„Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen“ – Versionsunterschied
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Die '''Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen''' nennt Vorfälle, die im Rahmen der internationalen Bewertungsskala [[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES]] als Unfall der Stufe 4 und höher einzustufen sind. Weniger schwere Störfälle sind in der [[Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen]] und in der [[Liste von Störfällen in europäischen kerntechnischen Anlagen]] erfasst. |
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Diese Liste beschränkt sich auf kerntechnische Anlagen. Nicht aufgenommen sind daher Unfälle und Risiken, die sich beim Abbau und bei der Weiterverarbeitung von [[Uran]], bei Uranerz-[[Halde|Abraumhalden]] oder -[[Absetzbecken (Bergbau)|Absetzseen]] ereignet haben, wie beispielsweise der 1979 eingetretene [[Uranbergbau#Unfälle|Bruch eines Absetzsee-Dammes in den USA]], der mehr Radioaktivität freisetzte als der in dieser Liste enthaltene [[#Three Mile Island|Three Mile Island-Unfall]].<ref name="AJoPH">D. Brugge, J.L. DeLemos, C. Bui: ''The Sequoyah Corporation Fuels Release and the Church Rock Spill: Unpublicized Nuclear Releases in American Indian Communities'', [[American Journal of Public Health]], 2007, Vol. 97, Ausgabe 9, Seiten 1595–1600, {{PMC|1963288}}</ref> |
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Dies ist eine Liste von Unfällen mit [[Radioaktivität|nuklearem]] Material. Bei vielen dieser Vorfälle wurden Menschen durch [[Radioaktivität|radioaktives]] Material verletzt oder getötet. Bei den meisten anderen Vorfällen folgte eine Verstrahlung der Region, hatte jedoch keine anderen Effekte. Bei einigen Vorfällen wurde nur wenig radioaktives Material freigesetzt; sie wurden wegen der politischen Spannungen, die solche Unfälle (wie beispielsweise Zusammenstoß zwischen Atom-U-Booten) auslösen, in die Liste aufgenommen. Wegen der Verschwiegenheit der Regierungen ist es schwierig, das Ausmaß einiger der genannten Vorfälle genau festzustellen oder ob sie überhaupt stattgefunden haben. |
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[[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES]] wurde von der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergie-Organisation]] (IAEO) eingeführt, damit eine weltweite Standardisierung in der Meldung von Stör- und Unfällen erlangt wird und sich die Bevölkerung über den Rahmen der radiologischen Auswirkungen eines solchen Vorfalls informieren kann. Da die INES erst Anfang der 1990er Jahre eingeführt wurde, sind nicht alle früheren Ereignisse nach dieser Skala eingestuft. |
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Die bekanntesten Unfälle in [[Kerntechnische Anlage|kerntechnischen Anlagen]] sind die [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl]] vom 26. April 1986 und die [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] vom 11. März 2011. Neben diesen auch [[Auslegungsstörfall#Super-GAU|Super-GAU]] genannten auslegungsüberschreitenden Unfällen gibt es noch weitere Unglücke, bei denen es zu erheblicher [[Kontamination (Radioaktivität)|Kontamination]] und damit zu Umwelt- und Gesundheitsschäden gekommen ist. |
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| style="border-top:thin solid lightgrey; border-bottom:thin solid lightgrey;" | [[#1940er Jahre|1940]] • [[#1950er Jahre|1950]] • [[#1960er Jahre|1960]] • [[#1970er Jahre|1970]] • [[#1980er Jahre|1980]] • [[#1990er Jahre|1990]]  •  [[#2000er Jahre|2000]] • [[#2010er Jahre|2010]] • 2020 |
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| '''Inhaltsverzeichnis''' |
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;1940er: [[#1944|1944]] [[#1945|1945]] [[#1946|1946]] |
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;1950er: [[#1950|1950]] [[#1952|1952]] [[#1953|1953]] [[#1954|1954]] [[#1955|1955]] [[#1956|1956]] [[#1957|1957]] [[#1958|1958]] [[#1959|1959]] |
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== 1940er Jahre == |
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* [[2. September]] – Eine [[Gasflasche]] mit [[Uranhexafluorid]] explodiert im Überführungsraum des [[Oak Ridge National Laboratorium]], wodurch eine Dampfleitung birst und durch Reaktion des Wasserdampfes mit dem Uranhexafluorid [[Fluorwasserstoffsäure]] entsteht. Fünf Arbeiter inhalieren diese stark ätzende, gefährliche [[Säure]]. Die Arbeiter Peter N. Bragg, Jr., und Douglas P. Meigs sterben später an [[Verätzung]]en am ganzen Körper, drei weitere Arbeiter werden verletzt. |
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== [[1945]] == |
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* [[21. August]] – Harry K. Daghlian, Jr., arbeitet auf dem [[Los Alamos]] ''Omega'' Gelände und erzeugt eine [[kritische Masse|überkritische Masse]], als er versehentlich einen [[Wolframkarbid]]-Klotz auf einen [[Plutonium]]-Kern fallen lässt. Obwohl er das Stück wegstößt, wird er bei dem Vorfall schwer verstrahlt und stirbt am [[15. September]]. ([[International Nuclear Event Scale|INES]]: 4) |
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== [[1946]] == |
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| 21. Aug. 1945 |
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* [[21. Mai]] – In [[Los Alamos]] fügt der [[Kanada|kanadische]] [[Physiker]] [[Louis Slotin]] zwei [[Plutonium]]-Halbkugeln zu einer [[kritische Masse|überkritischen Masse]] zusammen, während er seine Technik mehreren interessierten Wissenschaftlern demonstriert. Die Versuchsanordnung besteht aus zwei von [[Beryllium]] überdeckten Plutonium-Halbkugeln, bei denen es sich um den 6 kg schweren aktiven Kern einer der drei Atombomben für die Operation ''Crossroads'' handelt. Das Beryllium wird als [[Atombombe (Technik)|Neutronenreflektor]] benutzt. Je näher die Halbkugeln zusammengefügt werden, desto weniger Neutronen können entfliehen und desto größer wird die [[Reaktivität]]. Normalerweise werden die Halbkugeln von Maschinen langsam zusammengefügt, um die kritische Masse zu messen. Dabei fungieren zwei 3,2 mm dicke Distanzstücke als Sicherheitsvorrichtung. Unterhalb dieser Distanz kann es zu einem überkritischen Neutronenüberschuss kommen. Slotin will etwas ''Neues'' probieren und hält die obere Halbkugel in der Hand mit seinem Daumen fest. Er entfernt die Distanzstücke und beginnt langsam die Halbkugeln zueinander zu bringen. Er legt die obere Halbkugel an einer Stelle direkt auf die untere und auf der anderen Seite mit einem dazwischen liegendem Schraubendreher, den er langsam dreht und so die Halbkugeln einander annähert. Der Schraubendreher rutscht jedoch heraus und die Anordnung wird [[Kritikalität|prompt überkritisch]], während Slotin die obere Halbkugel noch festhält. Die Beteiligten spüren eine kurze Hitzewelle und die Versuchsanordnung ist in ein bläuliches Schimmern gehüllt. Durch den so genannten [[Prompt Burst]] dehnt sich das Plutonium sofort wieder aus und die Kettenreaktion wird subkritisch, so dass es nicht zu einer Explosion kommt. Slotin kann die obere Halbkugel wegstoßen und damit die [[Reaktivität]] reduzieren. Er wird durch den Unfall einer tödlichen [[Energiedosis]] von etwa 10 [[Gray (Einheit)|Gray]] ausgesetzt, die sieben Beobachter erhalten bis zu 1,7 Gray. Slotin stirbt am 30. Mai an der [[Strahlenkrankheit]]. Dieser Unfall wird auch in dem Film "''[[Fat Man and Little Boy]]''" ([[1989]]) thematisiert. ([[INES]]: 4) |
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| Los Alamos (New Mexico)<br>{{USA 48 Stars}} |
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| {{Hauptartikel|Harry Daghlian}} |
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[[Harry Daghlian|Harry K. Daghlian Jr.]] arbeitete auf dem ''Omega''-Gelände des Kernforschungszentrums von [[Los Alamos National Laboratory|Los Alamos]] und erzeugte eine [[Kritikalität#Prompt überkritisch|prompt überkritische]] Anordnung, als er versehentlich einen [[Wolframcarbid]]-Klotz auf einen etwa 6 kg schweren [[Plutonium]]-Kern fallen ließ. Obwohl er das Stück wegstieß, erhielt er bei dem [[Kritikalität#Prompt überkritisch|Prompt Burst]] eine [[Strahlenkrankheit|tödliche Strahlendosis]] von geschätzt ca. 5 [[Sievert (Einheit)|Sievert]] (Sv) und starb am 15. September. ([[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES]]: 4)<ref name="ahf">The Atomic Heritage Foundation (Link nicht mehr aufzurufen) [https://www.atomicheritage.org/index.php?option=com_content&task=view&id=92&Itemid=83 ''Accidents in the Manhattan Project'']</ref> |
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== [[1950]] == |
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* [[13. Februar]] – An Bord einer [[Convair B-36]], die auf dem Weg von Alaska nach Kalifornien ist, um eine Bombardierung von kalifornischen Städten zu simulieren, brechen mehrere Triebwerksfeuer aus. Die Vergaser sind durch die extreme Kälte vereist. Die Besatzung steuert zum offenen Meer über den [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozean]]. Dort löst sie die Attrappe einer [[Mark IV Bombe]], die aus abgereichertem Uran ohne den Plutoniumkern besteht, in 2,4 km (8000 Fuß) Höhe aus. Die Bombe explodiert vor der Küste von [[British Columbia]]. Die Besatzung rettet sich mit ihrem Fallschirm. ([[INES]]: 1) |
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* [[11. April]] – Ein [[Boeing B-29|B-29 Bomber]] verunglückt drei Minuten nach dem Start von der [[Kirtland Air Force Base]] in [[New Mexico]]. Zum Zeitpunkt des Unfalls befindet sich eine [[Atombombe]] ohne eingebauten Zünder an Bord. Ihre Hülle wird zerstört, aber die Bombe explodiert nicht. ([[INES]]: 1) |
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| 21. Mai 1946 |
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| Los Alamos (New Mexico)<br>{{USA 48 Stars}} |
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| {{Hauptartikel|Louis Slotin}} |
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Im Kernforschungszentrum von [[Los Alamos National Laboratory|Los Alamos]] experimentierte der [[Kanada|kanadische]] [[Physiker]] [[Louis Slotin]] im Beisein mehrerer Wissenschaftler mit demselben Plutoniumkern, der in der Folge als „[[Demon Core]]“ bezeichnet wurde, und zwei Halbkugelschalen aus [[Beryllium]], die als [[Kernwaffentechnik#Reflektor|Neutronenreflektoren]] dienten. Slotin hielt die obere Halbkugel durch ein Daumenloch und benutzte, um sie kontrolliert abzusenken, einen Schraubendreher. Als der aus dem Spalt herausrutschte, riss Slotin die Halbkugel fort; er erhielt dabei eine Dosis von etwa 21 Sv, an der er bereits am 30. Mai verstarb. (INES: 4)<ref name="ahf" /> |
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* [[10. November]] – Ein [[Boeing B-50|B-50 Bomber]] bringt eine von mehreren amerikanischen [[Mark IV Bombe]]n zurück, die heimlich in Kanada stationiert gewesen waren. Die Maschine hat Triebwerksprobleme und wirft die Bombe aus einer Höhe von 3,2 km (10.500 Fuß) ab. Die Bombe bestand aus einem Mantel aus abgereichertem Uran ohne Plutoniumkern ("[[Pit]]"). Ihre Selbstzerstörung wurde auf 760 Meter (2.500 Fuß) Höhe eingestellt und die Bombe über dem [[St. Lorenz-Strom]] in Kanada abgeworfen. Die Explosion erschütterte die Bewohner des Gebiets und verstreute 45 kg Uran. ([[INES]]: 1) |
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== [[1952]] == |
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| 1949 |
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* [[12. Dezember]] – Die erste ernste Nuklearkatastrophe ereignet sich im [[NRX Reaktor]] in [[Chalk River]] nahe [[Ottawa]] ([[Kanada]]). Während eines Tests wird durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der [[Reaktor]]kern bei einer partiellen [[Kernschmelze]] zerstört. Dabei wirft eine [[Knallgasreaktion|Knallgas-Explosion]] im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-[[Gasbehälter]]s 1,2 Meter hoch, wo sie im Aufbau stecken bleibt. Durch die Explosion werden mindestens 100 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] an Spaltprodukten in die [[Atmosphäre]] freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] langlebigen Spaltprodukten [[radioaktiv]] kontaminiertes Wasser werden aus dem Keller des [[Containment (Nukleartechnik)|Reaktorcontainment]] in eine sandige Sickergrube gepumpt, um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten [[Ottawa River]] zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wird vergraben. Der spätere US-Präsident [[Jimmy Carter]], damals Nukleartechniker in der [[United States Navy|Navy]], hilft bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor geht erst zwei Jahre später wieder in Betrieb. ([[INES]]: 5) |
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| Hanford Site (Washington)<br>{{USA 48 Stars}} |
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| Das Experiment ''[[Green Run]]'' sah die Freisetzung einer radioaktiven Wolke aus dem militärischen Nuklearkomplex [[Hanford Site]] vor. Schätzungen liegen im Bereich mehrerer 100 TBq <sup>131</sup>I und noch mehr <sup>133</sup>Xe. Im Normalbetrieb wurden täglich mehrere 10 TBq mittel- und langlebiger Nuklide in den [[Columbia River]] entlassen. Das Wissen um die Gesundheitsgefährdung durch radioaktives Jod war damals noch mangelhaft. |
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| (4)<ref>Absichtlich freigesetzte Radiaktivät entspricht INES 4.</ref> |
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== [[1953]] == |
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* [[26. April]] – Studenten der Fachrichtung Strahlenchemie am Rensselaer Polytechnic Institut in Troy ([[New York (Bundesstaat)|New York]]) messen einen hohen Grad an [[Radioaktivität]]. Die Bodenkontamination beträgt durchschnittlich 1,9 [[Becquerel (Einheit)|TBq]]/[[Quadratkilometer|km²]]; die Aktivitätskonzentration in einigen Pfützen beträgt 10 [[Becquerel (Einheit)|kBq]]/[[Liter|l]] – das ist fast 300 mal über dem Grenzwert der [[United States Atomic Energy Commission]]. Die Ursache der Strahlung wird auf einen [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] aus dem [[Simon Experiment]] zurückgeführt, das zwei Tage vorher durchgeführt worden war. Im Juni kommt es zu einem noch gefährlicheren radioaktiven Regen. |
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== 1950er Jahre == |
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* [[19. Mai]] – Die USA testen in der Wüste [[Nevada]]s die 32 [[Kilotonne]]n Bombe "Harry". Die Bombe bekam wegen des enormen [[Radioaktiver Niederschlag|Fallouts]], den sie außerhalb des Testgeländes produzierte, später den Namen "Dirty Harry" ("Schmutziger Harry") . Winde trugen den [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] 220 km weit bis nach [[St. George (Utah)]]. Die Bewohner berichteten über einen "seltsamen metallischen Geschmack in der Luft" . Ein Bericht der [[United States Atomic Energy Commission]] von [[1962]] fand heraus, dass die [[Schilddrüse]]n der Kinder aus St. George Strahlungsdosen von 1,2 bis 4,4 [[Gray (Einheit)|Gray]] ausgesetzt waren. |
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== [[1954]] == |
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* [[1. März]] – Am frühen Morgen des 1. März glaubt die Besatzung des Fischerbootes "Fukuryu Maru" ("Lucky Dragon") den Sonnenaufgang im Westen zu beobachten, als sie sich auf dem [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozean]] befindet. Tatsächlich beobachten sie die zwölf [[Megatonne]]n-[[Detonation]] der [[Wasserstoffbombe]] "[[Operation Castle|Bravo]]", die 140 km entfernt auf dem Atomwaffentestgelände des [[Bikini-Atoll|Bikini-Atolls]] gezündet wurde. Vier Stunden später beginnt es, weiße Asche zu regnen. Sie landet auch auf dem Boot und die Besatzung sammelt sie in Taschen und nimmt sie als Souvenir mit. Bevor der Tag zu Ende geht, ist die gesamte Besatzung krank. Die 23 Besatzungsmitglieder werden in Japan in Krankenhäuser eingeliefert. Ein Besatzungsmitglied, Kuboyama Aikichi, verstirbt später an den Folgen der Verstrahlung, er hatte während der Rückfahrt ans Festland eine Probe des Fallouts unter seinem Kopfkissen aufbewahrt. In den Jahren danach fallen 12 weitere Besatzungsmitglieder der erhöhten [[Radioaktivität]] zum Opfer. Aufgrund dieses Vorfalls gab es eine Verstimmung in den Beziehungen zwischen Japan und den USA. Als Grund wurde genannt, dass die USA es versäumt hätten, Japan vor dem Atomwaffentest zu warnen und so die "Lucky Dragon" dem [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] ausgesetzt war. Allerdings erreichte die Bombe die zweieinhalbfache vorausberechnete Sprengkraft, weil eine Reaktion übersehen worden war. Die USA weiten in späteren Tests die Sicherheitszonen aus. Eine Untersuchung ergab, dass der [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] durch die Trümmer der durch die Explosion zerstörten Korallen verstärkt wurde. Die USA gaben eine Entschuldigung ab und zahlten zwei Millionen US-Dollar als Entschädigung. Zusätzlich sind 64 Ureinwohner des [[Rongelap Atoll|Rongelap Atolls]] dem [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] für eine Zeit von 50 Stunden ausgesetzt. Der [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] verursacht bei den 64 Einwohnern eine Ganzkörperdosis von 1,78 [[Sievert (Einheit)|Sv]] und 28 Einwohner von Rongerik sind einer Ganzkörperdosis von 780 [[Sievert (Einheit)|mSv]] ausgesetzt, bevor sie alle dauerhaft evakuiert werden. 18 Bewohner des Alininae Atolls sind für 50 Stunden einer Strahlendosis von 680 [[Sievert (Einheit)|mSv]] ausgesetzt und 157 Einwohner des Utirik Atolls sind einer Dosis von 140 [[Sievert (Einheit)|mSv]] in einer Zeit von 55 bis 75 Stunden ausgesetzt. Der erste Hinweis auf [[Radioaktivität]] im [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] wird bereits 7 Stunden nach der Detonation bemerkt, als der [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] das Rongerik Atoll erreicht. Mit der Evakuierung von 28 Servicetechnikern, die in der Wetterstation von Rongerik (260 km östlich des Bikini Atolls) arbeiteten, wird aber erst nach 30 Stunden begonnen. |
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! Vorgang |
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== [[1955]] == |
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| 12. Dez. 1952 |
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* Eine unerwartete Änderung der Windrichtung trägt den [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] eines Testes nach [[Las Vegas]] in [[Nevada]]. |
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| [[Chalk River Laboratories]], [[Chalk River|Chalk River]] (Ontario)<br> {{CAN-1921|2=Kanada}} |
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| Der erste ernste Reaktorunfall ereignete sich im sogenannten [[NRX-Reaktor]] in den [[Chalk River Laboratories]] in der Nähe von [[Ottawa]], [[Kanada]]. Während eines Tests des Forschungsreaktors wurde durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der [[Kernreaktor|Reaktorkern]] bei einer partiellen [[Kernschmelze]] zerstört. Dabei warf eine [[Knallgas]]-Explosion im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-[[Gasbehälter]]s 1,2 m hoch, wodurch sie im Aufbau stecken blieb. Durch die Explosion wurden mindestens 100 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] an Spaltprodukten in die [[Erdatmosphäre|Atmosphäre]] freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 TBq langlebigen [[Spaltprodukt]]en [[Radioaktivität|radioaktiv]] kontaminiertes Wasser wurden aus dem Keller des [[Containment (Nukleartechnik)|Reaktorcontainment]] in eine sandige Sickergrube gepumpt, um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten [[Ottawa River|Flusses Ottawa]] zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wurde vergraben. Der spätere US-Präsident [[Jimmy Carter]], damals Nukleartechniker in der [[United States Navy|Navy]], half bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor ging zwei Jahre später wieder in Betrieb. (INES: 5)<ref>Peter Jedicke: {{Webarchiv|url=http://media.cns-snc.ca/history/nrx.html |wayback=20150521010721 |text=''The NRX Incident'' }} (bei der Canadian Nuclear Society), abgerufen am 6. August 2013.</ref> |
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* [[22. November]] – Die [[Sowjetunion]] testet ihre erste Fusionswaffe. Aufbauend auf den zwei vorangegangenen Konzepten (First und Second Idea Bomb), ist der Test der ''Third Idea Bomb'' erfolgreich. Die 1.6 [[Megatonne]]n Bombe ist die erste [[Wasserstoffbombe]], die von einem Flugzeug abgeworfen wird. Die Druckwelle ist stärker als angenommen, da es zu einer unerwarteten [[Brechung]] der [[Stoßwelle]] an der [[Atmosphäre]] kommt. Drei Menschen sterben. |
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| 29. Nov. 1955 |
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| Idaho Falls (Idaho)<br>{{USA 48 Stars}} |
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| In der ''[[Idaho National Laboratory|National Reactor Testing Station]]'' [[Idaho]] erlitt der Forschungsreaktor ''[[Experimental Breeder Reactor I|EBR-I]]'' eine partielle [[Kernschmelze]]. Der Kern aus [[Uran-Anreicherung|angereichertem]] [[Uran]] in Verbindung mit 2 % [[Zirconium]] schmolz bei Versuchen, die eine schnelle Steigerung der Leistung vorsahen, weil sich Brennstoffröhren verzogen. Durch [[Verdunstung]] des Kühlmittels [[NaK (Legierung)|NaK]] wurde der schmelzende Brennstoff in die Röhren des Kühlsystems transportiert und die [[Kritikalität]] unterschritten, wodurch sich der Reaktor selbst abschaltete. Der Reaktorkern war austauschbar angelegt und konnte ersetzt werden, Personen kamen nicht zu Schaden. (INES: 4)<ref>{{Webarchiv|url=http://www.anl.gov/Science_and_Technology/History/Frosthist.html |wayback=20080117155331 |text=Argonne National Laboratory: Brief History}}</ref> |
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* [[29. November]] – Ein Fehler des bedienenden Maschinisten zerstört einen drei Jahre alten experimentellen [[Brutreaktor]] des Typs EBR-1 in Arco, [[Idaho]]. |
