„Germanische Sprachen“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Germanische sprachen.PNG|mini|hochkant=2|Gegenwärtige Verbreitung germanischer Sprachen]] |
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Die '''germanischen Sprachen''' sind wie alle heutigen europäischen Sprachen mit Ausnahme des [[Finnische Sprache|finnischen]], [[Ungarische Sprache|ungarischen]] und des [[Baskische Sprache|baskischen]] ein Ast der [[Indogermanisch|indogermanischen]] bzw. [[indoeuropäische Sprachen|indoeuropäischen Sprachfamilie]] (siehe auch [[Germanen]]). |
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Die '''germanischen Sprachen''' sind ein Zweig der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]].<ref>{{Internetquelle |autor=Rudolf Wachter |url=https://hvs.philhist.unibas.ch/fileadmin/user_upload/hvs/Archiv_Lehre/Idg-oder-ie.pdf |titel=Indogermanisch oder Indoeuropäisch? |hrsg=Universität Basel |datum=1997-08-25 |abruf=2020-06-13}}</ref> Sie umfassen etwa 15 Sprachen mit rund 500 Millionen [[Muttersprache|Muttersprachlern]], über 1,5 Milliarden einschließlich der [[Zweitsprache|Zweitsprecher]].<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Riecke-Baulecke |url=https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/deutsch/sprache/die-deutsche-sprache/historische-sprachentwicklung |titel=Historische Sprachentwicklung |titelerg=Wie hat sich die deutsche Sprache entwickelt? Welchen Einflüssen war sie ausgesetzt und wann war diese Entwicklung abgeschlossen? |werk=Website Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) |hrsg=Landesbildungsserver Baden-Württemberg |abruf=2023-11-20}}</ref> Ein charakteristisches Phänomen aller germanischen [[Sprache]]n gegenüber den anderen indogermanischen Sprachen sind die Veränderungen im [[Konsonant]]ismus durch die [[Erste Lautverschiebung|germanische Lautverschiebung]].<ref>{{Internetquelle |autor=Kersten Krüger |url=https://home.uni-leipzig.de/krueger/lehrews/geslaw/Beitrag%20germ.%20Lautverschiebungen.pdf |titel=Das Thema: Lautverschiebungen in germanischen Sprachen |hrsg=Kersten Krüger |abruf=2023-11-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=David Aragai, Simone Maria Berchtold, Larissa Birrer et al. |url=https://www.adfontes.uzh.ch/tutorium/die-deutsche-sprache-in-den-quellen/deutsch-im-kontext/die-indoeuropaeische-oder-indogermanische-sprachfamilie |titel=Die 1. oder germanische Lautverschiebung (LV) |werk=Website Universität Zürich {{!}} Philosophische Fakultät {{!}} Ad fontes |hrsg=Simon Teuscher, Tobias Hodel (Universität Bern) |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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===Stammbaum=== |
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Man geht von einer hypothetischen [[Proto-Germanisch]]en (''vor-'' oder ''gemeingermanischen'') Sprache als Ursprung aller germanischen Sprachen aus. Heute unterscheidet man die [[Westgermanische Sprachen|westgermanischen]] und die [[Nordgermanische Sprachen|nordgermanischen]] Sprachen, die sich um das [[1. Jahrhundert]] nach Christi trennten. Schon vorher spaltete sich das ausgestorbene [[ostgermanische Sprachen|Ostgermanisch]] ab. Diese Sprachperiode nennt man auch ''gemeingermanisch''. |
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Dieser Artikel dient der Gesamtdarstellung der germanischen Sprachen. Auf Untergruppen und einzelne Sprachen und ihre [[Dialekt]]e wird verwiesen. Die [[urgermanische Sprache]] wird in einem separaten Artikel behandelt. |
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Die Sprachgrenze zwischen Nord- und Westgermanisch ist heute durch die deutsch-dänische Grenze markiert und lag früher etwas weiter südlich an der [[Eider]]. Innerhalb der beiden großen Sprachgruppen gibt es fließende Übergänge durch lokale [[Dialekt]]e (''fließende Sprachgrenzen''). |
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== Die großen germanischen Sprachen == |
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In der folgenden Auflistung werden nur größere Sprachgruppen genannt, Dialekte findet man unter dem jeweiligen Extraartikel. Zum Beispiel werden viele [[plattdeutsch]]e Dialekte nur unter Plattdeutsch aufgeführt. |
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Insgesamt zehn germanische Sprachen besitzen jeweils mehr als eine Million Sprecher.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Henning Lobin]] |url=https://scilogs.spektrum.de/engelbart-galaxis/zur-klarstellung-was-die-germanistik-ist-und-was-sie-nicht-ist/ |titel=Zur Klarstellung: Was die Germanistik ist – und was sie nicht ist |werk=SciLogs ist ein Blogportal der |
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Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH |hrsg=Daniel Lingenhöhl |abruf=2023-11-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Frank Olschewski |url=https://www.nachhilfe-team.net/lernen-leicht-gemacht/germanische-sprachen/ |titel=Was sind germanische Sprachen? |werk=Nachhilfe-Team.net |hrsg=Frank Olschewski |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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* [[Englische Sprache|Englisch]] ist die sprecherreichste germanische Sprache mit rund 330 Millionen Muttersprachlern und über einer Milliarde Zweitsprechern.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Auswärtiges Amt]] |url=https://www.bpb.de/system/files/pdf/22TB07.pdf |titel=Weltsprache |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |abruf=2023-11-20 |kommentar=Quelle: Auswärtiges Amt: www.auswaertiges-amt.de; eigene Darstellung}}</ref> |
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*'''[[Westgermanische Sprachen]]''' |
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* [[Deutsche Sprache|Deutsch]] wird von etwa 100 Millionen Muttersprachlern und mindestens 80 Millionen Zweitsprechern gesprochen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Auswärtiges Amt]] Internetredaktion |url=https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/kultur-und-gesellschaft/-/2346768 |titel=Weltweit gefragt: Deutsch als Fremdsprache |hrsg=Auswärtiges Amt |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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**[[Angelsächsische Sprache|Angelsächsisch]] (Altenglisch), [[Mittelenglische Sprache|Mittelenglisch]] |
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* [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] (25 Millionen)<ref>{{Internetquelle |autor=Udo Gollub |url=https://www.grammatiken.de/niederlaendische-grammatik-online-lernen/niederlaendisch-hollaendisch-unterschied-verbreitung-muttersprache-sprecher-niederlaendisch.php |titel=Wer spricht Niederländisch? |werk=grammatiken.de |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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***[[Englische Sprache|Modernes Englisch]] (mit starken französischen Einflüssen) |
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* [[Schwedische Sprache|Schwedisch]] (10 Millionen)<ref>{{Internetquelle |autor=Peter Seltsam M.A. |url=https://eurotext.de/blog/skandinavisch-und-seine-varianten/ |titel=Skandinavisch und seine Varianten |hrsg=Eurotext |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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***[[Scots]] |
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* [[Afrikaans]] (6,7 Millionen, mit Zweitsprechern 16 Millionen) |
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***[[Cayman-Inseln-Englisch]] (kein Kreol) |
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* [[Dänische Sprache|Dänisch]] (5,5 Millionen)<ref>{{Internetquelle |url=https://de.langenscheidt.com/deutsch-daenisch/ |titel=Deutsch-Dänisch Wörterbuch |titelerg=Mit dem Deutsch-Dänisch Wörterbuch in die dänische Kultur eintauchen |hrsg=PONS Langenscheidt GmbH |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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***[[Angloromani]] (mit starkem Einfluss von [[Romani]]) |
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* [[Norwegische Sprache|Norwegisch]] (5 Millionen; [[Bokmål]] und [[Nynorsk]])<ref>{{Internetquelle |autor=Kamil Michna |url=https://www.skandi.de/norwegisch-lernen/ |titel=Die norwegische Sprache |titelerg=norsk |werk=skandi.de |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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**[[Kontinentalwestgermanisch]]e Sprachen |
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* [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] (ca. 2 Millionen;<ref>Zitiert nach Astrid Adler et al.: {{Webarchiv|url=http://www.ins-bremen.de/fileadmin/ins-bremen/user_upload/umfrage2016/broschuere-umfrage.pdf |wayback=20180313031748 |text=''STATUS UND GEBRAUCH DES NIEDERDEUTSCHEN 2016, Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung'' |archiv-bot=2022-11-07 14:13:10 InternetArchiveBot }}, S. 15, in: ''[[Institut für Deutsche Sprache]]'', 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.</ref> Stellung als eigene Sprache umstritten) |
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***[[Friesisch]] |
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* [[Scots]] (1,5 Millionen;<ref>{{Internetquelle |autor=Verena von Keitz |url=https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/schottland-die-g%C3%A4lische-sprache-lernen |titel=Sprache |titelerg=Das war Gälisch |werk=Deutschlandfunk Nova |abruf=2023-11-20}}</ref> Stellung als eigene Sprache umstritten) |
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***[[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsche Sprachen]] |
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* [[Jiddisch]] (500.000<ref name="schäfer">Lea Schäfer: ''Yiddish.'' In: ''Oxford Research Encyclopedias / Linguistics,'' 2023, {{DOI|10.1093/acrefore/9780199384655.013.946}}.</ref> – 670.000<ref>Eliyahu Benedict: ''Yiddish among Former Haredim.'' In: ''Journal of Jewish Languages'' 10 (2022), S. 224–266, hier S. 226.</ref>; vor dem zweiten Weltkrieg noch zwischen 6 und 7 Millionen<ref>Lucy Dawidowicz: ''Yiddish: Past, Present & Perfect.'' In: ''Commentary'' 33, 1962, S. 375–385, zitiert in Alec Eliezer Burko: ''Saving Yiddish: Yiddish Studies and the Language Sciences in America, 1940–1970.'' Doktorarbeit am Jewish Theological Seminary von 2019, S. 22.</ref> und 11–13 Millionen<ref>Neil G. Jacobs: ''Yiddish. A Linguistic Introduction.'' Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 3. Diese Zahl beruht auf Schätzungen von [[Salomon Birnbaum]] und [[Max Weinreich]] und geht auf die Gesamtzahl aller in Ostmitteleuropa und Osteuropa lebenden bzw. von dort stammenden Juden aus, ignoriert also die sprachliche Assimilation etwa in Russland, Polen und den Vereinigten Staaten von Amerika; vgl. Alec Eliezer Burko: ''Saving Yiddish: Yiddish Studies and the Language Sciences in America, 1940–1970.'' Doktorarbeit am Jewish Theological Seminary von 2019, S. 19 ff. und passim.</ref>) |
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****[[Altniederdeutsch]] (altsächsisch) |
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****[[Niederfränkische Sprache]]n |
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*****[[Niederländische Sprache|Niederländisch]] |
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*****[[Afrikaans]] (aus dem Niederländischen entstanden, mit vielen anderen Einflüssen) |
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****[[Mittelniederdeutsch]] |
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****[[Niedersächsische Sprache|Niedersächsisch]] (''[[Plattdeutsch]]'') |
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*****[[Plautdietsch]] (''Mennonitisch'') |
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****[[Ostniederdeutsch]] (''[[Plattdeutsch]]'') |
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***[[Hochdeutsche Sprache]]n |
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****[[Deutsche Sprache|Deutsch]] (Hochdeutsch) |
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*****[[Ostmitteldeutsche Dialekte|Ostmitteldeutsch]] |
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*****[[Westmitteldeutsche Dialekte|Westmitteldeutsch]] |
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******[[Letzebergisch|Luxemburgisch]] |
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******[[Pennsylvania Dutch]] (wird von verschiedenen Gruppen in Amerika gesprochen) |
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*****[[Oberdeutsch]] |
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******[[Ostfränkisch]] und Südfränkisch |
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******[[Bairisch]] |
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******[[Alemannisch]] |
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*******[[Schweizerdeutsch]] |
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*******[[Schwäbisch]] |
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*******[[Badisch]] |
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*******[[Elsässisch]] |
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******[[Alemán Coloneiro]] (in [[Venezuela]]) |
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******[[Langobardisch]] (ausgestorben) |
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****[[Jiddisch]] (mit lexikalischen Einflüssen aus dem [[Hebräisch]]en, Romanischen und Slawischen, geschrieben im hebräischen Alphabet) |
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== Die West-Nord-Ost-Gliederung der germanischen Sprachen == |
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*'''[[Ostgermanische Sprachen]]''' (von der [[Gotische Sprache|Gotischen Sprache]]) |
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Die Dreiteilung der germanischen Sprachen in ''West-, Nord-'' und ''Ostgermanisch'' ist von Anfang der schriftlichen Überlieferungen sichtbar. Es darf bezweifelt werden, ob dieser Dreiheit jemals ein vollkommen einheitliches „Urgermanisch“ zugrunde gelegen hat (siehe unten die ausführliche Klassifikation).<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Krahe, Hans [Verfasser], Seebold, Elmar |Titel=Historische Laut- und Formenlehre des Gotischen : zugleich eine Einführung in die germanische Sprachwissenschaft |Hrsg=Hans Krahe |Auflage=2. Aufl. |Verlag=Carl Winter Universitätsverlag |Ort=Heidelberg |Datum=1967}}</ref> Die [[Sprachgrenze]] zwischen Nord- und Westgermanisch wird heute durch die deutsch-dänische Grenze markiert und lag früher etwas weiter südlich an der [[Eider]]. |
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**[[Gutamål]] |
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**[[Krimgotische Sprache]] (starb in den [[1800er]]n aus) |
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**[[Vandalisch]] (ausgestorben) |
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; [[Westgermanische Sprachen]] |
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*'''[[Nordgermanische Sprachen]]''' (stammt von Altnorwegisch ab): |
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: Zu den westgermanischen Sprachen gehören: [[Englische Sprache|Englisch]], [[Deutsche Sprache|Deutsch]], [[Niederländische Sprache|Niederländisch]], [[Afrikaans]], [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]], [[Jiddisch]], [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]], [[Friesische Sprachen|Friesisch]] und [[Pennsylvania Dutch (Sprache)|Pennsylvania Dutch]]. |
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**West (Insular-) Skandinavisch |
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; [[Nordgermanische Sprachen]] |
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***[[Nynorsk]] ([[Norwegische Sprache]]) |
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: Dazu gehören: [[Schwedische Sprache|Schwedisch]], [[Dänische Sprache|Dänisch]], [[Norwegische Sprache|Norwegisch]], [[Färöische Sprache|Färöisch]] und [[Isländische Sprache|Isländisch]]. |
