„Bebop“ – Versionsunterschied
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Der '''Bebop''' ist eine Musikrichung die Anfang der [[1940er|40er]] Jahre des 20. Jahrhunderts im [[Jazz]] den [[Swing]] als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung des Modern Jazz bildete. |
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[[Datei:Howard McGhee, Brick Fleagle and Miles Davis, ca September 1947 (Gottlieb).jpg|mini|[[Howard McGhee]] (Trompete), [[Miles Davis]] (Piano), [[Brick Fleagle]] (Gitarre), 1947; (im Hintergrund der Pianist [[Joe Albany]])]] |
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Der '''Bebop''' ist eine Musikrichtung, die Anfang der 1940er Jahre im [[Jazz]] den [[Swing (Musikrichtung)|Swing]] als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung des [[Modern Jazz]] bildete.<ref name="Postmeister">[[Ekkehard Jost]]: ''Bebop.'' In: [[Wolf Kampmann]] (Hrsg.): ''[[Reclams Jazzlexikon]].'' Reclam, Stuttgart 2003, S. 584f.</ref> |
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== Einführung == |
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Wesentliche Elemente sind größere rhythmische Freiheiten für [[Schlagzeug]] und [[Bass (Instrument)|Bass]], schnelle [[Tempo (Musik)|Tempi]] und komplexe [[Harmonik|Harmonie]]-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft auf bestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen zurück und modifizierten entweder das harmonische Schema oder schrieben neue Themen, die der Ausdrucksweise des Bebop gerechter wurden als die Originalthemen (Beispiel: How high the moon → Ornithology). Wesentlich für den Bebop ist zudem die [[Improvisation]] auf langen formalen Strecken. |
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[[Datei:Dizzy Gillespie playing horn 1955.jpg|mini|hochkant|[[Dizzy Gillespie]], 1955]] |
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Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz als Unterhaltungsmusik und wird nach und nach zur Kunstmusik stilisiert. Das liegt zum einen an der Ablehnung des Bebop durch Großteile von Kritik und Publikum und zum anderen an einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Kompositionen der Musiker (Improvisationen) sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen – hervor. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. |
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Wesentliche Elemente sind größere [[Jazzrhythmik|rhythmische]] Freiheiten für [[Schlagzeug]] und [[Bass (Instrument)|Bass]], schnelles [[Tempo (Musik)|Tempo]] und komplexe [[Harmonik|Harmonie]]-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft auf [[Jazzstandard|bestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen]] zurück. Wesentlich für den Bebop sind zudem die [[Improvisation (Musik)|Improvisationen]] auf langen formalen Strecken.<ref name="Postmeister" /> |
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[[Miles Davis]] beschrieb Bebop so: „... es fehlten die Harmonien, die man auf der Straße vor sich hin summte, um sein Mädchen aufs Küssen einzustimmen. Der Bebop hatte nicht die Menschlichkeit eines [[Duke Ellington]]. Man konnte sich nicht einmal die Melodien merken.“<ref>Miles David mit [[Quincy Troupe]]: ''Die Autobiographie'', München 2002, S. 156.</ref> |
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==Entstehung== |
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Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Etwa um die Jahrzehntwende von den 30er zu den 40er Jahren war [[Swing]] zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler [[Swing]][[orchester]] war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in der [[Big Band]] erledigt hatten – sich zu informellen [[Jam-Session]]s zu treffen. Hier wurde experimentiert und nach musikalischen Formen jenseits der [[Big Band]]s gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung war [[Minton’s Playhouse]] in Harlem und nicht die [[52nd Street]] in [[Manhattan]], wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörten [[Dizzy Gillespie]], [[Charlie Parker]], [[Charlie Christian]], [[Thelonious Monk]] und [[Kenny Clarke]]. Es wird außerdem vermutet, dass die auf den Kriegseintritt der [[USA]] [[1941]] zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die wirtschaftliche Basis der [[Big Band]]s allmählich untergrub, damit den Niedergang des [[Swing]] beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte. |
