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„Leber“ – Versionsunterschied

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Die '''Leber''' ([[Griechische Sprache|griech.]] ''Hepar'', [[Latein|lat.]] ''Jecur'') ist das zentrale [[Organ (Anatomie)|Organ]] des gesamten [[Stoffwechsel]]s und die größte [[Drüse]] des Körpers. Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger [[Eiweiß]]stoffe (z. B. Gerinnungsfaktoren), Verwertung von Nahrungsbestandteilen (z. B. Speicherung von [[Glukose]]), die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen.
Die '''Leber''' ({{laS|iecur}}, griechisch '''Hepar''', {{grcS|ἧπαρ|hḗpar}}) ist das zentrale [[Organ (Biologie)|Organ]] des [[Stoffwechsel]]s und die größte [[Drüse]] des Körpers bei [[Wirbeltiere]]n. Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger [[Protein]]e (z. B. [[Gerinnungsfaktor]]en), die Verwertung von Nahrungsbestandteilen (z. B. Speicherung von [[Glykogen]] und [[Vitamin]]en), die [[Galle]]produktion und damit einhergehend der Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen (siehe dazu [[Enterohepatischer Kreislauf]]). [[Nährstoff]]e, die aus dem [[Darm]] ins [[Blut]] aufgenommen werden, gelangen über die [[Pfortader]] (''Vena portae'') zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie besteht aus einer linken und rechten Leberhälfte.
[[Nährstoff]]e, die aus dem [[Darm]] ins [[Blut]] aufgenommen werden, gelangen über die [[Pfortader]] (V. portae) zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt.
[[Bild:BauchOrgane.png|thumb|right|Lage einiger Organe]]


[[Datei:Digestive appareil (numbered version).png|mini|Lage der Leber (2) im menschlichen Körper]]
==Grobaufbau der Leber==
Beim [[Mensch]]en liegt die Leber im rechten Oberbauch direkt unter dem [[Zwerchfell]] und ragt mit den linken Anteilen bis in die linke Hälfte des Oberbauchs.
Die menschliche Leber wiegt ca. 1500 bis 2000 g. Sie ist ein weiches, gleichmäßig strukturiertes Organ, das sich größtenteils im rechten Oberbauch befindet.
[[Image:Leber Schaf.jpg|thumb|Leber eines Schafes, Eingeweidefläche]]
Die Leber lässt sich in zwei große Leberlappen unterteilen. Der rechte Leberlappen (''Lobus dexter'') liegt unter dem Zwerchfell und ist mit diesem teilweise verwachsen. Er ist größer als der linke Leberlappen (''Lobus sinister''), welcher bis in den linken Oberbauch reicht.


== Etymologie ==
Außerdem gibt es zwei weitere, kleinere Leberlappen: der quadratische Lappen (''Lobus quadratus'') und der geschwänzte Lappen (''Lobus caudatus''). An der Unterseite der Leber liegt die sog. Leberpforte (''Porta hepatis''), über die, die [[Pfortader]] und [[Arteria hepatica|Leberarterie]] in die Leber eintreten und die [[Gallengang|Lebergallengänge]] sie verlassen.
Der [[Urgermanische Sprache|altgermanische]] Name ([[mittelhochdeutsch]] ''leber[e]'', [[althochdeutsch]] ''lebara'') lässt sich nicht sicher deuten. Die Benennung kann eine [[Substantiv|substantivierte]] [[Adjektiv]]bildung zu ''(kleben) bleiben'' sein und würde dann eigentlich „die Klebrige, die Ölige, die Fette“ bedeuten. Andererseits kann das Wort eine Bildung zum [[Verb]] ''leben'' sein, da die Leber bis ins [[17. Jahrhundert]] als [[Blut]] bildendes [[Organ (Biologie)|Organ]] und wie das [[Herz]] als „Sitz des Lebens“ galt.<ref>{{Literatur |Titel=Das Herkunftswörterbuch |Reihe=[[Duden#Duden in zwölf Bänden (2017)|Der Duden in zwölf Bänden]] |BandReihe=7 |Auflage=2. |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim |Datum=1989 |Seiten=409}}<br />{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |Stichwort=Leber}}<br />{{Literatur |Autor=[[Friedrich Kluge]] |Titel=[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Auflage=7. |Verlag=Trübner |Ort=Straßburg |Datum=1910 |Seiten=281 |Online=[http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070228/images/index.html?&seite=303 daten.digitale-sammlungen.de]}}</ref> Das wahrscheinlich mit dem lateinischen [[Neutrum]] ''iecur'' verwandte altgriechische Wort ''hḗpar'' (zu [[altindisch]] ''yákṛt'' bzw. [[avestisch]] ''yākarɚ''), in der medizinischen Fachterminologie ''Hepar'' (mittellateinisch auch ''Epar''<ref>Vgl. etwa [[Otto Beßler]]: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 181 („Epar – id est […] lebere“).</ref>), geht auf eine [[Indogermanische Sprachen|indogermanische]] Wurzel *''(H)i̯eq<sup>u̯</sup>ṛ-'' zurück.<ref>[[Alois Walde]]: ''Lateinisches etymologisches Wörterbuch.'' 3. Auflage, besorgt von [[Johann Baptist Hofmann]], 3 Bände. Heidelberg 1938–1965, Band 1, S. 673.</ref><ref>[[Johann Baptist Hofmann]]: ''Etymologisches Wörterbuch des Griechischen.'' R. Oldenbourg Verlag, München 1950, S. 108&nbsp;f.</ref>
Die Leberarterie transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zur Leber, die Pfortader bringt Nahrungsbestandteile von Magen und Darm in Form nährstoffreichen Blutes.


===Segmente der Leber===
== Aufbau der Leber ==
=== {{Anker|Lappen}} Menschliche Leber ===
Die Leber wird nach C. Couinaud in 9 Segmente unterteilt. Die Grenze zwischen linkem und rechten Leberlappen liegt senkrecht im Bereich der Gallenblase und nicht wie meist angenommen am Ligamentum falciforme. Durch die Aufzweigung der Pfortader wird die Leber horizontal in eine obere (kranialen) und eine untere (kaudalen) Segmentgruppe eingeteilt.
[[Datei:LebermitMittelgrenze.jpg|mini|Leber eines Menschen (Grenze zwischen den Hälften grün markiert)]]
[[Datei:Leber Schaf.jpg|mini|Leber eines Schafes, Eingeweidefläche mit der Gallenblase]]
Die menschliche Leber wiegt etwa 1500 bis 2000 g und ist ein weiches, gleichmäßig strukturiertes [[Organ (Biologie)|Organ]], das sich größtenteils im rechten [[Oberbauch]] befindet. Sie lässt sich in zwei große '''Leberlappen''' unterteilen. Der rechte Leberlappen (''Lobus dexter'') liegt unter dem Zwerchfell und ist mit diesem teilweise verwachsen. Er ist größer als der linke Leberlappen (''Lobus sinister''), der bis in den linken Oberbauch reicht. Außerdem gibt es zwei weitere, kleinere Leberlappen: den quadratischen Lappen (''Lobus quadratus'') und den „geschwänzten“ Lappen (''Lobus caudatus''). Die Eingeweidefläche des rechten Leberlappens weist eine Eindellung durch die rechte Niere auf, den Niereneindruck (''Impressio renalis'').


==== Versorgung {{Anker|Leberpforte}} ====
*Linker Leberlappen
An der Unterseite der Leber liegt die sogenannte Leberpforte (''Porta hepatis''), über die die [[Pfortader]] und die [[Arteria hepatica propria|Leberarterien]] in die Leber eintreten und über die der [[Gallengang]] sie verlässt. Die Leberarterie (''Arteria hepatica propria'') transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen, die Pfortader führt Blut mit Nahrungsbestandteilen aus Magen und Darm, mit Abbauprodukten der [[Milz]] sowie mit [[Hormon]]en der [[Bauchspeicheldrüse]] zur Leber. Dabei wird die Leber zu etwa 25 % mit sauerstoffreichem Blut der Leberarterie und zu etwa 75 % mit dem Blut der Pfortader versorgt.
**Segment I Lobus caudatus
**Segment II kranialer Teil des Segmentum laterale
**Segment III kaudaler Teil des Segmentum laterale
**Segment IV Lobus quadratus
***Segment IVa kranialer Teil
***Segment IVb kaudaler Teil
*Rechter Leberlappen
**Segment V kaudaler Teil des Segmentum anterius
**Segment VI kaudaler Teil des Segmentum posterius
**Segment VII kranialer Teil des Segmentum posterius
**Segment VIII kranialer Teil des Segmentum anterius


==== Lymphabfluss ====
==Feinbau der Leber==
{{Hauptartikel|Lymphatisches System}}
Die Leber produziert 25–50 % der [[Lymphe]] des [[Ductus thoracicus]], der die gesamte Lymphe der unteren Körperhälfte aufnimmt.<ref>{{Literatur |Autor=Osamu Ohtani, Yuko Ohtani |Titel=Lymph circulation in the liver |Sammelwerk=Anatomical Record (Hoboken, N.J.: 2007) |Band=291 |Nummer=6 |Datum=2008-06 |ISSN=1932-8494 |Seiten=643–652 |DOI=10.1002/ar.20681 |PMID=18484610}}</ref> Die Menge steigt bei Erkrankungen, die eine [[Leberstauung]] verursachen, wie [[Herzinsuffizienz]], noch an.<ref>{{Literatur |Autor=A. E. Dumont, R. H. Clauss, G. E. Reed, D. A. Tice |Titel=LYMPH DRAINAGE IN PATIENTS WITH CONGESTIVE HEART FAILURE. COMPARISON WITH FINDINGS IN HEPATIC CIRRHOSIS |Sammelwerk=The New England Journal of Medicine |Band=269 |Datum=1963-10-31 |ISSN=0028-4793 |Seiten=949–952 |DOI=10.1056/NEJM196310312691804 |PMID=14056641}}</ref> Die Lymphe entsteht in den [[Lebersinusoid]]en im [[Disse-Raum|Disseschen Raum]] und erreicht die ersten [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]] der [[Lymphgefäß]]e in den [[Periportalfelder]]n. Die Lymphgefäße konvergieren zum [[Leberhilus]] und münden in die [[Leberlymphknoten]]. Von dort fließt die Lymphe über ein Netzwerk von peri[[Pankreas|pankreatischen]] und [[paraaortalen Lymphknoten]] in die [[Cisterna chyli]]. Zusätzlich gibt es sublobuläre Lymphgefäße, die entlang der [[Lebervene]]n zur [[Vena cava inferior]] fließen. Eine geringe Menge kapsulärer Lymphgefäße befindet sich an der cranialen, convexen [[Leberkapsel]] und fließt direkt ins [[Mediastinum]].<ref>{{Literatur |Autor=Christopher L. Smith, Mandi Liu, Madhumitha Saravanan, Aaron G. Dewitt, David M. Biko |Titel=Liver lymphatic anatomy and role in systemic lymphatic disease |Sammelwerk=European Radiology |Band=32 |Nummer=1 |Datum=2021-06-24 |ISSN=0938-7994 |Seiten=112–121 |DOI=10.1007/s00330-021-08098-z}}</ref>


