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„Krampus“ – Versionsunterschied

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Der '''Krampus''' (von altdeutsch Krampen = '[Kralle]') ist im alpenländischen [Weihnachtsbrauch|Adventsbrauchtum] und auch in Ungarn und Teilen Kroatiens eine Schreckgestalt in Begleitung des [[Nikolaus von Myra|Heiligen Nikolaus]] und meist auch des sog. Körbelträgers oder Waldmannes. Oft wird der Krampus mit dem [[Knecht Ruprecht]] gleichgesetzt, wobei aber kleine Unterschiede zwischen diesen beiden Figuren existieren. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und Körbelträger wird vor allem im Land Salzburg und im Tiroler Unterland als PASS bezeichnet.
[[Datei:Hl. Nikolaus in Begleitung des Krampus und Engeln.jpg|mini|Heiliger Nikolaus in Begleitung von Engeln und Krampus]]
Er bestraft vor allem die unartigen Kinder. In manchen Dörfern und Stätten gibt es Krampusumzüge, bei denen die gefürchteten Krampuse durch die Straßen ziehen und Leute erschrecken.
[[Datei:Krampus Salzburg with bishop and angel.jpg|mini|Der hl. Nikolaus, begleitet von [[Engel]]n und einem Rudel Kramperl, lobt und tadelt die Kinder, und verteilt Geschenke aus dem Geschenkekorb ([[Land Salzburg|Salzburgisches]] Brauchtum, [[Flachgau]])]]


Der '''Krampus''', auch Kramperl oder Bartl, ist im [[Weihnachten weltweit|Adventsbrauchtum]] eine Schreckgestalt in Begleitung des heiligen [[Nikolaus von Myra|Nikolaus]]. Verbreitet ist er im [[Ostalpen]]raum, in [[Altbayern]], in [[Österreich]], [[Liechtenstein]], [[Ungarn]], [[Kroatien]], [[Slowenien]], der [[Slowakei]], [[Tschechien]], [[Südtirol]], [[Trentino|Welschtirol]] (Trentino) und Teilen des außeralpinen [[Oberitalien|Norditaliens]]. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern wird in [[Bairische Dialekte|bairischen Dialekten]] als ''Bass'' bzw. ''Pass'' bezeichnet.
Die Gestalt des Krampus wird heute - zu Recht - oft nur mehr als "Schreckgespenst" mit Showcharakter erlebt. Der Krampuslauf geht auf das [[Perchten]]brauchtum des Januars zurück. Die "Schiachperchten" vertreiben mit den lauten Rollen (Glocken) die bösen Geister und, ähnlich wie die [[Aperschnalzen|Aperschnalzer]], den Winter.


Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich – wie auch viele andere dämonische Gestalten des Alpenraumes – aus der vorchristlichen Zeit.<ref>Michael Forcher, Hans Karl Peterlini: ''Südtirol in Geschichte und Gegenwart.'' Haymon Verlag, 2010. S. 399.</ref> In vielen Regionen hat sich die Gestalt des Krampus mit dem [[Percht]]enbrauchtum (vgl. Schiachperchten) vermischt.
Krampusumzüge finden meist in der Zeit um den 5. Dezember statt. Die bekanntesten sind die im Land Salzburg, wo noch sehr oft die traditionellen Masken und Gewänder getragen werden. Mancherorts ist es auch üblich, dass am 5. Dezember einfach Krampusse unorganisiert und teilweise auch alkoholisiert durch die Strassen Ziehen um Angst und schrecken zu verbreiten, was oft dazu führt, dass viele Leute an diesem Abend zuhause bleiben, um nicht Opfer einer Gewalttat zu werden.


== Aussehen ==
== Geschichte ==
=== Namensherkunft ===
Im Normalfall wird die Figur des Krampus durch folgende Utensilien bekleidet:
Der Name leitet sich von [[mittelhochdeutsch]] ''Krampen'' ‚Kralle‘ oder [[bairisch]] ''Krampn''‚ etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes ab.


Im [[Bayern|bayerischen]] [[Alpenvorland]] und im [[Österreich|österreichischen]] [[Salzkammergut]], der Steiermark sowie in [[Salzburg]] ist der Krampus eher unter der Bezeichnung ''Kramperl'' geläufig. In der Steiermark und in Kärnten wird neben ''Kramperl'' auch die Bezeichnung ''Bartl'' verwendet, eine Kurzform vom Bartholomäus. Durch die Jahrhunderte andauernde slowenisch-deutsche Zweisprachigkeit Kärntens und der Steiermark ist davon auszugehen, dass sich die slowenische Bezeichnung ''parkelj'' ebenfalls aus ''Bartl'' herleitet, zumal der Wechsel ''t → k'' bzw. ''d → g'' (''Kittel'' → ''kikelj'', ''Kandl'' → ''kangla'') auch bei anderen Entlehnungen ins Slowenische auftritt. Im Salzkammergut kommt auch die Bezeichnung ''Miglo'' vor.<ref>[[Hanns Koren]]: ''Volksbrauch im Kirchenjahr.'' Graz 1935. Vergl. auch ''Nikkel/Pelznickel'' im Rheingebiet für den [[Knecht Ruprecht]]</ref> Im [[Tirol]]er Raum spricht man häufiger von ''Tuifl'', ''Tuifltåg'' oder ''Tuifltratzen'', abgeleitet vom Begriff ''[[Teufel]]''. Auch der Begriff ''Ganggerl'' wird verwendet.
*Mantel/Hosenanzug aus Schaf- oder Ziegenfell
* Holzmaske aus Zirben oder Lindenholz mit Ziegenbockhörnern oder Widderhörnern, jedoch keine Hörner von bejagbaren und schon gar nicht von exotischen Tieren, Kopffell(Schaf oder Ziegenfell) und Gurt oder Innen Helm
*sog. Rollen (hohle Kupfer- oder Stahlkugel mit einer oder mehreren kleinen, massiven Stahlkugeln) befestigt an einem Gürtel an Rücken/Hüfte
*einem Roßschweif und einer Birkenrute, manchmal Kette


[[Datei:Nikolaus krampus.jpg|mini|Besuch von Nikolaus und Krampus. Darstellung von 1896]]
Heutzutage gibt es viele Krampusse, die eine Aluminium- oder Gummimaske tragen. Zudem werden statt den Rollen mancherorts auch Kuhglocken verwendet. In Niederbayern ist es zudem üblich, dass sich der Teufel in Kartoffelsäcke kleidet.


