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„Ingelheim (Adelsgeschlecht)“ – Versionsunterschied

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Das [[Adel|Adelsgeschlecht]] derer von [[Ingelheim am Rhein|Ingelheim]] ist
[[Datei:Ingelheim-Wappen.png|mini|Stammwappen derer von Ingelheim]]
Das zum rheinischen Uradel gehörende [[Adel]]sgeschlecht derer von Ingelheim ist seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen. Die Stammreihe des Geschlechts geht bis auf das Jahr 1192 zurück. Seit der Heirat einer Erbtochter der im Mannesstamm erloschenen [[Echter (Adelsgeschlecht)|Echter von Mespelbrunn]] im 17. Jahrhundert führt die Familie den um den [[Genanntname]]n ergänzten Titel '''Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn'''. Der Stammsitz der Familie ist [[Ingelheim am Rhein|Ingelheim]] bei [[Mainz]].
seit dem [[12. Jahrhundert]] urkundlich nachgewiesen.


== Geschichte ==
[[Bild:Wappen_Johan_von_Ingelhaim.jpg|thumb|Wappen des Johan von Ingelhaim als Teilnehmer eines Ritterturniers zu Worms im Jahre 1209]]
Die Ingelheim gelten als eine der ältesten [[Rheinland|rheinischen]] edelfreien und damit ritterbürtigen Familien Deutschlands. Sie waren über Jahrhunderte als Schöffen am [[Gerichte des Ingelheimer Reiches|Ingelheimer Gericht und dem dortigen Oberhof]] tätig, bei dem zwischen 1300 und 1680 siebzig Gerichte von [[Bad Kreuznach|Kreuznach]] bis in die [[Wetterau]] „zu Haupte gingen“ (= Rat holten).


''Gerlachus de Ingilnheim, ministerialis regis,'' erscheint 1140 urkundlich als [[Ministeriale]] [[Lothar III. (HRR)|Lothars III.]]<ref>[[Jan Paul Niederkorn]], [[Karel Hruza]] (Bearb.): ''[[Regesta Imperii]]'' Band IV,1,2: ''Konrad III. 1138 (1093/94)–1152.'' Böhlau, Wien u. a. 2008, S. 72 ([http://www.regesta-imperii.de/regesten/4-1-2-konrad-iii/nr/1140-02-02-2-0-4-1-2-172-171.html?tx_hisodat_sources%5BitemsPerPage%5D=50&tx_hisodat_sources%5BorderBy%5D=50&tx_hisodat_sources%5BascDesc%5D=10&tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=e901456ad40eb6c076f724763030f533#rinav online] mit weiterführenden Hinweisen).</ref> Das erste Wappensiegel stammt von Herbold von Ingelheim, [[Schultheiß]] am Ingelheimer Rittergericht von 1225. Die ununterbrochene [[Stammreihe]] beginnt mit Johann von Ingelheim, Ritter, erstmals erwähnt 1192.
In Turnierbüchern wird freilich auch ein [[Turnier]] von [[935]]
in Magedeburg erwähnt, an dem ein Ritter von [[Ingelheim am Rhein|Ingelheim]] teilgenommen hat, und das fränkische Königsgut seit merowingischer Zeit und die Einrichtung der [[Königspfalz|Pfalz]] unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] begünstigen die Vorstellung, dass der Verwalter dieser Pfalz der Begründer des Adelsgeschlechtes gewesen sein könne. Unabhängig von solchen Spekulationen gehört die Familie aber eindeutig zum [[Uradel]] und lebte schon Jahrhunderte im [[Ingelheimer Grund]], als dieser 1375 vom [[Pfalzgraf]]en [[Ruprecht I. (Pfalz)|Ruprecht I.]] erworben wurde.