==== Funktionelle Aufteilung der menschlichen Leber ====
Die Leberlappen sind nochmals in winzige '''Leberläppchen''' (max. 1 - 2 mm) unterteilt. Dies sind im Anschnitt sechseckige Gebilde, die vorwiegend aus Leberzellen ([[Hepatozyt]]en) bestehen. Die Hepatozyten haben meist mehrere [[Zellkern]]e und sind in Strängen angeordnet („Leberzellbalken“). An den Eckpunkten benachbarter Leberläppchen liegen die '''Periportalfelder'''. In diesen Periportalfeldern verläuft jeweils ein Ast der Leberarterie, der Pfortader und ein Gallengang. Dies bezeichnet man als '''Glisson-Trias''' ('''Glissonsches Dreieck''').
[[Datei:Lebersegmente.png|mini|Lebersegmente in [[Transversalebene|axialen]] Schnittbildern]]


Die menschliche Leber wird nach [[Claude Couinaud]] (1922–2008) in acht Segmente unterteilt.<ref>C. Couinaud:'' Le Foie. Etudes anatomiques et chirurgicales.'' Masson & Cie, Paris 1957.<!-- Seite ??? --></ref> Diese traditionelle Unterteilung wurde in neueren Untersuchungen jedoch infrage gestellt, die – individuell variierend – 9 bis 44 sekundäre Äste der Pfortader nachwiesen.<ref>{{Literatur |Autor=Jean H. D. Fasel |Titel=Portal venous territories within the human liver: an anatomical reappraisal |Sammelwerk=Anatomical Record |Band=291 |Nummer=6 |Verlag= |Datum=2008-06 |ISSN=1932-8494 |Seiten=636–642 |DOI=10.1002/ar.20658 |PMID=18484609}}</ref> Eine Anekdote behauptet, Couinaud habe sich bei der Nummerierung der Segmente an den [[Paris]]er [[Arrondissement (Paris)|Arrondissements]] orientiert. Er selbst verwies diese Behauptung in den Bereich [[Moderne Sage|moderner Sagen]].<ref>{{Literatur |Autor=Jean-Nicolas Vauthey, Giuseppe Zimmitti, Junichi Shindoh |Titel=From Couinaud to molecular biology: the seven virtues of hepato-pancreato-biliary surgery |Sammelwerk=HPB |Band=14 |Nummer=8 |Datum= |Seiten=493–499 |DOI=10.1111/j.1477-2574.2012.00502.x |PMC=3406345 |PMID=22762396}}</ref> Trotz der relativen Ungenauigkeit der traditionellen Segmenteinteilung wird sie bis heute unverändert als Standard benutzt zur anatomischen und chirurgischen Orientierung.
Zwischen den Leberzellen liegen die erweiterten [[Kapillare]]n der Leber ('''Lebersinusoide''') angeordnet. Diese [[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoide]] sind von einem [[Endothel]] ausgekleidet und enthalten spezielle [[Makrophage]]n, die [[Sternzelle|Kupffer`schen Sternzelle]]n. Die Sinusoide transportieren das Blut der Pfortader zusammen mit dem Blut aus der Leberarterie durch die Leberläppchen in Richtung Läppchenzentrum, wo es von einer '''Zentralvene''' aufgenommen wird. Die Zentralvenen vereinigen sich zu größeren Venen ("Venae sublobulares") und schließlich zur Lebervene (''Vena hepatica''). Den Spaltraum zwischen Lebersinusoiden und Leberzellen nennt man '''Dissé-Raum''', in dem die eigentliche Entgiftung stattfindet. Im Dissé-Raum befindet sich Blutplasma, weiterhin die sog. '''Ito-Zellen''', die viel Vitamin A enthalten und der Fettspeicherung dienen.


Da die menschliche Leber&nbsp;– im Gegensatz zu der vieler Tiere&nbsp;– nur wenige Fissuren zeigt, ist die Zweiteilung durch das ''Ligamentum falciforme hepatis'' (siehe [[#Leberbänder|Leberbänder]]) sehr auffällig. Sie hat zu der älteren anatomischen Einteilung in einen linken und rechten Lappen geführt. Die funktionelle und eigentliche Grenze (die Rex-Cantlie-Linie) verläuft senkrecht von [[Gallenblase]] bis zur unteren Hohlvene und teilt die Leber auf in zwei ''Leberhälften'' (Hēmihēpata).<ref>Keith L. Moore, Arthur F. Dalley: ''Clinically oriented Anatomy.'' 5. Auflage. Lippincott Williams & Wilkins, 2006, ISBN 0-7817-3639-0, S. 293.</ref> Durch die Aufzweigung der Pfortader wird die Leber horizontal in eine obere (kraniale) und eine untere (kaudale) Segmentgruppe eingeteilt.
Die '''Gallenkapillaren''' sind innerhalb der Leberläppchen nur Vertiefungen der Leberzellen, erst nach dem Austritt aus den Läppchen bekommen sie eine eigene Wand und werden zu den [[Gallengang|Gallengängen]] mit einem einschichtig-prismatischen [[Epithel]]. Aus den kleinen Gallengängen eines Periportalfeldes fließt die Galle über größere Gallengänge aus der Leber.


* [[Links und rechts|Linke]] Leberhälfte:
==Leistungen der Leber==
** Segment 1 – Lobus caudatus
** Segment 2 – [[kranial]]er Teil des Segmentum laterale
** Segment 3 – [[kaudal]]er Teil des Segmentum laterale
** Segment 4 – Lobus quadratus
*** Segment 4a – kranialer Teil
*** Segment 4b – kaudaler Teil
* [[Rechts|Rechte]] Leberhälfte:
** Segment 5 – kaudaler Teil des Segmentum anterius
** Segment 6 – kaudaler Teil des Segmentum posterius
** Segment 7 – kranialer Teil des Segmentum posterius
** Segment 8 – kranialer Teil des Segmentum anterius


Eine Expertengruppe der ''International Hepato-Pancreato-Biliary Association'' veröffentlichte im Jahr 2000 eine Neudefinition der anatomischen Lebereinteilungen, die ''Brisbane-Terminologie'' genannt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=S. M. Strasberg et al. |Titel=The Brisbane 2000 Terminology of Liver Anatomy and Resections |Sammelwerk=HPB |Band=2 |Nummer=3 |Datum=2000 |ISSN=1365-182X |Seiten=333–339 |DOI=10.1016/S1365-182X(17)30755-4}}</ref> Diese Terminologie verbreitete sich weltweit und wird allgemein benutzt.
Die Leber ist eng in die Steuerung des [[Glukosestoffwechsel | Glukose-]], [[Fettstoffwechsel | Fett-]] und [[Eiweißstoffwechsel]]s eingebunden. Glukose wird vom Darmblut aufgenommen und kontrolliert an den restlichen Körper weitergegeben. Ein Überschuss wird als [[Glykogen]] gespeichert. Bei [[Hunger]] wird der Speicherstoff zu [[Glukose]] abgebaut. Die Leber beeinflusst gesteuert durch Hormone (z. B. [[Insulin]] und [[Glucagon]]) den [[Blutzucker]]spiegel und kann ihn, von der Nahrungsmittelzufuhr unabhängig, konstant halten. Insulin aktiviert in der Leber die „Verbrennung“ des Zuckers und hemmt den Abbau von Fett.
Neu ist:
* Die Verwendung von ''arabischen Zahlen'' anstatt römischen für die Segmentzuordnung.
* Die Einführung des Begriffes ''Sektor'', womit eine funktionelle Einheit zweier übereinander liegender Segmente definiert wird.


=== Leber bei anderen Säugetieren ===
*Syntheseleistungen:
Die Leber nimmt beim Hund etwa 4 %, beim Schwein 3 % und bei Pflanzenfressern bis zu 1,5 % der Körpermasse ein. Die Säugetierleber ist prinzipiell in den linken Leberlappen (''Lobus sinister''), den rechten Leberlappen (''Lobus dexter''), den quadratischen Lappen (''Lobus quadratus'') und den „geschwänzten“ Lappen (''Lobus caudatus'') gegliedert. Bei Raubtieren sind rechter und linker Leberlappen nochmals unterteilt (''Lobus dexter lateralis'' und ''medialis'' sowie ''Lobus sinister lateralis'' und ''medialis'') und der ''Lobus caudatus'' besitzt zwei Fortsätze (''Processus caudatus'' und ''Processus papillaris''). Beim Schwein sind rechter und linker Leberlappen ebenfalls unterteilt, ein ''Processus papillaris'' ist jedoch nicht ausgebildet. Beim Pferd ist nur der linke Leberlappen unterteilt, ein ''Processus papillaris'' fehlt. Bei Wiederkäuern sind rechter und linker Leberlappen ungegliedert, der ''Lobus caudatus'' besitzt einen ''Processus caudatus'' und einen ''Processus papillaris''. In die Eingeweidefläche drückt sich bei Wiederkäuern der [[Netzmagen]] in die Leber ein und verursacht eine seichte Eindellung (''Impressio reticularis''), ebenso der [[Blättermagen]] (''Impressio omasica''). Der obere Rand der Leber (''Margo dorsalis'') ist abgerundet und wird daher auch als ''Margo obtusus'' bezeichnet. Der bauchseitige Rand (Margo ventralis) ist dagegen scharf und daher ''Margo acutus'' genannt.<ref>Franz-Viktor Salomo: ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke Stuttgart, 4. Auflage 2020, ISBN 978-3-13-242675-7, S. 333–335.</ref>
**[[Gluconeogenese]] (Neubildung von Traubenzucker) aus z. B. [[Glycerin]], [[Lactat]]/[[Pyruvat]] und manchen [[Aminosäuren]]
**[[Ketonkörper]]synthese
**Synthese von [[Cholesterol]] und den hieraus abgeleiteten [[Gallensäure]]n
**Synthese von Blut[[Protein|eiweißen]] wie
***[[Albumin]]
***[[Gerinnungsfaktoren]]
***[[Akute-Phase-Protein]]e
*[[Speicher]]ung von
**[[Glucose]] in Form von [[Glykogen]]
**[[Fett]] in Form von Lipoproteinen
**einigen [[Vitamin]]en
**[[Blut]]
*Bildung der [[Galle]]


== Leberbänder ==
*Abbau und Entgiftung von:
Die Leber ist über mehrere [[Band (Anatomie)|Bänder]] in der Bauchhöhle befestigt. Diese Bänder stellen keine [[Bindegewebe|Bindegewebsstrukturen]] dar, sondern Doppelfalten (Duplikaturen) des [[Bauchfell]]s:
**geschädigten und alten [[Erythrozyten]] durch Kupffersche [[Sternzelle]]n (Leberspezifische Makrophagen)
* ''Ligg. triangulare dextrum et sinistrum''
**[[Hämoglobin]] zu [[Bilirubin]]
* ''Lig. coronarium''
**[[Ammoniak]] zu [[Harnstoff]]
* ''Lig. falciforme hepatis''
**[[Hormon]]en
* ''Lig. teres hepatis'' (rundes Leberband, Überrest der [[Nabelvene]])
**[[Medikament]]en
* ''Lig. venosum'' (obliterierter [[Ductus venosus]] der Nabelvene)
*Blutbildung beim [[Fetus]] bis zum 7. [[Schwangerschaft]]smonat (''hepato-lienale Periode'')
* ''[[Ligamentum hepatogastricum|Lig. hepatogastricum]]''
*die Regulierung des [[Vitaminstoffwechsel|Vitamin-]] und [[Spurenelementstoffwechsel]]s
* ''[[Ligamentum hepatoduodenale|Lig. hepatoduodenale]]''
* ''Lig. hepatocolicum''.


