„Kreationismus“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit dem Kreationismus im engeren Sinne. Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff auch den [[Schöpfung]]sglauben allgemein.}} |
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'''Kreationismus''' (v. [[Latein|lat.]] ''creare'' = erschaffen) bezeichnet den [[Weltanschauung|weltanschaulichen]] Standpunkt, der Ursprung des [[Universum]]s sowie die Entstehung allen Lebens sei das Schöpfungswerk eines [[Gott]]es. Dabei wird die Meinung vertreten, dies sei die einzige, mindestens jedoch eine der [[Evolutionstheorie]] gleichwertige Erklärung. Kreationismus ist somit eine besondere Ausprägung des [[Schöpfungsglaube]]ns, wie er in verschiedenen [[Religion]]en vorkommt und bei [[Indigene Völker|Naturvölkern]] in vielen Varianten verbreitet ist. |
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[[Datei:Ark-encounter-2514667 960 720.jpg|mini|Nachbau der [[Arche Noah]] im ''[[Ark Encounter]]'', einem kreationistischen [[Themenpark]] im [[Grant County (Kentucky)]]. Die [[Answers in Genesis|Betreiber des Parks]] vertreten die These, [[Dinosaurier]] hätten gleichzeitig mit Menschen existiert, seien sogar auf der Arche gewesen, und erst nach der Sintflut ausgestorben.]] |
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'''Kreationismus''' (von {{laS|creatio}} „[[Schöpfung]]“) bezeichnet die religiöse Auffassung, dass das [[Universum]], das [[Leben]] und der [[Mensch]] buchstäblich so entstanden sind, wie es in den [[Heilige Schriften|Heiligen Schriften]] der [[Abrahamitische Religionen|abrahamitischen Religionen]] und insbesondere in der [[Altes Testament|alttestamentlichen]] [[Genesis (Bibel)|Genesis]]<ref>siehe {{b|Genesis|}}</ref> geschildert wird. Als bedeutende Strömung trat der Kreationismus im frühen 20. Jahrhundert im Bereich des [[Evangelikalismus]] in den [[Vereinigte Staaten|USA]] auf, wo er bis heute auch seine größte Verbreitung besitzt. In seiner strengsten Form postuliert er ein Erdalter von einigen Tausend Jahren und geht von der Existenz einer [[Sintflut]] aus, bei der die meisten Menschen und Tiere umgekommen seien. Ebenfalls kennzeichnend ist die Ablehnung der [[Evolutionstheorie]]. |
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Anhänger findet der Kreationismus vor allem bei der [[Christliche Rechte|religiösen Rechten]]. Diese befürwortet teilweise, seine Auffassung zum Inhalt des Biologieunterrichts zu machen. Da die [[Verfassung der Vereinigten Staaten|US-amerikanische Verfassung]] jedoch ein Verbot religiöser Inhalte im Schulunterricht vorsieht, wird der Kreationismus von manchen seiner Verfechter als wissenschaftliche Theorie bezeichnet („[[Intelligent Design]]“). Damit soll ein Konflikt mit der Verfassung vermieden werden. Die US-Rechtsprechung hat sich dieser Auslegung jedoch nicht angeschlossen. In seinen verschiedenen Formen bewegt sich der Kreationismus zwischen Religionslehre und [[Pseudowissenschaft]].<ref>Jochem Kotthaus: ''Propheten des Aberglaubens. Der deutsche Kreationismus zwischen Mystizismus und Pseudowissenschaft.'' LIT Verlag, Münster 2003.</ref><ref>Zum Problem der Zuschreibung des Begriffs „Pseudowissenschaft“, insbesondere für die Kritiker des 19. Jahrhunderts vgl. Ronald L. Numbers: ''The Creationists: The Evolution of Scientific Creationism.'' Harvard University Press, veränderte Neuauflage 2006 (orig.: Alfred A. Knopf, New York, 1992) auf Seite 12, Ralph O’Connor: ''Young-Earth Creationists in Early Nineteenth Century Britain? Towards a reassessment of „Scriptural Geology“''. History of Science 45 (4), 2007.</ref> |
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Viele kreationistische Weltanschauungen haben einen starken [[Bibel|biblischen Bezug]] und gehen einher mit teils wörtlichen und teils wortnahen Interpretationen der biblischen Aussagen. Sie finden sich vorrangig in [[evangelikal]]en und in [[christlicher Fundamentalismus|fundamentalistischen]] Bewegungen. |
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Im [[Islam]] vertritt heute u. a. [[Harun Yahya]] den Kreationismus,<ref>{{Internetquelle |autor=Jens Lubbadeh |url=https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/islamischer-kreationismus-mit-allah-gegen-darwin-3356700.html |titel=Mit Allah gegen Darwin |datum=2007-03-29 |abruf=2019-10-06}}</ref> im [[Judentum]] sind es vor allem Anhänger [[Orthodoxes Judentum|orthodoxer Richtungen]]. |
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Spezifische Eigenarten des Kreationismus gegenüber anderen Ausprägungen des Schöpfungsglaubens sind, dass er |
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*die [[Evolutionstheorie]] entweder ganz ablehnt, oder davon ausgeht, dass eine Evolution nur in Grenzen stattfindet und nicht zwingende Folge der naturwissenschaftlichen Gesetze ist, |
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*davon ausgeht, dass keine [[chemische Evolution]] stattgefunden hat sowie |
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*seinen Aussagen selbst eine Wissenschaftlichkeit zuspricht. |
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== Abgrenzung == |
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Insofern der Kreationismus den Anspruch der Wissenschaftlichkeit stellt, basiert er auf einem ideologischen Wissenschaftsverständnis, das sich mit der wissenschaftlichen Methodik nicht vereinbaren lässt, und ist daher eine Pseudowissenschaft. Kreationisten, die diesen Anspruch stellen, bestreiten diesen Status. |
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Der Kreationismus in seiner modernen, heute einflussreichen Form geht auf amerikanische Autoren des frühen 20. Jahrhunderts zurück. Sie griffen Ansichten von Autoren des 17. bis 19. Jahrhunderts auf, die vorher sowohl in der wissenschaftlichen wie auch in der theologischen Fachdebatte keine Rolle mehr spielten. Als grundlegend gelten das 1923 erschienene „The New Geology“ von [[George McCready Price]] und, dieses popularisierend, „The Genesis Flood: The Biblical Record and Its Scientific Implications“ von John C. Whitcomb und [[Henry M. Morris]] (1961).<ref>Ronald L. Numbers: ''Creationism since 1859. Chapter 56.'' In: Garry B. Ferngren (general editor): ''The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia.'' Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.</ref><ref name="Montgomery">David R. Montgomery: ''The evolution of creationism.'' GSA today 22 (11), 2012, S. 4–9.</ref> Eine unabhängige Tradition in Europa existierte nur in den Niederlanden im auf [[Abraham Kuyper]] zurückgehenden Neocalvinismus.<ref>Abraham C. Flipse (2012): ''The Origins of Creationism in the Netherlands: The Evolution Debate among Twentieth-Century Dutch Neo-Calvinists.'' Church History 81 (1): 104–147. [[doi:10.1017/S000964071100179X]]</ref> Der übrige moderne europäische Kreationismus geht auf die amerikanischen Autoren zurück. Die Anti-Evolutionisten, die die Evolutionstheorie Charles Darwins im 19. Jahrhundert ablehnten, nannten sich nicht Kreationisten. Der Begriff taucht allenfalls als abwertende Zuschreibung in privater Korrespondenz aus dieser Zeit gelegentlich auf.<ref name="num">{{Internetquelle |autor=Ronald L. Numbers |url=https://www.counterbalance.net/history/anticreat-frame.html |titel=Antievolutionists and Creationists |werk=Creationism History |hrsg=Counterbalance Meta-Library |abruf=2007-08-15}}</ref> |
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Viele Menschen, die eine [[Schöpfung]] vertreten, sehen dies als Teil ihres religiösen [[Glaube (Religion)|Glaubens]] und als vereinbar mit der [[Naturwissenschaft]] oder davon grundsätzlich unabhängig.<ref>Oberkirchenrat und Publizist Joachim Schmidt, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, in ''Echt Glaube kompakt'': [https://web.archive.org/web/20230729171305/https://www.webcitation.org/1206823009708069 Verdrängungswettbewerb] abgerufen am 29. März 2008.</ref> Darunter fallen viele große Konfessionen, einschließlich der katholischen und vieler protestantischer Kirchen, sowie auch manche islamische Glaubensgemeinschaften. Sie lehnen die durchgängig wörtliche Interpretation der Heiligen Schrift und der darin beschriebenen Schöpfungsgeschichte grundsätzlich ab.<ref>[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/pcb_documents/rc_con_cfaith_doc_19930415_interpretazione_ge.html ''Die Interpretation der Bibel in der Kirche.''] In: ''vatican.va'', 15. April 1993 (Standpunkt der katholischen Kirche zur [[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritischen Methode]] in der [[Päpstliche Bibelkommission|Päpstlichen Bibelkommission]]).</ref><ref>Zur evangelischen Theologie siehe [http://www.ekd.de/download/ratsbericht_synodemai2003_redigiert.pdf Ratsbericht der Synode] (PDF; 125 kB).</ref> Sie wird als Text verstanden, der kritisch im historischen Zusammenhang seiner Verfasser gelesen werden muss ([[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritische Methode]]). Viele religiöse Menschen verstehen sie auch als [[Metapher]], die eine Bedeutung lediglich außerhalb der Naturwissenschaft hat. |
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In den USA ist der Kreationismus seit Jahrzehnten Gegenstand einer kontrovers geführten öffentlichen Debatte. Darin geht es um die Unterrichtung von kreationistischen Lehren im Biologieunterricht in Schulen, die im Konflikt zur verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Religion steht. Aus dieser Situation heraus ist [[#Intelligent_Design_.28ID.29|Intelligent Design]] entstanden und wird meist auch zum Kreationismus gerechnet. In Europa nimmt beides nur eine Nischenstellung ein. |
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Solche Standpunkte werden manchmal in eine breitere Definition des Begriffs Kreationismus mit aufgenommen, werden aber besser unter dem Stichwort [[theistische Evolution]] gefasst. Der Kreationismus im engeren Sinn vertritt jedoch die Ansicht, dass wissenschaftliche Aspekte für eine wörtliche Interpretation des im Buch [[Genesis (Bibel)|Genesis]] (bei Christen und Juden) oder im [[Koran]] (bei Muslimen) beschriebenen Schöpfungsberichts sprächen. Diese Auffassung der Irrtumslosigkeit und wörtlichen Interpretation der Bibel ([[evangelikale Exegese]], [[fundamentalistische Hermeneutik]]) findet sich vorrangig in [[Evangelikalismus|evangelikalen]] und in [[Christlicher Fundamentalismus|fundamentalistischen]] Bewegungen des [[Christentum]]s sowie mitunter im Islam. |
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== Grundlegender Konflikt == |
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Obwohl der [[Hebräische Sprache|hebräische]] Urtext so ausgelegt werden kann, dass er die Schöpfung aus dem Nichts ([[creatio ex nihilo]]) implizit bestreitet, sehen einige [[Judentum|Juden]] und Christen die Genesis als Stütze für den [[Absolutheitsanspruch]] ihres Schöpfungsglaubens.<!-- siehe auch: creation according to genesis, deutsche Fassung? --> Sie gehen davon aus, dass die Schrift faktisch zutreffende Aussagen aus der Perspektive Gottes enthalte und ein Augenzeugenbericht über den Ursprung der Dinge sei. |
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Der methodische [[Naturalismus]], die Grundlage der heutigen Naturwissenschaft, besagt, dass eine Theorie, die sich auf irgendeine Form von [[Transzendenz]] beruft, nicht [[Falsifikation|falsifizierbar]] und daher vom wissenschaftlichen Standpunkt aus unbrauchbar ist. |
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Naturwissenschaftliche Erkenntnisse (als eine [[Empirie|empirische]] Informationsquelle über die Naturgeschichte) stehen jedoch weitestgehend im Widerspruch zu dieser wörtlichen Interpretation der Bibel. Einige Kreationisten sind daher der Auffassung, dass die Sichtweise der Naturwissenschaft und ihre Grundannahmen unvereinbar mit dem religiösen Glauben seien und sich diesem unterordnen sollten. Kreationisten lehnen oft die Sichtweise der Naturwissenschaft im Allgemeinen und bestimmte wissenschaftliche Theorien im Besonderen ab. Dies bezieht sich vor allem auf die darwinsche Evolutionstheorie und ihre Bedeutung für die moderne [[Evolutionsbiologie]]. Die meisten Kreationisten bestreiten auch die naturwissenschaftlichen Theorien über den Ursprung des Lebens und der menschlichen Spezies, die [[Geologie|geologische]] [[Entstehung der Erde|Erdgeschichte]], die [[Evolutionsgeschichte]], die Entwicklung des [[Sonnensystem]]s und den Ursprung des [[Universum]]s. |
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Rückschlüsse auf die Existenz oder Nichtexistenz eines göttlichen Wesens sind unmöglich und daher nicht Aufgabe der Wissenschaft. Schöpfungstheorien oder [[Mythos|Mythen]] sind demnach nicht mit den Kriterien wissenschaftlicher Forschung in Einklang zu bringen. Denn dies würde bedeuten, dass dem göttlichen Wesen kein freier Wille zugestanden würde, dass es die Naturgesetze nicht "erschaffen" habe, sondern ihnen unterworfen wäre. Auf diesem Hintergrund werden ''speziell'' kreationistische Theorien ''prinzipiell'' als unwissenschaftlich kategorisiert. |
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Kreationismus im weiteren Sinn durchzieht die gesamte [[Geschichte der Religion|Religionsgeschichte]]. Im Allgemeinen jedoch wird damit Bezug genommen auf die Zeit ab den ersten Widersprüchen zwischen Erkenntnissen moderner Naturforscher und Vertretern einer wortgetreuen Bibelauslegung bei der Datierung der Größenordnung des Erdalters, in deutlicherer Form dann mit der Aufstellung der Evolutionstheorie durch [[Charles Darwin]]. Andere Definitionen beziehen sich dagegen auf die Einführung der Evolutionstheorie im Schulunterricht. |
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Neben diesem eher theoretischen Aspekt wird dem Kreationismus und der heutigen ''Intelligent-Design-Bewegung'' (s.u.) - wegen seiner Praxis, welche eher religiös-missionarischen Charakter hat als sachlich-wissenschaftlichen - jede Art von Wissenschaftlichkeit abgesprochen. |
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== Vorgeschichte == |
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[[Bild:Vergleich Stammbaum ET IDT Junker2001.png|thumb|240px|Der in der Biologie anerkannte Stammbaum A im Vergleich mit dem von vielen Kreationisten vertretenen Stammbaum B (Schematisch und unvollständig)]] |
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=== Antike: Die heiligen Bücher === |
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Im wissenschaftlichen [[Diskurs]] wird unter einem ''kreationistischen Ansatz'' insbesondere eine Hypothese verstanden, die die [[Evolutionstheorie]] oder Teile davon in Frage stellt. Diese Bezeichnung wird oft als disqualifizierendes [[Attribut]] verwendet. |
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Eine der Wurzeln des Kreationismus liegt in den [[Kosmogonie]]n, den seit [[antike]]n Zeiten aufgeschriebenen Erklärungsmodellen zur Entstehung der Welt. Die Schriften zur [[Schöpfung]] in den [[Buchreligion]]en wurden in der [[Bibel]] und im [[Koran]] gesammelt und durch die Schriftform fixiert. Beide Werke verarbeiten die Ansichten der [[Abrahamitische Religionen|abrahamitischen Religionen]] zu [[Weltgeschichte|Welt-]] und [[Naturgeschichte]]. Arabische bzw. muslimische Gelehrte ergänzten ihre Ansichten zur Schöpfung weiterhin durch Verwendung von griechischen Texten. In der Antike selbst ist eine dem Kreationismus vergleichbare Weltanschauung quasi unbekannt. Die antiken Philosophen der Schulen der [[Platonismus|Platoniker]] und Neuplatoniker, der [[Stoa]] und der [[Epikureismus|Epikureer]] betrachteten übereinstimmend die Lehre von den Göttern als dunkles und schwieriges Problem, über das der Mensch kaum sichere Kunde besitze.<ref>vgl. etwa Marcus Tullius Cicero: ''De natura deorum'' („''Vom Wesen der Götter''“).</ref> Aufgabe der Philosophen sei es, durch Nachdenken zum Kern der Probleme vorzudringen. Die mythischen Erzählungen zum Weltursprung und zu den Göttern wurden in unterschiedlichem Maße ernst genommen, meist aber als allegorische Fabeln für das ungebildete Volk abgetan. Auch die auf der Schwelle zum Mittelalter stehenden [[Kirchenvater|Kirchenväter]] lehnten wortinspirierte Lesungen der Bücher weitgehend ab. Der bis in die Neuzeit immens einflussreiche [[Augustinus von Hippo]] besaß eine profunde philosophische Bildung und war stark vom [[Neuplatonismus]] [[Plotin]]s beeinflusst. Seiner Ansicht nach hatte die antike Philosophie durch reines Nachdenken die meisten (wenn auch nicht alle) der Glaubenswahrheiten der Bibel unabhängig von Gottes Offenbarung entdeckt. Für ihn waren die wesentlichen Wahrheiten über den Menschen und die Welt allerdings innerlich. Eine zu starke Beschäftigung mit den Angelegenheiten der Welt galt zwar nicht ausgesprochen als sündhaft, lenke aber doch eher von den Dingen ab, auf die es wirklich ankomme. Augustinus schrieb, in verschiedenem Alter, fünf Abhandlungen über das Buch Genesis, ohne zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Er warnt aber davor, die Aussagen der Schrift zu wörtlich zu nehmen und gegen die Texte der Philosophen auszuspielen, da alle Wahrheit in der Natur letztlich ebenfalls von Gott stamme. Der Sinn von vielem in den Texten müsse durch allegorische Auslegung enträtselt werden. Ein direkter, wörtlicher Glaube könne zwar der Seele nie schaden, es sei aber theologischen Denkern erlaubt, darüber hinaus zu forschen.<ref>Kurt Flasch: ''Augustin: Einführung in sein Denken.'' Reclam-Verlag, 2. Auflage 1994.</ref><ref>Kenneth J. Howell: ''Augustine of Hippo. Chapter 24.'' In: Garry B. Ferngren (general editor): ''The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia''. Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.</ref> |
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=== Mittelalter === |
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Neben [[Darwinismus]] und [[Evolutionstheorie]] werden auch [[Abiogenese]] und [[Makroevolution]] von Vertretern des Kreationismus in Frage gestellt. |
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Im [[Mittelalter]] (ca. 600 n. Chr. bis 1500 n. Chr.) galt seit [[al-Ghazālī]] (gestorben 1111) im islamischen Kulturraum die Beschäftigung mit den Werken der Philosophen über die Natur als unnötig und tendenziell schädlich; sie wurde in den [[Madrasa|Medressen]] nicht mehr gelehrt. In der davor liegenden philosophischen Blütezeit war aber vor allem das Werk des [[Aristoteles]] rezipiert und umfassend ausgelegt worden. Nur durch islamische (und im islamischen Kulturkreis lebende jüdische) Denker ist dieses im Abendland, das jede Kenntnis davon verloren hatte, wieder zugänglich geworden. Dem frühen Mittelalter im Okzident waren davor nur anekdotische, meist stark allegorisch geprägte, im weitesten Sinne naturkundliche Werke zugänglich, die [[Bestiarium|Bestiarien]] genannt werden. Die hochmittelalterliche [[Scholastik]] strebte eine Synthese zwischen dieser nun neu zugänglichen (antiken) Naturphilosophie und der Theologie (die erst jetzt, durch [[Petrus Abaelardus]] neu begründet wurde) an. Als maßgeblich an den neu entstehenden Universitäten galt vor allem die Lehre des [[Thomas von Aquin]] (gestorben 1274).<ref>vgl. William A. Wallace: ''Thomas Aquinas and Thomism. Chapter 25.'' In: Garry B. Ferngren (general editor): ''The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia.'' Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.</ref> |
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Im [[Thomismus]] besteht zwischen Glauben und Vernunft kein grundlegender Widerspruch. Der Mensch kann, gestützt auf seine Sinne und seine (immer fehlbare) Vernunft, in der Schöpfung wie in einem Buch lesen. Gegenüber dem durch Gott eingegebenen Glauben handelt es sich um eine geringere Tugend, die trotzdem eine Tugend bleibt. Der Mensch vermag, natürliche Wahrheiten über die Welt mittels der Methoden der [[Geschichte der Logik#Die aristotelische Begriffslogik|aristotelischen Logik]] zu entdecken, die Vernunft versage allerdings angesichts der übernatürlichen Wahrheiten, die nur der Glauben fassen könne. Trotz des absoluten Vorrangs der Glaubenswahrheiten ermöglichte die scholastische Lehre eine vom offenbarten Wissen unabhängige Naturphilosophie, die letztlich zur Wurzel der modernen Naturwissenschaften wurde. Das Verbot (zumindest außerhalb der abgehobenen akademischen Sphären) über Wahrheiten zu spekulieren, die im Widerspruch zum, als fraglos richtig angesehenen, offenbarten Wissen standen, verhinderte zunächst jeden offenen Konflikt. Jede Bibelstelle musste seit [[Johannes Cassianus]], neben der wörtlichen Aussage ([[Literalsinn]]), allerdings bereits im allegorischen, moralischen (oder [[Tropus (Rhetorik)|tropologischen]]) und [[Anagoge|anagogischen]] Sinn ausgelegt und dabei Widersprüche und Mehrdeutigkeiten ausgeräumt werden, wodurch eine naiv-wörtliche [[Biblische Exegese|Exegese]] nie gefördert wurde. |
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Die meisten Kreationinisten akzeptieren [[Mikroevolution|Evolution auf der Mikroebene]] als wissenschaftlich bewiesene Tatsache. |
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Uneinheitlich ist die Haltung zur [[Urknalltheorie]]. ''Junge-Erde-Kreationisten'', die die Bibel wörtlich auslegen, müssen sie konsequenterweise verwerfen. Islamischen Kreationisten dient sie dagegen als Beleg dafür, dass die Theorien der [[Marxismus|Marxisten]] und [[Materialismus|Materialisten]] von der Ewigkeit der [[Materie]] unhaltbar seien. |
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[[Datei:Michelangelo Buonarroti 018.jpg|mini|''Der Schöpfergott scheidet Licht und Finsternis (Sonne und Mond)'' von [[Michelangelo]]. Ein wörtliches Verständnis der Schöpfungsgeschichte hat die Kunst immer wieder inspiriert.]] |
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Neben der Entstehung verlangt die weitere Entwicklung des Universums nach Auffassung vieler Richtungen des Kreationismus den fortgesetzten Eingriff einer höheren [[Instanz]]. Damit lehnt der Kreationismus auch hier das naturalistische Weltbild ab, nach dem allein naturwissenschaftlich erfassbare Vorgänge zur Erklärung der Welt und des [[Weltall]]s ausreichen. Ebenfalls werden [[Agnostizismus|agnostizistische Ansätze]] verworfen. |
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[[Datei:Creation of Light.png|mini|''Die Erschaffung des Lichts'' von [[Gustave Doré]]]] |
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=== Frühe Neuzeit === |
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Da die Erklärung der Welt als Schöpfung die Existenz eines Schöpfers impliziert, handelt es sich bei den Kreationisten [[Weltanschauung|weltanschaulich]] gesehen im allgemeinen um [[Theismus|Theisten]]. |
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Erst in der Neuzeit entwickelte sich, zunächst ausschließlich im Okzident, aus der mittelalterlichen Naturphilosophie die moderne, empirische Naturwissenschaft. Diese wurde lange Zeit aber nicht als Problem oder gar als Konkurrenz für das religiöse Weltbild aufgefasst. Klassische Autoren wie [[Isaac Newton|Newton]] oder [[Galileo Galilei|Galilei]] verwiesen noch, in mittelalterlicher Tradition, darauf, dass die Enträtselung der Mechanismen von Gottes Schöpfung dessen Ehre nur erhöhen würden. Wissenschaftler wie [[Robert Boyle]] betrachteten ihre Forschungen als quasi-theologische Erforschung von Gottes Wirken in der Natur, er stiftete aus seinem Nachlass die Mittel für eine Vorlesungsreihe (die Boyle lectures), die speziell aufzeigen sollte, wie die Wissenschaft den Atheismus widerlege und die christlichen Wahrheiten bestätige. Viele philosophische Autoren verwiesen auf die Harmonie und Zweckmäßigkeit der Natur, die für Autoren wie [[William Paley (Theologe)|William Paley]] eine „natürliche Theologie“ begründete. Gott habe die Natur so geschaffen, dass sie auch vom menschlichen Verstand begriffen werden könne. Für die vor allem englischen [[Deismus|Deisten]] verwies die Untersuchung der Natur aus reinen Verstandesgründen, auch ohne jede Offenbarung, notwendig auf das Wirken eines gütigen Schöpfergottes. Konflikte, zum Beispiel über den [[Atomismus]] oder das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild]], ergaben sich weniger zwischen Glauben und Wissenschaft, sondern eher zwischen den modernen, [[Empirie|empirischen]] Methoden und dem aristotelischen, scholastischen Weltbild, das eher auf der Erklärung der Welt durch abstraktes, logisches Denken beruhte. Kirchliche und weltliche Autoritäten betrachteten die Entwicklung zwar mit Misstrauen, weil sie Veränderungen generell ablehnten und eine Verbindung zwischen freiem Denken und sozialen Forderungen befürchteten, die wissenschaftlichen und philosophischen Kontroversen erreichten aber die breitere Öffentlichkeit fast gar nicht. Dies änderte sich erst im frühen 19. Jahrhundert, insbesondere durch die neuen Lehren der Geologie und der Evolutionsforschung innerhalb der Biologie. |
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=== 18. und 19. Jahrhundert === |
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Einige Vertreter des Kreationismus sind wissenschaftlich tätig, worauf von Befürwortern häufig hingewiesen wird. Ihr Fachgebiet überschneidet sich jedoch nur in Einzelfällen mit dem der [[Biologie]]. Ihre Verbindung zum Kreationismus hat keine Beziehung zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Der Kreationismus selbst vertritt ein eigenes Wissenschaftsverständnis und fordert die Zulässigkeit von übernatürlichen Erklärungen für Sachverhalte. Dies steht dem Verständnis von Wissenschaft mit ihrer kritisch-rationalen Methode entgegen, die dies als eine unzulässige Vermischung von Naturwissenschaft und Weltanschauung ablehnt. Die [[Erkenntnistheorie]] ermögliche erst die Trennung von Wissen und Glauben. |
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==== Geologie ==== |
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Die britischen Forscher [[William Smith (Geologe)|William Smith]], [[James Hutton]] und [[Charles Lyell]] begannen im 18. Jahrhundert mit einer Abschätzung des Erdalters. Sie begründeten eine neue Wissenschaft, die [[Geologie]]. Ihre Schlussfolgerungen waren für viele zeitgenössische Theologen, die aufgrund anderer philosophischer und theologischer Elemente die auf wortwörtlicher Auslegung biblischer Texte beruhende Chronologie (berühmt ist die Rückrechnung von Bischof [[James Ussher]], der den Zeitpunkt der Schöpfung auf den 23. Oktober des Jahres 4004 v. Chr. rückrechnete) bereits ablehnten, völlig unproblematisch. Andere Theologen, mehr aber noch die gebildete breite Öffentlichkeit, sahen darin eine Herausforderung der Autorität der Bibel. In den 1790er Jahren warnte die Royal Society ihr Mitglied [[John Hunter (Mediziner)|John Hunter]], seine öffentlichen Auslassungen über das hohe Alter der Erde könnten die „verständlichen“ Vorurteile der Öffentlichkeit reizen. Das Drama „Kain“ des Dichters und Freigeists [[George Gordon Byron|Lord Byron]], in dem das Alter der Erde und Fossilien eine prominente Rolle spielen, rief eine Flut verächtlicher Kritiken hervor. Opponenten, die sich selbst als „Geologen der Schrift“ (scriptural) oder „mosaische Geologen“ bezeichneten, argumentierten gegen die neuartigen Auffassungen, wobei sie in der breiten Öffentlichkeit viele Sympathien hatten. Diese Opponenten bildeten aber keine geschlossene Front (viele schrieben völlig unabhängig voneinander) und keine Schule wie die späteren Kreationisten (die allerdings auf ihren Werken aufbauten). Berühmt wurde die Kontroverse über die biblische [[Sintflut]]. Der Geologe und Geistliche [[William Buckland]] behauptete in seinem Werk ''Reliquiae Diluvianae'', seine Forschungen hätten die Wahrheit des biblischen Berichts klar bestätigt; die damals entdeckten Fossilien großer, ausgestorbener Wirbeltiere seien urzeitliche Bestien, die in der Flut ertrunken seien. Andere, zu ihrer Zeit prominente Autoren wie [[Granville Penn]] und [[Andrew Ure]], darunter neben einigen Geistlichen viele traditionelle Amateurforscher aus der Oberschicht ([[Gentleman|Gentlemen]] of science) schrieben Werke, die die wörtliche Wahrheit der biblischen Berichte bestätigen sollten.<ref>Ralph O’Connor (2007): Young-earth creationists in early nineteenth-century Britain? Towards a reassessment of scriptural geology. History of Science 45 (4): 357-402.</ref><ref name="Montgomery" /> |
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==== Biologie ==== |
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== Richtungen des Kreationismus == |
