„Gender Studies“ – Versionsunterschied
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'''Gender Studies''' (von {{enS|[[gender]]}} „soziales Geschlecht“), '''Genderstudien''', '''Geschlechterforschung''' oder '''Geschlechterstudien''' bezeichnet ein [[Interdisziplinarität|interdisziplinäres]] Fachgebiet, das [[Geschlechterordnung|Geschlechterverhältnisse]] untersucht und differenziertes [[Geschlechterwissen]] und [[Genderkompetenz]] schaffen will. Die Forschungsperspektive hat sich in den [[Kulturwissenschaft#Kulturwissenschaften|Kultur-]], [[Sozialwissenschaften|Sozial-]] und [[Geisteswissenschaft]]en entwickelt und wird seitdem in immer mehr Wissenschaftsdisziplinen angewandt – beispielsweise in [[Medizin]], [[Rechtswissenschaft]], [[Biologie]] oder [[Theologie]]. Untersucht werden die Konstruktion des Begriffs „Geschlecht“ ''(gender)'' in den verschiedenen Zusammenhängen, seine Bedeutung und seine Auswirkungen auf die Verteilung von politischer [[Macht]], auf die sozialen Strukturen und auf die Produktion von Wissen, Kultur und Kunst.<ref>Inge Stephan, Christina von Braun: ''Einleitung.'' In: Christina von Braun, Inge Stephan (Hrsg.): ''Gender-Studien: Eine Einführung.'' 2. Auflage. Metzler, 2006, ISBN 978-3-476-02143-4, S. 3.</ref> Für das englische Wort ''gender'' in seiner [[soziokultur]]ellen Bedeutung – im Unterschied zum [[Menschliche Geschlechtsunterschiede|biologischen Geschlecht]] ''(sex)'' – gibt es im deutschen Sprachgebrauch keine Entsprechung. Die Definitionen und impliziten Festschreibungen von „[[Männlichkeit]]“ und „[[Weiblichkeit]]“ im Alltag wie in den Wissenschaften sind selbst Gegenstand der inter- wie [[Transdisziplinarität|transdisziplinären]] Gender Studies. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fragen nach Hierarchie, Differenz, [[Geschlechterrolle|Rollen]] und Stereotypen von, zwischen und über Geschlechter. |
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Eine Richtung der '''Gender Studies''' (selten dt. die '''Frauen- und Geschlechterforschung''') beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Eine andere und weiter verbreitete Richtung beschäftigt sich mit Prozessen der Unterscheidung von Geschlechtern, die im Effekt dazu führen, dass uns meistens zwei Geschlechter gegenübertreten. Die Geschlechterforschung ist sowohl Kultur- als auch Sozialwissenschaft und immer [[Interdisziplinarität|interdisziplinär]]. Zudem werden die Beziehungen der Geschlechter untereinander untersucht. ''Geschlecht'' wird in diesem Zusammenhang als soziokulturelle Konstruktion von Sexualität ([[Gender]]) verstanden, nicht als biologisches Geschlecht. |
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Die verschiedenen Forschungsrichtungen der Gender Studies lassen sich auf [[Feminismus|feministische]] Ansätze der [[Frauenbewegung#Dritte Welle|dritten Welle der Frauenbewegung]] zurückführen, viele haben einen [[Gesellschaftspolitik|gesellschaftspolitischen]] Ursprung. Allerdings bestehen Unterschiede hinsichtlich der Voraussetzungen, der Forschungsschwerpunkte und der Forschungsziele. Frauen- und Geschlechterforschung und Gender Studies sind nicht klar voneinander abzugrenzen. Im ersten Fall werden primär Forschungszusammenhänge, im zweiten Ausbildungszusammenhänge angesprochen. Gemeinsam ist den verschiedenen Ansätzen, dass sie Geschlecht nicht ausschließlich als naturwissenschaftlich zu erklärendes biologisches Phänomen betrachten, sondern darüber hinaus als soziokulturell geprägte Erscheinung. |
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==Motive== |
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== Geschichte == |
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Im wesentlichen gab es vier Gründe, ''Gender'' als eigenständige wissenschaftliche Kategorie zu etablieren. |
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Der historische Vorläufer der Gender Studies war die [[Frauenforschung]]. |
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* Es sollte eine Abgrenzung von biologischen Geschlechtern und der gesellschaftlichen Zuordnung von [[Geschlechtsrolle|Geschlechter-Rollen]] stattfinden. |
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* Die Struktur von Beziehungen der Geschlechter mit anderen kulturellen Zusammenhängen und gesellschaftlichen Organisationsformen sollte erforscht werden. |
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* Die Machtverhältnisse, denen eine Zuordnung in "männlich" und "weiblich" folgt, sollten analysiert werden. |
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* Der Prozess des Unterscheidens zwischen Geschlechtern sowie seine Hintergründe und Auswirkungen sollte mitbedacht werden. |
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=== Pionierwerk und Impulsgeber: Das andere Geschlecht === |
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==Geschichte== |
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Als Pionierwerk der Gender Studies gilt heute die zweibändige Studie ''[[Das andere Geschlecht]]'' von [[Simone de Beauvoir]], die 1949 in Frankreich erschien. Dies war die erste sozialwissenschaftliche Untersuchung, die die Kategorie „Geschlecht“ ins Zentrum stellte und dabei konsequent zwischen biologischem Geschlecht und kultureller oder sozialer Prägung von Geschlecht unterschied. Die Studie legte damit die Grundlagen für die spätere Frauen- und Geschlechterforschung oder Gender Studies.<ref name=":102">Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Birgit Regraf |Hrsg=[[Brigitte Aulenbacher]], [[Michael Meuser]], [[Birgitt Riegraf|Birgit Riegraf]] |Titel=Konstruktion von Geschlecht |Sammelwerk=Soziologische Geschlechterforschung: Eine Einführung |Ort=Wiesbaden |Datum=2010 |Seiten=55-77}}</ref><ref>[[Lieselotte Steinbrügge]]: ''Ein Mythos wird besichtigt: Le deuxième sexe von Simone de Beauvoir unter dem Mikroskop der Genderforschung.'' In: ''[[Querelles|Querelles: Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung]].'' Nr. 17: ''Geschichte'', 2005 ([https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/379 online] auf querelles-net.de).</ref> |
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Der Schwerpunkt der Rezeption lag zunächst in den [[Vereinigte Staaten|USA]], wo das Werk die sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit der Kategorie ''Geschlecht'' anregte. [[Kate Millett]] bezeichnete es im Rückblick 1999 nicht als reguläre Quelle, sondern als „Offenbarung“. Da das Werk allerdings vielfach nicht zitiert wurde, blieb die wissenschaftliche Multiplikatorwirkung lange implizit. In der Folge wurde es als Grundlage der in den 1960er und 1970er Jahren in den USA entstandenen Frauen- und Geschlechterforschung oftmals übersehen. Die intensive Rezeption in den USA wirkte wiederum zurück auf [[Frankreich]] und mit Verspätung auch auf andere Länder wie etwa [[Deutschland]]. Auch in Deutschland wurde die Pionierwirkung des Werkes lange nicht wahrgenommen.<ref name=":10">Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.</ref> |
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Die '''Gender Studies''' entwickelten sich aus den [[Women's Studies]], die ca. [[1970]] Einzug in einige US-amerikanische Universitäten erhielten. Die Women's Studies beschäftigten sich allein mit der wissenschaftlichen Betrachtung von [[Frau]]en in einer von Männern dominierten Gesellschaft (vgl. "[[Weiblichkeit]]") - dies allerdings zum ersten Mal aus [[Feminismus|feministisch]]er Sicht. Unter anderem [[Virginia Woolf]] sah ein Defizit in dem Umstand, dass bisher zwar viel über Frauen geforscht worden war, allerdings immer nur von männlichen Wissenschaftlern und Autoren. Die Women's Studies sollten nun weibliche Lebenserfahrung sozialer und kultureller Realität als Grundlage der Wissenschaft bilden. Der Unterschied zwischen der männlichen Sicht auf Frauen und der weiblich erfahrenen Realität sollte erörtert werden, und die männlich dominierten Theorien sollten revidiert werden. Einerseits sollte gezeigt werden, dass Männer und Frauen gleich und damit gleichberechtigt seien, andererseits wurde darauf beharrt, dass es eine eigene "Frauenkultur" gäbe. In der Unvereinbarkeit dieser beiden Ansätze stießen die Women's Studies an ihre eigenen Grenzen. |
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Aus diesem Dilemma entwickelten sich ca. [[1975]] die '''Gender Studies'''. Vorerst sollten die Unterschiede und Beziehungen von biologischem und sozio-kulturellem Geschlecht untersucht werden. Das Geschlechter-Verhältnis stand also im Mittelpunkt. |
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Das Werk war Ideengeber und Maßstab bei etlichen Aspekten der späteren Frauen- und Geschlechterforschung: |
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Mitte der 1980er Jahre entstand auch im deutschsprachigen Raum die Geschlechterforschung als eigene Disziplin. Durch die Beschäftigung mit den Geschlechtsrollen besonders auch in der wissenschaftlichen Forschung stellt sie eine Form der Wissenschaftskritik dar. Sie bemächtigt sich in diesem Zusammenhang unterschiedlicher wissenschaftlicher und analytischer Methoden, die je nach Forschungsobjekt variieren. Die Geschlechterforschung integriert verschiedene separate Diskurse. Da ist einerseits die radikal feministische Richtung der Matriarchatsforschung zu verzeichnen, daneben gibt es konstruktivistisch orientierte sich unparteiisch gebende Ansätze und praxisorientierte Forschungsansätze, die die Praxis in sozialen und internationalen Kontexten wissenschaftlich zu fundieren versuchen. |
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* geschlechtsbezogene Opposition von [[Selbst]] und anderem oder Subjekt und Objekt, |
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* Pluri- und [[Transdisziplinarität]], |
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* Körperkonzept, |
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* [[Intersektionalität]], |
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* Theorem der [[Postmoderne]], |
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* [[wissenschaft]]lich-nüchterne Analyse von [[tabu]]isierten Themen rund um das Geschlechterverhältnis wie etwa [[Sexualität]], [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]], [[Homosexualität]], [[Prostitution]], |
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* [[Politik der ersten Person]] („Das Private ist politisch“).<ref name=":103">Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.</ref> |
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Durch die wissenschaftlich-nüchterne Enttabuisierung legte das Buch verdeckte Probleme offen, machte sie [[diskurs]]fähig und damit verhandelbar.<ref name=":104">Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.</ref> |
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==Inhalte== |
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Ein Kongress zum 50-jährigen Jubiläum des Erscheinens des Werkes bestätigte es als Ideengeber und Maßstab in zentralen Aspekten der Frauen- und Geschlechterforschung. Inhaltlich zeigte sich, dass das in nur elf Monaten entstandene Werk heute erheblich ergänzt werden kann und in etlichen Punkten korrigiert werden muss.<ref>{{Literatur |Hrsg=Ingrid Galster; Elisabeth Badinter |Titel=Simone de Beauvoir: Le deuxième sexe: le livre fondateur du féminisme moderne en situation (…issu d'un colloque organisé par Ingrid Galster qui s’est tenu du 10 au 13 novembre 1999 à l’Université Catholique d’Eichstätt, en Bavière) |Ort=Paris |Datum=2004}}</ref><ref name=":104" /> |
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Wichtige Themen sind: |
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*soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern (Benachteiligung im Berufsleben) |
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*soziale Stellung der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft (vergleiche: Patriarchat, Matriarchat, Frauenwahlrecht) |
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*Geschlechterpädagogik |
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*[[Queer-Theorie ]] |
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=== Entwicklung in den USA === |
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Die vorherrschende Grundlage aller theoretischen Überlegungen, nämlich dass durch das biologische Geschlecht auch eine natürliche soziale Trennung der Geschlechter erfolgt, wird in den '''Gender Studies''' aufgehoben. Man geht vielmehr davon aus, dass Geschlecht konstruiert wird durch soziale und kulturelle Umstände. Es besteht also kein kausaler Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht und der Rolle in der Gesellschaft. Während das biologische Geschlecht in der Regel feststeht, ist ''Gender'' dementsprechend variabel und veränderbar. (Siehe auch [[Sex und Gender]]) |
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''Das andere Geschlecht'' von Simone de Beauvoir wirkte nach der englischen Übersetzung 1953 als Impulsgeber und Inspiration zunächst primär in den USA. Dies führte hier in den 1960er und 70er Jahren zu einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsschub. Die US-amerikanische Frauenforschung (engl. Women’s Studies) und die zweite Welle des Feminismus (Frauenbewegung) entstanden. Insbesondere der Angriff Beauvoirs auf die Psychoanalyse inspirierte viele Autorinnen zu weiterer Kritik: [[Betty Friedan]]s ''The Feminine Mystique'' (deutsch ''Der Weiblichkeitswahn'') von 1963, Kate Milletts ''Sexual Politics'' (deutsch ''Sexus und Herrschaft'') von 1969 und [[Germaine Greer]]s ''The Female Eunuch'' („Der weibliche Eunuch“) von 1970. Die {{lang|en|Women’s Studies}} beschäftigten sich mit der wissenschaftlichen Betrachtung von [[Frau]]en in einer von Männern dominierten Gesellschaft, dies zum ersten Mal aus feministischer Sicht. |
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Die Vielfalt der Bedeutungen von "männlich" und "weiblich" wird hervorgehoben, und im gleichen Moment werden bestimmte Vorstellungen vom natürlichen Wesen der Geschlechter, von Idealen von Männlichkeit und Weiblichkeit verdeutlicht. |
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Als Folge dieser Überlegungen steht die veränderbare Beziehung der Geschlechter. Da diese nicht als natürliche oder statische Ordnung angesehen werden kann, wird sie als ''Repräsentation kultureller Regelsysteme'' gedeutet. Dabei ist der Aspekt der Wertung von Geschlecht wichtig; der Wert, der innerhalb einer [[Kultur]] einem Geschlecht zugeordnet wird, wirkt sich auch auf das Verständnis vom soziokulturellen Geschlecht innerhalb des gesellschaftlichen Systems aus. |
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Ein Schwerpunkt ist es also, die Mechanismen, die hinter diesen Auf- bzw. Abwertungen von Geschlechtern stehen, aufzudecken. |
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Im Gegensatz zu den ''Women's Studies'' ist es möglich, auch Differenzen zu betrachten, durch die sich Frauen voneinander unterschieden, insbesondere unter dem Gesichtspunkt von gesellschaftlichen Minderheiten. |
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=== Entwicklung im deutschsprachigen Raum === |
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==Kritik== |
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In den 1970er Jahren begannen Forscherinnen auch im deutschsprachigen Raum sich eingehender und systematischer mit Geschlechterverhältnissen zu beschäftigen. Zu den Pionierinnen der deutschen Frauenforschung zählten beispielsweise [[Helga Bilden]], [[Christina Thürmer-Rohr]], [[Karin Hausen]], [[Ute Gerhard (Soziologin)|Ute Gerhard]], [[Regina Becker-Schmidt]], [[Sigrid Metz-Göckel]], [[Ilse Dröge-Modelmog]], [[Irene Dölling]], [[Gudrun-Axeli Knapp]], [[Elisabeth Beck-Gernsheim]], [[Ilona Ostner]], [[Ilse Lenz]], [[Karin Flaake]], [[Helga Krüger (Soziologin)|Helga Krüger]] und [[Carol Hagemann-White]]. Einer der ersten Männer in der deutschen Frauenforschung war [[Hans D. Mummendey]].<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Dieter Schmidt, Christiane Schmerl, Astrid Krameyer, Angelika Wagner, Dieter Steinbach, Amélie Schmidt-Mummendey |Titel=Frauenfeindlichkeit: Sozialpsychologische Aspekte der Misogynie |Ort=München |Datum=1973}}</ref> Ab Mitte der 1980er wurde auch die US-amerikanische Frauenforschung zunehmend rezipiert und Frauenforschung breitete sich im deutschsprachigen Raum als Forschungsperspektive in immer mehr Wissenschaftsdisziplinen aus. |
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=== Von der Frauen- zur Geschlechterforschung === |
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Bereits [[1991]] wies [[Judith Butler]] auf das Problem der Trennung von biologischem und sozial konstruiertem Geschlecht hin. Es besteht ein Widerspruch in der Tatsache, dass ''Gender'' zwar als konstruiert angesehen wird, biologisches Geschlecht (sex) und die Sexualität hingegen als naturgegeben angenommen werden. Das Verständnis und die Bewertung von biologischem Geschlecht unterliegen ebenso dem Verständnis des sozialen Geschlechts. Diese Wechselwirkung wurde lange Zeit in den ''Gender Studies'' nicht berücksichtigt und wird eher als destruktive Kritik denn als notwendige Ergänzung des Faches gesehen. |
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Bereits 1972 plädierte [[Rosemarie Nave-Herz]] für den Begriff [[Geschlechtersoziologie]] und wandte sich gegen die Reduzierung auf die Bezeichnung Frauenforschung.<ref>{{Literatur |Autor=Rosemarie Nave-Herz |Titel=Das Dilemma der Frau in unserer Gesellschaft: Der Anachronismus in den Rollenerwartungen. Texte und statistische Daten zur Einführung in eine „Geschlechter-Soziologie“ |Ort=Berlin-Spandau |Datum=1972}}</ref> Mit ihrem Aufsatz ''Gender: A Useful Category of Historical Analysis'' von 1986 trug [[Joan Wallach Scott]] dazu bei, dass ''Gender'' als kritische Analysekategorie zu einem zentralen Begriff in der Wissenschaftsforschung des 20. Jahrhunderts wurde.<ref>Astrid Deuber-Mankowsky: ''Gender – ein epistemisches Ding?'' in: Rita Casale, Barbara Rendtorff (Hrsg.): Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung. Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-748-6, S. 185.</ref> Mit der Einführung der Kategorie Geschlecht in den wissenschaftlichen Diskurs wandelte sich die Frauenforschung zur Geschlechterforschung, die nun auch Männer umfasst. Sie untersucht interdisziplinär die zentrale Bedeutung von Geschlecht in Wissenschaft und Gesellschaft, da es kaum einen Bereich gibt, in dem Geschlecht keine Rolle spielt. Vorerst sollten die Unterschiede und Beziehungen von biologischem und soziokulturellem Geschlecht untersucht werden. Dabei wurde Geschlecht nicht primär als individuelle Eigenschaft betrachtet, sondern als soziales Verhältnis einer politisch und historisch gewachsenen [[Sozialstruktur]]. Das Geschlechterverhältnis stand also im Mittelpunkt.<ref name="Hönig">Katrin Hönig: ''Historische Rekonstruktion.'' In: Therese Steffen (Hrsg.): ''Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 45–46 (Konferenzschrift 2003).</ref> |
