„Geschichte des Sudan“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Statue, claimed to depict Natakamani found in Tabo on the isle of Argo.jpg|mini|Bildnis eines nubischen Königs aus [[Tabo (Nubien)|Tabo]], möglicherweise König [[Natakamani]], 1. Jahrhundert n. Chr.]] |
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Die '''Geschichte des [[Sudan]]s''' ist stark verknüpft mit der Geschichte [[Ägypten]]s, mit dem sich das historische ''[[Nubien]]'' das [[Nil]]tal teilt, eine der Wiegen der menschlichen [[Zivilisation]]. |
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Die '''Geschichte des Sudan''' umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der [[Sudan|Republik Sudan]] und historischer sudanesischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie ist stark verknüpft mit der Geschichte [[Ägypten]]s, mit dem sich das historische ''[[Nubien]]'' das [[Nil]]tal teilt, eine der Wiegen der menschlichen [[Zivilisation]]. |
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Der Sudan ist von der Fläche her das |
Der Sudan ist von der Fläche her das drittgrößte (seit 9. Juli 2011 – Abspaltung von [[Südsudan]]) Land [[Afrika]]s. Große Teile beherrscht die Wüstenlandschaft der [[Sahara]]. Der [[Nil]] ist die Hauptlebensader des Landes und bietet so die Bedingungen zum Entstehen einer Hochkultur südlich des historischen Ägyptens. Der Süden des heutigen Sudan gehört bereits zu [[Subsahara-Afrika]] mit dem wichtigen Nachbarland [[Äthiopien]]. Der Sudan ist ethnisch und kulturell äußerst vielgestaltig. Seit über 50 Jahren ist das Land von [[Bürgerkrieg]] und [[Armut]] gezeichnet – trotz seines ''relativ'' günstigen Potenzials an fruchtbarem Land und Bodenschätzen. |
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Zur Zeit der [[Pharao]]nen war das historische [[Nubien]] teils Bestandteil Ägyptens, teils selbst Herr des ganzen Niltals. Die Islamisierung erfasste das Land erst Jahrhunderte nach Ägypten. Im 19. Jahrhundert wurde es zunächst von Ägypten erobert, dann für kurze Zeit von der [[Mahdi-Aufstand|Mahdi-Bewegung]] zurückerobert und schließlich mit britischer Hilfe der so genannte [[Anglo-Ägyptischer Sudan|Anglo-Ägyptische Sudan]] bis zu seiner Unabhängigkeit 1956. Seitdem gab es immer wieder parlamentarisch-demokratische Ansätze, die durch Militärputsche annulliert wurden. Weiter gab es innere Konflikte wie den Kampf der Befreiungsarmee [[Sudanesische Volksbefreiungsarmee (1983–2011)|SPLA]] von 1983 bis 2011 gegen die Zentralmacht in der Hauptstadt [[Khartum]] und den seit 2003 andauernden [[Darfur-Konflikt]]. Im Jahr 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der sudanesischen Regierung und der Befreiungsarmee vereinbart, das die Autonomie des [[Südsudan]] und dessen Weg in die Unabhängigkeit regelte. |
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Heute (2004) droht dem Sudan erneut eine humanitäre Katastrophe. Da diese ''menschengemacht'' ist, hilft zum Verständnis ein Blick auf die lange Geschichte des Landes. |
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== Vorgeschichte == |
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Der Sudan gilt aufgrund seiner [[arabische Sprache|arabisch sprechenden]] Bevölkerungsmehrheit als Teil der [[Arabische Welt|Arabischen Welt]]. Gleichzeitig dominiert hier der [[Islam]] als Staatsreligion (ca. 75% der über 30 Millionen Einwohner), es gibt aber auch Minderheiten von Christen (5-10 %) und Anhängern von [[Naturreligion]]en im Süden des Landes (ca. 15 %). |
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[[Altsteinzeit]] (bis 8000 v. Chr.)<ref>Gamal el-Deen Idris: ''Die Altsteinzeit im Sudan'' (= ''Archäologische Berichte.'' Band 4). Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V., Bonn 1994, ISBN 3-86097-137-9 ([https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/19 Digitalisat]).</ref> |
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Zur Zeit der [[Pharao]]nen war das historische [[Nubien]] teils Bestandteil [[Ägypten]]s, teils selber Herr des ganzen [[Nil]]tals. Die Islamisierung erfasste das Land erst Jahrhunderte nach Ägypten. Im [[19. Jahrhundert]] wurde es zunächst von Ägypten erobert, dann für kurze Zeit von der [[Mahdi-Bewegung]] zurückerobert und schließlich mit britischer Hilfe der sogenannte '''[[Anglo-ägyptischer Sudan|Anglo-Ägyptische Sudan]]''' bis zu seiner Unbahängigkeit [[1956]]. Seitdem gab es immer wieder parlamentarisch-demokratische Ansätze, die durch Militärputschs annuliert wurden. Im Süden des Landes kämpft eine Befreiungsarmee gegen die Zentralmacht in der Hauptstadt [[Khartum]]. Alle Friedensbemühungen interner Gruppen, der Nachbarländer und der Weltgemeinschaft scheiterten bisher. |
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Älteste menschliche Siedlungsspuren im heutigen Sudan sind mindestens 300.000 Jahre alt, vermutlich sogar älter, und gehören demnach zu ''[[Homo erectus]]''. Technologisch und kulturell gehören diese ältesten Fundkomplexe ins [[Acheuléen]]. Aus ''Homo erectus'' entwickelte sich in Afrika der moderne [[Mensch]] ''(Homo sapiens)'', der von Ostafrika aus das Land am Nil besiedelte, bevor er – unter anderem dem Nil nach Norden folgend – auch Asien und Europa für sich zu erschließen begann. Altsteinzeitliche Fundplätze konzentrieren sich im Niltal: Khashm el-Girba, Khor Musa. |
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==Erste Menschen== |
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[[Mittelsteinzeit]] (8000–5000 v. Chr.) |
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==Pharaonenzeit== |
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Zur Zeit der [[Ägypten|ägypritschen]] [[Pharao]]nen und in der [[Antike]] war die Region des heutigen Sudan als '''Obernubien''' bekannt. |
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<br>(''siehe Hauptartikel'' [[Nubien]]). |
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Der erste Fundort dieser Zeitstellung, der untersucht wurde, war Khartoum Hospital, weshalb diese Kultur in der Archäologie auch als Khartoum Mesolithic bekannt ist. Die Träger dieser Kultur waren halbsesshafte Wildbeuter, die allerdings bereits die Keramikherstellung kannten. Ihre Wirtschaftsweise war aneignend. Die Flussressourcen standen dabei im Vordergrund, weshalb diese Fundkomplexe zuweilen auch als „aqualithic“ bezeichnet werden. Die typische Keramik heißt nach der bestimmenden Dekoration Wavy-Line-Keramik. Die Fundorte befinden sich hauptsächlich an den Ufern von Flüssen und Seen. Wichtige Fundorte/-regionen sind: [[Ad-Damir]], Abu Darbein, [[Wadi Howar]], Shaqadud. |
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Es gab schon früh Verbindungen zum nördlichen Ägypten und sogar bis nach [[Griechenland]]. Begünstigt wurde das durch die geografische Lage am Oberlauf des [[Nil]]s. Hier existierte einst das '''Reich Kerma''', der älteste bekannte afrikanische Staat, der seinen Herrschaftsbereich bis zur Südgrenze Ägyptens ausdehnen konnte, im [[2. Jahrtausend v. Chr.]] aber von den Pharaonen zurück geschlagen wurde. |
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[[Jungsteinzeit]] (4900–3000 v. Chr.) |
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Vermutlich ab [[1080 v. Chr.]] (spätestens aber ab [[750 v. Chr.]]) bis zum [[3. Jahrhundert v. Chr.]] besteht hier das '''Reich Kusch'''. Hauptstadt war zunächst [[Napata]], später dann [[Meroe]]. Das Reich kann auf eine starke Militärmacht und große Goldfunde aufbauen. |
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Während des 5. Jahrtausends v. Chr. gelangten die aus den Domestikationszentren Vorderasiens stammenden Haustiere Rind, Schaf und Ziege aus Ägypten auch in das zentrale Niltal. Die aneignende Wirtschaftsweise (Jagen, Fischen und Sammeln) wandelt sich langsam zu einer kombinierten Subsistenzweise, indem neben Fischen und Jagen auch Tierhaltung betrieben wurde. Mancherorts dominierte weiterhin die aneignende Lebensweise, während in anderen Gebieten des Sudan bereits die Haltung von Haustieren die Fleischversorgung der Bevölkerung garantierte und die Jagd lediglich eine untergeordnete Rolle spielte. Die Übernahme des Ackerbaus ist mangels eindeutiger Funde nur schwer nachzuweisen. Auf Mahlsteinen, die bei Grabungen häufig zutage treten, wurden auch schon zuvor gesammelte Wildgetreidekörner gemahlen. Die Gerstennachweise in Gräbern von Kadruka sind jedenfalls ein erster Hinweis auf Ackerbau. Während in der früheren Phase einfache Gefäßformen dominieren, treten in der jüngeren Phase auffällige Gefäßformen in den Mittelpunkt wie etwa die eleganten tulpenförmigen Becher. Wichtige Fundorte/-regionen sind: Kadero, esh-Shaheinab, Kadruka, Kerma, Wadi Howar. |
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Um [[700 v. Chr.]] erobert Kusch Ägypten und stellt dort die 25. Dynastie der ([[Nubier|nubischen]]) Pharaonen. |
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Im Osten des Sudan sind diverse Kulturen bezeugt. Die [[Butana-Gruppe]] datiert vor allem in das 4. Jahrtausend v. Chr. Auf ihr folge die [[Gash-Gruppe]] (etwa 3000 bis 1800 v. Chr.). Die Leute lebten vom Ackerbau und von der Tierhaltung. Keramik wurde produziert. Bei [[Mahal Teglinos]] wurde eine Ortschaft mit fast stadtartigen Ausmaßen ausgegraben. Die Bebauung bestand aus einfachen runden Hütten, aber auch aus rechteckigen Lehmbauten, die südlichsten dieser Zeit in Afrika überhaupt. Es wurden große Friedhöfe gefunden, wobei die Gräber zum Teil mit großen, undekorierten Steinstelen markiert waren. Es fanden sich Siegel und Siegelstempelungen, die auf Formen der Verwaltung hinweisen. Ägyptische Keramik und Faience-Perlen belegen Handel mit Ägypten. Muscheln vom Roten Meer bezeugen Beziehungen dorthin.<ref>Andrea Manzo: ''Eastern Sudan in its Setting, The archaeology of a region far from the Nile Valley'', Archaeopress 2017, ISBN 978-1-78491-558-2, S. 33–42 [http://www.archaeopress.com/ArchaeopressShop/Public/download.asp?id=%7B8051E498-158B-4217-8288-BD6DA9FB5ECC%7D online]</ref> |
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==Christianisierung und Islamisierung== |
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Ab dem [[6. Jahrhundert|6. Jahrhundert nach Chr.]] wird das Gebiet [[Christianisierung|christianisiert]]. Um [[1315]] wird der Norden [[Islam|islamisch]], ab ca. [[1504]] folgt der Süden grötenteils. Viele dort lebende [[Schwarzafrikaner]] behalten aber den angestammten heidnischen Glauben ihrer Vorväter. |
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[[Kerma-Kultur]] (2500–1520 v. Chr.) |
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In der Folge kann sich hier das islamische '''Fung-Reich''' etablieren, das erst [[1821]] endgültig von Ägypten unter Führung [[Muhammad Ali Pascha|Muhammad Alis]] erobert wird. |
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== Pharaonenzeit == |
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==Anglo-Ägyptisches Kondominium== |
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[[Datei:Sudan Meroe Pyramids 2001.JPG|miniatur|[[Pyramiden von Meroe]], erbaut durch das Reich Kusch – Luftbild von 2001]] |
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Ab [[1881]] kann sich die Bewegung des sudanesischen religiösen Führers [[Muhammad Ahmad]] (genannt '''al-Mahdi''' - ''der von Gott geleitete'') durchsetzen. Ägypten zieht sich aus dem Sudan zurück. Diese Phase wird auch als [[Mahdi-Aufstand]] bezeichnet. Am [[26. Januar]] [[1885]] fällt das von Briten verteidigte [[Khartum]] in die Hand des Mahdis. Er wird [[1898]] durch ägyptische Truppen unter dem [[Großbritannien|britischen]] General Lord [[Horatio Herbert Kitchener]] geschlagen. |
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{{Hauptartikel|Reich von Kusch}} |
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Zur Zeit der [[Ägypten|ägyptischen]] [[Pharao]]nen und in der [[Antike]] war die Region des heutigen Sudan als '''Obernubien''' bekannt. |
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[[1898]] und [[1899]] kommt es zur [[Faschodakrise]] zwischen Großbritannien und [[Frankreich]], die sich nicht über ihre Besitzansprüche auf den Sudan einigen können. Am Ende muss sich Frankreich aus [[Faschoda]] zurückziehen, verzichtete [[1904]] offiziell, und der Sudan wird [[anglo-ägyptischer Sudan|anglo-ägyptisches Kondominium]], ''de facto'' aber bis [[1953]] britische [[Kolonie]]. Ägypten beansprucht den Sudan weiterhin für sich, ist aber in dem Kondominium lediglich Juniorpartner, das heißt: Britische Beamte kontrollieren die Verwaltung des Sudan, und ägyptische Beamte sind höchstens in der mittleren Führungsebene zu finden. |
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Es gab schon früh Verbindungen zum nördlichen Ägypten und sogar bis nach [[Griechenland]]. Begünstigt wurde das durch die geografische Lage am Oberlauf des Nils. Hier existierte einst das [[Königreich von Kerma]], der älteste bekannte schwarzafrikanische Staat, der seinen Herrschaftsbereich bis zur Südgrenze Ägyptens ausdehnen konnte, im 2. Jahrtausend v. Chr. aber von den Pharaonen zurückgeschlagen wurde. |
