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„Bullaun“ – Versionsunterschied

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[[Datei:WalBull.jpg|mini|Der Bullaun Lydacan]]
'''Bullaun''' ist der irische Ausdruck für eine tiefe [[Hemisphäre|hemisphärische]] Aushöhlung in einem [[Felsen]]. Der Ausdruck Bullaunstein (oder Bullaun) bezieht sich aber auch auf den niedrigen, allenfalls kniehohen [[Menhir|menhir]]artigen oder flachrunden Stein, der auch mehrere (multiple) Bullauns beherbergen kann, obgleich viele Bullaunsteine nur einen haben.
'''Bullaun''' ([[Irische Sprache|irisch]] ''bullán'' oder ''bollán'' – von {{enS|bowl}}; oder {{frS|bol}} - dt. Schüssel) ist der [[Irland|irische]] Name für einen Steinbrocken oder tragbare Steine mit einem oder mehreren runden, von Menschenhand geformten Löchern. Sie werden manchmal als heilige Quellen angesprochen.<ref>Celeste Ray: ''The Origins of Ireland’s Holy Wells.'' Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, S. 65.</ref>
[[Bild:Bullaun.png|thumb|right|300px|Typischer Bullaunstein]]
Der ursprüngliche Zweck der Bullaune ist unbekannt. Sie könnten sowohl eine Verbindung zum Wasserkult und zur Anbetung der [[Göttin]] [[Brigid]] besessen haben, als auch rituelle [[Mörser]] sein. Ihre größte Entsprechung finden sie beispielsweise in den ''Querns'', oder den multiplen Querns am ''Tempel Kordin III'' auf [[Malta]]. Sie werden allgemein in die [[Bronzezeit]] datiert, können aber auch wesentlich älter sein. Besonders zahlreich sind sie in den Co. [[Carlow]] und [[Wicklow]].
Ein solcher Bullaun, sie sind meist mit individuellen Namen versehen ist der Madman´s Stone auf der [[Dingle-Halbinsel]] im Co. [[Kerry]]. Über ihn heißt es: ''Der Bullaun in diesem Stein wurde von den Feen mit Milch gefüllt und die Leute wurden verrückt, wenn sie bei Nacht das Tal zu durchstreiften und davon tranken.'' Es gibt den Abdruck einer Handfläche auf einer Seite des Bullaun, der von den Trinkenden stammt, die sich hier aufstützten.


== Begriff ==
Mit dem Brauchtum um den Bullaun wurde offenbar in der [[Frühes Christentum|frühchristlichen]] Periode unter verändertem Vorzeichen fortgefahren. Viele werden in Verbindung mit frühen Kirchen oder [[Brunnenheiligtum|heiligen Brunnen]] gefunden. Ihre Anwesenheit an diesen Orten zeigt die große Wertschätzung, die sie bei den vorchristlichen Bewohnern [[Irland|Irlands]] hatten und das Bemühen der christlichen Kirche sie in den Glauben zu integrieren. Ein paar Bullauns gibt es in England, Wales und Scotland. Es ''soll'' sie aber auch in Frankreich, auf Gotland und in Litauen geben.
Ursprünglich bezeichnete ''ballân'' oder ''bullán'' in [[Connacht]] runde Löcher in Felsen, die oft mit Wasser gefüllt waren. Der Begriff steht auch für oder kleines Loch, Milchkanne oder Trinkgefäß. Frühe [[Antiquar]]e verwendeten den Begriff lose, sei es für Schälchensteine, sei es für Steinschalen in Megalithgräbern.<ref name="Dolan 2012/2013_42">Brian Dolan: ''‘Mysterious waifs of time‘: some thoughts on the functions of Irish bullaun stones.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 142/143, 2012/2013, S. 42–58, hier S. 42, {{JSTOR|24892509}}.</ref> Im 19.&nbsp;Jahrhundert war der Begriff ''rock basin'', also „Felsschale“, für die heute als Bullauns bezeichneten Gegenstände geläufiger.<ref name="Corlett 2009">Chris Corlett: ''Life is a Grind.'' In: ''Archaeology Ireland.'' Band 23, Nummer 2, 2009, S. 32–33, {{JSTOR|20617992}}.</ref>