Mit dem Zwerchfell ist der hintere ([[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|dorsale]]) Leberrand über das ''Ligamentum coronarium'' verbunden. Das Ligamentum coronarium geht beidseits in das dreieckige ''Ligamentum triangulare dextrum'' bzw. ''sinistrum'' über, welche die sogenannte nackte Fläche der Leber (Area nuda) mit direktem Kontakt zum Zwerchfell ohne zwischenliegendes Bauchfell umkreisen. Auf der Zwerchfellseite zieht vom Ligamentum coronarium das ''Ligamentum falciforme hepatis'' („sichelförmiges Leberband“) rechtwinklig zur Bauchseite ([[ventral]]). Das Ligamentum falciforme hepatis zieht ursprünglich bis zum [[Bauchnabel]], denn es stellt beim [[Fetus]] das [[Gekröse]] der Nabelvene dar. Die Nabelvene selbst verschließt sich unmittelbar nach der Geburt und bleibt als rundlicher bindegewebiger Strang erhalten, der als ''Ligamentum teres hepatis'' durch den freien Rand des Ligamentum falciforme hepatis zieht und als ''Ligamentum venosum hepatis'' die Venae hepaticae bzw. die Portalvene erreicht.
==Leberenzyme==


Zur Bauchhöhlenseite ist die Leber mit dem [[Magen]] und dem [[Duodenum]] über das kleine Netz ([[Omentum minus]]) verbunden. Die Appendix fibrosa fixiert den linken Leberlappen zusätzlich am Zwerchfell.
Die Blutuntersuchung gibt bei Lebererkrankungen oft wertvolle Hinweise auf Art und Ausmaß der Erkrankung. [[Enzym]]e werden wie überall im Körper auch in der Leber benötigt, um die Stoffwechselleistungen der Leber aufrecht erhalten zu können. Bei Schädigung der Leberzellen treten diese Enzyme im Blutserum erhöht auf. Je nach dem, welche Enzyme erhöht sind, kann man oft auf die Art der Erkrankung schließen. Die Höhe des Enzymanstiegs im Serum entspricht dabei dem Ausmaß der Schädigung der Leberzellen.
Zellschäden können unter anderem durch Virusinfektionen, Alkohol, Vergiftungen oder Tumoren verursacht sein.
Alle Enzyme in den Leberzellen kommen auch in anderen Körperzellen vor, wie zum Beispiel im Herzen und in der Skelettmuskulatur.
Viele Enzyme finden sich sogar in allen Zellen des Körpers. Dennoch sind manche Enzyme nur bei Leberzellschäden im Serum erhöht.


== Feinbau der Leber ==
Oft gemessene Leberenzyme sind
[[Datei:Glisson Trias.svg|mini|''Glisson-Trias'' der menschlichen Leber]]
*GOT = AST = ASAT = Glutamat-Oxalacetat-Transaminase / [[Aspartat-Aminotransferase]]
[[Datei:Leber Glisson (Ratte).jpg|mini|''Glisson-Trias'' der Rattenleber, ''1''&nbsp;Arteria interlobularis, ''2'' Vena interlobularis, ''3'' Ductus biliferus (Masson-Goldner-Färbung)]]
*GPT = ALT = ALAT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase / [[Alanin-Aminotransferase]]
[[Datei:Hepatic structure.png|mini|Schematische Darstellung eines ''Zentralvenen-Leberläppchens''. Die ''Glisson-Trias'' befinden sich jeweils zwischen den [[Sechseck]]en, Bild unten rechts. Sie bestehen aus: Ductus biliferi interlobulares (grün), Arteria interlobularis (rot) und Vena interlobularis (lila)<ref>Hans Frick, [[Helmut Leonhardt]], [[Dietrich Starck]]: ''Spezielle Anatomie.'' Band 2, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-356904-X, S. 132.</ref>]]
*Gamma-GT = [[Gamma-Glutamyl-Transferase]]
[[Datei:Hepatic structure2.svg|mini|Vergrößerung der schematischen Darstellung eines '''Zentralvenen-Leberläppchens'''.]]
*AP = [[alkalische Phosphatase]]
Die Gamma-GT ist hier der empfindlichste Parameter für Schäden der Leberzellen und des Gallengangsystems.


Die Leberlappen sind von einer [[Bindegewebskapsel]] umgeben, die auch als Leber- oder [[Francis Glisson|Glisson]]-Kapsel bezeichnet wird. Von ihr ziehen Stränge in das Innere, die sich im histologischen Schnitt als ''Portalfelder'' darstellen. Sie unterteilen die Leberlappen in winzige Leberläppchen (max. 1–2&nbsp;mm). Diese, im Anschnitt sechseckige, Gebilde, bestehen vorwiegend aus Leberzellen ([[Hepatozyt]]en). Die Hepatozyten haben meist mehrere [[Zellkern]]e und sind in Strängen angeordnet („Leberzellbalken“). An den Eckpunkten benachbarter Leberläppchen liegen die Portalfelder. In diesen Feldern verläuft jeweils eine ''Arteria interlobularis'' (ein Ast der [[Leberarterie]]), eine ''Vena interlobularis'' (ein Ast der Pfortader) und ein [[Gallengang#Intrahepatische Gallengänge|Gallengang]] (''Ductus biliferus''). Diese Gefäße bezeichnet man als ''Glisson-Trias'' (''Glissonsches Dreieck''). Die Glisson-Trias ist beim Menschen im Mikroskop weniger ausgeprägt zu erkennen als bei manchen Tieren, z.&nbsp;B. Schwein, Ratte (s. Abb.).
(Hinweis: Die Bezeichnungen „Aminotransferase“ und „Transaminase“ sind synonym zu gebrauchen.)


Zwischen den Leberzellen liegen die erweiterten [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]] der Leber (''[[Lebersinusoid]]e'') angeordnet. Diese [[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoide]] sind von einem diskontinuierlichen [[Endothel]] (Basallamina fehlt) ausgekleidet und enthalten spezielle [[Makrophage]]n, die [[Kupffer-Zelle]]n (alte Bezeichnung ''Kupffer'sche Sternzelle''). Die Sinusoide transportieren das Blut der Pfortader zusammen mit dem Blut aus der Leberarterie durch die Leberläppchen in Richtung der Läppchenzentren, wo es jeweils von einer ''Zentralvene'' (''Vena centralis'') aufgenommen wird. Die Zentralvenen vereinigen sich zu größeren Venen (''Venae sublobulares'') und münden schließlich in die meist drei [[Lebervene]]n (''Venae hepaticae'').
==Beschwerden==


Den Spaltraum zwischen den Endothelzellen der Lebersinusoide und den Leberzellen nennt man den ''[[Disse-Raum]]'' (nach Josef Disse), in dem der eigentliche Stoffaustausch zwischen Blut und Hepatozyten stattfindet. Im Disse-Raum befindet sich Blutplasma, weiterhin die sog. ''Ito-Zellen'', die [[Vitamin A]] enthalten und der Fettspeicherung dienen. Außerdem gelten sie als Produzenten der intralobulären Bindegewebsfasern und erlangen [[Pathophysiologie|pathophysiologische]] Bedeutung im Rahmen der [[Leberzirrhose#Pathogenese|Leberzirrhose]].<ref>R. Lüllmann-Rauch: ''Histologie.'' 2003, S. 340.</ref>
*[[Gelbsucht]] (Ikterus)
*[[Leberhautzeichen]]
*Blutung aus Ösophagusvarizen
*Bauchwasserbildung (Aszites)
*Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit (hepatische Enzephalopathie)


Die ''Gallenkapillaren'' sind innerhalb der Leberläppchen nur Vertiefungen der Leberzellen, erst nach dem Austritt aus den Läppchen bekommen sie eine eigene Wand und werden zu den Gallengängen mit einem einschichtig-prismatischen [[Epithel]]. Aus den kleinen Gallengängen eines Portalfeldes fließt die Galle über größere Gallengänge aus der Leber.
==Krankheiten==


Neben der oben beschriebenen Einteilung der Leber in die klassischen Zentralvenen-Läppchen (Lobulus), ist die Einteilung in Leberazini (Singular: Leberazinus) hilfreich. Hierbei handelt es sich eher um eine funktionelle als um eine histologische Betrachtungsweise. Die mittlere Achse eines Azinus stellt ein Bündel mit den terminalen Zweigen der Versorgung, also den Gefäßen des Glisson-Trias dar, die ja am Rand des klassischen Läppchens verlaufen. Der Vorteil dieser Einteilung ist, dass sie berücksichtigt, dass ein Versorgungsbündel das Blut in beide benachbarten Läppchen entlassen kann.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20040516074518/http://www.tobias-schwarz.net/medizin/spezielle/leber.gif |format=Grafik |werk=tobias-schwarz.net |titel=Leber |abruf=2023-03-11}}</ref>
*[[Fettleber]]
*Toxische [[Hepatitis]]
*Akute Virushepatitis A,B,C,D,E
*Hepatitis bei anderen Viruserkrankungen
*Chronische Hepatitis
*[[Leberzirrhose]]
*Akutes [[Leberversagen]]
*[[Hepatische Enzephalopathie]] (Hirnleistungsstörungen bis zum [[Coma hepaticum]])
*Immunologische Lebererkrankungen (Autoimmunhepatitis)
*[[Lebermetastase]]n
*[[Hepatozelluläres Carcinom]]
*Leberabszesse
*[[Caroli-Syndrom]]
'''Siehe auch:''' [[Flexible Transgastrische Peritoneoskopie]]