=== Anfänge und Entwicklungen des Brauchs ===
Das laute Klingen der "Rollen" sollte die bösen Winter-Geister am 5. und 6. Dezember vertreiben. Ursprünglich ist nur der 6. Dezember als Rauhnacht gedacht. Es ist der Tag d. [[Nikolaus von Myra|Hl. Nikolaus]].
Es gibt keine Quellen vor Ende des 16.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>{{Literatur |Autor=Schuhladen, Hans |Titel=Zur Geschichte von Perchtenbräuchen im Berchtesgadener Land, in Tirol und Salzburg vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Grundlagen zur Analyse heutigen Traditionsverständnisses. |Sammelwerk=Bayerische Hefte für Volkskunde |Band=1983/4 |Datum= |Seiten=1–29}}</ref>
{{Belege fehlen}}
Außerhalb der [[Gegenreformation]]sgebiete blieben die Krampusse vom norddeutsch-protestantisch geprägten [[Knecht Ruprecht]] verdrängt. Im alemannisch-protestantischen Raum mischen sich die beiden Formen, die wohl einen gemeinsamen Ursprung in einer italienischen Figur des 16.&nbsp;Jahrhunderts haben: Dort gab es die Vorstellung, dass der Teufel die Seelen der Sünder verschlinge. Das Böse ist besonders in der harten Winterszeit stark und zeigt sich deshalb in dieser Gestalt, die entsprechend plastisch dargestellt wurde.
{{Belege fehlen}}
Ausgehend von den Klosterschulen ([[Kinderbischof]]sfest) entwickelte sich offenbar erst seit Mitte des 17.&nbsp;Jahrhunderts der [[Einkehrbrauch]]: Begleitet von Schreckgestalten, Teufeln und Tiermasken ([[Habergeiß]]) prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen vom Krampus bestraft werden. In der [[Gegenreformation]]szeit entstanden Stubenspiele, die noch in [[Bad Mitterndorf]], [[Tauplitz]] und [[Pichl-Kainisch]] ([[Salzkammergut]]), im [[Land Salzburg|Salzburgerland]] und in [[Tirol]] existieren.


Seit dieser Zeit bildeten sich die Krampuspassen parallel zum Perchtenlauf. Bei diesem dürfen nur die wehrfähigen, unverheirateten Männer des Dorfs teilnehmen, und mit ihm wurde die Veranstaltung seit Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts wieder öffentlich.


=== Krampuslaufen ===
[[Datei:KrampusG2.JPG|mini|Krampustreiben in [[Gröden]]/Südtirol]]


In vielen Dörfern und Städten im [[Ostalpen]]raum, im südlichen [[Bayern]] und der [[Oberpfalz]], in [[Österreich]], Teilen des [[Fürstentum Liechtenstein|Fürstentums Liechtenstein]], in [[Ungarn]], [[Slowenien]], der [[Slowakei]], in [[Tschechien]], in [[Italien]] (beschränkt auf [[Südtirol]], [[Trentino|Welschtirol]] (Trentino) und vor allem im [[Vinschgau]] sowie im [[Pustertal]]) und Teilen [[Kroatien]]s gibt es noch Krampusumzüge, bei denen als Krampus Verkleidete unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen ziehen, um Passanten zu erschrecken. Dabei machen sie auch Gebrauch von ihren langen Ruten. Das ''Tuifltratzen'' ([[Tirol]]) oder ''Kramperltratzn'' ([[Bairische Dialekte|bairisch]] ''tratzen'' ,frotzeln, höhnen, sich kabbeln, spotten‘,<ref>[[Duden]]: [https://www.duden.de/rechtschreibung/tratzen ''tratzen''], online unter ''duden.de''</ref> in Teilen Österreichs: ''Kramperlstauben'' [[oberdeutsch]] ''stauben'' ‚ver-, wegjagen‘) ist mancherorten eine [[Mutprobe]] der Kinder der Gegend, die versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne erwischt oder geschlagen zu werden.
== Gewaltpotential und daraus resultierende Probleme und Konsequenzen ==
Dieser Brauch birgt aufgrund der Verkleidung sehr viel Gewaltpotential. Dies wird meist durch den hohen Alkoholkonsum der Krampusse verstärkt.


Krampustag ist der 5.&nbsp;Dezember, der Vorabend des Festes des heiligen Nikolaus am 6.&nbsp;Dezember. Üblicherweise erscheinen beide Gestalten gemeinsam am Abend des 5.&nbsp;Dezembers, zum Teil jedoch auch am 6.&nbsp;Dezember.
Die Folgen sind, dass es jedes Jahr Vorfälle mit Krampussen gibt. Wegen dieser Umstände müssen in manchen Orten Österreichs Krampusse bei der Polizei angemeldet werden. Die angemeldenden Krampusse erhalten dort daraufhin eine Nummer, die sie am Rücken tragen müssen.


Zu den größten Umzügen mit über eintausend Krampussen (2008) gehört der Krampuslauf in [[St.&nbsp;Johann im Pongau]], der jährlich am 6. Dezember stattfindet, sowie der größte Krampuslauf Österreichs in [[Klagenfurt am Wörthersee|Klagenfurt]]. Letzterer zieht sich über eine Distanz von 1,5 Kilometern.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.visitklagenfurt.at/events-veranstaltungen/highlights/begegnung-mit-schaurigen-gestalten/ |text=''Begegnung mit schaurigen Gestalten'' |wayback=20161206203119}}, auf der Website ''Tourismusregion Klagenfurt am Wörthersee'', online unter ''visitklagenfurt.at''</ref>
== Sonstiges ==


=== Variationen und regionale Besonderheiten ===
Vor dem eigentlichem Krampustag am 5. Dezember, finden oft sog. "Krampuskränzchen" statt. Dabei erschrecken einzelne oder mehrere Passen die Besucher eines Lokales. Diese Kränzchen haben nichts mit dem Brauchtum zu tun. Sie dienen mehr dem kommerziellen Bestreben der einzelnen Passen.
[[Datei:KrampusWeissbach.jpg|mini|Zwölf Kramperl mit Nikolaus aus [[Weißbach an der Alpenstraße]] ([[Landkreis Berchtesgadener Land]])]]
[[Datei:Der hl. Nikolaus, das Nikoloweibl und die Buttnmandl.JPG|mini|Hl. Nikolaus, Nikoloweibl und [[Buttnmandllauf|Buttnmandl]] in [[Loipl (Bischofswiesen)|Loipl]] (Landkreisregion [[Berchtesgadener Land]]).]]

