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„Kunst“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Sebastiano Ricci 002.jpg|mini|240px|[[Sebastiano Ricci]]: ''Allegorie der Künste'' 1690–1694]]


Das Wort '''Kunst''' (lateinisch ''ars'', griechisch ''téchne''<ref>[[Klaus Bergdolt]]: ''Bildende Kunst und Medizin.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 177 f.</ref>) bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf [[Wissen]], [[Übung]], [[Wahrnehmung]], [[Vorstellung]] und [[Intuition]] gegründet ist (Heilkunst,<ref>Sönke Drewsen: ''Medizin – Wissenschaft oder Kunst?'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' 7, 1989, S. 45–54.</ref> Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind.<ref name="Luhmann 1995">[[Niklas Luhmann]]: ''Die Kunst der Gesellschaft.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995.</ref> Nach [[Tasos Zembylas]] unterliegt der Formationsprozess des Kunstbegriffs einem ständigen Wandel, der sich entlang von dynamischen Diskursen, Praktiken und institutionellen Instanzen entfalte.<ref>Tasos Zembylas: Kunst oder Nichtkunst: Über Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung. Wien, 1997, ISBN 3-85114-315-9</ref>
{{Dieser Artikel|behandelt die Kunst als Fertigkeit bzw. ästhetische Tätigkeit. Zum Begriff ''Kunst'' im Bergbau siehe [[Bergmannssprache]]}}


Kunst ist ein menschliches [[Kultur]]produkt, das Ergebnis eines [[Kreativität|kreativen]] Prozesses.<ref>{{Literatur |Hrsg=Stephen Farthing |Titel=Kunst. Die ganze Geschichte |Verlag=DuMont |Ort=Köln |Datum=2011 |ISBN=978-3-8321-9385-0 |Originaltitel=Art. The whole story |Originalsprache=en |Übersetzer=Jens Asthoff}}</ref> Das [[Kunstwerk]] steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber auch der Prozess bzw. das Verfahren selbst sein. So wie die Kunst im gesamten ist das Kunstwerk selbst gekennzeichnet durch das Zusammenwirken von Inhalt und Form.<ref>[https://www.wissen.de/lexikon/kunst-bildende-kunst ''Kunst''], Artikel im Onlinelexikon [[wissen.de]], [[Konradin Mediengruppe]], Leinfelden-Echterdingen.</ref> Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden [[Künstler]] genannt.
[[Bild:Mona Lisa.jpg|thumb|200px|Gemälde: Mona Lisa von [[Leonardo da Vinci]]]]
{{Portal|Kunst}}


Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs ''Kunst'' wurde auf alle Produkte menschlicher [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] angewandt (vgl. [[Geschicklichkeit|Kunstfertigkeit]]) als Gegensatz zur ''Natur'', was beispielsweise bei [[Kunststoff]], [[Künstliche Ernährung]], [[Künstliches Aroma]], [[Künstliche Intelligenz]] ersichtlich wird.
Der Begriff '''Kunst''' hat verschiedene Bedeutungen, die sich wegen vielschichtiger Assoziationen und Sachverhalte einer klaren Definition entziehen. In der [[Kunsttheorie]] wird der Terminus intensiv diskutiert. Zudem hat sich das, worauf sich Kunst bezieht und womit sich Künstler beschäftigen im Laufe der Geschichte stark gewandelt. Auch Zeitgenossen in verschiedenen Teilen der Welt haben unterschiedliche Kunstformen entwickelt. Es gibt verschiedenen Ansätze, sich dem Begriff zu nähern. Dabei stellt sich die Frage, von wem ausgehend Kunst zu definieren ist: vom Künstler ausgehend, vom [[Rezipient]]en, vom Kunstwerk / -objekt, vom [[Kunstmarkt]], vom der [[Kunstwissenschaft]]. Alle diese Ansätze verbinden sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Kunstbegriff.


Jedoch versteht man seit der [[Aufklärung]] unter ''Kunst'' vor allem die Ausdrucksformen der '''schönen Künste''':<ref>''[[Brockhaus Enzyklopädie]].'' 21. Auflage. Band 16, Brockhaus, Leipzig 2006, ISBN 3-7653-4116-9, S. 93–94.</ref>
Kunst beschäftigt sich in aller Regel mit [[Realität]], mit [[Wahrnehmung]], mit [[Gestaltung]] und / oder mit [[Kommunikation]]. In der Kunst ergibt sich die Gestaltung meist in Auseinandersetzung mit [[Realität]](en), der inneren und äußeren Realität, der subjektiven und objektiven, etc. Kunst versucht Realität zu schaffen, zu verändern, abzubilden, auszudrücken oder zu verfremden, sie versucht zu irritieren, in Frage zu stellen und zu intervenieren. Ein [[erweiterter Kunstbegriff]] bezieht seit den 60er Jahren auch vermehrt gesellschaftliche und rein konzeptionelle Phänomene mit ein.
* [[bildende Kunst]] mit den klassischen [[Genre|Gattungen]] [[Malerei]] und [[Grafik]], [[Bildhauerei]], [[Architektur]] und etlichen Kleinformen sowie seit dem 19. Jahrhundert dem ''[[Kunstgewerbe]]'', ''Gebrauchskunst'' oder ''[[angewandte Kunst]]'' genannten Grenzbereich zum [[Kunsthandwerk]]
* [[Musik]] mit den Hauptsparten [[Komposition (Musik)|Komposition]] und [[Interpretation (Musik)|Interpretation]] in [[Vokalmusik|Vokal-]] und [[Instrumentalmusik]], [[Gattung (Musik)|Gattungen der Musik]] ([[:Kategorie:Musikalische Gattung nach Funktion|nach Funktion]] oder [[:Kategorie:Musikalische Gattung nach Besetzung|Besetzung]])
* [[Literatur]] mit den [[Gattung (Literatur)|Hauptgattungen]] [[Epik]], [[Drama]]tik, [[Lyrik]] und [[Essay]]istik
* [[darstellende Kunst]] mit den Hauptsparten [[Theater]], [[Tanz]] und [[Film]]


Ausdrucksformen und Techniken der Kunst<ref>[http://www.hatjecantz.de/kunstlexikon-26-0.html ''Kunstlexikon Kunststile, Epochen & Events.''] Hatje Cantz.</ref> haben sich seit Beginn der [[Moderne]] stark erweitert, so mit der [[Fotografie]] in der bildenden Kunst oder mit der Etablierung des [[Comic]]s als Verbindung bildender Kunst mit der [[Erzählung|Narrativität]] der Literatur. Bei den darstellenden Künsten, Musik und Literatur<!--Hörspiel, Feature usw.--> lassen sich heute auch Ausdrucksformen der Neuen Medien wie Hörfunk, Fernsehen, Werbung und Internet hinzuzählen. Die klassische Einteilung verliert spätestens seit den letzten Jahrzehnten des 20.&nbsp;Jahrhunderts an Bedeutung. Kunstgattungen wie die [[Installation (Kunst)|Installation]] oder der Bereich der [[Medienkunst]] kennen die klassische Grundeinteilung nicht mehr.
Der Begriff "Kunst" bezeichnet zum einen den ästhetischen, d.h. künstlerischen Ausdruck bzw. die gestalterischen Äußerungen des menschlichen Geistes. Die [[Kreativität]] des Menschen findet ihren Ausdruck z.B. in den Kunstformen [[Malerei]], [[Graphik]], [[Bildhauerei]], [[Architektur]], [[Literatur]], [[Dichtung]], [[Theater]], [[Musik]], [[Film]] oder [[Video]]. Umgangssprachlich wird der Begriff "Kunst" häufig ausschließlich für die Hervorbringungen der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] verwendet.


== Etymologie und Wortgebrauch ==
Die Produkte künstlerischen Handelns bezeichnet man traditionell als ''Kunstwerke'', heute oft als "Arbeiten", heute treten zudem in der bildenden Kunst statt dessen vermehrt Begriffe wie ''[[Installation]]'', ''[[Kunstobjekt]]'', ''[[Enviroment]]'' und ''[[Performance]]'' stärker in Erscheinung. Heute ist Kunst oft weniger produkt- als prozessorientiert.
[[Datei:Fayum portrait BM EA 65346.jpg|mini|160px|Ägyptisches [[Mumienporträt]], 2. Jahrhundert n. Chr.]]


''Kunst'' ist ein deutsches Wort. Bereits im [[Althochdeutsch]]en lautete es ''kunst'' (Plural ''kunsti''), im [[Mittelhochdeutsch]]en ''kunst'' (Pl. ''künste''). Ursprünglich ist ''kunst'' ein Substantivabstraktum zum Verbum ''können'' mit der Bedeutung „das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Meisterschaft“. Die Redewendung „[[Kunst kommt von Können]]“ ist also [[Etymologie|etymologisch]] (dem Wortursprung nach) richtig. Zusätzlich wurde „Kunst“ in [[Lehnbedeutung]] für den lateinischen Begriff ''ars'' benutzt, z.&nbsp;B. im Bildungskanon der [[Sieben Freie Künste|Sieben freien Künste]], in [[ars vivendi|Lebenskunst]], [[Ars amatoria|Liebeskunst]] usw. Kunst bezieht sich in diesem Sinne grundsätzlich auf alles, was Menschen können und was von Menschen gemacht ist. Der entsprechende Gegenbegriff ist [[Natur]], wie in dem alltäglichen Gegensatzpaar ''natürlich&nbsp;– künstlich''.
Man nennt ein Kunstwerk umgangssprachlich auch einfach nur ''Kunst'', wenn man seinen künstlerischen Charakter von dem anderer Objekte (z.B. Gebrauchsgegenstände) abgrenzen möchte.
Der Begriff Kunst bezeichnet einerseits [[Kunstwerk]]e als Elemente der menschlichen [[Kultur]], die nicht primär durch ihre Zweckmäßigkeit, sondern durch ihre unterschiedlich verstandene [[Ästhetik]] geprägt sind. Darüber hinaus umfasst er auch künstlerisch [[Gestaltung|gestaltete]] funktionale [[Artefakt]]e und Produkte aus dem Bereich der so genannten angewandten Kunst.


Seit der Zeit der [[Aufklärung]] wird ''Kunst'' hauptsächlich in einem engeren Sinne als Oberbegriff der [[Ästhetik]] verwendet, der die [[Kunstgattung]]en ([[bildende Kunst]], [[darstellende Kunst]], [[Musik]] und [[Literatur]]) und ihre verschiedenen Stile und Strömungen zusammenfasst. Zugehörige Begriffe sind z.&nbsp;B. ''[[Kunstwerk]], [[Künstler]], künstlerisch''.<ref name="Brockhaus">''Kunst.'' In: ''Brockhaus.'' 21. Auflage. Band 16, 2006, S. 93–94.</ref> Auf diesen Begriff geht der vorliegende Artikel näher ein.
Daneben wird der Begriff im Zusammenhang mit ausgeprägten Fertigkeiten, also Kunstfertigkeiten verwendet, zum Beispiel [[Kochkunst]], [[Reitkunst]], [[Redekunst]], [[Verführung]]skunst oder [[Zauberkunst]], worin seine [[Etymologie|etymologische]] Verwandtschaft mit dem Wort "Können" deutlich wird.


Der Begriff ''Kunst'' wurde und wird mithin gebraucht:
== Kunstformen ==


; Als Gegensatz zu Natur: Schon bei [[Aristoteles]], vor allem aber im Gefolge der [[Aufklärung]] und ihrem neuen Naturbegriff wird ''Kunst'' (gr. τέχνη, ''téchnē'') als Gegensatz zu [[Natur]] (gr. φύσις, ''[[physis]]''), als künstlich anstelle von natürlich verstanden. Heute verwendet man das Präfix Kunst- als Bezeichnung für „nicht natürliche“, also „künstliche“, Gegenstände und Materialien: Kunstpelz, [[Kunststoff]], [[Kunstblume]], [[Kunstherz]], Kunstauge usw.
Kunst ist eine sehr freier Begriff. Dementsprechend gibt es zahlreiche verschiedene Formen, mit den Künstlern ihrer [[Kreativität]] Ausdruck verschaffen.
: In diesem Sinne wurden auch alle Techniken, welche die natürlichen Elemente Wasser, Feuer, Dampf und Erde zähmten, steuerten und nutzbar machten, als Künste bezeichnet.
: So bezeichnet ''[[Wasserkunst]]'' zunächst die Anlagen der [[Wasserversorgung]] und [[Entwässerung]] und später auch [[Springbrunnen]]&shy;anlagen. ''Dampfkunst'' beschreibt die Verwendung von Dampfdruck für allerlei industrielle Techniken wie etwa die [[Dampfmaschine]]. Die ''[[bergmännische Kunst]]'' dient der Ausbeutung von Bodenschätzen, und Vorrichtungen zum Fördern von Lasten werden im [[Bergbau]] als ''[[Fahrkunst]]'' bezeichnet.


; Im Sinne von Wissen, Erkennen, Erkenntnis, Einsicht: Ausgehend von der [[Philosophie der Antike]], beispielhaft die [[Mäeutik|„Hebammenkunst“]] des [[Sokrates]], wurde der Begriff ''Kunst'' seit dem 16.&nbsp;Jahrhundert nicht nur zur Beschreibung eines Wissens gebraucht, der Begriff wird ebenso synonym für [[Philosophie]], aber auch die [[Naturwissenschaft|(Natur-)Wissenschaften]] verwendet.
* [[Malerei]]
* [[Zeichnen]]
* [[Bildhauerei]]
* [[Plastik]]
* [[Literatur]] (mit der Unterteilung in [[Epik]], [[Drama]] und [[Lyrik]])
* [[Theater]]interpretation
* [[Kalligrafie]]
* [[Musik]]
* [[Tanz]]
* [[Film]]
* [[Fotografie]]
* [[Installationskunst]]
* [[Aktionskunst]]
* und andere


; Im Sinne von [[Fertigkeit]], [[Geschicklichkeit]], Kunstfertigkeit und Handwerkskunst: Gemeint waren Fertigkeiten („fertig sein“ im Sinne von „ausgelernt sein“) innerhalb eines Fachgebiets sowie die Gesamtheit einer Fertigkeit ([[Fechten|Fechtkunst]], [[Reitkunst]], [[Kochkunst]], [[Heilkunde|Heilkunst]],<ref>[[Jutta Kollesch]], [[Diethard Nickel]]: ''Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus den medizinischen Schriften der Griechen und Römer.'' Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= ''Reclams Universal-Bibliothek.'' Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 187, Anm. 1 (zur Medizin als Kunst im Sinne von griechisch ''téchne'' mit dem Aspekt Kunstfertigkeit, der technischen Beherrschung eines Faches).</ref> [[Rechnen|Rechenkunst]], [[Schreiben|Schreibkunst]], [[Lebenskunst]]) oder Tätigkeit ([[Flechtkunst]], [[Töpferei|Töpferkunst]]), Sterbekunst als Synonym für die Tätigkeit eines [[Bestatter]]s,<ref>Johann Paul Wolf: ''Die Feuerkunst als ein Bildniß der Sterbekunst: Bey Christlicher und ansehnlicher Leichbestattung.'' 1693. [http://books.google.at/books?id=YjVwmwEACAAJ&dq=Feuerkunst&hl=de&sa=X&ei=9JTmUcj7FYrKhAeplID4AQ&ved=0CEsQ6AEwAw Google-Books]</ref> erhalten als „Kunstfertigkeit“. Eine negative [[Konnotation]] erhalten diese Künste, wenn damit geschickte [[Täuschung]]en gemeint sind (Diebeskünste, Verschönerungskünste, [[Schwarze Kunst]], [[Verführungskunst]] oder [[Zauberkunst]]). Aus dem Bedeutungsfeld der Verstellungen kommt auch das Adjektiv „gekünstelt“.
Viele Programmierer fassen ihre [[Quellcode]]s und [[Programm]]e ebenfalls als Kunstformen auf, und nicht wenige [[Mathematik]]er sehen in ihre [[Gleichung]]en eine gewisse Ästhetik. Diese von der allgemeinen Kunstauffassung abweichenden Einstellungen verdeutlichen die Probleme, die sich bei einer strengen Definition der Kunst ergeben.


; {{Anker|Handwerk}}Im Sinne von [[Handwerk]] und [[Kunsthandwerk]]: Bis in das 18.&nbsp;Jahrhundert wurde ''Kunst'', ausgehend vom altgriechischen [[Techne]], auch als [[Synonymie|Synonym]] für die Ausübung eines (technischen) Handwerks benutzt. Die dieses Spezialwissen (beispielsweise ''Feuerkunst'' für [[Feuerwerk]]e herstellen,<ref>Wolffgang Augustin Mayer: ''Lust- Lufft- und Feuer Kunst: auss welcher ohne sondern Costen und Mühe zuerlangen, wie man Schwürmer, gross- und kleine Ragetten, Pumpen und Masculen Stöcke, gross- und kleine, auch Ragetenwerffende Wasser-Kugeln, mit unterschiedenen Absätzen und Umbgängen, bereiten und zurichten solle. : Sambt denen beygefügten allerhand Materien, und ihren zusammen gesetzten ordenlichen Dosen, Gewichten und Massen. : Wie solches alles punctualiter auss denen beygefügten und vorgedruckten 38. Figuren zuersehen und zu erlernen. : Allen Liebhabern, und den Drähern sehr nutzlich.'' in Verlegung Mattheus Schultes, 1680 [http://books.google.at/books?id=5ljwGwAACAAJ&dq=Feuerkunst&hl=de&sa=X&ei=9JTmUcj7FYrKhAeplID4AQ&ved=0CEYQ6AEwAg (Google-Books)]</ref> [[Wasserkunst]], [[bergmännische Kunst]], [[Gartenkunst]]) Aufweisenden oder diese Künste als [[Meister]] Ausübenden hatten den Titel eines [[Kunstmeister]]s. Erhalten hat sich dieser Gebrauch in der Redensart „hergestellt nach allen [[Anerkannte Regeln der Technik|Regeln der Kunst]]“ und im Begriff [[Architektur#Eingrenzung des Begriffs|Baukunst]]. Im Wort ''Kunsthandwerk'' steckt heute noch das Handwerk, das mit der Hand erzeugte [[Gewerk]]. Mit [[Immanuel Kant|Kant]] lässt sich schließlich die Trennung der Begriffe konstatieren: „Im engern Sinne sind Handwerk und Kunst genau unterschieden, obwohl es an naher Berührung, ja Verfließen von beiden nicht fehlt [vgl. [[Kunstgewerbe]]]: die Kunst wird vom Handwerk unterschieden, die erste heißt freie, die andere kann auch Lohnkunst heißen.“
Als [[Gesamtkunstwerk]] bezeichnet man ein Kunstwerk, welches mehrere Kunstformen in sich vereint.