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[[Charles Darwin]]s Theorie der Evolution wurde von konservativen Christen seit dem Erscheinen seines Hauptwerks ''[[Über die Entstehung der Arten]]'' im Jahr 1859 sofort erbittert bekämpft. Während die bisherigen Kontroversen die Welt als Ganzes betrafen, wurde die Evolutionstheorie als frontaler Angriff auf das Wesen und die Würde des Menschen aufgefasst; hier ging es nicht um nebensächliche Einzelheiten, sondern zentral um das Menschenbild, was die Härte des Streits erklärbar macht. Obwohl Darwin selbst, die Kritik vorhersehend, anfangs zögerte, seine Theorie überhaupt auf den Menschen anzuwenden, wurde dieser Punkt von seinen Kritikern von Anfang an klar gesehen und stand immer im Zentrum der Debatte (Darwin erkannte später seinen Fehler und veröffentlichte 1871 ''[[Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl]]''). Die Evolutionstheorie postuliert einen Aufstieg des Menschen aus tierischen Vorfahren (was auch als Ermöglichung weiteren Fortschritts gelesen werden konnte), während die Theologie klassisch einen Abstieg des ursprünglich vollkommenen Menschen aufgrund der [[Erbsünde]] voraussetzte. Der Widerspruch zum Fall Adams, und damit implizit zu Christus als dem „zweiten Adam“ war theologisch schwerer hinzunehmen als die nicht wortwörtliche Interpretation des Buches Genesis, mit dem die meisten aufgeklärteren Kirchenleute auch im 19. Jahrhundert keine Probleme mehr hatten. Außerdem eliminierte die Lehre den tiefen Spalt, der bisher den Menschen von den anderen Geschöpfen getrennt hatte. Was war nun mit der unsterblichen Seele, die nur dem Menschen zukam? In welchem Sinne war der Mensch nun noch das Ebenbild Gottes? Worauf beruhten die moralischen Werte, wenn alles im Kampf ums Dasein entschieden würde? Wo blieb beim Spiel des Zufalls, der die Entwicklung lenkte, der göttliche Plan? Der Widerstand gegen diese als Entwürdigung des Menschen als [[Krone der Schöpfung]] empfundene Herausforderung ging weit über kirchliche Kreise hinaus, sie versetzte der natürlichen Theologie und dem Deismus letztlich den Todesstoß. Sie wurde als Grenzüberschreitung wahrgenommen, mit der sich die Wissenschaft in Dinge einmischte, die sie nichts angingen.<ref>John Hedley Brooke: Darwin and Victorian Christianity. Chapter 8 in: Michael Jonathan Sessions Hodge, Gregory Radick (Hrsg.): ''The Cambridge Companion to Darwin.'' Cambridge University Press, 2003, ISBN 978-0-521-77730-8.</ref> Obwohl Darwin zeit seines Lebens in öffentlichen Äußerungen zögerlich blieb, sprachen seine Unterstützer eine offene Sprache. Sein wichtigster Unterstützer, „Darwins Bulldogge“ [[Thomas Henry Huxley]] war es, der den Begriff des [[Agnostizismus]] prägte. [[Herbert Spencer]] wandte den neuen [[Evolution (Begriff)|Begriff der Evolution]] in ''First Principles'' (1862) ohne Zögern auch auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft an und begründete damit den [[Sozialdarwinismus]]. (Im 20. Jahrhundert wandten Forscher wie [[Edward B. Tylor]], später auch [[Robert N. Bellah]] den Evolutionsgedanken dann auf die Religion selbst an und begründeten einen Evolutionismus vor allem in der [[Religionsethnologie]].) |
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=== Theistische Evolution === |
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Die theistische Evolution sieht Gott als Schöpfer, der die Lebensformen mittels Evolution erschuf und weiterentwickelt, wobei es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie stark er in diesen Prozess eingreift und eingegriffen hat. Vertreter dieser Richtung akzeptieren die meisten Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften. Daher verstehen sie sich selbst nicht als Kreationisten im hier dargestellten Sinn und werden auch von Gegnern des eigentlichen Kreationismus nicht als solche bezeichnet. So hat im November 2005 der Kardinal [[Paul Poupard]], Präsident des [[Päpstlicher Rat für die Kultur|Päpstlichen Rates für Kultur]], auf die Frage nach der Intelligent Design Bewegung geantwortet, dass die Schöpfungsgeschichte der Genesis und Darwins Evolutionstheorie vollständig verträglich seien, wenn die Bibel korrekt interpretiert werde, was allgemein als Absage an die Intelligent Design-Bewegung gewertet wird [http://www.news.com.au/story/0,10117,17162341-13762,00.html]. Für Verwirrung sorgte der Papst Benedikt selbst, der kurze Zeit später von einem "intelligenten Plan" des Kosmos sprach [http://derstandard.at/?id=2238621]. Dies wurde in der Presse teilweise als direkten Verweis auf Intelligent Design gewertet. Diese Interpretation ist jedoch umstritten. |
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Zu Darwins Gegnern zählten Geistliche wie der anglikanische Bischof [[Samuel Wilberforce]], daneben aber auch zahlreiche eminente Wissenschaftler wie der englische Anatom und Zoologe [[Richard Owen]] oder der führende amerikanische Naturforscher [[Louis Agassiz]]. Der katholische (später wegen unorthodoxer Ansichten exkommunizierte) Zoologe [[St. George Mivart]] argumentierte, wenn auch der menschliche Körper natürlichen Ursprungs wäre, so ginge doch seine Seele allein auf Gott zurück. In ''Genesis of Species'' sprach er für eine Evolution, die unter göttlicher Kontrolle ablief. Selbst [[Alfred Russel Wallace]], der die Evolutionstheorie unabhängig von Darwin entdeckt hatte, nahm noch an, dass ein Eingriff des Schöpfers notwendig bleibe, da anders die Sonderstellung des Menschen nicht erklärbar sei. Einflussreiche Denker wie der Schriftsteller [[Samuel Butler (Schriftsteller)|Samuel Butler]], aber auch viele Biologen, griffen auf die konkurrierende Evolutionstheorie des [[Lamarckismus]] zurück, die ihnen eher mit einem göttlichen Plan in der Natur vereinbar schien. Da Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere Darwins Selektionstheorie innerhalb der Wissenschaft scharf angegriffen wurde und zeitweise in die Defensive geriet, konnten sich religiöse Kritiker bestätigt fühlen, dass es sich um eine kurzfristige Verirrung handele, die bald überwunden sei.<ref>Peter J.Bowler: ''Evolution.'' Chapter 85 in Garry B. Ferngren (general editor): The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia. Taylor and Fracis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.</ref> Speziell in Deutschland äußerten sich führende Anthropologen wie [[Rudolf Virchow]] und [[Adolf Bastian]] ablehnend. Dies könnte teilweise auf die Position führender deutscher Darwinisten wie [[Ernst Haeckel]] zurückgehen, die die Abstammung des Menschen als Argument für „niedere“ Menschenrassen und damit [[Rassismus]] verwendeten.<ref>[[Jonathan M. Marks|Jonathan Marks]] (2010): ''Why Were the First Anthropologists Creationists?'' Evolutionary Anthropology 19: 222–226.</ref> (Die Evolutionstheorie als Begründung für Rassismus wurde als Ablehnungsgrund später auch von den führenden amerikanischen Kreationisten wie Henry M. Morris herausgestellt.) Mit der Durchsetzung der Evolutionstheorie innerhalb der Wissenschaft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts schien die Debatte zunächst erledigt. Konservative protestantische Christen, vor allem in den USA, lehnten sie zwar weiterhin ab, fanden aber keine wissenschaftlichen Unterstützer mehr, so dass der Kampf bereits entschieden schien.<ref>Ronald L. Numbers: ''[[The Creationists]]: From Scientific Creationism to Intelligent Design.'' Harvard University Press, 2006, ISBN 978-0-674-02339-0. darin vor allem Evolution comes to America, S. 16 ff.</ref> |
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Diese Position wird von der katholischen Kirche vertreten und ist allgemein unter Christen weit verbreitet. Hierbei hat nach einer Aussage des auch [[Kirchenvater]] genannten [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] - dem der römisch-katholische Glauben folgt - ein schöpferisches Eingreifen Gottes nach dem initialen Schöpfungsakt enge Grenzen: ''"Die Welt ist nicht in der Zeit geschaffen, sondern mit der Welt schuf Gott auch die Zeit."'' Eine strenge Interpretation dieser Aussage begrenzt die schöpferische Tätigkeit Gottes also auf den einen Moment, der in der modernen Wissenschaft mit dem Urknall gleichzusetzen ist, in dem das Universum, sein materieller Inhalt, die Naturgesetze, der Raum und auch die Zeit geschaffen wurden. Mit diesem einen Schöpfungsakt ist die Schöpfung abgeschlossen, und die Welt entwickelt sich fortan gemäß der ebenfalls abschließend erschaffenen Naturgesetze in der Zeit weiter. Jeder weitere schöpferische Akt Gottes zu einem späteren Zeitpunkt wäre eine Schöpfung der Welt in der Zeit und würde somit Augustinus widersprechen. |
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== Geschichte == |
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=== Intelligent Design (ID) === |
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=== Entstehung === |
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Dass die Bibel buchstäblich für wahr gehalten wird, ist in der Geschichte des Christentums erst seit relativ kurzer Zeit von Bedeutung. Schon die [[Kirchenvater|Kirchenväter]] [[Origenes]] (185–254)<ref>Vgl. Origenes, ''[[De principiis (Origenes)|De principiis]]'' IV, 2, 9. Online in Bibliothek der Kirchenväter: Origenes, [https://bkv.unifr.ch/de/works/318/versions/339/divisions/107819 ''Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft'', IV, 2, 9].</ref> und [[Augustinus von Hippo]] (354–430) legten Wert auf eine kritische Betrachtung des alttestamentlichen Schöpfungsberichts (Genesis). Und vor der ersten Übersetzung in eine geläufige Sprache durch [[Martin Luther]] war die Bibel nur wenigen Menschen zugänglich. Die Genesis wörtlich für eine wahre Beschreibung vergangener Ereignisse zu halten, kam erst nach dem amerikanischen [[Sezessionskrieg]] (1861–1865) in den damals unterlegenen [[Südstaaten]] auf, insbesondere unter [[Baptisten]], und wurde ein bedeutender Teil des kulturellen Selbstverständnisses der Südstaatler und ihrer Ablehnung [[Nordstaaten|nordstaatlicher]] Werte. Besonders vorangetrieben wurde das von [[Siebenten-Tags-Adventisten]] wie George McCready Price, die an ein baldiges Ende der Welt ([[Harmagedon|Armageddon]]) glaubten. Die Verbesserung des Schulwesens, durch die mehr Kinder mit der Evolutionstheorie bekannt wurden, trug zur Entwicklung dieser Abwehrhaltung bei. Die erfolgreiche Durchsetzung des [[Prohibition in den Vereinigten Staaten|Alkoholverbots]] im Jahre 1919 ermutigte diese Bewegung, und hinzu kam eine Assoziation des Darwinismus mit dem [[Sozialdarwinismus]] und dessen vermeintlich bedeutender Rolle auf Seiten der Deutschen im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]].<ref name="ruse">Michael Ruse: ''[https://plato.stanford.edu/archives/spr2018/entries/creationism/ Creationism].'' In: ''[[Stanford Encyclopedia of Philosophy]].'' 2003/2018 (englisch).</ref> |
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=== Der Scopes-Prozess und die Folgen === |
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Vertreter dieser Richtung akzeptieren nach eigener Aussage wissenschaftliche Methodik. |
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Einen Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Kreationismus bildete der [[Scopes-Prozess]] im Jahr 1925 in [[Dayton (Tennessee)]], bei dem ein Lehrer stellvertretend für aufklärerische Gruppen einen Musterprozess gegen den US-amerikanischen Bundesstaat führte, der kurz zuvor einen Bann gegen Darwins Evolutionstheorie beschlossen hatte. Der Prozess, der großes Aufsehen auch außerhalb der USA erregte, wurde im Ergebnis gegen den Lehrer entschieden, das Urteil jedoch aufgrund von Formfehlern wieder aufgehoben. Beobachter werteten das Verfahren selbst als Niederlage für die Anliegen des Kreationismus. Das Verbot, die Evolution zu unterrichten, blieb in Tennessee bis in die 1960er Jahre in Kraft, wurde jedoch nie wieder angewendet. Dennoch verschwand in den folgenden Jahrzehnten der Darwinismus zunehmend aus den US-amerikanischen Schulbüchern. Erst infolge des [[Sputnikschock]]s 1957 kam es diesbezüglich zu einer Wende, indem die US-Regierung Gelder für die Produktion neuer naturwissenschaftlicher Schulbücher zur Verfügung stellte, in denen auch die Evolution ausführlich behandelt wurde. In dieser Situation erschien 1961 das Buch ''Genesis Flood'' von Whitcomb und Morris, das unter gläubigen Christen sehr populär wurde und die Creation Science-Bewegung (wörtlich: Schöpfungs-Wissenschaft) begründete. Deren Ansatz war der Versuch, den Kreationismus als eine der Evolutionstheorie gleichwertige Wissenschaft darzustellen und ihr auf diese Weise – unter Umgehung des Verbots eines Religionsunterrichts in der US-Verfassung – Eingang in den Schulunterricht zu verschaffen.<ref name="ruse" /> |
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Sie stellen Theorien wie die [[Evolutionstheorie]] oder die Theorie der [[Abiogenese]] in Frage, weil sie diese nicht als befriedigende Erklärungen für gewisse wissenschaftliche Beobachtungen ansehen. Statt dessen wird behauptet, das Leben könne nur durch einen intelligenten Designer entwickelt worden sein. |
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=== Arkansas === |
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Das Design-Argument der [[Moderne]] geht auf den englischen Theologen [[William_Paley|William Samuel Paley]] (1743–1805) zurück, der aufgrund der Komplexität und Funktionalität der belebten Natur auf einen intelligenten Planer schloss. Zur Begründung dieser Idee wählte Paley eine [[Analogie]], wonach der fein abgestimmte Bau technischer Gegenstände (Artefakte), wie z. B. einer Uhr, nur den Schluss zulasse, dass sie ein intelligenter Zwecksetzer hervorgebracht habe. Obgleich sich die modernen Ansätze der ID-Vertreter etwas voneinander unterscheiden, wird auch heute noch übereinstimmend auf eine bestimmte Form der Komplexität oder Funktionalität als relevante Analogie bzw. als Erkennungskriterium für einen intelligenten Schöpfungsakt zurückgegriffen. Die These wird mithilfe von Analogien aus der Technik untermauert. |
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1981 hatten die Bemühungen, den Kreationismus im Biologie-Unterricht zuzulassen, im Bundesstaat [[Arkansas]] Erfolg. Gegen dieses neue Gesetz reichte die [[American Civil Liberties Union]] eine Klage mit der Begründung ein, dass es nicht mit dem [[1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten|First Amendment]], dem 1. Zusatzartikel der US-Verfassung, zu vereinbaren sei. An dem Prozess waren der Paläontologe [[Stephen Jay Gould]], der Genetiker [[Francisco J. Ayala]], der Philosoph [[Michael Ruse]] und der Theologe [[Langdon Gilkey]] als Sachverständige beteiligt. Der Richter kam zu dem Schluss, dass „Creation Science“ keine Wissenschaft, sondern Religion sei und daher an öffentlichen Schulen nicht gelehrt werden dürfe.<ref name="ruse" /> |
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== Richtungen == |
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Um das Design-Argument zu stützen wird ferner versucht, naturalistische Erklärungen bezüglich der Entstehung neuer Arten zu [[falsifizieren]] und ID als alternative Erklärungsmöglichkeit darzustellen. Nach heutigem Erkenntnisstand sei es unmöglich, dass die Entstehung der Arten "rein zufällig" abgelaufen sei, wobei es unter den Vertretern des Intelligent Design verschiedene Auffassungen zur Reichweite evolutionärer Prozesse gibt. Einige Argumente beziehen sich auf Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung. Demnach wird behauptet, dass Ergebnisse der [[Mikrobiologie]], der mathematischen [[Logik]] und der [[Sprachwissenschaft|Linguistik]] den Eingriff eines transnaturalen Planers beweisen würden. Das Leben sei nicht aufgrund von Naturgesetzen entstanden, es habe vielmehr einen Anstoß von außen gegeben. Während die meisten Argumente der ID-Vertreter im Gegensatz zur heute vorherrschenden naturalistischen Sichtweise stehen, gibt es aber auch ein kosmologisches Design-Argument, welches die Gültigkeit heutiger naturwissenschaftlicher Theorien voraussetzt. Dieses bezieht sich auf die von Naturwissenschaftlern diskutierte, bisher noch umstrittene [[Feinabstimmung]] von Naturkonstanten, welche irdisches intelligentes Leben demnach erst ermögliche. |
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=== Kurzzeitkreationismus === |
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{{Hauptartikel|Junge-Erde-Kreationismus}} |
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Der Junge-Erde-Kreationismus (auch „Kurzzeitkreationismus“ oder „24-Stunden-Tag-Theorie“) ist der hauptsächlich von [[Evangelikalismus|evangelikalen]] und [[Christlicher Fundamentalismus|fundamentalistischen Christen]], aber auch von [[Ultraorthodoxes Judentum|ultraorthodoxen Juden]] vertretene Glaube, dass die Erde von Gott vor wenigen tausend Jahren erschaffen worden sei. Anhänger vertreten eine wörtliche Auslegung der Bibel und interpretieren den Schöpfungsbericht in der Bibel als Tatsachenschilderung. Aufgrund des vom englischen [[Erzbischof]] [[James Ussher]] (1581–1656) anhand biblischer Lebensläufe und Stammbäume berechneten ''[[Ussher-Lightfoot-Kalender]]s'' wird als Zeitpunkt der [[Schöpfung]] der 23. Oktober 4004 v. Chr. angenommen. Dies entspricht einem Erdalter von rund 6000 Jahren. In der Regel gehen Junge-Erde-Kreationisten davon aus, dass die Erde bis etwa 10.000 Jahre alt sei (die Auffassungen darüber, ob das Universum das gleiche Alter hat, sind unterschiedlich). Deshalb werden von ihnen wissenschaftliche Methoden wie [[Radiokarbonmethode|radiometrische Altersbestimmung]], [[Isochronenmethode]], [[Eiskerndatierung]] und [[Dendrochronologie]] (siehe auch [[Altersbestimmung (Archäologie)]]) in Frage gestellt. Stattdessen werden die geologischen Belege hauptsächlich als das Resultat einer globalen Flut erklärt. Mitunter werden auch gängige Thesen wie die Kontinuität der Naturgesetze über historische Zeiträume in Frage gestellt; damit werden alternative Datierungen geologischer und astronomischer Ereignisse erzielt. |
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Die Kritiker der Lehre vom Intelligent Design weisen darauf hin, dass der "Designer" eine Art Lückenbüßerrolle einnehme ("god of gaps"). Nicht erklärte [[Phänomene]] auf eine (übernatürliche) Intelligenz zurückzuführen, sei nicht Ziel der [[Empirie|empirischen]] Wissenschaften und stelle nur eine bequeme Scheinlösung für jede beliebige Schwierigkeit dar. Der Haupteinwand besteht darin, dass Vertreter des ID den intelligenten Designer wegen seiner transzendenten, nichtfassbaren Natur weder spezifizieren noch seine Wirkungsweisen [[Ursache|kausal]] beschreiben, geschweige denn eine [[Objektivität|objektive Grenze]] für sein Wirken angeben können. Ihre Aussagen seien demnach [[Erklärung|explanativ]] und [[Heuristik|heuristisch]] wertlos, [[Falsifizierbarkeit|nicht prüfbar]] und ersetzten die Erklärungsansätze der modernen Biowissenschaften bezüglich der Entstehung neuer Arten lediglich durch ein "[[Mysterium|geheimnisvolles Etwas]]". |
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Die [[Flache Erde]] wird manchmal ebenfalls zum Kurzzeitkreationismus gerechnet.<ref>[http://people.howstuffworks.com/creationism2.htm how stuff works]</ref> Sie ist aber ein Standpunkt, von dem sich Kreationisten selbst im Allgemeinen zu distanzieren versuchen.<ref>Ian Taylor, Jeffrey Burton Russell, Paula McKerlie: ''[http://www.answersingenesis.org/creation/v16/i2/flatearth.asp Who invented the flat earth?].'' In: ''Creation.'' Berkeley Cal 16.1994,2 (März), {{ISSN|0738-6001}}, S. 48–49.</ref> Sie wird immer wieder in diesem Kontext als Stilmittel zur zynischen Übertreibung, Karikierung und als stereotype Analogie verwendet. Im 20. Jahrhundert wurde die Flache Erde von der [[Flat Earth Society]] vertreten. |
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Auch der Wert der vermeintlichen empirischen Hinweise ("Design-Signale"), die für ein intelligentes Design sprechen sollen, wird praktisch-wissenschaftlich sowie auch erkenntnistheoretisch verneint. Meistens wird festgestellt, dass die hierzu bemühten Analogien unbrauchbar sind, weil zum einen Komplexität und Funktionalität nicht hinreichend für eine dem Design relevante Analogie sind. Zum anderen seien die für den Vergleich relevanten Eigenschaften von Lebewesen und behaupteten "Design-Signale" grundverschieden. Ferner wird gegen die Lehre vom Intelligent Design eingewendet, dass sie nicht allein auf empirisches Wissen zurückgreifen kann, um in der Natur Design zu "erkennen", sondern stillschweigend [[A_priori|a-priori]]-Annahmen (unprüfbare Glaubensvorannahmen) zu ihren Vergleichen hinzuziehen müsse, damit diese überhaupt plausibel erscheinen. Eine solche Argumentation wird von den Kritikern als willkürlich bzw. [[Zirkelschluss|zirkelschlüssig]] beurteilt und ebenso wie andere Formen des Kreationismus als Pseudowissenschaft betrachtet. In jedes wissenschaftliche System könne man "intelligente Signale" hineindeuten und als intelligent erschaffene Strukturen werten. Außerdem ist die nicht auszuschließende Möglichkeit von "[[Anthropisches Prinzip|Selbstauswahleffekten]]" bei Beobachtungen über Sachverhalte, welche für die menschliche Existenz notwendig sind, ein grundsätzliches logisches Problem in der Argumentationsweise der Intelligent Design-Bewegung. |
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==== Moderner Geozentrismus ==== |
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Im Rahmen politischer Diskussionen wird den ID-Vertretern vorgeworfen, kreationistisches Gedankengut unter dem Deckmantel der Wissenschaft zu verbreiten. Da in den USA verfassungsmäßig eine strikte Trennung von Religion und Staat gilt, dürfen staatlich finanzierte Schulen keine Religion (d. h. auch keine christlichen Anschauungen) lehren. So urteilte 1987 ein Gericht im US-Bundesstaat [[Louisiana]], Kreationismus diene religiösen, nicht etwa wissenschaftlichen Zielen. Deshalb vermeiden die Vertreter von ID alle theologischen Bezüge und ersetzen Begriffe, wie "Schöpfung" durch wissenschaftlicher klingende Termini, wie "Design", "Signalerkennung" usw. Die bekanntesten Vertreter des Intelligent Design sind der Biochemiker [[Michael J. Behe]], Autor von ''[[Darwin's Black Box]]'' sowie der Jurist [[Phillip Johnson]] vom ''Discovery Institute'' in Seattle, das sich vorwiegend über Spenden christlich-fundamentalistischer Organisationen finanziert. |
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{{Hauptartikel|Geozentrisches Weltbild}} |
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Als Geozentrismus bezeichnet man die Ansicht, dass Gott eine sphärische Welt erschaffen und sie im Zentrum des Universums platziert habe. Sie werde von der Sonne, den Planeten und allem anderen umkreist. Alle wissenschaftlichen Behauptungen über das Erdalter seien Lügen; Evolution fände nicht statt. Sehr wenige Menschen vertreten heutzutage einen solchen Glauben. |
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===Alte-Erde-Kreationisten=== |
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Kreationisten dieser Gattung lehnen - im Gegensatz zu den theistischen Evolutionisten, siehe oben - die Evolutionstheorie rundum ab; sie halten aber das geologisch bestimmte Alter der Erde (ca. 4,5 Milliarden Jahre) und das astronomisch belegte Alter des Universums (rund 15 Milliarden Jahre) für richtig; sie sind somit Kreationisten, welche die anerkannten naturwissenschaftlichen Methoden sehr ernst nehmen. Sie halten den Schöpfungsbericht der Bibel nicht für einen wörtlichen Bericht, sondern für eine symbolische Beschreibung. Es gibt im Alte-Erde-Kreationismus zwei Gruppen: |
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==== Omphalos-Hypothese ==== |
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*Lücken-Kreationismus ("gap creationism"). Diese Anschauung besagt, dass das Leben in einer kurzen Zeit auf der vorher schon existierenden alten Erde geschaffen wurde, weil eine vorherige Schöpfung durch eine unbestimmte Katastrophe vernichtet wurde. Der Lücken-Kreationismus hat Genesis 1:2 als Grundlage, und dies besonders in der englischen Bibelübersetzung ''Scofield Reference Bible''. Von Kreationisten, die sich auf den hebräischen Wortlaut der Bibel berufen, erhält dieser Typ des Kreationismus keine Zustimmung. |
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Die Omphalos-Hypothese postuliert, dass Gott die Erde in jüngerer Zeit erschaffen habe, sie aber viel älter habe aussehen lassen. Dieser Glaube wird von einer kleinen Untergruppe der Junge-Erde-Kreationisten vertreten. Das Argument wurde erstmals 1857 von [[Philip Henry Gosse]] vorgebracht. Er hielt daran fest, dass bestimmte physikalische und biologische Prozesse eine ältere Erscheinung benötigten, da die Welt periodisch ablaufe (Henne-Ei-Henne usw.). Sie trägt den Namen Omphalos-Hypothese (Nabelhypothese), da sie auf der Frage basiert, ob [[Adam und Eva|Adam]] (oder [[Adam und Eva|Eva]]) einen [[Bauchnabel]] gehabt hätten (da sie als Erwachsene erschaffen und nicht geboren worden seien, könne davon ausgegangen werden, dass sie nie eine Nabelschnur gehabt hätten). Gosse nahm an, dass Adam einen Nabel gehabt habe, weil er bei allen Menschen vorhanden ist. Es ergebe sich eine scheinbare Vergangenheit (die vom Nabel angedeutet werde), obwohl sie auf diese Weise einfach miterschaffen worden sei. Er nahm an, dass es zum Funktionieren der Erde notwendig gewesen sei, sie älter aussehen zu lassen. Diese Hypothese hat heute jedoch keine nennenswerte Anhängerschaft mehr. Keiner der führenden Kreationisten wendet das Konzept auf den [[Fossilbericht]] oder etwaig geschaffene Lichtbrücken an. Mit Hilfe der Annahme solcher Lichtbrücken sollte es dem Licht angeblich möglich sein, einen Raum zu überspannen und durch die Umgehung dieses Raumes der – wie sonst im ganzen Universum gültigen – Begrenzung der Lichtgeschwindigkeit nicht unterworfen zu sein. Das heißt ähnlich, wie dies im Mikroskopischen in der Quantenmechanik mit dem [[Tunneleffekt]] möglich ist. Dadurch wäre es angeblich möglich, dass Menschen auf der Erde Licht von weit entfernten Sternen sehen könnten, obwohl das Licht bei Einhaltung der Lichtgeschwindigkeit länger unterwegs sein müsste, als die aus der Bibel entnommene Zeitspanne seit der Erschaffung der Welt. |
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*Tag-Alter-Kreationismus ("day-age creationism"), welcher besagt, dass die "sechs Tage" der biblischen Schöpfungsgeschichte nicht vierundzwanzigstündige Tage darstellen, sondern sehr viel längere Zeiträume - wie Millionen von Jahren. Die Vertreter dieser Denkrichtung berufen sich auf das Wort "yôm" in der hebräischen Bibel, welche im Kontext von Genesis 1 "Alter" bedeute. Einige Vertreter sagen, dass wir zur Zeit im siebten "Alter", d.h. im siebten Tag der Schöpfung, leben. |
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Eine die Omphalos-Hypothese [[Reductio ad absurdum|ad absurdum]] führende Hypothese, nach der die Welt vor fünf Minuten geschaffen worden sei, findet sich bei [[Bertrand Russell]] als Gedankenspiel im Rahmen des philosophischen [[Skeptizismus]] bezüglich Erinnerungen: |
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=== Junge-Erde-Kreationisten === |
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{{Zitat |
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''Hauptartikel: '''[[Junge-Erde-Kreationismus]]''''' |
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|Text=There is no logical impossibility in the hypothesis that the world sprang into being five minutes ago, exactly as it then was, with a population that ‘remembered’ a wholly unreal past. There is no logically necessary connection between events at different times; therefore nothing that is happening now or will happen in the future can disprove the hypothesis that the world began five minutes ago. |
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|Sprache=en |
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|Autor=Bertrand Russell |
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|Quelle=The Analysis of Mind (1921) |
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|Übersetzung=Es besteht keine logische Unmöglichkeit in der Hypothese, dass die Welt vor fünf Minuten entstand, genauso wie sie war, mit einer Bevölkerung, die sich an eine gänzlich irreale Vergangenheit ‚erinnert‘. Es besteht keine logisch notwendige Verbindung zwischen Ereignissen zu unterschiedlichen Zeiten; daher kann nichts, was jetzt oder in der Zukunft passiert, die Hypothese widerlegen, dass die Welt vor fünf Minuten begann.}} |
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==== Wissenschaftlicher Kreationismus ==== |
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Die am weitesten vom naturalistischen Weltbild abweichende Gruppe sind die ''Kurzzeitkreationisten'' (engl. "Young Earth Creationists"). Unter ihnen finden sich in erster Linie (aber nicht nur) [[evangelikal]]e und [[Christlicher_Fundamentalismus|fundamentalistische]] Christen. Sie vertreten eine wörtliche Bibelauslegung und interpretieren den Schöpfungsbericht in der Bibel als Tatsachenschilderung. Der englische [[Erzbischof]] [[James Ussher]] (1581-1656) berechnete, aufgrund von Lebensläufen und Stammbäumen, die in der Bibel erwähnt sind, den Zeitpunkt der [[Schöpfung]] für den 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, was ein Erdalter von rund 6.000 Jahren ergäbe. In der Regel gehen Junge-Erde-Kreationisten davon aus, dass die Erde bis etwa 10.000 Jahre alt sei. |
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{{Anker|Scientific Creationism}} |
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Seit den 1960er Jahren versuchen Aktivisten des sogenannten „wissenschaftlichen Kreationismus“ im angelsächsischen Raum zu zeigen, dass man auch wissenschaftliche Argumente für das kreationistische Weltbild vorbringen könne. Die Anhänger halten ihre alternativen, vorgeblich wissenschaftlichen Erklärungen zur Evolution denjenigen der vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung für ebenbürtig, und fordern deren Zulassung zum Schulunterricht.<ref>Ben Dupré: ''50 Schlüsselideen der Menschheit.'' Spektrum Akademischer Verlag 2012, S. 86f.</ref> Anfang der 1980er Jahre schafften es amerikanische Aktivisten, dass der „wissenschaftliche Kreationismus“ vorübergehend in zwei US-Bundesstaaten als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionstheorie vorgetragen werden durfte. 1987 sprach der [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Supreme Court]] jedoch dem Kreationismus die Wissenschaftlichkeit ab und klassifizierte ihn als Religion, woraufhin er aus dem Biologieunterricht verbannt wurde.<ref>[[Ulrich Kutschera]]: ''Evolutionsbiologie. Eine allgemeine Einführung.'' Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2015, S. 297.</ref> |
