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„Guido Kratschmer“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Leichtathlet
'''Guido Kratschmer''' (* [[10. Januar]] [[1953]] in [[Großheubach]]) ist ein deutscher [[Leichtathletik|Leichtathlet]], der (für die [[Bundesrepublik]] startend) in den [[1970er]] und [[1980er]] Jahren zur Weltspitze im [[Zehnkampf]] gehörte. Sein größter Erfolg ist der Gewinn der Silbermedaille bei den [[Olympische Sommerspiele 1976|Olympischen Spielen 1976]] in [[Montréal]] (8411 Punkte, Einzelleistungen: 10,66 s - 7,39 m - 14,74 m - 2,03 m - 48,19 s - 14,58 s - 45,70 m - 4,60 m - 66,32 m - 4:29,1 Min.).
<!-- Allgemeine Informationen -->
| kurzname = Guido Kratschmer
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| bildbeschreibung = Guido Kratschmer in Köln, 1981
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| nation = DEU
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<!-- Karriere -->
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| verein = [[USC Mainz]]
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{{Medaillen Sommersport | Wo = Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften
| Gold | [[Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1975|Gelsenkirchen 1975]] | Zehnkampf
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| Gold | [[Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1979|Stuttgart 1979]] | Zehnkampf
| Gold | [[Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1980|Hannover 1980]] | Zehnkampf
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| update = 9. Juni 2015
}}


Im Juni [[1980]] stellte Guido Kratschmer mit 8649 Punkten einen Weltrekord auf. An den [[Olympische Sommerspiele 1980|Olympischen Spielen]] in [[Moskau]] im gleichen Sommer konnte er wegen des [[Olympiaboykott|Boykotts]] der Bundesrepublik nicht teilnehmen.
'''Guido Kratschmer''' (* [[10. Januar]] [[1953]] in [[Großheubach]]) ist ein ehemaliger deutscher [[Leichtathletik|Leichtathlet]]. Er gewann bei den [[Olympische Sommerspiele 1976|Olympischen Spielen 1976 in Montreal]] die Silbermedaille im [[Zehnkampf]] und verbesserte 1980 den Weltrekord.


== Leben ==
==Weitere Platzierungen bei internationalen Höhepunkten==
Er wurde auf dem Klotzenhof bei [[Großheubach]] geboren. Neben dem Zehnkampf war Kratschmer ein sehr guter [[110-Meter-Hürdenlauf|Hürdensprinter]]. Im Jugend- und Juniorenbereich war er mehrfacher Deutscher Meister im Mehrkampf und über die Hürden. Ab 1972 gehörte er der [[Sportfördergruppe der Bundeswehr]] in Mainz an.<ref name="allgemeineZeitung" /> Von 1975 bis 1980 wurde er sechsmal in Folge Deutscher Zehnkampfmeister, 1978 gewann er auch den Titel über die Hürden.
*[[Leichtathletik-Europameisterschaft 1974]]: Platz 3 (8132 Punkte)
*[[Olympische Sommerspiele 1976|Olympische Spiele 1976]]: Platz 2 (8411 Punkte)
*[[Leichtathletik-Europameisterschaft 1978]]: nach Verletzung im 100-Meter-Lauf aufgegeben
*[[Leichtathletik-Europameisterschaft 1982]]: Platz 9 (8015 Punkte)
*[[Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1983]]: Platz 9 (8096 Punkte)
*[[Olympische Sommerspiele 1984|Olympische Spiele 1984]]: Platz 4 (8326 Punkte)
*[[Leichtathletik-Europameisterschaft 1986]]: nach Verletzung im Weitsprung aufgegeben


Seinen ersten Auftritt bei einer großen internationalen Meisterschaft hatte Kratschmer bei den [[Leichtathletik-Europameisterschaften 1974|Europameisterschaften 1974 in Rom]], wo er mit 8132 Punkten die Bronzemedaille gewann. 1976 startete er über [[60-Meter-Hürdenlauf|60 Meter Hürden]] bei den [[Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften 1976|Halleneuropameisterschaften in München]], kam aber nicht über den Vorlauf hinaus. Im Mai stellte er in [[Mehrkampf-Meeting Götzis|Götzis]] einen neuen deutschen Rekord im Zehnkampf auf. Bei den [[Olympische Sommerspiele 1976|Olympischen Spielen]] in [[Montreal]] erzielte er dann seinen größten Erfolg. Er verbesserte nochmal den deutschen Rekord und gewann hinter dem Amerikaner [[Bruce Jenner]] die Silbermedaille (8411 Punkte, Einzelleistungen: 10,66&nbsp;s – 7,39&nbsp;m – 14,74&nbsp;m – 2,03&nbsp;m – 48,19&nbsp;s – 14,58&nbsp;s – 45,70&nbsp;m – 4,60&nbsp;m – 66,32&nbsp;m – 4:29,1&nbsp;min).
Guido Kratschmer startete für den [[USC Mainz]]. In seiner Wettkampfzeit war er 1,86 Meter groß und wog 92 kg.


