Zum Inhalt springen

„Zhou Enlai“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
KocjoBot~dewiki (Diskussion | Beiträge)
K Bot: Ergänze: ko
K Typo – Form; kursiv; Kommata;
 
(245 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:國共內戰時期周恩來.jpg|mini|Zhou Enlai]]
'''Zhōu Ēnlái''', ([[Chinesische Schrift|vereinfacht]]: 周恩来, [[Chinesische Schrift|traditionell]]: 周恩來, [[Wade-Giles]]: Chou Ên-lai; * [[5. März]] [[1898]]; † [[8. Januar]] [[1976]]) war ein wichtiger Führer der [[Kommunistische Partei Chinas | Kommunistischen Partei Chinas]] und der Premierminister der [[Volksrepublik China]] von [[1949]] bis zu seinem Tod.


'''Zhou Enlai''', auch '''Tschu En Lai''' oder nach [[Hans Otto Heinrich Stange|Stange]] Tschou En-lai<ref name="uni_münster">{{Internetquelle |url=https://www.uni-muenster.de/Sinologie/bibliothek/recherche/umschrifttabelle.html |titel=Tabelle zur Konvertierung verschiedener Transkriptionen |werk=uni-muenster.de |hrsg=[[Universität Münster]], Fachbereich Sinologie |sprache=de |abruf=2024-12-14 |kommentar=vergleichende Liste der Transkriptionssysteme Hanyu Pinyin, Wade-Giles, Zhuyin Fuhao, EFEO, Lessing-Othmer, Stange und Unger}}</ref> ({{zh|v=周恩来|t=周恩來|p=Zhōu Ēnlái|w=Chou Ên-lai}}; *&nbsp;[[5.&nbsp;März]] [[1898]] in [[Huai’an]], Provinz [[Jiangsu]]; † [[8. Januar]] [[1976]] in [[Peking]]) war ein wichtiger Führer der [[Kommunistische Partei Chinas|Kommunistischen Partei Chinas]], langjähriger Mitstreiter von [[Mao Zedong]] und der [[Ministerpräsident|Premierminister]] der [[Volksrepublik China]] von 1949 bis zu seinem Tod.
Zhou Enlai wurde in [[Huaian|Huai'an]] (淮安), Provinz [[Jiangsu]], geboren. Er wurde durch eine wohlhabende Familie adoptiert. Er erhielt eine traditionelle klassische Ausbildung. Seine Mittelschulzeit wie auch einen Teil seiner Universitätsjahre verbrachte er in Tianjin. Wie viele seiner Zeitgenossen studierte er in Japan. Von 1917 bis 1919 war er zunächst an der Waseda Universität in Tokio, später dann an der Kyoto-Universität eingeschrieben. Als er nach China zurückkam, wurde er wegen seiner angeblichen radikalen Ansichten verhaftet. Im Jahre [[1920]] wurde Zhou wieder freigelassen, danach studierte er in [[Frankreich]], [[England]] und [[Deutschland]]. Im Jahr [[1921]] trat Zhou der Kommunistischen Partei Chinas bei und kehrte [[1924]] nach China zurück, wo in der Zwischenzeit die Einheitsfront zwischen der KPCh und der [[Guomindang]] gebildet worden war. Zhou bekleidete in den Institutionen beider Parteien gleichzeitig wichtige Ämter.


== Kindheit und Jugend ==
[[1925]] heiratete er in [[Tianjin]] [[Deng Yingchao]], eine Führerin der Studentenorganisation. Sie wurde später zu einer wichtigen Führerin der Kommunistischen Partei Chinas. Das Paar hatte keine Kinder, aber sie adoptierten viele Waisenkinder von Märtyrern der Revolution. Eines dieser Kinder war der spätere Premierminister [[Li Peng]].
Zhou Enlai wurde in [[Huai’an]], Provinz [[Jiangsu]], als Sohn in eine [[großbürger]]liche Familie geboren. Die ersten Lebensjahre verbrachte er bei seinem Großvater Zhou, einem ehemaligen hohen Staatsbeamten der [[Qing-Dynastie|Mandschu-Dynastie]], der auch Bürgermeister von Huai’an war und von dem er eine klassische Ausbildung erhielt. Im Alter von etwa zehn Jahren übertrug die Familie seine Erziehung einem Onkel in [[Shenyang]], wo er dann eine moderne Grundschule besuchte.