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| 29. Sep. 1957 |
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| Kyschtym,<br>{{SUN-1955}} |
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| {{Hauptartikel|Kyschtym-Unfall}} |
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Auch bekannt als Unfall von [[Kerntechnische Anlage Majak|Majak]]. Die dortige [[Wiederaufarbeitung]]sanlage lagerte ihre Abfallprodukte in großen Tanks. Durch den radioaktiven Zerfall der Stoffe entsteht Wärme, weswegen diese Tanks ständig gekühlt werden müssen. Nachdem im Laufe des Jahres 1956 die Kühlleitungen eines dieser jeweils 250 m³ fassenden Tanks undicht geworden waren und deshalb die Kühlung abgestellt wurde, begannen die Inhalte dieses Tanks zu trocknen. Ausgelöst durch einen Funken eines internen Messgerätes, explodierten die enthaltenen [[Nitrate|Nitratsalze]] und setzten große Mengen an radioaktiven Stoffen frei. Da die kontaminierte Wolke bodennah blieb, entsprach die Belastung der Gegend um das [[Russland|russische]] [[Kyschtym]] nahezu der doppelten Menge des [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]]-Unfalls. Da die Kontamination sich auf den [[Ural]] beschränkte, schlugen Messgeräte in Europa keinen Alarm (vgl. Tschernobyl-Unfall), wodurch der Unfall vor der Weltöffentlichkeit 30 Jahre lang geheim gehalten werden konnte. |
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== [[1956]] == |
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* [[10. März]] – Irgendwo auf dem Flug zu einem Treffen mit einem [[United States Air Force|Air Force]]-[[Tankflugzeug]] über dem [[Mittelmeer]] verschwindet ein [[Boeing B-47|B-47 Bomber]] der MacDill Air Force Base in [[Tampa]], [[Florida]] spurlos. Zum Zeitpunkt des Verschwindens ist das Flugzeug mit zwei Nuklearbomben ausgerüstet. ([[INES]]: 1) |
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* [[2. Juli]] – Neun Menschen werden verletzt, nachdem zwei Explosionen einen Teil von Sylvania Electric Products' Metallurgy Atomic Research Center in Bayside, [[Queens]], [[New York City|New York]] zerstören. |
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| {{nowrap|7.–12. Okt.}} 1957 |
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| Windscale bzw. Sellafield,<br>{{GBR}} |
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| {{Hauptartikel|Windscale-Brand}} |
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Im Kernreaktor ''Pile No. 1'' in [[Sellafield|Windscale]] (heute Sellafield) heizten Techniker den Reaktor an, um die so genannte [[Wigner-Energie]] aus dem als [[Moderator (Physik)|Moderator]] dienenden [[Graphit]] zu glühen. Bei dem Reaktor handelte es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphitmoderierten Reaktoren. Sie wurden mit [[Natururanreaktor|Natururan]] betrieben und dienten dazu, Plutonium für [[Kernwaffe|Atomwaffen]] herzustellen. Sie wurden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wurde der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wurde danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellten einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Um die Wigner-Energie schneller abführen zu können, wurde der Reaktor am nächsten Tag in einen nicht erlaubten Leistungsbereich gefahren. Die Techniker saßen allerdings einem Trugschluss auf: Im normalen Betrieb traten die Temperaturspitzen an ganz anderen Orten auf als während des Ausglühens. An diesen Orten befanden sich jedoch keine Messfühler, und so begann der Graphit dort, zunächst unbemerkt, zu brennen. Die Luftfilter hielten dem Feuer nur kurze Zeit stand, danach konnte die Radioaktivität ungehindert durch die Abluftkamine nach außen gelangen. Blaue Flammen schlugen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 TBq gelangten in die Atmosphäre. Das Feuer brannte vier Tage und verbrauchte einen Großteil des Graphitmoderators. Die Techniker konnten nur einen Teil der Kernbrennstäbe aus dem brennenden Bereich des Reaktors stoßen. So schlugen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herausstießen. Als letzte Konsequenz wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Die Flutung war äußerst gefährlich, denn das Wasser hätte durch die hohe Temperatur zu Knallgas aufgespalten werden können. Dies hätte zu einer Explosion geführt. Glücklicherweise erstickte das Wasser jedoch das Feuer. Große Mengen radioaktiver Gase entwichen in die Atmosphäre. Diese waren vor allem [[Iod]], [[Krypton]] und [[Xenon]]. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wurde verboten. Bald nach der Zerstörung von Reaktor 1 durch den Unfall wurde Reaktor 2 ebenfalls stillgelegt, als man erkannt hatte, dass eine sichere Abführung der Wigner-Energie konstruktionsbedingt unmöglich ist. Mit der Demontage der abgeschalteten Reaktoren wurde 1993 begonnen, sie sollte 2012 abgeschlossen werden, wurde aber bereits 1999 beendet. Der totale Rückbau soll bis 2040 erfolgen. Der Unfall wurde später für Dutzende von Krebstoten verantwortlich gemacht. |
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* [[26. Juli]] – Auf der Lakenheath Air Base in [[Suffolk]], [[England]], übt die Besatzung eines [[Boeing B-47|B-47-Bombers]] Landeanflüge. Dabei rast das Flugzeug in einen Hügel, der als Lager für nukleare Waffen dient. Darunter sind unter anderem drei Mark VI Bomben. Das daraus entstandene Feuer kann gelöscht werden, ohne dass die Bomben explodieren. Ein geheimes Telegramm von General [[James Walsh]] der US [[7th Air Division]] bemerkt, dass die Bomben „umhergeworfen“ wurden und dass eine „vorläufige Untersuchung durch einen Bombenentschärfer zu dem Ergebnis kam, dass wie durch ein Wunder die abgescherten und damit ungeschützten Zünder der Mark VI Bombe nicht funktioniert haben“. Dennoch wird das Risiko von Hitzeeinwirkung oder selbst durch einen Unfall verursachte Zündung von Sprengstoffen als Auslöser für eine nukleare Kettenreaktion als ungenügend angesehen. Nukleare Sprengsätze benötigen eine absolut gleichzeitig erfolgende Zündung der nuklearen Teilsprengsätze, damit diese gleichzeitig zu einem Block überkritischer Masse zusammengeschossen werden. Eine durch einen Unfall ausgelöste Zündung der hochexplosiven Sekundärzünder würde wahrscheinlich in einer Explosion enden, die das radioaktive Material ablenken würde und die hochkritische Masse nicht entstehen lassen würde. Ein Brand des [[Kerosin]]s ist genauso wenig in der Lage eine nukleare Explosion auszulösen wie eine Stange Dynamit als Sekundärladung für eine Atombombe geeignet wäre. ([[INES]]: 1) |
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== [[1957]] == |
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| 30. Dez. 1958 |
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* Bei der ''Keleket Co.'' platzt eine Kapsel mit Radiumsalz und führt zu einer fünfmonatigen [[Dekontamination]], die Kosten in Höhe von $ 250.000 verursacht. Die Kapsel wurde zur [[Kalibrierung]] der dort hergestellten Strahlungsmessgeräte verwendet. ([[INES]]: 2) |
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| Los Alamos (New Mexico)<br>{{USA 48 Stars}} |
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| Ein [[Kritikalität]]sunfall ereignete sich bei der Extraktionsarbeit mit einer plutoniumhaltigen Lösung im Los Alamos Scientific Laboratory in New Mexico. Der Operator starb an akuter Strahlenkrankheit. Nach diesem Unfall wurde bei der Arbeit mit kritischen Massen in den USA endgültig zur Verwendung von [[Manipulator]]en übergegangen. Bis dahin war trotz der Kritikalitätsunfälle in den 1940er Jahren Handarbeit im Umgang mit Plutonium verbreitet. (INES: 4)<ref name="lutins.org">A. Lutins: [https://www.lutins.org/nukes.html ''U.S. Nuclear Accidents.''] Vom 22. Juni 2010, abgerufen am 13. März 2011</ref> |
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* [[März]] – Mitarbeiter einer [[Houston]]er Firma mit der staatlichen Lizenz, Strahlungsquellen für radiographische Kameras herzustellen, öffnen eine mit zehn <sup>192</sup>[[Iridium]] Kügelchen gefüllte Kapsel. Sie benutzen dabei eine Juweliersdrehbank, die in einer [[Plexiglas]]box durch 84 cm dicken Beton isoliert ist. Die beiden Mitarbeiter bemerken, dass zwei der zehn Kügelchen pulverisiert sind. Etwas von dem Staub kann aus dem Sicherheitsbehälter entweichen. Einer der Arbeiter bedient die Werkbank in seiner Straßenbekleidung und verlässt mit dieser das Gelände. Der andere bleibt noch zum Arbeiten und trägt Laborbekleidung und eine Atemschutzmaske. Die radioaktive Kontaminierung wird erst nach einem Monat durch das Firmenpersonal entdeckt und die Atomic Energy Comission erfährt erst ungefähr fünf Wochen danach von dem Vorfall. Der Zwischenfall wurde im Look Magazine [[1961]] erwähnt. Bis dahin waren acht Haushalte und sieben Autos durch den radioaktiven Staub kontaminiert. Allerdings konnten nur bei den zwei beteiligten Angestellten schwere Verbrennungserscheinungen der Haut als Auswirkung der Kontamination festgestellt werden. In den ersten Tagen, in denen zivile Einrichtungen der Umgang mit radioaktiven Stoffen erlaubt wurde, führte der weithin bekannt gewordene Vorfall zu einer Isolation der Familien der Arbeiter. Die Nachbarn fürchteten eine eventuelle radioaktive Kontaminierung. Obwohl Berichte der Mayo Klinik vier Jahre nach dem Unfall nur einige der radioaktiven Verletzungen oder Folgen bestätigten, die in der breit angelegten Berichterstattung behauptet worden waren, konnten sie die Bevölkerung nicht von der Angst befreien, die nach dem Unfall entstanden war. ([[INES]]: 3) |
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| 26. Juli 1959 |
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| Simi Valley (Kalifornien)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| Im ''[[Santa Susana Field Laboratory]]'' in [[Kalifornien]], das einen natriumgekühlten [[Brutreaktor|Schnellen Brüter]] mit 7,5 MW<sub>e</sub> betrieb, ereignete sich in diesem Reaktor aufgrund eines verstopften Kühlkanals eine [[Sodium Reactor Experiment#Unfall im Jahr 1959|30-prozentige Kernschmelze]]. Der Großteil der Spaltprodukte konnte abgefiltert werden. Die radioaktiven Gase wurden jedoch größtenteils an die Umwelt freigesetzt, was eine der größten <sup>131</sup>Iod-Freisetzungen in der Nukleargeschichte bedeutete. Der Unfall wurde lange Zeit geheim gehalten. (INES: 4)<ref name="lutins.org" /><ref>California Energy Commission: {{Webarchiv|url=http://www.energy.ca.gov/nuclear/california.html |wayback=20190322122842 |text=''Nuclear Plants in California'' }}, 1. Mai 2006</ref> |
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* [[22. Mai]] – Ein Bomber lässt versehentlich eine 10 [[Megatonne]]n [[Wasserstoffbombe]] auf eine staatliche Landzuteilung der Universität von [[New Mexico]] in der Nähe von Albuquerque fallen. Die Auslöseladung explodiert und hinterlässt einen 3,7 m tiefen und 7,7 m breiten Krater. Es wird geringfügig erhöhte Radioaktivität gemessen. ([[INES]]: 2) |
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| 20. Nov. 1959 |
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| Knoxville (Tennessee)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| In der radiologisch-chemischen Fabrik ''[[Oak Ridge National Laboratory]]'' in [[Tennessee]] gab es während der Dekontamination der Arbeitsanlagen eine chemische Explosion. Es wurden insgesamt 15 Gramm <sup>239</sup>Plutonium freigesetzt. Dieses verursachte bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und der Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass die Explosion durch den Kontakt von [[Salpetersäure]] mit [[phenol]]haltigen Dekontaminierungsflüssigkeiten ausgelöst wurde. Ein Techniker hatte vergessen, einen Verdampfer mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht dekontaminiert werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment zu benutzen. Seither wurden keine weiteren Mitarbeiter verletzt. |
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* [[28. Juli]] – Zwei Motoren einer C-124 Globemaster der Dover Air Force Base, die mit drei Atomwaffen und einer radioaktiven Kapsel ausgerüstet ist, verlieren Leistung. Zwei Waffen werden zwischen Rehobeth, [[Delaware]] und Cape May, [[New Jersey]]/Wildwood abgeworfen. Sie werden einem Bericht zufolge nie gefunden. ([[INES]]: 1) |
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== 1960er Jahre == |
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* [[11. September]] – Ein schweres Feuer bricht in der Rocky Flats Waffenfabrik, die sich 27 km von Denver entfernt befindet, aus. Das Feuer beginnt in einer Isolationsbox (ein Kasten mit bleiverstärkten Gummihandschuhen) und breitet sich durch das Lüftungssystem aus. Plutonium und einige weniger gefährliche Stoffe wurden freigesetzt. Niemand kann später sagen, um welche Menge es sich handelt. Die Schätzungen reichen von 25 mg bis 250 kg. ([[INES]]: 3) |
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* [[29. September]] – Auch bekannt als Unfall von [[Majak]] beziehungsweise [[Kyschtym]]: Nachdem bereits jahrelang die Umwelt verseucht wurde, explodieren, als die Kühlung eines Tanks mit radioaktivem Material versagt, infolge der großen Hitze die enthaltenen Nitratsalze und setzen große Mengen an radioaktiven Stoffen frei. Die Belastung der Gegend entsprach nahezu der doppelten Menge des [[Katastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]]-Unfalls. Da die Kontamination sich lediglich auf den [[Ural]] beschränkt, schlagen Messgeräte in Europa nicht Alarm (vergleiche Tschernobyl Unfall), wodurch der Unfall 30 Jahre vor der Weltöffentlichkeit geheim gehalten werden kann. ''Für Details siehe:'' [[Majak]] ([[INES]]: 6) |
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* [[7. Oktober]] bis [[12. Oktober]] – In [[Windscale]] Pile No. 1 (heute besser bekannt als [[Sellafield]]) nahe [[Liverpool]] ([[Großbritannien]]) beginnt ein Techniker den Reaktor anzuheizen, um die so genannte [[Wigner-Energie]] aus dem [[Moderator (Reaktortechnik)|Moderator]] [[Graphit]] zu glühen. Bei dem verwendeten [[Reaktor]] handelt es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphit-moderierten Reaktoren. Sie werden mit [[Uran]] betrieben und dienen dazu, [[Plutonium]] für [[Atomwaffe]]n herzustellen. Der verwendete Reaktortyp ist noch sehr primitiv und eher als Aufhäufung denn als Atomreaktor zu bezeichnen. Sie werden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wird der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wird danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellen allerdings einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Am nächsten Tag wird der Reaktor in einem höheren Leistungsbereich gefahren als erlaubt, damit die Wigner-Energie schneller beseitigt werden kann. Dabei waren die Techniker allerdings einem Trugschluss aufgesessen: Im normalen Betrieb waren die Temperaturspitzen und die Messung der selbigen in ganz anderen Regionen als während dieses Ausglühens. In nicht kontrollierten Bereichen fängt das Graphit deshalb an zu brennen. Das Feuer und damit der Rauch werden nur am Anfang gefiltert. Danach kann die Radioaktivität nach außen gelangen. Blaue Flammen schlagen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] gelangen in die Atmosphäre. Das Feuer brennt vier Tage und verbraucht einen Großteil des Kernbrennstoffs. Den Technikern gelingt es nicht, die 150 Kernbrennstäbe aus dem Reaktor zu ziehen. Stattdessen schlagen sie eine [[Feuerschneise]], indem sie benachbarte Stäbe herausziehen. Als letzte Konsequenz wird der Reaktor mit Wasser geflutet. Die Flutung war sehr gefährlich, da durch die hohe Temperatur das Wasser verdampfen hätte können und es danach infolge chemischer Reaktionen zu einer Explosion gekommen wäre. Das Wasser erstickt glücklicherweise das Feuer. Einem Bericht zu Folge konnten radioaktive Gase in die Atmosphäre entweichen. Dies waren vor allem Jod, Krypton und Xenon. Die [[Milcherzeugung]] in einem Gebiet von 520 km² wird verboten. Über die Jahre werden Reaktor Nr. 1 und 2 abgeschaltet. Mit der völligen Stilllegung der abgeschalteten Reaktoren wurde [[1990]] begonnen, sie wurde erst [[1999]] fertig gestellt. Der Unfall, der im Ausmaß dem von [[Three Mile Island]] ähnlich ist, wird später für Dutzende von Krebstoten verantwortlich gemacht. Siehe auch: [[Windscale-Brand]]. ([[INES]]: 5) |
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| 3. Jan. 1961 |
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| Idaho Falls (Idaho)<br>{{USA 49 Stars}}<ref>{{Webarchiv |url=http://www.inl.gov/proving-the-principle/chapter_15.pdf |text=Kapitel 15 |wayback=20110807212441}} (PDF; 9,3 MB) und {{Webarchiv |url=http://www.inl.gov/proving-the-principle/chapter_16.pdf |text=16 |wayback=20121101024857}} (PDF; 4,3 MB) in: Susan M. Stacy: ''Proving the Principle''. Idaho Operations Office of the [[Energieministerium der Vereinigten Staaten|DOE]], Idaho Falls, 2000, ISBN 0-16-059185-6.</ref><ref>H. Wagner: ''Zum Reaktor-Unfall von Idaho'', Phys. Blätter, 17, 1961, 425-431, {{doi|10.1002/phbl.19610170906}}.</ref> |
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[[Datei:US AEC SL-1.JPG|mini|333px|Der SL-1-Reaktor bei seiner Bergung]] |
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In der ''[[Idaho National Laboratory|National Reactor Testing Station]]'' [[Idaho]] wurde um 21:01 Uhr bei Wartungsarbeiten der über Weihnachten abgeschaltete Prototyp eines militärischen Siedewasser-Reaktors, der ''[[Army Nuclear Power Program#Kernkraftwerke|SL-1]]'', für wenige Millisekunden [[Kritikalität|prompt überkritisch]] und setzte in dieser Zeit etwa das 6000-fache der Leistung frei, für die die Anlage ausgelegt war. Bevor durch Bildung von Dampfblasen die Reaktivität sinken konnte (siehe [[Dampfblasenkoeffizient]]), zerlegten sich schon die Brennelemente des kleinen Reaktorkerns aus hoch angereichertem Uran (90 %). Die den Kern umgebende, 2 m hohe Wassersäule prallte mit 9 m/s<ref>J. Wolters (FZ Jülich): ''Aufgetretene Unfälle mit Kernschäden'', in ''atomwirtschaft'' vom Juni 1987</ref> gegen den Reaktordeckel – der Wasserspiegel war für die Wartungsarbeiten etwas gesenkt worden – und ließ den gesamten, 12 t schweren Kessel um fast 3 m bis zur Geschossdecke emporschnellen, wodurch der Steuerstab wieder vollständig hineingedrückt wurde. Die [[Feuerwehr]], durch Temperatursensoren an der Decke alarmiert, fand zunächst alles friedlich, bis auf die abschreckend hohe Strahlung hinter der Tür zum Treppenaufgang. |
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Als die drei mit den Wartungsarbeiten betrauten Soldaten vermisst blieben, drang man mit Schutzanzügen zur Arbeitsebene über dem Reaktor vor. Einer der drei Arbeiter war von einer herausschießenden Hülse durchbohrt und bis an die Decke geschleudert worden, zwei lagen auf dem Boden. Einer der beiden wurde noch lebend geborgen; er erlag aber zwei Stunden nach dem Unfall seiner Kopfverletzung. Selbst nackt strahlte der von Splittern durchsiebte Körper noch mit 5 [[Sievert (Einheit)|Sv]]/h. Weitere Opfer gab es nicht. Die Rettungskräfte wurden jeweils nach einer Minute abgelöst. 22 von ihnen erhielten Strahlendosen im Bereich von 30 bis 270 mSv. Lediglich [[Iod]]-131 verbreitete sich über das Betriebsgelände hinaus, stellte in der Wüste aber keine Gefahr dar. |
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== [[1958]] == |
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* [[Dezember 1957]]/[[Januar 1958]] Tscheljabinsk - Auf dem Gelände des Atomkomplexes Majak im Südural ereignet sich ein schwerer Unfall, möglicherweise die Explosion eines Tanks mit radioaktiven Abfällen. Details sind bis heute nicht bekannt. Danach verschwinden ganze Städte und Dörfer von der Landkarte, das Abwassersystem wird verändert. Noch heute gibt es in der Gegend Sperrzonen, zu denen niemand Zutritt hat. |
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Von April bis November dauerte die Dekontamination des Gebäudes, an der Hunderte jeweils für wenige Minuten beteiligt waren; dann wurde das Druckgefäß herausgehoben und in ein Labor gebracht, wo es fernbedient zerlegt und untersucht wurde. Es sollte geklärt werden, wie der eigentlich damals als inhärent sicher geltende Reaktor hatte explodieren können: Nach den Wartungsarbeiten zum Jahreswechsel hätte der zentrale [[Steuerstab]] des Reaktors mit seinem Antrieb verbunden werden sollen. Dazu hätte er nur wenig angehoben werden müssen. Die Untersuchungen ergaben dann jedoch, dass der Stab weit und mit großer Geschwindigkeit gezogen worden war. Es war bekannt, dass die '''<code>+</code>'''-förmigen ‚Stäbe‘ in ihren leicht verformbaren Aluminiumhüllen festklemmen könnten. Als alternative Hypothesen wurden Sabotage, Selbstmord und Mord diskutiert. |
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* [[31. Januar]] – Eine B-47 mit einsatzbereiten Atomwaffen stürzt 90 km nordöstlich von [[Rabat]], [[Marokko]] auf einer US Air Force Base ab und brennt für sieben Stunden. Die US Air Force evakuiert alle Menschen im Umkreis von 1,6 km um die Basis. Viele Fahrzeuge und Flugzeuge sind kontaminiert. Trotzdem wird versäumt, offizielle Stellen von [[Marokko]] über das Ausmaß zu informieren. ([[INES]]: 2) |
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Das Reaktorgebäude wurde vollständig zerlegt und in der Nähe vergraben, weil ein Transport des hochradioaktiven Materials zur 16 Meilen entfernten Deponie als unnötiges Risiko angesehen wurde. Als Konsequenz aus diesem Unfall – die bisher einzige [[Leistungsexkursion]] in einem US-Kernkraftwerk – wurden keine Reaktoren mehr gebaut, die durch das vollständige Ziehen eines einzigen Steuerstabes prompt überkritisch werden konnten, und es wurden detaillierte Arbeitsanweisungen für den Betrieb und die Wartung erstellt. |
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* [[5. Februar]] – Während der Simulation eines Luftkampfes in der Nähe von [[Savannah (Georgia)|Savannah]], [[Georgia]] kollidiert eine [[North American F-86]] mit einer B-47, wodurch der Bomber so stark beschädigt wird, dass sich auf Grund der an Bord befindlichen Atombombe drei Landeversuche als nicht durchführbar erweisen. Die Bombe, deren nuklearer Kern fehlt, wird notgedrungen in der Nähe von Tybee Island aus 2.200 m Höhe abgeworfen. Sie wird nicht wieder gefunden. ([[INES]]: 1) |
