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„Gereonsmühle“ – Versionsunterschied

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[[Datei:koeln stadtmauer hansaring01.jpg|mini|hochkant=2|Stadtmauer am Hansaring]]
Die '''Gereonsmühle''' befindet sich in [[Köln]], und ist Bestandteil eines etwa 300m langen Restes der [[Stadtmauer (Köln)|mittelalterlichen Stadtmauer]] zwischen Gereonswall und Hansaring westlich der [[Eigelsteintorburg]].
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Die Mauer enthält zwei Halbtürme, die zur Stadtseite hin offen waren und aus statischen Gründen Verstrebungen enthielten oder für verschiedenste Zwecke ausgebaut waren.
Die '''Gereonsmühle''' ist Bestandteil eines 113 Meter langen erhaltenen Restes der [[Stadtmauer (Köln)|mittelalterlichen Stadtmauer]] von [[Köln]] und liegt zwischen Gereonswall und [[Kölner Ringe#Hansaring|Hansaring]] westlich der [[Eigelsteintorburg]].
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== Entstehungsgeschichte ==
Der östliche Halbturm wurde im 15. Jahrhundert zu einer Mühle, der „Gereons-Mühle" (auch „Herrenleichnam-Mühle“) umgebaut. In gleicher Bauweise wie an der Ulrepforte wurden ein Mühlenturm („Gereonsmühlenturm“) und ein auf Bögen stehender „Mühlengang“ hinter dem Halbturm errichtet.
Der Gereonsmühlenturm ist seit 1446 urkundlich erwähnt. Er war einer der 52 Türme, die zusammen mit 36 Toren und Pförtchen (12 landseitig, 24 rheinseitig) der mittelalterlichen Stadtmauer ab 1180 die Stadt umgaben. Der Mühlengang wird von acht Kreuzgewölben getragen. Die Mauer enthält zwei Halbtürme, die zur Stadtseite hin offen waren und aus statischen Gründen Verstrebungen enthielten oder für verschiedenste Zwecke ausgebaut waren. Der östliche Halbturm wurde im 15. Jahrhundert zu einer Windmühle umgebaut. Die Namen „Gereons-Mühle“ und „Herrenleichnam-Mühle“ nahmen auf das nächste Stadttor (das nicht erhaltene [[Gereonstor]]) oder auf das dahinter gelegene [[Kloster Herrenleichnam]] Bezug. In gleicher Bauweise wie an der [[Ulrepforte]] wurden ein Mühlenturm („Gereonsmühlenturm“) und ein auf Bögen stehender „Mühlengang“ hinter dem Halbturm errichtet. Die mittelalterliche Mauer wurde in preußischer Zeit stadtseitig angeschüttet und gegen die Wallstraße mit einer etwa 2–3 Meter hohen [[Futtermauer]] gestützt.
[[Datei:Köln - Gereonstor Gereonsmühle 1887, Jakob Schreiner +1911, RBA.jpg|mini|links|Gereonsmühle – Gemälde von Jakob Schreiner (1887)]]
Insgesamt baute man neben der Gereonsmühle noch zwei weitere Türme in Windmühlen um, die Kartäusermühle auf der [[Ulrepforte]] und die Pantaleonsmühle auf dem [[Bachtor]]. Der Gereonsmühlenturm musste 1558 wegen Baufälligkeit saniert werden. Eine letzte Instandsetzung des Gereonsmühlenturms fand 1808 statt. Im Jahre 1838 erwarb der aus [[Sürth]] stammende Andreas Hochkirchen die Gereonsmühle für 1.460 Taler von der Stadt.<ref>Heinz-Günther Hunold, ''Vom Stadtsoldaten zum Roten Funken'', 2005, S. 77</ref> Im Frühjahr 1859 fand man in ihrer Nähe einen Jupiteraltar aus scharfkörnigem Sandstein. Der Privatbesitz verschonte die Gereonsmühle von ihrem späteren Abbruch.<ref>Walther Zimmermann, ''Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes'', Band 23, 1978, S. 35</ref> 1908 erwarb die Stadt die Mühle zurück. Ein Teil der Gartenanlagen bei der Gereonsmühle war nur provisorisch, der nördliche Teil davon war für das am 26. Oktober 1910 eingeweihte Museum für Kunst und Gewerbe bestimmt. Auf dem südlichen, bis auf Höhe der Stadtmauer reichenden Reservegrundstück entstand 1911–1913 die Abteilung für Christliche Kunst der Sammlung Schnütgen, aus dem das [[Museum Schnütgen]] hervorging. Architekt [[Franz Brantzky]] bezog die anstehende Stadtmauer, den Wehrgang und den Mühlenturm in den Museumsneubau mit ein. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde der Museumskomplex am Hansaring (Hansaplatz) aufgegeben, die drei Museen erhielten über die Jahre räumlich getrennte Neubauten. Erhalten blieben an der östlichen Schmalseite der Stadtmauer architektonische Reste des Museums: eine Konsole des Sternengewölbes sowie ein Teil des Portals, das den Skulpturensaal des Museums mit der Stadtmauer verband<ref>Alexander Hess, Unbekannte Architekturreste an der Stadtmauer am Gereoswall. In: ,Fortis Das Magazin 2024', S. 75–78, hier S. 77</ref>. Der Turm wird seit den 1950er Jahren durch die Einrichtung der [[Katholische Studierende Jugend|Katholischen Studierenden Jugend]] (KSJ) genutzt und deshalb „KSJ-Tower“ genannt.


