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„Konditorei Zauner“ – Versionsunterschied

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{{österreichbezogen}}
Die '''Konditorei-Kaffee Zauner''' in [[Bad Ischl]] ist eine der führenden [[Konditorei]]en in [[Österreich]].
{{Infobox Unternehmen
| Name = Konditorei Kaffee Zauner
| Logo = Konditorei Kaffee Zauner.jpg
| Unternehmensform = GmbH & Co KG
| ISIN =
| Gründungsdatum = 1832
| Auflösungsdatum =
| Auflösungsgrund =
| Sitz = [[Bad Ischl]], {{AUT}}
| Leitung = Philipp Zauner
| Mitarbeiterzahl = 140
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| Stand =
| Branche = [[Konditorei]] und [[Gastronomie]]
| Homepage = [https://www.zauner.at/ zauner.at]
}}
[[Datei:Konditorei Zauner- das Stammhaus in der Pfarrgasse.jpg|alternativtext=|mini|Konditorei Zauner: das ''Stammhaus'' in der Pfarrgasse]]
Die '''Konditorei-Kaffee Zauner''' in [[Bad Ischl]] ist eine traditionelle [[Konditorei]] in [[Österreich]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Bad Ischl war im Sommerhalbjahr die [[Residenz]] des österreichischen [[Kaiser von Österreich|Kaiserpaares]] und Mittelpunkt der Gesellschaft. Der [[Leibarzt]] von [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Kaiser Franz I.]], Dr. [[Franz von Wirer|Franz de Paula von Wirer]] (ab [[1821]] der Begründer des Aufstiegs von Ischl zum berühmten Solekurbad), holt daher noch im selben Jahr den Wiener [[Zuckerbäcker]] und Weinhändler '''Johann Zauner (1803-1868)''' als "K.u.K. Hofzuckerbäcker" nach Bad Ischl, da bis dahin kein den kaiserlichen Ansprüchen genügender Konditor in Ischl ansässig war. Die Vorliebe der Kaiserin [[Elisabeth (Österreich-Ungarn)|Sisi]] für Süßes war bekannt.
Bad Ischl war im Sommerhalbjahr die [[Sommerresidenz|Residenz]] des österreichischen [[Kaiser von Österreich|Kaiserpaares]] und Mittelpunkt der Gesellschaft. Der [[Leibarzt]] von [[Franz Joseph I.|Kaiser Franz I.]], [[Franz Wirer von Rettenbach|Franz de Paula Wirer Ritter von Rettenbach]] begann 1821 mit dem Aufbau Ischls zum berühmten Solekurort und holte daher noch im selben Jahr den Wiener [[Konditor|Zuckerbäcker]] und Weinhändler Johann Zauner (1803–1868) als [[k.u.k. Hoflieferant|Hoflieferanten]] nach Ischl, da bis dahin kein den kaiserlichen Ansprüchen genügender Konditor in Ischl ansässig war.


Zunächst war Zauner im "Wirerkeller" (heute "Zaunerkeller") in der Maxquellgasse tätig.
Zunächst war Johann Zauner im „Wirerkeller“ (heute „Zaunerkeller“) in der Maxquellgasse tätig. 1832 eröffnete er dann eine eigene Konditorei in der Pfarrgasse (das ''Stammhaus''). Viele berühmte Gäste verkehrten dort, z. B. [[Johann Nestroy]].
[[1832]] eröffnet Johann Zauner dann eine eigene Konditorei in der Pfarrgasse (das ''Stammhaus'').
Viele berühmte Gäste verkehrten dort, z.B. [[Johann Nestroy]].


'''Karl Zauner (1846-1889)''' führt nach dem Tod des Vaters den Betrieb weiter und eröffnet, vier Jahre nach dem großen Brand von Bad Ischl, im Jahr [[1869]] ein neues Gebäude, wieder in der Pfarrgasse.
Karl Zauner (1846–1889) führte nach dem Tod des Vaters den Betrieb weiter und eröffnete, vier Jahre nach dem großen Brand von Ischl, im Jahr 1869 ein neues Gebäude, wieder in der Pfarrgasse. Auch [[Elisabeth von Österreich-Ungarn|Kaiserin Sisi]], seit ihrer Hochzeit 1854 jährlich in Ischl, war zu Gast bei Karl Zauner. Die Vorliebe der Kaiserin für Süßes war bekannt. Zu der Zeit lernte auch Vincens Reschinsky bei Zauner, der später in [[Scheibbs]] die [[Konditorei Reschinsky]] eröffnete.