; Im Sinne von Wissenschaft: Seit dem Altertum werden die Anfangsgründe der Wissenschaft als die [[Sieben Freie Künste]] bezeichnet, bestehend aus dem [[Trivium]] (mit [[Grammatik]], [[Rhetorik]], [[Logik]]) und dem [[Quadrivium]] mit [[Arithmetik]], [[Geometrie]], [[Musik]], [[Astronomie]].
== Stile und Epochen ==


: Seit [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] kennt man die Bezeichnung wissenschaftlicher Disziplinen als „Sprachkunst (Grammatica), Redekunst (Rhetorica), Messekunst (Geometria), Beweiskunst (Logica), Sittenkunst (Ethica), Sehkunst (Optica), Zergliederkunst (Anatomia), Scheidkunst (Chymia) u.&nbsp;a.“. Bald jedoch wird die Kunst von der [[Wissenschaft]] unterschieden. [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] meint dazu: „Kunst und Wissenschaft sind Worte, die man so oft braucht und deren genauer Unterschied selten verstanden wird, man gebraucht oft eins für das andere, und schlägt dann gegen andere Definitionen vor: ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen, Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur That verwendet. Wissenschaft wäre [[Vernunft]], und Kunst ihr [[Mechanistisches Weltbild|Mechanismus]], deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre denn endlich Wissenschaft das [[Theorem]], Kunst das [[Problem]].“
Da die Menschen generell dazu neigen ihre Umwelteindrücke in Kategorien einzuordnen, versuchen sie auch Kunstwerke nach ihren Merkmalen einzuordnen. Diese Kategorien nennt man Stilrichtungen. Die Gemeinsamkeiten einer Stilrichtung bilden zumeist künstlerische [[Intention]]en und [[Motiv]]wahl, sowie in den einzelnen Kunstformen formelle Merkmale. Meist sind diese Stilrichtungen nicht auf eine Kunstform beschränkt, sondern erfassen mehrere Gattungen.


[[Datei:Wrightfallingwater.jpg|mini|[[Architektur]]: [[Frank Lloyd Wright]]: [[Fallingwater]] (1936–39)]]
Da sich in der Kunst einer bestimmten Zeit auch zumeist der Zeitgeist, die Lebensumstände und die Disposition der Gesellschaft widerspiegelt, haben Kunstwerke aus einer bestimmten Zeit häufig gemeinsame Merkmale. Stilrichtungen welche sich um eine bestimmte Zeit ansiedeln lassen bezeichnet man als Kunstepochen.


; {{Anker|Schöne Künste}}Im Sinne von ''schöne Künste'': ''Kunst'' im heutigen, am häufigsten gebrauchten Sinn wurde begrifflich vor allem von [[Johann Joachim Winckelmann|Winckelmann]], [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessing]], [[Johann Gottfried Herder|Herder]], [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] und [[Friedrich Schiller|Schiller]] geprägt. In ihren ästhetischen Schriften beschreiben sie die menschlichen Hervorbringungen zum Zwecke der [[Erbauung]] als ''Kunst'', sei es im [[Theater]], in der [[Literatur]], in der [[Musik]] oder die Werke „bildender Künstler“, auf die sich der Begriff schließlich zunehmend verengt. So hat sich Kunst- auch als Präfix für Wortbildungen wie [[Kunstausstellung]], [[Kunstwerk]], [[Kunstauktion]] usw. herausgebildet.
Die meisten Kunsttheoretiker betonen heute, dass Stilrichtung lediglich grobe Verallgemeinerung seien. Sie verdecken Unterschiede wie sie auch falsche Trennungen vollziehen. In der heutigen Zeit erweist sich die Einteilung in Stilrichtung generell als schwierig, da durch die [[Stilexplosion]] einer Zuordnung schwierig geworden ist.


== Geschichte des Kunstbegriffes ==
== Bereiche ==
=== Vorgeschichte ===
[[Datei:VenusWillendorf.jpg|mini|[[Venus von Willendorf]], ca. 25.000 v. Chr.]]


Die Kunst ist die dritte Stufe in der Evolution ästhetischer Praktiken.<ref>Gábor Paál: Was ist schön? Die Ästhetik in allem. S. 156–165. Würzburg, 2020, ISBN 978-3-8260-7104-1</ref> In der ersten Stufe haben frühe Vertreter der Gattung Homo Gegenstände lediglich dekoriert, verziert oder auf andere Weise ästhetisch gestaltet. So lässt sich schon an 1,8 Millionen alten [[Faustkeil]]en nachweisen, dass diese unter ästhetischen Gesichtspunkten bearbeitet wurden.
Nach heutigem Verständnis gliedert sich die Kunst in die Teilbereiche:
*[[Bildende Kunst]] . Die Ausbildung erfolgt an [[Kunstakademie]]n. Die Künstler sind frei gestalterisch tätig, ihre Arbeiten werden von der [[Kunstkritik]] diskutiert, am entsprechenden Kunstmarkt gehandelt und in [[Museum|Museen]] und [[Galerie (Kunst)|Galerien]] ausgestellt.
*''Angewandte Kunst'' (Gebrauchskunst), wie [[Kunstgewerbe]]/Kunsthandwerk, [[Design]] mit einer berufsbezogenen Ausbildung in Deutschland, beispielsweise an [[Universitäten]], [[Kunsthochschule|Kunsthochschulen]] und [[Fachhochschule|Fachhochschulen]]. Es handelt sich um die gestalterische Umsetzung eigener Entwürfe oder von Vorgaben. Gegenwärtig werden die Exponate der angewandten Kunst zumeist in den [[Kunstgewerbemuseum|Kunstgewerbemuseen]], Museen für angewandte Kunst oder in Designmuseen gemeinsam ausgestellt. Daneben existieren einige Museen, die ausschließlich Design präsentieren. Darüber hinaus gibt es in einigen bedeutenden Kunstmuseen Abteilungen für angewandte Kunst.
*[[Darstellende Kunst]], Musik, Tanz, Theater und Film.


Die zweite Stufe stellt die Herstellung von [[Schmuck]] dar. Hier werden Gegenstände eigens zu dekorativen Zwecken hergestellt. Dazu gehören die durchlöcherten und mit Ocker eingefärbten, 80.000 Jahre alten Muschelschalen aus der südafrikanischen [[Blombos-Höhle]] und aus Marokko. Im Unterschied zu einer einfachen ästhetischen Dekoration hat Schmuck in der Regel eine symbolische Bedeutung und dient dazu, das Prestige seines Besitzers aufzuwerten.
Daneben wird nach wie vor zwischen [[profan]]er und [[sakral]]er Kunst unterschieden. Ein weiterer wichtiger Ansatz zur Einordnung von Kunstwerken nach ihrer Funktion sind die Kategorien [[Auftragskunst]] und ''Freie Kunst''. Hinzu kommt eine wertende Abgrenzung von [[Hochkultur]], wozu die Kunst gerechnet wird, und [[Alltagskultur]].


Die ältesten Zeugnisse der Kunst sind noch einmal jünger und tauchen erst vor rund 40.000 Jahren auf. Beschränkt sich die symbolische Bedeutung von Schmuck auf den sozialen Status seines Trägers, geht der symbolische Gehalt von Kunst darüber hinaus. Insbesondere die figürliche Kunst verweist auf etwas Äußeres, sie stellt etwas dar oder [[Zeichen|bezeichnet]] etwas. Sie setzt nicht nur symbolisches Denken voraus, sondern auch [[Fantasie]], die Fähigkeit sich etwas vorzustellen, was im jeweiligen Moment nicht real präsent ist.<ref>Thomas Junker: Die Evolution der Phantasie. Wie der Mensch zum Künstler wurde. Stuttgart, 2013, ISBN 978-3-7776-2180-7.</ref>
Grenzüberschreitungen zwischen diesen Disziplinen und Bereichen sowie den genutzten Ausdrucksformen sind häufig, dem Wesen der Kunst als kreative Äußerung entsprechend.


Welche Funktion die frühe Kunst hatte, ob sie anfangs eine religiös-kultische oder eine profane Funktion hatte, ist unklar. Sowohl Malerei und Skulptur als auch Musik und Tanz treten bereits in der Altsteinzeit in Erscheinung. Zu den [[Jungpaläolithische Kleinkunst|frühesten Zeugnissen]] von Kunst gehören die knapp 40.000 Jahre alten Elfenbeinfiguren aus dem [[Lonetal]] sowie die Flöten aus dem [[Geißenklösterle]]. Fast gleich alt sind Fels- und [[Höhlenmalerei]]en in [[Kunst der Aborigines|Australien]] und Indonesien. Diese sind sogar älter als die hierzulande bekannteren Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien, etwa aus der [[Chauvet-Höhle|Grotte Chauvet]].
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts trennten sich das Kunstgewerbe, im Sinne von künstlerischem Hervorbringen von Gebrauchswerten ([[Werkbund Streit]]) und das Design, im Sinne von planvollem Handeln für industrielle Zwecke. Das Design war eine wesentliche kulturelle Kraft der [[Moderne]] und der in den 80er Jahren aufkommenden [[Postmoderne]] in den hochindustrialisierten Ländern.


Das altersgleichen Zeugnisse von Kunst in Mitteleuropa und in Australien sprechen dafür, dass der anatomisch moderne [[Mensch]] (''Homo sapiens'') schon vorher, möglicherweise schon vor dem Verlassen Afrikas, zur Kunstherstellung fähig war, auch wenn archäologische Belege dafür bisher fehlen. Dafür spricht auch die handwerkliche Perfektion, die sich in den ältesten Kunstwerken von Beginn an zeigt.
== Bewertung der Kunst ==


Historisch entwickelten sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von Kulten und [[Ritual]]en. In der Frühzeit menschlicher Entwicklung ist das Auftreten von Kunst einer von mehreren Indikatoren für die Bildung von [[Bewusstsein]] und menschlichem [[Denken]]. ''Kunst'' bezeichnet in diesem Zusammenhang Verrichtungen oder Darstellungen (z.&nbsp;B. [[Musik]], [[Bemalung]]), die keinen unmittelbaren Nutzen zur [[Subsistenz|Lebenserhaltung]] erkennen lassen.
Seit jeher versuchen die Menschen Kunstwerke qualitativ zu beurteilen. Die Beurteilungskriterien der Qualität von Kunstwerken wechselte ständig im Laufe der Geschichte. Die Kriterien wurden von dem gesellschaftlich akzeptierten bzw. durchgesetzten [[Geschmack]] der jeweiligen Herrschafts- und Bildungsschicht aufgestellt, von einer Minderheit hinterfragt und von großen Teilen der Bevölkerung nicht übernommen. Jedes Zeitalter entwickelte eigene Vorstellungen darüber, was zum Bereich der Kunst gehört und was als minderwertig, dem [[Alltagskultur|Massengeschmack]] entsprechend, abqualifiziert wird. Insofern kann Kunst auch ein kulturelles Mittel zur [[Elite|elitären]] Abgrenzung von Individuen und Gruppen sein.


Bei heutigen [[Naturvolk|Naturvölkern]] lässt sich die frühe Kultfunktion von künstlerischen Ausdrucksformen ebenso studieren wie eine [[Anthropologie|anthropologische]] Konstante: das Bedürfnis (sich) zu schmücken, das sich im [[Ornament]] zuerst herausgebildet hat. Diskutiert werden außerdem soziale Funktionen von künstlerisch bzw. ornamental gestalteten Artefakten wie Spangen, [[Fibel (Schließe)|Fibeln]], Waffen usw. in den [[Clan]]&shy;gesellschaften der [[Ur- und Frühgeschichte]]. Damit fungiert ''Kunst'' seit frühester Zeit auch als [[Distinktion (Soziologie)|Distinktionsmerkmal]], wie es von der jüngeren Kunsttheorie und -soziologie diskutiert wird. Anthropologisch markiert Kunstproduktion vor ca. 40.000 Jahren (im [[Aurignacien]]) den Übergang vom ''Homo sapiens'' zum „Homo sapiens intellectus“. Da die Vorgeschichte per definitionem eine schriftlose Epoche ist, gibt es keinerlei Überlieferungen eines zeitgenössischen Kunstbegriffs.
Die [[Postmoderne|postmoderne]] Anschauung von Kunst stellt zum Teil die Ideen von Freiheit, Originalität und Authentizität in Frage, setzt bewusst Zitate anderer Künstler ein und verbindet historische und zeitgenössische Stile, Materialien und Methoden aber auch diverse [[Kunstgattung]]en miteinander. [[Plagiat]]e, Imitate und sehr stark von anderen Künstlern beeinflusste Werke gab und gibt es in jeder Phase der Kunstgeschichte. Heute werden solche Ausdrucksformen untersucht und nicht allesamt abgewertet. Es sei denn, der Produzent verbirgt seine Vorbilder und versucht, auf dem schwarzen Markt mit [[Kunstfälschung|Fälschungen]] Geld zu verdienen.


=== Altertum ===
Kunst ist das Produkt menschlicher [[Kreativität]], eine schöpferische Leistung, deren Ergebnis das Kunstwerk ist. Es lässt sich schwer beurteilen, da jeder [[Künstler]] seine eigenen Vorstellungen von Kunst und seine eigene Herangehensweise an kreativ-künstlerisches Handeln hat ([[Phasen des kreativen Prozesses]]). Der ästhetische Wert eines [[Kunstwerk]]es basiert auf gesellschaftlicher Übereinkunft oder beruht auf einem Bruch mit derselben. Kunst ist - wie jede menschliche Ausdrucksweise - determiniert durch die jeweiligen Gesellschaftsformen, die die Freiheit der Kunst teilweise erheblich einschränken. Kunst kann auf diesem Hintergrund in [[Totalitarismus|totalitären Staaten ]] eine [[affirmativ]]e, aber auch [[subversiv]]e Rolle spielen. Die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] verachteten die freie moderne Kunst so sehr, dass sie sie als [[entartete Kunst]] diffamierten, Künstler verfolgten, Einrichtungen - wie das [[Bauhaus]] - schlossen und Kunstwerke zerstörten.
[[Datei:Maler der Grabkammer des Horemhab 001.jpg|mini|[[Neues Reich|Ägypten]], ca. 1422–1411 v. Chr.]]


Von den frühen bis zu den späten [[antike]]n Kulturen, vom ägyptischen [[Altes Reich|Alten Reich]] über das [[Antikes Griechenland|klassische Griechenland]] bis zum späten [[Römisches Reich|Rom]], sind eine Fülle von Kunstwerken erhalten: Architektur, Skulpturen, Fresken und Kleinkunst. Dass sie als solche bezeichnet werden, ist jedoch ein [[Anachronismus]], denn zur Zeit ihrer Entstehung galten Malerei und Bildhauerei nicht als ''Kunst'', sondern als [[Handwerk]], ihre Erzeugnisse als Produkte von Handwerken, nicht aber Künstlern. Das [[Theater der griechischen Antike|Theater]] war bereits weit entwickelt und geachtet, aber wesentlich Bestandteil kultischer Handlungen.
Kunst ergibt sich aus der Wahl eines bestimmten [[Medium]]s, aus festgelegten Regeln für dessen Gebrauch und aus besonderen Vorstellungen und [[Wert]]en, die bestimmen, was durch das jeweilige Medium ausgedrückt werden soll, zum Beispiel welche Ideen, welche Weltanschauungen, welche Gefühle bewusst oder unbewusst zum Ausdruck gebracht werden. [[Avantgarde|Experimentelle Kunst]] versucht, diese Grenzen zu überschreiten.


Als ''freie Künste'' ''([[artes liberales]])'' wurden in der Antike jene Kenntnisse und Fähigkeiten bezeichnet, die einem freien Mann – nicht aber einem [[Sklave]]n – zur Verfügung stehen sollten. [[Martianus Mineus Felix Capella|Martianus Capella]] (um 400 nach Chr.) hat insgesamt sieben Künste in zwei Gruppen eingeteilt: das [[Trivium]] beinhaltete [[Grammatik]], [[Dialektik]] und [[Rhetorik]]; das [[Quadrivium]] umfasste [[Geometrie]], [[Arithmetik]], [[Astronomie]] und [[Musik]]. Von den ''Schönen Künsten'' im modernen Sinn war also allein die Musik in der Antike eine anerkannte Kunst. Niederes Handwerk waren dagegen die ''mechanischen Künste'' („artes mechanicae“), die mit der Hand ausgeführt werden mussten, worunter eben auch die [[Malerei]] oder die [[Bildhauerei]] fielen. Malerei und Bildhauerei sowie die Heilkunst (in den ''Aphorismen'' des [[Hippokrates von Kos|Hippokrates]]) wurden in der Antike aber auch als Kunst (''téchne'' bzw. ''ars mechanica'') und nicht als reine Technik (''epistéme'') angesehen.<ref>Klaus Bergdolt: ''Bildende Kunst und Medizin.'' 2005, S. 177.</ref>
Der amerikanische Maler [[Ad Reinhardt]] führt den Begriff ins Absurde, indem er sagt: ,,Kunst ist Kunst. Alles andere ist alles andere". Es sei demnach unnütz, Kunst genau definieren zu wollen. Alternativ kann man nach der Funktion von Kunst bzw. eines Kunstwerkes, nach der Intention des Künstlers sowie nach der Rezeption eines künstlerischen Werkes fragen und dabei die Gegebenheiten berücksichtigen, unter denen es entstanden ist.