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Vertreten werden Ideen zu einer Schöpfungskosmologie, die auf ein Alter des Universums in der Größenordnung von einigen Tausend Jahren hinausläuft. Der Fossilbericht wird als Bericht der Zerstörung durch eine globale [[Flutkatastrophe|Flut]] gedeutet, wie sie in der Genesis als Sintflut beschrieben wird. In den USA wird diese Sichtweise vom [[Institute for Creation Research]] und der [[Creation Research Society]] befürwortet, in Deutschland in abgewandelter Form von der [[Studiengemeinschaft Wort und Wissen]],<ref>Peter Carstens: [https://www.geo.de/natur/7982-rtkl-der-kreationismus-ist-ein-florierendes-business ''„Der Kreationismus ist ein florierendes Business“'']. In: ''[[Geo (Zeitschrift)|GEO]]'', abgerufen am 25. Juni 2013.</ref> in der Schweiz von [[ProGenesis]]. Ein amerikanischer Hauptvertreter ist [[Kent Hovind]]. |
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Mit der Bibel als Grundlage versuchen sie, ein Gegenmodell zu den naturwissenschaftlichen Theorien zu erarbeiten. Bislang gibt es allerdings kein Modell, das einen Großteil der Beobachtungen in ein übergeordnetes Konzept einbindet und gleichzeitig ein Weltalter von nur wenigen Jahrtausenden besitzt. Ein sehr wichtiger Vertreter des amerikanischen Junge-Erde-Kreationismus ist [[Kent Hovind]]. |
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=== Langzeitkreationismus === |
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Die bislang entworfenen Modelle beziehen [[Fossilien]]funde und biologische oder [[Morphologie (Biologie)|morphologische]] Verwandtschaften ein, stellen sie aber in andere Zusammenhänge und interpretieren sie anders als in der Evolutionstheorie. Gleichzeitig wird auf empfundene Schwachstellen wissenschaftlicher Modelle hingewiesen. Gängige Thesen wie etwa die Kontinuität der Naturgesetze über historische Zeiträume werden in Frage gestellt; damit werden alternative Datierungen geologischer und astronomischer Ereignisse erzielt. |
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Die Befürworter des Langzeitkreationismus (auch genannt Alte-Erde-Kreationismus) versuchen, die wörtliche Interpretation der Genesis in Einklang mit den astronomischen und geologischen Hypothesen zum Alter des Universums und der Erde (mehrere Milliarden Jahre) zu bringen. Im Gegensatz zum evolutionistischen Kreationismus wird dabei jedoch die Theorie der gemeinsamen Abstammung abgelehnt. Hauptvertreter des Langzeitkreationismus sind die [[Zeugen Jehovas]]. Es gibt mehrere Schöpfungsthesen, mit denen die Auffassung begründet wird: |
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==== Lückentheorie ==== |
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Die divergierende Interpretation wissenschaftlicher Beobachtungen begründet sich im Wesentlichen aus entgegengesetzter Methodik: Kurzzeitkreationisten lehnen eine rein naturalistische Erklärung der Welt grundsätzlich ab, während die Naturwissenschaft die Verwendung von Göttern in Hypothesen wegen prinzipieller Unwiderlegbarkeit ausschließt. Insofern suchen nur wenige Vertreter beider Seiten den wissenschaftlichen Dialog und Kontroversen werden im populärwissenschaftlichen, politischen oder weltanschaulichen Bereich ausgetragen. Insgesamt halten sie sich jedoch auf moderater Ebene, da Vertreter der Richtung teilweise eingestehen, dass es eine Schöpfungstheorie im naturwissenschaftlichen Sinne nicht geben könne [http://www.factum-magazin.ch/whats_new/news.cgi?v=archive&c=Evolution&id=010938316.shtml]. |
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{{Hauptartikel|Lückentheorie (Kreationismus)|titel1=Lückentheorie}} |
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Diese Anschauung (auch Restitutionstheorie genannt) besagt, dass das Leben in einer kurzen Zeit auf der vorher schon existierenden alten Erde geschaffen worden sei, weil eine vorherige Schöpfung durch eine unbestimmte Katastrophe vernichtet worden sei. Der Lücken-Kreationismus hat {{B|1. Mose|1|2}} als Grundlage, und dies besonders in der englischen Bibelübersetzung ''Scofield Reference Bible'' (in der Version von 1917). Von Kreationisten, die sich auf den hebräischen Wortlaut der Bibel berufen, erhält dieser Typ des Kreationismus keine Zustimmung. |
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==== Konkordanzhypothese ==== |
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In Deutschland gehört der Verein [[Wort und Wissen|Studiengemeinschaft Wort und Wissen]] zu den bekanntesten Vertretern dieser Gruppe. |
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Die Konkordanzhypothese (auch Tag–Alter-Kreationismus, Zeitalter-Tag-Theorie, Theorie der unterschiedlichen Tageslängen oder Vorzeit-Kreationismus) besagt, dass die sechs Tage der biblischen Schöpfungsgeschichte nicht vierundzwanzigstündige Tage darstellen, sondern sehr viel längere Zeiträume – wie Millionen von Jahren. Die Vertreter dieser Richtung berufen sich auf das Wort yôm in der hebräischen Bibel, welches nach ihrer Ansicht im Kontext der Genesis zur Bedeutung „Zeitalter“ gedehnt werden könne. Einige Vertreter sagen, dass die Gegenwart das siebte Alter darstelle, also den siebten Tag der Schöpfung. Gegen den Deutungsansatz der Konkordanzhypothese wird argumentiert, dass die Bedeutung des Wortes aus dem Kontext eindeutig hervorgehe, da das hebräische Wort yôm „Tag“ bedeute und mit der Formulierung „es wurde Abend und wieder Morgen“ nur ein Tag im gängigen Wortsinn gemeint sein könne (zum Beispiel {{Bibel|Mt|25|29|ELB}}). |
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==== Schöpfung auf Raten ==== |
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===Randgruppen des Kreationismus=== |
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Diese Sicht wird auch Progressiver Kreationismus oder fortdauernde Schöpfung genannt und besagt, dass die Arten sich in einem ständig von Gott begleiteten Vorgang verändert und herausgebildet haben. Dabei gibt es verschiedene Ideen darüber, wie das Ganze ablaufe (es wird oft Platz gelassen für ein direktes göttliches Eingreifen bei Schlüsselzeitpunkten in der Geschichte der Erde und des Lebens). Diese Sicht akzeptiert die meisten Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften, lehnt aber die moderne Evolutionsbiologie ab oder sucht nach Hinweisen darauf, dass die Evolution nur über natürliche Auslese unpassend sei. Dieser Standpunkt kann in Zusammenwirkung mit anderen Alte-Erde-Standpunkten vertreten werden, wie Tag–Alter-Kreationismus oder diverse Sichtweisen über Rahmenbedingungen, Metaphern und Poesie der Schöpfungsgeschichte. |
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Weiterhin gibt es sehr kleine Gruppen, die wissenschaftliches Arbeiten ablehnen. Manche gehen zusätzlich davon aus, dass sich die Erde im Mittelpunkt des Sonnensystems befindet ([[Geozentrismus]]). |
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=== Evolutionistischer Kreationismus === |
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Eine noch kleinere, nahezu unrelevante Gruppierung nimmt gar eine flache Erde an ("flat-earth creationists"). Sie sehen die Vorstellung einer Kugelgestalt der Erde im Widerspruch zu ihrem religiösen Verständnis. Dieses Verständnis kann jedoch von anderen Gläubigen nicht nachvollzogen werden. Eine Scheibengestalt der Erde ist naturwissenschaftlich längst widerlegt (vgl. [[Flache Erde]]) und nicht haltbar. Obwohl sie innerhalb des Kreationismus praktisch keine Rolle spielen, werden sie von Gegnern des Kreationismus gerne angeführt, um den Kreationismus in seiner Gesamtheit zu karikieren. So überschrieb z. B. [[N-tv]] einen Bericht über die Entscheidung, in Schulen des US-Bundesstaats [[Kansas]] im Biologieunterricht neben der [[Evolutionstheorie]] auch "Intelligent Design" zu behandeln mit dem (inhaltlich unzutreffenden) Titel "Wo die Erde eine Scheibe ist - Kansas zieht Darwin in Zweifel". [http://n-tv.de/599982.html] |
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Der Evolutionistische Kreationismus sieht Gott als Schöpfer, der die Lebensformen mittels Evolution erschaffen habe und weiterentwickle, wobei es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie stark er in diesen Prozess eingreife. Dennoch halten seine Anhänger die Evolutionstheorie, wie die Naturwissenschaft sie beschreibt, für unzureichend und sehen das zusätzliche Eingreifen eines Gottes als zwingend notwendig an. Die Richtung stimmt einigen Positionen des Langzeitkreationismus zu (wie der Konkordanzhypothese oder Lückentheorie), unterscheidet sich ansonsten aber deutlich von den übrigen Richtungen des Kreationismus, da ihre Vertreter (insbesondere im Gegensatz zum progressiven Kreationismus) die Theorie der gemeinsamen Abstammung akzeptieren. Deshalb wird sie manchmal nicht als Kreationismus eingeordnet, obwohl sich ihre Vertreter so verstehen. Gemeinsam mit den übrigen Richtungen des Kreationismus ist der Standpunkt, dass die natürliche Selektion nicht die Ursache für die Entstehung neuer Arten ist. Dies soll stattdessen durch das direkte Eingreifen Gottes in den Evolutionsprozess bewirkt werden. |
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Der Unterschied zwischen dem evolutionistischen Kreationismus und dem Mainstream der christlichen Theologie in Deutschland ist, dass er die Heilige Schrift wörtlich interpretiert und dabei Aussagen über eine gemeinsame Abstammung aus dem Bibeltext herzuleiten versucht. Die Mainstream-Standpunkte stellen sich im Gegensatz zum evolutionistischen Kreationismus auch nicht gegen die natürliche Selektion als Mechanismus für die Entstehung der Arten. Die Trennung zwischen diesen Richtungen ist aber sehr unscharf und es gibt mehrere Zwischenpositionen; meist werden sie alle unter dem Oberbegriff [[Theistische Evolution]] zusammengefasst. |
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== Das kreationistische Grundtypmodell == |
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=== Neo-Kreationismus === |
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[[Bild:Grundtypenmodell Junker2001.png|thumb|Grundtypenhypothese]] |
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Neo-Kreationisten distanzieren sich selbst betont von anderen Arten des Kreationismus und wollen als vollständig vom Kreationismus getrennt betrachtet werden. Ihr Ziel ist es, den Kreationismus in Begriffen neu zu formulieren, die von der Öffentlichkeit, Bildungspolitik und [[Wissenschaftsgemeinde]] besser angenommen werden. Sie beabsichtigen, ohne religiöse Worte und ohne Bezug auf die jeweilige Heilige Schrift eine Debatte über den Ursprung des Lebens in Gang zu setzen und unter die Menschen zu tragen. |
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Als Alternative zu dem von der Evolutionstheorie vorgeschlagenen gemeinsamen Vorfahren aller Arten wird seitens des Kreationismus ein "Grundtypenmodell" angeboten, das sich nicht auf [[Homologie]]n (Ähnlichkeiten) als Verwandschaftsindikator, sondern auf empirisch prüfbare Kreuzungsanalysen stützt. Diese Analysen würden bisher deutliche Grenzen zwischen verschiedenen Grundtypen anzeigen. Diese Grundtypen können der Familie, der Gattung oder der Art entsprechen. Die vereinfachte Basisdefinition lautet "''Alle Individuen, die direkt oder indirekt durch Kreuzungen verbunden sind, werden zu einem Grundtyp gerechnet.''" Die exaktere Definition für den Begriff Grundtyp lautet: "''Zwei Individuen gehören zum gleichen Grundtyp, wenn die Embryogenese eines Mischlings über die maternale Phase der Entwicklung hinausführt und eine koordinierte Expression von väterlichen und mütterlichen morphogenetischen Genen beinhaltet.''" Letztere definiert insbesondere, wie weit die Entwicklung des Empryos voranschreiten muss, um eine Grundtypzugehörigkeit feststellen zu können und die Behandlung von Spezialfälle wie [[Parthenogenese]] (vaterlose Befruchtung). |
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In ihren Augen sind die Naturwissenschaften nur scheinbar objektiv und in Wirklichkeit eine dogmatische [[Atheismus|atheistische]] [[Religion]]. Sie argumentieren, dass die wissenschaftliche Methodik bestimmte Erklärungen von Phänomenen insbesondere dann ausschließe, wenn [[Transzendenz|übernatürliche]] Elemente eine Rolle spielen. Dies würde im Ergebnis religiöse Aspekte beim Verständnis des Universums ausschließen. Neo-Kreationisten behaupten auch, dass die Naturwissenschaft der Grund für viele gegenwärtige soziale Missstände sei (wie soziale Unruhen und hohe Scheidungsraten). |
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[[Bild:GrundtypenAufspaltungInRassen Junker2001.png|thumb|240px|Entstehung der Rassen aus Grundtypen<br>"Kreationistischer Stammbaum von Oben"]] |
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Die Aufspaltung in die heute bekannten Rassen sei durch Abspaltungen von Teilpopulationen aus einem gemeinsamen ursprünglichen Genpool entstanden. Dies könne Rassebildungen und auch einige Artbildungen (z. B. Darwinfinken, Bergwerkshaltenpflanzen) auf Basis mendelscher Vererbungslehre erklären. Hierbei sei der Teilgenpool (r<sub>n</sub>) der Rasse (R<sub>n</sub>) gegenüber dem Ausgangsgenpool verarmt, was die Kreuzbarkeit der verschiedenen Rassen untereinander einschränken kann. Es könnten durchaus über die Ausgangspopulation (g) Kreuzungsbrücken erhalten bleiben. Rassen (und deren Genpools) könnten sich wieder teilen, so wie im Schema die Aufspaltung von den Rassen R<sub>1</sub> in R<sub>11</sub> und R<sub>12</sub> angedeutet ist. |
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Im Gegensatz zu den anderen Formen des Kreationismus machen Neo-Kreationisten betont keine Aussagen über das Erdalter oder die wörtliche Auslegung der Bibel, schließen andererseits aber auch betont einen Junge-Erde-Kreationismus nicht aus. Allen Arten des Neo-Kreationismus gemeinsam ist die Ablehnung des [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]], üblicherweise zusammen mit dem stillschweigenden Eingeständnis des Übernatürlichen, sowie eine offene und oft feindlich ausgerichtete Opposition gegen den von ihnen so bezeichneten [[Darwinismus]], womit sie im Allgemeinen die Evolutionstheorie meinen. |
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Die Grundtypenhypothese gilt nicht als wissenschaftlich anerkannt, da sie keine überprüfbare Erklärung für Herkunft der Grundtypen bietet und das Rasiermesserprinzip verletzt. Zudem ist die Grundtypenhypothese nur eine Abwandlung der bereits früher entwickelten und ähnlich kontrovers diskutierten Cosmic-Ancestry-Hypothese ([[Panspermie]]) und der [[Gaia-Hypothese]]. |
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Es gibt drei verbreitete Formen des Neo-Kreationismus.<ref>Robert T. Pennock: ''[http://ncse.com/rncse/19/6/review-tower-babel Tower of Babel. The Evidence Against the New Creationism.]'' In: ''Reports of the National Center for Science Education (RNCSE).'' 19, Nr. 6, 1999, {{ISSN|1064-2358}}, S. 40–42.</ref> |
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Das Grundtypenmodell ist ein relativ neuer Aspekt des Kreationismus, für den die Kreationisten noch keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben. Sie betrachten es zunächst als ein hypothetisches Arbeitsmodell, das durch nähere Untersuchungen noch zur Bestätigung, Revision oder Verwerfung geführt werden muss. |
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==== Intelligent Design ==== |
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== Kontroversen zwischen Kreationismus und Evolutionstheorie == |
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{{Hauptartikel|Intelligent Design}} |
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Die Intelligent-Design-Bewegung vertritt seit 1990 eine Kreationismus-Version ohne Bibelbezug. Grund dafür war der Versuch, die Gerichtsurteile zu umgehen, die eine Behandlung des „scientific creationism“ im Biologieunterricht untersagt hatten. Um die Anhänger der verschiedenen Richtungen des Kreationismus (und möglichst viele Vertreter einer Schöpfung auch außerhalb des Kreationismus) zu einen und mit allen kreationistischen Sichtweisen kompatibel zu sein, macht Intelligent Design keine spezifischen Aussagen zum Erdalter, und beschränkt sich rein auf die Behauptung, dass die Entstehung des Lebens einer Intelligenz als Ursache bedürfe. Seine führenden Vertreter, die alle dem [[Discovery Institute]] angehören, sind der Meinung, dass Intelligent Design eine wissenschaftliche Theorie sei, die mit vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zum Ursprung des Lebens auf einer Stufe stehe oder ihnen überlegen sei. Daher dürfe sie im Biologieunterricht behandelt werden. Im Verfahren ''Kitzmiller v. Dover Area School District'' konnte sich diese Rechtsauffassung jedoch nicht durchsetzen. Intelligent Design wurde durch das Discovery Institute als Teil einer gesellschaftspolitischen PR-Strategie vertreten, wie durch das durchgestochene interne Papier ''Wedge Strategy'' bekannt wurde. Beispielsweise wurde dem Discovery Institute im Juli 2022 die plumpe Manipulation eines Filmdokuments nachgewiesen, um dadurch dem Paläontologen und Evolutionsbiologen [[Claude Owen Lovejoy]] die Fälschung eines [[Australopithecinen]]-Fossils zu unterstellen.<ref>M. Neukamm, A. Beyer: ''Wie das evangelikale Discovery Institute Filmdokumente fälscht: Meinungsmanipulation im Zeichen der Keil-Strategie''. https://www.ag-evolutionsbiologie.net/html/2022/discovery-institute-evolution-mensch.html</ref> |
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==== Abrupt Appearance ==== |
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Da Kreationisten sich nicht auf einen naturwissenschaftlich akzeptierten [[Schöpfungsglaube|Schöpfungs''glauben'']] beschränken, sondern ihr Weltbild als "[[Wissenschaft|wissenschaftlich überprüfbar]]" propagieren, tritt der Kreationismus in direkte Konkurrenz zur [[Evolutionstheorie]]. Da es aus Sicht der Mehrheit der Naturwissenschaftler keine Hinweise auf die Richtigkeit des kreationistischen Weltbildes gibt, wird dieses als (bereits widerlegte) [[Hypothese]] bezeichnet. Die Evolutionstheorie hingegen beinhalte eine so große Zahl von empirisch und deduktiv belegten Hypothesen und könne in so viele etablierte [[Theorie]]n widerspruchsfrei integriert werden, dass sie selbst als "Theorie" bezeichnet wird. Kreationisten wiederum verweisen auf die (aus Sicht der Mehrheit der Naturwissenschaftler stetig schrumpfende und schon jetzt unbedeutende) Menge ungelöster Detailfragen und bezweifeln auf dieser Basis teilweise das Gesamtkonzept der Evolution (Junge-Erde-Kreationisten), teilweise speziellere Annahmen der Evolutionstheorie (ID). |
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Ein ursprünglich in der Evolutionsbiologie verwendeter Begriff für das sprunghafte Auftreten ({{enS|abrupt appearance}}) von neuen Arten im [[Fossilbericht]]. Vertreter dieser Richtung, unter denen [[Wendell Bird]]<ref>Wendell Bird: ''The Origin of Species Revisited: The Theories of Evolution and of Abrupt Appearance''</ref> am bekanntesten ist, haben den Begriff übernommen und sagen, dass dieses Phänomen am besten durch eine direkte Beeinflussung von außen statt durch einen natürlichen Vorgang erklärt werden könne. Das Argument wird begleitet von der ausdrücklichen Behauptung, dass es auf jeden Zeitrahmen anwendbar sei, womit insbesondere auch ein Bereich von 10.000 Jahren nicht ausgeschlossen werden soll.<ref>Paul Nelson: [http://www.leaderu.com/orgs/arn/orpages/or151/151meta.htm ''The Whole Question of Metaphysics.''] In: ''Origins Research.'' 15, Nr. 1, 1993 (englisch).</ref> |
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==== Evidence against Evolution ==== |
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Da jede Form des Kreationismus den Eingriff eines übernatürlichen Wesens (Gott oder "Designer") voraussetzt, hat eine Person, die die Richtigkeit des Kreationismus bzw. des Intelligent Designs darlegt, Anspruch auf ein Preisgeld von einer Million Dollar, welches vom amerikanischen Skeptiker [[James Randi]] ausgesetzt wurde. |
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Diese Richtung versucht, Beweise gegen die Evolution (engl. ''evidence against evolution'') zu sammeln und bedient sich dazu hauptsächlich der Ergebnisse in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Es wird versucht, diese als Widerlegung der Evolutionstheorie zu deuten. Die Richtung ist mehr oder weniger identisch mit der Evolutionskritik in der „Schöpfungswissenschaft“, jedoch ohne Bezug zur Bibel zu nehmen und ohne der Evolutionstheorie eine Alternative mit wissenschaftlichem Anspruch entgegenzustellen. Die Frage des Ursprungs des Menschen wird stattdessen als Frage des persönlichen Glaubens angesehen. |
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== Positionen liberaler Christen == |
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===Hauptkonfliktfelder=== |
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Spätestens seit den 1950er Jahren vertraten sowohl die meisten staatlich anerkannten [[Protestantismus|protestantischen Kirchen]] als auch die [[römisch-katholische Kirche]] die Auffassung, dass die Evolutionstheorie und das Christentum miteinander vereinbar sind.<ref>[http://stjosef.at/dokumente/evolutio.htm Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien] Botschaft von Papst [[Johannes Paul II.]] an die Mitglieder der [[Päpstliche Akademie der Wissenschaften|Päpstlichen Akademie der Wissenschaften]] anlässlich ihrer Vollversammlung am 22. Oktober 1996.</ref> Wesentliche Fortschritte für eine Neuinterpretation der Evolution in Bezug zur christlichen Überlieferung und Heilsbotschaft stammen von [[Pierre Teilhard de Chardin]], einem Jesuiten, Evolutionsforscher und Anthropologen, nach dessen Auffassung die Schöpfung nicht abgeschlossen ist, sondern nach wie vor andauert. |
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Die Gegensätze zwischen Kreationismus und dem naturalistischen Weltbild subsumieren jeweils eine breite Palette von Hypothesen für die Entwicklung des Lebens auf der Erde und stellen sich im Wesentlichen wie folgt dar: |
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*Das gesamte Dasein entstand in sechs Tagen und war am siebten vollendet (Kurzzeitkreationismus). - Das Universum begann vor etlichen Milliarden Jahren und ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht "fertig" (naturalistisches Weltbild).. |
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*Alle Grundtypen von Lebewesen entstanden unmittelbar aus dem Schöpfungswillen eines [[Gott]]es (Kreationismus). - Das Spektrum der Arten hat sich in einem langen Entwicklungsprozess durch Fortpflanzung der besser Angepassten und Aussterben der schlechter Angepassten aufgefächert. Hinter dem allgemeinen Gesetz ist kein "Wille" erkennbar (naturalistisches Weltbild). (Die Zusammenfassung der Lebewesen zu Arten ist in Evolutionstheorie und Kreationismus unterschiedlich.) |
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*Der Mensch ist Gott ebenbildlich und herrscht über die Schöpfung im Sinne eines Hüters der Schöpfung (Kreationismus). - Der heutige Mensch ist ein Zwischenergebnis der Evolution, nicht ihr Abschluss. Er war bisher beispiellos erfolgreich, doch kann sein Erfolgsmodell kippen. Er kann aber auch in eine neue, selbstgesteuerte Evolutionsphase übergehen (naturalistisches Weltbild). |
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Von einigen Vertretern der [[Liberale Theologie|liberalen Theologie]] wird die Genesis als eine [[Metapher]] verstanden, die keine wissenschaftlichen Aussagen macht. Eine Reduktion des Schöpfungsberichts der Bibel auf einen reinen Mythos wird etwa von [[Eugen Drewermann]] vertreten.<ref>Eugen Drewermann: ''Im Anfang … Die moderne Kosmologie und die Frage nach Gott.'' Walter, Düsseldorf 2002, ISBN 3-530-16900-5, zitiert nach: Peter Tepe (Hrsg.): ''Politische Mythen.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3242-X, S. 366–367.</ref> Dieser bringe vor allem Grundstrukturen des Menschseins und das Verhältnis des Menschen zu Gott ({{B|1. Mose|1|26}}: ''„Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“'') zum Ausdruck. |
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Kreationisten bringen lange Listen von Argumenten vor, die ihrer Meinung nach gegen Evolution sprechen. Unten sind einige Beispiele genannt, die folgende nach Ansicht von Wissenschaftlern (Evolutionsbiologen, Physiker, Chemiker, Geologen, usw.) typische Merkmale kreationistischer Argumentation zeigen: |
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Im Mainstream der christlichen Theologie in Deutschland, sowohl der [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelischen]] und [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Kirche, wird nach wie vor systematisch angestrebt, auch in der Nachfolge [[Rudolf Bultmann]]s, entsprechend der [[Existentiale Interpretation|existentialen Interpretation]] wie der [[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritischen Methode]] die biblische Botschaft gerade auch an Menschen mit wissenschaftlichem Weltbild zu vermitteln. Dies gilt auch für neuere Interpretationen des Alten Testamentes, inklusive der Schöpfungsberichte.<ref>Überblick in [[Manfred Oeming]]: ''Verstehen und Glauben. Exegetische Bausteine zu einer Theologie des Alten Testaments.'' Philo, Berlin 2003, ISBN 3-86572-325-X (''Bonner biblische Beiträge.'' 142).</ref> |
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# Sie stützen meist nicht direkt den Kreationismus, sondern streben eher danach, bestimmte naturwissenschaftliche Theorien im Allgemeinen und/oder die Evolutionstheorie im Besonderen anzugreifen. |
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# Sie gelten entweder allgemein als widerlegt (siehe beispielsweise "[[Ursuppe]]"), aus dem Zusammenhang gerissen (siehe beispielsweise "[[Erdalter]]") oder sind unfalsifizierbar und damit pseudowissenschaftlich (siehe beispielsweise "[[Erdmagnetismus]]"). |
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In einer Studie der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]] (EKD), die Anfang April 2008 veröffentlicht wurde, erteilt die EKD dem Kreationismus eine deutliche Absage.<ref>[[Evangelischer Pressedienst]]: ''{{Webarchiv |url=http://www.epd.de/bild_index_55124.html |text=Absage an den Kreationismus |wayback=20080403130554}}''</ref> |
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Kreationisten wenden ein, dass man eine Theorie nicht an deren unfähigsten Vertretern messen solle, von außerhalb wird jedoch kritisiert, dass diese "unfähigen Vertreter" toleriert würden und keine ausreichende Differenzierung des Begriffs "Wissenschaft" stattfände. Sie weisen nicht nur auf die angeblich vielfach mangelnde Falsifizierbarkeit von evolutionstheoretischen Erklärungsansätzen hin, sondern auch darauf, dass der [[kritischer Rationalismus|kritische Rationalismus]] die Annahme der Existenz eines Schöpfers methodisch ausschließe und daher Falsifizierbarkeit für die Beantwortung der betrachteten Fragestellung ein nur bedingt zweckmäßiges Kriterium sei. Außerdem sei selbst im kritischen Rationalismus eine einzelne Falsifikation nicht als Gegenbeweis für eine gesamte Theorie zu betrachten. |
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== Politische Kontroversen == |
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=== Wissenschaftlichkeit === |
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Nach säkularem Verständnis bezieht sich der Begriff Kreationismus auf eine politische [[Doktrin]]. Sie macht die Gültigkeit und Überlegenheit eines religiösen Schöpfungsglaubens im Vergleich zu anderen Weltanschauungen geltend, insbesondere einschließlich derjenigen, die auf einer säkularen und wissenschaftlichen Grundlage basieren. Die Bedeutung des Begriffs „Kreationismus“ hängt dabei vom Kontext eines bestimmten Schöpfungsglaubens in einer bestimmten politischen Kultur ab, in dem er benutzt wird. |
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In den Vereinigten Staaten, mehr als in der übrigen Welt, ist der Kreationismus zentral in einer politischen Kontroverse zur Unterrichtung des Kreationismus in öffentlichen Schulen verankert, die sich um die staatliche Bildung dreht und um die Frage, ob die Unterrichtung der Evolutionstheorie in unfairer Weise mit der kreationistischen Weltanschauung in Konflikt steht. In den letzten Jahren tritt die Kontroverse in Form der Frage in Erscheinung, ob die Unterstützer der Intelligent-Design-Bewegung, die in naturwissenschaftlichen Fächern die Kontroverse unterrichten wollen, damit die Grenzen der Trennung von Staat und Kirche überschreiten würden. |
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==== Kreationismus ==== |
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Die wortgetreue biblische Schöpfungslehre soll nach Ansicht von Kreationisten gleichberechtigt zur naturwissenschaftlichen [[Urknall]]theorie und [[Synthetische Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] im Schulunterricht behandelt werden. Bislang haben Kreationisten ihre stärksten politischen Erfolge in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] verbucht; sporadisch sind jedoch auch in [[Europa]] kreationistische Tendenzen in der Politik zu finden. |