Dessen Frau und Erbin '''Maria Anna Zauner (1850-1925)''' wandert nach seinem Tod jedoch über Nacht mit einem neuen Mann und ihrem jüngsten Sohn nach Amerika aus, die anderen 9 Kinder läßt sie zurück. [[1905]] übergibt sie nach Rückkehr jedoch den Betrieb endgültig an ihren inzwischen de facto bereits die Firma leitenden Sohn '''Viktor Zauner (1877-1950)'''.
Karl Zauners Frau und Erbin Maria Anna (1850–1925) wanderte nach seinem Tod jedoch mit einem neuen Mann und ihrem jüngsten Sohn nach Amerika aus, die anderen neun Kinder ließ sie zurück. 1905 übergab sie nach Rückkehr jedoch den Betrieb endgültig an ihren inzwischen de facto bereits die Firma leitenden Sohn Viktor Zauner (1877–1950).
Unter Viktor Zauner erreicht die Konditorei ihre bis dahin größte Blütezeit. Da seine Ehe kinderlos bleibt, adoptiert er nach dem Tod seiner Frau 1944 eine langjährige Mitarbeiterin, Rosina Öfner.


Unter Viktor Zauner erlebte die Konditorei ihre bis dahin größte Blütezeit. 1905 entstand unter seiner Führung und in Zusammenarbeit mit seinem Backstubenleiter Josef Nickerl der [[Zaunerstollen|Original Zaunerstollen]]. Da Viktor Zauners Ehe kinderlos blieb, adoptierte er nach dem Tod seiner Frau 1944 die langjährige Mitarbeiterin Rosina Öfner.
[[1927]] eröffnet Viktor Zauner das ''"Café Esplanade Zauner"'' (ehem. Café Walther).
Das "Esplanade" wird zum Treffpunkt berühmter [[Operette]]nkomponisten (u.a. [[Franz Lehar]], [[Leo Fall]]), Sänger (u.a. [[Leo Slezak]], [[Richard Tauber]]), sowie Schriftsteller. Es wird erzählt, dass im Esplanade-Café Franz Lehar seine Spielschulden und manchmal auch die gekauften Oblaten mit einem schnell komponierten "Liedl" bezahlt hat.


1927 eröffnete Viktor Zauner das ''„Café Esplanade Zauner“'', das ehemalige Café Walther. Das „Esplanade“ wurde zum Treffpunkt berühmter [[Operette]]nkomponisten ([[Franz Lehár]] und [[Leo Fall]]), Sänger ([[Leo Slezak]] und [[Richard Tauber]]) und Schriftsteller.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kommt der vielfach international ausgezeichnete deutsche Konditor '''[[Richard Kurth]] (1908-1970)''' zum Zauner, der später die Adoptivtochter heiratet.
Mit der Konditorei Zauner geht es unter der Leitung von Kurth weiter aufwärts. [[1958]] wird Kurth bei der [[Weltausstellung]] in [[Brüssel]] für seine Kreation "[[Ischler Törtchen]]" eine Goldmedaille verliehen.
[[1959]] komponierte [[Eugen Brixel]] eigens dazu den [[Walzer (Musik)
|Konzertwalzer]] "Ischler Törtchen".


Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam der vielfach international ausgezeichnete deutsche Konditor [[Richard Kurth]] (1908–1970) zum Zauner und heiratete später dessen Adoptivtochter. Mit der Konditorei Zauner ging es unter der Leitung von Kurth weiter aufwärts. 1958 wurde Kurth bei der [[Expo 58|Weltausstellung]] in [[Brüssel]] für die von ihm präsentierten „[[Ischler Törtchen]]“ eine Goldmedaille verliehen. 1959 komponierte [[Eugen Brixel]] eigens dazu den [[Walzer (Musik)|Konzertwalzer]] „Ischler Törtchen“.
Nach seinem Tod führt zunächst seine zweite Frau Hildegard den Betrieb weiter. Damit der traditionsreiche [[Hausname]] nicht verloren geht, ändert sie 1982 ihren Namen von Kurth um in Zauner. 1987 adoptiert sie (auch diese Ehe war kinderlos) '''Josef Zauner (geb. Ferner)(*1948)''', der dann die Firmenleitung übernimmt und bis heute innehat.
Josef Zauner ging nach seiner Meisterausbildung (deutscher und österreichischer Meisterbrief) mehrfach ins Ausland, u. a. nach Deutschland, Schweden, Ungarn, Israel und Japan. In Japan unterrichtet er an der Konditoreifachschule "Japan Cake- and Confiserie-College", seit [[1988]] ist er dort [[Gastprofessor]].
1978-1985 ist Josef Zauner "Fernsehkoch" in der [[ORF]]-Sendereihe "Häferlgucker", 1995 "Fernsehkonditor" in "Genießen erlaubt" des [[Bayerisches Fernsehen|Bayerischen Fernsehens (BR)]]. Auch Josef Zauner erringt zahlreiche Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben.