Der [[Gegensatz]] (Antagonismus) von ''Kunst'', die vorwiegend aus dem [[Geist]] entsteht, und ''Kunst'', die manuell gefertigt werden muss, wird sich in der bildenden Kunst über 2.000 Jahre immer wieder anders manifestieren, vom [[Paragone (Kunsttheorie)|Paragone]] in der [[Renaissance]] (dem Wettstreit der Kunstgattungen, welche die edelste von allen sei) über den [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] des 18. Jahrhunderts und seinen Anteil am modernen Kunstbegriff (der technisches Können nur noch als banales Werkzeug des Künstlers begreift seiner Idee Ausdruck zu verleihen) bis hin zur [[Konzeptkunst]] der 1960er Jahre, die die künstlerische [[Idee]] gänzlich vom ausgeführten Gegenstand entkoppelt.
== Psychologische und biologische Ursachen ==


=== Mittelalter ===
Kunst im Sinne von künstlerischer Fertigkeit und bildhafter Erfassung wird beim Menschen durch die rechte Gehirnhälfte gesteuert. Sie ist vorrangig zuständig für räumliches Erfassen, für musikalische Empfindungen, kreative Gestaltungen und die Gefühle.
[[Datei:Hortus Deliciarum, Die Philosophie mit den sieben freien Künsten.JPG|mini|[[Sieben Freie Künste|Philosophia et septem artes liberales]] – Illustration aus dem [[Hortus Deliciarum]] der [[Herrad von Landsberg]] (12. Jahrhundert)]]


Mit den Umbrüchen der [[Völkerwanderungszeit]] löste sich das antike Kunstleben in Europa so gut wie auf. Der [[mittelalter]]liche Kunstbegriff übernimmt jedoch das Schema der ''[[artes mechanicae]]'' wie der ''[[Sieben Freie Künste|artes liberales]]'', der ''freien Künste'' des [[Philosophie|(philosophischen) Grundstudiums]], die in den drei großen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultäten]] [[Theologie]], [[Jurisprudenz]] und [[Medizin]] vorausgesetzt wurden.
[[Sigmund Freud]] sah in der Kunst – wie auch generell in jeder Tätigkeit die nach Schöpfung oder Machtgewinn strebt, den Versuch, den Trieb der [[Libido]] auf nicht sexuelle Weise zu kompensieren.


Der bildende Künstler ist nach wie vor Handwerker und in [[Zunft|Zünften]] wie alle anderen Berufe organisiert. Als Individuum tritt er selten in Erscheinung, die [[Signatur (Kunst)|Signatur]] eines Werkes ist unüblich. Auftraggeber für fast alle künstlerischen Produktionen – Malerei, Bildhauerei, Musik, Theater – ist die [[Kirche (Organisation)|Kirche]]. In geringerem Maße lässt sich auch der [[Feudalismus|feudale]] [[Adel]] [[Auftragsarbeit]]en liefern. Es entstehen [[profan]]e und [[Heilig|sakrale]] Ausdrucksformen, Bildtypen, Musikformen und anderes.
== Etymologie ==


Vertrat man in der Antike noch ein naturalistisches Menschenbild und versuchte, die Natur möglichst gut nachzuahmen, so definierte sich [[Schönheit]] im Mittelalter über den geistigen (religiösen) Gehalt einer Darstellung, wie er von den [[Scholastik]]ern als Schönheit Gottes erkannt wurde, die sich in der Kunst widerspiegeln sollte.
Bis ins [[18. Jahrhundert]] wurde mit den '''Künsten''' ([[Latein|lateinisch]]: ''artes'') der gesamte Bereich menschlicher Fertigkeiten bezeichnet. Der heutige Kunstbegriff entwickelte sich aus dem Begriff der Kunstfertigkeit, welcher [[Etymologie|etymologisch]] im Deutschen aus dem [[Mittelhochdeutsch|mittelhochdeutschen]] Wort ''Können'' hergeleitet werden kann - was aber zu Missverständnissen führt: Technische Perfektion, die meisterhafte Beherrschung eines Handwerks bei der Ausführung einer künstlerischen Arbeit ist für die heutige [[Kunsttheorie]] weder notwendige Voraussetzung für ein Kunstwerk, noch macht sie allein ein Kunstwerk aus.


== Geschichte ==
=== Frühe Neuzeit ===
Der Stellenwert der bildenden Kunst und der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] des Künstlers ändern sich in der [[Neuzeit]] mit dem Übergang zu einer [[Bürgertum|bürgerlichen]] Gesellschaft: Wo vorher meist im Auftrag von [[Kirche (Organisation)|Kirche]] und [[Adel]] Werke geschaffen werden, wächst mit dem gebildeten Kunstsammler ein neuer [[Rezipient]]entyp heran.<ref>[https://www.gko.uni-leipzig.de/historisches-seminar/seminar/geschichte-der-fruehen-neuzeit.html Epochencharakter der Frühen Neuzeit: Fakultät für Geschichte und Kunst – Universität Leipzig]</ref>


Dieser Prozess beginnt zuerst in Italien mit der Frührenaissance und setzt sich ab Mitte des 15.&nbsp;Jahrhunderts in ganz Europa fort. Die Städte erstarken und mit ihnen die Kaufleute, die ihre neue Stellung in der Feudalgesellschaft mit Kunst demonstrieren. Der Künstler emanzipiert sich, entdeckt sich als [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]], und schafft Werke, deren Hauptzweck nicht mehr die Vorstellung eines [[Glaube (Religion)|Glaube]]ns&shy;inhalts oder der Macht eines [[Fürst]]en ist, sondern die fachkundige Debatte über [[Entwerfen|Entwurf]], Ausführung und Könnerschaft, und ''[[Künstler]]'' wird Beruf. So entstehen hochkomplexe [[Ikonographie|ikonografische]] Bild- und Architekturprogramme, die zu enträtseln eine Aufgabe für das Kunstpublikum wird. Es entsteht eine neue literarische Gattung: ''[[Ekphrasis]]'', Kunstliteratur, Schreiben über Künstler und Kunst, und [[Betrachtung]] („Kunstgenuss“) als Bestandteil der künstlerischen Intention. Der nunmehr [[Autonomie des Kunstwerks|autonome]] Künstler denkt über seine Rolle nach, was in der bildenden Kunst im ''Paragone'' öffentlich gemacht wird.
Die Geschichte der Kunst umfasst die Veränderung der gesellschaftlichen Funktion und Stellung der Kunst, der theoretischen Auffassung über sie, und der Entwicklung der Kunstformen und Stilrichtungen.


Die „Wiedergeburt“, die im Begriff ''[[Renaissance]]'' angesprochen wird, bezieht sich auf die erneute Anknüpfung an die [[klassische Antike]], auf deren Menschenbild und Naturbegriff die Kunstproduktion aufbaut. In der Musik und Literatur blühen profane Werke. Die ''[[Reformation]]'' forciert die Schwächung der römisch-katholischen Kirche als wichtigstem Auftraggeber der Künstler, was auf dem [[Konzil von Trient]] mit einem ausführlichen Gegenkonzept beantwortet wird. Die Notwendigkeit einer katholischen [[Gegenreformation]] legt den Grundstock für die Explosion der künstlerischen Produktion in Musik und bildender Kunst im [[Barock]].
Seit ihren Anfängen war Kunst eng mit [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]], [[Spiel]] und dem [[Heilig]]en verbunden. Historisch entwickelten sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von [[Kult]]en und [[Ritual]]en. Ein zentrales Moment war somit die [[Religion]], die seit der frühen [[Neuzeit]] in den westlichen Gesellschaften allmählich an Einfluss verlor.


Diente das Kunstwerk noch zu Beginn der Neuzeit dazu, sich „Merkwürdiges“ einzuprägen, so verlor es diese Funktion mit zunehmender Verbreitung des [[Buchdruck]]s. In der Folgezeit entsteht das Problem des ständigen „Neuheitsschwundes“ der Kunst: Sie muss seither immer wieder durch Innovationen überraschen. Damit wird sie zu einem autonomen gesellschaftlichen Subsystem.<ref>Niklas Luhmann: ''Die Kunst der Gesellschaft.'' Frankfurt a.&nbsp;M. 1995.</ref>
In der europäischen Urzeit und bei heutigen Naturvölkern ist die Kunst vor allem ein Mittel der Religion.


=== Aufklärung ===
Im [[Römisches Reich|Römischen Reich ]] unterschied man die [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]] (''artes liberales''), bestehend aus dem [[Trivium]] und [[Quadrivium]], die gegenüber den mechanischen Künsten höher geschätzt wurden: [[Grammatik]], [[Dialektik]], [[Rhetorik]]; [[Geometrie]], [[Arithmetik]], [[Astronomie]] und [[Musik]].
[[Datei:Friedrich Schiller by Ludovike Simanowiz.jpg|mini|Literatur: [[Ludovike Simanowiz]]: [[Porträt]] [[Friedrich Schiller]] (1794)]]


In der zweiten Hälfte des 18. und am Anfang des 19.&nbsp;Jahrhunderts, im Zeitalter der [[Aufklärung]], begannen die gebildeten Kreise [[Gemälde]], [[Skulptur]]en und [[Architektur]] sowie [[Literatur]] und [[Musik]] als Kunst im heutigen Wortsinn zu diskutieren. Themen verbindend wurde die ''[[Ästhetik]]'' in Abgrenzung zum Hässlichen als Kategorie zur Qualifizierung von Kunstwerken begründet. [[Freiheit]] wurde zum Ideal für Politik, Wissenschaft sowie für die sich allmählich als eigenständige Bereiche herausbildenden Gattungen Literatur und Kunst. Der handwerkliche Aspekt künstlerischen Schaffens verlor an Bedeutung. Mit dem deutschen Idealismus stand die Idee über dem Artefakt. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Prozess war die durch die beginnende [[industrielle Revolution]] beschleunigte [[Säkularisierung]].
Die Einteilung in Literatur, Kunst, [[Handwerk]] und [[Wissenschaft]] bildete sich seit Ende des [[18. Jahrhundert]]s in Europa heraus.


Die Differenzierung zwischen Literatur und Kunst war das Ergebnis der kurz zuvor begonnenen [[Literaturgeschichte|Literaturdiskussion]], die sich nicht mehr mit allen geistigen Arbeiten befasste, sondern Romane, Dramen und Gedichte als ''Literatur'' in einem gewandelten Wortsinn zusammenfasste. Im Bestreben, ein größeres Publikum anzusprechen, wurde der Terminus ''Kunst'' zunächst auf Gemälde und Skulpturen verengt, auf Gegenstände, die in den [[Zeitung]]en und [[Zeitschrift]]en – den Journalen, die es seit dem frühen 18.&nbsp;Jahrhundert gab – vorgestellt und beurteilt wurden. Es entstand ein verbreitetes [[Rezension]]s&shy;wesen. Die Begriffe ''Werk'', ''Original'' und ''Genie'' als Ausdrucksformen der Individualität des [[Künstler]]s wurden durch [[Immanuel Kant|Kant]] geprägt. Man unterschied zwischen ''inneren'' und ''äußeren'' Bildern. Innere Bilder waren zum Beispiel [[Sprache]], [[Vorstellung]]en und die [[Idee]]n, äußere hingegen Einrichtungsgegenstände, Bauwerke oder handwerklich gefertigte Produkte.
Von den ''Künsten'' wurde vor dem 19. Jahrhundert zumeist so gesprochen wie heute von den Berufen, die eine Fachausbildung voraussetzen. Die Handwerke galten als eigene Künste, die ''[[artes mechanicae]]'', ebenso wie die Fächer des [[Philosophie|(philosophischen) Grundstudiums]], die ''[[Sieben Freie Künste|artes liberales]]'', die ''freien Künste'', die in den drei großen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin vorausgesetzt wurden. Bücher über einzelne Künste galten vor dieser Zeit zumeist Feldern erlernbarer Könnerschaft. Meisterleistungen des Ingenieurwesens wurden in Büchern zur "Bergbau-" oder "Wasserbau-Kunst" (Schleusenbau) behandelt.


Dem Freiheitsgedanken gemäß ist der bildende Künstler nicht mehr einem [[Auftragsmalerei|Auftraggeber]] verpflichtet, sondern produziert unabhängig für einen neu entstehenden [[Kunstmarkt]]. Damit wandeln sich zum einen die Themen, die statt religiöser und [[Mythologie|mythologischer]] Motive, [[Porträt]] und [[Allegorie]] nun zum Beispiel auch Schilderungen aus der Arbeitswelt des aufkommenden Industriekapitalismus umfassen. Zum anderen entwickeln sich individuelle Stile, die nicht zuletzt als [[Markenzeichen]], modern gesprochen als [[Marketing]]instrument der konkurrierenden Künstler dienen. Auch Komponisten wie [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] verabschieden sich aus festen Anstellungen bei weltlichen oder kirchlichen Fürsten. Diese neue Freiheit ist mit entsprechenden Risiken verbunden, das [[Romantik|romantische]] Bild des ''verarmten Künstlers'', verbunden mit dem ''[[Genie]]begriff'' sind die Folgen.
In der zweiten Hälfte des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zeitalter der [[Aufklärung]], begannen die gebildeten Kreise [[Gemälde]], [[Skulptur]]en und [[Architektur]], sowie [[Literatur]] und [[Musik]] als Kunst im heutigen Wortsinn zu diskutieren. Themenverbindend wurde die [[Ästhetik]] in Abgrenzung zum Hässlichen als Kategorie zur Qualifizierung von Kunstwerken begründet. [[Freiheit]] wurde zum Ideal für Politik, Wissenschaft sowie für die sich allmählich als eigenständige Bereiche herausbildenden Literatur und Kunst. Der handwerkliche Aspekt künstlerischen Schaffens verlor an Bedeutung. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Prozess war die durch die beginnende [[Industrielle Revolution]] beschleunigte [[Säkularisierung]].


=== Moderne ===
Die Differenzierung zwischen Literatur und Kunst war das Ergebnis der kurz zuvor begonnenen [[Literaturgeschichte|Literaturdiskussion]], die sich nicht mehr mit allen geistigen Arbeiten befasste, sondern Romane, Dramen und Gedichte als ''Literatur'' in einem gewandelten Wortsinn zusammenfasste. Im Bestreben, ein größeres Publikum anzusprechen, wurde der Terminus ''Kunst'' zunächst auf Gemälde und Skulpturen verengt, auf Gegenstände, die in den [[Zeitung]]en und [[Zeitschrift]]en - den Journalen, die es seit dem frühen 18. Jahrhundert gab -, vorgestellt und beurteilt wurden. Es entstand ein verbreitetes [[Rezension]]swesen. Die Begriffe [[Werk]], [[Original]] und [[Genie]] als Ausdrucksformen der Individualität des [[Künstler]]s wurden durch [[Immanuel Kant|Kant]] geprägt. Um Kunst [[Kommunikation|kommunizierbar]] zu machen, brauchte man geeignete [[Bild]]er. Man unterscheidet zwischen ''inneren'' und ''äußeren'' Bildern. Innere Bilder sind zum Beispiel [[Sprache]], [[Vorstellung]]en und die [[Idee]]n, äußere hingegen Einrichtungsgegenstände, Bauwerke oder irgendein anderes [[Ding]].
[[Datei:Autoportrait au béret, par Paul Cézanne.jpg|mini|[[Bildende Kunst]]: [[Paul Cézanne]]: Selbstbildnis (1898–1900)]]


Die Aufklärung bereitete den Kunstbegriff der ''[[Moderne]]'' vor. Emanzipierte sich am Ende des Mittelalters der Künstler zum autonomen Subjekt, so emanzipierte sich am Ende des barocken Feudalismus das ''[[Kunstwerk]]'' selbst und wurde autonom. Im Zeitalter von Maschinen, Arbeitsteilung und Automatisierung veränderte sich der Status von handwerklicher Tätigkeit in der Kunst. Kunst existiert nun nicht mehr in Funktionszusammenhängen, sondern allein aus sich heraus, wird zu ''[[L’art pour l’art]]''. Die in Funktionszusammenhängen verbleibenden Kunstformen konstituieren sich unter dem neuen Oberbegriff ''[[angewandte Kunst]]'' für das Kunstgewerbe.
Werden in der [[Kunstgeschichte]] bis zum 19. Jahrhundert aufeinander folgende so genannte [[Epoche|Kunstepochen]] definiert, entwickelten sich seit den frühen Phasen der [[Moderne|modernen Kunst]] verschiedene [[Stilrichtungen in der Kunst|Stilrichtungen]] nebeneinander. Je komplexer die gesellschaftlichen Verhältnisse wurden, desto mehr konkurrierende zeitgenössische und alte Kunst kam auf den prosperierenden [[Kunstmarkt]] und in die neu gegründeten [[Museum|Kunstmuseen]] . Die Bedeutung von [[Kunstausstellung]]en mit thematischen Schwerpunkten wächst stetig.


Während in der ''[[Stilkunde]]'' die Stilepochenbezeichnungen nachträglich dem jeweiligen Kunstschaffen angehängt wurden, prägen nun die Künstler im Wechselspiel mit der neu aufgekommenen [[Kunstkritik]] selber ihre Kategorien. Die zahlreichen, teils parallel entstehenden ''[[Ismen]]'' sind jetzt eher kurzzeitige ''[[Stil]]''-Begriffe als Epochenkonzepte.
Die Debatte um den [[Kunstbegriff]] als Ausdruck der Frage ''Was ist Kunst?'' verschob sich in der (Kunst)-[[Geschichte]] immer wieder. Die ''Artes'' wurden in der Neuzeit im westlichen Kulturbereich als menschliche kreative Fähigkeiten betrachtet und immer weiter differenziert. In anderen Kulturen gab und gibt es vielfältige nicht in Übereinstimmung zu bringende Antworten.


Die Bedeutung der [[Frauen in der Kunst]] nimmt zu.
Der heutige, in den meisten hochindustrialisierten Ländern verbreitete, Begriff der [[Kunstfreiheit]] ,der z.B. in das [[Grundgesetz]] aufgenommen worden ist, umfasst eine Vielzahl an menschlichen Ausdrucks- und Handlungsmöglichkeiten, zweckfrei oder mit unterschiedlichen Zielen verbunden. Im Zuge der [[Globalisierung]] entstand einerseits ein vermehrter Dialog verschiedener Kunstrichtungen in aller Welt, andererseits wurden regionale Unterschiede tendenziell nivelliert. In zahlreichen Staaten wird die Kunstausübung reglementiert und zu Propagandazwecken instrumentalisiert.