Anzumerken ist, dass es regionale Brauchtumsunterschiede gibt, die teilweise stark variieren (zum Beispiel Schauläufe in Kärnten mit Feuerwerk, Fackeln und Feuerspuckern – gegenüber der Verwendung von Ruten zum Triezen/Tratzen von Schaulustigen in Salzburg).
Einer der eindrucksvollsten und spektakulärsten Krampusumzüge ereignet sich in Osttirol. Zum Brauch gehört in dieser Region nicht nur der reine Umzug, sondern auch ein traditioneller Krampuswurf, ähnlich der Wurftechnik aus dem Ranggeln, zwischen Krampus und „Raufbold“. Dies basiert allerdings auf vollkommener Freiwilligkeit des Mutigen, da eigene Zonen für diese Art des Brauchtums eingerichtet werden. Der Zuschauer kann hinter den Absperrungen das Spektakel ungefährdet beobachten.

Eine zusätzliche Eigenheit des Brauchtums stellt das jahrzehntelang praktizierte Tischziehen (Osttiroler Dialekte ''tischziagn'' oder ''tischzoichn'') dar. Auf diesen Veranstaltungen, die separat von den Schauläufen organisiert werden, setzen sich einige freiwillige Männer hinter einen großen, massiven Holztisch und versuchen dabei, den Tisch so lange wie möglich aus eigener Kraft heraus gegenüber den anstürmenden Krampussen zu halten. Das Ziel der Krampusse ist dabei, entweder den Tisch umzukippen oder aber den Tisch weit genug vom Startpunkt wegzuziehen. Diese Art von Wettkampf wird pro Runde separat entschieden, da meist die Männer nach einer Runde wechseln und sich die Krampusse in verschiedene Gruppen aufteilen.

Im Osttiroler Defereggental werden Nikolaus und Krampus am 5. Dezember von einer Reihe anderer Figuren begleitet, die im Jahreslauf die Höfe aufgesucht haben: Bajazzo, Lotter und Litterin (Bettler), ein Brautpaar mit Spielmann, Arzt, Polizist, Bürgermeister und Feuerwehrmann sowie dem Tod, der auf die Vergänglichkeit des Lebens hinweist.

Im [[Berchtesgadener Land]], dem südlichen Teil des [[Landkreis Berchtesgadener Land|gleichnamigen Landkreises]] gibt es zweierlei Krampusse: die ganz in Fell gekleideten „Kramperl“ und die wendigeren, mit (Strumpf-)Hosen ohne Fell und kleineren Glocken ausgestatteten ''Gankerl'' (auch: ''Ganggerl''), die wiederum insbesondere die den [[Glöckler]]n der Perchten verwandten Bassen ganz in Stroh eingebundener ''[[Buttnmandl]]'' schützend begleiten.

Im [[Gasteinertal]] sind jährlich am 5. und 6.&nbsp;Dezember 80 bis über 100 ''Passen'' unterwegs.<ref>[https://www.krampusvideos.com/aktuelles.html ''Krampusvideos seit 2008''] aus dem [[Gasteinertal]] mit weiteren Informationen zum Brauch, online unter ''krampusvideos.com''</ref> Die verschiedenen ''Passen'' bestehend aus Krampus, „Engerl“, „Buttnmandl“ (Kerblträger; nicht gleichzusetzen mit den ''Buttnmandl'' im Berchtesgadener Land siehe Absatz darüber) und Nikolaus erkennt man an den unterschiedlichen Farben der Gewänder. Sie gehen traditionell von Haus zu Haus, am 5.&nbsp;Dezember in den Zentren der Orte Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein und am 6.&nbsp;Dezember in den ländlichen Gebieten. Die ''Passen'' ziehen von Haus zu Haus und bitten den Hausherren um Einlass. Der Nikolaus (und gegebenenfalls der Engel) sowie der Körbelträger betreten die Stube, die „Braven“ werden belohnt, anschließend erhalten die Krampusse oder Kramperl Einlass und die „Schlimmen“ werden bestraft. Wenn sich zwei Passen treffen (was oft vorkommen kann, da jede der ''Passen'' einen von allen anderen unabhängigen Weg hat), wird ein kräfteraubendes und spektakuläres Begrüßungsritual vollzogen. Die Nikoläuse kreuzen die Bischofsstäbe, die Engerl und die Körbelträger begrüßen sich ebenfalls, dann kommt es zum Vorteufelrempeln (die beiden Vorteufel begrüßen sich und zeigen dem Gegenüber durch gegenseitiges Anrempeln ihre Stärke), danach dürfen die übrigen Krampusse rempeln. Ist dies geschehen, geben sich die Passen gegenseitig zu erkennen und wünschen sich „A guads Weitageh’, treu in guadn oidn Brauch“ (Ein gutes Weitergehen, treu dem guten, alten Brauch). Zahlreiche Einheimische und Gäste von nah und fern finden sich an diesen beiden Tagen jährlich im Gasteiner Tal ein.

Im alemannischen Alpenraum (Allgäu, Schweiz) heißt ein ähnlicher Brauch aber mit anderen Figuren ''[[Klausentreiben]]''.

Der Krampus ähnelt zudem in der Funktion dem im nord- und westdeutschen Raum bekannten [[Knecht Ruprecht]], es bestehen aber Unterschiede zwischen beiden Figuren: Während Knecht Ruprecht einzeln auftritt, treten die Krampusse meist in größeren Gruppen auf. In [[Schwaben]] begleitet der [[Pelzmärtel|Pelznickel]] den Gabenbringer. In der Schweiz wird der Nikolaus vom „Schmutzli“ begleitet. Dieser ist wie der Krampus zur Bestrafung der unartigen Kinder vorgesehen, trägt jedoch einen Sack und anstelle von Kuh- oder Balkenglocken einen Schellengurt. Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen dem Teufel ebenso wie mythischen und Tiergestalten, wie sie sich als Schiech[[percht]]en im alpenländischen Brauchtum finden. Im Unterschied zu diesen, die in den [[Rauhnächte]]n laufen, gehören die Krampusse ausschließlich zum Adventsbrauchtum.