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***[[Isländische Sprache|Isländisch]] |
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; [[Ostgermanische Sprachen]] |
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***[[Färöische Sprache|Färöisch]] |
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: Alle ostgermanischen Sprachen sind ausgestorben. Die bestüberlieferte ostgermanische Sprache ist [[Gotische Sprache|Gotisch]]. |
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**Ost (Kontinental-) Skandinavisch |
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***[[Schwedische Sprache|Schwedisch]] |
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***Dänische Gruppe |
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****[[Bokmål]] ([[Norwegische Sprache]]) |
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****[[Dänische Sprache]] |
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*****[[Kreoldänisch]] ([[Amerikanische Jungferninseln|Dänisch Westindien]] im 20. Jh. ausgestorben) |
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== Die Klassifikation der germanischen Sprachen == |
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[[Datei:Europe germanic-languages 2.PNG|hochkant=1.35|mini| |
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Aktuelle Verbreitung der germanischen Sprachen in Europa:<br /> |
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'''Nordgermanische Sprachen''' |
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{{Farblegende|#00FFFF|[[Isländische Sprache|Isländisch]]}} |
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{{Farblegende|#00CED1|[[Färöische Sprache|Färöisch]]}} |
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{{Farblegende|#007ffe|[[Norwegische Sprache|Norwegisch]]}} |
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{{Farblegende|#0000FF|[[Dänische Sprache|Dänisch]]}} |
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{{Farblegende|#003f7f|[[Schwedische Sprache|Schwedisch]]}} |
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'''Westgermanische Sprachen''' |
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{{Farblegende|#D2691E|[[Scots]]}} |
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{{Farblegende|#ffa500|[[Englische Sprache|Englisch]]}} |
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{{Farblegende|#E2BD00|[[Friesische Sprache|Friesisch]]}} |
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{{Farblegende|#FFF435|[[Niederländische Sprache|Niederländisch]]}} |
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{{Farblegende|#ADFF2F|[[Niederdeutsch]]}} |
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{{Farblegende|#00D200|[[Mitteldeutsche Dialekte|Mitteldeutsch]]}} |
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{{Farblegende|#008000|[[Oberdeutsche Dialekte|Oberdeutsch]]}} |
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Rote Linie: Grenze zwischen Nord- und Westgermanisch |
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=== Einteilung der heutigen germanischen Sprachen === |
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=== Weblinks === |
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Der germanische Zweig des Indogermanischen umfasst heute 15 Sprachen mit insgesamt rund 500 Millionen Sprechern. Einige dieser Sprachen werden von manchen Forschern nur als Dialekte betrachtet (siehe unten). Diese 15 Sprachen können nach dem Grad ihrer Verwandtschaft wie folgt klassifiziert werden (die Sprecherzahlen beziehen sich auf Muttersprachler): |
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* [http://www.linguasphere.net/secure/ip/pdf/zones/52.pdf "The Linguasphere Register", Zone 52- Germanische Sprachen] |
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'''Germanisch''' (15 Sprachen mit insgesamt 490 Millionen Sprechern): |
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''Siehe auch:'' [[Althochdeutsch]], [[Mittelhochdeutsch]], [[Frühneuhochdeutsch]], [[Neuhochdeutsch]] |
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# '''Westgermanisch:''' |
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#* '''Niederdeutsch:''' |
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#*: [[Niederdeutsch]] (ca. 2 Millionen<ref>Zitiert nach Astrid Adler et al.: {{Webarchiv |url=http://www.ins-bremen.de/fileadmin/ins-bremen/user_upload/umfrage2016/broschuere-umfrage.pdf |wayback=20180313031748 |text=''STATUS UND GEBRAUCH DES NIEDERDEUTSCHEN 2016, Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung''}}, S. 15, in: ''Institut für Deutsche Sprache'', 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.</ref>) |
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#*: [[Plautdietsch]] (500.000)<ref>{{Internetquelle |autor=Wolfgang Brosche |url=https://assets.deutschlandfunk.de/FILE_ee997ae1bc77feee955e12a8cd79ce70/original.pdf |titel=Die Kleine Sprachgeschichte. Plautdietsch |titelerg=- Oder : Warum die da so anders sprechen |hrsg=Deutschlandradio |datum=2012-04-24 |abruf=2023-11-20}}</ref> |
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#* '''[[Niederfränkisch]]:''' |
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#*: [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] (25 Millionen) |
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#*: [[Afrikaans]] (6 Millionen; 16 Millionen inkl. Zweitsprecher) |
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#*: [[Südniederfränkisch|Limburgisch]] (2 Millionen) |
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#*'''Hochdeutsch:''' |
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#*:[[Deutsche Sprache|Deutsch]] (100 Millionen; 180 Millionen inkl. Zweitsprecher) |
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#*: [[Jiddisch]] (1,5 Millionen) |
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#*: [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]] (Lëtzebuergesch) (300.000) |
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#*: [[Pennsylvania Dutch (Sprache)|Pennsylvania Dutch]] (100.000) |
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#* '''[[Friesische Sprachen]]''' (400.000) ([[Westfriesische Sprache|Westfriesisch]], [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesisch]], [[Ostfriesische Sprache|Ostfriesisch]] [[[Saterfriesische Sprache|Saterländisch]]]) |
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#* '''[[Englische Sprache|Englisch]]''' (340 Millionen; mind. 1,4 Milliarden inkl. Zweitsprecher) |
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# '''Nordgermanisch:''' |
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#* '''Skandinavisch:''' (Festlandskandinavisch) |
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#*: [[Dänische Sprache|Dänisch]] (5,5 Millionen) |
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#*: [[Schwedische Sprache|Schwedisch]] (10 Millionen) |
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#*: [[Norwegische Sprache|Norwegisch]] (5 Millionen) ([[Bokmål]] und [[Nynorsk]]) |
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#* '''Isländisch-Färöisch:''' (Inselskandinavisch) |
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#*: [[Isländische Sprache|Isländisch]] (300.000; 350.000 inkl. Zweitsprecher) |
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#*: [[Färöische Sprache|Färöisch]] (65.000) |
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Die Grundlage dieser Klassifikation ist der Weblink „Klassifikation der indogermanischen Sprachen“,<ref>Ernst Kausen: ''[http://homepages.fh-giessen.de/kausen/klassifikationen/Indogermanisch.doc Die Klassifikation des Indogermanischen und seiner Zweige].'' ([[Microsoft Word|MS Word]]; 220 kB)</ref> der für das Germanische vor allem auf Robinson 1992 basiert. Die aktuellen Sprecherzahlen entstammen [[Ethnologue]] 2005 und offiziellen Länderstatistiken. |
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[[af:Germaans]] |
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[[da:Germanske sprog]] |
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Da die Grenzen zwischen Sprachen und Dialekten fließend sind, werden z. B. ''Luxemburgisch, Plautdietsch, Pennsylvanisch'' und ''Niederdeutsch'' nicht von allen Forschern als ''Sprachen'' betrachtet, ''Schwyzerdütsch'' und ''Schottisch (Scots)'' dagegen von anderen als weitere eigenständige westgermanische Sprachen angesehen. Ein weiteres Beispiel: Die beiden Varianten des ''[[Norwegische Sprache|Norwegischen]]'' (''[[Bokmål]]'' und ''[[Nynorsk]]'') werden von einigen Skandinavisten als separate Sprachen betrachtet, wobei dann Bokmål in die Nähe des Dänischen, Nynorsk in die Nähe des Isländisch-Faröischen rückt. |
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[[en:Germanic languages]] |
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[[eo:Ĝermana lingvo]] |
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=== Historische Klassifikation === |
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[[fr:Langue germanique]] |
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[[Datei:Old norse, ca 900.PNG|mini|alt=Karte Nordeuropas mit den germanischen Sprachen des frühen Mittelalters|Die ungefähre Ausdehnung der germanischen Sprachen um 900 n. Chr.: Kontinentalwestgermanisch grün, Altenglisch gelb, Altostnordisch orange, Altwestnordisch rot, Altgutnisch pink, Ostgermanisch blau]] |
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[[ko:게르만어]] |
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[[nl:Germaanse talen]] |
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Während die obige Klassifikation eine Gliederung der heute existierenden germanischen Sprachen bietet, sollten folgenden Darstellungen einen historischen Einblick vermitteln, da auch die ausgestorbenen germanischen Sprachen aufgeführt werden. Schematische Darstellung der Ausgliederung der historischen germanischen Sprachen bis zum 9. Jahrhundert, nach [[Stefan Sonderegger (Germanist)|Stefan Sonderegger]]:<ref>Diagramm basiert auf: Stefan Sonderegger: ''Althochdeutsche Sprache.'' In: ''Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500.'' Hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Band 1: ''Sprachgeschichte.'' Walter de Gruyter, Berlin 1970, S. 289.</ref> |
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[[no:Germanske språk]] |
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[[ro:Limbile germanice]] |
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{{Stammbaum/Start |style=font-size:120%;line-height:100%;margin:1em;}} |
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[[sv:Germanska språk]] |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| XXX | | | | | | AAA | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |AAA=Früh-/ Urgermanisch |XXX=[[1. Jahrtausend v. Chr.]]}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | |!| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| XXX | | | | | | BBB | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |BBB=Mittel-/ Gemeingermanisch |XXX=Jahrhunderte vor und nach Chr.}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | |)|-|-|-|-|-|-|-|.| | | | | | | | | | | | | }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| XXX | | | | | | CCC | | | | | | DDD |-|-|-|-|-|-|-|-|-|-|.| |CCC=Spätgermanisch |DDD=Oder-Weichsel-Germanisch |XXX=[[4. Jahrhundert]]}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | |)|-|-|-|-|-|-|-|.| | | | | | | | | | | |!| }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| XXX | | | | | | CCC |~|~|~|~|~| DDD |-|-|-|-|-|-|v|~|~|~|<| |CCC=Süd-/ Westgermanisch |DDD=Nordgermanisch |EEE=Gotisch |XXX=[[5. Jahrhundert]]}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | |,|-|-|-|+|-|-|-|.| | | | | | | | | | | |!| | | |!| }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | FFF |~| GGG |~| HHH |~|~|~|~|~|~|~|~|~| III | | |!| |FFF=Rhein-Wesergermanisch |GGG=Elbgermanisch |HHH=Nordseegermanisch |III=Urnordisch |JJJ=Gotisch}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | |!| | | |!| | | |)|-|-|-|v|-|-|-|.| | | |!| | | |!| }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| XXX | | FFF |V| GGG | | |!| | | |!| | | |!| | | |!| | | |!| |FFF=Altfränkisch |GGG=Altbairisch /<br />Altalemannisch |HHH=Altsächisch |HHJ=Altfriesisch |HHK=Altenglisch |XXX=[[7. Jahrhundert|6.]] bis [[9. Jahrhundert]]}} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | |!| |L|~|<| | | |!| | | |!| | | |!| | | |!| | | |!| }} |
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{{Stammbaum |border=0 |boxstyle=background:#dfd;| | | | | FFF | | GGG |~| HHH | | HHJ | | HHK |~| III | | JJJ |FFF=Altniederfränkisch |GGG=Althochdeutsch |HHH=Altsächsisch |HHJ=Altfriesisch |HHK=Altenglisch |III=Altnordisch |JJJ=Gotisch †}} |
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{{Stammbaum/Ende}} |
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In der unterstehenden Aufzählung werden nicht belegte, aber erschließbare Zwischenglieder durch * gekennzeichnet. Insbesondere über die historische Gliederung der [[Westgermanische Sprachen|westgermanischen Sprachen]] gibt es bisher keinen vollständigen Konsens, die folgende historisch orientierte Darstellung (nach Maurer 1942, Wiesinger 1983, dtv-Atlas Deutsche Sprache 2001, Sonderegger 1971, Diepeveen, 2001) gibt aber die mehrheitlich vertretene Forschungsrichtung wieder. Dabei wird das Westgermanische nicht als ursprüngliche genetische Einheit aufgefasst, es hat sich erst später aus seinen Komponenten [[Nordseegermanische Sprachen|Nordseegermanisch]], [[Rhein-Weser-Germanen|Weser-Rhein-Germanisch]] und [[Elbgermanen|Elbgermanisch]] durch Konvergenz herausgebildet. Aus dieser Darstellung wird auch klar, dass die Dialekte des Deutschen verschiedenen Zweigen des „Westgermanischen“ angehören, ''Deutsch'' also nur in Form seiner Dialekte in einen historischen germanischen Stammbaum integrierbar ist. |
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Erklärung der Symbole: † steht für eine ausgestorbene Sprache. Ⓢ symbolisiert, dass es eine standardisierte Schriftform dieser Varietät oder Dialektgruppe gibt. |
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* '''Germanisch''' |
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** '''Gemeingermanisch''' |
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*** '''Oder-Weichsel-Germanisch''' ('''Ostgermanisch''') †: Für die einzelnen Sprachen siehe ''[[Ostgermanische Sprachen#Sprachen]]'' |
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*** '''Spätgermanisch''' |
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**** '''Nordgermanisch''' |
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***** [[Urnordische Sprache|Urnordisch]] † |
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****** [[Altnordische Sprache|Altnordisch]] † |
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******* '''West-Nordisch''' |
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******** Altisländisch † |
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********* Isländisch Ⓢ |
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******** Altfäröisch † |
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********* Färöisch Ⓢ |
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******** [[Norn]] † |
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******** Altnorwegisch † |
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********* [[Nynorsk|Norwegisch-Nynorsk]] Ⓢ |
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******* '''Ost-Nordisch''' |
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******** Altschwedisch † |
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********* [[Schwedische Sprache|Schwedisch]] Ⓢ |
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******** Altdänisch † |
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********* [[Dänische Sprache|Dänisch]] Ⓢ |