Im Juli 1978 verbesserte Kratschmer in Filderstadt-Bernhausen den Europarekord auf 8498 Punkte. Bei den [[Leichtathletik-Europameisterschaften 1978|Europameisterschaften in Prag]] musste er jedoch nach dem [[100-Meter-Lauf]] verletzt (Riss der Adduktorensehne) aufgeben.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.abendblatt.de/archive/1988/pdf/19880711.pdf/ASV_HAB_19880711_HA_010.pdf |titel=Deutscher Meister - aber es reicht nicht für Olympia |werk=Hamburger Abendblatt |datum=1988-07-11 |abruf=2020-10-03}}</ref> An den [[Olympische Sommerspiele 1980|Olympischen Spielen 1980]] in [[Moskau]] konnte er wegen des [[Olympische Spiele#Boykotte|Boykotts]] der Bundesrepublik nicht teilnehmen.<ref name="Flucht in die Berge">Guido Kratschmer: [https://www.welt.de/print-welt/article585022/Flucht-in-die-Berge-aus-tiefer-Enttaeuschung-50-Jahre-NOK.html ''Flucht in die Berge aus tiefer Enttäuschung 50 Jahre NOK''] [[Die Welt]], 24. September 1999</ref>
[[Kategorie:Mann|Kratschmer, Guido]]
[[Kategorie:Leichtathlet (Deutschland)|Kratschmer, Guido]]
[[Kategorie:Geboren 1953|Kratschmer, Guido]]


Kurz nach dem Boykottbeschluss stellte er im Juni 1980 in Bernhausen mit 8649 Punkten einen Weltrekord auf (Einzelleistungen: 10,58&nbsp;s – 7,80&nbsp;m – 15,47&nbsp;m – 2,00&nbsp;m – 48,04&nbsp;s – 13,92&nbsp;s – 45,52&nbsp;m – 4,60&nbsp;m – 66,50&nbsp;m – 4:24,15 min).<ref>Anja Herrlitz: ''[https://www.leichtathletik.de/index.php?NavID=1&SiteID=28&NewsID=16535 Guido Kratschmer – Weltrekord als Antwort]'', www.leichtathletik.de 30. März 2008</ref> Mit dieser Leistung gehörte er 30 Jahre lang zu den besten 20 der ewigen Weltbestenliste.<ref>[https://www.iaaf.org/records/toplists/combinedevents/decathlon/outdoor/men/senior/ Ewige Bestenliste der IAAF]</ref>
{{Personendaten|