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Kreationisten sehen den Kreationismus und die Evolutionstheorie als gleich zu wertende Weltanschauungen an. Sie behaupten, dass beide Entstehungsmodelle grundlegende Annahmen treffen müssten, die nicht [[Falsifizierbarkeit|falsifizierbar]] seien, ein Hauptkriterium für Wissenschaftlichkeit. Sie sind sich bewusst, dass sich ihre Grundannahme, das Leben sei von einer höheren Intelligenz erschaffen worden, dieser Falsifizierbarkeit entzieht. Das gleiche träfe aber auch auf Grundannahmen der Evolutionstheorie zu, wie [[Abiogenese]] oder die Reichweite mancher [[Evolution|Evolutionsfaktoren]]. Dies wird von Naturwissenschaftlern mit dem Verweis auf Experimente bzw. Fossilien bestritten. Desweiteren wird betont, die Behauptung einer mangelnden Falsifizierbarkeit stünde im direkten Widerspruch zur Möglichkeit, überhaupt die Behauptung aufzustellen, die Evolutionstheorie sei widerlegt. |
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Evangelikale Gruppen betreiben seit geraumer Zeit gezielte politische Lobbyarbeit, um zu erreichen, dass der Kreationismus an den Schulen als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet wird. Es gelang ihnen sogar, den US-amerikanischen Präsidenten [[George W. Bush]] für diese Forderung zu gewinnen. So hat er sich im August 2005 dafür ausgesprochen, dass die Lehre vom „Intelligent Design“ als gleichwertig mit der Evolutionstheorie in den Schulen im Fach [[Biologie]] gelehrt werden solle, da es in öffentlichen Schulen der Vereinigten Staaten aufgrund der in der Verfassung verankerten Trennung von Staat und Kirche keinen [[Religionsunterricht]] gibt.<ref>[[Florian Rötzer]]: [https://www.heise.de/tp/features/US-Praesident-Bush-stellt-sich-hinter-die-Lehre-vom-Intelligent-Design-3402093.html ''US-Präsident Bush stellt sich hinter die Lehre vom „Intelligent Design“.''] In: ''[[Telepolis]].'' 3. August 2005, abgerufen am 25. Februar 2013.</ref> Im US-Bundesstaat [[Kansas]] hat die Schulbehörde angeordnet, „Intelligent Design“ gleichberechtigt neben der Evolutionslehre in den Schulen zu unterrichten. Daraufhin haben zwei bedeutende Wissenschaftsverbände, die [[National Academy of Sciences|Nationale Wissenschaftsakademie]] und der Nationale Verband der Lehrer von Naturwissenschaften das Verwertungsrecht für ihre Materialien zur Evolutionstheorie den Behörden in Kansas für die Verwendung in Schulbüchern entzogen. Als weitere Protestreaktion gründete der amerikanische Autor [[Bobby Henderson (Autor)|Bobby Henderson]] 2005 die [[Religionsparodie]] des [[Fliegendes Spaghettimonster|Fliegenden Spaghettimonsters]], deren Anhänger wie die Kreationisten staatliche Förderungen und Berücksichtigung im Schulunterricht fordern, sodass alle Gegenargumente sich auch gegen deren Ansprüche richten.<ref>Carole M. Cusack: ''Invented Religions. Imagination, Fiction and Faith''. Ashgate Publishing, Farnham 2010, S. 132 ff.</ref> |
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Außerdem wird in Bezug auf die Evolutionstheorie behauptet, dass dort immer wieder Diskrepanzen zwischen Vorhersagen und Beobachtungen durch Zusatzannahmen überbrückt werden, wie z. B. des Vorhandenseins langer Zeiträume oder des [[Punktualismus]]-Modells. Naturwissenschaftler halten dieses Vorgehen für zulässig und verweisen darauf, dass Kreationisten selbst ebenfalls so verfahren. |
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Viele Kreationisten formulieren ihre Sichtweise in Form einer [[Teleologisches Argument|teleologischen Argumentation]], setzen dies in Kontrast zu einer eigenen Erklärung auf Basis eines Schöpfers und erheben dafür den Anspruch wissenschaftlicher Aussagekraft. Dabei greifen sie auf ein [[Ideologie|ideologisches]] Wissenschaftsverständnis zurück, das mit der [[wissenschaft]]lichen Methodik nicht vereinbar und somit [[pseudowissenschaft]]lich ist. Kreationisten, die diesen Anspruch erheben, bestreiten diesen Status. Mit der „Schöpfungswissenschaft“ und später ''[[Intelligent Design]]'' sind vor Gerichten bereits zwei Versuche von Kreationisten gescheitert, diese in den Vereinigten Staaten an öffentlichen Schulen im Biologieunterricht zu verankern. Zwei führende Wissenschaftsorganisationen in den Vereinigten Staaten, die [[National Academy of Sciences]] und die [[American Association for the Advancement of Science]], bestätigten, dass es keine wissenschaftliche Basis dafür gebe. Die [[American Civil Liberties Union]] begrüßte die Entscheidung im Fall [[Kitzmiller vs. Dover Area School District]], dass Intelligent Design keine wissenschaftliche Theorie und dessen Unterrichtung in öffentlichen Schulen verfassungswidrig ist. |
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Beide Entstehungsmodelle werden als verschiedene Deutungsmöglichkeiten betrachtet, die auf unterschiedlichen Weltanschauungen basieren. Aufgrund dieser verschiedenen Weltanschauungen würden die tatsächlichen Beobachtungen interpretiert, was zu den unterschiedlichen Modellen führte. Weiterhin weisen sie darauf hin, der methodische Naturalismus mit dem Prinzip der Falsifizierbarkeit an sich sei umstritten. Insgesamt wird der Evolutionstheorie das Deutungsmonopol zur Entstehung des Lebens abgesprochen. |
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Der [[Europarat]] erklärte 2007 zum Thema Kreationismus im Bildungswesen, man müsse aufpassen, dass sich daraus nicht „eine Gefahr für die [[Menschenrechte]]“ entwickle.<ref>{{Internetquelle |url=http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/Documents/WorkingDocs/Doc07/EDOC11297.htm |titel=The dangers of creationism in education |hrsg=Europarat |datum=2007-06-08 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20070704161127/http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/Documents/WorkingDocs/Doc07/EDOC11297.htm |archiv-datum=2007-07-04 |abruf=2018-01-18 |kommentar=Dok. 11297}}</ref> |
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==== Wissenschaft ==== |
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== Internationale Bedeutung == |
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Aus der Sicht vieler Kritiker des Kreationismus ist dieser als [[Pseudowissenschaft]] einzuordnen. Als Hauptargument gilt, dass die Existenz eines übernatürlichen Schöpfers und sein Eingreifen in die Entstehung des Lebens nicht falsifizierbar und somit keine wissenschaftlichen Thesen sind. Weiterhin weisen sie darauf hin, dass auch Kreationisten beobachtete Widersprüche durch Zusatzannahmen überbrücken würden, einige die Inhalte der Bibel als wissenschaftliche Tatsachen ansehen würden und deshalb eine Diskussion wegen unterschiedlicher Begriffsvorstellungen schwer bis unmöglich sei. |
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=== Christentum === |
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==== Nordamerika ==== |
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[[Datei:CabazonDinosaurs-EvolutionImpossible.jpg|mini|Kreationistische Informationstafel an einer Dinosaurierfigur in [[Cabazon]], Kalifornien]] |
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Hauptstütze des Kreationismus sind die in den Vereinigten Staaten stark vertretenen [[Evangelikalismus|evangelikalen]] Christen, die über großen politischen Einfluss verfügen. |
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Einige Wissenschaftler wehren sich offen gegen die Bezeichnung der Evolutionstheorie als Weltanschauung und die Vermischung des Naturalismus weltanschaulicher mit dem rein methodischer Art. Sie betonen, dass die Naturwissenschaft für ihre Theorien nur unter anderem den Anspruch der Überprüfbarkeit erhebt, nicht jedoch einen Wahrheitsanspruch. |
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Laut einer Umfrage ''Pew Forums on Religion and Public Life'' (2005) glauben etwa 26 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung, dass sich das Leben über Jahrmillionen durch natürliche Auslese entwickelt hat. Der Aussage, dass ein höheres Wesen die Entwicklung der Lebewesen gesteuert habe, stimmen 18 Prozent zu. Während insgesamt 48 Prozent an eine evolutionäre Entwicklung der Lebewesen glauben, sind 42 Prozent der Ansicht, dass „die Lebewesen seit Anbeginn der Zeit in ihrer heutigen Form existierten“. Außerdem befürwortet die Mehrheit der US-Amerikaner, dass in den Schulen beides nebeneinander gelehrt werden soll.<ref>[http://pewforum.org/Politics-and-Elections/Public-Divided-on-Origins-of-Life.aspx#3 ''Public Divided on Origins of Life.''] Umfrage in den Vereinigten Staaten von ''Pew Forum on Religion & Public Life'' (englisch).</ref> |
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=== Fossilien und Artbildung === |
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Insbesondere die Faktoren Alter und Ausbildung bestimmen dabei die Einstellung der US-Amerikaner. So akzeptieren von den College-Absolventen etwa 40 Prozent die natürliche Auslese im Gegensatz zu 18 Prozent bei den Amerikanern ohne College-Ausbildung. Die Hälfte der Amerikaner mit einem Alter über 65 akzeptiert den Kreationismus, verglichen mit 37 Prozent bei den unter 30-Jährigen. |
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==== Evolutionskritik/Kreationismus ==== |
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Die wichtigsten kreationistischen Organisationen haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten, darunter die [[Creation Research Society]]. |
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Evolutionskritiker weisen darauf hin, dass es trotz der großen Variationen von verschiedenen Gruppen keinen Fund gäbe, der die Überbrückung zwischen ihnen fülle. Von Evolutionsbiologen als wichtig bezeichnete Übergangsformen werden von ihnen teilweise abgelehnt, weil sie nur schwache Beweiskraft hätten. Der [[Rahonavis]] z. B. sei trotz seiner deutlich saurierartigen (primitiven) Merkmalen etwa 60 Millionen Jahre jünger datiert als die ersten bereits flugfähigen Vögel und sogar 80 Millionen Jahre jünger als Archaeopteryx. Der eigentliche von der Evolutionstheorie vorhergesagte Übergang zwischen Sauriern und Vögeln müsse demnach mindestens 60 Millionen Jahre vor Rahonavis stattgefunden haben. Rahonavis sei daher zu seiner Zeit eher ein lebendes Fossil gewesen als ein Mitglied der Gründerpopulation, die sich zu Vögeln entwickelt hat. Weiterhin unvorteilhaft sei das unvollständige Skelett [http://www.freewebs.com/skeletaldatabase1/rahonavis.htm]. Die Wissenschaftlerin Catherine Forster, die den Fund bearbeitete, meinte dazu: "''Wir können nur durch den Fund eines kompletten Skeletts die letzten Zweifel an der Identität unseres Urvogels ausräumen.''" [http://www.wissenschaft.de/wissen/hintergrund/173212.html] |
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In Kansas und Pennsylvania sowie einigen anderen Staaten wurden Kreationismus und Intelligent Design in den Lehrplan der Schulen integriert.<ref>Marcia Pally: ''Die Neuen Evangelikalen.'' Berlin University Press, Berlin 2010, ISBN 978-3-940432-93-3, S. 86.</ref><ref>vgl. [http://www.n-tv.de/panorama/Kansas-zieht-Darwin-in-Zweifel-article163258.html ''Wo die Erde eine Scheibe ist – Kansas zieht Darwin in Zweifel''] Bericht bei [[n-tv]], 9. November 2005.</ref> |
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Kreationisten schließen sich diesen Einwänden an und ziehen für sich den Schluss, Fossilien wie der [[Archaeopteryx]] stellten keine [[Missing Link|Übergangsformen]] dar, sondern seien Exemplare eines eigenen "Grundtyps". Diese "Grundtypen", zwischen denen die archäologischen Funde unüberbrückte Grenzen definierten, können je nach Umfang mit dem biologischen Begriff der Familie, Gattung oder Art zusammenfallen. Auch im Laborumfeld beobachtete Artbildungen würden bisher nicht diese Definition des Grundtypus überschreiten. |
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Eine große Anhängerschaft hat der Kreationismus auch im Westen [[Kanada]]s gefunden.<ref name="ruse" /> |
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Desweiteren wenden Evolutionskritiker ein, viele [[Endemismus|Endemismen]] (geographisch begrenzte Artvorkommen), die in der Evolutionstheorie als Beleg für Entstehungszentren betrachtet würden, verlören durch fossile Funde der Art an weit entfernten Orten ihre Beweiskraft (z. B.: Ameisenbären nur Südamerika, fossil auch in Deutschland oder Krallenfrösche nur in Afrika und fossil auch Brasilien). |
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==== Europa ==== |
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Es wird auch kritisiert, fehlende Übergangsformen zwischen den großen Gruppen würden in der Evolutionsthreorie durch kleine Gründer-Populationen erklärt. Kreationisten merken diesbezüglich an, dass kleine Populationen innerhalb der "Grundtypen" dagegen häufig fossil überliefert seien. Im Rahmen des [[Punktualismus]]-Modells würde von Evolutionsbiologen die weitgehende Unauffindbarkeit von Übergangsformen zwischen den Arten erklärt, was die zu erwartenden paläontoligischen Funde in der Evolutionstheorie den tatsächlichen Funden angleiche. Evolutionskritiker sind der Meinung, eine Falsifizierung der Evolutionstheorie durch paläontologische Funde werde durch derartige Theoriebestandteile nahezu unmöglich gemacht. |
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In Europa nimmt der Kreationismus allgemein nur eine Nischenstellung ein, findet jedoch verstärkt Zulauf.<ref>[http://www.spektrum.de/news/immer-mehr-kreationisten-in-europa/1430337 ''Darwin und Evolution: Kreationismus auf dem Vormarsch in Europa'']. In: ''[[Spektrum der Wissenschaft|Spektrum]]'', Artikel vom 22. November 2016.</ref> Dies ist hauptsächlich auf die gesellschaftliche und kulturelle Struktur zurückzuführen, die sich in Verbindung mit der Französischen Revolution und der Aufklärung herausgebildet hat. In Staaten mit großen Teilen an römisch-katholischer Bevölkerung hat die Anerkennung der Evolution von Seiten des Papstes für die meisten Menschen das Thema abgeschlossen. Ähnlich sieht die Situation in Großbritannien aus. [[Rowan Williams]], bis 2012 Oberhaupt der [[Anglikanische Gemeinschaft|Anglikanischen Kirche]], hat deutliche Kritik an den Thesen der Kreationisten geübt und sich klar gegen die Unterrichtung von Intelligent Design an Schulen ausgesprochen.<ref>[[The Guardian]]: ''[https://www.theguardian.com/uk/2006/mar/21/religion.topstories3 Archbishop: stop teaching creationism]'', 21. März 2006.</ref> Mehrere bekannte britische Theologen wie [[Arthur Peacocke]] und [[John Polkinghorne]] haben sich zudem in der Vergangenheit intensiv um den Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie bemüht und Argumentationen für eine völlige Vereinbarkeit von Religion und [[Evolutionstheorie]] vorgelegt (siehe [[Theistische Evolution]]). |
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Den Vereinigten Staaten vergleichbare politische Forderungen nach Gleichstellung des Kreationismus mit der Evolutionstheorie an öffentlichen Schulen werden in Deutschland bisher quasi nicht vertreten. Unter den politischen Parteien wurde diese Forderung nur von der [[Partei Bibeltreuer Christen]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.pbc.de/fileadmin/pbc-de/editors/print/pbc-gp.pdf |text=Grundsatzprogramm der Partei bibeltreuer Christen – PBC - |wayback=20150421211942}}, Punkt 3.1 „''Darum fordert die PBC in den Lehrplänen aller Schulen auch die Berücksichtigung der Bibel und ihrer Prinzipien. Das gilt auch für die Schöpfungslehre der Bibel. Die reine Wissensvermittlung soll gestrafft und von überflüssigem Ballast befreit werden.''“</ref> und ihrem Nachfolger [[Bündnis C – Christen für Deutschland]]<ref>Bündnis C – Christen für Deutschland: [https://buendnis-c.de/wp-content/uploads/2019/03/Buendnis-C-Grundsaetze-und-Eckpunkte.pdf Grundsätze und Eckpunkte für eine Politik nach christlichen Werten], 2.3.3, „''Weiterhin ist ein weltanschaulich einseitiger Missbrauch der Medien oder der Hochschulen zu unterbinden. Es sind Bedingungen zu schaffen, unter denen wirklich das beste Argument und nicht das weltanschauliche Klima zur Durchsetzung einer Idee beiträgt. Beispiele sind hier die Konflikte zwischen Schöpfungslehre und Evolutionslehre oder dem traditionellen Konzept von Ehe und Familie und dem Gender-Mainstreaming.''“</ref> erhoben. |
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Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die "kambrische Explosion des Lebens". Die hochdifferenzierten Gestalten, die sich aus dem Fossilbericht ablesen ließen, sind nach Meinung der Evolutionskritiker schwer mit der Evolutionstheorie vereinbar. Die Erklärung der Evolutionstheoretiker, die präkambrischen Vorläuferformen seien nicht fossil überliefert, weil sie zu fragil waren, sei unwahrscheinlich, da sogar fossile einzellige Organismen und Algen aus dieser Zeit gefunden wurden. Cyanobakterien-artige Organismen wurden fossil in 3,5 Mrd. Jahre alten Gesteinen (z. B. Apex Chert von Westaustralien) gefunden und unterschieden sich kaum von jungen Ablagerungen. Das Kambrium begann vor 542 Millionen Jahren, womit ca. 85% der Lebensgeschichte auf diesem Planeten durch ein extrem langsames Evolutionstempo gekennzeichnet seien. |
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Nach einer vom evangelikalen [[Factum-Magazin]] und [[ProGenesis]] in Auftrag gegebenen Umfrage des Schweizer Meinungsforschungsinstituts [[IHA-Gfk]] nimmt die Interpretation der Bibel, wonach das Universum, die Erde und das Leben vor etwa sechstausend Jahren von Gott erschaffen wurden, jeder Fünfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz wörtlich. Etwa genauso viele stimmen der Ansicht zu, dass es zwar die Evolution gebe, dass sie aber von Gott gesteuert werde. Eine Evolution, wie Darwin sie beschrieb, bei der Gott keine Rolle spielt, erkennt in Deutschland mit 46 Prozent fast jeder Zweite an, in Österreich knapp 41 Prozent, in der Schweiz jeder Dritte (33 Prozent).<ref>[http://www.progenesis.ch/diverses/umfrage/umfrage.html ''Gott hat die Hand im Spiel.''] Umfrage von progenesis.ch</ref> Eine von der naturalistisch-humanistisch orientierten [[Giordano-Bruno-Stiftung]] in Auftrag gegebene Umfrage spricht in Deutschland von 12,5 Prozent für eine wörtliche Interpretation der Schöpfungsgeschichte und 60,9 Prozent für die reine Evolutionstheorie.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Evolution_Kreationismus_Deutschland__2005.pdf |text=Umfrage der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland |wayback=20070705200317}} (PDF)</ref> Die Studie setzt [[theistische Evolution]] und Intelligent Design gleich und gibt für beides zusammen einen Anteil von 25,2 Prozent an. Eine 2005 vom Magazin „Zeit Wissen“ beauftragte [[TNS Emnid|Emnid]]-Umfrage ergab, dass jeder zweite Deutsche an einen Schöpfergott glaubt.<ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/umfrage-jeder-zweite-deutsche-glaubt-an-schoepfergott-a-391542.html ''Jeder zweite Deutsche glaubt an Schöpfergott.''] In: ''[[Spiegel Online]].'' 20. Dezember 2005.</ref> |
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==== Evolutionstheorie ==== |
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==== Australien ==== |
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Eine Theorie zu dem Umstand, dass Fossilien gewisser gemeinsamer Vorfahren fehlen und lediglich deren enge Verwandte bekannt sind, biete das [[Punktualismus]]-Modell, das die [[Evolution]] nur im kleinen Maßstab als [[Gradualismus|graduell]], aber in mittleren Rahmen ([[Speziation]]) als sprunghaft, mit Phasen der ''Stasis'' beschreibt. Diese Theorie folge zwangsläufig aus der Populationsdynamik, da Evolution vor allem in kleinen Populationen erfolge und damit geringen Niederschlag in Fossilien finde. Evolutionstheoretiker behaupten zudem, wichtige [[Missing Link|Übergangsformen]] würden von Kreationisten ignoriert ([[Rahonavis]]), weil sie das Konzept der Übergangsform mit dem Konzept des gemeinsamen Vorfahren verwechselten - ein gemeinsamer Vorfahr sei nicht eindeutig zu identifizieren und zudem selten, eine Übergangsform als enger Verwandter eines gemeinsamen Vorfahren jedoch schon. Spontane Artbildung sei bei einem über mehrere Jahre isolierten Stamm der Art ''Drosophila paulistorum'' (einer Fruchtfliege) schon im Labor beobachtet worden (Dobzhansky, Pavlovyks, Nature 23, 1971), könne also sehr schnell erfolgen. Dem Einwand von Kreationisten, diese Artbildung stelle noch keine Überschreitung des Grundtyps dar, begegnen Evolutionstheoretiker mit dem Vorwurf, Kreationisten würden die angeblich unüberschreitbaren Grenzen zwischen Grundtypen immer wieder [[ad hoc]] an die ihnen bekannten Fakten anpassen, so dass sie nur ein Abbild des jeweiligen Wissens darstellten. Das Nichtvorhandensein lebender Zwischenformen sei [[Kontingenz|kontingent]] und nicht zwangsläufig, wie man an den großen Mengen von Übergangsfossilien erkenne. |
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Laut einer [[Public Broadcasting Service|PBS]]-Dokumentation<ref>[http://www.pbs.org/wgbh/evolution/religion/revolution/1980.html ''Evolution Revolution.''] In: ''[[Public Broadcasting Service]]'' (englisch).</ref> über die Evolution haben australische Junge-Erde-Kreationisten behauptet, dass fünf Prozent der australischen Bevölkerung ihre Standpunkte teilen. Die Dokumentation sieht Australien als eine Hochburg dieser Bewegung. Demnach wäre der Junge-Erde-Kreationismus eine sehr kleine Minderheitenposition in der westlichen Welt außerhalb der Vereinigten Staaten. |
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Die angebliche Unwahrscheinlichkeit der Existenz von Lebewesen ohne harte Bestandteile sei ein weiteres Beispiel für Missbrauch von Wahrscheinlichkeiten durch Kreationisten - das Auffinden von Fossil A garantiere selbstverständlich nicht das Auffinden von Fossil B, denn Fossilisierung von Weichteilen sei ein seltener Vorgang, der bestimmte Bedingungen erfordert. Die selbsterklärte Unfähigkeit von Kreationisten, hochdifferenzierte Formen mit der Evolutionstheorie zu vereinen, ist nach Ansicht der Biologen keine Schwäche der Theorie, sondern eine Form des bei Evolutionsleugnern sehr beliebten [[Argumentum|Argumentum ad ignorantiam]]. |
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=== Chemische Evolution === |
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==== Evolutionskritik ==== |
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Evolutionskritiker verweisen auf die ihrer Meinung nach geringe Aussagekraft von "Ursuppenversuchen", bei denen sich zunächst Aminosäuren und aus diesen Proteine gebildet haben sollen. So wären bisher nur 14 der 20 in Lebewesen vorkommenden (essentielle, proteinogene) Aminosäuren überhaupt in einem einzigen Versuchsaufbau synthetisiert worden. In den simulierten Umgebungen stünde ein hoher Anteil monofunktionaler Aminosäuren einer Höherentwicklung zu Proteinen entgegen. Das Verhältnis zwischen linkshändigen und rechtshändigen Aminosäuren entspräche nicht dem Verhältnis in der Natur. Die evolutionsgeschichtlich nachgelagerten Proteinsynthese-Experimente seien dabei von zu den Aminosäuresynthese-Experimenten deutlich verschiedenen Umweltbedingungen ausgegangen oder hätten von monofunktionalen Aminosäuren befreite "Ursuppe" verwendet. Es hätten sich zudem nicht die gewünschten Proteine (lineare Ketten) gebildet, sondern Proteinoide (dreidimensional vernetzte Moleküle), die die Aufgabe eines Proteins nicht besser als Metallionen erfüllen und sich vor allem nicht in den Code-gesteuerten Zellstoffwechsel integrieren ließen. |
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An einer anderen Kategorie von "Ursuppenversuchen" wird kritisiert, dass die zur Bildung von Nukleinsäuren (RNA und DNA) notwendigen Bausteine Zucker und Stickstoffbasen mit ihrer geringen Halbwertszeit von maximal 44 bzw. 100 Jahren in geologischen Zeiträumen praktisch nicht zur Verfügung stünden. Das für die Zuckersynthese als wichtig eingestufte Formaldehyd hemme zudem die Synthese von Adenin aus Cyanwasserstoff (HCN) wirksam. Die oftmals hohen Ansprüche an die präbiotische Umwelt (z. B. periodisch trockenfallende Lagunen) ließen weitere Zweifel aufkommen, da das Vorhandensein wechselnder Umweltbedingungen den Zerfall anderer notwendiger Komponenten beschleunige. Wiederum seien bei einigen Experimenten optimierte Ausgangsgemische verwendet worden, deren natürliche Entstehung die Evolutionskritiker unter präbiotischen Bedingungen nicht nachvollziehen können. |
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Verbreitete Vorkommen von Karbonaten zeugen von einer CO<sub>2</sub>-haltigen Atmosphäre. Vorkommen von Sulfaten und Eisenoxiden in den Schichten der Aldan-Zeit lassen auf freien Sauerstoff schließen. Dies widerspräche der in Ursuppenexperimenten häufig postulierten reduzierenden Atmosphäre, sondern lege eine neutrale bis leicht oxidierende Atmosphäre nahe. |
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Schließlich meinen Evolutionskritiker, die Wahrscheinlichkeit, dass sich die richtigen Stoffe, in der richtigen Reihenfolge (und nicht mit irgendwelchen anderen Verbindungen eingegangenen), auf entsprechend kleinem Raum zusammenfänden, sei gering. [http://www.intelligentdesigner.de/Kettenbildung.html Frieder Meis] berechnet die Wahrscheinlichkeit, dass sich ''irgendein'' Protein mit 100 Aminosäuren aus den in Laborversuchen gewonnen mono- und bifunktionelle Aminosäuren bildet, mit ca. 10<sup><small>-76</small></sup>. Siegfried Scherer berechnet die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines ''bestimmten'' Proteins unter Idealbedingungen (alle 20 essentiellen Aminosäuren reichlich vorhanden) mit ca. 10<sup><small>-130</small></sup>. Für vollständig funktionierende Lebewesen, etwa Bakterien, lassen sich Bildungswahrscheinlichkeiten noch weit kleiner als 10<sup><small>-100 000</small></sup> angeben. |
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==== Evolutionstheorie ==== |
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Die Argumente bezüglich der unvollständigen Synthese von "Lebensbausteinen" betrachtet die Evolutionstheorie als am Thema vorbei - natürlich sei bei so einfachen Experimenten kein besseres Ergebnis zu erwarten, sondern bereits dieses Ergebnis sei eine positive Überraschung gewesen. Auch haben ähnliche Experimente unter weniger reduzierenden Bedingungen oder mit einer neutralen CO2-haltigen Atmosphäre ebenfalls positive Resultate erbracht, teilweise wurden sogar organische Bausteine erzeugt, die bei den ursprünglichen Versuchen nicht erzeugt werden konnten. [[Astrobiologie|Astrobiologen]] weisen darauf hin, dass in Meteoriten und sogar im interstellaren Raum inzwischen eindeutig komplexe organische Moleküle wie etwa [[Aminosäure|Aminosäuren]] und andere Lebensbausteine nachgewiesen wurden. Labor-Experimente haben ebenfalls nachgewiesen, dass unter Bedingungen wie sie im Weltall herrschen wichtige organische Verbindungen entstehen können. Zusätzlich kommen hydrothermalen Tiefseequelle als weiterer Ursprung von organischen Lebensbausteinen in Frage. |
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Das derzeitige einseitige Verhältnis zwischen linkshändigen und rechtshändigen Aminosäuren sei durch genetische Drift einfach zu erklären. Auch kommt als Erklärung in Frage, dass z. B. das vielfach als Vorläufermoleküle von RNA angenommene [[Peptid-Nukleinsäure|PNA]] nicht-chiralen Charakter besitzt. Ausserdem können Mineraloberflächen (Pyrit, Tonmineralien) als Katalysator eine wichtige Rolle spielen; so wurden bereits durch Laborexperimente nachgewiesen, dass unter Verwendung von Tonmineralien lange lineare Makromoleküle aus Aminosäuren, also Proteine, entstehen können. |
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Es gäbe viele denkbare Modelle zur Entstehung von Leben, bei welchen die Scheinprobleme vermieden würden, die auf einer missbräuchlichen Anwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnung beruhten. Neben grundsätzlich falschen Annahmen wird bei dem typischen kreationistischen Wahrscheinlichkeitsargumenten der Fehler begangen, dass zufällige Ereignisse im ''Nachhinein'' immer so aneinander gereiht werden können, dass sich bei Berechnungen extreme Unwahrscheinlichkeiten ergeben. So müsste etwa ein Experimentator, der nur 1000 mal eine Münze geworfen hat und sich das Resultat notiert, nach kreationistischer Argumentationsmanier zu dem grotesken Schluss kommen, dass das gerade beobachtete Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 2<sup><small>-1000</small></sup> (~10<sup><small>-301</small></sup> ) so extrem unwahrscheinlich ist, dass es praktisch nicht stattgefunden haben kann. Betrachtet man entsprechend komplexere Ereignisketten (z. B. alle Zufallsereignisse seit der Geburt einer Person bis zur Gegenwart) können so praktisch beliebig extreme Werte erzeugt werden. |
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Außerdem gehen Wissenschaftler derzeit von einer primären RNA-Welt aus, wonach von einer reinen Neusynthese der Proteine aus Aminosäuren keine Rede sein könne: Erste Ribonukleinsäuremoleküle (ribonucleic acid, RNA) können sich selbst vervielfältigen. Nach dem Evolutionsprinzip setzten sich die stärksten durch, also die mit der höchsten Ablesegenauigkeit. Später könnten aus der Sequenz der RNA als Matritze Proteine als lineare Aminosäureketten hergestellt worden sein. Dabei sollen zunächst nur wenige Aminosäuren beteiligt gewesen sein. Diese Proteine könnten sich jedoch aufgrund der höheren Vielfalt gegenüber den ersten Ribozymen - also RNA mit enzymatischer Aktivität - durchgesetzt haben, ein weiterer evolutionärer Selektionsschritt. Die DNA soll sich erst viel später als Speicherform entwickelt haben. Belegen ließe sich diese Theorie durch viele in der heutigen Welt existierende Funde. Dazu gehörten Ribozyme, die sich selbst spalten können und die Nukleotide, die Bausteine der DNA, würden nicht ''de novo'' synthetisiert also aus Aminosäuren, etc. sondern aus den entsprechenden RNA-Bausteinen. Dazu würde der Ribosezucker in allen in der DNA gefundenen Bausteinen zu Desoxyribose reduziert. Nur die RNA-Bausteine bzw. deren Vorläufermoleküle wie PNA oder TNS würden ''de novo'' synthetisiert. Damit entbehrten die Berechnungsversuche von Kreationisten einer realen Grundlage - sie widerlegten lediglich [[Strohpuppentheorie]]n. |