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Unter der britischen Herrschaft wird die Hauptstadt [[Khartum]] planmäßig ausgebaut, eine Universität errichtet (hauptsächlich zur Ausbildung lokaler Beamter), und vor allem der Anbau von [[Baumwolle]] intensiviert, die für die britische [[Textilindustrie]] ein sehr wichtiges Importgut ist. Wichtigstes Anbaugebiet wird die Gegend zwischen [[Weißer Nil|Weißem]] und [[Blauer Nil|Blauem Nil]] südlich Khartums. |
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Vermutlich ab 1080 v. Chr. (spätestens aber ab 750 v. Chr.) bis zum 3. Jahrhundert besteht hier das [[Reich von Kusch|Reich Kusch]]. Hauptstadt war zunächst [[Napata]], später dann [[Meroe]]. Das Reich kann auf eine starke Militärmacht und große Goldfunde aufbauen. |
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Derweil strömen katholische [[Missionar]]e ins Land und bekehren im Süden Teile der vorher heidnischen Schwarzen, so dass dort, wo es bisher keine Islamisierung gab, eine christliche Minderheit entsteht. |
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Um 700 v. Chr. erobert Kusch Ägypten und stellt dort die [[25. Dynastie]] der ([[Nubier|nubischen]]) Pharaonen. |
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==Unabhängigkeit 1956== |
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Am [[12. Februar]] [[1953]] geht Ägypten einen Kompromiss ein: Der künftige Sudan soll selber entscheiden, ob er zu Ägypten gehören will oder nicht. Die Wahlen am [[29. November]] gehen eindeutig zu Gunsten der ''Nationalen Unionspartei'' (''Umma-Partei'' - UP) aus. Damit ist der Weg in die Selbständigkeit weitgehend geebnet. Schon [[1948]] führten die Briten im Sudan eine Verwaltungsreform durch und ließen gegen den ägyptischen Widerstand [[1951]] eine nationale verfassungsgebende Versammlung zu. Nach den Wahlen vom November gelingt es [[Ismail al-Aschari]] (* 1902, † 1969) am [[9. Januar]] [[1954]] eine Regierung zu bilden. |
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== Christianisierung und Islamisierung == |
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[[1955]] beginnt der Bürgerkrieg zwischen dem christlich-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden des Landes. |
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[[Datei:Christian Nubia.png|miniatur|Karte der christlichen Königreiche im Mittelalter]] |
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Zwischen dem fünften und sechsten Jahrhundert etabliert sich das [[Christentum]], ausgehend vor allem vom koptischen Ägypten, aber zum Teil auch vom heutigen [[Äthiopien]] und von [[Byzantinisches Reich|Byzanz]], in nördlichen und östlichen Teilen des Sudan. Es entstehen die christlichen Königreiche [[Alwa]], [[Makuria]] und [[Nobatia]], von denen Makuria das bekannteste ist. Ab 640 n. Chr. verbreitet sich der [[Islam]] im Norden durch arabische Händler. Die Ansiedlung und Vermischung arabischstämmiger und indigener Bevölkerung führt im Laufe der Zeit zu einer Arabisierung des Gebiets und einem starken Einflussverlust des Christentums. Dennoch können sich christliche Königreiche in Nubien bis ins 14. Jahrhundert halten. Ab dem 16. Jahrhundert werden auch einige südsudanesische Volksgruppen muslimisch. Der Großteil des Südens bleibt jedoch bis ins 20. Jahrhundert den [[Afrikanische Religionen|traditionellen Religionen]] treu. |
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'''[[1. Januar]] [[1956]] Unabhängigkeit des Sudan''' unter Präsident al-Aschari. Die ethnisch-religiösen Gegensätze des Landes können allerdings bis heute nicht gelöst werden. Im April des Jahres wird der Sudan Mitglied der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]] und demonstriert so seine Zugehörigkeit zur [[Arabische Welt|Arabischen Welt]]. |
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Zur weiteren Ausbreitung des Islam trägt das islamische [[Sultanat von Sannar]] (1504–1821), auch Schwarzes Sultanat genannt, bei. Unter seinem Einfluss kommt es zur [[Arabisierung]] und [[Islamisierung]] verschiedener indigener Völker im Sudan. Es gibt jedoch auch Entwicklungen wie bei den [[Bedscha (Ethnie)|Bedscha]], die in den Bergen des [[Rotes Meer|Roten Meeres]] siedeln. Sie behalten trotz [[Konversion (Religion)|Konversion]] zum Islam und Mischehen mit arabischen Einwanderern eine abgegrenzte eigene Kultur. |
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Nach den Wahlen vom [[11. März]] [[1958]] bei denen die ''Umma'' fast dreiviertel der Parlamentssitze erobert, '''putscht am [[17. November]] General [[Abbud]]''' (* 1900, † 1983). Er löst das Parlament auf, suspendiert die Verfassung, verbietet alle Parteien und macht sich selber zum Staatschef. |
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Das mächtige [[Sultanat Darfur]] besteht vom 16. Jahrhundert bis zur Eroberung durch türkische Besetzer 1874 und nimmt anders als das Fung-Reich eine Schlüsselrolle im transafrikanischen Handel ein. Es wird dann unter [[Ali Dinar]] nach Ende der [[Mahdi-Aufstand|Mahdiherrschaft]] 1898 wiederhergestellt und bleibt bis ins Jahr 1916 bestehen. |
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Am [[15. November]] [[1964]] wird Abbud von einer zivilen Regierung unter Al-Aschari wieder abgelöst. Diese Zeit wird geprägt duch Instabilität und Rivalitäten der Parteien. |
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== Besetzung und Kolonialzeit == |
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==1969-1985: Herrschaft von Numeiri== |
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=== Osmanisch-ägyptische Herrschaft === |
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Schon am [[25. Mai]] [[1969]] gibt es einen neuen Putsch. Diesmal unter Oberst [[Dschafar Muhammad an-Numeiri]] (* 1930), der in der Folge die ''Sudanesische Sozialistische Union'' ([[SSU]]) als alleinige Partei im Staate installiert. Er nähert sich außenpolitisch der [[Sowjetunion]] an und verstaatlicht [[1970]] ausländische Banken und Unternehmen. Seine Politik richtet sich zunächst am damaligen panarabistischen Vorbild [[Gamal abd an-Nassir]] aus. |
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{{Hauptartikel|Türkisch-Ägyptischer Sudan}} |
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Anfang des 19. Jahrhunderts waren die dominanten Staaten auf dem Gebiet des heutigen Sudan das [[Sannar (Sudan)|Königreich Sannar]] im Osten und das [[Sultanat Darfur]]. In beiden Staaten bildeten Sklaven die Basis für das Militär und die Staatsverwaltung. 1820 befahl der osmanische Regent Ägyptens [[Muhammad Ali Pascha]] eine [[Osmanisch-Ägyptische Eroberung des Sudan|Militärexpedition in den Sudan]]. Anlass war die Zerschlagung, der nach [[Dunqula]] geflohenen, durch ihn aus Ägypten verdrängten [[Mameluken]]. Ziel war aber auch den Sudan dauerhaft unter ägyptischen Einfluss zu bringen. Hierdurch sollte der Zugang zu sudanesischen Goldvorkommen und Sklaven sowie die Kontrolle über die Oberläufe des Nil dauerhaft gesichert werden.<ref name="Verhoeven20154550">Harry Verhoeven: ''Water, Civilisation and Power in Sudan The Political Economy of Military-Islamist State Building.'' New York, 2015, S. 40–45</ref> |
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1821 wurde das [[Sultanat von Sannar]] von türkisch-ägyptischen Truppen unter Führung Ismael Kamil Paschas, des Sohns [[Muhammad Ali Pascha|Muhammad Alis]], erobert. Nach der Eroberung wurde sofort damit begonnen schwarze Sklaven zu rekrutieren. Am 13. Juni 1821 wurde die Hauptstadt der Fung [[Sannar (Sudan)|Sannar]] erobert. Nach [[Dunqula]] wurde das Königreich Darfur erobert und schließlich 1871 mit der Provinz [[Äquatoria]] die zentralafrikanischen Seen erreicht. |
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Am [[19. Juli]] [[1971]] kommt es zu einem '''[[Kommunismus|kommunistischen]] Putschversuch''' im Sudan: Linke Kräfte in Numeiris ''Revolutionsrat'' rebellieren gegen dessen [[nationalrevolutionär]]en Flügel. Numeiri kann den Putsch am [[22. Juli]] des Jahres mit Hilfe [[Libyen]]s und [[Ägypten]]s niederschlagen. Es folgen Verhaftungen, Hinrichtungen und diplomatische Konflikte mit Moskau. Am [[10. Oktober]] [[1971]] wird Numeiri zum '''Staatschef''' gewählt. |
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Der ägyptische Einfluss stimulierte den Sklavenhandel. Ökonomisch profitierten trotz einer hohen Abgabenlast kooperierende einheimische Stämme, welche mit sklavenbasierter Landwirtschaft oder Sklavenhandel wirtschaftlich den Interessen des Kolonialstaats dienten.<ref name="Verhoeven20154550" /> |
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[[1972]] erreicht er mit dem aufständischen Süden das '''Friedensabkommen von [[Addis Abeba]]'''. Der Süden erhält eine [[Autonomie]]; eine [[Amnestie]] für die Rebellen und [[Wirtschaftshilfe]] für den armen Süden werden versprochen. Am [[13. Juni]] 1972 nimmt der Sudan wieder seine diplomatischen Beziehungen zur [[Bundesrepublik Deutschland]] auf. Am [[25. Juli]] auch wieder zur [[USA]]. Dies wird im ''Westen'' als '''außenpolitische Öffnung''' des Sudan begrüßt, im ''Ostblock'' hingegen als ''Hinwendung zum [[Imperialismus]]'' gewertet. |
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Um die Verwaltung in den besetzten Gebieten zu organisieren und dem Sklavenhandel ein Ende zu setzen, schickte die ägyptische Regierung in den 1870er Jahren Europäer in den Sudan. [[Charles George Gordon]] wurde so 1874 zum Gouverneur von Äquatoria und dann des gesamten Sudan ernannt. |
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Am [[14. April]] [[1973]] gibt es eine '''neue [[Verfassung]]''' für den Sudan. Der [[Islam]] wird als [[Staatsreligion]] verankert, das [[Christentum]] als [[Minderheitenreligion]] anerkannt, dem Süden die Autonomie versichert und das alles unter Führung der [[SSU]] als alleiniger verfassungsmäßiger [[Staatspartei]]. Tatsächlich wird am [[22. Oktober]] eine Autonomieregierung des Südsudan eingerichtet. |
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=== Mahdi-Aufstand === |
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[[1976]] gibt es einen weiteren Putschversuch, der aber fehlschlägt. Numeiri beschuldigt [[Libyen]] der Urheberschaft und schließt am [[15. Juli]] ein Beistandsabkommen mit [[Ägypten]]. Die Beziehungen zur [[Sowjetunion]] verschlechtern sich zunehmend. Diplomatische Kontakte werden minimiert. |
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[[Datei:Muhammad Ahmad al-Mahdi.jpg|miniatur|Muhammad al-Mahdi]] |
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{{Hauptartikel|Mahdi-Aufstand}} |
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Ab 1881 konnte sich die Bewegung des sudanesischen religiösen Führers [[Muhammad Ahmad]] (genannt [[Mahdi|al-Mahdi]] – ''der von Gott geleitete'') durchsetzen. Ägypten, das seit 1882 durch [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] besetzt war, zog sich aus dem Sudan zurück. Diese Phase wird auch als ''Mahdi-Aufstand'' bezeichnet. Am 26. Januar 1885 fiel die Hauptstadt Khartum in die Hand des Mahdis. Gouverneur Gordon wurde dabei getötet. Der Mahdi gründete in [[Omdurman]], am anderen Nilufer von Khartum, eine neue Hauptstadt, wo er am 12. Juni 1885 starb. Der Mahdi-Nachfolger, [[Kalif]] [[Abdallahi ibn Muhammad]], errichtete einen Staat der sich von Darfur im Westen bis [[Sawakin]] im Osten (ohne die Stadt selbst) und von [[Dunqula]] im Norden bis [[Bahr al-Ghazal (Region)|Bahr al-Ghazal]] im Süden erstreckte. Das Kalifat von Omdurman bildete die erste nationale sudanesische Regierung. Die [[Scharia]] regelte alle Bereiche des menschlichen Daseins. Der [[Sklavenhandel]] wurde unter dem Kalifen wieder erlaubt. Abdallahi ibn Muhammad wurde erst 1898 durch ägyptische Truppen unter dem britischen General [[Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener]] in der [[Schlacht von Omdurman]] geschlagen. Die Mahdisten flohen daraufhin nach Süden. Hier kontrollierten sie bis Oktober 1899 das Gebiet von Darfur bis zur Grenze nach [[Äthiopien]]. |
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Am [[14. August]] [[1977]] werden diverse '''Exilpolitiker rehabilitiert''' und dürfen wieder in den Sudan kommen. [[Sadiq al-Mahdi]] versöhnt sich mit Numeiri und löst seine ''Nationale Front'' kurzerhand auf. Im Gegenzug verspricht Numeiri politische Teilhabe unter dem Dach der SSU. |
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=== Britisch-ägyptisches Kondominium === |
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Vom [[12. Januar|12.]] bis [[21. Januar]] [[1979]] tagen die Parlamente Ägyptens und des Sudans gemeinsam. So soll der Schulterschluss der beiden Staaten auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet unterstrichen werden. [[1981]] verschlechtern sich die Beziehungen zu Libyen weiter, weil der Sudan bei dessem Engagement im benachbarten [[Tschad]] auf der anderen Seite steht. [[1982]] kommt es zu weiteren Vereinbarungen der engen Zusammenarbeit mit Ägypten in der Nilregion. |
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{{Hauptartikel|Anglo-Ägyptischer Sudan}} |
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[[Datei:ModernEgypt, Farouk I in Military Uniform, DHP13655-10-21 01.jpg|miniatur|[[Faruq]] (I.), zehnter ägyptischer Herrscher des Sudan, wurde 1951 zum [[König von Ägypten und des Sudan]] ausgerufen]] |