Die am nächsten am Versorgungsbündel liegenden Hepatozyten werden am besten mit Sauerstoff und Nährstoffen beliefert, weshalb dieser Bereich als Zone 1 des Azinus bezeichnet wird. Weiter zum Zentrum des klassischen Läppchens liegen dann die Zonen 2 und 3.<ref>Renate Lüllmann-Rauch: ''Histologie. Verstehen – Lernen – Nachschlagen.'' Georg Thieme Verlag, Stuttgart.</ref>
==Übertragene Bedeutungen und Redensarten==


== Leistungen der Leber ==
Da man früher die Leber als den Sitz der [[Gefühl]]e und [[Temperament]]e sowie als Urheber des Blutes und von Trieben ansah, ist sie zum Gegenstand mehrerer Redensarten geworden:
Von 1850 bis 1857 führte [[Claude Bernard (Mediziner)|Claude Bernard]] Studien über [[Glykogen]] und Zuckerbildung in der Leber durch. Erste bedeutende Tierversuche zur wissenschaftlichen Erforschung der '''Leberfunktion''' wurden von 1885 bis 1888 von [[Oskar Minkowski]] und [[Bernhard Naunyn]] durchgeführt und publiziert.<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 36 und 46.</ref> Die Leber ist eng in die Steuerung des [[Glukosestoffwechsel|Glukose-]], [[Fettstoffwechsel|Fett-]] und [[Proteinstoffwechsel|Eiweißstoffwechsels]] eingebunden. Glukose wird vom Darmblut aufgenommen und kontrolliert an den restlichen Körper weitergegeben. Ein Überschuss wird als Glykogen gespeichert. Bei Energiebedarf wird der [[Reservestoffe|Speicherstoff]] zu [[Glukose]] gewandelt. Die Leber beeinflusst – gesteuert durch Hormone wie [[Insulin]] und [[Glucagon]] – den [[Blutzucker]]&shy;spiegel und kann ihn, von der Nahrungsmittelzufuhr unabhängig, konstant halten. Insulin bewirkt in der Leber die Umwandlung des Zuckers in die Speicherform Glykogen und hemmt den Abbau von Fett. Das [[Hormon]] Glucagon regt seinerseits die Leber zum Glykogenabbau an und agiert somit als Gegenspieler ([[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonist]]) vom Insulin.
* „eine Laus über die ''Leber'' gelaufen“
* „frei von der ''Leber'' reden“
* „die ''beleidigte Leberwurst'' spielen“. Letztere Redensart bedeutet ohne triftigen Grund beleidigt oder gekränkt sein. Das Anhängen der „Wurst“ wird als scherzhafte Weiterbildung des Wortes „Leber“ angesehen.


* Syntheseleistungen:
==Literatur==
** [[Gluconeogenese]] (Neubildung von Traubenzucker) aus z.&nbsp;B. [[Glycerin]], [[Lactat]]/[[Pyruvat]] und manchen [[Aminosäuren]]
* Wolfgang F. Caspary (Hrsg.) u.a.: ''Therapie von Leber- und Gallekrankheiten'', Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67390-3
** [[Ketonkörper]]&shy;synthese
* Helmut Denk u.a.: ''Pathologie der Leber und Gallenwege'', Springer, Berlin 2000, (Spezielle pathologische Anatomie; Bd. 10), ISBN 3-540-65511-5
** Synthese von [[Cholesterin]] und den hieraus abgeleiteten [[Gallensäure]]n
* Erwin Kuntz, Hans-Dieter Kuntz: ''Praktische Hepatologie. Historie, Morphologie, Biochemie, Diagnostik, Klinik, Therapie'', Barth, Heidelberg 1998, ISBN 3-335-00568-6
** Synthese von [[Fettsäuren]]
* Ellen Schmidt (Hrsg.) u.a.: ''Lebererkrankungen. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie'', Wissenschaftliche VG, Stuttgart 2000, ISBN 3-8047-1640-7
** Synthese von [[Protein|Bluteiweißen]] wie
*** [[Albumin]]
*** [[Globulin]]e (außer Gamma)
*** [[Gerinnungsfaktoren]]
*** [[Akute-Phase-Protein]]e
* Speicherung von
** Glucose in Form von Glykogen
** [[Fette|Fett]] in Form von Lipoproteinen
** einigen [[Vitamine]]n
** [[Blut]]
* Bildung der [[Galle]]


* [[Biotransformation|Abbau und Entgiftung]] – hierbei sind besonders die [[Cytochrom P450]]-abhängigen Enzyme beteiligt – von:
== Weblinks ==
** geschädigten und alten [[Erythrozyten]] durch [[Kupffer-Zelle]]n (Leberspezifische Makrophagen)
{{Wiktionary1|Leber}}
** [[Bilirubin]] (Abbauprodukt des [[Hämoglobin]]s)
** [[Ammoniak]] zu [[Harnstoff]]
** [[Steroidhormon]]en
** [[Medikament]]en/Giften
* Blutbildung beim [[Fetus]] bis zum 7. [[Schwangerschaft]]s&shy;monat (''hepato-lienale Periode'')
* die Regulierung des Vitamin- und [[Spurenelement]]&shy;stoffwechsels


Die Leber hat im Vergleich zu anderen Organen des Körpers eine relativ ausgeprägte Fähigkeit zur Regeneration. Stirbt ein Teil ab, wird die Leber verletzt oder sonst beschädigt, so kann das betroffene Gewebe wieder neu gebildet werden. Voraussetzung für eine Neubildung ist, dass die Ursache der Verletzung entfernt wurde, weniger als fünfzig Prozent der funktionellen Masse des Organs geschädigt wurden und die Leber ihre Regenerationsfähigkeit bei der Verletzung hat aufrechterhalten können. Diese Eigenschaft wird bei [[Lebertransplantation]]en oft ausgenutzt. [[Narbe (Wundheilung)|Vernarbungen]] wie beispielsweise bei [[Haut]]verletzungen treten hierbei nicht auf.
* [http://hepatitis-c.de/leber2.htm Aufbau und Funktion der Leber]

* [http://www.lebertransplantation.de/leber.htm Grundlagen der Leberfunktion]
Die Regenerationsfähigkeit der Leber schlägt sich bereits in der griechischen Mythologie nieder: In der Sage des [[Prometheus]] wird dieser zur Strafe für die Übergabe des Feuers an die Menschen an einem Felsen festgeschmiedet. Ein Adler hackt täglich einen Teil seiner Leber heraus, der bis zum nächsten Tag nachwächst.
* [http://www.medicoconsult.de/Hepabook/Hepatolo.php HepaBook] Umfangreiches hypermediales Nachschlagewerk für die Hepatologie

== Leberenzyme ==
{{Hauptartikel|Leberenzyme}}
Die [[Blutuntersuchung]] der Leberenzyme gibt bei Lebererkrankungen Hinweise auf Art und Ausmaß der Erkrankung ([[Leberwerte]]). [[Enzym]]e werden wie überall im Körper auch in der Leber benötigt, um die Stoffwechselleistungen der Leber aufrechtzuerhalten. Im Normalfall sind diese Eiweiße Bestandteile des Zytoplasmas der Leberzellen (Hepatozyten). Jedoch werden diese Enzyme auch von anderen Geweben produziert und sind nicht ausnahmslos der Leber zuzuordnen. Bei Schädigung der Leberzellen treten diese Enzyme im Blutserum erhöht auf. Je nachdem, welche Enzyme erhöht sind, kann man oft auf die Art der Erkrankung schließen. Die Höhe des Enzymanstiegs im [[Blutserum|Serum]] entspricht dabei dem Ausmaß der Schädigung der Leberzellen. Da diese Enzyme nur ins Blut gelangen, wenn Leberzellen zerstört werden, ist vor allem eine zu hohe Konzentration ein Indikator für eine Erkrankung der Leber. Die Leberwerte können im kleinen Blutbild kontrolliert werden. Ursache von Zellschäden können unter anderem Virusinfektionen, Alkohol, Vergiftungen oder Tumoren sein. Alle Enzyme in den Leberzellen kommen auch in anderen Körperzellen vor, wie zum Beispiel im Herzen und in der Skelettmuskulatur. Dennoch sind manche Enzyme nur bei Leberzellschäden im Serum (flüssiger Bestandteil des Blutes ohne Fibrinogen) erhöht.

Oft gemessene Leberenzyme sind:
* GOT = AST = ASAT = Glutamat-Oxalacetat-Transaminase/[[Aspartat-Aminotransferase]]: Erhöht bei Vergiftung durch Alkohol oder andere toxische Stoffe, bei Entzündung und Leberstauung, besonders bei akuten Lebererkrankungen.
* GPT = ALT = [[ALAT]] = Glutamat-Pyruvat-Transaminase/[[Alanin-Aminotransferase]]: Analysiert wird der Quotient AST/ALT. Ein Wert zwischen 0.8 und 1.0 deutet auf einen leichten Leberschaden hin, liegt der Wert über 1.0 gilt das als Indikator für einen schweren Leberschaden. Mögliche Ursachen sind ein Tumor, Entzündung oder Vergiftung der Leber.
* Gamma-GT = [[γ-GT]] = GGT = [[Gamma-Glutamyl-Transferase]]: Eine Erhöhung dieses Wertes im [[Blutbild]] ist Folge einer Vergiftung oder eines Gallenstaus in der Leber.
* AP = [[Alkalische Phosphatasen|Alkalische Phosphatase]]: Wird ein erhöhter Wert im Blutbild gemessen, kann dies ein Hinweis auf ein Leberkarzinom, Leberzirrhose, Hepatitis oder Gallenstau sein.