NAME=Kratschmer, Guido
1981 gewann er zusammen mit [[Jürgen Hingsen]] und [[Siegfried Wentz]] den Mannschafts-Zehnkampf beim [[Leichtathletik-Europacup der Mehrkämpfer|Europacup in Birmingham]]<ref name="whoswho">[https://whoswho.de/bio/guido-kratschmer.html Guido Kratschmer] whoswho.de</ref> und erreichte in der Einzelwertung mit 8069 Punkten den fünften Rang.<ref>[https://www.european-athletics.org/results/details/event=12917076/index.html European Cup Combined Events Final in Birmingham: Results Decathlon Men – Final, 1981] european-athletics.org</ref> 1982 wurde Kratschmer bei den [[Leichtathletik-Europameisterschaften 1982|Europameisterschaften in Athen]] Neunter (8015 Punkte). 1983 erreichte er in Helsinki bei den ersten [[Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1983|Weltmeisterschaften]] wiederum Rang neun (8096 Punkte). Im selben Jahr gehörte er wieder zum siegreichen Team im Mannschafts-Zehnkampf beim Europacup in Sofia<ref name="whoswho"/> und belegte dabei mit 7905 Punkten den elften Rang.<ref>[https://www.european-athletics.org/results/details/event=12917083/index.html European Cup Combined Events Final in Sofia: Results Decathlon Men – Final, 1983] european-athletics.org</ref> In [[Los Angeles]] nahm er 1984 an seinen zweiten [[Olympische Sommerspiele 1984/Leichtathletik|Olympischen Spielen in Los Angeles]] teil und erreichte mit 8326 Punkten den vierten Platz. Bei den [[Leichtathletik-Europameisterschaften 1986|Europameisterschaften 1986 in Stuttgart]] musste er nach einer Oberschenkelverletzung beim Weitsprung aufgeben.<ref name=":0" /> 1988 wollte er sich noch einmal für die [[Olympische Sommerspiele 1988|Olympischen Spiele]] in [[Seoul]] qualifizieren. Doch nachdem bei den Deutschen Meisterschaften im 100-Meter-Lauf die Achillessehne riss, beendete er seine Karriere.<ref name="Flucht in die Berge"/> Im Winter 1991/92 versuchte er sich im [[Bobsport]] als Anschieber von [[Rudi Lochner]], verpasste aber die Qualifikation für die [[Olympische Winterspiele 1992|Olympischen Winterspiele]] in [[Albertville]].<ref name="allgemeineZeitung">Volker Buch: {{Webarchiv | url=http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/vg-nieder-olm/zornheim/12733707.htm | archive-is=20130217032037 | text=''Guido Kratschmer: „Zufriedener Pechvogel“ wird 60''}}, [[Allgemeine Zeitung (Mainz)|Allgemeine Zeitung]] 10. Januar 2013</ref>

Guido Kratschmer startete für den [[USC Mainz]]. Bei 1,86&nbsp;m Körpergröße wog er in seiner Wettkampfzeit 92&nbsp;kg. Er wurde 1980 zum [[Sportler des Jahres (Deutschland)|Sportler des Jahres]] der Bundesrepublik Deutschland gewählt und erhielt 1981 den [[Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis]]. 1983 erhielt er für seine sportlichen Leistungen von Bundespräsident Carstens das Silberne Lorbeerblatt.<ref>Bundesarchiv: Sportpreise (Silberlorbeer): Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Leichtathleten Patriz Ilg, Willi Wülbeck, Jürgen Hingsen, Siegfried Wentz, Andreas Rizzi, Jens Schulze und Guido Kratschmer Signatur BArch B 122/29198</ref> Großheubach benannte 2011 eine Sporthalle nach ihm.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bayernkurier.de/?id=224&showUid=3802 | archive-is=20130217035624 | text=''Näher am Menschen''}}, [[Bayernkurier]] 29. Oktober 2011</ref>

Kratschmer ist gelernter Landwirt, machte auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und wurde Lehrer für Sport und Biologie. Er absolvierte ein Realschul-Referendariat, trat aber nicht in den Schuldienst ein, sondern lebt auf seinem Bauernhof.<ref>Hans-Joachim Waldbröl: ''[https://www.faz.net/aktuell/politik/china-spezial/olympia-und-politik/opfer-des-olympia-boykotts-1980-schmidt-hat-den-dritten-weltkrieg-an-die-wand-gemalt-1547565.html „Schmidt hat den dritten Weltkrieg an die Wand gemalt“]'', [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] 23. April 2008</ref><ref>Ewald Walker: [https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/deutsche-em-gesichter-iv-guido-kratschmer-vom-weltrekordler-zum-fan/ ''Historische Serie: Deutsche EM-Gesichter IV: Guido Kratschmer – Vom Weltrekordler zum Fan''], leichtathletik.de, 31. März 2018</ref>

== Filme ==
* ''Weißt du noch? – Guido Kratschmer – sein Zehnkampf-Weltrekord''. Deutschland 2012, 28:45 Minuten. Von: Marius Zimmermann, Erstausstrahlung: 25. März 2013 im [[SWR]]

== Literatur ==
* Klaus Amrhein: ''Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005''. 2 Bände. Darmstadt, 2005. Publiziert über die Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.
* zurgams (Herausgeber): ''Zeitsprünge''. 35 Jahre Mösle Mehrkampf-Meeting in Götzis, mit einem Porträt des mehrmaligen Mösle-Siegers Guido Kratschmer. Bucher Verlag, Hohenems 2009, ISBN 978-3-902679-23-9.
* Karl-Heinz Keldungs: ''Guido Kratschmer.'' In: ders.: ''Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo''. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 94–96.