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1898 kam es zur [[Faschoda-Krise]] zwischen Großbritannien und [[Frankreich]], die sich nicht über ihre Besitzansprüche auf den Sudan einigen konnten. Am Ende musste sich Frankreich aus [[Faschoda]] zurückziehen, verzichtete 1904 offiziell, und der Sudan wurde [[Anglo-Ägyptischer Sudan|anglo-ägyptisches Kondominium]];<ref>Vgl. hierzu das ''Anglo-Egyptian Condominium Agreement'' vom 19. Januar 1899, worin sich Großbritannien und Ägypten einigten, den Sudan gemeinsam unter dem „Condominium Rule“ zu kolonialisieren und zu verwalten.</ref> doch ''[[de jure/de facto|de facto]]'' blieb er bis zur [[Deklaration der Unabhängigkeit Ägyptens|Unabhängigkeit]] des [[Königreich Ägypten|Königreichs Ägypten]] 1922 eine britische [[Kolonie]]. Ägypten beanspruchte den Sudan weiterhin für sich und der Kondominiumsstatus blieb daher umstritten. 1924 kam es darüber zur [[Sudankrise]], welche die Beziehungen zwischen den beiden Ländern für über ein Jahrzehnt stark belastete. |
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Unter der britischen Herrschaft wurde die Hauptstadt Khartum planmäßig ausgebaut, eine Universität errichtet (hauptsächlich zur Ausbildung lokaler Beamter) und vor allem der Anbau von [[Baumwolle]] intensiviert, die für die britische [[Textilindustrie]] ein sehr wichtiges Importgut war. Wichtigstes Anbaugebiet wurde die Gegend zwischen [[Weißer Nil|Weißem]] und [[Blauer Nil|Blauem Nil]] südlich Khartums. |
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[[1983]] begehrt der Südsudan erneut auf. Beobachter gehen davon aus, dass diesmal ethnische Streitigkeiten vorgeschoben sind, und es vielmehr um die dort entdeckten [[Erdöl]]lagerstätten geht. Hinzu kommt die Einführung der [[Scharia]] am [[9. September]] des Jahres. Die [[SPLA]] unter [[John Garang]] nimmt im Süden ihren '''Widerstandskampf zur Befreiung des Sudan''' auf. Sie wird von [[Äthiopien]] logistisch unterstützt und sieht sich selber nicht als [[Separatismus|separatistisch]]. |
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Derweil strömten protestantische und katholische [[Missionar]]e ins Land und bekehrten im Süden Teile der vorher [[Heidentum|heidnischen]] [[Ethnische Religionen|Lokalreligionen]] oder dem monophysitischen Christentum äthiopischer Prägung angehörigen Schwarzen, sodass sich dort, wo es bisher keine Islamisierung gab, die christliche Minderheit zum Teil beträchtlich vergrößert. |
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Im April [[1984]] wird der '''Ausnahmezustand''' verhängt. Numeiri nähert sich immer mehr den [[Muslimbrüder]]n unter dem religiösen Führer [[Hassan Turabi]] an. Wichtigster Oppositionsführer wird wieder Sadiq al-Mahdi, der sich auf den Nimbus seines Vorfahren, den mächtigen al-Mahdi aus dem 19. Jahrhundert (siehe oben) berufen kann und als moderater Vertreter des Islam gilt. Er führt die ''Umma-Partei'' an und gründet die ''Ansar-Brüderschaft''. |
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Schon 1948 führten die Briten im Sudan eine Verwaltungsreform durch und ließen gegen den Widerstand Ägyptens 1951 eine nationale verfassunggebende Versammlung zu. Am 12. Februar 1953 verkündete Ägypten nach dem dortigen [[Militärputsch in Ägypten 1952|Militärputsch]], der künftige Sudan möge selber entscheiden, ob er zu Ägypten gehören wolle oder nicht. Die Wahlen am 29. November 1953 gingen eindeutig zugunsten der ''Nationalen Unionspartei'' (''Umma-Partei'' – UP) aus. Damit war der Weg in die Selbständigkeit weitgehend geebnet. |
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Sowohl die Bevölkerungsmehrheit als auch die ''Nationalversammlung'' lehnen Numeiris Islamisierungspolitik ab. Es kommt zum Eklat, als sich Numeiri offiziell als [[Imam]] ausrufen und den Sudan als ''islamischen Staat'' umtaufen lassen will, und die Nationalversammlung ihm die Zustimmung verweigert. |
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Nach den Wahlen vom November gelang es [[Ismail al-Azhari]] (1902–1969) am 9. Januar 1954 eine Regierung zu bilden. Im gleichen Jahr fassten die [[Muslimbrüder]] im Sudan Fuß.<ref>Vgl. Grandin 105.</ref> |
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Am [[18. Januar]] [[1985]] wird der 76jährige reformorientierte religiöse Führer [[Mahmud Taja]] (''Republikanische Bruderschaft'') wegen [[Häresie]] hingerichtet. Als US-Vizepräsident [[George H. W. Bush]] im März im Sudan weilt, kritisiert er Numeiris Islamisierungskurs angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftslage des afrikanischen Landes. Daraufhin werden Turabi und weitere Muslimbrüder plötzlich verhaftet. |
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1955 begann der Bürgerkrieg zwischen dem christlich-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden des Landes mit der Revolte von Kolonialsoldaten aus den Völkern der [[Dinka (Volk)|Dinka]] und [[Nuer]] in [[Torit]] als deren britische Offiziere durch Nordsudanesen abgelöst wurden.<ref>Douglas H. Johnson: ''The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars.'' Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 27–29</ref> |
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'''[[6. April]] [[1985]]: Sturz Numeiris''': Numeiri wird nach Unruhen und der Drohung mit Generalstreik in [[Khartum]] durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Numeiri befindet sich zu der Zeit in den [[USA]] bei einem Staatsbesuch. Der ''provisorische Militärrat'' (TMC) unter [[Swar ad-Dahab]] übernimmt die Macht und ernennt eine Übergangsregierung. Trotz Friedensangebots geht der Kampf der SPLA im Süden weiter, während sich im Norden Widerstand gegen die Reform der unter Numeiri geschaffenen Herrschaftsstrukturen formiert. |
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{{Siehe auch|Liste der Generalgouverneure des Anglo-Ägyptischen Sudan}} |
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Außenpolitisch orientiert sich die neue Regierung wieder stärker an Libyen und der Sowjetunion, und nimmt auch wieder diplomatische Beziehungen zum [[Iran]] auf, was die USA mit Sorge betrachten. Am [[10. Oktober]] schließlich, wird eine Übergangsverfassung eingesetzt und Wahlen ausgeschrieben. |
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== Republik Sudan == |
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Vom [[1. April|1.]] bis [[12. April]] [[1986]] gibt es '''allgemeine Wahlen''' im Sudan, an denen sich 40 Parteien beteiligen. Wegen der anhaltenden Kämpfe im Süden wird dort in dutzenden Wahlkreisen nicht gewählt. Die ''Umma-Partei'' (UP) von Sadiq al Mahdi bekommt 99 Sitze, die ''Deokratische Unionspartei'' (DUP) 63; und die ''Nationale Islamische Front'' (NIF) unter Hassan Turabi 51. |
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=== Unabhängigkeit 1956 === |
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Am 1. Januar 1956 wurde der Sudan unter Ministerpräsident al-Azhari unabhängig. Im April des Jahres wurde der Sudan Mitglied der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]] und demonstrierte so seine Zugehörigkeit zur [[Arabische Welt|Arabischen Welt]]. |
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Bei den Wahlen vom 11. März 1958 wurde die ''Umma'' mit 68 der 173 Parlamentssitze stärkste Partei. Wegen der Probleme innerhalb der Koalition wandte sich ihr Führer Abdullah Khalil an den [[Oberbefehlshaber]] der [[Sudanesische Streitkräfte|Armee]], General [[Ibrahim Abbud]]. Dieser [[putsch]]te am 17. November. Er löste das Parlament auf, suspendierte die Verfassung, verbot alle Parteien und wurde als Oberhaupt der [[Junta|Militärjunta]] Staatschef. |
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[[Sadiq al-Mahdi]] wird am [[15. Mai]] '''Ministerpräsident der Koalitionsregierung aus UP und DUP.''' Die ''Muslimbruderschaft'', die unter dem Dach der NIF agiert, kann durch ihre parlamentarische Stärke verhindern, dass die ''Schari'a'' wieder komplett aus dem sudanesischen Rechtswesen verschwindet. |
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=== Regierung der nationalen Union === |
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Derweil kann die SPLA weiter Boden gut machen und Vermittlungsbemühungen zwischen al-Mahdi und dem SPLA-Führer John Garang in [[Addis Abeba]] scheitern. Die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechtert sich zunehmend. |
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Am 15. November 1964 wurde Abbud von einer zivilen Regierung wieder abgelöst, die von den beiden Mehrheitsparteien, der Umma-Partei und der ''Democratic Unionist Party'' (DUP), getragen wurde. Al-Azhari wurde Vorsitzender des [[Souveränitätsrat (Sudan)|Souveränitätsrates]]. Im November 1964 wurde das aktive und passive [[Frauenwahlrecht in Afrika südlich der Sahara|Frauenwahlrecht]] eingeführt.<ref name="ipu-313530">{{Internetquelle |autor= |url=https://data.ipu.org/node/163/elections/historical-data-on-women?chamber_id=13530 |titel=– New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta) |werk=data.ipu.org |datum= |sprache=en |abruf=2018-10-06}}</ref><ref name="Martin360">Mart Martin: ''The Almanac of Women and Minorities in World Politics.'' Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 360.</ref> |
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Diese Zeit war geprägt durch Instabilität und Rivalitäten der Parteien, gleichzeitig aber auch von dem Willen der arabischen Eliten, das Land zu arabisieren und islamisieren, als Mittel zur „kulturellen Dekolonisierung“.<ref>Vgl. Grandin 99.</ref> Imam al-Hādī, Führer der [[Mahdisten]], der religiösen Basis der Umma-Partei, erklärte im August 1966: „In seinem größten Teil ist der Sudan ein arabischer und islamischer Staat.“<ref>Zit. nach Grandin 103.</ref> Im November 1966 gründet die Regierung in Omdurman das [[Internationale Universität Afrikas|Islamisch-Afrikanische Zentrum]], das jungen Afrikanern aus verschiedenen Ländern eine Ausbildung in arabischen und islamischen Studien offerieren sollte.<ref>Vgl. Grandin 101.</ref> |
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==1989 bis heute: Herrschaft von Baschir== |
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[[1989]] putscht wieder das Militär, und der islamisch orientierte [[Ahmad al-Baschir]] übernimmt mit seinem ''Revolutionären Kommandorat'' ([[RCC]]) die Macht. |
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=== 1969–1985: Herrschaft von Numairi === |
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Inzwischen spitzt sich der Konflikt im Süden zu, und es kommt [[1992]] zu einer großangelegten Offensive der Regierungstruppen gegen die ''Sudanesische Volksbefreiungsarmee'' ([[SPLA]]). Daran ändert auch die offizielle Beendigung der [[Militärdiktatur]] im Jahr [[1993]] nichts. Die Fronten gegenüber dem nach Autonomie strebenden Süden verschärfen sich. Beobachter der [[UNO]] sprechen von [[Völkermord]], begangen von radikalen [[Islamist]]en unter Billigung bzw. Beteiligung der Regierungstruppen. Nach seiner Wiederwahl als Präsident [[1996]] verhandelt Al-Baschir erfolglos mit der SPLA, so dass die Gespräche [[1997]] als gescheitert erklärt werden müssen. |
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Schon am 25. Mai 1969 gab es einen neuen Putsch. Diesmal unter Oberst [[Dschafar an-Numairi]], der in der Folge die ''Sudanesische Sozialistische Union'' ([[Sudanesische Sozialistische Union|SSU]]) als alleinige Partei im Staate installierte. Er näherte sich außenpolitisch der [[Sowjetunion]] an und verstaatlichte 1970 ausländische Banken und Unternehmen. Seine Politik richtete sich zunächst am damaligen panarabistischen Vorbild [[Gamal Abdel Nasser]] aus. Auf innenpolitischer Ebene bemühte er sich darum, die Macht der Mahdisten zu brechen. Im März 1970 ließ er die Insel Aba auf dem [[Weißer Nil|Weißen Nil]] bombardieren, wo sich die Hochburg der [[Ansar (Mahdi-Aufstand)|Ansār]] befand.<ref>Vgl. Grandin 105.</ref> |
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Am 19. Juli 1971 kam es zu einem [[Kommunismus|kommunistischen]] Putschversuch im Sudan: Linke Kräfte in Numeiris ''Revolutionsrat'' rebellierten gegen dessen Pläne der Errichtung einer Staatenunion mit Libyen und Ägypten.<ref>Vgl. Grandin 105.</ref> Numeiri konnte den Putsch am 22. Juli des Jahres mit militärischer Hilfe aus den beiden Ländern niederschlagen. Es folgten Verhaftungen, Hinrichtungen und diplomatische Konflikte mit Moskau. Am 10. Oktober 1971 wurde Numeiri zum Staatschef gewählt. |
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'''[[1998]]''' greifen die [[USA]] den Sudan an und bombardieren die Chemiefabrik [[al-Khifa]] nahe der Hauptstadt Kartum an. Dies wird offiziell damit begründet, dass dort angeblich [[Giftgas]] produziert wird, und eine Verwicklung des Sudan in die Terroranschläge von [[Nairobi]] und [[Dar as-Salam]] bestehe. |
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1972 schloss Numairi mit den Rebellen des [[South Sudan Liberation Movement]] unter [[Joseph Lagu]] das [[Addis-Abeba-Abkommen (1972)|Friedensabkommen von Addis Abeba]]. Die Rebellen akzeptierten die Einheit des sudanesischen Staates. Im Gegenzug sollte eine Regionalregierung im Süden sie an politischen Prozessen beteiligen. Ein Teil der Guerilla sollte in die sudanesische Armee übernommen werden und zusammen mit Soldaten aus dem Norden im Südsudan stationiert bleiben.<ref>Douglas H. Johnson: ''The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars.'' Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 39–43</ref> |