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Ebenso ist der "konstruktivistische" Ansatz ungeeignet, zu erklären, wieso die gesellschaftliche Rollenverteilung so ist wie sie ist, und nicht die Rollen von Frau und Mann in den verschiedenen Kulturkreisen zufällig alternieren. |
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=== Entwicklung ab den 1990er Jahren === |
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==Aktuelle Entwicklungen== |
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Die deutsche Debatte wurde in den 1990er Jahren am stärksten von [[Judith Butler]]s Buch ''Das Unbehagen der Geschlechter'' (1991) beeinflusst, in dem Geschlecht vor allem als Ergebnis von Diskursen gesehen wird. Ab Mitte der 1990er Jahre bestimmten die Theoretikerinnen [[Evelyn Fox Keller]], [[Sandra Harding]], [[Nancy Fraser]], [[Anne Fausto-Sterling]] und [[Donna Haraway]] die Gender-Debatte in Deutschland mit. Gender Studies erforschen Geschlechtsrollen in der Gesellschaft und insbesondere auch in der wissenschaftlichen Forschung (siehe [[Ideologiekritik]] sowie [[Kritische Theorie]]).<ref>Therese Steffen (Hrsg.): ''Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 10–11 (Konferenzschrift 2003).</ref> Der [[Suhrkamp Verlag|Suhrkamp-Verlag]] führte 1991 die Reihe ''Gender Studies'' ein, in der Butlers Buch als zweites erschien.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrike Baureithel |Titel=Verwirrung im Geschlechterspiel |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=1992-10-31 |ISSN=0931-9085 |Seiten=13 |Online=https://taz.de/Verwirrung-im-Geschlechterspiel/!1645729/ |Abruf=2020-07-01}}</ref> |
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Einer der ersten Studiengänge für Gender Studies wurde zum Wintersemester (WS) 1997/98 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] eingerichtet (siehe auch [[Susanne Baer]] und [[Helga Hörz]]), zugleich eröffneten zwei Studiengänge zur Frauen- und Geschlechterforschung an der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg]]: Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien als Aufbaustudiengang und Frauen- und Geschlechterstudien als Magisternebenfach. Hieraus entwickelten sich später der Promotionsstudiengang „Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien“, Bachelorstudium der Gender Studies (Zwei-Fächer-Bachelor) und das Masterstudium Kulturanalysen: Repräsentation, [[Performativität]], Gender (Fach-Master). |
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An der Charité in Berlin ist Ende 2004 ein neuartiges [[Zentrum für medizinische Geschlechterforschung]] eröffnet worden. Es widmet sich in speziellen Forschungsprojekten den Fragestellungen, warum bei Männern und Frauen zahlreiche Krankheiten unterschiedlich häufig auftreten, anders verlaufen oder signifikant verschiedene Symptome zeigen. An einigen Universitäten gibt es Zentren für Geschlechterforschung. Eine der ältesten Einrichtungen dieser Art existiert an der Universität Bielefeld, [[IFF]] (Das Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bielefeld), an der FU Berlin die [[Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung]], an der Universität Kassel seit 1987 die [[Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechterforschung]], an der Universität Bremen das [[Zentrum für feministische Studien]] - Gender Studies (ZfG) und an der Universität Oldenburg das [[Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung]] der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (ZFG). |
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Aus den Lehrstühlen für Frauenforschung und Zentren zur Förderung der Frauen- und Geschlechterforschung entstanden ab Ende der 1990er Jahre außerdem interdisziplinäre oder transdisplizinäre Zentren für Geschlechterforschung mit Studienangeboten für Gender Studies. |
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==Literatur== |
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Eine der ältesten Einrichtungen dieser Art existiert an der [[Universität Bielefeld]], das „Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung“ IFF, eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität. An der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität Berlin]] (FU) gibt es das ''Margherita-von-Brentano-Zentrum,'' das mit Beginn des Jahres 2016 aus der „Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung“ und dem „Interdisziplinären Zentrum Geschlechterforschung“ entstanden ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mvbz.fu-berlin.de/ |titel=Margherita-von-Brentano-Zentrum |datum=2016-01-04 |sprache=de |abruf=2025-05-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.fu-berlin.de/service/zuvdocs/amtsblatt/2015/ab442015.pdf |titel=Ordnung des Margherita-von-Brentano-Zentrums der Freien Universität Berlin |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160306034737/https://www.fu-berlin.de/service/zuvdocs/amtsblatt/2015/ab442015.pdf |archiv-datum=2016-03-06 |abruf=2025-05-29}}</ref> An der Humboldt-Universität zu Berlin gibt es das [[Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien]]; an der [[Universität Kassel]] seit 1987 die „Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechterforschung“, an der [[Universität Greifswald]] das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung,<ref>{{Webarchiv |url=http://www.phil.uni-greifswald.de/ie/izfg/aktuell.html |text=phil.uni-greifswald.de |wayback=20160118011646}}</ref> an der [[Universität Bremen]] das „Zentrum für feministische Studien – Gender Studies“ (ZfG), in Hildesheim das „Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ (ZIF) als gemeinsame Einrichtung der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität]] und der Fachhochschule ([[Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen]], HAWK), an der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg]] das „Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ (ZFG) und an der [[Philipps-Universität Marburg]] das „Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung“. In Frankfurt am Main wurde 1997 auf Initiative von [[Ute Gerhard (Soziologin)|Ute Gerhard]] das „Zentrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse“ gegründet, das 2000 den Namen ''[[Cornelia Goethe Centrum in Frankfurt|Cornelia Goethe Centrum]]'' erhielt. |
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* Becker, Ruth / Kortendiek, Beate (Hrsg.) (2004) ''Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung'' Wiesbaden. VS Verlag |
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* Blohm, Anne/ Gieske, Sabine: ''Überlegungen zur volkskundlichen Frauenforschung - Etappen und Entwicklungen. In: Zeitschrift für Volkskunde 90.Jg (1994)'' |
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An der [[Charité]] Berlin wurde 2003 das interdisziplinäre ''Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin'' (GIM) gegründet, das 2007 unter der Leitung von [[Vera Regitz-Zagrosek]] in ein Institut umgewandelt wurde mit dem Ziel, Geschlechterunterschiede in der Medizin systematisch zu untersuchen und in die Lehre einzuführen. Es widmet sich in speziellen Forschungsprojekten den Fragestellungen, warum bei Männern und Frauen zahlreiche Krankheiten unterschiedlich häufig auftreten, anders verlaufen oder signifikant verschiedene Symptome zeigen. 2011 gab [[Regitz-Zagrosek]] zusammen mit [[Sabine Oertelt-Prigione]] unter dem Titel ''Sex and Gender Aspects in Clinical Medicine'' das erste und bis dahin einzige Lehrbuch zu [[Gendermedizin]] heraus. Es gibt einen Überblick über Genderaspekte in wichtigen klinischen Disziplinen und Pharmakologie.<ref>{{Internetquelle |url=https://gender.charite.de/en/ |titel=Institute of Gender in Medicine. |werk=charite.de |sprache=en |abruf=2025-07-27}}</ref> |
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* Braun, Christina von/Stephan, Inge (Hrsg.): Gender Studies: Eine Einführung. Stuttgart 2000. ISBN 3476016366, |
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* Butler, Judith: ''Körper von Gewicht. Frankfurt 1997'' ISBN 3-518-11722-X |
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Ende 2017 wurde die ''Arbeitsstelle Gender Studies'' der [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Justus-Liebig-Universität]] nach einer Evaluation durch [[Sabine Hark]], Kerstin Palm, Norbert Ricken und [[Paula-Irene Villa Braslavsky]] vorerst geschlossen. Die Gutachter bemängelten, dass die Forschungsleistung in mittelbarer Zukunft nicht erkennbar steigerbar wäre und die AGS {{"|als Organisationseinheit von außen kaum wahrnehmbar}} sei, weshalb ein Neustart empfohlen wurde.<ref name="Gieß 06012018" /> Ein Artikel in der linken politischen Wochenzeitung ''[[Jungle World]]'' merkte im Mai 2019 kritisch an, dass [[Wissenschaftspolitik|fachpolitische]] Beweggründe im Konflikt zwischen [[Frauenforschung]] und Gender Studies nicht auszuschließen seien.<ref>{{Literatur |Autor=Ali Tonguç Ertuğrul, Sabri Deniz Martin |Titel=Feminismus vs. Gender Studies: Bemerkenswertes Urteil |Sammelwerk=[[Jungle World]] |Nummer=17 |Verlag=Jungle World |Datum=2019-04-25 |Online=https://jungle.world/artikel/2019/17/bemerkenswertes-urteil/}}</ref> |
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* Connell, R. W.: ''Gender'', Oxford 2002. |
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* Duden, Barbara: ''Geschichte unter die Haut. Stuttgart 1987'' |
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==== Österreich ==== |
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* Hagemann-White, Carol: ''Wir werden nicht zweigeschlechtlich geboren...In: Dies./ Rerrich, Maria S. (Hg): FrauenMännerBilder. Männer und Männlichkeit in der feministischen Diskussion. Bielefeld 1988'' |
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In [[Österreich]] bietet die [[Universität Wien]] seit dem WS 2006/07 ein Magister- oder inzwischen Masterstudium Gender Studies an, ebenso die [[Universität Graz]] seit dem WS 2007/08.<ref>{{Internetquelle |url=https://koordination-gender.uni-graz.at/de/geschlechterstudien/ |titel=Gender Studies |werk=uni-graz.at |sprache=en |abruf=2025-07-27}}</ref> Die [[Universität Linz]] verpflichtet ihre Studenten in nahezu allen Studienplänen zum Besuch von Lehrveranstaltungen zum Thema Gender Studies. Diese Lehrveranstaltungen variieren inhaltlich je nach Studienrichtung. So wird zum Beispiel bei den rechtswissenschaftlichen Studienrichtungen neben einem Überblick über die Gender Studies auch Fachwissen über die entsprechenden Rechtsquellen der Gender Studies vermittelt. |
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* Hahlbohm, Paul M. / Hurlin, Till: Querschnitt Gender Studies. Ein interdisziplinärer Blick nicht nur auf Homosexualität. Kiel 2001. Verlag Ludwig. |
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* Hauser-Schäublin (Hg.): ''Ethnologische Frauenforschung. Berlin 1991'' |
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Über das österreichische [[Hochschulgesetz 2005|Hochschulgesetz von 2005]] werden die [[Pädagogische Hochschule|Pädagogischen Hochschulen]] dazu angehalten, die Strategie des [[Gender-Mainstreaming]] anzuwenden und die Ergebnisse im Bereich der Gender Studies und der gendersensiblen [[Didaktik]] zu berücksichtigen.<ref>{{§|9|Hochschulgesetz 2005|RIS-B|DokNr=NOR40196551}} Abs. 8 Hochschulgesetz 2005</ref> |
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* Heintz, Bettina: ''Auflösung der Geschlechterdifferenz. In: Bühler, Elisabeth/ Meyer, Heidi u.a (Hg.): Ortssuche. Zur Geographie der Geschlechterdifferenz. Zürich/ Dortmund 1993'' |
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* Jäger, Ulle: ''Der Körper, der Leib und die Soziologie - Entwurf einer Theorie der Inkorporierung''. Königstein a.T. 2004, Ulrike Helmer Verlag |
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== Forschungsgegenstand und Konzeption == |
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*Krell, G. (2004): ''Gender Studies'', in: Schreyögg, G./Werder, A. v. (Hg.): Handwörterbuch Unternehmensführung und Organisation, 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Stuttgart: Schaeffer-Poeschel, Sp. 341-347. |
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Forschungsgegenstand der [[Interdisziplinarität|interdisziplinären]] Geschlechterforschung ist die „Struktur- und Wissenskategorie Geschlecht“, die je nach Fachkontext unterschiedlich konzipiert, [[Empirie|empirisch]] erforscht und [[Analyse|analysiert]] sowie im zusammenfassenden Überblick ([[Synthese]]) dargestellt wird. Geschlechterforschung versteht sich als „eine [[Kritik|kritische]], [[Reflexion (Philosophie)|selbstreflexive]] [[Wissenschaft]] im [[Prozess]]“ und ihre [[Erkenntnis]]se und [[Forschung]]en als „in Bewegung, [[Zeit|zeitlich]] gebunden und ‚[[Situiertes Wissen|situiert]]‘'“.<ref>{{Literatur |Autor=Ruth Becker, Beate Kortendiek, Katja Sabisch |Titel=Vorwort |Hrsg=Ruth Becker, Beate Kortendiek, Katja Sabisch |Sammelwerk=Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |Seiten=V-VII}}</ref> |
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* Kroll, Renate (Hrsg.): Metzler Lexikon: ''Gender Studies/Geschlechterforschung''. Stuttgart 2002. |
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* Laqueur, Thomas: ''Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud''. München: dtv 1996 |
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[[Datei:20200107 Wissen über Geschlecht und Geschlechterdifferenz.jpg|mini|500px|Überblick Geschlechterforschung in Natur- und Kulturwissenschaften mit ihren verschiedenen Forschungsbereichen (nach [[Stefan Hirschauer]], 2003)<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Hirschauer |Titel=Wozu „Gender Studies“? Geschlechterdifferenzierungsforschung zwischen politischem Populismus und naturwissenschaftlicher Konkurrenz |Sammelwerk=Soziale Welt |Nummer=54 |Datum=2003 |Seiten=474}}</ref>]] |
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* Lipp, Carola: ''Frauenforschung. In: Bredrich, Rolf W. (Hg.): Grundriss der Volkskunde. Berlin 1988 '' |
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* Löw, Martina / Mathes, Bettina (Hrsg.) (2005) ''Schlüsselwerke der Geschlechterforschung'' Wiesbaden. VS Verlag |
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Gegenstand der Untersuchung sind u. a.: |
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* Lorber, Judith - Gender-Paradoxien. Opladen, 1999 Leske + Budrich |
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* die Geschlechterzuweisung durch Kultur und andere gesellschaftliche Organisationsformen |
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* Maihofer, Andrea: ''Geschlecht als hegemonialer Diskurs. In: Wobbe, Therese/ Lindemann, Gesa (Hg.): Denkachsen. Zur theoretischen und institutionellen Rede vom Geschlecht. Frankfurt am Main 1994'' |
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* die Machtverhältnisse, die aus der Unterscheidung von „männlich“ und „weiblich“ resultieren |
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* Sommerbauer, Jutta: ''Differenzen zwischen Frauen''. Zur Positionsbestimmung und Kritik des postmodernen Feminismus. ISBN 3-89771-300-4 |
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* der Prozess des Unterscheidens zwischen den Geschlechtern sowie dessen Hintergründe und Auswirkungen |
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* Montag, Dieter: "Frauen und Frauenkörper - eine Anal-yse", Magdeburg, 1996 |
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* soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern (systematische Benachteiligung im Beruf und in Sozialpolitik usw. wegen des Geschlechts), insbesondere durch Androzentrik<ref name="FreyEtAlii09">{{BibISBN|3826027396|Seite=9}}</ref> |
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* Walter, Melitta: Jungen sind anders, Mädchen auch. Den Blick schärfen für eine geschlechtergerechte Erziehung. Kösel-Verlag, München 2005; 237 S., ISBN: 3-466-30689-2 |
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* soziale Stellung der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft ([[Patriarchat (Soziologie)|Patriarchat]], [[Matriarchat]], [[Frauenwahlrecht]]) |
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*''Lebenswerke. Porträts der Frauen- und Geschlechterforschung'', hg. von Beate Kortendiek und A. Senganata Münst, Verlag Barbara Budrich, Opladen 2005 |
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* vergeschlechtlichte Arbeitsteilung als Gesellschaftsstruktur (etwa durch die Unterscheidung von Produktion und Reproduktion in kapitalistischen Gesellschaften) |
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* Praktiken der Erzeugung der Geschlechterdifferenz („doing gender“) |
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* mediale Präsentationen und Repräsentationen von Geschlecht, etwa in Film, Literatur, Kunst, Design oder Werbung |
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* Verschränkung der Kategorien Geschlecht, Klasse (oder Schicht, Milieu), Ethnizität/Hautfarbe, Sexualität |
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* Geschlechterpädagogik, [[gendergerechte Didaktik]] |
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* [[Queer-Theorie]]<ref name="FreyEtAlii09" /> |
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* Frauen- und [[Männerforschung]] gemeinsam und getrennt.<ref name="FreyEtAlii09" /> |
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Die Gender Studies behandeln Geschlecht und Geschlechterverhältnis nicht als naturgegebene, sondern als überwiegend gesellschaftliche Phänomene, die durch soziale sowie kulturelle Praktiken und Strukturen [[Sozialkonstruktivismus|konstruiert]] werden.<ref>Therese Steffen (Hrsg.): ''Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 11 ff. (Konferenzschrift 2003).</ref> Sie sehen keinen deterministischen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht und der Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft. Während das biologische Geschlecht in der Regel feststehe, sei {{lang|en|Gender}} dementsprechend variabel und veränderbar. |