Mit dem Beginn der Moderne beginnt zugleich der Antagonismus der [[Gegenmoderne]]. Waren bis zur Aufklärung die Adressaten für Kunst nur ein sehr kleiner Kreis (der Klerus, der Adel, das reiche Bürgertum), so erweitert sich das Publikum mit der Entstehung des frei zugänglichen Kunstmarktes, den zu seiner Förderung veranstalteten öffentlichen Ausstellungen ([[Pariser Salon|Salons]]) und den in der Presse eröffneten Debatten über Kunst, der massenhaft verlegten Literatur usw. beträchtlich. Zugleich konzentrierte sich die künstlerische Auseinandersetzung sowohl in bildender Kunst wie der Musik oder Literatur immer stärker auf die Untersuchung der eigenen Entstehungsbedingungen. In dem Maße, in dem sich die Kunst selbst thematisierte ([[Metakunst]]), verlor sie das Interesse der breiten Schichten, denen sie als [[Avantgarde]] eigentlich vorangehen wollte.
== Zitate ==


Blieben zuvor Konflikte um Kunst intern und waren beispielsweise patriotischer Natur (florentinisches ''[[Disegno]]'' contra venezianisches ''Colore'') oder eine Frage des Geschmacks (Rubenisten contra Poussinisten, [[Querelle des Anciens et des Modernes|Streit der ''Anciens et Modernes'']] usw.), so verweigern nun ganze Teile der Gesellschaft der Kunst ihrer Zeit die Akzeptanz. Es entwickelt sich eine ''Gegenmoderne'', die ihre Ausdrucksformen in diversen der modernen Kunst entgegengesetzten Stilen sucht – z.&nbsp;B. durch [[Neoklassizismus (bildende Kunst)|neoklassizistische]], andere [[Historismus (Geschichtswissenschaft)|historistische]] oder bewusst [[Anachronismus|anachronistisch]] ausgerichtete Kunst. Dies kann als ein Protest gegen die Prinzipien moderner bzw. kontemporärer Kunst verstanden werden.
* ''Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!'' [[Karl Valentin]]
* ''Kunst ist, wenn man's nicht kann, denn wenn man's kann, ist's keine Kunst.'' [[Johann Nestroy]]
* ''Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.'' - [[Theodor W. Adorno]]
* ''Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen, so würde sie Wulst heißen''. [[Max Liebermann]]
* ''Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Künstler ausmacht, folgt: nur wer Künstler ist ist Mensch. ... Jeder Mensch ist ein Künstler.'' [[Joseph Beuys]]
* ''Wenn ich wüßte, was Kunst ist, würde ich es nicht verraten''. [[Pablo Picasso]]
* ''Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.''. [[Pablo Picasso]]
* ''Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele''. - [[Pablo Picasso]]
* ''Kunst ist das, was wir machen.'' [[Christo]] auf die Frage wie er und seine Frau Kunst definieren würden.
* ''Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit''. - [[Friedrich Schiller]]
* ''Wehe, wenn es uns gelänge, den Begriff zu definieren und damit zu zementieren! Kunst gibt sich dort zu erkennen, wo wir über das ästhetisch-sinnliche Erlebnis an unsere Möglichkeiten als geistbegabte Geschöpfe erinnert werden. Kunst hat etwas mit dem Bedürfnis zu tun, an unsere Grenzen zu gehen. Es mutet dem Menschen eine gewisse Anstrengung zu, nämlich die, über seinen Horizont hinauszublicken.'' [[Helmut Lachenmann]] auf die Frage ''Was ist Kunst?''
* ''Kunst ist Waffe.'' [[Friedrich Wolf]]


Über diesen Protest weit hinaus ging die Diffamierung der modernen Kunst im [[Nationalsozialismus]], der mit dem Schlagwort [[Entartete Kunst]] die [[Klassische Moderne]] im Ganzen zu treffen versuchte und die sogenannte [[Kunst im Nationalsozialismus|Deutsche Kunst]] mit brachialen Mitteln durchsetzte: durch Berufsverbote, höhnische Präsentationen wie in der [[Ausstellung „Entartete Kunst“]], bis hin zur Ermordung jüdischer Künstler im [[Holocaust]]. Ab November 1936 löste das [[NS-Staat|NS-Regime]] nach und nach alle Abteilungen der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in den deutschen Museen auf. In der [[Sowjetunion]] entstanden in den 1920er Jahren die noch als ''revolutionär'' empfundenen Avantgarden [[Konstruktivismus (Kunst)|Konstruktivismus]] und [[Suprematismus]], mit Beginn des [[Stalinismus]] gewann der anti-moderne Reflex die Oberhand und führte zum [[Sozialistischer Realismus|Sozialistischen Realismus]] in Literatur, bildender Kunst und Musik.
== Begriffe ==
=== Begriffe um Kunst ===
* [[Avantgarde]]
* [[Ikonografie]]
* [[Künstler]]
* [[Kunstakademie]]
* [[Kunstbegriff]]
* [[Kunstfälschung]]
* [[Kunstfreiheit]]
* [[Kunstgeschichte]]
* [[Kunstgewerbe]]
* [[Kunsthistoriker]]
* [[Kunst im öffentlichen Raum]]
* [[Kunstkritik]]
* [[Kunstpädagogik]]
* [[Kunstskandal]]
* [[Kunsttheorie]]
* [[Kunsttherapie]]
* [[Kunstverein]]
* [[Kunstwerk]]
* [[Kurator]]


Entsprechend den politischen Widersprüchen im Anschluss an die Phase des [[Totalitarismus]] seit den 1930er Jahren, entwickelte sich innerhalb der Moderne der ausgehenden 1950er Jahre als zeitgenössische Widerstandsbewegung oder Post-Avantgarde in den 1960er Jahren unterschiedliche Strömungen, sowohl in Zirkeln West- als auch Osteuropas, die sich gegen die Normierung infolge des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] und Stalinismus in der Sowjetunion wandten und verwehrten. Sie knüpften dabei an die Tradition der Salons der Frühmoderne in den Metropolen an, hatten aber eine weiterführende und verbindend-vermittelnde Funktion. Durch die Brüche der Kriege in Europa und Asien während der 1930er und 1940er Jahre, gewannen diese infolge der staatlichen Reorganisation in den 1950er Jahren nur bedingt an Dynamik.
=== Begriffe in der Kunst ===
* [[Denken]], [[Kreativität]], [[Intuition]], [[Vorstellung]], [[Idee]], [[Gestaltung]]
* [[Medien]], [[Medientheorie]], [[Bild]], [[Abbild]], [[Ikone]], [[Bildsprache]], [[Bildelement]], [[Stil|Duktus]], [[Skulptur]], [[Rauminstallation]]
* [[Licht]], [[Farbe]], [[Form]], [[Raum]], [[Ort]], [[Fläche]], [[Linie]]


Diese gewaltsame, durch den Staat hervorgerufene Unterbindung moderner Spielarten der Kunst ist allerdings nicht mit der Unzufriedenheit einiger Bevölkerungsteile über zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen (vor allem in der Architektur) gleichzusetzen. Ein Nebeneinander verschiedener Stile ist heute weitgehend akzeptiert und schafft eine große künstlerische Bandbreite in der heutigen oftmals als liberalistisch verstandenen [[Globalisierung#Globalisierung der Kultur|Globalkultur]] und dem Paradigma der Gleichzeitigkeit, verursacht durch die technische Digitalisierung des Alltags.
== Ausstellungen, Museen, Veranstaltungen ==

* [[Liste bekannter Museen]]
=== Postmoderne ===
* [[Liste deutscher Museen nach Themen#Kunst]]
[[Datei:Art & Language, Untitled Painting (1965), Tate Modern, London - 20130627.jpg|mini|[[Konzeptkunst]]: [[Art & Language]]: ''Mirror Piece'' (1965)]]
* [[Museum]], [[Galerie (Kunst)|Galerie]], [[White Cube]], [[Kunstausstellung]], [[Kunstfestival]], [[Kunstmarkt]]

* [[Documenta]], [[Biennale]]
Die ''[[postmoderne]] Anschauung'' von Kunst stellt zum Teil die Ideen von Freiheit, Originalität und Authentizität wieder in Frage, setzt bewusst Zitate anderer Künstler ein und verbindet historische und zeitgenössische Stile, Materialien und Methoden und unterschiedliche [[Kunstgattung]]en miteinander. [[Kunstbetrieb]] und Ausstellungsorte werden von einer [[Metaebene]] aus hinterfragt ''([[White Cube]])''. Die Grenzen zwischen [[Design]], [[Popkultur]] und [[Subkultur]] einerseits und [[Hochkultur (Soziologie)|Hochkultur]] andererseits verschwimmen.
* [[Louvre]], [[Prado]], [[Eremitage (St. Petersburg)|Eremitage]], [[Museum of Modern Art]], [[Tate Gallery]]

''[[Zeitgenössische Kunst]]'',<ref>{{DNB-Portal|1062989236|TEXT=Informationen zu|NAME=''Zeitgenössische Kunst, Akademie X: Lessons in Art + Life''}}.</ref> ''Kunst der Gegenwart'' und ähnliche Sammelbegriffe fassen gegenwartsbezogene Kunst nur sehr allgemein. Der Begriff [[Avantgarde|Künstlerische Avantgarde]] ist für die seit Beginn der Postmoderne entstehende Kunst überholt,<ref>{{Literatur |Autor=Peter Bürger |Titel=Theorie der Avantgarde (1974) |Verlag=Wallstein Verlag |Ort=Göttingen |Datum=2017 |ISBN=978-3-8353-3119-8}}</ref> da es in [[Offene Gesellschaft|offenen Gesellschaften]] und Kulturen höchstwahrscheinlich keine allgemeinverbindliche Richtung für eine Vorhut oder für Vorreiter geben kann. Daher wird der Begriff „zeitgenössische Kunst“ auch zur Umschreibung für künstlerische Arbeiten, Rauminstallationen oder prozesshafte Handlungen benutzt, die in der Gegenwart etwas so wahrnehmbar machen, dass sie kulturell bedeutend in die Zukunft wirken. Die in diesem Sinne freie und zeitgenössische Kunst ignoriert scheinbar alle Bedingungen, akademischen Regeln und Einteilungen, alle Kunststile, Kunstsparten und kulturellen Grenzen, während sie sich gleichzeitig die Freiheit nimmt, sie je nach künstlerischem Bedarf zu reflektieren, zu bearbeiten und zitathaft zu nutzen.

Derartige Kunst repräsentiert ein ''System Kunst'',<ref>Umstritten ist, inwieweit es sich um ein „selbstbestimmtes“ System handelt oder ob nicht auch der Kunstbetrieb und damit das „System Kunst“ vor allem ökonomischen Kriterien unterliegt. Vgl. z.&nbsp;B. Piroschka Dossi: ''Hype! Kunst und Geld.'' dtv, München 2007.</ref> das sich aus dem Zusammenwirken von mehreren Instanzen, Diskursen, institutionellen Akteuren und etablierten Praktiken ergibt.<ref>Tasos Zembylas: ''Kunst oder Nichtkunst: Über Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung.'' Wien, 1997, S.&nbsp;15.</ref> Zeitgenössische Kunst als global und interkulturell funktionierendes System vereint die Ursprünge in verschiedenen Kulturen, ''[[Kunstgeschichte]]'' zum theoretischen Fundament von Kunst, wobei für die abendländische Kunsttradition die [[antike Philosophie]] als historische Basis besonders bedeutend bleibt. Auch zeitgenössische Kunst lässt herkömmliche Einteilungen, wie Malerei, Bildhauerei, Tanz, Musik, Theater usw. durchscheinen, zeichnet sich jedoch gerade durch ihre Thematisierung, Infragestellung, Überwindung, Erweiterung, interdisziplinäre Integration und Ironisierung aus. Heute stehen [[Fotografie]], Videoprojektion und [[Videoinstallation|Video-Installation]], [[Environment]], Rauminstallationen, [[Happening]] und [[Performance (Kunst)|Performance]] neben Malerei und Theater, während die [[Medienkunst|Medienkünste]], darunter die [[Kinetische Kunst|Kinetik]] und [[Lichtkunst]] u. a. sich ohnehin so verorten, wie es jeweils mediengerecht und sachdienlich erscheint.

Parallel zu dieser Entwicklung wurde Anfang der 1970er Jahre die Schnittstelle zwischen den zu diesem Zeitpunkt weitgehend getrennten Medien, im engen Verständnis des Kunstbegriffes, zwischen Malerei und Fotografie kunsthistorisch relevant durch Arbeiten der Fotokünstler [[Pierre Cordier]] ([[Chimigramm]]e), [[Paolo Monti]] ([[Chemigramm]]) und [[Josef H. Neumann]] ([[Chemogramm]]e) geschlossen. Die Chemogramme von Josef H. Neumann schließen 1974 die Trennung von malerischem Grund und fotografischer Schicht, indem er sie, in einer bis zu diesem Zeitpunkt nie dagewesenen Symbiose, als nicht verwechselbares Unikat in gleichzeitiger malerischer und realer fotografischer Perspektive innerhalb einer fotografischen Schicht in Farben und Formen vereint.<ref>Hannes Schmidt: ''Bemerkungen zu den Chemogrammen von Josef Neumann. Ausstellung in der Fotografik Studio Galerie von Prof. Pan Walther.'' In: ''Photo-Presse.'' Heft 22, 1976, S. 6.</ref>

<gallery class="centered" perrow="5" heights="150" widths="150" caption="Chemogramme und Chimigramme">
Josef H Neumann- Gustav I (1976).jpg|[[Josef H. Neumann]]: Chemogramm,''Gustav I'' (1976)
Paolo Monti - Serie fotografica - BEIC 6363434.jpg|[[Paolo Monti]]: Chimigramm, Serie fotografica, 1970
</gallery>

Ähnlich wie in der Wissenschaft erschließt sich das umfassende Verständnis der möglichen Bedeutungen von Werken und Arbeiten oft erst durch eingehende Beschäftigung mit dem künstlerischen Gegenstand. Es wird in verschiedenen Kontexten interpretiert, die sich je nach Betrachter und Leser, je nach Publikum und den in das Geschehen Einbezogenen, sowie je nach Interessen der Kritiker und anderen professionellen Vermittlern wandeln und unterscheiden. In der ''[[Kunsttheorie]]'' wird der zeitgenössische Kunstbegriff intensiv diskutiert. Sie stellt dabei künstlerische Praktiken, Prozesse, Institutionen und Akteuren (Künstler, [[Rezipient]]en, Manager, Investoren/Käufer, …) sowie die Kunstwerke selbst ins Zentrum der Untersuchung.<ref>[[Tasos Zembylas]]: „Teil II: Kunstbegriffe“, in: Kulturbetriebslehre. Grundlagen einer Inter-Disziplin. Wiesbaden, 2004, S.&nbsp;117–219, sowie Tasos Zembylas (Hrsg.): Artistic Practices. Social Interactions and Cultural Dynamics. London, 2014.</ref>

== Voraussetzungen und Funktionen ==
Mit der Frage, welche biologischen Grundlagen das Kunstbedürfnis des Menschen hat, bzw. welche psychologischen, soziologischen, ökonomischen und politischen Funktionen Kunst für den [[Mensch]]en und die [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] hat, beschäftigen sich die [[Biologie]], die [[Kunstsoziologie]], die [[Psychologie]], die [[Rechtswissenschaft]] und die [[Kulturwissenschaften]] im Allgemeinen.
<!---
=== Kulturwissenschaft ===
''Welche Funktion Kunst in archaischen Gemeinschaften und heute erfüllt''
--->

=== Biologie ===
[[Datei:Chimpanzee congo painting.jpg|mini|Ein Bild des [[Congo (Schimpanse)|Schimpansen Congo]]]]

Die rasante Entwicklung der [[Biowissenschaften]] hat dazu geführt, dass auch höhere [[Kognition|kognitive]] Leistungen des Menschen in den biologischen Disziplinen untersucht werden. Davon sind auch das künstlerische Gestaltungsbedürfnis und die ästhetischen Empfindungen nicht ausgenommen. Biologische Untersuchungen mit Bezug auf die Kunst finden insbesondere in der [[Evolutionstheorie]] und der [[Neurowissenschaft]] statt.

In der Evolutionsbiologie werden Verhaltensweisen in der Regel über einen [[Selektion (Evolution)|Selektionsvorteil]] erklärt. Konkret bedeutet das, dass kunstbetreibende und kunstschätzende Menschen mehr Nachkommen zeugen müssten als die anderen. Ein derartiges Erklärungsmuster scheint in Bezug auf Kunst nicht unmittelbar einsichtig. Dennoch finden sich Kunstformen in allen historischen Epochen und Kulturbereichen, was darauf hinweist, dass ein Kunstbedürfnis biologisch gegeben und nicht ''allein'' ein Ergebnis sozialer Prägung ist. Für die biologische Verankerung des Kunstbedürfnisses können mehrere Erklärungen angeboten werden. Am wahrscheinlichsten ist die Kunst als Auswahlkriterium für die Partnerwahl. Die [[Evolution des Menschen|menschliche Evolution]] ist durch eine Zunahme des [[Gehirn]]&shy;volumens und damit der kognitiven Fähigkeiten geprägt. Die Fähigkeit, Kunst zu produzieren, ist ein von außen erkennbarer Hinweis auf [[Kreativität]], welche auch in anderen Bereichen zu kreativen Lösungen führen kann. Menschen, die Zeit für Kunst hatten, hatten keine Probleme, die täglichen Bedürfnisse nach Nahrung und Sicherheit zu stillen, denn wer neben dem Alltag noch Reserven für primär sinnfreie Tätigkeiten wie Kunst hat, stellt damit seine Überlebensfähigkeit dar. Der Mensch als soziales Wesen hat viele Mechanismen entwickelt, um seine sozialen Gemeinschaften zu stärken. Auch die Kunst kann als Spender gruppenspezifischer Traditionen und Werte menschliche Gemeinschaften stützen. Eine ergänzende Hypothese geht davon aus, dass das Kunstbedürfnis ein Nebenprodukt ([[Epiphänomen]]) der Entwicklung anderer überlebensrelevanter, kognitiver Leistungen ist. Die Vorteile dieser kognitiven Fähigkeiten müssten demzufolge die Nachteile des Kunstbedürfnisses (Zeit, Material) übersteigen.<ref>[[Nils Seethaler]]: ''Diskrepante Erklärungsansätze in Ethnologie und evolutionärer Psychologie zum Phänomen der bildenden Kunst.'' In: Benjamin P. Lange, Sascha Schwarz: ''Die menschliche Psyche zwischen Natur und Kultur''. Berlin 2015, S. 74–82.</ref>

Eine Bestätigung soziobiologischer Theorien durch Experimente ist nicht durchführbar, da Kreuzungsexperimente mit Menschen ethisch nicht vertretbar sind. Die Theorien müssen deshalb spekulativ bleiben. Insbesondere die Abgrenzung zum Kunstbedürfnis als Produkt der kulturellen Evolution ist schwierig.