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Zudem müsste auch das [[Anthropisches Prinzip|Anthropische Prinzip]] bei wissenschaftlichen Erklärungversuchen des Lebensursprungs ''notwendigerweise'' in Betracht gezogen werden, da es zu einer Voreingenommenheit der Beobachtungen führt. Die Beobachtung, dass auf der Erde Leben entstanden ist und dass das Universum für Leben geeignet ist, ist keine statistisch unabhängige Beobachtung, da sie die Existenz eines lebenden Beobachters bereits voraussetzt. Allein deswegen seien kreationistische Argumente über Wahrscheinlichkeiten zum Scheitern verurteilt, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, dass auf einem konkret gegebenen Planeten Leben entsteht, tatsächlich sehr klein sein sollte. Dazu müsste erst gezeigt werden, dass das Universum eine bestimmte Größe nicht überschreitet, und dass Vielweltenmodelle prinzipiell ausgeschlossen werden können. Beides ist gegenwärtig nicht möglich. Astronomische Beobachtungsdaten sind gegenwärtig sogar am einfachsten mit einem unendlichen Universum zu erklären, zumindest kann gegenwärtig bestenfalls eine untere Grenze für die Größe des Universums angegeben werden. Vielweltenmodelle prinzipiell auszuschließen ist sehr schwierig oder sogar unmöglich. |
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=== Datierungsmethoden === |
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==== Kreationismus ==== |
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Junge-Erde-Kreationisten rechtfertigen ihre Überzeugung von einer jungen Erde unter anderem durch das Kritisieren der verschiedenen [[Datierung|Datierungsmethoden]], die sie als ungenau bezeichnen. Sie stellen das [[Axiom]] des [[Aktualismus]], das den Datierungsmethoden zugrunde liegt, grundsätzlich in Frage. Statt dessen vertreten sie die Annahme des [[Exzeptionalismus]], unter der die heutigen Datierungsmethoden ihre Aussagekraft verlieren. Außerdem behaupten sie, es werde mit unter Laborbedingungen ermittelten Idealwerten datiert, die zu leichtsinnig auf die geologische Vergangenheit übertragen werden. Ferner wird darauf hingewiesen, dass die Eichung der Datierungsmethoden oft an Proben erfolge, deren Alter durch das Evolutionsmodell mitbestimmt worden wäre. |
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Der Versuch, eine direkte Altersbestimmung von toten Organismen mit Hilfe von [[Radiokarbonmethode|Kohlenstoffdatierungen]] ([[Altersbestimmung (Archäologie)|radiometrische Altersbestimmung]]) durchzuführen, beruhe beispielweise auf zum Teil unbeweisbaren Grundannahmen. Daher seien die so ermittelten Altersangaben keine tatsächlichen Werte, sondern "Modellalter", die nur relativ zur Auslegung und zu den Annahmen gültig wären. Es sollte nach Berechnungen die modernste dieser Messmethoden eine Altersangabe bis 100.000 Jahre liefern. Es könnten aber nur Alter bis zu 60.000 Jahre nachgewiesen werden. |
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Bezüglich der zur Altersbestimmung von Gesteinsschichten eingesetzten [[Kalium-Argon-Datierung|Kalium-Argon]] und der [[Uran-Blei-Datierung|Uran-Blei-Methode]] weisen Kreationisten auf die verfälschenden Auswirkungen von Verschmutzungen, Aussickerungen und ungewissen Ausgangszuständen hin. Teilweise würden verschiedene Methoden deutlich verschiedene Daten messen. Bei der für den gleichen Zweck eingesetzte Rubidium-Strontium-Methode sei aufgrund der extrem hohen Halbwertszeit eine erhöhte Gefahr von Messfehlern gegeben. Zur Kritik anderer Methoden wie der K-Ar-Datierung werden auch oft konkrete Beispiele herangezogen. So sei damit z. B. bei 50 Jahre altem [[Lava|Lavagestein]] ein Alter von mehreren Millionen Jahren gemessen worden. Geologen entgegnen, dies liege an übermäßigem Ar-Verbleib, der aus dem [[Magma]] stamme. Dies wird von Kreationisten jedoch als weiterer Beleg für ungewisse Anfangsbedingungen herangezogen: Wenn die Messung bei Gesteinen von bekannten Altern versagen, können sie erst recht nicht für die Bestimmung von Material unbekannten Alters benutzt werden. |
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Die Alte-Erde-Kreationisten, welche einen großer Teil der Kreationisten ausmachen, teilen diese Kritik nicht. Dazwischen gibt es viele Kreationisten, die keine genaue Position einehmen, jedoch einräumen, dass eine junge Erde insbesondere im Hinblick auf die Wahrung des Sparsamkeitsprinzips nur schwer erklärbar sei [http://www.kath.net/detail.php?id=11558]. |
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==== Naturwissenschaft ==== |
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Physiker, Paläontologen und Geologen bezeichnen die Behauptungen bezüglich der Eichung der Datierungsmethoden als unhaltbar und aus der Luft gegriffen. Bezüglich der Kohlenstoffdatierung weisen Evolutionsbiologen darauf hin, dass die Radiokohlenstoffmethode gerade wegen ihrer bekannten Beschränkung auf wenige tausend Jahre von Paläontologen gar nicht angewandt werde (mit wenigen Ausnahmen, nämlich für sehr junge [[Fossilien]], die noch organischen Kohlenstoff enthalten). Vor allem zur Bestimmung des Erdalters sei sie denkbar ungeeignet, dazu würden viele verschiedene Methoden wie zum Beispiel die U-Pb-Methode, Rb-Sr-Methode oder die Sm-Nd-Methode erfolgreich angewendet. Das maximale Alter, für die die Radiokarbonmethode eingesetzt werden kann, sei zudem nicht durch die Genauigkeit der Messapparaturen limitiert, sondern durch in den Proben in kleinen Konzentrationen vorhandenes Untergrund-Radiokarbon, welches nicht vom ursprünglich vorhandenen Radiokarbon zu unterscheiden ist aber aus anderen Quellen stammt (z. B. in-situ Produktion durch Zerfall langlebiger Radionuklide, nichtvermeidbare geringfügige Kontamination bei Probenentnahme und Aufbereitung usw.). |
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Verfälschungen der radiometrischen Datierungsmethoden durch Verschmutzungen oder sonstige Störungen des jeweiligen verwendeten [[Isotop]]ensystems könnten durch Verwendung von Isochrondiagrammen (Drei-Isotopendiagrammen) oder - im Fall der U-Pb-Methode - eines Konkordia-Diagrammes zuverlässig ausgeschlossen werden. Im Fall des K-Ar-Systems stehe mit der <sup>39</sup>Ar-<sup>40</sup>Ar Messtechnik sogar ein besonders ausgefeilte Technik zur Verfügung, mit der Verfälschungen ausgeschlossen werden könnten. Als Information über den Anfangszustand werde in radiometrischen Datierungsmethoden nur das Verhältnis von Tochter- zu Mutter-Isotop benötigt, das jedoch selbst wiederum mit Hilfe eines Isochrondiagrammes gewonnen werden könne. |
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Geeicht würden die radiometrischen Methoden durch Messung der Zerfallskonstanten der radioaktiven Elemente unter Laborbedingungen, wobei ausschließlich physikalische Gesichtspunkte angewendet werden. Besonders die Zerfallsraten des Urans seien sehr genau bekannt, da diese beispielsweise notwendig zur Planung und Betrieb von Kernkraftwerken seien. |
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=== Überlagernde Erdschichten === |
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==== Kreationismus ==== |
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Junge-Erde-Kreationisten behaupten, es seien [[Fossilien]] gefunden worden, die durch mehrere verschiedene Ablagerungsschichten hindurch lagen, obwohl viele Wissenschaftler diese Ablagerungsschichten in mehrere verschiedene Erdzeitalter eingeordnet hätten. (''"Wie sollte der Schwanz eines [[Dinosaurier|Dinosauriers]] 100 Millionen Jahre lang aus der Erde ragen?"'') Diese Funde werden im Rahmen des Junge-Erde-Kreationismus als Hinweis auf eine irrtümliche Datierung der Erdschichten durch die Wissenschaft und als Hinweis auf eine Flutkatastrophe betrachtet (eine solche wird in der Bibel beschrieben). |
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==== Naturalismus ==== |
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[[Paläontologie|Paläontologen]] weisen darauf hin, dass solche Behauptungen in Kreationistenkreisen kursieren würden, und bei näherer Betrachtung nicht stichhaltig seien. Beispielhaft sei eine häufige Version die eines Wal-Fossils, das senkrecht durch mehrere Ablagerungschichten läge. In Wirklichkeit läge das entsprechende Wal-Fossil jedoch innerhalb einer Ablagerungschicht, die zur Zeit der Ablagerung horizontal gewesen und erst später durch geologische Prozesse etwa 50° aus der Horizontalen gehoben worden sei. Des weiteren seien plötzliche meterdicke Ablagerungen, etwa durch vereinzelte lokale Überschwemmmungen, auch kein Problem für die herkömmliche Paläontologie. |
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===Abgrenzung durch Fachbegriffe=== |
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Kreationisten weisen darauf hin, dass viele Fachbegriffe der Wissenschaft bereits eine - ihrer Meinung nach unbewiesene - Evolution als gegeben voraussetzen. |
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Kreationisten bezeichnen daher ''Übergangsformen'' gewöhnlich als ''[[Mosaikform]]en'', weil die Vielfalt der in solchen Fossilien vorhandenen Merkmale eine durch den Begriff angedeutete, eindeutige Zuordnung von Vorfahren und Nachfahren sowie eine Klassifizierung als "höher entwickelte" oder "primitive" Spezies nicht erlaube. |
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Die (zum Teil aus der Zeit vor Darwin stammenden und veralteten) wissenschaftlichen Attributierungen "modern", "fortschrittlich", "höher entwickelt", "primitiv", "urtümlich", "Ur-", "Archae-", "Pro-", "Proto-" u.v.a. werden als implizite Voraussetzung einer Makroevolution und damit als nicht objektiv kritisiert. |
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Hier einige Beispiele: |
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* Die Gruppierung von Organismen in [[Prokaryoten]] und [[Eukaryoten]] sei irreführend, da "pro-" (vor-) eine angeblich nicht belegte Makroevolution unterstelle. |
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* [[Archaeopteryx]] werde als "Urvogel" bezeichnet, obwohl er auch sehr "moderne" Merkmale habe. |
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* Der Bezeichnung von Organen als rudimentär (z. B. [[Wurmfortsatz]] des [[Blinddarm]]) unterstelle eine makroevolutionäre Entwicklungsgeschichte und gegenwärtige Mangelhaftigkeit. |
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In kreationistischer Literatur findet man daher "evolutionistisch" geprägte Begriffe in Anführungszeichen oder nach der Meinung der Kreationisten in neutraler Form. |
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Evolutionsbiologen weisen darauf hin, es sei üblich, Bezeichnungen für Arten und höhere [[Taxon|Taxa]] möglichst konstant zu halten, um keine unnötige Verwirrung zu erzeugen. [[Basilosaurus]] z. B. sei ein Wal, trage aber dennoch weiterhin den irrtümlich vergebenen griechischen Namen für "Königs-Echse". Ideologische Bedenken außerwissenschaftlicher Minderheiten seien ein wesentlich geringfügigerer Grund solche Namen zu ändern als objektive Fehlbezeichnungen. |
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===Politische Kontroversen === |
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Die christliche Schöpfungslehre soll nach Ansicht von Kreationisten gleichberechtigt zu naturwissenschaftlichen Lehren wie [[Urknall]]theorie und [[Evolutionstheorie]] im Schulunterricht behandelt werden. Bislang haben Kreationisten ihre stärksten politischen Erfolge in den [[USA]] verbucht; sporadisch sind jedoch auch in [[Europa]] kreationistische Tendenzen in der Politik zu finden. |
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US-Präsident [[George W. Bush]] hat sich im August 2005 dafür ausgesprochen, dass die Lehre vom "Intelligent Design" als gleichwertig mit der Evolutionstheorie in den Schulen im Fach [[Biologie]] gelehrt werden sollte, da es in öffentlichen Schulen der [[USA]] keinen [[Religionsunterricht]] gibt. Im [[US-Bundesstaat]] [[Kansas]] hat die Schulbehörde angeordnet, "Intelligent Design" gleichberechtigt neben der Evolutionslehre in den Schulen zu unterrichten. Daraufhin haben zwei bedeutende Wissenschaftsverbände, die Nationale Wissenschaftsakademie und der Nationale Verband der Lehrer von Naturwissenschaften das Urheberrecht für ihre Materialien zur Evolutionstheorie den Behörden in Kansas für die Verwendung in Schulbüchern entzogen. |
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Als weitere Reaktion auf diese Entwicklung hat Bobby Henderson die Religion des [[Fliegendes Spaghettimonster|Fliegenden Spaghettimonsters]] erfunden, um zu verdeutlichen, dass Religion nicht Bestandteil von naturwissenschaftlichem Unterricht sein sollte. |
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Auch in [[Europa]] hat sich seit einigen Jahren eine erneute Kreationistendebatte etabliert, die vor allem von [[Pietismus|Pietisten]] und [[Evangelikal]]en getragen wird. Auch der [[Thüringen|thüringische]] Ministerpräsident [[Dieter Althaus]], der selber [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]] ist, zeigt sich an einen Dialog mit Kreationisten interessiert.<!--Einladung Scherers zum Erfurter Dialog 2006--> Ansonsten sind die Kreationisten in Europa aber wenig erfolgreich. So wurde [[2003]] Dr. [[Wolf-Ekkehard Lönnig]], Biologe am [[Max-Planck-Institut]] für Pflanzenzüchtung [[Köln]] und [[Zeugen Jehovas|Zeuge Jehovas]], untersagt, von der offiziellen Institutshomepage aus die Intelligent-Design-Idee zu bewerben, nachdem vor allem der Ameisenforscher Prof. [[Bert Hölldobler]] sowie der profilierte Pflanzenphysiologe und Vorsitzende der AG Evolutionsbiologie des Verbands deutscher Biologen (VdBiol), Prof. [[Ulrich Kutschera]], gegen dieses Vorgehen protestierten. In [[Italien]] scheiterte im April [[2004]] nach Protesten ein Versuch, die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan der Mittelstufe zu streichen. Kritiker brachten dies damit in Zusammenhang, dass in den Reihen der Regierungspartei [[Alleanza Nazionale]] gegen den Darwinismus als angebliche Grundlage linker [[Ideologie]] polemisiert wird. Kritiker sahen darin eine Förderung kreationistischen Gedankenguts. Die Regierung begründete ihren Vorstoß mit einer Straffung des Lehrplans und wies darauf hin, dass die Evolutionstheorie nach wie vor auf dem Lehrplan der Oberschulen stehe. Daneben sind es in Westeuropa vor allem junge Muslime oder muslimische Organisationen, welche die Evolution mit Augenmerk auf das Bildungswesen in Frage stellen. Dabei unterscheidet sich ihre Argumentation allerdings nicht wesentlich von der christlichen. |
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== Bedeutung == |
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=== USA === |
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Der Kreationismus hat in den USA großen Rückhalt. Hauptstütze hierbei sind die in den USA stark vertretenen [[Evangelikal|evangelikalen]] Christen, die auch über großen politischen Einfluss verfügen. |
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Laut einer Umfrage des ''Pew Forum on Religion and Public Life'' (2005) glauben etwa 26 Prozent der Bevölkerung, dass sich das Leben über Jahrmillionen durch natürliche Auslese entwickelt habe. Dass ein höheres Wesen die Entwicklung der Lebewesen gesteuert hat, stimmen 18 Prozent zu. Während insgesamt 48 Prozent an eine Entwicklung der Lebewesen glauben, sind 42 Prozent der Ansicht, dass «die Lebewesen seit Anbeginn der Zeit in ihrer heutigen Form existierten». Außerdem befürwortet die Mehrheit der US-Amerikaner, dass in den Schulen beide Entstehungsmodelle nebeneinander gelehrt werden sollen. |
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Insbesondere die Faktoren Alter und Ausbildung bestimmen dabei die Einstellung der US-Amerikaner. So akzeptieren von den College-Absolventen etwa 40 Prozent die natürliche Auslese im Gegensatz zu 18 Prozent bei den Amerikanern ohne College-Ausbildung. Die Hälfte der Amerikaner mit einem Alter über 65 akzeptieren den Kreationismus, verglichen mit 37 Prozent bei den unter 30-Jährigen. |
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Die evangelikalen Gruppen betreiben seit geraumer Zeit gezielte politische [[Lobby]]arbeit, um zu erreichen, dass der Kreationismus an den Schulen als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet wird. Es gelang ihnen kürzlich sogar den US-Präsident [[George W. Bush]] für diese Forderung zu gewinnen. |
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Wichtige kreationistische Organisationen haben ihren Sitz in den USA, darunter das [[Institute for Creation Research]]. |
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=== Deutschsprachiger Raum === |
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Die [[Interpretation]] der Bibel, wonach das Universum, die Erde und das Leben vor etwa sechstausend Jahren von Gott erschaffen wurden, nimmt - nach einer Umfrage des Schweizer Meinungsforschungsinstituts IHA-Gfk - jeder Fünfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz wörtlich. |
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Etwa genauso viele stimmen der Ansicht zu, dass es zwar die Evolution gäbe, dass sie aber von Gott gesteuert werde. Eine Evolution, wie Darwin sie beschrieb, bei der Gott keine Rolle spielt, erkennt in Deutschland mit 46 Prozent fast jeder Zweite an, in Österreich knapp 41 Prozent, in der Schweiz jeder Dritte (33 Prozent). |
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Den USA vergleichbare politische Forderungen nach Gleichstellung des Kreationismus mit der Evolutionstheorie an öffentlichen Schulen werden in Deutschland bisher kaum vertreten. Unter den politischen Parteien wird diese Forderung bisher nur von der [[Partei Bibeltreuer Christen]] erhoben. |
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Die wichtigste kreationistische Organisation in Deutschland ist die Studiengemeinschaft [[Wort und Wissen]] |
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=== Islamischer Raum === |
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In der [[Islam|islamischen]] Welt wurde die Evolutionstheorie seit dem späten [[19. Jahrhundert]] [[Kulturelle Rezeption|rezipiert]]. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie in [[Europa]] durch die [[Aufklärung]] weiten Bevölkerungsschichten bekannt wurden, sind dort oft nur einer Minderheit vertraut. Deshalb dauerte es länger, bis sich in islamischen Ländern ein Kreationismus herausbildete, der sich selbst eine Wissenschaftlichkeit zuspricht. |
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Er wird heute vor allem in der [[Türkei]] im Umfeld der Anhängerschaft von [[Said Nursi]] (1876?-1960) gepflegt (siehe auch [[Nurculuk]]). Said Nursi machte schon Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Artikel ''Abhandlung über die Natur'' einen Versuch, die Evolution zu widerlegen und die Schöpfung zu beweisen. Die Hauptvertreter sind zur Zeit [[Fethullah Gülen]] (geb. 1941) und [[Harun Yahya]] (eigentlich Adnan Oktar, geb. 1956). Letzterer organisiert mit dem Bilim Araştırma Vakfı (Stiftung für wissenschaftliche Forschung) Konferenzen mit führenden westlichen Kreationisten. Islamische Kreationisten orientieren sich an ''Intelligent Design'', da es keinen der [[1. Buch Mose|Genesis]] vergleichbaren Schöpfungsbericht im [[Koran]] gibt. Durch das [[Internet]] finden ihre Thesen weite Verbreitung, vor allem in [[Indonesien]] und [[Malaysia]] sowie in der westlichen [[Diaspora]]. |
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In den [[Arabien|arabischen]] Ländern und in [[Iran]] ist das Interesse eher gering. Wie im westlichen [[Kontext]] wird die Evolutionstheorie in Teilen der islamischen Welt für eine materialistische Lebenseinstellung sowie deren soziale und politische Folgen verantwortlich gemacht. |
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=== Judentum === |
=== Judentum === |
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Innerhalb des Judentums gibt es eine große Bandbreite von Ansichten über den Kreationismus. Im Allgemeinen vertreten die meisten jüdischen Richtungen (darunter auch manche orthodoxe Gruppen) die theistische Evolution. Der heutige Ansatz des Judentums (von orthodoxen Traditionen abgesehen) ist es, die |
Innerhalb des Judentums gibt es eine große Bandbreite von Ansichten über den Kreationismus. Im Allgemeinen vertreten die meisten jüdischen Richtungen (darunter auch manche orthodoxe Gruppen) die Unabhängigkeit von Glauben und Wissenschaft oder die [[theistische Evolution]]. Der heutige Ansatz des Judentums (von orthodoxen Traditionen abgesehen) ist es, die Tora nicht als einen buchstäblich zu verstehenden Text, sondern eher als einen symbolischen anzusehen. |
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Viele orthodoxe Juden hingegen hinterfragen die Ansicht, dass man die Wissenschaft und die Bibel durch wissenschaftliche Mittel miteinander in Einklang bringen könne. Für diese Gruppen kann Wissenschaft nur so wahr sein wie die Tora, und wenn sich daraus ein anscheinend unauflöslicher Widerspruch ergibt, dann liege es an dem begrenzten menschlichen Wissen oder Verstehen. Sie verweisen auf diverse Diskrepanzen zwischen dem, was man erwarten würde und dem, was man wissenschaftlich vorfindet, um zu zeigen, dass Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Sie weisen darauf hin, dass sogar die Wurzel des hebräischen Wortes für Welt (עולם - olam) ''verborgen'' bedeutet. Sie glauben, dass Gott den Menschen, die Pflanzen und das Licht der Sterne in ihrem "erwachsenen Zustand" geschaffen hat, und dass es keine physikalischen Wege gibt, dies zu verifizieren. |
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== Vergleichstabelle == |
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{| {{Prettytable}} |
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|- bgcolor="#EFEFEF" align="center" |
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|'''Naturalistische Evolution''' |
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|'''Theistische Evolution''' |
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|'''Intelligent Design''' |
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|'''Alte-Erde Kreationismus''' |
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|'''Junge-Erde Kreationismus''' |
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| width="16%" |'''Überzeugung''' |
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| width="16%" |naturalistische Weltanschauung |
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| width="16%" |Deismus/Theismus |
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| width="16%" |Theismus |
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| width="16%" |Theismus |
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| width="16%" |Theismus |
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| '''berühmte Verfechter''' |
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|[[Carl Sagan]], |
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[[Richard Dawkins]], |
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[[Ulrich Kutschera]], |
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[[Martin Mahner]], |
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[[Gerhard Vollmer]] |
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[[Bernulf Kanitscheider]] |
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|Howard Van Till,<br /> [[Römisch-katholische Kirche]] |
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|[[Michael Behe]],<br /> [[William Dembski]] |
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|Robert C. Newman,<br /> Hugh Ross,<br /> [[Zeugen Jehovas]] |
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|[[Werner Gitt]], [[Siegfried Scherer]], [[Reinhard Junker]], [[Arthur Ernest Wilder-Smith]] |
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| '''Notwendigkeit von [[Wunder]]n''' |
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|Benötigt keine Wunder |
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|Benötigt ein bis drei Wunder (Universum, Leben, Seele) im theologischen Sinn, welche nicht im Widerspruch zu Naturgesetzen stehen ([[Kreationismus#Theistische_Evolution|siehe oben]]) |
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|Benötigt mehrere Wunder (Schöpfungshandlungen des intelligenten Designers) |
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|Benötigt viele Wunder |
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|Benötigt viele Wunder |
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| '''Ursprung des Lebens und der biologischen Vielfalt''' |
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|Abiogenese und Evolution |
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|Schöpfungsbeginn (theologischer Aspekt) und Makroevolution (naturwissenschaftlicher Aspekt) |
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|verschiedene Meinungen |
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|Schöpfungsbeginn und Mikroevolution |
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|Schöpfungsbeginn und Mikroevolution |
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| '''Alter des Kosmos''' |
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|mehrere Milliarden Jahre |
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|mehrere Milliarden Jahre |
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|keine offizielle Aussage |
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|Mehrere Milliarden Jahre |
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|einige tausend Jahre (Ergebnis der Berechnung des Alters der Erde, gewöhnlich auch des Kosmos, ausschließlich über Bibelstellen) |
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|'''Entstehung des Menschen''' |
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|Entwicklung des Menschen aus nichtmenschlichem Leben. |
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|Entwicklung des Menschen aus nichtmenschlichem Leben; |
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Schaffung der Seele (theologischer Aspekt) |
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|Mitwirken eines intelligenten Designers bei der Entstehung des Menschen. |
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|Erschaffung des Menschen mit Körper und Seele als besonderes Wesen, separate Schöpfung aller "Arten". |
|||
|Erschaffung des Menschen mit Körper und Seele als besonderes Wesen, separate Schöpfung aller "Arten". |
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|- |
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|'''die ersten Menschen''' |
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|fließender Übergang |
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|fließender Übergang |
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|keine offizielle Aussage |
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|Adam und Eva |
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|Adam und Eva |
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| '''Bedeutung des Genesis''' |
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|Betrachtet Genesis als Mythos und für die Beurteilung der Wirklichkeit als irrelevant. |
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|Betrachtet Genesis als Mythos, der geistliche Wahrheit vermittelt. |
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|keine offizielle Stellungnahme |
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|Betrachtet Genesis als historische Erzählung, die teilweise symbolische Sprache verwendet. |
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|Betrachtet Genesis als historische Erzählung und nimmt sie wörtlich. |
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| '''Beziehung zwischen Wissenschaft und Theologie''' |
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|Klammert Theologie aus und betrachtet sie als irrelevant bezüglich der von der Wissenschaft beschriebenen Wirklichkeit. |
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|Trennt physikalische Wirklichkeit, mit der sich die Wissenschaft befasst, von geistlicher Wirklichkeit, mit der sich die Theologie befasst. |
|||
|Fordert Öffnung der Wissenschaft in Richtung Zulässigkeit theologischer Begründungen. Verwendet den Begriff 'Wissenschaft' so als hätte eine solche Öffnung stattgefunden. |
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|Fordert Unterordnung der Wissenschaft im Konfliktfall mit dem Wortlaut der als unfehlbar betrachteten Bibel. |
|||
|Sieht keinen Konflikt zwischen Wissenschaft und dem als unfehlbar betrachteten Wort der Bibel. Behauptet, Hypothesen über die Vergangenheit ließen sich nicht überprüfen und könnten daher nur vertrauensvoll geglaubt werden. |
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|} |
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== Siehe auch == |
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* [[Evolution]] |
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* [[Natürliche Theologie]] |
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* [[Pierre Teilhard de Chardin]] |
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* [[Schöpfungsglaube]] |
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* [[Schöpfungstheorie]] |
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* [[Fundamentalismus]] |
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* [[Intelligent Falling]] als satirische [[Kritik]] am Kreationismus |