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Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz als [[Unterhaltungsmusik]] und wird nach und nach als [[Kunstmusik]] definiert. Dies beruht auf der Ablehnung des Bebop durch große Teile von Kritikern und Publikum sowie auf einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Improvisationen der Musiker sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum hervor – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. Niemals wieder jedoch fügte sich der Jazz in das Bild ein, das man sich zuvor von ihm gemacht hatte, in das Bild einer für alle zugänglichen Populärkultur.<ref name="Postmeister" /> |
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==Merkmale des Bebop== |
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Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation. Die dritte [[blue note]]: Die [[flatted fifth]], also der [[Tritonus]], der als [[Intervall]] an verschiedenen Stellen auftaucht. |
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Saxophon und Trompete spielen [[unisono]] (das Gleiche). |
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*Rückkehr zur Combo |
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*[[Phrasierung]] abgerissen, abgerissene Melodie |
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*keine [[Riff]]s |
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*komplizierte Harmonik |
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*übermäßige Sept[[akkord]]e/verminderte Septakkorde |
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*jeder Ton des Akkords kann erniedrigt und erhöht werden |
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== Entstehung == |
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==Standard-Besetzung== |
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[[Datei:Thelonious Monk, Howard McGhee, Roy Eldridge, and Teddy Hill, Minton's Playhouse, New York, N.Y., ca. Sept. 1947 (William P. Gottlieb 06201).jpg|mini|Thelonious Monk, Howard McGhee, Roy Eldridge und Teddy Hill vor Minton's Playhouse, New York City, September 1947]] |
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'''Quintett''': [[Trompete]], [[Saxophon]], [[Klavier]], [[Kontrabass|Bass]], [[Schlagzeug]]. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet das Orchester von [[Dizzy Gillespie]]). |
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Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Am Ende der 1930er Jahre war [[Swing (Musikrichtung)|Swing]] zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler Swing[[orchester]] war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in der [[Big Band]] erledigt hatten – sich zu informellen [[Jam-Session]]s zu treffen. Hier wurde gespielt und nach musikalischen Formen jenseits der Big Bands gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung war [[Minton’s Playhouse]] in Harlem und nicht die [[Jazzclubs der 52nd Street|52nd Street]] in [[Manhattan]], wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörten [[Dizzy Gillespie]], [[Charlie Parker]] (die beide 1943 bei [[Earl Hines and His Orchestra]] spielten), [[Charlie Christian]], [[Thelonious Monk]] und [[Kenny Clarke]]. Außerdem wird vermutet, dass die auf den [[Zweiter Weltkrieg#Kriegseintritt der USA, Dezember 1941|Kriegseintritt der USA 1941]] zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub, damit den Niedergang des Swing beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte. |
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== Musiker == |
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Die kleinen [[Band (Musik)|Bands]], die den neuen Jazzstil entwickelten, galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen und waren dies in ihrem Selbstverständnis auch nicht, weswegen die Besitzer der [[Nachtclub]]s nicht mit den kriegsbedingten Sonderabgaben belegt wurden, wenn sie junge Bebop-Musiker mit ihren [[Jazz-Combo|Combos]] engagierten. Wegen des [[Recording ban]] existieren keine Studioaufnahmen aus der Entstehungsphase dieses Stils; es existieren einzig einige private, technisch sehr unzulängliche Live-Mitschnitte aus „Minton's Playhouse“ und [[Clark Monroe’s Uptown House|„Monroe’s Uptown House“]]. Als eine der frühesten Aufnahmen des Bebop gilt „Bu-Dee-Dah“ (Apollo, 16. Februar 1944), unter Leitung von [[Coleman Hawkins]] u. a. mit Dizzy Gillespie, [[Leo Parker]], [[Budd Johnson]], [[Ray Abrams]], [[Don Byas]], [[Clyde Hart (Musiker)|Clyde Hart]], [[Oscar Pettiford]] und [[Max Roach]].<ref>Ira Gitler: ''From Swing to Bop: An Oral History of the Transition in Jazz in the 1940s .'' Oxford University Press 1985, S. 97.</ref> |
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*[[Clifford Brown]] |
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*[[Charlie Christian]] |