Von 1913 bis 1917 ging Zhou Enlai auf die von amerikanischen Missionaren geleitete Nankai-Mittelschule in [[Tianjin]], wo er bald in der Schülerbewegung eine führende Rolle spielte und an revolutionäres Gedankengut kam.

== Studium und Auslandsaufenthalte ==
{{Belege|Der Abschnitt ist ausschließlich mit einer Autobiografie belegt, was natürlich nicht [[WP:Q|enzyklopädischen Beleganforderungen]] genügt.}}
[[Datei:ZhouEnlai.jpg|mini|hochkant=0.8|Zhou Enlai, 1917]]

Im Jahr 1917 ging Zhou Enlai nach [[Japan]] und studierte ein Jahr lang [[Japanische Sprache|Japanisch]] an der [[Waseda-Universität]], dann wechselte er an die [[Universität Kyōto]].

1919 kehrte er nach China zurück und schrieb sich an der [[Nankai-Universität]] in Tianjin ein, wurde aber aus politischen Gründen verhaftet. Wieder freigelassen machte er im folgenden Jahr zusammen mit 1.500 anderen jungen Chinesen von der Möglichkeit zu einem Werkstudium in Frankreich Gebrauch. Zhou war von seiner wohlhabenden Familie mit genügend Geld ausgestattet, um Reisen nach England, Belgien und Deutschland durchzuführen, wo er teilweise auch studierte. In Deutschland hielt er sich in [[Berlin]] und [[Göttingen]] auf.<ref>Anna Wang: ''Ich kämpfte für Mao. Eine deutsche Frau erlebt die chinesische Revolution.'' Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 125.</ref> Im Jahr 1921 trat Zhou der Kommunistischen Partei Chinas bei und kehrte 1924 nach China zurück, wo in der Zwischenzeit die Einheitsfront zwischen der KPCh und der [[Kuomintang]] gebildet worden war. Zhou bekleidete in den Institutionen beider Parteien gleichzeitig wichtige Ämter; u.&nbsp;a. war er Vorsitzender des politischen Ausschusses der [[Whampoa-Militärakademie]].<ref>Anna Wang: ''Ich kämpfte für Mao.'' Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 126.</ref>

1925 heiratete er in Tianjin [[Deng Yingchao]], eine Führerin der Studentenorganisation.<ref>Anna Wang: ''Ich kämpfte für Mao.'' Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 123.</ref> Sie wurde später zu einer wichtigen Führerin der Kommunistischen Partei Chinas. Das Paar hatte keine Kinder, aber sie adoptierten viele Waisenkinder von „Märtyrern der Revolution“. Eines dieser Kinder war der spätere Premierminister [[Li Peng]].


== Politische Karriere ==
== Politische Karriere ==
[[Datei:ZhouEnlai2.jpg|mini|hochkant=0.8|Zhou Enlai, 1940]]
[[Datei:ZhouAndDeng.jpg|mini|hochkant=0.8|Zhou Enlai mit seiner Frau [[Deng Yingchao]], 1954]]


Zhou wurde während der [[Bewegung des vierten Mai]] [[1919]] landesweit berühmt. Er führte einen Angriff auf ein Büro der Regierung während der Studentenproteste gegen die [[Vertrag von Versailles|Verträge von Versailles]] an. Im Jahre [[1920]] zog er nach Frankreich, dort war er bei revolutionären chinesischen Studenten aktiv, trat 1921 der französischen kommunistischen Partei bei und bereiste halb Europa. Er studierte auch in Heidelberg und zeugte dort einen Sohn mit einem deutschen Dienstmädchen aus Hundeshagen im Eichsfeld. Sein Sohn fiel als deutscher Soldat in Russland.
Zhou wurde während der [[Bewegung des vierten Mai]] 1919 landesweit berühmt. Er führte einen Angriff auf ein Büro der Regierung während der Studentenproteste gegen die [[Vertrag von Versailles|Verträge von Versailles]] an. Im Jahre 1920 zog er nach Frankreich, dort war er bei revolutionären chinesischen Studenten aktiv, trat 1921 der [[Parti communiste français|Französischen Kommunistischen Partei (PCF)]] bei und bereiste Europa.


Als Zhou nach China zurück gekehrt war, begann er 1926 als Vorsitzender des politischen Ausschusses in der [[Whampoa-Militärakademie]] zu arbeiten. Die Militärakademie wurde von den Kommunisten und Nationalisten gemeinsam gegründet. Die Kommunisten installierten Zhou als Ausgleich gegen den Nationalismus von [[Chiang Kai-shek]].
Als Zhou nach China zurückgekehrt war, begann er 1926 als Vorsitzender des politischen Ausschusses in der Whampoa-Militärakademie zu arbeiten. Die Militärakademie wurde von den Kommunisten und Nationalisten gemeinsam gegründet. Die Kommunisten installierten Zhou als Ausgleich gegen den Nationalismus von [[Chiang Kai-shek]].


