Schafen und Ziegen, bevorzugt für die islamischen Feiertage wie z.&nbsp;B. ''Kurban Bayramı'', das Opferfest zum Gedenken an Abrahams Opfergabe.
In früheren Jahrhunderten dominierte der Tauschhandel. Vor allem die Einführung von Pachtgebühren für die in osmanischen Zeiten pachtfreien und leichter zugänglichen Weidegebiete zwangen die ''Yörük'' zur Geldwirtschaft überzugehen. Oft genug führte das zu ihrer Verarmung.{{ref|Kunze1994_p92}}{{ref|Kunze1994_p104}}<br>
Nicht nur in den Winterweidegebieten, sondern auch auf den ''yayla'' stehen durch die Ausweitung des Ackerbaus, die Überbauung mit Siedlungen und Verkehrswegen sowie durch Aufforstungen immer weniger Flächen für die Beweidung zur Verfügung.{{ref|Kunze1994_p91f}}


In früheren Jahrhunderten dominierte der Tauschhandel. Vor allem die Einführung von Pachtgebühren für die in osmanischen Zeiten pachtfreien und leichter zugänglichen Weidegebiete zwangen die Yörük zur Geldwirtschaft überzugehen. Oft genug führte das zu ihrer Verarmung.
Das Resultat dieser wirtschaftlichen Entwicklungen ist eine Art Nebenerwerbs-Vollnomadismus.
Nicht nur in den Winterweidegebieten, sondern auch auf den ''yayla'' stehen durch die Ausweitung des Ackerbaus, die Überbauung mit Siedlungen und Verkehrswegen sowie durch Aufforstungen immer weniger Flächen für die Beweidung zur Verfügung. Das Resultat dieser wirtschaftlichen Entwicklungen ist eine Art Nebenerwerbs-Vollnomadismus.


=== Halbnomaden ===
=== Halbnomaden ===
[[Bild:Yoeruek4.jpg|thumb|right|Im Hof einer festen Ansiedlung wird frisch gefärbte Wolle getrocknet]]
[[Datei:Yoeruek4.jpg|mini|Im Hof einer festen Ansiedlung wird frisch gefärbte Wolle getrocknet.]]
Schon bei den vollnomadisierenden ''Yörük'' wurde das Zelt in den Hauptweidegebieten manchmal durch einfache, feste Steinhäuser ersetzt. Bei den Halbnomaden wurden feste Häuser in den Winterweidegebieten zur Regel. Bleibt ein Teil der Familie, meist die Männer, auch während des Sommers im Winterweidegebiet, wird hier auf gepachtetem oder gekauftem Land Ackerbau betrieben.{{ref|Kunze1994_p97}}


Schon bei den vollnomadisierenden Yörük wurde das Zelt in den Hauptweidegebieten manchmal durch einfache, feste Steinhäuser ersetzt. Bei den Halbnomaden wurden feste Häuser in den Winterweidegebieten zur Regel. Bleibt ein Teil der Familie auch während des Sommers im Winterweidegebiet, wird hier Ackerbau betrieben.
=== Sesshafte ===


=== Sesshafte ===
Die klassische Erwerbstätigkeit sesshafter ''Yörük'' als Nachfolge des Nomadismus ist der Ackerbau. Besonders in den Küstengebieten des Mittelmeeres und in den Beckenlandschaften der aus dem Taurus ins Mittelmeer fließenden Flüsse nehmen die ''Yörük'' Anteil an der vehementen Wandlung der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft zu einem spezialisierten Erwerbsanbau für den nationalen und internationalen Markt. Typisch dafür ist der Anbau von Tomaten in Gewächshäusern.{{ref|Kunze1994_cfp104_2}}
Die klassische Erwerbstätigkeit sesshafter Yörük als Nachfolge des Nomadismus ist der Ackerbau und die [[Milchwirtschaft]]. Besonders in den Küstengebieten des Mittelmeeres und in den Beckenlandschaften der aus dem [[Taurusgebirge|Taurus]] ins Mittelmeer fließenden Flüsse nehmen die Yörük Anteil an der vehementen Wandlung der bäuerlichen [[Subsistenzwirtschaft]] zu einem spezialisierten [[Erwerbswirtschaft|Erwerbsanbau]] für den nationalen und internationalen Markt.


Inzwischen sind die Nachkommen nomadisierender ''Yörük'' in allen Berufen und Erwerbszweigen zu finden.{{ref|Kunze1994_p103_2}} Meist identifizieren sie sich dennoch immer noch mit dem ''yörüklük'' ihrer Vorfahren.
Inzwischen sind die Nachkommen der Yörük in allen Berufen und Erwerbszweigen zu finden. Meist identifizieren sie sich dennoch immer noch mit dem ''yörüklük'' ihrer Vorfahren.


== Sprache ==
== Sprache ==
[[Datei:Yoeruek9.jpg|mini|Milch ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung.]]
Die Yörük sprechen eine alte Form des [[Türkische Sprache|Türkischen]]. Ihre [[Dialekt]]e sind fast vollständig frei von [[Arabische Sprache|arabischen]] und [[Persische Sprache|persischen]] [[Lehnwort|Lehnwörtern]] und spiegeln das traditionelle Leben als Viehnomaden wider. Bei den Yörük haben sich alttürkische Wörter, Redewendungen und grammatische Formen erhalten, die im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch der türkischen Bevölkerung meist nicht (mehr) verwendet werden, aber durchaus bekannt sind (vgl. im Deutschen den Begriff ''Weib'', der fast nur im Dialekt Verwendung findet). Oft unterscheidet sich aber nur die Aussprache des Yörükischen von der des Hochtürkischen. Der yörükische Dialekt klingt für die Sprecher des Hochtürkischen oft lustig oder komisch. Vergleichbar ist das ungefähr wie zwischen [[bairische Dialekte|bayrisch]] und hochdeutsch.