Die [[Gamma-GT]] ist hier der empfindlichste Parameter für Schäden der Leberzellen und des Gallengangsystems.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gelbeseiten.de/ratgeber/gl/Leber/Was-sind-Leberwerte-wann-werden-Sie-gefaehrlich-und-wie-werden-Sie-behandelt |titel=Was sind Leberwerte, wann werden Sie gefährlich und wie werden Sie behandelt? |sprache=de |abruf=2019-03-22}} [Sie statt sie im Original.]</ref>

== Schäden und Krankheiten (Hepatopathien) ==
{{Anker|Hepatopathie}}
* [[Alpha-1-Antitrypsin-Mangel]]
* [[Fettleber]] (infolge einer [[Leberverfettung]])
* [[Speckleber]] (Amyloidose)
* [[Hepatitis]] (Leberentzündung)
* weitere entzündliche Lebererkrankungen (Entzündungen der Leber) wie [[Leberabszess]] und Lebertuberkulose
* [[Gelbsucht]] (Ikterus)
* [[Hämochromatose]] (Eisenspeicherkrankheit)
* Leberegel
** [[Großer Leberegel]] (''Fasciola hepatica'')
** [[Kleiner Leberegel]] (''Dicrocoelium lanceolatum'')
** [[Chinesischer Leberegel]] (''Clonorchis sinensis'')
* [[Leberkokzidiose]]
* Leberkolik (bei [[Cholezystolithiasis]])<ref>''Meyers Kleines Lexikon'', 9. Auflage, Band 2, [[Bibliographisches Institut]], Leipzig 1933, S. 1359.</ref>
* [[Lebersarkoidose]]
* [[Leberzirrhose]] (''Leberverhärtung'')
* [[Atrophie|Leberatrophie]]
* [[Pfortaderhochdruck]] (mit [[Ösophagusvarizen]])
* Pfortaderthrombose
* Eine ''Leberschrumpfung'' kann zur [[Schrumpfleber]] führen.<ref>Günter Thiele (Hrsg.): ''Handlexikon der Medizin.'' Band 4: ''L–Z.'' Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr, S. 2194.</ref>
* Eine ''Lebervergrößerung'' führt zur [[Hepatomegalie]].
* Lebersternchen (Eppinger-Sternchen, [[Spider naevi]])<ref>[[Linus Geisler]]: "Krankenpflege", ''Innere Medizin.'' Band II, 10. Auflage, Verlag Wilhelm Kohlhammer, Stuttgart / Berlin / Köln / Mainz 1970, ISBN 3-17-007038-X, S. 34.</ref>
* [[Stauungsleber]] (Leberveränderung infolge einer [[Leberstauung]])<ref>[[Pschyrembel (Medizinisches Wörterbuch)|Willibald Pschyrembel: ''Klinisches Wörterbuch'']], 267. Auflage, de Gruyter, Berlin / Boston 2017, ISBN 978-3-11-049497-6, S. 1030 und 1712.</ref><ref>Günter Thiele (Hrsg.): ''Handlexikon der Medizin.'' Band 4: ''S–Z.'' Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr, S. 2322.</ref>
* [[Leberversagen]] (Leberinsuffizienz), Leberdystrophie und Lebernekrose
* [[hepatische Enzephalopathie]] (Hirnleistungsstörungen bis zum [[Leberkoma]], [[Coma hepaticum]])
* [[hepatorenales Syndrom]] als Folge einer [[Bauchwassersucht]]<ref>''Meyers Kleines Lexikon.'' 9. Auflage, Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1933, S. 1359.</ref> oder ''Leberwassersucht''<ref>Ludwig August Kraus: ''Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon.'' 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 458 (Hepathyderos).</ref>
* [[Immunologie|immunologische]] Lebererkrankungen ([[Autoimmunhepatitis]])
* [[Lebermetastase]]n
* Parasitosen der Leber wie die Leber-[[Echinokokkose]]
* [[Lebertumor]]e ([[gutartig]] oder [[bösartig]])
* [[Leberzellkarzinom]] (Leberkarzinom, Leberkrebs, ''Carcinoma hepatis'')
* [[Leberabszess]]e (Hepatapostema)<ref>Ludwig August Kraus: ''Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon.'' 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 457.</ref>
* [[Caroli-Syndrom]]
* [[Gallengang]]sveränderungen
** [[Byler-Syndrom]] (''syn.'' progressive familiäre intrahepatische Cholestase, PFIC)
** [[Alagille-Syndrom]]
* [[Porphyrie]]
* [[Reye-Syndrom]]
* [[Mottenfraßnekrose]] (''Leberzellnekrose'')
* [[Morbus Meulengracht]] ([[Morbus]] Gilbert)
* [[Morbus Wilson]] (Kupferspeicherkrankheit)
* Toxische Leberschäden (durch Vergiftungen)
* [[Trauma (Medizin)|traumatische]] Schädigung ([[Ruptur]], [[Lazeration]], [[Hämatom]])
* [[Venenverschlusskrankheit der Leber|Venenverschlusskrankheit (''VOD'')]]
* [[Xanthomatose]]
* [[Zystenleber]] (Leberveränderung durch viele [[Leberzyste]]n)

Die Geschichte der Leberchirurgie begann im 19. Jahrhundert.<ref>L. Tait: ''The surgery of the liver.'' In: ''Edinburgh Medical Journal.'' Band 35, 1889, S. 305 ff.</ref>

== Redensarten ==
Da man früher die Leber als den Sitz der [[Emotion|Gefühle]], in der Antike insbesondere negativer Emotionen wie Hass, Neid und Zorn,<ref>Ferdinand Peter Moog: ''Galen liest „Klassiker“ – Fragmente der schöngeistigen Literatur des Altertums im Werk des Pergameners.'' In: ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 36/37, 2017/2018 (2020), S. 7–24, hier: S. 14 f. (zur „mit großen Eingeweiden“ charakterisierten zornigen und rachsüchtigen, aber auch [mit dem Herz] liebenden und [dem Gehirn] planvoll denkenden, [[Medea (Euripides)|Medea]] bei [[Euripides]] und zur nachwachsenden Leber des Prometheus als Quelle von dessen Auflehnung und Frevel).</ref> und der [[Temperament]]e sowie als Urheber des Blutes und von Trieben ansah,<ref>Jerry Stannard: ''Medieval hepatic therapy and some folk medical survivals.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 6, 1988, S. 207–223.</ref> wurde sie zum Gegenstand mehrerer Redensarten.<ref>''Der [[Duden]] in zwölf Bänden.'' Band 11: ''Redewendungen.'' Dudenverlag, Mannheim 1992, S. 443.</ref> Heute noch gilt die Leber, von der ja die „Galle“ ausgeht, als Sitz des [[Zorn]]s.<ref name="SprachBrockhaus365">''Der Sprach-Brockhaus.'' Eberhard Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1949, S. 365.</ref> Beispiele für entsprechende Redensarten:
* „Mir läuft (kriecht) eine [[Kopflaus|Laus]] über die Leber“ bedeutet ‚ich ärgere mich‘<ref name="SprachBrockhaus365" /> oder ‚ich bin schlecht gelaunt‘.<ref name="DeutschesWörterbuch520">''Deutsches Wörterbuch.'' Schülerbildungswerk, Verlag Hans Witte, 3. Auflage, Freiburg im Breisgau 1965, S. 520.</ref>
* „Frei von der ''Leber'' (weg) reden“ bedeutet ‚offen sprechen‘<ref name="DeutschesWörterbuch520" /> oder ‚ohne Hemmungen sagen, was man meint und denkt‘ oder ‚sich keinen Zwang auferlegen‘.<ref name="SprachBrockhaus365" />
* „Die ''[[beleidigte Leberwurst]]'' spielen“ bedeutet ‚ohne triftigen Grund beleidigt oder gekränkt sein‘.
* „Eine trockene Leber haben“ bedeutet ‚gerne (Alkohol) trinken‘.<ref name="DeutschesWörterbuch520" /><ref name="SprachBrockhaus365" />

== Leber als Lebensmittel ==
Die Leber verschiedener Tiere eignet sich für den Verzehr und ist Bestandteil vieler Küchen, siehe [[Leber (Lebensmittel)]].
Als Arznei und Stärkungsmittel wird [[Lebertran]] verwendet, der aus verschiedenen Fischarten gewonnen wird.

== Leber in Kultur und Gesellschaft ==
In der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] wurde [[Prometheus]], von den Göttern bestraft, da er den Menschen das Feuer gegeben hat. Er wurde von ihnen an einen Fels gekettet und dazu verdammt, dass ein Geier jeden Tag seine Leber verspeist, welche sich über Nacht regeneriert (die Leber ist das einzige innere menschliche Organ, welches dazu in der Lage ist sich in großen Teilen selbst zu regenerieren). Ferner ist in der [[Humoralpathologie]] die Leber mit dem Element Feuer verbunden.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Gottfried Mayer |Titel=Kräuterbuch der Klostermedizin |Datum=2003 |Seiten=30–41}}</ref> In der Heilkunde wurden von altägyptischer Zeit bis ins Mittelalter Lebern von Hunden (insbesondere „tobenden“), Ziegenböcken, Wölfen, Eseln oder Schweinen verwendet.<ref>[[Otto Beßler]]: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 181.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Hepatologie]]
* [[Leberpunktion]]
* [[LiMAx-Test]]
* [[Calot-Dreieck]]
* [[Campolon]]
* [[Kratzauskultation]]
* [[Leberhautzeichen]], [[Leberfleck]] (Hautveränderungen)
* [[Parenchym|Leberparenchym]]
* [[Gallenfarbstoffe]]
* [[Gallenstein]]
* [[Leberbalsam-Schafgarbe|Leberbalsam]], [[Leberblümchen]], [[Lebermoos]] (Pflanzen)
* Leberbrand (Viehkrankheit)<ref name="DeutschesWörterbuch520" />
* [[Leberschau]] (Hepatoskopie)
* „Säuferleber“ bei einer [[Alkoholkrankheit]]

== Literatur ==
* Wolfgang F. Caspary u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Therapie von Leber- und Gallekrankheiten.'' [[Springer Science+Business Media|Springer-Verlag]], Berlin 2000, ISBN 3-540-67390-3.
* [[Helmut Denk]] u.&nbsp;a.: ''Pathologie der Leber und Gallenwege.'' (= ''Spezielle pathologische Anatomie.'' Band 10). Springer-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-540-65511-5.
* Hansludwig Hagen: ''Die physiologische und psychologische Bedeutung der Leber in der Antike'', [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn]], 1961.
* [[Erwin Kuntz]], Hans-Dieter Kuntz: ''Praktische Hepatologie. Historie, Morphologie, Biochemie, Diagnostik, Klinik, Therapie.'' [[Johann Ambrosius Barth Verlag|Barth]], Heidelberg 1998, ISBN 3-335-00568-6.
* Ellen Schmidt u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Lebererkrankungen. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie.'' [[Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft]], Stuttgart 2000, ISBN 3-8047-1640-7.
* Hans Adolf Kühn: ''Krankheiten der Leber.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 847–875.
* [[Renate Lüllmann-Rauch]]: ''Taschenlehrbuch Histologie.'' [[Georg Thieme Verlag]], Stuttgart 2006.
* [[Nikolaus Mani]]: ''Die historischen Grundlagen der Leberforschung; I: Die Vorstellungen über Anatomie, Physiologie und Pathologie der Leber in der Antike; II: Die Geschichte der Leberforschung von Galen bis Claude Bernard.'' Basel und Stuttgart 1959 und 1967 (= ''Basler Veröffentlichungen zur Geschichte der Medizin und der Biologie'', 9 und 21).
* [[Heiner Wedemeyer]]: ''Das Leber-Buch. Wie halte ich meine Leber gesund? Neue Therapien und Stand der Forschung. Die Leber von A bis Z'', vierte aktualisierte und erweiterte Auflage, [[Humboldt Verlag|Humboldt]], Hannover 2021, ISBN 978-3-8426-3043-7.