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[[1999]] wird das sudanesische Parlament aufgelöst und Al-Baschir verhängt den Ausnahmezustand, der [[2000]] verlängert wird. Ein vereinbarter Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen wird gebrochen und die Hilfsorganisationen beenden ihre Hilfsflüge, die schon seit [[1998]] die Not der Menschen lindern sollen. |
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Am 13. Juni 1972 nahm der Sudan wieder seine diplomatischen Beziehungen zur [[Bundesrepublik Deutschland]] und am 25. Juli auch wieder zu den [[Vereinigte Staaten|USA]] auf. Dies wurde im ''Westen'' als außenpolitische Öffnung des Sudan begrüßt, im ''Ostblock'' hingegen als ''Hinwendung zum [[Imperialismus]]'' gewertet. |
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Bei den Neuwahlen von [[2001]] gewinnt Al-Baschir haushoch, was unter anderen darauf zurück zu führen ist, dass die Oppositionsparteien die Wahl boykottieren. Der Ausnahmezustand wird erneut verlängert. |
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Am 14. April 1973 wurde eine neue [[Verfassung]] für den Sudan verabschiedet. Der [[Islam]] wurde darin als [[Staatsreligion]] verankert, das [[Christentum]] als [[Religiöse Minderheit|Minderheitenreligion]] anerkannt, der Sudan als Staat mit arabischer und afrikanischer Identität definiert,<ref>Vgl. Grandin 106.</ref> dem Süden die Autonomie versichert, der SSU wurde als alleiniger verfassungsmäßigen Staatspartei die Führung zugesprochen. Tatsächlich wird am 22. Oktober eine Autonomieregierung des [[Südsudan]] eingerichtet. |
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==Übersicht der Staatsoberhäupter== |
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* [[1958]]-[[1964]] [[Ibrahim Abboud]] |
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1976 gab es einen weiteren Putschversuch, der aber fehlschlug. Numeiri beschuldigte [[Libyen]] der Urheberschaft und schloss am 15. Juli ein Beistandsabkommen mit [[Ägypten]]. Die Beziehungen zur [[Sowjetunion]] verschlechtern sich zunehmend. Diplomatische Kontakte wurden minimiert. |
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* [[1965]]-[[1969]] [[Ismail Ashari]] |
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* [[1969]]-[[1985]] [[Mohammed an-Numeiri]] |
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Am 24. Mai 1977 schlug Numairi der islamischen Oppositionsfront im Exil, die aus der [[Khatmiyya]], den Mahdisten und den Muslimbrüdern bestand, eine „große nationale Versöhnung“ vor.<ref>Vgl. Grandin 106.</ref> Am 14. August 1977 wurden diverse Exilpolitiker rehabilitiert und durften wieder in den Sudan kommen. [[Sadiq al-Mahdi]] versöhnte sich mit Numeiri und löste seine ''Nationale Front'' kurzerhand auf. Im Gegenzug versprach Numeiri politische Teilhabe unter dem Dach der SSU. Im gleichen Jahr wurde das Islamisch-Afrikanische Zentrum auf einem Gelände zehn Kilometer südlich von Khartum wiedereröffnet und nahm seine ersten 60 Studierenden auf, die aus Tansania, Kenia, Uganda und Sudan stammten.<ref>Vgl. Grandin 113</ref> Numairī erklärte 1978 in einem Buch, dass es notwendig sei, das Land auf den „islamischen Weg“ (''an-nahǧ al-islāmī'') zurückzuführen.<ref>Vgl. Grandin 105.</ref> |
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* [[1985]]-[[1986]] [[Suwar al-Dahab]] |
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* [[1986]]-[[1989]] [[Ahmed al-Mirghani]] |
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Die Wirtschaftspolitik Numeiris, welche auf eine Erweiterung der mechanisierten Landwirtschaft abzielte, schlug fehl. Von dieser profitierten vor allem Kapitaleigner aus dem Norden, insbesondere die durch Islamisten kontrollierten [[Islamisches Bankwesen|Islamischen Banken]]. Das Arbeitskräftepotential für diese Agrarwirtschaft bildeten Wanderarbeiter aus dem Süden. Entgegen den Zielen der Regierung schrumpfte die landwirtschaftliche Produktion und damit auch der Export. Ab 1977 konnte das Land seine Schulden nicht mehr bedienen. Der Sudan wurde der größte Empfänger von humanitärer Hilfe aus den USA im Afrika südlich der Sahara und war auf die USA angewiesen um vom [[Internationaler Währungsfonds|IWF]] weiter Kredite zu erhalten. Hierzu musste Numeiri ab den 1980er-Jahren Privatisierungen in der Wirtschaft zulassen.<ref>Douglas H. Johnson: ''The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars.'' Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 43f, S. 49f</ref> |
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* seit [[1989]] Generalleutnant [[Omar Hassan Ahmed al-Beshir]] |
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Vom 12. bis 21. Januar 1979 tagten die Parlamente Ägyptens und des Sudan gemeinsam. So sollte der Schulterschluss der beiden Staaten auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet unterstrichen werden. |
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Im März 1980 überstand Dschafar an-Numeiri auch einen Putschversuch durch fünf Armeeoffiziere, die festgenommen werden. Er beschuldigte daraufhin die [[Sowjetunion]] und [[Syrien]], den Putschversuch unterstützt zu haben, und bot ab Juni 1980 den [[Vereinigte Staaten|USA]] die Benutzung militärischer Einrichtungen im Sudan an. Am 26. Juni 1980 kam es zudem zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu [[Libyen]], weil der Sudan bei dessen Engagement im benachbarten [[Tschad]] auf der anderen Seite stand, da Libyen eine Vereinigung beider Länder anstrebte. |
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1982 kam es zu weiteren Vereinbarungen der engen Zusammenarbeit mit Ägypten in der Nilregion. |
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1983 kam es im Südsudan erneut zu Unruhen. Beobachter gingen davon aus, dass diesmal ethnische Streitigkeiten nur vorgeschoben seien und es vielmehr um die dort entdeckten [[Erdöl]]lagerstätten ging. Hinzu kam die Einführung der [[Scharia]] am 9. September des Jahres. Die SPLA unter [[John Garang]] nahm im Süden ihren [[Sezessionskrieg im Südsudan|Widerstandskampf zur „Befreiung des Sudan“]] auf. Sie wurde von Äthiopien logistisch unterstützt und sah sich selber nicht als [[Sezession|separatistisch]]. |
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Im April 1984 wurde der Ausnahmezustand verhängt. Numeiri näherte sich immer mehr den [[Muslimbrüder]]n unter dem religiösen Führer [[Hasan at-Turabi]] an. Wichtigster Oppositionsführer wurde wieder Sadiq al-Mahdi, der sich auf den Nimbus seines Vorfahren, den mächtigen al-Mahdi aus dem 19. Jahrhundert (siehe oben) berufen konnte und als moderater Vertreter des Islam galt. Er führte die ''Umma-Partei'' an und gründete die ''Ansar-Brüderschaft''. |
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Sowohl die Bevölkerungsmehrheit als auch die ''Nationalversammlung'' lehnten Numeiris Islamisierungspolitik ab. Es kam zum Eklat, als sich Numeiri offiziell als [[Imam]] ausrufen und den Sudan als ''islamischen Staat'' umtaufen lassen wollte, und die Nationalversammlung ihm die Zustimmung verweigerte. |
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Am 18. Januar 1985 wurde der 76-Jährige reformorientierte religiöse Führer [[Mahmud Muhammad Taha]] (''Republikanische Bruderschaft'') wegen [[Häresie]] hingerichtet. Als US-Vizepräsident [[George H. W. Bush]] im März im Sudan weilte, kritisierte er Numeiris Islamisierungskurs angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftslage des afrikanischen Landes. Daraufhin wurden Turabi und weitere Muslimbrüder verhaftet. |
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Numeiri wurde am 6. April 1985 nach Unruhen und der Drohung mit Generalstreik in [[Khartum]] durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Numeiri befand sich zu der Zeit in den [[Vereinigte Staaten|USA]] bei einem Staatsbesuch. Der ''provisorische Militärrat'' (TMC) unter [[Abd ar-Rahman Swar ad-Dahab]] übernahm die Macht und ernannte eine Übergangsregierung. Trotz Friedensangebots ging der Kampf der SPLA im Süden weiter, während sich im Norden Widerstand gegen die Reform der unter Numeiri geschaffenen Herrschaftsstrukturen formierte. |
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Außenpolitisch orientierte sich die neue Regierung wieder stärker an Libyen und der Sowjetunion und nahm auch wieder diplomatische Beziehungen zum [[Iran]] auf. Am 10. Oktober schließlich, wurde eine Übergangsverfassung eingesetzt, und es wurden Wahlen ausgeschrieben. |
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Vom 1. bis 12. April 1986 gab es allgemeine Wahlen im Sudan, an denen sich 40 Parteien beteiligten. Wegen der anhaltenden Kämpfe im Süden wurde dort in dutzenden Wahlkreisen nicht gewählt. Die ''Umma-Partei'' (UP) von Sadiq al Mahdi bekam 99 Sitze, die ''Demokratische Unionspartei'' (DUP) 63 und die ''Nationale Islamische Front'' (NIF) unter Hasan Turabi 51. |
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[[Sadiq al-Mahdi]] wurde am 15. Mai Ministerpräsident der Koalitionsregierung aus UP und DUP. Die ''Muslimbruderschaft'', die unter dem Dach der NIF agierte, konnte durch ihre parlamentarische Stärke verhindern, dass die ''Scharia'' wieder ganz aus dem sudanesischen Rechtswesen verschwand. |
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Derweil konnte die SPLA weiter Boden gut machen während Vermittlungsbemühungen zwischen al-Mahdi und dem SPLA-Führer John Garang in [[Addis Abeba]] scheiterten. Die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte sich immer mehr. |
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=== 1989 bis 2019: Herrschaft von Baschir === |
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[[Datei:Konfliktregion Sudan.png|mini|Sudan mit dem 2011 unabhängig gewordenen [[Südsudan]]. In altrosa sind die weiteren Regionen markiert, in denen es separatistische Bestrebungen gibt, rote Flächen stellen Gebietskonflikte dar.]] |
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1989 putschte wieder das Militär, und der islamistisch orientierte [[Umar al-Baschir|Umar Hasan Ahmad al-Baschir]] übernahm mit seinem ''Revolutionären Kommandorat'' (RCC) die Macht. Der Putsch ging mit einer planmäßigen Repression der Akteure ziviler Politik einher. So gut wie die gesamte politische Elite des Landes inklusive des prominenten Islamistenführers [[Hasan at-Turabi]] wurde inhaftiert. Der Putsch wurde von der islamistischen Bewegung des Landes unterstützt und mit durchgeführt. Turabi selbst blieb trotz seiner Inhaftierung und formalen Nichtbeteiligung eine graue Eminenz der Regierung. Wirtschaftspolitisch verfolgte der Staat nach dem Putsch unter der Ägide des Finanzministers [[Abdelrahim Hamdi]] einen Kurs der schockartigen Liberalisierung. Agrarpolitisch sollte aus dem Sudan durch [[Weizen]]anbau ein Nahrungsmittelexportland werden. Der Konflikt im Innern mit weniger arabisierten Bevölkerungsgruppen wurde mit Hilfe der Islamisten als [[Dschihad]] religiös verbrämt und intensiviert. 1991 führte der Sudan auf Betreiben der Islamisten einen der [[Scharia]] entsprechenden [[Strafrecht]]scodex ein.<ref name="Verhoeven201583115">Harry Verhoeven: ''Water, Civilisation and Power in Sudan The Political Economy of Military-Islamist State Building.'' New York, 2015, S. 83–115</ref> |
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Darüber hinaus verbot Baschir weitere Hilfsflüge der [[Operation Lifeline Sudan]] (OLS) in den hungernden Süden. |
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Inzwischen spitzte sich der Konflikt im Süden zu, und es kam 1992 zu einer großangelegten Offensive der Regierungstruppen gegen die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA). Daran änderte auch die offizielle Beendigung der [[Militärdiktatur]] im Jahr 1993 nichts. Die Fronten gegenüber dem nach Autonomie strebenden Süden verschärften sich. Beobachter der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] sprachen von [[Völkermord]], begangen von radikalen [[Islamismus|Islamisten]] unter Billigung bzw. Beteiligung der Regierungstruppen. Der Sudan wurde bereits 1992 von der UNO wegen [[Menschenrechte|Menschenrechtsverletzungen]] verurteilt. |
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Am 10. Februar 1993 besuchte Papst [[Johannes Paul II.]] die Hauptstadt Khartum. |
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Ab 1994 erfuhr die [[Telekommunikation im Sudan]] einen bedeutenden Aufschwung. |
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1995 kam es zum offenen Bruch zwischen Ägypten und dem Sudan. Die ägyptische Führung machte den sudanischen Staat für die Unterstützung islamistischer Umstürzler in Ägypten verantwortlich. Ägypten schloss sich in Folge der US-amerikanischen Politik des Regierungswechsels in Khartum an und unterstützte die Guerillabewegungen gegen die sudanesische Zentralregierung.<ref>Harry Verhoeven: ''Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building.'' New York, 2015, S. 155–157</ref> |