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* [[28. Februar]] – Eine B-47 verunglückt auf einer US Luftwaffenbasis in der Nähe von Greenham Common, [[England]] schwer. Wissenschaftler, die für die Atomic Weapons Research Establishment in Aldermaston arbeiten, stellen 1960 eine hohe Konzentration an radioaktiver Kontamination auf der Basis fest. Sie weisen in ihrer Schlussfolgerung darauf hin, dass bei dem Unfall eine Atomwaffe beteiligt gewesen sein muss. Die US-Regierung hat diese Vermutung nie bestätigt. |
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* Eine unerwartete Änderung der Windrichtung trägt den [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] eines Atomwaffentests nach [[Los Angeles]], [[Kalifornien]]. |
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| 24. Juli 1964 |
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| Charlestown (Rhode Island)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| In einer Fabrik für nukleare Brennelemente der United Nuclear Corporation in [[Charlestown (Rhode Island)|Charlestown]], verursachte der 38-jährige Arbeiter Robert Peabody einen Unfall mit einer flüssigen Uranlösung. Peabody war dadurch einer tödlichen Strahlendosis von ca. 88 Sievert ausgesetzt. (INES: 4)<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46273598.html#_=_ ''STRAHLENTOD Den Drachen gekitzelt''] In: ''[[Der Spiegel]]'' Heft 31/1965, 28. Juli 1965</ref> |
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* Ein sowjetischer Militärreaktor in der Nähe von [[Tscheljabinsk]] gibt radioaktiven Staub frei. Zwölf Dörfer werden evakuiert. ([[INES]]: 5) |
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| 1964–1979 |
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| Belojarsk,<br>{{SUN-1955}} |
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| Von 1964 bis 1979 ereignete sich eine Serie von Zerstörungen an Brennstoffkanälen in Reaktor 1 des [[Kernkraftwerk Belojarsk|Belojarsker KKW]]. Bei jedem dieser Unfälle wurde das Personal einer erheblichen Strahlenbelastung ausgesetzt. (INES: 4)<ref name="Malko" /> |
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* Im NRU Reaktor von [[Chalk River]], [[Canada]] überhitzen mehrere nicht metallische Brennstäbe, die mit Uran gefüllt sind. Sie brechen innerhalb des [[Reaktorkern|Cores]] auseinander. Einer der beschädigten Brennstäbe fängt Feuer und bricht, als er mit einem Roboterarm aus dem Core herausgehoben wird, in zwei Stücke. Als der ferngesteuerte Roboterarm mit dem größeren der beiden Bruchstücke oberhalb eines flachen Versorgungsschachtes vorbeikommt, fällt ein 1 m langes, brennendes Teil herunter und stürzt in den Schacht. Das Lüftungssystem ist in der "Offen" Position blockiert. Der gesamte begehbare Bereich des Gebäudes und eine erheblich große, in Windrichtung des Reaktors liegende Fläche wird kontaminiert. Ein Team von Wissenschaftlern und Technikern können den Brand schließlich löschen, indem sie mit höchster Geschwindigkeit zum Schacht rennen und Eimer mit nassem Sand auf das brennende Uran werfen. Sie tragen dabei vollständige Schutzkleidung. ([[INES]]: 3) |
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| 7. Mai 1966 |
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| Melekess, nahe Nischnii Nowgorod (Gorki),<br>{{SUN-1955}} |
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| Im [[RIAR|Atomic Reactor Research Institute Melekess]] ereignete sich in einem experimentellen Siedewasserreaktor ([[VK-Reaktor]]) eine Leistungsexkursion durch schnelle Neutronen. Der Operator und der Schichtleiter erhielten hohe Strahlendosen (INES: 3–4).<ref name="Malko" /> |
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* [[11. März]] – Eine B-47 der Hunter Luftwaffenbasis in [[Georgia]] verliert auf dem Flug zu einer Basis in Übersee eine nicht bewaffnete Atombombe. Sie fällt in den Hof von Walter Gregg und seiner Familie in [[Mars Bluff]], nahe [[Florence (South Carolina)]]. Die Treibladung explodierte, zerstörte Greggs Haus und verletzte sechs Familienangehörige. Die Explosion hinterlässt einen 20 Meter breiten und zehn Meter tiefen Krater. Fünf weitere Häuser und eine Kirche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Einwohner des Ortes nehmen radioaktiv kontaminierte Fragmente der Bombe als Souvenir mit. Sie müssen von einer Air Force Aufräumtruppe wieder eingesammelt werden. Fünf Monate später bezahlt die US Air Force den Greggs eine Wiedergutmachung von $ 54.000 - für einen Schaden von $ 300.000. ([[INES]]: 1) |
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| 5. Okt. 1966 |
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| Monroe (Michigan)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| Eine Fehlfunktion des Natrium-Kühlsystems im ''[[Kernkraftwerk Enrico Fermi (USA)|Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor]]'' (schneller Brüter) am Ufer des [[Eriesee]]s führte zu einer partiellen Kernschmelze, bei der keine Strahlung aus dem Containment austrat. Der Reaktorkern enthielt 105 aus [[Zirconium]]-verkleideten Stiften bestehende Brennelemente. Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeitern gelang es, den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Containments wurde keine Strahlung gemessen. Es wurde aber noch Wochen später eine Rekritikalität befürchtet. Der 60-MWe-Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für das Buch ''We Almost Lost Detroit'' von [[John G. Fuller]]. |
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* [[4. November]] – Eine B-47, die Atomwaffen trägt, fängt im Flug an zu brennen und stürzt in [[Texas]] ab. ([[INES]]: 1) |
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| 21. Jan. 1969 |
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| Lucens,<br>{{CHE}}<ref>''Reaktor-Unfall in der Schweiz'', Phys. Blätter, 25, 1969, 465-467, {{doi|10.1002/phbl.19690251006}}</ref> |
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| Beim Versagen des Kühlsystems eines experimentellen Reaktors im [[Reaktor Lucens|Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL)]] im [[Kanton Waadt]] gab es im Reaktor (der ähnlich wie der [[NRX-Reaktor]] aufgebaut war) eine partielle [[Kernschmelze]]. Anfang des Jahres 1968 gab es eine Prüfung des mit einer Leistung von 8 MW [[elektrische Energie|Energie]] produzierenden Reaktors. Im April/Mai wurde er in Betrieb genommen, allerdings anschließend bis Januar des nächsten Jahres wieder abgeschaltet. Während dieses Stillstandes lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus [[Magnesium]] bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und ein [[Brennelement]] schmolz. Es geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Dabei wurden 1100 kg [[Schweres Wasser]] (Moderator), geschmolzenes radioaktives Material und Kohlendioxid (Kühlmittel) in die Reaktor[[Kaverne (Bergbau)|kaverne]] geschleudert.<ref name="ensi">{{Internetquelle |url= https://www.ensi.ch/de/2012/05/31/serie-lucens-ausfuehrliche-analyse-des-unfalls/| titel= Serie Lucens: Ausführliche Analyse des Unfalls |autor= [[Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat]] (ENSI) |datum= 2012-05-31 |zugriff=2019-01-05 |offline=}}</ref> Da die erhöhte Radioaktivität bereits etwas früher gemessen wurde, konnte das Kraftwerk evakuiert und die Kaverne isoliert werden. Es wurde in der Fels-Kaverne anfänglich eine Dosisleistung von ca. ein Sievert pro Std. Radioaktivität gemessen, wobei eine geringe Menge davon durch „zwei sehr kleine undichte Stellen“ in die Umgebung gelangte; einige Tage später wurde der gesamte Gasinhalt der Kaverne „kontrolliert über Filter“ in die Umgebung abgegeben<ref>A. Meichle: ''Das ehemalige Versuchs-Atomkraftwerk Lucens, Rückblick und Ausblick'', Sonderdruck SVA-Bulletins Nr. 13/14, 1989</ref>. Die zusätzliche Dosisbelastung der Bevölkerung betrug 0,001 mSv, war also sehr gering.<ref>[https://ensi.admin.ch/de/2012/05/24/serie-lucens-keine-grossen-schaeden-nach-dem-unfall ENSI: ''Serie Lucens: Keine grossen Schäden nach dem Unfall'']</ref>. Die radioaktiven Trümmer konnten erst Jahre später aus dem Stollensystem geräumt werden. Die Kaverne enthielt nach wie vor eine Menge radioaktiven Materials, wurde aber so verschlossen, dass vorerst keine Strahlung in die Umwelt gelangen konnte. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1973. Die Trümmer wurden in versiegelten Behältern auf dem Gelände gelagert, bis sie 2003 ins zentrale [[Zwischenlager (Kerntechnik)|Zwischenlager]] in Würenlingen ([[Zwilag]]) abtransportiert wurden. |
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| 4-5<ref>[https://www.ensi.ch/de/2012/06/07/serie-lucens-kritik-an-der-sicherheitsbehoerde/ Teil 9] der Serie Lucens des ENSI.</ref> |
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* [[30. Dezember]] – Eine überkritische Masse an Plutonium wird versehentlich bei der chemischen Trennung einer Lösung in [[Los Alamos]] erreicht. Der Bediener des Krans stirbt an der akuten [[Strahlenkrankheit]]. Die Märzausgabe des ''Journal of Occupational Medicine'' Magazins druckt in einer Sonderbeilage eine medizinische Analyse des Unfalls. Die manuelle Handhabung von kritischen Massen in US-Bundeseinrichtungen wird nach diesem Unfall im Grundsatz aufgegeben. ([[INES]]: 3) |
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| 11. Mai 1969 |
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| Rocky Flats (Colorado)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| In einem Container mit 600 t feuergefährlichem Material kam es zu einer spontanen Entzündung von Plutonium. Das Feuer verbrannte 2 t des Materials und setzte Plutoniumoxid frei. Durch die Entnahme von Bodenproben im Umfeld der Anlage stellte man fest, dass die Gegend mit Plutonium kontaminiert wurde. Da sich die Betreiber der Anlage weigerten, Untersuchungen einzuleiten, wurden die Proben im Rahmen einer nicht offiziellen Untersuchung entnommen. (INES: 4–5)<ref>nuclearfiles.org: [http://www.nuclearfiles.org/menu/key-issues/nuclear-weapons/issues/accidents/accidents-1960%27s.htm Accidents 1960's], 18. Mai 2006</ref> |
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== [[1959]] == |
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* Im Santa Susana Field Laboratory in Simi Valley, [[Kalifornien]] gibt es in einem mit Natrium gekühlten Reaktor eine partielle [[Kernschmelze]]. |
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== 1970er Jahre == |
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* Juli – Im San Fernando Valley wird nach einer kleinen [[Kernschmelze]] Radioaktivität freigesetzt. |
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* Oktober – Ein Toter und drei schwer verbrannte Personen sind das Resultat, als der Prototyp des Reaktors für das atomgetriebene U-Boot USS Triton (SSRN/SSN-586) explodiert und anschließend ein Feuer im United States Navy's Training Center in [[West Milton]], [[New York (Bundesstaat)|New York]] ausbricht. Die Navy erklärte: "Die Explosion hatte nichts mit dem Reaktor oder irgendwelche wichtigen Nebensystemen des Reaktors zu tun". Aber Quellen, die mit dem Betrieb des Reaktors betraut waren, gaben an, dass die Hochdruckpressluftflasche, die explodierte, einem extrem wichtigen Reaktor-Unterstützungssystem zugehörig war. |
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* [[15. Oktober]] – Ein [[Boeing B-52|B-52]] Bomber mit zwei Atombomben an Bord kollidiert mit einem [[KC-135 Stratotanker|KC-135]] Tankflugzeug und stürzt in der Nähe von [[Kentucky]] ab. |
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| 1973 |
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| Windscale bzw. Sellafield,<br>{{GBR}} |
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| In der Wiederaufarbeitungsanlage kam es in einem für Reparaturen entleerten Becken beim Wiederauffüllen mit Wasser aufgrund heißer Radio[[nuklid]]e am Beckenboden zu einer [[Exotherme Reaktion|exothermen Reaktion]]. Hierdurch wurden ein Teil der Anlage sowie 35 Arbeiter radioaktiv kontaminiert. Aufgrund der internen Kontamination und offenbar auch einer gewissen Freisetzung wurde dieser Unfall mit INES 4 eingestuft.<ref name="iaeo">IAEO: '' {{Webarchiv|text=Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse |url=http://www.iaea.org/Publications/Factsheets/English/ines-e.pdf |wayback=20061209064525}}''. 21. Mai 2006.</ref> |
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| 4 |
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* [[20. November]] – In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge Laboratory in [[Tennessee]] gibt es eine chemische Explosion während der Dekontamination der Arbeitsanlagen. Es werden insgesamt 15 Gramm Plutonium 239 freigesetzt. Das Plutonium verursacht bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und den Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass es zur Explosion führte, als Salpetersäure in Berührung mit Dekontaminierungsflüssigkeiten kam, die Phenol enthielten. Ein Verdampfer enthielt Rückstände des Phenols. Ein Techniker hatte vergessen, die Geräte mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht wirklich gründlich gereinigt werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment (Sicherheitsbehälter) zu benutzen. Seitdem wurden Angestellte nie wieder verletzt. |
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| 6. Feb. 1974 |
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| Leningrad,<br>{{SUN-1955}} |
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| Aufgrund siedenden Wassers ereignete sich ein Bruch des Wärmetauschers im Block 1 des [[Kernkraftwerk Leningrad|Kernkraftwerks Leningrad]]. Drei Menschen starben. Hochradioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf wurde zusammen mit radioaktivem Filterschlamm in die Umwelt freigesetzt. (INES: 4–5)<ref name="Malko" /> |
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| 4–5 |
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== [[1960]] == |
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| Okt. 1975 |
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* [[7. Juni]] – Auf dem McGuire Luftwaffenstützpunkt in [[New Egypt]] ([[New Jersey]]) explodiert ein [[Helium]]-Tank. Die Explosion zerreißt die Tanks einer BOMARC-A [[Marschflugkörper|Cruise Missile]]. Dadurch entsteht ein Feuer, das die Rakete schmelzen lässt. Aus dem Sprengkörper der Cruise Missile tritt Plutonium aus und kontaminiert die Basis und das [[Grundwasser]]. |
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| Leningrad,<br>{{SUN-1955}} |
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| Im Oktober 1975 ereignete sich eine teilweise Zerstörung des Reaktorkerns in Block 1 des Leningrader KKW. Der Reaktor wurde abgeschaltet. Am nächsten Tag wurde der Kern gereinigt, indem eine Notreserve Stickstoff hindurchgepumpt und durch den Abluftschornstein abgeblasen wurde. Dabei wurden ca. 1,5 Megacurie (55 PBq) an radioaktiven Substanzen an die Umwelt abgegeben. (INES: 4–5)<ref name="Malko">M. V. Malko: ''The Chernobyl Reactor: Design Features and Reasons for Accident.'' ([http://www.rri.kyoto-u.ac.jp/NSRG/reports/kr79/kr79pdf/Malko1.pdf PDF])</ref> |
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| 4–5 |
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[[Image:US AEC SL-1.JPG|thumb|right|333px|Der SL-1 Reaktor bei seiner Entfernung von der ''National Reactor Testing Station'']] |
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| 1977 |
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| Belojarsk,<br>{{SUN-1955}} |
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| Bei einem Unfall schmolzen 50 % der Brennstoffkanäle des Blocks 2 vom Belojarsker KKW, einem Druckröhrenreaktor ähnlich dem RBMK. Die Reparatur dauerte etwa ein Jahr. Das Personal wurde hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt. (INES: 5)<ref name="Malko" /> |
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| 5 |
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* [[3. Januar]] – In der [[National Reactor Testing Station]] in [[Idaho Falls]] ([[Idaho]]) erleidet der experimentelle ''SL-1'' Reaktor einen kritischen Vorfall mit einer Dampfexplosion und schwerer Freisetzung radioaktiven Materials, bei dem drei Arbeiter getötet werden. Mit Ausnahme von <sup>131</sup>[[Iod]] bleibt die Verbreitung der Strahlung auf eine Fläche von 12.000 m² begrenzt. Im Umkreis von 30 km um den Reaktor ist die Kontamination der Vegetation durch <sup>131</sup>Iod etwa 100 Mal so hoch wie die natürliche Strahlungsintensität. Selbst 80 km entfernt ist die Belastung der Vegetation noch doppelt so hoch, unter anderem auch in einem Landschaftsstreifen entlang des [[Snake River (Columbia)|Snake River]] nahe [[Burley (Idaho)|Burley]] und [[American Falls (Idaho)|American Falls]]. Der transportable Reaktor hatte manuell betätigbare Steuerstäbe. Das Bewegen eines einzigen Stabes könnte den [[Kritikalität]]svorfall ausgelöst haben. Es war bekannt, dass sich die Stäbe im leichten Aluminiumgehäuse verklemmen konnten. Einige Ermittler glaubten, dass eine solche Stange feststeckte und sich plötzlich löste, was den Unfall ausgelöst haben soll. Die Ermittler haben nie herausgefunden, warum der Stab entfernt wurde. Ein Arbeiter wurde von einem Steuerstab an der Decke aufgespießt gefunden. Der Stab wurde anscheinend vom Dampfdruck herausgeschleudert. |
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| Feb. 1977 |
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: Der Unfall wurde von Arbeitern entdeckt, die sich außerhalb des Reaktorgebäudes befanden, als Strahlungs- und Übertemperaturalarm die Rettungskräfte alarmierte, die [[Dosisleistung]]swerte fanden, die noch hundert Meter vom Reaktorgebäude entfernt 2 [[Sievert (Einheit)|mSv]]/h überschritten. Die Rettungsmannschaft konnte zuerst weder ein Feuer noch die Arbeiter finden, aber sie fanden Strahlungswerte von etwa 10 mSv/h innerhalb des Reaktorgebäudes. Einer der drei Arbeiter konnte aus dem Gebäude geborgen werden, starb aber ein paar Stunden später. Die Leichen der beiden Anderen blieben über Tage im Gebäude, während hunderte Rettungskräfte versuchten, eine Rettungsaktion durchzuführen. Von diesen Rettungskräften erhielten laut einem Bericht der Atomenergiekommission der USA 22 eine [[Äquivalentdosis]] in der Größenordnung von 30 bis 270 mSv. Der Reaktor wurde demontiert und der 12 t schwere Reaktorkern und das Druckgefäß einige Monate später entfernt. |
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| Jaslovské Bohunice,<br>{{CSK}} |
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| In dem mit einem Druckröhrenreaktor ausgestatteten ersten slowakischen Kernkraftwerk [[Kernkraftwerk Bohunice|Bohunice A-1]] kam es zu einem Unfall: Beim Beladen mit frischen Brennelementen überhitzten einige davon, ein Brennelement schoss aus dessen Druckröhre und zerschellte am darüberliegenden Beladungskran. Ein Arbeiter starb, die Reaktor-Halle wurde kontaminiert (INES: 4). Der Reaktor wurde nach dem Unfall stillgelegt.<ref>Úrad jadrového dozoru Slovenskej republiky (Slovak Nuclear Regulatory Authority): ''{{Webarchiv|url=http://www.ujd.gov.sk/anurep2000/ehodkon6.html |wayback=20160226154126 |text=Annual report 2000 }}''. 8. August 2007.</ref> |
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| 4 |
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* (Datum unbekannt) – Die Besatzung des [[U-Boot]]s USS Theodore Roosevelt (SSBN-600) versucht, das verbrauchte Harz des Ionenaustauschers der Entsalzungsanlage zu verklappen. Dieses Granulat filtert aufgelöste Mineralien und Teilchen aus dem primären Kühlkreislauf des U-Boots. Bei der Verklappung kommt es zu einer Kontamination: Der Wind bläst einen Teil der Verklappung auf das U-Boot zurück. |
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| 31. Dez. 1978 |
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| Belojarsk,<br>{{SUN-1955}} |
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| Im Turbinenhaus des Blocks 2 vom Belojarsker KKW stürzte eine Deckenplatte auf einen Turbinenöltank und verursachte einen Großbrand. 8 Personen erlitten hohe Strahlendosen beim Organisieren der Reaktornotkühlung. (INES: 3–4)<ref name="Malko" /> |
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| 3–4 |
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|- id="Three Mile Island" |
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* [[24. Januar]] – An Bord eines US-Bomberflugzeug vom Typ B-52 ''Stratofortress'' bricht ein Feuer aus, das durch ein großes Leck eines Flügeltanks verursacht wurde, und die Maschine explodiert 12 Meilen nördlich der Seymour Johnson Air Force Base in [[Goldsboro]] ([[North Carolina]]) in der Luft. Als der Bomber abstürzt, werden zwei ''Mark 39'' Wasserstoffbomben mit 24-Megatonnen Sprengkraft abgeworfen. Fünf Besatzungsmitglieder bringen sich mit dem Fallschirm in Sicherheit, aber drei sterben – zwei im Flugzeug und einer bei der Landung. Bei einer der Bomben entriegeln sich drei der vier Zündmechanismen, wodurch in der Bombe automatische Vorgänge ablaufen, um sie scharf zu machen, z. B. das Laden der Zündkondensatoren und das Öffnen des Bremsfallschirms mit 20 m Durchmesser. Der Fallschirm erlaubt es der Bombe, ohne Beschädigung am Boden aufzuschlagen. Der vierte Mechanismus, der Sicherungsschalter des Piloten, ist jedoch noch verriegelt, weshalb die Bombe nicht detoniert und schließlich geborgen werden kann. Die zweite Bombe schlägt mit einer Geschwindigkeit von über 1.000 km/h in einem Sumpfgebiet ein und zerschellt. Der Rumpf wird in 7 m Tiefe gefunden und die meisten Teile der Bombe, wie der Tritiumbehälter und das Plutonium werden geborgen. Weitere Grabungen werden wegen des eindringenden Grundwassers aufgegeben, sodass der Großteil des thermonuklearen Teils der Bombe, der Uran enthält, an Ort und Stelle bleibt. Man nimmt an, dass er sich in etwa 55 m Tiefe befindet. Der elektrische Zündmechanismus der Bomben war so konstruiert, dass er Feuer und Explosionsdruck standhalten sollte. Man nahm zunächst an, dass die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Detonation 1 zu 1 Million betrage. Doch bei der Untersuchung der geborgenen Bombe stellte sich heraus, dass fünf der sechs Sicherungssysteme versagt hatten. Der US-Bundesstaat North Carolina wurde durch die einzige verbleibende Sicherung vor einer nuklearen Explosion gerettet, die 1000mal stärker gewesen wäre als die [[Hiroshima]]-Bombe. Das Areal mit den nicht geborgenen Teilen der zweiten Bombe wurde von der Air Force aufgekauft, eingezäunt und wird regelmäßig auf Strahlung getestet. Bis jetzt soll keine erhöhte Strahlung gemessen worden sein. |