=== Psychologie und Neurowissenschaften ===
In der Psychologie wird der gestalterische Aspekt von Kunst durch die Kreativitätsforschung untersucht, der Wahrnehmungs- und Bewertungsaspekt durch die [[experimentelle Ästhetik]].

Der Wert von Kunst wird zumindest in weiten Teilen im Ausdruck von Gefühlen gesehen.<ref>{{Literatur |Autor=Neill, A. |Hrsg=Levinson, J. |Titel=Art and Emotion |Sammelwerk=The Oxford Handbook of Aesthetics |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |Seiten=421-435}}</ref>

Die Bewertung eines künstlerischen Werks unterliegt unterschiedlichen Faktoren. Zum Beispiel führen Charakteristika des bewertenden Individuums (wie seine Persönlichkeit und sein [[Geschmack (Kultur)|Geschmack]]) zu unterschiedlichen Präferenzen. Eine Studie von über 90.000 Personen zeigte, dass [[Persönlichkeitseigenschaft|Persönlichkeitsmerkmale]], wie [[Offenheit (Psychologie)|Offenheit für Erfahrung]], starke Korrelate der Präferenzen für bestimmte Gemälde und für das Genießen von Besuchen in [[Galerie (Kunst)|Kunstgalerien]] sind.<ref>{{Literatur |Autor=Tomas Chamorro-Premuzic, Stian Reimers, Anne Hsu, Gorkan Ahmetoglu |Titel=Who art thou? Personality predictors of artistic preferences in a large UK sample: The importance of openness |Sammelwerk=British Journal of Psychology |Band=100 |Nummer=3 |Datum=2009-08 |ISSN=0007-1269 |Seiten=501–516 |DOI=10.1348/000712608x366867}}</ref>

Die Bewertung von Kunst ist über verschiedene Epochen hinweg weder völlig übereinstimmend, noch völlig unabhängig voneinander: Bei der Bewertung des Lebenswerks von [[Renaissance]]-Malern durch Kunsthistoriker aus über 450 Jahren beträgt der [[Kendall’scher Konkordanzkoeffizient|Grad der Übereinstimmung zwischen den Beurteilungen]] ungefähr ''W ='' 0,5 (mögliche Werte: 0 bis 1).<ref>{{Literatur |Autor=Victor Ginsburgh, Sheila Weyers |Titel=Persistence and fashion in art Italian Renaissance from Vasari to Berenson and beyond |Sammelwerk=Poetics |Band=34 |Nummer=1 |Datum=2006-02 |ISSN=0304-422X |Seiten=24–44 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0304422X05000318 |Abruf=2018-09-21 |DOI=10.1016/j.poetic.2005.07.001}}</ref>

Es zeigte sich, dass der [[Zeitgeist]] ebenso wie objektive Eigenschaften eines Werks, die nicht dem Zeitgeist unterliegen, eine Rolle für die Bewertung spielen. So wurde in einer Untersuchung von 15.618 [[Thema (Musik)|Themen]] aus der klassischen Musik die Bedeutung der objektiven Merkmale und des Zeitgeists untersucht. Sowohl die musikalische Originalität eines Themas relativ zu seinen zeitgenössischen Werken (dem Zeitgeist) als auch seine „absolute“ Originalität trugen in ähnlicher Größenordnung zur Popularität eines Themas bei.<ref>{{Literatur |Autor=Dean K. Simonton |Titel=Thematic fame, melodic originality, and musical zeitgeist: A biographical and transhistorical content analysis. |Sammelwerk=Journal of Personality and Social Psychology |Band=38 |Nummer=6 |Datum=1980 |Seiten=972–983 |DOI=10.1037/0022-3514.38.6.972}}</ref> Ähnliche Ergebnisse konnten auch für sprachliche Originalität gezeigt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Sven Form |Titel=Reaching Wuthering Heights with Brave New Words: The Influence of Originality of Words on the Success of Outstanding Best-Sellers |Sammelwerk=The Journal of Creative Behavior |Datum=2018-01 |ISSN=2162-6057 |Seiten=n/a–n/a |DOI=10.1002/jocb.230}}</ref> Auch der Kontext, in dem Kunst präsentiert wird, spielt eine wichtige Rolle bei deren Wahrnehmung.<ref>{{Literatur |Autor=Susanne Grüner, Eva Specker, Helmut Leder |Titel=Effects of Context and Genuineness in the Experience of Art |Sammelwerk=Empirical Studies of the Arts |Band=37 |Nummer=2 |Datum=2019 |ISSN=0276-2374 |Seiten=138-152 |Sprache=en |Online=https://www.researchgate.net/profile/Eva_Specker/publication/330414719_Effects_of_Context_and_Genuineness_in_the_Experience_of_Art/links/5c404afd92851c22a37b09a7/Effects-of-Context-and-Genuineness-in-the-Experience-of-Art.pdf |Format=PDF |KBytes= |DOI=10.1177/0276237418822896}}</ref>

Auf biologischen Grundlagen stützen sich die Neurowissenschaften bei der Erforschung des Kunstbedürfnisses. Ziel ist dabei die Zuordnung künstlerischen Schaffens zu neuronalen Prozessen oder zu unterschiedlichen neuronalen [[Hirnareal|Arealen]]. Hinzu kommt die enorme [[Heterogenität]] künstlerischer Aktivität. Sie führt dazu, dass verschiedene künstlerische Leistungen sich mit unterschiedlichen neuronalen Prozessen [[Korrelation|korrelieren]] lassen.

=== Psychoanalyse ===
[[Sigmund Freud]] sah in der Kunst – wie in jeder kreativen Tätigkeit – eine Möglichkeit, den Trieb der [[Libido]] auf nicht-sexuelle Weise zu [[Sublimierung (Psychoanalyse)|sublimieren]]. In der Psychoanalyse ist aber auch der Begriff der „Unkunst“ geläufig und wird häufig öffentlich kontrovers diskutiert, z.&nbsp;B. wenn es darum geht zu zeigen, wie der Mensch seine Macht über Tiere ausübt. Das Museum in Wolfsburg zeigte zum Beispiel 2022 eine Darbietung von [[Damien Hirst]], in der Hunderte Fliegen in einem Glaskasten ausschlüpften und durch eine elektronische Fliegenfalle getötet wurden.

=== Der Kunstbegriff in umfassender Bedeutung ===
Es gibt die schönen Künste, aber auch die Ingenieurskunst, die Kunst der Rede oder der Diplomatie, den Ballkünstler, und auf sehr vielen Gebieten den Künstler in seinem Fach. Was ist, in dieser umfassenden Bedeutung, aller Kunst gemeinsam – und was unterscheidet dann die Künstler in den jeweiligen Fächern voneinander? Kunst in diesem sehr weiten Sinn ist eine kreative Tätigkeit (und deren Ergebnis), die mit höchster Effizienz ausgeübt wird; dass also, gemessen an den eingesetzten Mitteln, mit dem Ergebnis eine möglichst große Wirkung erzielt wird. Bei vergleichbarer Wirkung erfährt nicht der höhere, sondern der vergleichsweise maßvollere Aufwand die höhere Wertschätzung als Kunst. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Instrumentarium nur einfach und bescheiden sein müsste oder dass es für den Künstler immer einfach ist, zur einfachsten Lösung eines Problems oder zu den wirkungsvollsten Ausdrucksmitteln zu gelangen.

Die einzelnen Formen von Kunst unterscheiden sich aber in der Art der Wirkung, und diese hängt vom Sachgebiet ab. Das Ziel der Ingenieurskunst ist z.&nbsp;B. die tragfähige und solide Brücke, das Wesentliche am Essay ist die scharfsinnige Analyse, der Schwerpunkt der schönen Künste liegt vorwiegend im Wecken und Anregen von Gefühlserlebnissen. Man kann viele Tätigkeiten als Kunst im weitesten Sinn ausüben; die Kriterien dafür sind [[Kreativität]] und Effizienz.

=== Rechtliche Stellung ===
Kunst ist eine Erscheinung in jeder Kultur, Gegenstand sozialer Konventionen und&nbsp;– sofern eine Gesellschaft ein [[Rechtswesen]] entwickelt&nbsp;– ein Objekt der [[Gesetzgebung]]. In demokratischen Ländern ist das Recht auf [[Kunstfreiheit]] entweder in der Verfassung verankert oder im Rahmen der [[Meinungsfreiheit]] garantiert. In Staaten mit anderer politischen Organisation wird die Kunstausübung häufig reglementiert und/oder zu [[Propaganda]]&shy;zwecken instrumentalisiert. Diktaturen setzen Kunst häufig gezielt dazu ein, das jeweilige Regime zu stabilisieren. Freier [[künstlerischer Ausdruck]] wird einer Zensur unterworfen und mit Repressionen bedroht oder ihnen tatsächlich ausgesetzt. Aufgrund derartiger Repressionen produzieren Künstler dann kritische Werke nicht (''[[Selbstzensur|Schere im Kopf]]''), veröffentlichen sie nicht oder gehen in eine [[innere Emigration]]. Einige Künstler verinnerlichen die staatlichen, sozialen und/oder religiösen Anforderungen und produzieren&nbsp;– aus Überzeugung oder aus wirtschaftlichen Zwängen&nbsp;– [[Affirmation|affirmative]] Werke.

[[Plagiat]]e, [[Kopieren (Kunst)|Imitate]] und stark von anderen Künstlern beeinflusste Werke gab und gibt es in jeder Phase der Kunstgeschichte. Wenn der Produzent seine Vorlagen verbirgt, ist dies als [[Kunstfälschung]] ebenso strafbar wie eine Verletzung des [[Urheberrecht]]s. Um eine solche Verletzung rechtlich fassbar zu machen, werden vom Gesetzgeber Kriterien eingeführt, die im Kunstbetrieb selbst keine Rolle spielen. So kann aus der Sicht des Urheberrechts ein Künstler ein Werk beispielsweise erst dann als sein Eigentum bezeichnen, wenn es eine ausreichende [[Schöpfungshöhe]] erreicht hat. Diese setzt eine persönliche, individuelle und geistige (menschliche) Schöpfung voraus, welche eine durch die menschlichen Sinne wahrnehmbare Form besitzt (''siehe'' [[Schöpfungshöhe#Die Schöpfungshöhe im deutschen Urheberrecht|Werkbegriff des Urheberrechts bzgl. der Schöpfungshöhe]]).

Die Kunstfreiheit ist in Deutschland ein durch {{Art.|5|gg|juris}} Abs.&nbsp;3 [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]]<ref>{{Internetquelle |url=https://dejure.org/gesetze/GG/5.html |titel=Art. 5 GG |sprache=de |abruf=2021-12-11}}</ref> geschütztes [[Grundrecht]]. Kunstwerke selbst können einerseits als [[Kulturgut|Kulturgüter]] rechtlichen Schutz durch nationale und internationale Bestimmungen und Organisationen ([[UNESCO]], [[Internationales Komitee vom Blauen Schild|Blue Shield]] etc.) genießen und andererseits auch rechtlichen Beschränkungen (Ausfuhrverbote etc.) unterworfen sein.<ref>Vgl. Arnold Nesselrath "Ohne Kunst keine Identität" in SZ vom 26. Juli 2015.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
* [[Portal:Kunst]], [[Portal:Gestaltung]], [[Portal:Architektur und Bauwesen]], [[Stilrichtungen in der Kunst]]
=== Kunst und bildende Kunst allgemein ===
* Ernst H. Gombrich: ''Die Geschichte der Kunst''. Phaidon, Berlin 2002.
* [[Georg W. Bertram]]: ''Kunst. Eine philosophische Einführung.'' Reclam, Ditzingen 2005.
* [[Fondation Beyeler]] (Hrsg.): ''Was ist Kunst?'' Hatje Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3526-1 ([http://www.hatjecantz.de/was-ist-kunst-5418-0.html hatjecantz.de]).
* [[Broder Christiansen]]: ''Philosophie der Kunst''. Clauss und Feddersen, Hanau 1909.
* [[Karlheinz Deschner]]: ''Kitsch, Konvention und Kunst. Eine literarische Streitschrift''. List, München 1957; Ullstein, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-548-34825-4.
* [[John Dewey]]: ''Kunst als Erfahrung''. Verlag, Frankfurt am Main 1998.
* [[Umberto Eco]]: ''Das offene Kunstwerk.'' Frankfurt am Main 2002.
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* [[Hans-Georg Gadamer]]: ''Die Aktualität des Schönen. Kunst als Spiel, Symbol und Fest''. Reclam, Ditzingen 1977.
* [[Nelson Goodman]]: ''Weisen der Welterzeugung''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-57615-1.
* Nelson Goodman: ''Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie''. Verlag, Frankfurt am Main 1997.
* [[Peter Hacks]]: ''Die Maßgaben der Kunst.'' Eulenspiegel-Verlag u. a.
* [[Michael Hauskeller]]: ''Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto''. Beck, München 2002, ISBN 3-406-45999-4.
* [[Dieter Henrich (Philosoph)|Dieter Henrich]], [[Wolfgang Iser]] (Hrsg.): ''Theorien der Kunst''. Frankfurt am Main 1999.
* [[Immanuel Kant]]: ''Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen''. Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald/Baden 2002, ISBN 3-928640-51-8.
* Harry Lehmann: ''Die flüchtige Wahrheit der Kunst. Ästhetik nach Luhmann.'' Fink, München 2006, ISBN 3-7705-4193-6.
* [[Heinrich Lützeler]]: ''Kunsterfahrung und Kunstwissenschaft. Systematische und entwicklungsgeschichtliche Darstellung und Dokumentation des Umgangs mit der bildenden Kunst''. (= ''Orbis academicus'' I/15, 1–3). 3 Bände. Alber, Freiburg/München 1975, ISBN 3-495-47309-2.
* [[Andreas Mäckler]]: ''1460 Antworten auf die Frage: Was ist Kunst?'' DuMont Buchverlag, Köln 2000, ISBN 3-7701-5420-7. (Früher: ''Was ist Kunst?'' 1987)
* [[Hanno Rauterberg]]: ''Und das ist Kunst?! – Eine Qualitätsprüfung.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-062810-7.
* Brigitte Riese: ''Seemanns Lexikon der Kunst. Architektur, Grafik, Kunsthandwerk, Malerei, Plastik, Schulen, Stile, Tendenzen''. [[E. A. Seemann Verlag]], Leipzig 2009, ISBN 978-3-86502-018-5.
* [[Christian Saehrendt]], [[Steen T. Kittl]]: ''Das kann ich auch – Gebrauchsanweisung für moderne Kunst.'' DuMont Literatur und Kunstverlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-7759-1.
* [[Władysław Tatarkiewicz|Wladyslaw Tatarkiewicz]], „What is Art? The Problem of Definition Today“, ''British Journal of Aesthetics'' 11 (1971), 134–153.
* [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Leo Graf Tolstoi]]: ''Was ist Kunst? Eine Studie.'' Wissenschaftlicher Verlag, Schutterwald/Baden 1998, ISBN 3-928640-33-X.
* [[Wolfgang Ullrich (Kunsthistoriker)|Wolfgang Ullrich]]: ''Was war Kunst? Biographien eines Begriffs.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2005.
* Wolfram Völker (Hrsg.): ''Was ist gute Kunst?'' Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1976-6.
* [[Tasos Zembylas]]: ''Kunst oder Nichtkunst. Über Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung.'' WUV-Univ.-Verlag, Wien 1997.


=== Romantik ===
* [[Wilhelm Heinrich Wackenroder]], [[Ludwig Tieck]]: ''Phantasien über die Kunst.'' 1799.


=== Kunst und Arbeitswelt ===
== Weblinks ==
* Friedrich Schnack: ''Die Welt der Arbeit in der Kunst.'' Schuler Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1965, {{DNB|454419473}}. (Kunst aus 38 Museen und Sammlungen in Europa, Russland und den USA – mit dem zeitlichen Schwerpunkt vom [[Merkantilismus]] bis zum [[Industriezeitalter]])
* [http://www.kunstlinks.de/ Kunstlinks: Portal zu Kunst und Kunstgeschichte, mit Ausstellungsübersicht, Sendungen im Fernsehen zu Kunst und einer umfangreichen Datenbank]
* [http://www.kunstaspekte.de/ Informationen zu Kunst, zu zeitgenössischen Künstlern und aktuellen Ausstellungen]
* [http://www.kunst-und-kultur.de/ Portal mit Datenbanken zu Künstlern, Museen etc.]
* [http://www.multimediakunst.net/ Internationales Künstlernetzwerk und offene Community]
* [http://www.galerienvirtuell.de/ Deutschsprachiges Künstlerverzeichnis sowie News aus Kunst und Kultur]
* [http://www.kunstforen.de/ Kunstportal mit Verzeichnis, Forum, Projekten und Galerie]


=== Außereuropäische Kunst ===
* Das grosse BeyArs Kunstlexikon von Hartmann mit 10.000 Begriffen zur freien Nutzung im Internet: http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_a_1.html
* [[Clifford Geertz]]: ''Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme.'' Frankfurt am Main 2002.