Im skandinavischen Raum treten ähnliche Gestalten zwischen Weihnachten und Silvester auf. Dieser Brauch wird als „julebukklaufen“ bezeichnet und war zumindest bis Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts in Norwegen üblich.

== Ausstattung ==
[[Datei:Krampus und Nikolaus Styria.webm|mini|Krampus und Nikolaus<br /> (Steiermark, 1989)]]

* Mantel bzw. Hosenanzug aus Schaf- oder Ziegenfell. In manchen Teilen [[Niederbayern]]s ist es üblich, dass sich der „Teufel“ in Kartoffelsäcke kleidet. In dieser Gegend gibt es auch ''Fellkrampusse'', die keine Maske, sondern nur Fell und Hörner tragen. 1928 wird in einem [[Kürschner]]<nowiki />fachbuch die Krampusfabrikation als wesentliche Verwendung für schwarze [[Hasenfell]]reste erwähnt.<ref name="Tumajun">[[Alexander Tuma|Alexander Tuma jun.]]: ''Die Praxis des Kürschners''. [[Verlag von Julius Springer]], Wien 1928, S. 235. Siehe auch → [[Fellreste]].</ref>
* Holzmaske (Larve) aus [[Zirbelkiefer|Zirben-]] oder [[Lindenholz]] geschnitzt, mit (echten) Ziegenbock-, Steinbock- oder Widderhörnern; heutzutage gibt es auch viele Krampusse, die eine Aluminium-, Kunststoff- oder Gummimaske tragen.
* [[Kuhglocke]]n oder Balkenglocken (bzw. „Rollen“), die an einem Gürtel oder Gurt am Rücken angebracht sind. Verwendet werden entweder eine Balkenglocke, die bis in die Kniekehlen reicht, oder mehrere kleinere bis mittelgroße Kuhglocken. Rasseln oder Schellen hingegen werden nur von Schiechperchten verwendet. Manchmal findet sich eine Kette zum Rasseln.
* [[Rossschweif]] oder Kuhschwanz
* [[Birkenrute]]
* [[Kiepe|Butte]] ([[Bairische Dialekte|bairisch]], auch „Kraxn“), ein auf dem Rücken befestigter Behälter, in dem&nbsp;– der Sage nach&nbsp;– böse Kinder mitgenommen werden.

Die Ausstattung ist jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich. Normalerweise bedecken die Krampusmasken den gesamten Kopf. Neu in Mode kommen allerdings Holzmasken, bei denen Kinn und Unterlippe freigehalten werden, damit der Läufer den Mund bewegen und die Zunge herausstrecken kann. Die dadurch sichtbaren Gesichtsteile werden mit einer entsprechenden Farbe bemalt, damit die Masken „realer“ aussehen.

== Rezeption ==
=== Kritik ===
Krampusattacken und Schlägereien sorgen regelmäßig für Entsetzen und öffentliche Diskussionen. Jährlich kommt es bei Krampusläufen zu Auseinandersetzungen.<ref>Julia Meyer: [https://www.zeit.de/entdecken/2019-12/krampuslauf-oesterreich-volksfest-gewalt-maennlichkeitsbilder-brauchtum ''Krampuslauf: Tradition verleiht Prügel''], Meldung vom 10. Dezember 2019 in [[Zeit Online]], online unter ''zeit.de''.</ref> Gelegentlich rächen sich Zuseher für Rutenschläge und attackieren Krampusse. 2013 wurden nach mehreren Krampusläufen in [[Osttirol]] am Bezirkskrankenhaus [[Lienz]] insgesamt acht Verletzte (meist mit Knochenbrüchen) aufgenommen und über 60 weitere Patienten ambulant behandelt.<ref>Helmut Mittermayr: [https://www.tt.com/artikel/7588184/70-verletzte-bei-krampuslauf ''70 Verletzte bei Krampuslauf''], online in der ''[[Tiroler Tageszeitung]]'' vom 8. Dezember 2013 unter ''tt.com''</ref>

2022 wurde in Oberösterreich ein elfjähriger Krampusdarsteller derart heftig an den Hörnern seiner Maske gepackt sowie hin- und hergerissen, dass er ins [[Kepler Universitätsklinikum|Linzer Uniklinikum]] gebracht werden musste.<ref>[https://ooe.orf.at/stories/3185856/ ''Erneut Kind bei Krampuslauf verletzt''], Meldung des [[ORF]] vom 11. Dezember 2022, online unter ''orf.at''.</ref>

=== Im Spiegel der Kunst (Postkarten) ===
Insbesondere zu Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts haben sich auch Künstler der Kramperl als Bildmotiv angenommen:
<gallery mode="packed" heights="350">
1911 circa anonymer Künstler Wiener Werkstätte Postkarte No. 542, Krampus mit Kind.jpg|''Krampus mit Kind'';<br /><small>[[Postkarte]] Nummer '''542''' der [[Wiener Werkstätte]], anonymer Künstler, um 1911, versteigert 2003 für 11.000 Euro</small>
Gruss vom Krampus.jpg|''Gruß vom Krampus'',<br />Postkarte um 1900
</gallery>

== Abgrenzung zu anderen gleichnamigen Protagonisten ==
Die in der Einleitung erläuterte Definition des Krampus samt seiner hauptsächlichen Verortung im alpenländisch-europäischen Raum ist abzugrenzen von den als „Krampus“ eingeführten [[Protagonist]]en in einigen US-amerikanischen Kinofilmen und Fernsehserien, die wie z.&nbsp;B. in ''[[A Christmas Horror Story]]'' (2015) oder als Hauptfigur in ''[[Krampus (2015)|Krampus]]'' (2015) „sündige Kinder“ töten oder mit der Tötung ganzer Familien drohen. Insbesondere in US-amerikanischen Produktionen wurde der Krampus wiederholt als eigenständig und unabhängig vom Nikolaus agierendes, bösartiges Wesen bzw. „Anti-Weihnachtsmann“ vorgestellt. Aber auch harmlosere Varianten haben nichts mit dem in diesem Lemma behandelten Krampus zu tun, wenn er wie in dem dänischen Film ''Julemandens datter'' (deutsch: ''Lucia und der Weihnachtsmann'') „nur“ als bösartiger Geist in der Rolle einer Antiheldin auftritt.