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| 28. März 1979 |
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| Three Mile Island (Pennsylvania)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| {{Hauptartikel|Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island}} |
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Im [[Kernkraftwerk Three Mile Island]] bei [[Harrisburg (Pennsylvania)|Harrisburg]] führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie [[Bedienungsfehler]] der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen [[Kernschmelze]] (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA. Er wurde von der IAEO mit INES 5 eingestuft. |
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* [[14. März]] – Ein [[B-52]] Bomber mit Kernwaffen verliert den Kabinendruck und muss auf 3.000 m heruntergehen. Durch den erhöhten Spritverbrauch erreicht er sein Ziel nicht mehr und macht bei Yuba City ([[Kalifornien]]) eine Bruchlandung, wobei das Flugzeug und die zwei Bomben zerschellen (die Serie solcher Vorfälle in den vorangegangenen Jahren bewegt den Präsidenten [[John F. Kennedy]], die Sicherheitsverriegelungen der Bomben verbessern zu lassen.) |
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* [[4. Juli]] – Beim sowjetischen U-Boot [[K-19]], einem Boot der Hotel-Klasse versagt vor der Küste [[Norwegen]]s das Reaktorkühlsystem. Dabei werden die Besatzung, Teile des U-Boots und die sich an Bord befindenden ballistischen Raketen kontaminiert. Mehrere Personen sterben. Die Temperatur des Reaktors erreicht 800 °C, fast genug, um die Kernbrennstäbe schmelzen zu lassen. Die Besatzung ist jedoch fähig, durch Notfallprozeduren die Kontrolle über die Temperatur wiederzugewinnen. |
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== 1980er Jahre == |
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* Oktober [[1961]] bis August [[1962]] – In diesem Zeitraum werden vier auf der Gioia Del Colle Air Base (Italien) stationierten ''Jupiter'' Mittelstreckenraketen der US Air Force (1,5 Mt bzw. 5,9 PJ Sprengkraft) von Blitzen getroffen. Jedes Mal wurden die Thermalbatterien aktiviert und zwei Mal wurden die Zünder mit Tritium-Deuterium Booster gefüllt und dadurch teilweise scharf gemacht. Nach dem vierten Blitzeinschlag installiert die US Air Force auf allen italienischen und türkischen Stützpunkten, auf denen solche Mittelstreckenraketen stationiert sind, blitz ableitende Türme, um die Raketen zu schützen. Die Stationierung dieser Raketen provozierte die [[Sowjetunion]], Raketen auf Kuba zu stationieren, was die [[Kubakrise]] auslöste. |
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* [[13. Oktober]] – Barentssee: Auf dem sowjetischen U-Boot [[K-8]], einem Boot der November-Klasse explodiert ein Dampfgenerator. 13 Besatzungsmitglieder sterben an Strahlungsschäden. Das Boot kehrt zum Stützpunkt zurück. |
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* [[10. Dezember]] – Eine unterirdische Test-Explosion setzt unerwartet Wolken aus radioaktivem Dampf frei, mehrere Highways in [[New Mexico]] müssen geschlossen werden. |
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| 1980 |
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| Saint-Laurent,<br>{{FRA}} |
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| {{Hauptartikel|Kernkraftwerk Saint-Laurent}} |
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Das Teil-Schmelzen einiger weniger Brennelemente führte zu einer Kontamination des Reaktorgebäudes (INES: 4).<ref name="iaeo" /> Die beiden ersten in St. Laurent gebauten Reaktoren waren graphitmoderiert und gasgekühlt. Die Notkühlung erfolgte deshalb nicht mit Wasser, sondern mit aus der Werksumgebung angesaugter Luft. Der Reaktor wurde nach Reparaturen noch eine Zeit lang weiterbetrieben. Heute laufen in St. Laurent nur noch zwei Druckwasser-Reaktoren. |
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== [[1962]] == |
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* [[26. Juli]] – Auf der [[Johnston-Atoll|Johnston-Insel]] im pazifischen Ozean findet der ''Bluegill Prime'' [[Kernwaffentest]]versuch statt. Der zweite Versuch eine Kernwaffe mit einer ''[[Thor_(Rakete)|Thor]]'' Mittelstreckenrakete abzufeuern, scheitert. Die Nutzlast der Rakete besteht aus einer Instrumentenkapsel und einem Gefechtskopf. Die Rakete erleidet bereits bei der Zündung einen Fehlstart, sodass die Sicherheitseinrichtung noch auf der Startvorrichtung die Zerstörung der Rakete auslöst. Die Abschusseinrichtungen auf der Insel werden dadurch schwer beschädigt und mit Plutonium kontaminiert. Die Tests konnten erst nach dreimonatigen Aufräum- und [[Dekontaminierung]]sarbeiten fortgesetzt werden. |
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== [[1963]] == |
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| Sep. 1982 |
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* [[10. April]] – Das atomgetriebene U-Boot [[USS Thresher (SSN-593)|USS ''Thresher'' (SSN-593)]] sinkt während eines Tests auf See östlich von [[Boston]] ([[Massachusetts]]) mit 129 Besatzungsmitgliedern an Bord. Ein Jahr zuvor war das Schiff gegen Ende des Wartungsintervalls bei Munitionsversuchen eingesetzt worden, wobei versucht wurde, möglichst nahe an das Zentrum der Explosionen vorzudringen. Danach wurde das Schiff umgerüstet und sank bei den darauf folgenden Tests. In einem Musterbeispiel schlechter Planung wurden diese Tests in einem Gebiet durchgeführt, in dem die Wassertiefe größer als die maximale Belastbarkeit des Schiffskörpers war. Im Dock waren (zerstörende) Materialprüfungen am Silberlot einiger Rohrverbindungen nicht erfolgreich verlaufen. Zu dieser Zeit gab es noch keine nichtzerstörende Materialprüfung und es waren keine Prüfberichte verfügbar. Die Untersuchungskommission ging daher später davon aus, dass der Untergang auf ein Versagen der mit Silber gelöteten Rohrverbindungen des Kühlwassereinlasses des Sekundärkreislaufes in der Außenwand des Schiffes zurückzuführen sei und dass weder der Reaktor noch dessen Design für den Unfall verantwortlich seien. Der Reaktor wurde nie geborgen. |
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| [[Kernkraftwerk Tschernobyl#Block 1|Tschernobyl]],<br>{{SUN-1980}} |
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| Im Block 1 des KKW Tschernobyl wurde durch Fehler des Personals ein Brennstoffkanal in der Mitte des Reaktors zerstört. Eine große Menge radioaktiver Substanzen wurden über den industriellen Bereich der Kernkraftanlage und die Stadt [[Prypjat (Stadt)|Prypjat]] verteilt. Das Personal, das mit der Liquidation der Konsequenzen dieses Unfalls beschäftigt war, erhielt hohe Strahlendosen. (INES: 5)<ref name="Malko" /> (der bekannte schwere Unfall geschah aber erst 1986, siehe weiter unten: Unfall höherer Stufe, in Block 4) |
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* [[10. April]] Nordatlantik – Beim sowjetischen U-Boot [[K-19]], einem Boot der Hotel-Klasse tritt ein Leck im Reaktorkühlsystem auf woraufhin 8 Besatzungsmitglieder durch Strahlungsschäden sterben und das Boot abgeschleppt wird. |
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| 1983 |
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| Buenos Aires,<br>{{ARG}} |
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| Durch das Vernachlässigen von Sicherheitsregelungen starb ein Operator während einer Modifikation des Reaktorkerns eines Forschungsreaktors. Er befand sich nur wenige Meter entfernt und erhielt mit ca. 20 [[Gray|Gy]] eine tödliche Strahlendosis (INES: 4).<ref name="iaeo" /> |
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| 4 |
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* [[Mai]] – In [[Mandan (North Dakota)|Mandan]] ([[North Dakota]]) wird die höchste je in den USA gemessene Konzentration (Stand 2003) von <sup>90</sup>[[Strontium]] in Milch entdeckt. Wahrscheinlicher Verursacher ist das streng geheime Hanford Laboratorium. |
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| 10. Aug. 1985 |
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| Wladiwostok,<br>{{SUN-1980}} |
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| In der Chazhma-Bucht nahe [[Wladiwostok]] ereignete sich ein ernster Unfall nach dem Brennelementwechsel des [[Atom-U-Boot|atomgetriebenen U-Bootes]] [[Projekt 675#Einheiten|K-31 (K-431)]].<ref>''Cold War submarines: the design and construction of U.S. and Soviet submarines, 1945-2001'' S. 98 und 99</ref> Durch fehlerhaftes Lösen und Anheben des Reaktorverschlusses kam es zu einer spontanen Kettenreaktion. Das Kühlwasser explodierte, schleuderte den 12 Tonnen schweren Deckel und die Innereien des Reaktors auf die Pier und beschädigte auch die Druckhülle des U-Bootes. Zehn Menschen starben sofort bei der Explosion. Von etwa 2000 Hilfskräften wurde bei 290 eine Strahlenbelastung von deutlich über 50 mSv gemessen. 10 Menschen erlitten akute [[Strahlenkrankheit|Strahlungskrankheit]] und 39 Menschen zeigten [[Strahlentherapie#Nebenwirkungen der Strahlenbehandlung|Strahlungsreaktionen]].<ref>Makato Takano et al.: {{Webarchiv|text=''Reactivity Accident of Nuclear Submarine near Vladivostok'' |url=http://www.ifm.zmaw.de/fileadmin/files/images/Staff/romanova/38_143-157.pdf |wayback=20150405053953}}. J. Nucl. Sci. Techn. 38, 2001, S. 143–157.</ref> |
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== [[1964]] == |
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| 6. Jan. 1986 |
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* [[13. Januar]] – Ein [[Boeing B-52|B-52 Bomber]] stürzt mit zwei nuklearen Waffen nahe [[Cumberland (Maryland)|Cumberland]] im Bundesstaat [[Maryland]] ab. |
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| Gore (Oklahoma)<br>{{USA 49 Stars}} |
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| In der [[Urankonversion]]sanlage ''Sequoyah'' von [[Kerr-McGee]] in [[Gore (Oklahoma)|Gore]], [[Oklahoma]] barst ein überfüllter Zylinder mit [[Uranhexafluorid]] nach unzulässiger Erhitzung. Während des Abfüllens von Uranhexafluorid in einen dafür vorgesehenen Transportzylinder wurde bemerkt, dass aufgrund der fehlerhaften Kalibrierung einer Waage zu viel in den Zylinder abgefüllt worden war. Der Versuch, den Zylinder wieder auf ein normales Level zu entleeren schlug zunächst fehl, da sich das Uranhexafluorid im Behälter abgekühlt hatte und erstarrt war. Um ein weiteres Umfüllen zu ermöglichen, wurde die Erhitzung des Zylinders angewiesen, um den Stoff wieder zu verflüssigen. Beim Aufheizvorgang zerbarst der überfüllte Zylinder und durch Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit wurden [[Uranylfluorid]] und [[Flusssäure]] freigesetzt. Ein Arbeiter starb durch das Einatmen von Flusssäure, 100 Arbeiter und Anwohner mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.<ref name="AJoPH"/> |
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| 2–4 |
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* [[21. April]] – Der US-amerikanische Navigationssatellit Transit-5BN-3 geht bei einem Fehlstart verloren, da er die vorgesehene Geschwindigkeit nicht erreicht und in ca. 45 km Höhe über dem [[Indischer Ozean|indischen Ozean]] wieder in die Atmosphäre eintritt. Der [[Radioisotopengenerator]] zur Stromversorgung des Satelliten enthielt 630 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] an <sup>238</sup>Pu, das zumindest teilweise beim Wiedereintritt verbrennt und freigesetzt wird. Vier Monate später wird eine erhöhte <sup>238</sup>Pu Konzentration in der Stratosphäre gemessen. Die Menge an <sup>238</sup>Pu, die sich im Jahr 1970 in der Atmosphäre verteilt hat, wird auf 600 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] geschätzt. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (''Environmental Protection Agency'') schätzt die durch den Fehlstart verursachte Lungenbelastung durch <sup>238</sup>Pu auf 0,6 [[Sievert (Einheit)|µSv]] im Vergleich zu der durch den [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] der Kernwaffentests der 1950er Jahre verursachten Belastung von 3,5 µSv. |
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| 26. April 1986 |
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| Tschernobyl,<br>{{SUN-1980}} |
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| {{Hauptartikel|Nuklearkatastrophe von Tschernobyl}} |
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Zu einem [[Auslegungsstörfall#Super-GAU|Super-GAU]] (INES: 7)<ref name="Malko" /> kam es im Block 4 des [[Kernkraftwerk Tschernobyl|Kernkraftwerkes Tschernobyl]] in der [[Ukraine]]. Dabei wurde der Reaktorkern während eines [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl#Chronologie|Sicherheitstests]] aufgrund von Fehlern des Personals und durch konstruktionsbedingte Mängel [[Kritikalität|prompt überkritisch]]. Es erfolgte eine Leistungsexkursion, die ein Vielfaches der Nennleistung überstieg, so dass es zu einer totalen [[Kernschmelze]] und zwei Wasserstoff-Explosionen in kurzer Folge kam. Die Abdeckung des Reaktorkerns und das Dach des Reaktorgebäudes wurden dadurch weggesprengt, ein Containment gab es nicht. Durch die Freilegung und Brand des Reaktorkernes wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt, die unmittelbare Umgebung wurde stark kontaminiert; darüber hinaus gab es zahlreiche direkte Strahlenopfer unter den Hilfskräften. Der Super-GAU konnte durch Radioaktivitätsmessungen und [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] in [[Schweden]] und anderen europäischen Ländern nachgewiesen werden. Es wurde ein großräumiges Sperrgebiet eingerichtet und das Gebiet evakuiert. Die Anzahl der geschädigten Personen schwankt je nach Studie erheblich. Dass der Unfall bisher (gemäß IAEO) unerwartet wenig Opfer forderte, ist teils darauf zurückzuführen, dass der heftige Graphitbrand große Teile der Radioaktivität direkt und hoch in die Atmosphäre hinauf beförderte sowie der Wind vor der Evakuierung größerer Städte wie Prypjat weitgehend in Richtung bevölkerungsschwächerer Regionen blies. |
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* [[24. Juli]] – Bei einem Unfall in einer nuklearen Brennelemente-Fabrik in [[Charlestown (Rhode Island)|Charlestown]] ([[Rhode Island]]) stirbt ein Mensch. |
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* [[5. Dezember]] – Eine ''Minuteman 1B'' Rakete wird auf der Abschusseinrichtung L-02 der [[Ellsworth Air Force Base]] ([[South Dakota]]) in den taktischen Alarmzustand versetzt. Zwei Air Force Mitarbeiter waren zur Abschusseinrichtung abkommandiert, um das Sicherheitssystem des Raketensilos zu reparieren. Mitten in der Überprüfung zündet eine Bremsrakete unter dem Gefechtskopf, wodurch der Gefechtskopf etwa 23 m tief auf den Boden des Raketensilos fällt. Beim Aufschlag reißen sich die Zünd- und Höhensteuersysteme los, sodass die Stromversorgung des Gefechtskopfs ausfällt. Der Gefechtskopf wird durch den Aufschlag schwer beschädigt, jedoch arbeiten alle Sicherheitsvorrichtungen wie vorgesehen, sodass es keine Explosion und keine Freisetzung radioaktiven Materials erfolgt. |
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== 1990er Jahre == |
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* [[Januar]] – Bei einem Unfall in den Lawrence Livermore National Laboratories werden 11 [[Becquerel (Einheit)|PBq]] radioaktives Material freigesetzt. |
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* 10. Februar – Werft in Sewerodwinsk: Beim sowjetischen U-Boot [[K-11]], einem Boot der November-Klasse tritt ein Reaktorunfall auf. 7 Menschen sterben infolge von Strahlungsschäden. Der Reaktor wird ausgewechselt. |
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* Oktober – Ein Brand in [[Rocky Flats]] setzt eine Mannschaft von 25 Personen der 17-fachen gesetzlich zulässigen Strahlungsdosis aus. |
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| 6. April 1993 |
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| Sewersk,<br>{{RUS}} |
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| In der [[Kerntechnische Anlage Tomsk|Kerntechnischen Anlage Tomsk]] bei [[Sewersk]] (auch als ''Tomsk-7'' bekannt) wurden in der Wiederaufarbeitungs-Anlage (vor allem genutzt für die Produktion von waffenfähigem Plutonium) durch einen Unfall große Mengen kurzlebiger radioaktiver Stoffe freigesetzt. Infolgedessen wurden rund 120 Quadratkilometer im Gebiet Sewersk kontaminiert (INES: 2–4).<ref>{{Internetquelle |autor=Erwin Jurtschitsch |url=http://www.focus.de/wissen/natur/atomunfall-die-wahre-katastrophe-in-tomsk-7_aid_140980.html |titel=Die wahre Katastrophe in Tomsk-7 |hrsg=Focus Nr. 16 (1993) |datum=1993-04-19 |zugriff=2016-03-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= Ulrich Weissenburger |url=https://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenberichte/docs/96-21-1.html |titel=Nukleare Umweltgefährdung in Russland |werk=Wochenbericht 21/96 |hrsg=DIW Berlin |datum=2007-02-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070808034340/http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenberichte/docs/96-21-1.html |archiv-datum=2007-08-08 |zugriff=2016-03-13}}</ref> |
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| 2–4 |
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* [[5. Dezember]] – Ein [[Douglas A-4|A-4E Skyhawk]] Flugzeug mit einer nuklearen Waffe des Typs ''B43'' stürzt vor der Küste [[Japan]]s von der [[USS Ticonderoga (CV-14)|USS ''Ticonderoga'']] in 4,9 km tiefes Wasser. Das Schiff war unterwegs von [[Vietnam]] nach [[Yokosuka]] in [[Japan]]. Das Flugzeug, der Pilot und die Bombe wurden nie geborgen. Das US-Verteidigungsministerium behauptete ursprünglich, der Unfall habe 800 km vor der Küste stattgefunden, Aufzeichnungen der US-Navy zeigten jedoch, dass der Unfall nur 130 km vor den [[Ryukyu-Inseln]] und 320 km von [[Okinawa]] entfernt stattgefunden hatte. |
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| 30. Sep. 1999 |
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| Tōkai-mura,<br>{{JPN}} |
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| {{Hauptartikel|Nuklearunfall von Tōkaimura}} |
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In einer Brennelemente-Fabrik in [[Tōkai (Ibaraki)|Tōkai-mura]] ([[Japan]]) befüllten Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (statt der vorgeschriebenen 2,3 kg). Daraufhin setzte eine unkontrollierte Kettenreaktion ein und Strahlung trat aus. Die Zahl der Menschen, die erhöhte Strahlendosen erhielten, wird mit 35 bis 63 angegeben. Drei Arbeiter waren einer besonders hohen Dosis von bis zu 20 [[Sievert (Einheit)|Sievert]] ausgesetzt. Ca. 300.000 Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Dieser Unfall wird von offizieller Seite mit INES 4,<ref>IAEA: [https://www.iaea.org/Publications/Factsheets/English/ines.pdf INES: The International Nuclear And Radiological Event Scale] (PDF; 189 kB)</ref><ref>IAEO: [https://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/TOAC_web.pdf Report on the Preliminary Fact Finding Mission Following the Accident at the Nuclear Fuel Processing Facility in Tokaimura.] 15. November 1999 (englisch, PDF, 9 MB)</ref> von einigen Wissenschaftlern aber mit INES 5 bewertet.<ref>[http://www-bcf.usc.edu/~meshkati/tefall99/part3.html Projekt der University of Southern California zum Unfall in Tōkai-mura]</ref> Der Arbeiter Hisashi Ōuchi, der einer Strahlendosis von mutmaßlich 16 bis 20 Sievert ausgesetzt war, verstarb am 21. Dezember 1999 im Alter von 35 Jahren an Leberversagen. Am 27. April 2000 verstarb mit Masato Shinohara (40) ein weiterer Arbeiter nach langer Krankheit. Er war vermutlich einer Strahlung von 6 bis 10 Sievert ausgesetzt.<ref>{{cite web | url=http://www.nuketext.org/jco.html | title=東海村JCO 臨界事故 | accessdate=2011-03-25 | last= | first= | authorlink= | coauthors= | date= |
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== [[1966]] == |
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| format= | work= | publisher=nuktext.org | pages= | language=ja | quote= }}</ref> |
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* [[17. Januar]] – Nahe [[Palomares]] ([[Spanien]]) kollidiert an einem klaren Wintertag in 9.000 Metern Höhe ein amerikanisches Langstrecken-Bomberflugzeug vom Typ [[Boeing_B-52|B-52]] ''Stratofortress'' mit einem Tankflugzeug vom Typ [[KC-135]] ''Stratotanker'' der US Air Force. Der B-52 Bomber, der im US-Bundesstaat North Carolina zu einer routinemäßigen Luftpatrouille gestartet war, wird in der Luft von der KC-135 betankt; dabei stoßen die zwei Maschinen zusammen. Beide Flugzeuge explodieren, die gut 150.000 Liter Treibstoff an Bord der KC-135 gehen in Flammen auf. Acht der elf Besatzungsmitglieder beider Flugzeuge sterben. Vier [[Wasserstoffbombe]]n der B-52 stürzen in der Nähe des südspanischen Dorfes Palomares ab. Die Sicherheitsvorkehrungen verhinderten zwar eine thermonukleare Explosion, doch die hochexplosiven Sprengladungen in zwei der Bomben detonieren. Über mehrere hundert Hektar Agrarland liegen radioaktive Partikel verstreut. Eine dritte Bombe geht unbeschädigt in der Nähe des Dorfes nieder, die vierte Bombe stürzt 20 Kilometer vor der Küste ins Meer. 33 US-Marineschiffe riegelten das Gebiet ab; Taucher und Tauchboote, u.a. das Zwei-Mann-Unterseeboot "Alvin" (mit einer Tauchtiefe bis 1.600 Metern), suchten den Meeresgrund ab. Am 25. Januar 1966 wurde die fehlende Bombe schließlich gefunden. Sie war unbeschädigt und schien keinerlei Radioaktivität abgegeben zu haben. Nach wenigen Tagen wurde festgestellt, dass die beiden Bomben, deren Sprengladungen detoniert waren, erschreckend hohe Mengen an Plutonium abgegeben hatten. Rund 1.750 Tonnen kontaminierter Erde mussten abgetragen werden und zur Entsorgung auf eine Deponie für nukleare Abfälle in [[Aiken]] ([[South Carolina]]) in die USA gebracht werden. In der Region um Palomares wurden hauptsächlich Tomaten angebaut, mehrere Tonnen mussten vergraben oder auf andere Weise vernichtet werden. 1975 fasste das Amt für nukleare Entwicklungen des US-Verteidigungsministeriums den "Palomares Summary" ab. Der Bericht hielt fest, dass der am Tag des Unfalls herrschende Wind plutoniumhaltigen Staub aufgewirbelt hatte und dass "das ganze Ausmaß der Verbreitung nie in Erfahrung zu bringen sein" würde. Die USA vereinbaren Schadensersatz mit 522 Einwohnern von Palomares in Höhe von 600.000 [[US-Dollar]]. Die Stadt erhält auch eine Entsalzungsanlage im Wert von 200.000 US-Dollar. Erst 1985 erhielten die Menschen von Palomares Zugang zu ihren medizinischen Unterlagen. Im Jahre 2004 plante die spanische Regierung unter Ministerpräsident [[José Luis Rodríguez Zapatero]] in der etwa 220 Hektar großen beaufschlagten Zone an bestimmten Stellen eine erneute Dekontaminationsaktion. Neuere Studien der spanischen Atombehörden brachten die Erkenntnis, dass sich in tieferen Erdschichten "mehr Plutonium und Uran befinden als erwartet." Neben Tomaten stammen aus der Region um Palomares inzwischen auch Salat und Melonen. |