Nach dem Beginn der [[Nordexpedition]] der [[Kuomintang]] arbeitete Zhou als Arbeiteragitator. Im Jahre 1926 organisierte Zhou einen Generalstreik in [[Shanghai]] und öffnete die Stadt für die Kuomintang. Nach dem Bruch der Kommunisten mit der Kuomintang gelang es Zhou, vor dem weißen Terror zu fliehen. Er schaffte es, sich in die Provinz [[Jiangxi]], der Hochburg der Kommunisten, durchzuschlagen. Dort bewegte sich Zhou weg von dem orthodoxen, auf die Städte konzentrierten Kommunismus hin zur maoistischen Ideologie der Revolution auf dem Land. Hier wurde Zhou zu einem der wichtigsten Führer der Kommunistischen Partei. Dieser Übergang endete mit dem Beginn des [[Langer Marsch | Langen Marsches]]. Im Januar des Jahres 1935 half Zhou Mao bei der Bekämpfung der [[28 Bolschewiken]].
Nach dem Beginn der [[Nordexpedition]] der [[Kuomintang]] arbeitete Zhou als Arbeiteragitator. Im Jahre 1926 organisierte Zhou einen Generalstreik in [[Shanghai]] und öffnete die Stadt für die Kuomintang. Nach dem Bruch der Kommunisten mit der Kuomintang gelang es Zhou, vor dem weißen Terror zu fliehen. Er schaffte es, sich in die Provinz [[Jiangxi]], die Hochburg der Kommunisten, durchzuschlagen. Dort bewegte sich Zhou weg von dem orthodoxen, auf die Städte konzentrierten Kommunismus hin zur maoistischen Ideologie der Revolution auf dem Land. Hier wurde Zhou zu einem der wichtigsten Führer der Kommunistischen Partei. Dieser Übergang endete mit dem Beginn des [[Langer Marsch|Langen Marsches]]. Im Januar des Jahres 1935 half Zhou Mao bei der Bekämpfung der [[28 Bolschewiken]].


In den Jahren, als die Kommunistische Partei ihre Basis in [[Yan'an]] hatte, kämpfte Zhou für eine vereinigte Front gegen Japan. So spielte Zhou eine wichtige Rolle im [[Zwischenfall von Xi'an]]. Er verhandelte im [[chinesischer Bürgerkrieg | chinesischen Bürgerkrieg]] mit den Nationalisten. Während des Chinesisch-japanischen Krieges war Zhou Botschafter bei der Kuomintang in deren Übergangshauptstadt [[Chongqing]]. Er nahm auch an den gescheiterten Verhandlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs teil.
In den Jahren, als die Kommunistische Partei ihre Basis in [[Yan’an]] hatte, kämpfte Zhou für eine vereinigte Front gegen Japan. So spielte Zhou eine wichtige Rolle im [[Zwischenfall von Xi’an]]. Er verhandelte im [[Chinesischer Bürgerkrieg|chinesischen Bürgerkrieg]] mit den Nationalisten. Während des Chinesisch-japanischen Krieges war Zhou Botschafter bei der Kuomintang in deren Übergangshauptstadt [[Chongqing]]. Er nahm auch an den gescheiterten Verhandlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs teil.