Nach Kurths Tod führte zunächst seine zweite Frau Hildegard (1929–2019)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.meinbezirk.at/salzkammergut/c-lokales/hildegard-gaerdi-zauner-verstorben_a3520392 |titel=Bad Ischl trauert: Hildegard „Gärdi“ Zauner verstorben |werk=meinbezirk.at |datum=2019-07-17 |abruf=2019-07-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/nachrufe/eine-ikone-der-kaiserstadt;art86198,3149982 |titel=Eine Ikone der Kaiserstadt |werk=nachrichten.at |datum=2019-07-23 |abruf=2019-07-23}}</ref> den Betrieb weiter. Damit der traditionsreiche [[Hausname]] nicht verloren ging, änderte sie 1982 ihren Namen von Kurth in Zauner. 1987 adoptierte sie (auch diese Ehe war kinderlos) [[Josef Zauner (Konditor)|Josef Zauner]] (geb. Ferner, *&nbsp;1948), der dann die Firmenleitung übernahm.
[[1980]] verleiht die Republik [[Österreich]] in Anerkennung ihrer Verdienste der Konditorei Zauner das Recht zur Führung des Österreichischen Staatswappens.


Josef Zauner ging nach seiner Meisterausbildung (deutscher und österreichischer Meisterbrief) mehrfach ins Ausland, u.&nbsp;a. nach Deutschland, Schweden, Ungarn, Israel und Japan. In Japan unterrichtet er an der Konditoreifachschule „Japan Cake- and Confiserie-College“, seit 1988 ist er dort [[Gastprofessor]].
[[1989]] wurde der ehemalige [[Tanzball|Ballsaal]] im 1. Stock des ''Stammhauses'' als [[Jugendstil]]salon wieder eröffnet, in dem wöchentliche Operettencafés stattfinden.
1978–1985 war Josef Zauner „Fernsehkoch“ in der [[ORF]]-Sendereihe „Häferlgucker“, 1995 „Fernsehkonditor“ in „Genießen erlaubt“ des [[Bayerisches Fernsehen|Bayerischen Fernsehens (BR)]]. Auch Josef Zauner errang zahlreiche Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben.


1980 verlieh die Republik [[Österreich]] der Konditorei Zauner in Anerkennung ihrer Verdienste das Recht zur Führung des österreichischen Staatswappens in Form der [[Staatliche Auszeichnung|Staatlichen Auszeichnung]].
Der "Zauner" hat heute das größte [[Buffet (Speise)|Kuchenbuffet]] Österreichs, 22 [[Zuckerbäcker]] sind im Betrieb tätig.


1989 wurde der ehemalige [[Tanzball|Ballsaal]] im 1.&nbsp;Stock des ''Stammhauses'' als [[Jugendstil]]salon wieder eröffnet. Bis 2010 fanden hier wöchentliche Operettencafés statt.
== Bekannte Zauner-Spezialitäten ==

*''Ischler Oblaten'', kreiert von [[Josef Nickerl]], [[Patissier]] beim "Zauner". Er kam vom berühmten [[Karlsbad]]er "[[Grandhotel Pupp]]" zum Zauner.
Im November 2020 übergab Josef Zauner die Geschäftsführung an Sohn Philipp Zauner, der die Konditorei in 7. Generation weiterführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.daslebensmittelhandwerk.at/content/genuss/das-lebensmittelhandwerk/de/baecker---konditoren/2021/01/traditionshaus-mit-zukunft.html |titel=Traditionshaus mit Zukunft |datum=2021-01-22 |sprache=de |abruf=2023-10-27}}</ref>
*''Zaunerstollen'': 1905 durch Weiterentwicklung aus den ''Ischler Oblaten'' entstanden.