Der [[Ingelheimer Grund]] wurde 1375 vom [[Pfalzgraf]]en [[Ruprecht I. (Pfalz)|Ruprecht I.]] als Reichspfand erworben. In dieser Zeit nahmen die Ingelheim vielfältige Aufgaben am [[Ingelheimer Oberhof]] als Schöffen, Schultheißen und Oberschultheißen wahr.<ref name="Kopiar" /> In der [[Burgkirche (Ingelheim)|Burgkirche zu Ingelheim]] und in der [[St. Vitus (Handschuhsheim)|St.-Vitus-Kirche]] in [[Handschuhsheim|Heidelberg-Handschuhsheim]] sind noch mehrere Epitaphe von Mitgliedern aus der Familie von Ingelheim zu sehen.
Die Familie blieb auch nach dem Übertritt ihres Landesherrn katholisch und orientierte sich zum [[Erzbistum Mainz]], in dessen Verwaltung sie aufstieg. 1679 wurde [[Anselm Franz von Ingelheim (Mainz)|Anselm Franz von Ingelheim]] [[Erzbischof]] und [[Kurfürst]] von [[Kurmainz|Mainz]], 1680 wurde die Familie von Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] in den [[Reichsfreiherr]]nstand erhoben, 1737 durch Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] in den [[Graf#Reichsgraf|Reichsgrafenstand]]. Durch Erbgang traten sie die Nachfolge der Familie ''Echter von [[Mespelbrunn]]'' an und führten von da an den Namen ''„Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn“''.


Die Familie blieb auch nach dem Übertritt ihres Landesherrn zum [[Protestantismus]] katholisch und orientierte sich zum [[Erzbistum Mainz]], in dessen Verwaltung sie aufstieg. 1679 wurde [[Anselm Franz von Ingelheim (1634–1695)|Anselm Franz von Ingelheim]] [[Erzbischof]] und [[Kurfürst]] von [[Kurmainz|Mainz]], 1680 wurde die Familie von Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold&nbsp;I.]] in den [[Reichsfreiherr]]nstand mit „Hoch- und Wohlgeboren“ erhoben, 1737 durch Kaiser [[Karl VI. (HRR)|Karl&nbsp;VI.]] in den [[Reichsgraf]]enstand. Mit der Erhebung in den Reichsfreiherrnstand 1680 wurde auch in [[primogenitur]] das [[Palatinat|Große Palatinat]] verliehen.
Aufgrund der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] gaben sie ihre linksrheinischen Gebiete auf und konzentrierten sich auf ihre Gebiete im Rheingau und in Mainfranken. Der Sitz des Geschlechts ist seitdem [[Schloss_Mespelbrunn]] im [[Spessart]].


[[Datei:Wappen der Familie Echter.jpg|mini|links|Wappen der Familie Echter, 1605]]
Das heutige Familienoberhaupt [[Albrecht Graf von Ingelheim]] (CSU) engagiert sich in der Lokalpolitik der Gemeinde [[Mespelbrunn]], des [[Landkreis Aschaffenburg|Landkreises Aschaffenburg]] und des [[Bezirk Unterfranken|Bezirks Unterfranken]]. Er bekleidet im Jahre 2006 unter anderem die Ämter des Bezirkstagspräsidenten von Unterfranken und des Vorsitzenden des Universitätsbundes Würzburg. Außerdem war er vom 1. Mai 1978 bis zum 31. Dezember 2005 Bürgermeister der Gemeinde und Verwaltungsgemeinschaft Mespelbrunn. Sein Rücktritt von diesem Ehrenamt erfolgte aus gesundheitlichen Gründen.
[[Philipp Ludwig von Ingelheim]] heiratete Maria Ottilia (1648–1701), die Erbtochter aus der Familie [[Echter (Adelsgeschlecht)|Echter von Mespelbrunn]]. Als die Familie Echter im Jahre 1665 im Mannesstamm mit Johann Philipp (1646–1665) ausstarb, durften die beiden Familien mit kaiserlicher Erlaubnis ihre Namen und Wappen zusammenfügen und somit die Tradition der Familie Echter weiterführen. Noch heute lautet der Name der Familie „Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn“, bei Frauen wird – eine Seltenheit im Deutschen Adel – der Name ins Weibliche („Echterin“) abgewandelt. Das neue Familienwappen vereint seitdem die Wappenschilde der beiden Adelsfamilien.