Im Jahre [[1949]], nach der Errichtung der Volksrepublik China, war Zhou Premierminister und Außenminister. Im Juni 1953 verkündete er die ''fünf Deklarationen für Frieden''. Er war Vorsitzender der kommunistischen chinesischen Delegation bei der [[Genfer Konferenz]] von 1954 und der [[Konferenz von Bandung]] 1955. Im Jahr [[1958]] gab der den Posten des Außenministers an [[Chen Yi]] ab, blieb aber Premierminister. Er war ein populärer Politiker und behielt seine Ämter auch während des [[Großer Sprung nach vorn | Großen Sprunges nach vorn]] und der [[Kulturrevolution]]; danach zeichnete er für die [[Vier Modernisierungen]] verantwortlich, welche die Schäden der Kulturrevolution beseitigen sollten.
Im Jahre 1949, nach der Errichtung der Volksrepublik China, war Zhou Premierminister und Außenminister. Im Juni 1953 verkündete er die ''Fünf Deklarationen für Frieden''. Er war Vorsitzender der kommunistischen chinesischen Delegation bei der [[Indochinakonferenz|Genfer Konferenz]] von 1954 und der [[Bandung-Konferenz]] 1955. Bei einem ihm geltenden Flugzeugattentat durch die Kuomintang kam am 1. April 1955 der österreichische Arzt und Schriftsteller [[Fritz Jensen]] ums Leben.<ref>[[Andreas Mettenleiter]]: ''Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen III (I–Z).'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 22, 2003, S. 269–305, hier: S. 269.</ref> Im Jahr 1958 gab Zhou den Posten des Außenministers an [[Chen Yi]] ab, blieb aber Premierminister. Außerdem war er von 1954 bis 1976 Vorsitzender der [[Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes|Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes]]. Er war ein populärer Politiker und behielt seine Ämter auch während des [[Großer Sprung nach vorn|Großen Sprunges nach vorn]] und der [[Kulturrevolution]].


[[Datei:Kissinger Mao.jpg|mini|[[Henry Kissinger|Kissinger]], Zhou Enlai (hinten) und [[Mao Zedong|Mao]] in den frühen 1970er, Peking]]
Zhou war für die Aufnahme der Beziehungen mit dem Westen in den 1970er Jahren verantwortlich. Er begrüßte im Februar 1972 den amerikanischen Präsidenten [[Richard Nixon]] und unterzeichnete mit ihm das [[Communiqué von Shanghai]].


Zhou war Mao gegenüber stets loyal und genoss auch während der Kulturrevolution das Vertrauen Maos. Zhou war dafür zuständig, dass die Wirtschaft und damit die Lebensgrundlage des Volkes möglichst störungsfrei weiterlief. Seine Loyalität zu Mao hatte ihren Grund auch in seiner tiefen Sorge, dass China wieder auseinanderfallen und im Krieg versinken könnte.
Nach einer Krebsdiagnose 1973 gab er viele seiner Funktionen an [[Deng Xiaoping]] ab. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Am [[8. Januar]] [[1976]] starb Zhou einige Monate vor [[Mao Zedong]]. Im April 1976 wurden Trauermärsche für Zhou gewaltsam aufgelöst, was allgemein als [[Tiananmen-Zwischenfall]] bezeichnet wird.


Am Ende seines Lebens fasste Zhou seine Sorge um die Zukunft und innere Einigkeit Chinas in einem pessimistischen Vermächtnis ab, das er unter den höheren Funktionären in Umlauf brachte: „Unsere Generation hatte noch nie ruhige Tage. Würden wir sorglos schlafen gehen, würden unser Volk und unsere Partei auseinanderfallen, und Millionen Köpfe müßten rollen.“<ref>Teng: [https://www.spiegel.de/politik/teng-hauptsache-die-katze-faengt-maeuse-a-95b21d08-0002-0001-0000-000041330673?context=issue ''Hauptsache, die Katze fängt Mäuse.''] In: Der Spiegel, 12. Januar 1976.</ref>
Nachfolger von Zhou Enlai wurde [[Hua Guofeng]].


Zhou ermöglichte die Aufnahme von Beziehungen mit dem Westen in den 1970er Jahren.<ref>[[Wolfram Eberhard]]: ''Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 413). 3., erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-41303-5, S. 426.</ref> Er begrüßte im Februar 1972 den amerikanischen Präsidenten [[Richard Nixon]] zu seinem [[Richard Nixons Besuch in China 1972|Besuch in China]] und unterzeichnete mit ihm das [[Shanghai-Kommuniqué]].
== Verweise ==


Bei Zhou wurde erstmals im November 1972 [[Blasenkrebs]] diagnostiziert. Das Ärzteteam berichtete, dass er bei sofortiger Behandlung eine 80- bis 90-prozentige Heilungschance hätte, aber die medizinische Behandlung für die höchsten Parteimitglieder musste von Mao genehmigt werden. Mao befahl, dass Zhou und seine Frau nicht von der Diagnose erfahren sollten, keine Operation sollte durchgeführt werden und keine weiteren Untersuchungen sollten erfolgen.<ref>Wenqian Gao: ''Zhou Enlai – The Last Perfect Revolutionary – A Biography.'' PublicAffairs, 2007, S. 235–236.</ref> Im Jahr darauf hatte Zhou erhebliche Blutungen im Urin. Nach Druck von anderen chinesischen Führern, die von Zhous Zustand erfahren hatten, ordnete Mao schließlich im Juni 1974 eine chirurgische Behandlung an, jedoch hatten sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet.