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Die Vielfalt der Bedeutungen von „männlich“ und „weiblich“ wird in den Gender Studies hervorgehoben; zugleich werden bestimmte Vorstellungen vom natürlichen Wesen der Geschlechter, von Idealen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragt. Als Folge dieser Überlegungen wird die Beziehung der Geschlechter als veränderbar angesehen. Da die Geschlechterbeziehung nicht als natürliche oder statische Ordnung angesehen werden könne, wird sie als ''Repräsentation kultureller Regelsysteme'' gedeutet. Dabei sei der Aspekt der Wertung des Geschlechts wichtig; der Wert, der innerhalb einer [[Kultur]] einem Geschlecht zugeordnet wird, wirke sich auch auf das Verständnis des soziokulturellen Geschlechts innerhalb des gesellschaftlichen Systems aus. |
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Ein Schwerpunkt der Gender Studies ist die Aufdeckung der Mechanismen, die hinter diesen Auf- oder Abwertungen von Geschlechtern stehen. Im Gegensatz zu den ''Women’s Studies'' ist es möglich, auch Differenzen zu betrachten, durch die sich Frauen selbst voneinander unterscheiden, insbesondere unter dem Gesichtspunkt von gesellschaftlichen Minderheiten. |
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=== Zentrale Konzepte === |
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Je nach [[Einzelwissenschaft|Fachkontext]], [[Sprachraum]] und [[Erkenntnisinteresse]] wird Geschlecht in der [[Forschung]] unterschiedlich konzipiert. Das Forschungsfeld verfügt insofern über eine große Bandbreite an wissenschaftlichen [[Terminus|Fachbegriffen]], die im Detail wiederum unterschiedlich gefasst sind. |
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Wichtige Begriffskonzepte der Geschlechterforschung sind insbesondere [[Menschliche Geschlechtsunterschiede|biologisches Geschlecht (Sex)]], [[Sexualität]], [[Leib]]lichkeit/[[Körper (Biologie)|Körper]], [[Transgender]]/[[Transgeschlechtlichkeit]], [[Transsexualität]], [[Transidentität]], [[Geschlechtsidentität]], [[Geschlechterrolle]], [[Gender]], [[Geschlechtshabitus]], [[Mädchen]], [[Junge]], [[Frau]], [[Mann]], [[Weiblichkeit]], [[Männlichkeit]], [[Mutter|Mutter, Mutterschaft]], [[Vater|Vater, Vaterschaft]], [[Elternschaft]], [[Familie]], [[Patriarchat (Soziologie)|Patriarchat]].<ref>{{Literatur |Autor=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019}}</ref> |
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Das [[Geschlecht (Genealogie)#Wortherkunft|deutsche Wort „Geschlecht“]]<ref>[[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache]]: [https://www.dwds.de/wb/Geschlecht ''Geschlecht.'']</ref> ist vieldeutig, was die [[Verständigung]] erschwert<ref>{{Literatur |Autor=Karin Hausen |Hrsg=Christian Frey |Titel=Wörter hören und über den Wortsinn nachdenken: ‚Geschlecht’ und ‚gender’ als Beispiel |Sammelwerk=Sinngeschichten. Kulturgeschichtliche Beiträge für Ute Daniel |Ort=Köln/Weimar/Wien |Datum=2013 |Seiten=160-168}}</ref> – und zwar innerhalb der Wissenschaften, in der internationalen Zusammenarbeit von Wissenschaften und auch in der [[Wissenschaftskommunikation]] mit [[Professionalisierung|Fachkreisen]] und [[Öffentlichkeit]]. |
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=== Geschlechtscharakter === |
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Ende des 18. Jahrhunderts wurde zunächst auf das Konzept des [[Charakter]]s zurückgegriffen, um den Begriff ''Geschlechtscharakter'' zu beschreiben. Er gilt jedoch mittlerweile als weitgehend veraltet.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=Paula-Irene Villa |Titel=Sex – Gender: Ko-Konstitution statt Entgegensetzung |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |ISBN=978-3-658-12495-3 |Seiten=24-33}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.soziologie-politik.de/thesenblatt-karin-hausen-die-polarisierung-der-geschlechtscharaktere/ |titel=Thesenblatt: Karin Hausen – Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“ {{!}} Soziologie und Politik |datum=2014-02-12 |abruf=2021-02-16}}</ref> |
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=== Biologisches Geschlecht (Sex) === |
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{{Hauptartikel|Menschliche Geschlechtsunterschiede}} |
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Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden biologische Konzeptionen von Geschlecht (engl. sex) „ein konstitutives Thema der Geschlechterforschung“, wenngleich diese Positionen laut [[Paula-Irene Villa Braslavsky|Paula-Irene Villa]] „immer umstritten“ waren. Eine strikte Entgegensetzung von Natur und Kultur, von biologischem und psychosozialem Geschlecht sei „im Lichte aller (auch natur-)wissenschaftlichen Einsichten nicht haltbar“. Die Konzeptionen von ‚Sex‘ und ‚Gender‘ werden als „ko-konstitutiv“ angesehen, d. h. sie bedingen und verklammern sich wechselseitig.<ref name=":9" /> |
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Gesellschaftlich wurde „die Vernaturwissenschaftlichung der Geschlechterdifferenz die Grundlage des lebensweltlichen Alltagswissens“.<ref name=":9" /> |
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=== Geschlechterrolle === |
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{{Hauptartikel|Geschlechterrolle}} |
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Mit dem Aufkommen des Konzepts der [[Soziale Rolle|sozialen Rolle]] setzte sich ab den 1970er Jahren zunehmend die Konzeption als ''Geschlechtsrollencharakter, Geschlechtsrolle'' bzw. ''[[Geschlechterrolle]]'' durch.<ref name=":9" /><ref>{{Literatur |Autor=Claudia Gather |Hrsg=K. Hahn, C. Koppetsch |Titel=Zu einigen Begrifflichkeiten: Geschlechtsrollen und Weiblichkeitsmythen |Sammelwerk=Soziologie des Privaten |Ort=Wiesbaden |Datum=2011}}</ref> |
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=== Gender === |
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{{Hauptartikel|Gender}} |
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Ab 1972 etablierte sich zunächst in der englischsprachigen Forschung und später auch in der deutschen die Konzeption als Gender und mit der [[Praxeologie (Sozialtheorie)|praxeologischen Wende]] ab Ende des 20. Jahrhunderts das Konzept des [[Doing Gender]].<ref>{{Internetquelle |autor=Linus Westheuser |url=https://www.gender-glossar.de/post/doing-gender |titel=Doing Gender |werk=Gender Glossar |datum=2018-01-07 |sprache=de |abruf=2025-07-26}}</ref> Die konzeptionelle Unterscheidung von ‚Sex‘ und ‚Gender‘ war mehr oder minder strikt angelegt und erwies sich nicht nur wissenschaftlich als „hoch produktiv“, sondern auch politisch.<ref name=":9" /> <blockquote>„Inzwischen gilt in den Gender Studies bzw. der Geschlechterforschung statt einer einfachen Gegenüberstellung von ‚Sex‘ (als Natur) und ‚Gender‘ (als Kultur), die Anerkennung der wechselseitigen Verklammerungen und Konstitutionsformen [[Somatisch|somatischer]], [[Biologie|biologischer]], [[Erfahrung|erfahrungsbezogener]], [[Geschichte|historischer]], [[Praxeologie (Sozialtheorie)|praxeologischer]] usw. Dimensionen von Geschlechtlichkeit als [[Plausibilität|plausibel]]. Zugleich muss anerkannt werden, dass innerhalb der Gender Studies verschiedene Fassungen der Sex/Gender-Unterscheidung genutzt werden, auch solche, die vom [[A priori|Apriori]] dieser Unterscheidung ausgehen“.<ref name=":9" /></blockquote> |
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=== Geschlechtshabitus === |
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{{Hauptartikel|Geschlechtshabitus}} |
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Seit Etablierung des Konzepts des [[Habitus (Soziologie)|Habitus]] Ende des 20. Jahrhunderts setzt sich zunehmend die Konzeption als ''Geschlechtshabitus'' durch, mit deren Hilfe die [[Über den Prozeß der Zivilisation|Psycho- und Soziogenese]] von Geschlechterrolle, Gender bzw. Doing Gender wissenschaftlich erklärt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Holger Brandes |Titel=Der männliche Habitus |Band=Bd. 1: Männer unter sich. Bd. 2: Männerforschung und Männerpolitik |Ort=Opladen |Datum=2001}}</ref><ref name=":02">{{Literatur |Autor=Michael Meuser |Titel=Geschlecht und Männlichkeit |Auflage=3. Auflage |Ort=Wiesbaden |Datum=2010 |Seiten=116ff.}}</ref> |
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== Leitwissenschaften == |
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=== 19. Jahrhundert: Biologie und Medizin === |
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Nach dem Abschied von einem theologisch begründeten [[Weltbild]] stiegen mit der [[Aufklärung]] im 19. Jahrhundert Biologie und Medizin [[Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlich]] und wissenschaftlich als „die zentrale Definitionsmacht“ und [[Leitwissenschaft]]en für Geschlechtlichkeit auf. Beide [[Einzelwissenschaft|Wissenschaftsdisziplinen]] standen seitdem für den Anspruch „exaktes [[Empirie|empirisches]] Tatsachenwissen über geschlechtliche [[Körper (Biologie)|Körper]] und [[Sexualität|sexuelle]] Vorgänge bereitzustellen“.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=[[Kerstin Palm (Biologin)|Kerstin Palm]] |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Biologie: Geschlechterforschung zwischen Reflexion und Intervention |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=843-851}}</ref> Durch die rasch wachsende Wirksamkeit und alltägliche Verbreitung der Medizin wurde deren Bedeutung und Glaubwürdigkeit nachhaltig unterstrichen und im gesellschaftlichen Leben verankert.<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=741–750}}</ref> |
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Die biologisch-medizinische [[Organismus]]theorie diente zur „Herausbildung einer neuen [[Bürgerliche Gesellschaft|bürgerlichen]] [[Geschlechterordnung|Ordnung der Geschlechter]]“ auf der Basis eines entsprechenden Geschlechterwissens und eines entsprechenden [[Geschlechtshabitus]]. Dabei wurde „eine rigorose [[Psyche|psycho]]-[[Physiologie|physiologische]] Differenz zwischen den Geschlechtern direkt an den [[Körper (Biologie)|Körpern]] abgelesen und als Naturbasis für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bereitgestellt“. Zudem diente die „biologische [[Taxonomie]] und vergleichende [[Anatomie]]“ dazu, „die rassistischen Grundlagen der [[Kolonialismus|kolonialen]] Expansion [[Europa]]s als auch ein sich formierendes weißes [[Bürgertum|bürgerliches]] [[Patriarchat (Soziologie)|Patriarchat]]“ abzusichern.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Kerstin Palm |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Biologie: materielle Dimensionen von Geschlecht in biologisch-kritischer Perspektive |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=729-739}}</ref> |
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Die [[Ideologie|ideologische]] Vorstellung männlicher Überlegenheit und weiblicher Minderwertigkeit erschien so als wissenschaftlich belegt und schlug sich in ideologisch aufgeladenen Fachbegriffen, Theorien, Therapien und Untersuchungsmethoden nieder. Beispielsweise wurden die [[Aristoteles|aristotelischen]] [[Geschlechterrolle|Geschlechterstereotype]] fortgeschrieben: Männlichkeit als aktiv, Weiblichkeit als passiv und von Mangel gekennzeichnet. Oder es herrschte die Vorstellung, dass ohne ein [[Y-Chromosom]] automatisch ein weiblicher Organismus entstehen würde.<ref name=":5" /> |
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=== Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wachsende Interdisziplinarität und Konkurrenz === |
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Mit dem Beginn der [[Frauenforschung]] ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Geschlechterverhältnisse zunehmend zu einem [[Interdisziplinarität|interdisziplinären]] Forschungsgegenstand.<ref>{{Literatur |Autor=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Titel=Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2016}}</ref> In der kritischen Geschlechterforschung entwickelten sich die [[Geschichtswissenschaft]] und die [[Soziologie]] zu Leitwissenschaften.<ref>{{Literatur |Autor=Gabriella Hauch |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Geschichtswissenschaften: von einer Leitwissenschaft in der Frauen- und Geschlechterforschung zur institutionalisierten Disziplin |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=522-530}}</ref><ref name=":6">{{Literatur |Autor=Heike Kahlert |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Soziologie: eine Leitwissenschaft der Frauen- und Geschlechterforschung mit fragmentarisch entnaturalisiertem Geschlechterwissen |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=652-661}}</ref> Auch in der [[Männerforschung|kritischen Männer- bzw. Männlichkeitsforschung]] entwickeln diese sich zu wichtigen Wissenschaften<ref>{{Literatur |Autor=Jiirgen Martschukat, Olaf Stieglitz, Daniel Albrecht |Hrsg=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Titel=Geschichtswissenschaft |Sammelwerk=Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |Seiten=104-126}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Michael Meuser |Hrsg=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Titel=Soziologie |Sammelwerk=Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |Seiten=218-236}}</ref>, um Männlichkeit als lange Zeit „unmarkierte, unsichtbare Kategorie“ zu untersuchen und zu verhindern, dass diese „noch immer voreilig auf augenscheinlich biologisch oder gar genetisch determinierte Fakten reduziert werden“.<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Hrsg=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Titel=Einleitung |Sammelwerk=Männlichkeit. Ein interdisziplinares Handbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |Seiten=1-10}}</ref> |
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Die [[Wissenschaft#Machtaspekte|Konkurrenz um wissenschaftliche und gesellschaftliche Führungsansprüche]] in der Definition von Geschlechtlichkeit führen seitdem in Gesellschaft und Wissenschaften zu erheblichen Spannungen und Auseinandersetzungen. In den Gender Studies wird [[Geschlechtsrollenstress]] hierfür als mitverantwortlich gesehen<ref>{{Literatur |Autor=Cheryl Benard, Edit Schlaffer |Titel=Viel erlebt und nichts begriffen: Die Männer und die Frauenbewegung |Verlag=Rowohlt |Datum=1985 |Seiten=34}}</ref> und es werden Rezeptionssperren, [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischer]] [[Ignoranz]] und blinden Flecken in der Wissenschaft beklagt.<ref>{{Literatur |Autor=Paula Villa, Sabine Hark |Titel=Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen |Ort=Bielefeld |Datum=2015}}</ref><ref name=":2">{{Literatur |Autor=Heinz-Jürgen Voß |Titel=Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive |Ort=Bielefeld |Datum=2010 |Online=https://library.oapen.org/bitstream/id/ae342441-7b3a-4541-98fe-d9758302c1dc/640457.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref><ref name=":3" /><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=741–750}}</ref> |
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Bis heute hält das Ringen um eine Wissensordnung an. In den Gender Studies werden die Wissenschaften als naturalisiert und geschlechtlich codiert angesehen. Dabei stimme die innerwissenschaftliche Wissenshierarchie mit der gesellschaftlichen und kulturellen [[Geschlechterordnung|Geschlechterhierarchie]] überein, mit männlich codierten [[Naturwissenschaft]]en wie Medizin oder Biologie als Leitwissenschaften und weiblich codierten [[Geisteswissenschaft]]en.<ref>{{Literatur |Autor=Heike Kahlert |Hrsg=querelles-net. Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung |Titel=Wandel der Wissens- und Geschlechterordnung. Rezension "Gender@Wissen. Ein Handbuch der Gender-Theorien" |Datum=2005 |Online=https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/380/388}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Sigrid Schmitz]] |Titel=Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn? Über den Geschlechterdeterminismus in der Hirnforschung und Ansätze zu seiner Dekonstruktion |Sammelwerk=Forum Wissenschaft |Band=21 |Nummer=4 |Datum=2004 |Seiten=9-13 |Online=https://www.boeckler.de/pdf/v_2011_09_29_schmitz.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> Gleichwohl führt die Arbeit der kritischen Geschlechterforschung in Biologie und Medizin zunehmend zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit und Verständigung und einem besseren Verständnis von Vergeschlechtlichung als komplexem lebenslangem Entwicklungsprozess (siehe [[Gendermedizin]]).<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Clarie Ainsworth |Titel=Sex Redefined |Sammelwerk=Nature |Datum=2015 |Seiten=288-291 |Online=https://www.nature.com/news/sex-redefined-1.16943}}</ref><ref name=":22">{{Literatur |Autor=Heinz-Jürgen Voß |Titel=Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive |Ort=Bielefeld |Datum=2010 |Online=https://library.oapen.org/bitstream/id/ae342441-7b3a-4541-98fe-d9758302c1dc/640457.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref><ref name=":52">{{Literatur |Autor=Heinz-Jürgen Voß |Hrsg=Martin Schneider, Marc Diehl |Titel=„Weiblichmännlich“, „männlichweiblich“ – bisexuelle Konstitution als Basis „moderner“ biologisch-medizinischer Geschlechtertheorien |Sammelwerk=Gender, Queer und Fetisch: Konstruktion von Identität und Begehren |Ort=Hamburg |Datum=2011 |Seiten=11-29 |Online=https://heinzjuergenvoss.de/Voss_2011_Weiblichmaennlich_.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref><ref name=":62">{{Literatur |Autor=Anne Fausto-Sterling |Titel=Why Sex Is Not Binary. The complexity is more than cultural. It’s biological, too. |Sammelwerk=New York Times |Datum=2018-10-25 |Online=https://www.nytimes.com/2018/10/25/opinion/sex-biology-binary.html}}</ref><ref name=":7">{{Literatur |Autor=Anne Fausto-Sterling |Titel=Sex/Gender. Biology in a Social World |Ort=New York |Datum=2012}}</ref><ref name=":8">[[Anita Rieder]], Brigitte Lohff: ''Gender Medizin: Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis.'' 2. Auflage. Springer, Wien 2009, ISBN 978-3-211-68290-6, S. 2.</ref><ref name=":32">{{Literatur |Autor=Kerstin Palm |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Biologie: Geschlechterforschung zwischen Reflexion und Intervention |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=843-851}}</ref><ref name=":12">{{Literatur |Autor=Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner |Hrsg=Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch |Titel=Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition |Sammelwerk=Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |Seiten=741–750}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Anne Fausto-Sterling |Titel=Gender/Sex, Sexual Orientation, and Identity Are in the Body: How Did They Get There? |Sammelwerk=THE JOURNAL OF SEX RESEARCH |Datum=2019 |Seiten=1-27}}</ref><ref name=":23">{{Literatur |Autor=Heinz-Jürgen Voß |Titel=Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive |Ort=Bielefeld |Datum=2010 |Online=https://library.oapen.org/bitstream/id/ae342441-7b3a-4541-98fe-d9758302c1dc/640457.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> |