{| cellspacing="2" cellpadding="2"
Die ''Yörük'' sprechen eine alte Form des [[Türkische Sprache|Türkischen]]. Ihre [[Dialekt]]e sind fast vollständig frei von [[Arabische Sprache|arabischen]] und [[Persische Sprache|persischen]] [[Lehnwort|Lehnwörter]]n und spiegeln das traditionelle Leben als Viehnomaden wider. Bei den ''Yörük'' haben sich alttürkische Wörter, Redewendungen und grammatische Formen erhalten, die im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch der türkischen Bevölkerung meist nicht (mehr) verwendet werden, aber durchaus bekannt sind. (vgl. im Deutschen den Begriff "Weib", der fast nur im Dialekt Verwendung findet)<br>
Oft unterscheidet sich aber nur die Aussprache des Yörükischen von der des Hochtürkischen.
[[Bild:Yoeruek9.jpg|thumb|right|Bei den ''Yörük'' heißt Milch ''sağan'']]
{| border="1" cellpadding="7" cellspacing="0" align="left"
|+'''Unterschiede in der Aussprache'''
|-
|-
|
! style="background:#CFCFCF;" | ''Deutsch''
{| class="wikitable"
|+'''Unterschiede in der Wortwahl'''
|-
! style="background:#CFCFCF;" | ''Deutsch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Türkisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Türkisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Yörükisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Yörükisch''
|-
|-
| berühren || dokunmak || değmek
| heute||bugün||böyün
|-
|-
| hier||burada||borda
| schwanger || hamile || gebe
|-
|-
| hüpfen || zıplamak || kalgımak
| Unwissenheit||cahillik||caillik
|-
|-
| schön||güzel||gözel
| groß || büyük || gocaman
|-
|-
| gut||iyi||eyi
| klein || küçük || ufak
|-
|-
| rot || kırmızı || al
| klein||küçük||gücük
|-
|-
| faul||tembel||dembel
| grau || gri || boz
|-
|-
| blau || mavi || gök
|-
| schwarz || siyah || gara
|-
| weiß || beyaz || ak
|-
| alt || yaşlı || goca
|-
| schieben || ittirmek || kaktırmak
|-
| waschen || yıkamak || yümek
|-
| schnell || hızlı || gıvrak
|-
| Hund || köpek || it
|-
| Dach || tavan || dambeş
|-
| Becher || bardak || kupa
|-
| Milch || süt || sağan
|-
| Essen/Gericht || yemek || aş
|-
| Bohne || fasulye || lobiya
|-
| Schuh || ayakkabı || babuç
|-
| Hose || pantolon || pontur
|-
| Hemd || gömlek || sıkma
|-
| Unterhemd || atlet || göynek
|-
| Schal || atkı || dolama
|-
| Tierarzt || veteriner || baytar
|-
| Kelle || kepçe || çomça
|-
| Kilogramm || kilo || ogga
|-
| wegbringen || götürmek || iletmek
|-
| loslassen || bırakmak || govvemek
|-
| springen || atlamak || hoplamak
|-
| Mann || adam || herif
|-
| Frau || kadın || garı
|-
| Ehefrau || hanım || avrat
|-
| Urgroßmutter || nine || ebe
|-
| Großer Bruder || ağabey || gaga
|-
| stehen || dikilmek || dingelmek
|-
| nicht mehr || artık değil || yetti gaari
|}
|}
|
{| border="1" cellpadding="7" cellspacing="0"
{| class="wikitable"
|+'''Unterschiede in der Wortwahl'''
|+'''Unterschiede in der Aussprache'''
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|-
! style="background:#CFCFCF;" | ''Deutsch''
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! style="background:#CFCFCF;" | ''Türkisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Türkisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Yörükisch''
! style="background:#CFCFCF;" | ''Yörükisch''
|-
|-
| heute || bugün || böyün
| berühren||dokunmak||değmek
|-
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| schwanger||hamile||gebe
| grob || kaba || gaba
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| hier || burada || borda/hurda
| klein||küçük||ufak
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| blau||mavi||gök
| dort || orada || horda
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| Milch||süt||sağan
| diese(r) || bu || hu
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| so || böyle || hööle
| Tierarzt||veteriner||paynar
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| haben || var || vaa
| wegbringen||götürmek||eltmek
|-

| König || kral || gıral
|-
| Zigarette || sigara || ciara
|-
| Trainingsanzug || eşofman || eşortman
|-
| Frucht || meyve || meeve
|-
| Pastete || poğaça || booçe
|-
| Teigwaren || börek || bööreg
|-
| Stück || tane || dene
|-
| hinlegen || koymak || gomak
|-
| kalt || soğuk || sovuk
|-
| warm || sıcak || ıscak
|-
| Medizin || ilaç || ilec
|-
| Frost || don || dong
|-
| Neffe || yeğen || yiğen
|-
| Bruder || kardeş || gardaş
|-
| Mutter || anne || ana
|-
| Vater || baba || uva
|-
| Große Schwester || abla || aba
|-
| Apfel || elma || alme
|-
| Darm || bağırsak || gursak
|-
| Kinn || çene || çenge
|-
| Papier || kağıt || kayat
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| Unwissenheit || cahillik || caillik
|-
| schön || güzel || gözel
|-
| gut || iyi || eyi
|-
| klein || küçük || güccük
|-
| faul || tembel || dembel
|-
|-
|}

|}
|}


== Musik ==
== Musik ==


Die fortschreitende Akkulturation der ''Yörük'' in den Dörfern und Städten und auch die der nomadisierenden ''Yörük'' hat dazu geführt, dass deren besondere Kultur und damit auch deren ureigne Musik immer mehr verdrängt werden. Die türkische Popmusik erklingt inzwischen wie selbstverständlich auch in den Nomadenzelten, in die längst Fernsehgerät und CD-Player Einzug gehalten haben.{{ref|Kunze1994_p16}} Doch bei Festen wie Hochzeiten oder dem Beschneidungsfest kann sich die eigene Musik der ''Yörük'' immer noch behaupten.
Die fortschreitende Akkulturation der Yörük in den Dörfern und Städten und auch die der nomadisierenden Yörük hat dazu geführt, dass deren besondere Kultur und damit auch deren ureigne Musik immer mehr verdrängt werden. Die türkische Popmusik erklingt inzwischen wie selbstverständlich auch in den Nomadenzelten, in die längst Fernsehgerät und CD-Player Einzug gehalten haben. Doch bei Festen wie Hochzeiten oder dem Beschneidungsfest kann sich die eigene Musik der Yörük immer noch behaupten.