Daraufhin gab er viele seiner Funktionen an [[Deng Xiaoping]] ab. Am 8. Januar 1976 starb Zhou im Alter von 77 Jahren – einige Monate vor [[Mao Zedong]]. Im April 1976, einen Tag vor dem chinesischen [[Qingming-Fest|Totengedenktag]], wurden Kränze und Blumen zum Gedenken an Zhou von der Polizei entfernt, was allgemein als [[Tian’anmen-Zwischenfall]] bezeichnet wird.

Nachfolger von Zhou Enlai wurde [[Hua Guofeng]].

== Siehe auch ==
* [[Geschichte Chinas]]
* [[Geschichte Chinas]]


== Schriften ==
{| border="1" width="80%" align="center"
* Zhou Enlai, ''Ausgewählte Schriften. Band I.'' Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 1981.
|-----
* Tschou En-lai, ''Reden und Schriften 1949–1976.'' Verlag Rote Fahne, Köln 1976, ISBN 3-8106-0024-5.
| width="33%" align="center" | '''Vorgänger''':<br>
-
| width="34%" align="center" | '''[[Premierminister der Volksrepublik China | Premier der VRC]]'''<br>
| width="33%" align="center" | '''Nachfolger''':<br>
[[Hua Guofeng]]
|}


== Literatur ==
[[Kategorie:Mann]]
* Jian Chen: ''Zhou Enlai: A Life.'' Harvard University Press, Cambridge (MA) 2024, ISBN 978-0-674-65958-2 (englisch).
[[Kategorie:Politiker (20. Jh.)]]
* Percy Jucheng Fang, Lucy Guinong J. Fang: ''Zhou Enlai – ein Porträt.'' Aus dem Englischen übersetzt von Ruth F. Weiß. Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1990; ISBN 7-119-00815-3.
[[Kategorie:Politiker (China)]]
* [[Noma Seiji|S. Noma]] (Hrsg.): ''Zhou Enlai (Chou en-lai)''. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, Tokio 1993, ISBN 4-06-205938-X, S.&nbsp;1780 (englisch).
* {{Munzinger|00000002800|Chou En-lai||in: ''Internationales Biographisches Archiv'' 14/1976 vom 22. März 1976}}

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118624385}}
* {{Pressemappe|FID=pe/038903}}
* [[Jonathan Spence]]: [https://www.chinafile.com/library/nyrb-china-archive/mystery-zhou-enlai The Mystery of Zhou Enlai] vom 28. Mai 2009 (englisch)
* [http://www.zhouenlaipeaceinstitute.org/publishing/international/enduring-effects-five-principles/ Zhou Enlai Peace Institute] (englisch)
* [https://www.zeit.de/1954/28/der-rote-star-tschu-en-lai Der rote Star: Tschu En-lai], [[Die Zeit]] vom 15. Juli 1954
* [http://www.karl-grobe.de/1/3/760110.html Er schrieb ein wesentliches Kapitel der Zeitgeschichte], [[Frankfurter Rundschau]] vom 10. Januar 1976
* [https://www.spiegel.de/politik/man-konnte-ihm-kaum-widerstehen-a-0bd688ab-0002-0001-0000-000041330674?context=issue Man konnte ihm kaum widerstehen. Der chinesische Ministerpräsident Tschou En-lai 1898–1976], [[Der Spiegel]] vom 12. Januar 1976
* {{Webarchiv |url=http://www.oai.de/en/65-ostasienlexikon/ttt/2194-zhou-enlai.html |wayback=20170725071955 |text=Tschu En-lai}}, [[Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen]] vom 9. Dezember 2012

== Quellen ==
<references />

{{Folgenleiste|VORGÄNGER=—|NACHFOLGER=[[Hua Guofeng]]|AMT=[[Liste der Ministerpräsidenten der Volksrepublik China|Premier der VRC]]|ZEIT=1949–1976}}

{{Navigationsleiste Außenminister der Volksrepublik China}}

{{Hinweis Chinesischer Name|Zhou|Enlai}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=118624385|LCCN=n/50/42000|NDL=00317236|VIAF=24599625}}