=== Kunst und Politik ===
* Walter Benjamin: [[Der Autor als Produzent|''Der Autor als Produzent. Ansprache im Institut zum Studium des Fascismus in Paris am 27. April 1934.'']] [https://www.texturen-online.net/methodik/benjamin/autor-als-produzent/ (online)]
* Tasos Zembylas (Hrsg.): ''Kunst und Politik. Aspekte einer Problematik''. Innsbruck 2000.
* Hansjürg Buchmeier, Peter Stobbe: ''Kunstsätze.'' Audio-CD. Verlag Martin Wallimann, Alpnach 2002, ISBN 3-908713-28-5.

=== Philosophische Ästhetik und Kunstpraxis ===
* [[Theodor W. Adorno]]: ''Gesammelte Schriften.'' Band 7: ''Ästhetische Theorie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970, ISBN 3-518-57083-8.
* Georg W. Bertram: ''Kunst als menschliche Praxis. Eine Ästhetik.'' Suhrkamp, Berlin 2014.
* Stephen Davies: ''The Philosophy of Art'', Blackwell, Malden, MA. 2006.
* [[John Dewey]]: ''[[Kunst als Erfahrung]].'' (Übersetzung aus dem Englischen von Christa Velten, Gerhard vom Hofe und Dieter Sulzer); Suhrkamp, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-518-28303-5.
* [[Noël Carroll (Philosoph)|Noel Carroll]]: ''Philosophy of Art. A contemporary introduction'', Routledge, London 1999.
* Daniel M. Feige: ''Kunst als Selbstverständigung.'' Mentis, Münster 2012.
* [[Annemarie Gethmann-Siefert]]: ''Einführung in die Ästhetik.'' Wilhelm Fink Verlag, München 1995, ISBN 3-7705-3059-4.
* Gordon Graham: ''Philosophy of the Arts. An introduction to Aesthetics'', 3. Aufl. Routledge, London 2005.
* [[Hans Robert Jauß|Hans Robert Jauss]] (Hrsg.): ''Die nicht mehr schönen Künste.'' Wilhelm Fink Verlag, München 1968.
* Harry Lehmann: ''Gehaltsästhetik. Eine Kunstphilosophie.'' W. Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5983-1.
* Reinold Schmücker: ''Was ist Kunst ? Eine Grundlegung'', 2. Aufl., V. Klostermann, Frankfurt a.&nbsp;M. 2014.
* [[Martin Seel]]: ''Ästhetik des Erscheinens.'' Frankfurt am Main 2003.
* Nina Zschocke: ''Der irritierte Blick : Kunstrezeption und Aufmerksamkeit.'' 1. Auflage. Wilhelm Fink Verlag, München / Paderborn 2005, ISBN 3-7705-4157-X.

== Weblinks ==
{{Commons|Art|Kunst}}
{{Wikibooks|Regal:Kunst|Kunst}}
{{Dateikat|Kunst}}
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{{Wikisource}}
{{Wikiversity|Annäherung an eine Kunstdefinition}}
{{Wiktionary}}
* {{DNB-Portal|4033422-3}}
* {{SEP|https://plato.stanford.edu/entries/art-definition/|The Definition of Art|Tom Adajian}}


== Einzelnachweise ==
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<references />


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[[sw:Usanifu]]
[[tr:Sanat]]
[[vi:Nghệ thuật]]
[[yi:קונסט]]
[[zh:艺术]]

Aktuelle Version vom 24. Mai 2025, 05:34 Uhr

Sebastiano Ricci: Allegorie der Künste 1690–1694

Das Wort Kunst (lateinisch ars, griechisch téchne[1]) bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist (Heilkunst,[2] Kunst der freien Rede). Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind.[3] Nach Tasos Zembylas unterliegt der Formationsprozess des Kunstbegriffs einem ständigen Wandel, der sich entlang von dynamischen Diskursen, Praktiken und institutionellen Instanzen entfalte.[4]

Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses.[5] Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber auch der Prozess bzw. das Verfahren selbst sein. So wie die Kunst im gesamten ist das Kunstwerk selbst gekennzeichnet durch das Zusammenwirken von Inhalt und Form.[6] Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden Künstler genannt.

Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Kunst wurde auf alle Produkte menschlicher Arbeit angewandt (vgl. Kunstfertigkeit) als Gegensatz zur Natur, was beispielsweise bei Kunststoff, Künstliche Ernährung, Künstliches Aroma, Künstliche Intelligenz ersichtlich wird.

Jedoch versteht man seit der Aufklärung unter Kunst vor allem die Ausdrucksformen der schönen Künste:[7]

Ausdrucksformen und Techniken der Kunst[8] haben sich seit Beginn der Moderne stark erweitert, so mit der Fotografie in der bildenden Kunst oder mit der Etablierung des Comics als Verbindung bildender Kunst mit der Narrativität der Literatur. Bei den darstellenden Künsten, Musik und Literatur lassen sich heute auch Ausdrucksformen der Neuen Medien wie Hörfunk, Fernsehen, Werbung und Internet hinzuzählen. Die klassische Einteilung verliert spätestens seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an Bedeutung. Kunstgattungen wie die Installation oder der Bereich der Medienkunst kennen die klassische Grundeinteilung nicht mehr.

Etymologie und Wortgebrauch

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Ägyptisches Mumienporträt, 2. Jahrhundert n. Chr.

Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es kunst (Plural kunsti), im Mittelhochdeutschen kunst (Pl. künste). Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum können mit der Bedeutung „das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Meisterschaft“. Die Redewendung „Kunst kommt von Können“ ist also etymologisch (dem Wortursprung nach) richtig. Zusätzlich wurde „Kunst“ in Lehnbedeutung für den lateinischen Begriff ars benutzt, z. B. im Bildungskanon der Sieben freien Künste, in Lebenskunst, Liebeskunst usw. Kunst bezieht sich in diesem Sinne grundsätzlich auf alles, was Menschen können und was von Menschen gemacht ist. Der entsprechende Gegenbegriff ist Natur, wie in dem alltäglichen Gegensatzpaar natürlich – künstlich.

Seit der Zeit der Aufklärung wird Kunst hauptsächlich in einem engeren Sinne als Oberbegriff der Ästhetik verwendet, der die Kunstgattungen (bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik und Literatur) und ihre verschiedenen Stile und Strömungen zusammenfasst. Zugehörige Begriffe sind z. B. Kunstwerk, Künstler, künstlerisch.[9] Auf diesen Begriff geht der vorliegende Artikel näher ein.

Der Begriff Kunst wurde und wird mithin gebraucht:

Als Gegensatz zu Natur
Schon bei Aristoteles, vor allem aber im Gefolge der Aufklärung und ihrem neuen Naturbegriff wird Kunst (gr. τέχνη, téchnē) als Gegensatz zu Natur (gr. φύσις, physis), als künstlich anstelle von natürlich verstanden. Heute verwendet man das Präfix Kunst- als Bezeichnung für „nicht natürliche“, also „künstliche“, Gegenstände und Materialien: Kunstpelz, Kunststoff, Kunstblume, Kunstherz, Kunstauge usw.
In diesem Sinne wurden auch alle Techniken, welche die natürlichen Elemente Wasser, Feuer, Dampf und Erde zähmten, steuerten und nutzbar machten, als Künste bezeichnet.
So bezeichnet Wasserkunst zunächst die Anlagen der Wasserversorgung und Entwässerung und später auch Springbrunnen­anlagen. Dampfkunst beschreibt die Verwendung von Dampfdruck für allerlei industrielle Techniken wie etwa die Dampfmaschine. Die bergmännische Kunst dient der Ausbeutung von Bodenschätzen, und Vorrichtungen zum Fördern von Lasten werden im Bergbau als Fahrkunst bezeichnet.
Im Sinne von Wissen, Erkennen, Erkenntnis, Einsicht
Ausgehend von der Philosophie der Antike, beispielhaft die „Hebammenkunst“ des Sokrates, wurde der Begriff Kunst seit dem 16. Jahrhundert nicht nur zur Beschreibung eines Wissens gebraucht, der Begriff wird ebenso synonym für Philosophie, aber auch die (Natur-)Wissenschaften verwendet.
Im Sinne von Fertigkeit, Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit und Handwerkskunst
Gemeint waren Fertigkeiten („fertig sein“ im Sinne von „ausgelernt sein“) innerhalb eines Fachgebiets sowie die Gesamtheit einer Fertigkeit (Fechtkunst, Reitkunst, Kochkunst, Heilkunst,[10] Rechenkunst, Schreibkunst, Lebenskunst) oder Tätigkeit (Flechtkunst, Töpferkunst), Sterbekunst als Synonym für die Tätigkeit eines Bestatters,[11] erhalten als „Kunstfertigkeit“. Eine negative Konnotation erhalten diese Künste, wenn damit geschickte Täuschungen gemeint sind (Diebeskünste, Verschönerungskünste, Schwarze Kunst, Verführungskunst oder Zauberkunst). Aus dem Bedeutungsfeld der Verstellungen kommt auch das Adjektiv „gekünstelt“.
Im Sinne von Handwerk und Kunsthandwerk
Bis in das 18. Jahrhundert wurde Kunst, ausgehend vom altgriechischen Techne, auch als Synonym für die Ausübung eines (technischen) Handwerks benutzt. Die dieses Spezialwissen (beispielsweise Feuerkunst für Feuerwerke herstellen,[12] Wasserkunst, bergmännische Kunst, Gartenkunst) Aufweisenden oder diese Künste als Meister Ausübenden hatten den Titel eines Kunstmeisters. Erhalten hat sich dieser Gebrauch in der Redensart „hergestellt nach allen Regeln der Kunst“ und im Begriff Baukunst. Im Wort Kunsthandwerk steckt heute noch das Handwerk, das mit der Hand erzeugte Gewerk. Mit Kant lässt sich schließlich die Trennung der Begriffe konstatieren: „Im engern Sinne sind Handwerk und Kunst genau unterschieden, obwohl es an naher Berührung, ja Verfließen von beiden nicht fehlt [vgl. Kunstgewerbe]: die Kunst wird vom Handwerk unterschieden, die erste heißt freie, die andere kann auch Lohnkunst heißen.“
Im Sinne von Wissenschaft
Seit dem Altertum werden die Anfangsgründe der Wissenschaft als die Sieben Freie Künste bezeichnet, bestehend aus dem Trivium (mit Grammatik, Rhetorik, Logik) und dem Quadrivium mit Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
Seit Leibniz kennt man die Bezeichnung wissenschaftlicher Disziplinen als „Sprachkunst (Grammatica), Redekunst (Rhetorica), Messekunst (Geometria), Beweiskunst (Logica), Sittenkunst (Ethica), Sehkunst (Optica), Zergliederkunst (Anatomia), Scheidkunst (Chymia) u. a.“. Bald jedoch wird die Kunst von der Wissenschaft unterschieden. Goethe meint dazu: „Kunst und Wissenschaft sind Worte, die man so oft braucht und deren genauer Unterschied selten verstanden wird, man gebraucht oft eins für das andere, und schlägt dann gegen andere Definitionen vor: ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen, Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur That verwendet. Wissenschaft wäre Vernunft, und Kunst ihr Mechanismus, deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre denn endlich Wissenschaft das Theorem, Kunst das Problem.“
Architektur: Frank Lloyd Wright: Fallingwater (1936–39)
Im Sinne von schöne Künste
Kunst im heutigen, am häufigsten gebrauchten Sinn wurde begrifflich vor allem von Winckelmann, Lessing, Herder, Goethe und Schiller geprägt. In ihren ästhetischen Schriften beschreiben sie die menschlichen Hervorbringungen zum Zwecke der Erbauung als Kunst, sei es im Theater, in der Literatur, in der Musik oder die Werke „bildender Künstler“, auf die sich der Begriff schließlich zunehmend verengt. So hat sich Kunst- auch als Präfix für Wortbildungen wie Kunstausstellung, Kunstwerk, Kunstauktion usw. herausgebildet.

Geschichte des Kunstbegriffes

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Venus von Willendorf, ca. 25.000 v. Chr.

Die Kunst ist die dritte Stufe in der Evolution ästhetischer Praktiken.[13] In der ersten Stufe haben frühe Vertreter der Gattung Homo Gegenstände lediglich dekoriert, verziert oder auf andere Weise ästhetisch gestaltet. So lässt sich schon an 1,8 Millionen alten Faustkeilen nachweisen, dass diese unter ästhetischen Gesichtspunkten bearbeitet wurden.

Die zweite Stufe stellt die Herstellung von Schmuck dar. Hier werden Gegenstände eigens zu dekorativen Zwecken hergestellt. Dazu gehören die durchlöcherten und mit Ocker eingefärbten, 80.000 Jahre alten Muschelschalen aus der südafrikanischen Blombos-Höhle und aus Marokko. Im Unterschied zu einer einfachen ästhetischen Dekoration hat Schmuck in der Regel eine symbolische Bedeutung und dient dazu, das Prestige seines Besitzers aufzuwerten.

Die ältesten Zeugnisse der Kunst sind noch einmal jünger und tauchen erst vor rund 40.000 Jahren auf. Beschränkt sich die symbolische Bedeutung von Schmuck auf den sozialen Status seines Trägers, geht der symbolische Gehalt von Kunst darüber hinaus. Insbesondere die figürliche Kunst verweist auf etwas Äußeres, sie stellt etwas dar oder bezeichnet etwas. Sie setzt nicht nur symbolisches Denken voraus, sondern auch Fantasie, die Fähigkeit sich etwas vorzustellen, was im jeweiligen Moment nicht real präsent ist.[14]

Welche Funktion die frühe Kunst hatte, ob sie anfangs eine religiös-kultische oder eine profane Funktion hatte, ist unklar. Sowohl Malerei und Skulptur als auch Musik und Tanz treten bereits in der Altsteinzeit in Erscheinung. Zu den frühesten Zeugnissen von Kunst gehören die knapp 40.000 Jahre alten Elfenbeinfiguren aus dem Lonetal sowie die Flöten aus dem Geißenklösterle. Fast gleich alt sind Fels- und Höhlenmalereien in Australien und Indonesien. Diese sind sogar älter als die hierzulande bekannteren Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien, etwa aus der Grotte Chauvet.

Das altersgleichen Zeugnisse von Kunst in Mitteleuropa und in Australien sprechen dafür, dass der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) schon vorher, möglicherweise schon vor dem Verlassen Afrikas, zur Kunstherstellung fähig war, auch wenn archäologische Belege dafür bisher fehlen. Dafür spricht auch die handwerkliche Perfektion, die sich in den ältesten Kunstwerken von Beginn an zeigt.

Historisch entwickelten sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von Kulten und Ritualen. In der Frühzeit menschlicher Entwicklung ist das Auftreten von Kunst einer von mehreren Indikatoren für die Bildung von Bewusstsein und menschlichem Denken. Kunst bezeichnet in diesem Zusammenhang Verrichtungen oder Darstellungen (z. B. Musik, Bemalung), die keinen unmittelbaren Nutzen zur Lebenserhaltung erkennen lassen.

Bei heutigen Naturvölkern lässt sich die frühe Kultfunktion von künstlerischen Ausdrucksformen ebenso studieren wie eine anthropologische Konstante: das Bedürfnis (sich) zu schmücken, das sich im Ornament zuerst herausgebildet hat. Diskutiert werden außerdem soziale Funktionen von künstlerisch bzw. ornamental gestalteten Artefakten wie Spangen, Fibeln, Waffen usw. in den Clan­gesellschaften der Ur- und Frühgeschichte. Damit fungiert Kunst seit frühester Zeit auch als Distinktionsmerkmal, wie es von der jüngeren Kunsttheorie und -soziologie diskutiert wird. Anthropologisch markiert Kunstproduktion vor ca. 40.000 Jahren (im Aurignacien) den Übergang vom Homo sapiens zum „Homo sapiens intellectus“. Da die Vorgeschichte per definitionem eine schriftlose Epoche ist, gibt es keinerlei Überlieferungen eines zeitgenössischen Kunstbegriffs.

Ägypten, ca. 1422–1411 v. Chr.

Von den frühen bis zu den späten antiken Kulturen, vom ägyptischen Alten Reich über das klassische Griechenland bis zum späten Rom, sind eine Fülle von Kunstwerken erhalten: Architektur, Skulpturen, Fresken und Kleinkunst. Dass sie als solche bezeichnet werden, ist jedoch ein Anachronismus, denn zur Zeit ihrer Entstehung galten Malerei und Bildhauerei nicht als Kunst, sondern als Handwerk, ihre Erzeugnisse als Produkte von Handwerken, nicht aber Künstlern. Das Theater war bereits weit entwickelt und geachtet, aber wesentlich Bestandteil kultischer Handlungen.

Als freie Künste (artes liberales) wurden in der Antike jene Kenntnisse und Fähigkeiten bezeichnet, die einem freien Mann – nicht aber einem Sklaven – zur Verfügung stehen sollten. Martianus Capella (um 400 nach Chr.) hat insgesamt sieben Künste in zwei Gruppen eingeteilt: das Trivium beinhaltete Grammatik, Dialektik und Rhetorik; das Quadrivium umfasste Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik. Von den Schönen Künsten im modernen Sinn war also allein die Musik in der Antike eine anerkannte Kunst. Niederes Handwerk waren dagegen die mechanischen Künste („artes mechanicae“), die mit der Hand ausgeführt werden mussten, worunter eben auch die Malerei oder die Bildhauerei fielen. Malerei und Bildhauerei sowie die Heilkunst (in den Aphorismen des Hippokrates) wurden in der Antike aber auch als Kunst (téchne bzw. ars mechanica) und nicht als reine Technik (epistéme) angesehen.[15]

Der Gegensatz (Antagonismus) von Kunst, die vorwiegend aus dem Geist entsteht, und Kunst, die manuell gefertigt werden muss, wird sich in der bildenden Kunst über 2.000 Jahre immer wieder anders manifestieren, vom Paragone in der Renaissance (dem Wettstreit der Kunstgattungen, welche die edelste von allen sei) über den deutschen Idealismus des 18. Jahrhunderts und seinen Anteil am modernen Kunstbegriff (der technisches Können nur noch als banales Werkzeug des Künstlers begreift seiner Idee Ausdruck zu verleihen) bis hin zur Konzeptkunst der 1960er Jahre, die die künstlerische Idee gänzlich vom ausgeführten Gegenstand entkoppelt.

