„Corps Littuania“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Couleur und Corpshaus Littuania Königsberg.jpg|mini|Ältestes oder jüngstes Königsberger Corps?]] |
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'''Corps Littuania''' (* [[31. Januar]] [[1829]] in [[Königsberg (Preußen)]] ; suspendiert [[1936]] war das älteste studentische [[Corps]] an der Albertus-Magnus-Universität (Albertina) zu Königsberg(heute: [[Immanuel-Kant-Universität Kaliningrad]]). |
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Das '''Corps Littuania''' war eine Studentenverbindung an der [[Albertus-Universität Königsberg]]. 1829 gestiftet, teilte sie sich 1848. Das neue Corps kam 1894 in den [[Königsberger Senioren-Convent]]. Es suspendierte 1936 und erlosch 2001. Littuanias Geschichte spiegelt Deutschlands Polarisierung in konservative und liberal-fortschrittliche Richtungen im 19. Jahrhundert exemplarisch wider. Keine andere Korporation hatte vergleichbare Konflikte durch den [[Progress (Studentenbewegung)|Progress]] zu bestehen. Sie blieben ungelöst und wirken bis in die Familien heutiger Nachfahren nach. |
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== Littuania I–III == |
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Lithuania I wurde 1820 als landsmannschaftliche Vereinigung im Rahmen der ''Allgemeinen Burschenschaft'' (1819–1833) an der Albertina gegründet. Der Name bezieht sich auf die ostpreußische Landschaft [[Preußisch Litauen]]. Littuania musste sich 1822 im Zuge der Demagogenverfolgung nach den [[Karlsbader Beschlüsse]]n vom August 1819 auflösen. Betroffen war hiervon auch die Königsberger Burschenschaft I, eine von sieben sog. ''Allgemeinheiten'', die schon im Dezember 1819 verboten wurde. Ebenfalls in der Allgemeinen Burschenschaft entstanden die inoffiziellen [[Kränzchen]] Lithuania II (1823–1825) und Lithuania III (1827–1828). Zu den Mitgliedern der Lithuania III gehörten [[Eduard Simson]] und [[Johann Jacoby]], der ihr ein [[Biedermeier]]dasein empfohlen hatte. |
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=== Mitglieder der Landsmannschaft Lithuania (1820–1821) === |
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== Gründung == |
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* [[Johann Jacoby]] (1805–1877), Arzt, Vorkämpfer der Judenemanzipation und eines demokratischen preußischen Rechtsstaats |
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* [[Julius Albert Siehr]] (1801–1876), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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=== Mitglieder des Littauer-Kränzchens (1821–1828) === |
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[[Bild:Littuania.jpg|thumb|Die Farben des Corps Littuania]] |
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* [[Carl Friedrich Wilhelm Jordan|Wilhelm Jordan]] (1819–1904), Schriftsteller und Politiker |
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* [[Julius Eugen Constantin Marcus]] (1806–1865), Rektor in Gumbinnen, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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* [[Gustav von Saltzwedell]] (1808–1897), Regierungspräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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* [[Heinrich von Schirmeister]] (1817–1892), Landrat, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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* [[Hermann Schmalz]] (1807–1879), Landrat, Professor in Dorpat, MdHdA, MdR |
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* [[Rudolf von Schön]] (1810–1891), General der Kavallerie |
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* [[Eduard von Simson]] (1810–1899), Vater der ersten deutschen Verfassung (Manthey 2005) |
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== Littuania IV (Corpslandsmannschaft) == |
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Die erste im Rahmen der "Allgemeinen Burschenschaft" gegründete Landsmannschaft Littuania mußte sich ein Jahr später, 1821, auflösen, weil Metternich nach der Ermordung des deutschen, in russischen Diensten stehenden Schriftstellers [[August von Kotzebue]] durch den Burschenschafter [[Karl Sand]] durch die [[Karlsbader Beschlüsse]] vom August 1819 die Verfolgung der "Demagogen" und ihrer "geheimen oder nicht autorisierten Verbindungen" durchgesetzt hatte. Als solche galt auch die Königsberger "Allgemeine Burschenschaft", die schon im Dezember 1819 verboten wurde. Anstelle der Ersten Landsmannschaft Littuania entstand 1821 ein inoffizielles "Littauer Kränzchen", dem auch der damalige Student der Rechts- und Staatswissenschaften [[Eduard von Simson]] angehörte. |
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[[Datei:Julius Holz.jpg|mini|Julius Holz (1852)]] |
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{{Hauptartikel|Progress (Studentenbewegung)}} |
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Am 19. Dezember 1828 konstituierte sich die Corpslandsmannschaft Littuania; als Stiftungstag betrachtete sie jedoch den 31. Januar 1829, den Tag ihres Gründungsfestes.<ref name="Kloosterhuis" /> Des Tages gedenkt das Nachfolgecorps Albertina Hamburg noch heute. Wie von jeher kamen Littuanias Mitglieder überwiegend von der [[Königliche Litthauische Provinzialschule|Königlichen Litthauischen Provinzialschule]] in [[Sowetsk (Kaliningrad)|Tilsit]] und der [[Friedrichsschule Gumbinnen]]. Ihr erster Senior und späteres Ehrenmitglied war [[Gustav von Saltzwedell]].<ref>Kösener Corpslisten 1930, 88/1</ref> Sie wählte die Farben grün–weiß–rot. Am 3. Stiftungstag (1832) entschied sie sich für das von Franz Passauer entworfene [[Wappen]] mit dem steigenden Littauer-Schimmel. Als [[Wahlspruch#Studentenverbindungen|Wahlspruch]] wurde ''Durate et vosmet rebus servate secundis!'' (dt. ''Haltet durch und bewahrt euch für die günstigen Umstände!'') aus der [[Aeneis]] von [[Vergil]] angenommen. |
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Am 31. Januar 1829 wurde unter der Förderung Simsons (jetzt ordentlicher Professor) von sieben Studenten die Landsmannschaft Littuania gegründet. Deren erster Senior war stud. Jur. Gustav von Saltzwedel, später Regierungspräsident in [[Gumbinnen]]. |
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Die Littuania wählte die Farben Grün-Weiß-Rot und ein Wappen mit dem sich aufbäumenden Littauer-Schimmel und der Devise "Durate et vosmet rebus servate secundis!" (übersetzt:"Bleibt hart und erhaltet Euch für günstige Zeiten!") aus der Aeneide des [[Vergil]]. |
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In den ersten 20 Jahren ihres Bestehens brachte Littuania 56 Pfarrer hervor. Ihre Pfarreien lagen im nördlichen (heute russischen) Teil von Ostpreußen. Die [[Deutsche Revolution 1848/1849]] verringerte bei Littuania die Zahl der Theologiestudenten. Bemerkenswert ist, dass die erst 1851 gestiftete [[Corps Baltia Königsberg|Baltia Königsberg]] keinen geistlichen Nachwuchs hatte.<ref>[[Rüdiger Döhler]]: ''Unter den Talaren der Stolz aus jungen Jahren – Corpsstudenten in der Geistlichkeit''. Corps Magazin 4/2020, S. 22–27.</ref> |
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Wegen des Verdachtes der politischen Betätigung sollte der Senior der Littuania bald nach deren Gründung einer Haussuchung unterzogen werden. Er konnte sich ihr nur durch eine eilige Flucht nach Berlin und dem Verbrennen des Mitgliederverzeichnisses und aller Papiere entziehen. |
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Am 6. Dezember 1836 nahm sie nach dem Beispiel der anderen „Landsmannschaften“ die Corpsverfassung an.<ref>Walter Passauer: ''Corpstafel der Littuania zu Königsberg''. Königsberg i. Pr. 1935</ref> Das [[Corpshaus]] befand sich in der [[Hohenzollern]]straße 37.<ref name="Kloosterhuis">J. Kloosterhuis (1998)</ref> Im Sommersemester 1848, auf dem Höhepunkt der Deutschen Revolution 1848/49, war Hermann Meitzen Senior der Littuania.<ref group="A">H. Meitzen (1826–1896), KKL 1910, 139/11</ref> Er präsidierte der Communalversammlung am 20. Mai 1848, in der über den Antrag auf Abschaffung „des Corps“ verhandelt und abgestimmt wurde. Er ging mit 24 gegen 16 Stimmen durch. Dass die überstimmten Littauer bei [[Fuchs (Studentenverbindung)|Fuchsenzeit]] und [[Satisfaktion]] bleiben wollten, teilten Meitzen und Schlenther der Mehrheit am 22. Mai 1848 offiziell mit.<ref group="A">Adolf Schlenther († 1865), Stadtsyndikus in Tilsit; KKL 1910, 140/194</ref> Damit war die Trennung vollzogen.<ref>Otto Fünfstück in einem Brief an Hans Lippold vom 14. Juli 1969 (Archiv Corps Masovia)</ref> Die Überstimmten ersetzten das Weiß im grün-weiß-roten Band durch Silber. Die größere „Verbindung“ stand zum Progress und gewährte allen Mitgliedern die gleichen Rechte. Sie behielt die Farben grün-weiß-rot. Die Tuch-Littauer nannten sich ab 6. März 1861 ''Landsmannschaft Littuania''.<ref>[[Wilhelm Fabricius (Historiker, 1857)|W. Fabricius]]: ''Die Deutschen Corps'', Frankfurt am Main 1926, S. 401 ff.</ref> Zum ersten Mal in der [[Studentengeschichte]] gab es zwei Studentenverbindungen, die auf denselben Ursprung zurückgingen. Die Albertus-Universität hatte zwei verschiedene Korporationen mit demselben Stiftungstag und dem gleichen Wappen, was Freundschaften unter den „Couleurbrüdern“ nicht hinderte; die innere Spaltung des Bundes wurde aber nie überwunden. |