== Angrenzende Stadtmauer ==
Die mittelalterliche Mauer wurde in preußischer Zeit stadtseitig angeschüttet und gegen die Wallstraße mit einer etwa 2-3m hohen „Futtermauer“ gestützt.
[[1954]] hat der Architekt [[Hans Schilling]] sein Wohnhaus nahezu vollständig versteckt in diese Anschüttung eingebaut. Der Halbturm ist Teil des Wohnraumes. Ein im 2. Weltkrieg zerstörter Vorgängerbau war mehrgeschossig auf die Anschüttung gesetzt.
Südwestlich der Gereonsmühle steht noch ein Stück der alten Stadtmauer; es endet an der Straße Am Kümpchenshof. An diesem Ende hat 1954 der Architekt [[Hans Schilling (Architekt)|Hans Schilling]] sein Wohnhaus nahezu vollständig versteckt in die Anschüttung an der Futtermauer eingebaut. Der Halbturm ist Teil des Wohnraums. Ein im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstörter Vorgängerbau war mehrgeschossig auf die Anschüttung gesetzt.


Hinter der Mauer befindet sich auf dem Gelände des früheren Stadtgefängnisses [[Klingelpütz]] der [[Klingelpützpark]].
Ihm gegenüber befindet sich eines der wenigen guten Beispiele moderner Architektur in Köln, das Bürogebäude ([[2002]]) des Architekten Johannes Schilling (Sohn von Hans Schilling). In dem kleinen Park am Hansaring (vor der Stadtmauer) erinnert die von dem niederländischen Bildhauer [[Mari Andriessen]] entworfene Bronzeskulptur „Frau mit dem toten Kind“ an die [[Nationalsozialismus| nationalsozialistische]] [[Diktatur]]. Das Denkmal wurde [[1959]] enthüllt. Es handelt sich um den zweiten Abguss eines Teils einer Figurengruppe, die zur Erinnerung an die Befreiung von der deutschen Besatzung in [[Enschede]] errichtet wurde.


== Weblinks ==
Hinter der Mauer befindet sich ein Park auf dem Gelände des früheren Stadtgefängnisses [[Klingelpütz]].
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[[bild:köln_hansaring_denkmal.jpg|thumb|Köln, Hansaring, Denkmal]]


== Literatur ==
== Literatur ==
*''Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln,Zweiter Band, IV. Abteilung,Die profanen Denkmäler''; Hrsg.: Paul Clemen, 1930
* ''[[Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz|Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln]]'', Band 7, IV. Abteilung, Die profanen Denkmäler; Hrsg.: [[Paul Clemen]], 1930.


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references />
*[http://deu.archinform.net/projekte/10890.htm Architekt Hans Schilling]

*[http://www.koelnarchitektur.de/pages/de/architekturfuehrer/42.htm Bürogebäude Johannes Schilling]
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[[Kategorie:Bauwerk in Köln]]

[[Kategorie:Tor]]
{{Navigationsleiste Mittelalterliche Kölner Stadtmauer}}
[[Kategorie:Gotisches Bauwerk|Koln Gereonsmuhle]]

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[[Kategorie:Bildungslandschaft Altstadt-Nord]]
[[Kategorie:Wehrturm in Köln]]
[[Kategorie:Gotisches Bauwerk in Köln]]
[[Kategorie:Windmühle in Köln]]
[[Kategorie:Mühle in Europa]]

Aktuelle Version vom 29. Dezember 2024, 22:49 Uhr

Stadtmauer am Hansaring
Die Gereonsmühle, Ansicht von Südosten

Die Gereonsmühle ist Bestandteil eines 113 Meter langen erhaltenen Restes der mittelalterlichen Stadtmauer von Köln und liegt zwischen Gereonswall und Hansaring westlich der Eigelsteintorburg.