Falkiner nahm an, dass Bullauns durch [[Gletscher]] entstanden und verweist auf seine diesbezüglichen Beobachtungen im [[Gletschergarten Luzern]].<ref name="Falkiner 1906">William F. Falkiner: ''Bullaun.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Series 5, Band 16 = Band 36, Nummer 4, 1906, S. 420–421, {{JSTOR|25507561}}.</ref>
== Literatur ==


Corlett weist darauf hin, dass der Begriff Bullaun schlecht definiert ist und fordert eine Unterteilung in verschiedene Varianten, etwa ''bedrock mortar'' für Aushöhlungen in gewachsenen Fels und ''stone mortar'' für solche in tragbaren Einzelsteinen.<ref name="Corlett 2009" /> Einzelne Bullauns haben auch konische Löcher.<ref name="Corlett 2009" />
* Åhs M. 1998 Fran skålgrop till dopfunt? En kontinuitetsstudie av Irlands bullaunstenar. From cup marks to baptismal fonts? A continuity study of the ballaun stones in Ireland.


== Andere Namensbedeutungen ==
== Links ==


* Nach Mills kann Bullaun einen runden Hügel bezeichnen, wie in dem Ortsnamen ''Ballán'' in [[Galway]].<ref>''Bullaun.'' In: Anthony D. Mills: ''A Dictionary of British Place Names.'' Revised edition. Oxford University Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-960908-6.</ref>
* http://www.irishmegaliths.org.uk/crosspillars2.htm

[[Kategorie:Irland]]
* Bullaun ist der Name eines Dörfchens bei [[Loughrea]] in der [[County Galway|Grafschaft Galway]].
[[Kategorie:Kultbau]]

[[Kategorie:Archäologie]]
== Zweck ==
Bullauns dienten zum Mahlen oder Zermalmen.<ref>„could have served any number of functions related to crushing or grinding“. Chris Corlett: ''Life is a Grind.'' In: ''Archaeology Ireland.'' Band 23, Nummer 2, 2009, S. 32–33, {{JSTOR|20617992}}.</ref> Aushöhlungen im gewachsenen Fels dienten als [[Mörser (Werkzeug)|Mörser]]<ref name="Corlett 2009" /> Tragbare Steine mit runden Aushöhlungen können auch zum Zerkleinern von Erz gedient haben<ref>Vgl. Brian Dolan: ''‘Mysterious waifs of time‘: some thoughts on the functions of Irish bullaun stones.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 142/143, 2012/2013, S. 42–58, {{JSTOR|24892509}}.</ref>. Dies hält Corlett besonders bei Bullauns mit konischen Löchern für wahrscheinlich.<ref name="Corlett 2009" /> Manchmal wird eine Verwendung von Bullauns als [[Taufbecken]] angenommen, Ray hält dies aber für unwahrscheinlich.<ref>Celeste Ray: ''The Origins of Ireland’s Holy Wells.'' Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, S. 91.</ref>
Collins nimmt unter Berufung auf [[Volkskunde|volkskundliche]] Quellen an, dass einige Bullauns zur Verarbeitung von [[Stechginster]] dienten.<ref>J. F. Collins: ''Bullauns – relict agricultural processing utensils?'' In: ''Archaeology Ireland.'' Band 27, Nummer 3, 2013, S. 9–11, {{JSTOR|41982494}}.</ref> Auch Farbstoffe könnten hier zerkleinert worden sein.<ref name="Kelleher 2008">Matt Kelleher, Caimin O’Brien: ''Between a Rock and a Hard Place.'' In: ''Archaeology Ireland.'' Band 22, Nummer 3, 2008, S. 8–9, hier S. 9, {{JSTOR|20617926}}.</ref>
In [[Schottland]] wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ähnliche Steine als Getreidemörser benutzt.<ref name="Kelleher 2008" />