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* [[September]] – [[Plutonium]]feuer in Livermore. |
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== 2000er Jahre == |
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* [[5. Oktober]] – Aufgrund einer Fehlfunktion des [[Natrium]]-Kühlsystems im ''Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor'' am Ufer des [[Eriesee]]s nahe [[Monroe (Michigan)]] ([[Michigan]]) kommt es zu einer partiellen Kernschmelze. Keine Strahlung tritt aus dem Containment aus. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für die umstrittene [[Polemik]] ''We Almost Lost Detroit'' von [[John G. Fuller]]. Der Reaktorkern bestand aus 105 aus [[zirkonium]]verkleideten Stiften bestehenden [[Uranoxid]]-Brennelementen (uranium oxide fuel assemblies). Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler (flow-guide) im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeiter versuchten erfolgreich, den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Auffangbehälters wurde keine Strahlung gemessen. Der 200-MW Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung. |
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* Winter [[1966]] – [[1967]] (Datum unbekannt) – Das erste nuklear-betriebene [[Sowjetunion|sowjetische]] Schiff, der [[Eisbrecher]] ''Lenin'', erleidet einen nuklearen Unfall (vielleicht sogar eine [[Kernschmelze]]) eines seiner drei Reaktoren. Gerüchten zufolge werden 30 Mannschaftsmitglieder getötet. Das Schiff wird ein Jahr lang aufgegeben, um die Strahlung abklingen zu lassen. Dann werden die drei Reaktoren zusammen mit 60 % der Brennelemente in einem getrennten Behälter im Tsivolko Fjord der [[Karasee]] versenkt. Zwei neue Reaktoren werden eingebaut und das Schiff nimmt 1970 den Dienst wieder auf. |
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== [[1967]] == |
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| 11. März 2006 |
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* Livermore setzt drei Wochen lang [[Plutonium]] in das Abwasser von [[San Francisco]] frei. In San Francisco benutzte man die getrockneten Abwässer als Dünger. |
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| [[Fleurus]],<br>{{BEL}} |
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| In einer Bestrahlungsanlage zur Herstellung radiopharmazeutischer Produkte beim ''Institut national des radio-éléments (IRE)'' wurde aufgrund eines [[Hydraulik]]-Versagens eine [[Kobalt]]-Quelle aus einem strahlenabschirmenden Wasserbecken gehoben, obwohl kein Bestrahlungsvorgang stattfand und die Tür zum Raum offenstand. Aufgrund des ausgelösten Alarms betrat ein Angestellter den Raum. Während seines Aufenthaltes von nur 20 Sekunden erhielt er eine Strahlendosis von rund 4,6 [[Sievert (Einheit)|Sievert]], die mittelfristig lebensbedrohlich sein kann (INES 4).<ref>[http://www.johnstonsarchive.net/nuclear/radevents/2006BELG1.html Datenbank schwererer radiologischer Unfälle (englisch)]</ref> (Unfälle in rein medizinischen Anlagen werden gewöhnlich nicht INES-klassifiziert, beim IRE handelt es sich aber um eine kerntechnische Anlage). |
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* April – Während einer Dürre trocknet der Karachay-See bei Tscheljabinsk (Russland) aus. Seit 1951 war der 0,5 km² große sumpfige See als "Zwischenlager" für hoch- und mittelradioaktive Abfälle von ''Tscheljabinsk-40'', das Teil der Wiederaufarbeitungsanlage von [[Majak]] war, benützt. Starke Winde verteilen etwa 5 MCi (190 PBq) radioaktives Sediment aus dem eingetrockneten See über ein Gebiet von etwa 5.200 km². |
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== 2010er Jahre == |
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* [[22. Januar]] – Elf Kilometer südlich der Thule Air Force Base in [[Grönland]] bricht ein Feuer im Abteil des Navigators eines B-52 Bombers aus. Während der Bomber abstürzt, verliert er drei Wasserstoffbomben an Land, eine fällt ins Meer. Bei den Aufräumarbeiten, die vom rauen Wetter erschwert werden, werden kontaminiertes Eis und die Flugzeugtrümmer vergraben. Die Bombenteile werden bei Pantex in [[Amarillo]] ([[Texas]]) aufbereitet. Die Dänen reagieren empört, da Grönland politisch zu [[Dänemark]] gehört und Dänemark nukleare Waffen in seinem Gebiet verbietet. In Dänemark gab es Demonstrationen gegen die USA. Ein Sprengkopf wurde 1979 von [[US Navy Seals]] und [[SeaBee]]s geborgen. Ein im August 2000 veröffentlichter Bericht deutet an, dass die letzte Bombe immer noch auf dem Grund der [[Baffin Bay]] liegt. |
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* [[8. März]] – Ein sowjetisches U-Boot der Golf-Klasse sinkt etwa 1.200 km nordwestlich der Insel [[Oahu]] ([[Hawaii]]) in eine Tiefe von 5.900 Meter. 97 Seeleute werden dabei getötet. An Bord des U-Boots befinden sich drei nukleare ballistische Raketen. Die UdSSR meldet am [[11. April]] den Verlust. Teile dieses U-Boots wurden 1974 von der [[Central Intelligence Agency|CIA]] und von [[Howard Hughes]]' [[Glomar Explorer]] geborgen. |
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* [[18. Mai]] – Der Wettersatellit Nimbus-B stürzt bei einem Fehlstart vor Kalifornien ins Meer. Der Radioisotopengenerator wird unbeschädigt geborgen. |
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| 11. März 2011 |
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| Fukushima,<br>{{JPN}} |
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| {{Hauptartikel|Nuklearkatastrophe von Fukushima}} |
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Aufgrund von Schäden bei der Stromversorgung und an den Kühlsystemen, die durch das große [[Tōhoku-Erdbeben 2011|Tōhoku-Erdbeben]] vom 11. März 2011 und den folgenden [[Tsunami]] verursacht wurden, kam es in drei Reaktoren und zwei Abklingbecken des [[Kernkraftwerk Fukushima Daiichi|Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi]] (Fukushima I) zur Überhitzung der Brennelemente. Es ereigneten sich mehrere Explosionen: In Block 1 am 12. März, in Block 3 am 14. März und in den Blöcken 2 und 4 am 15. März. Bei diesen Explosionen wurden bei Block 1 und 3 die äußeren Gebäudehüllen stark beschädigt und radioaktives Material freigesetzt. Zudem brachen in den Blöcken 3 und 4 mehrere Brände aus und setzten große Mengen radioaktiver Stoffe frei. Zur behelfsmäßigen Kühlung wurde in die [[Reaktorkern]]e von Block 1, 2 und 3 zunächst Reinwasser, dann mit [[Borsäure]] versetztes Meerwasser und schließlich wieder Reinwasser gepumpt. Auch in die betroffenen Abklingbecken wurde Wasser von außen her nachgeführt. |
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* [[21. Mai]] – Das atomgetriebene Angriffs-U-Boot [[USS Scorpion (SSN-589)|USS ''Scorpion'' (SSN-589)]] geht mit zwei [[Mark 45 ASTOR Torpedo]]s mit Atomsprengköpfen und 99 Seeleuten verloren. Das Nuklearmaterial wird nicht geborgen. Das U-Boot wird aber am Grund liegend photographiert und die Radioaktivität der Umgebung von der US-Navy überwacht. Angeblich ist bis jetzt kein Plutonium ausgetreten. |
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Von der japanischen Regierung wurden in mehreren Schritten Evakuierungsmaßnahmen mit einem Radius von zuletzt 20 km angeordnet, von denen zunächst etwa 80.000 Menschen betroffen waren; in einem Umkreis von 30 km wurde den Bewohnern empfohlen, sich nicht ins Freie zu begeben (dies betraf 200.000 Menschen) und Fenster und Türen geschlossen zu halten; die USA empfahlen wenige Tage nach der ersten Explosion eine Evakuierungszone von 80 km, davon wären ca. 2 Mio. Menschen betroffen gewesen. Später wurde aufgrund gemessener [[radioaktiver Niederschlag|Bodenkontamination]] ein weiterer Bereich bis 30 km im Nordwesten des Werks evakuiert. |
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* [[24. Mai]] – Barentssee: Beim sowjetischen U-Boot [[K-27]], einem Boot der November-Klasse(mit [[Flüssigmetallreaktor]]) wird durch einen Reaktorunfall die Besatzung stark exponiert. 9 Menschen sterben an Strahlungsschäden. Das Schiff wird 1981 vor Nowaja Semlja versenkt. |
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Die Ereignisse in den Blöcken 1 bis 3 wurden von der [[Japanische Atomaufsichtsbehörde|Japanischen Atomaufsichtsbehörde]] (NISA) am 18. März 2011 vorläufig der Stufe [[Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse|INES:]] 5 zugeordnet,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.grs.de/informationen-zur-lage-den-japanischen-kernkraftwerken-fukushima-onagawa-und-tokai|titel=Informationen zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai|hrsg=[[Gesellschaft für Reaktorsicherheit]]|datum=18. März 2011|zugriff=18. März 2011|offline=ja|archiv-bot=2023-06-06 19:26:53 APPERbot}}</ref> am 12. April 2011 jedoch auf die höchstmögliche Stufe INES: 7 hochgestuft.<ref>[https://www.n-tv.de/panorama/Fukushima-erreicht-hoechste-Stufe-article3078086.html n-tv Nachrichtenfernsehen: Katastrophaler Atom-Unfall – Fukushima erreicht höchste Stufe]</ref> Erhebliches Interesse der nationalen und internationalen Medien inkl. Filmmaterial der Explosionen in zwei Reaktorgebäuden sowie eine höhere Einstufung durch ausländische Einrichtungen<ref>{{Internetquelle|url=https://www.fr.de/panorama/katastrophe-fast-tschernobyl-11426434.html|titel=Unfall im AKW Fukushima: Katastrophe fast wie Tschernobyl|hrsg=Frankfurter Rundschau Online|datum=15. März 2011|zugriff=16. März 2011}}</ref><ref>[https://www.iaea.org/newscenter/news/tsunamiupdate01.html ''JIAEA update on Japan Earthquake''] In: ''IAEA.org'' vom 12. März 2011</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://isis-online.org/isis-reports/detail/isis-statement-on-events-at-fukushima-daiichi-nuclear-site-in-japan/|titel=ISIS Statement on Events at Fukushima Daiichi Nuclear Site in Japan|datum=2011-03-15|zugriff=2011-03-15|sprache=en}}</ref> hatten die japanische Regierung zuvor unter Zugzwang gesetzt. |
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* [[8. Dezember|8.]]/[[9. Dezember]] – Im Rahmen des ''Bowline''-Testprogramms setzt der unterirdische ''Schooner''-Test einer 30 kT Bombe in [[Nevada]] eine radioaktive Wolke frei, die bis über die kanadische Grenze getragen wird, was eine Vertragsverletzung darstellt. |
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Der Kraftwerksbetreiber [[Tepco]] räumte schließlich ebenfalls sogenannte „teilweise Kernschmelzen“ in den Reaktoren 1 und 3 ein, später auch in Reaktor 2.<ref name=tepco-110515e10>{{Webarchiv | url=http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/betu11_e/images/110515e10.pdf | webciteID=5ykpp0mC5 | text=''Reactor Core Status of Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Unit 1''}} (pdf). Tepco, 15. Mai 2011, archiviert vom [http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/betu11_e/images/110515e10.pdf Original] (PDF; 93 kB) am 17. Mai 2011, abgerufen am 15. Mai 2011</ref><ref name=tepco-110524e14>{{Webarchiv | url=http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/betu11_e/images/110524e14.pdf | webciteID=5ywr6rCmc | text=''Status of cores at Units 2 and 3 in Fukushima Daiichi Nuclear Power Station''}} (englisch). Tepco, 24. Mai 2011, archiviert vom [http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/betu11_e/images/110524e14.pdf Original] (PDF; 197 kB), abgerufen am 25. Mai 2011</ref> |
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== [[1969]] == |
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* [[21. Januar]] – Beim Versagen des Kühlmittels eines experimentellen nuklearen Reaktors in [[Lucens]] im [[Kanton Waadt]] (Schweiz) gibt es im Reaktor (der ähnlich wie der [[NRX Reaktor]] aufgebaut ist) eine partielle Kernschmelze. Es wird eine größere Menge Strahlung in einer Felskaverne freigesetzt. Die radioaktiven Trümmer werden aus dem Stollensystem geräumt. Die Kaverne wird daraufhin versiegelt. Die Trümmer werden in versiegelten Behältern auf dem Gelände gelagert. Im Jahre 2003 wurden die Behälter ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) abtransportiert. ([[INES]]: 4) |
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* [[11. Mai]] – 5 kg Plutonium verbrennen in [[Rocky Flats]]. Hunderte Waggonladungen kontaminierten Materials werden nach [[Idaho Falls]] gebracht, wo es in nicht ausgekleideten Gräben gelagert wird, die direkt über einem der wichtigsten Grundwasserleiter der USA liegen. Das Komitee für Umweltinformation von Colorado schickt gut ausgerüstete Wissenschaftler aus und lässt die offiziellen Stellen wissen, dass die Öffentlichkeit nun in der Lage sei, Freisetzungen radioaktiven Materials zu entdecken und darüber zu berichten. Veranlasst durch den Brand, findet das Komitee im Gebiet um Rocky Flats radioaktive Rückstände, die darauf hinweisen, dass sich in den Jahren des Betriebs von Rocky Flats radioaktives Material in der Umgebung angesammelt hat. |
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* [[16. Mai]] – In [[San Francisco]], [[Kalifornien]], sinkt das nuklearbetriebene U-Boot [[USS Guitarro|USS ''Guitarro'']] während es ausgerüstet wird, da ein Bugsegment geflutet wird. |
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__NOTOC__ |
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* [[24. Juli]] – Ein schwerer Brand der Anlage in [[Rocky Flats]], in der Kernwaffenzünder (Plutoniumhohlkugeln) hergestellt werden, unterbricht die US Raketenproduktion. In Windrichtung gelegene Gebiete werden mit Plutonium kontaminiert. Mehrere Fabrikgebäude werden unbenutzbar, später abgerissen und der Schutt vergraben. |
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| style="border-top:thin solid lightgrey; border-bottom:thin solid lightgrey;" | [[#1940er Jahre|1940]] • [[#1950er Jahre|1950]] • [[#1960er Jahre|1960]] • [[#1970er Jahre|1970]] • [[#1980er Jahre|1980]] • [[#1990er Jahre|1990]]  •  [[#2000er Jahre|2000]] • [[#2010er Jahre|2010]] • 2020 |
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== Siehe auch == |
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* [[15. November|15.]] oder [[16. November]] – Das atomgetriebene US-amerikanische U-Boot [[USS Gato (SSN-615)|USS ''Gato'' (SSN-615)]] stößt im [[Weißes Meer|weißen Meer]] mit einem [[sowjetisch]]en U-Boot zusammen. Ein Besatzungsmitglied berichtet später, dass die ''Gato'' an der Schutzverkleidung des Reaktors gerammt wurde. Beim Zusammenstoß kam es zwar zu keiner schweren Beschädigung, dennoch wurde Alarm ausgelöst und nuklearbestückte Abwehrraketen und Torpedos scharf gemacht. |
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{{Portal|Kernenergie}} |
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* [[Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen]] |
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* [[Liste von Störfällen in europäischen kerntechnischen Anlagen]] |
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* [[Broken Arrow (Codewort)|Broken Arrow]] wird im US-Militär als Codewort für gefährliche Störungen bzw. für den Verlust von Nuklearsprengköpfen verwendet |
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* [[Interkontinentalrakete#Unfälle|Unfälle mit Interkontinentalraketen]] |
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* [[Boeing B-47#Zwischenfälle|Unfälle mit Kernwaffen an Bord des Bombers B-47]] |
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* [[Boeing B-52#Zwischenfälle mit Kernwaffen|Unfälle mit Kernwaffen an Bord des strategischen Bombers B-52]] |
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* [[Douglas C-124#Zwischenfälle|Unfälle mit Kernwaffen an Bord des Transportflugzeuges Douglas C-124]] |
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* [[Liste von Vorfällen in der Biosicherheit von Laboren]] |
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* [[Liste von U-Boot-Unglücken seit 1945]], darunter auch von Atom-U-Booten mit Nuklearraketen. |
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* [[Lenin (Schiff, 1959)#Nuklearunfälle| Nuklearunfälle an Bord des Atomeisbrechers ''Lenin'']] |
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* [[Nuklearunfall von Njonoksa]] |
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* [[Nuklearunfall von Samut Prakan]] |
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* [[Nuklearunfall von Kramatorsk]] |
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* [[Nuklearunfall bei Goldsboro]] |
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== Weblinks == |
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* [https://www.iaea.org/ Website der ''Internationalen Atomenergieorganisation''] (englisch) |
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* [[12. April]] – Der erste Totalverlust eines sowjetischen Atom-U-Bootes. An Bord eines [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[U-Boot der November-Klasse]] brechen am 8. April gleichzeitig in der 3. und 4. Abteilung Brände aus die außer Kontrolle geraten. Nach Wassereinbrüchen in der 7. und 8. Abteilung sinkt das Boot am 12. April auf ca. 4680m. 52 Personen sterben. |
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* [https://www-news.iaea.org/ ''Nuclear Events Web Based System'' der IAEO] – Aktuelle Sammlung nuklearer Geschehnisse (englisch) |
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* [http://www.nuclearfiles.org/menu/key-issues/nuclear-weapons/issues/accidents/index.htm Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friedensinitiative] (englisch) |
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* [https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=1jdivqrfSu26H4GSc0gOF82RvYbg Liste der Unfälle in kerntechnischen Anlagen dargestellt auf google.maps.de; mit Beschreibung der jeweiligen Orte] (deutsch) |
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== Einzelnachweise == |
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* [[17. April]] – Die Mondlandefähre von [[Apollo 13]] verglüht in der Erdatmosphäre. Zwei [[Radioisotopengenerator]]en gehen verloren. Es wird keine freigesetzte Radioaktivität nachgewiesen. |
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<references /> |
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{{Hinweis Seiten-Koordinaten|linked=1}} |
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* [[20. Juni]] – Im nördlichen [[Pazifik]] kollidiert ein [[Sowjetunion|sowjetisches]] U-Boot der [[Echo-Klasse]] mit der ''USS Tautog'' nach einem 180°-Manöver (''[[Irrer Iwan]]''). Amerikanische Seeleute glaubten, das U-Boot sei nach dem Vorfall gesunken, russische Marine-Offiziere sagten 1992 aber aus, dass das Schiff nicht gesunken sei. |
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{{Informativ|19. Mai 2006|16855891}} |
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* [[18. Dezember]] – Durch einen Riss im Gestein gelangen beim ''Baneberry underground Test'' 93 [[Becquerel (Einheit)|PBq]] ins Freie. Später zieht der [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] bis nach Kanada, was gegen das 1963 geschlossene Teststop-Abkommen verstößt. |
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== [[1971]] == |
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* [[19. November]] – In einem von der [[Northern States Power Company]] in [[Monticello (Minnesota)|Monticello]] ([[Minnesota]]) betriebenen [[Kernkraftwerk]] läuft ein Wasserspeicher über. Es gelangen 190 m³ radioaktiv kontaminiertes Wasser in den [[Mississippi (Fluss)|Mississippi]]. Radioaktive Substanzen dringen auch in das flussabwärts gelegene Wassersystem von [[St. Paul]] ein. |
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* [[12. Dezember]] – Am Fluss [[River Thames|Thames]] nahe [[New London]] ([[Connecticut]]) wird Kühlwasser vom U-Boot USS ''Dace'' (SSN-607) zum U-Boot Leichter USS ''Fulton'' übertragen, wobei sich 1.900 Liter kontaminierten Kühlwassers in den Fluss ergießen. |
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== [[1972]] == |
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* (Datum unbekannt) – Die Aufbereitungsanlage in [[West Valley (New York)|West Valley]] ([[New York (Bundesstaat)|New York]]) wird nach sechsjährigem Betrieb geschlossen. Zurück bleiben leckende Tanks mit 2.200 m³ hoch radioaktivem Abfall, die schließlich den [[Eriesee|Erie-]] und [[Ontariosee]] verseuchen. |
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* [[März]] – Senator [[Mike Gravel]] von [[Alaska]] übermittelt dem [[US-Kongress]] Informationen darüber, dass bei einer Routineüberprüfung eines Atomkraftwerks Radioaktivität im Wasser des Gebäudes entdeckt wurde, inklusive dem des Trinkwasserbrunnens des Atomkraftwerks, der mit einem 11 m³ fassenden Tank mit radioaktivem Wasser querverbunden war. |