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Nach seiner Wiederwahl als Präsident 1996 verhandelte al-Bashir erfolglos mit der SPLA, so dass die Gespräche 1997 in [[Nairobi]] als gescheitert erklärt werden mussten. Im darauf folgenden Jahr wurden die Verhandlungen in der kenianischen Hauptstadt wiederaufgenommen. [[Hasan at-Turabi]] (inzwischen Parlamentspräsident) erklärte im Juli 1998, dass eine Unabhängigkeit des Südens nicht mehr ausgeschlossen werde. |
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1998 griffen die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] den Sudan an und bombardierten die [[Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik]] nahe der Hauptstadt Khartum. Dies wurde offiziell damit begründet, dass dort angeblich [[Giftgas]] produziert werde und eine Verwicklung des Sudan in die Terroranschläge von [[Nairobi]] und [[Daressalam]] bestehe. Beweise für diese Behauptungen konnten bis heute nicht erbracht werden. |
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Bereits 250.000 Menschen sollen im Süden durch die Bombardierungen getötet worden sein und 2,5 Millionen akut von einer Hungersnot betroffen. Im selben Jahr verdichteten sich auch Berichte über den zunehmenden [[Sklaverei im Sudan|Sklavenhandel]] im Süden. |
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1999 wurde das sudanesische Parlament aufgelöst, al-Baschir verhängte den Ausnahmezustand und entließ die Anhänger Turabis aus der Regierung. Turabi war vormals für eine Reform zu einem Mehrparteiensystem eingetreten und plante eine Verfassungsänderung welche Baschirs Macht beschnitten hätte. Turabi verlor im Machtkampf mit al-Baschir die Kontrolle über die islamistische Bewegung, in der sich ob seiner radikalen Außenpolitik Unmut regte. Unter Führung seines bisherigen Stellvertreters [[Ali Osman Taha]] arrangierten sich die Islamisten erneut mit der Militärdiktatur.<ref>Harry Verhoeven: ''Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building.'' New York, 2015, S. 118–121</ref> |
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Ein vereinbarter Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen wurde gebrochen, was den Hilfsorganisationen die Arbeit erschwerte. |
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Ab 1999 wurde der Sudan zum Erdölnettoexporteur. Die Investitionen in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen [[US-Dollar]] in den Ölsektor des Landes stammten aus der [[Volksrepublik China]], [[Malaysia]] und [[Indien]]. Um die Sicherheit der Ölfelder zu gewährleisten, ließ die Regierung Milizen freie Hand, welche in den Produktionsregionen ethnische Säuberungen durchführten. Der neu etablierte Ölsektor beendete die Knappheit im eigenen Land und avancierte binnen Jahren zum Hauptdevisenbringer der Volkswirtschaft. Das [[Bruttosozialprodukt]] pro Kopf stieg von unter 400 USD um die Jahrtausendwende auf rund 1400 USD im Jahr 2008.<ref>Harry Verhoeven: ''Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building.'' New York, 2015, S. 121–124</ref> |
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Bei den Neuwahlen von 2001 gewann al-Baschir haushoch, was unter anderen darauf zurückzuführen ist, dass die Oppositionsparteien die Wahl boykottieren. Der Ausnahmezustand wurde erneut verlängert. |
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Seit dem Friedensvertrag von 2005 mit dem Süden jedoch regiert Umar al-Baschir mit seiner [[Nationale Kongresspartei|Nationalen Kongresspartei]] gemeinsam mit der [[Sudanesische Volksbefreiungsbewegung|Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung]]. |
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Im Jahr 2011 kam es zu einem [[Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan 2011|Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan]], in welchem die Mehrheit der Südsudanesen für einen unabhängigen Staat stimmten. Seit dem 9. Juli 2011 ist der Südsudan offiziell vom Sudan getrennt. |
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Im Jahr 2018 wurde das Land von einer [[Flutkatastrophe im Sudan 2018|Flutkatastrophe]] heimgesucht. |
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Am 22. Februar 2019 rief Präsident Baschir einen einjährigen Notstand aus und entließ die Regierung,<ref>http://www.sudantribune.com/spip.php?article67113</ref> am 11. April 2019 desselben Jahres wurde er nach Protesten der Bevölkerung vom [[Militärputsch und Regierungsbildung im Sudan 2019|Militär gestürzt]] und inhaftiert; weitere ranghohe Politiker wurden festgenommen. Die Nachfolge übernahm ein Militärrat. |
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=== Seit 2020 === |
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Am 31. August 2020 unterzeichnete die Regierung ein Friedensabkommen mit der ''Revolutionären Front'', einer Allianz mehrerer Rebellengruppen, der unter anderem die [[Sudanesische Befreiungsarmee/-Bewegung]] und die [[Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit]] angehören.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/sudan-291.html |titel=Sudans Regierung und Rebellen unterzeichen Friedensvertrag |abruf=2020-08-31 |sprache=de}}</ref> |
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Im gleichen Jahr kam es bei den [[Überschwemmungen im Sudan 2020]] zu einer schweren Flutkatastrophe, die im Hinblick auf Opfer als die schwerste im Sudan seit mindestens 1988 gilt. Die Regierung rief für den gesamten Sudan den Notstand aus.<ref name="FAZ">[https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/sudan-der-kampf-gegen-ueberschwemmungen-16959799.html ''Sudan erlebt Jahrhundertflut'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 18. September 2020. Abgerufen am 26. September 2020.</ref> Mit Stand 25. September 2020 waren ca. 830.000 Menschen von den Fluten betroffen. Mindestens 124 Menschen kamen ums Leben, etwa 166.000 Gebäude wurden zerstört.<ref>[https://www.derstandard.de/story/2000120252029/fast-830-000-menschen-von-ueberschwemmungen-im-sudan-betroffen ''Fast 830.000 Menschen von Überschwemmungen im Sudan betroffen'']. In: ''[[Der Standard]]'', 25. September 2020. Abgerufen am 26. September 2020.</ref> |
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Am 21. September 2021 wurde ein Putschversuch vereitelt.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-putschversuch-gescheitert-101.html |titel=Putschversuch im Sudan vereitelt |sprache=de |abruf=2021-09-21}}</ref> |
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Am 2. Oktober 2021 wurde in Khartum zwischen der nationalen Armee, bewaffneten Bewegungen und der Zivilgesellschaft eine neue Charta zur Durchführung des sudanesischen Übergangs unterzeichnet. Ziel war die Sicherung des Friedens und die Gestaltung einer Verfassung. Der früher regierende Nationalkongress wurde unterdessen gestürzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Agence Écofin |url=https://www.agenceecofin.com/actualites/0310-92039-soudan-signature-d-une-nouvelle-charte-pour-conduire-la-transition |titel=Soudan : signature d’une nouvelle charte pour conduire la transition |sprache=fr |abruf=2021-10-03}}</ref> |
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Nach einem nach Regierungsangaben am 21. Oktober 2021 vereitelten Putschversuch [[Militärputsch im Sudan 2021|putschte das Militär am 25. Oktober 2021]] erneut.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-putschversuch-109.html |titel=Nach Putsch: Sudanesisches Militär erklärt Ausnahmezustand |sprache=de |abruf=2021-10-25}}</ref> Der ranghöchste militärische Vertreter erklärte in einer Fernsehansprache einen landesweiten Ausnahmezustand und verkündete die Auflösung der Übergangsregierung und des Souveränen Rates. In der Folge demonstrierten Zehntausende in der Hauptstadt.<ref>{{Literatur |Titel=Sudan: General Abdel Fattah al-Burhan verkündet Auflösung der Regierung |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2021-10-25 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/general-verkuendet-aufloesung-der-regierung-a-8290de0e-7bc2-48b5-b347-c849b2b17ea1 |Abruf=2021-10-25}}</ref> Am 21. November 2021 wurde der durch den Putsch gestürzte [[Abdalla Hamdok]] wieder Ministerpräsident.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-hamdok-103.html |titel=Sudan: Entmachteter Regierungschef zurück auf altem Posten |sprache=de |abruf=2021-11-21}}</ref> Am 2. Januar 2022 trat er zurück.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/hamdok-sudan-ruecktritt-101.html |titel=Sudans Regierungschef Hamdok verkündet seinen Rücktritt |sprache=de |abruf=2022-01-03}}</ref> Am 29. Mai 2022 wurde der Ausnahmezustand aufgehoben.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Welle (www.dw.com) |url=https://www.dw.com/de/ausnahmezustand-im-sudan-ist-aufgehoben/a-61969730 |titel=Ausnahmezustand im Sudan ist aufgehoben {{!}} DW {{!}} 29.05.2022 |sprache=de-DE |abruf=2022-06-04}}</ref> |
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Am 15. April 2023 [[Kämpfe im Sudan 2023|brachen im ganzen Sudan Kämpfe]] zwischen den [[Sudanesische Streitkräfte|sudanesischen Streitkräften]] (SAF) und den [[Rapid Support Forces]] (RSF) aus. Infolge des Bürgerkriegs, die insbesondere in der Hauptstadt Khartum ausgetragen wurden, [[Kollabierter Staat|kollabierte]] der Sudan. Die Hauptstadt wurde weitgehend zerstört und entvölkert. So verließ so gut wie die gesamte Mittelschicht und Elite die Stadt und viele auch das Land.<ref>{{Literatur |Autor=Fritz Schaap |Titel=(S+) Sudan nach dem Kriegsbeginn vor einem Jahr: »Der Sudan ist kollabiert« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-04-15 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/sudan-nach-dem-kriegsbeginn-vor-einem-jahr-der-sudan-ist-kollabiert-a-bc309381-855b-4de0-849e-9fa1b6e6b8d6 |Abruf=2024-04-19}}</ref> |
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== Siehe auch == |
|||
* [[Sklaverei im Sudan]] |
|||
* [[Ostafrikanischer Sklavenhandel]] |
|||
* [[Liste der Präsidenten des Sudan]] |
|||
* [[Liste der Ministerpräsidenten des Sudan]] |
|||
== Literatur == |
|||
* {{Literatur |Autor= |Titel=Sudan und Südsudan |Hrsg=Torsten Konopka |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag Ferdinand Schöningh |Ort=Paderborn |Datum=2018 |Reihe=Wegweiser zur Geschichte |ISBN=978-3-506-79332-4 |Seiten=}} |
|||
* Robert O. Collins: ''A History of Modern Sudan''. Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-67495-9.<ref>Vgl. Enrico Ille: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-191 ''Rezension zu: Collins, Robert O.: A History of Modern Sudan. Cambridge 2008'']. In: ''H-Soz-u-Kult'', 12. März 2010.</ref> |
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* Nicole Grandin: „Al-Merkaz al-islami al-ifriqi bi'l-Khartoum: la République du Soudan et la propagation de l'islam en Afrique noire (1977–1991)“, in: René Otayek (Hrsg.): ''Le radicalisme islamique au sud du Sahara: [[da'wa]], arabisation et critique de l'Occident.'' Karthala Karthala – MSHA, Paris, 1993. S. 97–120. |
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* Khaled al-Hakami: ''Sudan – Arabien und Schwarzafrika am Nil'', NORDICO – Museum der Stadt Linz 2001, ISBN 3-85484-078-0. |
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* Fritz und Ursula Hintze: ''Alte Kulturen im Sudan''. München: Callwey 1967 |
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* Derek A. Welsby, Julie R. Anderson Hrsg., ''Sudan : ancient treasures, an exhibition of recent discoveries from the Sudan National Museum'', British Museum Press, London 2004, ISBN 0-7141-1960-1. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|History of Sudan|Geschichte des Sudan}} |
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* [https://www.sag-online.de/wp-content/uploads/2018/06/Fitzenreiter1997_GeschichteReligionUndDenkmaelerDerIslamischenZeit_MittSAG6.pdf Martin Fitzenreiter: ''Geschichte des Sudan in islamischer Zeit.'' MittSAG, Heft Nr. 6, April 1997] |
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* {{Internetquelle |autor=Manfred Öhm |url=https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/54699/sudan-darfur |titel=Innerstaatliche Konflikte: Sudan - Darfur |werk= |hrsg=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |datum=2018-03-17 |abruf=2020-09-13 |sprache=de}} |
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* [http://www.nai.uu.se/publications/download.html/9171063447.pdf?id=24794 Deng D. Akol Ruay: ''The Politics of two Sudans. The South and the North 1821–1969.'' The Scandinavian Institute of African Studies, Uppsala 1994] |
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* [http://www.mongabay.com/reference/country_studies/sudan/HISTORY.html ''Sudan – History.'' Mongabay.com] |
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* [http://www.globalsecurity.org/military/world/war/sudan.htm ''Sudan Civil War.'' Globalsecurity.org] (Zum Bürgerkrieg) |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Geschichte (Sudan)| ]] |
Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 14:14 Uhr

Die Geschichte des Sudan umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Sudan und historischer sudanesischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie ist stark verknüpft mit der Geschichte Ägyptens, mit dem sich das historische Nubien das Niltal teilt, eine der Wiegen der menschlichen Zivilisation.