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Jenseits der kritischen interdisziplinären Geschlechterforschung ist in Wissenschaft, Gesellschaft und der [[Populismus|populistischen]] Debatte<ref name=":13">{{Literatur |Autor=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Hrsg=Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck |Titel=Einleitung |Sammelwerk=Männlichkeit. Ein interdisziplinares Handbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |Seiten=1-10}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Liesa Herbst |Titel=Von Natur aus anders. Die Biologisierung der Geschlechterdifferenz und ihre Renaissance in populären Sachbüchern |Ort=Münster |Datum=2015}}</ref> ein „soziologisch reflexive[s] und entnaturalisierende[s] Geschlechterwissen“ nicht selbstverständlich.<ref name=":6" /> [[Anti-Gender-Bewegung|Gender-Kritiker]] sehen „Geschlecht als naturhafte, unveränderliche, an-sich-so-seiende Tatsache jenseits sozialer, [[Kultur|kultureller]] und spezifisch [[Geschichte|historischer]] Bedingtheiten“.<ref>{{Literatur |Autor=Sabine Hark, Paula-Irene Villa |Hrsg=Sabine Hark, Paula-Irene Villa |Titel=»Anti-Genderismus« — Warum dieses Buch? |Sammelwerk=Anti-Genderismus |Ort=Bielefeld |Datum=2015 |Seiten=7-14}}</ref> Kritische Biologen engagieren sich zunehmend, um der [[Wissenskluft]] und dem erneuten Trend zur unwissenschaftlichen Biologisierung des Geschlechterwissen entgegenzuwirken.<ref name=":63">{{Literatur |Autor=Anne Fausto-Sterling |Titel=Why Sex Is Not Binary. The complexity is more than cultural. It’s biological, too. |Sammelwerk=New York Times |Datum=2018-10-25 |Online=https://www.nytimes.com/2018/10/25/opinion/sex-biology-binary.html}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Heinz-Jürgen Voß |Titel=Kommentar zu „Wie viele Geschlechter gibt es und kann man sie wechseln?“ aus biologischer Perspektive |Sammelwerk=Zeitschrift für Sexualforschung |Nummer=32 |Datum=2019 |Seiten=153-156 |Online=https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0976-8417}}</ref> |
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== Feministische Ansätze == |
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In Gender Studies wurden verschiedene wissenschaftliche Ansätze, Theorien und Begriffe entwickelt, um differenziertes Geschlechterwissen wissenschaftlich fundiert zu gewinnen. |
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Die [[Soziologie|Soziologin]] [[Nina Degele]] (2008) nennt in ''Gender studies / Queer studies'' unter Rückgriff auf [[Janet Saltzman Chafetz]] drei den verschiedenen Forschungsperspektiven der Fachrichtung gemeinsame Postulate: |
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# Postulat des Geschlechts als „zentraler Fokus der Theoriebildung“ |
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# Postulat der Problematik gegenwärtiger Geschlechterverhältnisse |
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# Postulat, dass diese gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse weder „naturgegeben noch […] unveränderlich“ seien. |
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Danach basieren die verschiedenen Forschungsrichtungen der Gender Studies in der Theoriebildung auf einem gemeinsamen feministischen Ansatz.<ref>{{BibISBN|9783825229863|Seite=21}}</ref> |
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Die [[Germanistik|Germanistin]] und Genderforscherin Franziska Schößler (2009) erklärt in ''Einführung in die Gender Studies'' ebenfalls, dass Gender Studies „dasjenige Projekt [fort]setzen, das feministische Ansätze seit den 1970er Jahren verfolgen: die Analyse und Kritik asymmetrischer Geschlechterverhältnisse.“ Sie weist allerdings, unter Bezugnahme auf eine Untersuchung von Luise Angerer und Johanna Dorer aus dem Jahr 1994 zum Vergleich von ''Frauenforschung'' und ''Geschlechterforschung,'' auf „markante Unterschiede“ zwischen ''feministischen Theorien'' einerseits und Gender Studies andererseits hinsichtlich Prämissen, Fokus der Forschung und Forschungszielen hin.<ref>Franziska Schößler: ''Einführung in die Gender Studies.'' Berlin 2009, S. 9.</ref> |
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Die als notwendig empfundene Eingrenzung auf jene Teile des Geschlechtsverständnisses, die sich nicht allein auf biologische Faktoren zurückführen lassen, wurde vor der Etablierung der Genderforschung nicht in einer eigenständigen universitären Disziplin untersucht. [[Tradition|Tradierte]] Vorstellungen von universaler, als „natürlich“ eingeschätzter „Geschlechterdifferenz“, wurden wissenschaftlich bis dahin nicht oder nur unsystematisch oder überdisziplinär analysiert. Die Gender Studies entstanden in der historischen Folge der von der [[Frauenbewegung#Zweite Welle|Zweiten Frauenbewegung]] politisch kritisierten Idee (oder auch Ideologie) einer Geschlechterdifferenz. |
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== Institutionelle Verankerung == |
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=== Deutschland === |
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An deutschsprachigen Hochschulen gab es 2017 200 Professuren mit zumindest einer Teil[[Denomination (Wissenschaft)|denomination]] für Geschlechterforschung.<ref>Maximiliane Brand, Katja Sabisch: ''Gender Studies: Geschichte, Etablierung und Praxisperspektiven des Studienfachs.'' In: Beate Kortendiek, [[Birgitt Riegraf|Birgit Riegraf]], Katja Sabisch (Hrsg.): ''Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung.'' Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-12495-3, S. 1047.</ref> Es handelte sich fast ausschließlich um Denominationen in über 30 Fachgebieten von Literaturwissenschaft über Soziologie bis Medizin und Sport. Viele dieser Stellen sind befristet, 17,6 Prozent sind Professuren in der [[Besoldungsordnung W|Besoldungsgruppe W3]].<ref>[https://www.tagesspiegel.de/wissen/ueber-die-anfaenge-der-frauenforschung-die-gender-rebellinnen/12863662.html Anna-Lena Scholz: ''Über die Anfänge der Frauenforschung. Die Gender-Rebellinnen.'' Der Tagesspiegel, 22. Januar 2016]</ref> Im Sommersemester 2023 gab es laut einem Bericht des Wissenschaftsrats insgesamt 173 Professuren an deutschen Hochschulen mit Voll- oder Teildenomination in der Frauen- und/oder Geschlechterforschung.<ref>{{Literatur |Autor=Heike Schmoll, Berlin |Titel=Wissenschaftsrat gibt Empfehlungen zu Gender Studies |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2023-07-10 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wissenschaftsrat-gibt-empfehlungen-zu-gender-studies-19023608.html |Abruf=2023-07-10}}</ref> Mehr als ein Dutzend Hochschulen bieten v. a. auf Masterniveau Studiengänge in Gender Studies an. Eine Promotion explizit in Gender Studies ist nur an der Humboldt-Universität zu Berlin möglich. Neben der [[Fachgesellschaft Geschlechterstudien]] bestehen in den Fachgesellschaften weiterer Disziplinen entsprechende Sektionen oder Arbeitsgruppen.<ref>{{Literatur |Titel=Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland |Ort=Köln |Datum=2023 |DOI=10.57674/9Z3K-1Y81 |Seiten=136 pages |Online=https://www.wissenschaftsrat.de/download/2023/1385-23.html |Abruf=2023-07-10}}</ref> In einzelnen Bundesländern gibt es spezielle Koordinationsstellen, deren Aufgabe es ist, Forschungsaktivitäten im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung zu bündeln und hochschulübergreifende Kooperationen anzuregen. Dazu gehören die [[Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen]], das [[Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW]], die [[Landesarbeitsgemeinschaft der Einrichtungen für Frauen- und Geschlechterforschung in Niedersachsen]], das Gender- und Frauenforschungszentrum in Hessen, die Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit in Sachsen-Anhalt (KGC) und das Zentrum Gender & Diversity in Hamburg. |
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=== Skandinavien === |
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Der [[Nordischer Rat|Nordische Ministerrat]] gründete 1995 das ''Nordische Gender-Institut'' (''Nordic Gender Institute.'' NIKK), das in Norwegen an der [[Universität Oslo]] angesiedelt war. Es wurde zum 31. Dezember 2011 als eigenständiges Institut geschlossen. Im Herbst 2012 wurde NIKK als „Nordic Information for Gender Knowledge“ reorganisiert und in das ''Swedish Secretariat for Gender Research'' an der [[Universität Göteborg]] in Schweden eingegliedert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.norden.org/en/news-and-events/news/nikk-moves-to-sweden |text=''NIKK moves to Sweden.'' |wayback=20130130104321}} Mitteilung des Nordic Council of Ministers (englisch).</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.gu.se/digitalAssets/1505/1505088_evaluation-of-the-swedish-secretariat-for-gender-research--summary.pdf |text=Evaluation of the Swedish Secretariat for Gender Research NIKK |wayback=20150923085840}}, September 2014</ref> NIKK initiiert, koordiniert und führt zentrale Projekte und Studien durch, in denen der Stand der Geschlechtergleichheit in den nordischen Ländern untersucht wird. So wurde zum Beispiel 2008 eine groß angelegte Studie für die „Ministerien für Geschlechtergleichheit“ der nordeuropäischen Länder zum Thema [[Prostitution]] präsentiert.<ref>''Nordic Co-operation Programme for Gender Equality 2011.'' ''Nordic Council of Ministers.'' 2012, ISBN 978-92-893-2337-6, S. 12f.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.nikk.no/en/about-nikk/assignment/ |text=NIKK Assignment, Stand 1. Oktober 2012 |wayback=20140201060707}} (englisch).</ref> |
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== Kritik == |
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=== Kritik an der Politisierung des wissenschaftlichen Gender-Konzepts === |
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Nach der Übertragung des wissenschaftlichen Gender-Konzepts in die internationale [[Geschlechterpolitik]] – vor allem durch den strategischen Ansatz des Gender-Mainstreaming – in den 1990er Jahren wurde es zugleich zum geschlechterpolitischen Konzept. Innerhalb der Geschlechterforschung stößt dies teilweise auf Kritik. |
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[[Stefan Hirschauer]] attestierte dem Fach 2017 ein Übermaß an Politisierung und ideologischen Scheuklappen. Geschlechterforschung dürfe nicht „als Vehikel der Frauenförderung“ instrumentalisiert werden. Wenn Gender Studies sich selbst zum Teil eines politischen emanzipatorischen Projekts machten, weiche man der wissenschaftlichen Beantwortung der Frage „Wozu Gender Studies?“ aus und erwecke „chronisch den Verdacht, nicht die intellektuelle Substanz zu ihrer Beantwortung“ zu haben.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/faktenfinder/gender-studies-ungarn-105.html |titel=Gender Studies: Umkämpfte Wissenschaft |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201218173905/https://www.tagesschau.de/faktenfinder/gender-studies-ungarn-105.html |archiv-datum=2020-12-18 |abruf=2020-10-25 |offline=1}}</ref> |
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=== Kritik durch Wissenschaft und Öffentlichkeit === |
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Die Gender Studies werden von einigen Naturwissenschaftlern und in der Öffentlichkeit teils kontrovers, mitunter polemisch diskutiert. Der Autor und [[Historiker]] [[Vojin Saša Vukadinović]] meinte dazu in der ''[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]]'': „Die Gender-Studies befinden sich in einer Legitimationskrise: Die Öffentlichkeit begegnet dem Fach mit Ablehnung, Biologen fechten ihre Wissenschaftlichkeit an, und politische Gruppierungen mobilisieren wahlweise gegen einen «Wahn» oder eine «Ideologie». Alle beanstanden Sinn und Zweck eines Studienfachs, das mit zwanzig Jahren noch relativ jung ist, gleichwohl aber eine Vielzahl an Kontroversen durchlaufen hat.“<ref>[https://www.nzz.ch/feuilleton/geschlechterforschung-der-kampf-um-gender-ld.1314788 Vojin Saša Vukadinović: ''Der Kampf um Gender.'' NZZ, 7. September 2017]</ref> |
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Der [[Evolutionsbiologie|Evolutionsbiologe]] [[Ulrich Kutschera]] bezeichnete 2015 in einem Interview mit dem [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|RBB]] die Gender Studies als „unwissenschaftlichen Unsinn“. Die akademischen Gender Studies seien eine „fundamentalistische feministische Ideologie, die von einer kompletten sozialen Konstruiertheit des biologischen Geschlechts ausgingen“. Die feministische [[Journalist]]in [[Catherine Newmark]] ordnete in ''[[Die Zeit]]'' seine Äußerungen in die „antifeministische Rhetorik, den sogenannten ‚[[Backlash]]‘“ ein und sieht sie in einer Reihe mit den im Internet „kursierenden [[Maskulinismus|maskulinistische]](n) [[Verschwörungstheorie]]n von der feministischen Weltherrschaft“.<ref>[https://www.zeit.de/kultur/2015-07/gender-studies-feminismus-10nach8 Catherine Newmark: ''Gender Studies. Aus Angst vor einem anderen Leben.'' Zeit Online, 17. Juli 2015]</ref> Mit seinem Buch ''Gender-Paradoxon,'' das 2016 erschien, wolle Kutschera die „letzten Nägel in den Sarg der Gender-Ideologie schlagen“.<ref>[https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/universitaet-kassel-professor-ulrich-kutschera-zieht-ueber-genderforschung-her-a-1050888.html Armin Himmelrath: ''Professor gegen Genderforschung: „Jung, attraktiv, muss gut kochen können“.'' Spiegel Online, 24. September 2015]</ref> [[Axel Meyer (Biologe)|Axel Meyer]], ebenfalls Evolutionsbiologe, bezeichnet in seinem Buch ''Adams Apfel und Evas Erbe'' die Gender Studies gemeinsam mit Fächern wie [[Anthroposophie]] und [[Homöopathie]] als {{" |leider weit verbreiteten antiwissenschaftlichen Hokuspokus |Autor= |Quelle=}}.<ref>{{BibISBN|9783570102046|Seite=PT11}}</ref> In seiner Besprechung des Buchs in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]]'' kritisierte Thomas Weber Meyers „verzerrende Attacken auf fast alles, was ‚gender‘ im Namen führt“.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/fortpflanzungsbiologie-man-soll-uns-nicht-mit-wuehlmaeusen-vergleichen-13897981.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 Thomas Weber: ''Fortpflanzungsbiologie. Man soll uns nicht mit Wühlmäusen vergleichen.'' FAZ, 8. November 2015]</ref> [[Philipp Gut]] zitierte in der ''[[Die Weltwoche|Weltwoche]]'' den [[Neurowissenschaften|Neurowissenschaftler]] und [[Psychiater]] [[Raphael M. Bonelli]], der in der „Gender-Theorie“ {{" |einen versteckten Sexismus am Werk}} sehe.<ref>Philipp Gut: ''Geschlechter. Ideale Ergänzung.'' ''Die Weltwoche'' Nr. 8, 25. Februar 2016, S. 14–17 ([https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2016-8/hintergrund/ideale-ergaenzung-die-weltwoche-ausgabe-82016.html Online] [abgerufen am 2. Januar 2018]).</ref> Laut dem Journalisten [[Jan Fleischhauer]] generieren die Gender Studies Hypothesen, die sie keiner Bestätigung oder Falsifikation zuführen. Alleine durch Wiederholung und In-Umlauf-Bringen werde versucht, ihnen Wahrheitskraft zu verleihen.<ref>{{Internetquelle |url=https://m.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-was-es-ueber-sie-aussagt-wenn-sie-glauben-ihr-geschlecht-sei-eine-sache-der-biologie_id_11517292.html |titel=Was es über Sie aussagt, wenn Sie glauben, Ihr Geschlecht sei eine Sache der Biologie |abruf=2020-01-05}}</ref> |
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In Ungarn wurde ab dem Wintersemester 2018 den beiden Genderstudies-Master-Studiengängen die Zulassung entzogen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-10/gender-studies-ungarn-studienfach-abschaffung-universitaeten-viktor-orban |titel=Ungarn verbannt Geschlechterforschung aus den Unis |werk=zeit.de |datum=2018-10-16 |abruf=2020-12-10}}</ref> Offiziell wurde dies mit einer angeblich mangelnden Nachfrage begründet, Regierungsvertreter hatten dieses Fach jedoch schon zuvor als „Untergrabung der Fundamente der christlichen Familie“ angegriffen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/ungarn-schafft-das-fach-gender-studies-ab-a-1233500.html |titel=Ungarn schafft das Fach Gender Studies ab |werk=spiegel.de |datum=2018-10-16 |abruf=2020-12-10}}</ref> Studienvertreter im In- und Ausland kritisierten diese Entscheidung als „Eingriff in die Freiheit von Forschung und Lehre“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wu.ac.at/universitaet/organisation/interessensvertretungen/betriebsrat-fuer-das-wissenschaftliche-personal/newsletter/br-info-05-2018/verbot-von-gender-studies-an-ungarischen-universitaeten |titel=Verbot von Gender Studies an ungarischen Universitäten |hrsg=Betriebsrat der WU Wien für das wissenschaftliche Personal |abruf=2020-12-10}}</ref> |
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=== Einordnung des Widerstandes gegen Gender Studies === |
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Der [[Tagesschau.de#Onlineportal faktenfinder|ARD-Faktenfinder]] bezeichnet die Kritik an den Gender Studies, Forschung, Lehre und politischen Aktivismus zu vermischen, als teilweise berechtigt und konstatiert eine „stellenweise Überpolitisierung“. Das Anliegen, „den Gender Studies jedwede Wissenschaftlichkeit absprechen“ zu wollen, wie es durch das Vorgehen der ungarischen Regierung geschehe, sei aber „seinerseits politisch und nicht wissenschaftlich motiviert“.<ref name=":0" /> |
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Laut der [[Politikwissenschaft]]lerin [[Antje Schrupp]] würden „[[Rechtspopulismus|Rechtspopulisten]] und [[Maskulinismus|Maskulinisten]]“ dem Fach unterstellen, „eine feministische Agenda zu betreiben, also nicht wissenschaftlich objektiv zu sein, sondern eine Ideologie zu verfolgen“. Dabei hätten die Gender Studies gar nichts mit Feminismus zu tun, sondern untersuchten {{" |das, was wir alle ständig tun: Geschlecht darstellen, Geschlechterbilder konstruieren oder untergraben}}.<ref>[[Antje Schrupp]]: [https://www.zeit.de/kultur/2017-09/gender-studies-vorwuerfe-feminismus-10nach8 ''Gender-Studies: Bist du gender oder was?''] In: ''[[Die Zeit]].'' 11. September 2017, abgerufen am 31. Dezember 2020.</ref> Die Vorwürfe an die akademischen Gender Studies, die medial geschürt würden, zeugen laut den Geschlechterforscherinnen Sabine Hark und Paula-Irene Villa Braslavsky von Statusängsten. Die Soziologinnen ziehen eine historische Analogie zu deutschen Naturwissenschaftlern, die sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts „mit dem Rekurs auf die Natur gegen das Recht von Frauen, zu studieren, stellten“ und „einen irreversiblen Eingriff in die Naturgesetze“ fürchteten, sollten Frauen als Gleiche in die Akademie einziehen.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/wissen/attacken-auf-die-geschlechterforschung-das-dubiose-gender/11128828.html Sabine Hark, Paula Villa: ''Attacken auf die Geschlechterforschung. Das dubiose Gender.'' Gastbeitrag in Der Tagesspiegel, 17. Dezember 2014]</ref> |
