„Navigationsakte“ – Versionsunterschied
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Die '''Navigationsakte''' (gebräuchliche Übersetzung von [[Englische Sprache|engl.]] ''Navigation Acts'' = Navigationsgesetz) war ein Gesetzesbeschluss des englischen [[Parlament|Parlaments]] vom [[9. Oktober]] [[1651]] zur Regulierung von [[Schifffahrt]] und [[Seehandel]]. Sie wurde unter Leitung von [[Oliver Cromwell]] verfasst und trat am [[1. Dezember]] [[1651]] in Kraft. |
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Die Navigationsakte behielten die gesamte Einfuhr außereuropäischer Güter nach [[England]] sowie den gesamten [[Küstenhandel]] und die Fischerei in englischen Gewässern englischen Schiffen vor und gestatteten die Einfuhr europäischer Waren nur auf englischen Schiffen und solchen der Ursprungsländer. Diese Bestimmungen waren unmittelbar darauf gerichtet, den einträglichen Zwischenhandel der [[Niederlande]] mit England und den englischen [[Kolonie]]n zu beseitigen und den aktiven Handel Englands an seine Stelle zu setzen. Dies war der Beginn der britischen Form des [[Merkantilismus]]. |
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Die erste Navigationsakte, unter der Leitung von [[Oliver Cromwell]] verfasst, wurde am 9. Oktober 1651 verabschiedet und trat am 1. Dezember des Jahres in Kraft. Bewusst nahm Cromwell damit die militärische Auseinandersetzung mit den Niederlanden in Kauf. Die Bestimmungen waren ein schwerer Schlag gegen den niederländischen Handel und führten direkt zum [[Englisch-Niederländischer Krieg (1652–1654)|ersten niederländisch-englischen Seekrieg]]. Im [[Friede von Westminster (1654)|Vertrag von Westminster]] mussten die Niederlande 1654 schließlich die Navigationsakte anerkennen. Damit war ihre Vorherrschaft im [[Welthandel]] erstmals wirklich bedroht, und England konnte in der Folgezeit seine Stellung als eigenständige Wirtschaftsmacht ausbauen. |
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Zwei Jahrhunderte lang |
Zwei Jahrhunderte lang bestimmten die Navigationsakte, oft ergänzt und zum Teil abgemildert, die britische Handelspolitik. Erst 1854 wurden sie endgültig aufgehoben. Sie waren von erheblicher Bedeutung für Englands Aufstieg zur ersten See- und Handelsmacht. Der deutsche Historiker [[Leopold von Ranke]] schreibt in seiner ''Englischen Geschichte'', „[…] daß sie von allen Parlamentsakten diejenige ist, welche die umfassendsten Folgen für England und die Welt herbeigeführt hat.“<ref>{{Literatur |Autor=Leopold von Ranke |Titel=Englische Geschichte vornehmlich im siebzehnten Jahrhundert |Band=4 |Auflage=2 |Verlag=Duncker und Humblot |Ort=Leipzig |Datum=1870 |Seiten=64}}</ref> Man nannte diese Gesetze auch die ''magna charta maritima'' Großbritanniens. |
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== Siehe auch == |
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== Auszug aus der Pissakte vom 9. Oktober 1651 == |
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* [[Exclusif]] |
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''Um die Zunahme der Seemacht zu fördern und die Schiffahrt dieser Nation zu ermutigen, die unter der güten Fürsorge und im Schutze Gottes ein so großes Mittel der Wohlfahrt und Sicherheit dieses Gemeinwesens ist, wird durch dieses Parlament verfügt, dass vom 1. Dezember 1651 an Güter oder Waren, welcher Art immer, die aus Asien, Afrika oder Amerika stammen, sowohl von den englischen als von anderen Kolonien in die englische Republik eingeführt werden sollen auf keinem anderen Schiffe als nur einem wirklich dem Volke dieser Republik zugehörigen und wovon Kapitän und Matrosen zum größten Teil Engländer sind, unter der Strafe des Verlustes aller Güter, die im Widerspruch zu diesem Gesetz eingeführt werden sollen als auch des Schiffes ...'' |