Der Sudan ist von der Fläche her das drittgrößte (seit 9. Juli 2011 – Abspaltung von Südsudan) Land Afrikas. Große Teile beherrscht die Wüstenlandschaft der Sahara. Der Nil ist die Hauptlebensader des Landes und bietet so die Bedingungen zum Entstehen einer Hochkultur südlich des historischen Ägyptens. Der Süden des heutigen Sudan gehört bereits zu Subsahara-Afrika mit dem wichtigen Nachbarland Äthiopien. Der Sudan ist ethnisch und kulturell äußerst vielgestaltig. Seit über 50 Jahren ist das Land von Bürgerkrieg und Armut gezeichnet – trotz seines relativ günstigen Potenzials an fruchtbarem Land und Bodenschätzen.
Zur Zeit der Pharaonen war das historische Nubien teils Bestandteil Ägyptens, teils selbst Herr des ganzen Niltals. Die Islamisierung erfasste das Land erst Jahrhunderte nach Ägypten. Im 19. Jahrhundert wurde es zunächst von Ägypten erobert, dann für kurze Zeit von der Mahdi-Bewegung zurückerobert und schließlich mit britischer Hilfe der so genannte Anglo-Ägyptische Sudan bis zu seiner Unabhängigkeit 1956. Seitdem gab es immer wieder parlamentarisch-demokratische Ansätze, die durch Militärputsche annulliert wurden. Weiter gab es innere Konflikte wie den Kampf der Befreiungsarmee SPLA von 1983 bis 2011 gegen die Zentralmacht in der Hauptstadt Khartum und den seit 2003 andauernden Darfur-Konflikt. Im Jahr 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der sudanesischen Regierung und der Befreiungsarmee vereinbart, das die Autonomie des Südsudan und dessen Weg in die Unabhängigkeit regelte.
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Altsteinzeit (bis 8000 v. Chr.)[1]
Älteste menschliche Siedlungsspuren im heutigen Sudan sind mindestens 300.000 Jahre alt, vermutlich sogar älter, und gehören demnach zu Homo erectus. Technologisch und kulturell gehören diese ältesten Fundkomplexe ins Acheuléen. Aus Homo erectus entwickelte sich in Afrika der moderne Mensch (Homo sapiens), der von Ostafrika aus das Land am Nil besiedelte, bevor er – unter anderem dem Nil nach Norden folgend – auch Asien und Europa für sich zu erschließen begann. Altsteinzeitliche Fundplätze konzentrieren sich im Niltal: Khashm el-Girba, Khor Musa.
Mittelsteinzeit (8000–5000 v. Chr.)
Der erste Fundort dieser Zeitstellung, der untersucht wurde, war Khartoum Hospital, weshalb diese Kultur in der Archäologie auch als Khartoum Mesolithic bekannt ist. Die Träger dieser Kultur waren halbsesshafte Wildbeuter, die allerdings bereits die Keramikherstellung kannten. Ihre Wirtschaftsweise war aneignend. Die Flussressourcen standen dabei im Vordergrund, weshalb diese Fundkomplexe zuweilen auch als „aqualithic“ bezeichnet werden. Die typische Keramik heißt nach der bestimmenden Dekoration Wavy-Line-Keramik. Die Fundorte befinden sich hauptsächlich an den Ufern von Flüssen und Seen. Wichtige Fundorte/-regionen sind: Ad-Damir, Abu Darbein, Wadi Howar, Shaqadud.
Jungsteinzeit (4900–3000 v. Chr.)
Während des 5. Jahrtausends v. Chr. gelangten die aus den Domestikationszentren Vorderasiens stammenden Haustiere Rind, Schaf und Ziege aus Ägypten auch in das zentrale Niltal. Die aneignende Wirtschaftsweise (Jagen, Fischen und Sammeln) wandelt sich langsam zu einer kombinierten Subsistenzweise, indem neben Fischen und Jagen auch Tierhaltung betrieben wurde. Mancherorts dominierte weiterhin die aneignende Lebensweise, während in anderen Gebieten des Sudan bereits die Haltung von Haustieren die Fleischversorgung der Bevölkerung garantierte und die Jagd lediglich eine untergeordnete Rolle spielte. Die Übernahme des Ackerbaus ist mangels eindeutiger Funde nur schwer nachzuweisen. Auf Mahlsteinen, die bei Grabungen häufig zutage treten, wurden auch schon zuvor gesammelte Wildgetreidekörner gemahlen. Die Gerstennachweise in Gräbern von Kadruka sind jedenfalls ein erster Hinweis auf Ackerbau. Während in der früheren Phase einfache Gefäßformen dominieren, treten in der jüngeren Phase auffällige Gefäßformen in den Mittelpunkt wie etwa die eleganten tulpenförmigen Becher. Wichtige Fundorte/-regionen sind: Kadero, esh-Shaheinab, Kadruka, Kerma, Wadi Howar.
Im Osten des Sudan sind diverse Kulturen bezeugt. Die Butana-Gruppe datiert vor allem in das 4. Jahrtausend v. Chr. Auf ihr folge die Gash-Gruppe (etwa 3000 bis 1800 v. Chr.). Die Leute lebten vom Ackerbau und von der Tierhaltung. Keramik wurde produziert. Bei Mahal Teglinos wurde eine Ortschaft mit fast stadtartigen Ausmaßen ausgegraben. Die Bebauung bestand aus einfachen runden Hütten, aber auch aus rechteckigen Lehmbauten, die südlichsten dieser Zeit in Afrika überhaupt. Es wurden große Friedhöfe gefunden, wobei die Gräber zum Teil mit großen, undekorierten Steinstelen markiert waren. Es fanden sich Siegel und Siegelstempelungen, die auf Formen der Verwaltung hinweisen. Ägyptische Keramik und Faience-Perlen belegen Handel mit Ägypten. Muscheln vom Roten Meer bezeugen Beziehungen dorthin.[2]
Kerma-Kultur (2500–1520 v. Chr.)
Pharaonenzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Zeit der ägyptischen Pharaonen und in der Antike war die Region des heutigen Sudan als Obernubien bekannt.
Es gab schon früh Verbindungen zum nördlichen Ägypten und sogar bis nach Griechenland. Begünstigt wurde das durch die geografische Lage am Oberlauf des Nils. Hier existierte einst das Königreich von Kerma, der älteste bekannte schwarzafrikanische Staat, der seinen Herrschaftsbereich bis zur Südgrenze Ägyptens ausdehnen konnte, im 2. Jahrtausend v. Chr. aber von den Pharaonen zurückgeschlagen wurde.
Vermutlich ab 1080 v. Chr. (spätestens aber ab 750 v. Chr.) bis zum 3. Jahrhundert besteht hier das Reich Kusch. Hauptstadt war zunächst Napata, später dann Meroe. Das Reich kann auf eine starke Militärmacht und große Goldfunde aufbauen.
Um 700 v. Chr. erobert Kusch Ägypten und stellt dort die 25. Dynastie der (nubischen) Pharaonen.
Christianisierung und Islamisierung
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Zwischen dem fünften und sechsten Jahrhundert etabliert sich das Christentum, ausgehend vor allem vom koptischen Ägypten, aber zum Teil auch vom heutigen Äthiopien und von Byzanz, in nördlichen und östlichen Teilen des Sudan. Es entstehen die christlichen Königreiche Alwa, Makuria und Nobatia, von denen Makuria das bekannteste ist. Ab 640 n. Chr. verbreitet sich der Islam im Norden durch arabische Händler. Die Ansiedlung und Vermischung arabischstämmiger und indigener Bevölkerung führt im Laufe der Zeit zu einer Arabisierung des Gebiets und einem starken Einflussverlust des Christentums. Dennoch können sich christliche Königreiche in Nubien bis ins 14. Jahrhundert halten. Ab dem 16. Jahrhundert werden auch einige südsudanesische Volksgruppen muslimisch. Der Großteil des Südens bleibt jedoch bis ins 20. Jahrhundert den traditionellen Religionen treu.
Zur weiteren Ausbreitung des Islam trägt das islamische Sultanat von Sannar (1504–1821), auch Schwarzes Sultanat genannt, bei. Unter seinem Einfluss kommt es zur Arabisierung und Islamisierung verschiedener indigener Völker im Sudan. Es gibt jedoch auch Entwicklungen wie bei den Bedscha, die in den Bergen des Roten Meeres siedeln. Sie behalten trotz Konversion zum Islam und Mischehen mit arabischen Einwanderern eine abgegrenzte eigene Kultur.
Das mächtige Sultanat Darfur besteht vom 16. Jahrhundert bis zur Eroberung durch türkische Besetzer 1874 und nimmt anders als das Fung-Reich eine Schlüsselrolle im transafrikanischen Handel ein. Es wird dann unter Ali Dinar nach Ende der Mahdiherrschaft 1898 wiederhergestellt und bleibt bis ins Jahr 1916 bestehen.
Besetzung und Kolonialzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Osmanisch-ägyptische Herrschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfang des 19. Jahrhunderts waren die dominanten Staaten auf dem Gebiet des heutigen Sudan das Königreich Sannar im Osten und das Sultanat Darfur. In beiden Staaten bildeten Sklaven die Basis für das Militär und die Staatsverwaltung. 1820 befahl der osmanische Regent Ägyptens Muhammad Ali Pascha eine Militärexpedition in den Sudan. Anlass war die Zerschlagung, der nach Dunqula geflohenen, durch ihn aus Ägypten verdrängten Mameluken. Ziel war aber auch den Sudan dauerhaft unter ägyptischen Einfluss zu bringen. Hierdurch sollte der Zugang zu sudanesischen Goldvorkommen und Sklaven sowie die Kontrolle über die Oberläufe des Nil dauerhaft gesichert werden.[3]
1821 wurde das Sultanat von Sannar von türkisch-ägyptischen Truppen unter Führung Ismael Kamil Paschas, des Sohns Muhammad Alis, erobert. Nach der Eroberung wurde sofort damit begonnen schwarze Sklaven zu rekrutieren. Am 13. Juni 1821 wurde die Hauptstadt der Fung Sannar erobert. Nach Dunqula wurde das Königreich Darfur erobert und schließlich 1871 mit der Provinz Äquatoria die zentralafrikanischen Seen erreicht.
Der ägyptische Einfluss stimulierte den Sklavenhandel. Ökonomisch profitierten trotz einer hohen Abgabenlast kooperierende einheimische Stämme, welche mit sklavenbasierter Landwirtschaft oder Sklavenhandel wirtschaftlich den Interessen des Kolonialstaats dienten.[3]
Um die Verwaltung in den besetzten Gebieten zu organisieren und dem Sklavenhandel ein Ende zu setzen, schickte die ägyptische Regierung in den 1870er Jahren Europäer in den Sudan. Charles George Gordon wurde so 1874 zum Gouverneur von Äquatoria und dann des gesamten Sudan ernannt.
Mahdi-Aufstand
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Ab 1881 konnte sich die Bewegung des sudanesischen religiösen Führers Muhammad Ahmad (genannt al-Mahdi – der von Gott geleitete) durchsetzen. Ägypten, das seit 1882 durch Großbritannien besetzt war, zog sich aus dem Sudan zurück. Diese Phase wird auch als Mahdi-Aufstand bezeichnet. Am 26. Januar 1885 fiel die Hauptstadt Khartum in die Hand des Mahdis. Gouverneur Gordon wurde dabei getötet. Der Mahdi gründete in Omdurman, am anderen Nilufer von Khartum, eine neue Hauptstadt, wo er am 12. Juni 1885 starb. Der Mahdi-Nachfolger, Kalif Abdallahi ibn Muhammad, errichtete einen Staat der sich von Darfur im Westen bis Sawakin im Osten (ohne die Stadt selbst) und von Dunqula im Norden bis Bahr al-Ghazal im Süden erstreckte. Das Kalifat von Omdurman bildete die erste nationale sudanesische Regierung. Die Scharia regelte alle Bereiche des menschlichen Daseins. Der Sklavenhandel wurde unter dem Kalifen wieder erlaubt. Abdallahi ibn Muhammad wurde erst 1898 durch ägyptische Truppen unter dem britischen General Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener in der Schlacht von Omdurman geschlagen. Die Mahdisten flohen daraufhin nach Süden. Hier kontrollierten sie bis Oktober 1899 das Gebiet von Darfur bis zur Grenze nach Äthiopien.
Britisch-ägyptisches Kondominium
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1898 kam es zur Faschoda-Krise zwischen Großbritannien und Frankreich, die sich nicht über ihre Besitzansprüche auf den Sudan einigen konnten. Am Ende musste sich Frankreich aus Faschoda zurückziehen, verzichtete 1904 offiziell, und der Sudan wurde anglo-ägyptisches Kondominium;[4] doch de facto blieb er bis zur Unabhängigkeit des Königreichs Ägypten 1922 eine britische Kolonie. Ägypten beanspruchte den Sudan weiterhin für sich und der Kondominiumsstatus blieb daher umstritten. 1924 kam es darüber zur Sudankrise, welche die Beziehungen zwischen den beiden Ländern für über ein Jahrzehnt stark belastete.