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
* {{World Athletics|14356411}}
* {{Olympedia|70353}}
* [https://www.leichtathletik.de/news/news/detail/deutsche-em-gesichter-iv-guido-kratschmer-vom-weltrekordler-zum-fan/ Deutsche EM-Gesichter (IV): Guido Kratschmer – Vom Weltrekordler zum Fan]

{{Navigationsleiste Deutschlands Sportler des Jahres}}

{{SORTIERUNG:Kratschmer, Guido}}
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{{Personendaten
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Aktuelle Version vom 12. Dezember 2024, 16:57 Uhr

Guido Kratschmer


Guido Kratschmer in Köln, 1981

Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 10. Januar 1953
Geburtsort GroßheubachDeutschland
Beruf Landwirt, Lehrer
Karriere
Verein USC Mainz
Status zurückgetreten
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften 7 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe
 Olympische Spiele
Silber 1976 Montreal Zehnkampf
Logo der EAA
 Europameisterschaften
Bronze 1974 Rom Zehnkampf
Logo des DLV
 Deutsche Meisterschaften
Gold Gelsenkirchen 1975 Zehnkampf
Gold Frankfurt am Main 1976 Zehnkampf
Gold Hamburg 1977 Zehnkampf
Gold Köln 1978 Zehnkampf
Gold Köln 1978 110 m Hürden
Gold Stuttgart 1979 Zehnkampf
Gold Hannover 1980 Zehnkampf
letzte Änderung: 9. Juni 2015

Guido Kratschmer (* 10. Januar 1953 in Großheubach) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet. Er gewann bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal die Silbermedaille im Zehnkampf und verbesserte 1980 den Weltrekord.

Er wurde auf dem Klotzenhof bei Großheubach geboren. Neben dem Zehnkampf war Kratschmer ein sehr guter Hürdensprinter. Im Jugend- und Juniorenbereich war er mehrfacher Deutscher Meister im Mehrkampf und über die Hürden. Ab 1972 gehörte er der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz an.[1] Von 1975 bis 1980 wurde er sechsmal in Folge Deutscher Zehnkampfmeister, 1978 gewann er auch den Titel über die Hürden.

Seinen ersten Auftritt bei einer großen internationalen Meisterschaft hatte Kratschmer bei den Europameisterschaften 1974 in Rom, wo er mit 8132 Punkten die Bronzemedaille gewann. 1976 startete er über 60 Meter Hürden bei den Halleneuropameisterschaften in München, kam aber nicht über den Vorlauf hinaus. Im Mai stellte er in Götzis einen neuen deutschen Rekord im Zehnkampf auf. Bei den Olympischen Spielen in Montreal erzielte er dann seinen größten Erfolg. Er verbesserte nochmal den deutschen Rekord und gewann hinter dem Amerikaner Bruce Jenner die Silbermedaille (8411 Punkte, Einzelleistungen: 10,66 s – 7,39 m – 14,74 m – 2,03 m – 48,19 s – 14,58 s – 45,70 m – 4,60 m – 66,32 m – 4:29,1 min).

Im Juli 1978 verbesserte Kratschmer in Filderstadt-Bernhausen den Europarekord auf 8498 Punkte. Bei den Europameisterschaften in Prag musste er jedoch nach dem 100-Meter-Lauf verletzt (Riss der Adduktorensehne) aufgeben.[2] An den Olympischen Spielen 1980 in Moskau konnte er wegen des Boykotts der Bundesrepublik nicht teilnehmen.[3]

Kurz nach dem Boykottbeschluss stellte er im Juni 1980 in Bernhausen mit 8649 Punkten einen Weltrekord auf (Einzelleistungen: 10,58 s – 7,80 m – 15,47 m – 2,00 m – 48,04 s – 13,92 s – 45,52 m – 4,60 m – 66,50 m – 4:24,15 min).[4] Mit dieser Leistung gehörte er 30 Jahre lang zu den besten 20 der ewigen Weltbestenliste.[5]