== Datierung ==

Bullauns können prinzipiell aus jeder Zeitperiode stammen.<ref name="Corlett 2009" /> Es ist unklar, auf wen die Datierung in die „heidnische Vorzeit“ zurückgeht. Bereits Falkiner lehnt sie als unbelegt ab und nimmt einen natürlichen Ursprung an.<ref name="Falkiner 1906" />
Nach dem irischen ''Sites and Monuments Record'' datieren Bullauns vorwiegend ins [[Frühmittelalter]], d. h. ins 5. bis 12. Jahrhundert.<ref name="Kelleher 2008"/>

== Fundstellen ==
Im irischen Denkmalregister<ref>National Monuments Database.</ref> sind 995 Bullauns verzeichnet, 95 in der nordirischen Liste,<ref>Northern Ireland Sites and Monuments Record.</ref> darunter sieben zweifelhafte.<ref name="Dolan 2012/2013_42" />
Besonders zahlreich sind sie in der Provinz [[Leinster]] und dort in den Grafschaften [[County Carlow|Carlow]] (Busherstown) und [[County Wicklow|Wicklow]] (Glendalough). In Glendalough selbst gibt es über 30 Bullauns<ref>Liam Price: ''Rock-Basins, or „Bullauns“, at Glendalough and elsewhere.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 89, Nummer 2, 1959, S. 161–188, {{JSTOR|25509363}}.</ref>. Im [[Burren]] werden sie unter anderem in Erdbefestigungen ([[caher]]) gefunden.<ref>Thomas J. Westropp: ''Prehistoric Remains in the Burren, County Clare (Carran, and Kilcorney).'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Series 5, Band 8 = Band 28, Nummer 4, 1898, S. 352–366, hier S. 355, {{JSTOR|25508557}}.</ref> Die Bullans in der Grafschaft Wicklow befinden sich fast alle im gewachsenen Granitfelsen.<ref name="Corlett 2009" />

=== Frühchristliche Periode ===

Viele Bullauns wurden in der Nähe von frühchristlichen Kirchen und Klöstern gefunden und wurden daher vielleicht für religiöse Zwecke verwendet.<ref name="Kelleher 2008" />
* [[Devenish Kloster]]
* [[Holy Island (Clare)|Holy Island]] im [[Lough Derg (Shannon)|Lough Derg]] ([[County Clare]])
Ein Bullaun wird daher heute oft als Indiz für eine verschwundene Kirche betrachtet.<ref>Seán Duffy (Hrsg.): ''Medieval Ireland. An Encyclopedia'' (= ''Routledge Encyclopedias of the Middle Ages.'' 10). Routledge, New York NY u. a. 2005, ISBN 0-415-94052-4, S. 253.</ref>

=== Mehrfach-Bullauns ===
[[Datei:Clonmore bullan stone - geograph.org.uk - 1023930.jpg|mini|Dreifach-Bullaun von [[Clonmore]], [[County Carlow|Grafschaft Carlow]]]]
Bullauns im gewachsenen Felsen können bis zu sechs Löcher haben.<ref name="Corlett 2009" />
* Doppelt-Bullaun in [[Park]], Grafschaft Waterford.<ref>P. Lyons: ''Double-Bullaun at Park, Parish of Rathgormuck, Co. Waterford.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 78, Nummer 2, 1948, S. 178, {{JSTOR|25510661}}.</ref>
* St Mobhí, [[Rusheens]], Grafschaft Mayo, Felsen mit drei runden Aushöhlungen in einer Reihe.<ref>Celeste Ray: ''The Origins of Ireland’s Holy Wells.'' Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, Abb. 11.</ref>
* Dreifach-Bullaun in einem gewachsenen Felsen in [[Rathdrum]].<ref>''Bullaun-Stone at Rathdrum.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Series 6, Band 3 = Band 43, Nummer 2, 1913, S. 170, {{JSTOR|25517383}}.</ref>
* Dreifach-Bullaun in einem länglichen Felsen, Clonmore, County Carlow.
* Sechsfach Bullaun in Kilbeg.<ref>David McGuinness, Markus Redmond: ''Two Bullaun Stones in Kilbeg Townland, County Wicklow.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 125, 1995, S. 129–131, {{JSTOR|25549793}}.</ref>
* „Ninehole Stone“ (OF017-018), [[Meelaghan]] townland, Co. Offaly, Felsen mit 10 Löchern.<ref name="Kelleher 2008" />
* Der Bullaun im St. Bridget's stone in [[Termon (County Cavan)|Termon]] bei [[Blacklion]], Kirchspiel von [[Killinagh]] in der [[County Cavan|Grafschaft Cavan]] hat neun runde Löcher mit Steinen darin, er wurde als [[Fluchstein]] verwendet.<ref>Liam Price: ''Rock-Basins, or „Bullauns“, at Glendalough and elsewhere.'' In: ''The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland.'' Band 89, Nummer 2, 1959, S. 161–188, hier S. 166, {{JSTOR|25509363}}.</ref>