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Man sagt auch, dass der Bebop als Reaktion der afroamerikanischen Bevölkerung auf den von Weißen dominierten Swing entstanden sei.<ref>Vgl. Eric Porter: ''"Dizzy Atmosphere": The Challenge of Bebop.'' American Music 17 (4): 422–446 (1999)</ref> |
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*[[Kenny Clarke]] |
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*[[Miles Davis]] |
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== Der Name Bebop == |
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*[[Dizzy Gillespie]] |
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[[Datei:EllaFitzgeraldvv.jpg|mini|hochkant|[[Ella Fitzgerald]], 1940]] |
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*[[Milt Jackson]] |
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Die Herkunft des Worts „Bebop“ ist, wie so oft im Jazz, nicht ganz geklärt und es gibt viele Legenden über die Entstehung dieses Begriffs. Er geht wahrscheinlich auf die lautmalerischen [[Scat]]-Silben „be“, „re“, „de“ und „bop“ zurück, mit deren Hilfe sich Musiker untereinander komplizierte Linien in schnellen Tempi vorzusingen pflegten. Das ist wohl die wahrscheinlichste aller angebotenen Erklärungen, die es gibt; wobei dieser Name, wie so oft in der Musik, nicht von den Musikern selbst, sondern von der Presse stammt. |
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*[[Charles Mingus]] |
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*[[Thelonious Monk]] |
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Ist der Zusammenhang unmissverständlich, wird auch von '''Bop''' gesprochen. Hingegen ist die Bezeichnung ''Rebop'' aus einem Unverständnis der damaligen Swingmusiker gegenüber dem Bebop heraus entstanden und bezeichnet den Bebop eben gerade nicht. Ebenso ist in vielen Fällen das Scatten kein Bebop, sondern lediglich Silbengesang, das die eigentümlichen Wendungen des Bebop vermissen lässt. |
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*[[Fats Navarro]] |
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*[[Charlie Parker]] |
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== Merkmale des Bebop == |
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*[[Oscar Pettiford]] |
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* Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation. |
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*[[Bud Powell]] |
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* Der zu den [[Blue Note]]s zählende [[Tritonus]], der an verschiedenen Stellen auftaucht. |
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*[[Max Roach]] |
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* Saxophon und Trompete spielen [[unisono]] (das Gleiche). |
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*[[Sonny Rollins]] |
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* Abkehr von der [[Big Band]] des Swing und Rückkehr zur [[Jazz-Combo|Combo]] |
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* [[Phrasierung]] abgerissen, abgerissene Melodie |
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* keine [[Riff (Musik)|Riffs]] |
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* komplizierte [[Harmonik]], viele [[II-V-I]] Verbindungen |
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* übermäßige bzw. verminderte [[Septakkord]]e |
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* stärkerer Einsatz von Alterationen (Quinte, None, Undezime) |
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* wird oft "härter" gespielt |
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* schnelle Tempi, hektischer Gestus |
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== Standard-Besetzung == |
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'''Quintett''': [[Trompete]], [[Saxophon]] (meist Alt oder Tenor), [[Klavier]], [[Kontrabass]], [[Schlagzeug]]. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet das [[Dizzy Gillespie Big Band|Orchester von Dizzy Gillespie]]; auch [[Gene Krupa and His Orchestra]] unternahm 1947/48 Versuche, Bigband-Bop zu spielen, wie der von [[Gerry Mulligan]] arrangierte „Disc Jockey Jump“). |
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== Wichtige Alben == |
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* [[Charlie Christian]]: ''Swing To Bop'' (Dreyfus, 1939–41) |
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* [[Billy Eckstine and His Orchestra]]: ''Together'' (Spotlite, 1945) |
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* [[Dizzy Gillespie]]: ''The Complete RCA Victor Recordings'' (Bluebird, 1937–49) |
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* Charlie Parker, Dizzy Gillespie: ''[[Town Hall, New York City, June 22, 1945]]'' |