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* [[Fliegendes Spaghettimonster]] als satirische [[Kritik]] am Kreationismus |
|||
Viele orthodoxe Juden hingegen hinterfragen die Ansicht, dass man die Wissenschaft und die Bibel durch wissenschaftliche Mittel miteinander in Einklang bringen könne. Für diese Gruppen kann Wissenschaft nur so wahr sein wie die Tora, und wenn sich daraus ein anscheinend unauflöslicher Widerspruch ergibt, dann liegt es an dem begrenzten menschlichen Wissen oder Verstehen. Sie verweisen auf diverse Diskrepanzen zwischen dem, was man erwartet und dem, was man wissenschaftlich vorfindet, um zu zeigen, dass Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Sie weisen darauf hin, dass sogar die Wurzel des hebräischen Wortes für Welt (עולם – olam) ''verborgen'' bedeutet. Sie glauben, dass Gott den Menschen, die Pflanzen und das Licht der Sterne in ihrem „erwachsenen Zustand“ geschaffen habe und dass es keine physikalischen Wege gebe, dies zu verifizieren. |
|||
==Literatur== |
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=== Kreationistisch=== |
|||
* Ashton, John F. (Hrsg.): ''Die Akte Genesis. Warum es 50 Wissenschaftler vorziehen, an die Schöpfung in 6 Tagen zu glauben'' (2001), Berneck, Schweiz, ISBN 3-85666-452-1. |
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* [[Erich Blechschmidt|Blechschmidt, Erich]]: ''Wie beginnt das menschliche Leben? Vom Ei zum Embryo'' (<sup>6</sup>1989), Stein am Rhein, ISBN 3-7171-0653-8. |
|||
* [[Werner Gitt|Gitt, Werner]]: ''[http://clv.dyndns.info/pdf/255433.pdf Am Anfang war die Information]'' (<sup>2</sup>1994), Neuhausen/Stuttgart, ISBN 3-7751-3702-5. |
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* [[Werner Gitt|Gitt, Werner]]: ''[http://clv.dyndns.info/pdf/255124.pdf Schuf Gott durch Evolution?]'' (<sup>6</sup>1998), Neuhausen/Stuttgart, ISBN 3-7751-1391-6. |
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* Hennen, Anna Maria: ''Die Gestalt der Lebewesen, Versuch einer Erklärung im Sinne der aristotelisch-scholastischen Philosophie'' (2000), Würzburg, ISBN 3-8260-1800-1. |
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* Herbig, Jost und Hohlfeld, Rainer (Hrsg.): ''Die zweite Schöpfung, Geist und Ungeist in der Biologie des 20. Jahrhunderts'' (1990), München/Wien, ISBN 3-446-15293-8. |
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* Junker, Reinhard und Scherer, Siegfried: ''Evolution – Ein kritisches Lehrbuch'' (<sup>5</sup>2001), Gießen, ISBN 3-921046-10-6. |
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* Ouweneel, Willem J.: ''Evolution in der Zeitenwende'', Bielefeld: CLV, ISBN 3-89287364-X. |
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* Vollmert, Bruno: ''Die Entstehung der Lebewesen in naturwissenschaftlicher Sicht. Darwins Lehre im Lichte der Makromolekularen Chemie'' (1991), Weilheim, ISBN 3-928273-05-1. |
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* [[A. E. Wilder-Smith|Wilder-Smith, Arthur Ernest]]: ''Die Naturwissenschaften kennen keine Evolution: experimentelle und theoretische Einwände gegen die Evolutionstheorie'' (<sup>2</sup>1978), Basel/Stuttgart, ISBN 3-7965-0759-X. |
|||
* Wilder-Smith, Arthur Ernest: ''Herkunft und Zukunft des Menschen'' (1972), Basel/Stuttgart; ISBN 3-9223-4989-7. |
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=== |
=== Islam === |
||
Auch im Islam gibt es Anhänger des Kreationismus. Dabei werden von den Gegnern nicht nur religiöse Gründe genannt. Die religiösen Gründe sind ähnliche wie im Christentum: Man sieht einen Widerspruch zwischen dem Koran und der Evolutionstheorie. Im Unterschied zur Bibel gibt es im Koran zwar keinen ausformulierten Schöpfungstext wie im Buch Genesis, aber verschiedene Suren (6:2, 15:26–33, 23:12, 37:11, 32:7–9, 55:14) stellen doch eine Erschaffung Adams aus Lehm durch Gott dar. Daraus schließen die islamischen Kreationisten, den christlichen durchaus vergleichbar, auf eine göttliche Erschaffung der Arten. Politisch problematischer ist allerdings die mit dem Kreationismus verbundene „[[Dichotomie|dichotome]] Weltsicht“.<ref name="riexinger">Martin Riexinger: [https://www.bpb.de/system/files/pdf/MQELJW.pdf ''Wider den Materialismus.''] In: Bundeszentrale für politische Bildung: Jugendkultur. Religion und Demokratie. Politische Bildung mit jungen Muslimen, Nr. 10, 9. Februar 2009. Abgerufen am 11. März 2020.</ref> Gottesfürchtige Muslime sehen sich in einem Gegensatz zu den Nicht-Muslimen, die dem „Darwinismus“ anhängen. Es besteht die Gefahr, dass aus diesem Gegensatz Feindbilder entstehen, die eine Abgrenzung zur nicht-islamischen Gesellschaft zur Folge haben.<ref name="riexinger" /> Als einer der bekanntesten Kreationisten der islamischen Welt gilt [[Harun Yahya]]. |
|||
* Krafczyk, Andreas: ''Naturphilosophische Erwägungen im Vorfeld einer theoretischen Anthropologie, Kritische Einschätzung der Tragfähigkeit und Konsequenzen neodarwinistischer Erklärungsmuster zur Evolution unter besonderer Berücksichtigung der Thesen Bruno Vollmerts'' (2002), Würzburg, ISBN 3-8260-2181-9. |
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* Löw, Reinhard: Evolution und Erkenntnis – Tragweite und Grenzen der evolutionären Erkenntnistheorie in philosophischer Absicht. In Herbig, Jost und Hohlfeld, Rainer (Hrsg.): ''Die zweite Schöpfung. Geist und Ungeist in der Biologie des 20. Jahrhunderts'' (1990), S. 221–245, München/Wien. |
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* [[Hans-Joachim Zillmer|Zillmer, Hans-Joachim]]: ''Die Evolutionslüge. Die Neandertaler und andere Fälschungen der Menschheitsgeschichte'' (2005), Langen Müller, München, ISBN 3-7844-3026-0. |
|||
* Zillmer, Hans-Joachim: ''Darwins Irrtum'' (1998), Langen Müller, München, 7. Auflage (2004), ISBN 3-7844-2709-X. |
|||
* Zillmer, Hans-Joachim: ''Irrtümer der Erdgeschichte'' (2001), Langen Müller, München, 3. Auflage (2003), ISBN 3-7844-2819-3. Knauer-Taschenbuch Nr. 77630 (2003), München. |
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* [[Phillip Johnson|Johnson, Phillip E.]]: ''Darwin im Kreuzverhör'' (August 2003), CLV Bielefeld, ISBN 3-89397-952-2. |
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* Sarfati, Jonathan: ''Refuting Evolution'' (1999), Master Books, Brisbane, ISBN 0-890512-58-2. |
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* Gish, Duane T.: ''Evolution: The Challenge of the Fossil Record'' (1985), Master Books, El Cajon, ISBN 0-890511-12-8. |
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=== |
=== Südkorea === |
||
In Südkorea, in dem 30 % der Bevölkerung christlichen Glaubensrichtungen angehören, erreicht der Prozentanteil der Bevölkerung, die an Kreationismus glaubt, ähnliche Werte wie in den USA. Im Juni 2012 wurde die Streichung von Details der Evolutionstheorie in Schulbüchern diskutiert.<ref>[https://www.dailymail.co.uk/news/article-2155403/South-Korean-publishers-forced-remove-examples-evolution-school-textbooks.html ''South Korea outlaws evolution: Publishers remove examples from school textbooks after protests from creationists.''] In: ''[[Daily Mail]].'' 6. Juni 2012, abgerufen am 4. Juli 2012 (englisch).</ref> Diese Änderung wurde aber verhindert.<ref>Veronika Szentpetery-Kessler: [https://www.heise.de/tr/blog/artikel/Suedkorea-wehrt-Kreationisten-ab-1704338.html ''Südkorea wehrt Kreationisten ab.''] In: ''[[heise online]].'' 12. September 2012, abgerufen am 4. Februar 2013.</ref> |
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* [[Richard Dawkins|Dawkins, R.]]: ''Der blinde Uhrmacher'', ISBN 3-4233-0558-4. |
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* Harper, Richard J.: [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17797/1.html Der Kreationismus und die USA]. ''Telepolis'' (06.07.2004). |
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* Serie über Intelligent Design von ''[[Telepolis]]'' |
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**Schneider, Stefanie: [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20597/1.html Und die Erde ist doch eine Scheibe] (Teil 1). ''Telepolis'' (28.07.2005). |
|||
**Schneider, Stefanie: [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20757/1.html Die total komplexe Mausefalle] (Teil 2). ''Telepolis'' (26.08.2005). |
|||
**Schneider, Stefanie: [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21034/1.html Die Farben der Vernunft] (Teil 3). ''Telepolis'' (07.10.2005). |
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* Huber, Herbert: ''[http://www.gavagai.de/arbeiten/HHP29.htm Geschichte des Kreationismus in den USA]'' (2005), Seminararbeit an der LMU München, Institut für Philosophie. <!-- eigentlich sind Seminararbeiten nicht zitierfähig. Bitte prüfen. --> |
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== |
== Literatur == |
||
<!-- Bitte hier keine Literatur über Schöpfungswissenschaft oder Intelligent Design. Diese gehört zum jeweiligen Artikel! Dieser Artikel behandelt hauptsächlich die theologischen und gesellschaftlichen Aspekte zum Kreationismus, und die Literatur sollte dann auch auf dieses Thema passen. --> |
|||
* Warren D. Allmon: ''[http://images.derstandard.at/20051012/Evolution-and-Creationism.pdf Evolution and Creationism, a very short guide]'' (PDF; 209 kB). Paleontological Research Institution, Ithaca/NY 2006, ISBN 0-87710-469-7 (''Special publications.'' Band 27). |
|||
===Kreationistisch und evolutionskritisch === |
|||
* Bernhard W. Anderson (Hrsg.): ''Creation Versus Chaos. The Reinterpretation of Mythical Symbolism in the Bible.'' Fortress Press, Philadelphia 1987, ISBN 0-8006-1998-6. |
|||
<!--*[http://www.kreationismus.de kreationismus.de - derzeit (23-08-2005) 'under construction']--> |
|||
* Herbert Huber: ''{{Webarchiv |url=http://www.gavagai.de/HHP29.htm |text=Geschichte des Kreationismus in den USA |wayback=20100420082546}}'' Januar 2003 (Onlineartikel). |
|||
*[http://www.genesisnet.info genesisnet]: Portal zu Evolution, Kreationismus und Schöpfungslehre. |
|||
* Mark Isaak: ''[http://www.waschke.de/twaschke/artikel/kreati/kreati.htm Was ist Kreationismus?]'' 2000 (Übersetzung des englischen Onlineartikels vom 30. Mai 2000). |
|||
*[http://www.wort-und-wissen.de/ Studiengemeinschaft Wort und Wissen]: Deutsche Kreationisten. |
|||
* [[Ulrich Kutschera]] (Hrsg.): ''Kreationismus in Deutschland – Fakten und Analysen.'' LIT, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-9684-3. |
|||
*[http://www.weloennig.de Homepage von W.-E. Lönnig]: Prominenter ID-Vertreter, enthält zahlreiche Aufsätze zu dem Thema. |
|||
* Ronald L. Numbers: ''[[The Creationists]]: From Scientific Creationism to Intelligent Design.'' Expanded Edition. Harvard University Press, ISBN 0-674-02339-0, S. 268–285. |
|||
*[http://www.discovery.org/ Discovery Institute]: US-amerikanische Verfechter von Intelligent Design (Englisch). |
|||
* [[Eugenie C. Scott]]: ''[http://www.ncseweb.org/resources/articles/1593_the_creationevolution_continu_12_7_2000.asp The Creation – Evolution Continuum.]'' In: ''Reports of the National Center for Science Education.'' 19, Nr. 4, 1999, {{ISSN|1064-2358}}, S. 16–17, 21–23. |
|||
*[http://www.trueorigin.org/ The True.Origin Archive]: Gegenreaktion zum Talk.Origin Archive (Englisch). |
|||
* [[David Sedley]]: ''Creationism and its Critics in Antiquity'' (= ''[[Sather Classical Lectures]]'', vol. 66). Berkeley / Los Angeles 2007. |
|||
*[http://www.answersingenesis.org/Deutsch/ Antworten aus dem Buch Genesis]: Sehen ihre Aufgabe in der Verteidigung der Autorität der Bibel vom allerersten Vers an. |
|||
* Thomas Waschke: ''[http://www.waschke.de/twaschke/gedank/diskuss/miz.htm Die Kreationisten.]'' In: ''[[Materialien und Informationen zur Zeit]].'' 31, Nr. 3, 2002, {{ISSN|0170-6748}}, S. 39–48. |
|||
*[http://www.evolutionskritik.de/ evolutionskritik.de]: Beschreibt sich als subjektive Darstellung zum Thema Evolution/Schöpfung. |
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*[http://www.nwcreation.net/wiki/index.php?title=Main_Page CreationWiki]: Wiki als Gegenposition zum Neutralitätsgrundsatz der Wikipedia; nur Kreationisten dürfen editieren (Englisch). |
|||
*[http://www.icr.org/ Institute for Creation Research]: Beschreibt sich als Speerspitze der Verteidigung des bibeltreuen Christentums gegen das gottlose und kompromittierende Dogma des Menschenbildes der Evolution (Englisch). |
|||
*[http://members.aon.at/evolution/ Planung in der Natur: Illusion oder Realität?] Intelligent Design als Signalerkennungstheorie. |
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*[http://www.uncommondescent.com/ Blog von William Dembski] |
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== Weblinks == |
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===Ausschließlich evolutionskritisch=== |
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{{Commonscat|Creationism|Kreationismus}} |
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*[http://www.zillmer.com/index2.htm Homepage von Hans-Joachim Zillmer] |
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{{Wiktionary}} |
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* [http://www.ezw-berlin.de/html/15_797.php Hansjörg Hemminger: ''Kreationismus – die bessere Wissenschaft? Erscheinungsformen in Deutschland und in den USA''] |
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* {{SEP|https://plato.stanford.edu/archives/spr2018/entries/creationism/}} |
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<!-- bitte hier keine Links zu Schöpfungswissenschaft und Intelligent design, sondern lediglich zu theologischen und gesellschaftlichen Aspekten des Kreationismus --> |
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* {{Webarchiv |url=http://www.urzeitundendzeit.de/Kurzzeitkreationismus.htm |text=Zehn biblische Gründe, nicht an den ‚Kurzzeit-Kreationismus‘ zu glauben |wayback=20060117025105}} (Die wörtliche Interpretation der Bibel aus Sicht des evolutionistischen Kreationismus) |
|||
* [http://www.howstuffworks.com/creationism.htm How Creationism Works] (Mit Illustrationen veranschaulichte Darstellung des Kreationismus und seiner verschiedenen Richtungen, englisch) |
|||
* [http://www.karl-leisner-jugend.de/Evolution.htm Schöpfung, Urknall oder Evolution?] (Kritische Betrachtung des Kreationismus aus der Sicht eines Katholiken) |
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<!--Dies sind formal Webseiten zu Organisationen, die den Kreationismus vertreten, nicht zum Thema Kreationismus an sich. Sie sollten im jeweiligen Artikel zu der Organisation genannt und diese dann im Text dieses Artikels verlinkt werden. Falls es Sub-Sites darunter gibt, die sich dem Kreationismus widmen, sollten diese stattdessen verlinkt werden. |
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===Kreationismuskritisch=== |
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* [http://www.progenesis.ch/ ProGenesis]: Schweizer Kreationisten. |
|||
*[http://www.evolutionsbiologen.de AG Evolutionsbiologie im Verband deutscher Biologen]: Sehen ihr Ziel darin, ideologisch begründeten Strategien gegen die moderne Evolutionsbiologie öffentlichkeitswirksam zu begegnen. |
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* [http://www.weloennig.de/ Homepage von W.-E. Lönnig]: Prominenter ID-Vertreter, enthält zahlreiche Aufsätze zu dem Thema. |
|||
*[http://www.gwup.org Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.]: Populärwissenschaftliche Untersuchung von Pseudo-/Parawissenschaften. Geben die Zeitschrift ''Skeptiker'' heraus. |
|||
* [http://www.discovery.org/ Discovery Institute]: US-amerikanische Verfechter von Intelligent Design (englisch). |
|||
*[http://www.morphisto.de Morphisto Evolutionsforschung und Anwendung GmbH]: Bieten Studienseminare und ganztätige Projektveranstaltungen in Schulen an. |
|||
* [http://www.icr.org/ Institute for Creation Research]: Beschreibt sich als Speerspitze der Verteidigung des bibeltreuen Christentums gegen das gottlose und kompromittierende Dogma des Menschenbildes der Evolution (englisch). |
|||
*[http://www.uni-wuerzburg.de/mineralogie/palbot/evolution/creationism.html Evolution Sciences versus Doctrines of Creationism and Intelligent Design]: Ausführliches Link-Verzeichnis (Englisch). |
|||
Kritisch. |
|||
*[http://www.palaeo.de/edu/kreationismus Homepage von Reinhold Leinfelder ] |
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*[http://www. |
* [http://www.waschke.de/ Homepage von Thomas Waschke] |
||
* [http://www.evolutionsbiologen.de/ AG Evolutionsbiologie im Verband deutscher Biologen]: Sehen ihr Ziel darin, ideologisch begründeten Strategien gegen die moderne Evolutionsbiologie öffentlichkeitswirksam zu begegnen. |
|||
*[http://www.vobs.at/bio/index.html Homepage von Rudolf Öller] |
|||
*[http://www. |
* [http://www.martin-neukamm.de/ Homepage von Martin Neukamm] |
||
* [http://www.gwup.org/themen/texte/kreationismus/ kritische Informationen zum Thema Kreationismus aus wissenschaftlicher Sicht] |
|||
*[http://www.talkorigins.org/ The Talk.Origins Archive]: Webseite zur Newsgruppe talk.origins. |
|||
* [http://creationwiki.org/Main_Page CreationWiki] (englisch) |
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--> |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4226745-6|LCCN=sh85033830}} |
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[[Kategorie:Kreationismus|!]] |
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[[Kategorie:Evolution]] |
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[[Kategorie:Pseudowissenschaft]] |
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[[Kategorie:Religion]] |
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[[Kategorie:Politologie]] |
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[[Kategorie:Kreationismus| ]] |
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[[cs:Kreacionismus]] |
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[[da:Kreationisme]] |
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[[en:Creationism]] |
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[[es:Creacionismo]] |
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[[fi:Kreationismi]] |
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[[fr:Créationnisme]] |
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[[he:בריאתנות]] |
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[[ja:創造論]] |
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[[lt:Kreacionizmas]] |
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[[nl:Creationisme]] |
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[[no:Kreasjonisme]] |
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[[pl:Kreacjonizm]] |
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[[pt:Criacionismo]] |
|||
[[ro:Teoria creaţionistă]] |
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[[ru:Креационизм]] |
|||
[[sv:Kreationism]] |
Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 08:29 Uhr

Kreationismus (von lateinisch creatio „Schöpfung“) bezeichnet die religiöse Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch buchstäblich so entstanden sind, wie es in den Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen und insbesondere in der alttestamentlichen Genesis[1] geschildert wird. Als bedeutende Strömung trat der Kreationismus im frühen 20. Jahrhundert im Bereich des Evangelikalismus in den USA auf, wo er bis heute auch seine größte Verbreitung besitzt. In seiner strengsten Form postuliert er ein Erdalter von einigen Tausend Jahren und geht von der Existenz einer Sintflut aus, bei der die meisten Menschen und Tiere umgekommen seien. Ebenfalls kennzeichnend ist die Ablehnung der Evolutionstheorie.
Anhänger findet der Kreationismus vor allem bei der religiösen Rechten. Diese befürwortet teilweise, seine Auffassung zum Inhalt des Biologieunterrichts zu machen. Da die US-amerikanische Verfassung jedoch ein Verbot religiöser Inhalte im Schulunterricht vorsieht, wird der Kreationismus von manchen seiner Verfechter als wissenschaftliche Theorie bezeichnet („Intelligent Design“). Damit soll ein Konflikt mit der Verfassung vermieden werden. Die US-Rechtsprechung hat sich dieser Auslegung jedoch nicht angeschlossen. In seinen verschiedenen Formen bewegt sich der Kreationismus zwischen Religionslehre und Pseudowissenschaft.[2][3]
Im Islam vertritt heute u. a. Harun Yahya den Kreationismus,[4] im Judentum sind es vor allem Anhänger orthodoxer Richtungen.
Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreationismus in seiner modernen, heute einflussreichen Form geht auf amerikanische Autoren des frühen 20. Jahrhunderts zurück. Sie griffen Ansichten von Autoren des 17. bis 19. Jahrhunderts auf, die vorher sowohl in der wissenschaftlichen wie auch in der theologischen Fachdebatte keine Rolle mehr spielten. Als grundlegend gelten das 1923 erschienene „The New Geology“ von George McCready Price und, dieses popularisierend, „The Genesis Flood: The Biblical Record and Its Scientific Implications“ von John C. Whitcomb und Henry M. Morris (1961).[5][6] Eine unabhängige Tradition in Europa existierte nur in den Niederlanden im auf Abraham Kuyper zurückgehenden Neocalvinismus.[7] Der übrige moderne europäische Kreationismus geht auf die amerikanischen Autoren zurück. Die Anti-Evolutionisten, die die Evolutionstheorie Charles Darwins im 19. Jahrhundert ablehnten, nannten sich nicht Kreationisten. Der Begriff taucht allenfalls als abwertende Zuschreibung in privater Korrespondenz aus dieser Zeit gelegentlich auf.[8]
Viele Menschen, die eine Schöpfung vertreten, sehen dies als Teil ihres religiösen Glaubens und als vereinbar mit der Naturwissenschaft oder davon grundsätzlich unabhängig.[9] Darunter fallen viele große Konfessionen, einschließlich der katholischen und vieler protestantischer Kirchen, sowie auch manche islamische Glaubensgemeinschaften. Sie lehnen die durchgängig wörtliche Interpretation der Heiligen Schrift und der darin beschriebenen Schöpfungsgeschichte grundsätzlich ab.[10][11] Sie wird als Text verstanden, der kritisch im historischen Zusammenhang seiner Verfasser gelesen werden muss (historisch-kritische Methode). Viele religiöse Menschen verstehen sie auch als Metapher, die eine Bedeutung lediglich außerhalb der Naturwissenschaft hat.
Solche Standpunkte werden manchmal in eine breitere Definition des Begriffs Kreationismus mit aufgenommen, werden aber besser unter dem Stichwort theistische Evolution gefasst. Der Kreationismus im engeren Sinn vertritt jedoch die Ansicht, dass wissenschaftliche Aspekte für eine wörtliche Interpretation des im Buch Genesis (bei Christen und Juden) oder im Koran (bei Muslimen) beschriebenen Schöpfungsberichts sprächen. Diese Auffassung der Irrtumslosigkeit und wörtlichen Interpretation der Bibel (evangelikale Exegese, fundamentalistische Hermeneutik) findet sich vorrangig in evangelikalen und in fundamentalistischen Bewegungen des Christentums sowie mitunter im Islam.
Obwohl der hebräische Urtext so ausgelegt werden kann, dass er die Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo) implizit bestreitet, sehen einige Juden und Christen die Genesis als Stütze für den Absolutheitsanspruch ihres Schöpfungsglaubens. Sie gehen davon aus, dass die Schrift faktisch zutreffende Aussagen aus der Perspektive Gottes enthalte und ein Augenzeugenbericht über den Ursprung der Dinge sei.
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse (als eine empirische Informationsquelle über die Naturgeschichte) stehen jedoch weitestgehend im Widerspruch zu dieser wörtlichen Interpretation der Bibel. Einige Kreationisten sind daher der Auffassung, dass die Sichtweise der Naturwissenschaft und ihre Grundannahmen unvereinbar mit dem religiösen Glauben seien und sich diesem unterordnen sollten. Kreationisten lehnen oft die Sichtweise der Naturwissenschaft im Allgemeinen und bestimmte wissenschaftliche Theorien im Besonderen ab. Dies bezieht sich vor allem auf die darwinsche Evolutionstheorie und ihre Bedeutung für die moderne Evolutionsbiologie. Die meisten Kreationisten bestreiten auch die naturwissenschaftlichen Theorien über den Ursprung des Lebens und der menschlichen Spezies, die geologische Erdgeschichte, die Evolutionsgeschichte, die Entwicklung des Sonnensystems und den Ursprung des Universums.
Kreationismus im weiteren Sinn durchzieht die gesamte Religionsgeschichte. Im Allgemeinen jedoch wird damit Bezug genommen auf die Zeit ab den ersten Widersprüchen zwischen Erkenntnissen moderner Naturforscher und Vertretern einer wortgetreuen Bibelauslegung bei der Datierung der Größenordnung des Erdalters, in deutlicherer Form dann mit der Aufstellung der Evolutionstheorie durch Charles Darwin. Andere Definitionen beziehen sich dagegen auf die Einführung der Evolutionstheorie im Schulunterricht.
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike: Die heiligen Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine der Wurzeln des Kreationismus liegt in den Kosmogonien, den seit antiken Zeiten aufgeschriebenen Erklärungsmodellen zur Entstehung der Welt. Die Schriften zur Schöpfung in den Buchreligionen wurden in der Bibel und im Koran gesammelt und durch die Schriftform fixiert. Beide Werke verarbeiten die Ansichten der abrahamitischen Religionen zu Welt- und Naturgeschichte. Arabische bzw. muslimische Gelehrte ergänzten ihre Ansichten zur Schöpfung weiterhin durch Verwendung von griechischen Texten. In der Antike selbst ist eine dem Kreationismus vergleichbare Weltanschauung quasi unbekannt. Die antiken Philosophen der Schulen der Platoniker und Neuplatoniker, der Stoa und der Epikureer betrachteten übereinstimmend die Lehre von den Göttern als dunkles und schwieriges Problem, über das der Mensch kaum sichere Kunde besitze.[12] Aufgabe der Philosophen sei es, durch Nachdenken zum Kern der Probleme vorzudringen. Die mythischen Erzählungen zum Weltursprung und zu den Göttern wurden in unterschiedlichem Maße ernst genommen, meist aber als allegorische Fabeln für das ungebildete Volk abgetan. Auch die auf der Schwelle zum Mittelalter stehenden Kirchenväter lehnten wortinspirierte Lesungen der Bücher weitgehend ab. Der bis in die Neuzeit immens einflussreiche Augustinus von Hippo besaß eine profunde philosophische Bildung und war stark vom Neuplatonismus Plotins beeinflusst. Seiner Ansicht nach hatte die antike Philosophie durch reines Nachdenken die meisten (wenn auch nicht alle) der Glaubenswahrheiten der Bibel unabhängig von Gottes Offenbarung entdeckt. Für ihn waren die wesentlichen Wahrheiten über den Menschen und die Welt allerdings innerlich. Eine zu starke Beschäftigung mit den Angelegenheiten der Welt galt zwar nicht ausgesprochen als sündhaft, lenke aber doch eher von den Dingen ab, auf die es wirklich ankomme. Augustinus schrieb, in verschiedenem Alter, fünf Abhandlungen über das Buch Genesis, ohne zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Er warnt aber davor, die Aussagen der Schrift zu wörtlich zu nehmen und gegen die Texte der Philosophen auszuspielen, da alle Wahrheit in der Natur letztlich ebenfalls von Gott stamme. Der Sinn von vielem in den Texten müsse durch allegorische Auslegung enträtselt werden. Ein direkter, wörtlicher Glaube könne zwar der Seele nie schaden, es sei aber theologischen Denkern erlaubt, darüber hinaus zu forschen.[13][14]
Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelalter (ca. 600 n. Chr. bis 1500 n. Chr.) galt seit al-Ghazālī (gestorben 1111) im islamischen Kulturraum die Beschäftigung mit den Werken der Philosophen über die Natur als unnötig und tendenziell schädlich; sie wurde in den Medressen nicht mehr gelehrt. In der davor liegenden philosophischen Blütezeit war aber vor allem das Werk des Aristoteles rezipiert und umfassend ausgelegt worden. Nur durch islamische (und im islamischen Kulturkreis lebende jüdische) Denker ist dieses im Abendland, das jede Kenntnis davon verloren hatte, wieder zugänglich geworden. Dem frühen Mittelalter im Okzident waren davor nur anekdotische, meist stark allegorisch geprägte, im weitesten Sinne naturkundliche Werke zugänglich, die Bestiarien genannt werden. Die hochmittelalterliche Scholastik strebte eine Synthese zwischen dieser nun neu zugänglichen (antiken) Naturphilosophie und der Theologie (die erst jetzt, durch Petrus Abaelardus neu begründet wurde) an. Als maßgeblich an den neu entstehenden Universitäten galt vor allem die Lehre des Thomas von Aquin (gestorben 1274).[15] Im Thomismus besteht zwischen Glauben und Vernunft kein grundlegender Widerspruch. Der Mensch kann, gestützt auf seine Sinne und seine (immer fehlbare) Vernunft, in der Schöpfung wie in einem Buch lesen. Gegenüber dem durch Gott eingegebenen Glauben handelt es sich um eine geringere Tugend, die trotzdem eine Tugend bleibt. Der Mensch vermag, natürliche Wahrheiten über die Welt mittels der Methoden der aristotelischen Logik zu entdecken, die Vernunft versage allerdings angesichts der übernatürlichen Wahrheiten, die nur der Glauben fassen könne. Trotz des absoluten Vorrangs der Glaubenswahrheiten ermöglichte die scholastische Lehre eine vom offenbarten Wissen unabhängige Naturphilosophie, die letztlich zur Wurzel der modernen Naturwissenschaften wurde. Das Verbot (zumindest außerhalb der abgehobenen akademischen Sphären) über Wahrheiten zu spekulieren, die im Widerspruch zum, als fraglos richtig angesehenen, offenbarten Wissen standen, verhinderte zunächst jeden offenen Konflikt. Jede Bibelstelle musste seit Johannes Cassianus, neben der wörtlichen Aussage (Literalsinn), allerdings bereits im allegorischen, moralischen (oder tropologischen) und anagogischen Sinn ausgelegt und dabei Widersprüche und Mehrdeutigkeiten ausgeräumt werden, wodurch eine naiv-wörtliche Exegese nie gefördert wurde.


Frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erst in der Neuzeit entwickelte sich, zunächst ausschließlich im Okzident, aus der mittelalterlichen Naturphilosophie die moderne, empirische Naturwissenschaft. Diese wurde lange Zeit aber nicht als Problem oder gar als Konkurrenz für das religiöse Weltbild aufgefasst. Klassische Autoren wie Newton oder Galilei verwiesen noch, in mittelalterlicher Tradition, darauf, dass die Enträtselung der Mechanismen von Gottes Schöpfung dessen Ehre nur erhöhen würden. Wissenschaftler wie Robert Boyle betrachteten ihre Forschungen als quasi-theologische Erforschung von Gottes Wirken in der Natur, er stiftete aus seinem Nachlass die Mittel für eine Vorlesungsreihe (die Boyle lectures), die speziell aufzeigen sollte, wie die Wissenschaft den Atheismus widerlege und die christlichen Wahrheiten bestätige. Viele philosophische Autoren verwiesen auf die Harmonie und Zweckmäßigkeit der Natur, die für Autoren wie William Paley eine „natürliche Theologie“ begründete. Gott habe die Natur so geschaffen, dass sie auch vom menschlichen Verstand begriffen werden könne. Für die vor allem englischen Deisten verwies die Untersuchung der Natur aus reinen Verstandesgründen, auch ohne jede Offenbarung, notwendig auf das Wirken eines gütigen Schöpfergottes. Konflikte, zum Beispiel über den Atomismus oder das heliozentrische Weltbild, ergaben sich weniger zwischen Glauben und Wissenschaft, sondern eher zwischen den modernen, empirischen Methoden und dem aristotelischen, scholastischen Weltbild, das eher auf der Erklärung der Welt durch abstraktes, logisches Denken beruhte. Kirchliche und weltliche Autoritäten betrachteten die Entwicklung zwar mit Misstrauen, weil sie Veränderungen generell ablehnten und eine Verbindung zwischen freiem Denken und sozialen Forderungen befürchteten, die wissenschaftlichen und philosophischen Kontroversen erreichten aber die breitere Öffentlichkeit fast gar nicht. Dies änderte sich erst im frühen 19. Jahrhundert, insbesondere durch die neuen Lehren der Geologie und der Evolutionsforschung innerhalb der Biologie.
18. und 19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die britischen Forscher William Smith, James Hutton und Charles Lyell begannen im 18. Jahrhundert mit einer Abschätzung des Erdalters. Sie begründeten eine neue Wissenschaft, die Geologie. Ihre Schlussfolgerungen waren für viele zeitgenössische Theologen, die aufgrund anderer philosophischer und theologischer Elemente die auf wortwörtlicher Auslegung biblischer Texte beruhende Chronologie (berühmt ist die Rückrechnung von Bischof James Ussher, der den Zeitpunkt der Schöpfung auf den 23. Oktober des Jahres 4004 v. Chr. rückrechnete) bereits ablehnten, völlig unproblematisch. Andere Theologen, mehr aber noch die gebildete breite Öffentlichkeit, sahen darin eine Herausforderung der Autorität der Bibel. In den 1790er Jahren warnte die Royal Society ihr Mitglied John Hunter, seine öffentlichen Auslassungen über das hohe Alter der Erde könnten die „verständlichen“ Vorurteile der Öffentlichkeit reizen. Das Drama „Kain“ des Dichters und Freigeists Lord Byron, in dem das Alter der Erde und Fossilien eine prominente Rolle spielen, rief eine Flut verächtlicher Kritiken hervor. Opponenten, die sich selbst als „Geologen der Schrift“ (scriptural) oder „mosaische Geologen“ bezeichneten, argumentierten gegen die neuartigen Auffassungen, wobei sie in der breiten Öffentlichkeit viele Sympathien hatten. Diese Opponenten bildeten aber keine geschlossene Front (viele schrieben völlig unabhängig voneinander) und keine Schule wie die späteren Kreationisten (die allerdings auf ihren Werken aufbauten). Berühmt wurde die Kontroverse über die biblische Sintflut. Der Geologe und Geistliche William Buckland behauptete in seinem Werk Reliquiae Diluvianae, seine Forschungen hätten die Wahrheit des biblischen Berichts klar bestätigt; die damals entdeckten Fossilien großer, ausgestorbener Wirbeltiere seien urzeitliche Bestien, die in der Flut ertrunken seien. Andere, zu ihrer Zeit prominente Autoren wie Granville Penn und Andrew Ure, darunter neben einigen Geistlichen viele traditionelle Amateurforscher aus der Oberschicht (Gentlemen of science) schrieben Werke, die die wörtliche Wahrheit der biblischen Berichte bestätigen sollten.[16][6]
Biologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charles Darwins Theorie der Evolution wurde von konservativen Christen seit dem Erscheinen seines Hauptwerks Über die Entstehung der Arten im Jahr 1859 sofort erbittert bekämpft. Während die bisherigen Kontroversen die Welt als Ganzes betrafen, wurde die Evolutionstheorie als frontaler Angriff auf das Wesen und die Würde des Menschen aufgefasst; hier ging es nicht um nebensächliche Einzelheiten, sondern zentral um das Menschenbild, was die Härte des Streits erklärbar macht. Obwohl Darwin selbst, die Kritik vorhersehend, anfangs zögerte, seine Theorie überhaupt auf den Menschen anzuwenden, wurde dieser Punkt von seinen Kritikern von Anfang an klar gesehen und stand immer im Zentrum der Debatte (Darwin erkannte später seinen Fehler und veröffentlichte 1871 Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl). Die Evolutionstheorie postuliert einen Aufstieg des Menschen aus tierischen Vorfahren (was auch als Ermöglichung weiteren Fortschritts gelesen werden konnte), während die Theologie klassisch einen Abstieg des ursprünglich vollkommenen Menschen aufgrund der Erbsünde voraussetzte. Der Widerspruch zum Fall Adams, und damit implizit zu Christus als dem „zweiten Adam“ war theologisch schwerer hinzunehmen als die nicht wortwörtliche Interpretation des Buches Genesis, mit dem die meisten aufgeklärteren Kirchenleute auch im 19. Jahrhundert keine Probleme mehr hatten. Außerdem eliminierte die Lehre den tiefen Spalt, der bisher den Menschen von den anderen Geschöpfen getrennt hatte. Was war nun mit der unsterblichen Seele, die nur dem Menschen zukam? In welchem Sinne war der Mensch nun noch das Ebenbild Gottes? Worauf beruhten die moralischen Werte, wenn alles im Kampf ums Dasein entschieden würde? Wo blieb beim Spiel des Zufalls, der die Entwicklung lenkte, der göttliche Plan? Der Widerstand gegen diese als Entwürdigung des Menschen als Krone der Schöpfung empfundene Herausforderung ging weit über kirchliche Kreise hinaus, sie versetzte der natürlichen Theologie und dem Deismus letztlich den Todesstoß. Sie wurde als Grenzüberschreitung wahrgenommen, mit der sich die Wissenschaft in Dinge einmischte, die sie nichts angingen.[17] Obwohl Darwin zeit seines Lebens in öffentlichen Äußerungen zögerlich blieb, sprachen seine Unterstützer eine offene Sprache. Sein wichtigster Unterstützer, „Darwins Bulldogge“ Thomas Henry Huxley war es, der den Begriff des Agnostizismus prägte. Herbert Spencer wandte den neuen Begriff der Evolution in First Principles (1862) ohne Zögern auch auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft an und begründete damit den Sozialdarwinismus. (Im 20. Jahrhundert wandten Forscher wie Edward B. Tylor, später auch Robert N. Bellah den Evolutionsgedanken dann auf die Religion selbst an und begründeten einen Evolutionismus vor allem in der Religionsethnologie.)
Zu Darwins Gegnern zählten Geistliche wie der anglikanische Bischof Samuel Wilberforce, daneben aber auch zahlreiche eminente Wissenschaftler wie der englische Anatom und Zoologe Richard Owen oder der führende amerikanische Naturforscher Louis Agassiz. Der katholische (später wegen unorthodoxer Ansichten exkommunizierte) Zoologe St. George Mivart argumentierte, wenn auch der menschliche Körper natürlichen Ursprungs wäre, so ginge doch seine Seele allein auf Gott zurück. In Genesis of Species sprach er für eine Evolution, die unter göttlicher Kontrolle ablief. Selbst Alfred Russel Wallace, der die Evolutionstheorie unabhängig von Darwin entdeckt hatte, nahm noch an, dass ein Eingriff des Schöpfers notwendig bleibe, da anders die Sonderstellung des Menschen nicht erklärbar sei. Einflussreiche Denker wie der Schriftsteller Samuel Butler, aber auch viele Biologen, griffen auf die konkurrierende Evolutionstheorie des Lamarckismus zurück, die ihnen eher mit einem göttlichen Plan in der Natur vereinbar schien. Da Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere Darwins Selektionstheorie innerhalb der Wissenschaft scharf angegriffen wurde und zeitweise in die Defensive geriet, konnten sich religiöse Kritiker bestätigt fühlen, dass es sich um eine kurzfristige Verirrung handele, die bald überwunden sei.[18] Speziell in Deutschland äußerten sich führende Anthropologen wie Rudolf Virchow und Adolf Bastian ablehnend. Dies könnte teilweise auf die Position führender deutscher Darwinisten wie Ernst Haeckel zurückgehen, die die Abstammung des Menschen als Argument für „niedere“ Menschenrassen und damit Rassismus verwendeten.[19] (Die Evolutionstheorie als Begründung für Rassismus wurde als Ablehnungsgrund später auch von den führenden amerikanischen Kreationisten wie Henry M. Morris herausgestellt.) Mit der Durchsetzung der Evolutionstheorie innerhalb der Wissenschaft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts schien die Debatte zunächst erledigt. Konservative protestantische Christen, vor allem in den USA, lehnten sie zwar weiterhin ab, fanden aber keine wissenschaftlichen Unterstützer mehr, so dass der Kampf bereits entschieden schien.[20]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dass die Bibel buchstäblich für wahr gehalten wird, ist in der Geschichte des Christentums erst seit relativ kurzer Zeit von Bedeutung. Schon die Kirchenväter Origenes (185–254)[21] und Augustinus von Hippo (354–430) legten Wert auf eine kritische Betrachtung des alttestamentlichen Schöpfungsberichts (Genesis). Und vor der ersten Übersetzung in eine geläufige Sprache durch Martin Luther war die Bibel nur wenigen Menschen zugänglich. Die Genesis wörtlich für eine wahre Beschreibung vergangener Ereignisse zu halten, kam erst nach dem amerikanischen Sezessionskrieg (1861–1865) in den damals unterlegenen Südstaaten auf, insbesondere unter Baptisten, und wurde ein bedeutender Teil des kulturellen Selbstverständnisses der Südstaatler und ihrer Ablehnung nordstaatlicher Werte. Besonders vorangetrieben wurde das von Siebenten-Tags-Adventisten wie George McCready Price, die an ein baldiges Ende der Welt (Armageddon) glaubten. Die Verbesserung des Schulwesens, durch die mehr Kinder mit der Evolutionstheorie bekannt wurden, trug zur Entwicklung dieser Abwehrhaltung bei. Die erfolgreiche Durchsetzung des Alkoholverbots im Jahre 1919 ermutigte diese Bewegung, und hinzu kam eine Assoziation des Darwinismus mit dem Sozialdarwinismus und dessen vermeintlich bedeutender Rolle auf Seiten der Deutschen im Ersten Weltkrieg.[22]
Der Scopes-Prozess und die Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einen Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Kreationismus bildete der Scopes-Prozess im Jahr 1925 in Dayton (Tennessee), bei dem ein Lehrer stellvertretend für aufklärerische Gruppen einen Musterprozess gegen den US-amerikanischen Bundesstaat führte, der kurz zuvor einen Bann gegen Darwins Evolutionstheorie beschlossen hatte. Der Prozess, der großes Aufsehen auch außerhalb der USA erregte, wurde im Ergebnis gegen den Lehrer entschieden, das Urteil jedoch aufgrund von Formfehlern wieder aufgehoben. Beobachter werteten das Verfahren selbst als Niederlage für die Anliegen des Kreationismus. Das Verbot, die Evolution zu unterrichten, blieb in Tennessee bis in die 1960er Jahre in Kraft, wurde jedoch nie wieder angewendet. Dennoch verschwand in den folgenden Jahrzehnten der Darwinismus zunehmend aus den US-amerikanischen Schulbüchern. Erst infolge des Sputnikschocks 1957 kam es diesbezüglich zu einer Wende, indem die US-Regierung Gelder für die Produktion neuer naturwissenschaftlicher Schulbücher zur Verfügung stellte, in denen auch die Evolution ausführlich behandelt wurde. In dieser Situation erschien 1961 das Buch Genesis Flood von Whitcomb und Morris, das unter gläubigen Christen sehr populär wurde und die Creation Science-Bewegung (wörtlich: Schöpfungs-Wissenschaft) begründete. Deren Ansatz war der Versuch, den Kreationismus als eine der Evolutionstheorie gleichwertige Wissenschaft darzustellen und ihr auf diese Weise – unter Umgehung des Verbots eines Religionsunterrichts in der US-Verfassung – Eingang in den Schulunterricht zu verschaffen.[22]
Arkansas
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1981 hatten die Bemühungen, den Kreationismus im Biologie-Unterricht zuzulassen, im Bundesstaat Arkansas Erfolg. Gegen dieses neue Gesetz reichte die American Civil Liberties Union eine Klage mit der Begründung ein, dass es nicht mit dem First Amendment, dem 1. Zusatzartikel der US-Verfassung, zu vereinbaren sei. An dem Prozess waren der Paläontologe Stephen Jay Gould, der Genetiker Francisco J. Ayala, der Philosoph Michael Ruse und der Theologe Langdon Gilkey als Sachverständige beteiligt. Der Richter kam zu dem Schluss, dass „Creation Science“ keine Wissenschaft, sondern Religion sei und daher an öffentlichen Schulen nicht gelehrt werden dürfe.[22]
Richtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurzzeitkreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Junge-Erde-Kreationismus (auch „Kurzzeitkreationismus“ oder „24-Stunden-Tag-Theorie“) ist der hauptsächlich von evangelikalen und fundamentalistischen Christen, aber auch von ultraorthodoxen Juden vertretene Glaube, dass die Erde von Gott vor wenigen tausend Jahren erschaffen worden sei. Anhänger vertreten eine wörtliche Auslegung der Bibel und interpretieren den Schöpfungsbericht in der Bibel als Tatsachenschilderung. Aufgrund des vom englischen Erzbischof James Ussher (1581–1656) anhand biblischer Lebensläufe und Stammbäume berechneten Ussher-Lightfoot-Kalenders wird als Zeitpunkt der Schöpfung der 23. Oktober 4004 v. Chr. angenommen. Dies entspricht einem Erdalter von rund 6000 Jahren. In der Regel gehen Junge-Erde-Kreationisten davon aus, dass die Erde bis etwa 10.000 Jahre alt sei (die Auffassungen darüber, ob das Universum das gleiche Alter hat, sind unterschiedlich). Deshalb werden von ihnen wissenschaftliche Methoden wie radiometrische Altersbestimmung, Isochronenmethode, Eiskerndatierung und Dendrochronologie (siehe auch Altersbestimmung (Archäologie)) in Frage gestellt. Stattdessen werden die geologischen Belege hauptsächlich als das Resultat einer globalen Flut erklärt. Mitunter werden auch gängige Thesen wie die Kontinuität der Naturgesetze über historische Zeiträume in Frage gestellt; damit werden alternative Datierungen geologischer und astronomischer Ereignisse erzielt.
Die Flache Erde wird manchmal ebenfalls zum Kurzzeitkreationismus gerechnet.[23] Sie ist aber ein Standpunkt, von dem sich Kreationisten selbst im Allgemeinen zu distanzieren versuchen.[24] Sie wird immer wieder in diesem Kontext als Stilmittel zur zynischen Übertreibung, Karikierung und als stereotype Analogie verwendet. Im 20. Jahrhundert wurde die Flache Erde von der Flat Earth Society vertreten.
Moderner Geozentrismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Geozentrismus bezeichnet man die Ansicht, dass Gott eine sphärische Welt erschaffen und sie im Zentrum des Universums platziert habe. Sie werde von der Sonne, den Planeten und allem anderen umkreist. Alle wissenschaftlichen Behauptungen über das Erdalter seien Lügen; Evolution fände nicht statt. Sehr wenige Menschen vertreten heutzutage einen solchen Glauben.
Omphalos-Hypothese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Omphalos-Hypothese postuliert, dass Gott die Erde in jüngerer Zeit erschaffen habe, sie aber viel älter habe aussehen lassen. Dieser Glaube wird von einer kleinen Untergruppe der Junge-Erde-Kreationisten vertreten. Das Argument wurde erstmals 1857 von Philip Henry Gosse vorgebracht. Er hielt daran fest, dass bestimmte physikalische und biologische Prozesse eine ältere Erscheinung benötigten, da die Welt periodisch ablaufe (Henne-Ei-Henne usw.). Sie trägt den Namen Omphalos-Hypothese (Nabelhypothese), da sie auf der Frage basiert, ob Adam (oder Eva) einen Bauchnabel gehabt hätten (da sie als Erwachsene erschaffen und nicht geboren worden seien, könne davon ausgegangen werden, dass sie nie eine Nabelschnur gehabt hätten). Gosse nahm an, dass Adam einen Nabel gehabt habe, weil er bei allen Menschen vorhanden ist. Es ergebe sich eine scheinbare Vergangenheit (die vom Nabel angedeutet werde), obwohl sie auf diese Weise einfach miterschaffen worden sei. Er nahm an, dass es zum Funktionieren der Erde notwendig gewesen sei, sie älter aussehen zu lassen. Diese Hypothese hat heute jedoch keine nennenswerte Anhängerschaft mehr. Keiner der führenden Kreationisten wendet das Konzept auf den Fossilbericht oder etwaig geschaffene Lichtbrücken an. Mit Hilfe der Annahme solcher Lichtbrücken sollte es dem Licht angeblich möglich sein, einen Raum zu überspannen und durch die Umgehung dieses Raumes der – wie sonst im ganzen Universum gültigen – Begrenzung der Lichtgeschwindigkeit nicht unterworfen zu sein. Das heißt ähnlich, wie dies im Mikroskopischen in der Quantenmechanik mit dem Tunneleffekt möglich ist. Dadurch wäre es angeblich möglich, dass Menschen auf der Erde Licht von weit entfernten Sternen sehen könnten, obwohl das Licht bei Einhaltung der Lichtgeschwindigkeit länger unterwegs sein müsste, als die aus der Bibel entnommene Zeitspanne seit der Erschaffung der Welt.
Eine die Omphalos-Hypothese ad absurdum führende Hypothese, nach der die Welt vor fünf Minuten geschaffen worden sei, findet sich bei Bertrand Russell als Gedankenspiel im Rahmen des philosophischen Skeptizismus bezüglich Erinnerungen:
“There is no logical impossibility in the hypothesis that the world sprang into being five minutes ago, exactly as it then was, with a population that ‘remembered’ a wholly unreal past. There is no logically necessary connection between events at different times; therefore nothing that is happening now or will happen in the future can disprove the hypothesis that the world began five minutes ago.”
„Es besteht keine logische Unmöglichkeit in der Hypothese, dass die Welt vor fünf Minuten entstand, genauso wie sie war, mit einer Bevölkerung, die sich an eine gänzlich irreale Vergangenheit ‚erinnert‘. Es besteht keine logisch notwendige Verbindung zwischen Ereignissen zu unterschiedlichen Zeiten; daher kann nichts, was jetzt oder in der Zukunft passiert, die Hypothese widerlegen, dass die Welt vor fünf Minuten begann.“
Wissenschaftlicher Kreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit den 1960er Jahren versuchen Aktivisten des sogenannten „wissenschaftlichen Kreationismus“ im angelsächsischen Raum zu zeigen, dass man auch wissenschaftliche Argumente für das kreationistische Weltbild vorbringen könne. Die Anhänger halten ihre alternativen, vorgeblich wissenschaftlichen Erklärungen zur Evolution denjenigen der vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung für ebenbürtig, und fordern deren Zulassung zum Schulunterricht.[25] Anfang der 1980er Jahre schafften es amerikanische Aktivisten, dass der „wissenschaftliche Kreationismus“ vorübergehend in zwei US-Bundesstaaten als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionstheorie vorgetragen werden durfte. 1987 sprach der Supreme Court jedoch dem Kreationismus die Wissenschaftlichkeit ab und klassifizierte ihn als Religion, woraufhin er aus dem Biologieunterricht verbannt wurde.[26]
Vertreten werden Ideen zu einer Schöpfungskosmologie, die auf ein Alter des Universums in der Größenordnung von einigen Tausend Jahren hinausläuft. Der Fossilbericht wird als Bericht der Zerstörung durch eine globale Flut gedeutet, wie sie in der Genesis als Sintflut beschrieben wird. In den USA wird diese Sichtweise vom Institute for Creation Research und der Creation Research Society befürwortet, in Deutschland in abgewandelter Form von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen,[27] in der Schweiz von ProGenesis. Ein amerikanischer Hauptvertreter ist Kent Hovind.
Langzeitkreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Befürworter des Langzeitkreationismus (auch genannt Alte-Erde-Kreationismus) versuchen, die wörtliche Interpretation der Genesis in Einklang mit den astronomischen und geologischen Hypothesen zum Alter des Universums und der Erde (mehrere Milliarden Jahre) zu bringen. Im Gegensatz zum evolutionistischen Kreationismus wird dabei jedoch die Theorie der gemeinsamen Abstammung abgelehnt. Hauptvertreter des Langzeitkreationismus sind die Zeugen Jehovas. Es gibt mehrere Schöpfungsthesen, mit denen die Auffassung begründet wird:
Lückentheorie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Anschauung (auch Restitutionstheorie genannt) besagt, dass das Leben in einer kurzen Zeit auf der vorher schon existierenden alten Erde geschaffen worden sei, weil eine vorherige Schöpfung durch eine unbestimmte Katastrophe vernichtet worden sei. Der Lücken-Kreationismus hat 1. Mose 1,2 EU als Grundlage, und dies besonders in der englischen Bibelübersetzung Scofield Reference Bible (in der Version von 1917). Von Kreationisten, die sich auf den hebräischen Wortlaut der Bibel berufen, erhält dieser Typ des Kreationismus keine Zustimmung.
Konkordanzhypothese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Konkordanzhypothese (auch Tag–Alter-Kreationismus, Zeitalter-Tag-Theorie, Theorie der unterschiedlichen Tageslängen oder Vorzeit-Kreationismus) besagt, dass die sechs Tage der biblischen Schöpfungsgeschichte nicht vierundzwanzigstündige Tage darstellen, sondern sehr viel längere Zeiträume – wie Millionen von Jahren. Die Vertreter dieser Richtung berufen sich auf das Wort yôm in der hebräischen Bibel, welches nach ihrer Ansicht im Kontext der Genesis zur Bedeutung „Zeitalter“ gedehnt werden könne. Einige Vertreter sagen, dass die Gegenwart das siebte Alter darstelle, also den siebten Tag der Schöpfung. Gegen den Deutungsansatz der Konkordanzhypothese wird argumentiert, dass die Bedeutung des Wortes aus dem Kontext eindeutig hervorgehe, da das hebräische Wort yôm „Tag“ bedeute und mit der Formulierung „es wurde Abend und wieder Morgen“ nur ein Tag im gängigen Wortsinn gemeint sein könne (zum Beispiel (Mt 25,29 ELB)).
Schöpfung auf Raten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Sicht wird auch Progressiver Kreationismus oder fortdauernde Schöpfung genannt und besagt, dass die Arten sich in einem ständig von Gott begleiteten Vorgang verändert und herausgebildet haben. Dabei gibt es verschiedene Ideen darüber, wie das Ganze ablaufe (es wird oft Platz gelassen für ein direktes göttliches Eingreifen bei Schlüsselzeitpunkten in der Geschichte der Erde und des Lebens). Diese Sicht akzeptiert die meisten Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften, lehnt aber die moderne Evolutionsbiologie ab oder sucht nach Hinweisen darauf, dass die Evolution nur über natürliche Auslese unpassend sei. Dieser Standpunkt kann in Zusammenwirkung mit anderen Alte-Erde-Standpunkten vertreten werden, wie Tag–Alter-Kreationismus oder diverse Sichtweisen über Rahmenbedingungen, Metaphern und Poesie der Schöpfungsgeschichte.
Evolutionistischer Kreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Evolutionistische Kreationismus sieht Gott als Schöpfer, der die Lebensformen mittels Evolution erschaffen habe und weiterentwickle, wobei es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie stark er in diesen Prozess eingreife. Dennoch halten seine Anhänger die Evolutionstheorie, wie die Naturwissenschaft sie beschreibt, für unzureichend und sehen das zusätzliche Eingreifen eines Gottes als zwingend notwendig an. Die Richtung stimmt einigen Positionen des Langzeitkreationismus zu (wie der Konkordanzhypothese oder Lückentheorie), unterscheidet sich ansonsten aber deutlich von den übrigen Richtungen des Kreationismus, da ihre Vertreter (insbesondere im Gegensatz zum progressiven Kreationismus) die Theorie der gemeinsamen Abstammung akzeptieren. Deshalb wird sie manchmal nicht als Kreationismus eingeordnet, obwohl sich ihre Vertreter so verstehen. Gemeinsam mit den übrigen Richtungen des Kreationismus ist der Standpunkt, dass die natürliche Selektion nicht die Ursache für die Entstehung neuer Arten ist. Dies soll stattdessen durch das direkte Eingreifen Gottes in den Evolutionsprozess bewirkt werden.
Der Unterschied zwischen dem evolutionistischen Kreationismus und dem Mainstream der christlichen Theologie in Deutschland ist, dass er die Heilige Schrift wörtlich interpretiert und dabei Aussagen über eine gemeinsame Abstammung aus dem Bibeltext herzuleiten versucht. Die Mainstream-Standpunkte stellen sich im Gegensatz zum evolutionistischen Kreationismus auch nicht gegen die natürliche Selektion als Mechanismus für die Entstehung der Arten. Die Trennung zwischen diesen Richtungen ist aber sehr unscharf und es gibt mehrere Zwischenpositionen; meist werden sie alle unter dem Oberbegriff Theistische Evolution zusammengefasst.
Neo-Kreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neo-Kreationisten distanzieren sich selbst betont von anderen Arten des Kreationismus und wollen als vollständig vom Kreationismus getrennt betrachtet werden. Ihr Ziel ist es, den Kreationismus in Begriffen neu zu formulieren, die von der Öffentlichkeit, Bildungspolitik und Wissenschaftsgemeinde besser angenommen werden. Sie beabsichtigen, ohne religiöse Worte und ohne Bezug auf die jeweilige Heilige Schrift eine Debatte über den Ursprung des Lebens in Gang zu setzen und unter die Menschen zu tragen.
In ihren Augen sind die Naturwissenschaften nur scheinbar objektiv und in Wirklichkeit eine dogmatische atheistische Religion. Sie argumentieren, dass die wissenschaftliche Methodik bestimmte Erklärungen von Phänomenen insbesondere dann ausschließe, wenn übernatürliche Elemente eine Rolle spielen. Dies würde im Ergebnis religiöse Aspekte beim Verständnis des Universums ausschließen. Neo-Kreationisten behaupten auch, dass die Naturwissenschaft der Grund für viele gegenwärtige soziale Missstände sei (wie soziale Unruhen und hohe Scheidungsraten).