Franz Adolf Dietrich Graf von Ingelheim (1659–1742) war seit 1682 kurmainzischer [[Vitztum|Vizedom]] im [[Vizedomamt Rheingau|Rheingau]] und hielt sich meist in [[Geisenheim]] auf, wo er den ''Ingelheimer Hof'' besaß. 1683 vermählte er sich mit Ursula [[Dalberg (Adelsgeschlecht)|Kämmerin von Worms genannt von Dalberg]], die um 1720 die [[Burg Gamburg]] mit zugehöriger Grundherrschaft erbte, welche bis 1936 im Familienbesitz blieb und neben den Stadtpalais lange Zeit Hauptwohnsitz war. Die Ingelheim verfügten daneben über Streubesitz in ehemaligen Reichsgutkomplex Ingelheim am Rhein sowie über Güter im [[Rheingau]], in [[Franken (Region)|Franken]] (Mespelbrunn), sowie über städtischen Grundbesitz in Mainz und (ab etwa 1830) in [[Mannheim]].
Die Familie hat heute keine männlichen Erben.


Aufgrund der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] gaben sie ihre [[Linkes Rheinufer|linksrheinischen Gebiete]] auf („da sie nicht Untertanen eines Emporkömmlings sein wollten“) und konzentrierten sich auf ihre Gebiete im [[Rheingau]] und in [[Mainfranken]]. [[Friedrich Karl Joseph von Ingelheim]] baute die 1540 als Erbe der [[Brömser (Adelsgeschlecht)|Brömser von Rüdesheim]] in Ingelheimischen Besitz gekommene, zerfallene [[Brömserburg]] in Rüdesheim im Jahre 1809 als romantische Wohnburg aus. Dieses am Beginn der [[Romantik]] stehende Bauwerk fand die Beachtung vieler Großer der Zeit, deren Namen im dort noch zu besichtigenden Gästebuch zu sehen sind.<ref>Im Gästebuch finden sich u.&nbsp;a. [[Marie-Louise von Österreich]], die zweite Frau Napoleons, die Könige [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm&nbsp;III.]] und [[Friedrich Wilhelm IV.|Friedrich Wilhelm&nbsp;IV. von Preußen]], König [[Friedrich August I. (Sachsen)|August von Sachsen]], König [[Otto (Griechenland)|Otto von Griechenland]], Großherzog [[Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828)|Carl August von Sachsen-Weimar]], die Militärs [[Arthur Wellesley, 1. Herzog von Wellington|Herzog von Wellington]] und [[Ludwig Yorck von Wartenburg|Graf Yorck von Wartenburg]], der Politiker [[Heinrich von Gagern]], der Mediziner [[Christoph Wilhelm Hufeland|Wilhelm Hufeland]], der Architekt [[Gottfried Semper]], die Komponisten [[Peter Cornelius (Komponist)|Peter Cornelius]] und [[Niccolò Paganini|Nicolò Paganini]], die Maler [[Wilhelm Kaulbach]], [[Johann Adam Klein]], [[Julius Schnorr von Carolsfeld]] und [[Friedrich Wilhelm von Schadow]], die Literaten [[Johann Wolfgang von Goethe]], [[Ludwig Uhland]] und [[Ernst Moritz Arndt]], der Philologe [[Jacob Grimm]]<!---hier stand Albrecht und Jakob Grimm. Wer ist Albrecht Grimm? Besteht eine Verwechslung mit [[Wilhelm Grimm]]? Dann kann man hier gerne die [[Brüder Grimm]] eintragen.--->, sowie [[Hermann von Pückler-Muskau|Hermann Fürst Pückler-Muskau]].</ref>

[[Datei:Wasserschloss Mespelbrunn, 6 changed.jpg|mini|[[Schloss Mespelbrunn]] im Spessart]]
In den [[Befreiungskriege|Freiheitskriegen]] (1813–1815) rüstete ebendieser Friedrich Karl Joseph ein [[Freikorps]] aus, die [[Frankfurter Jäger]], und kämpfte gegen [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]]. In den 1830er Jahren erwarb die Familie ein Adelspalais in Mannheim. [[Philipp Rudolf von Ingelheim]] war erblicher [[Reichsrat (Bayern)|Reichsrat]] der Krone Bayern und Ehrendoktor der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Universität Würzburg]]. Er ritt am 11. August 1914 bei der letzten Reiterattacke deutscher Truppen mit, der [[Gefecht bei Lagarde|Reiterattacke von Lagarde]] bayerischer [[Ulanen]].