{{SORTIERUNG:Zhou, Enlai}}
[[Kategorie:Außenminister (Volksrepublik China)]]
[[Kategorie:Premierminister (Volksrepublik China)]]
[[Kategorie:Politiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Revolutionär]]
[[Kategorie:Revolutionär]]
[[Kategorie:Person im Chinesischen Bürgerkrieg]]
[[Kategorie:Person im Zweiten Weltkrieg (China)]]
[[Kategorie:KPCh-Mitglied]]
[[Kategorie:Person (Bewegung des vierten Mai)]]
[[Kategorie:Chinese]]
[[Kategorie:Geboren 1898]]
[[Kategorie:Geboren 1898]]
[[Kategorie:Gestorben 1976]]
[[Kategorie:Gestorben 1976]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten|
{{Personendaten
NAME=Zhōu Ēnlái
|NAME=Zhou, Enlai
|ALTERNATIVNAMEN=周恩来 (([[Chinesische Schrift|vereinfacht]]); 周恩 ([[Chinesische Schrift|traditionell]]); Chou Ên-lai ([[Wade-Giles]])
|ALTERNATIVNAMEN=Zhōu, Ēnlái (Pinyin); Chou, Ên-lai (Wade-Giles); Zau1, Jan1loi4 (Jyutping); 周恩 (chinesisch, Kurzzeichen); 周恩來 (chinesisch, Langzeichen)
|KURZBESCHREIBUNG=Führer der [[Kommunistische Partei Chinas|Kommunistischen Partei Chinas]] und Premierminister der [[Volksrepublik China]]
|KURZBESCHREIBUNG=chinesischer Premierminister, Führer der Kommunistischen Partei Chinas
|GEBURTSDATUM=[[5. März]] [[1898]]
|GEBURTSDATUM=5. März 1898
|GEBURTSORT=
|GEBURTSORT=[[Huai’an]], Provinz [[Jiangsu]]
|STERBEDATUM=[[8. Januar]] [[1976]]
|STERBEDATUM=8. Januar 1976
|STERBEORT=
|STERBEORT=[[Peking]]
}}
}}

[[en:Zhou Enlai]]
[[es:Zhou Enlai]]
[[fa:چو ان-لای]]
[[fi:Zhou Enlai]]
[[fr:Zhou Enlai]]
[[id:Zhou Enlai]]
[[it:Zhou Enlai]]
[[ja:周恩来]]
[[ko:저우언라이]]
[[nl:Zhou Enlai]]
[[sl:Ču En Laj]]
[[sr:Џоу Ен-лај]]
[[sv:Zhou Enlai]]
[[zh:周恩来]]

Aktuelle Version vom 16. Juli 2025, 06:10 Uhr

Zhou Enlai

Zhou Enlai, auch Tschu En Lai oder nach Stange Tschou En-lai[1] (chinesisch 周恩來 / 周恩来, Pinyin Zhōu Ēnlái, W.-G. Chou Ên-lai; * 5. März 1898 in Huai’an, Provinz Jiangsu; † 8. Januar 1976 in Peking) war ein wichtiger Führer der Kommunistischen Partei Chinas, langjähriger Mitstreiter von Mao Zedong und der Premierminister der Volksrepublik China von 1949 bis zu seinem Tod.

Kindheit und Jugend

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zhou Enlai wurde in Huai’an, Provinz Jiangsu, als Sohn in eine großbürgerliche Familie geboren. Die ersten Lebensjahre verbrachte er bei seinem Großvater Zhou, einem ehemaligen hohen Staatsbeamten der Mandschu-Dynastie, der auch Bürgermeister von Huai’an war und von dem er eine klassische Ausbildung erhielt. Im Alter von etwa zehn Jahren übertrug die Familie seine Erziehung einem Onkel in Shenyang, wo er dann eine moderne Grundschule besuchte.

Von 1913 bis 1917 ging Zhou Enlai auf die von amerikanischen Missionaren geleitete Nankai-Mittelschule in Tianjin, wo er bald in der Schülerbewegung eine führende Rolle spielte und an revolutionäres Gedankengut kam.

Studium und Auslandsaufenthalte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zhou Enlai, 1917

Im Jahr 1917 ging Zhou Enlai nach Japan und studierte ein Jahr lang Japanisch an der Waseda-Universität, dann wechselte er an die Universität Kyōto.