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********** [[Fünisch]] |
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********** [[Schonische Sprache|Schonisch]] |
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********** [[Bornholmisch]] |
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********** [[Sønderjysk|Südjütisch]] |
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********* [[Bokmål|Norwegisch-Bokmål]] Ⓢ |
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**** '''Westgermanisch''' ('''Südgermanisch''') |
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***** '''Rhein-Wesergermanisch''' |
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****** [[Altfränkisch]] † |
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******* Westfränkisch † |
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******* ''West-Altfränkisch'' ('''Niederfränkisch''') |
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******** [[Altniederländisch]] † |
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********* [[Mittelniederländisch]] † |
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********** [[Niederländische Sprache|Neuniederländisch]] |
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*********** [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] Ⓢ |
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************ [[Westflämisch]] |
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************* [[Westhoekflämisch]] |
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************ [[Ostflämisch]] |
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************ [[Brabantisch]] |
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************ [[Holländischer Dialekt|Holländisch]] |
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************ [[Seeländisch]] |
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************ [[Kleverländisch]] (Hat seit dem [[19. Jahrhundert]] Standarddeutsch als [[Dachsprache]]) |
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*********** [[Afrikaans]] (Halbkreolsprache) Ⓢ |
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******** [[Limburgisch]] (Südniederfränkisch) |
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******* ''Ost-Altfränkisch'' (Untergegliederte Varietäten gehören nach dem 9. Jahrhundert zum [[Hochdeutsche Dialekte|Hochdeutschen]]) |
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******** [[Mittelfränkisch]] |
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********* [[Ripuarisch]] |
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********* [[Moselfränkisch]] |
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********** [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgisch]] Ⓢ |
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******** [[Rheinfränkisch]] |
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********* [[Hessische Dialekte|Hessisch]] |
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********* [[Pfälzische Dialekte|Pfälzisch]] |
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********** [[Pennsylvanisch]] |
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******** [[Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe]] |
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******** [[Schlesisch (deutscher Dialekt)|Schlesisch]] |
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******** [[Hochpreußisch]] |
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***** '''Nordseegermanisch''' |
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****** [[Altfriesisch]] † |
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******* [[Friesische Sprachen|Friesisch]] |
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******** [[Westfriesische Sprache|Westfriesisch]] Ⓢ |
|||
******** [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesisch]] |
|||
******** [[Ostfriesische Sprache|Ostfriesisch]] |
|||
********* [[Saterländisch]] |
|||
****** [[Altenglisch]] † |
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******* [[Mittelenglisch]] † |
|||
******** [[Modernes Englisch|Neuenglisch]] |
|||
********* [[Englische Sprache|Englisch]] Ⓢ |
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******** [[Scots]] |
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****** [[Altniederdeutsche Sprache|Altsächsisch]] † |
|||
******* [[Mittelniederdeutsche Sprache|Mittelniederdeutsch]] † |
|||
******** (Neu-)[[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] |
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********* [[Niedersächsische Dialekte in den Niederlanden|Nedersaksisch]] (hat seit dem [[15. Jahrhundert]] Niederländisch als Dach-/[[Diglossie|Kultursprache]]) |
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********* Westniederdeutsch oder [[Niedersächsisch]] (hat seit dem 15. Jahrhundert Hochdeutsch als Dach-/Kultursprache) |
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********** [[Nordniedersächsisch]] |
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********** [[Westfälische Dialekte|Westfälisch]] |
|||
********** [[Ostfälisch]] |
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********* [[Ostniederdeutsch]] |
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********** [[Märkische Dialekte|Brandenburgisch]] |
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********** [[Mecklenburgisch-Vorpommersch]] |
|||
********** [[Hinterpommern#Sprache|Ostpommersch]] |
|||
********** [[Niederpreußisch]] |
|||
****** [[Plautdietsch]] (Mischform aus Ostniederdeutsch und niederländischen Varietäten) |
|||
***** '''Elbgermanisch''' |
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****** Semnonisch † |
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****** Hermundurisch † |
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****** Quadisch † |
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****** Markomannisch † |
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****** [[Langobardische Sprache|Langobardisch]] † |
|||
****** [[Althochdeutsch]] †: umfasst auch [[Altbairisch]] † und Altalemannisch † |
|||
******* [[Mittelhochdeutsch]] † (siehe auch Untergliederungen von ''Ostaltfränkisch'') |
|||
******** [[Jiddisch]] |
|||
********* [[Westjiddische Dialekte|Westjiddisch]] |
|||
********* [[Ostjiddische Dialekte|Ostjiddisch]] |
|||
******** [[Neuhochdeutsch]] |
|||
********* [[Deutsche Sprache|Deutsch]] |
|||
********** [[Standarddeutsch]] Ⓢ |
|||
********** [[Ostfränkische Dialekte|Ostfränkisch]] |
|||
********** [[Bairische Dialekte|Bairisch]] |
|||
*********** Nordbairisch |
|||
*********** Südböhmisch |
|||
*********** Mittelbairisch-Österreichisch |
|||
*********** Südbairisch-Tirolerisch |
|||
********** [[Alemannische Dialekte|Alemannisch]] |
|||
*********** [[Niederalemannisch]] |
|||
*********** [[Bodenseealemannisch|Mittelalemannisch]] |
|||
*********** [[Hochalemannisch]] |
|||
*********** [[Höchstalemannisch]] |
|||
********** [[Schwäbischer Dialekt|Schwäbisch]] |
|||
Sieht man von den lateinischen Inschriften, die germanische Namen enthalten (einschließlich des [[Negauer Helm|Helms von Negau]] in der [[Steiermark]]) ab, so liegen die frühesten, etwa um 200 n. Chr. beginnenden einheimischen Sprachzeugnisse auf dem Gebiet des Nordgermanischen vor: eine beschränkte Zahl von z. T. noch hochaltertümlichen [[Runeninschriften der Britischen Inseln|Runeninschriften]], deren Sprachform man als „[[Urnordische Sprache|Urnordisch]]“ bezeichnet. Aus diesem Urnordischen geht in der Wikinger-Zeit das „[[Altnordische Sprache|Altnordische]]“ (700–1500) hervor, wobei eine allmähliche Zweiteilung in [[Ostnordisch]] ([[Dänische Sprache|Dänisch]] und [[Schwedische Sprache|Schwedisch]]) und [[Westnordisch]] ([[Norwegische Sprache|Norwegisch]] und [[Isländische Sprache|Isländisch]]) erkennbar wird. Am wichtigsten ist wegen des reich entwickelten Schrifttums ([[Edda]], [[Skaldendichtung|Skalden-Poesie]], [[Sagaliteratur|Saga-Literatur]]) in ältester Zeit das Westnordische, vor allem das [[Altisländische Sprache|Alt-isländische]], welches man deswegen bei dem Begriff „Altnordisch“ auch in erster Linie im Auge hat. |
|||
Beim [[Westgermanische Sprachen|Westgermanischen]], dessen vereinzelte frühe, seit dem 5. Jahrhundert auftretende Runendenkmäler eine wesentlich geringere Rolle als im nordischen Bezirk spielen, beginnt die Überlieferung bereits in ziemlich scharfer dialektischer Gliederung. Hierher gehören das Altenglische oder Angelsächsische (seit dem 8. Jahrhundert), das [[Altfriesische Sprache|Altfriesische]] (seit dem 13. Jahrhundert), das [[Altsächsische Sprache|Altsächsische]] (seit dem 9. Jahrhundert) und [[Altniederfränkische Sprache|Altniederfränkische]] und schließlich die Mundarten des [[Althochdeutsche Sprache|Althochdeutschen]] (seit dem 8. Jahrhundert): Das [[Bairisch]]e und [[Alemannische Dialekte|Alemannische]] (oberdeutsche Mundarten) und das [[Ostfränkische Dialekte|Ost]]-, [[Rheinfränkische Dialekte|Rhein]]- und [[Mittelfränkisch]]e (mitteldeutsche Mundarten). Die Untergliederung des Westgermanischen und seine ursprünglichen Einheitlichkeit sind umstritten. Die neuere Forschung stellt meist dem „Binnengermanischen“ (vor allem [[Hochdeutsche Dialekte|Hochdeutsch]]) den „[[Nordseegermanische Sprachen|nordseegermanischen]]“ Sprachraum (die übrigen Sprachen) gegenüber. |
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Das [[Ostgermanische Sprachen|Ostgermanische]], auch dieses zunächst (seit dem 3. Jahrhundert) durch einige wenige, für die Sprachgeschichte nahezu bedeutungslose Runenschriften bezeugt, erhält für den Linguisten sein Gewicht durch die westgotische Bibelübersetzung des 4. Jahrhunderts, während von den übrigen ostgermanischen Mundarten nur sehr kümmerliche Mundarten auf uns gekommen sind. |
|||
Von den drei germanischen Sprachgruppen stehen das [[Nordgermanische Sprachen|Nord]]- und [[Ostgermanische Sprachen|Ostgermanische]] einander näher als jedes von beiden dem [[Westgermanische Sprachen|Westgermanischen]]. Das beweisen gewisse Eigentümlichkeiten des Lautstandes und der Formenbildung. So wird etwa die germanische Lautgruppe -u̯u̯- im Nord- und Ostgermanischen zu ''-ggw-'' und entsprechend ''-i̯i̯-'' zu nordgermanisch ''-ggj-'', ostgermanisch ''-ddj-'' gewandelt, während im Westgermanischen das erste von beiden ''u̯'' und ''i̯'' sich mit dem jeweils vorangehenden Vokal zu einem Diphthongen verbindet: urgermanisch ''*triu̯u̯a''- „treu“ = altnordisch ''tryggva'' (Nom. ''tryggr''), gotisch ''triggwa-'' (Nom. ''triggws''), aber althochdeutsch ''triuwi''; urgermanisch ''*tu̯ai̯i̯ō(n)'' „zweier“ (Gen.) = altnordisch ''tveggja'', gotisch ''twaddj''[[ē]], aber althochdeutsch ''zweiio''. Im Bereich der Formenlehre bildet z. B. das Gotische und Nordische die 2. Sg. Präteritum-Presentia kennt<!-- Satzbau? -->, bei den übrigen starken Verba aber den Ausgang ''-i'' und in der Wurzelsilbe denselben Vokalismus wie im Plural Präteritum aufweist: gotisch ''nam-t'' aber althochdeutsch altsächsisch ''n[[ā]]<nowiki/>m-i''. Aufgrund derartiger grammatischer Gemeinsamkeiten werden Ost- und Nordgermanisch von manchen Forschen als „Goto-Nordisch“ oder Nordgermanisch (im weiteren Sinne) zusammengefasst und diesem dann die sonst als [[Westgermanische Sprachen|Westgermanisch]] bezeichnete Dialektgruppe als „Südgermanisch“ gegenübergestellt. Die goto-nordischen Zusammenhänge werden überdies auch durch die Vorgeschichte und Namengleichungen bestätigt bzw. beleuchtet.<ref name=":0" /> |
|||
=== Germanische Sprachverwandtschaft anhand der Wellentheorie === |
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[[Datei:Linguistic relations between Early Germanic innovation centres.png|400px|mini|Historische Sprachverwandtschaft der frühgermanischen Innovationszentren. In diesem Schema sind sprachliche Einheiten, die verschiedenen Epochen angehören synoptisch und daher ohne chronologische Dimension verflacht wiedergegeben.<ref name="Paulo Ramat 2011">Paulo Ramat: ''Einführung in das Germanische.'' Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 6.</ref><br /> '''Legende:'''<br />{{Farblegende|#fb5367|1. Nordseegermanisch, Vorstufe des [[Altsächsische Sprache|Altsächsischen]], [[Altfriesische Sprache|Altfriesischen]] und [[Altenglische Sprache|Altenglischen]].}} |
|||
{{Farblegende|#9553fb|2. Nordgermanisch, Vorstufe des [[Altnordische Sprache|Altnordischen]].}}{{Farblegende|#56bf5a|3. Ostgermanisch, Vorstufe des [[Gotische Sprache|Gotischen]] und übrigen ostgermanischen Sprachen}}{{Farblegende|#fbae53|4. Elbgermanisch, Vorstufe des [[Oberdeutsche Dialekte|Altoberdeutschen]] und vielleicht des [[Langobardische Sprache|Langobardischen]].|}}{{Farblegende|#53cafb|5. Weser-Rhein Germanisch, Vorstufe des [[Altfränkische Sprache|Altfränkischen]] bzw. [[Altniederländische Sprache|Altniederländischen]].}}]] |
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Obwohl die Stammbaumtheorie ein adäquates Modell bietet, um die Prozesse der Sprachabspalltung darzustellen, erbringt die [[Wellentheorie (Linguistik)|Wellentheorie]] diese Leistung für die Darstellung der zwischensprachlichen Kontakte. Nach der Wellentheorie verfügen räumlich und/oder zeitlich benachbarte sprachliche Varietäten über ein weitgehend übereinstimmendes Sprachinventar. Die Randlinie eines jeden Sprachgebiets stellt die maximale Verbreitung der Innovation dar, die von einem Innovationszentrum ihren Ausgang nehmen. Innerhalb der Wellentheorie werden fünf Innovationszentren identifiziert: [[Ostgermanisch]], [[Elbgermanen|Elbgermanisch]], [[Nordseegermanisch]], [[Rhein-Weser-Germanen|Rhein-Weser Germanisch]] und [[Nordgermanisch]], aus denen die heutigen oder historischen germanischen Sprachen sich größtenteils oder teilweise gebildet haben sollen.<ref>Paulo Ramat: ''Einführung in das Germanische.'' Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 5 f.</ref> |
|||
Bis zum [[5. Jahrhundert v. Chr.]] ist es sehr schwierig, spezifische Dialektunterscheidungen innerhalb der germanischen Varietäten vorzunehmen, wenn von der Ausgliederung der ostgermanischen [[Goten]] abgesehen wird. Die unleugbare gotisch-nordischen [[Isoglosse]]n lassen aber vermuten, dass es sich um Neuerungen handelt, die in jenem beschränkten Gebiet, in dem die Goten siedelten, entstanden sind, und die in Skandinavien erst nach dem Abgang der Goten Verbreitung gefunden haben. Spätere Kontakte zwischen dem Gotischen und Elbgermanischen sind nur spärlich dokumentierbar, aber historisch gesehen sehr wahrscheinlich, als die Goten sich, um das [[1. Jahrhundert v. Chr.]] bis zum [[1. Jahrhundert n. Chr.]], längs des mittleren und unteren Laufs der [[Weichsel]] befanden.<ref name="Paulo Ramat 2011"/> |
|||
Im Laufe des [[5. Jahrhundert]]s entwickelte sich, hervorgerufen durch intensiven Wirtschaftsverkehr, mit dem Nordseegermanisch eine Art [[Sprachbund]], zu dem die ältesten Phasen des Englischen, des Friesischen, des Altsächsischen und in geringerem Ausmaß des Nordgermanischen gehören. Nordseegermanisch bezeichnet aber keinen Zweig des germanischen Stammbaums, sondern einen Prozess, aus dem jüngere Übereinstimmungen (sogenannte [[Nordseegermanisch|Ingwäonismen]]) resultierten. Die [[altsächsische Sprache]] entstand grundsätzlich aus dem Nordseegermanischen, aber zeigt ab dem 8.–9. Jahrhundert immer stärkere Einflüsse des südlich anschließenden Deutschen, das wesentlich aus dem Elbgermanischen entstand.<ref>Steffen Krogh: ''Die Stellung des Altsächsischen im Rahmen der germanischen Sprachen.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, ISBN 978-3-525-20344-6, 1996, S. 136.</ref> Die Nachfahren des hauptsächlich aus dem Rhein-Weser Germanischen entstandenen [[Altfränkische Sprache|Altfränkisch]] wurden, außer Niederländisch und die [[Niederrheinisch|niederrheinischen Dialekte]], im [[Frühmittelalter]] durchgreifend von der [[Zweite Lautverschiebung|Zweiten Lautverschiebung]] bzw. von elbgermanischen Innovationen geprägt.<ref>Paulo Ramat: ''Einführung in das Germanische.'' Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 7.</ref><ref>Helmut Kuhn: ''Zur Gliederung der germanischen Sprachen.'' In: ''[[Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur]]'' 86, 1955, S. 1–47.</ref> |