Die Yörük brachten gemeinsam mit anderen oghusischen Turkstämmen ''das Element des Klanglichen'' in die Musik des kleinasiatisch-vorderasiatischen Raumes, die ein ganz neues Element in die vor allem persisch und arabisch dominierte Musik brachte: Das zeigt sich vor allem in der meist bordunartigen Mehrstimmigkeit, mit der die lineare, einstimmige Melodik bereichert wird. Diese Mehrstimmigkeit lässt sich vor allem auf mehrsaitigen Chordophonen erreichen.


Die langhalsige ''[[Kabak-Kemane|kabak-kemane]]'' und die kurzhalsige ''kemen'', wegen ihrer Spielweise auch ''tırnak kemençesi'' („Fingernagel-[[Kemençe]]“) genannt, eignen sich wegen ihrer mindestens zwei, meistens drei, oft vier Saiten bestens für die Ausführung von Bordunen. Das gilt auch für die viel genutzten, mit verschiebbaren Bünden versehenen Langhalslauten verschiedener Größe, die meist vereinfachend ''[[saz]]'' genannten ''bağlama'' (von ''bağlamak'', „binden“).
=== Das neue Element des Klanglichen ===


Keine Bordunpfeifen hat die Sackpfeife ''[[Tulum (Sackpfeife)|tulum]]'' („Sack aus einem Schaf- oder Ziegenbalg“). Sie besitzt zwei Spielpfeifen, die eine echte Zweistimmigkeit zulassen. Als typisches Hirteninstrument gilt auch die offene, schwer zu spielende Längsflöte ''[[kaval]]''.
Die ''Yörük'' brachten gemeinsam mit anderen oghusischen Turkstämmen eine Musik in den kleinasiatisch- vorderasiatischen Raum, die ein ganz neues Element in die vor allem persisch und arabisch dominierte Musik brachte: das Element des Klanglichen. Das zeigt sich vor allem in der meist bordunartigen Mehrstimmigkeit, mit der die lineare, einstimmige Melodik bereichert wird. Diese Mehrstimmigkeit lässt sich vor allem auf mehrsaitigen Chordophonen erreichen. Eine echte Zweistimmigkeit ermöglichen Sackpfeifen.


Besonders die getanzten ''kırık hava'', sehr rhythmische Lieder mit einem engen Tonumfang, brauchen eine Unterstützung durch Schlaginstrumente. Hier dominiert die überall in der Türkei beliebte große Trommel ''[[davul]]'', oft in einem Duo mit der ''[[zurna]]'', einem Oboeninstrument. Diese Instrumente benutzten die ''[[Aşık]]'' genannten Volkssänger der alevitischen ''Abdal'' Wandermusikanten. Manche Forscher nehmen an, die ''davul'' sei besonders wegen ihres eindrücklichen Klanges bei vorislamischen Krankenheilungen verschiedener Turkstämme eingesetzt worden. Für die Yörük ist ihre Verwendung bei Begräbniszeremonien und bei den ''ağıt'' genannten Klageliedern bezeugt. Osman I. brachte die ''davul'' als königliches Symbol in die türkische Flagge und Standarte ein.
=== Instrumente ===


Weitere Schlaginstrumente sind aneinandergeschlagene [[Löffel (Musikinstrument)|Holzlöffel]] ''(kaşık)'', die Rahmentrommel ''[[Daf (Musikinstrument)|def]]'' und unter verschiedenen Namen angeführte Bechertrommeln.
====Saiteninstrumente====
Die langhalsige ''[[Kabak-Kemane|kabak kemane]]'' und die kurzhalsige ''kemane'', wegen ihrer Spielweise auch ''tırnak kemençesi'' ("Fingernagel-[[Kemençe|Kemençe]]") genannt, eignen sich wegen ihrer mindestens zwei, meistens drei, oft vier Saiten bestens für die Ausführung von Bordunen.<br>
Das gilt auch für die viel genutzten, mit verschiebbaren Bünden versehenen Langhalslauten verschiedener Größe, die meist vereinfachend ''saz'' genannten ''[[bağlama]]'' (von ''bağlamak'', dt. "binden").


== Literatur ==
====Blasinstrumente====
* Peter Alford Andrews, Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): ''Ethnic Groups in the Republic of Turkey'' (= ''Beihefte zum [[Tübinger Atlas des Vorderen Orients]].'' Reihe&nbsp;B, Nr.&nbsp;60.1). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-297-6 (englisch).
* Peter Alford Andrews, Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): ''Ethnic Groups in the Republic of Turkey – Supplement and Index'' (= ''Beihefte zum [[Tübinger Atlas des Vorderen Orients]].'' Reihe&nbsp;B, Nr.&nbsp;60.2). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-229-1 (englisch).
* Harald Böhmer: ''Nomaden in Anatolien – Begegnungen mit einer ausklingenden Kultur.'' Remhöb Verlag, Ganderkesee 2004, ISBN 3-936713-02-2.
* Jutta Borchhardt: ''Von Nomaden zu Gemüsebauern: Auf der Suche nach Yörük-Identität bei den Saçıkaralı in der Südwesttürkei'' (= ''Göttinger Studien zur Südwest-Türkei.'' Band&nbsp;5). Münster 2001, ISBN 3-8258-4470-6.
* [[Halil İnalcık]]: ''The Yörüks: Their Origins, Expansion and Economic Role.'' (1983). Letzte, aktualisierte Fassung in: ''Cedrus'', Bd. 2 (2014), S. 467–495 (englisch; [http://proje.akdeniz.edu.tr/mcri/cedrus/2-2014/Cedrus-22-Halil_inalcik_The_Yoruks_Their_Origins_Expansion_and_Economic_Role_467-495.pdf online] [PDF, 418,38 KB]).
* [[Ulla Johansen|Ulla C. Johansen]], Douglas R. White: ''Collaborative Long-Term Ethnography and Longitudinal Social Analysis of a Nomadic Clan in Southeastern Turkey.'' In: Robert V. Kemper, Anya Peterson Royce (Hrsg.): ''Chronicling Cultures. Long-term Field Research in Anthropology.'' Altamira Press, Walnut Creek 2002, ISBN 0-7591-0194-9, S.&nbsp;81–100, hier S.&nbsp;91 (englisch; {{Google Buch| Land=DE| BuchID=KJVIShWA6HAC| Seite=81| Linktext=Leseprobe}}).
* Barbara Kellner-Heinkele: ''Yörük''. In: ''Encyclopaedia of Islam.'' CD-ROM-Edition, XI:351a. Leiden 2003, ISBN 90-04-11040-2.
* Albert Kunze (Hrsg.): ''Yörük – Nomadenleben in der Türkei.'' Trickster, München 1994, ISBN 3-923804-22-9.
* Albert Kunze: ''Nomadentum in Anatolien – Lebensformen im Wandel der Geschichte.'' Magisterarbeit, Universität Tübingen 1987.