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Politikwissenschaftler und Soziologen sehen die ökonomische, politische und kulturelle Verunsicherung durch den [[Neoliberalismus]] (zunehmende wirtschaftliche Prekarisierung, Verschärfung der sozialen Ungleichheit) als eine Ursache für den Widerstand gegen Gender Studies in Teilen der Bevölkerung. Illiberale Populisten hätten es geschafft, an die Gefühle der Menschen anzuknüpfen und diese gegen Gleichstellungsfragen zu lenken. Der Widerstand gegen Gender Studies wird als Teil der [[Anti-Gender-Bewegung]] gesehen, die sich gegen das Feindbild einer angeblichen „Gender-Ideologie“ oder sogenannten „Genderismus“ richtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeitschrift-luxemburg.de/gender-as-symbolic-glue-how-gender-became-an-umbrella-term-for-the-rejection-of-the-neoliberal-order/ |titel=Gender as symbolic glue. How ‘gender’ became an umbrella term for the rejection of the (neo)liberal order |werk=Zeitschrift LuXemburg |datum=2018-09-26 |abruf=2021-03-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Judith Butler |url=https://www.theguardian.com/us-news/commentisfree/2021/oct/23/judith-butler-gender-ideology-backlash |titel=Why is the idea of ‘gender’ provoking backlash the world over? |werk=[[The Guardian]] |datum=2021-10-23 |abruf=2022-06-11 |sprache=en}}</ref> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Fachgesellschaft Geschlechterstudien]] (Gender Studies Association: Gender e. V.) |
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*[[Feminismus]] |
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*[[Feministische Philosophie]] |
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*[[Frauenforschung]] |
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*[[Frauenrechte]] |
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*[[Geschlechtergeschichte]] |
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*[[Sex und Gender]] |
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*[[Männerforschung]] |
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== Literatur == |
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'''Handbücher''' |
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*[http://dmoz.org/World/Deutsch/Wissenschaft/Sozialwissenschaften/Gender-Studien/ Gender-Studien-Verzeichnis im odp] |
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* Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): ''Männlichkeit: Ein interdisziplinäres Handbuch.'' Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02393-3. |
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*[http://www.gender-glossary.de www.gender-glossary.de] Projekt der FU Berlin zur Diskussion aktueller Standpunkte der Geschlechterforschung |
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* {{Literatur |Titel=Lebenswerke. Porträts der Frauen- und Geschlechterforschung |Hrsg=Beate Kortendiek, A. Senganata Münst |Verlag=Budrich |Ort=Opladen |Datum=2005 |ISBN=3-938094-56-7}} |
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*[http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=18634 www.aerzteblatt.de/] Zentrum für medizinische Geschlechterforschung in Berlin eröffnet (12/2004) |
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* Beate Kortendiek, [[Birgitt Riegraf|Birgit Riegraf]], Katja Sabisch (Hrsg.): ''Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung.'' Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-12495-3. |
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*[http://www.gender-mainstreaming.net/ www.gender-mainstreaming.net] Eine Seite mit vielen Informationen usw zum Thema - sehr empfehlenswert |
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* Renate Kroll (Hrsg.): ''Gender Studies – Geschlechterforschung: Ansätze – Personen – Grundbegriffe.'' Metzler, Stuttgart u. a. 2002, ISBN 3-476-01817-2. |
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*[http://libr.org/wss/WSSLinks/index.html libr.org/] WSSLINKS - Women and Gender Studies Web Sites (english) |
|||
* [[Christina von Braun]], [[Inge Stephan]] (Hrsg.): ''Gender@Wissen: Ein Handbuch der Gender-Theorien.'' 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 2013, ISBN 978-3-8252-3926-8. |
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*[http://genderblog.de Weblog zu Feminismus, Geschlechterpolitik, Frauen- und Geschlechterforschung] |
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*[http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=76 Aufsätze zur Geschichte des Geschlechterdiskurses in Deutschland] |
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'''Fachzeitschriften''' |
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{{Siehe auch|Liste der Zeitschriften zur Frauen- und Geschlechterforschung}} |
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* ''[[Gender (Zeitschrift)|Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft]]'' (seit 2009). |
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* ''[[Feministische Studien]]. Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung'' (seit 1982), {{ISSN|0723-5186}}. |
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* ''Freiburger GeschlechterStudien'' (seit 2007), {{ISSN|0948-9975}}. |
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* ''[[L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft]]'' (1990–), {{ISSN|1016-362X}}. |
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* ''[[Querelles]]. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung.'' {{ISSN|2191-9127}} (Untertitel bis 2000: ''Jahrbuch für Frauenforschung''); war bis 2011 eine Buchreihe (1996–). |
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'''Diskurs''' |
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* [[Lars Bülow]], Matthias Herz: ''Diskursive Kämpfe ums Geschlecht. Gender Studies, ihre Gegner/innen und die Auseinandersetzung um Wissenschaftlichkeit und korrekten Sprachgebrauch.'' In: Antje Baumann, André Meinunger (Hrsg.): ''Die Teufelin steckt im Detail: Zur Debatte um Gender und Sprache.'' Kadmos, Berlin 2017, ISBN 978-3-86599-287-1, S. 148–195. |
|||
* [[Rita Casale]], Barbara Rendtorff (Hrsg.): ''Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung.'' Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-748-6. |
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* [[Ulrich Kutschera]]: ''Das Gender-Paradoxon. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen.'' Lit, Berlin 2016, ISBN 978-3-643-13297-0. |
|||
* [[Sabine Hark]], [[Paula-Irene Villa Braslavsky|Paula-Irene Villa]] (Hrsg.): ''Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen.'' 2. Auflage. Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3144-9 ([https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3144-9/anti-genderismus/ Leseprobe] beim Verlag; {{Google Buch |BuchID=bYqyCwAAQBAJ |Linktext=Leseprobe}}). |
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* [[Jasmin Siri]]: ''Kampfzone Gender. Über die Politisierung wissenschaftlicher Expertise.'' Nicolai Publishing & Intelligence, Berlin 2018, ISBN 978-3-96476-003-6 ([https://www.perlentaucher.de/buch/jasmin-siri/kampfzone-gender.html Rezensionsnotiz im Perlentaucher]). |
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* {{Literatur |
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|Hrsg=[[Alexander Ulfig]], [[Harald Schulze (Archäologe)|Harald Schulze-Eisentraut]] |
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|Titel=Gender Studies – Wissenschaft oder Ideologie? |
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|Verlag=DWV |
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|Ort=Baden-Baden |
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|Datum=2019 |
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|ISBN=978-3-86888-142-4 |
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|Online=[https://www.socialnet.de/rezensionen/26121.php Rezension]}} |
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'''Einführungen''' |
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[[Kategorie:Feminismus]] |
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* Therese Frey Steffen: ''Gender.'' Reclam, Leipzig, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-020307-4 ([https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/562/570 Rezension]). |
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[[Kategorie:Geschlechterforschung]] |
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* {{Literatur |
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[[Kategorie:Volkskunde]] |
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|Autor=[[Christina von Braun]], Inge Stephan |
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|Titel=Gender-Studien: eine Einführung |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=Metzler |
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|Ort=Stuttgart |
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|Datum=2006 |
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|ISBN=3-476-01636-6}} |
|||
* Franziska Schößler: ''Einführung in die Gender Studies.'' Akademie, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004404-0 ([https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/708/716 Rezension]). |
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* {{Literatur |
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|Hrsg=[[Martina Löw]], Bettina Mathes |
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|Titel=Schlüsselwerke der Geschlechterforschung |
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|Verlag=Springer VS |
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|Ort=Wiesbaden |
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|Datum=2005 |
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|ISBN=3-531-13886-3 |
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|Online=[http://pw-portal.de/rezension/20341-schluesselwerke-der-geschlechterforschung Kurzrezension]}} |
|||
* [[Nina Degele]]: ''Gender / Queer Studies: Eine Einführung.'' Fink, Paderborn 2008, ISBN 978-3-8252-2986-3. |
|||
* [[Ulla Bock]]: ''Pionierarbeit. Die ersten Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen 1984–2014'' (= ''Politik der Geschlechterverhältnisse.'' Band 55). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2015, ISBN 978-3-593-50301-1. |
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'''Gender-Studien in einzelnen Disziplinen''' (Auswahl) |
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[[bg:Науки за пола]] |
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* {{Literatur |
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[[en:Gender studies]] |
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|Autor=Dörte Kuhlmann |
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[[fr:Gender Studies]] |
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|Titel=Raum, Macht & Differenz: Genderstudien in der Architektur |
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[[it:Studi di genere]] |
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|Verlag=Edition Selene |
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[[nl:Genderstudie]] |
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|Ort=Wien |
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[[pl:Gender studies]] |
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|Datum=2005 |
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[[sv:Genusvetenskap]] |
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|ISBN=3-902373-73-3}} |
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* Robin Bauer, [[Helene Götschel]] (Hrsg.): ''Gender in Naturwissenschaften. Ein Curriculum an der Schnittstelle der Wissenschaftskulturen'' (= ''Talheimer Sammlung kritisches Wissen.'' Band 53). Talheimer, Mössingen-Talheim 2006, ISBN 978-3-89376-119-7. |
|||
* Tom Bieling (Hrsg.): ''Gender (&) Design – Positionen zur Vergeschlechtlichung in Gestaltungskulturen.'' Mimesis, Mailand 2020, ISBN 978-88-6977-242-9. |
|||
* [[Ursula Hennigfeld]] / [[Fernand Hörner]] / Ursula Link-Heer (Hrsg.): ''Literarische Gendertheorie. Eros und Gesellschaft bei Proust und Colette.'' Transcript, Bielefeld 2006, ISBN 978-3-89942-557-4. |
|||
* Bettina Engels: ''Gender und Konflikt. Die Kategorie Geschlecht in der Friedens- und Konfliktforschung.'' VDM, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-6527-4. |
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* {{Literatur |
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|Hrsg=Corinna Schlicht |
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|Titel=Genderstudies in den Geisteswissenschaften: Beiträge aus den Literatur-, Film- und Sprachwissenschaften |
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|Verlag=Universitätsverlag Rhein-Ruhr |
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|Ort=Duisburg |
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|Datum=2010 |
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|ISBN=978-3-940251-70-1}} |
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* Mechthild Koreuber (Hrsg.): ''Geschlechterforschung in Mathematik und Informatik.'' Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-4537-4. |
|||
* Sabine Oertelt-Prigione, Vera Regitz-Zagrosek (Hrsg.): ''Sex and Gender Aspects in Clinical Medicine.'' Springer, London 2011, ISBN 978-0-85729-831-7 (englisch). |
|||
* Meike Sophia Baader, Johannes Bilstein, Toni Tholen (Hrsg.): ''Erziehung, Bildung und Geschlecht. Männlichkeiten im Fokus der Gender-Studies.'' Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18552-1 ([https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/1052/1094 Rezension]). |
|||
* [[Hilge Landweer]], [[Catherine Newmark]], Christine Kley, Simone Miller (Hrsg.): ''Philosophie und die Potenziale der Gender Studies.'' Transcript, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2152-5. |
|||
* [[Ricarda Drüeke]], [[Elisabeth Klaus]], Martina Thiele, Julia Elena Goldmann (Hrsg.): ''Kommunikationswissenschaftliche Gender Studies. Zur Aktualität kritischer Gesellschaftsanalyse.'' Transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-3837-0. |
|||
* Stefan Fragner, Jan Hemming, Beate Kutschke: ''Gender Studies & Musik. Geschlechterrollen und ihre Bedeutung für die Musikwissenschaft.'' ConBrio, Regensburg 1998, ISBN 978-3-932581-04-5. |
|||
* [[Susan McClary]]: ''Feminine Endings: Music, Gender, and Sexuality.'' University Of Minnesota Press 1991, 2002, ISBN 978-0-8166-4189-5. |
|||
* M. Zywietz/K. Grönke: ''Musik und Homosexualität – Homosexualität und Musik'' (= ''Jahrbuch Musik und Gender.'' Band 10). Olms, 2018, ISBN 978-3-487-15642-2. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Gender studies|Gender Studies}} |
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* [[Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft]]: [https://pw-portal.de/auswahlbibliografien/94-geschlechterforschung ''Geschlechterforschung.''] In: ''pw-portal.de'' 2020 (Literatur zum Thema Gender Studies). |
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* [[Heinrich-Böll-Stiftung]]: [https://www.gender-mediathek.de/de ''Gender-Mediathek''] (Lehr- und Lernmaterialien) |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive> |
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<ref name="Gieß 06012018">Eva Pfeiffer: {{Webarchiv |url=https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/stadt-giessen/nachrichten-giessen/arbeitsstelle-fur-frauen-und-geschlechterforschung-der-uni-giessen-ruht-derzeit_18432114 |text=''Arbeitsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung der Uni Gießen ruht derzeit.'' |wayback=20210422224019}} In: ''[[Gießener Anzeiger]].'' 6. Januar 2018, abgerufen am 17. März 2021.</ref> |
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</references> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4482930-9}} |
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[[Kategorie:Geschlechterforschung]] |
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[[Kategorie:Feminismus]] |
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[[Kategorie:Literaturtheorie]] |
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[[Kategorie:Englische Phrase]] |
Aktuelle Version vom 27. Juli 2025, 12:25 Uhr
Gender Studies (von englisch gender „soziales Geschlecht“), Genderstudien, Geschlechterforschung oder Geschlechterstudien bezeichnet ein interdisziplinäres Fachgebiet, das Geschlechterverhältnisse untersucht und differenziertes Geschlechterwissen und Genderkompetenz schaffen will. Die Forschungsperspektive hat sich in den Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften entwickelt und wird seitdem in immer mehr Wissenschaftsdisziplinen angewandt – beispielsweise in Medizin, Rechtswissenschaft, Biologie oder Theologie. Untersucht werden die Konstruktion des Begriffs „Geschlecht“ (gender) in den verschiedenen Zusammenhängen, seine Bedeutung und seine Auswirkungen auf die Verteilung von politischer Macht, auf die sozialen Strukturen und auf die Produktion von Wissen, Kultur und Kunst.[1] Für das englische Wort gender in seiner soziokulturellen Bedeutung – im Unterschied zum biologischen Geschlecht (sex) – gibt es im deutschen Sprachgebrauch keine Entsprechung. Die Definitionen und impliziten Festschreibungen von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ im Alltag wie in den Wissenschaften sind selbst Gegenstand der inter- wie transdisziplinären Gender Studies. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fragen nach Hierarchie, Differenz, Rollen und Stereotypen von, zwischen und über Geschlechter.
Die verschiedenen Forschungsrichtungen der Gender Studies lassen sich auf feministische Ansätze der dritten Welle der Frauenbewegung zurückführen, viele haben einen gesellschaftspolitischen Ursprung. Allerdings bestehen Unterschiede hinsichtlich der Voraussetzungen, der Forschungsschwerpunkte und der Forschungsziele. Frauen- und Geschlechterforschung und Gender Studies sind nicht klar voneinander abzugrenzen. Im ersten Fall werden primär Forschungszusammenhänge, im zweiten Ausbildungszusammenhänge angesprochen. Gemeinsam ist den verschiedenen Ansätzen, dass sie Geschlecht nicht ausschließlich als naturwissenschaftlich zu erklärendes biologisches Phänomen betrachten, sondern darüber hinaus als soziokulturell geprägte Erscheinung.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der historische Vorläufer der Gender Studies war die Frauenforschung.