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* [[Howard McGhee]]: ''On Dial – The Complete Sessions 1945–1947'' (Spotlite) |
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* [[Thelonious Monk]]: ''[[Genius Of Modern Music]], Volume 1 & 2'' ([[Blue Note Records|Blue Note]], 1947–48) |
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* [[Fats Navarro]]: ''[[The Fabulous Fats Navarro|The Complete Fats Navarro on Blue Note & Capitol]]'' (Blue Note, 1947–49) |
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* [[Charlie Parker]]: ''[[The Charlie Parker Story]]'' (Savoy, 1945), ''The Complete Savoy And Dial Studio Recordings'' ([[Savoy Records|Savoy]], 1944–48) |
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* Charlie Parker: ''[[Charlie Parker Memorial, Vol. 1]]'' (Savoy, 1947/48) |
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* Charlie Parker: ''[[The Bird Returns]]'' (Savoy, 1948/49; Mitschnitte seiner Auftritte im New Yorker ''[[Royal Roost]]'') |
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* Charlie Parker: ''[[Bird: The Complete Charlie Parker on Verve]]'' (Verve; seine Aufnahmen für Mercury 1947–54) |
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* Charlie Parker, [[Dizzy Gillespie]], [[Bud Powell]], [[Charles Mingus]], [[Max Roach]]: ''[[Jazz at Massey Hall|The Quintet – Jazz at Massey Hall]]'' (OJC, 1953) |
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* [[Bud Powell]]: ''[[The Amazing Bud Powell]]'' (Blue Note, 1949/51) (Quintett mit [[Sonny Rollins]] und Navarro, Trio- und Solo-Aufnahmen) |
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* [[Horace Silver]]: ''[[Six Pieces of Silver]]'' (Blue Note, 1956) |
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== Siehe auch == |
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* [[Bebop head]] |
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* [[Hard Bop]] |
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* [[Neobop]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Thomas Owens: ''Bebop – the music and its players.'' Oxford University Press 1996 |
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*[[Joachim-Ernst Berendt]] & Günther Huesmann: ''Das Jazzbuch''. ISBN 3596105153 |
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* [[Scott DeVeaux]]: ''The Birth of Bebop'', Picador 1999 |
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* [[Leonard Feather]]: ''Inside Jazz'', Da Capo 1977 (zuerst 1949 als ''Inside Bebop'') |
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* [[Ira Gitler]]: ''Jazz masters of the 40s'', Da Capo 1983 (später auch als ''The masters of Bebop'', Da Capo 2001) |
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* Kenny Mathieson: ''Giant Steps: Bebop and the Creators of Modern Jazz, 1945–65.'' Canongate Books, 2001, ISBN 978-0-86241-859-5. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* [https://www.laut.de/Genres/Bebop-83 Bebop] auf ''laut.de'' |
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=== Musikbeispiele === |
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* Dizzy Gillespie: {{YouTube |id=VoBy4insDCw |titel=Be-Bop}} |
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* Charlie Parker: {{YouTube |id=QYRIa6WNOx8 |titel=Little Be Bop}} |
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* Fats Navarro: {{YouTube |id=iG95KlybCUE |titel=A Be Bop Carroll}} |
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* Fats Navarro: {{YouTube |id=1i3_lD6tDyw |titel=Be Bop Romp}} |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Musikgenre]] |
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[[Kategorie:Jazz]] |
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[[Kategorie:Jazz-Stil]] |
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[[cs:Bebop]] |
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[[da:Bebop]] |
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[[el:Μπίμποπ]] |
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[[en:Bebop]] |
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[[es:Bebop]] |
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[[fa:بیباپ]] |
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[[fi:Bebop]] |
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[[fr:Bebop]] |
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[[he:בי בופ]] |
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[[hr:Be-bop]] |
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[[it:Be Bop]] |
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[[ja:ビバップ]] |
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[[nl:Bop]] |
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[[nn:Bebop]] |
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[[no:Bebop]] |
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[[pl:Bebop]] |
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[[pt:Bebop]] |
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[[sv:Bebop]] |
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[[tr:Bebop]] |
Aktuelle Version vom 24. April 2025, 08:18 Uhr

Der Bebop ist eine Musikrichtung, die Anfang der 1940er Jahre im Jazz den Swing als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung des Modern Jazz bildete.[1]
Einführung
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Wesentliche Elemente sind größere rhythmische Freiheiten für Schlagzeug und Bass, schnelles Tempo und komplexe Harmonie-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft auf bestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen zurück. Wesentlich für den Bebop sind zudem die Improvisationen auf langen formalen Strecken.[1]
Miles Davis beschrieb Bebop so: „... es fehlten die Harmonien, die man auf der Straße vor sich hin summte, um sein Mädchen aufs Küssen einzustimmen. Der Bebop hatte nicht die Menschlichkeit eines Duke Ellington. Man konnte sich nicht einmal die Melodien merken.“[2]
Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz als Unterhaltungsmusik und wird nach und nach als Kunstmusik definiert. Dies beruht auf der Ablehnung des Bebop durch große Teile von Kritikern und Publikum sowie auf einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Improvisationen der Musiker sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum hervor – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. Niemals wieder jedoch fügte sich der Jazz in das Bild ein, das man sich zuvor von ihm gemacht hatte, in das Bild einer für alle zugänglichen Populärkultur.[1]
Entstehung
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Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Am Ende der 1930er Jahre war Swing zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler Swingorchester war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in der Big Band erledigt hatten – sich zu informellen Jam-Sessions zu treffen. Hier wurde gespielt und nach musikalischen Formen jenseits der Big Bands gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung war Minton’s Playhouse in Harlem und nicht die 52nd Street in Manhattan, wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörten Dizzy Gillespie, Charlie Parker (die beide 1943 bei Earl Hines and His Orchestra spielten), Charlie Christian, Thelonious Monk und Kenny Clarke. Außerdem wird vermutet, dass die auf den Kriegseintritt der USA 1941 zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub, damit den Niedergang des Swing beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte.
Die kleinen Bands, die den neuen Jazzstil entwickelten, galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen und waren dies in ihrem Selbstverständnis auch nicht, weswegen die Besitzer der Nachtclubs nicht mit den kriegsbedingten Sonderabgaben belegt wurden, wenn sie junge Bebop-Musiker mit ihren Combos engagierten. Wegen des Recording ban existieren keine Studioaufnahmen aus der Entstehungsphase dieses Stils; es existieren einzig einige private, technisch sehr unzulängliche Live-Mitschnitte aus „Minton's Playhouse“ und „Monroe’s Uptown House“. Als eine der frühesten Aufnahmen des Bebop gilt „Bu-Dee-Dah“ (Apollo, 16. Februar 1944), unter Leitung von Coleman Hawkins u. a. mit Dizzy Gillespie, Leo Parker, Budd Johnson, Ray Abrams, Don Byas, Clyde Hart, Oscar Pettiford und Max Roach.[3]
Man sagt auch, dass der Bebop als Reaktion der afroamerikanischen Bevölkerung auf den von Weißen dominierten Swing entstanden sei.[4]
Der Name Bebop
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Die Herkunft des Worts „Bebop“ ist, wie so oft im Jazz, nicht ganz geklärt und es gibt viele Legenden über die Entstehung dieses Begriffs. Er geht wahrscheinlich auf die lautmalerischen Scat-Silben „be“, „re“, „de“ und „bop“ zurück, mit deren Hilfe sich Musiker untereinander komplizierte Linien in schnellen Tempi vorzusingen pflegten. Das ist wohl die wahrscheinlichste aller angebotenen Erklärungen, die es gibt; wobei dieser Name, wie so oft in der Musik, nicht von den Musikern selbst, sondern von der Presse stammt.
Ist der Zusammenhang unmissverständlich, wird auch von Bop gesprochen. Hingegen ist die Bezeichnung Rebop aus einem Unverständnis der damaligen Swingmusiker gegenüber dem Bebop heraus entstanden und bezeichnet den Bebop eben gerade nicht. Ebenso ist in vielen Fällen das Scatten kein Bebop, sondern lediglich Silbengesang, das die eigentümlichen Wendungen des Bebop vermissen lässt.
Merkmale des Bebop
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation.
- Der zu den Blue Notes zählende Tritonus, der an verschiedenen Stellen auftaucht.
- Saxophon und Trompete spielen unisono (das Gleiche).
- Abkehr von der Big Band des Swing und Rückkehr zur Combo
- Phrasierung abgerissen, abgerissene Melodie
- keine Riffs
- komplizierte Harmonik, viele II-V-I Verbindungen
- übermäßige bzw. verminderte Septakkorde
- stärkerer Einsatz von Alterationen (Quinte, None, Undezime)
- wird oft "härter" gespielt
- schnelle Tempi, hektischer Gestus
Standard-Besetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quintett: Trompete, Saxophon (meist Alt oder Tenor), Klavier, Kontrabass, Schlagzeug. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet das Orchester von Dizzy Gillespie; auch Gene Krupa and His Orchestra unternahm 1947/48 Versuche, Bigband-Bop zu spielen, wie der von Gerry Mulligan arrangierte „Disc Jockey Jump“).
Wichtige Alben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charlie Christian: Swing To Bop (Dreyfus, 1939–41)
- Billy Eckstine and His Orchestra: Together (Spotlite, 1945)
- Dizzy Gillespie: The Complete RCA Victor Recordings (Bluebird, 1937–49)
- Charlie Parker, Dizzy Gillespie: Town Hall, New York City, June 22, 1945
- Howard McGhee: On Dial – The Complete Sessions 1945–1947 (Spotlite)
- Thelonious Monk: Genius Of Modern Music, Volume 1 & 2 (Blue Note, 1947–48)
- Fats Navarro: The Complete Fats Navarro on Blue Note & Capitol (Blue Note, 1947–49)
- Charlie Parker: The Charlie Parker Story (Savoy, 1945), The Complete Savoy And Dial Studio Recordings (Savoy, 1944–48)
- Charlie Parker: Charlie Parker Memorial, Vol. 1 (Savoy, 1947/48)
- Charlie Parker: The Bird Returns (Savoy, 1948/49; Mitschnitte seiner Auftritte im New Yorker Royal Roost)
- Charlie Parker: Bird: The Complete Charlie Parker on Verve (Verve; seine Aufnahmen für Mercury 1947–54)
- Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Bud Powell, Charles Mingus, Max Roach: The Quintet – Jazz at Massey Hall (OJC, 1953)
- Bud Powell: The Amazing Bud Powell (Blue Note, 1949/51) (Quintett mit Sonny Rollins und Navarro, Trio- und Solo-Aufnahmen)
- Horace Silver: Six Pieces of Silver (Blue Note, 1956)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Owens: Bebop – the music and its players. Oxford University Press 1996
- Scott DeVeaux: The Birth of Bebop, Picador 1999
- Leonard Feather: Inside Jazz, Da Capo 1977 (zuerst 1949 als Inside Bebop)
- Ira Gitler: Jazz masters of the 40s, Da Capo 1983 (später auch als The masters of Bebop, Da Capo 2001)
- Kenny Mathieson: Giant Steps: Bebop and the Creators of Modern Jazz, 1945–65. Canongate Books, 2001, ISBN 978-0-86241-859-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bebop auf laut.de
Musikbeispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dizzy Gillespie: Be-Bop auf YouTube
- Charlie Parker: Little Be Bop auf YouTube
- Fats Navarro: A Be Bop Carroll auf YouTube
- Fats Navarro: Be Bop Romp auf YouTube
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Ekkehard Jost: Bebop. In: Wolf Kampmann (Hrsg.): Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, S. 584f.
- ↑ Miles David mit Quincy Troupe: Die Autobiographie, München 2002, S. 156.
- ↑ Ira Gitler: From Swing to Bop: An Oral History of the Transition in Jazz in the 1940s . Oxford University Press 1985, S. 97.
- ↑ Vgl. Eric Porter: "Dizzy Atmosphere": The Challenge of Bebop. American Music 17 (4): 422–446 (1999)