„Sleipnir“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|beschreibt das Pferd Odins in der nordischen Mythologie. Für weitere Bedeutungen von ''Sleipnir'' oder ''Sleipner'' siehe die Begriffsklärung [[Sleipnir (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Datei:Ardre Odin Sleipnir.jpg|mini|Darstellung einer Person, die auf einem mehrbeinigen Pferd reitet. Sie wird von der Mehrheit der Wissenschaft als Darstellung Odins auf Sleipnir interpretiert. (Runen- und Bildstein von Tjängvide G 110), [[Staatliches historisches Museum (Schweden)|Staatliches Historisches Museum, Stockholm]]]] |
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[[Datei:Odin riding Sleipnir.jpg|mini|Abbildung von Odin auf Sleipnir aus der [[Island|isländischen]] [[Edda]]handschrift NKS 1867 4to von Ólafur Brynjúlfsson aus dem Jahre 1760]] |
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'''Sleipnir''' ({{deS}} ''Schleifner;'' etwa „der Dahingleitende“, Schreibweise alternativ auch ''Sleipner'') bezeichnet sowohl in der [[Snorra-Edda]] und der [[Edda#Lieder-Edda|Lieder-Edda]] als auch in einigen der isländischen [[Vorzeitsagas]] der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] das achtbeinige [[Pferde|Pferd]] des Gottes [[Odin]]. Seinen Namen bekam es, da es zu Lande und zu Wasser sowie in der Luft gleichermaßen „dahingleitet“. In den eddischen Quellen wird Sleipnir als Kind des Gottes und [[Riese]]n [[Loki]] mit dem Hengst [[Svadilfari|Svaðilfari]] dargestellt. Laut Sage musste Loki die rechtzeitige Fertigstellung der Mauern um [[Asgard (Mythologie)|Asgard]] verhindern, da ein unbenannter Eisriese, ein [[Hrimthurse]], für die Vollendung der Bauarbeiten die Göttin [[Freya]] zur Frau, sowie den Mond und die Sonne als Geschenk verlangt hatte. Loki entführte in Gestalt einer Stute den Hengst des Eisriesen, Svaðilfari, da dieser seinem Besitzer bei der Arbeit half. Er zeugte mit Loki das achtbeinige Pferd Sleipnir. So blieb Svaðilfari einige Tage verschwunden, und die Frist, zu der Asgards Mauer fertig gebaut sein sollte, verstrich. Daraufhin erschlug [[Thor]], soeben zurückgekehrt, den Riesen mit seinem Hammer [[Mjölnir]]. Laut [[Gylfaginning]] hatte das Fohlen Sleipnir graues Fell und war das beste Pferd unter den Göttern und Menschen. Loki schenkte Sleipnir später Odin. |
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== Theorien == |
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[[Image:Ardre Odin Sleipnir.jpg|thumb|Odin auf Sleipnir (Bilderstein von [[Gotland]]]] |
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[[John Lindow]] geht von der Theorie aus, dass Sleipnirs Verbindung zur Totenwelt eine [[Kenning]] darstellt, in der ''Sleipnir'' als Begriff auftaucht gemäß dem [[Skalde]]n [[Úlfr Uggason]], der vom „Meer-Sleipnir“ in seiner Húsdrápa spricht, die [[Balder]]s Beerdigung beschreibt. Lindow führt an, dass die acht Beine Sleipnirs als Indikator für große Schnelligkeit gesehen werden können.<ref>Lindow, John (2001). Norse Mythology: A Guide to the Gods, Heroes, Rituals, and Beliefs. Oxford University Press. ISBN 0-19-515382-0.</ref> |
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'''Sleipnir''' (etwa "der Dahingleitende") ist in der [[Nordische Mythologie|nordischen Mythologie]] das achtbeinige [[Ross]] [[Odin]]s. Seinen Namen bekam es, da es zu Lande, zu Wasser und in der Luft gleichermaßen "dahingleitet". Sleipnir entstammt einer List [[Loki]]s. Dieser musste die rechtzeitige Fertigstellung von [[Asgard (Mythologie)|Asgard]] verhindern, da der Riese [[Hrimthur]], der Erbauer der Mauer um Asgard, für die Vollendung die Göttin [[Freya]] zur Frau haben wollte. Loki entführte in Gestalt einer Stute den Hengst Hrimthurs, [[Svadilfari]], der seinem Besitzer bei der Arbeit half, und zeugte mit ihm Sleipnir. So war der Hengst für einige Tage verschwunden und die Frist an der Asgard fertig gebaut sein sollte verstrich. Loki schenkte sein Kind Sleipnir später Odin. |
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== Rezeption == |
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[[Mircea Eliade]] schreibt, dass das achtbeinige Pferd das Schamanenpferd ''par excellence'' sei. Man findet es z.B. in Sibirien und bei den Muria und zwar immer in Beziehung zum ekstatischen Erleben. Auf Sleipnir kann Odin durch alle Welten reiten. Von einigen Historikern wird vermutet, dass die acht Beine ein Symbol für die Beine von vier Menschen sind, die einen Sarg tragen. Somit ermöglicht das Ross auch einen Reiter in die [[Unterwelt]] zu tragen. Auch Odin reitet auf Sleipnir nach [[Niflheim]], um [[Balder]]s Träume zu ergründen. |
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Sleipnir ist, laut einer Sage, auch der Grund, warum die [[Ásbyrgi]]-Schlucht auf Island die Form eines Hufeisens hat. Als Odin mit ihm über die Wüsten der Arktis ritt, soll das Pferd ausgerutscht sein und einen Fuß auf Nordisland gesetzt haben. Deshalb wird die Schlucht gelegentlich auch als ''Odins Fußabdruck'' bezeichnet.<ref>Simek (2003:294)</ref> |
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=== Moderne esoterische Rezeption === |
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[[Hilda Ellis Davidson]] schreibt, dass das achtbeinige Pferd Odins das typische Ross eines [[Schamane]]n sei und dass auf den Reisen eines Schamanen in den Himmel oder in die Unterwelt dieser stets reitend auf einem Vogel oder einem anderen Tier dargestellt werde. Davidson stellt weiter fest, dass während das Wesen variieren könne, das Pferd gewöhnlich verbreitet sei in den Regionen, in denen Pferde vorkämen und außerdem sei Sleipnirs Fähigkeit, den Gott zu tragen, eine typische Eigenschaft des Schamanenpferdes.<ref>H. R. Ellis Davidson (1990): ''Gods and Myths of Northern Europe.'' Penguin. ISBN 0-14-013627-4.</ref> |
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Der umstrittene [[Religionsphänomenologie|Religionsphänomenologe]] [[Mircea Eliade]] bezeichnet das achtbeinige Pferd als das typische Schamanenpferd. Es finde sich z. B. in Sibirien und bei den Muria und stehe in Beziehung zum ekstatischen Erleben.<ref>[https://books.google.ch/books?id=P9PXDwAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false Shamanism: Archaic Techniques of Ecstasy], Mircea Eliade, Princeton University Press, Ausgabe 2020, Seite 380</ref> |
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==Siehe auch== |
== Siehe auch == |
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* [[germanische Religion]] |
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* [[Hugin und Munin]] |
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* [[Geri und Freki]] |
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* [[Wandteppiche von Överhogdal]] |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |
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|Autor=Mircea Eliade |
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|Titel=[[Schamanismus]] und archaische Ekstasetechnik |
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|Verlag=Suhrkamp |
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|Ort=Frankfurt am Main |
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|Datum=1994 |
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|ISBN=3-518-27726-X}} |
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* ''Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen.'' Ins Deutsche übertragen von [[Felix Genzmer (Rechtswissenschaftler)|Felix Genzmer]]. Diederichs, Düsseldorf 1981, München 1997, Weltbild 2006, ISBN 3-424-01380-3, ISBN 3-7205-2759-X. |
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* Finnur Jónsson: ''Snorra-Edda.'' København 1900. |
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* H. R. Ellis Davidson (1990): ''Gods and Myths of Northern Europe.'' Penguin. ISBN 0-14-013627-4. |
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* John Lindow (2001): ''Norse Mythology: A Guide to the Gods, Heroes, Rituals, and Beliefs.'' Oxford University Press. ISBN 0-19-515382-0. |
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* Rudolf Simek (2003): ''Religion und Mythologie der Germanen.'' Darmstadt: Wiss. Buchges. ISBN 3-534-16910-7. |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 16. August 2024, 17:26 Uhr


Sleipnir (deutsch Schleifner; etwa „der Dahingleitende“, Schreibweise alternativ auch Sleipner) bezeichnet sowohl in der Snorra-Edda und der Lieder-Edda als auch in einigen der isländischen Vorzeitsagas der nordischen Mythologie das achtbeinige Pferd des Gottes Odin. Seinen Namen bekam es, da es zu Lande und zu Wasser sowie in der Luft gleichermaßen „dahingleitet“. In den eddischen Quellen wird Sleipnir als Kind des Gottes und Riesen Loki mit dem Hengst Svaðilfari dargestellt. Laut Sage musste Loki die rechtzeitige Fertigstellung der Mauern um Asgard verhindern, da ein unbenannter Eisriese, ein Hrimthurse, für die Vollendung der Bauarbeiten die Göttin Freya zur Frau, sowie den Mond und die Sonne als Geschenk verlangt hatte. Loki entführte in Gestalt einer Stute den Hengst des Eisriesen, Svaðilfari, da dieser seinem Besitzer bei der Arbeit half. Er zeugte mit Loki das achtbeinige Pferd Sleipnir. So blieb Svaðilfari einige Tage verschwunden, und die Frist, zu der Asgards Mauer fertig gebaut sein sollte, verstrich. Daraufhin erschlug Thor, soeben zurückgekehrt, den Riesen mit seinem Hammer Mjölnir. Laut Gylfaginning hatte das Fohlen Sleipnir graues Fell und war das beste Pferd unter den Göttern und Menschen. Loki schenkte Sleipnir später Odin.
Theorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]John Lindow geht von der Theorie aus, dass Sleipnirs Verbindung zur Totenwelt eine Kenning darstellt, in der Sleipnir als Begriff auftaucht gemäß dem Skalden Úlfr Uggason, der vom „Meer-Sleipnir“ in seiner Húsdrápa spricht, die Balders Beerdigung beschreibt. Lindow führt an, dass die acht Beine Sleipnirs als Indikator für große Schnelligkeit gesehen werden können.[1]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sleipnir ist, laut einer Sage, auch der Grund, warum die Ásbyrgi-Schlucht auf Island die Form eines Hufeisens hat. Als Odin mit ihm über die Wüsten der Arktis ritt, soll das Pferd ausgerutscht sein und einen Fuß auf Nordisland gesetzt haben. Deshalb wird die Schlucht gelegentlich auch als Odins Fußabdruck bezeichnet.[2]
Moderne esoterische Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hilda Ellis Davidson schreibt, dass das achtbeinige Pferd Odins das typische Ross eines Schamanen sei und dass auf den Reisen eines Schamanen in den Himmel oder in die Unterwelt dieser stets reitend auf einem Vogel oder einem anderen Tier dargestellt werde. Davidson stellt weiter fest, dass während das Wesen variieren könne, das Pferd gewöhnlich verbreitet sei in den Regionen, in denen Pferde vorkämen und außerdem sei Sleipnirs Fähigkeit, den Gott zu tragen, eine typische Eigenschaft des Schamanenpferdes.[3] Der umstrittene Religionsphänomenologe Mircea Eliade bezeichnet das achtbeinige Pferd als das typische Schamanenpferd. Es finde sich z. B. in Sibirien und bei den Muria und stehe in Beziehung zum ekstatischen Erleben.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mircea Eliade: Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-27726-X.
- Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen. Ins Deutsche übertragen von Felix Genzmer. Diederichs, Düsseldorf 1981, München 1997, Weltbild 2006, ISBN 3-424-01380-3, ISBN 3-7205-2759-X.
- Finnur Jónsson: Snorra-Edda. København 1900.
- H. R. Ellis Davidson (1990): Gods and Myths of Northern Europe. Penguin. ISBN 0-14-013627-4.
- John Lindow (2001): Norse Mythology: A Guide to the Gods, Heroes, Rituals, and Beliefs. Oxford University Press. ISBN 0-19-515382-0.
- Rudolf Simek (2003): Religion und Mythologie der Germanen. Darmstadt: Wiss. Buchges. ISBN 3-534-16910-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lindow, John (2001). Norse Mythology: A Guide to the Gods, Heroes, Rituals, and Beliefs. Oxford University Press. ISBN 0-19-515382-0.
- ↑ Simek (2003:294)
- ↑ H. R. Ellis Davidson (1990): Gods and Myths of Northern Europe. Penguin. ISBN 0-14-013627-4.
- ↑ Shamanism: Archaic Techniques of Ecstasy, Mircea Eliade, Princeton University Press, Ausgabe 2020, Seite 380