Unter der britischen Herrschaft wurde die Hauptstadt Khartum planmäßig ausgebaut, eine Universität errichtet (hauptsächlich zur Ausbildung lokaler Beamter) und vor allem der Anbau von Baumwolle intensiviert, die für die britische Textilindustrie ein sehr wichtiges Importgut war. Wichtigstes Anbaugebiet wurde die Gegend zwischen Weißem und Blauem Nil südlich Khartums.
Derweil strömten protestantische und katholische Missionare ins Land und bekehrten im Süden Teile der vorher heidnischen Lokalreligionen oder dem monophysitischen Christentum äthiopischer Prägung angehörigen Schwarzen, sodass sich dort, wo es bisher keine Islamisierung gab, die christliche Minderheit zum Teil beträchtlich vergrößert.
Schon 1948 führten die Briten im Sudan eine Verwaltungsreform durch und ließen gegen den Widerstand Ägyptens 1951 eine nationale verfassunggebende Versammlung zu. Am 12. Februar 1953 verkündete Ägypten nach dem dortigen Militärputsch, der künftige Sudan möge selber entscheiden, ob er zu Ägypten gehören wolle oder nicht. Die Wahlen am 29. November 1953 gingen eindeutig zugunsten der Nationalen Unionspartei (Umma-Partei – UP) aus. Damit war der Weg in die Selbständigkeit weitgehend geebnet.
Nach den Wahlen vom November gelang es Ismail al-Azhari (1902–1969) am 9. Januar 1954 eine Regierung zu bilden. Im gleichen Jahr fassten die Muslimbrüder im Sudan Fuß.[5]
1955 begann der Bürgerkrieg zwischen dem christlich-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden des Landes mit der Revolte von Kolonialsoldaten aus den Völkern der Dinka und Nuer in Torit als deren britische Offiziere durch Nordsudanesen abgelöst wurden.[6]
Republik Sudan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unabhängigkeit 1956
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Januar 1956 wurde der Sudan unter Ministerpräsident al-Azhari unabhängig. Im April des Jahres wurde der Sudan Mitglied der Arabischen Liga und demonstrierte so seine Zugehörigkeit zur Arabischen Welt.
Bei den Wahlen vom 11. März 1958 wurde die Umma mit 68 der 173 Parlamentssitze stärkste Partei. Wegen der Probleme innerhalb der Koalition wandte sich ihr Führer Abdullah Khalil an den Oberbefehlshaber der Armee, General Ibrahim Abbud. Dieser putschte am 17. November. Er löste das Parlament auf, suspendierte die Verfassung, verbot alle Parteien und wurde als Oberhaupt der Militärjunta Staatschef.
Regierung der nationalen Union
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 15. November 1964 wurde Abbud von einer zivilen Regierung wieder abgelöst, die von den beiden Mehrheitsparteien, der Umma-Partei und der Democratic Unionist Party (DUP), getragen wurde. Al-Azhari wurde Vorsitzender des Souveränitätsrates. Im November 1964 wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.[7][8]
Diese Zeit war geprägt durch Instabilität und Rivalitäten der Parteien, gleichzeitig aber auch von dem Willen der arabischen Eliten, das Land zu arabisieren und islamisieren, als Mittel zur „kulturellen Dekolonisierung“.[9] Imam al-Hādī, Führer der Mahdisten, der religiösen Basis der Umma-Partei, erklärte im August 1966: „In seinem größten Teil ist der Sudan ein arabischer und islamischer Staat.“[10] Im November 1966 gründet die Regierung in Omdurman das Islamisch-Afrikanische Zentrum, das jungen Afrikanern aus verschiedenen Ländern eine Ausbildung in arabischen und islamischen Studien offerieren sollte.[11]
1969–1985: Herrschaft von Numairi
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon am 25. Mai 1969 gab es einen neuen Putsch. Diesmal unter Oberst Dschafar an-Numairi, der in der Folge die Sudanesische Sozialistische Union (SSU) als alleinige Partei im Staate installierte. Er näherte sich außenpolitisch der Sowjetunion an und verstaatlichte 1970 ausländische Banken und Unternehmen. Seine Politik richtete sich zunächst am damaligen panarabistischen Vorbild Gamal Abdel Nasser aus. Auf innenpolitischer Ebene bemühte er sich darum, die Macht der Mahdisten zu brechen. Im März 1970 ließ er die Insel Aba auf dem Weißen Nil bombardieren, wo sich die Hochburg der Ansār befand.[12]
Am 19. Juli 1971 kam es zu einem kommunistischen Putschversuch im Sudan: Linke Kräfte in Numeiris Revolutionsrat rebellierten gegen dessen Pläne der Errichtung einer Staatenunion mit Libyen und Ägypten.[13] Numeiri konnte den Putsch am 22. Juli des Jahres mit militärischer Hilfe aus den beiden Ländern niederschlagen. Es folgten Verhaftungen, Hinrichtungen und diplomatische Konflikte mit Moskau. Am 10. Oktober 1971 wurde Numeiri zum Staatschef gewählt.
1972 schloss Numairi mit den Rebellen des South Sudan Liberation Movement unter Joseph Lagu das Friedensabkommen von Addis Abeba. Die Rebellen akzeptierten die Einheit des sudanesischen Staates. Im Gegenzug sollte eine Regionalregierung im Süden sie an politischen Prozessen beteiligen. Ein Teil der Guerilla sollte in die sudanesische Armee übernommen werden und zusammen mit Soldaten aus dem Norden im Südsudan stationiert bleiben.[14]
Am 13. Juni 1972 nahm der Sudan wieder seine diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und am 25. Juli auch wieder zu den USA auf. Dies wurde im Westen als außenpolitische Öffnung des Sudan begrüßt, im Ostblock hingegen als Hinwendung zum Imperialismus gewertet.
Am 14. April 1973 wurde eine neue Verfassung für den Sudan verabschiedet. Der Islam wurde darin als Staatsreligion verankert, das Christentum als Minderheitenreligion anerkannt, der Sudan als Staat mit arabischer und afrikanischer Identität definiert,[15] dem Süden die Autonomie versichert, der SSU wurde als alleiniger verfassungsmäßigen Staatspartei die Führung zugesprochen. Tatsächlich wird am 22. Oktober eine Autonomieregierung des Südsudan eingerichtet.
1976 gab es einen weiteren Putschversuch, der aber fehlschlug. Numeiri beschuldigte Libyen der Urheberschaft und schloss am 15. Juli ein Beistandsabkommen mit Ägypten. Die Beziehungen zur Sowjetunion verschlechtern sich zunehmend. Diplomatische Kontakte wurden minimiert.
Am 24. Mai 1977 schlug Numairi der islamischen Oppositionsfront im Exil, die aus der Khatmiyya, den Mahdisten und den Muslimbrüdern bestand, eine „große nationale Versöhnung“ vor.[16] Am 14. August 1977 wurden diverse Exilpolitiker rehabilitiert und durften wieder in den Sudan kommen. Sadiq al-Mahdi versöhnte sich mit Numeiri und löste seine Nationale Front kurzerhand auf. Im Gegenzug versprach Numeiri politische Teilhabe unter dem Dach der SSU. Im gleichen Jahr wurde das Islamisch-Afrikanische Zentrum auf einem Gelände zehn Kilometer südlich von Khartum wiedereröffnet und nahm seine ersten 60 Studierenden auf, die aus Tansania, Kenia, Uganda und Sudan stammten.[17] Numairī erklärte 1978 in einem Buch, dass es notwendig sei, das Land auf den „islamischen Weg“ (an-nahǧ al-islāmī) zurückzuführen.[18]
Die Wirtschaftspolitik Numeiris, welche auf eine Erweiterung der mechanisierten Landwirtschaft abzielte, schlug fehl. Von dieser profitierten vor allem Kapitaleigner aus dem Norden, insbesondere die durch Islamisten kontrollierten Islamischen Banken. Das Arbeitskräftepotential für diese Agrarwirtschaft bildeten Wanderarbeiter aus dem Süden. Entgegen den Zielen der Regierung schrumpfte die landwirtschaftliche Produktion und damit auch der Export. Ab 1977 konnte das Land seine Schulden nicht mehr bedienen. Der Sudan wurde der größte Empfänger von humanitärer Hilfe aus den USA im Afrika südlich der Sahara und war auf die USA angewiesen um vom IWF weiter Kredite zu erhalten. Hierzu musste Numeiri ab den 1980er-Jahren Privatisierungen in der Wirtschaft zulassen.[19]
Vom 12. bis 21. Januar 1979 tagten die Parlamente Ägyptens und des Sudan gemeinsam. So sollte der Schulterschluss der beiden Staaten auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet unterstrichen werden.
Im März 1980 überstand Dschafar an-Numeiri auch einen Putschversuch durch fünf Armeeoffiziere, die festgenommen werden. Er beschuldigte daraufhin die Sowjetunion und Syrien, den Putschversuch unterstützt zu haben, und bot ab Juni 1980 den USA die Benutzung militärischer Einrichtungen im Sudan an. Am 26. Juni 1980 kam es zudem zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Libyen, weil der Sudan bei dessen Engagement im benachbarten Tschad auf der anderen Seite stand, da Libyen eine Vereinigung beider Länder anstrebte.
1982 kam es zu weiteren Vereinbarungen der engen Zusammenarbeit mit Ägypten in der Nilregion.
1983 kam es im Südsudan erneut zu Unruhen. Beobachter gingen davon aus, dass diesmal ethnische Streitigkeiten nur vorgeschoben seien und es vielmehr um die dort entdeckten Erdöllagerstätten ging. Hinzu kam die Einführung der Scharia am 9. September des Jahres. Die SPLA unter John Garang nahm im Süden ihren Widerstandskampf zur „Befreiung des Sudan“ auf. Sie wurde von Äthiopien logistisch unterstützt und sah sich selber nicht als separatistisch.
Im April 1984 wurde der Ausnahmezustand verhängt. Numeiri näherte sich immer mehr den Muslimbrüdern unter dem religiösen Führer Hasan at-Turabi an. Wichtigster Oppositionsführer wurde wieder Sadiq al-Mahdi, der sich auf den Nimbus seines Vorfahren, den mächtigen al-Mahdi aus dem 19. Jahrhundert (siehe oben) berufen konnte und als moderater Vertreter des Islam galt. Er führte die Umma-Partei an und gründete die Ansar-Brüderschaft.
Sowohl die Bevölkerungsmehrheit als auch die Nationalversammlung lehnten Numeiris Islamisierungspolitik ab. Es kam zum Eklat, als sich Numeiri offiziell als Imam ausrufen und den Sudan als islamischen Staat umtaufen lassen wollte, und die Nationalversammlung ihm die Zustimmung verweigerte.
Am 18. Januar 1985 wurde der 76-Jährige reformorientierte religiöse Führer Mahmud Muhammad Taha (Republikanische Bruderschaft) wegen Häresie hingerichtet. Als US-Vizepräsident George H. W. Bush im März im Sudan weilte, kritisierte er Numeiris Islamisierungskurs angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftslage des afrikanischen Landes. Daraufhin wurden Turabi und weitere Muslimbrüder verhaftet.
Numeiri wurde am 6. April 1985 nach Unruhen und der Drohung mit Generalstreik in Khartum durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Numeiri befand sich zu der Zeit in den USA bei einem Staatsbesuch. Der provisorische Militärrat (TMC) unter Abd ar-Rahman Swar ad-Dahab übernahm die Macht und ernannte eine Übergangsregierung. Trotz Friedensangebots ging der Kampf der SPLA im Süden weiter, während sich im Norden Widerstand gegen die Reform der unter Numeiri geschaffenen Herrschaftsstrukturen formierte.
Außenpolitisch orientierte sich die neue Regierung wieder stärker an Libyen und der Sowjetunion und nahm auch wieder diplomatische Beziehungen zum Iran auf. Am 10. Oktober schließlich, wurde eine Übergangsverfassung eingesetzt, und es wurden Wahlen ausgeschrieben.
Vom 1. bis 12. April 1986 gab es allgemeine Wahlen im Sudan, an denen sich 40 Parteien beteiligten. Wegen der anhaltenden Kämpfe im Süden wurde dort in dutzenden Wahlkreisen nicht gewählt. Die Umma-Partei (UP) von Sadiq al Mahdi bekam 99 Sitze, die Demokratische Unionspartei (DUP) 63 und die Nationale Islamische Front (NIF) unter Hasan Turabi 51.
Sadiq al-Mahdi wurde am 15. Mai Ministerpräsident der Koalitionsregierung aus UP und DUP. Die Muslimbruderschaft, die unter dem Dach der NIF agierte, konnte durch ihre parlamentarische Stärke verhindern, dass die Scharia wieder ganz aus dem sudanesischen Rechtswesen verschwand.
Derweil konnte die SPLA weiter Boden gut machen während Vermittlungsbemühungen zwischen al-Mahdi und dem SPLA-Führer John Garang in Addis Abeba scheiterten. Die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte sich immer mehr.
1989 bis 2019: Herrschaft von Baschir
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1989 putschte wieder das Militär, und der islamistisch orientierte Umar Hasan Ahmad al-Baschir übernahm mit seinem Revolutionären Kommandorat (RCC) die Macht. Der Putsch ging mit einer planmäßigen Repression der Akteure ziviler Politik einher. So gut wie die gesamte politische Elite des Landes inklusive des prominenten Islamistenführers Hasan at-Turabi wurde inhaftiert. Der Putsch wurde von der islamistischen Bewegung des Landes unterstützt und mit durchgeführt. Turabi selbst blieb trotz seiner Inhaftierung und formalen Nichtbeteiligung eine graue Eminenz der Regierung. Wirtschaftspolitisch verfolgte der Staat nach dem Putsch unter der Ägide des Finanzministers Abdelrahim Hamdi einen Kurs der schockartigen Liberalisierung. Agrarpolitisch sollte aus dem Sudan durch Weizenanbau ein Nahrungsmittelexportland werden. Der Konflikt im Innern mit weniger arabisierten Bevölkerungsgruppen wurde mit Hilfe der Islamisten als Dschihad religiös verbrämt und intensiviert. 1991 führte der Sudan auf Betreiben der Islamisten einen der Scharia entsprechenden Strafrechtscodex ein.[20]
Darüber hinaus verbot Baschir weitere Hilfsflüge der Operation Lifeline Sudan (OLS) in den hungernden Süden.