Entstehungsgeschichte

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Der Gereonsmühlenturm ist seit 1446 urkundlich erwähnt. Er war einer der 52 Türme, die zusammen mit 36 Toren und Pförtchen (12 landseitig, 24 rheinseitig) der mittelalterlichen Stadtmauer ab 1180 die Stadt umgaben. Der Mühlengang wird von acht Kreuzgewölben getragen. Die Mauer enthält zwei Halbtürme, die zur Stadtseite hin offen waren und aus statischen Gründen Verstrebungen enthielten oder für verschiedenste Zwecke ausgebaut waren. Der östliche Halbturm wurde im 15. Jahrhundert zu einer Windmühle umgebaut. Die Namen „Gereons-Mühle“ und „Herrenleichnam-Mühle“ nahmen auf das nächste Stadttor (das nicht erhaltene Gereonstor) oder auf das dahinter gelegene Kloster Herrenleichnam Bezug. In gleicher Bauweise wie an der Ulrepforte wurden ein Mühlenturm („Gereonsmühlenturm“) und ein auf Bögen stehender „Mühlengang“ hinter dem Halbturm errichtet. Die mittelalterliche Mauer wurde in preußischer Zeit stadtseitig angeschüttet und gegen die Wallstraße mit einer etwa 2–3 Meter hohen Futtermauer gestützt.

Gereonsmühle – Gemälde von Jakob Schreiner (1887)

Insgesamt baute man neben der Gereonsmühle noch zwei weitere Türme in Windmühlen um, die Kartäusermühle auf der Ulrepforte und die Pantaleonsmühle auf dem Bachtor. Der Gereonsmühlenturm musste 1558 wegen Baufälligkeit saniert werden. Eine letzte Instandsetzung des Gereonsmühlenturms fand 1808 statt. Im Jahre 1838 erwarb der aus Sürth stammende Andreas Hochkirchen die Gereonsmühle für 1.460 Taler von der Stadt.[1] Im Frühjahr 1859 fand man in ihrer Nähe einen Jupiteraltar aus scharfkörnigem Sandstein. Der Privatbesitz verschonte die Gereonsmühle von ihrem späteren Abbruch.[2] 1908 erwarb die Stadt die Mühle zurück. Ein Teil der Gartenanlagen bei der Gereonsmühle war nur provisorisch, der nördliche Teil davon war für das am 26. Oktober 1910 eingeweihte Museum für Kunst und Gewerbe bestimmt. Auf dem südlichen, bis auf Höhe der Stadtmauer reichenden Reservegrundstück entstand 1911–1913 die Abteilung für Christliche Kunst der Sammlung Schnütgen, aus dem das Museum Schnütgen hervorging. Architekt Franz Brantzky bezog die anstehende Stadtmauer, den Wehrgang und den Mühlenturm in den Museumsneubau mit ein. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde der Museumskomplex am Hansaring (Hansaplatz) aufgegeben, die drei Museen erhielten über die Jahre räumlich getrennte Neubauten. Erhalten blieben an der östlichen Schmalseite der Stadtmauer architektonische Reste des Museums: eine Konsole des Sternengewölbes sowie ein Teil des Portals, das den Skulpturensaal des Museums mit der Stadtmauer verband[3]. Der Turm wird seit den 1950er Jahren durch die Einrichtung der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) genutzt und deshalb „KSJ-Tower“ genannt.

Angrenzende Stadtmauer

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Südwestlich der Gereonsmühle steht noch ein Stück der alten Stadtmauer; es endet an der Straße Am Kümpchenshof. An diesem Ende hat 1954 der Architekt Hans Schilling sein Wohnhaus nahezu vollständig versteckt in die Anschüttung an der Futtermauer eingebaut. Der Halbturm ist Teil des Wohnraums. Ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter Vorgängerbau war mehrgeschossig auf die Anschüttung gesetzt.

Hinter der Mauer befindet sich auf dem Gelände des früheren Stadtgefängnisses Klingelpütz der Klingelpützpark.

Commons: Gereonsmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Heinz-Günther Hunold, Vom Stadtsoldaten zum Roten Funken, 2005, S. 77
  2. Walther Zimmermann, Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Band 23, 1978, S. 35
  3. Alexander Hess, Unbekannte Architekturreste an der Stadtmauer am Gereoswall. In: ,Fortis Das Magazin 2024', S. 75–78, hier S. 77

Koordinaten: 50° 56′ 46,1″ N, 6° 56′ 51,3″ O