=== In Dokumentarfilmen ===
* Dokumentarfilm ''Vom Krampus: Zwischen Latexhaut und Schaffell'' (2014) von Rudolf Amaral.<ref> [https://www.mediathek.at/atom/22124F8C-194-00048-00004F8A-2211EAF5/pool/bibl ''Vom Krampus: Zwischen Latexhaut und Schaffell''], Katalogzettel und Information dazu, online unter ''mediathek.at''.</ref>

=== In Fernsehserien ===
* Die [[Sky Deutschland|Sky]]-Serienproduktion ''[[Der Pass]]'' spielt mit dem Krampusmythos, um am Ende jedoch „nur“ einen wahnsinnigen „Krampusmörder“ in Haft zu nehmen.

=== In Kinofilmen ===
* Der Krampus ist die Hauptfigur des ''[[Krampus (2015)|gleichnamigen Horrorfilms]]'' (2015) von [[Michael Dougherty]].
* [[A Christmas Horror Story]] (2015).
* Im dänischen Film ''Julemandens datter'' (deutsch: ''Lucia und der Weihnachtsmann'') von 2018 hat der Krampus als bösartiger Geist die Rolle einer Antiheldin.<ref>{{LdiF|594255|Lucia und der Weihnachtsmann|Abruf=2024-08-22}}</ref>
* Im Hollywood-Actionfilm [[Red One – Alarmstufe Weihnachten|Red One]] (2024) ist Krampus der Bruder von Santa Claus.

=== Als Romanfigur ===
* [[Gerald Brom|BROM]]: ''Krampus'' (orig.: ''Krampus – The Yule Lord''). Aus dem Amerikanischen in Deutsche von [[Jakob Schmidt (Autor)|Jakob Schmidt]]. Knaur, München 2013. ISBN 978-3-426-65334-0.

=== In Hörspielen ===
* ''Oh du Finstere''<ref>[http://d-nb.info/1180865227 ''Die drei ??? - O du finstere''] erzählt von [[Hendrik Buchna]], Angaben dazu in der [[Deutsche Nationalbibliothek|DNB]], online unter ''d-nb.info''</ref>, Hörspielspecial in der Reihe [[Die drei ???]]. [[Europa (Label)|EUROPA]] Hörbuchverlag, München 2020.

== Bildergalerie ==
<gallery mode="packed" heights="160">
KrampusG.JPG|Südtirolisch ([[Gröden]])
Krampus Salzburg 3.jpg|Salzburgisch (''[[Morzg]]er Pass'')
Krampusse der Oberndorfer Salzachteufel.jpg|Salzburgisch ([[Oberndorf bei Salzburg|Oberndorfer]] Salzachteufel)
Krampus.jpg|Oberösterreichisch ([[Kematen an der Krems]])
</gallery>
<gallery mode="packed" heights="140" caption="„Moderne“ Interpretationen des Krampus in Kärnten">
Moderner Krampus Kärnten.JPG|Krampus mit Rauchpatronen ([[Klagenfurt]])
Moderner Krampus Kärnten 2.JPG|Krampus mit Banner (Klagenfurt)
Moderner Krampus Kärnten3.JPG|Krampus mit Accessoire (Klagenfurt)
Krampus 1.JPG|Krampusmaske aus dem Kärntner [[Rosental (Kärnten)|Rosental]]
Poertschach Krampuslauf Woerthersee Auen 29112013 836.jpg|Krampus in [[Pörtschach am Wörther See]]
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Berchtoldstag]]
* [[Percht]]
* [[Perchta]]
* [[Nikolaus von Myra#Nikolaus und seine Begleitung|Nikolaus von Myra: Nikolaus und seine Begleitung]], ein Überblick über die Volkskunde des hl. Nikolaus und seiner Begleiter
* [[Specht (Brauchtum)]]
* [[Winterbrentlerin]]
* [[Zwetschgenkrampus]]

== Literatur ==
* Otto König: ''Klaubauf – Krampus – Nikolaus: Maskenbrauch in Tirol und Salzburg.'' Edition Tusch, Wien 1983, {{DNB|20472709X}}.
* Felix Müller, Ulrich Müller: ''Percht und Krampus, Kramperl und Schiach-Perchten.'' In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hrsg.): ''Dämonen – Monster – Fabelwesen.'' (= Mittelalter-Mythen. 2). St. Gallen 1999, ISBN 3-908701-04-X, S.&nbsp;449–460 ([https://web.archive.org/web/20081208134156/http://www.fmueller.net/krampus_de.html Webdokument (Archivversion)], mit Bibliographie)
* Eva Kreissl (Hrsg.): ''Krampus. Das gezähmte Böse – Aus der Sammlung Wabisch.'' Druck: Medienfabrik Graz, Graz 2009<br />Katalog zur Sonderausstellung im [[Steirisches Volkskundemuseum|Steierischen Volkskundemuseum]] des [[Universalmuseum Joanneum|Universalmuseums Joanneum]] in Graz.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
*[http://www.krampus-gresten.at Mostviertler Krampus-Spektakel]
* Stichwort: [https://www.mediathek.at/portalsuche/?q&#x5B;&#x5D;=krampus&filter&#x5B;9&#x5D;&#x5B;timespan&#x5D;=&filter&#x5B;9&#x5D;&#x5B;media&#x5D;&#x5B;&#x5D;=video&page&#x5B;9&#x5D;=1&page&#x5B;10&#x5D;=1 ''Krampus''], Suchergebnisse für das Onlinearchiv der [[Österreichische Mediathek|Österreichischen Mediathek]] mit ethnographischen Filmen zum Krampusbrauchtum aus der Sammlung des Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF).
*[http://www.hochalmpass.at Die Hochalm Pass - Bad Hofgastein]

*[http://www.hochwarter.at/Seite1.html Gasteiner Passen]
== Einzelnachweise ==
*[http://www.krampusmania.de Krampusmania]
<references />
*[http://www.sbg.at/original-koeck-pass Köck Pass aus St.Johann im Pongau]
*[http://www.stoanameapass.at/ Stoanameapass Saalfelden]
*[http://www.tg-mephisto.at/ Teufelgruppe Mephisto Mörtschach]
*[http://www.schwarzerbergpass.at.tf/ Schwarzerbergpass - Scheffau am Tgb.]
[[Kategorie:Adventszeit]]
[[Kategorie:Feste und Brauchtum]]