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* [[September]] – Der ''PM-3A'' Reaktor (1,25 MW) der US-amerikanischen [[McMurdo-Station]] ([[Antarktis]]), der seit März 1962 in Betrieb ist, wird wegen Austritts von Radioaktivität abgeschaltet. Während seiner zehnjährigen Betriebszeit war mehrfach Radioaktivität ausgetreten und der Reaktor abgeschaltet worden. Er wurde später zusammen mit 101 Fässern radioaktiv kontaminierten Bodens in die USA zurückgebracht. Weitere 11.000 m³ kontaminierten Gesteins wurden nach Protesten später ebenfalls entfernt. Erst im Mai 1988 war die Dekontaminierung so weit abgeschlossen, dass der Bereich wieder unbeschränkt benutzbar war. |
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* [[Dezember]] – Ein Großbrand und zwei Explosionen in einem [[Plutonium]]-Werk in Pauling ([[New York (Bundesstaat)|New York]]) hat die Verstrahlung des Werks und des Bodens zur Folge, sodass das Werk stillgelegt werden muss. |
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== [[1973]] == |
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* [[25. April]] – Ein sowjetischer Radarsatellit vom Typ US-A ([[RORSAT]]) verglüht bei einem Fehlstart über dem Pazifik. Material aus dem noch nicht kritischen Reaktor wird freigesetzt. |
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* [[26. September]] – [[Windscale]] (heutiger Name: [[Sellafield]]) ([[GB]]) – Explosion in der [[Wiederaufbereitungsanlage]]. ([[INES]]: 4) |
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== [[1974]] == |
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* Arbeiter von ''Isomedix Co.'' in [[New Jersey]] berichten, dass radioaktiv kontaminiertes Wasser die Toilette hinuntergespült wurde und den Abwasserkanal verseuchte. Im selben Jahr wird bei einem anderen Vorfall in derselben Firma ein Arbeiter mit einer für tödlich gehaltenen Dosis exponiert, er kann aber durch prompte Behandlung in einem Krankenhaus gerettet werden. |
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* [[28. Mai]] – Die Atomenergie-Kommission der USA berichtet, dass im Jahr 1973 bei zwölf "abnormalen Vorfällen" in Atomkraftwerken Radioaktivität "über dem erlaubten Niveau" freigesetzt worden sei. |
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== [[1975]] == |
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* (Datum unbekannt) – Die Besatzung der ''USS Guardfish'' versucht, das verbrauchte Harz des Ionenaustauschers der Entsalzungsanlage zu verklappen. Dieses Granulat filtert gelöste radioaktive Stoffe und Teilchen aus dem primären Kühlkreislauf des U-Boots. Bei der Verklappung bläst der Wind jedoch einen Teil der Verklappung auf das U-Boot zurück. Diese Art von Unfall ist nicht ungewöhnlich, siehe 1961. |
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* [[22. März]] – Durch eine Kerze wird ein Brand in der Elektrik der Reaktoren von ''[[Brown's Ferry]]'' in [[Decatur (Alabama)|Decatur]] ([[Alabama (Bundesstaat)|Alabama]]) ausgelöst, der wesentliche Sicherheitssysteme außer Betrieb setzt. Trotz des (erst 15 Minuten nach Ausbruchs des Feuers ausgelösten) Feueralarms, verrückt spielender Anzeigen und Rauchentwicklung im Steuerpult des Notfallkühlsystems, deren Pumpen sich selbsttätig aktiviert hatten, vergehen über zehn Minuten bis zur Notabschaltung. Erst als aufgrund des fallenden Kühlmittelstandes der Kern fast freigelegt wird und die Kernschmelze droht, wird die Notabschaltung ausgelöst. |
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* [[Oktober]]-[[November]] – Während das U-Boot Leichterschiff USS ''Proteus'' vertäut ist, entlässt es radioaktives Kühlwasser in den Hafen von [[Apra]] ([[Guam]]). Eine [[Dosisleistung]]smessung zeigt an zwei öffentlichen Stränden 1 [[Sievert (Einheit)|mSv]]/Stunde, das 50-fache der erlaubten [[Dosisleistung]]. |
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* [[7. Dezember]] - Schwerer Unfall im KKW Nord [[Greifswald]] (ehem. [[DDR]]). Ein Elektriker wollte seinem Lehrling zeigen, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt. Zu dieser Schalthandlung war er nicht befugt. Dabei kam es zu einem Kurzschluß auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1, ein Lichtbogen entstand, dadurch brach ein Kabel-Brand aus. Durch dieses Feuer im Haupt-Kabelkanal wurden die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen zerstört (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da der Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnten. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebs-Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden, da sofort nach Auftreten des Brandes Gegenmassnahmen ergriffen wurden und die Betriebsmannschaft zu jeder Zeit des Unfalls die richtigen Entscheidungen traf. Nach dieser Beinahe-Katastrophe wurde der Brandschutz innerhalb des Kraftwerks erheblich verstärkt, die "Räumliche Trennung" bei sicherheits-relevanten Einrichtungen eingeführt, so erhielt jede Hauptkühlmittelpumpe ihre separate Stromversorgung. Der Fall wurde erst nach der Wiedervereinigung 1989 im Fernsehen publik gemacht, aber kurz nach dem Unfall der IAEA durch die sowj. Stellen gemeldet, die diesen Unfall in [[INES]] 4 einstuften. Bei diesem Unfall wurden der 10%-Grenzwerte der zulässigen Aktivitätsabgabe nicht überschritten. Es zeigte sich, dass eine erfahrene Betriebsmannschaft anlagenbedingte Schwachstellen (hier das fehlende Containment) ausgleichen kann. |
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== [[1977]] == |
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* (Datum unbekannt) – Während sich das mit ballistischen Nuklearraketen bewaffnete [[Sowjetunion|sowjetische]] U-Boot ''K-171'' vor der Küste von [[Kamtschatka]] aufhält, setzt es versehentlich einen nuklearen Gefechtskopf frei. In einer verzweifelten Suche, an der sich Dutzende Schiffe und Flugzeuge beteiligen, wird der Gefechtskopf geborgen. |
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* [[22. Februar]] – Im [[Slowakei|slovakischen]] Kernkraftwerk in [[Jaslovske Bohunice]] kommt es beim Laden des Reaktors ''A1'' mit Kernbrennstoff zu einem schweren Unfall. Dabei werden Brennstäbe beschädigt, die Ummantelung des Brennstoffs korrodiert und Radioaktivität von etwa 4 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] am Kraftwerksgelände freigesetzt. Daraufhin wird der ab 1956 gebaute und 1972 in Betrieb genommene Reaktor stillgelegt. Im Werk war es schon 1976 zu einem Unfall gekommen, bei dem radioaktives Kohlendioxid in den Reaktorraum austrat, an dem zwei Angestellte erstickten, da ein Notausgang versperrt war. ([[INES]]: 4) |
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* [[10. Mai]] – Im Atommülllager von [[Dounreay]] in Nordschottland wurden zwei Kilogramm Natrium und Kalium in einen 65 Meter tiefen Schacht hinabgelassen. In dem Schacht lagerten unter anderem abgebrannte Brennelemente aus den 1960er Jahren. Diese unterirdischen Deponie war jedoch mit Meerwasser geflutet und es kam zu einer gewaltigen Explosion, durch die radioaktives Material in den Grund gelangte und offenbar weithin verbreitet wurde. Bekannt wurde der Vorfall erst 1995 durch einen Bericht einer Komission des zuständigen Gesundheitsministeriums. Das Küstenvorland von Dounreay wurde daraufhin abgesperrt. <!-- Quelle: Die Zeit Nr. 28, 7. Juni 1995 --> |
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== [[1978]] == |
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* [[24. Januar]] – Der [[Sowjetunion|sowjetische]] nuklearbetriebene Radarsatellit vom Typ US-A ([[RORSAT]]) [[Kosmos (Satellit)|Cosmos 954]] stürzt in den [[Nordwestgebiete]]n [[Kanada]]s ab. Der radioaktive Kern des Reaktors (etwa 30 kg) wird über eine große Fläche verteilt. Bemühungen, das Material einzusammeln, glücken nur teilweise, vieles bleibt liegen. |
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* [[22. Mai]] – An Bord der USS ''Puffer'' wird in der Nähe des [[Puget Sound]] ([[Washington (Bundesstaat)|Washington]]) versehentlich ein Ventil geöffnet, wodurch etwa 1.900 Liter radioaktiv kontaminierten Wassers freigesetzt werden. |
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== [[1979]] == |
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* [[28. März]] – Im Kernkraftwerk von [[Three Mile Island]] bei [[Harrisburgh]] ([[Pennsylvania]]) führen Versagen von Maschinenteilen und Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze und Freisetzung von 90 [[Becquerel (Einheit)|TBq]] an radioaktiven Gasen kommt. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA. ([[INES]]: 5) |
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* [[16. Juli]] (der 34. Jahrestag des ''[[Trinity-Test]]s'') – In [[Churchrock]] ([[New Mexico]]) bricht der Naturdamm eines "vorübergehend" benutzten Absetz- und Verdunsterbeckens einer Uranmühle. Obwohl das Becken seine zulässige Verwendungsdauer bereits überschritten hatte, wurde es trotz sichtbarer Risse 60 cm höher als vorgesehen aufgefüllt. 380.000 m³ stark radioaktiver Flüssigkeit zusammen mit 1.000 t radioaktiver Feststoffe ergießen sich in den [[Rio Puerco]], wo sie sich bis zu 100 km stromabwärts ablagern. Dieser Fluss ist die einzige Wasserquelle der dort lebenden [[Diné]]. Dieser Unfall gilt als der größte nukleare Unfall in den USA. |
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== [[1980]] == |
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* [[19. September]] – Bei Wartungsarbeiten in einem [[Titan (Rakete)|Titan II]]-Silo in [[Arkansas]] fällt einem Air Force Techniker ein Steckschlüssel in den Silo. Dieser trifft die Rakete und verursacht ein Leck an einem unter Druck stehenden Treibstofftank. Die Raketenbasis und das umliegende Gebiet werden geräumt. Achteinhalb Stunden später explodieren die Treibstoffdämpfe innerhalb des Silos; die Wucht der Explosion sprengt die zwei 740 Tonnen wiegenden Silodeckel ab und schleudert den 9 Megatonnen-Sprengkopf 180 Meter weit. Ein Fachmann der Air Force stirbt, 21 weitere US Air Force-Angehörige werden verletzt. |
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== [[1981]] == |
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* [[11. Februar]] – Ein neuer Arbeiter öffnet versehentlich ein Ventil und mehr als 410.000 [[Liter]] radioaktive Kühlflüssigkeit fließen in das Reaktorgebäude des ''Tennessee Valley Authority Sequoyah 1'' Atomkraftwerk im ländlichen [[Tennessee]]. Acht Arbeiter werden kontaminiert. |
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* [[25. April]] – Mehr als 100 Arbeiter werden während Reparaturarbeiten in einem Atomkraftwerk in [[Tsuruga]], [[Japan]] [[Radioaktivität]] ausgesetzt. |
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* [[Juni]] – 11.000 Liter radioaktives Wasser treten aus dem Reaktor [[Salem 2]] in [[Salem]] ([[New Jersey]]) aus. |
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* [[2. November]] – Auf dem US U-Boot ''Pens'' in [[Schottland]] wird eine geladene Poseidon-Rakete versehentlich aus 5 Metern Höhe von einem Kran fallen gelassen, während sie vom U-Boot auf ein Begleitboot umgeladen wird. |
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== [[1982]] == |
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* [[25. Januar]] – Im Werk ''Ginna'' der ''Rochester Gas & Electric Company'' in [[Rochester (Monroe County, New York, USA)|Rochester (Monroe County]], [[New York (Bundesstaat)|New York)]] bricht eine Leitung des Dampfgenerators, es ergießen sich 57.000 Liter radioaktiv kontaminiertes Kühlmittel auf den Boden des Werks. Kleine Mengen von radioaktivem Dampf entweichen in die Luft. |
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* [[Februar]] – Im Atomkraftwerk von [[Salem (New Jersey)|Salem]] ([[New Jersey]]) verseuchen 11.000 Liter leicht radioaktives Wasser 16 Arbeiter. |
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* Das Werk der ''International Nutronics'' in Dover, New Jersey, muss wegen einer großflächigen Kontamination geschlossen werden. In diesem Werk wurde hohe Radioaktivität benutzt, um die Farbe von Edelsteinen zu verändern, chemische Substanzen zu modifizieren und Lebensmittel sowie medizinische Artikel zu sterilisieren. Durch die Fehlfunktion einer Pumpe gelang Flüssigkeit aus den radioaktiven Bädern auf den Boden und schließlich in das Abwassersystem der dicht besiedelten Stadt Dover. Die [[Nuclear Regulatory Commission]] wurde erst zehn Monate später durch einen (vermutlich werksinternen) Informanten benachrichtigt. |
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== [[1983]] == |
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* [[15. Januar]]/[[16. Januar]] – Aus dem Kernkraftwerk in [[Brown's Ferry]] ([[Tennessee]]) werden versehentlich 780.000 Liter leicht kontaminiertes Wasser in den [[Tennessee River]] gepumpt. |
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* [[7. Februar]] – Ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] reaktorbetriebener Radarsatellit vom Typ US-A ([[RORSAT]]) [[Kosmos (Satellit)|Cosmos 1402]] stürzt über dem Südatlantik ab. Der radioaktive Kern des Reaktors (etwa 30 kg) wird ausgestoßen und verglüht. |
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* [[25. Februar]] – Die automatische Notabschaltung des [[Salem 1]] Reaktors in [[Salem]], [[New Jersey]] versagt. Ein Techniker bemerkt dies etwa 90 Sekunden, bevor dies zu einem „Vorfall“ führt. Bereits drei Tage zuvor haben automatische Sicherungssysteme versagt. Im März 1981 und September 1982 war es zu Austritten radioaktiver Gase aus Salem 1 gekommen. |
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* [[August]] – 3.700 Liter mit [[Tritium]] versetztes schweres Wasser ergießen sich aus kanadischen Atomkraftwerken in den [[Huronsee]] und den [[Ontariosee]]. |
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* [[6. Dezember]] - Vicente Sotelo Alardin entfernte unsachgemäß Materialien von einer weggeworfenen Strahlentherapiemaschine. Der Gefahren unkundig entfernte er, die Strahlungsquelle, die in einem Wolframmantel eingehüllt war. Sie wurde hierbei beschädigt, und der radioaktive Inhalt auf der Ladefläche des LKWs und auf der Straße verschüttet, während er fuhr, um sie an den Schrotthändler Jonke Fénix zu verkaufen. Ihm und dem Schrotthändler war nicht bekannt, dass der Behälter mit 6010 Tabletten des Isotops Kobalt 60 gefüllt waren. Jede Tablette enthielt 70 Mikrocurie Aktivität, die bis 25 rem pro Stunde in der näheren Umgebung abgeben konnte. Der Behälter wurde weiter während seiner Verarbeitung am Recyclinghof geöffnet, so dass diese radioaktive Substanz und Staub im Hof zerstreute wurden, wobei 60 Angestellte und das meiste Metalle mit radioaktiv kontaminiert wurden. Der kontaminierte LKW von Herrn Alardin wurde 2 Monate später in der Stadt Juarez mit einem platten Gummireifen gefunden, wobei er 200 Leute kontaminierte. Der LKW strahlte, als er gefunden wurde 50/R pro Stunde ab. Der verschmutzte Schrott des Recyclinghofs wurde zu einem anderen Ort für das Einschmelzen gebracht, wo er 5000 Tonnen Stahl mit geschätzten 300 Curie Aktivität verschmutzte. Dieses Material wurde für Beine von Küchentische und Baumaterialien verwendet, von denen einige in die USA und nach Kanada gebracht wurden. Die Entdeckung dieses Unfalles war ein Zufall. Er wurde entdeckt als ein LKW, der eine falsche Einfahrt benutzen wollte, eine Strahlungsüberwachungsstation bei den Laboratorien von Los Alamos zum Ansprechen brachte und Alarm auslöste. Die mexikanische Regierung ermittelte mit Hilfe einer speziellen Ausrüstung, die von den USA ausgeliehen wurde, Stellen erhöhter Radioaktivität auf den Straßen, die benutzt wurden, um die ursprüngliche beschädigte Strahlungsquelle zu transportieren. In einigen Fällen wurden radioaktive Tabletten, die in der Fahrbahn eingedrückt waren, gefunden. Sie entdeckten auch 109 Häuser im Gebiet von Sinaloa mit verschmutztem Baumaterial. Dieses Ereignis forderte NRC und das US Zollwesen auf, Strahlungsüberwachungsgeräte an allen Hauptgrenzüberschreitungen anzubringen. |
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[http://www.window.state.tx.us/border/ch09/cobalto.html] [http://www.nuclearfiles.org/hitimeline/nwa/80/1984.html] |
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== [[1984]] == |
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* In der Atomanlage Dounreay im [[Schottland|schottischen]] Caithness kommt es zu einem Störfall bei dem hochradioaktiver Müll den Strand verseucht. [[Herbie Lyalls]], der ehemalige Gesundheitschef der Anlage wendet sich allerdings erst im März [[2005]] mit Unterlagen darüber an die [[Sunday Times]]. Der Strand wurde über 13 Jahre von Urlaubern genutzt. |
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== [[1985]] == |
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* [[10. August]] – Etwa 55 km von [[Wladiwostok]] entfernt in der Schesma-Bucht gerät der Reaktor eines sowjetischen Viktor I U-Bootes beim Beladen in einen kritischen Zustand, wodurch ein hoher Strahlungspegel erreicht wird. Zehn Personen werden getötet, die radioaktive Wolke erreicht Wladiwostok nicht. |
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== [[1986]] == |
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* [[6. Januar]] – In der Wiederaufbereitungsanlage "Kerr-McGee" in [[Gore]] ([[Oklahoma]]) zerbricht ein Zylinder mit nuklearem Material nach unzulässiger Erhitzung. Ein Arbeiter stirbt, 100 werden ins Krankenhaus eingeliefert. |
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* [[26. April]] – [[GAU]] in [[Katastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]] in der [[Ukraine]] (damals [[Sowjetunion]]) – [[Kernschmelze]] und Explosion. ([[INES]]: 7) |
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* [[4. Mai]] – Störfall im Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR 300) in Hamm-Uentrop in NRW – In einem der mit Helium gefüllten Zuleitungsrohre zum Reaktorkern kam es bei der [[Beschickung]] zum Stau. Ein radioaktives Helium[[isotop]] war in eine Schleuse eingeströmt und dann, durch ein irrtümlich geöffnetes Ventil, nach außen entwichen. Die Anlage wurde abgeschaltet. Der nukleare Unfall wäre womöglich von der Tschernobyl-Wolke völlig überdeckt worden, hätte nicht ein THTR-Mitarbeiter einen anonymen Hinweis gegeben. Messungen in der Nähe des Reaktors ergaben, dass drei Viertel der Strahlung – insgesamt 35000 Becquerel pro Quadratmeter – aus dem THTR selbst, nur der Rest aus Tschernobyl-Winden stammten – siehe auch [http://www.thtr-a.de/historie.htm#Stoerfall http://www.thtr-a.de/historie.htm#Stoerfall] |
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* [[3. Oktober]] – Explosion in einer Nuklearraketen-Abschussvorrichtung eines sowjetischen U-Bootes der Yankee I-Klasse [[K-219]] 480 Meilen östlich der Bermuda-Inseln. Es gab 4 Tote unter den Besatzungsmitgliedern. Das U-Boot hat 12 Nuklearraketen und zwei Reaktoren an Bord. Der damalige Generalsekretär der KPdSU und Staatsführer [[Michail Gorbatschow]] informiert den US-Präsidenten [[Ronald Reagan]] persönlich, bevor er den Vorfall am 4. Oktober der Weltöffentlichkeit bekannt gibt. Am 6. Oktober sinkt das U-Boot während einer Abschleppoperation im Atlantik auf 5.500 m Tiefe. |
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== [[1987]] == |
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* [[13. September]] – In [[Goiânia]] (Brasilien) entwenden Plünderer aus einer 1984 aufgelassenen Klinik für Strahlentherapie eine zurückgelassene <sup>137</sup>Caesium Strahlungsquelle und verkaufen die Kapsel an einen Altwarenhändler, der sie schließlich öffnet. Das leuchtende Pulver fasziniert die Bevölkerung und verbreitet sich schnell. Viele ahnungslose Menschen bewahren das Pulver als Souvenir, andere bringen es als Geschenk zu ihren Familien, einige schmücken sich damit. Vier Personen sterben, die etwa 100.000 Einwohner von [[Goiânia]] müssen untersucht werden, 244 haben wesentliche Strahlungsdosen erhalten. |
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* [[17. Dezember]]- In [[Biblis]] (Deutschland) kommt es zu einem Störfall: Mitarbeiter hatten ein nicht geschlossenes Absperrventil übersehen. Um die Armatur zu schließen, wurde ein Prüfventil im Tippbetrieb geöffnet. Dadurch trat radioaktives Primärkühlmittel für kurze Zeit in den Ringraum aus. Da der Austritt des Reaktorkühlwassers außerhalb des Sicherheitsbehälters erfolgte und somit eine Rückführung vom Sumpf aus über die Sicherheitseinspeise- bzw. Nachkühlpumpen nicht mehr möglich gewesen wäre, wurde heftig über die Gefahr eines möglichen [[GAU|GAUs]] diskutiert. Der Störfall kam erst nach einem Jahr durch einen Artikel in einer amerikanischen Fachzeitschrift (Nucleonic Weeks) an die Öffentlichkeit. |
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== [[1988]] == |
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* [[6. Juni]] – Die Firma ''Radiation Sterilizers'' in [[Decatur]] ([[Georgia]]) berichtet vom Verlust von <sup>137</sup>Caesium. 70.000 Behälter mit medizinischen Artikeln und Milchpackungen werden zurückgerufen. Zehn Arbeiter werden kontaminiert, drei davon so schwer, dass sie durch die [[Kontaminationsverschleppung]] wiederum ihre Pkw und Häuser kontaminieren. |
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* [[Oktober]] – In der Anlage zur Herstellung von Kernwaffenzündern in [[Rocky Flats]] ([[Colorado]]) inhalieren zwei Angestellte und ein Beamter der US-Energiebehörde (''US-Department of Energy'') radioaktive Teilchen, woraufhin das Werk geschlossen wird. Mehrere Verstöße gegen die Sicherheitsauflagen werden genannt, darunter nicht kalibrierte Überwachungsgeräte, unzureichende Feuerlöscheinrichtungen und Kontaminierung des Grundwassers mit Radioaktivität. |
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== [[1989]] == |
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* [[Januar]] – Eine [[Verwerfung (Geologie)|Verwerfung]] wird unter der ''[[Savannah River]]'' Aufbereitungsanlage ([[Georgia]]) gefunden, die zu einem der größten [[Aquifer|Grundwasserleiter]] der USA führt, dessen Wasser fast den gesamten Südosten versorgt. In der Nähe gefundene [[Schildkröte]]n sind mit radioaktivem [[Strontium]] in einer Menge kontaminiert, die dem 1.000fachen der natürlichen Strahlung entspricht. |