=== Einzelbeispiele ===
In Killina westlich von [[Tullamore]] in der [[County Offaly|Grafschaft Offaly]] liegen nahe beieinander eine [[Heilige Quelle]], ein [[Mass Rock]] und ein Bullaun. Bei der Kirche von [[Toureen Peacaun]] in der [[County Tipperary|Grafschaft Tipperary]] umschließt der niedrige [[Steinkreis]] ''Beakan’s Cell'' mit vier Metern Durchmesser zwei Bullauns. Der größere ist unregelmäßig und scheint nicht zum Mahlen genutzt worden zu sein. Vor dem aufrechten Saint Brigid's Stone im [[County Laois]] liegt ein „Kneeling stone“, auf dem gekniet und gebetet wurde, bevor der Stein geküsst wurde.

== Verbreitung ==
Bullauns gibt es auch in [[England]], [[Cornwall]], [[Wales]] und [[Schottland]], Frankreich (''pierres à bassin''<ref>Roger Mathieu: ''Le mystère des pierres à bassins.'' Éditions Per Lous Chamis, Yssingeaux 1984.</ref> oder ''pierre à cupule'') und [[Litauen]] bei [[Zarasai]] (Akmuo su debeniu, Šilalės Aukuro akmuo, Lūžų akmuo su dubeniu).

<gallery perrow="3" caption="Bullauns">
Bullaun on Rosewall Hill.jpg|Bullaun vom Rosewall Hill
Trevalgan Bullaun.jpg|Trevalgan Bullaun, Cornwall
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Bullaun von Clonlisk]]
* [[Bullauns von Reananerree]]
* [[Bullauns von Roscam]]
* [[Bullaun von Dromagorteen]]
* [[Gallen Bullaun]]
* [[Gletschermühle]]

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Bullaun| ]]
[[Kategorie:Archäologischer Fachbegriff]]
[[Kategorie:Archäologische Fundgattung]]

Aktuelle Version vom 12. März 2025, 15:57 Uhr

Der Bullaun Lydacan

Bullaun (irisch bullán oder bollán – von englisch bowl; oder französisch bol - dt. Schüssel) ist der irische Name für einen Steinbrocken oder tragbare Steine mit einem oder mehreren runden, von Menschenhand geformten Löchern. Sie werden manchmal als heilige Quellen angesprochen.[1]

Ursprünglich bezeichnete ballân oder bullán in Connacht runde Löcher in Felsen, die oft mit Wasser gefüllt waren. Der Begriff steht auch für oder kleines Loch, Milchkanne oder Trinkgefäß. Frühe Antiquare verwendeten den Begriff lose, sei es für Schälchensteine, sei es für Steinschalen in Megalithgräbern.[2] Im 19. Jahrhundert war der Begriff rock basin, also „Felsschale“, für die heute als Bullauns bezeichneten Gegenstände geläufiger.[3]

Falkiner nahm an, dass Bullauns durch Gletscher entstanden und verweist auf seine diesbezüglichen Beobachtungen im Gletschergarten Luzern.[4]