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Später wurden die Landsmannschaften von der Regierung geduldet und vom Verdacht der politischen Betätigung - "schon wegen ihrer Armut" - befreit. |
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=== Mitglieder (1829–1848) === |
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== Geschichte == |
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[[Datei:WSAlbumAmicorum99-4.jpg|mini|Littauer ([[Wilhelm Schmiedeberg|Schmiedeberg]], 1837)]] |
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* [[Robert Motherby (Politiker)|Robert Motherby]] (1808–1861), Arzt, Gutsbesitzer, MdHdA |
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* [[Carl Schlick]] (1809–1874), Landrat, MdHdA |
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* [[Anton von Wegnern]] (1809–1891), Regierungspräsident (Bromberg), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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* [[Otto Conditt]] (1810–1877), Gymnasiallehrer in Königsberg und Tilsit, Beamter in der preußischen Schulverwaltung |
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* [[Karl Ludwig Bender]] (1811–1893), Lehrer, Journalist, Gutsbesitzer, MdHdA |
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* [[Friedrich Julius Morgen]] (1811–1885), Gutsbesitzer, Arzt, MdHdA |
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* [[Oskar von Sanden]] (1811–1874), Landrat in Ragnit, MdHdA |
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* [[Carl Heinrich Krauß]] (1812–1849), Mathematiklehrer in Tilsit |
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* [[Friedrich Bielitz]] (1813–1877), Landrat in Lötzen, Rittergutsbesitzer, MdHdA |
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* [[Siegfried von Brünneck-Bellschwitz]] (1814–1871), Landrat, Mitglied des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes |
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* [[Rudolf Kowalski (Jurist)|Rudolf Kowalski]] (1815–1883), Korpsauditeur in Posen |
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* [[Wilhelm Habrucker]] (1815–1891), Superintendent in Memel |
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* [[Carl Burchard (Politiker)|Carl Burchard]] (1815–1903), Landrat in Gumbinnen, Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, MdHdA |
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* [[Julius Arnoldt]] (1816–1892), Philologe und Gymnasialdirektor in Gumbinnen |
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* [[Friedrich Fernow]] (1818–1890), Rittergutsbesitzer, MdR |
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* [[Alexander Zacher]] (1814–1889), Gutsbesitzer, MdHdA |
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* [[Sigismund Droese]] (1822–1891), Landgerichtsrat, MdHdA |
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* [[Leopold von Hoverbeck]] (1822–1875), liberaler Politiker |
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* [[Ernst Gottlieb Krantz]] (1823–1890), Jurist, MdHdA |
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* [[Waldemar Hoffheinz]] (1823–1897), Pfarrer in Tilsit |
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* [[Arthur von Knobloch]] (1825–1901), Landrat, Rittergutsbesitzer |
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* [[Rudolf Lipschitz]] (1832–1903), Mathematiker |
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* [[Gustav Mehlhausen]] (1823–1913), preußischer Sanitätsoffizier |
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* [[Franz Reich (Politiker)|Franz Reich]] (1826–1906), Jurist, Rittergutsbesitzer, MdHdA |
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* [[Karl Riemer (Jurist)|Karl Riemer]] (um 1820–1868), Landrat in Stallupönen |
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* [[Konstanz von Saucken-Julienfelde]] (1826–1891), MdR |
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* [[Daniel Schillock]] (1826–1878), Senator in Minnesota |
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* [[Heinrich Donalies]] (1820–1886), Richter in Preußen |
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!width="25%"| Name |
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!width="38%"| Kirche |
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Die Geschichte der Landsmannschaft und des späteren Corps Littuania ist bemerkenswert, weil sie die Polarisierung in konservativ-restaurative und liberal-fortschrittliche Richtungen im Deutschland des 19. Jahrhunderts deutlich widerspiegelt. |
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| Alexander Heinrich Henke |
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| Königsberg |
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| Ludwig Johannesson |
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| [[Gussew|Gumbinnen]],<br /> [[Nesterow#Pfarrer 1589–1945|Stallupönen]]<ref name="Sup">Superintendent</ref> |
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| Karl Thal |
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| Mocker bei Thorn<ref name="Sup" /> |
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| Albert Behr |
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| Reformierte Kirche Tilsit<ref name="Sup" /> |
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1848 teilte sich die Littuania in ein schon seit 1836 bestehendes Corps mit der üblichen streng hierarchischen Gliederung unter den Farben Grün-Silber-Rot, daher "Silber-Littuania" genannt, und in eine Landsmannschaft mit gleichen Rechten für alle Mitglieder und den Farben Grün-Weiß-Rot, die sich "Tuch-Littuania" nannte. |
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| Friedrich Brenke<ref name="AEB">[https://books.google.de/books?id=A8JLAAAAcAAJ&pg=PA60&lpg=PA60&dq=pfarrer+brenke+insterburg&source=bl&ots=8umeBYqUt1&sig=ACfU3U1EVdEH_pvO2Bqy8zTMbfxofDz1Bg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjUlPL4psToAhVL4qQKHeDDAOUQ6AEwAHoECAoQAQ#v=onepage&q=pfarrer%20brenke%20insterburg&f=false Akademisches Erinnerungs-Buch (1844)]</ref> |
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| [[Kirche Gilge]] (1835–1847)<br /> [[Kirche Laukischken]] (1847–1878)<br />Superintendent in Labiau<ref name="Sup" /> |
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| Eduard Dodillet<ref>[https://books.google.de/books?id=A8JLAAAAcAAJ&pg=PA61&lpg=PA61&dq=Eduard+Dodillet&source=bl&ots=8umeBYtRn6&sig=ACfU3U3DfVhURPOHR75_wS4wC0wtKKeWNg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj8ypfmsMToAhXMAewKHTQJB3wQ6AEwAHoECAoQAQ#v=onepage&q=Eduard%20Dodillet&f=false Erinnerungsbuch]</ref> |
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|[[Kirche Pillkallen]]<ref name="Sup" /> |
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| Julius Hecht<ref name="AEB" /> |
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| [[Katyčiai|Coadjuthen]]<ref>[http://genwiki.genealogy.net/Coadjuthen#Pfarrerliste Coadjuthen Pfarrerliste (GenWiki)]</ref> <br />[[Altstädtische Kirche (Gumbinnen)]] (1832–1836)<br /> [[Kirche Pillkallen#Pfarrer]] (1839–1847) |
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| Albert Karpowitz<ref>[https://books.google.de/books?id=A8JLAAAAcAAJ&pg=PA77&lpg=PA77&dq=Albert+Karpowitz+pfarrer&source=bl&ots=8umeCXnVt1&sig=ACfU3U1C1NgAXiDBnMN2ParJpCoomfxDWQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwi34sC168boAhVQCewKHXOKBZsQ6AEwCnoECAwQLg#v=onepage&q=Albert%20Karpowitz%20pfarrer&f=false Karpowitz (Erinnerungsbuch)]</ref> |
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| Predigtamtskandidat und Präzentor in Budwethen (wahrscheinlich [[Kirche Budwethen]]) |
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| Franz Passauer |
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| [[Altstädtische Kirche (Gumbinnen)]] (1846–1857)<br /> [[Kirche Georgenburg]] (1857–1876) |
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| Louis Porsch |
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| [[Lutherkirche (Insterburg)]] (1850–1873) |
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| Adolf Deutschmann<ref>[https://www.ahnen-spuren.de/ostpreussen/kirchspiele/koenigsberg-stadt/amtliche-nachrichten/kirchenkonsistorium-koenigsberg/pfarrerlisten/Pfarrer%201873.pdf ahnen-spuren.de]</ref> |
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| ab 1845 Goldap, alte Kirche |
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| Johannes Hammer |
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| [[Evangelische Kirche Wischwill]] (1851–1875) |
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| Louis Kalau vom Hofe |
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| [[Lutherkirche (Insterburg)]] (1847–1850) |
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| Adolf Hecht |
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| [[Kirche Willuhnen]] (1863–1877)<br /> [[Kirche Pillkallen]] |
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| Friedrich Schulz |
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| Königsberg |
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| Karl Holder |
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| [[Kirche Pillkallen]],<br /> [[Evangelisch-lutherische Kirche Vilkyškiai]] |
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| Wilhelm Hübner |
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| [[Burgkapelle Lochstedt]] |
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| Otto Pastenaci |
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| [[Kirche Lasdehnen#Pfarrer (1578–1945)]],<br /> [[Wolodarowka#Pfarrer (1718–1945)|Kirche Jodlauken]] |
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| Franz Theodor Schmidt |
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| [[Kirche Lengwethen]] |
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| Ferdinand Wenger |
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| Insterburg |
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| August Harner |
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| Memel,<br /> Präzentor an der [[Kirche Plibischken]],<br /> [[Dovilai#Kirche|Dawillen]]<ref>[http://genwiki.genealogy.net/Dawillen#Pfarrerliste Dawillen Pfarrerliste (GenWiki)]</ref> |
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| August Mertineit |
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| [[Kutusowo#Schirwindter Kirche|Schirwindter Kirche]] |
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| Karl Rudolf Voigt |
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| [[Kirche Didlacken]] |
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| Heinrich Frachet |
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| [[Rybatschi#Pfarrer (bis 1945)]],<br />[[Kirche Petersdorf (Ostpreußen)]] |
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| Franz Unruh |
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| [[Kirche Plibischken]],<br /> [[Kirche Mehlauken]] |
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| Eduard Strohmann |
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| [[Kirche Skaisgirren]],<br /> [[Newskoje (Kaliningrad, Nesterow)#Pfarrer 1557–1945]] |
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| Wilhelm Muttray |
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| [[Neustädtische Kirche (Gumbinnen)#Pfarrer]],<br /> [[Kirche Judtschen#Pfarrer]] |
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| Robert Hitzigrath |
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| [[Kirche Kallningken#Pfarrer]],<br />Plaschken<ref>[http://genwiki.genealogy.net/Plaschken Hitzigraths Grab in Plaschken (GenWiki)]</ref> |
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| Julius Malkwitz |
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| Königsberg (?)<br /> 1852 Mohrungen (Pfarrkirche St. Peter und Paul)<ref>[https://www.ahnen-spuren.de/ostpreussen/kirchspiele/koenigsberg-stadt/amtliche-nachrichten/kirchenkonsistorium-koenigsberg/pfarrerlisten/Pfarrer%201873.pdf Pfarrer 1873]</ref> |
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| Heinrich Albert Schenk, Silber-Litthauer |
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| [[Majakowskoje#Kirche|Kirche Nemmersdorf]] |
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| Rudolf Zippel |
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| Drucken bei [[Priekulė]]<ref name="Sup" /> |
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| Otto Loebell |
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| [[Kutusowo#Schirwindter Kirche|Schirwindter Kirche]] |
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| [[Wilhelm Habrucker]] |
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| Memel<ref name="Sup" /> |
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| Hermann Herzog |
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| [[Kirche Mehlauken]] |
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| Karl Hillenberg |
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| [[Kretingalė#Evangelisch-Lutherische Kirche]] |
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| Julius Hans Dittrich |
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| [[Dąbrówka (Budry)#Pfarrer (bis 1945)]] – Dombrowken |
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| Eduard Reimann |
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| Neumark, [[Kreis Preußisch Holland]]<ref>[https://books.google.de/books?id=PhBPAAAAcAAJ&pg=RA1-PA66&lpg=RA1-PA66&dq=Eduard+Reimann+pfarrer&source=bl&ots=EAfq9qPxJm&sig=ACfU3U1eOaKNh8q1G_fLpfeFO1xynd7dPQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjS0_uDkpjoAhXRyKQKHdHVDB8Q6AEwC3oECAgQAQ#v=onepage&q=Eduard%20Reimann%20pfarrer&f=false Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg, Bd. 39]</ref> |
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| Rudolf Jacoby |
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| Landgemeinde Memel<ref>[https://books.google.de/books?id=oxNPAAAAcAAJ&pg=RA1-PA112&dq=Rudolf+Jacoby+pfarrer+memel&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwighu__kpjoAhUEKuwKHT8LAdIQ6AEIOjAC#v=onepage&q=Rudolf%20Jacoby%20pfarrer%20memel&f=false Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg, Bd. 50]</ref> |
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| Gustav Dewitz |
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| [[Majakowskoje#Pfarrer]] – Nemmersdorf<ref>[https://books.google.de/books?id=svdOAAAAcAAJ&pg=PA30&dq=Gustav+Dewitz+pfarrer+nemmersdorf&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiuo63tk5joAhXO66QKHRn8C6kQ6AEIKDAA#v=onepage&q=Gustav%20Dewitz%20pfarrer%20nemmersdorf&f=false Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, Bd. 53]</ref> |
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| <u>Hermann</u> Leopold Friedrich Hahn |
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| Insterburg, Superintendent in Ragnit |
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| Rudolf Kampf |
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| bei Karthaus |
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| Eduard Schrader |
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| [[Evangelische Kirche Ragnit]]<ref name="Sup" /> |
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| Adolf Krüger |
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| [[Kirche Georgenburg#Pfarrer]] |
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| Otto Arnoldt |
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| [[Altstädtische Kirche (Gumbinnen)]], Königsberg |
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| Emil Brunckow |
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| [[Schelesnodoroschny (Kaliningrad)#Pfarrer|Kirche Gerdauen]] |
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| Hermann Zippel |
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| [[Kirche Niebudszen]] (Kreis Gumbinnen) |
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| Hermann Schulz |
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| [[Kirche Mallwischken]] |
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| Gustav Hahn |
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| [[Kirche Lasdehnen#Pfarrer (1578–1945)]] |
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| Alexander Zippel |
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| [[Kutusowo (Kaliningrad, Osjorsk)#Pfarrer|Kleszowen]] |
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| Julius Passarge |
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| Mallwischken |
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| Christoph Sturies |
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| [[Kirche Kaukehmen#Pfarrer]] |
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| [[Waldemar Hoffheinz]] |
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| [[Litauische Kirche (Tilsit)]]<ref name="Sup" /> |
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| Moritz Friedemann (Silberlitthauer) |
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| [[Kirche Kraupischken]]<ref name="Sup" /> |
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| Ferdinand Minde |
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| Landkirche Memel<ref>[http://wiki-de.genealogy.net/Memel/Jakobuskirche#3._Geistliche_der_Landkirche Jakobuskirche Memel (GenWiki)]</ref> |
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| Gustav Preuß |
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| [[Łyna (Ort)|Lahna]] |
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|}--> |
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== Silber-Litthuania (1848–1866) == |
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1851 begründeten die unter anderen die "Silber-Littauer" die Königsberger Corps-Landsmannschaft "Baltia". |