|||
=== Entwicklung des Deutschen === |
|||
Die Ausgliederung und Konstituierung der deutschen Sprache aus dem Germanischen könnte am besten als dreifacher sprachgeschichtlicher Vorgang verstanden werden:<ref>[[Stefan Sonderegger (Germanist)|Stefan Sonderegger]]: ''Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems.'' Band 1: ''Einführung, Genealogie, Konstanten.'' Walter de Gruyter, Berlin 1979 (Nachdruck 2011), S. 118–128.</ref> |
|||
# Die zunehmende Differenzierung vom Spätgemeingermanischen über das Südgermanische zum Elbgermanisch und, in geringeren Maß, zum Rhein-Wesergermanischen, auf denen die frühmittelalterlichen Stammesdialekte beruhen. |
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# Die Integration im fränkischen Reichsverband zum [[Althochdeutsch]]en. |
|||
# Die schrift- oder hochsprachliche Überschichtung auf hochdeutscher (genauer: ostmitteldeutscher und südostdeutscher) Grundlage, wobei auch das Niederdeutsche der deutschen Sprache endgültig einverleibt wurde, obschon eine Beeinflussung vom Hochdeutschen her seit althochdeutscher Zeit festzustellen ist. |
|||
{{Stammbaum/Start |style=font-size:120%;line-height:100%;margin:1em;}} |
|||
{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | XXX | | | | | AAA |~| CCC | | BBB |AAA=Altalemannisch|CCC= Altbairisch|XXX=Altfränkisch|BBB=Langobardisch<sup>1</sup>}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| |,|-|-|-|+|-|-|-|.| | |`|-|v|-|'| | | |:| }} |
|||
{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| XXX |~| CCC | | BBB | | | AAA | | | | |:| |AAA=Altoberdeutsch|XXX=Westfränkisch<sup>2</sup>|CCC=Altniederfränkisch|BBB=Altmittel- und Althochfränkisch}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | |:| | | | |!| | | | | |:| }} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | |L|~|~|~|~|#|~|~|~|~|~|J| |AAA='''Althochdeutsch'''}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | | | | | |!| | | | | | | }} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | BBB |~| AAA | | | | | | |AAA='''Althochdeutsch'''|BBB=Altniederdeutsch}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | |!| | | |!| | | | | | | }} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | BBB |~| AAA | | | | | | |AAA=Mittelhochdeutsch|BBB=Mittelniederdeutsch}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | |!| | | |!| | | | | | | }} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | BBB |~| AAA | | | | | | |AAA=Neuhochdeutsch|BBB=Neuniederdeutsch}} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | |L|~|v|-|'| | | | | | | }} |
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{{Stammbaum|border=0|boxstyle=background:#dfd;| | | | | | | | | | | | AAA | | | | | | | | |AAA='''Deutsch'''}} |
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{{Stammbaum/Ende}} |
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<sup>1</sup> Im 9./10. Jahrhundert erloschen.<br /> |
|||
<sup>2</sup> Im 9. Jahrhundert erloschen. |
|||
== Germanische Schriften == |
|||
Seit ungefähr dem 2. Jahrhundert n. Chr. haben die [[Germanen|germanischen]] Stämme eigene Schriftzeichen verwendet, die [[Runen]]. Es entstand das sogenannte „ältere [[Futhark]]“, eine frühe Form der Runenreihe, die bis ca. 750 n. Chr. in Gebrauch war. Die überlieferte [[Wulfilabibel|Gotische Bibel]] des 4. Jahrhunderts hat ihre eigene Schrift, nämlich das vom Bischof [[Wulfila]] entwickelte [[Gotisches Alphabet|Gotische Alphabet]].<ref>[[Fausto Cercignani]]: ''The Elaboration of the Gothic Alphabet and Orthography.'' In ''Indogermanische Forschungen.'' 93, 1988, S. 168–185.</ref> Später wurden die germanischen Sprachen mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Beispiele von modifizierten Buchstaben sind das [[Yogh]] ([[Yogh|ȝ]]) und die latinisierten Runen Thorn ('''[[þ]]''') und [[Wunjo]] ([[Wunjo|ƿ]]). |
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== Germanische Wortgleichungen == |
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Die folgenden Tabellen stellen einige [[Wortgleichung (Linguistik)|Wortgleichungen]] aus den Bereichen ''Verwandtschaftsbezeichnungen'', ''Körperteile'', ''Tiernamen'', ''Umweltbegriffe'', ''Pronomina'', ''Verben'' und ''Zahlwörter'' für einige alt- und neugermanische Sprachen zusammen. Man erkennt den hohen Grad der Verwandtschaft der germanischen Sprachen insgesamt, die besondere Ähnlichkeit der westgermanischen und nordgermanischen Sprachen untereinander, die stärkere Abweichung des Gotischen von beiden Gruppen und letztlich die Beziehung des Germanischen zum Indogermanischen (letzte Spalte, hier sind die Abweichungen natürlich größer). Hier können auch die Gesetze der germanischen (ersten) und hochdeutschen (zweiten) Lautverschiebung überprüft werden (ausführliche Behandlung im nächsten Abschnitt). Da die germanischen und indogermanischen Formen nur [[Rekonstruktion (Sprachwissenschaft)|rekonstruiert]] sind, sind sie mit einem * versehen. |
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=== Gesamtgermanische Nomina === |
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Folgende Nomina sind in fast allen germanischen Sprachen vertreten und können auch für das [[Urindogermanisch|Ur-Indogermanische]] rekonstruiert werden: |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! style="width:60px" |Deutsch |
|||
! style="width:60px" |Althoch-<br />deutsch |
|||
! style="width:60px" |Luxem-<br />burgisch |
|||
! style="width:60px" |Lim-<br />burgisch |
|||
! style="width:60px" |Nieder-<br />ländisch |
|||
! style="width:60px" |Altnieder-<br />ländisch |
|||
! style="width:60px" |Alt-<br />sächsisch |
|||
! style="width:60px" |Englisch |
|||
! style="width:60px" |Alt-<br />englisch |
|||
! style="width:60px" |Schwe-<br />disch |
|||
! style="width:60px" |Islän-<br />disch |
|||
! style="width:60px" |Altnor-<br />disch |
|||
! style="width:60px" |Gotisch |
|||
! style="width:60px" |(Ur-)Ger-<br />manisch |
|||
! style="width:60px" |Ur-Indo-<br />germanisch |
|||
|- |
|||
|Vater || fater |
|||
| ((Papp)) |
|||
|vader/pap|| vader || fader || fadar || father || fæder || far || faðir || faðir || fadar || *fađer || *pətér |
|||
|- |
|||
|Mutter || muoter |
|||
|Mamm |
|||
|mooder/mam|| moeder || muoder || modar || mother || modor || mor || móðir || móðir || – || *mōđer || *mater |
|||
|- |
|||
|Bruder || bruoder |
|||
|Brudder |
|||
|broor|| broe(de)r || bruother || brođar || brother || brođor || bror || bróðir || bróðir || broþar || *brōþer || *bhrater |
|||
|- |
|||
|Schwester || swester |
|||
|Schwester |
|||
|zös(ter)|| zus(ter) || suster || swestar || sister || sweostor || syster || systir || systir || swistar || *swester || *suesor |
|||
|- |
|||
|Tochter || tohter |
|||
|Duechter |
|||
|dochter|| dochter || dohter || dohtar || daughter || dohtar || dotter || dóttir || dóttir || dauhtar || *duχter || *dhugəter |
|||
|- |
|||
|Sohn || sunu |
|||
|Bouff |
|||
|zoeën|| zoon || suno || sunu || son || sunu || son || sonur || sunr || sunus || *sunuz || *suənu |
|||
|- |
|||
|Herz || herza |
|||
|Häerz |
|||
|hert|| hart || herta || herta || heart || heorte || hjärta || hjarta || hjarta || hairto || *χertōn || *kerd |
|||
|- |
|||
|Knie || knio |
|||
|Knéi |
|||
|kni-j|| knie || kni || knio || knee || cneo || knä || kné || kné || kniu || *knewa || *genu |
|||
|- |
|||
|Fuß || fuoz |
|||
|Fouss |
|||
|voot/poeët|| voet || fuot || fōt || foot || fot || fot || fótur || fótr || fotus || *fōt- || *pod |
|||
|- |
|||
|Aue<sup>2</sup> || ouwi |
|||
| - |
|||
|gêrm|| ooi || ouwi || ewwi || ewe || eowu || - || – || ær || aweþi || *awi || *owi |
|||
|- |
|||
|Kuh || kuo |
|||
|Kou |
|||
|kow|| koe || kuo || ko || cow || cu || ko || kýr || kýr || – || *k(w)ou || *gwou |
|||
|- |
|||
|Elch || elaho, eliho |
|||
|Elch |
|||
|eland|| eland || elo || elaho || elk || eolh, eolk || älg || elgur || elgr |
|||
| – || *elhaz, *algiz || *h₁élḱis, *h₁ólḱis |
|||
|- |
|||
|Mähre || meriha |
|||
|Mier |
|||
|maer|| merrie || marchi || merge || mare || mere, miere || märr<ref>[https://runeberg.org/svetym/0591.html Svensk etymologisk ordbok (1922), S. 503]</ref> || – || merr || *marhijō || *marḱ- || |
|||
|- |
|||
|Schwein || swin |
|||
|Schwäin |
|||
|zwiên|| zwijn || swīn || swin || swine || swin || svin || svín || svín || swein || *swina || *sus/suino |
|||
|- |
|||
|Hund || hunt |
|||
|Hond |
|||
|hoônd|| hond || hunda || hund || hound<sup>3</sup> || hund || hund || hundur || hundr || hunds || *χundaz || *kuon |
|||
|- |
|||
|Wasser || wazzar |
|||
|Waasser |
|||
|water|| water || watar || watar || water || wæter || vatten || vatn || vatn || vato || *watōr || *wódr̥ |
|||
|- |
|||
|Feuer || fiur |
|||
|Feier |
|||
|veur|| vuur || fuir || fiur || fire || fyr || fyr<ref>heute „Leuchtturm“, historisch siehe [https://runeberg.org/svetym/0252.html Svensk etymologisk ordbok (1922) S. 164 ''3. '''fyr''' … fyr och flamma („Feuer und Flamme“)'']</ref> || – || fúrr || – || *fōr, *fuïr || *péh₂ur |
|||
|- |
|||
|((Baum))<sup>4</sup> || – |
|||
|(Bam) |
|||
|boum|| (boom) || (bom) || trio || tree || treo(w) || träd || tré || tré || triu || *trevam || *deru |
|||
|- |
|||
|((Rad)), ([[Welle (Mechanik)|Welle]]) || – |
|||
|Well |
|||
|raad|| wiel || wēl || – || wheel || hweol || hjul || hjól || hvél || – || *hwehwlą || *kʷékʷlo- |
|||
|- |
|||
|} |
|||
<sup>2</sup> neuhochdeutsch ''Aue'' = Mutterschaf (veraltend, landschaftlich)<br /> |
|||
<sup>3</sup> neuenglisch ''hound'' = Jagdhund<br /> |
|||
<sup>4</sup> vergleiche aber die letzte Silbe in ''Flie-der, Holun-der'' |
|||
Es gibt jedoch auch einige germanische Nomina, welche nicht aus dem [[Urindogermanisch|Ur-Indogermanischen]] ererbt zu sein scheinen:<ref>''Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', 24. Aufl. S. 679: Pflug – Bezeugung und Beleglage widersprüchlich. [[Langobardische Sprache|Langobardisch]] ''plovum;'' Plinius erwähnte einen verbesserten Pflug namens ''plaumorātum'' im gallischen Rätien.</ref><ref>M. Philippa, F. Debrabandere, A. Quak, T. Schoonheim en N. van der Sijs: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands, Amsterdam University Press, Amsterdam, ISBN 978-90-6648-312-5, 2009.</ref><ref>Ruth Schmidt-Wiegand: ''Wörter und Sachen: Zur Bedeutung einer Methode für die Frühmittelalterforschung. Der Pflug und seine Bezeichnungen.'' In: Ruth Schmidt-Wiegand: ''Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung.'' Walter de Gruyter, Berlin 2019, S. 1–41.</ref> |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! style="width:60px" |Deutsch |
|||
! style="width:60px" |Althoch-<br />deutsch |
|||
! style="width:60px" |Luxem-<br />burgisch |
|||
! style="width:60px" |Lim-<br />burgisch |
|||
! style="width:60px" |Nieder-<br />ländisch |
|||
! style="width:60px" |Altnieder-<br />ländisch |
|||
! style="width:60px" |Alt-<br />sächsisch |
|||
! style="width:60px" |Alt-<br />englisch |
|||
! style="width:60px" |Eng-<br />lisch |
|||
! style="width:60px" |Schwe-<br />disch |
|||
! style="width:60px" |Is-<br />ländisch |
|||
! style="width:60px" |Alt-<br />nordisch |
|||
! style="width:60px" |Go-<br />tisch |
|||
! style="width:60px" |(Ur-)<br />Germanisch |
|||
|- |
|||
|Pflug |
|||
|pfluog |
|||
|Plou |
|||
|ploog |
|||
|ploeg |
|||
|pluog |
|||
|plōg |
|||
|plōh |
|||
|plough, plow |
|||
|plog |
|||
|plógur |
|||
|plógr |
|||
|*plōgaz, *plōguz |
|||
| |
|||
|- |
|||
|Hand |
|||
|hant |
|||
|Hand |
|||
|hând |
|||
|hand |
|||
|ande |
|||
|hond |
|||
|hand |
|||
|hand |
|||
|hand |
|||
|hönd |
|||
|hönd |
|||
|handus |
|||
|*χanduz |
|||
|} |
|||
=== Gesamtgermanische Pronomina === |
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{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! style="width:80px"|Deutsch |
|||
! style="width:80px"|Althochdeutsch |
|||
! style="width:80px"|Niederländisch |
|||
!Limburgisch |
|||
! style="width:80px" |Luxemburgisch |
|||
! style="width:80px"|Altsächsisch |
|||
! style="width:80px"|Altenglisch |
|||
! style="width:80px"|Englisch |
|||
! style="width:80px"|Altnordisch |
|||
! style="width:80px"|Gotisch |
|||
! style="width:80px"|(Ur-)Germanisch |
|||
! style="width:80px"|Urindogermanisch |
|||
|- |
|||
|ich || ih || ik |
|||
|ich |
|||
|ech|| ik || ic || I || ek || ik || *ek || *eg(om) |
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|- |
|||
|du || du || jij/gij, je/ge<sup>4</sup><br />[[Mittelniederländische Sprache|mnl.]] du |
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|dich/gae |
|||
|du|| thu || þu || you<br />[[Archaismus|arch.]] thou || þú || þu || *þu || *tu |
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|- |
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|wer || (h)wer || wie |
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|weem |
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|ween/wien|| hwe || hwa || who || hvat || hwas || *χwiz || *kwis |
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|} |
|||
: <sup>4</sup> Im Mittelniederländischen wurde die 2. Person Singular ''(du)'' durch die 2. Person Plural (''gij'', später überwiegend ''jij'') verdrängt; ''je'' und ''ge'' sind unbetonte Formen. |
|||
: <sup>5</sup> Im Englischen wurde die 2. Person Singular (''thou'', Objekt ''thee'') durch die 2. Person Plural (zunächst ''ye'', Objekt ''you'') verdrängt.<ref>[https://www.sprach-und-literaturwissenschaften.uni-muenchen.de/studium/studienbuero/forschungsprojekte/bisherige-projekte/sprang.pdf Ludwig-Maximilians-Universität München: You and Thou: Loss of a politeness marking? (PDF)]</ref> |
|||
=== Gesamtgermanische Verben === |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! style="width:80px"|Deutsch |
|||
! style="width:80px"|Althochdeutsch |
|||
! style="width:80px"|Luxemburgisch |
|||
!Limburgisch |
|||
! style="width:80px" |Niederländisch |
|||
! style="width:80px"|Afrikaans |
|||
! style="width:80px"|Altsächsisch |
|||
! style="width:80px"|Altenglisch |
|||
! style="width:80px"|Englisch |
|||
! style="width:80px"|Altnordisch |
|||
! style="width:80px"|Gotisch |
|||
! style="width:80px"|(Ur-)Germanisch |
|||
! style="width:80px"|Urindogermanisch |
|||
|- |
|||
|essen || ezzan || iessen, eessen |
|||
|aete|| eten || eet || etan || etan || eat || eta || itan || *etaną || *ed |
|||
|- |
|||
|((tragen))<sup>6</sup> |
|||
|beran |
|||
|((droen)) |
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|bare |
|||
|baren |
|||
| |
|||
|beran |
|||
|beran |
|||
|bear |
|||
|bera |
|||
|bairan |
|||
|*beraną |
|||
|*bher- |
|||
|- |
|||
|trinken |
|||
|trinkan |
|||
|drénken |
|||
|drînke |
|||
|drinken |
|||
|drink |
|||
|drinkan |
|||
|drincan |
|||
|drink |
|||
|drekka |
|||
|drigkan |
|||
|*drinkaną |
|||
|*dʰrenǵ- |
|||
|- |
|||
|wissen || wizzan || wëssen |
|||
|weite|| weten || weet || witan || witan || [[Archaismus|arch.]] wit|| vita || witan || *witana || *woida |
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|} |
|||
<sup>6</sup>verwandt ist neuhochdeutsch ''gebären''. |
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=== Gesamtgermanische Zahlwörter === |
|||
Fast alle germanischen Zahlwörter sind aus dem [[Urindogermanisch]]en ererbt: |
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{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! style="width:80px" |Deutsch |
|||
! style="width:80px" |Althoch­deutsch |
|||
! style="width:80px" |Luxem­burgisch |
|||
! style="width:80px" |Lim­burgisch |
|||
! style="width:80px" |Altnieder­ländisch |
|||
! style="width:80px" |Nieder­ländisch |
|||
! style="width:80px" |Afri­kaans |
|||
! style="width:80px" |Alt­sächsisch |
|||
! style="width:80px" |Alt­englisch |
|||
! style="width:80px" |Englisch |
|||
! style="width:80px" |Alt­nordisch |
|||
! style="width:80px" |Gotisch |