Corlett weist darauf hin, dass der Begriff Bullaun schlecht definiert ist und fordert eine Unterteilung in verschiedene Varianten, etwa bedrock mortar für Aushöhlungen in gewachsenen Fels und stone mortar für solche in tragbaren Einzelsteinen.[3] Einzelne Bullauns haben auch konische Löcher.[3]

Andere Namensbedeutungen

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  • Nach Mills kann Bullaun einen runden Hügel bezeichnen, wie in dem Ortsnamen Ballán in Galway.[5]

Bullauns dienten zum Mahlen oder Zermalmen.[6] Aushöhlungen im gewachsenen Fels dienten als Mörser[3] Tragbare Steine mit runden Aushöhlungen können auch zum Zerkleinern von Erz gedient haben[7]. Dies hält Corlett besonders bei Bullauns mit konischen Löchern für wahrscheinlich.[3] Manchmal wird eine Verwendung von Bullauns als Taufbecken angenommen, Ray hält dies aber für unwahrscheinlich.[8] Collins nimmt unter Berufung auf volkskundliche Quellen an, dass einige Bullauns zur Verarbeitung von Stechginster dienten.[9] Auch Farbstoffe könnten hier zerkleinert worden sein.[10] In Schottland wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ähnliche Steine als Getreidemörser benutzt.[10]

Bullauns können prinzipiell aus jeder Zeitperiode stammen.[3] Es ist unklar, auf wen die Datierung in die „heidnische Vorzeit“ zurückgeht. Bereits Falkiner lehnt sie als unbelegt ab und nimmt einen natürlichen Ursprung an.[4] Nach dem irischen Sites and Monuments Record datieren Bullauns vorwiegend ins Frühmittelalter, d. h. ins 5. bis 12. Jahrhundert.[10]

Im irischen Denkmalregister[11] sind 995 Bullauns verzeichnet, 95 in der nordirischen Liste,[12] darunter sieben zweifelhafte.[2] Besonders zahlreich sind sie in der Provinz Leinster und dort in den Grafschaften Carlow (Busherstown) und Wicklow (Glendalough). In Glendalough selbst gibt es über 30 Bullauns[13]. Im Burren werden sie unter anderem in Erdbefestigungen (caher) gefunden.[14] Die Bullans in der Grafschaft Wicklow befinden sich fast alle im gewachsenen Granitfelsen.[3]

Frühchristliche Periode

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Viele Bullauns wurden in der Nähe von frühchristlichen Kirchen und Klöstern gefunden und wurden daher vielleicht für religiöse Zwecke verwendet.[10]

Ein Bullaun wird daher heute oft als Indiz für eine verschwundene Kirche betrachtet.[15]

Mehrfach-Bullauns

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Dreifach-Bullaun von Clonmore, Grafschaft Carlow

Bullauns im gewachsenen Felsen können bis zu sechs Löcher haben.[3]

  • Doppelt-Bullaun in Park, Grafschaft Waterford.[16]
  • St Mobhí, Rusheens, Grafschaft Mayo, Felsen mit drei runden Aushöhlungen in einer Reihe.[17]
  • Dreifach-Bullaun in einem gewachsenen Felsen in Rathdrum.[18]
  • Dreifach-Bullaun in einem länglichen Felsen, Clonmore, County Carlow.
  • Sechsfach Bullaun in Kilbeg.[19]
  • „Ninehole Stone“ (OF017-018), Meelaghan townland, Co. Offaly, Felsen mit 10 Löchern.[10]
  • Der Bullaun im St. Bridget's stone in Termon bei Blacklion, Kirchspiel von Killinagh in der Grafschaft Cavan hat neun runde Löcher mit Steinen darin, er wurde als Fluchstein verwendet.[20]

Einzelbeispiele

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In Killina westlich von Tullamore in der Grafschaft Offaly liegen nahe beieinander eine Heilige Quelle, ein Mass Rock und ein Bullaun. Bei der Kirche von Toureen Peacaun in der Grafschaft Tipperary umschließt der niedrige Steinkreis Beakan’s Cell mit vier Metern Durchmesser zwei Bullauns. Der größere ist unregelmäßig und scheint nicht zum Mahlen genutzt worden zu sein. Vor dem aufrechten Saint Brigid's Stone im County Laois liegt ein „Kneeling stone“, auf dem gekniet und gebetet wurde, bevor der Stein geküsst wurde.

Bullauns gibt es auch in England, Cornwall, Wales und Schottland, Frankreich (pierres à bassin[21] oder pierre à cupule) und Litauen bei Zarasai (Akmuo su debeniu, Šilalės Aukuro akmuo, Lūžų akmuo su dubeniu).

Einzelnachweise

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  1. Celeste Ray: The Origins of Ireland’s Holy Wells. Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, S. 65.
  2. a b Brian Dolan: ‘Mysterious waifs of time‘: some thoughts on the functions of Irish bullaun stones. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 142/143, 2012/2013, S. 42–58, hier S. 42, JSTOR:24892509.
  3. a b c d e f g h Chris Corlett: Life is a Grind. In: Archaeology Ireland. Band 23, Nummer 2, 2009, S. 32–33, JSTOR:20617992.
  4. a b William F. Falkiner: Bullaun. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Series 5, Band 16 = Band 36, Nummer 4, 1906, S. 420–421, JSTOR:25507561.
  5. Bullaun. In: Anthony D. Mills: A Dictionary of British Place Names. Revised edition. Oxford University Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-960908-6.
  6. „could have served any number of functions related to crushing or grinding“. Chris Corlett: Life is a Grind. In: Archaeology Ireland. Band 23, Nummer 2, 2009, S. 32–33, JSTOR:20617992.
  7. Vgl. Brian Dolan: ‘Mysterious waifs of time‘: some thoughts on the functions of Irish bullaun stones. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 142/143, 2012/2013, S. 42–58, JSTOR:24892509.
  8. Celeste Ray: The Origins of Ireland’s Holy Wells. Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, S. 91.
  9. J. F. Collins: Bullauns – relict agricultural processing utensils? In: Archaeology Ireland. Band 27, Nummer 3, 2013, S. 9–11, JSTOR:41982494.
  10. a b c d e Matt Kelleher, Caimin O’Brien: Between a Rock and a Hard Place. In: Archaeology Ireland. Band 22, Nummer 3, 2008, S. 8–9, hier S. 9, JSTOR:20617926.
  11. National Monuments Database.
  12. Northern Ireland Sites and Monuments Record.
  13. Liam Price: Rock-Basins, or „Bullauns“, at Glendalough and elsewhere. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 89, Nummer 2, 1959, S. 161–188, JSTOR:25509363.
  14. Thomas J. Westropp: Prehistoric Remains in the Burren, County Clare (Carran, and Kilcorney). In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Series 5, Band 8 = Band 28, Nummer 4, 1898, S. 352–366, hier S. 355, JSTOR:25508557.
  15. Seán Duffy (Hrsg.): Medieval Ireland. An Encyclopedia (= Routledge Encyclopedias of the Middle Ages. 10). Routledge, New York NY u. a. 2005, ISBN 0-415-94052-4, S. 253.
  16. P. Lyons: Double-Bullaun at Park, Parish of Rathgormuck, Co. Waterford. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 78, Nummer 2, 1948, S. 178, JSTOR:25510661.
  17. Celeste Ray: The Origins of Ireland’s Holy Wells. Archaeopress, Oxford 2014, ISBN 1-78491-044-9, Abb. 11.
  18. Bullaun-Stone at Rathdrum. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Series 6, Band 3 = Band 43, Nummer 2, 1913, S. 170, JSTOR:25517383.
  19. David McGuinness, Markus Redmond: Two Bullaun Stones in Kilbeg Townland, County Wicklow. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 125, 1995, S. 129–131, JSTOR:25549793.
  20. Liam Price: Rock-Basins, or „Bullauns“, at Glendalough and elsewhere. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Band 89, Nummer 2, 1959, S. 161–188, hier S. 166, JSTOR:25509363.
  21. Roger Mathieu: Le mystère des pierres à bassins. Éditions Per Lous Chamis, Yssingeaux 1984.