1919 kehrte er nach China zurück und schrieb sich an der Nankai-Universität in Tianjin ein, wurde aber aus politischen Gründen verhaftet. Wieder freigelassen machte er im folgenden Jahr zusammen mit 1.500 anderen jungen Chinesen von der Möglichkeit zu einem Werkstudium in Frankreich Gebrauch. Zhou war von seiner wohlhabenden Familie mit genügend Geld ausgestattet, um Reisen nach England, Belgien und Deutschland durchzuführen, wo er teilweise auch studierte. In Deutschland hielt er sich in Berlin und Göttingen auf.[2] Im Jahr 1921 trat Zhou der Kommunistischen Partei Chinas bei und kehrte 1924 nach China zurück, wo in der Zwischenzeit die Einheitsfront zwischen der KPCh und der Kuomintang gebildet worden war. Zhou bekleidete in den Institutionen beider Parteien gleichzeitig wichtige Ämter; u. a. war er Vorsitzender des politischen Ausschusses der Whampoa-Militärakademie.[3]

1925 heiratete er in Tianjin Deng Yingchao, eine Führerin der Studentenorganisation.[4] Sie wurde später zu einer wichtigen Führerin der Kommunistischen Partei Chinas. Das Paar hatte keine Kinder, aber sie adoptierten viele Waisenkinder von „Märtyrern der Revolution“. Eines dieser Kinder war der spätere Premierminister Li Peng.

Politische Karriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zhou Enlai, 1940
Zhou Enlai mit seiner Frau Deng Yingchao, 1954

Zhou wurde während der Bewegung des vierten Mai 1919 landesweit berühmt. Er führte einen Angriff auf ein Büro der Regierung während der Studentenproteste gegen die Verträge von Versailles an. Im Jahre 1920 zog er nach Frankreich, dort war er bei revolutionären chinesischen Studenten aktiv, trat 1921 der Französischen Kommunistischen Partei (PCF) bei und bereiste Europa.

Als Zhou nach China zurückgekehrt war, begann er 1926 als Vorsitzender des politischen Ausschusses in der Whampoa-Militärakademie zu arbeiten. Die Militärakademie wurde von den Kommunisten und Nationalisten gemeinsam gegründet. Die Kommunisten installierten Zhou als Ausgleich gegen den Nationalismus von Chiang Kai-shek.

Nach dem Beginn der Nordexpedition der Kuomintang arbeitete Zhou als Arbeiteragitator. Im Jahre 1926 organisierte Zhou einen Generalstreik in Shanghai und öffnete die Stadt für die Kuomintang. Nach dem Bruch der Kommunisten mit der Kuomintang gelang es Zhou, vor dem weißen Terror zu fliehen. Er schaffte es, sich in die Provinz Jiangxi, die Hochburg der Kommunisten, durchzuschlagen. Dort bewegte sich Zhou weg von dem orthodoxen, auf die Städte konzentrierten Kommunismus hin zur maoistischen Ideologie der Revolution auf dem Land. Hier wurde Zhou zu einem der wichtigsten Führer der Kommunistischen Partei. Dieser Übergang endete mit dem Beginn des Langen Marsches. Im Januar des Jahres 1935 half Zhou Mao bei der Bekämpfung der 28 Bolschewiken.

In den Jahren, als die Kommunistische Partei ihre Basis in Yan’an hatte, kämpfte Zhou für eine vereinigte Front gegen Japan. So spielte Zhou eine wichtige Rolle im Zwischenfall von Xi’an. Er verhandelte im chinesischen Bürgerkrieg mit den Nationalisten. Während des Chinesisch-japanischen Krieges war Zhou Botschafter bei der Kuomintang in deren Übergangshauptstadt Chongqing. Er nahm auch an den gescheiterten Verhandlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs teil.

Im Jahre 1949, nach der Errichtung der Volksrepublik China, war Zhou Premierminister und Außenminister. Im Juni 1953 verkündete er die Fünf Deklarationen für Frieden. Er war Vorsitzender der kommunistischen chinesischen Delegation bei der Genfer Konferenz von 1954 und der Bandung-Konferenz 1955. Bei einem ihm geltenden Flugzeugattentat durch die Kuomintang kam am 1. April 1955 der österreichische Arzt und Schriftsteller Fritz Jensen ums Leben.[5] Im Jahr 1958 gab Zhou den Posten des Außenministers an Chen Yi ab, blieb aber Premierminister. Außerdem war er von 1954 bis 1976 Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes. Er war ein populärer Politiker und behielt seine Ämter auch während des Großen Sprunges nach vorn und der Kulturrevolution.

Kissinger, Zhou Enlai (hinten) und Mao in den frühen 1970er, Peking

Zhou war Mao gegenüber stets loyal und genoss auch während der Kulturrevolution das Vertrauen Maos. Zhou war dafür zuständig, dass die Wirtschaft und damit die Lebensgrundlage des Volkes möglichst störungsfrei weiterlief. Seine Loyalität zu Mao hatte ihren Grund auch in seiner tiefen Sorge, dass China wieder auseinanderfallen und im Krieg versinken könnte.