== Dokumentarfilme ==
Keine Bordunpfeifen hat die Sackpfeife ''tulum'' (dt. "Sack aus einem Schaf- oder Ziegenbalg"). Sie besitzt zwei Spielpfeifen, die eine echte Zweistimmigkeit zulassen.<br>
Als typisches Hirteninstrument gilt auch die offene, schwer zu spielende Längsflöte ''kavan'', die weitgehend von der Blockflöte ''düdük'' verdrängt worden ist.


* Biljana Garvanlieva: ''Fremde Kinder: Tabakmädchen.'' [[Christian Beetz (Regisseur)|gebrueder beetz filmproduktion]] für [[ZDF]], Deutschland 2009 (28 Minuten; die 14-jährige ''Mümine'' gehört der ethnischen Minderheit der Yörük in Makedonien an; [https://aeon.co/videos/while-mumine-thinks-about-boys-and-school-her-parents-want-an-arranged-marriage Video]).
====Schlaginstrumente====


== Weblinks ==
Besonders die getanzten ''kırık hava'', sehr rhythmische Lieder mit einem engen Tonumfang, brauchen eine Unterstützung durch Schlaginstrumente. Hier dominiert die überall in der Türkei beliebte große Trommel ''davul'', oft in einem Duo mit der ''zurna'', einem Oboeninstrument. Strittig ist, ob ''davul'' und ''zurna'' weniger Instrumente der ''Yörük'' als vielmehr der ''Çingene''-Musiker sind, die früher ähnlich wie die ''aşık'' genannten Volkssänger der alevitischen ''Abdal'' Wandermusikanten waren. Für die ''Yörük'' soll die Verwendung der ''davul'' bei Begräbniszeremonien und bei den ''ağıt'' genannten Klageliedern historisch bezeugt sein.{{ref|Kunze1994_p145}} Der türkische Forscher Üngör nahm daher an, sie sei besonders wegen ihres eindrücklichen Klanges bei vorislamischen Krankenheilungen verschiedener Turkstämme eingesetzt worden.{{ref|Kunze1994_p145_2}} Die schon im 11. Jahrhundert beschriebene ''tümrük'' der Seldschuken ist mit der ''davul'' nahe verwandt. Osman I. brachte die ''davul'' als königliches Symbol in die türkische Flagge und Standarte ein.<br>
Weitere Schlaginstrumente sind aneinandergeschlagene Holzlöffel, die Rahmentrommel ''def'' und unter verschiedenen Namen angeführte Bechertrommeln.


{{Commonscat|Yörük}}
==Literatur==
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entsprechenden Literaturnachweis oder Quellenbeleg an.
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der Links.
-->
* Peter Alford Andrews: ''Ethnic Groups in the Republic of Turkey''. In: H. Gaube & W. Röllig (Eds.): ''Beihefte zum TAVO (Tübinger Atlas des Vorderen Orients)'', Reihe B, Nr. 60.1, Reichert, Wiesbaden 2002. ISBN 3-89500-297-6.
* Peter Alford Andrews (Ed.): ''Ethnic Groups in the Republic of Turkey - Supplement and Index''. In: H. Gaube & W. Röllig (Eds.): ''Beihefte zum TAVO (Tübinger Atlas des Vorderen Orients)'', Reihe B., Nr. 60.2, Reichert, Wiesbaden 2002. ISBN 3-89500-229-1.
* Jutta Borchhardt: ''Von Nomaden zu Gemüsebauern: Auf der Suche nach yörük-Identität bei den Saçıkaralı in der Südwesttürkei'', (Göttinger Studien zur Südwest-Türkei; <u>5</u>). Münster 2001. ISBN 3-8258-4470-6
* Barbara Kellner-Heinkele: ''Yörük''. In: ''Encyclopedia of Islam'', CD-ROM-Edition, XI:351a. Leiden 2003. ISBN 90-04-11040-2.
* Albert Kunze: ''Nomadentum in Anatolien - Lebensformen im Wandel der Geschichte'', Magisterarbeit an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen 1987 ({{note|Kunze1984_p12f}}p. 12f).
* Albert Kunze (Ed.): ''Yörük - Nomadenleben in der Türkei'', Trickster, München 1994. ISBN 3-923804-79-2, ISBN 3-923804-22-9.<br>Darin:
** Martin Beck: ''Yörük und Fremdherrschaft. Politik zwischen Verfolgung und Förderung'' ({{note|Kunze1994_p113}}p. 113, {{note|Kunze1994_p114}}114, {{note|Kunze1994_p114f}}114f);<br>Ulla Johansen: ''Felderfahrungen bei den Aydınlı. Zur Entstehung der Sammlung des Hamburgischen Museums für Völkerkunde'' ({{note|Kunze1994_p34}}p. 34); <br>Albert Kunze: ''Vorwort und Einführung. Das Projekt über die nomadischen Yörük'' ({{note|Kunze1994_p12}}{{note|Kunze1994_p12_2}}{{note|Kunze1994_p12_3}}p. 12, {{note|Kunze94_p13f}}13f, {{note|Kunze94_p14}}14, {{note|Kunze1994_p16}}16, {{note|Kunze1994_p21}}21); <br>Albert Kunze: ''Was ist Nomadismus? Definition, Geschichte, Geographie'' ({{note|Kunze1994_p45}}p. 45, {{note|Kunze1994_p46}}46);<br>Albert Kunze: ''Überblick. Nomadische Gruppen in der Türkei'' ({{note|Kunze1994_p71_1}}{{note|Kunze1994_p71_2}}p. 71, {{note|Kunze94_p77}}77); <br>Albert Kunze: ''Wurzeln und Äste. Ursprung, Abstammung und Gemeinwesen''. ({{note|Kunze1994_p81_1}}{{note|Kunze1994_p81_2}}{{note|Kunze1994_p81_3}}p. 81, {{note|Kunze1994_cfp81u83}}cf. p. 81, 83, {{note|Kunze1994_p82_1}}{{note|Kunze1994_p82_2}}{{note|Kunze94_p82_3}}p. 82, {{note|Kunze1994_cfp82}}cf. p. 82, {{note|Kunze94_p82f}}p. 82f, {{note|Kunze94_p83}} 83); <br>George Mayer: ''Talfahrt. Der Bedeutungsverlust des Nomadismus in Anatolien'' ({{note|Kunze1994_p64}}p. 64); <br>George Mayer: ''Jahreszyklus. Bergnomadismus, Flächennutzung, Ökologie'' ({{note|Kunze1994_p103}}{{note|Kunze1994_p103_2}}p. 103, {{note|Kunze1994_p103f}}103f, {{note|Kunze1994_p104}}104, {{note|Kunze1994_cfp104_1}}{{note|Kunze1994_cfp104_2}}cf. p. 104, {{note|Kunze1994_p104u109}}p. 104, 109, {{note|Kunze1994_p109}}{{note|Kunze1994_p109_2}}109); <br>Cornelia Reiter & Ines Vogt: ''Wunschbäume und Moscheen. Volksglaube und Islam der Yörük''. ({{note|Kunze1994_p153}}p. 153);<br>Larissa Sanyo & Christiane Schütze: ''Teil vom Ganzen. Die Wirtschaftweise der Yörük'' ({{note|Kunze1994_p91}}p. 91, {{note|Kunze1994_p91f}}91f, {{note|Kunze1994_p92}}92, {{note|Kunze1994_p97}}97);<br>Konrad Witt: ''Das Lied der Hirten. Musik und Geschichte(n)'' ({{note|Kunze1994_p145}}{{note|Kunze1994_p145_2}}p. 145)
* Fred Scholz & Günther Schweizer (und andere in Mitarbeit): ''Vorderer Orient. Nomadismus und andere Formen der Wanderviehwirtschaft''. In: ''TAVO (Tübinger Atlas des Vorderen Orients)'', Übersichtskarte A X 11, Reichert, Wiesbaden 1992. ISBN 3-88226-763-1. ({{note|ScholzEtSchweizer1992_AX11}}Karte).
* Douglas White und Ulla Johansen: ''Network Analysis and Ethnographic Problems: Process Models of a Turkish Nomad Clan'', Lexington Press 2005. ISBN 0739108964.


{{SORTIERUNG:Yoruk}}
[[Kategorie:Türken]]
[[Kategorie:Türkei]]
[[Kategorie:Asiatische Ethnie]]
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[[Kategorie:Ethnische Minderheit in der Türkei]]
[[en:Yoruk]]
[[Kategorie:Turksprachige Ethnie]]
[[tr:Yörük]]
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]
[[Kategorie:Nomaden]]

Aktuelle Version vom 24. Oktober 2024, 12:47 Uhr

Yörükischer Nomade mit Kind

Yörük (türkisch Yörükler oder Yürükler) ist als Ethnonym der Sammelname diverser oghusstämmiger Volksstämme (und Clans), die heute hauptsächlich im südlichen Anatolien leben und hanafitische Sunniten sind.

Namensvarianten

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Im Deutschen sind die Yörük auch unter folgenden Namen bekannt:

  • Yörücken
  • Yürücken
  • Jürücken
Yörük-Rastplatz im Taurus-Gebirge (um 1875)
Yörük unterwegs zu neuen Weideplätzen
Der LKW ersetzt heute oft die Dromedare.
Yörük-Mann (mittig) mit Frau (links) vor schwarzem Zelt am unteren Koca Çayı in „Reisen in Lykien Milyas und Kibyratis“ von Felix von Luschan

Die meisten Vorfahren der Yörük sind wahrscheinlich ab dem 11. Jahrhundert gemeinsam mit den ihnen verwandten oghusischen Rum-Seldschuken nach Anatolien eingewandert. Auch im Gefolge des mongolischen Vorstoßes im 13. Jahrhundert kamen viele Yörük hinzu. Sie waren Viehnomaden und dienten den türkischen Emiren und Sultanen als bevorzugte Krieger bei der Eroberung Anatoliens, Rumeliens und des Balkans. Der Name Yörük tauchte schriftlich bereits im 14. Jahrhundert als Verwaltungsterminus der Osmanen auf. Die osmanische Herrscherschicht führte ihre eigene Herkunft auf den zu den Yörük gehörenden Stamm der Kayı zurück. Ihre militärische Bedeutung verloren die Yörük bald an die osmanischen Janitscharen (yeni çeri, „neue Truppe“). Ihre als yörüklük bezeichnete Lebensart als Viehnomaden behielten sie über Jahrhunderte bei. Doch schon unter den Osmanen wurden sie teilweise zur Sesshaftigkeit gezwungen.