Pionierwerk und Impulsgeber: Das andere Geschlecht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Pionierwerk der Gender Studies gilt heute die zweibändige Studie Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir, die 1949 in Frankreich erschien. Dies war die erste sozialwissenschaftliche Untersuchung, die die Kategorie „Geschlecht“ ins Zentrum stellte und dabei konsequent zwischen biologischem Geschlecht und kultureller oder sozialer Prägung von Geschlecht unterschied. Die Studie legte damit die Grundlagen für die spätere Frauen- und Geschlechterforschung oder Gender Studies.[2][3][4]
Der Schwerpunkt der Rezeption lag zunächst in den USA, wo das Werk die sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit der Kategorie Geschlecht anregte. Kate Millett bezeichnete es im Rückblick 1999 nicht als reguläre Quelle, sondern als „Offenbarung“. Da das Werk allerdings vielfach nicht zitiert wurde, blieb die wissenschaftliche Multiplikatorwirkung lange implizit. In der Folge wurde es als Grundlage der in den 1960er und 1970er Jahren in den USA entstandenen Frauen- und Geschlechterforschung oftmals übersehen. Die intensive Rezeption in den USA wirkte wiederum zurück auf Frankreich und mit Verspätung auch auf andere Länder wie etwa Deutschland. Auch in Deutschland wurde die Pionierwirkung des Werkes lange nicht wahrgenommen.[5]
Das Werk war Ideengeber und Maßstab bei etlichen Aspekten der späteren Frauen- und Geschlechterforschung:
- geschlechtsbezogene Opposition von Selbst und anderem oder Subjekt und Objekt,
- Pluri- und Transdisziplinarität,
- Körperkonzept,
- Intersektionalität,
- Theorem der Postmoderne,
- wissenschaftlich-nüchterne Analyse von tabuisierten Themen rund um das Geschlechterverhältnis wie etwa Sexualität, Abtreibung, Homosexualität, Prostitution,
- Politik der ersten Person („Das Private ist politisch“).[6]
Durch die wissenschaftlich-nüchterne Enttabuisierung legte das Buch verdeckte Probleme offen, machte sie diskursfähig und damit verhandelbar.[7]
Ein Kongress zum 50-jährigen Jubiläum des Erscheinens des Werkes bestätigte es als Ideengeber und Maßstab in zentralen Aspekten der Frauen- und Geschlechterforschung. Inhaltlich zeigte sich, dass das in nur elf Monaten entstandene Werk heute erheblich ergänzt werden kann und in etlichen Punkten korrigiert werden muss.[8][7]
Entwicklung in den USA
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir wirkte nach der englischen Übersetzung 1953 als Impulsgeber und Inspiration zunächst primär in den USA. Dies führte hier in den 1960er und 70er Jahren zu einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsschub. Die US-amerikanische Frauenforschung (engl. Women’s Studies) und die zweite Welle des Feminismus (Frauenbewegung) entstanden. Insbesondere der Angriff Beauvoirs auf die Psychoanalyse inspirierte viele Autorinnen zu weiterer Kritik: Betty Friedans The Feminine Mystique (deutsch Der Weiblichkeitswahn) von 1963, Kate Milletts Sexual Politics (deutsch Sexus und Herrschaft) von 1969 und Germaine Greers The Female Eunuch („Der weibliche Eunuch“) von 1970. Die Women’s Studies beschäftigten sich mit der wissenschaftlichen Betrachtung von Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft, dies zum ersten Mal aus feministischer Sicht.
Entwicklung im deutschsprachigen Raum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1970er Jahren begannen Forscherinnen auch im deutschsprachigen Raum sich eingehender und systematischer mit Geschlechterverhältnissen zu beschäftigen. Zu den Pionierinnen der deutschen Frauenforschung zählten beispielsweise Helga Bilden, Christina Thürmer-Rohr, Karin Hausen, Ute Gerhard, Regina Becker-Schmidt, Sigrid Metz-Göckel, Ilse Dröge-Modelmog, Irene Dölling, Gudrun-Axeli Knapp, Elisabeth Beck-Gernsheim, Ilona Ostner, Ilse Lenz, Karin Flaake, Helga Krüger und Carol Hagemann-White. Einer der ersten Männer in der deutschen Frauenforschung war Hans D. Mummendey.[9] Ab Mitte der 1980er wurde auch die US-amerikanische Frauenforschung zunehmend rezipiert und Frauenforschung breitete sich im deutschsprachigen Raum als Forschungsperspektive in immer mehr Wissenschaftsdisziplinen aus.
Von der Frauen- zur Geschlechterforschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1972 plädierte Rosemarie Nave-Herz für den Begriff Geschlechtersoziologie und wandte sich gegen die Reduzierung auf die Bezeichnung Frauenforschung.[10] Mit ihrem Aufsatz Gender: A Useful Category of Historical Analysis von 1986 trug Joan Wallach Scott dazu bei, dass Gender als kritische Analysekategorie zu einem zentralen Begriff in der Wissenschaftsforschung des 20. Jahrhunderts wurde.[11] Mit der Einführung der Kategorie Geschlecht in den wissenschaftlichen Diskurs wandelte sich die Frauenforschung zur Geschlechterforschung, die nun auch Männer umfasst. Sie untersucht interdisziplinär die zentrale Bedeutung von Geschlecht in Wissenschaft und Gesellschaft, da es kaum einen Bereich gibt, in dem Geschlecht keine Rolle spielt. Vorerst sollten die Unterschiede und Beziehungen von biologischem und soziokulturellem Geschlecht untersucht werden. Dabei wurde Geschlecht nicht primär als individuelle Eigenschaft betrachtet, sondern als soziales Verhältnis einer politisch und historisch gewachsenen Sozialstruktur. Das Geschlechterverhältnis stand also im Mittelpunkt.[12]
Entwicklung ab den 1990er Jahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die deutsche Debatte wurde in den 1990er Jahren am stärksten von Judith Butlers Buch Das Unbehagen der Geschlechter (1991) beeinflusst, in dem Geschlecht vor allem als Ergebnis von Diskursen gesehen wird. Ab Mitte der 1990er Jahre bestimmten die Theoretikerinnen Evelyn Fox Keller, Sandra Harding, Nancy Fraser, Anne Fausto-Sterling und Donna Haraway die Gender-Debatte in Deutschland mit. Gender Studies erforschen Geschlechtsrollen in der Gesellschaft und insbesondere auch in der wissenschaftlichen Forschung (siehe Ideologiekritik sowie Kritische Theorie).[13] Der Suhrkamp-Verlag führte 1991 die Reihe Gender Studies ein, in der Butlers Buch als zweites erschien.[14]
Einer der ersten Studiengänge für Gender Studies wurde zum Wintersemester (WS) 1997/98 an der Humboldt-Universität zu Berlin eingerichtet (siehe auch Susanne Baer und Helga Hörz), zugleich eröffneten zwei Studiengänge zur Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien als Aufbaustudiengang und Frauen- und Geschlechterstudien als Magisternebenfach. Hieraus entwickelten sich später der Promotionsstudiengang „Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien“, Bachelorstudium der Gender Studies (Zwei-Fächer-Bachelor) und das Masterstudium Kulturanalysen: Repräsentation, Performativität, Gender (Fach-Master).
Aus den Lehrstühlen für Frauenforschung und Zentren zur Förderung der Frauen- und Geschlechterforschung entstanden ab Ende der 1990er Jahre außerdem interdisziplinäre oder transdisplizinäre Zentren für Geschlechterforschung mit Studienangeboten für Gender Studies.
Eine der ältesten Einrichtungen dieser Art existiert an der Universität Bielefeld, das „Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung“ IFF, eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität. An der Freien Universität Berlin (FU) gibt es das Margherita-von-Brentano-Zentrum, das mit Beginn des Jahres 2016 aus der „Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung“ und dem „Interdisziplinären Zentrum Geschlechterforschung“ entstanden ist.[15][16] An der Humboldt-Universität zu Berlin gibt es das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien; an der Universität Kassel seit 1987 die „Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Frauen- und Geschlechterforschung“, an der Universität Greifswald das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung,[17] an der Universität Bremen das „Zentrum für feministische Studien – Gender Studies“ (ZfG), in Hildesheim das „Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ (ZIF) als gemeinsame Einrichtung der Universität und der Fachhochschule (Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, HAWK), an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg das „Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ (ZFG) und an der Philipps-Universität Marburg das „Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung“. In Frankfurt am Main wurde 1997 auf Initiative von Ute Gerhard das „Zentrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse“ gegründet, das 2000 den Namen Cornelia Goethe Centrum erhielt.
An der Charité Berlin wurde 2003 das interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM) gegründet, das 2007 unter der Leitung von Vera Regitz-Zagrosek in ein Institut umgewandelt wurde mit dem Ziel, Geschlechterunterschiede in der Medizin systematisch zu untersuchen und in die Lehre einzuführen. Es widmet sich in speziellen Forschungsprojekten den Fragestellungen, warum bei Männern und Frauen zahlreiche Krankheiten unterschiedlich häufig auftreten, anders verlaufen oder signifikant verschiedene Symptome zeigen. 2011 gab Regitz-Zagrosek zusammen mit Sabine Oertelt-Prigione unter dem Titel Sex and Gender Aspects in Clinical Medicine das erste und bis dahin einzige Lehrbuch zu Gendermedizin heraus. Es gibt einen Überblick über Genderaspekte in wichtigen klinischen Disziplinen und Pharmakologie.[18]
Ende 2017 wurde die Arbeitsstelle Gender Studies der Justus-Liebig-Universität nach einer Evaluation durch Sabine Hark, Kerstin Palm, Norbert Ricken und Paula-Irene Villa Braslavsky vorerst geschlossen. Die Gutachter bemängelten, dass die Forschungsleistung in mittelbarer Zukunft nicht erkennbar steigerbar wäre und die AGS „als Organisationseinheit von außen kaum wahrnehmbar“ sei, weshalb ein Neustart empfohlen wurde.[19] Ein Artikel in der linken politischen Wochenzeitung Jungle World merkte im Mai 2019 kritisch an, dass fachpolitische Beweggründe im Konflikt zwischen Frauenforschung und Gender Studies nicht auszuschließen seien.[20]
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Österreich bietet die Universität Wien seit dem WS 2006/07 ein Magister- oder inzwischen Masterstudium Gender Studies an, ebenso die Universität Graz seit dem WS 2007/08.[21] Die Universität Linz verpflichtet ihre Studenten in nahezu allen Studienplänen zum Besuch von Lehrveranstaltungen zum Thema Gender Studies. Diese Lehrveranstaltungen variieren inhaltlich je nach Studienrichtung. So wird zum Beispiel bei den rechtswissenschaftlichen Studienrichtungen neben einem Überblick über die Gender Studies auch Fachwissen über die entsprechenden Rechtsquellen der Gender Studies vermittelt.
Über das österreichische Hochschulgesetz von 2005 werden die Pädagogischen Hochschulen dazu angehalten, die Strategie des Gender-Mainstreaming anzuwenden und die Ergebnisse im Bereich der Gender Studies und der gendersensiblen Didaktik zu berücksichtigen.[22]
Forschungsgegenstand und Konzeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Forschungsgegenstand der interdisziplinären Geschlechterforschung ist die „Struktur- und Wissenskategorie Geschlecht“, die je nach Fachkontext unterschiedlich konzipiert, empirisch erforscht und analysiert sowie im zusammenfassenden Überblick (Synthese) dargestellt wird. Geschlechterforschung versteht sich als „eine kritische, selbstreflexive Wissenschaft im Prozess“ und ihre Erkenntnisse und Forschungen als „in Bewegung, zeitlich gebunden und ‚situiert‘'“.[23]

Gegenstand der Untersuchung sind u. a.:
- die Geschlechterzuweisung durch Kultur und andere gesellschaftliche Organisationsformen
- die Machtverhältnisse, die aus der Unterscheidung von „männlich“ und „weiblich“ resultieren
- der Prozess des Unterscheidens zwischen den Geschlechtern sowie dessen Hintergründe und Auswirkungen
- soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern (systematische Benachteiligung im Beruf und in Sozialpolitik usw. wegen des Geschlechts), insbesondere durch Androzentrik[25]
- soziale Stellung der Geschlechter innerhalb der Gesellschaft (Patriarchat, Matriarchat, Frauenwahlrecht)
- vergeschlechtlichte Arbeitsteilung als Gesellschaftsstruktur (etwa durch die Unterscheidung von Produktion und Reproduktion in kapitalistischen Gesellschaften)
- Praktiken der Erzeugung der Geschlechterdifferenz („doing gender“)
- mediale Präsentationen und Repräsentationen von Geschlecht, etwa in Film, Literatur, Kunst, Design oder Werbung
- Verschränkung der Kategorien Geschlecht, Klasse (oder Schicht, Milieu), Ethnizität/Hautfarbe, Sexualität
- Geschlechterpädagogik, gendergerechte Didaktik
- Queer-Theorie[25]
- Frauen- und Männerforschung gemeinsam und getrennt.[25]
Die Gender Studies behandeln Geschlecht und Geschlechterverhältnis nicht als naturgegebene, sondern als überwiegend gesellschaftliche Phänomene, die durch soziale sowie kulturelle Praktiken und Strukturen konstruiert werden.[26] Sie sehen keinen deterministischen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht und der Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft. Während das biologische Geschlecht in der Regel feststehe, sei Gender dementsprechend variabel und veränderbar.
Die Vielfalt der Bedeutungen von „männlich“ und „weiblich“ wird in den Gender Studies hervorgehoben; zugleich werden bestimmte Vorstellungen vom natürlichen Wesen der Geschlechter, von Idealen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragt. Als Folge dieser Überlegungen wird die Beziehung der Geschlechter als veränderbar angesehen. Da die Geschlechterbeziehung nicht als natürliche oder statische Ordnung angesehen werden könne, wird sie als Repräsentation kultureller Regelsysteme gedeutet. Dabei sei der Aspekt der Wertung des Geschlechts wichtig; der Wert, der innerhalb einer Kultur einem Geschlecht zugeordnet wird, wirke sich auch auf das Verständnis des soziokulturellen Geschlechts innerhalb des gesellschaftlichen Systems aus.
Ein Schwerpunkt der Gender Studies ist die Aufdeckung der Mechanismen, die hinter diesen Auf- oder Abwertungen von Geschlechtern stehen. Im Gegensatz zu den Women’s Studies ist es möglich, auch Differenzen zu betrachten, durch die sich Frauen selbst voneinander unterscheiden, insbesondere unter dem Gesichtspunkt von gesellschaftlichen Minderheiten.
Zentrale Konzepte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nach Fachkontext, Sprachraum und Erkenntnisinteresse wird Geschlecht in der Forschung unterschiedlich konzipiert. Das Forschungsfeld verfügt insofern über eine große Bandbreite an wissenschaftlichen Fachbegriffen, die im Detail wiederum unterschiedlich gefasst sind.
Wichtige Begriffskonzepte der Geschlechterforschung sind insbesondere biologisches Geschlecht (Sex), Sexualität, Leiblichkeit/Körper, Transgender/Transgeschlechtlichkeit, Transsexualität, Transidentität, Geschlechtsidentität, Geschlechterrolle, Gender, Geschlechtshabitus, Mädchen, Junge, Frau, Mann, Weiblichkeit, Männlichkeit, Mutter, Mutterschaft, Vater, Vaterschaft, Elternschaft, Familie, Patriarchat.[27]
Das deutsche Wort „Geschlecht“[28] ist vieldeutig, was die Verständigung erschwert[29] – und zwar innerhalb der Wissenschaften, in der internationalen Zusammenarbeit von Wissenschaften und auch in der Wissenschaftskommunikation mit Fachkreisen und Öffentlichkeit.