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* [[7. April]] – An Bord des [[Sowjetunion|sowjetischen]] Angriffs-U-Boots ''Komsomolets'' bricht etwa 480 km vor der Küste von [[Norwegen]] ein Brand aus. 27 Besatzungsmitglieder entkommen, 42 sterben als das Schiff mit zwei nuklear bewaffneten Torpedos und dem Reaktor sinkt. |
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* [[19. Oktober]] – Im spanischen KKW Vandellos bricht ein Brand aus, der das Kühlsystem des Reaktors in Mitleidenschaft zieht. Da Vandellos-1 nicht über eine eigene Feuerwehr verfügt, müssen die Feuerwehrleute teilweise aus über 100 Kilometern Entfernung herbeieilen. Sie bekämpfen den Brand jedoch mit Wasser statt mit Schaum, was sich wegen des vielen Öls als falsch erweist und die elektrischen Leitungen durchschmoren lässt. Weder Direktion noch Personal setzen den Notfallplan in Kraft. Erst nach mehreren Stunden kann das Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Im Anschluss an den Unfall wird das Werk stillgelegt, unter anderem auch, weil die Behörden schon seit einigen Jahren Verbesserungen im Kühlsystem und der Feuerbekämpfung verlangt haben, aber kaum etwas verändert wurde. ([[INES]]: 3) |
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* [[7. November]] – 1,2 Millionen Liter kontaminiertes Minenwasser entweichen in den [[Wollaston Lake]], [[Saskatchewan]]. |
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== [[1990]] == |
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* [[23. Januar]]– 12 m³ [[schweres Wasser]] werden versehentlich in den Sicherheitsbehälter des ''Bruce A''-Reaktors in [[Ontario]] ([[Kanada]]) abgelassen, als sich durch einen Programmfehler die Bremsen der Brennstoff-Lademaschine lösen. |
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== [[1991]] == |
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* [[27. September]] – Bei einem Raketentest im [[Weißes Meer|Weißen Meer]] entdeckt die Besatzung eines [[Sowjetunion|sowjetischen]] U-Bootes der ''Typhoon-Klasse'' ein Problem. Als das Boot auftaucht, beginnt die Rakete beim Kontakt mit der Luft zu brennen und verlässt den Startschacht als Feuerball. Das Schiff taucht, um den Brand zu löschen. |
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== [[1993]] == |
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* [[15. Februar]] – 18 m³ [[schweres Wasser]] werden im Darlington Atomkraftwerk in [[Kanada]] verschüttet. |
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== [[1996]] == |
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* [[17. November]] – Die russische Raumsonde [[Mars 96]] verglüht nach einem Fehlstart über dem Pazifik und Südamerika. Die [[Radioisotopengenerator]]en werden nicht gefunden. |
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== [[1997]] == |
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* [[Georgien|Georgische]] Soldaten erkranken an der [[Strahlenkrankheit]] und erleiden Verbrennungen. Schließlich können die Erkrankungen auf eine vom russischen Militär zu Trainingszwecken benutzte und nach dem Zusammenbruch der [[Sowjetunion]] zurückgelassene nicht gekennzeichnete Strahlungsquelle zurückgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Kapsel mit <sup>137</sup>[[Cäsium]], die sich in einer Tasche einer gemeinsam benutzten Jacke befindet und noch in 1 m Abstand die 130.000fache Stärke der natürlichen Strahlung aufweist. Auf dem Kasernengelände werden nach einer aufwendigen Suche noch weitere zurückgelassene Strahlungsquellen gefunden. |
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* [[Mai]] – In der Plutoniumfabrik von [[Hanford Site|Hanford]] in [[Richland]] ([[Washington (Bundesstaat)|Washington]]) explodieren 11 Liter giftige Chemikalien in einem 1.500 l fassenden Behälter, wodurch die Hauptlöschwasserleitung birst und 95 m³ kontaminiertes Wasser freigesetzt werden. Die Betreibergesellschaft wird wegen Verstoßes gegen die Nuklearsicherheitsauflagen der US-Energiebehörde angeklagt und zur Zahlung von US$ 140.625 verurteilt. Zu den Verstößen zählen, dass der Betreiber versäumt hatte, |
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** sicherzustellen, dass die Atemgeräte wirkungsvoll schützten (obwohl sie funktionierten) |
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** rechtzeitig über den Notfall zu informieren |
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** ordnungsgemäße radiologische Untersuchungen der Arbeiter durchzuführen (Versäumnis eines Angestellten, die vorgeschriebenen Arbeitsabläufe einzuhalten) |
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** die Einhaltung der [[Kritikalität]]s-Sicherheitsverfahren sicherzustellen (obwohl der überflutete Bereich kein spaltbares Material enthielt). Diese Vorschriften sollen verhindern, dass im spaltbaren Material Kettenreaktionen ablaufen. |
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== [[1998]] == |
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* Das Recyclingunternehmen ''Acerinox'' in [[Cádiz]] ([[Spanien]]) schmilzt unwissentlich Schrott ein, der eine radioaktive Strahlungsquelle enthält. Eine radioaktive Wolke breitet sich bis in die [[Schweiz]] aus, wo sie erstmals detektiert wird. |
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== [[1999]] == |
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* [[Juli]] – Im [[Lawrence Livermore National Laboratory]] bricht ein Brand aus, nachdem ein Techniker nicht erkennt, dass sich unter den zur Entsorgung vorgesehenen Abfällen auch Säcke mit entzündlichen Uranabfällen befinden. Ein Sack beginnt zu brennen, da sich der uranhaltige Abfall an der Luft entzündet und weitere Abfälle in Brand steckt. |
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* [[8. August]] – Die [[Washington Post]] berichtet, dass im [[Gaseous Diffusion Isotope Separation Plant]] der US-Energiebehörde in [[Paducah]] ([[Kentucky]]) während 23 Jahren tausende Arbeiter unwissentlich Plutonium und anderen stark radioaktiven Metallen ausgesetzt waren. Den Arbeitern war mitgeteilt worden, dass sie mit Uran arbeiteten, statt mit dem viel giftigeren Plutonium. Sie hatten als Teil eines von der Regierung durchgeführten Experiments, gebrauchte nukleare Brennstoffe zu recyceln, radioaktiven Staub eingeatmet. |
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* [[30. September]] – In einer Brennelemente-Fabrik in [[Tokaimura]] ([[Japan]]; 100 km nordöstlich von [[Tokio]]) befüllen Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (anstatt 2,3 kg). Daraufhin setzt eine unkontrollierte Kettenreaktion ein. Strahlung tritt aus. Zwei der drei Arbeiter sterben an der [[Strahlenkrankheit]]. Mindestens 150 Menschen werden starker Radioaktivität ausgesetzt, darunter 81 Arbeiter, die die Kettenreaktion stoppen wollen. Mehrere Hundert Anwohner werden kontaminiert. |
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== [[2000]] == |
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* [[15. Februar]] – [[USA]], [[New York City|New York]] Beim Kernkraftwerk "Indian Point II" entweicht radioaktiver Dampf, als eine Turbine ausfällt. |
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* [[Juli]] – [[USA]]- [[Washington (Bundesstaat)|Washington]] [[Richland]] Waldbrände schlugen auf das "Hanford"-Endlager über. Das radioaktive Material wurde jedoch nicht auf der Oberfläche, sondern unterirdisch gelagert. Es gab keine messbaren Verunreinigungen außerhalb des Endlagers und irgendwelcher umgebender Städte (Richland, Pasco u. Kennewick). |
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* [[12. August]] – [[Russland]], [[Barentssee]] (180 km nordöstlich von [[Murmansk]]). Das Russische Atom-[[U-Boot]] [[Kursk (U-Boot)|Kursk]] sinkt nach einem Torpedounfall an Bord, dabei sterben 118 Menschen. Nach Protesten birgt Russland schließlich am [[8. Oktober]] [[2001]] den [[Kernreaktor]] des Unterseeboots und gibt an, dass es keine Kernwaffen transportiert hatte. |
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== [[2003]] == |
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* [[10. April]] – [[Paks]]/[[Ungarn]]. Beim Reinigen von [[Brennelement]]en im Block 2 des [[Kernkraftwerk]]es dürfte deren Umhüllung beschädigt worden sein. Dabei trat radioaktives Gas aus. Erst nach und nach wurde der Vorfall auch öffentlich. Verletzte waren keine zu beklagen. ([[INES]]: 3) |
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== [[2005]] == |
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* [[April]] – In [[Sellafield]]/[[England]] wird ein Leck entdeckt durch das etwa 83.000 Liter einer hoch radioaktiven, aus Schwefelsäure, Uran und Plutonium bestehenden Flüssigkeit über Monate hinweg unbemerkt entwichen sind. Die Flüssigkeit wurde jedoch in der Anlage aufgefangen. Nach Betreiberangaben sind Teile der Anlage schwer kontaminiert, eine Kontamination der Umwelt konnte verhindert werden. Es handelt sich um den schwersten Störfall in Großbritannien seit über 10 Jahren. Die Öffentlichkeit wurde erst Wochen nach dem Störfall informiert. ([[INES]]: 3) |
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== Nicht bestätigte Vorfälle == |
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* Das vermeintliche Atomwaffenprogramm [[Japan]]s vor dem Zweiten Weltkrieg. Ein Prototyp soll im Chinesischen Meer explodiert sein. Eine Atomfabrik soll im japanischen Korea noch nicht betriebsbereit gewesen sein, als die USA [[Hiroshima]] und [[Nagasaki]] zerstörten. Wenn dies wahr wäre, müsste sich viel radioaktiver Abfall finden lassen. |
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* Es gibt Berichte, nach denen die [[UdSSR]], [[USA]], [[Volksrepublik China]], [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]], [[Indien]], [[Pakistan]] und [[Korea]] absichtlich Menschen [[Exposition|strahlenexponiert]] oder eine [[Inkorporation]] radioaktiver Stoffe herbeigeführt haben sollen. |
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* Britische Kernwaffentests mit erhöhter Strahlung in [[Australien]]. |
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* [[Südafrika]]s und [[Israel]]s Nuklearprogramm mit radioaktiver Verschmutzung. |
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* Übermäßige Exposition durch Kernreaktoren der sowjetischen, britischen und französischen Marine. |
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* Undokumentierte Strahlungsfreisetzung in der UdSSR, Frankreich, Indien, China, Japan und Pakistan. |
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* Spekulationen über einen undokumentierten Unfall im September 1986 in [[Geesthacht]] / [[BRD]] |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der Kernkraftanlagen]] |
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* [[Atomausstieg]] |
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== Weblinks == |
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*[http://www.greenpeace.de/themen/atomenergie/atomunfaelle/artikel/die_fuenf_bislang_schwersten_atom_unfaelle_der_welt/ Aufstellung der fünf schwersten Unfälle. Greenpeace Deutschland] - Achtung: auf dieser Seite befinden sich u.A. Nahaufnahmen von Leichen |
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*[http://www.x1000malquer.de/unfaelle.html Pannen und Unfälle in Deutschland, Presseauswertung von X-tausend mal quer] |
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*[http://www.nuclearfiles.org/menu/key-issues/nuclear-weapons/issues/accidents/index.htm Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friedensinitiative] (englisch) |
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*[http://www.thememoryhole.org/nukes/mod-nuke-accidents.htm Offizielle Liste der Unfälle mit Nuklearwaffen des britischen Verteidigungsministeriums] (englisch) |
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*[http://www.antenna.nl/wise/uranium/mdafu.html Chronologie der Abraum-Damm-Fehler] (englisch) |
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*[http://www.bfs.de/kerntechnik/ereignisse/ines.html Systematik der internationalen Bewertungsskala] |
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*[http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/18295/1.html Heise-Telepolis-Artikel über verschwundene Atombomben in den USA im Kalten Krieg] |
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[[Kategorie:Nuklearunfall|!]] |
[[Kategorie:Nuklearunfall|!]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Nukleare Sicherheit|!Unfalle]] |
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[[Kategorie:Liste (Nukleartechnik)|Unfalle]] |
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[[Kategorie:Liste (Katastrophen)|Kerntechnische Anlagen]] |
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[[cs:Jaderná havárie]] |
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[[en:List of nuclear and radiation accidents]] |
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[[fi:Luettelo ydinonnettomuuksista]] |
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[[fr:Liste des accidents nucléaires]] |
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[[ja:原子力事故]] |
Aktuelle Version vom 28. Mai 2025, 17:58 Uhr
Die Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen nennt Vorfälle, die im Rahmen der internationalen Bewertungsskala INES als Unfall der Stufe 4 und höher einzustufen sind. Weniger schwere Störfälle sind in der Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen und in der Liste von Störfällen in europäischen kerntechnischen Anlagen erfasst.
Diese Liste beschränkt sich auf kerntechnische Anlagen. Nicht aufgenommen sind daher Unfälle und Risiken, die sich beim Abbau und bei der Weiterverarbeitung von Uran, bei Uranerz-Abraumhalden oder -Absetzseen ereignet haben, wie beispielsweise der 1979 eingetretene Bruch eines Absetzsee-Dammes in den USA, der mehr Radioaktivität freisetzte als der in dieser Liste enthaltene Three Mile Island-Unfall.[1]
INES wurde von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) eingeführt, damit eine weltweite Standardisierung in der Meldung von Stör- und Unfällen erlangt wird und sich die Bevölkerung über den Rahmen der radiologischen Auswirkungen eines solchen Vorfalls informieren kann. Da die INES erst Anfang der 1990er Jahre eingeführt wurde, sind nicht alle früheren Ereignisse nach dieser Skala eingestuft.
Die bekanntesten Unfälle in kerntechnischen Anlagen sind die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 und die Nuklearkatastrophe von Fukushima vom 11. März 2011. Neben diesen auch Super-GAU genannten auslegungsüberschreitenden Unfällen gibt es noch weitere Unglücke, bei denen es zu erheblicher Kontamination und damit zu Umwelt- und Gesundheitsschäden gekommen ist.
1940 • 1950 • 1960 • 1970 • 1980 • 1990 • 2000 • 2010 • 2020 |
1940er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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21. Aug. 1945 | Los Alamos (New Mexico)![]() |
Harry K. Daghlian Jr. arbeitete auf dem Omega-Gelände des Kernforschungszentrums von Los Alamos und erzeugte eine prompt überkritische Anordnung, als er versehentlich einen Wolframcarbid-Klotz auf einen etwa 6 kg schweren Plutonium-Kern fallen ließ. Obwohl er das Stück wegstieß, erhielt er bei dem Prompt Burst eine tödliche Strahlendosis von geschätzt ca. 5 Sievert (Sv) und starb am 15. September. (INES: 4)[2] |
4 |
21. Mai 1946 | Los Alamos (New Mexico)![]() |
Im Kernforschungszentrum von Los Alamos experimentierte der kanadische Physiker Louis Slotin im Beisein mehrerer Wissenschaftler mit demselben Plutoniumkern, der in der Folge als „Demon Core“ bezeichnet wurde, und zwei Halbkugelschalen aus Beryllium, die als Neutronenreflektoren dienten. Slotin hielt die obere Halbkugel durch ein Daumenloch und benutzte, um sie kontrolliert abzusenken, einen Schraubendreher. Als der aus dem Spalt herausrutschte, riss Slotin die Halbkugel fort; er erhielt dabei eine Dosis von etwa 21 Sv, an der er bereits am 30. Mai verstarb. (INES: 4)[2] |
4 |
1949 | Hanford Site (Washington)![]() |
Das Experiment Green Run sah die Freisetzung einer radioaktiven Wolke aus dem militärischen Nuklearkomplex Hanford Site vor. Schätzungen liegen im Bereich mehrerer 100 TBq 131I und noch mehr 133Xe. Im Normalbetrieb wurden täglich mehrere 10 TBq mittel- und langlebiger Nuklide in den Columbia River entlassen. Das Wissen um die Gesundheitsgefährdung durch radioaktives Jod war damals noch mangelhaft. | (4)[3] |
1950er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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12. Dez. 1952 | Chalk River Laboratories, Chalk River (Ontario)![]() |
Der erste ernste Reaktorunfall ereignete sich im sogenannten NRX-Reaktor in den Chalk River Laboratories in der Nähe von Ottawa, Kanada. Während eines Tests des Forschungsreaktors wurde durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der Reaktorkern bei einer partiellen Kernschmelze zerstört. Dabei warf eine Knallgas-Explosion im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-Gasbehälters 1,2 m hoch, wodurch sie im Aufbau stecken blieb. Durch die Explosion wurden mindestens 100 TBq an Spaltprodukten in die Atmosphäre freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 TBq langlebigen Spaltprodukten radioaktiv kontaminiertes Wasser wurden aus dem Keller des Reaktorcontainment in eine sandige Sickergrube gepumpt, um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten Flusses Ottawa zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wurde vergraben. Der spätere US-Präsident Jimmy Carter, damals Nukleartechniker in der Navy, half bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor ging zwei Jahre später wieder in Betrieb. (INES: 5)[4] | 5 |
29. Nov. 1955 | Idaho Falls (Idaho)![]() |
In der National Reactor Testing Station Idaho erlitt der Forschungsreaktor EBR-I eine partielle Kernschmelze. Der Kern aus angereichertem Uran in Verbindung mit 2 % Zirconium schmolz bei Versuchen, die eine schnelle Steigerung der Leistung vorsahen, weil sich Brennstoffröhren verzogen. Durch Verdunstung des Kühlmittels NaK wurde der schmelzende Brennstoff in die Röhren des Kühlsystems transportiert und die Kritikalität unterschritten, wodurch sich der Reaktor selbst abschaltete. Der Reaktorkern war austauschbar angelegt und konnte ersetzt werden, Personen kamen nicht zu Schaden. (INES: 4)[5] | 4 |
29. Sep. 1957 | Kyschtym,![]() |
Auch bekannt als Unfall von Majak. Die dortige Wiederaufarbeitungsanlage lagerte ihre Abfallprodukte in großen Tanks. Durch den radioaktiven Zerfall der Stoffe entsteht Wärme, weswegen diese Tanks ständig gekühlt werden müssen. Nachdem im Laufe des Jahres 1956 die Kühlleitungen eines dieser jeweils 250 m³ fassenden Tanks undicht geworden waren und deshalb die Kühlung abgestellt wurde, begannen die Inhalte dieses Tanks zu trocknen. Ausgelöst durch einen Funken eines internen Messgerätes, explodierten die enthaltenen Nitratsalze und setzten große Mengen an radioaktiven Stoffen frei. Da die kontaminierte Wolke bodennah blieb, entsprach die Belastung der Gegend um das russische Kyschtym nahezu der doppelten Menge des Tschernobyl-Unfalls. Da die Kontamination sich auf den Ural beschränkte, schlugen Messgeräte in Europa keinen Alarm (vgl. Tschernobyl-Unfall), wodurch der Unfall vor der Weltöffentlichkeit 30 Jahre lang geheim gehalten werden konnte. |
6 |
7.–12. Okt. 1957 | Windscale bzw. Sellafield,![]() |
Im Kernreaktor Pile No. 1 in Windscale (heute Sellafield) heizten Techniker den Reaktor an, um die so genannte Wigner-Energie aus dem als Moderator dienenden Graphit zu glühen. Bei dem Reaktor handelte es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphitmoderierten Reaktoren. Sie wurden mit Natururan betrieben und dienten dazu, Plutonium für Atomwaffen herzustellen. Sie wurden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wurde der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wurde danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellten einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Um die Wigner-Energie schneller abführen zu können, wurde der Reaktor am nächsten Tag in einen nicht erlaubten Leistungsbereich gefahren. Die Techniker saßen allerdings einem Trugschluss auf: Im normalen Betrieb traten die Temperaturspitzen an ganz anderen Orten auf als während des Ausglühens. An diesen Orten befanden sich jedoch keine Messfühler, und so begann der Graphit dort, zunächst unbemerkt, zu brennen. Die Luftfilter hielten dem Feuer nur kurze Zeit stand, danach konnte die Radioaktivität ungehindert durch die Abluftkamine nach außen gelangen. Blaue Flammen schlugen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 TBq gelangten in die Atmosphäre. Das Feuer brannte vier Tage und verbrauchte einen Großteil des Graphitmoderators. Die Techniker konnten nur einen Teil der Kernbrennstäbe aus dem brennenden Bereich des Reaktors stoßen. So schlugen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herausstießen. Als letzte Konsequenz wurde der Reaktor mit Wasser geflutet. Die Flutung war äußerst gefährlich, denn das Wasser hätte durch die hohe Temperatur zu Knallgas aufgespalten werden können. Dies hätte zu einer Explosion geführt. Glücklicherweise erstickte das Wasser jedoch das Feuer. Große Mengen radioaktiver Gase entwichen in die Atmosphäre. Diese waren vor allem Iod, Krypton und Xenon. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wurde verboten. Bald nach der Zerstörung von Reaktor 1 durch den Unfall wurde Reaktor 2 ebenfalls stillgelegt, als man erkannt hatte, dass eine sichere Abführung der Wigner-Energie konstruktionsbedingt unmöglich ist. Mit der Demontage der abgeschalteten Reaktoren wurde 1993 begonnen, sie sollte 2012 abgeschlossen werden, wurde aber bereits 1999 beendet. Der totale Rückbau soll bis 2040 erfolgen. Der Unfall wurde später für Dutzende von Krebstoten verantwortlich gemacht. |
5 |
30. Dez. 1958 | Los Alamos (New Mexico)![]() |
Ein Kritikalitätsunfall ereignete sich bei der Extraktionsarbeit mit einer plutoniumhaltigen Lösung im Los Alamos Scientific Laboratory in New Mexico. Der Operator starb an akuter Strahlenkrankheit. Nach diesem Unfall wurde bei der Arbeit mit kritischen Massen in den USA endgültig zur Verwendung von Manipulatoren übergegangen. Bis dahin war trotz der Kritikalitätsunfälle in den 1940er Jahren Handarbeit im Umgang mit Plutonium verbreitet. (INES: 4)[6] | 4 |