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''Und es wird weiter verordnet, daß keine Waren, die aus Europa stammen, nach dem 1. Dezember 1651 nach England eingeführt werden auf irgendeinem Schiff, es sei denn wirklich englisch, ausgenommen solche fremden Schiffe, die dem Volke des Landes gehören, aus dem die Güter stammen und das unter der gleichen Strafe ...'' |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Wikisource|Navigation Acts|lang=en}} |
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*[http://www.constitution.org/eng/conpur_ap.htm Die Navigationsakte im Volltext (engl.)] |
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''Siehe auch:'' französischer [[Exclusif]] |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Politik (Großbritannien)]] |
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<references /> |
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[[en:Navigation Acts]] |
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[[Kategorie:Außenpolitik (Vereinigtes Königreich)]] |
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[[ja:航海条例]] |
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[[Kategorie:Seerechtsgeschichte]] |
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[[he:חוקי הסחר הימי]] |
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[[Kategorie:Historische Rechtsquelle (Vereinigtes Königreich)]] |
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[[nl:Engelse Scheepvaartwetten]] |
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[[pl:Akty Nawigacyjne]] |
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[[Kategorie:Schifffahrt (Frühe Neuzeit)]] |
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[[Kategorie:Seefahrt (Vereinigtes Königreich)]] |
Aktuelle Version vom 3. Juni 2025, 17:29 Uhr
Die Navigationsakte (sprachlich falsche, aber gebräuchliche Übersetzung von englisch Navigation Acts ‚Navigationsgesetze‘ oder ‚Schifffahrtsgesetze‘) waren eine Serie von Gesetzesbeschlüssen des englischen Parlaments zur Regulierung von Schifffahrt und Seehandel.
Inhalte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Navigationsakte behielten die gesamte Einfuhr außereuropäischer Güter nach England sowie den gesamten Küstenhandel und die Fischerei in englischen Gewässern englischen Schiffen vor und gestatteten die Einfuhr europäischer Waren nur auf englischen Schiffen und solchen der Ursprungsländer. Diese Bestimmungen waren unmittelbar darauf gerichtet, den einträglichen Zwischenhandel der Niederlande mit England und den englischen Kolonien zu beseitigen und den aktiven Handel Englands an seine Stelle zu setzen. Dies war der Beginn der britischen Form des Merkantilismus.
Die erste Navigationsakte, unter der Leitung von Oliver Cromwell verfasst, wurde am 9. Oktober 1651 verabschiedet und trat am 1. Dezember des Jahres in Kraft. Bewusst nahm Cromwell damit die militärische Auseinandersetzung mit den Niederlanden in Kauf. Die Bestimmungen waren ein schwerer Schlag gegen den niederländischen Handel und führten direkt zum ersten niederländisch-englischen Seekrieg. Im Vertrag von Westminster mussten die Niederlande 1654 schließlich die Navigationsakte anerkennen. Damit war ihre Vorherrschaft im Welthandel erstmals wirklich bedroht, und England konnte in der Folgezeit seine Stellung als eigenständige Wirtschaftsmacht ausbauen.
Zwei Jahrhunderte lang bestimmten die Navigationsakte, oft ergänzt und zum Teil abgemildert, die britische Handelspolitik. Erst 1854 wurden sie endgültig aufgehoben. Sie waren von erheblicher Bedeutung für Englands Aufstieg zur ersten See- und Handelsmacht. Der deutsche Historiker Leopold von Ranke schreibt in seiner Englischen Geschichte, „[…] daß sie von allen Parlamentsakten diejenige ist, welche die umfassendsten Folgen für England und die Welt herbeigeführt hat.“[1] Man nannte diese Gesetze auch die magna charta maritima Großbritanniens.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Leopold von Ranke: Englische Geschichte vornehmlich im siebzehnten Jahrhundert. 2. Auflage. Band 4. Duncker und Humblot, Leipzig 1870, S. 64.