1981 gewann er zusammen mit Jürgen Hingsen und Siegfried Wentz den Mannschafts-Zehnkampf beim Europacup in Birmingham[6] und erreichte in der Einzelwertung mit 8069 Punkten den fünften Rang.[7] 1982 wurde Kratschmer bei den Europameisterschaften in Athen Neunter (8015 Punkte). 1983 erreichte er in Helsinki bei den ersten Weltmeisterschaften wiederum Rang neun (8096 Punkte). Im selben Jahr gehörte er wieder zum siegreichen Team im Mannschafts-Zehnkampf beim Europacup in Sofia[6] und belegte dabei mit 7905 Punkten den elften Rang.[8] In Los Angeles nahm er 1984 an seinen zweiten Olympischen Spielen in Los Angeles teil und erreichte mit 8326 Punkten den vierten Platz. Bei den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart musste er nach einer Oberschenkelverletzung beim Weitsprung aufgeben.[2] 1988 wollte er sich noch einmal für die Olympischen Spiele in Seoul qualifizieren. Doch nachdem bei den Deutschen Meisterschaften im 100-Meter-Lauf die Achillessehne riss, beendete er seine Karriere.[3] Im Winter 1991/92 versuchte er sich im Bobsport als Anschieber von Rudi Lochner, verpasste aber die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Albertville.[1]

Guido Kratschmer startete für den USC Mainz. Bei 1,86 m Körpergröße wog er in seiner Wettkampfzeit 92 kg. Er wurde 1980 zum Sportler des Jahres der Bundesrepublik Deutschland gewählt und erhielt 1981 den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis. 1983 erhielt er für seine sportlichen Leistungen von Bundespräsident Carstens das Silberne Lorbeerblatt.[9] Großheubach benannte 2011 eine Sporthalle nach ihm.[10]

Kratschmer ist gelernter Landwirt, machte auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und wurde Lehrer für Sport und Biologie. Er absolvierte ein Realschul-Referendariat, trat aber nicht in den Schuldienst ein, sondern lebt auf seinem Bauernhof.[11][12]

  • Weißt du noch? – Guido Kratschmer – sein Zehnkampf-Weltrekord. Deutschland 2012, 28:45 Minuten. Von: Marius Zimmermann, Erstausstrahlung: 25. März 2013 im SWR
  • Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. 2 Bände. Darmstadt, 2005. Publiziert über die Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.
  • zurgams (Herausgeber): Zeitsprünge. 35 Jahre Mösle Mehrkampf-Meeting in Götzis, mit einem Porträt des mehrmaligen Mösle-Siegers Guido Kratschmer. Bucher Verlag, Hohenems 2009, ISBN 978-3-902679-23-9.
  • Karl-Heinz Keldungs: Guido Kratschmer. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 94–96.

Einzelnachweise

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  1. a b Volker Buch: Guido Kratschmer: „Zufriedener Pechvogel“ wird 60 (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Allgemeine Zeitung 10. Januar 2013
  2. a b Deutscher Meister - aber es reicht nicht für Olympia. In: Hamburger Abendblatt. 11. Juli 1988, abgerufen am 3. Oktober 2020.
  3. a b Guido Kratschmer: Flucht in die Berge aus tiefer Enttäuschung 50 Jahre NOK Die Welt, 24. September 1999
  4. Anja Herrlitz: Guido Kratschmer – Weltrekord als Antwort, www.leichtathletik.de 30. März 2008
  5. Ewige Bestenliste der IAAF
  6. a b Guido Kratschmer whoswho.de
  7. European Cup Combined Events Final in Birmingham: Results Decathlon Men – Final, 1981 european-athletics.org
  8. European Cup Combined Events Final in Sofia: Results Decathlon Men – Final, 1983 european-athletics.org
  9. Bundesarchiv: Sportpreise (Silberlorbeer): Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Leichtathleten Patriz Ilg, Willi Wülbeck, Jürgen Hingsen, Siegfried Wentz, Andreas Rizzi, Jens Schulze und Guido Kratschmer Signatur BArch B 122/29198
  10. Näher am Menschen (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Bayernkurier 29. Oktober 2011
  11. Hans-Joachim Waldbröl: „Schmidt hat den dritten Weltkrieg an die Wand gemalt“, Frankfurter Allgemeine Zeitung 23. April 2008
  12. Ewald Walker: Historische Serie: Deutsche EM-Gesichter IV: Guido Kratschmer – Vom Weltrekordler zum Fan, leichtathletik.de, 31. März 2018