Im Gegensatz zu den anderen Formen des Kreationismus machen Neo-Kreationisten betont keine Aussagen über das Erdalter oder die wörtliche Auslegung der Bibel, schließen andererseits aber auch betont einen Junge-Erde-Kreationismus nicht aus. Allen Arten des Neo-Kreationismus gemeinsam ist die Ablehnung des Naturalismus, üblicherweise zusammen mit dem stillschweigenden Eingeständnis des Übernatürlichen, sowie eine offene und oft feindlich ausgerichtete Opposition gegen den von ihnen so bezeichneten Darwinismus, womit sie im Allgemeinen die Evolutionstheorie meinen.
Es gibt drei verbreitete Formen des Neo-Kreationismus.[28]
Intelligent Design
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Intelligent-Design-Bewegung vertritt seit 1990 eine Kreationismus-Version ohne Bibelbezug. Grund dafür war der Versuch, die Gerichtsurteile zu umgehen, die eine Behandlung des „scientific creationism“ im Biologieunterricht untersagt hatten. Um die Anhänger der verschiedenen Richtungen des Kreationismus (und möglichst viele Vertreter einer Schöpfung auch außerhalb des Kreationismus) zu einen und mit allen kreationistischen Sichtweisen kompatibel zu sein, macht Intelligent Design keine spezifischen Aussagen zum Erdalter, und beschränkt sich rein auf die Behauptung, dass die Entstehung des Lebens einer Intelligenz als Ursache bedürfe. Seine führenden Vertreter, die alle dem Discovery Institute angehören, sind der Meinung, dass Intelligent Design eine wissenschaftliche Theorie sei, die mit vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zum Ursprung des Lebens auf einer Stufe stehe oder ihnen überlegen sei. Daher dürfe sie im Biologieunterricht behandelt werden. Im Verfahren Kitzmiller v. Dover Area School District konnte sich diese Rechtsauffassung jedoch nicht durchsetzen. Intelligent Design wurde durch das Discovery Institute als Teil einer gesellschaftspolitischen PR-Strategie vertreten, wie durch das durchgestochene interne Papier Wedge Strategy bekannt wurde. Beispielsweise wurde dem Discovery Institute im Juli 2022 die plumpe Manipulation eines Filmdokuments nachgewiesen, um dadurch dem Paläontologen und Evolutionsbiologen Claude Owen Lovejoy die Fälschung eines Australopithecinen-Fossils zu unterstellen.[29]
Abrupt Appearance
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein ursprünglich in der Evolutionsbiologie verwendeter Begriff für das sprunghafte Auftreten (englisch abrupt appearance) von neuen Arten im Fossilbericht. Vertreter dieser Richtung, unter denen Wendell Bird[30] am bekanntesten ist, haben den Begriff übernommen und sagen, dass dieses Phänomen am besten durch eine direkte Beeinflussung von außen statt durch einen natürlichen Vorgang erklärt werden könne. Das Argument wird begleitet von der ausdrücklichen Behauptung, dass es auf jeden Zeitrahmen anwendbar sei, womit insbesondere auch ein Bereich von 10.000 Jahren nicht ausgeschlossen werden soll.[31]
Evidence against Evolution
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Richtung versucht, Beweise gegen die Evolution (engl. evidence against evolution) zu sammeln und bedient sich dazu hauptsächlich der Ergebnisse in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Es wird versucht, diese als Widerlegung der Evolutionstheorie zu deuten. Die Richtung ist mehr oder weniger identisch mit der Evolutionskritik in der „Schöpfungswissenschaft“, jedoch ohne Bezug zur Bibel zu nehmen und ohne der Evolutionstheorie eine Alternative mit wissenschaftlichem Anspruch entgegenzustellen. Die Frage des Ursprungs des Menschen wird stattdessen als Frage des persönlichen Glaubens angesehen.
Positionen liberaler Christen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spätestens seit den 1950er Jahren vertraten sowohl die meisten staatlich anerkannten protestantischen Kirchen als auch die römisch-katholische Kirche die Auffassung, dass die Evolutionstheorie und das Christentum miteinander vereinbar sind.[32] Wesentliche Fortschritte für eine Neuinterpretation der Evolution in Bezug zur christlichen Überlieferung und Heilsbotschaft stammen von Pierre Teilhard de Chardin, einem Jesuiten, Evolutionsforscher und Anthropologen, nach dessen Auffassung die Schöpfung nicht abgeschlossen ist, sondern nach wie vor andauert.
Von einigen Vertretern der liberalen Theologie wird die Genesis als eine Metapher verstanden, die keine wissenschaftlichen Aussagen macht. Eine Reduktion des Schöpfungsberichts der Bibel auf einen reinen Mythos wird etwa von Eugen Drewermann vertreten.[33] Dieser bringe vor allem Grundstrukturen des Menschseins und das Verhältnis des Menschen zu Gott (1. Mose 1,26 EU: „Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“) zum Ausdruck.
Im Mainstream der christlichen Theologie in Deutschland, sowohl der evangelischen und katholischen Kirche, wird nach wie vor systematisch angestrebt, auch in der Nachfolge Rudolf Bultmanns, entsprechend der existentialen Interpretation wie der historisch-kritischen Methode die biblische Botschaft gerade auch an Menschen mit wissenschaftlichem Weltbild zu vermitteln. Dies gilt auch für neuere Interpretationen des Alten Testamentes, inklusive der Schöpfungsberichte.[34]
In einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Anfang April 2008 veröffentlicht wurde, erteilt die EKD dem Kreationismus eine deutliche Absage.[35]
Politische Kontroversen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach säkularem Verständnis bezieht sich der Begriff Kreationismus auf eine politische Doktrin. Sie macht die Gültigkeit und Überlegenheit eines religiösen Schöpfungsglaubens im Vergleich zu anderen Weltanschauungen geltend, insbesondere einschließlich derjenigen, die auf einer säkularen und wissenschaftlichen Grundlage basieren. Die Bedeutung des Begriffs „Kreationismus“ hängt dabei vom Kontext eines bestimmten Schöpfungsglaubens in einer bestimmten politischen Kultur ab, in dem er benutzt wird.
In den Vereinigten Staaten, mehr als in der übrigen Welt, ist der Kreationismus zentral in einer politischen Kontroverse zur Unterrichtung des Kreationismus in öffentlichen Schulen verankert, die sich um die staatliche Bildung dreht und um die Frage, ob die Unterrichtung der Evolutionstheorie in unfairer Weise mit der kreationistischen Weltanschauung in Konflikt steht. In den letzten Jahren tritt die Kontroverse in Form der Frage in Erscheinung, ob die Unterstützer der Intelligent-Design-Bewegung, die in naturwissenschaftlichen Fächern die Kontroverse unterrichten wollen, damit die Grenzen der Trennung von Staat und Kirche überschreiten würden.
Die wortgetreue biblische Schöpfungslehre soll nach Ansicht von Kreationisten gleichberechtigt zur naturwissenschaftlichen Urknalltheorie und Evolutionstheorie im Schulunterricht behandelt werden. Bislang haben Kreationisten ihre stärksten politischen Erfolge in den Vereinigten Staaten verbucht; sporadisch sind jedoch auch in Europa kreationistische Tendenzen in der Politik zu finden.
Evangelikale Gruppen betreiben seit geraumer Zeit gezielte politische Lobbyarbeit, um zu erreichen, dass der Kreationismus an den Schulen als gleichberechtigte Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet wird. Es gelang ihnen sogar, den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush für diese Forderung zu gewinnen. So hat er sich im August 2005 dafür ausgesprochen, dass die Lehre vom „Intelligent Design“ als gleichwertig mit der Evolutionstheorie in den Schulen im Fach Biologie gelehrt werden solle, da es in öffentlichen Schulen der Vereinigten Staaten aufgrund der in der Verfassung verankerten Trennung von Staat und Kirche keinen Religionsunterricht gibt.[36] Im US-Bundesstaat Kansas hat die Schulbehörde angeordnet, „Intelligent Design“ gleichberechtigt neben der Evolutionslehre in den Schulen zu unterrichten. Daraufhin haben zwei bedeutende Wissenschaftsverbände, die Nationale Wissenschaftsakademie und der Nationale Verband der Lehrer von Naturwissenschaften das Verwertungsrecht für ihre Materialien zur Evolutionstheorie den Behörden in Kansas für die Verwendung in Schulbüchern entzogen. Als weitere Protestreaktion gründete der amerikanische Autor Bobby Henderson 2005 die Religionsparodie des Fliegenden Spaghettimonsters, deren Anhänger wie die Kreationisten staatliche Förderungen und Berücksichtigung im Schulunterricht fordern, sodass alle Gegenargumente sich auch gegen deren Ansprüche richten.[37]
Viele Kreationisten formulieren ihre Sichtweise in Form einer teleologischen Argumentation, setzen dies in Kontrast zu einer eigenen Erklärung auf Basis eines Schöpfers und erheben dafür den Anspruch wissenschaftlicher Aussagekraft. Dabei greifen sie auf ein ideologisches Wissenschaftsverständnis zurück, das mit der wissenschaftlichen Methodik nicht vereinbar und somit pseudowissenschaftlich ist. Kreationisten, die diesen Anspruch erheben, bestreiten diesen Status. Mit der „Schöpfungswissenschaft“ und später Intelligent Design sind vor Gerichten bereits zwei Versuche von Kreationisten gescheitert, diese in den Vereinigten Staaten an öffentlichen Schulen im Biologieunterricht zu verankern. Zwei führende Wissenschaftsorganisationen in den Vereinigten Staaten, die National Academy of Sciences und die American Association for the Advancement of Science, bestätigten, dass es keine wissenschaftliche Basis dafür gebe. Die American Civil Liberties Union begrüßte die Entscheidung im Fall Kitzmiller vs. Dover Area School District, dass Intelligent Design keine wissenschaftliche Theorie und dessen Unterrichtung in öffentlichen Schulen verfassungswidrig ist.
Der Europarat erklärte 2007 zum Thema Kreationismus im Bildungswesen, man müsse aufpassen, dass sich daraus nicht „eine Gefahr für die Menschenrechte“ entwickle.[38]
Internationale Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Christentum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nordamerika
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Hauptstütze des Kreationismus sind die in den Vereinigten Staaten stark vertretenen evangelikalen Christen, die über großen politischen Einfluss verfügen.
Laut einer Umfrage Pew Forums on Religion and Public Life (2005) glauben etwa 26 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung, dass sich das Leben über Jahrmillionen durch natürliche Auslese entwickelt hat. Der Aussage, dass ein höheres Wesen die Entwicklung der Lebewesen gesteuert habe, stimmen 18 Prozent zu. Während insgesamt 48 Prozent an eine evolutionäre Entwicklung der Lebewesen glauben, sind 42 Prozent der Ansicht, dass „die Lebewesen seit Anbeginn der Zeit in ihrer heutigen Form existierten“. Außerdem befürwortet die Mehrheit der US-Amerikaner, dass in den Schulen beides nebeneinander gelehrt werden soll.[39]
Insbesondere die Faktoren Alter und Ausbildung bestimmen dabei die Einstellung der US-Amerikaner. So akzeptieren von den College-Absolventen etwa 40 Prozent die natürliche Auslese im Gegensatz zu 18 Prozent bei den Amerikanern ohne College-Ausbildung. Die Hälfte der Amerikaner mit einem Alter über 65 akzeptiert den Kreationismus, verglichen mit 37 Prozent bei den unter 30-Jährigen.
Die wichtigsten kreationistischen Organisationen haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten, darunter die Creation Research Society.
In Kansas und Pennsylvania sowie einigen anderen Staaten wurden Kreationismus und Intelligent Design in den Lehrplan der Schulen integriert.[40][41]
Eine große Anhängerschaft hat der Kreationismus auch im Westen Kanadas gefunden.[22]
Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Europa nimmt der Kreationismus allgemein nur eine Nischenstellung ein, findet jedoch verstärkt Zulauf.[42] Dies ist hauptsächlich auf die gesellschaftliche und kulturelle Struktur zurückzuführen, die sich in Verbindung mit der Französischen Revolution und der Aufklärung herausgebildet hat. In Staaten mit großen Teilen an römisch-katholischer Bevölkerung hat die Anerkennung der Evolution von Seiten des Papstes für die meisten Menschen das Thema abgeschlossen. Ähnlich sieht die Situation in Großbritannien aus. Rowan Williams, bis 2012 Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, hat deutliche Kritik an den Thesen der Kreationisten geübt und sich klar gegen die Unterrichtung von Intelligent Design an Schulen ausgesprochen.[43] Mehrere bekannte britische Theologen wie Arthur Peacocke und John Polkinghorne haben sich zudem in der Vergangenheit intensiv um den Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie bemüht und Argumentationen für eine völlige Vereinbarkeit von Religion und Evolutionstheorie vorgelegt (siehe Theistische Evolution).
Den Vereinigten Staaten vergleichbare politische Forderungen nach Gleichstellung des Kreationismus mit der Evolutionstheorie an öffentlichen Schulen werden in Deutschland bisher quasi nicht vertreten. Unter den politischen Parteien wurde diese Forderung nur von der Partei Bibeltreuer Christen[44] und ihrem Nachfolger Bündnis C – Christen für Deutschland[45] erhoben.
Nach einer vom evangelikalen Factum-Magazin und ProGenesis in Auftrag gegebenen Umfrage des Schweizer Meinungsforschungsinstituts IHA-Gfk nimmt die Interpretation der Bibel, wonach das Universum, die Erde und das Leben vor etwa sechstausend Jahren von Gott erschaffen wurden, jeder Fünfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz wörtlich. Etwa genauso viele stimmen der Ansicht zu, dass es zwar die Evolution gebe, dass sie aber von Gott gesteuert werde. Eine Evolution, wie Darwin sie beschrieb, bei der Gott keine Rolle spielt, erkennt in Deutschland mit 46 Prozent fast jeder Zweite an, in Österreich knapp 41 Prozent, in der Schweiz jeder Dritte (33 Prozent).[46] Eine von der naturalistisch-humanistisch orientierten Giordano-Bruno-Stiftung in Auftrag gegebene Umfrage spricht in Deutschland von 12,5 Prozent für eine wörtliche Interpretation der Schöpfungsgeschichte und 60,9 Prozent für die reine Evolutionstheorie.[47] Die Studie setzt theistische Evolution und Intelligent Design gleich und gibt für beides zusammen einen Anteil von 25,2 Prozent an. Eine 2005 vom Magazin „Zeit Wissen“ beauftragte Emnid-Umfrage ergab, dass jeder zweite Deutsche an einen Schöpfergott glaubt.[48]
Australien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut einer PBS-Dokumentation[49] über die Evolution haben australische Junge-Erde-Kreationisten behauptet, dass fünf Prozent der australischen Bevölkerung ihre Standpunkte teilen. Die Dokumentation sieht Australien als eine Hochburg dieser Bewegung. Demnach wäre der Junge-Erde-Kreationismus eine sehr kleine Minderheitenposition in der westlichen Welt außerhalb der Vereinigten Staaten.
Judentum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb des Judentums gibt es eine große Bandbreite von Ansichten über den Kreationismus. Im Allgemeinen vertreten die meisten jüdischen Richtungen (darunter auch manche orthodoxe Gruppen) die Unabhängigkeit von Glauben und Wissenschaft oder die theistische Evolution. Der heutige Ansatz des Judentums (von orthodoxen Traditionen abgesehen) ist es, die Tora nicht als einen buchstäblich zu verstehenden Text, sondern eher als einen symbolischen anzusehen.
Viele orthodoxe Juden hingegen hinterfragen die Ansicht, dass man die Wissenschaft und die Bibel durch wissenschaftliche Mittel miteinander in Einklang bringen könne. Für diese Gruppen kann Wissenschaft nur so wahr sein wie die Tora, und wenn sich daraus ein anscheinend unauflöslicher Widerspruch ergibt, dann liegt es an dem begrenzten menschlichen Wissen oder Verstehen. Sie verweisen auf diverse Diskrepanzen zwischen dem, was man erwartet und dem, was man wissenschaftlich vorfindet, um zu zeigen, dass Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Sie weisen darauf hin, dass sogar die Wurzel des hebräischen Wortes für Welt (עולם – olam) verborgen bedeutet. Sie glauben, dass Gott den Menschen, die Pflanzen und das Licht der Sterne in ihrem „erwachsenen Zustand“ geschaffen habe und dass es keine physikalischen Wege gebe, dies zu verifizieren.
Islam
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch im Islam gibt es Anhänger des Kreationismus. Dabei werden von den Gegnern nicht nur religiöse Gründe genannt. Die religiösen Gründe sind ähnliche wie im Christentum: Man sieht einen Widerspruch zwischen dem Koran und der Evolutionstheorie. Im Unterschied zur Bibel gibt es im Koran zwar keinen ausformulierten Schöpfungstext wie im Buch Genesis, aber verschiedene Suren (6:2, 15:26–33, 23:12, 37:11, 32:7–9, 55:14) stellen doch eine Erschaffung Adams aus Lehm durch Gott dar. Daraus schließen die islamischen Kreationisten, den christlichen durchaus vergleichbar, auf eine göttliche Erschaffung der Arten. Politisch problematischer ist allerdings die mit dem Kreationismus verbundene „dichotome Weltsicht“.[50] Gottesfürchtige Muslime sehen sich in einem Gegensatz zu den Nicht-Muslimen, die dem „Darwinismus“ anhängen. Es besteht die Gefahr, dass aus diesem Gegensatz Feindbilder entstehen, die eine Abgrenzung zur nicht-islamischen Gesellschaft zur Folge haben.[50] Als einer der bekanntesten Kreationisten der islamischen Welt gilt Harun Yahya.
Südkorea
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Südkorea, in dem 30 % der Bevölkerung christlichen Glaubensrichtungen angehören, erreicht der Prozentanteil der Bevölkerung, die an Kreationismus glaubt, ähnliche Werte wie in den USA. Im Juni 2012 wurde die Streichung von Details der Evolutionstheorie in Schulbüchern diskutiert.[51] Diese Änderung wurde aber verhindert.[52]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Warren D. Allmon: Evolution and Creationism, a very short guide (PDF; 209 kB). Paleontological Research Institution, Ithaca/NY 2006, ISBN 0-87710-469-7 (Special publications. Band 27).
- Bernhard W. Anderson (Hrsg.): Creation Versus Chaos. The Reinterpretation of Mythical Symbolism in the Bible. Fortress Press, Philadelphia 1987, ISBN 0-8006-1998-6.
- Herbert Huber: Geschichte des Kreationismus in den USA ( vom 20. April 2010 im Internet Archive) Januar 2003 (Onlineartikel).
- Mark Isaak: Was ist Kreationismus? 2000 (Übersetzung des englischen Onlineartikels vom 30. Mai 2000).
- Ulrich Kutschera (Hrsg.): Kreationismus in Deutschland – Fakten und Analysen. LIT, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-9684-3.
- Ronald L. Numbers: The Creationists: From Scientific Creationism to Intelligent Design. Expanded Edition. Harvard University Press, ISBN 0-674-02339-0, S. 268–285.
- Eugenie C. Scott: The Creation – Evolution Continuum. In: Reports of the National Center for Science Education. 19, Nr. 4, 1999, ISSN 1064-2358, S. 16–17, 21–23.
- David Sedley: Creationism and its Critics in Antiquity (= Sather Classical Lectures, vol. 66). Berkeley / Los Angeles 2007.
- Thomas Waschke: Die Kreationisten. In: Materialien und Informationen zur Zeit. 31, Nr. 3, 2002, ISSN 0170-6748, S. 39–48.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hansjörg Hemminger: Kreationismus – die bessere Wissenschaft? Erscheinungsformen in Deutschland und in den USA
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Zehn biblische Gründe, nicht an den ‚Kurzzeit-Kreationismus‘ zu glauben ( vom 17. Januar 2006 im Internet Archive) (Die wörtliche Interpretation der Bibel aus Sicht des evolutionistischen Kreationismus)
- How Creationism Works (Mit Illustrationen veranschaulichte Darstellung des Kreationismus und seiner verschiedenen Richtungen, englisch)
- Schöpfung, Urknall oder Evolution? (Kritische Betrachtung des Kreationismus aus der Sicht eines Katholiken)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ siehe Genesis EU
- ↑ Jochem Kotthaus: Propheten des Aberglaubens. Der deutsche Kreationismus zwischen Mystizismus und Pseudowissenschaft. LIT Verlag, Münster 2003.
- ↑ Zum Problem der Zuschreibung des Begriffs „Pseudowissenschaft“, insbesondere für die Kritiker des 19. Jahrhunderts vgl. Ronald L. Numbers: The Creationists: The Evolution of Scientific Creationism. Harvard University Press, veränderte Neuauflage 2006 (orig.: Alfred A. Knopf, New York, 1992) auf Seite 12, Ralph O’Connor: Young-Earth Creationists in Early Nineteenth Century Britain? Towards a reassessment of „Scriptural Geology“. History of Science 45 (4), 2007.
- ↑ Jens Lubbadeh: Mit Allah gegen Darwin. 29. März 2007, abgerufen am 6. Oktober 2019.
- ↑ Ronald L. Numbers: Creationism since 1859. Chapter 56. In: Garry B. Ferngren (general editor): The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia. Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.
- ↑ a b David R. Montgomery: The evolution of creationism. GSA today 22 (11), 2012, S. 4–9.
- ↑ Abraham C. Flipse (2012): The Origins of Creationism in the Netherlands: The Evolution Debate among Twentieth-Century Dutch Neo-Calvinists. Church History 81 (1): 104–147. doi:10.1017/S000964071100179X
- ↑ Ronald L. Numbers: Antievolutionists and Creationists. In: Creationism History. Counterbalance Meta-Library, abgerufen am 15. August 2007.
- ↑ Oberkirchenrat und Publizist Joachim Schmidt, Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, in Echt Glaube kompakt: Verdrängungswettbewerb abgerufen am 29. März 2008.
- ↑ Die Interpretation der Bibel in der Kirche. In: vatican.va, 15. April 1993 (Standpunkt der katholischen Kirche zur historisch-kritischen Methode in der Päpstlichen Bibelkommission).
- ↑ Zur evangelischen Theologie siehe Ratsbericht der Synode (PDF; 125 kB).
- ↑ vgl. etwa Marcus Tullius Cicero: De natura deorum („Vom Wesen der Götter“).
- ↑ Kurt Flasch: Augustin: Einführung in sein Denken. Reclam-Verlag, 2. Auflage 1994.
- ↑ Kenneth J. Howell: Augustine of Hippo. Chapter 24. In: Garry B. Ferngren (general editor): The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia. Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.
- ↑ vgl. William A. Wallace: Thomas Aquinas and Thomism. Chapter 25. In: Garry B. Ferngren (general editor): The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia. Taylor and Francis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.
- ↑ Ralph O’Connor (2007): Young-earth creationists in early nineteenth-century Britain? Towards a reassessment of scriptural geology. History of Science 45 (4): 357-402.
- ↑ John Hedley Brooke: Darwin and Victorian Christianity. Chapter 8 in: Michael Jonathan Sessions Hodge, Gregory Radick (Hrsg.): The Cambridge Companion to Darwin. Cambridge University Press, 2003, ISBN 978-0-521-77730-8.
- ↑ Peter J.Bowler: Evolution. Chapter 85 in Garry B. Ferngren (general editor): The History of Science and Religion in the Western Tradition. An Encyclopedia. Taylor and Fracis, New York, London, 2000, ISBN 0-8153-1656-9.
- ↑ Jonathan Marks (2010): Why Were the First Anthropologists Creationists? Evolutionary Anthropology 19: 222–226.
- ↑ Ronald L. Numbers: The Creationists: From Scientific Creationism to Intelligent Design. Harvard University Press, 2006, ISBN 978-0-674-02339-0. darin vor allem Evolution comes to America, S. 16 ff.
- ↑ Vgl. Origenes, De principiis IV, 2, 9. Online in Bibliothek der Kirchenväter: Origenes, Über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft, IV, 2, 9.
- ↑ a b c d Michael Ruse: Creationism. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy. 2003/2018 (englisch).
- ↑ how stuff works
- ↑ Ian Taylor, Jeffrey Burton Russell, Paula McKerlie: Who invented the flat earth?. In: Creation. Berkeley Cal 16.1994,2 (März), ISSN 0738-6001, S. 48–49.
- ↑ Ben Dupré: 50 Schlüsselideen der Menschheit. Spektrum Akademischer Verlag 2012, S. 86f.
- ↑ Ulrich Kutschera: Evolutionsbiologie. Eine allgemeine Einführung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2015, S. 297.
- ↑ Peter Carstens: „Der Kreationismus ist ein florierendes Business“. In: GEO, abgerufen am 25. Juni 2013.
- ↑ Robert T. Pennock: Tower of Babel. The Evidence Against the New Creationism. In: Reports of the National Center for Science Education (RNCSE). 19, Nr. 6, 1999, ISSN 1064-2358, S. 40–42.
- ↑ M. Neukamm, A. Beyer: Wie das evangelikale Discovery Institute Filmdokumente fälscht: Meinungsmanipulation im Zeichen der Keil-Strategie. https://www.ag-evolutionsbiologie.net/html/2022/discovery-institute-evolution-mensch.html
- ↑ Wendell Bird: The Origin of Species Revisited: The Theories of Evolution and of Abrupt Appearance
- ↑ Paul Nelson: The Whole Question of Metaphysics. In: Origins Research. 15, Nr. 1, 1993 (englisch).
- ↑ Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien Botschaft von Papst Johannes Paul II. an die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften anlässlich ihrer Vollversammlung am 22. Oktober 1996.
- ↑ Eugen Drewermann: Im Anfang … Die moderne Kosmologie und die Frage nach Gott. Walter, Düsseldorf 2002, ISBN 3-530-16900-5, zitiert nach: Peter Tepe (Hrsg.): Politische Mythen. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3242-X, S. 366–367.
- ↑ Überblick in Manfred Oeming: Verstehen und Glauben. Exegetische Bausteine zu einer Theologie des Alten Testaments. Philo, Berlin 2003, ISBN 3-86572-325-X (Bonner biblische Beiträge. 142).
- ↑ Evangelischer Pressedienst: Absage an den Kreationismus ( vom 3. April 2008 im Internet Archive)
- ↑ Florian Rötzer: US-Präsident Bush stellt sich hinter die Lehre vom „Intelligent Design“. In: Telepolis. 3. August 2005, abgerufen am 25. Februar 2013.
- ↑ Carole M. Cusack: Invented Religions. Imagination, Fiction and Faith. Ashgate Publishing, Farnham 2010, S. 132 ff.
- ↑ The dangers of creationism in education. Europarat, 8. Juni 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juli 2007; abgerufen am 18. Januar 2018 (englisch, Dok. 11297).
- ↑ Public Divided on Origins of Life. Umfrage in den Vereinigten Staaten von Pew Forum on Religion & Public Life (englisch).
- ↑ Marcia Pally: Die Neuen Evangelikalen. Berlin University Press, Berlin 2010, ISBN 978-3-940432-93-3, S. 86.
- ↑ vgl. Wo die Erde eine Scheibe ist – Kansas zieht Darwin in Zweifel Bericht bei n-tv, 9. November 2005.
- ↑ Darwin und Evolution: Kreationismus auf dem Vormarsch in Europa. In: Spektrum, Artikel vom 22. November 2016.
- ↑ The Guardian: Archbishop: stop teaching creationism, 21. März 2006.
- ↑ Grundsatzprogramm der Partei bibeltreuer Christen – PBC - ( vom 21. April 2015 im Internet Archive), Punkt 3.1 „Darum fordert die PBC in den Lehrplänen aller Schulen auch die Berücksichtigung der Bibel und ihrer Prinzipien. Das gilt auch für die Schöpfungslehre der Bibel. Die reine Wissensvermittlung soll gestrafft und von überflüssigem Ballast befreit werden.“
- ↑ Bündnis C – Christen für Deutschland: Grundsätze und Eckpunkte für eine Politik nach christlichen Werten, 2.3.3, „Weiterhin ist ein weltanschaulich einseitiger Missbrauch der Medien oder der Hochschulen zu unterbinden. Es sind Bedingungen zu schaffen, unter denen wirklich das beste Argument und nicht das weltanschauliche Klima zur Durchsetzung einer Idee beiträgt. Beispiele sind hier die Konflikte zwischen Schöpfungslehre und Evolutionslehre oder dem traditionellen Konzept von Ehe und Familie und dem Gender-Mainstreaming.“
- ↑ Gott hat die Hand im Spiel. Umfrage von progenesis.ch
- ↑ Umfrage der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland ( vom 5. Juli 2007 im Internet Archive) (PDF)
- ↑ Jeder zweite Deutsche glaubt an Schöpfergott. In: Spiegel Online. 20. Dezember 2005.
- ↑ Evolution Revolution. In: Public Broadcasting Service (englisch).
- ↑ a b Martin Riexinger: Wider den Materialismus. In: Bundeszentrale für politische Bildung: Jugendkultur. Religion und Demokratie. Politische Bildung mit jungen Muslimen, Nr. 10, 9. Februar 2009. Abgerufen am 11. März 2020.
- ↑ South Korea outlaws evolution: Publishers remove examples from school textbooks after protests from creationists. In: Daily Mail. 6. Juni 2012, abgerufen am 4. Juli 2012 (englisch).
- ↑ Veronika Szentpetery-Kessler: Südkorea wehrt Kreationisten ab. In: heise online. 12. September 2012, abgerufen am 4. Februar 2013.