Geschlechtscharakter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende des 18. Jahrhunderts wurde zunächst auf das Konzept des Charakters zurückgegriffen, um den Begriff Geschlechtscharakter zu beschreiben. Er gilt jedoch mittlerweile als weitgehend veraltet.[30][31]
Biologisches Geschlecht (Sex)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden biologische Konzeptionen von Geschlecht (engl. sex) „ein konstitutives Thema der Geschlechterforschung“, wenngleich diese Positionen laut Paula-Irene Villa „immer umstritten“ waren. Eine strikte Entgegensetzung von Natur und Kultur, von biologischem und psychosozialem Geschlecht sei „im Lichte aller (auch natur-)wissenschaftlichen Einsichten nicht haltbar“. Die Konzeptionen von ‚Sex‘ und ‚Gender‘ werden als „ko-konstitutiv“ angesehen, d. h. sie bedingen und verklammern sich wechselseitig.[30]
Gesellschaftlich wurde „die Vernaturwissenschaftlichung der Geschlechterdifferenz die Grundlage des lebensweltlichen Alltagswissens“.[30]
Geschlechterrolle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Aufkommen des Konzepts der sozialen Rolle setzte sich ab den 1970er Jahren zunehmend die Konzeption als Geschlechtsrollencharakter, Geschlechtsrolle bzw. Geschlechterrolle durch.[30][32]
Gender
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1972 etablierte sich zunächst in der englischsprachigen Forschung und später auch in der deutschen die Konzeption als Gender und mit der praxeologischen Wende ab Ende des 20. Jahrhunderts das Konzept des Doing Gender.[33] Die konzeptionelle Unterscheidung von ‚Sex‘ und ‚Gender‘ war mehr oder minder strikt angelegt und erwies sich nicht nur wissenschaftlich als „hoch produktiv“, sondern auch politisch.[30]
„Inzwischen gilt in den Gender Studies bzw. der Geschlechterforschung statt einer einfachen Gegenüberstellung von ‚Sex‘ (als Natur) und ‚Gender‘ (als Kultur), die Anerkennung der wechselseitigen Verklammerungen und Konstitutionsformen somatischer, biologischer, erfahrungsbezogener, historischer, praxeologischer usw. Dimensionen von Geschlechtlichkeit als plausibel. Zugleich muss anerkannt werden, dass innerhalb der Gender Studies verschiedene Fassungen der Sex/Gender-Unterscheidung genutzt werden, auch solche, die vom Apriori dieser Unterscheidung ausgehen“.[30]
Geschlechtshabitus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Etablierung des Konzepts des Habitus Ende des 20. Jahrhunderts setzt sich zunehmend die Konzeption als Geschlechtshabitus durch, mit deren Hilfe die Psycho- und Soziogenese von Geschlechterrolle, Gender bzw. Doing Gender wissenschaftlich erklärt wird.[34][35]
Leitwissenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]19. Jahrhundert: Biologie und Medizin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abschied von einem theologisch begründeten Weltbild stiegen mit der Aufklärung im 19. Jahrhundert Biologie und Medizin gesellschaftlich und wissenschaftlich als „die zentrale Definitionsmacht“ und Leitwissenschaften für Geschlechtlichkeit auf. Beide Wissenschaftsdisziplinen standen seitdem für den Anspruch „exaktes empirisches Tatsachenwissen über geschlechtliche Körper und sexuelle Vorgänge bereitzustellen“.[36] Durch die rasch wachsende Wirksamkeit und alltägliche Verbreitung der Medizin wurde deren Bedeutung und Glaubwürdigkeit nachhaltig unterstrichen und im gesellschaftlichen Leben verankert.[37]
Die biologisch-medizinische Organismustheorie diente zur „Herausbildung einer neuen bürgerlichen Ordnung der Geschlechter“ auf der Basis eines entsprechenden Geschlechterwissens und eines entsprechenden Geschlechtshabitus. Dabei wurde „eine rigorose psycho-physiologische Differenz zwischen den Geschlechtern direkt an den Körpern abgelesen und als Naturbasis für die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung bereitgestellt“. Zudem diente die „biologische Taxonomie und vergleichende Anatomie“ dazu, „die rassistischen Grundlagen der kolonialen Expansion Europas als auch ein sich formierendes weißes bürgerliches Patriarchat“ abzusichern.[38]
Die ideologische Vorstellung männlicher Überlegenheit und weiblicher Minderwertigkeit erschien so als wissenschaftlich belegt und schlug sich in ideologisch aufgeladenen Fachbegriffen, Theorien, Therapien und Untersuchungsmethoden nieder. Beispielsweise wurden die aristotelischen Geschlechterstereotype fortgeschrieben: Männlichkeit als aktiv, Weiblichkeit als passiv und von Mangel gekennzeichnet. Oder es herrschte die Vorstellung, dass ohne ein Y-Chromosom automatisch ein weiblicher Organismus entstehen würde.[38]
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wachsende Interdisziplinarität und Konkurrenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Beginn der Frauenforschung ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Geschlechterverhältnisse zunehmend zu einem interdisziplinären Forschungsgegenstand.[39][40] In der kritischen Geschlechterforschung entwickelten sich die Geschichtswissenschaft und die Soziologie zu Leitwissenschaften.[41][42] Auch in der kritischen Männer- bzw. Männlichkeitsforschung entwickeln diese sich zu wichtigen Wissenschaften[43][44], um Männlichkeit als lange Zeit „unmarkierte, unsichtbare Kategorie“ zu untersuchen und zu verhindern, dass diese „noch immer voreilig auf augenscheinlich biologisch oder gar genetisch determinierte Fakten reduziert werden“.[45]
Die Konkurrenz um wissenschaftliche und gesellschaftliche Führungsansprüche in der Definition von Geschlechtlichkeit führen seitdem in Gesellschaft und Wissenschaften zu erheblichen Spannungen und Auseinandersetzungen. In den Gender Studies wird Geschlechtsrollenstress hierfür als mitverantwortlich gesehen[46] und es werden Rezeptionssperren, erkenntnistheoretischer Ignoranz und blinden Flecken in der Wissenschaft beklagt.[47][48][36][49]
Bis heute hält das Ringen um eine Wissensordnung an. In den Gender Studies werden die Wissenschaften als naturalisiert und geschlechtlich codiert angesehen. Dabei stimme die innerwissenschaftliche Wissenshierarchie mit der gesellschaftlichen und kulturellen Geschlechterhierarchie überein, mit männlich codierten Naturwissenschaften wie Medizin oder Biologie als Leitwissenschaften und weiblich codierten Geisteswissenschaften.[50][51] Gleichwohl führt die Arbeit der kritischen Geschlechterforschung in Biologie und Medizin zunehmend zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit und Verständigung und einem besseren Verständnis von Vergeschlechtlichung als komplexem lebenslangem Entwicklungsprozess (siehe Gendermedizin).[52][53][54][55][56][57][58][59][60][61]
Jenseits der kritischen interdisziplinären Geschlechterforschung ist in Wissenschaft, Gesellschaft und der populistischen Debatte[62][63] ein „soziologisch reflexive[s] und entnaturalisierende[s] Geschlechterwissen“ nicht selbstverständlich.[42] Gender-Kritiker sehen „Geschlecht als naturhafte, unveränderliche, an-sich-so-seiende Tatsache jenseits sozialer, kultureller und spezifisch historischer Bedingtheiten“.[64] Kritische Biologen engagieren sich zunehmend, um der Wissenskluft und dem erneuten Trend zur unwissenschaftlichen Biologisierung des Geschlechterwissen entgegenzuwirken.[65][66]
Feministische Ansätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Gender Studies wurden verschiedene wissenschaftliche Ansätze, Theorien und Begriffe entwickelt, um differenziertes Geschlechterwissen wissenschaftlich fundiert zu gewinnen.
Die Soziologin Nina Degele (2008) nennt in Gender studies / Queer studies unter Rückgriff auf Janet Saltzman Chafetz drei den verschiedenen Forschungsperspektiven der Fachrichtung gemeinsame Postulate:
- Postulat des Geschlechts als „zentraler Fokus der Theoriebildung“
- Postulat der Problematik gegenwärtiger Geschlechterverhältnisse
- Postulat, dass diese gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse weder „naturgegeben noch […] unveränderlich“ seien.
Danach basieren die verschiedenen Forschungsrichtungen der Gender Studies in der Theoriebildung auf einem gemeinsamen feministischen Ansatz.[67]
Die Germanistin und Genderforscherin Franziska Schößler (2009) erklärt in Einführung in die Gender Studies ebenfalls, dass Gender Studies „dasjenige Projekt [fort]setzen, das feministische Ansätze seit den 1970er Jahren verfolgen: die Analyse und Kritik asymmetrischer Geschlechterverhältnisse.“ Sie weist allerdings, unter Bezugnahme auf eine Untersuchung von Luise Angerer und Johanna Dorer aus dem Jahr 1994 zum Vergleich von Frauenforschung und Geschlechterforschung, auf „markante Unterschiede“ zwischen feministischen Theorien einerseits und Gender Studies andererseits hinsichtlich Prämissen, Fokus der Forschung und Forschungszielen hin.[68]
Die als notwendig empfundene Eingrenzung auf jene Teile des Geschlechtsverständnisses, die sich nicht allein auf biologische Faktoren zurückführen lassen, wurde vor der Etablierung der Genderforschung nicht in einer eigenständigen universitären Disziplin untersucht. Tradierte Vorstellungen von universaler, als „natürlich“ eingeschätzter „Geschlechterdifferenz“, wurden wissenschaftlich bis dahin nicht oder nur unsystematisch oder überdisziplinär analysiert. Die Gender Studies entstanden in der historischen Folge der von der Zweiten Frauenbewegung politisch kritisierten Idee (oder auch Ideologie) einer Geschlechterdifferenz.
Institutionelle Verankerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An deutschsprachigen Hochschulen gab es 2017 200 Professuren mit zumindest einer Teildenomination für Geschlechterforschung.[69] Es handelte sich fast ausschließlich um Denominationen in über 30 Fachgebieten von Literaturwissenschaft über Soziologie bis Medizin und Sport. Viele dieser Stellen sind befristet, 17,6 Prozent sind Professuren in der Besoldungsgruppe W3.[70] Im Sommersemester 2023 gab es laut einem Bericht des Wissenschaftsrats insgesamt 173 Professuren an deutschen Hochschulen mit Voll- oder Teildenomination in der Frauen- und/oder Geschlechterforschung.[71] Mehr als ein Dutzend Hochschulen bieten v. a. auf Masterniveau Studiengänge in Gender Studies an. Eine Promotion explizit in Gender Studies ist nur an der Humboldt-Universität zu Berlin möglich. Neben der Fachgesellschaft Geschlechterstudien bestehen in den Fachgesellschaften weiterer Disziplinen entsprechende Sektionen oder Arbeitsgruppen.[72] In einzelnen Bundesländern gibt es spezielle Koordinationsstellen, deren Aufgabe es ist, Forschungsaktivitäten im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung zu bündeln und hochschulübergreifende Kooperationen anzuregen. Dazu gehören die Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen, das Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW, die Landesarbeitsgemeinschaft der Einrichtungen für Frauen- und Geschlechterforschung in Niedersachsen, das Gender- und Frauenforschungszentrum in Hessen, die Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit in Sachsen-Anhalt (KGC) und das Zentrum Gender & Diversity in Hamburg.
Skandinavien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Nordische Ministerrat gründete 1995 das Nordische Gender-Institut (Nordic Gender Institute. NIKK), das in Norwegen an der Universität Oslo angesiedelt war. Es wurde zum 31. Dezember 2011 als eigenständiges Institut geschlossen. Im Herbst 2012 wurde NIKK als „Nordic Information for Gender Knowledge“ reorganisiert und in das Swedish Secretariat for Gender Research an der Universität Göteborg in Schweden eingegliedert.[73][74] NIKK initiiert, koordiniert und führt zentrale Projekte und Studien durch, in denen der Stand der Geschlechtergleichheit in den nordischen Ländern untersucht wird. So wurde zum Beispiel 2008 eine groß angelegte Studie für die „Ministerien für Geschlechtergleichheit“ der nordeuropäischen Länder zum Thema Prostitution präsentiert.[75][76]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kritik an der Politisierung des wissenschaftlichen Gender-Konzepts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Übertragung des wissenschaftlichen Gender-Konzepts in die internationale Geschlechterpolitik – vor allem durch den strategischen Ansatz des Gender-Mainstreaming – in den 1990er Jahren wurde es zugleich zum geschlechterpolitischen Konzept. Innerhalb der Geschlechterforschung stößt dies teilweise auf Kritik.
Stefan Hirschauer attestierte dem Fach 2017 ein Übermaß an Politisierung und ideologischen Scheuklappen. Geschlechterforschung dürfe nicht „als Vehikel der Frauenförderung“ instrumentalisiert werden. Wenn Gender Studies sich selbst zum Teil eines politischen emanzipatorischen Projekts machten, weiche man der wissenschaftlichen Beantwortung der Frage „Wozu Gender Studies?“ aus und erwecke „chronisch den Verdacht, nicht die intellektuelle Substanz zu ihrer Beantwortung“ zu haben.[77]
Kritik durch Wissenschaft und Öffentlichkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gender Studies werden von einigen Naturwissenschaftlern und in der Öffentlichkeit teils kontrovers, mitunter polemisch diskutiert. Der Autor und Historiker Vojin Saša Vukadinović meinte dazu in der NZZ: „Die Gender-Studies befinden sich in einer Legitimationskrise: Die Öffentlichkeit begegnet dem Fach mit Ablehnung, Biologen fechten ihre Wissenschaftlichkeit an, und politische Gruppierungen mobilisieren wahlweise gegen einen «Wahn» oder eine «Ideologie». Alle beanstanden Sinn und Zweck eines Studienfachs, das mit zwanzig Jahren noch relativ jung ist, gleichwohl aber eine Vielzahl an Kontroversen durchlaufen hat.“[78]
Der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera bezeichnete 2015 in einem Interview mit dem RBB die Gender Studies als „unwissenschaftlichen Unsinn“. Die akademischen Gender Studies seien eine „fundamentalistische feministische Ideologie, die von einer kompletten sozialen Konstruiertheit des biologischen Geschlechts ausgingen“. Die feministische Journalistin Catherine Newmark ordnete in Die Zeit seine Äußerungen in die „antifeministische Rhetorik, den sogenannten ‚Backlash‘“ ein und sieht sie in einer Reihe mit den im Internet „kursierenden maskulinistische(n) Verschwörungstheorien von der feministischen Weltherrschaft“.[79] Mit seinem Buch Gender-Paradoxon, das 2016 erschien, wolle Kutschera die „letzten Nägel in den Sarg der Gender-Ideologie schlagen“.[80] Axel Meyer, ebenfalls Evolutionsbiologe, bezeichnet in seinem Buch Adams Apfel und Evas Erbe die Gender Studies gemeinsam mit Fächern wie Anthroposophie und Homöopathie als „leider weit verbreiteten antiwissenschaftlichen Hokuspokus“.[81] In seiner Besprechung des Buchs in der FAZ kritisierte Thomas Weber Meyers „verzerrende Attacken auf fast alles, was ‚gender‘ im Namen führt“.[82] Philipp Gut zitierte in der Weltwoche den Neurowissenschaftler und Psychiater Raphael M. Bonelli, der in der „Gender-Theorie“ „einen versteckten Sexismus am Werk“ sehe.[83] Laut dem Journalisten Jan Fleischhauer generieren die Gender Studies Hypothesen, die sie keiner Bestätigung oder Falsifikation zuführen. Alleine durch Wiederholung und In-Umlauf-Bringen werde versucht, ihnen Wahrheitskraft zu verleihen.[84]
In Ungarn wurde ab dem Wintersemester 2018 den beiden Genderstudies-Master-Studiengängen die Zulassung entzogen.[85] Offiziell wurde dies mit einer angeblich mangelnden Nachfrage begründet, Regierungsvertreter hatten dieses Fach jedoch schon zuvor als „Untergrabung der Fundamente der christlichen Familie“ angegriffen.[86] Studienvertreter im In- und Ausland kritisierten diese Entscheidung als „Eingriff in die Freiheit von Forschung und Lehre“.[87]
Einordnung des Widerstandes gegen Gender Studies
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der ARD-Faktenfinder bezeichnet die Kritik an den Gender Studies, Forschung, Lehre und politischen Aktivismus zu vermischen, als teilweise berechtigt und konstatiert eine „stellenweise Überpolitisierung“. Das Anliegen, „den Gender Studies jedwede Wissenschaftlichkeit absprechen“ zu wollen, wie es durch das Vorgehen der ungarischen Regierung geschehe, sei aber „seinerseits politisch und nicht wissenschaftlich motiviert“.[77]
Laut der Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp würden „Rechtspopulisten und Maskulinisten“ dem Fach unterstellen, „eine feministische Agenda zu betreiben, also nicht wissenschaftlich objektiv zu sein, sondern eine Ideologie zu verfolgen“. Dabei hätten die Gender Studies gar nichts mit Feminismus zu tun, sondern untersuchten „das, was wir alle ständig tun: Geschlecht darstellen, Geschlechterbilder konstruieren oder untergraben“.[88] Die Vorwürfe an die akademischen Gender Studies, die medial geschürt würden, zeugen laut den Geschlechterforscherinnen Sabine Hark und Paula-Irene Villa Braslavsky von Statusängsten. Die Soziologinnen ziehen eine historische Analogie zu deutschen Naturwissenschaftlern, die sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts „mit dem Rekurs auf die Natur gegen das Recht von Frauen, zu studieren, stellten“ und „einen irreversiblen Eingriff in die Naturgesetze“ fürchteten, sollten Frauen als Gleiche in die Akademie einziehen.[89]
Politikwissenschaftler und Soziologen sehen die ökonomische, politische und kulturelle Verunsicherung durch den Neoliberalismus (zunehmende wirtschaftliche Prekarisierung, Verschärfung der sozialen Ungleichheit) als eine Ursache für den Widerstand gegen Gender Studies in Teilen der Bevölkerung. Illiberale Populisten hätten es geschafft, an die Gefühle der Menschen anzuknüpfen und diese gegen Gleichstellungsfragen zu lenken. Der Widerstand gegen Gender Studies wird als Teil der Anti-Gender-Bewegung gesehen, die sich gegen das Feindbild einer angeblichen „Gender-Ideologie“ oder sogenannten „Genderismus“ richtet.[90][91]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fachgesellschaft Geschlechterstudien (Gender Studies Association: Gender e. V.)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Handbücher
- Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): Männlichkeit: Ein interdisziplinäres Handbuch. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02393-3.
- Beate Kortendiek, A. Senganata Münst (Hrsg.): Lebenswerke. Porträts der Frauen- und Geschlechterforschung. Budrich, Opladen 2005, ISBN 3-938094-56-7.
- Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-12495-3.
- Renate Kroll (Hrsg.): Gender Studies – Geschlechterforschung: Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Metzler, Stuttgart u. a. 2002, ISBN 3-476-01817-2.
- Christina von Braun, Inge Stephan (Hrsg.): Gender@Wissen: Ein Handbuch der Gender-Theorien. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 2013, ISBN 978-3-8252-3926-8.
Fachzeitschriften
- Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft (seit 2009).
- Feministische Studien. Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (seit 1982), ISSN 0723-5186.
- Freiburger GeschlechterStudien (seit 2007), ISSN 0948-9975.
- L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft (1990–), ISSN 1016-362X.
- Querelles. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung. ISSN 2191-9127 (Untertitel bis 2000: Jahrbuch für Frauenforschung); war bis 2011 eine Buchreihe (1996–).
Diskurs
- Lars Bülow, Matthias Herz: Diskursive Kämpfe ums Geschlecht. Gender Studies, ihre Gegner/innen und die Auseinandersetzung um Wissenschaftlichkeit und korrekten Sprachgebrauch. In: Antje Baumann, André Meinunger (Hrsg.): Die Teufelin steckt im Detail: Zur Debatte um Gender und Sprache. Kadmos, Berlin 2017, ISBN 978-3-86599-287-1, S. 148–195.
- Rita Casale, Barbara Rendtorff (Hrsg.): Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung. Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-748-6.
- Ulrich Kutschera: Das Gender-Paradoxon. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen. Lit, Berlin 2016, ISBN 978-3-643-13297-0.
- Sabine Hark, Paula-Irene Villa (Hrsg.): Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. 2. Auflage. Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3144-9 (Leseprobe beim Verlag; Leseprobe in der Google-Buchsuche).
- Jasmin Siri: Kampfzone Gender. Über die Politisierung wissenschaftlicher Expertise. Nicolai Publishing & Intelligence, Berlin 2018, ISBN 978-3-96476-003-6 (Rezensionsnotiz im Perlentaucher).
- Alexander Ulfig, Harald Schulze-Eisentraut (Hrsg.): Gender Studies – Wissenschaft oder Ideologie? DWV, Baden-Baden 2019, ISBN 978-3-86888-142-4 (Rezension).
Einführungen
- Therese Frey Steffen: Gender. Reclam, Leipzig, Stuttgart 2006, ISBN 3-15-020307-4 (Rezension).