== Weblinks ==
{{Commons|Liver|Leber}}
{{Wikibooks}}
{{Wikiquote}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|hepatisch}}
* [http://www.lebertransplantation.eu/grundlagen-der-leberfunktion.html Grundlagen der Leberfunktion]
* [http://www.leberinfo.de/ leberinfo.de]
* [http://www.leberinfo.de/ leberinfo.de]
* [http://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMLeber.html elektronenmikroskopische Abbildungen der Leber - EM Atlas im Internet]
* [http://www.cx.unibe.ch/ikp/lab2/Pp/INDEX.html Hepatologie für Medizinstudenten]
* [http://cpmcnet.columbia.edu/dept/gi/disliv.html Diseases of the Liver (engl.)]
* [http://cpmcnet.columbia.edu/dept/gi/disliv.html Diseases of the Liver (engl.)]
* [http://www.sonographiebilder.de/leber.html Sonographiebilder] Ultraschall-Atlas der Leber
* [http://www.med-serv.de/atlas-sonoatlas-29-2-29.html SonoAtlas] Ein Ultraschallatlas der Leber
* [http://www.med-serv.de/atlas-sonoatlas-29-2-29.html SonoAtlas] Ein Ultraschallatlas der Leber

* [http://www.think-fitness.de/html/leber.html Leber Beschreibungen]
== Einzelnachweise ==
Sonographie-Atlas der Leber
<references />
* [http://www.sonographiebilder.de/html/start.php?sub=10&main=2 Internistischer Sonographiebilder]

{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}
[[Kategorie:Verdauungsapparat]]
[[Kategorie:Redewendung]]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4034933-0}}
[[ar:كبد]]

[[bg:Черен дроб]]
[[Kategorie:Verdauungsapparat]]
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[[Kategorie:Exokrine Drüse]]
[[cs:Játra]]
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[[Kategorie:Leber| ]]
[[da:Lever]]
[[en:Liver]]
[[eo:Hepato]]
[[es:Hígado]]
[[fr:Foie]]
[[gl:Fígado]]
[[he:כבד]]
[[io:Hepato]]
[[it:Fegato]]
[[ja:肝臓]]
[[ko:간]]
[[lt:Kepenys]]
[[mk:Црн дроб]]
[[nl:Lever]]
[[no:Lever]]
[[pl:Wątroba]]
[[pt:Fígado]]
[[ru:Печень человека]]
[[scn:Ficatu]]
[[simple:Liver]]
[[sk:Pečeň]]
[[sr:Јетра]]
[[su:Ati]]
[[sv:Lever]]
[[tr:Karaciğer]]
[[zh:肝臟]]

Aktuelle Version vom 29. Juni 2025, 11:44 Uhr

Die Leber (lateinisch iecur, griechisch Hepar, altgriechisch ἧπαρ hḗpar) ist das zentrale Organ des Stoffwechsels und die größte Drüse des Körpers bei Wirbeltieren. Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger Proteine (z. B. Gerinnungsfaktoren), die Verwertung von Nahrungsbestandteilen (z. B. Speicherung von Glykogen und Vitaminen), die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen (siehe dazu Enterohepatischer Kreislauf). Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen über die Pfortader (Vena portae) zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie besteht aus einer linken und rechten Leberhälfte.

Lage der Leber (2) im menschlichen Körper

Beim Menschen liegt die Leber im rechten Oberbauch direkt unter dem Zwerchfell und ragt mit den linken Anteilen bis in die linke Hälfte des Oberbauchs.

Der altgermanische Name (mittelhochdeutsch leber[e], althochdeutsch lebara) lässt sich nicht sicher deuten. Die Benennung kann eine substantivierte Adjektivbildung zu (kleben) bleiben sein und würde dann eigentlich „die Klebrige, die Ölige, die Fette“ bedeuten. Andererseits kann das Wort eine Bildung zum Verb leben sein, da die Leber bis ins 17. Jahrhundert als Blut bildendes Organ und wie das Herz als „Sitz des Lebens“ galt.[1] Das wahrscheinlich mit dem lateinischen Neutrum iecur verwandte altgriechische Wort hḗpar (zu altindisch yákṛt bzw. avestisch yākarɚ), in der medizinischen Fachterminologie Hepar (mittellateinisch auch Epar[2]), geht auf eine indogermanische Wurzel *(H)i̯eqṛ- zurück.[3][4]

Aufbau der Leber

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Menschliche Leber

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Leber eines Menschen (Grenze zwischen den Hälften grün markiert)
Leber eines Schafes, Eingeweidefläche mit der Gallenblase

Die menschliche Leber wiegt etwa 1500 bis 2000 g und ist ein weiches, gleichmäßig strukturiertes Organ, das sich größtenteils im rechten Oberbauch befindet. Sie lässt sich in zwei große Leberlappen unterteilen. Der rechte Leberlappen (Lobus dexter) liegt unter dem Zwerchfell und ist mit diesem teilweise verwachsen. Er ist größer als der linke Leberlappen (Lobus sinister), der bis in den linken Oberbauch reicht. Außerdem gibt es zwei weitere, kleinere Leberlappen: den quadratischen Lappen (Lobus quadratus) und den „geschwänzten“ Lappen (Lobus caudatus). Die Eingeweidefläche des rechten Leberlappens weist eine Eindellung durch die rechte Niere auf, den Niereneindruck (Impressio renalis).

An der Unterseite der Leber liegt die sogenannte Leberpforte (Porta hepatis), über die die Pfortader und die Leberarterien in die Leber eintreten und über die der Gallengang sie verlässt. Die Leberarterie (Arteria hepatica propria) transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen, die Pfortader führt Blut mit Nahrungsbestandteilen aus Magen und Darm, mit Abbauprodukten der Milz sowie mit Hormonen der Bauchspeicheldrüse zur Leber. Dabei wird die Leber zu etwa 25 % mit sauerstoffreichem Blut der Leberarterie und zu etwa 75 % mit dem Blut der Pfortader versorgt.

Die Leber produziert 25–50 % der Lymphe des Ductus thoracicus, der die gesamte Lymphe der unteren Körperhälfte aufnimmt.[5] Die Menge steigt bei Erkrankungen, die eine Leberstauung verursachen, wie Herzinsuffizienz, noch an.[6] Die Lymphe entsteht in den Lebersinusoiden im Disseschen Raum und erreicht die ersten Kapillaren der Lymphgefäße in den Periportalfeldern. Die Lymphgefäße konvergieren zum Leberhilus und münden in die Leberlymphknoten. Von dort fließt die Lymphe über ein Netzwerk von peripankreatischen und paraaortalen Lymphknoten in die Cisterna chyli. Zusätzlich gibt es sublobuläre Lymphgefäße, die entlang der Lebervenen zur Vena cava inferior fließen. Eine geringe Menge kapsulärer Lymphgefäße befindet sich an der cranialen, convexen Leberkapsel und fließt direkt ins Mediastinum.[7]

Funktionelle Aufteilung der menschlichen Leber

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Lebersegmente in axialen Schnittbildern

Die menschliche Leber wird nach Claude Couinaud (1922–2008) in acht Segmente unterteilt.[8] Diese traditionelle Unterteilung wurde in neueren Untersuchungen jedoch infrage gestellt, die – individuell variierend – 9 bis 44 sekundäre Äste der Pfortader nachwiesen.[9] Eine Anekdote behauptet, Couinaud habe sich bei der Nummerierung der Segmente an den Pariser Arrondissements orientiert. Er selbst verwies diese Behauptung in den Bereich moderner Sagen.[10] Trotz der relativen Ungenauigkeit der traditionellen Segmenteinteilung wird sie bis heute unverändert als Standard benutzt zur anatomischen und chirurgischen Orientierung.

Da die menschliche Leber – im Gegensatz zu der vieler Tiere – nur wenige Fissuren zeigt, ist die Zweiteilung durch das Ligamentum falciforme hepatis (siehe Leberbänder) sehr auffällig. Sie hat zu der älteren anatomischen Einteilung in einen linken und rechten Lappen geführt. Die funktionelle und eigentliche Grenze (die Rex-Cantlie-Linie) verläuft senkrecht von Gallenblase bis zur unteren Hohlvene und teilt die Leber auf in zwei Leberhälften (Hēmihēpata).[11] Durch die Aufzweigung der Pfortader wird die Leber horizontal in eine obere (kraniale) und eine untere (kaudale) Segmentgruppe eingeteilt.

  • Linke Leberhälfte:
    • Segment 1 – Lobus caudatus
    • Segment 2 – kranialer Teil des Segmentum laterale
    • Segment 3 – kaudaler Teil des Segmentum laterale
    • Segment 4 – Lobus quadratus
      • Segment 4a – kranialer Teil
      • Segment 4b – kaudaler Teil
  • Rechte Leberhälfte:
    • Segment 5 – kaudaler Teil des Segmentum anterius
    • Segment 6 – kaudaler Teil des Segmentum posterius
    • Segment 7 – kranialer Teil des Segmentum posterius
    • Segment 8 – kranialer Teil des Segmentum anterius

Eine Expertengruppe der International Hepato-Pancreato-Biliary Association veröffentlichte im Jahr 2000 eine Neudefinition der anatomischen Lebereinteilungen, die Brisbane-Terminologie genannt wurde.[12] Diese Terminologie verbreitete sich weltweit und wird allgemein benutzt. Neu ist:

  • Die Verwendung von arabischen Zahlen anstatt römischen für die Segmentzuordnung.
  • Die Einführung des Begriffes Sektor, womit eine funktionelle Einheit zweier übereinander liegender Segmente definiert wird.

Leber bei anderen Säugetieren

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Die Leber nimmt beim Hund etwa 4 %, beim Schwein 3 % und bei Pflanzenfressern bis zu 1,5 % der Körpermasse ein. Die Säugetierleber ist prinzipiell in den linken Leberlappen (Lobus sinister), den rechten Leberlappen (Lobus dexter), den quadratischen Lappen (Lobus quadratus) und den „geschwänzten“ Lappen (Lobus caudatus) gegliedert. Bei Raubtieren sind rechter und linker Leberlappen nochmals unterteilt (Lobus dexter lateralis und medialis sowie Lobus sinister lateralis und medialis) und der Lobus caudatus besitzt zwei Fortsätze (Processus caudatus und Processus papillaris). Beim Schwein sind rechter und linker Leberlappen ebenfalls unterteilt, ein Processus papillaris ist jedoch nicht ausgebildet. Beim Pferd ist nur der linke Leberlappen unterteilt, ein Processus papillaris fehlt. Bei Wiederkäuern sind rechter und linker Leberlappen ungegliedert, der Lobus caudatus besitzt einen Processus caudatus und einen Processus papillaris. In die Eingeweidefläche drückt sich bei Wiederkäuern der Netzmagen in die Leber ein und verursacht eine seichte Eindellung (Impressio reticularis), ebenso der Blättermagen (Impressio omasica). Der obere Rand der Leber (Margo dorsalis) ist abgerundet und wird daher auch als Margo obtusus bezeichnet. Der bauchseitige Rand (Margo ventralis) ist dagegen scharf und daher Margo acutus genannt.[13]

Die Leber ist über mehrere Bänder in der Bauchhöhle befestigt. Diese Bänder stellen keine Bindegewebsstrukturen dar, sondern Doppelfalten (Duplikaturen) des Bauchfells:

Mit dem Zwerchfell ist der hintere (dorsale) Leberrand über das Ligamentum coronarium verbunden. Das Ligamentum coronarium geht beidseits in das dreieckige Ligamentum triangulare dextrum bzw. sinistrum über, welche die sogenannte nackte Fläche der Leber (Area nuda) mit direktem Kontakt zum Zwerchfell ohne zwischenliegendes Bauchfell umkreisen. Auf der Zwerchfellseite zieht vom Ligamentum coronarium das Ligamentum falciforme hepatis („sichelförmiges Leberband“) rechtwinklig zur Bauchseite (ventral). Das Ligamentum falciforme hepatis zieht ursprünglich bis zum Bauchnabel, denn es stellt beim Fetus das Gekröse der Nabelvene dar. Die Nabelvene selbst verschließt sich unmittelbar nach der Geburt und bleibt als rundlicher bindegewebiger Strang erhalten, der als Ligamentum teres hepatis durch den freien Rand des Ligamentum falciforme hepatis zieht und als Ligamentum venosum hepatis die Venae hepaticae bzw. die Portalvene erreicht.

Zur Bauchhöhlenseite ist die Leber mit dem Magen und dem Duodenum über das kleine Netz (Omentum minus) verbunden. Die Appendix fibrosa fixiert den linken Leberlappen zusätzlich am Zwerchfell.

Feinbau der Leber

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Glisson-Trias der menschlichen Leber
Glisson-Trias der Rattenleber, 1 Arteria interlobularis, 2 Vena interlobularis, 3 Ductus biliferus (Masson-Goldner-Färbung)
Schematische Darstellung eines Zentralvenen-Leberläppchens. Die Glisson-Trias befinden sich jeweils zwischen den Sechsecken, Bild unten rechts. Sie bestehen aus: Ductus biliferi interlobulares (grün), Arteria interlobularis (rot) und Vena interlobularis (lila)[14]
Vergrößerung der schematischen Darstellung eines Zentralvenen-Leberläppchens.

Die Leberlappen sind von einer Bindegewebskapsel umgeben, die auch als Leber- oder Glisson-Kapsel bezeichnet wird. Von ihr ziehen Stränge in das Innere, die sich im histologischen Schnitt als Portalfelder darstellen. Sie unterteilen die Leberlappen in winzige Leberläppchen (max. 1–2 mm). Diese, im Anschnitt sechseckige, Gebilde, bestehen vorwiegend aus Leberzellen (Hepatozyten). Die Hepatozyten haben meist mehrere Zellkerne und sind in Strängen angeordnet („Leberzellbalken“). An den Eckpunkten benachbarter Leberläppchen liegen die Portalfelder. In diesen Feldern verläuft jeweils eine Arteria interlobularis (ein Ast der Leberarterie), eine Vena interlobularis (ein Ast der Pfortader) und ein Gallengang (Ductus biliferus). Diese Gefäße bezeichnet man als Glisson-Trias (Glissonsches Dreieck). Die Glisson-Trias ist beim Menschen im Mikroskop weniger ausgeprägt zu erkennen als bei manchen Tieren, z. B. Schwein, Ratte (s. Abb.).

Zwischen den Leberzellen liegen die erweiterten Kapillaren der Leber (Lebersinusoide) angeordnet. Diese Sinusoide sind von einem diskontinuierlichen Endothel (Basallamina fehlt) ausgekleidet und enthalten spezielle Makrophagen, die Kupffer-Zellen (alte Bezeichnung Kupffer'sche Sternzelle). Die Sinusoide transportieren das Blut der Pfortader zusammen mit dem Blut aus der Leberarterie durch die Leberläppchen in Richtung der Läppchenzentren, wo es jeweils von einer Zentralvene (Vena centralis) aufgenommen wird. Die Zentralvenen vereinigen sich zu größeren Venen (Venae sublobulares) und münden schließlich in die meist drei Lebervenen (Venae hepaticae).

Den Spaltraum zwischen den Endothelzellen der Lebersinusoide und den Leberzellen nennt man den Disse-Raum (nach Josef Disse), in dem der eigentliche Stoffaustausch zwischen Blut und Hepatozyten stattfindet. Im Disse-Raum befindet sich Blutplasma, weiterhin die sog. Ito-Zellen, die Vitamin A enthalten und der Fettspeicherung dienen. Außerdem gelten sie als Produzenten der intralobulären Bindegewebsfasern und erlangen pathophysiologische Bedeutung im Rahmen der Leberzirrhose.[15]

Die Gallenkapillaren sind innerhalb der Leberläppchen nur Vertiefungen der Leberzellen, erst nach dem Austritt aus den Läppchen bekommen sie eine eigene Wand und werden zu den Gallengängen mit einem einschichtig-prismatischen Epithel. Aus den kleinen Gallengängen eines Portalfeldes fließt die Galle über größere Gallengänge aus der Leber.

Neben der oben beschriebenen Einteilung der Leber in die klassischen Zentralvenen-Läppchen (Lobulus), ist die Einteilung in Leberazini (Singular: Leberazinus) hilfreich. Hierbei handelt es sich eher um eine funktionelle als um eine histologische Betrachtungsweise. Die mittlere Achse eines Azinus stellt ein Bündel mit den terminalen Zweigen der Versorgung, also den Gefäßen des Glisson-Trias dar, die ja am Rand des klassischen Läppchens verlaufen. Der Vorteil dieser Einteilung ist, dass sie berücksichtigt, dass ein Versorgungsbündel das Blut in beide benachbarten Läppchen entlassen kann.[16]

Die am nächsten am Versorgungsbündel liegenden Hepatozyten werden am besten mit Sauerstoff und Nährstoffen beliefert, weshalb dieser Bereich als Zone 1 des Azinus bezeichnet wird. Weiter zum Zentrum des klassischen Läppchens liegen dann die Zonen 2 und 3.[17]

Leistungen der Leber

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Von 1850 bis 1857 führte Claude Bernard Studien über Glykogen und Zuckerbildung in der Leber durch. Erste bedeutende Tierversuche zur wissenschaftlichen Erforschung der Leberfunktion wurden von 1885 bis 1888 von Oskar Minkowski und Bernhard Naunyn durchgeführt und publiziert.[18] Die Leber ist eng in die Steuerung des Glukose-, Fett- und Eiweißstoffwechsels eingebunden. Glukose wird vom Darmblut aufgenommen und kontrolliert an den restlichen Körper weitergegeben. Ein Überschuss wird als Glykogen gespeichert. Bei Energiebedarf wird der Speicherstoff zu Glukose gewandelt. Die Leber beeinflusst – gesteuert durch Hormone wie Insulin und Glucagon – den Blutzucker­spiegel und kann ihn, von der Nahrungsmittelzufuhr unabhängig, konstant halten. Insulin bewirkt in der Leber die Umwandlung des Zuckers in die Speicherform Glykogen und hemmt den Abbau von Fett. Das Hormon Glucagon regt seinerseits die Leber zum Glykogenabbau an und agiert somit als Gegenspieler (Antagonist) vom Insulin.

Die Leber hat im Vergleich zu anderen Organen des Körpers eine relativ ausgeprägte Fähigkeit zur Regeneration. Stirbt ein Teil ab, wird die Leber verletzt oder sonst beschädigt, so kann das betroffene Gewebe wieder neu gebildet werden. Voraussetzung für eine Neubildung ist, dass die Ursache der Verletzung entfernt wurde, weniger als fünfzig Prozent der funktionellen Masse des Organs geschädigt wurden und die Leber ihre Regenerationsfähigkeit bei der Verletzung hat aufrechterhalten können. Diese Eigenschaft wird bei Lebertransplantationen oft ausgenutzt. Vernarbungen wie beispielsweise bei Hautverletzungen treten hierbei nicht auf.

Die Regenerationsfähigkeit der Leber schlägt sich bereits in der griechischen Mythologie nieder: In der Sage des Prometheus wird dieser zur Strafe für die Übergabe des Feuers an die Menschen an einem Felsen festgeschmiedet. Ein Adler hackt täglich einen Teil seiner Leber heraus, der bis zum nächsten Tag nachwächst.

Die Blutuntersuchung der Leberenzyme gibt bei Lebererkrankungen Hinweise auf Art und Ausmaß der Erkrankung (Leberwerte). Enzyme werden wie überall im Körper auch in der Leber benötigt, um die Stoffwechselleistungen der Leber aufrechtzuerhalten. Im Normalfall sind diese Eiweiße Bestandteile des Zytoplasmas der Leberzellen (Hepatozyten). Jedoch werden diese Enzyme auch von anderen Geweben produziert und sind nicht ausnahmslos der Leber zuzuordnen. Bei Schädigung der Leberzellen treten diese Enzyme im Blutserum erhöht auf. Je nachdem, welche Enzyme erhöht sind, kann man oft auf die Art der Erkrankung schließen. Die Höhe des Enzymanstiegs im Serum entspricht dabei dem Ausmaß der Schädigung der Leberzellen. Da diese Enzyme nur ins Blut gelangen, wenn Leberzellen zerstört werden, ist vor allem eine zu hohe Konzentration ein Indikator für eine Erkrankung der Leber. Die Leberwerte können im kleinen Blutbild kontrolliert werden. Ursache von Zellschäden können unter anderem Virusinfektionen, Alkohol, Vergiftungen oder Tumoren sein. Alle Enzyme in den Leberzellen kommen auch in anderen Körperzellen vor, wie zum Beispiel im Herzen und in der Skelettmuskulatur. Dennoch sind manche Enzyme nur bei Leberzellschäden im Serum (flüssiger Bestandteil des Blutes ohne Fibrinogen) erhöht.

Oft gemessene Leberenzyme sind:

  • GOT = AST = ASAT = Glutamat-Oxalacetat-Transaminase/Aspartat-Aminotransferase: Erhöht bei Vergiftung durch Alkohol oder andere toxische Stoffe, bei Entzündung und Leberstauung, besonders bei akuten Lebererkrankungen.
  • GPT = ALT = ALAT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase/Alanin-Aminotransferase: Analysiert wird der Quotient AST/ALT. Ein Wert zwischen 0.8 und 1.0 deutet auf einen leichten Leberschaden hin, liegt der Wert über 1.0 gilt das als Indikator für einen schweren Leberschaden. Mögliche Ursachen sind ein Tumor, Entzündung oder Vergiftung der Leber.
  • Gamma-GT = γ-GT = GGT = Gamma-Glutamyl-Transferase: Eine Erhöhung dieses Wertes im Blutbild ist Folge einer Vergiftung oder eines Gallenstaus in der Leber.
  • AP = Alkalische Phosphatase: Wird ein erhöhter Wert im Blutbild gemessen, kann dies ein Hinweis auf ein Leberkarzinom, Leberzirrhose, Hepatitis oder Gallenstau sein.

Die Gamma-GT ist hier der empfindlichste Parameter für Schäden der Leberzellen und des Gallengangsystems.[19]

Schäden und Krankheiten (Hepatopathien)

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Die Geschichte der Leberchirurgie begann im 19. Jahrhundert.[28]

Da man früher die Leber als den Sitz der Gefühle, in der Antike insbesondere negativer Emotionen wie Hass, Neid und Zorn,[29] und der Temperamente sowie als Urheber des Blutes und von Trieben ansah,[30] wurde sie zum Gegenstand mehrerer Redensarten.[31] Heute noch gilt die Leber, von der ja die „Galle“ ausgeht, als Sitz des Zorns.[32] Beispiele für entsprechende Redensarten:

  • „Mir läuft (kriecht) eine Laus über die Leber“ bedeutet ‚ich ärgere mich‘[32] oder ‚ich bin schlecht gelaunt‘.[33]
  • „Frei von der Leber (weg) reden“ bedeutet ‚offen sprechen‘[33] oder ‚ohne Hemmungen sagen, was man meint und denkt‘ oder ‚sich keinen Zwang auferlegen‘.[32]
  • „Die beleidigte Leberwurst spielen“ bedeutet ‚ohne triftigen Grund beleidigt oder gekränkt sein‘.
  • „Eine trockene Leber haben“ bedeutet ‚gerne (Alkohol) trinken‘.[33][32]

Leber als Lebensmittel

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Die Leber verschiedener Tiere eignet sich für den Verzehr und ist Bestandteil vieler Küchen, siehe Leber (Lebensmittel). Als Arznei und Stärkungsmittel wird Lebertran verwendet, der aus verschiedenen Fischarten gewonnen wird.

Leber in Kultur und Gesellschaft

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In der griechischen Mythologie wurde Prometheus, von den Göttern bestraft, da er den Menschen das Feuer gegeben hat. Er wurde von ihnen an einen Fels gekettet und dazu verdammt, dass ein Geier jeden Tag seine Leber verspeist, welche sich über Nacht regeneriert (die Leber ist das einzige innere menschliche Organ, welches dazu in der Lage ist sich in großen Teilen selbst zu regenerieren). Ferner ist in der Humoralpathologie die Leber mit dem Element Feuer verbunden.[34] In der Heilkunde wurden von altägyptischer Zeit bis ins Mittelalter Lebern von Hunden (insbesondere „tobenden“), Ziegenböcken, Wölfen, Eseln oder Schweinen verwendet.[35]

  • Wolfgang F. Caspary u. a. (Hrsg.): Therapie von Leber- und Gallekrankheiten. Springer-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-540-67390-3.
  • Helmut Denk u. a.: Pathologie der Leber und Gallenwege. (= Spezielle pathologische Anatomie. Band 10). Springer-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-540-65511-5.
  • Hansludwig Hagen: Die physiologische und psychologische Bedeutung der Leber in der Antike, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1961.
  • Erwin Kuntz, Hans-Dieter Kuntz: Praktische Hepatologie. Historie, Morphologie, Biochemie, Diagnostik, Klinik, Therapie. Barth, Heidelberg 1998, ISBN 3-335-00568-6.
  • Ellen Schmidt u. a. (Hrsg.): Lebererkrankungen. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2000, ISBN 3-8047-1640-7.
  • Hans Adolf Kühn: Krankheiten der Leber. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 847–875.
  • Renate Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006.
  • Nikolaus Mani: Die historischen Grundlagen der Leberforschung; I: Die Vorstellungen über Anatomie, Physiologie und Pathologie der Leber in der Antike; II: Die Geschichte der Leberforschung von Galen bis Claude Bernard. Basel und Stuttgart 1959 und 1967 (= Basler Veröffentlichungen zur Geschichte der Medizin und der Biologie, 9 und 21).
  • Heiner Wedemeyer: Das Leber-Buch. Wie halte ich meine Leber gesund? Neue Therapien und Stand der Forschung. Die Leber von A bis Z, vierte aktualisierte und erweiterte Auflage, Humboldt, Hannover 2021, ISBN 978-3-8426-3043-7.
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Wikibooks: Leber – Lern- und Lehrmaterialien
Wikiquote: Leber – Zitate
Wiktionary: Leber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: hepatisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1989, S. 409.
    Leber. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
    Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 7. Auflage. Trübner, Straßburg 1910, S. 281 (daten.digitale-sammlungen.de).
  2. Vgl. etwa Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 181 („Epar – id est […] lebere“).
  3. Alois Walde: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage, besorgt von Johann Baptist Hofmann, 3 Bände. Heidelberg 1938–1965, Band 1, S. 673.
  4. Johann Baptist Hofmann: Etymologisches Wörterbuch des Griechischen. R. Oldenbourg Verlag, München 1950, S. 108 f.
  5. Osamu Ohtani, Yuko Ohtani: Lymph circulation in the liver. In: Anatomical Record (Hoboken, N.J.: 2007). Band 291, Nr. 6, Juni 2008, ISSN 1932-8494, S. 643–652, doi:10.1002/ar.20681, PMID 18484610.
  6. A. E. Dumont, R. H. Clauss, G. E. Reed, D. A. Tice: LYMPH DRAINAGE IN PATIENTS WITH CONGESTIVE HEART FAILURE. COMPARISON WITH FINDINGS IN HEPATIC CIRRHOSIS. In: The New England Journal of Medicine. Band 269, 31. Oktober 1963, ISSN 0028-4793, S. 949–952, doi:10.1056/NEJM196310312691804, PMID 14056641.
  7. Christopher L. Smith, Mandi Liu, Madhumitha Saravanan, Aaron G. Dewitt, David M. Biko: Liver lymphatic anatomy and role in systemic lymphatic disease. In: European Radiology. Band 32, Nr. 1, 24. Juni 2021, ISSN 0938-7994, S. 112–121, doi:10.1007/s00330-021-08098-z.
  8. C. Couinaud: Le Foie. Etudes anatomiques et chirurgicales. Masson & Cie, Paris 1957.
  9. Jean H. D. Fasel: Portal venous territories within the human liver: an anatomical reappraisal. In: Anatomical Record. Band 291, Nr. 6, Juni 2008, ISSN 1932-8494, S. 636–642, doi:10.1002/ar.20658, PMID 18484609.
  10. Jean-Nicolas Vauthey, Giuseppe Zimmitti, Junichi Shindoh: From Couinaud to molecular biology: the seven virtues of hepato-pancreato-biliary surgery. In: HPB. Band 14, Nr. 8, S. 493–499, doi:10.1111/j.1477-2574.2012.00502.x, PMID 22762396, PMC 3406345 (freier Volltext).
  11. Keith L. Moore, Arthur F. Dalley: Clinically oriented Anatomy. 5. Auflage. Lippincott Williams & Wilkins, 2006, ISBN 0-7817-3639-0, S. 293.
  12. S. M. Strasberg et al.: The Brisbane 2000 Terminology of Liver Anatomy and Resections. In: HPB. Band 2, Nr. 3, 2000, ISSN 1365-182X, S. 333–339, doi:10.1016/S1365-182X(17)30755-4.
  13. Franz-Viktor Salomo: Anatomie für die Tiermedizin. Enke Stuttgart, 4. Auflage 2020, ISBN 978-3-13-242675-7, S. 333–335.
  14. Hans Frick, Helmut Leonhardt, Dietrich Starck: Spezielle Anatomie. Band 2, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-356904-X, S. 132.
  15. R. Lüllmann-Rauch: Histologie. 2003, S. 340.
  16. Leber. (Grafik) In: tobias-schwarz.net. Abgerufen am 11. März 2023.
  17. Renate Lüllmann-Rauch: Histologie. Verstehen – Lernen – Nachschlagen. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  18. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 36 und 46.
  19. Was sind Leberwerte, wann werden Sie gefährlich und wie werden Sie behandelt? Abgerufen am 22. März 2019. [Sie statt sie im Original.]
  20. Meyers Kleines Lexikon, 9. Auflage, Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1933, S. 1359.
  21. Günter Thiele (Hrsg.): Handlexikon der Medizin. Band 4: L–Z. Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr, S. 2194.
  22. Linus Geisler: "Krankenpflege", Innere Medizin. Band II, 10. Auflage, Verlag Wilhelm Kohlhammer, Stuttgart / Berlin / Köln / Mainz 1970, ISBN 3-17-007038-X, S. 34.
  23. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 267. Auflage, de Gruyter, Berlin / Boston 2017, ISBN 978-3-11-049497-6, S. 1030 und 1712.
  24. Günter Thiele (Hrsg.): Handlexikon der Medizin. Band 4: S–Z. Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore ohne Jahr, S. 2322.
  25. Meyers Kleines Lexikon. 9. Auflage, Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1933, S. 1359.
  26. Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon. 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 458 (Hepathyderos).
  27. Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon. 3. Auflage, Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 457.
  28. L. Tait: The surgery of the liver. In: Edinburgh Medical Journal. Band 35, 1889, S. 305 ff.
  29. Ferdinand Peter Moog: Galen liest „Klassiker“ – Fragmente der schöngeistigen Literatur des Altertums im Werk des Pergameners. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2020), S. 7–24, hier: S. 14 f. (zur „mit großen Eingeweiden“ charakterisierten zornigen und rachsüchtigen, aber auch [mit dem Herz] liebenden und [dem Gehirn] planvoll denkenden, Medea bei Euripides und zur nachwachsenden Leber des Prometheus als Quelle von dessen Auflehnung und Frevel).
  30. Jerry Stannard: Medieval hepatic therapy and some folk medical survivals. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 6, 1988, S. 207–223.
  31. Der Duden in zwölf Bänden. Band 11: Redewendungen. Dudenverlag, Mannheim 1992, S. 443.
  32. a b c d Der Sprach-Brockhaus. Eberhard Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1949, S. 365.
  33. a b c d Deutsches Wörterbuch. Schülerbildungswerk, Verlag Hans Witte, 3. Auflage, Freiburg im Breisgau 1965, S. 520.
  34. Johannes Gottfried Mayer: Kräuterbuch der Klostermedizin. 2003, S. 30–41.
  35. Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 181.