Der Sitz des Geschlechts ist seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] [[Schloss Mespelbrunn]] im [[Spessart]].

[[Albrecht Graf von Ingelheim]] ([[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]), bis Dezember 2006 das Oberhaupt der Familie, engagierte sich in der Lokalpolitik der Gemeinde [[Mespelbrunn]], des [[Landkreis Aschaffenburg|Landkreises Aschaffenburg]] und des [[Bezirk Unterfranken|Bezirks Unterfranken]]. Er bekleidete bis zu seinem Tode unter anderem die Ämter des Bezirkstagspräsidenten von Unterfranken, des Vorsitzenden des Universitätsbundes Würzburg und des 1.&nbsp;Vorsitzenden des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.&nbsp;V. Außerdem war er vom 1. Mai 1978 bis zum 31. Dezember 2005 Bürgermeister der Gemeinde und Verwaltungsgemeinschaft Mespelbrunn. Sein Rücktritt von diesem Ehrenamt erfolgte aus gesundheitlichen Gründen. Albrecht Graf von Ingelheim verstarb am 2. Dezember 2006. Die Erbin des Familienanwesens auf [[Schloss Mespelbrunn]] ist seine Tochter Marie Antoinette Reichsgräfin von Ingelheim genannt Echterin von und zu Mespelbrunn-Freifrau [[Geyr (Adelsgeschlecht)|von Geyr zu Schweppenburg]].

Die heutige Generation ist die 25. in der nachweisbaren [[Stammreihe]].

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Gamburg (Tauber).JPG|[[Burg Gamburg]]
Schloss Kosakenberg Ingelheimer Hof Geisenheim.jpg|Ingelheimer Hof in [[Geisenheim]] (heute „Weingut Schloss Kosakenberg“)
Treibgasse 7 Aschaffenburg 20181125 001.jpg|[[Adelshöfe in Aschaffenburg#Echterhaus – Ingelheimer Hof|Echterhaus]] (Ingelheimer Hof) in Aschaffenburg
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== Wappen ==
Das [[Stammwappen]] zeigt in Schwarz ein von Rot und Gold in zwei Reihen [[Geschacht (Heraldik)|geschachtes]] Kreuz. Auf dem [[Helm (Heraldik)|Helm]] mit rot-goldenen [[Helmdecke|Decken]] ein wie der Schild bezeichneter [[Flug (Heraldik)|Adlerflug]].

