„Geisel“ – Versionsunterschied
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Eine '''Geisel''' ist das Opfer einer [[Geiselnahme]]. |
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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der Geisel als Opfer einer Geiselnahme. Für weitere Bedeutungen siehe [[Geisel (Begriffsklärung)]].}} |
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⚫ | In der Geschichte wurden Menschen zur Gewähr, dass ein Vertrag eingehalten wird, bei der anderen Partei als Geisel genommen und mussten dort leben. |
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Eine '''Geisel''' (von althochdeutsch ''gisal'' „Pfand“) ist eine Person, die gewaltsam und widerrechtlich ergriffen wurde und festgehalten wird. Durch die Festhaltung, mitunter sogar durch die Bedrohung der Geisel, wollen die Geiselnehmer Forderungen gegen Dritte durchsetzen. Geiselnahme wird [[Strafrecht|strafrechtlich]] verfolgt (in Deutschland § 239b StGB). |
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[[Datei:Police-terrorist-hostage-demonstration-shimbashi-japan-2016-2-10.webm|mini|Training zur Geiselbefreiung in [[Japan]]]] |
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In der Doktrin der nuklearen [[Abschreckung]] die Überlegung, dass die Abschreckung wirksamer ist, wenn kein Land annähernd genug Schutzraum- bzw. [[Bunker]]-Plätze für die gesamte [[Bevölkerung]] hat, spricht man auch von der [[Geiselrolle der Bevölkerung]]. |
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Im [[Londoner Statut|Statut für den Internationalen Militärgerichtshof]] vom 8. August 1945 wurde das Töten von Geiseln zu den [[Kriegsverbrechen]] gezählt. |
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Im Prozess gegen deutsche Generäle im Zweiten Weltkrieg in Südosteuropa ("Hostages Trial") 1947/48 bewertete das Gericht Geiselerschießungen als barbarische, aber zulässige [[Repressalie]] nach dem [[Humanitäres Völkerrecht|Völkerrecht]], stufte die von deutschen Truppen verübten Hinrichtungen von Geiseln in den besetzten Gebieten wegen ihrer exzessiven Züge aber eindeutig als Kriegsverbrechen ein. In der [[Genfer Konventionen|Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten]] von 1949 wurde Geiselnahme generell untersagt. |
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== Rechtsgeschichte == |
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=== Überlebende Geiselopfer === |
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⚫ | In der Geschichte wurden Menschen zur Gewähr, dass ein Vertrag eingehalten wird, bei der anderen Partei als [[Geiselnahme|Geisel genommen]] und mussten dort leben. Oft waren es Söhne vornehmer Vertreter tributpflichtiger Staaten, die im Gastland normalerweise ehrenvoll behandelt und erzogen wurden. Bekannte Beispiele sind [[Theoderich der Große]] und [[Attila]]. |
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* Dezember 2005: [[Susanne Osthoff]], Deutsch, entführt im Irak |
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* April 2004: eine japanische Fotoreporterin, entführt im Irak |
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* April 2000: Familie Wallert, Deutsch, entführt auf Malaysia nach den Philippinen |
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* Januar 1996: Nicola Fleuchhaus, Deutsch und Susana Siegfried Schweizerisch, entführt in Cosa Rica |
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* Juli 1995: Dirk Hasert, Deutsch, entführt in Indien |
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* Mai 1989: Heinrich Strübig und Thomas Kemptner, Mitarbeiter der Hilfsorganisation ASME-Humanitas, Deutsch, entführt in Sidon |
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* Januar 1987: Hoechst-Manager [[Rudolf Cordes]] und Siemens-Techniker Alfred Schmidt, Deutsch, entführt im Libanon |
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* Thomas Künzel, Deutsch, entführt in Kolumbien |
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* Ulrich Künzel und Reiner Bruchmann, Deutsch, entführt in Kolumbien, Status unklar |
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* Stefan Ziegler, Österreicher, entführt im Gaza-Streifen |
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* Giuliana Sgrena, Italienisch, entführt im Irak |
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* [[Simona Pari]] und [[Simona Torretta]], Italienisch, entführt im Irak |
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* Florence Aubenas, Französisch, entführt im Irak |
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* Naji al Kawaiti, Kanadisch, entführt im Irak |
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* Douglas Wood, Australisch, entführt im Irak |
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=== Opfer die während der Geiselhaft ermordet wurden === |
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* Dezember 2005 ? :[[Ronald Schulz]], Amerikanisch, entführt im Irak |
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* Oktober 2004: [[Kenneth Bigley]], Britisch, entführt im Irak |
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* November 2004: [[Margaret Hassan]], Britisch, entführt im Irak |
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* Mai 2001: [[Christoph Voigt]], Deutsch, entführt in Guatemala, |
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* Mai 1978: [[Aldo Moro]], Italienisch, entführt in Italien |
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* Oktober 1977: [[Hanns-Martin Schleyer]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* Juli 1977: [[Jürgen Ponto]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* April 1977: [[Siegfried Buback]], Wolfgang Göbel und Georg Wurster, Deutsch, RAF-Opfer |
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* April 1975: [[Heinz Hillegaart]] und [[Andreas von Mirbach]], Deutsch, RAF-Opfer |
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Von einer ''Geiselhaft'' spricht man, wenn die Zeit der Gefangenschaft länger dauert. |
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=== weitere Opfer die gleich ermordert wurden, ohne Geiselhaft === |
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* Juni 1993: [[Michael Newrzella]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* April 1991: [[Detlev Karsten Rohwedder]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* November 1989: [[Alfred Herrhausen]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* Juli 1986: [[Karl Heinz Beckurts]] und [[Eckhard Groppler]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* Oktober 1986: [[Gerold von Braunmühl]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* Mai 1981: [[Heinz-Herbert Karry]], Deutsch, RAF-Opfer |
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* [[Norbert Schmid]], Deutsch, RAF-Opfer |
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== Stockholm-Syndrom == |
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Ein teilweise bei Geiselnahmen auftretendes Verhaltensmuster ist das sogenannte [[Stockholm-Syndrom]]. Es bezeichnet die Sympathie einer Geisel mit ihrem Geiselnehmer. Die Ursachen des Phänomens sind auf die immense psychische Belastung auf die Geisel zurückzuführen, weswegen jegliche Aktionen der Geiselnehmer von ihr als große Wohltaten interpretiert werden. Die Wahrnehmung der kleinsten der Geisel zugutekommenden Aktionen, wie die Bereitstellung von Essen, reicht für sie schon, um den Eindruck zu bekommen, der Geiselnehmer würde sich aufopferungsvoll um sie kümmern. Das Stockholm-Syndrom führt oft zu einer Kooperation der Geiseln mit dem Geiselnehmer. Das Phänomen trägt seinen Namen wegen der 131 Stunden andauernden [[Geiselnahme am Norrmalmstorg]] Ende August 1973. Dort entwickelten die vier in einer Bank festgehaltenen Mitarbeiter der Bank eine intensive Zuneigung zu den Geiselnehmern und setzten sich im Prozess sogar für sie ein. |
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* Februar 2003: sechs Deutsche und fünf weitere Touristen werden in der Sahara entführt. |
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* Dezember 1996: die Guerillaorganisation Túpac Amaru nimmt in Peru 490 Gefangene |
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* ermordete und überlebende Geiselopfer der nordossetischen Stadt Beslan |
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* ermordete und überlebende Geiselopfer auf das Theater Nord-Ost in Moskau |
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* 32 entführte Touristen in Algerien durch den GSPC-Kommandant Abderasaq al Para |
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* Gladbecker Geiseldrama: Ines Voitle Status unklar. Silke Bischoff und Emanuele de Georgi = exitus |
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=== Personen die auf einer Entführungsliste standen aber ohne Entführung === |
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Susanne Klatten, geborene Quandt, |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.welt.de/data/2005/11/30/810771.html Bericht von November 2005 in der Welt] Deutsche häufig Entführungsopfer |
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==Siehe auch:== |
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*[[Entführung]], [[Menschenraub]], [[Terrorismus]] |
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[[Kategorie:Geiselnahme|!]] |
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[[Kategorie:Geisel| ]] |
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
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[[eo:Ostaĝo]] |
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[[es:Rehén]] |
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[[fr:Otage]] |
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[[he:בן ערובה]] |
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[[nl:Gijzelaar]] |
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[[sl:Talec]] |
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[[sv:Gisslan]] |
Aktuelle Version vom 24. April 2025, 11:47 Uhr
Eine Geisel (von althochdeutsch gisal „Pfand“) ist eine Person, die gewaltsam und widerrechtlich ergriffen wurde und festgehalten wird. Durch die Festhaltung, mitunter sogar durch die Bedrohung der Geisel, wollen die Geiselnehmer Forderungen gegen Dritte durchsetzen. Geiselnahme wird strafrechtlich verfolgt (in Deutschland § 239b StGB).
Im Statut für den Internationalen Militärgerichtshof vom 8. August 1945 wurde das Töten von Geiseln zu den Kriegsverbrechen gezählt. Im Prozess gegen deutsche Generäle im Zweiten Weltkrieg in Südosteuropa ("Hostages Trial") 1947/48 bewertete das Gericht Geiselerschießungen als barbarische, aber zulässige Repressalie nach dem Völkerrecht, stufte die von deutschen Truppen verübten Hinrichtungen von Geiseln in den besetzten Gebieten wegen ihrer exzessiven Züge aber eindeutig als Kriegsverbrechen ein. In der Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten von 1949 wurde Geiselnahme generell untersagt.
Rechtsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Geschichte wurden Menschen zur Gewähr, dass ein Vertrag eingehalten wird, bei der anderen Partei als Geisel genommen und mussten dort leben. Oft waren es Söhne vornehmer Vertreter tributpflichtiger Staaten, die im Gastland normalerweise ehrenvoll behandelt und erzogen wurden. Bekannte Beispiele sind Theoderich der Große und Attila.
Heute werden Geiseln hauptsächlich genommen, um sie zur Erpressung eines Lösegeldes, zur Durchsetzung politischer Forderungen oder zur Sicherung des Abzugs zu benutzen.
Von einer Geiselhaft spricht man, wenn die Zeit der Gefangenschaft länger dauert.
Stockholm-Syndrom
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein teilweise bei Geiselnahmen auftretendes Verhaltensmuster ist das sogenannte Stockholm-Syndrom. Es bezeichnet die Sympathie einer Geisel mit ihrem Geiselnehmer. Die Ursachen des Phänomens sind auf die immense psychische Belastung auf die Geisel zurückzuführen, weswegen jegliche Aktionen der Geiselnehmer von ihr als große Wohltaten interpretiert werden. Die Wahrnehmung der kleinsten der Geisel zugutekommenden Aktionen, wie die Bereitstellung von Essen, reicht für sie schon, um den Eindruck zu bekommen, der Geiselnehmer würde sich aufopferungsvoll um sie kümmern. Das Stockholm-Syndrom führt oft zu einer Kooperation der Geiseln mit dem Geiselnehmer. Das Phänomen trägt seinen Namen wegen der 131 Stunden andauernden Geiselnahme am Norrmalmstorg Ende August 1973. Dort entwickelten die vier in einer Bank festgehaltenen Mitarbeiter der Bank eine intensive Zuneigung zu den Geiselnehmern und setzten sich im Prozess sogar für sie ein.