|||
! style="width:80px" |(Ur-)­Germanisch |
|||
! style="width:80px" |Urindo­germanisch |
|||
|- |
|||
|ein(s) || ein || een(t) |
|||
|ein|| ēn || een || een || en || an || one || einn || ains || *aina || *oino |
|||
|- |
|||
|zwei || zwen/zwo/zwei || zwee/zwou/zwéin |
|||
|twieë|| twēne || twee || twee || twa/two/twe || twa/tu || two || tveir/tvær || twai/twos || *twajina || *dwou |
|||
|- |
|||
|drei || dri || dräi |
|||
|drei|| thri || drie || drie || thria || þri || three || þrír || þreis || *þrejes || *trejes |
|||
|- |
|||
|vier || fior || véier |
|||
|veer|| viuwar || vier || vier || fi(u)war || feower || four || fjórir || fidwor || *feđwōr || *kwetwor |
|||
|- |
|||
|fünf || fimf || fënnef |
|||
|viêf|| vīf || vijf || vyf || fif || fif || five || fim(m) || fimf || *femf(e) || *penqwe |
|||
|- |
|||
|sechs || sehs || sechs |
|||
|zes|| sehs || zes || ses || sehs || siex || six || sex || saihs || *seχs || *seks |
|||
|- |
|||
|sieben || sibun || siwen |
|||
|zeve|| sivon || zeven || sewe || sibun || seofon || seven || sjau || sibun || *sebun || *septṃ |
|||
|- |
|||
|acht || ahto || aacht |
|||
|ach(t)|| ahto || acht || agt || ahto || eahta || eight || átta || ahtau || *aχtau || *oktou |
|||
|- |
|||
|neun || nium || ning, néng |
|||
|neuge|| nigun || negen || nege || nigun || nigon || nine || níu || ni'un || *newun || *(e)newṇ |
|||
|- |
|||
|zehn || zehan || zing, zéng |
|||
|tieën|| tēn || tien || tien || tehan || tien || ten || tíu || taihun || *teχun || *dekṃ |
|||
|- |
|||
|hund-ert || hunt || honn-ert |
|||
|hóngerd|| hund || hond-erd || hond-erd || hund || hund-red || hund-red || hund-rad || hund || *χunđa || *kṃtóm |
|||
|} |
|||
Quelle dieser Tabellen ist der Weblink „Germanische Wortgleichungen“,<ref>Ernst Kausen: ''[http://homepages.fh-giessen.de/kausen/wordtexte/Germanische%20Wortgleichungen.doc Germanische Wortgleichungen].'' ([[Microsoft Word|MS Word]]; 40 kB)</ref> der wiederum auf der Basis mehrerer etymologischer Wörterbücher zusammengestellt wurde, darunter Kluge 2002, Onions 1966, Philippa 2009, und Pokorny 1959. |
|||
In allen germanischen Sprachen ist 13 die erste zusammengesetzte Zahl (z. B. ''dreizehn''), die Zahlen 11 und 12 haben eigene Namen (z. B. ''elf'' und ''zwölf''). |
|||
== Germanische Lautverschiebung == |
|||
{{Hauptartikel|Erste Lautverschiebung|Zweite Lautverschiebung}} |
|||
Die germanischen Sprachen unterscheiden sich von anderen indogermanischen Sprachen durch eine charakteristische, eben die „germanische“ Konsonantenverschiebung, die in der Germanistik als „erste“ von einer folgenden „zweiten“ Lautverschiebung unterschieden wird. Die folgende Tabelle bringt Wortgleichungen, die diesen Übergang von den indogermanischen zu den entsprechenden urgermanischen Konsonanten belegen. Da auch die hochdeutschen Parallelen angegeben sind, belegt die Tabelle auch die Zweite Lautverschiebung vom (Ur-)Germanischen zum Hochdeutschen. Rekonstruierte urgermanische und ur-indogermanische Formen sind durch * gekennzeichnet, entsprechende Konsonanten durch Fettdruck hervorgehoben. |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
!Nr. |
|||
!*Idg. |
|||
!Latein |
|||
!Griech. |
|||
!*German. |
|||
!Englisch |
|||
!Niederländisch |
|||
!Limburgisch |
|||
!Luxemburgisch |
|||
!Deutsch |
|||
|- |
|||
|1 || *'''p'''əter || '''p'''ater || '''π'''ατήρ<br />'''p'''atḗr || *'''f'''ađer || '''f'''ather || '''v'''ader |
|||
|'''v'''ader |
|||
|Pater|| '''V'''ater |
|||
|- |
|||
|2 || *bhra'''t'''ar || fra'''t'''er || phra'''t'''ér || *brō'''þ'''er || bro'''th'''er || broe'''d'''er |
|||
|broor |
|||
| ||Bru'''d'''er |
|||
|- |
|||
|3 || *'''k'''erd || '''c'''ord- || '''k'''ard- || *'''χ'''ertōn || '''h'''eart || '''h'''art |
|||
|'''h'''ert |
|||
| ||'''H'''erz |
|||
|- |
|||
|4 || *dheu'''b''' || . || . || *deu'''p''' || dee'''p''' || die'''p''' |
|||
|dee'''p''' |
|||
| || tie'''f''' |
|||
|- |
|||
|5a || *e'''d'''- || e'''d'''- || e'''d'''- || *i'''t'''ana || ea'''t''' || e'''t'''en |
|||
|ae'''t'''e |
|||
| || e'''ss'''en |
|||
|- |
|||
|5b || *se'''d'''- || se'''d'''- || . || *si'''t'''ana || si'''t''' || zi'''tt'''en |
|||
|zi'''tt'''e |
|||
| || si'''tz'''en |
|||
|- |
|||
|6 || *e'''g'''o || e'''g'''o || e'''g'''o || *e'''k''' || I / [[Altenglische Sprache|aengl]]: i'''c''' || i'''k''' |
|||
|i'''ch''' |
|||
| ||i'''ch''' |
|||
|- |
|||
|7 || *'''bh'''er || '''f'''er- || '''ph'''er- || *'''b'''airana || '''b'''ear || '''b'''aren |
|||
|'''b'''are |
|||
| || ge-'''b'''ären |
|||
|- |
|||
|8 || *u'''dh'''ar || u'''b'''er || oũ'''th'''ar || *u'''d'''ar || u'''dd'''er || uier / [[Mittelniederländische Sprache|mnl:]] uy'''d'''er |
|||
|ujjer |
|||
| || Eu'''t'''er |
|||
|- |
|||
|9 || *we'''gh'''- || ve'''h'''- || . || *we'''g'''a- || wei'''gh''' || we'''g'''en |
|||
|wae'''g'''e |
|||
| ||wie'''g'''en |
|||
|- |
|||
|} |
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Während z. B. das Lateinische und Griechische die „indogermanischen“ Konsonanten weitgehend erhalten, erfährt das Germanische einen lautgesetzlichen Wandel der [[Tenuis|Tenues]] /p, t, k/, [[Media (Phonetik)|Mediae]] /b, d, g/ und Mediae-Aspiratae /bh, dh, gh/. Das Englische und das Niederdeutsche konservieren bis heute diese „germanischen“ Konsonanten, dagegen erfolgt beim Übergang zum Hochdeutschen eine zweite Lautverschiebung dieser Konsonantengruppe. Insgesamt ergeben sich folgende Lautgesetze: |
|||
'''Germanische und hochdeutsche Lautverschiebung''' |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
!Nr |
|||
!Indogerm. → |
|||
!Germanisch → |
|||
!Hochdeutsch |
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|- |
|||
|1 || p → || f → || f |
|||
|- |
|||
|2 || t → || þ (th) → || d |
|||
|- |
|||
|3 || k → || h (ch) → || h |
|||
|- |
|||
|4 || b → || p → || ff / pf |
|||
|- |
|||
|5 || d → || t → || ss / tz |
|||
|- |
|||
|6 || g → || k → || hh / ch |
|||
|- |
|||
|7 || bh → || b → || b (''alem./bair.'' p) |
|||
|- |
|||
|8 || dh → || d → || t |
|||
|- |
|||
|9 || gh → || g → || g (''bair.'' k) |
|||
|- |
|||
|} |
|||
== Bemerkungen zur Sprachgeschichte == |
|||
=== Urgermanisch und seine Abspaltungen === |
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Einige Forscher vermuten, dass das Urgermanische mit den Vorläufern der [[Baltische Sprachen|baltischen]] und [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]] eine Dialektgruppe innerhalb der [[Indogermanische Sprachfamilie|west-indogermanischen Sprachen]] bildete. Diese Annahme wird nicht zuletzt durch eine neuere lexikostatistische Arbeit gestützt.<ref>Hans J. Holm (2008): ''The Distribution of Data in Word Lists and its Impact on the Subgrouping of Languages.'' [http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-78246-9_74#page-1 link.springer.com] In: Christine Preisach, Hans Burkhardt, Lars Schmidt-Thieme, Reinhold Decker (Hrsg.): ''Data Analysis, Machine Learning, and Applications.'' Proc. of the 31th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl), University of Freiburg, March 7–9, 2007. Springer-Verlag, Heidelberg/Berlin.</ref> Diese Vorformen des Germanischen könnten bereits im späten 3. und frühen 2. Jahrtausend v. Chr. entsprechend ihrer geographischen Lage eine Zwischenstellung zwischen den vermuteten Sprachgruppen [[Italo-Keltisch]] im Südwesten und [[Baltoslawisch]] im Südosten eingenommen haben. |
|||
Das Urgermanische habe sich dann aus dieser Gruppe gelöst, wonach es deutliche Wechselwirkungen mit [[Finnische Sprache|frühfinnischen Sprachen]] zeige. |
|||
Bezüglich einer sogenannten germanischen „Urheimat“ bringt der [[Onomastik]]er [[Jürgen Udolph]] das Argument, dass sich germanische Orts- und Gewässernamen mit Schwerpunkt im weiteren Umkreis des Harzes nachweisen lassen. Diese Beobachtung belegt jedoch im Grunde nur eine seit der Benennung ungestörte germanische Besiedlung, nicht deren Zeitrahmen. Einen Zeitrahmen bieten dagegen archäologische Funde auf Grund gleichartiger, ungebrochener Traditionen im Raum zwischen dem von Udolph vorgeschlagenen Harzumland bis Südskandinavien seit etwa dem 12. Jahrhundert v. Chr. |
|||
Die [[urgermanische Sprache]] (auch „Protogermanisch“ oder „Gemeingermanisch“) konnte durch [[Sprachwissenschaftler|sprachwissenschaftliche]] Vergleiche weitgehend rekonstruiert werden. Diese erschlossene Vorform soll bis etwa 100 v. Chr., in der sogenannten ''gemeingermanischen'' Sprachperiode relativ einheitlich geblieben sein. Als Eigenheit fällt auf, dass das Germanische einige indogermanische Erbwörter recht eigenwillig verwendet (Beispiel: ''sehen'' = „[mit den Augen] folgen“, vgl. [[lateinisch]] ''sequi''). Nach [[Wolfram Euler]] spaltete sich als erste Sprache das ausgestorbene, fast nur durch das [[Gotische Sprache|Gotische]] überlieferte [[Ostgermanische Sprachen|Ostgermanische]] ab.<ref>Wolfram Euler, Konrad Badenheuer: ''Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der Ersten Lautverschiebung.'' London/Hamburg 2009, ISBN 978-3-9812110-1-6.</ref> Im 1. Jahrhundert n. Chr. hätten sich dann die [[Westgermanische Sprachen|westgermanischen]] von den [[Nordgermanische Sprachen|nordgermanischen]] Sprachen getrennt. |
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=== Wortschatz, Lehnwörter === |
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Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass der urgermanische [[Wortschatz]] eine Reihe von [[Lehnwort|Lehnwörtern]] nicht-indoeuropäischen Ursprungs enthalten haben soll. Auffallend sollen z. B. Entlehnungen im Bereich von Schiffbau und Navigation aus einer bisher unbekannten [[Substratsprache|Substrat-]] oder [[Superstrat (Linguistik)|Superstratsprache]] sein. (Siehe: [[Germanische Substrathypothese]] sowie [[Hypothese der Atlantisch-Semitidischen Sprachen]].) Solche Hypothesen wurden jedoch anderweitig auch entschieden bestritten. Entlehnungen im Bereich sozialer Organisation werden auch [[Keltische Sprachen|keltischem Einfluss]] zugeschrieben (was noch nicht bedeutet, dass es indoeuropäische Erbwörter sein müssen). Die Beobachtungen legen insgesamt eine Entstehung des Germanischen aus einer [[Sprachkontakt]]-Situation nahe. Wertvolle Hinweise sowohl auf die germanischen Lautformen als auch vorgeschichtliche Nachbarschaftsverhältnisse geben noch heute in [[Finnische Sprache|ostsee-finnischen Sprachen]] erhaltene Entlehnungen aus dem Germanischen, wie z. B. finnisch ''kuningas'' (König) aus Germanisch: *''kuningaz'', ''rengas'' (Ring) aus Germanisch: *''hrengaz'' (/z/ steht für stimmhaftes /s/). |
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=== Artikel === |
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Das Germanische kannte ursprünglich weder den bestimmten noch den unbestimmten [[Artikel (Wortart)|Artikel]], ebenso wie das Lateinische und die meisten slawischen und baltischen Sprachen. Das Westgermanische <!--und das Nordgermanische--> bildete dann die bestimmten Artikel „der“, „die“ und „das“ aus den [[Demonstrativpronomen]]. Die unbestimmten Artikel wurden in den westgermanischen und in den meisten nordgermanischen Sprachen (wie in den romanischen Sprachen) aus dem [[Zahlwort]] für „1“ gebildet.<ref>Elke Hentschel, Harald Weydt: Handbuch der deutschen Grammatik: 4., vollständig überarbeitete Auflage, Walter de Gruyter, 2013, S. 208.</ref> Das moderne [[Isländische Sprache|Isländisch]] hat keinen unbestimmten Artikel entwickelt.<ref>Thorsten Roelcke: Variationstypologie / Variation Typology: Ein sprachtypologisches Handbuch der europäischen Sprachen in Geschichte und Gegenwart / A Typological Handbook of European Languages, Walter de Gruyter, 2008, S. 173.</ref> |
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{{Siehe auch|Artikel (Wortart)#Historische Entwicklung der Artikel|titel1=„Historische Entwicklung der Artikel“ im Artikel (Wortart)}} |
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== Siehe auch == |
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* [[Germanische Dichtung]] |
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* [[Vernersches Gesetz]] |
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== Literatur == |
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'''Allgemeines''' |
|||
* {{Literatur |Autor=Wolfram Euler |Titel=Frühgermanische Studien. Überlegungen zur Entwicklung von Grammatik und Wortschatz im ältesten Germanischen. |Verlag=Verlag Inspiration Unlimited |Ort=Berlin |Datum=2023 |ISBN=978-3-945127-46-9}} |
|||
* {{Literatur |Autor=Robert D. Fulk |Titel=A Comparative Grammar of the Early Germanic Languages |Reihe=Studies in Germanic Linguistics |BandReihe=3 |Verlag=John Benjamin |Ort=Amsterdam |Datum=2018 |ISBN=9789027263131 }} |
|||
* {{Literatur |Autor=Wayne Harbert |Titel=The Germanic Languages |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2007 |ISBN=978-0-521-01511-0}} |
|||
* {{Literatur |Autor=[[Claus Jürgen Hutterer]] |Titel=Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen |Auflage=4 |Verlag=VMA-Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=2008 |ISBN=978-3-928127-57-8}} |
|||
* {{Literatur |Hrsg=Ekkehard König, Johan van der Auwera |Titel=The Germanic Languages |Verlag=Routledge |Ort=London/New York |Datum=1994 |ISBN=0-415-05768-X}} |
|||
* {{Literatur |Autor=Orrin W. Robinson |Titel=Old English and Its Closest Relatives. A Survey of the Earliest Germanic Languages |Verlag=Stanford University Press |Ort=Stanford (CA) |Datum=1992 |ISBN=0-8047-1454-1}} |
|||
'''Etymologische Wörterbücher''' |
|||
* [[Friedrich Kluge]]: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.'' Bearbeitet von [[Elmar Seebold]]. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4. |
|||
* {{Literatur |Hrsg=[[Charles Talbut Onions|C. T. Onions]] |Titel=The Oxford Dictionary of English Etymology |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=1966}} |
|||
* Marlies Philippa u. a.: ''Etymologisch woordenboek van het Nederlands.'' 4 Bände. Amsterdam University Press, Amsterdam 2003–2009, ISBN 978-90-8964-184-7. |
|||
* {{Literatur |Autor=[[Julius Pokorny]] |Titel=Indogermanisches etymologisches Wörterbuch |Verlag=Francke Verlag |Ort=Bern/München |Datum=1959}} |
|||
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Germanic languages|Germanische Sprachen}} |
|||
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/klassifikationen/Indogermanisch.doc Ernst Kausen, Die Klassifikation des Indogermanischen und seiner Zweige] (DOC; 220 kB) |
|||
* [http://homepages.fh-giessen.de/kausen/wordtexte/Germanische%20Wortgleichungen.doc Ernst Kausen, Germanische Wortgleichungen] (DOC; 40 kB) |
|||
* [http://titus.fkidg1.uni-frankfurt.de/didact/idg/germ/germstam.htm Stammbaum des Germanischen] (Beispiele überholter Modelle) |
|||
* [http://www.stefanjacob.de/Geschichte/Unterseiten/Sprache.php Germanisch-deutsche Sprachgeschichte] |
|||
* [http://phaidra.univie.ac.at/o:125279 Studien zu den ältesten germanischen Alphabeten], 1898, E-Book der [[Universitätsbibliothek der Universität Wien|Universitätsbibliothek Wien]] ([[eBooks on Demand]]) |
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== Anmerkungen == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4113716-4}} |
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[[Kategorie:Sprachfamilie]] |
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[[Kategorie:Germanische Sprachen| ]] |
Aktuelle Version vom 6. Mai 2025, 20:26 Uhr
Die germanischen Sprachen sind ein Zweig der indogermanischen Sprachfamilie.[1] Sie umfassen etwa 15 Sprachen mit rund 500 Millionen Muttersprachlern, über 1,5 Milliarden einschließlich der Zweitsprecher.[2] Ein charakteristisches Phänomen aller germanischen Sprachen gegenüber den anderen indogermanischen Sprachen sind die Veränderungen im Konsonantismus durch die germanische Lautverschiebung.[3][4]
Dieser Artikel dient der Gesamtdarstellung der germanischen Sprachen. Auf Untergruppen und einzelne Sprachen und ihre Dialekte wird verwiesen. Die urgermanische Sprache wird in einem separaten Artikel behandelt.
Die großen germanischen Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insgesamt zehn germanische Sprachen besitzen jeweils mehr als eine Million Sprecher.[5][6]
- Englisch ist die sprecherreichste germanische Sprache mit rund 330 Millionen Muttersprachlern und über einer Milliarde Zweitsprechern.[7]
- Deutsch wird von etwa 100 Millionen Muttersprachlern und mindestens 80 Millionen Zweitsprechern gesprochen.[8]
- Niederländisch (25 Millionen)[9]
- Schwedisch (10 Millionen)[10]
- Afrikaans (6,7 Millionen, mit Zweitsprechern 16 Millionen)
- Dänisch (5,5 Millionen)[11]
- Norwegisch (5 Millionen; Bokmål und Nynorsk)[12]
- Niederdeutsch (ca. 2 Millionen;[13] Stellung als eigene Sprache umstritten)
- Scots (1,5 Millionen;[14] Stellung als eigene Sprache umstritten)
- Jiddisch (500.000[15] – 670.000[16]; vor dem zweiten Weltkrieg noch zwischen 6 und 7 Millionen[17] und 11–13 Millionen[18])
Die West-Nord-Ost-Gliederung der germanischen Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dreiteilung der germanischen Sprachen in West-, Nord- und Ostgermanisch ist von Anfang der schriftlichen Überlieferungen sichtbar. Es darf bezweifelt werden, ob dieser Dreiheit jemals ein vollkommen einheitliches „Urgermanisch“ zugrunde gelegen hat (siehe unten die ausführliche Klassifikation).[19] Die Sprachgrenze zwischen Nord- und Westgermanisch wird heute durch die deutsch-dänische Grenze markiert und lag früher etwas weiter südlich an der Eider.
- Westgermanische Sprachen
- Zu den westgermanischen Sprachen gehören: Englisch, Deutsch, Niederländisch, Afrikaans, Niederdeutsch, Jiddisch, Luxemburgisch, Friesisch und Pennsylvania Dutch.
- Nordgermanische Sprachen
- Dazu gehören: Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Färöisch und Isländisch.
- Ostgermanische Sprachen
- Alle ostgermanischen Sprachen sind ausgestorben. Die bestüberlieferte ostgermanische Sprache ist Gotisch.
Die Klassifikation der germanischen Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nordgermanische Sprachen
Einteilung der heutigen germanischen Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der germanische Zweig des Indogermanischen umfasst heute 15 Sprachen mit insgesamt rund 500 Millionen Sprechern. Einige dieser Sprachen werden von manchen Forschern nur als Dialekte betrachtet (siehe unten). Diese 15 Sprachen können nach dem Grad ihrer Verwandtschaft wie folgt klassifiziert werden (die Sprecherzahlen beziehen sich auf Muttersprachler):
Germanisch (15 Sprachen mit insgesamt 490 Millionen Sprechern):
- Westgermanisch:
- Niederdeutsch:
- Niederdeutsch (ca. 2 Millionen[20])
- Plautdietsch (500.000)[21]
- Niederfränkisch:
- Niederländisch (25 Millionen)
- Afrikaans (6 Millionen; 16 Millionen inkl. Zweitsprecher)
- Limburgisch (2 Millionen)
- Hochdeutsch:
- Deutsch (100 Millionen; 180 Millionen inkl. Zweitsprecher)
- Jiddisch (1,5 Millionen)
- Luxemburgisch (Lëtzebuergesch) (300.000)
- Pennsylvania Dutch (100.000)
- Friesische Sprachen (400.000) (Westfriesisch, Nordfriesisch, Ostfriesisch [Saterländisch])
- Englisch (340 Millionen; mind. 1,4 Milliarden inkl. Zweitsprecher)
- Niederdeutsch:
- Nordgermanisch:
- Skandinavisch: (Festlandskandinavisch)
- Dänisch (5,5 Millionen)
- Schwedisch (10 Millionen)
- Norwegisch (5 Millionen) (Bokmål und Nynorsk)
- Isländisch-Färöisch: (Inselskandinavisch)
- Isländisch (300.000; 350.000 inkl. Zweitsprecher)
- Färöisch (65.000)
- Skandinavisch: (Festlandskandinavisch)
Die Grundlage dieser Klassifikation ist der Weblink „Klassifikation der indogermanischen Sprachen“,[22] der für das Germanische vor allem auf Robinson 1992 basiert. Die aktuellen Sprecherzahlen entstammen Ethnologue 2005 und offiziellen Länderstatistiken.
Da die Grenzen zwischen Sprachen und Dialekten fließend sind, werden z. B. Luxemburgisch, Plautdietsch, Pennsylvanisch und Niederdeutsch nicht von allen Forschern als Sprachen betrachtet, Schwyzerdütsch und Schottisch (Scots) dagegen von anderen als weitere eigenständige westgermanische Sprachen angesehen. Ein weiteres Beispiel: Die beiden Varianten des Norwegischen (Bokmål und Nynorsk) werden von einigen Skandinavisten als separate Sprachen betrachtet, wobei dann Bokmål in die Nähe des Dänischen, Nynorsk in die Nähe des Isländisch-Faröischen rückt.
Historische Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während die obige Klassifikation eine Gliederung der heute existierenden germanischen Sprachen bietet, sollten folgenden Darstellungen einen historischen Einblick vermitteln, da auch die ausgestorbenen germanischen Sprachen aufgeführt werden. Schematische Darstellung der Ausgliederung der historischen germanischen Sprachen bis zum 9. Jahrhundert, nach Stefan Sonderegger:[23]
1. Jahrtausend v. Chr. | Früh-/ Urgermanisch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jahrhunderte vor und nach Chr. | Mittel-/ Gemeingermanisch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
4. Jahrhundert | Spätgermanisch | Oder-Weichsel-Germanisch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5. Jahrhundert | Süd-/ Westgermanisch | Nordgermanisch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rhein-Wesergermanisch | Elbgermanisch | Nordseegermanisch | Urnordisch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6. bis 9. Jahrhundert | Altfränkisch | Altbairisch / Altalemannisch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Altniederfränkisch | Althochdeutsch | Altsächsisch | Altfriesisch | Altenglisch | Altnordisch | Gotisch † | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In der unterstehenden Aufzählung werden nicht belegte, aber erschließbare Zwischenglieder durch * gekennzeichnet. Insbesondere über die historische Gliederung der westgermanischen Sprachen gibt es bisher keinen vollständigen Konsens, die folgende historisch orientierte Darstellung (nach Maurer 1942, Wiesinger 1983, dtv-Atlas Deutsche Sprache 2001, Sonderegger 1971, Diepeveen, 2001) gibt aber die mehrheitlich vertretene Forschungsrichtung wieder. Dabei wird das Westgermanische nicht als ursprüngliche genetische Einheit aufgefasst, es hat sich erst später aus seinen Komponenten Nordseegermanisch, Weser-Rhein-Germanisch und Elbgermanisch durch Konvergenz herausgebildet. Aus dieser Darstellung wird auch klar, dass die Dialekte des Deutschen verschiedenen Zweigen des „Westgermanischen“ angehören, Deutsch also nur in Form seiner Dialekte in einen historischen germanischen Stammbaum integrierbar ist.
Erklärung der Symbole: † steht für eine ausgestorbene Sprache. Ⓢ symbolisiert, dass es eine standardisierte Schriftform dieser Varietät oder Dialektgruppe gibt.
- Germanisch
- Gemeingermanisch
- Oder-Weichsel-Germanisch (Ostgermanisch) †: Für die einzelnen Sprachen siehe Ostgermanische Sprachen#Sprachen
- Spätgermanisch
- Nordgermanisch
- Urnordisch †
- Altnordisch †
- West-Nordisch
- Altisländisch †
- Isländisch Ⓢ
- Altfäröisch †
- Färöisch Ⓢ
- Norn †
- Altnorwegisch †
- Altisländisch †
- Ost-Nordisch
- Altschwedisch †
- Altdänisch †
- West-Nordisch
- Altnordisch †
- Urnordisch †
- Westgermanisch (Südgermanisch)
- Rhein-Wesergermanisch
- Altfränkisch †
- Westfränkisch †
- West-Altfränkisch (Niederfränkisch)
- Altniederländisch †
- Mittelniederländisch †
- Neuniederländisch
- Niederländisch Ⓢ
- Westflämisch
- Ostflämisch
- Brabantisch
- Holländisch
- Seeländisch
- Kleverländisch (Hat seit dem 19. Jahrhundert Standarddeutsch als Dachsprache)
- Afrikaans (Halbkreolsprache) Ⓢ
- Niederländisch Ⓢ
- Neuniederländisch
- Mittelniederländisch †
- Limburgisch (Südniederfränkisch)
- Altniederländisch †
- Ost-Altfränkisch (Untergegliederte Varietäten gehören nach dem 9. Jahrhundert zum Hochdeutschen)
- Altfränkisch †
- Nordseegermanisch
- Altfriesisch †
- Altenglisch †
- Altsächsisch †
- Mittelniederdeutsch †
- (Neu-)Niederdeutsch
- Nedersaksisch (hat seit dem 15. Jahrhundert Niederländisch als Dach-/Kultursprache)
- Westniederdeutsch oder Niedersächsisch (hat seit dem 15. Jahrhundert Hochdeutsch als Dach-/Kultursprache)
- Ostniederdeutsch
- (Neu-)Niederdeutsch
- Mittelniederdeutsch †
- Plautdietsch (Mischform aus Ostniederdeutsch und niederländischen Varietäten)
- Elbgermanisch
- Semnonisch †
- Hermundurisch †
- Quadisch †
- Markomannisch †
- Langobardisch †
- Althochdeutsch †: umfasst auch Altbairisch † und Altalemannisch †
- Mittelhochdeutsch † (siehe auch Untergliederungen von Ostaltfränkisch)
- Jiddisch
- Neuhochdeutsch
- Deutsch
- Standarddeutsch Ⓢ
- Ostfränkisch
- Bairisch
- Nordbairisch
- Südböhmisch
- Mittelbairisch-Österreichisch
- Südbairisch-Tirolerisch
- Alemannisch
- Schwäbisch
- Deutsch
- Mittelhochdeutsch † (siehe auch Untergliederungen von Ostaltfränkisch)
- Rhein-Wesergermanisch
- Nordgermanisch
- Gemeingermanisch
Sieht man von den lateinischen Inschriften, die germanische Namen enthalten (einschließlich des Helms von Negau in der Steiermark) ab, so liegen die frühesten, etwa um 200 n. Chr. beginnenden einheimischen Sprachzeugnisse auf dem Gebiet des Nordgermanischen vor: eine beschränkte Zahl von z. T. noch hochaltertümlichen Runeninschriften, deren Sprachform man als „Urnordisch“ bezeichnet. Aus diesem Urnordischen geht in der Wikinger-Zeit das „Altnordische“ (700–1500) hervor, wobei eine allmähliche Zweiteilung in Ostnordisch (Dänisch und Schwedisch) und Westnordisch (Norwegisch und Isländisch) erkennbar wird. Am wichtigsten ist wegen des reich entwickelten Schrifttums (Edda, Skalden-Poesie, Saga-Literatur) in ältester Zeit das Westnordische, vor allem das Alt-isländische, welches man deswegen bei dem Begriff „Altnordisch“ auch in erster Linie im Auge hat.
Beim Westgermanischen, dessen vereinzelte frühe, seit dem 5. Jahrhundert auftretende Runendenkmäler eine wesentlich geringere Rolle als im nordischen Bezirk spielen, beginnt die Überlieferung bereits in ziemlich scharfer dialektischer Gliederung. Hierher gehören das Altenglische oder Angelsächsische (seit dem 8. Jahrhundert), das Altfriesische (seit dem 13. Jahrhundert), das Altsächsische (seit dem 9. Jahrhundert) und Altniederfränkische und schließlich die Mundarten des Althochdeutschen (seit dem 8. Jahrhundert): Das Bairische und Alemannische (oberdeutsche Mundarten) und das Ost-, Rhein- und Mittelfränkische (mitteldeutsche Mundarten). Die Untergliederung des Westgermanischen und seine ursprünglichen Einheitlichkeit sind umstritten. Die neuere Forschung stellt meist dem „Binnengermanischen“ (vor allem Hochdeutsch) den „nordseegermanischen“ Sprachraum (die übrigen Sprachen) gegenüber.
Das Ostgermanische, auch dieses zunächst (seit dem 3. Jahrhundert) durch einige wenige, für die Sprachgeschichte nahezu bedeutungslose Runenschriften bezeugt, erhält für den Linguisten sein Gewicht durch die westgotische Bibelübersetzung des 4. Jahrhunderts, während von den übrigen ostgermanischen Mundarten nur sehr kümmerliche Mundarten auf uns gekommen sind.
Von den drei germanischen Sprachgruppen stehen das Nord- und Ostgermanische einander näher als jedes von beiden dem Westgermanischen. Das beweisen gewisse Eigentümlichkeiten des Lautstandes und der Formenbildung. So wird etwa die germanische Lautgruppe -u̯u̯- im Nord- und Ostgermanischen zu -ggw- und entsprechend -i̯i̯- zu nordgermanisch -ggj-, ostgermanisch -ddj- gewandelt, während im Westgermanischen das erste von beiden u̯ und i̯ sich mit dem jeweils vorangehenden Vokal zu einem Diphthongen verbindet: urgermanisch *triu̯u̯a- „treu“ = altnordisch tryggva (Nom. tryggr), gotisch triggwa- (Nom. triggws), aber althochdeutsch triuwi; urgermanisch *tu̯ai̯i̯ō(n) „zweier“ (Gen.) = altnordisch tveggja, gotisch twaddjē, aber althochdeutsch zweiio. Im Bereich der Formenlehre bildet z. B. das Gotische und Nordische die 2. Sg. Präteritum-Presentia kennt, bei den übrigen starken Verba aber den Ausgang -i und in der Wurzelsilbe denselben Vokalismus wie im Plural Präteritum aufweist: gotisch nam-t aber althochdeutsch altsächsisch nām-i. Aufgrund derartiger grammatischer Gemeinsamkeiten werden Ost- und Nordgermanisch von manchen Forschen als „Goto-Nordisch“ oder Nordgermanisch (im weiteren Sinne) zusammengefasst und diesem dann die sonst als Westgermanisch bezeichnete Dialektgruppe als „Südgermanisch“ gegenübergestellt. Die goto-nordischen Zusammenhänge werden überdies auch durch die Vorgeschichte und Namengleichungen bestätigt bzw. beleuchtet.[19]
Germanische Sprachverwandtschaft anhand der Wellentheorie
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Legende:
Obwohl die Stammbaumtheorie ein adäquates Modell bietet, um die Prozesse der Sprachabspalltung darzustellen, erbringt die Wellentheorie diese Leistung für die Darstellung der zwischensprachlichen Kontakte. Nach der Wellentheorie verfügen räumlich und/oder zeitlich benachbarte sprachliche Varietäten über ein weitgehend übereinstimmendes Sprachinventar. Die Randlinie eines jeden Sprachgebiets stellt die maximale Verbreitung der Innovation dar, die von einem Innovationszentrum ihren Ausgang nehmen. Innerhalb der Wellentheorie werden fünf Innovationszentren identifiziert: Ostgermanisch, Elbgermanisch, Nordseegermanisch, Rhein-Weser Germanisch und Nordgermanisch, aus denen die heutigen oder historischen germanischen Sprachen sich größtenteils oder teilweise gebildet haben sollen.[25]
Bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. ist es sehr schwierig, spezifische Dialektunterscheidungen innerhalb der germanischen Varietäten vorzunehmen, wenn von der Ausgliederung der ostgermanischen Goten abgesehen wird. Die unleugbare gotisch-nordischen Isoglossen lassen aber vermuten, dass es sich um Neuerungen handelt, die in jenem beschränkten Gebiet, in dem die Goten siedelten, entstanden sind, und die in Skandinavien erst nach dem Abgang der Goten Verbreitung gefunden haben. Spätere Kontakte zwischen dem Gotischen und Elbgermanischen sind nur spärlich dokumentierbar, aber historisch gesehen sehr wahrscheinlich, als die Goten sich, um das 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr., längs des mittleren und unteren Laufs der Weichsel befanden.[24]
Im Laufe des 5. Jahrhunderts entwickelte sich, hervorgerufen durch intensiven Wirtschaftsverkehr, mit dem Nordseegermanisch eine Art Sprachbund, zu dem die ältesten Phasen des Englischen, des Friesischen, des Altsächsischen und in geringerem Ausmaß des Nordgermanischen gehören. Nordseegermanisch bezeichnet aber keinen Zweig des germanischen Stammbaums, sondern einen Prozess, aus dem jüngere Übereinstimmungen (sogenannte Ingwäonismen) resultierten. Die altsächsische Sprache entstand grundsätzlich aus dem Nordseegermanischen, aber zeigt ab dem 8.–9. Jahrhundert immer stärkere Einflüsse des südlich anschließenden Deutschen, das wesentlich aus dem Elbgermanischen entstand.[26] Die Nachfahren des hauptsächlich aus dem Rhein-Weser Germanischen entstandenen Altfränkisch wurden, außer Niederländisch und die niederrheinischen Dialekte, im Frühmittelalter durchgreifend von der Zweiten Lautverschiebung bzw. von elbgermanischen Innovationen geprägt.[27][28]
Entwicklung des Deutschen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ausgliederung und Konstituierung der deutschen Sprache aus dem Germanischen könnte am besten als dreifacher sprachgeschichtlicher Vorgang verstanden werden:[29]
- Die zunehmende Differenzierung vom Spätgemeingermanischen über das Südgermanische zum Elbgermanisch und, in geringeren Maß, zum Rhein-Wesergermanischen, auf denen die frühmittelalterlichen Stammesdialekte beruhen.
- Die Integration im fränkischen Reichsverband zum Althochdeutschen.
- Die schrift- oder hochsprachliche Überschichtung auf hochdeutscher (genauer: ostmitteldeutscher und südostdeutscher) Grundlage, wobei auch das Niederdeutsche der deutschen Sprache endgültig einverleibt wurde, obschon eine Beeinflussung vom Hochdeutschen her seit althochdeutscher Zeit festzustellen ist.
Altfränkisch | Altalemannisch | Altbairisch | Langobardisch1 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Westfränkisch2 | Altniederfränkisch | Altmittel- und Althochfränkisch | Altoberdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Altniederdeutsch | Althochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittelniederdeutsch | Mittelhochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Neuniederdeutsch | Neuhochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1 Im 9./10. Jahrhundert erloschen.
2 Im 9. Jahrhundert erloschen.
Germanische Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit ungefähr dem 2. Jahrhundert n. Chr. haben die germanischen Stämme eigene Schriftzeichen verwendet, die Runen. Es entstand das sogenannte „ältere Futhark“, eine frühe Form der Runenreihe, die bis ca. 750 n. Chr. in Gebrauch war. Die überlieferte Gotische Bibel des 4. Jahrhunderts hat ihre eigene Schrift, nämlich das vom Bischof Wulfila entwickelte Gotische Alphabet.[30] Später wurden die germanischen Sprachen mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Beispiele von modifizierten Buchstaben sind das Yogh (ȝ) und die latinisierten Runen Thorn (þ) und Wunjo (ƿ).
Germanische Wortgleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgenden Tabellen stellen einige Wortgleichungen aus den Bereichen Verwandtschaftsbezeichnungen, Körperteile, Tiernamen, Umweltbegriffe, Pronomina, Verben und Zahlwörter für einige alt- und neugermanische Sprachen zusammen. Man erkennt den hohen Grad der Verwandtschaft der germanischen Sprachen insgesamt, die besondere Ähnlichkeit der westgermanischen und nordgermanischen Sprachen untereinander, die stärkere Abweichung des Gotischen von beiden Gruppen und letztlich die Beziehung des Germanischen zum Indogermanischen (letzte Spalte, hier sind die Abweichungen natürlich größer). Hier können auch die Gesetze der germanischen (ersten) und hochdeutschen (zweiten) Lautverschiebung überprüft werden (ausführliche Behandlung im nächsten Abschnitt). Da die germanischen und indogermanischen Formen nur rekonstruiert sind, sind sie mit einem * versehen.
Gesamtgermanische Nomina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Nomina sind in fast allen germanischen Sprachen vertreten und können auch für das Ur-Indogermanische rekonstruiert werden:
Deutsch | Althoch- deutsch |
Luxem- burgisch |
Lim- burgisch |
Nieder- ländisch |
Altnieder- ländisch |
Alt- sächsisch |
Englisch | Alt- englisch |
Schwe- disch |
Islän- disch |
Altnor- disch |
Gotisch | (Ur-)Ger- manisch |
Ur-Indo- germanisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vater | fater | ((Papp)) | vader/pap | vader | fader | fadar | father | fæder | far | faðir | faðir | fadar | *fađer | *pətér |
Mutter | muoter | Mamm | mooder/mam | moeder | muoder | modar | mother | modor | mor | móðir | móðir | – | *mōđer | *mater |
Bruder | bruoder | Brudder | broor | broe(de)r | bruother | brođar | brother | brođor | bror | bróðir | bróðir | broþar | *brōþer | *bhrater |
Schwester | swester | Schwester | zös(ter) | zus(ter) | suster | swestar | sister | sweostor | syster | systir | systir | swistar | *swester | *suesor |
Tochter | tohter | Duechter | dochter | dochter | dohter | dohtar | daughter | dohtar | dotter | dóttir | dóttir | dauhtar | *duχter | *dhugəter |
Sohn | sunu | Bouff | zoeën | zoon | suno | sunu | son | sunu | son | sonur | sunr | sunus | *sunuz | *suənu |
Herz | herza | Häerz | hert | hart | herta | herta | heart | heorte | hjärta | hjarta | hjarta | hairto | *χertōn | *kerd |
Knie | knio | Knéi | kni-j | knie | kni | knio | knee | cneo | knä | kné | kné | kniu | *knewa | *genu |
Fuß | fuoz | Fouss | voot/poeët | voet | fuot | fōt | foot | fot | fot | fótur | fótr | fotus | *fōt- | *pod |
Aue2 | ouwi | - | gêrm | ooi | ouwi | ewwi | ewe | eowu | - | – | ær | aweþi | *awi | *owi |
Kuh | kuo | Kou | kow | koe | kuo | ko | cow | cu | ko | kýr | kýr | – | *k(w)ou | *gwou |
Elch | elaho, eliho | Elch | eland | eland | elo | elaho | elk | eolh, eolk | älg | elgur | elgr | – | *elhaz, *algiz | *h₁élḱis, *h₁ólḱis |
Mähre | meriha | Mier | maer | merrie | marchi | merge | mare | mere, miere | märr[31] | – | merr | *marhijō | *marḱ- | |
Schwein | swin | Schwäin | zwiên | zwijn | swīn | swin | swine | swin | svin | svín | svín | swein | *swina | *sus/suino |
Hund | hunt | Hond | hoônd | hond | hunda | hund | hound3 | hund | hund | hundur | hundr | hunds | *χundaz | *kuon |
Wasser | wazzar | Waasser | water | water | watar | watar | water | wæter | vatten | vatn | vatn | vato | *watōr | *wódr̥ |
Feuer | fiur | Feier | veur | vuur | fuir | fiur | fire | fyr | fyr[32] | – | fúrr | – | *fōr, *fuïr | *péh₂ur |
((Baum))4 | – | (Bam) | boum | (boom) | (bom) | trio | tree | treo(w) | träd | tré | tré | triu | *trevam | *deru |
((Rad)), (Welle) | – | Well | raad | wiel | wēl | – | wheel | hweol | hjul | hjól | hvél | – | *hwehwlą | *kʷékʷlo- |
2 neuhochdeutsch Aue = Mutterschaf (veraltend, landschaftlich)
3 neuenglisch hound = Jagdhund
4 vergleiche aber die letzte Silbe in Flie-der, Holun-der
Es gibt jedoch auch einige germanische Nomina, welche nicht aus dem Ur-Indogermanischen ererbt zu sein scheinen:[33][34][35]
Deutsch | Althoch- deutsch |
Luxem- burgisch |
Lim- burgisch |
Nieder- ländisch |
Altnieder- ländisch |
Alt- sächsisch |
Alt- englisch |
Eng- lisch |
Schwe- disch |
Is- ländisch |
Alt- nordisch |
Go- tisch |
(Ur-) Germanisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Pflug | pfluog | Plou | ploog | ploeg | pluog | plōg | plōh | plough, plow | plog | plógur | plógr | *plōgaz, *plōguz | |
Hand | hant | Hand | hând | hand | ande | hond | hand | hand | hand | hönd | hönd | handus | *χanduz |
Gesamtgermanische Pronomina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutsch | Althochdeutsch | Niederländisch | Limburgisch | Luxemburgisch | Altsächsisch | Altenglisch | Englisch | Altnordisch | Gotisch | (Ur-)Germanisch | Urindogermanisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ich | ih | ik | ich | ech | ik | ic | I | ek | ik | *ek | *eg(om) |
du | du | jij/gij, je/ge4 mnl. du |
dich/gae | du | thu | þu | you arch. thou |
þú | þu | *þu | *tu |
wer | (h)wer | wie | weem | ween/wien | hwe | hwa | who | hvat | hwas | *χwiz | *kwis |
- 4 Im Mittelniederländischen wurde die 2. Person Singular (du) durch die 2. Person Plural (gij, später überwiegend jij) verdrängt; je und ge sind unbetonte Formen.
- 5 Im Englischen wurde die 2. Person Singular (thou, Objekt thee) durch die 2. Person Plural (zunächst ye, Objekt you) verdrängt.[36]
Gesamtgermanische Verben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutsch | Althochdeutsch | Luxemburgisch | Limburgisch | Niederländisch | Afrikaans | Altsächsisch | Altenglisch | Englisch | Altnordisch | Gotisch | (Ur-)Germanisch | Urindogermanisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
essen | ezzan | iessen, eessen | aete | eten | eet | etan | etan | eat | eta | itan | *etaną | *ed |
((tragen))6 | beran | ((droen)) | bare | baren | beran | beran | bear | bera | bairan | *beraną | *bher- | |
trinken | trinkan | drénken | drînke | drinken | drink | drinkan | drincan | drink | drekka | drigkan | *drinkaną | *dʰrenǵ- |
wissen | wizzan | wëssen | weite | weten | weet | witan | witan | arch. wit | vita | witan | *witana | *woida |
6verwandt ist neuhochdeutsch gebären.
Gesamtgermanische Zahlwörter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast alle germanischen Zahlwörter sind aus dem Urindogermanischen ererbt:
Deutsch | Althochdeutsch | Luxemburgisch | Limburgisch | Altniederländisch | Niederländisch | Afrikaans | Altsächsisch | Altenglisch | Englisch | Altnordisch | Gotisch | (Ur-)Germanisch | Urindogermanisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ein(s) | ein | een(t) | ein | ēn | een | een | en | an | one | einn | ains | *aina | *oino |
zwei | zwen/zwo/zwei | zwee/zwou/zwéin | twieë | twēne | twee | twee | twa/two/twe | twa/tu | two | tveir/tvær | twai/twos | *twajina | *dwou |
drei | dri | dräi | drei | thri | drie | drie | thria | þri | three | þrír | þreis | *þrejes | *trejes |
vier | fior | véier | veer | viuwar | vier | vier | fi(u)war | feower | four | fjórir | fidwor | *feđwōr | *kwetwor |
fünf | fimf | fënnef | viêf | vīf | vijf | vyf | fif | fif | five | fim(m) | fimf | *femf(e) | *penqwe |
sechs | sehs | sechs | zes | sehs | zes | ses | sehs | siex | six | sex | saihs | *seχs | *seks |
sieben | sibun | siwen | zeve | sivon | zeven | sewe | sibun | seofon | seven | sjau | sibun | *sebun | *septṃ |
acht | ahto | aacht | ach(t) | ahto | acht | agt | ahto | eahta | eight | átta | ahtau | *aχtau | *oktou |
neun | nium | ning, néng | neuge | nigun | negen | nege | nigun | nigon | nine | níu | ni'un | *newun | *(e)newṇ |
zehn | zehan | zing, zéng | tieën | tēn | tien | tien | tehan | tien | ten | tíu | taihun | *teχun | *dekṃ |
hund-ert | hunt | honn-ert | hóngerd | hund | hond-erd | hond-erd | hund | hund-red | hund-red | hund-rad | hund | *χunđa | *kṃtóm |
Quelle dieser Tabellen ist der Weblink „Germanische Wortgleichungen“,[37] der wiederum auf der Basis mehrerer etymologischer Wörterbücher zusammengestellt wurde, darunter Kluge 2002, Onions 1966, Philippa 2009, und Pokorny 1959.
In allen germanischen Sprachen ist 13 die erste zusammengesetzte Zahl (z. B. dreizehn), die Zahlen 11 und 12 haben eigene Namen (z. B. elf und zwölf).
Germanische Lautverschiebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die germanischen Sprachen unterscheiden sich von anderen indogermanischen Sprachen durch eine charakteristische, eben die „germanische“ Konsonantenverschiebung, die in der Germanistik als „erste“ von einer folgenden „zweiten“ Lautverschiebung unterschieden wird. Die folgende Tabelle bringt Wortgleichungen, die diesen Übergang von den indogermanischen zu den entsprechenden urgermanischen Konsonanten belegen. Da auch die hochdeutschen Parallelen angegeben sind, belegt die Tabelle auch die Zweite Lautverschiebung vom (Ur-)Germanischen zum Hochdeutschen. Rekonstruierte urgermanische und ur-indogermanische Formen sind durch * gekennzeichnet, entsprechende Konsonanten durch Fettdruck hervorgehoben.
Nr. | *Idg. | Latein | Griech. | *German. | Englisch | Niederländisch | Limburgisch | Luxemburgisch | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | *pəter | pater | πατήρ patḗr |
*fađer | father | vader | vader | Pater | Vater |
2 | *bhratar | frater | phratér | *brōþer | brother | broeder | broor | Bruder | |
3 | *kerd | cord- | kard- | *χertōn | heart | hart | hert | Herz | |
4 | *dheub | . | . | *deup | deep | diep | deep | tief | |
5a | *ed- | ed- | ed- | *itana | eat | eten | aete | essen | |
5b | *sed- | sed- | . | *sitana | sit | zitten | zitte | sitzen | |
6 | *ego | ego | ego | *ek | I / aengl: ic | ik | ich | ich | |
7 | *bher | fer- | pher- | *bairana | bear | baren | bare | ge-bären | |
8 | *udhar | uber | oũthar | *udar | udder | uier / mnl: uyder | ujjer | Euter | |
9 | *wegh- | veh- | . | *wega- | weigh | wegen | waege | wiegen |
Während z. B. das Lateinische und Griechische die „indogermanischen“ Konsonanten weitgehend erhalten, erfährt das Germanische einen lautgesetzlichen Wandel der Tenues /p, t, k/, Mediae /b, d, g/ und Mediae-Aspiratae /bh, dh, gh/. Das Englische und das Niederdeutsche konservieren bis heute diese „germanischen“ Konsonanten, dagegen erfolgt beim Übergang zum Hochdeutschen eine zweite Lautverschiebung dieser Konsonantengruppe. Insgesamt ergeben sich folgende Lautgesetze:
Germanische und hochdeutsche Lautverschiebung
Nr | Indogerm. → | Germanisch → | Hochdeutsch |
---|---|---|---|
1 | p → | f → | f |
2 | t → | þ (th) → | d |
3 | k → | h (ch) → | h |
4 | b → | p → | ff / pf |
5 | d → | t → | ss / tz |
6 | g → | k → | hh / ch |
7 | bh → | b → | b (alem./bair. p) |
8 | dh → | d → | t |
9 | gh → | g → | g (bair. k) |
Bemerkungen zur Sprachgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Urgermanisch und seine Abspaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Forscher vermuten, dass das Urgermanische mit den Vorläufern der baltischen und slawischen Sprachen eine Dialektgruppe innerhalb der west-indogermanischen Sprachen bildete. Diese Annahme wird nicht zuletzt durch eine neuere lexikostatistische Arbeit gestützt.[38] Diese Vorformen des Germanischen könnten bereits im späten 3. und frühen 2. Jahrtausend v. Chr. entsprechend ihrer geographischen Lage eine Zwischenstellung zwischen den vermuteten Sprachgruppen Italo-Keltisch im Südwesten und Baltoslawisch im Südosten eingenommen haben.
Das Urgermanische habe sich dann aus dieser Gruppe gelöst, wonach es deutliche Wechselwirkungen mit frühfinnischen Sprachen zeige.
Bezüglich einer sogenannten germanischen „Urheimat“ bringt der Onomastiker Jürgen Udolph das Argument, dass sich germanische Orts- und Gewässernamen mit Schwerpunkt im weiteren Umkreis des Harzes nachweisen lassen. Diese Beobachtung belegt jedoch im Grunde nur eine seit der Benennung ungestörte germanische Besiedlung, nicht deren Zeitrahmen. Einen Zeitrahmen bieten dagegen archäologische Funde auf Grund gleichartiger, ungebrochener Traditionen im Raum zwischen dem von Udolph vorgeschlagenen Harzumland bis Südskandinavien seit etwa dem 12. Jahrhundert v. Chr.
Die urgermanische Sprache (auch „Protogermanisch“ oder „Gemeingermanisch“) konnte durch sprachwissenschaftliche Vergleiche weitgehend rekonstruiert werden. Diese erschlossene Vorform soll bis etwa 100 v. Chr., in der sogenannten gemeingermanischen Sprachperiode relativ einheitlich geblieben sein. Als Eigenheit fällt auf, dass das Germanische einige indogermanische Erbwörter recht eigenwillig verwendet (Beispiel: sehen = „[mit den Augen] folgen“, vgl. lateinisch sequi). Nach Wolfram Euler spaltete sich als erste Sprache das ausgestorbene, fast nur durch das Gotische überlieferte Ostgermanische ab.[39] Im 1. Jahrhundert n. Chr. hätten sich dann die westgermanischen von den nordgermanischen Sprachen getrennt.
Wortschatz, Lehnwörter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass der urgermanische Wortschatz eine Reihe von Lehnwörtern nicht-indoeuropäischen Ursprungs enthalten haben soll. Auffallend sollen z. B. Entlehnungen im Bereich von Schiffbau und Navigation aus einer bisher unbekannten Substrat- oder Superstratsprache sein. (Siehe: Germanische Substrathypothese sowie Hypothese der Atlantisch-Semitidischen Sprachen.) Solche Hypothesen wurden jedoch anderweitig auch entschieden bestritten. Entlehnungen im Bereich sozialer Organisation werden auch keltischem Einfluss zugeschrieben (was noch nicht bedeutet, dass es indoeuropäische Erbwörter sein müssen). Die Beobachtungen legen insgesamt eine Entstehung des Germanischen aus einer Sprachkontakt-Situation nahe. Wertvolle Hinweise sowohl auf die germanischen Lautformen als auch vorgeschichtliche Nachbarschaftsverhältnisse geben noch heute in ostsee-finnischen Sprachen erhaltene Entlehnungen aus dem Germanischen, wie z. B. finnisch kuningas (König) aus Germanisch: *kuningaz, rengas (Ring) aus Germanisch: *hrengaz (/z/ steht für stimmhaftes /s/).
Artikel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Germanische kannte ursprünglich weder den bestimmten noch den unbestimmten Artikel, ebenso wie das Lateinische und die meisten slawischen und baltischen Sprachen. Das Westgermanische bildete dann die bestimmten Artikel „der“, „die“ und „das“ aus den Demonstrativpronomen. Die unbestimmten Artikel wurden in den westgermanischen und in den meisten nordgermanischen Sprachen (wie in den romanischen Sprachen) aus dem Zahlwort für „1“ gebildet.[40] Das moderne Isländisch hat keinen unbestimmten Artikel entwickelt.[41]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines
- Wolfram Euler: Frühgermanische Studien. Überlegungen zur Entwicklung von Grammatik und Wortschatz im ältesten Germanischen. Verlag Inspiration Unlimited, Berlin 2023, ISBN 978-3-945127-46-9.
- Robert D. Fulk: A Comparative Grammar of the Early Germanic Languages (= Studies in Germanic Linguistics. Band 3). John Benjamin, Amsterdam 2018, ISBN 978-90-272-6313-1.
- Wayne Harbert: The Germanic Languages. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-01511-0.
- Claus Jürgen Hutterer: Die germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen. 4. Auflage. VMA-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-928127-57-8.
- Ekkehard König, Johan van der Auwera (Hrsg.): The Germanic Languages. Routledge, London/New York 1994, ISBN 0-415-05768-X.
- Orrin W. Robinson: Old English and Its Closest Relatives. A Survey of the Earliest Germanic Languages. Stanford University Press, Stanford (CA) 1992, ISBN 0-8047-1454-1.
Etymologische Wörterbücher
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4.
- C. T. Onions (Hrsg.): The Oxford Dictionary of English Etymology. Oxford University Press, Oxford 1966.
- Marlies Philippa u. a.: Etymologisch woordenboek van het Nederlands. 4 Bände. Amsterdam University Press, Amsterdam 2003–2009, ISBN 978-90-8964-184-7.
- Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Francke Verlag, Bern/München 1959.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Kausen, Die Klassifikation des Indogermanischen und seiner Zweige (DOC; 220 kB)
- Ernst Kausen, Germanische Wortgleichungen (DOC; 40 kB)
- Stammbaum des Germanischen (Beispiele überholter Modelle)
- Germanisch-deutsche Sprachgeschichte
- Studien zu den ältesten germanischen Alphabeten, 1898, E-Book der Universitätsbibliothek Wien (eBooks on Demand)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rudolf Wachter: Indogermanisch oder Indoeuropäisch? Universität Basel, 25. August 1997, abgerufen am 13. Juni 2020.
- ↑ Thomas Riecke-Baulecke: Historische Sprachentwicklung. Wie hat sich die deutsche Sprache entwickelt? Welchen Einflüssen war sie ausgesetzt und wann war diese Entwicklung abgeschlossen? In: Website Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL). Landesbildungsserver Baden-Württemberg, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Kersten Krüger: Das Thema: Lautverschiebungen in germanischen Sprachen. Kersten Krüger, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ David Aragai, Simone Maria Berchtold, Larissa Birrer et al.: Die 1. oder germanische Lautverschiebung (LV). In: Website Universität Zürich | Philosophische Fakultät | Ad fontes. Simon Teuscher, Tobias Hodel (Universität Bern), abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Henning Lobin: Zur Klarstellung: Was die Germanistik ist – und was sie nicht ist. In: SciLogs ist ein Blogportal der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH. Daniel Lingenhöhl, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Frank Olschewski: Was sind germanische Sprachen? In: Nachhilfe-Team.net. Frank Olschewski, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Auswärtiges Amt: Weltsprache. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 20. November 2023 (Quelle: Auswärtiges Amt: www.auswaertiges-amt.de; eigene Darstellung).
- ↑ Auswärtiges Amt Internetredaktion: Weltweit gefragt: Deutsch als Fremdsprache. Auswärtiges Amt, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Udo Gollub: Wer spricht Niederländisch? In: grammatiken.de. Abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Peter Seltsam M.A.: Skandinavisch und seine Varianten. Eurotext, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Deutsch-Dänisch Wörterbuch. Mit dem Deutsch-Dänisch Wörterbuch in die dänische Kultur eintauchen. PONS Langenscheidt GmbH, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Kamil Michna: Die norwegische Sprache. norsk. In: skandi.de. Abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Zitiert nach Astrid Adler et al.: STATUS UND GEBRAUCH DES NIEDERDEUTSCHEN 2016, Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung ( des vom 13. März 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , S. 15, in: Institut für Deutsche Sprache, 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.
- ↑ Verena von Keitz: Sprache. Das war Gälisch. In: Deutschlandfunk Nova. Abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Lea Schäfer: Yiddish. In: Oxford Research Encyclopedias / Linguistics, 2023, doi:10.1093/acrefore/9780199384655.013.946.
- ↑ Eliyahu Benedict: Yiddish among Former Haredim. In: Journal of Jewish Languages 10 (2022), S. 224–266, hier S. 226.
- ↑ Lucy Dawidowicz: Yiddish: Past, Present & Perfect. In: Commentary 33, 1962, S. 375–385, zitiert in Alec Eliezer Burko: Saving Yiddish: Yiddish Studies and the Language Sciences in America, 1940–1970. Doktorarbeit am Jewish Theological Seminary von 2019, S. 22.
- ↑ Neil G. Jacobs: Yiddish. A Linguistic Introduction. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 3. Diese Zahl beruht auf Schätzungen von Salomon Birnbaum und Max Weinreich und geht auf die Gesamtzahl aller in Ostmitteleuropa und Osteuropa lebenden bzw. von dort stammenden Juden aus, ignoriert also die sprachliche Assimilation etwa in Russland, Polen und den Vereinigten Staaten von Amerika; vgl. Alec Eliezer Burko: Saving Yiddish: Yiddish Studies and the Language Sciences in America, 1940–1970. Doktorarbeit am Jewish Theological Seminary von 2019, S. 19 ff. und passim.
- ↑ a b Krahe, Hans [Verfasser], Seebold, Elmar: Historische Laut- und Formenlehre des Gotischen : zugleich eine Einführung in die germanische Sprachwissenschaft. Hrsg.: Hans Krahe. 2. Auflage. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1967.
- ↑ Zitiert nach Astrid Adler et al.: STATUS UND GEBRAUCH DES NIEDERDEUTSCHEN 2016, Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung ( vom 13. März 2018 im Internet Archive), S. 15, in: Institut für Deutsche Sprache, 2016, abgerufen am 9. Mai 2020.
- ↑ Wolfgang Brosche: Die Kleine Sprachgeschichte. Plautdietsch. - Oder : Warum die da so anders sprechen. Deutschlandradio, 24. April 2012, abgerufen am 20. November 2023.
- ↑ Ernst Kausen: Die Klassifikation des Indogermanischen und seiner Zweige. (MS Word; 220 kB)
- ↑ Diagramm basiert auf: Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache. In: Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500. Hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Band 1: Sprachgeschichte. Walter de Gruyter, Berlin 1970, S. 289.
- ↑ a b Paulo Ramat: Einführung in das Germanische. Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 6.
- ↑ Paulo Ramat: Einführung in das Germanische. Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 5 f.
- ↑ Steffen Krogh: Die Stellung des Altsächsischen im Rahmen der germanischen Sprachen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, ISBN 978-3-525-20344-6, 1996, S. 136.
- ↑ Paulo Ramat: Einführung in das Germanische. Walter de Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-484-10411-2, S. 7.
- ↑ Helmut Kuhn: Zur Gliederung der germanischen Sprachen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 86, 1955, S. 1–47.
- ↑ Stefan Sonderegger: Grundzüge deutscher Sprachgeschichte. Diachronie des Sprachsystems. Band 1: Einführung, Genealogie, Konstanten. Walter de Gruyter, Berlin 1979 (Nachdruck 2011), S. 118–128.
- ↑ Fausto Cercignani: The Elaboration of the Gothic Alphabet and Orthography. In Indogermanische Forschungen. 93, 1988, S. 168–185.
- ↑ Svensk etymologisk ordbok (1922), S. 503
- ↑ heute „Leuchtturm“, historisch siehe Svensk etymologisk ordbok (1922) S. 164 3. fyr … fyr och flamma („Feuer und Flamme“)
- ↑ Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Aufl. S. 679: Pflug – Bezeugung und Beleglage widersprüchlich. Langobardisch plovum; Plinius erwähnte einen verbesserten Pflug namens plaumorātum im gallischen Rätien.
- ↑ M. Philippa, F. Debrabandere, A. Quak, T. Schoonheim en N. van der Sijs: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands, Amsterdam University Press, Amsterdam, ISBN 978-90-6648-312-5, 2009.
- ↑ Ruth Schmidt-Wiegand: Wörter und Sachen: Zur Bedeutung einer Methode für die Frühmittelalterforschung. Der Pflug und seine Bezeichnungen. In: Ruth Schmidt-Wiegand: Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung. Walter de Gruyter, Berlin 2019, S. 1–41.
- ↑ Ludwig-Maximilians-Universität München: You and Thou: Loss of a politeness marking? (PDF)
- ↑ Ernst Kausen: Germanische Wortgleichungen. (MS Word; 40 kB)
- ↑ Hans J. Holm (2008): The Distribution of Data in Word Lists and its Impact on the Subgrouping of Languages. link.springer.com In: Christine Preisach, Hans Burkhardt, Lars Schmidt-Thieme, Reinhold Decker (Hrsg.): Data Analysis, Machine Learning, and Applications. Proc. of the 31th Annual Conference of the German Classification Society (GfKl), University of Freiburg, March 7–9, 2007. Springer-Verlag, Heidelberg/Berlin.
- ↑ Wolfram Euler, Konrad Badenheuer: Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der Ersten Lautverschiebung. London/Hamburg 2009, ISBN 978-3-9812110-1-6.
- ↑ Elke Hentschel, Harald Weydt: Handbuch der deutschen Grammatik: 4., vollständig überarbeitete Auflage, Walter de Gruyter, 2013, S. 208.
- ↑ Thorsten Roelcke: Variationstypologie / Variation Typology: Ein sprachtypologisches Handbuch der europäischen Sprachen in Geschichte und Gegenwart / A Typological Handbook of European Languages, Walter de Gruyter, 2008, S. 173.