<gallery mode="nolines" widths="180" heights="180">
Ingelheim-Wappen MK1904.jpg|Wappengrafik von [[Otto Hupp]] im Münchener Kalender von 1904
Wappen Johan von Ingelhaim.jpg|[[Wappen]] des „Johan von Ingelhaim“ als Teilnehmer eines [[Ritterturnier]]s zu [[Worms]] im Jahre 1209
Wernigeroder Wappenbuch 145.jpg|Wappen im Wernigeroder Wappenbuch, Ende 15. Jahrhundert
Ingelheim-Wappen RK.jpg|Römischer Kayserlichen / auch zu Hungern vnd Behaimb / Königlichgen Mayestat Wappen, 1578
Graf Ingelheim Echter Mespelbrunn-Wappen.jpg|Wappen der Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn
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== Bekannte Mitglieder ==
== Bekannte Mitglieder ==
Wichtige Vertreter dieser Familie sind außer dem genannten Erzbischsof auch
Wichtige Vertreter dieser Familie sind außer dem genannten Erzbischof auch
*[[Philipp von Ingelheim]],
* [[Philipp von Ingelheim]], Ritter († 1431)
*[[Anselm Franz von Ingelheim (Würzburg)]],
* [[Johann von Ingelheim]], kurpfälzischer Hofmeister († 1517)
*[[Anton Dieterich Carl von Ingelheim]] und
* {{:Anselm Franz von Ingelheim}}
* [[Anton Dietrich Carl von Ingelheim]] (1690–1750), [[Chorbischof]] im [[Bistum Trier]], kurfürstlicher [[Statthalter]] zu [[Koblenz]]
*[[Philipp Karl von Ingelheim]]
* [[Franz Adolf Dietrich von Ingelheim]] (1659–1742), Reichskammergerichtspräsident
<!--* [[Friedrich Karl Joseph von Ingelheim]] (1777–1847), Romantiker und Freiheitskämpfer das dürfte der Gleiche wie eins weiter unten sein-->
* [[Friedrich von Ingelheim gen. Echter von Mespelbrunn]] (1777–1847), Abgeordneter
* [[Friedrich von Ingelheim]] (1807–1888), österreichischer Gesandter
* [[Karl Philipp zu Ingelheim]] (1740–1803), kurhessischer Rat und Oberamtmann
* [[Philipp von Ingelheim gen. Echter von Mespelbrunn]] (1801–1879), k. k. Rittmeister, Abgeordneter im nassauischen Landtag
* [[Albrecht Graf von Ingelheim]] (1944–2006), Präsident des Bezirkstages [[Unterfranken]] 2001–2006
* [[Franz Anselm Graf von Ingelheim]], 1989–2012 Präsident der „Internationalen Gesellschaft für Homöopathie und Homotoxikologie e.&nbsp;V.“


== siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste fränkischer Rittergeschlechter]]
*[[Burgkirche (Ingelheim)]]
* [[Liste hochadeliger Familien in Franken]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Andreas Saalwächter: ''Der Tod des Ritters Philipp von Ingelheim am 2. Juli 1431 im Liede eines Meistersingers.'' In: ''Alt-Ingelheimer Kulturgeschichtliche Bilder aus der Vergangenheit Ingelheims und des Ingelheimer Grundes'' (= ''Beiträge zur Ingelheimer Geschichte.'' Band 9). Historischer Verein Ingelheim, Ingelheim 1958, S. 145–146.
* Ernst Martin Schreiber: ''Erzbischof und Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim und sein Wirken für Volk und Reich.'' In: ''Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen.'' 1960, S. 46–52.
* Harald Kohtz: ''Von Ingelheim. Ritter – Freiherren – Grafen.'' In: François Lachenal, Harald T. Weise (Hrsg.): ''Ingelheim am Rhein 774–1974.'' C. H. Boehringer Sohn, Ingelheim am Rhein 1974, S. 299–311.
* Franz-Josef Heyen (Hrsg.): ''Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz.'' Ploetz, Freiburg/Würzburg 1981.
* Sigrid Duchhardt-Bösken: ''Die Herren von Ingelheim im 17./18. Jahrhundert.'' In: ''Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen.'' 1982, S. 57–59.
* [[Genealogisches Handbuch des Adels]], ''Adelslexikon'' Band V, Band 84 der Gesamtreihe, S. 456–457, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, {{ISSN|0435-2408}}.
* Karl-Heinz Henn: ''Ein Ingelheimer Adelshof und seine Geschichte.'' In: Karl-Heinz Henn, Ernst Kähler (Hrsg.): ''Ingelheim zwischen dem späten Mittelalter und der Gegenwart'' (= ''Beiträge zur Ingelheimer Geschichte.'' Band 36). Historischer Verein Ingelheim, Ingelheim 1987, S.&nbsp;21–28.
* Karl-Heinz Henn: ''Das Hofgut Westerhaus und das Geschlecht derer von Ingelheim.'' In: ''Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen.'' 1991, S. 88–92.