[[Kategorie:Deutsche Sagengestalt]]
[[en:Bogeyman]]
[[Kategorie:Feste und Brauchtum (Europa)]]
[[fr:Père Fouettard]]
[[Kategorie:Nikolausbrauchtum]]
[[pt:Papão]]
[[Kategorie:Alpenländisches Brauchtum]]
[[fi:Boogeyman]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

Aktuelle Version vom 22. April 2025, 15:51 Uhr

Heiliger Nikolaus in Begleitung von Engeln und Krampus
Der hl. Nikolaus, begleitet von Engeln und einem Rudel Kramperl, lobt und tadelt die Kinder, und verteilt Geschenke aus dem Geschenkekorb (Salzburgisches Brauchtum, Flachgau)

Der Krampus, auch Kramperl oder Bartl, ist im Adventsbrauchtum eine Schreckgestalt in Begleitung des heiligen Nikolaus. Verbreitet ist er im Ostalpenraum, in Altbayern, in Österreich, Liechtenstein, Ungarn, Kroatien, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Südtirol, Welschtirol (Trentino) und Teilen des außeralpinen Norditaliens. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen vom Krampus bestraft. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern wird in bairischen Dialekten als Bass bzw. Pass bezeichnet.

Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich – wie auch viele andere dämonische Gestalten des Alpenraumes – aus der vorchristlichen Zeit.[1] In vielen Regionen hat sich die Gestalt des Krampus mit dem Perchtenbrauchtum (vgl. Schiachperchten) vermischt.

Der Name leitet sich von mittelhochdeutsch Krampen ‚Kralle‘ oder bairisch Krampn‚ etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes ab.

Im bayerischen Alpenvorland und im österreichischen Salzkammergut, der Steiermark sowie in Salzburg ist der Krampus eher unter der Bezeichnung Kramperl geläufig. In der Steiermark und in Kärnten wird neben Kramperl auch die Bezeichnung Bartl verwendet, eine Kurzform vom Bartholomäus. Durch die Jahrhunderte andauernde slowenisch-deutsche Zweisprachigkeit Kärntens und der Steiermark ist davon auszugehen, dass sich die slowenische Bezeichnung parkelj ebenfalls aus Bartl herleitet, zumal der Wechsel t → k bzw. d → g (Kittelkikelj, Kandlkangla) auch bei anderen Entlehnungen ins Slowenische auftritt. Im Salzkammergut kommt auch die Bezeichnung Miglo vor.[2] Im Tiroler Raum spricht man häufiger von Tuifl, Tuifltåg oder Tuifltratzen, abgeleitet vom Begriff Teufel. Auch der Begriff Ganggerl wird verwendet.

Besuch von Nikolaus und Krampus. Darstellung von 1896

Anfänge und Entwicklungen des Brauchs

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Es gibt keine Quellen vor Ende des 16. Jahrhunderts.[3]

Außerhalb der Gegenreformationsgebiete blieben die Krampusse vom norddeutsch-protestantisch geprägten Knecht Ruprecht verdrängt. Im alemannisch-protestantischen Raum mischen sich die beiden Formen, die wohl einen gemeinsamen Ursprung in einer italienischen Figur des 16. Jahrhunderts haben: Dort gab es die Vorstellung, dass der Teufel die Seelen der Sünder verschlinge. Das Böse ist besonders in der harten Winterszeit stark und zeigt sich deshalb in dieser Gestalt, die entsprechend plastisch dargestellt wurde.

Ausgehend von den Klosterschulen (Kinderbischofsfest) entwickelte sich offenbar erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts der Einkehrbrauch: Begleitet von Schreckgestalten, Teufeln und Tiermasken (Habergeiß) prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen vom Krampus bestraft werden. In der Gegenreformationszeit entstanden Stubenspiele, die noch in Bad Mitterndorf, Tauplitz und Pichl-Kainisch (Salzkammergut), im Salzburgerland und in Tirol existieren.

Seit dieser Zeit bildeten sich die Krampuspassen parallel zum Perchtenlauf. Bei diesem dürfen nur die wehrfähigen, unverheirateten Männer des Dorfs teilnehmen, und mit ihm wurde die Veranstaltung seit Mitte des 19. Jahrhunderts wieder öffentlich.

Krampustreiben in Gröden/Südtirol

In vielen Dörfern und Städten im Ostalpenraum, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, in Österreich, Teilen des Fürstentums Liechtenstein, in Ungarn, Slowenien, der Slowakei, in Tschechien, in Italien (beschränkt auf Südtirol, Welschtirol (Trentino) und vor allem im Vinschgau sowie im Pustertal) und Teilen Kroatiens gibt es noch Krampusumzüge, bei denen als Krampus Verkleidete unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen ziehen, um Passanten zu erschrecken. Dabei machen sie auch Gebrauch von ihren langen Ruten. Das Tuifltratzen (Tirol) oder Kramperltratzn (bairisch tratzen ,frotzeln, höhnen, sich kabbeln, spotten‘,[4] in Teilen Österreichs: Kramperlstauben oberdeutsch stauben ‚ver-, wegjagen‘) ist mancherorten eine Mutprobe der Kinder der Gegend, die versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne erwischt oder geschlagen zu werden.

Krampustag ist der 5. Dezember, der Vorabend des Festes des heiligen Nikolaus am 6. Dezember. Üblicherweise erscheinen beide Gestalten gemeinsam am Abend des 5. Dezembers, zum Teil jedoch auch am 6. Dezember.

Zu den größten Umzügen mit über eintausend Krampussen (2008) gehört der Krampuslauf in St. Johann im Pongau, der jährlich am 6. Dezember stattfindet, sowie der größte Krampuslauf Österreichs in Klagenfurt. Letzterer zieht sich über eine Distanz von 1,5 Kilometern.[5]

Variationen und regionale Besonderheiten

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Zwölf Kramperl mit Nikolaus aus Weißbach an der Alpenstraße (Landkreis Berchtesgadener Land)
Hl. Nikolaus, Nikoloweibl und Buttnmandl in Loipl (Landkreisregion Berchtesgadener Land).