Am Ende seines Lebens fasste Zhou seine Sorge um die Zukunft und innere Einigkeit Chinas in einem pessimistischen Vermächtnis ab, das er unter den höheren Funktionären in Umlauf brachte: „Unsere Generation hatte noch nie ruhige Tage. Würden wir sorglos schlafen gehen, würden unser Volk und unsere Partei auseinanderfallen, und Millionen Köpfe müßten rollen.“[6]

Zhou ermöglichte die Aufnahme von Beziehungen mit dem Westen in den 1970er Jahren.[7] Er begrüßte im Februar 1972 den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon zu seinem Besuch in China und unterzeichnete mit ihm das Shanghai-Kommuniqué.

Bei Zhou wurde erstmals im November 1972 Blasenkrebs diagnostiziert. Das Ärzteteam berichtete, dass er bei sofortiger Behandlung eine 80- bis 90-prozentige Heilungschance hätte, aber die medizinische Behandlung für die höchsten Parteimitglieder musste von Mao genehmigt werden. Mao befahl, dass Zhou und seine Frau nicht von der Diagnose erfahren sollten, keine Operation sollte durchgeführt werden und keine weiteren Untersuchungen sollten erfolgen.[8] Im Jahr darauf hatte Zhou erhebliche Blutungen im Urin. Nach Druck von anderen chinesischen Führern, die von Zhous Zustand erfahren hatten, ordnete Mao schließlich im Juni 1974 eine chirurgische Behandlung an, jedoch hatten sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet.

Daraufhin gab er viele seiner Funktionen an Deng Xiaoping ab. Am 8. Januar 1976 starb Zhou im Alter von 77 Jahren – einige Monate vor Mao Zedong. Im April 1976, einen Tag vor dem chinesischen Totengedenktag, wurden Kränze und Blumen zum Gedenken an Zhou von der Polizei entfernt, was allgemein als Tian’anmen-Zwischenfall bezeichnet wird.

Nachfolger von Zhou Enlai wurde Hua Guofeng.

  • Zhou Enlai, Ausgewählte Schriften. Band I. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 1981.
  • Tschou En-lai, Reden und Schriften 1949–1976. Verlag Rote Fahne, Köln 1976, ISBN 3-8106-0024-5.
  • Jian Chen: Zhou Enlai: A Life. Harvard University Press, Cambridge (MA) 2024, ISBN 978-0-674-65958-2 (englisch).
  • Percy Jucheng Fang, Lucy Guinong J. Fang: Zhou Enlai – ein Porträt. Aus dem Englischen übersetzt von Ruth F. Weiß. Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1990; ISBN 7-119-00815-3.
  • S. Noma (Hrsg.): Zhou Enlai (Chou en-lai). In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, Tokio 1993, ISBN 4-06-205938-X, S. 1780 (englisch).
  • Chou En-lai in: Internationales Biographisches Archiv 14/1976 vom 22. März 1976, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Commons: Zhou Enlai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Tabelle zur Konvertierung verschiedener Transkriptionen. In: uni-muenster.de. Universität Münster, Fachbereich Sinologie, abgerufen am 14. Dezember 2024 (vergleichende Liste der Transkriptionssysteme Hanyu Pinyin, Wade-Giles, Zhuyin Fuhao, EFEO, Lessing-Othmer, Stange und Unger).
  2. Anna Wang: Ich kämpfte für Mao. Eine deutsche Frau erlebt die chinesische Revolution. Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 125.
  3. Anna Wang: Ich kämpfte für Mao. Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 126.
  4. Anna Wang: Ich kämpfte für Mao. Christian Wegner, Hamburg 1964, S. 123.
  5. Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen III (I–Z). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 22, 2003, S. 269–305, hier: S. 269.
  6. Teng: Hauptsache, die Katze fängt Mäuse. In: Der Spiegel, 12. Januar 1976.
  7. Wolfram Eberhard: Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Kröners Taschenausgabe. Band 413). 3., erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1980, ISBN 3-520-41303-5, S. 426.
  8. Wenqian Gao: Zhou Enlai – The Last Perfect Revolutionary – A Biography. PublicAffairs, 2007, S. 235–236.
VorgängerAmtNachfolger
Premier der VRC
1949–1976
Hua Guofeng