Philosophia et septem artes liberales – Illustration aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (12. Jahrhundert)

Mit den Umbrüchen der Völkerwanderungszeit löste sich das antike Kunstleben in Europa so gut wie auf. Der mittelalterliche Kunstbegriff übernimmt jedoch das Schema der artes mechanicae wie der artes liberales, der freien Künste des (philosophischen) Grundstudiums, die in den drei großen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin vorausgesetzt wurden.

Der bildende Künstler ist nach wie vor Handwerker und in Zünften wie alle anderen Berufe organisiert. Als Individuum tritt er selten in Erscheinung, die Signatur eines Werkes ist unüblich. Auftraggeber für fast alle künstlerischen Produktionen – Malerei, Bildhauerei, Musik, Theater – ist die Kirche. In geringerem Maße lässt sich auch der feudale Adel Auftragsarbeiten liefern. Es entstehen profane und sakrale Ausdrucksformen, Bildtypen, Musikformen und anderes.

Vertrat man in der Antike noch ein naturalistisches Menschenbild und versuchte, die Natur möglichst gut nachzuahmen, so definierte sich Schönheit im Mittelalter über den geistigen (religiösen) Gehalt einer Darstellung, wie er von den Scholastikern als Schönheit Gottes erkannt wurde, die sich in der Kunst widerspiegeln sollte.

Der Stellenwert der bildenden Kunst und der Arbeit des Künstlers ändern sich in der Neuzeit mit dem Übergang zu einer bürgerlichen Gesellschaft: Wo vorher meist im Auftrag von Kirche und Adel Werke geschaffen werden, wächst mit dem gebildeten Kunstsammler ein neuer Rezipiententyp heran.[16]

Dieser Prozess beginnt zuerst in Italien mit der Frührenaissance und setzt sich ab Mitte des 15. Jahrhunderts in ganz Europa fort. Die Städte erstarken und mit ihnen die Kaufleute, die ihre neue Stellung in der Feudalgesellschaft mit Kunst demonstrieren. Der Künstler emanzipiert sich, entdeckt sich als Subjekt, und schafft Werke, deren Hauptzweck nicht mehr die Vorstellung eines Glaubens­inhalts oder der Macht eines Fürsten ist, sondern die fachkundige Debatte über Entwurf, Ausführung und Könnerschaft, und Künstler wird Beruf. So entstehen hochkomplexe ikonografische Bild- und Architekturprogramme, die zu enträtseln eine Aufgabe für das Kunstpublikum wird. Es entsteht eine neue literarische Gattung: Ekphrasis, Kunstliteratur, Schreiben über Künstler und Kunst, und Betrachtung („Kunstgenuss“) als Bestandteil der künstlerischen Intention. Der nunmehr autonome Künstler denkt über seine Rolle nach, was in der bildenden Kunst im Paragone öffentlich gemacht wird.

Die „Wiedergeburt“, die im Begriff Renaissance angesprochen wird, bezieht sich auf die erneute Anknüpfung an die klassische Antike, auf deren Menschenbild und Naturbegriff die Kunstproduktion aufbaut. In der Musik und Literatur blühen profane Werke. Die Reformation forciert die Schwächung der römisch-katholischen Kirche als wichtigstem Auftraggeber der Künstler, was auf dem Konzil von Trient mit einem ausführlichen Gegenkonzept beantwortet wird. Die Notwendigkeit einer katholischen Gegenreformation legt den Grundstock für die Explosion der künstlerischen Produktion in Musik und bildender Kunst im Barock.

Diente das Kunstwerk noch zu Beginn der Neuzeit dazu, sich „Merkwürdiges“ einzuprägen, so verlor es diese Funktion mit zunehmender Verbreitung des Buchdrucks. In der Folgezeit entsteht das Problem des ständigen „Neuheitsschwundes“ der Kunst: Sie muss seither immer wieder durch Innovationen überraschen. Damit wird sie zu einem autonomen gesellschaftlichen Subsystem.[17]

Literatur: Ludovike Simanowiz: Porträt Friedrich Schiller (1794)

In der zweiten Hälfte des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts, im Zeitalter der Aufklärung, begannen die gebildeten Kreise Gemälde, Skulpturen und Architektur sowie Literatur und Musik als Kunst im heutigen Wortsinn zu diskutieren. Themen verbindend wurde die Ästhetik in Abgrenzung zum Hässlichen als Kategorie zur Qualifizierung von Kunstwerken begründet. Freiheit wurde zum Ideal für Politik, Wissenschaft sowie für die sich allmählich als eigenständige Bereiche herausbildenden Gattungen Literatur und Kunst. Der handwerkliche Aspekt künstlerischen Schaffens verlor an Bedeutung. Mit dem deutschen Idealismus stand die Idee über dem Artefakt. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Prozess war die durch die beginnende industrielle Revolution beschleunigte Säkularisierung.

Die Differenzierung zwischen Literatur und Kunst war das Ergebnis der kurz zuvor begonnenen Literaturdiskussion, die sich nicht mehr mit allen geistigen Arbeiten befasste, sondern Romane, Dramen und Gedichte als Literatur in einem gewandelten Wortsinn zusammenfasste. Im Bestreben, ein größeres Publikum anzusprechen, wurde der Terminus Kunst zunächst auf Gemälde und Skulpturen verengt, auf Gegenstände, die in den Zeitungen und Zeitschriften – den Journalen, die es seit dem frühen 18. Jahrhundert gab – vorgestellt und beurteilt wurden. Es entstand ein verbreitetes Rezensions­wesen. Die Begriffe Werk, Original und Genie als Ausdrucksformen der Individualität des Künstlers wurden durch Kant geprägt. Man unterschied zwischen inneren und äußeren Bildern. Innere Bilder waren zum Beispiel Sprache, Vorstellungen und die Ideen, äußere hingegen Einrichtungsgegenstände, Bauwerke oder handwerklich gefertigte Produkte.

Dem Freiheitsgedanken gemäß ist der bildende Künstler nicht mehr einem Auftraggeber verpflichtet, sondern produziert unabhängig für einen neu entstehenden Kunstmarkt. Damit wandeln sich zum einen die Themen, die statt religiöser und mythologischer Motive, Porträt und Allegorie nun zum Beispiel auch Schilderungen aus der Arbeitswelt des aufkommenden Industriekapitalismus umfassen. Zum anderen entwickeln sich individuelle Stile, die nicht zuletzt als Markenzeichen, modern gesprochen als Marketinginstrument der konkurrierenden Künstler dienen. Auch Komponisten wie Mozart verabschieden sich aus festen Anstellungen bei weltlichen oder kirchlichen Fürsten. Diese neue Freiheit ist mit entsprechenden Risiken verbunden, das romantische Bild des verarmten Künstlers, verbunden mit dem Geniebegriff sind die Folgen.

Bildende Kunst: Paul Cézanne: Selbstbildnis (1898–1900)

Die Aufklärung bereitete den Kunstbegriff der Moderne vor. Emanzipierte sich am Ende des Mittelalters der Künstler zum autonomen Subjekt, so emanzipierte sich am Ende des barocken Feudalismus das Kunstwerk selbst und wurde autonom. Im Zeitalter von Maschinen, Arbeitsteilung und Automatisierung veränderte sich der Status von handwerklicher Tätigkeit in der Kunst. Kunst existiert nun nicht mehr in Funktionszusammenhängen, sondern allein aus sich heraus, wird zu L’art pour l’art. Die in Funktionszusammenhängen verbleibenden Kunstformen konstituieren sich unter dem neuen Oberbegriff angewandte Kunst für das Kunstgewerbe.

Während in der Stilkunde die Stilepochenbezeichnungen nachträglich dem jeweiligen Kunstschaffen angehängt wurden, prägen nun die Künstler im Wechselspiel mit der neu aufgekommenen Kunstkritik selber ihre Kategorien. Die zahlreichen, teils parallel entstehenden Ismen sind jetzt eher kurzzeitige Stil-Begriffe als Epochenkonzepte.

Die Bedeutung der Frauen in der Kunst nimmt zu.

Mit dem Beginn der Moderne beginnt zugleich der Antagonismus der Gegenmoderne. Waren bis zur Aufklärung die Adressaten für Kunst nur ein sehr kleiner Kreis (der Klerus, der Adel, das reiche Bürgertum), so erweitert sich das Publikum mit der Entstehung des frei zugänglichen Kunstmarktes, den zu seiner Förderung veranstalteten öffentlichen Ausstellungen (Salons) und den in der Presse eröffneten Debatten über Kunst, der massenhaft verlegten Literatur usw. beträchtlich. Zugleich konzentrierte sich die künstlerische Auseinandersetzung sowohl in bildender Kunst wie der Musik oder Literatur immer stärker auf die Untersuchung der eigenen Entstehungsbedingungen. In dem Maße, in dem sich die Kunst selbst thematisierte (Metakunst), verlor sie das Interesse der breiten Schichten, denen sie als Avantgarde eigentlich vorangehen wollte.

Blieben zuvor Konflikte um Kunst intern und waren beispielsweise patriotischer Natur (florentinisches Disegno contra venezianisches Colore) oder eine Frage des Geschmacks (Rubenisten contra Poussinisten, Streit der Anciens et Modernes usw.), so verweigern nun ganze Teile der Gesellschaft der Kunst ihrer Zeit die Akzeptanz. Es entwickelt sich eine Gegenmoderne, die ihre Ausdrucksformen in diversen der modernen Kunst entgegengesetzten Stilen sucht – z. B. durch neoklassizistische, andere historistische oder bewusst anachronistisch ausgerichtete Kunst. Dies kann als ein Protest gegen die Prinzipien moderner bzw. kontemporärer Kunst verstanden werden.

Über diesen Protest weit hinaus ging die Diffamierung der modernen Kunst im Nationalsozialismus, der mit dem Schlagwort Entartete Kunst die Klassische Moderne im Ganzen zu treffen versuchte und die sogenannte Deutsche Kunst mit brachialen Mitteln durchsetzte: durch Berufsverbote, höhnische Präsentationen wie in der Ausstellung „Entartete Kunst“, bis hin zur Ermordung jüdischer Künstler im Holocaust. Ab November 1936 löste das NS-Regime nach und nach alle Abteilungen der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in den deutschen Museen auf. In der Sowjetunion entstanden in den 1920er Jahren die noch als revolutionär empfundenen Avantgarden Konstruktivismus und Suprematismus, mit Beginn des Stalinismus gewann der anti-moderne Reflex die Oberhand und führte zum Sozialistischen Realismus in Literatur, bildender Kunst und Musik.

Entsprechend den politischen Widersprüchen im Anschluss an die Phase des Totalitarismus seit den 1930er Jahren, entwickelte sich innerhalb der Moderne der ausgehenden 1950er Jahre als zeitgenössische Widerstandsbewegung oder Post-Avantgarde in den 1960er Jahren unterschiedliche Strömungen, sowohl in Zirkeln West- als auch Osteuropas, die sich gegen die Normierung infolge des Kalten Krieges und Stalinismus in der Sowjetunion wandten und verwehrten. Sie knüpften dabei an die Tradition der Salons der Frühmoderne in den Metropolen an, hatten aber eine weiterführende und verbindend-vermittelnde Funktion. Durch die Brüche der Kriege in Europa und Asien während der 1930er und 1940er Jahre, gewannen diese infolge der staatlichen Reorganisation in den 1950er Jahren nur bedingt an Dynamik.

Diese gewaltsame, durch den Staat hervorgerufene Unterbindung moderner Spielarten der Kunst ist allerdings nicht mit der Unzufriedenheit einiger Bevölkerungsteile über zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen (vor allem in der Architektur) gleichzusetzen. Ein Nebeneinander verschiedener Stile ist heute weitgehend akzeptiert und schafft eine große künstlerische Bandbreite in der heutigen oftmals als liberalistisch verstandenen Globalkultur und dem Paradigma der Gleichzeitigkeit, verursacht durch die technische Digitalisierung des Alltags.

Konzeptkunst: Art & Language: Mirror Piece (1965)

Die postmoderne Anschauung von Kunst stellt zum Teil die Ideen von Freiheit, Originalität und Authentizität wieder in Frage, setzt bewusst Zitate anderer Künstler ein und verbindet historische und zeitgenössische Stile, Materialien und Methoden und unterschiedliche Kunstgattungen miteinander. Kunstbetrieb und Ausstellungsorte werden von einer Metaebene aus hinterfragt (White Cube). Die Grenzen zwischen Design, Popkultur und Subkultur einerseits und Hochkultur andererseits verschwimmen.

Zeitgenössische Kunst,[18] Kunst der Gegenwart und ähnliche Sammelbegriffe fassen gegenwartsbezogene Kunst nur sehr allgemein. Der Begriff Künstlerische Avantgarde ist für die seit Beginn der Postmoderne entstehende Kunst überholt,[19] da es in offenen Gesellschaften und Kulturen höchstwahrscheinlich keine allgemeinverbindliche Richtung für eine Vorhut oder für Vorreiter geben kann. Daher wird der Begriff „zeitgenössische Kunst“ auch zur Umschreibung für künstlerische Arbeiten, Rauminstallationen oder prozesshafte Handlungen benutzt, die in der Gegenwart etwas so wahrnehmbar machen, dass sie kulturell bedeutend in die Zukunft wirken. Die in diesem Sinne freie und zeitgenössische Kunst ignoriert scheinbar alle Bedingungen, akademischen Regeln und Einteilungen, alle Kunststile, Kunstsparten und kulturellen Grenzen, während sie sich gleichzeitig die Freiheit nimmt, sie je nach künstlerischem Bedarf zu reflektieren, zu bearbeiten und zitathaft zu nutzen.

Derartige Kunst repräsentiert ein System Kunst,[20] das sich aus dem Zusammenwirken von mehreren Instanzen, Diskursen, institutionellen Akteuren und etablierten Praktiken ergibt.[21] Zeitgenössische Kunst als global und interkulturell funktionierendes System vereint die Ursprünge in verschiedenen Kulturen, Kunstgeschichte zum theoretischen Fundament von Kunst, wobei für die abendländische Kunsttradition die antike Philosophie als historische Basis besonders bedeutend bleibt. Auch zeitgenössische Kunst lässt herkömmliche Einteilungen, wie Malerei, Bildhauerei, Tanz, Musik, Theater usw. durchscheinen, zeichnet sich jedoch gerade durch ihre Thematisierung, Infragestellung, Überwindung, Erweiterung, interdisziplinäre Integration und Ironisierung aus. Heute stehen Fotografie, Videoprojektion und Video-Installation, Environment, Rauminstallationen, Happening und Performance neben Malerei und Theater, während die Medienkünste, darunter die Kinetik und Lichtkunst u. a. sich ohnehin so verorten, wie es jeweils mediengerecht und sachdienlich erscheint.

Parallel zu dieser Entwicklung wurde Anfang der 1970er Jahre die Schnittstelle zwischen den zu diesem Zeitpunkt weitgehend getrennten Medien, im engen Verständnis des Kunstbegriffes, zwischen Malerei und Fotografie kunsthistorisch relevant durch Arbeiten der Fotokünstler Pierre Cordier (Chimigramme), Paolo Monti (Chemigramm) und Josef H. Neumann (Chemogramme) geschlossen. Die Chemogramme von Josef H. Neumann schließen 1974 die Trennung von malerischem Grund und fotografischer Schicht, indem er sie, in einer bis zu diesem Zeitpunkt nie dagewesenen Symbiose, als nicht verwechselbares Unikat in gleichzeitiger malerischer und realer fotografischer Perspektive innerhalb einer fotografischen Schicht in Farben und Formen vereint.[22]

Ähnlich wie in der Wissenschaft erschließt sich das umfassende Verständnis der möglichen Bedeutungen von Werken und Arbeiten oft erst durch eingehende Beschäftigung mit dem künstlerischen Gegenstand. Es wird in verschiedenen Kontexten interpretiert, die sich je nach Betrachter und Leser, je nach Publikum und den in das Geschehen Einbezogenen, sowie je nach Interessen der Kritiker und anderen professionellen Vermittlern wandeln und unterscheiden. In der Kunsttheorie wird der zeitgenössische Kunstbegriff intensiv diskutiert. Sie stellt dabei künstlerische Praktiken, Prozesse, Institutionen und Akteuren (Künstler, Rezipienten, Manager, Investoren/Käufer, …) sowie die Kunstwerke selbst ins Zentrum der Untersuchung.[23]

Voraussetzungen und Funktionen

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Mit der Frage, welche biologischen Grundlagen das Kunstbedürfnis des Menschen hat, bzw. welche psychologischen, soziologischen, ökonomischen und politischen Funktionen Kunst für den Menschen und die Gesellschaft hat, beschäftigen sich die Biologie, die Kunstsoziologie, die Psychologie, die Rechtswissenschaft und die Kulturwissenschaften im Allgemeinen.

Ein Bild des Schimpansen Congo

Die rasante Entwicklung der Biowissenschaften hat dazu geführt, dass auch höhere kognitive Leistungen des Menschen in den biologischen Disziplinen untersucht werden. Davon sind auch das künstlerische Gestaltungsbedürfnis und die ästhetischen Empfindungen nicht ausgenommen. Biologische Untersuchungen mit Bezug auf die Kunst finden insbesondere in der Evolutionstheorie und der Neurowissenschaft statt.