*''Zauner-Gugelhupf'' (auch: ''Germgugelhupf Franz Joseph''): Das Originalrezept stammt von [[Katharina Schratt]], der Freundin von Kaiser Franz Joseph I.; sie bestellte ihn für die tägliche [[Jause]] mit dem Kaiser, sozusagen als Rückversicherung, falls ihre eigenen Backkünste einmal versagen sollten.
== Spezialitäten ==
*''[[Ischler Törtchen]]'': in den 50er Jahren kreiert von [[Richard Kurth]].
* ''Ischler [[Oblate]]n'', kreiert von Josef Nickerl, [[Pâtissier]] beim „Zauner“. Er kam vom [[Karlsbad]]er [[Grandhotel Pupp]] zum Zauner (siehe auch „[[Karlsbader Oblaten]]“).
*''Ischler Kipferl''
* ''[[Zaunerstollen]]'': 1905 durch Weiterentwicklung aus den ''Ischler Oblaten'' entstanden.
* ''Schratt-[[Gugelhupf]]'' (auch: ''[[Backhefe|Germgugelhupf]] Franz Joseph''): Das Originalrezept stammt von [[Katharina Schratt]], der Freundin von Kaiser Franz Joseph I.; sie bestellte ihn für die tägliche [[Jause]] mit dem Kaiser, sozusagen als Rückversicherung, falls ihre eigenen Backkünste einmal versagen sollten.
* ''[[Ischler Törtchen]]'': 1958 bei der Weltausstellung in [[Brüssel]] mit der Goldmedaille prämiert.
* Zaunerkipferl

== Trivia ==
* Namentliche Erwähnung im Schlager [[Wie Böhmen noch bei Öst’reich war]]: ''„Wie noch ganz [[Bezirk Leitomischl|Leitomischl]] / beim Zauner war in Ischl, …“''


== Literatur ==
== Literatur ==
* Josef Zauner: ''Das große k.u.k. Mehlspeisenbuch. Die besten Rezepte vom berühmten Zuckerbäcker aus Bad Ischl''. Servus, Wals 2017, ISBN 978-3-7104-0146-6.
* Gaby v. Schönthan, Joseph M. Grumbach-Palme: ''Konditorei Zauner. Bad Ischl u. das [[Salzkammergut]]. Eine kleine Kulturgeschichte'', München, 1982.
* [[Gaby von Schönthan]], Joseph M. Grumbach-Palme: ''Konditorei Zauner. Bad Ischl und das [[Salzkammergut]]. Eine kleine Kulturgeschichte.'' Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-26744-7.
* Eva Mayer-Bahl u. Karl Schuhmacher (Verf.), Josef Zauner (Hrsg.): ''Das große Buch der österreichischen Mehlspeisen. Süße Traditionen von der Kaiserzeit bis heute''; München: BLV, 1997, ISBN 3-405-15175-9 (das Standardwerk für österreichische Mehlspeisen)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.zauner.at/ Homepage der Konditorei Zauner]

== Einzelnachweise ==
<references />

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{{SORTIERUNG:Zauner}}
[[Kategorie:Kuchen]]
[[Kategorie:Mehlspeise]]
[[Kategorie:Bad Ischl]]
[[Kategorie:Österreichische Küche]]
[[Kategorie:Café (Österreich)]]
[[Kategorie:Café|Zauner (Bad Ischl)]]
[[Kategorie:K.u.k. Hoflieferant]]
[[Kategorie:Salzkammergut]]
[[Kategorie:Österreichischer Staatswappenträger]]
[[Kategorie:Unternehmen (Bezirk Gmunden)]]
[[Kategorie:Unternehmensgründung 1832]]

Aktuelle Version vom 14. August 2024, 11:37 Uhr

Konditorei Kaffee Zauner

Logo
Rechtsform GmbH & Co KG
Gründung 1832
Sitz Bad Ischl, Osterreich Österreich
Leitung Philipp Zauner
Mitarbeiterzahl 140
Branche Konditorei und Gastronomie
Website zauner.at
Konditorei Zauner: das Stammhaus in der Pfarrgasse

Die Konditorei-Kaffee Zauner in Bad Ischl ist eine traditionelle Konditorei in Österreich.

Bad Ischl war im Sommerhalbjahr die Residenz des österreichischen Kaiserpaares und Mittelpunkt der Gesellschaft. Der Leibarzt von Kaiser Franz I., Franz de Paula Wirer Ritter von Rettenbach begann 1821 mit dem Aufbau Ischls zum berühmten Solekurort und holte daher noch im selben Jahr den Wiener Zuckerbäcker und Weinhändler Johann Zauner (1803–1868) als Hoflieferanten nach Ischl, da bis dahin kein den kaiserlichen Ansprüchen genügender Konditor in Ischl ansässig war.

Zunächst war Johann Zauner im „Wirerkeller“ (heute „Zaunerkeller“) in der Maxquellgasse tätig. 1832 eröffnete er dann eine eigene Konditorei in der Pfarrgasse (das Stammhaus). Viele berühmte Gäste verkehrten dort, z. B. Johann Nestroy.