- Christina von Braun, Inge Stephan: Gender-Studien: eine Einführung. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-01636-6.
- Franziska Schößler: Einführung in die Gender Studies. Akademie, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004404-0 (Rezension).
- Martina Löw, Bettina Mathes (Hrsg.): Schlüsselwerke der Geschlechterforschung. Springer VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-13886-3 (Kurzrezension).
- Nina Degele: Gender / Queer Studies: Eine Einführung. Fink, Paderborn 2008, ISBN 978-3-8252-2986-3.
- Ulla Bock: Pionierarbeit. Die ersten Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen 1984–2014 (= Politik der Geschlechterverhältnisse. Band 55). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2015, ISBN 978-3-593-50301-1.
Gender-Studien in einzelnen Disziplinen (Auswahl)
- Dörte Kuhlmann: Raum, Macht & Differenz: Genderstudien in der Architektur. Edition Selene, Wien 2005, ISBN 3-902373-73-3.
- Robin Bauer, Helene Götschel (Hrsg.): Gender in Naturwissenschaften. Ein Curriculum an der Schnittstelle der Wissenschaftskulturen (= Talheimer Sammlung kritisches Wissen. Band 53). Talheimer, Mössingen-Talheim 2006, ISBN 978-3-89376-119-7.
- Tom Bieling (Hrsg.): Gender (&) Design – Positionen zur Vergeschlechtlichung in Gestaltungskulturen. Mimesis, Mailand 2020, ISBN 978-88-6977-242-9.
- Ursula Hennigfeld / Fernand Hörner / Ursula Link-Heer (Hrsg.): Literarische Gendertheorie. Eros und Gesellschaft bei Proust und Colette. Transcript, Bielefeld 2006, ISBN 978-3-89942-557-4.
- Bettina Engels: Gender und Konflikt. Die Kategorie Geschlecht in der Friedens- und Konfliktforschung. VDM, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-6527-4.
- Corinna Schlicht (Hrsg.): Genderstudies in den Geisteswissenschaften: Beiträge aus den Literatur-, Film- und Sprachwissenschaften. Universitätsverlag Rhein-Ruhr, Duisburg 2010, ISBN 978-3-940251-70-1.
- Mechthild Koreuber (Hrsg.): Geschlechterforschung in Mathematik und Informatik. Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-4537-4.
- Sabine Oertelt-Prigione, Vera Regitz-Zagrosek (Hrsg.): Sex and Gender Aspects in Clinical Medicine. Springer, London 2011, ISBN 978-0-85729-831-7 (englisch).
- Meike Sophia Baader, Johannes Bilstein, Toni Tholen (Hrsg.): Erziehung, Bildung und Geschlecht. Männlichkeiten im Fokus der Gender-Studies. Springer VS, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18552-1 (Rezension).
- Hilge Landweer, Catherine Newmark, Christine Kley, Simone Miller (Hrsg.): Philosophie und die Potenziale der Gender Studies. Transcript, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2152-5.
- Ricarda Drüeke, Elisabeth Klaus, Martina Thiele, Julia Elena Goldmann (Hrsg.): Kommunikationswissenschaftliche Gender Studies. Zur Aktualität kritischer Gesellschaftsanalyse. Transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-3837-0.
- Stefan Fragner, Jan Hemming, Beate Kutschke: Gender Studies & Musik. Geschlechterrollen und ihre Bedeutung für die Musikwissenschaft. ConBrio, Regensburg 1998, ISBN 978-3-932581-04-5.
- Susan McClary: Feminine Endings: Music, Gender, and Sexuality. University Of Minnesota Press 1991, 2002, ISBN 978-0-8166-4189-5.
- M. Zywietz/K. Grönke: Musik und Homosexualität – Homosexualität und Musik (= Jahrbuch Musik und Gender. Band 10). Olms, 2018, ISBN 978-3-487-15642-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft: Geschlechterforschung. In: pw-portal.de 2020 (Literatur zum Thema Gender Studies).
- Heinrich-Böll-Stiftung: Gender-Mediathek (Lehr- und Lernmaterialien)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Inge Stephan, Christina von Braun: Einleitung. In: Christina von Braun, Inge Stephan (Hrsg.): Gender-Studien: Eine Einführung. 2. Auflage. Metzler, 2006, ISBN 978-3-476-02143-4, S. 3.
- ↑ Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.
- ↑ Birgit Regraf: Konstruktion von Geschlecht. In: Brigitte Aulenbacher, Michael Meuser, Birgit Riegraf (Hrsg.): Soziologische Geschlechterforschung: Eine Einführung. Wiesbaden 2010, S. 55–77.
- ↑ Lieselotte Steinbrügge: Ein Mythos wird besichtigt: Le deuxième sexe von Simone de Beauvoir unter dem Mikroskop der Genderforschung. In: Querelles: Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung. Nr. 17: Geschichte, 2005 (online auf querelles-net.de).
- ↑ Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.
- ↑ Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.
- ↑ a b Ingrid Galster: Relire Beauvoir. Das andere Geschlecht sechzig Jahre später. In: Ingrid Galster: Simone Beauvoir und der Feminismus. Hamburg 2015, S. 56–78.
- ↑ Ingrid Galster; Elisabeth Badinter (Hrsg.): Simone de Beauvoir: Le deuxième sexe: le livre fondateur du féminisme moderne en situation (…issu d'un colloque organisé par Ingrid Galster qui s’est tenu du 10 au 13 novembre 1999 à l’Université Catholique d’Eichstätt, en Bavière). Paris 2004.
- ↑ Hans-Dieter Schmidt, Christiane Schmerl, Astrid Krameyer, Angelika Wagner, Dieter Steinbach, Amélie Schmidt-Mummendey: Frauenfeindlichkeit: Sozialpsychologische Aspekte der Misogynie. München 1973.
- ↑ Rosemarie Nave-Herz: Das Dilemma der Frau in unserer Gesellschaft: Der Anachronismus in den Rollenerwartungen. Texte und statistische Daten zur Einführung in eine „Geschlechter-Soziologie“. Berlin-Spandau 1972.
- ↑ Astrid Deuber-Mankowsky: Gender – ein epistemisches Ding? in: Rita Casale, Barbara Rendtorff (Hrsg.): Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung. Transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-748-6, S. 185.
- ↑ Katrin Hönig: Historische Rekonstruktion. In: Therese Steffen (Hrsg.): Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 45–46 (Konferenzschrift 2003).
- ↑ Therese Steffen (Hrsg.): Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 10–11 (Konferenzschrift 2003).
- ↑ Ulrike Baureithel: Verwirrung im Geschlechterspiel. In: Die Tageszeitung: taz. 31. Oktober 1992, ISSN 0931-9085, S. 13 (taz.de [abgerufen am 1. Juli 2020]).
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- ↑ Institute of Gender in Medicine. In: charite.de. Abgerufen am 27. Juli 2025 (englisch).
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- ↑ Ali Tonguç Ertuğrul, Sabri Deniz Martin: Feminismus vs. Gender Studies: Bemerkenswertes Urteil. In: Jungle World. Nr. 17. Jungle World, 25. April 2019 (jungle.world).
- ↑ Gender Studies. In: uni-graz.at. Abgerufen am 27. Juli 2025 (englisch).
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- ↑ Ruth Becker, Beate Kortendiek, Katja Sabisch: Vorwort. In: Ruth Becker, Beate Kortendiek, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Stuttgart 2016, S. V-VII.
- ↑ Stefan Hirschauer: Wozu „Gender Studies“? Geschlechterdifferenzierungsforschung zwischen politischem Populismus und naturwissenschaftlicher Konkurrenz. In: Soziale Welt. Nr. 54, 2003, S. 474.
- ↑ a b c Therese Frey Steffen, Caroline Rosenthal, Anke Väth: Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 9.
- ↑ Therese Steffen (Hrsg.): Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2739-6, S. 11 ff. (Konferenzschrift 2003).
- ↑ Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019.
- ↑ Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: Geschlecht.
- ↑ Karin Hausen: Wörter hören und über den Wortsinn nachdenken: ‚Geschlecht’ und ‚gender’ als Beispiel. In: Christian Frey (Hrsg.): Sinngeschichten. Kulturgeschichtliche Beiträge für Ute Daniel. Köln/Weimar/Wien 2013, S. 160–168.
- ↑ a b c d e f Paula-Irene Villa: Sex – Gender: Ko-Konstitution statt Entgegensetzung. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-12495-3, S. 24–33.
- ↑ Thesenblatt: Karin Hausen – Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“ | Soziologie und Politik. 12. Februar 2014, abgerufen am 16. Februar 2021.
- ↑ Claudia Gather: Zu einigen Begrifflichkeiten: Geschlechtsrollen und Weiblichkeitsmythen. In: K. Hahn, C. Koppetsch (Hrsg.): Soziologie des Privaten. Wiesbaden 2011.
- ↑ Linus Westheuser: Doing Gender. In: Gender Glossar. 7. Januar 2018, abgerufen am 26. Juli 2025.
- ↑ Holger Brandes: Der männliche Habitus. Band 1: Männer unter sich. Bd. 2: Männerforschung und Männerpolitik. Opladen 2001.
- ↑ Michael Meuser: Geschlecht und Männlichkeit. 3. Auflage. Wiesbaden 2010, S. 116 ff.
- ↑ a b Kerstin Palm: Biologie: Geschlechterforschung zwischen Reflexion und Intervention. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 843–851.
- ↑ Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner: Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 741–750.
- ↑ a b Kerstin Palm: Biologie: materielle Dimensionen von Geschlecht in biologisch-kritischer Perspektive. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 729–739.
- ↑ Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019.
- ↑ Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck: Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2016.
- ↑ Gabriella Hauch: Geschichtswissenschaften: von einer Leitwissenschaft in der Frauen- und Geschlechterforschung zur institutionalisierten Disziplin. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 522–530.
- ↑ a b Heike Kahlert: Soziologie: eine Leitwissenschaft der Frauen- und Geschlechterforschung mit fragmentarisch entnaturalisiertem Geschlechterwissen. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 652–661.
- ↑ Jiirgen Martschukat, Olaf Stieglitz, Daniel Albrecht: Geschichtswissenschaft. In: Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2016, S. 104–126.
- ↑ Michael Meuser: Soziologie. In: Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2016, S. 218–236.
- ↑ Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck: Einleitung. In: Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinares Handbuch. Stuttgart 2016, S. 1–10.
- ↑ Cheryl Benard, Edit Schlaffer: Viel erlebt und nichts begriffen: Die Männer und die Frauenbewegung. Rowohlt, 1985, S. 34.
- ↑ Paula Villa, Sabine Hark: Anti-Genderismus: Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld 2015.
- ↑ Heinz-Jürgen Voß: Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive. Bielefeld 2010 (oapen.org [PDF]).
- ↑ Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner: Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 741–750.
- ↑ Heike Kahlert: Wandel der Wissens- und Geschlechterordnung. Rezension "Gender@Wissen. Ein Handbuch der Gender-Theorien". Hrsg.: querelles-net. Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung. 2005 (querelles-net.de).
- ↑ Sigrid Schmitz: Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn? Über den Geschlechterdeterminismus in der Hirnforschung und Ansätze zu seiner Dekonstruktion. In: Forum Wissenschaft. Band 21, Nr. 4, 2004, S. 9–13 (boeckler.de [PDF]).
- ↑ Clarie Ainsworth: Sex Redefined. In: Nature. 2015, S. 288–291 (nature.com).
- ↑ Heinz-Jürgen Voß: Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive. Bielefeld 2010 (oapen.org [PDF]).
- ↑ Heinz-Jürgen Voß: „Weiblichmännlich“, „männlichweiblich“ – bisexuelle Konstitution als Basis „moderner“ biologisch-medizinischer Geschlechtertheorien. In: Martin Schneider, Marc Diehl (Hrsg.): Gender, Queer und Fetisch: Konstruktion von Identität und Begehren. Hamburg 2011, S. 11–29 (heinzjuergenvoss.de [PDF]).
- ↑ Anne Fausto-Sterling: Why Sex Is Not Binary. The complexity is more than cultural. It’s biological, too. In: New York Times. 25. Oktober 2018 (nytimes.com).
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- ↑ Anita Rieder, Brigitte Lohff: Gender Medizin: Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis. 2. Auflage. Springer, Wien 2009, ISBN 978-3-211-68290-6, S. 2.
- ↑ Kerstin Palm: Biologie: Geschlechterforschung zwischen Reflexion und Intervention. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 843–851.
- ↑ Sabine Oertelt-Prigione, Sarah Hiltner: Medizin: Gendermedizin im Spannungsfeld zwischen Zukunft und Tradition. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden 2019, S. 741–750.
- ↑ Anne Fausto-Sterling: Gender/Sex, Sexual Orientation, and Identity Are in the Body: How Did They Get There? In: THE JOURNAL OF SEX RESEARCH. 2019, S. 1–27.
- ↑ Heinz-Jürgen Voß: Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive. Bielefeld 2010 (oapen.org [PDF]).
- ↑ Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck: Einleitung. In: Stefan Horlacher, Bettina Jansen, Wieland Schwanebeck (Hrsg.): Männlichkeit. Ein interdisziplinares Handbuch. Stuttgart 2016, S. 1–10.
- ↑ Liesa Herbst: Von Natur aus anders. Die Biologisierung der Geschlechterdifferenz und ihre Renaissance in populären Sachbüchern. Münster 2015.
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- ↑ Anne Fausto-Sterling: Why Sex Is Not Binary. The complexity is more than cultural. It’s biological, too. In: New York Times. 25. Oktober 2018 (nytimes.com).
- ↑ Heinz-Jürgen Voß: Kommentar zu „Wie viele Geschlechter gibt es und kann man sie wechseln?“ aus biologischer Perspektive. In: Zeitschrift für Sexualforschung. Nr. 32, 2019, S. 153–156 (thieme-connect.com).
- ↑ Nina Degele: Gender/Queer Studies: Eine Einführung. Fink Verlag, Paderborn 2008, ISBN 978-3-8252-2986-3, S. 21 (beck-shop.de [PDF; 683 kB; abgerufen am 6. Januar 2017]).
- ↑ Franziska Schößler: Einführung in die Gender Studies. Berlin 2009, S. 9.
- ↑ Maximiliane Brand, Katja Sabisch: Gender Studies: Geschichte, Etablierung und Praxisperspektiven des Studienfachs. In: Beate Kortendiek, Birgit Riegraf, Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-12495-3, S. 1047.
- ↑ Anna-Lena Scholz: Über die Anfänge der Frauenforschung. Die Gender-Rebellinnen. Der Tagesspiegel, 22. Januar 2016
- ↑ Heike Schmoll, Berlin: Wissenschaftsrat gibt Empfehlungen zu Gender Studies. In: FAZ.NET. 10. Juli 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Juli 2023]).
- ↑ Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland. Köln 2023, S. 136 pages, doi:10.57674/9Z3K-1Y81 (wissenschaftsrat.de [abgerufen am 10. Juli 2023]).
- ↑ NIKK moves to Sweden. ( vom 30. Januar 2013 im Internet Archive) Mitteilung des Nordic Council of Ministers (englisch).
- ↑ Evaluation of the Swedish Secretariat for Gender Research NIKK ( vom 23. September 2015 im Internet Archive), September 2014
- ↑ Nordic Co-operation Programme for Gender Equality 2011. Nordic Council of Ministers. 2012, ISBN 978-92-893-2337-6, S. 12f.
- ↑ NIKK Assignment, Stand 1. Oktober 2012 ( vom 1. Februar 2014 im Internet Archive) (englisch).
- ↑ a b tagesschau.de: Gender Studies: Umkämpfte Wissenschaft. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2020; abgerufen am 25. Oktober 2020.
- ↑ Vojin Saša Vukadinović: Der Kampf um Gender. NZZ, 7. September 2017
- ↑ Catherine Newmark: Gender Studies. Aus Angst vor einem anderen Leben. Zeit Online, 17. Juli 2015
- ↑ Armin Himmelrath: Professor gegen Genderforschung: „Jung, attraktiv, muss gut kochen können“. Spiegel Online, 24. September 2015
- ↑ Axel Meyer: Adams Apfel und Evas Erbe. Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer. Mit einem Vorwort von Harald Martenstein. 1. Auflage. Bertelsmann, München 2015, ISBN 978-3-570-10204-6, S. PT11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Thomas Weber: Fortpflanzungsbiologie. Man soll uns nicht mit Wühlmäusen vergleichen. FAZ, 8. November 2015
- ↑ Philipp Gut: Geschlechter. Ideale Ergänzung. Die Weltwoche Nr. 8, 25. Februar 2016, S. 14–17 (Online [abgerufen am 2. Januar 2018]).
- ↑ Was es über Sie aussagt, wenn Sie glauben, Ihr Geschlecht sei eine Sache der Biologie. Abgerufen am 5. Januar 2020.
- ↑ Ungarn verbannt Geschlechterforschung aus den Unis. In: zeit.de. 16. Oktober 2018, abgerufen am 10. Dezember 2020.
- ↑ Ungarn schafft das Fach Gender Studies ab. In: spiegel.de. 16. Oktober 2018, abgerufen am 10. Dezember 2020.
- ↑ Verbot von Gender Studies an ungarischen Universitäten. Betriebsrat der WU Wien für das wissenschaftliche Personal, abgerufen am 10. Dezember 2020.
- ↑ Antje Schrupp: Gender-Studies: Bist du gender oder was? In: Die Zeit. 11. September 2017, abgerufen am 31. Dezember 2020.
- ↑ Sabine Hark, Paula Villa: Attacken auf die Geschlechterforschung. Das dubiose Gender. Gastbeitrag in Der Tagesspiegel, 17. Dezember 2014
- ↑ Gender as symbolic glue. How ‘gender’ became an umbrella term for the rejection of the (neo)liberal order. In: Zeitschrift LuXemburg. 26. September 2018, abgerufen am 3. März 2021.
- ↑ Judith Butler: Why is the idea of ‘gender’ provoking backlash the world over? In: The Guardian. 23. Oktober 2021, abgerufen am 11. Juni 2022 (englisch).