== Weblinks ==
* [http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00453.html Wappen der Ingelheim im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches], Nürnberg um 1554–1568

== Anmerkungen ==
<references>
<ref name="Kopiar">
Eine Stammtafel der Zeit von 1350–1450 findet sich in: {{Literatur
|Autor=Christopher Volbach
|Titel=Das große Ingelheimer Kopiar
|TitelErg=Regesten aus einem verlorenen Dokument
|Reihe=Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission
|BandReihe=Neue Folge Band 40
|Ort=Darmstadt
|Datum=2020
|ISBN=978-3-88443-417-8
|Seiten=296ff.}}
</ref>
</references>


{{Normdaten|TYP=p|GND=123585589|VIAF=3383721}}
*Saalwächter, A.: ''Der Tod des Ritters Philipp von Ingelheim am 2. Juli 1431 im Liede eines Meistersingers.'' In: BIG 9, 1958, S. 145-146
*Schreiber, E. M.: ''Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim und sein Wirken für Volk und Reich.'' In: HJb 1960, S. 46-52
*Kohtz, H.: ''Von Ingelheim. Ritter - Freiherren - Grafen.'' In: Ingelheim am Rhein 774-1974, S. 299-311
*Heyen, F.-J. (Hrsg.): ''Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz.'' Territorien-Ploetz. Freiburg/Würzburg 1981
*Duchhardt-Bösken, S.: ''Die Herren von Ingelheim im 17./18 Jahrhundert.'' In: HJb 1982, S. 57-59
*Henn, K. H.: ''Ein Ingelheimer Adelshof und seine Geschichte.'' In: BIG 36, 1987, S. 21-28
*Henn, K. H: ''Das Hofgut Westerhaus und das Geschlecht derer von Ingelheim.'' In: HJb 1991, S. 88-92 Mainz 1998


[[Kategorie:Adelsgeschlecht]]
[[Kategorie:Ingelheim (Adelsgeschlecht)| ]]
[[Kategorie:Ingelheim am Rhein]]
[[Kategorie:Deutsches Adelsgeschlecht|Ingelheim]]
[[Kategorie:Rheinländisches Adelsgeschlecht]]
[[Kategorie:Geschichte (Rhein-Main)]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 984]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2025, 12:09 Uhr

Stammwappen derer von Ingelheim

Das zum rheinischen Uradel gehörende Adelsgeschlecht derer von Ingelheim ist seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen. Die Stammreihe des Geschlechts geht bis auf das Jahr 1192 zurück. Seit der Heirat einer Erbtochter der im Mannesstamm erloschenen Echter von Mespelbrunn im 17. Jahrhundert führt die Familie den um den Genanntnamen ergänzten Titel Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn. Der Stammsitz der Familie ist Ingelheim bei Mainz.

Die Ingelheim gelten als eine der ältesten rheinischen edelfreien und damit ritterbürtigen Familien Deutschlands. Sie waren über Jahrhunderte als Schöffen am Ingelheimer Gericht und dem dortigen Oberhof tätig, bei dem zwischen 1300 und 1680 siebzig Gerichte von Kreuznach bis in die Wetterau „zu Haupte gingen“ (= Rat holten).

Gerlachus de Ingilnheim, ministerialis regis, erscheint 1140 urkundlich als Ministeriale Lothars III.[1] Das erste Wappensiegel stammt von Herbold von Ingelheim, Schultheiß am Ingelheimer Rittergericht von 1225. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Johann von Ingelheim, Ritter, erstmals erwähnt 1192.

Der Ingelheimer Grund wurde 1375 vom Pfalzgrafen Ruprecht I. als Reichspfand erworben. In dieser Zeit nahmen die Ingelheim vielfältige Aufgaben am Ingelheimer Oberhof als Schöffen, Schultheißen und Oberschultheißen wahr.[2] In der Burgkirche zu Ingelheim und in der St.-Vitus-Kirche in Heidelberg-Handschuhsheim sind noch mehrere Epitaphe von Mitgliedern aus der Familie von Ingelheim zu sehen.

Die Familie blieb auch nach dem Übertritt ihres Landesherrn zum Protestantismus katholisch und orientierte sich zum Erzbistum Mainz, in dessen Verwaltung sie aufstieg. 1679 wurde Anselm Franz von Ingelheim Erzbischof und Kurfürst von Mainz, 1680 wurde die Familie von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrnstand mit „Hoch- und Wohlgeboren“ erhoben, 1737 durch Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand. Mit der Erhebung in den Reichsfreiherrnstand 1680 wurde auch in primogenitur das Große Palatinat verliehen.

Wappen der Familie Echter, 1605

Philipp Ludwig von Ingelheim heiratete Maria Ottilia (1648–1701), die Erbtochter aus der Familie Echter von Mespelbrunn. Als die Familie Echter im Jahre 1665 im Mannesstamm mit Johann Philipp (1646–1665) ausstarb, durften die beiden Familien mit kaiserlicher Erlaubnis ihre Namen und Wappen zusammenfügen und somit die Tradition der Familie Echter weiterführen. Noch heute lautet der Name der Familie „Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn“, bei Frauen wird – eine Seltenheit im Deutschen Adel – der Name ins Weibliche („Echterin“) abgewandelt. Das neue Familienwappen vereint seitdem die Wappenschilde der beiden Adelsfamilien.

Franz Adolf Dietrich Graf von Ingelheim (1659–1742) war seit 1682 kurmainzischer Vizedom im Rheingau und hielt sich meist in Geisenheim auf, wo er den Ingelheimer Hof besaß. 1683 vermählte er sich mit Ursula Kämmerin von Worms genannt von Dalberg, die um 1720 die Burg Gamburg mit zugehöriger Grundherrschaft erbte, welche bis 1936 im Familienbesitz blieb und neben den Stadtpalais lange Zeit Hauptwohnsitz war. Die Ingelheim verfügten daneben über Streubesitz in ehemaligen Reichsgutkomplex Ingelheim am Rhein sowie über Güter im Rheingau, in Franken (Mespelbrunn), sowie über städtischen Grundbesitz in Mainz und (ab etwa 1830) in Mannheim.

Aufgrund der Französischen Revolution gaben sie ihre linksrheinischen Gebiete auf („da sie nicht Untertanen eines Emporkömmlings sein wollten“) und konzentrierten sich auf ihre Gebiete im Rheingau und in Mainfranken. Friedrich Karl Joseph von Ingelheim baute die 1540 als Erbe der Brömser von Rüdesheim in Ingelheimischen Besitz gekommene, zerfallene Brömserburg in Rüdesheim im Jahre 1809 als romantische Wohnburg aus. Dieses am Beginn der Romantik stehende Bauwerk fand die Beachtung vieler Großer der Zeit, deren Namen im dort noch zu besichtigenden Gästebuch zu sehen sind.[3]

Schloss Mespelbrunn im Spessart

In den Freiheitskriegen (1813–1815) rüstete ebendieser Friedrich Karl Joseph ein Freikorps aus, die Frankfurter Jäger, und kämpfte gegen Napoleon. In den 1830er Jahren erwarb die Familie ein Adelspalais in Mannheim. Philipp Rudolf von Ingelheim war erblicher Reichsrat der Krone Bayern und Ehrendoktor der Universität Würzburg. Er ritt am 11. August 1914 bei der letzten Reiterattacke deutscher Truppen mit, der Reiterattacke von Lagarde bayerischer Ulanen.

Der Sitz des Geschlechts ist seit dem Zweiten Weltkrieg Schloss Mespelbrunn im Spessart.

Albrecht Graf von Ingelheim (CSU), bis Dezember 2006 das Oberhaupt der Familie, engagierte sich in der Lokalpolitik der Gemeinde Mespelbrunn, des Landkreises Aschaffenburg und des Bezirks Unterfranken. Er bekleidete bis zu seinem Tode unter anderem die Ämter des Bezirkstagspräsidenten von Unterfranken, des Vorsitzenden des Universitätsbundes Würzburg und des 1. Vorsitzenden des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V. Außerdem war er vom 1. Mai 1978 bis zum 31. Dezember 2005 Bürgermeister der Gemeinde und Verwaltungsgemeinschaft Mespelbrunn. Sein Rücktritt von diesem Ehrenamt erfolgte aus gesundheitlichen Gründen. Albrecht Graf von Ingelheim verstarb am 2. Dezember 2006. Die Erbin des Familienanwesens auf Schloss Mespelbrunn ist seine Tochter Marie Antoinette Reichsgräfin von Ingelheim genannt Echterin von und zu Mespelbrunn-Freifrau von Geyr zu Schweppenburg.

Die heutige Generation ist die 25. in der nachweisbaren Stammreihe.

Das Stammwappen zeigt in Schwarz ein von Rot und Gold in zwei Reihen geschachtes Kreuz. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter Adlerflug.

Bekannte Mitglieder

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Wichtige Vertreter dieser Familie sind außer dem genannten Erzbischof auch

  • Andreas Saalwächter: Der Tod des Ritters Philipp von Ingelheim am 2. Juli 1431 im Liede eines Meistersingers. In: Alt-Ingelheimer Kulturgeschichtliche Bilder aus der Vergangenheit Ingelheims und des Ingelheimer Grundes (= Beiträge zur Ingelheimer Geschichte. Band 9). Historischer Verein Ingelheim, Ingelheim 1958, S. 145–146.
  • Ernst Martin Schreiber: Erzbischof und Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim und sein Wirken für Volk und Reich. In: Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen. 1960, S. 46–52.
  • Harald Kohtz: Von Ingelheim. Ritter – Freiherren – Grafen. In: François Lachenal, Harald T. Weise (Hrsg.): Ingelheim am Rhein 774–1974. C. H. Boehringer Sohn, Ingelheim am Rhein 1974, S. 299–311.
  • Franz-Josef Heyen (Hrsg.): Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Ploetz, Freiburg/Würzburg 1981.
  • Sigrid Duchhardt-Bösken: Die Herren von Ingelheim im 17./18. Jahrhundert. In: Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen. 1982, S. 57–59.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Band 84 der Gesamtreihe, S. 456–457, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408.
  • Karl-Heinz Henn: Ein Ingelheimer Adelshof und seine Geschichte. In: Karl-Heinz Henn, Ernst Kähler (Hrsg.): Ingelheim zwischen dem späten Mittelalter und der Gegenwart (= Beiträge zur Ingelheimer Geschichte. Band 36). Historischer Verein Ingelheim, Ingelheim 1987, S. 21–28.
  • Karl-Heinz Henn: Das Hofgut Westerhaus und das Geschlecht derer von Ingelheim. In: Heimatjahrbuch Landkreis Mainz-Bingen. 1991, S. 88–92.
  1. Jan Paul Niederkorn, Karel Hruza (Bearb.): Regesta Imperii Band IV,1,2: Konrad III. 1138 (1093/94)–1152. Böhlau, Wien u. a. 2008, S. 72 (online mit weiterführenden Hinweisen).
  2. Eine Stammtafel der Zeit von 1350–1450 findet sich in: Christopher Volbach: Das große Ingelheimer Kopiar. Regesten aus einem verlorenen Dokument (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. Neue Folge Band 40). Darmstadt 2020, ISBN 978-3-88443-417-8, S. 296 ff.
  3. Im Gästebuch finden sich u. a. Marie-Louise von Österreich, die zweite Frau Napoleons, die Könige Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, König August von Sachsen, König Otto von Griechenland, Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar, die Militärs Herzog von Wellington und Graf Yorck von Wartenburg, der Politiker Heinrich von Gagern, der Mediziner Wilhelm Hufeland, der Architekt Gottfried Semper, die Komponisten Peter Cornelius und Nicolò Paganini, die Maler Wilhelm Kaulbach, Johann Adam Klein, Julius Schnorr von Carolsfeld und Friedrich Wilhelm von Schadow, die Literaten Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig Uhland und Ernst Moritz Arndt, der Philologe Jacob Grimm, sowie Hermann Fürst Pückler-Muskau.