Inzwischen spitzte sich der Konflikt im Süden zu, und es kam 1992 zu einer großangelegten Offensive der Regierungstruppen gegen die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA). Daran änderte auch die offizielle Beendigung der Militärdiktatur im Jahr 1993 nichts. Die Fronten gegenüber dem nach Autonomie strebenden Süden verschärften sich. Beobachter der Vereinten Nationen sprachen von Völkermord, begangen von radikalen Islamisten unter Billigung bzw. Beteiligung der Regierungstruppen. Der Sudan wurde bereits 1992 von der UNO wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilt.
Am 10. Februar 1993 besuchte Papst Johannes Paul II. die Hauptstadt Khartum.
Ab 1994 erfuhr die Telekommunikation im Sudan einen bedeutenden Aufschwung.
1995 kam es zum offenen Bruch zwischen Ägypten und dem Sudan. Die ägyptische Führung machte den sudanischen Staat für die Unterstützung islamistischer Umstürzler in Ägypten verantwortlich. Ägypten schloss sich in Folge der US-amerikanischen Politik des Regierungswechsels in Khartum an und unterstützte die Guerillabewegungen gegen die sudanesische Zentralregierung.[21]
Nach seiner Wiederwahl als Präsident 1996 verhandelte al-Bashir erfolglos mit der SPLA, so dass die Gespräche 1997 in Nairobi als gescheitert erklärt werden mussten. Im darauf folgenden Jahr wurden die Verhandlungen in der kenianischen Hauptstadt wiederaufgenommen. Hasan at-Turabi (inzwischen Parlamentspräsident) erklärte im Juli 1998, dass eine Unabhängigkeit des Südens nicht mehr ausgeschlossen werde.
1998 griffen die Vereinigten Staaten den Sudan an und bombardierten die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik nahe der Hauptstadt Khartum. Dies wurde offiziell damit begründet, dass dort angeblich Giftgas produziert werde und eine Verwicklung des Sudan in die Terroranschläge von Nairobi und Daressalam bestehe. Beweise für diese Behauptungen konnten bis heute nicht erbracht werden.
Bereits 250.000 Menschen sollen im Süden durch die Bombardierungen getötet worden sein und 2,5 Millionen akut von einer Hungersnot betroffen. Im selben Jahr verdichteten sich auch Berichte über den zunehmenden Sklavenhandel im Süden.
1999 wurde das sudanesische Parlament aufgelöst, al-Baschir verhängte den Ausnahmezustand und entließ die Anhänger Turabis aus der Regierung. Turabi war vormals für eine Reform zu einem Mehrparteiensystem eingetreten und plante eine Verfassungsänderung welche Baschirs Macht beschnitten hätte. Turabi verlor im Machtkampf mit al-Baschir die Kontrolle über die islamistische Bewegung, in der sich ob seiner radikalen Außenpolitik Unmut regte. Unter Führung seines bisherigen Stellvertreters Ali Osman Taha arrangierten sich die Islamisten erneut mit der Militärdiktatur.[22] Ein vereinbarter Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen wurde gebrochen, was den Hilfsorganisationen die Arbeit erschwerte.
Ab 1999 wurde der Sudan zum Erdölnettoexporteur. Die Investitionen in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen US-Dollar in den Ölsektor des Landes stammten aus der Volksrepublik China, Malaysia und Indien. Um die Sicherheit der Ölfelder zu gewährleisten, ließ die Regierung Milizen freie Hand, welche in den Produktionsregionen ethnische Säuberungen durchführten. Der neu etablierte Ölsektor beendete die Knappheit im eigenen Land und avancierte binnen Jahren zum Hauptdevisenbringer der Volkswirtschaft. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf stieg von unter 400 USD um die Jahrtausendwende auf rund 1400 USD im Jahr 2008.[23]
Bei den Neuwahlen von 2001 gewann al-Baschir haushoch, was unter anderen darauf zurückzuführen ist, dass die Oppositionsparteien die Wahl boykottieren. Der Ausnahmezustand wurde erneut verlängert.
Seit dem Friedensvertrag von 2005 mit dem Süden jedoch regiert Umar al-Baschir mit seiner Nationalen Kongresspartei gemeinsam mit der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung.
Im Jahr 2011 kam es zu einem Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan, in welchem die Mehrheit der Südsudanesen für einen unabhängigen Staat stimmten. Seit dem 9. Juli 2011 ist der Südsudan offiziell vom Sudan getrennt.
Im Jahr 2018 wurde das Land von einer Flutkatastrophe heimgesucht.
Am 22. Februar 2019 rief Präsident Baschir einen einjährigen Notstand aus und entließ die Regierung,[24] am 11. April 2019 desselben Jahres wurde er nach Protesten der Bevölkerung vom Militär gestürzt und inhaftiert; weitere ranghohe Politiker wurden festgenommen. Die Nachfolge übernahm ein Militärrat.
Seit 2020
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. August 2020 unterzeichnete die Regierung ein Friedensabkommen mit der Revolutionären Front, einer Allianz mehrerer Rebellengruppen, der unter anderem die Sudanesische Befreiungsarmee/-Bewegung und die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit angehören.[25] Im gleichen Jahr kam es bei den Überschwemmungen im Sudan 2020 zu einer schweren Flutkatastrophe, die im Hinblick auf Opfer als die schwerste im Sudan seit mindestens 1988 gilt. Die Regierung rief für den gesamten Sudan den Notstand aus.[26] Mit Stand 25. September 2020 waren ca. 830.000 Menschen von den Fluten betroffen. Mindestens 124 Menschen kamen ums Leben, etwa 166.000 Gebäude wurden zerstört.[27]
Am 21. September 2021 wurde ein Putschversuch vereitelt.[28] Am 2. Oktober 2021 wurde in Khartum zwischen der nationalen Armee, bewaffneten Bewegungen und der Zivilgesellschaft eine neue Charta zur Durchführung des sudanesischen Übergangs unterzeichnet. Ziel war die Sicherung des Friedens und die Gestaltung einer Verfassung. Der früher regierende Nationalkongress wurde unterdessen gestürzt.[29] Nach einem nach Regierungsangaben am 21. Oktober 2021 vereitelten Putschversuch putschte das Militär am 25. Oktober 2021 erneut.[30] Der ranghöchste militärische Vertreter erklärte in einer Fernsehansprache einen landesweiten Ausnahmezustand und verkündete die Auflösung der Übergangsregierung und des Souveränen Rates. In der Folge demonstrierten Zehntausende in der Hauptstadt.[31] Am 21. November 2021 wurde der durch den Putsch gestürzte Abdalla Hamdok wieder Ministerpräsident.[32] Am 2. Januar 2022 trat er zurück.[33] Am 29. Mai 2022 wurde der Ausnahmezustand aufgehoben.[34]
Am 15. April 2023 brachen im ganzen Sudan Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) aus. Infolge des Bürgerkriegs, die insbesondere in der Hauptstadt Khartum ausgetragen wurden, kollabierte der Sudan. Die Hauptstadt wurde weitgehend zerstört und entvölkert. So verließ so gut wie die gesamte Mittelschicht und Elite die Stadt und viele auch das Land.[35]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sklaverei im Sudan
- Ostafrikanischer Sklavenhandel
- Liste der Präsidenten des Sudan
- Liste der Ministerpräsidenten des Sudan
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Torsten Konopka (Hrsg.): Sudan und Südsudan (= Wegweiser zur Geschichte). Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-79332-4.
- Robert O. Collins: A History of Modern Sudan. Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-67495-9.[36]
- Nicole Grandin: „Al-Merkaz al-islami al-ifriqi bi'l-Khartoum: la République du Soudan et la propagation de l'islam en Afrique noire (1977–1991)“, in: René Otayek (Hrsg.): Le radicalisme islamique au sud du Sahara: da'wa, arabisation et critique de l'Occident. Karthala Karthala – MSHA, Paris, 1993. S. 97–120.
- Khaled al-Hakami: Sudan – Arabien und Schwarzafrika am Nil, NORDICO – Museum der Stadt Linz 2001, ISBN 3-85484-078-0.
- Fritz und Ursula Hintze: Alte Kulturen im Sudan. München: Callwey 1967
- Derek A. Welsby, Julie R. Anderson Hrsg., Sudan : ancient treasures, an exhibition of recent discoveries from the Sudan National Museum, British Museum Press, London 2004, ISBN 0-7141-1960-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Fitzenreiter: Geschichte des Sudan in islamischer Zeit. MittSAG, Heft Nr. 6, April 1997
- Manfred Öhm: Innerstaatliche Konflikte: Sudan - Darfur. Bundeszentrale für politische Bildung, 17. März 2018, abgerufen am 13. September 2020.
- Deng D. Akol Ruay: The Politics of two Sudans. The South and the North 1821–1969. The Scandinavian Institute of African Studies, Uppsala 1994
- Sudan – History. Mongabay.com
- Sudan Civil War. Globalsecurity.org (Zum Bürgerkrieg)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gamal el-Deen Idris: Die Altsteinzeit im Sudan (= Archäologische Berichte. Band 4). Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V., Bonn 1994, ISBN 3-86097-137-9 (Digitalisat).
- ↑ Andrea Manzo: Eastern Sudan in its Setting, The archaeology of a region far from the Nile Valley, Archaeopress 2017, ISBN 978-1-78491-558-2, S. 33–42 online
- ↑ a b Harry Verhoeven: Water, Civilisation and Power in Sudan The Political Economy of Military-Islamist State Building. New York, 2015, S. 40–45
- ↑ Vgl. hierzu das Anglo-Egyptian Condominium Agreement vom 19. Januar 1899, worin sich Großbritannien und Ägypten einigten, den Sudan gemeinsam unter dem „Condominium Rule“ zu kolonialisieren und zu verwalten.
- ↑ Vgl. Grandin 105.
- ↑ Douglas H. Johnson: The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars. Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 27–29
- ↑ – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. Abgerufen am 6. Oktober 2018 (englisch).
- ↑ Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 360.
- ↑ Vgl. Grandin 99.
- ↑ Zit. nach Grandin 103.
- ↑ Vgl. Grandin 101.
- ↑ Vgl. Grandin 105.
- ↑ Vgl. Grandin 105.
- ↑ Douglas H. Johnson: The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars. Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 39–43
- ↑ Vgl. Grandin 106.
- ↑ Vgl. Grandin 106.
- ↑ Vgl. Grandin 113
- ↑ Vgl. Grandin 105.
- ↑ Douglas H. Johnson: The Root Causes of Sudan's Civil Wars - Old Wars & New Wars. Woodbridge, 6. Auflage, 2016, S. 43f, S. 49f
- ↑ Harry Verhoeven: Water, Civilisation and Power in Sudan The Political Economy of Military-Islamist State Building. New York, 2015, S. 83–115
- ↑ Harry Verhoeven: Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building. New York, 2015, S. 155–157
- ↑ Harry Verhoeven: Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building. New York, 2015, S. 118–121
- ↑ Harry Verhoeven: Water, Civilisation and Power in Sudan - The Political Economy of Military-Islamist State Building. New York, 2015, S. 121–124
- ↑ http://www.sudantribune.com/spip.php?article67113
- ↑ tagesschau.de: Sudans Regierung und Rebellen unterzeichen Friedensvertrag. Abgerufen am 31. August 2020.
- ↑ Sudan erlebt Jahrhundertflut. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. September 2020. Abgerufen am 26. September 2020.
- ↑ Fast 830.000 Menschen von Überschwemmungen im Sudan betroffen. In: Der Standard, 25. September 2020. Abgerufen am 26. September 2020.
- ↑ tagesschau.de: Putschversuch im Sudan vereitelt. Abgerufen am 21. September 2021.
- ↑ Agence Écofin: Soudan : signature d’une nouvelle charte pour conduire la transition. Abgerufen am 3. Oktober 2021 (französisch).
- ↑ tagesschau.de: Nach Putsch: Sudanesisches Militär erklärt Ausnahmezustand. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
- ↑ Sudan: General Abdel Fattah al-Burhan verkündet Auflösung der Regierung. In: Der Spiegel. 25. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Oktober 2021]).
- ↑ tagesschau.de: Sudan: Entmachteter Regierungschef zurück auf altem Posten. Abgerufen am 21. November 2021.
- ↑ tagesschau.de: Sudans Regierungschef Hamdok verkündet seinen Rücktritt. Abgerufen am 3. Januar 2022.
- ↑ Deutsche Welle (www.dw.com): Ausnahmezustand im Sudan ist aufgehoben | DW | 29.05.2022. Abgerufen am 4. Juni 2022 (deutsch).
- ↑ Fritz Schaap: (S+) Sudan nach dem Kriegsbeginn vor einem Jahr: »Der Sudan ist kollabiert«. In: Der Spiegel. 15. April 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. April 2024]).
- ↑ Vgl. Enrico Ille: Rezension zu: Collins, Robert O.: A History of Modern Sudan. Cambridge 2008. In: H-Soz-u-Kult, 12. März 2010.