In der Evolutionsbiologie werden Verhaltensweisen in der Regel über einen Selektionsvorteil erklärt. Konkret bedeutet das, dass kunstbetreibende und kunstschätzende Menschen mehr Nachkommen zeugen müssten als die anderen. Ein derartiges Erklärungsmuster scheint in Bezug auf Kunst nicht unmittelbar einsichtig. Dennoch finden sich Kunstformen in allen historischen Epochen und Kulturbereichen, was darauf hinweist, dass ein Kunstbedürfnis biologisch gegeben und nicht allein ein Ergebnis sozialer Prägung ist. Für die biologische Verankerung des Kunstbedürfnisses können mehrere Erklärungen angeboten werden. Am wahrscheinlichsten ist die Kunst als Auswahlkriterium für die Partnerwahl. Die menschliche Evolution ist durch eine Zunahme des Gehirn­volumens und damit der kognitiven Fähigkeiten geprägt. Die Fähigkeit, Kunst zu produzieren, ist ein von außen erkennbarer Hinweis auf Kreativität, welche auch in anderen Bereichen zu kreativen Lösungen führen kann. Menschen, die Zeit für Kunst hatten, hatten keine Probleme, die täglichen Bedürfnisse nach Nahrung und Sicherheit zu stillen, denn wer neben dem Alltag noch Reserven für primär sinnfreie Tätigkeiten wie Kunst hat, stellt damit seine Überlebensfähigkeit dar. Der Mensch als soziales Wesen hat viele Mechanismen entwickelt, um seine sozialen Gemeinschaften zu stärken. Auch die Kunst kann als Spender gruppenspezifischer Traditionen und Werte menschliche Gemeinschaften stützen. Eine ergänzende Hypothese geht davon aus, dass das Kunstbedürfnis ein Nebenprodukt (Epiphänomen) der Entwicklung anderer überlebensrelevanter, kognitiver Leistungen ist. Die Vorteile dieser kognitiven Fähigkeiten müssten demzufolge die Nachteile des Kunstbedürfnisses (Zeit, Material) übersteigen.[24]

Eine Bestätigung soziobiologischer Theorien durch Experimente ist nicht durchführbar, da Kreuzungsexperimente mit Menschen ethisch nicht vertretbar sind. Die Theorien müssen deshalb spekulativ bleiben. Insbesondere die Abgrenzung zum Kunstbedürfnis als Produkt der kulturellen Evolution ist schwierig.

Psychologie und Neurowissenschaften

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In der Psychologie wird der gestalterische Aspekt von Kunst durch die Kreativitätsforschung untersucht, der Wahrnehmungs- und Bewertungsaspekt durch die experimentelle Ästhetik.

Der Wert von Kunst wird zumindest in weiten Teilen im Ausdruck von Gefühlen gesehen.[25]

Die Bewertung eines künstlerischen Werks unterliegt unterschiedlichen Faktoren. Zum Beispiel führen Charakteristika des bewertenden Individuums (wie seine Persönlichkeit und sein Geschmack) zu unterschiedlichen Präferenzen. Eine Studie von über 90.000 Personen zeigte, dass Persönlichkeitsmerkmale, wie Offenheit für Erfahrung, starke Korrelate der Präferenzen für bestimmte Gemälde und für das Genießen von Besuchen in Kunstgalerien sind.[26]

Die Bewertung von Kunst ist über verschiedene Epochen hinweg weder völlig übereinstimmend, noch völlig unabhängig voneinander: Bei der Bewertung des Lebenswerks von Renaissance-Malern durch Kunsthistoriker aus über 450 Jahren beträgt der Grad der Übereinstimmung zwischen den Beurteilungen ungefähr W = 0,5 (mögliche Werte: 0 bis 1).[27]

Es zeigte sich, dass der Zeitgeist ebenso wie objektive Eigenschaften eines Werks, die nicht dem Zeitgeist unterliegen, eine Rolle für die Bewertung spielen. So wurde in einer Untersuchung von 15.618 Themen aus der klassischen Musik die Bedeutung der objektiven Merkmale und des Zeitgeists untersucht. Sowohl die musikalische Originalität eines Themas relativ zu seinen zeitgenössischen Werken (dem Zeitgeist) als auch seine „absolute“ Originalität trugen in ähnlicher Größenordnung zur Popularität eines Themas bei.[28] Ähnliche Ergebnisse konnten auch für sprachliche Originalität gezeigt werden.[29] Auch der Kontext, in dem Kunst präsentiert wird, spielt eine wichtige Rolle bei deren Wahrnehmung.[30]

Auf biologischen Grundlagen stützen sich die Neurowissenschaften bei der Erforschung des Kunstbedürfnisses. Ziel ist dabei die Zuordnung künstlerischen Schaffens zu neuronalen Prozessen oder zu unterschiedlichen neuronalen Arealen. Hinzu kommt die enorme Heterogenität künstlerischer Aktivität. Sie führt dazu, dass verschiedene künstlerische Leistungen sich mit unterschiedlichen neuronalen Prozessen korrelieren lassen.

Sigmund Freud sah in der Kunst – wie in jeder kreativen Tätigkeit – eine Möglichkeit, den Trieb der Libido auf nicht-sexuelle Weise zu sublimieren. In der Psychoanalyse ist aber auch der Begriff der „Unkunst“ geläufig und wird häufig öffentlich kontrovers diskutiert, z. B. wenn es darum geht zu zeigen, wie der Mensch seine Macht über Tiere ausübt. Das Museum in Wolfsburg zeigte zum Beispiel 2022 eine Darbietung von Damien Hirst, in der Hunderte Fliegen in einem Glaskasten ausschlüpften und durch eine elektronische Fliegenfalle getötet wurden.

Der Kunstbegriff in umfassender Bedeutung

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Es gibt die schönen Künste, aber auch die Ingenieurskunst, die Kunst der Rede oder der Diplomatie, den Ballkünstler, und auf sehr vielen Gebieten den Künstler in seinem Fach. Was ist, in dieser umfassenden Bedeutung, aller Kunst gemeinsam – und was unterscheidet dann die Künstler in den jeweiligen Fächern voneinander? Kunst in diesem sehr weiten Sinn ist eine kreative Tätigkeit (und deren Ergebnis), die mit höchster Effizienz ausgeübt wird; dass also, gemessen an den eingesetzten Mitteln, mit dem Ergebnis eine möglichst große Wirkung erzielt wird. Bei vergleichbarer Wirkung erfährt nicht der höhere, sondern der vergleichsweise maßvollere Aufwand die höhere Wertschätzung als Kunst. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Instrumentarium nur einfach und bescheiden sein müsste oder dass es für den Künstler immer einfach ist, zur einfachsten Lösung eines Problems oder zu den wirkungsvollsten Ausdrucksmitteln zu gelangen.

Die einzelnen Formen von Kunst unterscheiden sich aber in der Art der Wirkung, und diese hängt vom Sachgebiet ab. Das Ziel der Ingenieurskunst ist z. B. die tragfähige und solide Brücke, das Wesentliche am Essay ist die scharfsinnige Analyse, der Schwerpunkt der schönen Künste liegt vorwiegend im Wecken und Anregen von Gefühlserlebnissen. Man kann viele Tätigkeiten als Kunst im weitesten Sinn ausüben; die Kriterien dafür sind Kreativität und Effizienz.

Rechtliche Stellung

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Kunst ist eine Erscheinung in jeder Kultur, Gegenstand sozialer Konventionen und – sofern eine Gesellschaft ein Rechtswesen entwickelt – ein Objekt der Gesetzgebung. In demokratischen Ländern ist das Recht auf Kunstfreiheit entweder in der Verfassung verankert oder im Rahmen der Meinungsfreiheit garantiert. In Staaten mit anderer politischen Organisation wird die Kunstausübung häufig reglementiert und/oder zu Propaganda­zwecken instrumentalisiert. Diktaturen setzen Kunst häufig gezielt dazu ein, das jeweilige Regime zu stabilisieren. Freier künstlerischer Ausdruck wird einer Zensur unterworfen und mit Repressionen bedroht oder ihnen tatsächlich ausgesetzt. Aufgrund derartiger Repressionen produzieren Künstler dann kritische Werke nicht (Schere im Kopf), veröffentlichen sie nicht oder gehen in eine innere Emigration. Einige Künstler verinnerlichen die staatlichen, sozialen und/oder religiösen Anforderungen und produzieren – aus Überzeugung oder aus wirtschaftlichen Zwängen – affirmative Werke.

Plagiate, Imitate und stark von anderen Künstlern beeinflusste Werke gab und gibt es in jeder Phase der Kunstgeschichte. Wenn der Produzent seine Vorlagen verbirgt, ist dies als Kunstfälschung ebenso strafbar wie eine Verletzung des Urheberrechts. Um eine solche Verletzung rechtlich fassbar zu machen, werden vom Gesetzgeber Kriterien eingeführt, die im Kunstbetrieb selbst keine Rolle spielen. So kann aus der Sicht des Urheberrechts ein Künstler ein Werk beispielsweise erst dann als sein Eigentum bezeichnen, wenn es eine ausreichende Schöpfungshöhe erreicht hat. Diese setzt eine persönliche, individuelle und geistige (menschliche) Schöpfung voraus, welche eine durch die menschlichen Sinne wahrnehmbare Form besitzt (siehe Werkbegriff des Urheberrechts bzgl. der Schöpfungshöhe).

Die Kunstfreiheit ist in Deutschland ein durch Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz[31] geschütztes Grundrecht. Kunstwerke selbst können einerseits als Kulturgüter rechtlichen Schutz durch nationale und internationale Bestimmungen und Organisationen (UNESCO, Blue Shield etc.) genießen und andererseits auch rechtlichen Beschränkungen (Ausfuhrverbote etc.) unterworfen sein.[32]

Portal: Kunst und Kultur – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kunst und Kultur
Portal: Bildende Kunst – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bildende Kunst

Kunst und bildende Kunst allgemein

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Kunst und Arbeitswelt

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  • Friedrich Schnack: Die Welt der Arbeit in der Kunst. Schuler Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1965, DNB 454419473. (Kunst aus 38 Museen und Sammlungen in Europa, Russland und den USA – mit dem zeitlichen Schwerpunkt vom Merkantilismus bis zum Industriezeitalter)

Außereuropäische Kunst

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  • Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main 2002.

Kunst und Politik

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Philosophische Ästhetik und Kunstpraxis

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  • Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Band 7: Ästhetische Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970, ISBN 3-518-57083-8.
  • Georg W. Bertram: Kunst als menschliche Praxis. Eine Ästhetik. Suhrkamp, Berlin 2014.
  • Stephen Davies: The Philosophy of Art, Blackwell, Malden, MA. 2006.
  • John Dewey: Kunst als Erfahrung. (Übersetzung aus dem Englischen von Christa Velten, Gerhard vom Hofe und Dieter Sulzer); Suhrkamp, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-518-28303-5.
  • Noel Carroll: Philosophy of Art. A contemporary introduction, Routledge, London 1999.
  • Daniel M. Feige: Kunst als Selbstverständigung. Mentis, Münster 2012.
  • Annemarie Gethmann-Siefert: Einführung in die Ästhetik. Wilhelm Fink Verlag, München 1995, ISBN 3-7705-3059-4.
  • Gordon Graham: Philosophy of the Arts. An introduction to Aesthetics, 3. Aufl. Routledge, London 2005.
  • Hans Robert Jauss (Hrsg.): Die nicht mehr schönen Künste. Wilhelm Fink Verlag, München 1968.
  • Harry Lehmann: Gehaltsästhetik. Eine Kunstphilosophie. W. Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5983-1.
  • Reinold Schmücker: Was ist Kunst ? Eine Grundlegung, 2. Aufl., V. Klostermann, Frankfurt a. M. 2014.
  • Martin Seel: Ästhetik des Erscheinens. Frankfurt am Main 2003.
  • Nina Zschocke: Der irritierte Blick : Kunstrezeption und Aufmerksamkeit. 1. Auflage. Wilhelm Fink Verlag, München / Paderborn 2005, ISBN 3-7705-4157-X.
Commons: Kunst – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Kunst – Lern- und Lehrmaterialien
 Dateien: Kunst – lokale Sammlung von Bildern und Mediendateien
Wikiquote: Kunst – Zitate
Wikisource: Kunst – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Kunst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Klaus Bergdolt: Bildende Kunst und Medizin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 177 f.
  2. Sönke Drewsen: Medizin – Wissenschaft oder Kunst? In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 7, 1989, S. 45–54.
  3. Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995.
  4. Tasos Zembylas: Kunst oder Nichtkunst: Über Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung. Wien, 1997, ISBN 3-85114-315-9
  5. Stephen Farthing (Hrsg.): Kunst. Die ganze Geschichte. DuMont, Köln 2011, ISBN 978-3-8321-9385-0 (englisch: Art. The whole story. Übersetzt von Jens Asthoff).
  6. Kunst, Artikel im Onlinelexikon wissen.de, Konradin Mediengruppe, Leinfelden-Echterdingen.
  7. Brockhaus Enzyklopädie. 21. Auflage. Band 16, Brockhaus, Leipzig 2006, ISBN 3-7653-4116-9, S. 93–94.
  8. Kunstlexikon Kunststile, Epochen & Events. Hatje Cantz.
  9. Kunst. In: Brockhaus. 21. Auflage. Band 16, 2006, S. 93–94.
  10. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus den medizinischen Schriften der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 187, Anm. 1 (zur Medizin als Kunst im Sinne von griechisch téchne mit dem Aspekt Kunstfertigkeit, der technischen Beherrschung eines Faches).
  11. Johann Paul Wolf: Die Feuerkunst als ein Bildniß der Sterbekunst: Bey Christlicher und ansehnlicher Leichbestattung. 1693. Google-Books
  12. Wolffgang Augustin Mayer: Lust- Lufft- und Feuer Kunst: auss welcher ohne sondern Costen und Mühe zuerlangen, wie man Schwürmer, gross- und kleine Ragetten, Pumpen und Masculen Stöcke, gross- und kleine, auch Ragetenwerffende Wasser-Kugeln, mit unterschiedenen Absätzen und Umbgängen, bereiten und zurichten solle. : Sambt denen beygefügten allerhand Materien, und ihren zusammen gesetzten ordenlichen Dosen, Gewichten und Massen. : Wie solches alles punctualiter auss denen beygefügten und vorgedruckten 38. Figuren zuersehen und zu erlernen. : Allen Liebhabern, und den Drähern sehr nutzlich. in Verlegung Mattheus Schultes, 1680 (Google-Books)
  13. Gábor Paál: Was ist schön? Die Ästhetik in allem. S. 156–165. Würzburg, 2020, ISBN 978-3-8260-7104-1
  14. Thomas Junker: Die Evolution der Phantasie. Wie der Mensch zum Künstler wurde. Stuttgart, 2013, ISBN 978-3-7776-2180-7.
  15. Klaus Bergdolt: Bildende Kunst und Medizin. 2005, S. 177.
  16. Epochencharakter der Frühen Neuzeit: Fakultät für Geschichte und Kunst – Universität Leipzig
  17. Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1995.
  18. Informationen zu Zeitgenössische Kunst, Akademie X: Lessons in Art + Life im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  19. Peter Bürger: Theorie der Avantgarde (1974). Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3119-8.
  20. Umstritten ist, inwieweit es sich um ein „selbstbestimmtes“ System handelt oder ob nicht auch der Kunstbetrieb und damit das „System Kunst“ vor allem ökonomischen Kriterien unterliegt. Vgl. z. B. Piroschka Dossi: Hype! Kunst und Geld. dtv, München 2007.
  21. Tasos Zembylas: Kunst oder Nichtkunst: Über Bedingungen und Instanzen ästhetischer Beurteilung. Wien, 1997, S. 15.
  22. Hannes Schmidt: Bemerkungen zu den Chemogrammen von Josef Neumann. Ausstellung in der Fotografik Studio Galerie von Prof. Pan Walther. In: Photo-Presse. Heft 22, 1976, S. 6.
  23. Tasos Zembylas: „Teil II: Kunstbegriffe“, in: Kulturbetriebslehre. Grundlagen einer Inter-Disziplin. Wiesbaden, 2004, S. 117–219, sowie Tasos Zembylas (Hrsg.): Artistic Practices. Social Interactions and Cultural Dynamics. London, 2014.
  24. Nils Seethaler: Diskrepante Erklärungsansätze in Ethnologie und evolutionärer Psychologie zum Phänomen der bildenden Kunst. In: Benjamin P. Lange, Sascha Schwarz: Die menschliche Psyche zwischen Natur und Kultur. Berlin 2015, S. 74–82.
  25. Neill, A.: Art and Emotion. In: Levinson, J. (Hrsg.): The Oxford Handbook of Aesthetics. Oxford University Press, Oxford 2003, S. 421–435.
  26. Tomas Chamorro-Premuzic, Stian Reimers, Anne Hsu, Gorkan Ahmetoglu: Who art thou? Personality predictors of artistic preferences in a large UK sample: The importance of openness. In: British Journal of Psychology. Band 100, Nr. 3, August 2009, ISSN 0007-1269, S. 501–516, doi:10.1348/000712608x366867.
  27. Victor Ginsburgh, Sheila Weyers: Persistence and fashion in art Italian Renaissance from Vasari to Berenson and beyond. In: Poetics. Band 34, Nr. 1, Februar 2006, ISSN 0304-422X, S. 24–44, doi:10.1016/j.poetic.2005.07.001 (elsevier.com [abgerufen am 21. September 2018]).
  28. Dean K. Simonton: Thematic fame, melodic originality, and musical zeitgeist: A biographical and transhistorical content analysis. In: Journal of Personality and Social Psychology. Band 38, Nr. 6, 1980, S. 972–983, doi:10.1037/0022-3514.38.6.972.
  29. Sven Form: Reaching Wuthering Heights with Brave New Words: The Influence of Originality of Words on the Success of Outstanding Best-Sellers. In: The Journal of Creative Behavior. Januar 2018, ISSN 2162-6057, S. n/a–n/a, doi:10.1002/jocb.230.
  30. Susanne Grüner, Eva Specker, Helmut Leder: Effects of Context and Genuineness in the Experience of Art. In: Empirical Studies of the Arts. Band 37, Nr. 2, 2019, ISSN 0276-2374, S. 138–152, doi:10.1177/0276237418822896 (englisch, researchgate.net [PDF]).
  31. Art. 5 GG. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  32. Vgl. Arnold Nesselrath "Ohne Kunst keine Identität" in SZ vom 26. Juli 2015.