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[[Datei:SC-Meldung Königsberg 21.11.1866.jpg|mini|SC-Meldung an den Vorort Erlangen]] |
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Seit den 1840er Jahren bestand ein Kartell mit dem [[Corps Saxo-Borussia Heidelberg]]. Vier Littauer und sechs Silber-Litthauer wurden Sachsen-Preußen: B. Kaeswurm, [[Gustav von Deutsch|v. Deutsch]], [[Theodor Kaeswurm]], v. Bötticher und K. v. Saucken,<ref group="A">In den [[Kösener Corpslisten|Kösener Korps-Listen]] 1910 wird K. v. Saucken bei Saxo-Borussia nicht aufgeführt</ref> [[Julius Siegfried|Siegfried]], v. Glasow, v. Staegen, v. Sperber und E. v. Saucken. |
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Vier Silber-Litthauer und andere Königsberger Studenten gründeten 1851 das [[Corps Baltia Königsberg]].<ref>[[Kösener Corpslisten]] 1930, S. 837.</ref> Die Silber-Litthauer waren auch an der Stiftung des befreundeten [[Corps Hansea Bonn]] beteiligt und später mit dem [[Corps Marchia Berlin]] befreundet. Im Wintersemester 1851/52 fiel der wegen eines Tadels ausgetretene [[Corpsbursche]] Porrmann im ersten von drei [[Duell|Pistolenduellen]] gegen die [[Charge (Studentenverbindung)|Chargierten]]. Er wurde mit einem [[Akademisches Leichenbegängnis|akademischen Leichenbegängnis]] zu Grabe getragen.<ref name="Koch">John Koch</ref> |
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Es gab also, der allgemeinen gesellschaftlich-politischen Polarisierung Konservativ - Liberal - entsprechend, an der Universität Königsberg zwei verschiedene Korporationen mit unterschiedlicher Struktur, jedoch mit gleichem Stiftungstag, gleichem, Namen und gleichem Wappen, ohne jedoch die Freundschaft unter "Coleurbrüdern" einzubüßen. |
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Als erstes Königsberger Corps meldeten die Silber-Litthauer am 15. Januar 1864 dem [[Vororte des KSCV|Vorort Berlin]] ihren Beitritt zum Kösener SC-Verband. Masovia regte im [[Königsberger Senioren-Convent]] denselben Schritt an; er konnte mit Baltia aber erst getan werden, als sich die drei Corps im Januar 1865 abermals zu einem SC zusammengeschlossen hatten.<ref name="Koch" /> Im November 1866 musste Silber-Litthuania endgültig suspendieren, weil der gewünschte Nachwuchs wie bei [[Corps Marchia Breslau|Marchia Breslau]] und [[Corps Marchia Halle|Marchia Halle]] ausblieb. Er schloss sich den [[Kösener Kreise#Weißer Kreis|weißen Corps]] im Reich an oder ging zur [[Preußische Armee|Preußischen Armee]], die durch die Heeresvermehrung immer mehr Offiziere brauchte. |
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Erst im Jahre 1894 wurde die Landsmannschaft Littuania in den "Hohen Kösener Senioren-Conventsverband" ("H.K.S.C.V.") aufgenommen, also endgültig als Corps konstituiert. |
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Die Silber-Litthauer lebten nur 18 Jahre, überstrahlen aber bis heute den Ruf der landsmannschaftlichen Mehrheit. 1854 hatte Baltia dem Muttercorps zum 25. Stiftungsfest ein silbernes [[Trinkhorn]] geschenkt, das sie 1866 bei der Suspension zurückerhielt.<ref>S. Schindelmeiser, Band 1, S. 205 f.</ref> Es trug die [[Inschrift]]: |
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Im Jahr 1936 wurde das Corps auf Druck der Nationalsozialisten suspendiert. |
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Nach dem II Weltkrieg lebten die Traditionen des Corps Littuania wieder auf, indem am 12. März 1950 von Mitgliedern der drei Königsberger Corps Baltia, Corps Hansea und Corps Littuania das Corps Albertina zu [[Hamburg]] begründet wurde. Der Name Albertina erinnert an die Albertus-Universität zu Königsberg, die heutige Universität Kaliningrad. |
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|Text=WIR WAREN, WERDEN ABER NICHT VERGESSEN SEIN. |
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=== Silber-Litthauer === |
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[[Datei:Silber-Litthuania 1865.JPG|mini|Silber-Litthauer (1865)]] |
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<!--nach Geburtsjahr geordnet--> |
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* Heinrich von Schirmeister (s. o.) |
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* [[Gustav von Deutsch]] (1825–1878), Oberst im Sezessionskrieg |
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* [[Theodor Kaeswurm]] (1825–1883), Rittergutsbesitzer, MdHdA |
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* [[August Wittich]] (1826–1897), Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Königsberg, Stifter des Corps Baltia |
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* [[Theodor Frommer]] (1829–1901), Kreisrichter, Rechtsanwalt, MdHdA |
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* [[Hermann Elgnowski]] (1830–1895), Richter in Berlin, MdHdA |
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* [[Adolf Richard Stellmacher]] (1831–1907), Reichsgerichtsrat |
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* [[Bernhard Presting]] (1831–1908), Religionspädagoge |
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* [[Karl Sczepanski]] (1832–1918), Oberbürgermeister von Königsberg |
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* [[Adolf Wisselinck]] (1832–1888), Kreisrichter, Bürgermeister von Thorn, MdHdA |
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* [[Theodor von Saß (Landrat)|Theodor von Saß]] (1833–1894), Rittergutsbesitzer, Landrat in Guttstadt |
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* [[Charles Edward Gruenhagen]] (1833–1907), Landgerichtspräsident, MdHdA |
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* [[Julius Siegfried]] (1835–1901), Kreisdirektor in Diedenhofen, Saarburg und Hagenau |
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* [[Eduard Nitschmann]] (1836–1906), Generalmajor |
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* [[Eduard Kammer]] (1839–1910), Altphilologe und Gymnasiallehrer |
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* [[Alfred Schultz]] (1840–1904), Unterstaatssekretär |
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* [[Hermann von Sperber]] (1840–1908), Rittergutsbesitzer, MdHH |
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* [[Paul von Bienenstamm]] (1843–1911), Finanzbeamter, Kollegienrat |
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* [[Karl von Gamp-Massaunen]] (1846–1918), MdR |
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== Littuania im SC (1894) == |
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== Namhafte Angehörige des Corps Littuania == |
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[[Datei:SC zu Königsberg.JPG|mini|SC zu Königsberg (1920)]] |
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Beraten von [[Philipp Zorn]] und unterstützt vom [[Corps Masovia Königsberg zu Potsdam|Corps Masovia]], aber gegen 68 Stimmen in den eigenen Reihen beantragte die freie Landsmannschaft Littuania 1894 erfolgreich, als Corps in den [[Königsberger Senioren-Convent]] aufgenommen zu werden.<ref group="A">In seiner Corpstafel 1935 führt Passauer die 68 Landsmannschafter namentlich auf, die zwischen dem Wintersemester 1834/35 und dem Sommersemester 1891 nicht zum Corps übergetreten waren. Von ihnen lebten 1894 noch etwa 50, 1935 noch 4.</ref> 27 Silber-Litthauer (darunter 16 ehemalige Tuchlittauer) schlossen sich dem „neuen“ Corps an. Die in Würzburg weiterstudierenden Mediziner der Landsmannschaft Littuania gingen allesamt als [[Verkehrsgast|Verkehrsgäste]] zur dortigen Landsmannschaft Makaria im [[Deutsche Landsmannschaft#Geschichte|Coburger Landsmannschafter Convent]]. 1913 stellte Littuania mit ''Kurt Riedel'' den Vorsitzenden des [[Vororte des KSCV|Kösener Congresses]]. |
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Seit dem Eintritt der Landsmannschaft Littuania in den SC (1894) schwelte der [[Anciennität]]skonflikt. Wie schon 1895 und 1898 stellte das Corps Littuania 1913 den Antrag, den 29. Januar 1829 als Stiftungsdatum der Corpslandsmannschaft Lithuania führen zu dürfen. Sie stieß (abermals) auf den geschlossenen Widerstand der anderen [[Corpsburschen-Convent]]e. Im Verlauf der Redeschlachten wurden [[PP-Suite]]n gestürzt. Der [[Inaktiver|inaktive]] Littauer ''Busch'' überbrachte den drei anderen Corps eine Chargenforderung auf Schläger.<ref group="A">Egon Busch, Assessor in Leipzig, gefallen 1915 in der Champagne; KCL 1930, 88/708</ref> Gestritten wurde auch darüber, ob Littuania alte Angehörige der Corpslandsmannschaft und der Silber-Litthuania in ihrer Corpsliste als Alte Herren führen durfte. Hierüber wurde schließlich ein [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] geschlossen.<ref name="SiSch">S. Schindelmeiser, Band 2</ref> |
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* [[Eduard von Simson]], Präsident der [[Frankfurter Nationalversammlung]] |
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* [[Carl Friedrich Wilhelm Jordan]], Schriftsteller und Politiker |
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* [[Wilhelm August Friedrich Bechius]], Historiker und Philosph |
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Im Januar 1920 beantragte Littuania erneut die Rückdatierung. Die Folge waren neun Chargenforderungen auf Schläger und 24 Paare PP. Obendrein erhob der CC Klage auf SC-Verruf der anderen [[Corpsbursche]]n. Der oKC 1921 lehnte Littuanias Ansinnen ab. Im November 1927 wollte Littuania festschreiben lassen, in Einladungen zu Stiftungsfesten auf 1894 ''und'' 1829 zu verweisen. Dass Masovia in einer Denkschrift widersprach, veranlasste Littuania, den beteiligten CC eine Chargenforderung auf Pistolen zu überbringen. Das Ehrengericht bewilligte sie. [[Wilhelm Fabricius (Historiker, 1857)|Wilhelm Fabricius]], der Vorsitzende des Ausschusses für Rückdatierungen, hatte sich der Sache Littuania c/a Königsberger SC persönlich angenommen. Die Verhandlung führte zu lebhaften Erörterungen, brachte jedoch keine Entscheidung. In einem Vergleich wurde Littuania der Verweis auf beide Stiftungsjahre zugestanden. Dafür verzichtete sie auf die Rückdatierung. Durch diesen Vergleich erledigten sich auch die bewilligten Pistolenforderungen.<ref name="SiSch" /> |
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== Literatur == |
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Unter dem Druck des NS-Regimes stellte Littuania im Herbst 1935 den Aktivenbetrieb ein. Die Altherrenschaft unterstützte von 1938 bis 1944 die Kameradschaft ''Tannenberg'', die ihr Domizil auf dem Littauerhaus hatte.<ref>Erich Bauer: ''Die Kameradschaften im Bereiche des Kösener SC in den Jahren 1937-1945''. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 27.</ref> Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] starben 49 Angehörige des Corps: 36 fielen, 13 blieben vermisst oder kamen in [[Kriegsgefangenschaft]] um. |
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* '' Zur Erinnerung an das 150jährige Bundesfest der Littuania : 31.1.1829 - 31.1.1979'', Selke, Lothar, München 1979. |
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* '' Corpstafel der Littuania zu Königsberg'', Passauer, Walter, Königsberg, 1935 |
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=== Mitglieder der Littuania (1894) === |
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* '' Chronik der Landesmannschaft Littuania während ihres 60jährigen Bestehens, 1829-1889'', Pauly, Max, [s. l.] : [s. n.] (Königsberg in Pr. : Rosbach),1889 |
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* [[Christoph Aschmoneit]] (1901–1984), führender U-Bootbauer |
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* [[Rudolph Blüthner-Haessler]] (1903–1966), Rechtsanwalt, ab 1932 Chef der Blüthner-Pianofabrik |
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* [[Herbert Böttcher]] (1907–1950), SS- und Polizeiführer |
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* [[Eduard Louis Busch]] (1854–1932), Richter am Reichsgericht |
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* [[Alfred Densch]] (1874–1931), Professor für Bodenkunde |
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* [[Friedrich Karl Dermietzel]] (1899–1981), HNO-Arzt und SS-Offizier |
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* [[Alexander Dorner]] (1893–1957), Kunsthistoriker (ausgeschieden) |
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* [[Julius Eichelbaum]] (1850–1921), Richter am Reichsgericht |
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* [[Alfred Funk]] (1897–1943), Landgerichtsdirektor |
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* [[Siegfried Hoffheinz]] (1892–1952), Chirurg und Sanitätsoffizier |
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* [[Hans-Werner Janz]] (1906–2003), Ärztlicher Direktor der Wahrendorff´schen Anstalten |
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* [[Peter Orlowski]] (1911–1993), Landrat in Jarotschin |
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* [[Franz Katluhn]] (1865–1942), Senatspräsident am Reichsgericht |
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* [[Ernst Ludwig Krantz]] (1851–1918), Richter am Reichsgericht, MdHdA |
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* [[Walter Krantz]] (1883–1945, verschollen), Richter in Halle und Berlin |
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* [[Hans Loeffke]] (1906–1974), Gründer des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg |
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* [[Felix Mach]] (1868–1940), Agrikulturchemiker |
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* [[Bruno Moeller (Eisenbahner)|Bruno Moeller]] (1875–1952), Präsident der Reichsbahndirektion Königsberg |
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* [[Kurt Riedel (Mediziner)|Kurt Riedel]] (1890–1948), Arzt in Ostpreußen |
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* [[Bernhard Platz]] (1898–1983), Verwaltungsjurist bei der Reichsbahn und beim Bremer Senat |
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* [[Lothar Selke]] (1909–1980), Journalist und Studentenhistoriker |
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* [[Ernst Siehr]] (1869–1945), Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei, 1920–1932 Oberpräsident in Ostpreußen |
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* Karl Trautmann (1908–1945), Oberst, Ritterkreuzträger |
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* [[Horst Uffhausen]] (1909–1999), Bundesrichter |
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* [[Ernst Wunderlich]] (1898–1978), Generalrichter |
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== Corpshäuser == |
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Littuanias erstes [[Korporationshaus|Corpshaus]] stand neben dem Haus der [[Corps Hansea Königsberg|Hansea]] in der Münzstraße 3.<ref>[[Ernst Hans Eberhard]]: ''Handbuch des studentischen Verbindungswesens.'' Leipzig, 1924/25, S. 82.</ref> Beide Häuser hatten direkten Zugang zum [[Königsberger Schlossteich]], der mit der Anlage der Promenade verlorenging. „Von einem Fenster der Kneipe aus konnte man über einen Laufsteg um den Schaukasten des Fotografen bis zum Littauerhaus gelangen. Dort kam es zu den berühmten Einbrüchen in die amouröse Interessensphäre unserer Nachbarn … Koopmann zog es vor, sich als Akrobat zu betätigen. Er sprang aus einem Fenster des 1. Stocks auf die mit Granitsteinen gepflasterte Münzstraße, auf der zudem noch die Schienen der Straßenbahn lagen, und kam auch immer gut unten an, wofür er von den Zuschauern jeweils eine Flasche Sekt bekam.“<ref>Corpszeitung der Hessen-Nassauer, Nr. 74 (1971), S. 55 ff.</ref><ref>Erwin Koopmann (1900–1943), Hessen-Nassauer und Königsberger Hanseat, ging ohne akademischen Abschluss zur Königsberger Schutzpolizei. Er leitete die Postschutz-Schule in Geesthacht. Wegen hervorragender Leistungen im Zweiten Weltkrieg wurde er als Major reaktiviert und postum mit dem Ritterkreuz geehrt.</ref> |
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Als zweites Corpshaus wurde 1934 das ehemalige Clubhaus des Ostdeutschen Automobilclubs im Hintertragheim 25 angekauft. Das Haus lag ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Schlossteich mit einem in Terrassen zum Teich abfallenden Garten. Es verfügte über Gesellschaftsräume und Zimmer für bis zu zwanzig Mann. Es entsprach damit den Forderungen des [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes]] zur Einrichtung von „Wohnkameradschaften“.<ref>H. J. Schmidt: ''Das neue Corpshaus der Littuania.'' Deutsche Corpszeitung 50 (1933/34), S. 319 f.</ref> |
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{{Siehe auch|SC-Kameradschaften}} |
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Corpshaus Littuania Königsberg (Münzstraße 3).jpg|1. Corpshaus |
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Littuanias Corpshaus (1935).JPG|2. Corpshaus |
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Littuania (1929).jpg|Aktive Littauer (1929) |
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Littauerkutsche (1930).JPG|Littauerkutsche (1930) |
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== Befreundete Corps == |
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Als Littuania 1894 in den Königsberger SC aufgenommen wurde, verlegten die drei anderen Corps den Weg in die etablierten [[Kösener Kreise]]. Sie hatte es deshalb mit dem Aufbau von [[Verhältnisvertrag|Verhältnissen]] im Reich sehr schwer und kam schließlich über das [[Corps Makaria München]] in das Süddeutsche Kartell. |
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* [[Corps Neoborussia Halle|Neoborussia Halle]] (31. Januar 1921 bis 31. Januar 1926) |
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* [[Corps Borussia Berlin|Borussia Berlin]] (1928/1926) |
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* [[Corps Makaria München|Makaria München]] (1928/1926) |
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* [[Corps Franconia Würzburg|Franconia Würzburg]] |