Karl Zauner (1846–1889) führte nach dem Tod des Vaters den Betrieb weiter und eröffnete, vier Jahre nach dem großen Brand von Ischl, im Jahr 1869 ein neues Gebäude, wieder in der Pfarrgasse. Auch Kaiserin Sisi, seit ihrer Hochzeit 1854 jährlich in Ischl, war zu Gast bei Karl Zauner. Die Vorliebe der Kaiserin für Süßes war bekannt. Zu der Zeit lernte auch Vincens Reschinsky bei Zauner, der später in Scheibbs die Konditorei Reschinsky eröffnete.

Karl Zauners Frau und Erbin Maria Anna (1850–1925) wanderte nach seinem Tod jedoch mit einem neuen Mann und ihrem jüngsten Sohn nach Amerika aus, die anderen neun Kinder ließ sie zurück. 1905 übergab sie nach Rückkehr jedoch den Betrieb endgültig an ihren inzwischen de facto bereits die Firma leitenden Sohn Viktor Zauner (1877–1950).

Unter Viktor Zauner erlebte die Konditorei ihre bis dahin größte Blütezeit. 1905 entstand unter seiner Führung und in Zusammenarbeit mit seinem Backstubenleiter Josef Nickerl der Original Zaunerstollen. Da Viktor Zauners Ehe kinderlos blieb, adoptierte er nach dem Tod seiner Frau 1944 die langjährige Mitarbeiterin Rosina Öfner.

1927 eröffnete Viktor Zauner das „Café Esplanade Zauner“, das ehemalige Café Walther. Das „Esplanade“ wurde zum Treffpunkt berühmter Operettenkomponisten (Franz Lehár und Leo Fall), Sänger (Leo Slezak und Richard Tauber) und Schriftsteller.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam der vielfach international ausgezeichnete deutsche Konditor Richard Kurth (1908–1970) zum Zauner und heiratete später dessen Adoptivtochter. Mit der Konditorei Zauner ging es unter der Leitung von Kurth weiter aufwärts. 1958 wurde Kurth bei der Weltausstellung in Brüssel für die von ihm präsentierten „Ischler Törtchen“ eine Goldmedaille verliehen. 1959 komponierte Eugen Brixel eigens dazu den Konzertwalzer „Ischler Törtchen“.

Nach Kurths Tod führte zunächst seine zweite Frau Hildegard (1929–2019)[1][2] den Betrieb weiter. Damit der traditionsreiche Hausname nicht verloren ging, änderte sie 1982 ihren Namen von Kurth in Zauner. 1987 adoptierte sie (auch diese Ehe war kinderlos) Josef Zauner (geb. Ferner, * 1948), der dann die Firmenleitung übernahm.

Josef Zauner ging nach seiner Meisterausbildung (deutscher und österreichischer Meisterbrief) mehrfach ins Ausland, u. a. nach Deutschland, Schweden, Ungarn, Israel und Japan. In Japan unterrichtet er an der Konditoreifachschule „Japan Cake- and Confiserie-College“, seit 1988 ist er dort Gastprofessor. 1978–1985 war Josef Zauner „Fernsehkoch“ in der ORF-Sendereihe „Häferlgucker“, 1995 „Fernsehkonditor“ in „Genießen erlaubt“ des Bayerischen Fernsehens (BR). Auch Josef Zauner errang zahlreiche Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben.

1980 verlieh die Republik Österreich der Konditorei Zauner in Anerkennung ihrer Verdienste das Recht zur Führung des österreichischen Staatswappens in Form der Staatlichen Auszeichnung.

1989 wurde der ehemalige Ballsaal im 1. Stock des Stammhauses als Jugendstilsalon wieder eröffnet. Bis 2010 fanden hier wöchentliche Operettencafés statt.

Im November 2020 übergab Josef Zauner die Geschäftsführung an Sohn Philipp Zauner, der die Konditorei in 7. Generation weiterführt.[3]

Commons: Konditorei Zauner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bad Ischl trauert: Hildegard „Gärdi“ Zauner verstorben. In: meinbezirk.at. 17. Juli 2019, abgerufen am 23. Juli 2019.
  2. Eine Ikone der Kaiserstadt. In: nachrichten.at. 23. Juli 2019, abgerufen am 23. Juli 2019.
  3. Traditionshaus mit Zukunft. 22. Januar 2021, abgerufen am 27. Oktober 2023.