26. Juli 1959 | Simi Valley (Kalifornien)![]() |
Im Santa Susana Field Laboratory in Kalifornien, das einen natriumgekühlten Schnellen Brüter mit 7,5 MWe betrieb, ereignete sich in diesem Reaktor aufgrund eines verstopften Kühlkanals eine 30-prozentige Kernschmelze. Der Großteil der Spaltprodukte konnte abgefiltert werden. Die radioaktiven Gase wurden jedoch größtenteils an die Umwelt freigesetzt, was eine der größten 131Iod-Freisetzungen in der Nukleargeschichte bedeutete. Der Unfall wurde lange Zeit geheim gehalten. (INES: 4)[6][7] | 5–6 |
20. Nov. 1959 | Knoxville (Tennessee)![]() |
In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge National Laboratory in Tennessee gab es während der Dekontamination der Arbeitsanlagen eine chemische Explosion. Es wurden insgesamt 15 Gramm 239Plutonium freigesetzt. Dieses verursachte bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und der Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass die Explosion durch den Kontakt von Salpetersäure mit phenolhaltigen Dekontaminierungsflüssigkeiten ausgelöst wurde. Ein Techniker hatte vergessen, einen Verdampfer mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht dekontaminiert werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment zu benutzen. Seither wurden keine weiteren Mitarbeiter verletzt. | 3–4 |
1960er Jahre
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3. Jan. 1961 | Idaho Falls (Idaho)![]() |
In der National Reactor Testing Station Idaho wurde um 21:01 Uhr bei Wartungsarbeiten der über Weihnachten abgeschaltete Prototyp eines militärischen Siedewasser-Reaktors, der SL-1, für wenige Millisekunden prompt überkritisch und setzte in dieser Zeit etwa das 6000-fache der Leistung frei, für die die Anlage ausgelegt war. Bevor durch Bildung von Dampfblasen die Reaktivität sinken konnte (siehe Dampfblasenkoeffizient), zerlegten sich schon die Brennelemente des kleinen Reaktorkerns aus hoch angereichertem Uran (90 %). Die den Kern umgebende, 2 m hohe Wassersäule prallte mit 9 m/s[10] gegen den Reaktordeckel – der Wasserspiegel war für die Wartungsarbeiten etwas gesenkt worden – und ließ den gesamten, 12 t schweren Kessel um fast 3 m bis zur Geschossdecke emporschnellen, wodurch der Steuerstab wieder vollständig hineingedrückt wurde. Die Feuerwehr, durch Temperatursensoren an der Decke alarmiert, fand zunächst alles friedlich, bis auf die abschreckend hohe Strahlung hinter der Tür zum Treppenaufgang. Als die drei mit den Wartungsarbeiten betrauten Soldaten vermisst blieben, drang man mit Schutzanzügen zur Arbeitsebene über dem Reaktor vor. Einer der drei Arbeiter war von einer herausschießenden Hülse durchbohrt und bis an die Decke geschleudert worden, zwei lagen auf dem Boden. Einer der beiden wurde noch lebend geborgen; er erlag aber zwei Stunden nach dem Unfall seiner Kopfverletzung. Selbst nackt strahlte der von Splittern durchsiebte Körper noch mit 5 Sv/h. Weitere Opfer gab es nicht. Die Rettungskräfte wurden jeweils nach einer Minute abgelöst. 22 von ihnen erhielten Strahlendosen im Bereich von 30 bis 270 mSv. Lediglich Iod-131 verbreitete sich über das Betriebsgelände hinaus, stellte in der Wüste aber keine Gefahr dar. Von April bis November dauerte die Dekontamination des Gebäudes, an der Hunderte jeweils für wenige Minuten beteiligt waren; dann wurde das Druckgefäß herausgehoben und in ein Labor gebracht, wo es fernbedient zerlegt und untersucht wurde. Es sollte geklärt werden, wie der eigentlich damals als inhärent sicher geltende Reaktor hatte explodieren können: Nach den Wartungsarbeiten zum Jahreswechsel hätte der zentrale Steuerstab des Reaktors mit seinem Antrieb verbunden werden sollen. Dazu hätte er nur wenig angehoben werden müssen. Die Untersuchungen ergaben dann jedoch, dass der Stab weit und mit großer Geschwindigkeit gezogen worden war. Es war bekannt, dass die Das Reaktorgebäude wurde vollständig zerlegt und in der Nähe vergraben, weil ein Transport des hochradioaktiven Materials zur 16 Meilen entfernten Deponie als unnötiges Risiko angesehen wurde. Als Konsequenz aus diesem Unfall – die bisher einzige Leistungsexkursion in einem US-Kernkraftwerk – wurden keine Reaktoren mehr gebaut, die durch das vollständige Ziehen eines einzigen Steuerstabes prompt überkritisch werden konnten, und es wurden detaillierte Arbeitsanweisungen für den Betrieb und die Wartung erstellt. |
4 |
24. Juli 1964 | Charlestown (Rhode Island)![]() |
In einer Fabrik für nukleare Brennelemente der United Nuclear Corporation in Charlestown, verursachte der 38-jährige Arbeiter Robert Peabody einen Unfall mit einer flüssigen Uranlösung. Peabody war dadurch einer tödlichen Strahlendosis von ca. 88 Sievert ausgesetzt. (INES: 4)[11] | 4 |
1964–1979 | Belojarsk,![]() |
Von 1964 bis 1979 ereignete sich eine Serie von Zerstörungen an Brennstoffkanälen in Reaktor 1 des Belojarsker KKW. Bei jedem dieser Unfälle wurde das Personal einer erheblichen Strahlenbelastung ausgesetzt. (INES: 4)[12] | 4 |
7. Mai 1966 | Melekess, nahe Nischnii Nowgorod (Gorki),![]() |
Im Atomic Reactor Research Institute Melekess ereignete sich in einem experimentellen Siedewasserreaktor (VK-Reaktor) eine Leistungsexkursion durch schnelle Neutronen. Der Operator und der Schichtleiter erhielten hohe Strahlendosen (INES: 3–4).[12] | 3–4 |
5. Okt. 1966 | Monroe (Michigan)![]() |
Eine Fehlfunktion des Natrium-Kühlsystems im Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor (schneller Brüter) am Ufer des Eriesees führte zu einer partiellen Kernschmelze, bei der keine Strahlung aus dem Containment austrat. Der Reaktorkern enthielt 105 aus Zirconium-verkleideten Stiften bestehende Brennelemente. Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeitern gelang es, den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Containments wurde keine Strahlung gemessen. Es wurde aber noch Wochen später eine Rekritikalität befürchtet. Der 60-MWe-Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für das Buch We Almost Lost Detroit von John G. Fuller. | 4 |
21. Jan. 1969 | Lucens,![]() |
Beim Versagen des Kühlsystems eines experimentellen Reaktors im Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL) im Kanton Waadt gab es im Reaktor (der ähnlich wie der NRX-Reaktor aufgebaut war) eine partielle Kernschmelze. Anfang des Jahres 1968 gab es eine Prüfung des mit einer Leistung von 8 MW Energie produzierenden Reaktors. Im April/Mai wurde er in Betrieb genommen, allerdings anschließend bis Januar des nächsten Jahres wieder abgeschaltet. Während dieses Stillstandes lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und ein Brennelement schmolz. Es geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Dabei wurden 1100 kg Schweres Wasser (Moderator), geschmolzenes radioaktives Material und Kohlendioxid (Kühlmittel) in die Reaktorkaverne geschleudert.[14] Da die erhöhte Radioaktivität bereits etwas früher gemessen wurde, konnte das Kraftwerk evakuiert und die Kaverne isoliert werden. Es wurde in der Fels-Kaverne anfänglich eine Dosisleistung von ca. ein Sievert pro Std. Radioaktivität gemessen, wobei eine geringe Menge davon durch „zwei sehr kleine undichte Stellen“ in die Umgebung gelangte; einige Tage später wurde der gesamte Gasinhalt der Kaverne „kontrolliert über Filter“ in die Umgebung abgegeben[15]. Die zusätzliche Dosisbelastung der Bevölkerung betrug 0,001 mSv, war also sehr gering.[16]. Die radioaktiven Trümmer konnten erst Jahre später aus dem Stollensystem geräumt werden. Die Kaverne enthielt nach wie vor eine Menge radioaktiven Materials, wurde aber so verschlossen, dass vorerst keine Strahlung in die Umwelt gelangen konnte. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1973. Die Trümmer wurden in versiegelten Behältern auf dem Gelände gelagert, bis sie 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (Zwilag) abtransportiert wurden. | 4-5[17] |
11. Mai 1969 | Rocky Flats (Colorado)![]() |
In einem Container mit 600 t feuergefährlichem Material kam es zu einer spontanen Entzündung von Plutonium. Das Feuer verbrannte 2 t des Materials und setzte Plutoniumoxid frei. Durch die Entnahme von Bodenproben im Umfeld der Anlage stellte man fest, dass die Gegend mit Plutonium kontaminiert wurde. Da sich die Betreiber der Anlage weigerten, Untersuchungen einzuleiten, wurden die Proben im Rahmen einer nicht offiziellen Untersuchung entnommen. (INES: 4–5)[18] | 4–5 |
1970er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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1973 | Windscale bzw. Sellafield,![]() |
In der Wiederaufarbeitungsanlage kam es in einem für Reparaturen entleerten Becken beim Wiederauffüllen mit Wasser aufgrund heißer Radionuklide am Beckenboden zu einer exothermen Reaktion. Hierdurch wurden ein Teil der Anlage sowie 35 Arbeiter radioaktiv kontaminiert. Aufgrund der internen Kontamination und offenbar auch einer gewissen Freisetzung wurde dieser Unfall mit INES 4 eingestuft.[19] | 4 |
6. Feb. 1974 | Leningrad,![]() |
Aufgrund siedenden Wassers ereignete sich ein Bruch des Wärmetauschers im Block 1 des Kernkraftwerks Leningrad. Drei Menschen starben. Hochradioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf wurde zusammen mit radioaktivem Filterschlamm in die Umwelt freigesetzt. (INES: 4–5)[12] | 4–5 |
Okt. 1975 | Leningrad,![]() |
Im Oktober 1975 ereignete sich eine teilweise Zerstörung des Reaktorkerns in Block 1 des Leningrader KKW. Der Reaktor wurde abgeschaltet. Am nächsten Tag wurde der Kern gereinigt, indem eine Notreserve Stickstoff hindurchgepumpt und durch den Abluftschornstein abgeblasen wurde. Dabei wurden ca. 1,5 Megacurie (55 PBq) an radioaktiven Substanzen an die Umwelt abgegeben. (INES: 4–5)[12] | 4–5 |
1977 | Belojarsk,![]() |
Bei einem Unfall schmolzen 50 % der Brennstoffkanäle des Blocks 2 vom Belojarsker KKW, einem Druckröhrenreaktor ähnlich dem RBMK. Die Reparatur dauerte etwa ein Jahr. Das Personal wurde hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt. (INES: 5)[12] | 5 |
Feb. 1977 | Jaslovské Bohunice,![]() |
In dem mit einem Druckröhrenreaktor ausgestatteten ersten slowakischen Kernkraftwerk Bohunice A-1 kam es zu einem Unfall: Beim Beladen mit frischen Brennelementen überhitzten einige davon, ein Brennelement schoss aus dessen Druckröhre und zerschellte am darüberliegenden Beladungskran. Ein Arbeiter starb, die Reaktor-Halle wurde kontaminiert (INES: 4). Der Reaktor wurde nach dem Unfall stillgelegt.[20] | 4 |
31. Dez. 1978 | Belojarsk,![]() |
Im Turbinenhaus des Blocks 2 vom Belojarsker KKW stürzte eine Deckenplatte auf einen Turbinenöltank und verursachte einen Großbrand. 8 Personen erlitten hohe Strahlendosen beim Organisieren der Reaktornotkühlung. (INES: 3–4)[12] | 3–4 |
28. März 1979 | Three Mile Island (Pennsylvania)![]() |
Im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA. Er wurde von der IAEO mit INES 5 eingestuft. |
5 |
1980er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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1980 | Saint-Laurent,![]() |
Das Teil-Schmelzen einiger weniger Brennelemente führte zu einer Kontamination des Reaktorgebäudes (INES: 4).[19] Die beiden ersten in St. Laurent gebauten Reaktoren waren graphitmoderiert und gasgekühlt. Die Notkühlung erfolgte deshalb nicht mit Wasser, sondern mit aus der Werksumgebung angesaugter Luft. Der Reaktor wurde nach Reparaturen noch eine Zeit lang weiterbetrieben. Heute laufen in St. Laurent nur noch zwei Druckwasser-Reaktoren. |
4 |
Sep. 1982 | Tschernobyl,![]() |
Im Block 1 des KKW Tschernobyl wurde durch Fehler des Personals ein Brennstoffkanal in der Mitte des Reaktors zerstört. Eine große Menge radioaktiver Substanzen wurden über den industriellen Bereich der Kernkraftanlage und die Stadt Prypjat verteilt. Das Personal, das mit der Liquidation der Konsequenzen dieses Unfalls beschäftigt war, erhielt hohe Strahlendosen. (INES: 5)[12] (der bekannte schwere Unfall geschah aber erst 1986, siehe weiter unten: Unfall höherer Stufe, in Block 4) | 5 |
1983 | Buenos Aires,![]() |
Durch das Vernachlässigen von Sicherheitsregelungen starb ein Operator während einer Modifikation des Reaktorkerns eines Forschungsreaktors. Er befand sich nur wenige Meter entfernt und erhielt mit ca. 20 Gy eine tödliche Strahlendosis (INES: 4).[19] | 4 |
10. Aug. 1985 | Wladiwostok,![]() |
In der Chazhma-Bucht nahe Wladiwostok ereignete sich ein ernster Unfall nach dem Brennelementwechsel des atomgetriebenen U-Bootes K-31 (K-431).[21] Durch fehlerhaftes Lösen und Anheben des Reaktorverschlusses kam es zu einer spontanen Kettenreaktion. Das Kühlwasser explodierte, schleuderte den 12 Tonnen schweren Deckel und die Innereien des Reaktors auf die Pier und beschädigte auch die Druckhülle des U-Bootes. Zehn Menschen starben sofort bei der Explosion. Von etwa 2000 Hilfskräften wurde bei 290 eine Strahlenbelastung von deutlich über 50 mSv gemessen. 10 Menschen erlitten akute Strahlungskrankheit und 39 Menschen zeigten Strahlungsreaktionen.[22] | 5 |
6. Jan. 1986 | Gore (Oklahoma)![]() |
In der Urankonversionsanlage Sequoyah von Kerr-McGee in Gore, Oklahoma barst ein überfüllter Zylinder mit Uranhexafluorid nach unzulässiger Erhitzung. Während des Abfüllens von Uranhexafluorid in einen dafür vorgesehenen Transportzylinder wurde bemerkt, dass aufgrund der fehlerhaften Kalibrierung einer Waage zu viel in den Zylinder abgefüllt worden war. Der Versuch, den Zylinder wieder auf ein normales Level zu entleeren schlug zunächst fehl, da sich das Uranhexafluorid im Behälter abgekühlt hatte und erstarrt war. Um ein weiteres Umfüllen zu ermöglichen, wurde die Erhitzung des Zylinders angewiesen, um den Stoff wieder zu verflüssigen. Beim Aufheizvorgang zerbarst der überfüllte Zylinder und durch Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit wurden Uranylfluorid und Flusssäure freigesetzt. Ein Arbeiter starb durch das Einatmen von Flusssäure, 100 Arbeiter und Anwohner mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.[1] | 2–4 |
26. April 1986 | Tschernobyl,![]() |
Zu einem Super-GAU (INES: 7)[12] kam es im Block 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine. Dabei wurde der Reaktorkern während eines Sicherheitstests aufgrund von Fehlern des Personals und durch konstruktionsbedingte Mängel prompt überkritisch. Es erfolgte eine Leistungsexkursion, die ein Vielfaches der Nennleistung überstieg, so dass es zu einer totalen Kernschmelze und zwei Wasserstoff-Explosionen in kurzer Folge kam. Die Abdeckung des Reaktorkerns und das Dach des Reaktorgebäudes wurden dadurch weggesprengt, ein Containment gab es nicht. Durch die Freilegung und Brand des Reaktorkernes wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt, die unmittelbare Umgebung wurde stark kontaminiert; darüber hinaus gab es zahlreiche direkte Strahlenopfer unter den Hilfskräften. Der Super-GAU konnte durch Radioaktivitätsmessungen und Fallout in Schweden und anderen europäischen Ländern nachgewiesen werden. Es wurde ein großräumiges Sperrgebiet eingerichtet und das Gebiet evakuiert. Die Anzahl der geschädigten Personen schwankt je nach Studie erheblich. Dass der Unfall bisher (gemäß IAEO) unerwartet wenig Opfer forderte, ist teils darauf zurückzuführen, dass der heftige Graphitbrand große Teile der Radioaktivität direkt und hoch in die Atmosphäre hinauf beförderte sowie der Wind vor der Evakuierung größerer Städte wie Prypjat weitgehend in Richtung bevölkerungsschwächerer Regionen blies. |
7 |
1990er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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6. April 1993 | Sewersk,![]() |
In der Kerntechnischen Anlage Tomsk bei Sewersk (auch als Tomsk-7 bekannt) wurden in der Wiederaufarbeitungs-Anlage (vor allem genutzt für die Produktion von waffenfähigem Plutonium) durch einen Unfall große Mengen kurzlebiger radioaktiver Stoffe freigesetzt. Infolgedessen wurden rund 120 Quadratkilometer im Gebiet Sewersk kontaminiert (INES: 2–4).[23][24] | 2–4 |
30. Sep. 1999 | Tōkai-mura,![]() |
In einer Brennelemente-Fabrik in Tōkai-mura (Japan) befüllten Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (statt der vorgeschriebenen 2,3 kg). Daraufhin setzte eine unkontrollierte Kettenreaktion ein und Strahlung trat aus. Die Zahl der Menschen, die erhöhte Strahlendosen erhielten, wird mit 35 bis 63 angegeben. Drei Arbeiter waren einer besonders hohen Dosis von bis zu 20 Sievert ausgesetzt. Ca. 300.000 Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Dieser Unfall wird von offizieller Seite mit INES 4,[25][26] von einigen Wissenschaftlern aber mit INES 5 bewertet.[27] Der Arbeiter Hisashi Ōuchi, der einer Strahlendosis von mutmaßlich 16 bis 20 Sievert ausgesetzt war, verstarb am 21. Dezember 1999 im Alter von 35 Jahren an Leberversagen. Am 27. April 2000 verstarb mit Masato Shinohara (40) ein weiterer Arbeiter nach langer Krankheit. Er war vermutlich einer Strahlung von 6 bis 10 Sievert ausgesetzt.[28] |
4–5 |
2000er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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11. März 2006 | Fleurus,![]() |
In einer Bestrahlungsanlage zur Herstellung radiopharmazeutischer Produkte beim Institut national des radio-éléments (IRE) wurde aufgrund eines Hydraulik-Versagens eine Kobalt-Quelle aus einem strahlenabschirmenden Wasserbecken gehoben, obwohl kein Bestrahlungsvorgang stattfand und die Tür zum Raum offenstand. Aufgrund des ausgelösten Alarms betrat ein Angestellter den Raum. Während seines Aufenthaltes von nur 20 Sekunden erhielt er eine Strahlendosis von rund 4,6 Sievert, die mittelfristig lebensbedrohlich sein kann (INES 4).[29] (Unfälle in rein medizinischen Anlagen werden gewöhnlich nicht INES-klassifiziert, beim IRE handelt es sich aber um eine kerntechnische Anlage). | 4 |
2010er Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Ort | Vorgang | INES |
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11. März 2011 | Fukushima,![]() |
Aufgrund von Schäden bei der Stromversorgung und an den Kühlsystemen, die durch das große Tōhoku-Erdbeben vom 11. März 2011 und den folgenden Tsunami verursacht wurden, kam es in drei Reaktoren und zwei Abklingbecken des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi (Fukushima I) zur Überhitzung der Brennelemente. Es ereigneten sich mehrere Explosionen: In Block 1 am 12. März, in Block 3 am 14. März und in den Blöcken 2 und 4 am 15. März. Bei diesen Explosionen wurden bei Block 1 und 3 die äußeren Gebäudehüllen stark beschädigt und radioaktives Material freigesetzt. Zudem brachen in den Blöcken 3 und 4 mehrere Brände aus und setzten große Mengen radioaktiver Stoffe frei. Zur behelfsmäßigen Kühlung wurde in die Reaktorkerne von Block 1, 2 und 3 zunächst Reinwasser, dann mit Borsäure versetztes Meerwasser und schließlich wieder Reinwasser gepumpt. Auch in die betroffenen Abklingbecken wurde Wasser von außen her nachgeführt. Von der japanischen Regierung wurden in mehreren Schritten Evakuierungsmaßnahmen mit einem Radius von zuletzt 20 km angeordnet, von denen zunächst etwa 80.000 Menschen betroffen waren; in einem Umkreis von 30 km wurde den Bewohnern empfohlen, sich nicht ins Freie zu begeben (dies betraf 200.000 Menschen) und Fenster und Türen geschlossen zu halten; die USA empfahlen wenige Tage nach der ersten Explosion eine Evakuierungszone von 80 km, davon wären ca. 2 Mio. Menschen betroffen gewesen. Später wurde aufgrund gemessener Bodenkontamination ein weiterer Bereich bis 30 km im Nordwesten des Werks evakuiert. Die Ereignisse in den Blöcken 1 bis 3 wurden von der Japanischen Atomaufsichtsbehörde (NISA) am 18. März 2011 vorläufig der Stufe INES: 5 zugeordnet,[30] am 12. April 2011 jedoch auf die höchstmögliche Stufe INES: 7 hochgestuft.[31] Erhebliches Interesse der nationalen und internationalen Medien inkl. Filmmaterial der Explosionen in zwei Reaktorgebäuden sowie eine höhere Einstufung durch ausländische Einrichtungen[32][33][34] hatten die japanische Regierung zuvor unter Zugzwang gesetzt. Der Kraftwerksbetreiber Tepco räumte schließlich ebenfalls sogenannte „teilweise Kernschmelzen“ in den Reaktoren 1 und 3 ein, später auch in Reaktor 2.[35][36] |
7 |
1940 • 1950 • 1960 • 1970 • 1980 • 1990 • 2000 • 2010 • 2020 |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen
- Liste von Störfällen in europäischen kerntechnischen Anlagen
- Broken Arrow wird im US-Militär als Codewort für gefährliche Störungen bzw. für den Verlust von Nuklearsprengköpfen verwendet
- Unfälle mit Interkontinentalraketen
- Unfälle mit Kernwaffen an Bord des Bombers B-47
- Unfälle mit Kernwaffen an Bord des strategischen Bombers B-52
- Unfälle mit Kernwaffen an Bord des Transportflugzeuges Douglas C-124
- Liste von Vorfällen in der Biosicherheit von Laboren
- Liste von U-Boot-Unglücken seit 1945, darunter auch von Atom-U-Booten mit Nuklearraketen.
- Nuklearunfälle an Bord des Atomeisbrechers Lenin
- Nuklearunfall von Njonoksa
- Nuklearunfall von Samut Prakan
- Nuklearunfall von Kramatorsk
- Nuklearunfall bei Goldsboro
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Internationalen Atomenergieorganisation (englisch)
- Nuclear Events Web Based System der IAEO – Aktuelle Sammlung nuklearer Geschehnisse (englisch)
- Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friedensinitiative (englisch)
- Liste der Unfälle in kerntechnischen Anlagen dargestellt auf google.maps.de; mit Beschreibung der jeweiligen Orte (deutsch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b D. Brugge, J.L. DeLemos, C. Bui: The Sequoyah Corporation Fuels Release and the Church Rock Spill: Unpublicized Nuclear Releases in American Indian Communities, American Journal of Public Health, 2007, Vol. 97, Ausgabe 9, Seiten 1595–1600, PMC 1963288 (freier Volltext)
- ↑ a b The Atomic Heritage Foundation (Link nicht mehr aufzurufen) Accidents in the Manhattan Project
- ↑ Absichtlich freigesetzte Radiaktivät entspricht INES 4.
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- ↑ n-tv Nachrichtenfernsehen: Katastrophaler Atom-Unfall – Fukushima erreicht höchste Stufe
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