Auf dem Höhepunkt der osmanischen Machtentfaltung im 16. Jahrhundert waren Yörük mit den osmanischen Truppen in das gesamte osmanische Weltreich, im Westen bis nach Südosteuropa und ins östliche Mitteleuropa, gelangt. Auch nach den Gebietsverlusten des osmanischen Reiches blieben einzelne Stämme der Yörük dort. So wurden zum Beispiel noch 1986 in 65 Gemeinden Nordmazedoniens Yörük-Dialekte gesprochen.

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts begannen sich die Yörük in kleinen Lokal- und Verwandtschaftsgruppen zu organisieren. Die osmanische Regierung gestand ihnen das Recht zu, fällige Steuern selbst einzuziehen und junge Yörük zu rekrutieren. Dabei entstanden Verwaltungseinheiten, die zur Herausbildung von festen Stammeseinheiten (cemaat) und Stammesidentitäten führten. Um 1830 wurden die zuvor in ihrer Zusammensetzung einem steten Wandel unterworfenen Stämme als aşiret festgeschrieben. Die einzelnen Yörük wurden bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Meldeämtern unter ihrer Stammeszugehörigkeit registriert. Auch sie mussten 1934 bürgerliche Nachnamen (Familiennamensgesetz) annehmen.

Heute sind die meisten Yörük in Dörfern und Städten sesshaft und gehen verschiedensten Berufen nach. Einige sind Teilnomaden, die nur im Sommer ihre Hochalmen (yayla) betreiben, nur ganz wenige leben ganzjährig in Zelten. Alle, auch die Vollnomaden, müssen heutzutage in einem Dorf oder in einer Stadt registriert sein. Dabei werden sie weder unter ihrem Stammesnamen noch als Yörük erfasst.

Manche Stämme wie die Karakoyunlu gaben sich ihre Namen nach ihren wichtigsten Weidetieren.

Einige Yörük-Stämme die heute noch in der Türkei bekannt sind: Aksığırlı, Avsarlar, Aydınlı, Çakallar, Gaçar, Genc, Güzelbeyli, Honamlı, Karaevli, Karakoyunlu, Karakayalı, Karakeçili, Sarı Ağalı, Sarıhacılı, Sarıkeçili, Sarıtekeli und Tekeli.

Herkunft des Namens Yörük

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Die Bezeichnung Yörük/Yürük (dt. „Eine Person die umherzieht, wandert“) wird oft auf das türkische yürümek, (in ihrer Eigensprache yörümek) (dt. „sich fortbewegen, marschieren, gehen, wandern“) zurückgeführt und könnte daher mit der zumindest ursprünglich nomadischen Lebensweise zusammenhängen. Kurdische Nomaden bezeichnen sich selbst allerdings nicht als Yörük. Für Nomaden gibt es zudem im Türkischen die allgemeine Bezeichnung göçebe (von göç, dt. „Auswanderung, Migration“). Yörük, als Name einer Stammesgruppe im Türkischen folgerichtig großgeschrieben, wäre demnach eher ein ethnischer Name im Sinne einer kulturellen Gemeinschaft als die Bezeichnung von Menschen mit einer viehnomadischen Lebens- und Wirtschaftsweise. So sehen es auch die meisten Yörük selbst.

Siedlungsgebiete halbnomadischer Yörük

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Zeltgruppe (kabile)

Nur noch wenige Yörük betreiben halbnomadischen Yaylak-Pastoralismus (traditionelle Wanderweidewirtschaft auf Naturweiden), und ihre Zahl nimmt im Zuge der Modernisierung stetig ab. Ihre Sommerweidegebiete liegen vor allem in den Gebirgen und Hochebenen zwischen Konya und Antalya, Kayseri und Kahramanmaraş, Gaziantep und Hatay. Die Winterweidegebiete und festen Siedlungen liegen in der Regel in den Tiefländern entlang der Mittelmeerküste. Lediglich um Konya findet man nomadische Yörük auch im Winter.

Yörük-Identität

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Das Bewusstsein, Yörük zu sein und dem yörüklük verpflichtet zu sein, teilen halbnomadische und sesshafte Yörük miteinander; yörüklük bedeutet dabei für sie nicht nur das Wandernomadentum, sondern auch die Gesamtheit ihrer Kultur und ihrer Lebensweise im patriarchalischen Familien- und Stammesverband, die bestimmend bleibt, auch wenn die Yörük sesshaft geworden sind. Die Yörük selbst sehen sich aufgrund ihres yörüklük zwar undeutlich als ethnische Einheit, für ihr Selbstverständnis sind aber die Familie (aile), der Verwandtschaftsverband (sülâle), die Zeltgemeinschaft (oba), die Zeltgruppe (kabile) und mit Einschränkungen der Stamm (aşiret) von größerer Bedeutung.

Viele Türken sehen in den Yörük von außen betrachtet einen letzten Rest des oghusischen Türkentums und verehren sie als „echte Türken“ (öz türkler). Es gibt auch Türken, die sich selbst als Yörük begreifen und sich mit ihnen identifizieren, ohne den Yörük-Stämmen anzugehören. Sozialromantisch wird den Yörük ein ursprüngliches, freies Leben ohne staatliche Zwänge zugerechnet. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem yörüklük versuchte der „1. yörük-türkmenische Kongress in Ankara vom 8.–9. Januar 2005“ (türkisch 1. Yörük Türkmen Kurultayı).

Lebens- und Wirtschaftsweise

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Bereits in früheren Jahrhunderten änderten einzelne Yörük-Gruppen und -Stämme ihre Lebens- und Wirtschaftsweise. Meist wurden aus Vollnomaden Halbnomaden und schließlich Sesshafte. Es gibt allerdings auch Beispiele dafür, dass Sesshafte wieder eine nomadische Lebensweise angenommen haben oder ein längerfristiger oder kurzfristiger Wechsel zwischen Voll- und Halbnomadentum stattgefunden hat. Heute geht die Entwicklung beschleunigt auf eine endgültige Sesshaftigkeit zu.

Das schwarze Ziegenhaarzelt mit Antenne.
Dromedarstute mit Fohlen, im Hintergrund weidende Ziegen
Reitdromedare auf dem Weg zu Touristen

Die ursprüngliche Wanderviehzucht der Yörük muss man stets in Verbindung mit Ackerbau sehen. Der Vollnomade steht in Handelsverbindungen mit den Bauern, denn auch die vollnomadischen Yörük haben als Hauptnahrung Getreideprodukte. Milchprodukte und Fleisch, Wolle und aus Wolle hergestellte Gewebe wie Teppiche sind großenteils für den Handel bestimmt.

Die Wanderungen der Yörük sind von den Jahreszeiten bestimmt. Der Sommer wird auf den yayla genannten Sommerweidegebieten in den Hochländern und Gebirgen verbracht, der Winter in den Winterweidegebieten (kışlak) der Tiefländer und der niedrigen Lagen der angrenzenden Berge. Ganzjährig, also während der Wanderungen und auch in den Weidegebieten, wohnen die Yörük in Zelten. Schon bald nach der Einwanderung in Anatolien vertauschten die Yörük ihre Filzjurten gegen die heute üblichen leichteren schwarzen Zelte aus Ziegenhaar, deren Machart aus dem arabischen Raum stammt.

Schafe und Ziegen bilden die Viehherden. Dromedare, Pferde, und Esel wurden früher als Transportmittel eingesetzt. Heutzutage werden sie meist durch Lastkraftwagen und Traktoren ersetzt. Mit Dromedaren übernahmen die Yörük auch vielseitigen Karawanen-Fernhandel, z. B. mit dem Salz des Salzsees Tuz Gölü. Touristenbesuche im Nomadenzelt mit Bewirtung, folkloristischen Darbietungen und Verkauf von Teppichen bessern die Haushaltskasse auf. Ein Hauptverdienst der Yörük ist der Verkauf von Schafen und Ziegen, bevorzugt für die islamischen Feiertage wie z. B. Kurban Bayramı, das Opferfest zum Gedenken an Abrahams Opfergabe.

In früheren Jahrhunderten dominierte der Tauschhandel. Vor allem die Einführung von Pachtgebühren für die in osmanischen Zeiten pachtfreien und leichter zugänglichen Weidegebiete zwangen die Yörük zur Geldwirtschaft überzugehen. Oft genug führte das zu ihrer Verarmung. Nicht nur in den Winterweidegebieten, sondern auch auf den yayla stehen durch die Ausweitung des Ackerbaus, die Überbauung mit Siedlungen und Verkehrswegen sowie durch Aufforstungen immer weniger Flächen für die Beweidung zur Verfügung. Das Resultat dieser wirtschaftlichen Entwicklungen ist eine Art Nebenerwerbs-Vollnomadismus.

Im Hof einer festen Ansiedlung wird frisch gefärbte Wolle getrocknet.

Schon bei den vollnomadisierenden Yörük wurde das Zelt in den Hauptweidegebieten manchmal durch einfache, feste Steinhäuser ersetzt. Bei den Halbnomaden wurden feste Häuser in den Winterweidegebieten zur Regel. Bleibt ein Teil der Familie auch während des Sommers im Winterweidegebiet, wird hier Ackerbau betrieben.

Die klassische Erwerbstätigkeit sesshafter Yörük als Nachfolge des Nomadismus ist der Ackerbau und die Milchwirtschaft. Besonders in den Küstengebieten des Mittelmeeres und in den Beckenlandschaften der aus dem Taurus ins Mittelmeer fließenden Flüsse nehmen die Yörük Anteil an der vehementen Wandlung der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft zu einem spezialisierten Erwerbsanbau für den nationalen und internationalen Markt.

Inzwischen sind die Nachkommen der Yörük in allen Berufen und Erwerbszweigen zu finden. Meist identifizieren sie sich dennoch immer noch mit dem yörüklük ihrer Vorfahren.

Milch ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung.

Die Yörük sprechen eine alte Form des Türkischen. Ihre Dialekte sind fast vollständig frei von arabischen und persischen Lehnwörtern und spiegeln das traditionelle Leben als Viehnomaden wider. Bei den Yörük haben sich alttürkische Wörter, Redewendungen und grammatische Formen erhalten, die im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch der türkischen Bevölkerung meist nicht (mehr) verwendet werden, aber durchaus bekannt sind (vgl. im Deutschen den Begriff Weib, der fast nur im Dialekt Verwendung findet). Oft unterscheidet sich aber nur die Aussprache des Yörükischen von der des Hochtürkischen. Der yörükische Dialekt klingt für die Sprecher des Hochtürkischen oft lustig oder komisch. Vergleichbar ist das ungefähr wie zwischen bayrisch und hochdeutsch.

Unterschiede in der Wortwahl
Deutsch Türkisch Yörükisch
berühren dokunmak değmek
schwanger hamile gebe
hüpfen zıplamak kalgımak
groß büyük gocaman
klein küçük ufak
rot kırmızı al
grau gri boz
blau mavi gök
schwarz siyah gara
weiß beyaz ak
alt yaşlı goca
schieben ittirmek kaktırmak
waschen yıkamak yümek
schnell hızlı gıvrak
Hund köpek it
Dach tavan dambeş
Becher bardak kupa
Milch süt sağan
Essen/Gericht yemek
Bohne fasulye lobiya
Schuh ayakkabı babuç
Hose pantolon pontur
Hemd gömlek sıkma
Unterhemd atlet göynek
Schal atkı dolama
Tierarzt veteriner baytar
Kelle kepçe çomça
Kilogramm kilo ogga
wegbringen götürmek iletmek
loslassen bırakmak govvemek
springen atlamak hoplamak
Mann adam herif
Frau kadın garı
Ehefrau hanım avrat
Urgroßmutter nine ebe
Großer Bruder ağabey gaga
stehen dikilmek dingelmek
nicht mehr artık değil yetti gaari
Unterschiede in der Aussprache
Deutsch Türkisch Yörükisch
heute bugün böyün
grob kaba gaba
hier burada borda/hurda
dort orada horda
diese(r) bu hu
so böyle hööle
haben var vaa
König kral gıral
Zigarette sigara ciara
Trainingsanzug eşofman eşortman
Frucht meyve meeve
Pastete poğaça booçe
Teigwaren börek bööreg
Stück tane dene
hinlegen koymak gomak
kalt soğuk sovuk
warm sıcak ıscak
Medizin ilaç ilec
Frost don dong
Neffe yeğen yiğen
Bruder kardeş gardaş
Mutter anne ana
Vater baba uva
Große Schwester abla aba
Apfel elma alme
Darm bağırsak gursak
Kinn çene çenge
Papier kağıt kayat
Unwissenheit cahillik caillik
schön güzel gözel
gut iyi eyi
klein küçük güccük
faul tembel dembel