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* [[Corps Bavaria Erlangen|Bavaria Erlangen]] (31. Januar 1929)<ref group="A">Mit Bavaria Erlangen hatte Littuania fünf gemeinsame Corpsbrüder: Joseph Scheuer, Helmut Passauer, Hans Sparrer, Martin Passauer und Adolf Roth.</ref> |
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== Corps Albertina == |
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In der [[Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland|Nachkriegszeit]] lebte Littuanias Tradition wieder auf. Acht Littauer, neun [[Corps Baltia Königsberg|Balten]] und fünf [[Corps Hansea Königsberg|Hanseaten]] gründeten am 12. März 1950 das Corps Albertina Hamburg. Nachfahren von Litauern (nicht von Balten) dominieren Albertinas [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Altherrenverein]] noch heute. |
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{{Siehe auch|Peter Orlowski}} |
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== Archiv == |
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2010 wurde bekannt, dass im polnischen [[Staatsarchiv Olsztyn]] (Allenstein) Akten der Littuania im Bestand zur Albertus-Universität erhalten sind.<ref group="A">Polnisch: ''Archiwum Państwowe w Olsztynie.'' vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. November 2010, S. N 3</ref><ref>Henning Wachter: ''Das Archiv der Littuania Königsberg in Allenstein''. Einst und Jetzt, Band 59 (2014)</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Königsberger Senioren-Convent]] |
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* [[Liste der Studentenverbindungen in Königsberg (Preußen)]] |
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* [[Liste der Kösener Corps]] |
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* [[Liste der Listen von Studentenverbindungen]] |
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== Literatur == |
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* Otto Fünfstück: ''Littuania dir gehör´ ich.'' Hamburg 1966. [https://books.google.de/books?id=46exygAACAAJ&hl=de GoogleBooks] |
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* [[John Koch (Anglist)|John Koch]]: ''Zur Geschichte der Silberlitthauer''. Deutsche Corpszeitung, 42. Jahrgang, Mai 1925, S. 78–84. |
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* Max Pauly: ''Chronik der Landsmannschaft Littuania während ihres 60jährigen Bestehens, 1829–1889.'' Königsberg i. Pr. 1889. |
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* Walter Passauer: ''Corpstafel der Littuania zu Königsberg.'' Königsberg 1935. |
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* [[Lothar Selke]]: ''Zur Erinnerung an das 150jährige Bundesfest der Littuania: 31. Januar 1829 bis 31. Januar 1979.'' München 1979. |
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* Rüdiger Kutz: ''„Durate et vosmet rebus servate secundis!“ Kurzer Überblick über die Geschichte des erloschenen Kösener Corps Littuania Königsberg.'' Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 54 (2009), S. 289–300. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Corps Littuania Königsberg}} |
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== Einzelnachweise == |
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== Anmerkungen == |
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<references group="A" /> |
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{{Normdaten|TYP=k|GND=1091220-4|VIAF=135504029}} |
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[http://www.albertina.de Homepage des Corps Albertina] |
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{{SORTIERUNG:Littuania, Corps}} |
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[[Kategorie:Studentenverbindung|Corps]] |
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[[Kategorie:Erloschenes Kösener Corps|Littuania Konigsberg]] |
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[[Kategorie:Organisation (Königsberg)|Corps Littuania Konigsberg]] |
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[[Kategorie:Königsberger Studentengeschichte]] |
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[[Kategorie:Vereinsgründung 1829|Corps Littuania]] |
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[[Kategorie:Aufgelöst 1936|Corps Littuania]] |
Aktuelle Version vom 17. April 2025, 20:01 Uhr

Das Corps Littuania war eine Studentenverbindung an der Albertus-Universität Königsberg. 1829 gestiftet, teilte sie sich 1848. Das neue Corps kam 1894 in den Königsberger Senioren-Convent. Es suspendierte 1936 und erlosch 2001. Littuanias Geschichte spiegelt Deutschlands Polarisierung in konservative und liberal-fortschrittliche Richtungen im 19. Jahrhundert exemplarisch wider. Keine andere Korporation hatte vergleichbare Konflikte durch den Progress zu bestehen. Sie blieben ungelöst und wirken bis in die Familien heutiger Nachfahren nach.
Littuania I–III
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lithuania I wurde 1820 als landsmannschaftliche Vereinigung im Rahmen der Allgemeinen Burschenschaft (1819–1833) an der Albertina gegründet. Der Name bezieht sich auf die ostpreußische Landschaft Preußisch Litauen. Littuania musste sich 1822 im Zuge der Demagogenverfolgung nach den Karlsbader Beschlüssen vom August 1819 auflösen. Betroffen war hiervon auch die Königsberger Burschenschaft I, eine von sieben sog. Allgemeinheiten, die schon im Dezember 1819 verboten wurde. Ebenfalls in der Allgemeinen Burschenschaft entstanden die inoffiziellen Kränzchen Lithuania II (1823–1825) und Lithuania III (1827–1828). Zu den Mitgliedern der Lithuania III gehörten Eduard Simson und Johann Jacoby, der ihr ein Biedermeierdasein empfohlen hatte.
Mitglieder der Landsmannschaft Lithuania (1820–1821)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Jacoby (1805–1877), Arzt, Vorkämpfer der Judenemanzipation und eines demokratischen preußischen Rechtsstaats
- Julius Albert Siehr (1801–1876), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Mitglieder des Littauer-Kränzchens (1821–1828)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Jordan (1819–1904), Schriftsteller und Politiker
- Julius Eugen Constantin Marcus (1806–1865), Rektor in Gumbinnen, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Gustav von Saltzwedell (1808–1897), Regierungspräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Heinrich von Schirmeister (1817–1892), Landrat, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Hermann Schmalz (1807–1879), Landrat, Professor in Dorpat, MdHdA, MdR
- Rudolf von Schön (1810–1891), General der Kavallerie
- Eduard von Simson (1810–1899), Vater der ersten deutschen Verfassung (Manthey 2005)
Littuania IV (Corpslandsmannschaft)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 19. Dezember 1828 konstituierte sich die Corpslandsmannschaft Littuania; als Stiftungstag betrachtete sie jedoch den 31. Januar 1829, den Tag ihres Gründungsfestes.[1] Des Tages gedenkt das Nachfolgecorps Albertina Hamburg noch heute. Wie von jeher kamen Littuanias Mitglieder überwiegend von der Königlichen Litthauischen Provinzialschule in Tilsit und der Friedrichsschule Gumbinnen. Ihr erster Senior und späteres Ehrenmitglied war Gustav von Saltzwedell.[2] Sie wählte die Farben grün–weiß–rot. Am 3. Stiftungstag (1832) entschied sie sich für das von Franz Passauer entworfene Wappen mit dem steigenden Littauer-Schimmel. Als Wahlspruch wurde Durate et vosmet rebus servate secundis! (dt. Haltet durch und bewahrt euch für die günstigen Umstände!) aus der Aeneis von Vergil angenommen.
In den ersten 20 Jahren ihres Bestehens brachte Littuania 56 Pfarrer hervor. Ihre Pfarreien lagen im nördlichen (heute russischen) Teil von Ostpreußen. Die Deutsche Revolution 1848/1849 verringerte bei Littuania die Zahl der Theologiestudenten. Bemerkenswert ist, dass die erst 1851 gestiftete Baltia Königsberg keinen geistlichen Nachwuchs hatte.[3]
Am 6. Dezember 1836 nahm sie nach dem Beispiel der anderen „Landsmannschaften“ die Corpsverfassung an.[4] Das Corpshaus befand sich in der Hohenzollernstraße 37.[1] Im Sommersemester 1848, auf dem Höhepunkt der Deutschen Revolution 1848/49, war Hermann Meitzen Senior der Littuania.[A 1] Er präsidierte der Communalversammlung am 20. Mai 1848, in der über den Antrag auf Abschaffung „des Corps“ verhandelt und abgestimmt wurde. Er ging mit 24 gegen 16 Stimmen durch. Dass die überstimmten Littauer bei Fuchsenzeit und Satisfaktion bleiben wollten, teilten Meitzen und Schlenther der Mehrheit am 22. Mai 1848 offiziell mit.[A 2] Damit war die Trennung vollzogen.[5] Die Überstimmten ersetzten das Weiß im grün-weiß-roten Band durch Silber. Die größere „Verbindung“ stand zum Progress und gewährte allen Mitgliedern die gleichen Rechte. Sie behielt die Farben grün-weiß-rot. Die Tuch-Littauer nannten sich ab 6. März 1861 Landsmannschaft Littuania.[6] Zum ersten Mal in der Studentengeschichte gab es zwei Studentenverbindungen, die auf denselben Ursprung zurückgingen. Die Albertus-Universität hatte zwei verschiedene Korporationen mit demselben Stiftungstag und dem gleichen Wappen, was Freundschaften unter den „Couleurbrüdern“ nicht hinderte; die innere Spaltung des Bundes wurde aber nie überwunden.
Mitglieder (1829–1848)
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- Robert Motherby (1808–1861), Arzt, Gutsbesitzer, MdHdA
- Carl Schlick (1809–1874), Landrat, MdHdA
- Anton von Wegnern (1809–1891), Regierungspräsident (Bromberg), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Otto Conditt (1810–1877), Gymnasiallehrer in Königsberg und Tilsit, Beamter in der preußischen Schulverwaltung
- Karl Ludwig Bender (1811–1893), Lehrer, Journalist, Gutsbesitzer, MdHdA
- Friedrich Julius Morgen (1811–1885), Gutsbesitzer, Arzt, MdHdA
- Oskar von Sanden (1811–1874), Landrat in Ragnit, MdHdA
- Carl Heinrich Krauß (1812–1849), Mathematiklehrer in Tilsit
- Friedrich Bielitz (1813–1877), Landrat in Lötzen, Rittergutsbesitzer, MdHdA
- Siegfried von Brünneck-Bellschwitz (1814–1871), Landrat, Mitglied des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes
- Rudolf Kowalski (1815–1883), Korpsauditeur in Posen
- Wilhelm Habrucker (1815–1891), Superintendent in Memel
- Carl Burchard (1815–1903), Landrat in Gumbinnen, Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, MdHdA
- Julius Arnoldt (1816–1892), Philologe und Gymnasialdirektor in Gumbinnen
- Friedrich Fernow (1818–1890), Rittergutsbesitzer, MdR
- Alexander Zacher (1814–1889), Gutsbesitzer, MdHdA
- Sigismund Droese (1822–1891), Landgerichtsrat, MdHdA
- Leopold von Hoverbeck (1822–1875), liberaler Politiker
- Ernst Gottlieb Krantz (1823–1890), Jurist, MdHdA
- Waldemar Hoffheinz (1823–1897), Pfarrer in Tilsit
- Arthur von Knobloch (1825–1901), Landrat, Rittergutsbesitzer
- Rudolf Lipschitz (1832–1903), Mathematiker
- Gustav Mehlhausen (1823–1913), preußischer Sanitätsoffizier
- Franz Reich (1826–1906), Jurist, Rittergutsbesitzer, MdHdA
- Karl Riemer (um 1820–1868), Landrat in Stallupönen
- Konstanz von Saucken-Julienfelde (1826–1891), MdR
- Daniel Schillock (1826–1878), Senator in Minnesota
- Heinrich Donalies (1820–1886), Richter in Preußen
Silber-Litthuania (1848–1866)
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Seit den 1840er Jahren bestand ein Kartell mit dem Corps Saxo-Borussia Heidelberg. Vier Littauer und sechs Silber-Litthauer wurden Sachsen-Preußen: B. Kaeswurm, v. Deutsch, Theodor Kaeswurm, v. Bötticher und K. v. Saucken,[A 3] Siegfried, v. Glasow, v. Staegen, v. Sperber und E. v. Saucken.
Vier Silber-Litthauer und andere Königsberger Studenten gründeten 1851 das Corps Baltia Königsberg.[7] Die Silber-Litthauer waren auch an der Stiftung des befreundeten Corps Hansea Bonn beteiligt und später mit dem Corps Marchia Berlin befreundet. Im Wintersemester 1851/52 fiel der wegen eines Tadels ausgetretene Corpsbursche Porrmann im ersten von drei Pistolenduellen gegen die Chargierten. Er wurde mit einem akademischen Leichenbegängnis zu Grabe getragen.[8]
Als erstes Königsberger Corps meldeten die Silber-Litthauer am 15. Januar 1864 dem Vorort Berlin ihren Beitritt zum Kösener SC-Verband. Masovia regte im Königsberger Senioren-Convent denselben Schritt an; er konnte mit Baltia aber erst getan werden, als sich die drei Corps im Januar 1865 abermals zu einem SC zusammengeschlossen hatten.[8] Im November 1866 musste Silber-Litthuania endgültig suspendieren, weil der gewünschte Nachwuchs wie bei Marchia Breslau und Marchia Halle ausblieb. Er schloss sich den weißen Corps im Reich an oder ging zur Preußischen Armee, die durch die Heeresvermehrung immer mehr Offiziere brauchte.
Die Silber-Litthauer lebten nur 18 Jahre, überstrahlen aber bis heute den Ruf der landsmannschaftlichen Mehrheit. 1854 hatte Baltia dem Muttercorps zum 25. Stiftungsfest ein silbernes Trinkhorn geschenkt, das sie 1866 bei der Suspension zurückerhielt.[9] Es trug die Inschrift:
Silber-Litthauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich von Schirmeister (s. o.)
- Gustav von Deutsch (1825–1878), Oberst im Sezessionskrieg
- Theodor Kaeswurm (1825–1883), Rittergutsbesitzer, MdHdA
- August Wittich (1826–1897), Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Königsberg, Stifter des Corps Baltia
- Theodor Frommer (1829–1901), Kreisrichter, Rechtsanwalt, MdHdA
- Hermann Elgnowski (1830–1895), Richter in Berlin, MdHdA
- Adolf Richard Stellmacher (1831–1907), Reichsgerichtsrat
- Bernhard Presting (1831–1908), Religionspädagoge
- Karl Sczepanski (1832–1918), Oberbürgermeister von Königsberg
- Adolf Wisselinck (1832–1888), Kreisrichter, Bürgermeister von Thorn, MdHdA
- Theodor von Saß (1833–1894), Rittergutsbesitzer, Landrat in Guttstadt
- Charles Edward Gruenhagen (1833–1907), Landgerichtspräsident, MdHdA
- Julius Siegfried (1835–1901), Kreisdirektor in Diedenhofen, Saarburg und Hagenau
- Eduard Nitschmann (1836–1906), Generalmajor
- Eduard Kammer (1839–1910), Altphilologe und Gymnasiallehrer
- Alfred Schultz (1840–1904), Unterstaatssekretär
- Hermann von Sperber (1840–1908), Rittergutsbesitzer, MdHH
- Paul von Bienenstamm (1843–1911), Finanzbeamter, Kollegienrat
- Karl von Gamp-Massaunen (1846–1918), MdR
Littuania im SC (1894)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beraten von Philipp Zorn und unterstützt vom Corps Masovia, aber gegen 68 Stimmen in den eigenen Reihen beantragte die freie Landsmannschaft Littuania 1894 erfolgreich, als Corps in den Königsberger Senioren-Convent aufgenommen zu werden.[A 4] 27 Silber-Litthauer (darunter 16 ehemalige Tuchlittauer) schlossen sich dem „neuen“ Corps an. Die in Würzburg weiterstudierenden Mediziner der Landsmannschaft Littuania gingen allesamt als Verkehrsgäste zur dortigen Landsmannschaft Makaria im Coburger Landsmannschafter Convent. 1913 stellte Littuania mit Kurt Riedel den Vorsitzenden des Kösener Congresses.
Seit dem Eintritt der Landsmannschaft Littuania in den SC (1894) schwelte der Anciennitätskonflikt. Wie schon 1895 und 1898 stellte das Corps Littuania 1913 den Antrag, den 29. Januar 1829 als Stiftungsdatum der Corpslandsmannschaft Lithuania führen zu dürfen. Sie stieß (abermals) auf den geschlossenen Widerstand der anderen Corpsburschen-Convente. Im Verlauf der Redeschlachten wurden PP-Suiten gestürzt. Der inaktive Littauer Busch überbrachte den drei anderen Corps eine Chargenforderung auf Schläger.[A 5] Gestritten wurde auch darüber, ob Littuania alte Angehörige der Corpslandsmannschaft und der Silber-Litthuania in ihrer Corpsliste als Alte Herren führen durfte. Hierüber wurde schließlich ein Vergleich geschlossen.[10]
Im Januar 1920 beantragte Littuania erneut die Rückdatierung. Die Folge waren neun Chargenforderungen auf Schläger und 24 Paare PP. Obendrein erhob der CC Klage auf SC-Verruf der anderen Corpsburschen. Der oKC 1921 lehnte Littuanias Ansinnen ab. Im November 1927 wollte Littuania festschreiben lassen, in Einladungen zu Stiftungsfesten auf 1894 und 1829 zu verweisen. Dass Masovia in einer Denkschrift widersprach, veranlasste Littuania, den beteiligten CC eine Chargenforderung auf Pistolen zu überbringen. Das Ehrengericht bewilligte sie. Wilhelm Fabricius, der Vorsitzende des Ausschusses für Rückdatierungen, hatte sich der Sache Littuania c/a Königsberger SC persönlich angenommen. Die Verhandlung führte zu lebhaften Erörterungen, brachte jedoch keine Entscheidung. In einem Vergleich wurde Littuania der Verweis auf beide Stiftungsjahre zugestanden. Dafür verzichtete sie auf die Rückdatierung. Durch diesen Vergleich erledigten sich auch die bewilligten Pistolenforderungen.[10]
Unter dem Druck des NS-Regimes stellte Littuania im Herbst 1935 den Aktivenbetrieb ein. Die Altherrenschaft unterstützte von 1938 bis 1944 die Kameradschaft Tannenberg, die ihr Domizil auf dem Littauerhaus hatte.[11] Im Zweiten Weltkrieg starben 49 Angehörige des Corps: 36 fielen, 13 blieben vermisst oder kamen in Kriegsgefangenschaft um.
Mitglieder der Littuania (1894)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christoph Aschmoneit (1901–1984), führender U-Bootbauer
- Rudolph Blüthner-Haessler (1903–1966), Rechtsanwalt, ab 1932 Chef der Blüthner-Pianofabrik
- Herbert Böttcher (1907–1950), SS- und Polizeiführer
- Eduard Louis Busch (1854–1932), Richter am Reichsgericht
- Alfred Densch (1874–1931), Professor für Bodenkunde
- Friedrich Karl Dermietzel (1899–1981), HNO-Arzt und SS-Offizier
- Alexander Dorner (1893–1957), Kunsthistoriker (ausgeschieden)
- Julius Eichelbaum (1850–1921), Richter am Reichsgericht
- Alfred Funk (1897–1943), Landgerichtsdirektor
- Siegfried Hoffheinz (1892–1952), Chirurg und Sanitätsoffizier
- Hans-Werner Janz (1906–2003), Ärztlicher Direktor der Wahrendorff´schen Anstalten
- Peter Orlowski (1911–1993), Landrat in Jarotschin
- Franz Katluhn (1865–1942), Senatspräsident am Reichsgericht
- Ernst Ludwig Krantz (1851–1918), Richter am Reichsgericht, MdHdA
- Walter Krantz (1883–1945, verschollen), Richter in Halle und Berlin
- Hans Loeffke (1906–1974), Gründer des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg
- Felix Mach (1868–1940), Agrikulturchemiker
- Bruno Moeller (1875–1952), Präsident der Reichsbahndirektion Königsberg
- Kurt Riedel (1890–1948), Arzt in Ostpreußen
- Bernhard Platz (1898–1983), Verwaltungsjurist bei der Reichsbahn und beim Bremer Senat
- Lothar Selke (1909–1980), Journalist und Studentenhistoriker
- Ernst Siehr (1869–1945), Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei, 1920–1932 Oberpräsident in Ostpreußen
- Karl Trautmann (1908–1945), Oberst, Ritterkreuzträger
- Horst Uffhausen (1909–1999), Bundesrichter
- Ernst Wunderlich (1898–1978), Generalrichter
Corpshäuser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Littuanias erstes Corpshaus stand neben dem Haus der Hansea in der Münzstraße 3.[12] Beide Häuser hatten direkten Zugang zum Königsberger Schlossteich, der mit der Anlage der Promenade verlorenging. „Von einem Fenster der Kneipe aus konnte man über einen Laufsteg um den Schaukasten des Fotografen bis zum Littauerhaus gelangen. Dort kam es zu den berühmten Einbrüchen in die amouröse Interessensphäre unserer Nachbarn … Koopmann zog es vor, sich als Akrobat zu betätigen. Er sprang aus einem Fenster des 1. Stocks auf die mit Granitsteinen gepflasterte Münzstraße, auf der zudem noch die Schienen der Straßenbahn lagen, und kam auch immer gut unten an, wofür er von den Zuschauern jeweils eine Flasche Sekt bekam.“[13][14]
Als zweites Corpshaus wurde 1934 das ehemalige Clubhaus des Ostdeutschen Automobilclubs im Hintertragheim 25 angekauft. Das Haus lag ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Schlossteich mit einem in Terrassen zum Teich abfallenden Garten. Es verfügte über Gesellschaftsräume und Zimmer für bis zu zwanzig Mann. Es entsprach damit den Forderungen des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes zur Einrichtung von „Wohnkameradschaften“.[15]
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1. Corpshaus
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2. Corpshaus
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Aktive Littauer (1929)
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Littauerkutsche (1930)
Befreundete Corps
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Littuania 1894 in den Königsberger SC aufgenommen wurde, verlegten die drei anderen Corps den Weg in die etablierten Kösener Kreise. Sie hatte es deshalb mit dem Aufbau von Verhältnissen im Reich sehr schwer und kam schließlich über das Corps Makaria München in das Süddeutsche Kartell.
- Neoborussia Halle (31. Januar 1921 bis 31. Januar 1926)
- Borussia Berlin (1928/1926)
- Makaria München (1928/1926)
- Franconia Würzburg
- Bavaria Erlangen (31. Januar 1929)[A 6]
Corps Albertina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nachkriegszeit lebte Littuanias Tradition wieder auf. Acht Littauer, neun Balten und fünf Hanseaten gründeten am 12. März 1950 das Corps Albertina Hamburg. Nachfahren von Litauern (nicht von Balten) dominieren Albertinas Altherrenverein noch heute.
Archiv
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2010 wurde bekannt, dass im polnischen Staatsarchiv Olsztyn (Allenstein) Akten der Littuania im Bestand zur Albertus-Universität erhalten sind.[A 7][16]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Fünfstück: Littuania dir gehör´ ich. Hamburg 1966. GoogleBooks
- John Koch: Zur Geschichte der Silberlitthauer. Deutsche Corpszeitung, 42. Jahrgang, Mai 1925, S. 78–84.
- Max Pauly: Chronik der Landsmannschaft Littuania während ihres 60jährigen Bestehens, 1829–1889. Königsberg i. Pr. 1889.
- Walter Passauer: Corpstafel der Littuania zu Königsberg. Königsberg 1935.
- Lothar Selke: Zur Erinnerung an das 150jährige Bundesfest der Littuania: 31. Januar 1829 bis 31. Januar 1979. München 1979.
- Rüdiger Kutz: „Durate et vosmet rebus servate secundis!“ Kurzer Überblick über die Geschichte des erloschenen Kösener Corps Littuania Königsberg. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 54 (2009), S. 289–300.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b J. Kloosterhuis (1998)
- ↑ Kösener Corpslisten 1930, 88/1
- ↑ Rüdiger Döhler: Unter den Talaren der Stolz aus jungen Jahren – Corpsstudenten in der Geistlichkeit. Corps Magazin 4/2020, S. 22–27.
- ↑ Walter Passauer: Corpstafel der Littuania zu Königsberg. Königsberg i. Pr. 1935
- ↑ Otto Fünfstück in einem Brief an Hans Lippold vom 14. Juli 1969 (Archiv Corps Masovia)
- ↑ W. Fabricius: Die Deutschen Corps, Frankfurt am Main 1926, S. 401 ff.
- ↑ Kösener Corpslisten 1930, S. 837.
- ↑ a b John Koch
- ↑ S. Schindelmeiser, Band 1, S. 205 f.
- ↑ a b S. Schindelmeiser, Band 2
- ↑ Erich Bauer: Die Kameradschaften im Bereiche des Kösener SC in den Jahren 1937-1945. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 27.
- ↑ Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 82.
- ↑ Corpszeitung der Hessen-Nassauer, Nr. 74 (1971), S. 55 ff.
- ↑ Erwin Koopmann (1900–1943), Hessen-Nassauer und Königsberger Hanseat, ging ohne akademischen Abschluss zur Königsberger Schutzpolizei. Er leitete die Postschutz-Schule in Geesthacht. Wegen hervorragender Leistungen im Zweiten Weltkrieg wurde er als Major reaktiviert und postum mit dem Ritterkreuz geehrt.
- ↑ H. J. Schmidt: Das neue Corpshaus der Littuania. Deutsche Corpszeitung 50 (1933/34), S. 319 f.
- ↑ Henning Wachter: Das Archiv der Littuania Königsberg in Allenstein. Einst und Jetzt, Band 59 (2014)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ H. Meitzen (1826–1896), KKL 1910, 139/11
- ↑ Adolf Schlenther († 1865), Stadtsyndikus in Tilsit; KKL 1910, 140/194
- ↑ In den Kösener Korps-Listen 1910 wird K. v. Saucken bei Saxo-Borussia nicht aufgeführt
- ↑ In seiner Corpstafel 1935 führt Passauer die 68 Landsmannschafter namentlich auf, die zwischen dem Wintersemester 1834/35 und dem Sommersemester 1891 nicht zum Corps übergetreten waren. Von ihnen lebten 1894 noch etwa 50, 1935 noch 4.
- ↑ Egon Busch, Assessor in Leipzig, gefallen 1915 in der Champagne; KCL 1930, 88/708
- ↑ Mit Bavaria Erlangen hatte Littuania fünf gemeinsame Corpsbrüder: Joseph Scheuer, Helmut Passauer, Hans Sparrer, Martin Passauer und Adolf Roth.
- ↑ Polnisch: Archiwum Państwowe w Olsztynie. vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. November 2010, S. N 3