Anzumerken ist, dass es regionale Brauchtumsunterschiede gibt, die teilweise stark variieren (zum Beispiel Schauläufe in Kärnten mit Feuerwerk, Fackeln und Feuerspuckern – gegenüber der Verwendung von Ruten zum Triezen/Tratzen von Schaulustigen in Salzburg). Einer der eindrucksvollsten und spektakulärsten Krampusumzüge ereignet sich in Osttirol. Zum Brauch gehört in dieser Region nicht nur der reine Umzug, sondern auch ein traditioneller Krampuswurf, ähnlich der Wurftechnik aus dem Ranggeln, zwischen Krampus und „Raufbold“. Dies basiert allerdings auf vollkommener Freiwilligkeit des Mutigen, da eigene Zonen für diese Art des Brauchtums eingerichtet werden. Der Zuschauer kann hinter den Absperrungen das Spektakel ungefährdet beobachten.

Eine zusätzliche Eigenheit des Brauchtums stellt das jahrzehntelang praktizierte Tischziehen (Osttiroler Dialekte tischziagn oder tischzoichn) dar. Auf diesen Veranstaltungen, die separat von den Schauläufen organisiert werden, setzen sich einige freiwillige Männer hinter einen großen, massiven Holztisch und versuchen dabei, den Tisch so lange wie möglich aus eigener Kraft heraus gegenüber den anstürmenden Krampussen zu halten. Das Ziel der Krampusse ist dabei, entweder den Tisch umzukippen oder aber den Tisch weit genug vom Startpunkt wegzuziehen. Diese Art von Wettkampf wird pro Runde separat entschieden, da meist die Männer nach einer Runde wechseln und sich die Krampusse in verschiedene Gruppen aufteilen.

Im Osttiroler Defereggental werden Nikolaus und Krampus am 5. Dezember von einer Reihe anderer Figuren begleitet, die im Jahreslauf die Höfe aufgesucht haben: Bajazzo, Lotter und Litterin (Bettler), ein Brautpaar mit Spielmann, Arzt, Polizist, Bürgermeister und Feuerwehrmann sowie dem Tod, der auf die Vergänglichkeit des Lebens hinweist.

Im Berchtesgadener Land, dem südlichen Teil des gleichnamigen Landkreises gibt es zweierlei Krampusse: die ganz in Fell gekleideten „Kramperl“ und die wendigeren, mit (Strumpf-)Hosen ohne Fell und kleineren Glocken ausgestatteten Gankerl (auch: Ganggerl), die wiederum insbesondere die den Glöcklern der Perchten verwandten Bassen ganz in Stroh eingebundener Buttnmandl schützend begleiten.

Im Gasteinertal sind jährlich am 5. und 6. Dezember 80 bis über 100 Passen unterwegs.[6] Die verschiedenen Passen bestehend aus Krampus, „Engerl“, „Buttnmandl“ (Kerblträger; nicht gleichzusetzen mit den Buttnmandl im Berchtesgadener Land siehe Absatz darüber) und Nikolaus erkennt man an den unterschiedlichen Farben der Gewänder. Sie gehen traditionell von Haus zu Haus, am 5. Dezember in den Zentren der Orte Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein und am 6. Dezember in den ländlichen Gebieten. Die Passen ziehen von Haus zu Haus und bitten den Hausherren um Einlass. Der Nikolaus (und gegebenenfalls der Engel) sowie der Körbelträger betreten die Stube, die „Braven“ werden belohnt, anschließend erhalten die Krampusse oder Kramperl Einlass und die „Schlimmen“ werden bestraft. Wenn sich zwei Passen treffen (was oft vorkommen kann, da jede der Passen einen von allen anderen unabhängigen Weg hat), wird ein kräfteraubendes und spektakuläres Begrüßungsritual vollzogen. Die Nikoläuse kreuzen die Bischofsstäbe, die Engerl und die Körbelträger begrüßen sich ebenfalls, dann kommt es zum Vorteufelrempeln (die beiden Vorteufel begrüßen sich und zeigen dem Gegenüber durch gegenseitiges Anrempeln ihre Stärke), danach dürfen die übrigen Krampusse rempeln. Ist dies geschehen, geben sich die Passen gegenseitig zu erkennen und wünschen sich „A guads Weitageh’, treu in guadn oidn Brauch“ (Ein gutes Weitergehen, treu dem guten, alten Brauch). Zahlreiche Einheimische und Gäste von nah und fern finden sich an diesen beiden Tagen jährlich im Gasteiner Tal ein.

Im alemannischen Alpenraum (Allgäu, Schweiz) heißt ein ähnlicher Brauch aber mit anderen Figuren Klausentreiben.

Der Krampus ähnelt zudem in der Funktion dem im nord- und westdeutschen Raum bekannten Knecht Ruprecht, es bestehen aber Unterschiede zwischen beiden Figuren: Während Knecht Ruprecht einzeln auftritt, treten die Krampusse meist in größeren Gruppen auf. In Schwaben begleitet der Pelznickel den Gabenbringer. In der Schweiz wird der Nikolaus vom „Schmutzli“ begleitet. Dieser ist wie der Krampus zur Bestrafung der unartigen Kinder vorgesehen, trägt jedoch einen Sack und anstelle von Kuh- oder Balkenglocken einen Schellengurt. Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen dem Teufel ebenso wie mythischen und Tiergestalten, wie sie sich als Schiechperchten im alpenländischen Brauchtum finden. Im Unterschied zu diesen, die in den Rauhnächten laufen, gehören die Krampusse ausschließlich zum Adventsbrauchtum.

Im skandinavischen Raum treten ähnliche Gestalten zwischen Weihnachten und Silvester auf. Dieser Brauch wird als „julebukklaufen“ bezeichnet und war zumindest bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Norwegen üblich.

Krampus und Nikolaus
(Steiermark, 1989)
  • Mantel bzw. Hosenanzug aus Schaf- oder Ziegenfell. In manchen Teilen Niederbayerns ist es üblich, dass sich der „Teufel“ in Kartoffelsäcke kleidet. In dieser Gegend gibt es auch Fellkrampusse, die keine Maske, sondern nur Fell und Hörner tragen. 1928 wird in einem Kürschnerfachbuch die Krampusfabrikation als wesentliche Verwendung für schwarze Hasenfellreste erwähnt.[7]
  • Holzmaske (Larve) aus Zirben- oder Lindenholz geschnitzt, mit (echten) Ziegenbock-, Steinbock- oder Widderhörnern; heutzutage gibt es auch viele Krampusse, die eine Aluminium-, Kunststoff- oder Gummimaske tragen.
  • Kuhglocken oder Balkenglocken (bzw. „Rollen“), die an einem Gürtel oder Gurt am Rücken angebracht sind. Verwendet werden entweder eine Balkenglocke, die bis in die Kniekehlen reicht, oder mehrere kleinere bis mittelgroße Kuhglocken. Rasseln oder Schellen hingegen werden nur von Schiechperchten verwendet. Manchmal findet sich eine Kette zum Rasseln.
  • Rossschweif oder Kuhschwanz
  • Birkenrute
  • Butte (bairisch, auch „Kraxn“), ein auf dem Rücken befestigter Behälter, in dem – der Sage nach – böse Kinder mitgenommen werden.

Die Ausstattung ist jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich. Normalerweise bedecken die Krampusmasken den gesamten Kopf. Neu in Mode kommen allerdings Holzmasken, bei denen Kinn und Unterlippe freigehalten werden, damit der Läufer den Mund bewegen und die Zunge herausstrecken kann. Die dadurch sichtbaren Gesichtsteile werden mit einer entsprechenden Farbe bemalt, damit die Masken „realer“ aussehen.

Krampusattacken und Schlägereien sorgen regelmäßig für Entsetzen und öffentliche Diskussionen. Jährlich kommt es bei Krampusläufen zu Auseinandersetzungen.[8] Gelegentlich rächen sich Zuseher für Rutenschläge und attackieren Krampusse. 2013 wurden nach mehreren Krampusläufen in Osttirol am Bezirkskrankenhaus Lienz insgesamt acht Verletzte (meist mit Knochenbrüchen) aufgenommen und über 60 weitere Patienten ambulant behandelt.[9]

2022 wurde in Oberösterreich ein elfjähriger Krampusdarsteller derart heftig an den Hörnern seiner Maske gepackt sowie hin- und hergerissen, dass er ins Linzer Uniklinikum gebracht werden musste.[10]

Im Spiegel der Kunst (Postkarten)

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Insbesondere zu Anfang des 20. Jahrhunderts haben sich auch Künstler der Kramperl als Bildmotiv angenommen:

Abgrenzung zu anderen gleichnamigen Protagonisten

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Die in der Einleitung erläuterte Definition des Krampus samt seiner hauptsächlichen Verortung im alpenländisch-europäischen Raum ist abzugrenzen von den als „Krampus“ eingeführten Protagonisten in einigen US-amerikanischen Kinofilmen und Fernsehserien, die wie z. B. in A Christmas Horror Story (2015) oder als Hauptfigur in Krampus (2015) „sündige Kinder“ töten oder mit der Tötung ganzer Familien drohen. Insbesondere in US-amerikanischen Produktionen wurde der Krampus wiederholt als eigenständig und unabhängig vom Nikolaus agierendes, bösartiges Wesen bzw. „Anti-Weihnachtsmann“ vorgestellt. Aber auch harmlosere Varianten haben nichts mit dem in diesem Lemma behandelten Krampus zu tun, wenn er wie in dem dänischen Film Julemandens datter (deutsch: Lucia und der Weihnachtsmann) „nur“ als bösartiger Geist in der Rolle einer Antiheldin auftritt.

In Dokumentarfilmen

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  • Dokumentarfilm Vom Krampus: Zwischen Latexhaut und Schaffell (2014) von Rudolf Amaral.[11]

In Fernsehserien

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  • Die Sky-Serienproduktion Der Pass spielt mit dem Krampusmythos, um am Ende jedoch „nur“ einen wahnsinnigen „Krampusmörder“ in Haft zu nehmen.
  • Otto König: Klaubauf – Krampus – Nikolaus: Maskenbrauch in Tirol und Salzburg. Edition Tusch, Wien 1983, DNB 20472709X.
  • Felix Müller, Ulrich Müller: Percht und Krampus, Kramperl und Schiach-Perchten. In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hrsg.): Dämonen – Monster – Fabelwesen. (= Mittelalter-Mythen. 2). St. Gallen 1999, ISBN 3-908701-04-X, S. 449–460 (Webdokument (Archivversion), mit Bibliographie)
  • Eva Kreissl (Hrsg.): Krampus. Das gezähmte Böse – Aus der Sammlung Wabisch. Druck: Medienfabrik Graz, Graz 2009
    Katalog zur Sonderausstellung im Steierischen Volkskundemuseum des Universalmuseums Joanneum in Graz.
Commons: Krampus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Stichwort: Krampus, Suchergebnisse für das Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek mit ethnographischen Filmen zum Krampusbrauchtum aus der Sammlung des Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF).

Einzelnachweise

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  1. Michael Forcher, Hans Karl Peterlini: Südtirol in Geschichte und Gegenwart. Haymon Verlag, 2010. S. 399.
  2. Hanns Koren: Volksbrauch im Kirchenjahr. Graz 1935. Vergl. auch Nikkel/Pelznickel im Rheingebiet für den Knecht Ruprecht
  3. Schuhladen, Hans: Zur Geschichte von Perchtenbräuchen im Berchtesgadener Land, in Tirol und Salzburg vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Grundlagen zur Analyse heutigen Traditionsverständnisses. In: Bayerische Hefte für Volkskunde. Band 1983/4, S. 1–29.
  4. Duden: tratzen, online unter duden.de
  5. Begegnung mit schaurigen Gestalten (Memento vom 6. Dezember 2016 im Internet Archive), auf der Website Tourismusregion Klagenfurt am Wörthersee, online unter visitklagenfurt.at
  6. Krampusvideos seit 2008 aus dem Gasteinertal mit weiteren Informationen zum Brauch, online unter krampusvideos.com
  7. Alexander Tuma jun.: Die Praxis des Kürschners. Verlag von Julius Springer, Wien 1928, S. 235. Siehe auch → Fellreste.
  8. Julia Meyer: Krampuslauf: Tradition verleiht Prügel, Meldung vom 10. Dezember 2019 in Zeit Online, online unter zeit.de.
  9. Helmut Mittermayr: 70 Verletzte bei Krampuslauf, online in der Tiroler Tageszeitung vom 8. Dezember 2013 unter tt.com
  10. Erneut Kind bei Krampuslauf verletzt, Meldung des ORF vom 11. Dezember 2022, online unter orf.at.
  11. Vom Krampus: Zwischen Latexhaut und Schaffell, Katalogzettel und Information dazu, online unter mediathek.at.
  12. Lucia und der Weihnachtsmann. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 22. August 2024.
  13. Die drei ??? - O du finstere erzählt von Hendrik Buchna, Angaben dazu in der DNB, online unter d-nb.info