Die fortschreitende Akkulturation der Yörük in den Dörfern und Städten und auch die der nomadisierenden Yörük hat dazu geführt, dass deren besondere Kultur und damit auch deren ureigne Musik immer mehr verdrängt werden. Die türkische Popmusik erklingt inzwischen wie selbstverständlich auch in den Nomadenzelten, in die längst Fernsehgerät und CD-Player Einzug gehalten haben. Doch bei Festen wie Hochzeiten oder dem Beschneidungsfest kann sich die eigene Musik der Yörük immer noch behaupten.

Die Yörük brachten gemeinsam mit anderen oghusischen Turkstämmen das Element des Klanglichen in die Musik des kleinasiatisch-vorderasiatischen Raumes, die ein ganz neues Element in die vor allem persisch und arabisch dominierte Musik brachte: Das zeigt sich vor allem in der meist bordunartigen Mehrstimmigkeit, mit der die lineare, einstimmige Melodik bereichert wird. Diese Mehrstimmigkeit lässt sich vor allem auf mehrsaitigen Chordophonen erreichen.

Die langhalsige kabak-kemane und die kurzhalsige kemen, wegen ihrer Spielweise auch tırnak kemençesi („Fingernagel-Kemençe“) genannt, eignen sich wegen ihrer mindestens zwei, meistens drei, oft vier Saiten bestens für die Ausführung von Bordunen. Das gilt auch für die viel genutzten, mit verschiebbaren Bünden versehenen Langhalslauten verschiedener Größe, die meist vereinfachend saz genannten bağlama (von bağlamak, „binden“).

Keine Bordunpfeifen hat die Sackpfeife tulum („Sack aus einem Schaf- oder Ziegenbalg“). Sie besitzt zwei Spielpfeifen, die eine echte Zweistimmigkeit zulassen. Als typisches Hirteninstrument gilt auch die offene, schwer zu spielende Längsflöte kaval.

Besonders die getanzten kırık hava, sehr rhythmische Lieder mit einem engen Tonumfang, brauchen eine Unterstützung durch Schlaginstrumente. Hier dominiert die überall in der Türkei beliebte große Trommel davul, oft in einem Duo mit der zurna, einem Oboeninstrument. Diese Instrumente benutzten die Aşık genannten Volkssänger der alevitischen Abdal Wandermusikanten. Manche Forscher nehmen an, die davul sei besonders wegen ihres eindrücklichen Klanges bei vorislamischen Krankenheilungen verschiedener Turkstämme eingesetzt worden. Für die Yörük ist ihre Verwendung bei Begräbniszeremonien und bei den ağıt genannten Klageliedern bezeugt. Osman I. brachte die davul als königliches Symbol in die türkische Flagge und Standarte ein.

Weitere Schlaginstrumente sind aneinandergeschlagene Holzlöffel (kaşık), die Rahmentrommel def und unter verschiedenen Namen angeführte Bechertrommeln.

  • Peter Alford Andrews, Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): Ethnic Groups in the Republic of Turkey (= Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Reihe B, Nr. 60.1). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-297-6 (englisch).
  • Peter Alford Andrews, Rüdiger Benninghaus (Hrsg.): Ethnic Groups in the Republic of Turkey – Supplement and Index (= Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Reihe B, Nr. 60.2). Reichert, Wiesbaden 2002, ISBN 3-89500-229-1 (englisch).
  • Harald Böhmer: Nomaden in Anatolien – Begegnungen mit einer ausklingenden Kultur. Remhöb Verlag, Ganderkesee 2004, ISBN 3-936713-02-2.
  • Jutta Borchhardt: Von Nomaden zu Gemüsebauern: Auf der Suche nach Yörük-Identität bei den Saçıkaralı in der Südwesttürkei (= Göttinger Studien zur Südwest-Türkei. Band 5). Münster 2001, ISBN 3-8258-4470-6.
  • Halil İnalcık: The Yörüks: Their Origins, Expansion and Economic Role. (1983). Letzte, aktualisierte Fassung in: Cedrus, Bd. 2 (2014), S. 467–495 (englisch; online [PDF, 418,38 KB]).
  • Ulla C. Johansen, Douglas R. White: Collaborative Long-Term Ethnography and Longitudinal Social Analysis of a Nomadic Clan in Southeastern Turkey. In: Robert V. Kemper, Anya Peterson Royce (Hrsg.): Chronicling Cultures. Long-term Field Research in Anthropology. Altamira Press, Walnut Creek 2002, ISBN 0-7591-0194-9, S. 81–100, hier S. 91 (englisch; Leseprobe in der Google-Buchsuche).
  • Barbara Kellner-Heinkele: Yörük. In: Encyclopaedia of Islam. CD-ROM-Edition, XI:351a. Leiden 2003, ISBN 90-04-11040-2.
  • Albert Kunze (Hrsg.): Yörük – Nomadenleben in der Türkei. Trickster, München 1994, ISBN 3-923804-22-9.
  • Albert Kunze: Nomadentum in Anatolien – Lebensformen im Wandel der Geschichte. Magisterarbeit, Universität Tübingen 1987.

Dokumentarfilme

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  • Biljana Garvanlieva: Fremde Kinder: Tabakmädchen. gebrueder beetz filmproduktion für ZDF, Deutschland 2009 (28 Minuten; die 14-jährige Mümine gehört der ethnischen Minderheit der Yörük in Makedonien an; Video).
Commons: Yörük – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien