„Sumpfporst“ – Versionsunterschied
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| Taxon_Name = Sumpfporst |
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| Taxon_WissName = Rhododendron tomentosum |
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| Taxon_Rang = Art |
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| Taxon_Autor = [[Harri Harmaja|Harmaja]] |
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| Taxon6_Rang = ohne |
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| Bild = Rhododendron tomentosum 001.JPG |
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| Bildbeschreibung = Sumpfporst (''Rhododendron tomentosum'') |
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Der '''Sumpfporst''' (''Rhododendron tomentosum'', Synonym: '' Ledum palustre'' {{Person|L.}}<ref name="Pschyrembel">{{Internetquelle |url=https://www.pschyrembel.de/Ledum%20palustre%20L./H08JJ |titel=Spezielle Phytopharmakologie: Ledum palustre L. |werk=Pschyrembel Online |datum=2018-07 |abruf=2022-08-30}}</ref>) ist eine Pflanzenart aus der Gattung ''[[Rhododendren|Rhododendron]]'' innerhalb der Familie der [[Heidekrautgewächse]] (Ericaceae). |
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! (Sumpf-)Porst |
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| class="taxo-bild" | [[Image:Illustration Ledum palustre0.jpg|300px|thumb|(Sumpf-)Porst (''Rhododendron tomentosum'')]] |
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| ''{{Classis}}:'' || [[Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige]] <br /> (Rosopsida) |
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| ''{{Subclassis}}:'' || [[Rosenähnliche]] (Rosidae) |
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| ''{{Ordo}}:'' || [[Heidekrautartige]] (Ericales) |
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| ''{{Familia}}:'' || [[Heidekrautgewächse]] (Ericaceae) |
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| ''{{Genus}}:'' || ''[[Rhododendron]]'' |
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| ''{{Species}}:'' || (Sumpf-)Porst |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| class="taxo-name" | ''Rhododendron tomentosum'' |
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| class="Person" | (Harmaja) G. Wallace |
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== Beschreibung == |
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[[Datei:Illustration Ledum palustre0.jpg|mini|Illustration]] |
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[[Bild:Rhododendron-palustre.JPG|thumb|220px|''Rhododendron tomentosum'']] |
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[[Datei:Rhododendron-palustre.JPG|mini|Habitus und Blütenstände]] |
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Der '''Sumpfporst''' (ursprünglich ''Ledum palustre'' L., inzwischen '''Rhododendron tomentosum''', bzw. ''Rhododendron palustre'') gehört zur Familie der [[Heidekrautgewächse]] (Ericaceae). Der Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen Namen der Pflanze "ledon" ab. |
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[[Datei:Sumpfporst (Liebig).jpg|mini|Blütenstand mit fünfzähligen Blüten im Detail]] |
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[[Datei:Rhododendron tomentosum 004.JPG|mini|Offene Kapselfrüchte]] |
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=== Vegetative Merkmale === |
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Der Sumpfporst ist ein immergrüner [[Strauch]], der Wuchshöhen von 0,5 bis 1,5 Metern erreicht. Der Sumpfporst erreicht ein Höchstalter von 30 Jahren. Die ausladenden Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner [[Ätherische Öle|ätherischen Öle]] einen eigentümlich harzigen bis [[Campher|kampferartigen]] Geruch. Auch das [[Holz]] ist wohlriechend. Die Blätter riechen stark aromatisch und weisen einen intensiven Geschmack auf, der entfernt an [[Rosmarin]] und [[Terpentin|Balsamterpentin]] erinnert. Die derben, lederigen [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind lineal-lanzettlich, am Rande eingerollt und auf der Unterseite dicht rostfarben oder rotbraun filzig behaart. Sie sind durchschnittlich 3 Zentimeter lang und 3 Millimeter breit und 2 bis 4 Millimeter lang gestielt.<ref name="Hegi1966" /> Der Supfport ist [[Hermaphroditismus|zwittrig]] und [[Monözie|einhäusig]].<ref>{{Internetquelle |titel=Sumpf-Porst (Rhododendron tomentosum) |url=https://www.baumkunde.de/Rhododendron_tomentosum/ |werk=Baumkunde.de |abruf=2025-06-03}}</ref> |
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Er wird 0,5 bis 1,5 m hoch. Er ist ein immergrüner [[Strauch]], mit lederartigen, lanzettförmigen Blättern. Die Blätter sind am Rande eingerollt und an der Unterseite rotbraun. |
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Die Blüten des Sumpfporsts sind weiß, fünfzählig und sitzen in einer eigenständigen [[Dolde]]. Sie blühen in von Mai bis Juli. |
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=== Generative Merkmale === |
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Die Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner [[ätherische Öle|ätherischen Öle]] einen eigentümlichen Geruch. |
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Die [[Phänologie|Blütezeit]] reicht von Mai bis Juli. In einem endständigen, [[Dolde|doldigen]] [[Blütenstand]] sitzen die zahlreichen Blüten. Die zwittrigen [[Blüte]]n sind [[radiärsymmetrisch]] und fünfzählig. Der Kelch ist fünfzähnig mit abgerundeten Zipfeln; die Kelchblätter sind breit eiförmig, stumpf und drüsig-klebrig.<ref name="Hegi1966" /> Die fünf weißen bis rosaroten [[Kronblatt|Kronblätter]] sind 5 bis 8 mm lang und nur an ihrer Basis verwachsen. Es sind zehn [[Staubblatt|Staubblätter]] vorhanden, die länger sind als die Kronblätter.<ref name="Hegi1966" /> Die inneren Staubblätter sind kürzer als die äußeren.<ref name="Hegi1966" /> Der Griffel ist etwas kürzer als die Staubblätter, er trägt eine verdickte, fünfstrahlige Narbe und bleibt lange erhalten.<ref name="Hegi1966" /> |
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Die hängenden, unscheinbaren, eiförmigen [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]] sind 3,5 bis 4 Millimeter groß, öffnen sich von ihrem oberen Ende ausgehend und entlassen zahlreiche längliche [[Same (Pflanze)|Samen]]. Die Früchte sind zwischen Juli und August [[Fruchtreife|reif]]. Die Samen sind spindelförmig und bis 1,5 Millimeter lang.<ref name="Hegi1966" /> |
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Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 52.<ref name="Oberdorfer2001" /> |
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== Ökologie == |
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Es liegt eine [[Mykorrhiza]] vom [[Heidekrautgewächse|Ericaceen]]-Typ vor. Die überwinternden Laubblätter dienen als Reservespeicher für den Austrieb im Folgenden Frühjahr. Entfernt man sie, stirbt die Pflanze ab. |
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Blütenbiologisch handelt es sich um vorweibliche, aromatisch-betäubend duftende „Nektar führende Scheibenblumen vom [[Ehrenpreis|Veronica]]-Typ“. Der [[Pollen]] bildet Tetraden. Die [[Bestäubung]] erfolgt durch [[Zweiflügler]]. Spontane [[Selbstbestäubung]] erfolgt durch Einkrümmen der Staubfäden. |
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Die Fruchtkapseln biegen sich bei der Reifung abwärts und stehen reif streng vertikal.<ref name="Hegi1966" /> Die einzelne Klappen öffnen sich zuerst nicht am Griffelende, sondern an der Basis.<ref name="Hegi1966" /> Bei den Kapselfrüchten des Sumpfporstes handelt es sich um [[Wintersteher]]. Die durch Lufteinschluss leichten [[Same (Pflanze)|Samen]] werden durch den Wind als Körnchenflieger ausgebreitet. Die [[Keimung]] erfolgt erst im nächsten Jahr. |
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== Volkstümliche Bezeichnungen == |
== Volkstümliche Bezeichnungen == |
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Für den Sumpfporst oder Porst gibt es zahlreiche volkstümliche Bezeichnungen wie: Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Bienenheide, Borse, Brauerkraut, [[Großes Flohkraut]], [[Flohkrebs]], Gichttanne, Gränze, Gruitkraut, Gruiz, Grund, Gruut, Hartheide, Heidenbienenkraut, Keim-Porst, Kiefernporst, Kühnporst, Kühnrost, Morose, Mottenkraut, [[Mutterkraut]], Pors, Porsch, Porst, Porstkraut, Post, Postkraut, Purst, [[Rausch]], Rosmarinkraut, Rosskraut, Sautanne, Schweineposse, Tannenporst, Waldrosmarin, [[Wanzenkraut]], Weiße Heide, Wilder Rosmarin, Zeitheide oder Zeitheil. |
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Die Autoren alter [[Kräuterbuch|Kräuter-]] und [[Arzneibuch|Arzneibücher]] verwendeten häufig die Bezeichnungen: Herba Rosmarini sylvestris, Led. pal. Ledo und Rosmarin sylvestre.<ref name="Rätsch1996">{{Literatur | Autor=Christian Rätsch | Titel=Urbock - Bier jenseits von Hopfen und Malz | Verlag=AT Verlag | Ort=Arau | Jahr=1996 | ISBN=3-85502-553-3 | Seiten=}}</ref> |
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Sumpfporst, Post aber auch Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Flohkrebs, Hartheide, Heidenbienenkraut, Kühnrost, Mottenkraut, Rosmarinkraut, Tannenporst, Wanzenkraut, Weiße Heide, Wilder Rosmarin, Zeitheil. |
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In Skandinavien waren die Bezeichnungen: Getpors, Getpores, Ledumpors, Lunner, Sqvattram und Suatram gebräuchlich. |
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== Verbreitung == |
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Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen und kalkfreien Torfböden. |
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Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von [[Moor]]en und [[Feuchtwiese]]n, [[Torf]]stich etc., was vielerorts schon früh in der [[Besiedlungsgeschichte]] begonnen wurde, ist der Sumpfporst heute in |
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Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu ausgerottet (VOLLRATH 1964: "der Sumpfporst dürfte wohl erst um 1935 ... verschollen sein".). Geringe Bestände haben sich noch in Norddeutschland erhalten. Heute findet man den Sumpfporst nachweislich vor Allem noch in [[Skandinavien]], [[Nordamerika]] und Nordasien. |
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Aufgrund vieler für den Porst und [[Gagelstrauch]] gemeinsam verwendeter Namen<ref>Vgl. [[Otto Beßler]]: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 204 („Mirtus – pors, […] ist eyn struch, mirta – Mirta sive mirtus – […] porse, pors“ = Myrtus communis L., im Norden auch Ledum palustre L.)</ref> kam es in der historischen Fachliteratur häufig zu Unklarheiten und Verwechslungen, etwa mit der [[Myrte]]. |
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==Gefährdung und Schutz== |
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Der Sumpfporst steht auf der [[Rote Liste|Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten]]. |
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[[Datei:Npr zofinka 08.jpg|mini|Habitus im [[Habitat]]]] |
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== Vorkommen, Gefährdung und Schutz == |
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Den Sumpfporst findet man nachweislich vor allem noch in [[Skandinavien]], im [[Baltikum]], [[Nordamerika]] und Nordasien. Er kommt in [[Grönland]] bis etwa 74° nördlicher Breite vor.<ref name="Hegi1966" /> Der Sumpfporst ist beispielsweise eine ortstypische Pflanzenart in der [[Sächsische Schweiz|Böhmisch-Sächsischen Schweiz]] und gehört in [[Tschechien]] zu den geschützten Arten. |
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Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen und kalkfreien [[Torf]][[Boden (Bodenkunde)|böden]]. Er ist in Nordosteuropa eine [[Charakterart]] des Ledo-Sphagnetum aus dem Verband Sphagnion magellanici.<ref name="Oberdorfer2001" /> |
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Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von [[Moor]]en und [[Feuchtwiese]]n, [[Torf]]stich etc., was vielerorts schon früh in der Besiedlungsgeschichte begonnen wurde, ist der Sumpfporst heute in Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu ausgerottet (Vollrath 1964: „der Sumpfporst dürfte wohl erst um 1935 … verschollen sein“.). Geringe Bestände haben sich noch in Nord- und Ostdeutschland erhalten. In den 1990er Jahren gab es auch groß angelegte Anpflanzungen. |
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Das einzige Vorkommen in Baden-Württemberg im Naturschutzgebiet [[Wildsee (Kaltenbronn)|Wildseemoor]] bei Kaltenbronn im nördlichen Schwarzwald in etwa 900 Metern Meereshöhe wurde um 1800 entdeckt, später wieder angezweifelt, dann wiederentdeckt und durch Belege bestätigt. Bald nach 1900 ist es anscheinend erloschen. Dann wurde der Wuchsort 1907 wieder neu bepflanzt, war aber schon 1917 wieder erloschen. Eine erneute Anpflanzung um 1960 konnte bis 1986 noch beobachtet werden.<ref name="Sebald1993" /> |
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Der Sumpfporst steht auf der [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten]] vieler Länder. Auf der roten Liste von [[Niedersachsen]] steht er als ''Ledum palustre'' L. in der Gefährdungskategorie 2, allerdings ist er nur für das Tiefland angegeben und fehlt somit sowohl an der Küste als auch im niedersächsischen Hügel- und Bergland. Die Sippe ist somit stark gefährdet und selten bis sehr selten in Niedersachsen, es ist ein starker Bestandsrückgang zu erkennen. Die Art ist in Deutschland durch die [[BArtSchV]] besonders geschützt.<ref name="Schmeil und Fitschen2024" /> |
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== Taxonomie und Systematik == |
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Die Erstbeschreibung des Sumpfporsts erfolgt 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''Species Plantarum'', Tomus 1, S. als ''Ledum palustre''. In der Gattung ''Rhododendron'' konnte aber das Artepithet 'palustre' keine Verwendung finden, da es schon anderweitig verwendet war. Das nächstälteste zur Verfügung stehende Epithet war 'tomentosum', das [[Jonathan Stokes]] zu dem überflüssigen Namen (nomen superfluum) ''Ledum tomentosum'' verwendet hatte. Harmaja verwendete es, doch durfte die Herkunft von Stokes nicht genannt werden; es musste ein von ihm allein neu verwendeter Namen (nomen novum) sein. Diese Erstveröffentlichung des Namens ''Rhododendron tomentosum'' {{Person|Harmaja}} erfolgte 1990 durch [[Harri Harmaja|Harmaja]] in ''Annales Botanici Fennici'' Band 27(2), S. 204. [[Synonym (Taxonomie)|Synonyme]] für ''Rhododendron tomentosum'' {{Person|Harmaja}} sind: ''Ledum palustre'' {{Person|L.}}, ''Rhododendron palustre'' {{Person|(L.) Kron & Judd}} nom. illeg., ''Ledum palustre'' var. ''dilatatum'' {{Person|Wahlenb.}}, ''Ledum tomentosum'' {{Person|Stokes}} nom. illeg., ''Rhododendron tomentosum'' subsp. ''tomentosum'' {{Person|Harmaja}}.<ref name="GRIN" /> |
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Der ursprüngliche Gattungsname ''Ledum'' stammt von dem alten griechischen Namen dieser Pflanzenart ''ledon'' ab. |
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Je nach Autor gibt es einige Unterarten oder Varietäten (hier stehen aber nur Synonyme): |
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* Europäischer Sumpfporst (''Rhododendron palustre'' subsp. ''palustre'') |
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* Sibirischer Sumpfporst (''Rhododendron palustre'' subsp. ''sibiricum'') |
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* Engblättriger Sumpfporst (''Rhododendron tomentosum'' subsp. ''decumbens'' {{Person|(Aiton) Elven & D.F.Murray}}; Syn.: ''Ledum palustre'' var. ''decumbens'' {{Person|Aiton}}, ''Ledum palustre'' subsp. ''decumbens'' {{Person|(Aiton) Hultén}}), engl. [[Trivialname]] „Labrador tea“: Er kommt in der nordamerikanischen Arktis vor. |
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* ''Ledum palustre'' var. ''dilatatum'' {{Person|Wahlenberg}} wächst in den chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin, im nördlichen Korea, in Russland, im nordöstlichen Asien und in Nordeuropa.<ref name="FoC"/> |
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== Giftigkeit == |
== Giftigkeit == |
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Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig. Die Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,6 % giftige ätherische Öle, deren Hauptbestandteile das [[Ledol]] und [[Palustrol]] (beides [[Terpene#Sesquiterpene|Sesquiterpene]]) sind.<ref name="Pschyrembel" /> Daneben enthalten die Pflanzenteile weitere Öle wie [[Myrcen]], [[Ericolin]], [[Quercetin]]. Außerdem sind verschiedene [[Gerbstoff]]e, [[Bitterstoff]]e, [[Flavonglykoside]], [[Arbutin]] sowie Spuren von [[Alkaloide]]n enthalten. Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen und Aborte. Es werden rauschartige Zustände hervorgerufen, die mitunter auch aggressiv ausfallen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bereits der längere Aufenthalt in Porstbeständen kann zu Schwindel und rauschartigen Zuständen führen. |
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[[Bild:Gefahrensymbol_T.png|50px|left|Giftig]] '''Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind giftig!''' |
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== Heilwirkungen == |
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Die Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,5% giftige ätherische Öle, deren Hauptbestandteile das [[Ledol]] und [[Palustrol]] (beides [[Sesquiterpen#Sesquiterpene|Sesquiterpene]]) sind. |
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Sumpfporst wurde früher in der Medizin bei Zahnproblemen und, wegen seiner berauschenden Wirkung, als Räucherstoff und Zauberpflanze verwendet. Gegenwärtig hat Sumpfporst noch in der [[Volksmedizin]] Bedeutung und wird dort bei [[Insektenstich]]en (einschließlich [[Zeckenstich]]), [[Rheuma]], [[Arthritis]] und [[Gicht]] sowie gegen [[Keuchhusten]], [[Exanthem|Ausschläge]] und einige [[Hautkrankheit]]en wie Krätze eingesetzt.<ref>[[Gerhard Madaus]]: ''Lehrbuch der Biologischen Heilmittel'', Thieme, Leipzig 1938: [http://www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/ledum.html Auszug]</ref> In [[Nordamerika]] wurde aus dem Engblättrigen Sumpfporst (''Rhododendron palustre'' subsp. ''decumbens'') von [[Eskimo]]s und [[Athabasken]] ein [[Tee]] zubereitet (''Labrador Tea''), der auch der Pflanze selbst ihren volkstümlichen Namen gab. Diesem Tee wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben. |
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Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schlafdrang, Schweißausbrüche und Muskelschmerzen. Gelegentlich werden auch rauschartige Zustände hervorgerufen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. |
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== Verwendung == |
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Sumpfporstblätter wurden zum [[Bier]]brauen verwendet. Die Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und konservierende Eigenschaft. Einer der frühesten Nachweise über die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in einer [[Bronzezeit|bronzezeitlichen]] Bestattung aus dem [[15. Jahrhundert v. Chr.]] aus [[Mädchen von Egtved|Egtved]], Dänemark.<ref>G. Wiegelmann: ''Bier.'' In: ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].''</ref> Bis in die frühe Neuzeit wurde Sumpfporst, manchmal vermischt mit dem aromatischen [[Gagelstrauch|Gagel]], zum Brauen der sogenannten [[Grutbier]]e verwendet. |
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Man benutzt ihn auch gegen [[Kleidermotte]]n, [[Menschenläuse]] und [[Krätze]] durch Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen<!--bei wem?--> kam. |
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Bis zum Ende des [[19. Jahrhundert]]s wurde Porst als billiger [[Hopfen]]ersatz zum [[Bier]]brauen verwendet. Die Blätter des Porst haben eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und konservierende Eigenschaften. Er wurde dem Bier beigemischt, obwohl dies wegen der Giftigkeit verboten war. Man benutzte ihn auch gegen [[Motten]], [[Läuse]] und [[Krätze]] durch Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam. |
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In [[Nordamerika]] wurde aus dem Sumpfporst von [[Eskimos]] und [[Athabasken]] ein [[Tee]] namens "Labrador Tee" zubereitet. Diesem Tee wurde vielfache Medizinische Wirkung zugeschrieben |
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Heute wird Sumpfporst noch in der [[Homöopathie]] bei [[Rheuma]], [[Arthritis]] und [[Gicht]] verwendet. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Harri Harmaja: ''New names and nomenclatural combinations in Rhododendron (Ericaceae).'' In: ''Annales Botanici Fennici'', Volume 27, Issue 2, 1990, S. 203–204. (Abschnitt Systematik) |
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* Harri Harmaja: ''Taxonomic notes on Rhododendron subsection Ledum (Ledum, Ericaceae), with a key to its species.'' In: ''Annales Botanici Fennici'', Volume 28, 1991, S. 173. (Abschnitt Systematik) |
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* {{Literatur | Autor=[[Gerhard Madaus]] | Titel=Lehrbuch der Biologischen Heilmittel | Ort=Leipzig | Jahr=1938 | TitelErg=(Neuauflage Olms Verlag 1999, ISBN 3-487-05889-8)}} |
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* {{Literatur | Autor=[[Christian Rätsch]] | Titel=Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen | Ort=Aarau/Schweiz | Jahr=2007 | Seiten=317–319}} |
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* [[Peter Lietz]]: ''Die Roh- und Zusatzstoffe in der Geschichte der Bierbereitung.'' In: ''GGB-Jahrbuch 2004.'' [[Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens]] e. V. (GGB), Berlin 2004, {{ISSN|0072-422X}}, S. 156. |
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* {{BibISBN|9783494014241}} (Abschnitt Ökologie) |
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== Weblinks == |
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{{Commons|Rhododendron tomentosum|Sumpfporst (''Rhododendron tomentosum'')}} |
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{{Wiktionary|Porst}} |
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* {{FloraWeb|3328|Ledum palustre L., Sumpf-Porst}} |
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* {{BiolFlor|1797}} |
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* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Heidekrautgewaechse/porst.htm#Sumpf Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'').] |
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* [http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/action/rhodo.html?job=rhodo_one&rid=24211 Bebilderte Beschreibung in der Datenbank der Deutschen Genbank Rhododendron.] |
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* [http://www.giftpflanzen.com/ledum_palustre.html Zur Giftigkeit des Sumpfporstes.] |
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* Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng), David F. Chamberlain: ''Ledum.'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200016302 ''Ledum palustre L.'', S. 259 - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): ''Flora of China.'' Volume 14: ''Apiaceae through Ericaceae'', Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5. |
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== Einzelnachweise == |
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==Weblinks== |
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<references> |
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{{Commons3|Rhododendron tomentosum}} |
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<ref name="GRIN"> {{GRIN|ID=410675|WissName=Rhododendron tomentosum|Zugriff=2016-01-13}} </ref> |
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<ref name="Oberdorfer2001"> {{BibISBN|3800131315|Seite=729–730}} </ref> |
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<ref name="Sebald1993"> {{BibISBN|3800133237|Seite=353}}</ref> |
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<ref name="Hegi1966">[[Gustav Hegi]]: ''Illustrierte Flora von Mitteleuropa''. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1623–1627. Verlag Carl Hanser, München 1966.</ref> |
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<ref name="FoC">Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng); David F. Chamberlain: ''Ledum Linnaeus''. In: Flora of China, vol. 14, Ericaceae. [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200016302 ''Ledum palustre'']</ref> |
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<ref name="Schmeil und Fitschen2024">Michael Koltzenburg: ''Rhododendron.'' In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 626.</ref> |
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</references> |
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{{Gesundheitshinweis}} |
{{Gesundheitshinweis}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=7602963-3}} |
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[[Kategorie:Heidekrautgewächse]] |
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[[Kategorie:Rhododendren]] |
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[[en:Labrador_tea]] |
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[[Kategorie:Räucherwerk]] |
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[[Kategorie:Pflanze mit psychotropem Wirkstoff]] |
Aktuelle Version vom 3. Juni 2025, 16:49 Uhr
Sumpfporst | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rhododendron tomentosum | ||||||||||||
Harmaja |
Der Sumpfporst (Rhododendron tomentosum, Synonym: Ledum palustre L.[1]) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rhododendron innerhalb der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae).
Beschreibung
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Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sumpfporst ist ein immergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 1,5 Metern erreicht. Der Sumpfporst erreicht ein Höchstalter von 30 Jahren. Die ausladenden Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner ätherischen Öle einen eigentümlich harzigen bis kampferartigen Geruch. Auch das Holz ist wohlriechend. Die Blätter riechen stark aromatisch und weisen einen intensiven Geschmack auf, der entfernt an Rosmarin und Balsamterpentin erinnert. Die derben, lederigen Laubblätter sind lineal-lanzettlich, am Rande eingerollt und auf der Unterseite dicht rostfarben oder rotbraun filzig behaart. Sie sind durchschnittlich 3 Zentimeter lang und 3 Millimeter breit und 2 bis 4 Millimeter lang gestielt.[2] Der Supfport ist zwittrig und einhäusig.[3]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. In einem endständigen, doldigen Blütenstand sitzen die zahlreichen Blüten. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Der Kelch ist fünfzähnig mit abgerundeten Zipfeln; die Kelchblätter sind breit eiförmig, stumpf und drüsig-klebrig.[2] Die fünf weißen bis rosaroten Kronblätter sind 5 bis 8 mm lang und nur an ihrer Basis verwachsen. Es sind zehn Staubblätter vorhanden, die länger sind als die Kronblätter.[2] Die inneren Staubblätter sind kürzer als die äußeren.[2] Der Griffel ist etwas kürzer als die Staubblätter, er trägt eine verdickte, fünfstrahlige Narbe und bleibt lange erhalten.[2]
Die hängenden, unscheinbaren, eiförmigen Kapselfrüchte sind 3,5 bis 4 Millimeter groß, öffnen sich von ihrem oberen Ende ausgehend und entlassen zahlreiche längliche Samen. Die Früchte sind zwischen Juli und August reif. Die Samen sind spindelförmig und bis 1,5 Millimeter lang.[2]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 52.[4]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es liegt eine Mykorrhiza vom Ericaceen-Typ vor. Die überwinternden Laubblätter dienen als Reservespeicher für den Austrieb im Folgenden Frühjahr. Entfernt man sie, stirbt die Pflanze ab.
Blütenbiologisch handelt es sich um vorweibliche, aromatisch-betäubend duftende „Nektar führende Scheibenblumen vom Veronica-Typ“. Der Pollen bildet Tetraden. Die Bestäubung erfolgt durch Zweiflügler. Spontane Selbstbestäubung erfolgt durch Einkrümmen der Staubfäden.
Die Fruchtkapseln biegen sich bei der Reifung abwärts und stehen reif streng vertikal.[2] Die einzelne Klappen öffnen sich zuerst nicht am Griffelende, sondern an der Basis.[2] Bei den Kapselfrüchten des Sumpfporstes handelt es sich um Wintersteher. Die durch Lufteinschluss leichten Samen werden durch den Wind als Körnchenflieger ausgebreitet. Die Keimung erfolgt erst im nächsten Jahr.
Volkstümliche Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Sumpfporst oder Porst gibt es zahlreiche volkstümliche Bezeichnungen wie: Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Bienenheide, Borse, Brauerkraut, Großes Flohkraut, Flohkrebs, Gichttanne, Gränze, Gruitkraut, Gruiz, Grund, Gruut, Hartheide, Heidenbienenkraut, Keim-Porst, Kiefernporst, Kühnporst, Kühnrost, Morose, Mottenkraut, Mutterkraut, Pors, Porsch, Porst, Porstkraut, Post, Postkraut, Purst, Rausch, Rosmarinkraut, Rosskraut, Sautanne, Schweineposse, Tannenporst, Waldrosmarin, Wanzenkraut, Weiße Heide, Wilder Rosmarin, Zeitheide oder Zeitheil.
Die Autoren alter Kräuter- und Arzneibücher verwendeten häufig die Bezeichnungen: Herba Rosmarini sylvestris, Led. pal. Ledo und Rosmarin sylvestre.[5]
In Skandinavien waren die Bezeichnungen: Getpors, Getpores, Ledumpors, Lunner, Sqvattram und Suatram gebräuchlich.
Aufgrund vieler für den Porst und Gagelstrauch gemeinsam verwendeter Namen[6] kam es in der historischen Fachliteratur häufig zu Unklarheiten und Verwechslungen, etwa mit der Myrte.

Vorkommen, Gefährdung und Schutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Sumpfporst findet man nachweislich vor allem noch in Skandinavien, im Baltikum, Nordamerika und Nordasien. Er kommt in Grönland bis etwa 74° nördlicher Breite vor.[2] Der Sumpfporst ist beispielsweise eine ortstypische Pflanzenart in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz und gehört in Tschechien zu den geschützten Arten.
Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen und kalkfreien Torfböden. Er ist in Nordosteuropa eine Charakterart des Ledo-Sphagnetum aus dem Verband Sphagnion magellanici.[4] Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von Mooren und Feuchtwiesen, Torfstich etc., was vielerorts schon früh in der Besiedlungsgeschichte begonnen wurde, ist der Sumpfporst heute in Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu ausgerottet (Vollrath 1964: „der Sumpfporst dürfte wohl erst um 1935 … verschollen sein“.). Geringe Bestände haben sich noch in Nord- und Ostdeutschland erhalten. In den 1990er Jahren gab es auch groß angelegte Anpflanzungen.
Das einzige Vorkommen in Baden-Württemberg im Naturschutzgebiet Wildseemoor bei Kaltenbronn im nördlichen Schwarzwald in etwa 900 Metern Meereshöhe wurde um 1800 entdeckt, später wieder angezweifelt, dann wiederentdeckt und durch Belege bestätigt. Bald nach 1900 ist es anscheinend erloschen. Dann wurde der Wuchsort 1907 wieder neu bepflanzt, war aber schon 1917 wieder erloschen. Eine erneute Anpflanzung um 1960 konnte bis 1986 noch beobachtet werden.[7]
Der Sumpfporst steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten vieler Länder. Auf der roten Liste von Niedersachsen steht er als Ledum palustre L. in der Gefährdungskategorie 2, allerdings ist er nur für das Tiefland angegeben und fehlt somit sowohl an der Küste als auch im niedersächsischen Hügel- und Bergland. Die Sippe ist somit stark gefährdet und selten bis sehr selten in Niedersachsen, es ist ein starker Bestandsrückgang zu erkennen. Die Art ist in Deutschland durch die BArtSchV besonders geschützt.[8]
Taxonomie und Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstbeschreibung des Sumpfporsts erfolgt 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 1, S. als Ledum palustre. In der Gattung Rhododendron konnte aber das Artepithet 'palustre' keine Verwendung finden, da es schon anderweitig verwendet war. Das nächstälteste zur Verfügung stehende Epithet war 'tomentosum', das Jonathan Stokes zu dem überflüssigen Namen (nomen superfluum) Ledum tomentosum verwendet hatte. Harmaja verwendete es, doch durfte die Herkunft von Stokes nicht genannt werden; es musste ein von ihm allein neu verwendeter Namen (nomen novum) sein. Diese Erstveröffentlichung des Namens Rhododendron tomentosum Harmaja erfolgte 1990 durch Harmaja in Annales Botanici Fennici Band 27(2), S. 204. Synonyme für Rhododendron tomentosum Harmaja sind: Ledum palustre L., Rhododendron palustre (L.) Kron & Judd nom. illeg., Ledum palustre var. dilatatum Wahlenb., Ledum tomentosum Stokes nom. illeg., Rhododendron tomentosum subsp. tomentosum Harmaja.[9]
Der ursprüngliche Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen Namen dieser Pflanzenart ledon ab.
Je nach Autor gibt es einige Unterarten oder Varietäten (hier stehen aber nur Synonyme):
- Europäischer Sumpfporst (Rhododendron palustre subsp. palustre)
- Sibirischer Sumpfporst (Rhododendron palustre subsp. sibiricum)
- Engblättriger Sumpfporst (Rhododendron tomentosum subsp. decumbens (Aiton) Elven & D.F.Murray; Syn.: Ledum palustre var. decumbens Aiton, Ledum palustre subsp. decumbens (Aiton) Hultén), engl. Trivialname „Labrador tea“: Er kommt in der nordamerikanischen Arktis vor.
- Ledum palustre var. dilatatum Wahlenberg wächst in den chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin, im nördlichen Korea, in Russland, im nordöstlichen Asien und in Nordeuropa.[10]
Giftigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig. Die Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,6 % giftige ätherische Öle, deren Hauptbestandteile das Ledol und Palustrol (beides Sesquiterpene) sind.[1] Daneben enthalten die Pflanzenteile weitere Öle wie Myrcen, Ericolin, Quercetin. Außerdem sind verschiedene Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonglykoside, Arbutin sowie Spuren von Alkaloiden enthalten. Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen und Aborte. Es werden rauschartige Zustände hervorgerufen, die mitunter auch aggressiv ausfallen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bereits der längere Aufenthalt in Porstbeständen kann zu Schwindel und rauschartigen Zuständen führen.
Heilwirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sumpfporst wurde früher in der Medizin bei Zahnproblemen und, wegen seiner berauschenden Wirkung, als Räucherstoff und Zauberpflanze verwendet. Gegenwärtig hat Sumpfporst noch in der Volksmedizin Bedeutung und wird dort bei Insektenstichen (einschließlich Zeckenstich), Rheuma, Arthritis und Gicht sowie gegen Keuchhusten, Ausschläge und einige Hautkrankheiten wie Krätze eingesetzt.[11] In Nordamerika wurde aus dem Engblättrigen Sumpfporst (Rhododendron palustre subsp. decumbens) von Eskimos und Athabasken ein Tee zubereitet (Labrador Tea), der auch der Pflanze selbst ihren volkstümlichen Namen gab. Diesem Tee wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sumpfporstblätter wurden zum Bierbrauen verwendet. Die Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und konservierende Eigenschaft. Einer der frühesten Nachweise über die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in einer bronzezeitlichen Bestattung aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. aus Egtved, Dänemark.[12] Bis in die frühe Neuzeit wurde Sumpfporst, manchmal vermischt mit dem aromatischen Gagel, zum Brauen der sogenannten Grutbiere verwendet.
Man benutzt ihn auch gegen Kleidermotten, Menschenläuse und Krätze durch Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harri Harmaja: New names and nomenclatural combinations in Rhododendron (Ericaceae). In: Annales Botanici Fennici, Volume 27, Issue 2, 1990, S. 203–204. (Abschnitt Systematik)
- Harri Harmaja: Taxonomic notes on Rhododendron subsection Ledum (Ledum, Ericaceae), with a key to its species. In: Annales Botanici Fennici, Volume 28, 1991, S. 173. (Abschnitt Systematik)
- Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. (Neuauflage Olms Verlag 1999, ISBN 3-487-05889-8). Leipzig 1938.
- Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau/Schweiz 2007, S. 317–319.
- Peter Lietz: Die Roh- und Zusatzstoffe in der Geschichte der Bierbereitung. In: GGB-Jahrbuch 2004. Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e. V. (GGB), Berlin 2004, ISSN 0072-422X, S. 156.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. (Abschnitt Ökologie)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ledum palustre L., Sumpf-Porst. auf FloraWeb.de
- Sumpfporst. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Bebilderte Beschreibung in der Datenbank der Deutschen Genbank Rhododendron.
- Zur Giftigkeit des Sumpfporstes.
- Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng), David F. Chamberlain: Ledum.: Ledum palustre L., S. 259 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 14: Apiaceae through Ericaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Spezielle Phytopharmakologie: Ledum palustre L. In: Pschyrembel Online. Juli 2018, abgerufen am 30. August 2022.
- ↑ a b c d e f g h i Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Seite 1623–1627. Verlag Carl Hanser, München 1966.
- ↑ Sumpf-Porst (Rhododendron tomentosum). In: Baumkunde.de. Abgerufen am 3. Juni 2025.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 729–730.
- ↑ Christian Rätsch: Urbock - Bier jenseits von Hopfen und Malz. AT Verlag, Arau 1996, ISBN 3-85502-553-3.
- ↑ Vgl. Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 204 („Mirtus – pors, […] ist eyn struch, mirta – Mirta sive mirtus – […] porse, pors“ = Myrtus communis L., im Norden auch Ledum palustre L.)
- ↑ Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. erweiterte Auflage. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3323-7, S. 353.
- ↑ Michael Koltzenburg: Rhododendron. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 626.
- ↑ Rhododendron tomentosum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Januar 2016.
- ↑ Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng); David F. Chamberlain: Ledum Linnaeus. In: Flora of China, vol. 14, Ericaceae. Ledum palustre
- ↑ Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Thieme, Leipzig 1938: Auszug
- ↑ G. Wiegelmann: Bier. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde.