„Johannes Kepler“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K Bot: Korrektur der Wiki-Syntax nach phabricator:T101841 |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Weiterleitungshinweis|Kepler}} |
|||
[[Bild:Johannes Kepler.jpeg|thumb|Johannes Kepler]] |
|||
[[Datei:Jean Keppler.jpg|mini|Johannes Kepler (1620), Gemälde im [[Thomasstift]], Straßburg. |
|||
'''Friedrich Johannes Kepler''' (auch: ''Ioannes Keplerus''; * [[27. Dezember]] [[1571]] in [[Weil der Stadt]]; † [[15. November]] [[1630]] in [[Regensburg]]) war ein deutscher [[Naturphilosoph]], [[Mathematiker]], [[Astronom]], [[Astrologe]] und [[Optiker]]. |
|||
[[Datei:Johannes.Kepler.Signature.svg|rahmenlos|rechts|klasse=skin-invert-image|Unterschrift „Joannes Keplerus“]]]] |
|||
'''Johannes Kepler''', auch ''Johannes Keppler'' oder ''Johann Kepler'', auch latinisiert ''Ioannes Keplerus'' oder ''Johannes Keplerus'' (* [[27. Dezember]] [[1571]]<sup>jul.</sup> in [[Weil der Stadt]]; † [[15. November]] [[1630]]<sup>greg.</sup> in [[Regensburg]]), war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Astronom]], [[Astrologie|Astrologe]], [[Physiker]], [[Mathematiker]] und [[Naturphilosophie|Naturphilosoph]]. Er war von 1594 bis 1600 im Auftrag der [[Steiermark|steirischen]] [[Landstände]] als Lehrer für Mathematik in [[Graz]] tätig, wo er auch schon mit eigenen wissenschaftlichen Arbeiten begann.<ref>Kepler-Gesellschaft e. V.: {{Webarchiv |url=http://www.kepler-museum.de/index.php/einfuehrung/bereich-3/44-kepler-als-landschaftsmathematiker-in-graz-1594-1600.html |text=''Kepler als Landschaftsmathematiker in Graz (1594–1600).'' |wayback=20160415150411}}.</ref> In Graz heiratete Kepler 1597 seine erste Ehefrau Barbara Müller. Mit Beginn der [[Gegenreformation]] in Graz musste das protestantische Ehepaar im August 1600 die Stadt verlassen und zog nach Prag.<ref name="Bau235">{{Literatur |Autor=Karl Bauer |Titel=Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte |Auflage=6 |Verlag=MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice |Ort=Regenstauf |Datum=2014 |ISBN=978-3-86646-300-4 |Seiten=235–242}}</ref> |
|||
Ab März 1600 kam es in [[Prag]] zu einer schwierigen Zusammenarbeit Keplers mit dem kaiserlichen Hofastronomen [[Tycho Brahe]], bis dieser im Oktober 1601 starb. Als Nachfolger Brahes wurde Kepler [[Römisch-deutscher Kaiser|kaiserlicher]] Mathematiker und Hofastronom, eine Stellung, die er bis 1627 behielt. Damit war er auch zuständig für das Sachgebiet [[Kalenderreform]] und musste den Kaiser bei der Frage beraten, ob man im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation]] bei der Zeitrechnung den bisher genutzten [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] aufgeben und stattdessen mit der von Papst [[Gregor XIII.]] bereits 1582 eingeführten neuen Zeitrechnung den neuen [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalender]] nutzen solle. Als Sachverständiger argumentierte Kepler auf dem Reichstag in Regensburg für die Nutzung des aus astronomischer Sicht gegenüber dem julianischen Kalender verbesserten gregorianischen Kalenders, jedoch wurden seine Wünsche nicht erfüllt, auch weil alle evangelischen [[Reichsstände]] auf der Beibehaltung der alten Zeitrechnung beharrten. Zur Annahme des neuen gregorianischen Kalenders entschloss sich der Reichstag erst 80 Jahre später. |
|||
Er entdeckte die Gesetze der [[Planeten]]bewegung, die nach ihm [[Keplersche Gesetze]] genannt werden. In der Mathematik wurde die approximative Berechnung von numerischen [[Integral]]en nach ihm [[Keplersche Fassregel]] benannt. Auch machte er die Optik zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung. |
|||
Nachdem Keplers Gönner und Schutzherr Kaiser Rudolf 1612 verstorben war, wurde als neuer Kaiser [[Matthias (HRR)|Matthias]] gewählt. Nachdem ihm der neue Kaiser Matthias seine Stellung und sein Gehalt als kaiserlicher Mathematiker bestätigt hatte, bot Kepler den oberösterreichischen Ständen seine Dienste an. Im Mai 1612 wurde er in [[Linz]] an der Schule der [[Landschaft (Landstände)|Landschaft]] als Lehrer für Mathematik angestellt. Kurz vor dem Tod des Kaisers Matthias im Jahr 1619 begann der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]], der in Prag zu Aufständen und Plünderungen führte. |
|||
==Lebenslauf== |
|||
Keplers Mutter weckte sein Interesse für Astronomie: Sie zeigte ihm den [[Komet]]en von [[1577]] und die [[Mondfinsternis]] von [[1580]]. Johannes Kepler wohnte von [[1579]] bis [[1584]] mit seinen Eltern in [[Keltern_(Baden)|Ellmendingen]], wo sein Vater das Gasthaus "Sonne" gepachtet hatte. Trotz bescheidener familiärer Verhältnisse und einer kränklichen Natur konnte er [[1589]] (1591?) ein [[Theologie]]studium am ''[[Tübinger Stift|Evangelischen Stift]]'' in [[Tübingen]] beginnen. Hier studierte er bei dem Mathematiker und Astronomen [[Michael Mästlin]] und lernte das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische]] System der Planetenbewegungen des [[Nikolaus Kopernikus]] kennen. Während des Studiums freundete er sich mit dem Juristen [[Christoph Besold]] an. |
|||
Im Dreißigjährigen Krieg erstellte Kepler für den [[Oberbefehlshaber]] der [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen Armee]] [[Generalissimus]] [[Wallenstein#Keplers Horoskop|Wallenstein Horoskope]], in denen Wallenstein Schwierigkeiten und sein Todesjahr 1634 vorhergesagt wurden. |
|||
Kepler wollte ursprünglich protestantischer Geistlicher werden; er nahm jedoch auf Grund seiner mathematischen Begabung im Jahre [[1594]] einen Lehrauftrag für [[Mathematik]] an der [[Karl-Franzens-Universität|Universität Graz]] an. 1597 heiratete er Barbara Mühleck. |
|||
Johannes Kepler entdeckte die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich [[Planeten]] um die [[Sonne]] bewegen. Sie werden nach ihm [[Keplersche Gesetze]] genannt. Er machte die [[Optik]] zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung und bestätigte die Entdeckungen, die sein Zeitgenosse [[Galileo Galilei]] mit dem [[Teleskop]] gemacht hatte. Kepler zählt damit zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. Mit seiner Einführung in das Rechnen mit [[Logarithmen]] trug Kepler zur Verbreitung dieses mathematischen Verfahrens bei. In der Mathematik wurde ein [[Numerische Mathematik|numerisches]] Verfahren zur Berechnung von [[Integralrechnung|Integralen]] nach ihm ''[[Keplersche Fassregel]]'' benannt. |
|||
[[Bild:Johannes Kepler.jpg|thumb|Johannes Kepler]] |
|||
Im Zuge der [[Gegenreformation]] musste die Familie 1600 Graz verlassen; er ließ sich als Assistent von [[Tycho Brahe]] in [[Prag]] nieder, dessen Nachfolger er 1601 wurde. 1611 verstarben ein Sohn und seine Frau, sie hinterließ ihm zwei Kinder. An der Universität Tübingen hielt man wenig von seinen antiaristotelischen Ansichten und ließ ihn nicht als Professor zu. Ein Jahr später nahm er eine Stelle als Mathematiker in [[Linz]] an (bis 1626). Im Jahr 1613 heiratete er Susanna Reuttinger; von den sechs Kindern, die sie ihm gebar, überlebte nur eines. Von 1615 an musste er sich um die Verteidigung seiner Mutter kümmern, die unter dem Verdacht der [[Hexerei]] eingekerkert war. (In einer Romanfigur in Keplers Schrift ''Somnium'' ("Der Traum"), der eine magische Reise zum Mond beschreibt, meinte die Anklage Keplers Mutter wiederzuerkennen.) Im Oktober 1620 konnte er ihre Freilassung durchsetzen. Dabei kam ihm ein juristisches Gutachten der Universität Tübingen zuhilfe, das wohl auf seinen Studienfreund [[Christoph Besold|Besold]] zurückgeht. Keplers Mutter verstarb schon ein Jahr später an den Folgen der [[Folter]]. In Linz häuften sich die Probleme: er hatte Schwierigkeiten, seine Geldforderungen einzutreiben, seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt und seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen. Die Familie flüchtete nach [[Ulm]]. Eine Professur in Rostock kam nicht zustande. |
|||
Keplers Entdeckungen und seine Formulierung der drei Planetengesetze machten aus dem mittelalterlichen [[Weltbild]], in dem körperlose Wesen die Planeten einschließlich Sonne in stetiger Bewegung hielten, ein dynamisches System, in dem die Sonne durch ihre Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Kepler selbst bezeichnete die Formulierungen seiner Entdeckungen nie als „Gesetze“, denn sie waren in seinen Augen nur Ausdruck einer Weltharmonie, die der Schöpfer seinem Werk mitgegeben hatte. Aus der Sicht Keplers war es auch die göttliche Vorsehung, die ihn als Theologiestudenten zum Studium der Gestirne geführt hatte. Die natürliche Welt war für Kepler nur der Spiegel, in dem die göttlichen Ideen sichtbar werden konnten, und den gottgeschaffenen menschlichen Geist gab es nur, um die göttlichen Ideen zu erkennen und zu preisen. |
|||
Im Jahr 1627 fand er jedoch in [[Albrecht von Wallenstein]] einen neuen Förderer. Der erwartete von Kepler zuverlässige [[Horoskop]]e und stellte im Gegenzug in Schlesien eine Druckerei zur Verfügung. Als jedoch Wallenstein im August 1630 seinen Posten als Generalissimus verlor, reiste Kepler nach [[Regensburg]]. Wenige Monate später verstarb er dort im Alter von 59 Jahren; sein Grab ging in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges bald unter (sein Sterbehaus ist eine viel besuchte Gedenkstätte). |
|||
Kepler ging über den Gedanken hinaus, das [[Nikolaus Kopernikus|kopernikanische]] System sei lediglich ein ([[Hypothese|hypothetisches]]) Modell zur einfacheren Berechnung der Planetenpositionen. Das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische Weltbild]] als eine physikalische Tatsache zu sehen stieß nicht nur bei der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]], sondern auch bei Keplers protestantischen Vorgesetzten auf erbitterten Widerstand. Denn in beiden Konfessionen galten die Lehren von [[Aristoteles]] und [[Ptolemäus]] als unantastbar. |
|||
== Ein Leben für die Wissenschaft == |
|||
[[Datei:Kepler-1619-pl-3.jpg|mini|Die [[Platonische Körper|platonischen Körper]] bestimmen die Lage der Planeten (aus Keplers ''Harmonice mundi,'' 1619)]] |
|||
[[Bild:Kepler-solar-system-1.png|thumb|left|Keplers Modell des [[Sonnensystem]]s. Aus: ''Mysterium Cosmographicum'' (1596)]] |
|||
In seinem [[1596]] veröffentlichten Buch ''Mysterium Cosmographicum'' (Das Weltgeheimnis) versuchte Kepler, die Bahnen der damals bekannten fünf Planeten ([[Merkur (Planet)|Merkur]], [[Venus (Planet)|Venus]], [[Mars (Planet)|Mars]], [[Jupiter (Planet)|Jupiter]], [[Saturn (Planet)|Saturn]]) mit der Oberfläche der fünf [[platonischer Körper|platonischen Körper]] in Beziehung zu setzen. Die Umlaufbahn des [[Saturn (Planet)|Saturn]]s stellte er sich dabei als Großkreis auf einer Kugel vor (noch nicht als [[Ellipse]]), welche einen Würfel ([[Hexaeder]]) umschließt. Der Würfel umschließt wiederum eine Kugel, welche die Jupiterbahn beschreiben soll (siehe Abbildung). Diese Kugel wiederum schließt [[Tetraeder]] ein, welches die Marskugel umhüllt usw. Diese Arbeit war nach Keplers Entdeckung des ersten nach ihm benannten Gesetzes - spätestens aber nach der Entdeckung entfernterer Planeten - nur noch von historischem Interesse. |
|||
Dass Kepler auch eine [[ganzheitlich]]e [[Philosophie]] vertrat, hebt u. a. der Historiker [[Volker Bialas]] hervor.<ref>Volker Bialas: ''Vom Himmelsmythos zum Weltgesetz.'' Ibera-Verlag, Wien 1998, S. 278.</ref> Für Kepler als theologisch gebildeten Astronomen war eines der Hauptmotive seiner Arbeit, „Priester am Buch der Natur“ zu sein. Zu Glaubensfragen und zu den Streitigkeiten in der Zeit der [[Reformation]] äußerte sich Kepler mehrmals nur in versöhnlicher Weise. |
|||
Bereits in den 1590er Jahren stand Kepler mit [[Galileo Galilei]] in brieflichem Kontakt. 1600 nahm er eine Stellung als Assistent von [[Tycho Brahe]] an. Die Zusammenarbeit in [[Prag]] gestaltete sich allerdings kompliziert. Beiden war bewusst, dass sich ihre verschiedenen Begabungen ergänzten: Brahe war ein exzellenter Beobachter, seine mathematischen Fähigkeiten waren jedoch begrenzt. Der hervorragende [[Mathematiker]] Kepler hingegen konnte wegen seiner Kurzsichtigkeit kaum präzise Beobachtungen durchführen. Brahe fürchtete allerdings, mit seinem umfangreichen Lebenswerk, den Aufzeichnungen astronomischer Beobachtungen der Planeten und Hunderter Sterne, allein Keplers Ruhm zu begründen. Hinzu kam, dass Brahe die astronomischen Ansichten von Kopernikus und Kepler nur ansatzweise teilte. |
|||
== Leben == |
|||
[[Bild:Keplers Zeichnung der Supernova 1604.png|thumb|right|180px|Illustration aus ''De Stella nova in pede Serpentarii'', die die Position der Supernova angibt]] |
|||
[[Datei:Kepler-Geburtshaus.jpg|mini|hochkant=0.8|Geburtshaus von Johannes Kepler in Weil der Stadt]] |
|||
In seiner ersten Veröffentlichung in der neuen Stellung ''De Fundamentis Astrologiae Certioribus'' („Über zuverlässigere Grundlagen der Astrologie“, 1601) legte Kepler dar, wie die Astrologie auf sicherer Grundlage ausgeübt werden könne, indem man sie auf neue naturwissenschaftliche Grundlagen in Verbindung mit dem pythagoräischen Gedanken der Weltharmonie stellt. Auch dies war ein Affront gegen die konservativen Zeitgenossen, die der ptolemäischen Astrologie den Vorzug gaben. |
|||
=== Kindheit und Ausbildung (1571 bis 1594) === |
|||
Als Nachfolger Brahes erhielt Kepler vollen Zugang zu dessen Aufzeichnungen. Im Jahr 1600 war das bahnbrechende Werk des englischen Arztes [[William Gilbert]] ''De Magnete, Magneticisque Corporibus, et de Magno Magnete Tellure'' („Über den Magneten, Magnetische Körper und den großen Magneten Erde“) erschienen, dessen Theorien zur magnetischen Anziehung Kepler sofort akzeptierte. Auf diese Weise gelangte er zu der Auffassung, die Sonne übe eine in die Ferne wirkende Kraft aus, die mit wachsender Entfernung abnehme und die Planeten auf ihren Umlaufbahnen halte. Dies war zu seiner Zeit ebenso spekulativ wie die Vermutung, zwischen den Bahnen der Himmelskörper und den platonischen Körpern bestehe ein innerer Zusammenhang. Der Gedanke der Fernwirkungskraft zusammen mit der Auswertung der Brahe-Beobachtungen führte Kepler zu der Entdeckung, dass die Bahn des [[Mars (Planet)|Mars]] kein Kreis, sondern eine Ellipse ist. Dies ist nicht offensichtlich, da die Bahnen der großen Planeten fast kreisförmig verlaufen. Kepler bemerkte auch, dass die Ellipse so im Raum angeordnet ist, dass einer ihrer Brennpunkte stets mit der Sonne zusammenfällt (erstes Keplersches Gesetz). Das zweite von ihm entdeckte Gesetz besagt, dass eine von der Sonne zu einem Planeten gezogene Gerade in gleichen Zeiträumen gleiche Flächen überstreicht. Das bedeutet: je weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, um so langsamer bewegt er sich. Diese beiden Gesetze veröffentlichte er im [[1609]] erschienenen Werk ''Astronomia Nova'' (Neue Astronomie). |
|||
Johannes oder Johann Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in der [[Freie Reichsstadt|freien Reichsstadt]] [[Weil der Stadt]] geboren. Die Stadt ist heute Teil des [[Region Stuttgart|Großraums Stuttgart]] und liegt 30 Kilometer westlich des [[Stuttgart]]er Stadtzentrums. Keplers Großvater Sebald Kepler (1519–1596) war Bürgermeister dieser Stadt, verheiratet mit Catharina Müller. Zu der Zeit von Johannes Keplers Geburt befand sich die Familie im wirtschaftlichen Niedergang. Sein Vater, Heinrich Kepler, verdiente einen unsicheren Lebensunterhalt als Händler und verließ mehrmals die Familie, um im Ausland als [[Söldner]] zu dienen. Seine Mutter [[Katharina Kepler|Katharina]], Tochter eines Gastwirts, war eine Kräuterfrau und wurde später der [[Hexe]]rei angeklagt. Kepler wohnte von 1579 bis 1584 mit seinen Eltern in [[Keltern (Gemeinde)|Ellmendingen]], wo sein Vater das Gasthaus „Sonne“ gepachtet hatte. |
|||
[[1604]] beobachtete Kepler die [[Supernova 1604]] und veröffentlichte seine Beobachtungen im Jahr 1606 in dem Buch ''De Stella nova in pede Serpentarii'' ("Vom neuen Stern im Fuße des Schlangenträgers"). Das Auftauchen dieses „neuen“ Sterns stand im Widerspruch zu der vorherrschenden Ansicht, das [[Fixstern]]gewölbe sei auf ewig unveränderlich, und löste heftige Diskussionen in naturphilosophischen Fachkreisen aus. |
|||
Als [[Frühgeburt]] wurde Johannes immer als schwaches und krankes Kind bezeichnet. 1575 überstand er eine [[Pocken]]erkrankung, die jedoch bleibend sein Sehvermögen beeinträchtigte. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes war er frühreif und beeindruckte Reisende im Gasthaus seiner Mutter oft mit seinen mathematischen Fähigkeiten. Keplers Mutter weckte schon früh sein Interesse für [[Astronomie]]. Sie zeigte ihm den [[Großer Komet von 1577|Kometen von 1577]] und die [[Mondfinsternis]] von 1580. |
|||
Eine der bedeutendsten Arbeiten Keplers war seine ''Dioptrice''. Mit diesem [[1611]] erschienenen Werk legte Kepler die Grundlagen für die gesamte [[Optik]] als Wissenschaft. Vorausgegangen war seine Schrift ''Ad Vitellionem Paralipomena, Quibus Astronomiae Pars Optica Traditur'' ( „Ergänzungen zu [[Witelo]], in denen der optische Teil der Astronomie fortgeführt wird“, 1604), in der er frühere Vorstellungen über die Ausbreitung und Wirkung von Lichtstrahlen grundlegend änderte: nicht vom Auge geht ein Kegel aus, dessen Basis den Betrachtungsgegenstand umfasst, sondern von jedem Punkt des Objektes gehen Strahlen in alle Richtungen - einige davon erreichen durch die [[Pupille]] das Augeninnere. Ebenso wie Lichtstrahlen auf dem Weg von den Gestirnen zu uns durch die Lufthülle abgelenkt werden (atmosphärische Refraktion), werden sie auch in dem noch dichteren Medium der Augenlinse gebrochen und damit gebündelt. Damit hatte Kepler eine Erklärung für Kurzsichtigkeit und auch für die Wirkung einer Lupe oder Brille gegeben. Die Erfindung des [[Kepler-Fernrohr]]es erscheint fast als ein Abfallprodukt seiner tiefgreifenden Erkenntnisse zur [[Lichtbrechung|Brechung des Lichtes]] und der [[optische Abbildung|optischen Abbildung]]. |
|||
Kepler besuchte die erste Klasse der Lateinschule in [[Leonberg]] und die zweite Klasse der Lateinschule in Ellmendingen. In den Jahren 1580 und 1581 musste er die Schulausbildung unterbrechen. 1582 besuchte er die dritte Klasse der Lateinschule, „da er sonst zu nichts taugt“. Kepler besuchte ab 1584 (16. Oktober) die Klosterschule in [[Kloster Adelberg|Adelberg]], von 1586 (26. November) an nach bestandenem [[Landexamen]] die höhere [[Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren|evangelische Klosterschule]] im ehemaligen [[Kloster Maulbronn]]. |
|||
Die Veröffentlichung der ''Dioptrice'' war die mittlere in einer Serie von drei Abhandlungen, die er als Antwort auf Galileis ''Sidereus Nuncius'' verfasst hatte. In der ersten spekulierte Kepler, ob die Bahnen der [[Galileische Monde|Galileischen Monde]] gleichfalls in platonische Körper passen würden. Eine dritte Abhandlung betraf seine eigenen Beobachtungen der Jupitermonde und stützte Galileis Schlussfolgerungen. Dieser schrieb darauf zurück: „Ich danke Ihnen ... weil Sie der Einzige sind, der mir Glauben schenkt.“ Es ist kaum verwunderlich, dass er mit seinem Versuch, als Professor in seiner Studienheimat Tübingen Fuß zu fassen, keinen Erfolg hatte - Kepler war zu fortschrittlich. |
|||
Nach dem Erwerb eines [[Stipendium]]s begann er trotz bescheidener familiärer Verhältnisse 1589 ein [[Theologie]]studium am ''[[Evangelisches Stift Tübingen|Evangelischen Stift]]'' in [[Tübingen]]. Er studierte bei dem Mathematiker und Astronomen [[Michael Mästlin]], sah sich selbst als überragenden Mathematiker und erwarb sich den Ruf eines geschickten [[Astrologe]]n. Unter der Anleitung von Michael Mästlin lernte er das [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrische System]] der Planetenbewegungen des [[Nikolaus Kopernikus]] kennen. Er wurde zum Kopernikaner und verteidigte das kopernikanische Weltbild sowohl von einer theoretischen als auch von einer theologischen Sicht in Debatten der Studenten. Während des Studiums freundete er sich mit dem Juristen [[Christoph Besold]] an. Am 11. August 1591 wurde er [[Magister]]. |
|||
In Linz (ab 1612) beschäftigte sich Kepler mit einem rein mathematischen Problem: dem Rauminhalt von Weinfässern. Weinhändler bestimmten diesen nach Faustregeln; Kepler entwickelte eine in der Antike gebräuchliche Methode weiter und setzte damit die Grundlagen für die weitergehenden Überlegungen von [[Bonaventura Cavalieri]] und [[Evangelista Torricelli]]. Die später so genannte Keplersche Fassregel machte er 1615 unter dem Titel ''Stereometria Doliorum Vinariorum'' („Stereometrie der Weinfässer“) bekannt. |
|||
=== Kepler in Graz (1594 bis 1600), Umzug nach Prag === |
|||
Nach intensivem Studium der Daten zur Umlaufbahn des Mars entdeckte Kepler am [[15. Mai]] [[1618]] das dritte der nach ihm benannten Gesetze, welches er in dem im Jahr 1619 beschriebenen Werk ''Harmonices Mundi libri V'' ("Fünf Bücher zur Harmonik der Welt") erläuterte: Danach ist das Verhältnis der dritten Potenz der durchschnittlichen Entfernung eines Planeten von der Sonne, <math>d</math>, zum Quadrat seiner Umlaufzeit stets unveränderlich: <math> d^3 / T^2 </math> ist für alle Planeten gleich. |
|||
[[Datei:Kepler Graz 3052.JPG|mini|alt=Johannes Kepler 1571–1630 lehrte hier an der einst protestantischen Stiftsschule 1594–1599 als Professor für Mathematik. In Graz schrieb er sein erstes astronomisches Werk „Das Geheimnis des Weltenbaues“, das ihn im ganzen Abendland berühmt machte. 1600 musste er im Zuge der Gegenreformation Graz verlassen und wurde am Hofe Kaiser Rudolf II. in Prag Mitarbeiter und Nachfolger Tycho de Brahes. Die evangelische Stiftsschule wurde geschlossen und in ein Kloster der Klarissinen umgewandelt.|Gedenktafel in Graz]] |
|||
{| border="1" cellspacing="0" cellpadding="5" |
|||
[[Datei:House of Johannes Kepler.JPG|mini|Wohnhaus von Johannes Kepler in [[Gössendorf]] 1597–1599, das [[Schloss Mühlegg]]]] |
|||
|Planet || T || d || <math>T^2</math> || <math>d^3</math> || <math>T^2/d^3</math> |
|||
Kepler wollte ursprünglich protestantischer Geistlicher werden. 1594 nahm er jedoch im Alter von 23 Jahren einen Lehrauftrag für [[Mathematik]] an der evangelischen Stiftsschule in Graz an. Diese Hochschule war das protestantische Gegenstück zur [[Karl-Franzens-Universität|Universität]], die von [[Jesuiten]] geleitet wurde und Motor der [[Gegenreformation]] war. In Graz begann Kepler mit der Ausarbeitung einer [[Kosmologie|kosmologischen]] Theorie, die sich auf das kopernikanische Weltbild stützte. Ende 1596 veröffentlichte er die Theorie unter der Bezeichnung ''Mysterium Cosmographicum.'' |
|||
Im Dezember 1595 begegnete Kepler der 23-jährigen Barbara Müller, die bereits zweifach verwitwet war und eine Tochter hatte. Das von ihren verstorbenen Ehemännern ererbte Vermögen machte sie zu einer guten Partie. Als Kepler um sie warb, lehnte ihr Vater, ein wohlhabender Müller, eine Heirat mit dem aus seiner Sicht armen Kepler zunächst ab und brachte damit die Verbindung beinahe zum Scheitern. Er lenkte schließlich ein, als Vertreter der Kirche Druck auf ihn ausübten, Kepler als Schwiegersohn anzuerkennen. Kepler und Barbara Müller heirateten im April 1597. Das Paar bekam fünf Kinder. Ein Sohn und eine Tochter (Heinrich und Susanna) überlebten ihre Kindertage nicht. |
|||
Danach wurden die Kinder Susanna (* 1602), Friedrich (* 1604) und Ludwig (* 1607) geboren. |
|||
Im Dezember 1599 lud der kaiserliche Hofastronom [[Tycho Brahe]] Kepler ein, mit ihm in [[Prag]] zu arbeiten. |
|||
Bereits im Jahr 1600 wurde in Graz die Gegenreformation vollzogen und alle [[Bürger]] mussten öffentlich ihren Glauben bekennen. Protestanten wurden gezwungen, Graz zu verlassen, wenn sie nicht konvertierten. Die Familie Kepler konvertierte nicht und wurde am 12. August aus der Stadt verwiesen. Kepler wurde aus dem Schuldienst der Landschaft entlassen und erhielt von den steirischen Landständen eine Abfindung in Höhe eines halben Jahresgehalts und ein Lob für seine Tätigkeit als Professor der [[Mathematik]]. |
|||
Ende September 1600 folgte die Familie Kepler der Einladung von Tycho Brahe und zog mit zwei Wagen Hausrat in die Großstadt [[Prag]]. Dort blieb Kepler wegen des Glaubens unbehelligt und nahm mit Vermittlung Tycho Brahes am kaiserlichen Hof eine Stellung als Assistent [[Tycho Brahe]]s an. Die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftler in Prag und auf dem [[Benátky nad Jizerou|Schloss Benatek]] erwies sich als schwierig, obwohl sich ihre verschiedenen Begabungen ergänzten. Brahe war ein exzellenter [[Observator|Beobachter]], jedoch waren seine mathematischen Fähigkeiten nur begrenzt. Der hervorragende [[Mathematiker]] Kepler hingegen konnte wegen seiner [[Kurzsichtigkeit|Fehlsichtigkeit]] kaum präzise Beobachtungen durchführen. Die mathematischen Fähigkeiten von Kepler ließen Brahe befürchten, dass am Ende einer Zusammenarbeit mit Kepler sein eigenes umfangreiches Lebenswerk, die Aufzeichnungen seiner astronomischen Beobachtungen der [[Planetenbahn]]en und die Aufzeichnungen der Positionen hunderter Sterne, nach seinem Tod allein Keplers Ruhm begründen könnten. Erschwerend kam hinzu, dass Brahe die astronomischen Ansichten von Kepler (und Kopernikus) nur ansatzweise teilte. |
|||
=== Kaiserlicher Hofmathematiker in Prag (1600 bis 1612) === |
|||
[[Datei:Karlova str No4, Prague Old Town.jpg|mini|hochkant|Keplers Haus in Prag]] |
|||
Nur wenige Tage nach dem überraschenden Tod von [[Tycho Brahe]] wurde Kepler 1601 von Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] zum [[Römisch-deutscher Kaiser|kaiserlichen]] [[Hofmathematiker]] bestellt und übernahm damit auch die Zuständigkeit für die kaiserlichen [[Horoskop]]e und auch den Auftrag, die [[Rudolfinische Tafeln|Rudolfinischen Tafeln]] zu erstellen. Dafür wurde er so gut bezahlt, dass die hohen Ansprüche seiner Ehefrau, die sich zunächst in Prag nicht wohl gefühlt hatte, befriedigt werden konnten. |
|||
Kepler behielt den Posten als Hofmathematiker während der Herrschaft der drei habsburgischen Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]], [[Matthias (HRR)|Matthias I.]] und [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]] Im Oktober 1604 beobachtete Kepler eine [[Supernova]], die später [[Supernova 1604|''Keplers Stern'']] genannt wurde. |
|||
Noch im selben Jahr 1604<ref>[[Albrecht von Haller]]: ''Elementa physiologiae corporis humani.'' 8 Bände. Lausanne 1757–1763 / Bern 1764–1766, hier: Band 2 (1760), S. 259 („Primus, ni fallor, […] Keplerus pulsuum in dato tempore numerum definire suscepit […]“).</ref> legte Kepler, ähnlich wie bereits vor ihm [[Gerolamo Cardano|Cardano]] im Jahr 1570, von ihm gemessene Zahlenangaben zur [[Pulsfrequenz]] vor. 1618 präzisierte er seine Messungen und gab an: Bei normalen Menschen betrage die Pulsfrequenz 70 Schläge pro Minute, bei alten oder melancholischen Menschen 60, bei Cholerikern und Frauen 80 Schläge pro Minute.<ref>[[Werner Friedrich Kümmel]]: ''Der Puls und das Problem der Zeitmessung in der Geschichte der Medizin.'' In: ''Medizinhistorisches Journal.'' Band 9, 1974, S. 1–22, hier: S. 5 f.</ref> |
|||
Mit der Arbeit an Brahes umfangreicher Sammlung von sehr genauen Beobachtungsdaten wollte Kepler seine früheren Theorien verbessern, musste sie aber angesichts der Messdaten verwerfen. Er begann daraufhin, ein neues astronomisches System zu entwerfen. Ausgehend vom kopernikanischen System bestimmte er erstmals die wirklichen Planetenbahnen, ohne sich von vornherein darauf festzulegen, dass sie eine Kombination von gleichförmig durchlaufenen Kreisbahnen sein müssten. Nach langer Suche identifizierte er die verhältnismäßig exzentrische [[Mars (Planet)#Umlaufbahn|Marsbahn]] als [[Ellipse]]. Anschließend bestimmte er, wie die Bahngeschwindigkeit des Planeten längs der Bahn variiert. Diese Arbeiten vollendete er 1606 und veröffentlichte sie 1609 als ''Astronomia nova.'' Das Buch enthielt das [[Keplersche Gesetze|erste und zweite Keplersche Gesetz]]. |
|||
1611 veröffentlichte Kepler eine Monografie über die Entstehung der [[Schneeflocke]], das erste bekannte Werk zu diesem Thema. Er vermutete richtig, dass ihre [[Sechseck|hexagonale]] Gestalt von der Kälte herrührt, konnte sie aber noch nicht physikalisch begründen. 1611 veröffentlichte Kepler außerdem eine Schrift zur [[Dioptrik]] und zum später sogenannten [[Kepler-Fernrohr|keplerschen Fernrohr]]. |
|||
1611 wurde zu einem Schicksalsjahr in Keplers Leben. Im Januar erkrankten seine drei Kinder an den Pocken, der sechsjährige Sohn Friedrich starb. Um den wachsenden religiösen und politischen Spannungen zu entfliehen, suchte Kepler nach einer neuen Anstellung. Eine Bewerbung als Professor an der Universität Tübingen wurde im April abgelehnt. Im Juni war Keplers Bewerbung in Linz erfolgreich, wo ihm der Posten eines oberösterreichischen Provinzmathematikers ([[Landvermesser]]s) zugesagt wurde. Seine Ehefrau Barbara, die bereits 1610 schwer erkrankt war, verstarb im Juli 1611.<ref name="Bau242" /> Rudolf II. war unterdessen von seinem jüngeren Bruder Matthias als König von [[Böhmen]] abgesetzt worden und regierte nun als Kaiser ohne Land. Er bat Kepler, noch in Prag zu bleiben, und Kepler schob seinen Umzug auf. |
|||
=== Kepler in Linz (1612 bis 1627) === |
|||
[[Datei:Kepler-Haus Linz.jpg|mini|hochkant|Keplers Wohnhaus in der Linzer Rathausgasse]] |
|||
Rudolf II. starb im Januar 1612. Kepler zog im April nach Linz um und trat die Stelle als Mathematiker in Linz an, die er bis 1626 behielt. Nach dem Tod seiner ersten Frau hatte er im Lauf von zwei Jahren insgesamt elf Kandidatinnen als zweite Ehefrau in Betracht gezogen. Schließlich heiratete er im Oktober 1613 die [[Eferding]]er Bürgerstochter Susanne Reuttinger.<ref>{{OoeGeschichte |pfad=archiv/epochen/reformation-und-renaissance/kunst-und-wissenschaft/astronomie/johannes-kepler |titel=Johannes Kepler |abruf=2024-04-19}}</ref> Von den sechs Kindern, die sie bekamen, starben die drei zuerst geborenen früh; eine Tochter (* 1621) und zwei Söhne (* 1623 und * 1625) überlebten ihre Kindheit. 1612/13 wohnte Kepler zunächst außerhalb der Stadtmauern „im Weingarten“, vermutlich in der heutigen Kapuzinerstraße 18,<ref name="Meyer_p60">{{Literatur |Autor=Erich Meyer |Titel=Auf den Spuren Johannes Keplers |Verlag=tredition |Ort=Hamburg |Datum=2021 |Seiten=60 ff.}}</ref> und von 1613 bis 1620 in der [[Freihaus Hohenfeld|Hofgasse 7]],<ref>Siehe auch: ''Wo Kepler wohnte, als er sein drittes Gesetz fand.'' In: ''Der Sternenbote.'' 743/2018-6, S. 90 f.</ref> wo 2018 eine Gedenktafel angebracht wurde.<ref>Armin Stadler: [https://science.orf.at/stories/2911533/ ''Keplers Wohnadresse in Linz entdeckt.''] In: ''[[ORF.at]].'' 8. Mai 2018, abgerufen am 19. April 2024.</ref> [[Johannes-Kepler-Wohnhaus (Linz)|Keplers drittes Wohnhaus in Linz]] (1622 bis 1626) befindet sich in der Rathausgasse 5 und wird unter der Bezeichnung ''Kepler Salon'' als Bildungshaus genutzt. |
|||
Um 1614 musste Kepler seine Arbeit an den Rudolfinischen Tafeln intensivieren und bat die Landstände, den Auftrag zur Erstellung einer ''Landmappe für Österreich ob der Enns'' an [[Israel Holzwurm]] und dessen Bruder Abraham Holzwurm zu übertragen. Diese [[Kartografie]] wurde nach drei Jahren fertiggestellt. |
|||
Von 1615 an musste sich Kepler auch um die Verteidigung seiner Mutter [[Katharina Kepler|Katharina]] kümmern, die in Leonberg unter dem Verdacht der [[Hexe]]rei angeklagt war. Damit verbunden war ein langwieriger Prozess um Schadensersatz wegen eines angeblich von ihr weitergegebenen Gifttrunkes, was in Zusammenhang mit einem vorherigen Geschäftsstreit stand. Am Ort waren schon mehrere Frauen als Hexen verbrannt worden und sie selbst war unmittelbar von einem ähnlichen Schicksal bedroht. Kepler engagierte sich auch zum Ärger der örtlichen Justiz sehr für seine Mutter und erreichte im Oktober 1621 ihre Freilassung. Dabei kam ihm ein juristisches Gutachten der Universität Tübingen zu Hilfe, das vermutlich auf seinen Studienfreund [[Christoph Besold]] zurückgeht. Keplers Mutter starb schon ein halbes Jahr später, vermutlich an den Folgen der Haft, in der sie 14 Monate angekettet war und ihr auch Folter angedroht wurde.<ref>Siehe: [[Ulinka Rublack]]: ''Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-98126-1.</ref> |
|||
In Linz häuften sich die Probleme. Kepler hatte Schwierigkeiten, seine Geldforderungen einzutreiben. Seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen. Seine Lehre wurde von protestantischer Seite immer stärker geächtet. Theologen seiner Heimatuniversität Tübingen griffen ihn heftig an. Gegenüber Daniel Hitzler, dem lutherischen Landhausprediger in Linz, äußerte Kepler sich kritisch zu bestimmten Glaubensartikeln. Als Hitzler daraufhin von Kepler eine schriftliche Zustimmung zur [[Konkordienformel]] verlangte und Kepler sich aus Gewissensgründen weigerte, schloss Hitzler ihn von der Teilnahme am heiligen Abendmahl aus.<ref>Volker Bialas: ''Johannes Kepler.'' C. H. Beck, München 2004, S. 37.</ref><ref>[https://museum-ooe.evang.at/johannes-kepler.html ''Johannes Kepler.''] Evangelisches Museum Oberösterreich.</ref> Die Familie flüchtete nach [[Ulm]]. |
|||
=== Kepler und Wallenstein, Tod (1627 bis 1630) === |
|||
Im Jahr 1627 fand Kepler im kaiserlichen General [[Albrecht von Wallenstein]] einen neuen Förderer. Dieser erwartete von Kepler zuverlässige [[Horoskop]]e und stellte im Gegenzug in [[Żagań|Sagan]] (Schlesien) eine Druckerei zur Verfügung. Als Wallenstein jedoch im August 1630 auf dem Reichstag in Regensburg seine Funktion als Oberbefehlshaber verlor, reiste Kepler nach [[Regensburg]], um dort am Reichstag ausstehende Gehaltsforderungen in Höhe von 12.000 Gulden einzufordern, was ihm aber nicht gelang.<ref name="Bau240">Karl Bauer: ''Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte.'' MZ Buchverlag, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 240–242.</ref> Wallenstein, der zu dieser Zeit [[Herzog zu Mecklenburg|Herzog von Mecklenburg]] war, stellte ihm eine Professur an der [[Universität Rostock]] in Aussicht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/physik/artikel/johannes-kepler |titel=Johannes Kepler |werk=lernhelfer.de |abruf=2024-04-19}}</ref> |
|||
Vor Antritt der Professur unternahm Kepler im Herbst 1630 eine Reise nach Regensburg, wo er Quartier nahm im Wohnhaus des Kaufmanns Hillebrand Billi, dem heutigen [[Keplergedächtnishaus]]. Bereits kurz nach seiner Ankunft wurde Kepler von einem heftigen Fieber befallen. Sein Zustand verschlechterte sich schnell und der daraufhin herbeigerufene, in Regensburg leitende evangelische Geistliche, [[Superintendent]] und Prediger Christoph Sigmund Donauer, ließ ihn mit aus der nahe benachbarten [[Elefantenapotheke (Regensburg)|Elefantenapotheke]] herbeigeschafften Medikamenten versorgen. Außerdem wurde Kepler auch [[Aderlass|zur Ader gelassen]], jedoch blieben alle Hilfeversuche ohne Erfolg und Kepler starb schon bald darauf im Alter von 58 Jahren.<ref name="Bau235" /> |
|||
=== Kepler und die evangelische Geistlichkeit in Regensburg. Kepler-Grabmal und -Denkmal in Regensburg === |
|||
<ref name="Lorenz">{{Literatur |Autor=Michaela Haberkorn |Hrsg=Martina Lorentz |Titel=Johannes Kepler in Regensburg |Sammelwerk=Im Turm, im Kabinett, im Labor. Streifzüge durch die Regensburger Wissenschaftsgeschichte |Verlag=Universitätsverlag Regensburg |Datum=1995 |ISBN=3-930480-60-3 |Seiten=146–163}}</ref> |
|||
Der Hilfeeinsatz des in Regensburg leitenden evangelischen Geistlichen Donauer für den im Auftrag des Kaisers tätigen, schwer erkrankten Kepler erscheint angesichts von dessen Stellung und Bedeutung zunächst als durchaus angemessen und nicht ungewöhnlich. Es ist jedoch auffällig, dass der hohe Geistliche Donauer diese Ereignisse mit dem tödlich erkrankten Kepler in der von ihm nur wenig später erstellten Chronik, über kirchliche und weltliche Ereignisse in Regensburg, gar nicht erwähnt, obwohl Donauer in dieser Chronik mehrmals über seinen seelsorgerischen Beistand für Menschen am Lebensende berichtet und auch Beisetzungen wichtiger Personen erwähnt. Z. B füllt Donauers Bericht über die Betreuung des unschuldig zum Tode verurteilten kaiserlichen Generals [[Hans Ulrich von Schaffgotsch (General)|Schaffgotsch]] in seiner Chronik mehrere Seiten, auf denen Schaffgotsch als evangelisches Glaubensvorbild dargestellt wird. Dagegen erwähnt Donauer mit keinem Wort in seiner Chronik den Tod des von ihm am Lebensende betreuten bedeutendsten Wissenschaftlers der damaligen Zeit, an dessen Sterbebett er war und dessen Leichenpredigt er gehalten hatte, wie es aus zwei anderen Quellen gesichert ist. Im Unterschied zu anderen zeitgleichen Leichenpredigten wurde die Kepler-Leichenpredigt auch nicht gedruckt. Das auffällige Schweigen von Superintendent Donauer über Keplers Tod wurde bereits 1931 vom Bauingenieur und Heimatforscher [[Adolf Schmetzer]] und 1979 erneut in einer Dissertation beschrieben und zurückgeführt auf theologische Differenzen zwischen Kepler und den orthodox-lutherischen Geistlichen in Regensburg. Sie waren der Auffassung, dass Kepler „in dubitatione“, d. h. im Zweifel mit der Religion war und dass man deshalb zwar nicht mit ihm übereinkommen könne über die „Hauptstücke“ des Glaubens, er aber gleichwohl auf einem evangelischen Gottesacker begraben werden könne. Ein weiteres Indiz für die sehr reservierte Haltung der Regensburger Geistlichen gegenüber Kepler ist der sehr nüchterne Beerdigungseintrag im Kirchenbuch, in dem Kepler als Diener des Kaisers bezeichnet wird. (Beleg siehe im [[#Belletristik|Abschnitt Literatur]], Autorin Gottfriedsen. S. 139–145). |
|||
[[Datei:Regensburg-Kepler-Museum.jpg|mini|hochkant|Sterbehaus Keplers in Regensburg]] |
|||
[[Datei:Kepler tombstone.PNG|mini|hochkant|Abschrift des zerstörten Grabstein Keplers]] |
|||
Das Sterbehaus Keplers wurde 1961 saniert und ist heute ein Museum. |
|||
Die Grabstätte von Kepler und sein Grabdenkmal auf dem städtischen Petersfriedhof außerhalb der Stadt, unmittelbar südlich vor der Stadtmauer, nahe dem heutigen [[Peterskirchlein (Regensburg)|Peterskirchlein]] gingen schon bald nach Beginn des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] nach der überfallartigen Besetzung von Regensburg durch bayerische Truppen im Jahr 1633 verloren. Damals wurde im Vorfeld der [[Kämpfe um Regensburg (1632–1634)|Kämpfe um Regensburg]] von den damaligen bayerischen Besatzungstruppen ein Angriff schwedischer Truppen unter [[Bernhard von Sachsen-Weimar]] erwartet. Deshalb wurde der Petersfriedhof mit allen Grabdenkmälern von den bayerischen Truppen zerstört und eingeebnet, um freies Schussfeld für die Geschütze der [[Stadtbefestigung Regensburg|Petersbastei]] zu schaffen. |
|||
Das Aussehen des Grabdenkmals und der Wortlaut der lange Zeit unbekannten Inschrift auf dem Grabdenkmal wurden erforscht und aufgeklärt vom Keplerforscher [[Max Caspar]]. Caspar entdeckte im [[Germanisches Nationalmuseum|Germanischen Nationalmuseum]] an einem Brief von Kepler an seinen Freund, den Arzt und Naturforscher Johann Oberndorfer in Regensburg einen rückseitig aufgeklebten und beschriebenen Zettel, der nach Schriftvergleichen vom Keplersohn Ludwig stammt. Der Zettel gibt Auskunft über den Wortlaut der Inschrift und über Aussehen und Anordnung der Inschrift, deren abschließender zweiter Teil demnach von Kepler selbst stammt.<ref name="Bau242">{{Literatur |Autor=Karl Bauer |Titel=Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte |Auflage=6. |Verlag=MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH |Ort=Regenstauf |Datum=2014 |ISBN=978-3-86646-300-4 |Seiten=242 f.}}</ref> |
|||
* Wortlaut der deutschen Übersetzung des ersten Abschnitts: ''Hier ruht der hochangesehene, hochgelehrte und weltberühmte Mann Herr Johannes Keppler, 30 Jahre hindurch Mathematikus dreier Kaiser Rudolfs II. Matthias und Ferdinands II., vorher aber der steirischen Landschaft von 1594 bis 1600 dann auch der österreichischen Stände bis zum Jahr 1628, der ganzen Christenheit bekannt durch seine Schriften, von allen Gelehrten den Fürsten der Astronomie zugezählt, der sich diese Grabinschrift selbst bestimmt hat.'' |
|||
* Der demnach von Kepler selbst verfasste zweite Abschnitt der Grabinschrift lautete: |
|||
{{Zitat |
|||
|Text=Mensus eram coelos, nunc terrae metior umbras.<br /> |
|||
Mens coelestis erat, corporis umbra iacet. |
|||
|Sprache=la |
|||
|Quelle=Grabinschrift Keplers |
|||
|Übersetzung=Die Himmel hab ich gemessen, jetzt mess ich die Schatten der Erde.<br /> |
|||
Himmelwärts strebte der Geist, des Körpers Schatten ruht hier.}} |
|||
[[Datei:Regensburg Peterskirchlein Gedenktafel Kepler.jpg|mini|Gedenktafel am [[Peterskirchlein (Regensburg)]] für das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Grab Keplers und seiner Frau]] |
|||
Das heutige [[Keplerdenkmal (Regensburg)|Denkmal für Kepler]] wurde 1806/08 nach einer ersten Anregung von [[Johann Philipp Ostertag]], Rektor am städtischen [[Gymnasium poeticum]] errichtet. Sein Vorschlag wurde aber erst verwirklicht, nachdem der damalige Landesherr des [[Fürstentum Regensburg|Fürstentums Regensburg]] [[Karl Theodor von Dalberg]] den Vorschlag von Ostertag aufgegriffen und unterstützt hatte. Den Entwurf des Denkmals erstellte der Baumeister [[Emanuel Herigoyen|Emanuel d’Herigoyen]]. Die Aufstellung erfolgte zunächst in der Nähe der ehemaligen Grabstätte von Kepler in Verlängerung der damals neu erbauten [[Maximilianstraße (Regensburg)|Maximilianstraße]], die im Süden mit dem Maxtor als Torbau endete. Nach der Erbauung des [[Regensburg Hauptbahnhof|Regensburger Hauptbahnhofs]] (1892) wurde das Denkmal nach Westen versetzt, weil es dem geradlinigen Verlauf der Zugangsstraße zum neuen Bahnhof im Weg war. |
|||
=== Nachlass === |
|||
Nachdem Keplers zweite Ehefrau Susanna vom Tod ihres Ehemannes erfahren hatte, reiste sie nach Prag und erreichte dort, dass Wallenstein seinen Landeshauptmann in Sagan anwies, 250 Gulden rückständiges Honorar für Kepler auszuzahlen. Damit war Wallenstein seinen finanziellen Verpflichtungen vollständig nachgekommen. Die weitere Reise führte die Ehefrau nach Regensburg, wo sie Ende des Jahres 1631 eintraf, das Grab ihres Ehemannes besuchte, mit Keplers Sohn Ludwig zusammentraf und den Nachlass von Kepler in Empfang nahm. |
|||
Kepler hatte einen großen Teil des Nachlasses an vier Orten in Regensburg deponiert und auch ein Verzeichnis des Nachlasses erstellt, das erhalten ist (und aufzählt): |
|||
* bei Gevatter Balthasar Guralt (Wahlenstraße 16): Einen eingelegten Kasten mit Schreibtisch und 30 Schubladen und ein Einsatzkästlein mit zwei Schlössern, eine Wagentruhe mit Schloss und Silbergeschmeid, den beiden Kindern aus erster Ehe gehörig. In einem Kästlein Schatzgeld (Tauf und Firmungstaler) Silbergürtel, Ringe, Gnadenpfennige, meines Weibs Hochzeitsbecher, Perlenkranz, Patengeld und Patenmünzen in drei verborgenen Schublädlein. Alles zusammen schätzte Kepler auf ''siebenhundert Gulden, zusätzlich drei Schuldbrieve über viertausend-fünfhundert Gulden''. |
|||
* Bei Fides Oberndorfer, Witwe seines Freundes, des Arztes und Naturforschers Johann Oberndorfer (Krauterermarkt 2): Ein mit zwei Schlössern verschlossener Kasten mit Kleidern, Leinen-Gewändern, Seidendecke und anderem der Tochter Susanna. |
|||
* Bei Hans Haller (Keplerstraße 2 D): Ein großer, grüner zweistufiger Kasten mit meiner Bibliothec und mathematischen Instrumenten. |
|||
Eine schwarze Truhe mit eisernem Schloss mit Zinn und Messinggeschirr, eine Uhr und etliche Instrumente aus Zinn und Messing |
|||
* Bei Frau Katharina Frizinger in der Ostenvorstadt: ''Ein Fass mit Betgewant, 2 bis 3 Centner schwär'' |
|||
Beide reisten zum Beginn des Jahres 1632 weiter nach Linz, um bei den österreichischen Landständen persönlich rückständige Auszahlungen von finanziellen Forderungen zu erreichen, was wahrscheinlich nicht gelang. Während die Ehefrau zurückreiste, blieb der Sohn noch ein Jahr in Wien, um Gehaltsforderungen seines Vaters einzutreiben. Die kaiserliche Hofkanzlei stellte ihm zwar eine verzinste Schuldverschreibung über 12.694 Gulden aus, in der Folge konnte er jedoch keine Auszahlung erreichen. Keplers Witwe übersiedelte zunächst nach Frankfurt, wo sie in Armut lebte. 1635 reiste sie mit zwei Töchtern in das ihr vertraute Regensburg, wo sie im August 1636 starb.<ref name="Bau238">{{Literatur |Autor=Karl Bauer |Titel=Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte |Auflage=6 |Verlag=MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH |Ort=Regenstauf |Datum=2014 |ISBN=978-3-86646-300-4 |Seiten=238–242}}</ref> |
|||
== Werke (Schaffen) == |
|||
=== Grundlegende Ansichten === |
|||
Kepler lebte zu einer Zeit, in der zwischen [[Astronomie]] und [[Astrologie]] noch nicht eindeutig unterschieden wurde. Jedoch gab es eine strikte Trennung dazwischen, ob beide als Mathematik betrieben wurden, die ein Teil der freien Künste war, oder als Physik, die ein Teil der Philosophie war. Kepler brachte auch religiöse Argumente in sein Werk ein, sodass die Basis vieler seiner wichtigsten Beiträge im Kern theologisch ist. In seiner Zeit tobte der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] zwischen katholischen und protestantischen Parteien. Da Kepler mit keiner der beiden Seiten übereinstimmte und sowohl Protestanten als auch Katholiken zu seinen Freunden zählte, musste er mit seiner Familie mehrmals vor Verfolgung fliehen. Kepler war ein tief gläubiger Mensch; so schrieb er: ''Ich glaube, dass die Ursachen für die meisten Dinge in der Welt aus der Liebe Gottes zu den Menschen hergeleitet werden können.'' |
|||
Kepler war ein pythagoreischer Mystiker. Er glaubte, dass mathematische Beziehungen die Grundlage der Natur seien und alle Schöpfung ein zusammenhängendes Ganzes. Diese Auffassung stand im Gegensatz zur aristotelischen Lehre, wonach die Erde grundsätzlich verschieden vom Rest des Universums sei, aus anderen Substanzen bestehe und auf ihr andere Gesetze gelten. In der Erwartung, universelle Gesetze zu entdecken, wandte Kepler irdische Physik auf Himmelskörper an. Er hatte Erfolg; seine Arbeit ergab die drei Keplerschen Gesetze der Planetenbewegung. Kepler war auch davon überzeugt, dass Himmelskörper irdische Ereignisse beeinflussten. Ein Ergebnis seiner Überlegungen war die richtige Einschätzung der Rolle des Mondes auf die Entstehung der Gezeiten, Jahre vor Galileis gegenteiliger falscher Formulierung. Des Weiteren glaubte er, dass es eines Tages möglich sein werde, eine „wissenschaftliche“ Astrologie zu entwickeln, trotz seiner generellen Abneigung gegen die Astrologie seiner Zeit. |
|||
Aus der Annahme von [[Giordano Bruno]], das Universum sei unendlich und habe unendlich viele Sonnen, folgte für Kepler das [[Olberssches Paradoxon|Paradoxon]], das später nach [[Wilhelm Olbers]] benannt wurde. Für Kepler war die Erde der „Sitz des betrachtenden Wesens, für welches das Universum geschaffen wurde“, mittig im Planetensystem mit je drei Himmelskörpern außen (Mars, Jupiter und Saturn) und innen (Venus, Merkur und Sonne – „das Herz, um das sich alles dreht“).<ref>{{Literatur |Autor=Paolo Rossi |Titel=Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa |Verlag=C.H.Beck |Datum=1997 |ISBN=3-406-42812-6 |Online=https://books.google.de/books?id=wgj44UPTROQC&pg=PA174&hl=de |Abruf=2024-04-19}}</ref> |
|||
=== De Stella Nova === |
|||
[[Datei:Keplers supernova.jpg|mini|Reste der 1604 beobachteten Supernova (Nasa)]] |
|||
[[Datei:Kepler-Fernrohr (Schema).svg|mini|Grundsätzliche Funktionsweise eines Kepler-Fernrohrs]] |
|||
Kepler beobachtete die [[Supernova 1604]] und veröffentlichte seine Beobachtungen im Jahr 1606 in dem Buch ''De Stella nova in pede serpentarii, et qui sub ejus exortum de novo iniit, Trigono igneo'' (‚Vom neuen Stern im Fuße des Schlangenträgers‘). Das Auftauchen eines „neuen“ Sterns stand im Widerspruch zu der vorherrschenden Ansicht, das [[Fixstern]]gewölbe sei auf ewig unveränderlich, und löste, wie zuvor schon die von [[Tycho Brahe#Die Supernova von 1572|Brahe]] beobachtete [[Supernova 1572]], heftige Diskussionen in naturphilosophischen Fachkreisen aus. |
|||
=== Astronomia Nova === |
|||
[[Datei:Astronomia Nova.jpg|mini|links|hochkant|Titelseite der ''Astronomia Nova'' von 1609]] |
|||
[[Datei:Mars 2003.jpg|mini|hochkant=1.5|Bahn des Mars aus Erdsicht am [[Sternenhimmel|Himmel]] (Juni–Dezember 2013), mit Schleife und darin scheinbare Rückwärtsbewegung]] |
|||
Kepler erbte 1601 von [[Tycho Brahe]] eine Fülle von sehr genauen Datenreihen über die gemessenen Positionen der Planeten am Fixsternhimmel. Wie das nebenstehende Bild beispielhaft zeigt, bewegen sich die Planeten gegenüber dem Fixsternhimmel nicht nur mit variierender Geschwindigkeit und Höhe über dem Horizont, sondern zeitweise auch rückläufig in einer Art Schleife. Das liegt nach dem heliozentrischen Weltbild zum Teil daran, dass die Erde, von der die Bewegungen der Planeten aus beobachtet werden, selbst die Sonne umkreist, und zum Teil an der jeweils speziellen Bahnbewegung jedes Planeten. |
|||
Im Gegensatz zu Brahe glaubte Kepler an ein heliozentrisches System wie von Kopernikus vorgeschlagen. Er machte aber insofern einen entscheidenden weiterführenden Schritt, als er den Bezugspunkt der Planetenbewegung in der Sonne selbst sah anstatt in einer fiktiven ''mittleren Sonne'', wie sie bisher angenommen werden musste, um die seit dem Altertum vorherrschende Erklärung durch gleichförmig durchlaufene Kreisbahnen durchführen zu können. Dies war auch motiviert durch das Werk des englischen Arztes [[William Gilbert]] ''De Magnete, Magneticisque Corporibus, et de Magno Magnete Tellure'' („Über den Magneten, Magnetische Körper und den großen Magneten Erde“), das 1600 erschienen war. Auf diese Weise gelangte er zu der Auffassung, die Sonne übe eine in die Ferne wirkende Kraft aus, die mit wachsender Entfernung abnehme und die Planeten auf ihren Umlaufbahnen halte, die ''[[Anima motrix]].'' Dies war zu Keplers Zeit ebenso [[Hypothese|spekulativ]] wie seine andere Vermutung, dass zwischen den Radien der Planetenbahnen und denen der [[Platonischer Körper|platonischen Körper]] ein innerer Zusammenhang bestehe. |
|||
[[Datei:Kepler-second-law.svg|mini|Zweites Keplersches Gesetz]] |
|||
Ausgehend von diesen Grundsätzen verbrachte Kepler zwanzig Jahre mit sorgfältigen Versuchen und Überprüfungen, um eine mathematische Beschreibung der Planetenbewegungen zu finden, die zu den beobachteten Daten passt. Kepler konzentrierte sich zunächst darauf, die Marsbahn zu verstehen, und erreichte dies auf einem Umweg. Zuerst ermittelte er eine genauere Beschreibung der [[Erdbahn]], indem er aus Tychos Beobachtungen diejenigen Tage auswählte, an denen der Mars von der Sonne aus stets am gleichen Punkt seiner Bahn stand, die Erde aber an verschiedenen. Dabei kam er ohne genaue Kenntnis der wirklichen Abstände der Planeten voneinander und von der Sonne aus, weil seine geometrische Analyse nur deren Verhältnisse benötigte. So gewann er, ohne die genaue Umlaufbahn des Mars zu kennen, eine hinreichend genaue Beschreibung der ganzen Erdbahn. Diese nutzte er zur Auswertung aller weiteren Beobachtungsdaten des Mars und konnte daraus dessen Bahn und Laufzeiten bestimmen. So fand er nach etwa zehn Jahren die ersten beiden der drei später nach ihm benannten [[Keplersche Gesetze|Planetengesetze]]: Die Planetenbahn ist eine im Raum feststehende Ellipse mit der Sonne in einem Brennpunkt, und die Geschwindigkeit des Planeten variiert entlang seiner Bahn so, dass eine von der Sonne zu einem Planeten gezogene Strecke in gleichen Zeiträumen gleiche Flächen überstreicht. |
|||
Diese beiden Gesetze veröffentlichte er im 1609 erschienenen Werk ''Astronomia Nova'' (Neue Astronomie) bei Gotthard Vögelin in Heidelberg.<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Dieter Dyroff |Titel=Druck der Astronomia Nova von Johannes Kepler: Gotthard Vögelin: Verleger, Drucker, Buchhändler |TitelErg=Diss. Univ. Mainz 1962 |Datum=1962 |Online={{Webarchiv |url=http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/math/zitat/kepler-hd.htm |text=''Abstract.'' |wayback=20120528053404}}. In: ''Ub-Uni-Heidelberg.de.'' |Abruf=2024-04-19}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Joachim Heintze]], Maarten DeKieviet und Jörg Hüfner |Titel=Geschichte der Physik an der Universität Heidelberg |Verlag=Heidelberg University Publishing |Ort=Heidelberg |Datum=2019 |Seiten=43 |DOI=10.17885/heiup.441}}</ref> Der erste dokumentierte Leser des Buchs war Keplers Briefpartner [[Nicolaus von Vicken]].<ref>H. Darrel Rutkin: ''Celestial Offerings: Astrological Motifs in the Dedicatory Letters of Kepler’s Astronomia Nova and Galieo’s Sidereus Nuncius.'' In: William R. Newman, Anthony Grafton (Hrsg.): ''Secrets of Nature. Astrology and Alchemy in Early Modern Europe.'' MIT Press, Cambridge/London 2001, S. 133–172.</ref> |
|||
=== Dioptrice === |
|||
Eine der bedeutendsten Arbeiten Keplers war seine ''Dioptrice.'' Mit diesem 1611 erschienenen Werk zur [[Dioptrik]] des Auges legte Kepler die Grundlagen für die [[Optik]] als Wissenschaft. Vorausgegangen war seine Schrift ''Ad Vitellionem Paralipomena, Quibus Astronomiae Pars Optica Traditur'' („Ergänzungen zu [[Witelo]], in denen der optische Teil der Astronomie fortgeführt wird“, 1604),<ref>{{Webarchiv |url=http://www.mathematik.de/ger/information/kalenderblatt/wissenschaftlicheoptik/wissenschaftlicheoptik.html |text=''400 Jahre wissenschaftliche Optik (Johannes Keplers „Ad Vitellionem paralipomena quibus astronomiae pars optica“ 1604).'' |wayback=20170709025257}}. Bei: ''mathematik.de.''</ref> in der er frühere Vorstellungen über die Ausbreitung und Wirkung von Lichtstrahlen grundlegend änderte. Nicht vom Auge gehe ein Kegel aus, dessen Basis den Betrachtungsgegenstand umfasst, sondern von jedem Punkt des Objektes gehen Strahlen in alle Richtungen – einige davon erreichen durch die [[Pupille]] das Augeninnere. Ebenso wie Lichtstrahlen auf dem Weg von den Gestirnen zur Erde durch die Lufthülle abgelenkt werden ([[atmosphärische Refraktion]]), werden sie in dem noch dichteren Medium der Augenlinse gebrochen und damit gebündelt. Damit hatte Kepler eine Erklärung für Kurzsichtigkeit und auch für die Wirkung einer Lupe oder Brille gegeben. Die Erfindung des [[Kepler-Fernrohr]]es erscheint fast als ein Abfallprodukt seiner tiefgreifenden Erkenntnisse zur [[Lichtbrechung|Brechung des Lichtes]] und der [[Optische Abbildung|optischen Abbildung]]. |
|||
Die Veröffentlichung der ''Dioptrice'' war die mittlere in einer Serie von drei Abhandlungen, die er als Antwort auf Galileis ''[[Sidereus Nuncius]]'' verfasste. In der ersten spekulierte Kepler, ob die Bahnen der [[Galileische Monde|Galileischen Monde]] gleichfalls in platonische Körper passen. Eine dritte Abhandlung betraf seine eigenen Beobachtungen der Jupitermonde und stützte Galileis Schlussfolgerungen. Dieser schrieb darauf zurück: „Ich danke Ihnen – weil Sie der Einzige sind, der mir Glauben schenkt.“ Dem fortschrittlichen Kepler gelang es nicht, als Professor in seiner Studienheimat Tübingen Fuß zu fassen. |
|||
=== Stereometria === |
|||
In Linz beschäftigte sich Kepler ab 1612 mit einem rein mathematischen Problem, dem Rauminhalt von [[Weinfass|Weinfässern]]. Damals bestimmten ihn die Weinhändler nur nach Faustregeln. Kepler entwickelte eine in der Antike gebräuchliche Methode weiter und schuf damit die Grundlagen für die weitergehenden Überlegungen von [[Bonaventura Cavalieri]] und [[Evangelista Torricelli]]. Die später so genannte [[Keplersche Fassregel]] machte er 1615 unter dem Titel ''Stereometria Doliorum Vinariorum'' („Stereometrie der Weinfässer“) bekannt. |
|||
Auch in [[Ulm]] und einigen anderen Städten befasste sich Kepler mit der [[Eichung]] von Hohlmaßen und anderen Geräten, drang aber nicht überall damit durch. Im November 1627 notiert er nach dem Verlassen Ulms, dass er sein Anerbieten, den Eichkessel, „so ers vonnöten hette … zu meiner Wiederherauffkunfft zu eychen“ umsetzen wolle. |
|||
=== Harmonice mundi === |
|||
<!-- Schreibweise: Harmonice mundi (ohne s), Harmonices mundi libri V (mit s) --> |
|||
[[Datei:Kepler Drawing of SN 1604.png|mini|Keplers Zeichnung zur Supernova 1604]] |
|||
Nach intensivem Studium der Daten zur Umlaufbahn des Mars entdeckte Kepler am 15. Mai 1618 das dritte der nach ihm benannten Gesetze, das er in dem im Jahr 1619 veröffentlichten Werk ''Harmonices mundi libri V''<!--sic, Harmonices ist hier Genitiv --> („Fünf Bücher zur Harmonik der Welt“) erläuterte. Danach ist das Verhältnis des Quadrats der Umlaufzeit <math>T</math> eines Planeten zur dritten Potenz der [[Halbachsen der Ellipse|großen Halbachse]] <math>d</math> seiner Bahnellipse für alle Planeten dasselbe: <math>T^2 / d^3</math> ist für alle Planeten gleich. Dies ist äquivalent zum [[Keplersche Gesetze#Drittes Keplersches Gesetz|dritten Keplerschen Gesetz]]. |
|||
{| class="wikitable" |
|||
! Planet || <math>T</math> || <math>d</math> || <math>T^2</math> || <math>d^3</math> || <math>T^2/d^3</math> |
|||
|- |
|- |
||
|Merkur||0,241||0,387||0, |
| Merkur || 0,241 || 0,387 || 0,0581 || 0,0580 || 1,002 |
||
|- |
|- |
||
|Venus||0,615||0,723||0, |
| Venus || 0,615 || 0,723 || 0,378 || 0,378 || 1,000 |
||
|- |
|- |
||
| Erde || 1 || 1 || 1 || 1 || 1 |
|||
|Erde||1||1||1||1||1 |
|||
|- |
|- |
||
|Mars||1,881||1,524||3, |
| Mars || 1,881 || 1,524 || 3,538 || 3,539 || 0,999 |
||
|- |
|- |
||
|Jupiter||11,863||5,203||140, |
| Jupiter || 11,863 || 5,203 || 140,73 || 140,85 || 0,9991 |
||
|- |
|- |
||
|Saturn||29,458||9,555||867, |
| Saturn || 29,458 || 9,555 || 867,77 || 872,35 || 0,9947 |
||
|} |
|} |
||
T = siderische Umlaufzeit |
:<math>T</math> = [[Siderische Periode|siderische Umlaufzeit]] des Planeten in Erdjahren |
||
d = |
:<math>d</math> = Länge der großen Halbachse der Umlaufbahn in [[Astronomische Einheit|astronomischen Einheiten]] (Abstand Erde–Sonne) |
||
Für die Erde haben sowohl <math>T</math> als auch <math>d</math> nach Definition den Wert <math>1</math>. |
|||
Kepler sprach in diesem Werk von einem ''harmonischen Gesetz'', da er glaubte, dass es eine musikalische Harmonie enthüllt, die der Schöpfer im Sonnensystem verewigte. ''Ich fühle mich von einer unaussprechlichen Verzückung ergriffen ob des göttlichen Schauspiels der himmlischen Harmonie. Denn wir sehen hier, wie Gott gleich einem menschlichen Baumeister, der Ordnung und Regel gemäß, an die Grundlegung der Welt herangetreten ist.'' Keplers Anschauungen entsprachen dem, was man heute als [[anthropisches Prinzip]] bezeichnet. In einem weiteren Manuskript beschrieb er eine Zusammenstellung von Übereinstimmungen zwischen der [[Bibel]] und wissenschaftlichen Sachverhalten. Auf Grund des Drucks seitens der Kirche konnte dieser Aufsatz nicht veröffentlicht werden. Derartige Auseinandersetzungen begleiteten Keplers Familie häufig. |
|||
Kepler sprach in diesem Werk von einem ''harmonischen Gesetz.'' Er glaubte, dass es eine musikalische Harmonie enthülle, die der Schöpfer im Sonnensystem verewige. „Ich fühle mich von einer unaussprechlichen Verzückung ergriffen ob des göttlichen Schauspiels der himmlischen Harmonie. Denn wir sehen hier, wie Gott gleich einem menschlichen Baumeister, der Ordnung und Regel gemäß, an die Grundlegung der Welt herangetreten ist.“ Keplers Anschauungen entsprachen dem, was heute als [[anthropisches Prinzip]] bezeichnet wird. In einem weiteren Manuskript beschrieb er eine Zusammenstellung von Übereinstimmungen zwischen der [[Bibel]] und wissenschaftlichen Sachverhalten. Wegen des Drucks der Kirche konnte er diesen Aufsatz nicht veröffentlichen. |
|||
Im Gegensatz zur Harmonie der Himmelskörper, die Kepler studierte, war diese Epoche von Hass, Angst und Intoleranz geprägt. Kepler war ein tief religiöser Mensch: ''Ich glaube, dass die Ursachen für die meisten Dinge in der Welt aus der Liebe Gottes zu den Menschen hergeleitet werden können.'' In dieser Zeit tobte der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] zwischen katholischen und protestantischen Parteien. Da Kepler mit keiner der beiden Seiten übereinstimmte, ja, sich sogar erlaubte, sowohl Protestanten wie Katholiken zu seinen Freunden zu zählen, musste er mit seiner Familie mehrmals fliehen, um Verfolgungen zu entkommen. |
|||
Der Komponist [[Paul Hindemith]] vertonte Johannes Keplers Leben und seine Lehre in der Oper [[Die Harmonie der Welt]]. |
|||
In den Jahren 1618-1621 verfasste er ''Epitome Astronomiae Copernicae'' ("Abriss der kopernikanischen Astronomie"), das seine Entdeckungen in einem Band zusammenfasste und das erste Lehrbuch der heliozentrischen Weltbildes darstellte. |
|||
=== Weitere Werke === |
|||
Ein weiterer wichtiger Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte war Keplers Vorhersage eines [[Venustransit]]s durch die Sonnenscheibe für das Jahr 1631. Es war dies die erste (und korrekte) Berechnung eines solchen Ereignisses. Hierzu konnte er seine zuvor entdeckten astronomischen Gesetze verwenden. Den von ihm berechneten Durchgang konnte er allerdings nicht mehr selbst beobachten (acht Jahre später war [[Jeremiah Horrocks]] erfolgreich). |
|||
[[Datei:Epitome astronomiae copernicanae.tif|mini|''Epitome astronomiae copernicanae'', 1618]] |
|||
Neben den astronomischen Untersuchungen verfasste Kepler einen Aufsatz zur [[Symmetrie]] von Schneeflocken. Er entdeckte, dass natürliche Kräfte - nicht nur in Schneeflocken - das Wachstum regulärer geometrischer Strukturen bewirken. Konkret bemerkte er, dass zwar jede [[Schneeflocke]] ein einzigartiges Gebilde ist, andererseits Schneeflocken bei einer Drehung um jeweils 60 Grad ihr Aussehen behalten (sechszählige [[Symmetrie]]). |
|||
Zwischen 1618 und 1621 verfasste er die ''Epitome Astronomiae Copernicanae'' („Abriss der kopernikanischen Astronomie“), die seine Entdeckungen in einem Band zusammenfasste. Es ist das erste Lehrbuch des heliozentrischen Weltbildes. |
|||
Dies führte Kepler zu Berechnungen der maximalen Dichte von Kreisanordnungen und [[Dichteste Kugelpackung|Kugelpackung]]en. Diese frühen Arbeiten fanden in der Neuzeit unter anderem Anwendung in der [[Kristallographie]] sowie in der [[Kodierungstheorie]], einem Teilgebiet der [[Nachrichtentechnik]]. Kepler vermutete, dass die dichteste Art, Kugeln aufzustapeln, darin besteht, sie pyramidenförmig übereinander anzuordnen. Dies mathematisch zu beweisen wurde von Mathematikern 400 Jahre lang vergeblich versucht. (Am 8. August 1998 kündigte der Mathematiker [[Thomas Hales]] einen Beweis für [[Keplersche Vermutung|Keplers Vermutung]] an. Auf Grund der Komplexität des Computerbeweises steht eine endgültige Überprüfung trotz jahrelanger Bemühungen angesehener Gutachter noch aus.) |
|||
[[Bild:Kepler-world.jpg|thumb|left|Weltkarte in den ''Tabulae Rudolphinae'']] |
|||
Ein weiterer Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte war Keplers Vorhersage eines [[Venustransit]]s durch die Sonnenscheibe für das Jahr 1631. Es war dies die erste – und korrekte – Berechnung eines solchen Ereignisses. Dafür konnte er seine zuvor entdeckten astronomischen Gesetze verwenden. Den von ihm berechneten Durchgang konnte er allerdings nicht mehr selbst beobachten; acht Jahre später war [[Jeremiah Horrocks]] dabei erfolgreich. |
|||
Von Johannes Kepler stammt auch die Definition des [[Antiprisma]]s. |
|||
[[Datei:SnowflakesWilsonBentley.jpg|mini|Schneeflocken. Foto: [[Wilson Bentley]]]] |
|||
[[Bild:Rudolfinische-tafeln.jpg|thumb||Tabulae Rudolfinae von Ioannes Keplerus]] |
|||
Gegen Ende seines turbulenten Lebens veröffentlichte Johannes Kepler im Jahre [[1627]] in [[Ulm]] sein letztes großes Werk, die ''Tabulae Rudolfinae'' ([[Rudolfinische Tafeln]]). Es wertete die Aufzeichnungen Tycho Brahes aus und beschrieb die Positionen der Planeten mit bis dahin unerreichter Genauigkeit (die mittleren Fehler waren auf etwa 1/30 der bisherigen Werte reduziert). Diese Planetentafeln sowie seine im ''Epitome…'' dargelegten himmelsmechanischen Gesetze bildeten die überzeugendste Argumentationshilfe der zeitgenössischen Heliozentriker und dienten später [[Isaac Newton]] als Grundlage zur Herleitung der [[Gravitation]]stheorie. |
|||
==== Zur Kristallographie ==== |
|||
== Hintergrund == |
|||
Neben den astronomischen Untersuchungen verfasste Kepler einen Aufsatz zur Entstehung von Schneekristallen. Er entdeckte, dass natürliche Kräfte – nicht nur in Schneeflocken – das Wachstum regulärer geometrischer Strukturen bewirken. Konkret bemerkte er, dass zwar jede [[Schnee]]flocke ein einzigartiges Gebilde ist, andererseits aber von sechsstrahliger Gestalt. Keplers Hypothesen zur Selbststrukturierung von Kristallen und anderen natürlichen geometrischen Formen wurden in einer neuplatonischen Tradition entwickelt, die durch Giordano Bruno eine Weiterentwicklung erfahren hatte. Kepler übernahm das Minimumkonzept von Giordano Bruno, wie dieser es in den ''Articuli adversus mathematicos'' 1588 entwickelt hatte. In den ''Articuli'' befinden sich Zeichnungen zur quadratischen und hexagonalen Packung wie in Keplers ''De nive sexangula'' 1611.<ref>{{Literatur |Autor=Marie-Luise Heuser-Keßler |Hrsg=Klaus Heipcke u. a. |Titel=Maximum und Minimum. Zu Brunos Grundlegung der Geometrie in den Articuli adversus mathematicos und ihrer weiterführenden Anwendung in Keplers Neujahrsgabe oder Vom sechseckigen Schnee |Sammelwerk=Die Frankfurter Schriften Giordano Brunos und ihre Voraussetzungen |Verlag=Acta humaniora |Ort=Weinheim |Datum=1991 |ISBN=3-527-17760-4 |Seiten=181–197}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Marie-Luise Heuser-Keßler |Hrsg=Uwe Niedersen |Titel=Keplers Theorie der Selbststrukturierung von Schneeflocken vor dem Hintergrund neuplatonischer Philosophie der Mathematik |Sammelwerk=Selbstorganisation |Band=3 |Verlag=Duncker & Humblot |Ort=Berlin |Datum=1992 |ISBN=3-428-07515-3 |Seiten=237–258}}</ref> Auch Brunos „De triplici minimo et mensura“ von 1591 enthalten derartige Zeichnungen mit entsprechenden Erörterungen. |
|||
[[Bild:210704 regensburg-keplerhaus 1-480x640.jpg|thumb|Bild seines Wohnhauses (1626-1628) in Regensburg]] |
|||
Kepler zählt zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. Sein Leben war geprägt von tiefer Glaubensüberzeugung und sein Weltbild beruhte auf der hermetischen Tradition, die sich von [[Pythagoras]] (Harmonien im All) über [[Platon]] (Mathematik ist Alles) bis zu dem von Dionysios zitierten [[Hermes Trismegistos]] erstreckte. In dieser Tradition gab es Fernwirkungen und Harmonien, die uns mittelalterlich-[[Okkultismus|okkult]] erscheinen mögen - für Kepler war seine Weltanschauung logisch, einfach und klar. Vor diesem Hintergrund jedoch markiert Kepler den Übergang von einer qualitativen Naturphilosophie zu quantitativen Naturwissenschaften. |
|||
[[Datei:Pyramid of 35 spheres animation.gif|mini|Dichte Kugelpackung mit 35 Kugeln]] |
|||
Seine Entdeckung der drei Planetengesetze machte aus dem mittelalterlichen Weltbild (in dem körperlose Wesen die Planeten einschließlich Sonne in stetiger Bewegung hielten) ein dynamisches System, in dem die Sonne durch Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Er selbst allerdings nannte sie nie „Gesetze“; sie waren in seinen Augen vielmehr Ausdruck der Weltharmonie, die der Schöpfer seinem Werk mitgegeben hatte. Und aus seiner Sicht war es auch göttliche Vorsehung, die den Theologiestudenten zum Studium der Gestirne führte. Die natürliche Welt war ihm ein Spiegel, in dem die göttlichen Ideen sichtbar werden konnten, der gottgeschaffene menschliche Geist dazu da, sie zu erkennen und zu preisen. |
|||
Kepler entwickelte Hypothesen über die maximale Dichte von [[Dichteste Kugelpackung|Kugelpackungen]], die in der Neuzeit unter anderem Anwendung in der [[Kristallographie]] sowie in der [[Kodierungstheorie]], einem Teilgebiet der [[Nachrichtentechnik]] fanden. Kepler vermutete, dass die dichteste Art, Kugeln aufzustapeln, darin besteht, sie pyramidenförmig übereinander anzuordnen. Dies versuchten Mathematiker 400 Jahre lang vergeblich zu beweisen. Am 8. August 1998 kündigte der Mathematiker [[Thomas Hales]] einen Beweis für [[Keplersche Vermutung|Keplers Vermutung]] an. Auf Grund der Komplexität des Computerbeweises steht eine endgültige Überprüfung trotz jahrelanger Bemühungen angesehener Gutachter noch aus. |
|||
In diesem Sinne wollte er die Vermutungen, die Kopernikus geäußert hatte, als richtig beweisen; dies war Keplers Art von „Gottesdienst“. Dies bedeutete jedoch, dass er von dem Gedanken abging, das kopernikanische System sei lediglich ein ([[Hypothese|hypothetisches]]) Modell zur einfacheren Berechnung der Planetenpositionen, sondern eine physikalische Tatsache. Damit stieß Kepler nicht nur bei der katholischen Kirche, sondern auch bei protestantischen Vorgesetzten auf erbitterten Widerstand. Denn auf beiden Seiten galten die Lehren von [[Aristoteles]] und [[Ptolemäus]] als unantastbar. |
|||
==== Mathematische Arbeiten ==== |
|||
Am Beginn seiner Überlegungen allerdings stand die „Erleuchtung“, die Abstände der fünf (!) Planeten von der Sonne entsprächen genau ein- und umgeschriebenen Kugeln zu den fünf (!) [[platonischer Körper|platonischen]] Körpern. Als er rechnerisch weitgehende Übereinstimmung fand, war er sicher, mittels Mathematik und Beobachtung den Bau (die „Architektur“) des Alls enthüllt zu haben. |
|||
Der Gedanke logarithmischen Rechnens findet sich sehr früh (1484) bei dem Franzosen Nicolas Chuquet und dann, etwas weiter entwickelt, bei [[Michael Stifel]] (1486–1567) in seiner ''Arithmetica integra,'' die 1544 in [[Nürnberg]] erschien. An ein praktisches Rechnen mit [[Logarithmen]] konnte man jedoch erst nach der Erfindung der Dezimalbrüche (um 1600) denken. An der Erfindung der Dezimalbrüche und ihrer Symbolik war der Schweizer Mathematiker [[Jost Bürgi]] (1552–1632) stark beteiligt. Dieser berechnete auch zwischen 1603 und 1611 die Logarithmentafel. Da er sie aber trotz mehrfacher Aufforderung durch Johannes Kepler, mit dem er in Prag wirkte, erst 1620 unter dem Titel „Arithmetische und Geometrische Progresstabuln“ veröffentlichte, kam ihm der schottische Lord [[John Napier]] (auch ''Neper'') (1550–1617) zuvor. Nachdem Kepler klar geworden war, welche Vereinfachung die neue Rechenmethode für die umfangreichen und zeitraubenden astronomischen Rechenarbeiten mit sich brachte, setzte er alles daran, das Verfahren zu popularisieren und für einen weiten Interessentenkreis zu erschließen. |
|||
Als Kepler im Jahr 1604 die [[Supernova 1604]] beobachtete, sah er auch darin die Vorsehung am Werk: er stellte sie nicht nur in Zusammenhang mit der [[Konjunktion]] von Jupiter und Saturn (1603) und vermutete, der neue Stern sei durch diese ausgelöst worden. Sondern er behauptete, Gleiches habe sich beim Erscheinen des [[Stern von Betlehem|Sterns von Betlehem]] ereignet: auch dieser sei in Folge einer großen Planetenkonjunktion sichtbar geworden (erste naturwissenschaftliche Stern-von-Betlehem-Theorie). In gleicher Weise sei nunmehr (1604) die Wiederkunft des Herrn nicht mehr fern. |
|||
Er übernahm jedoch das neue Verfahren von Napier nicht so, wie es vorlag: nämlich ohne Angaben Napiers, wie seine Zahlen zustande gekommen waren, sodass die Tafeln unseriös wirkten und viele Wissenschaftler zögerten, sie anzuwenden. Um dieses Hemmnis aus dem Weg zu räumen, schrieb Kepler 1611 eine weit über Napier hinausgehende Erklärung des Logarithmenprinzips und überarbeitete die Tafeln vollständig. [[Philipp III. (Hessen-Butzbach)|Philipp III.]] von Hessen-Butzbach ließ 1624 Johannes Keplers ''Chilias logarithmorum'' in [[Marburg]] drucken. |
|||
Als Mathematiker tat sich Kepler noch durch seine Behandlung der allgemeinen Theorie der Vielecke und Vielflächner hervor. Mehrere bis dahin unbekannte Raumgebilde entdeckte und konstruierte er völlig neu, unter anderem das regelmäßige Sternvierzigeck. Von Johannes Kepler stammt auch die Definition des [[Antiprisma]]s. |
|||
Bereits sein Werk ''De fundamentis...'' von 1601 zeigt seine genaue Kenntnis der [[Astrologie]]. Diese blieb bis an sein Lebensende ein wesentlicher Teil seiner naturphilosophischen Beschäftigung. (Es hätte ihn vielleicht befriedigt, wenn er noch erlebt hätte, wie „zuverlässig“ seine Vorhersage zu [[Wallenstein]]s Schicksal im Spätwinter [[1634]] war.) |
|||
1615 entwickelte er die nach ihm benannte sogenannte [[Keplersche Fassregel]], eine Methode zur [[Numerische Integration|numerischen Integration]] von [[Rotationskörper]]n. |
|||
Ein Forscher, der solch „dunkle“ Lehren zur Grundlage seiner naturwissenschaftlichen Untersuchungen machte, musste einem [[Rationalist]]en wie [[Galilei]] zwielichtig erscheinen. Mit Galilei wechselte er zwar öfters Briefe, dieser jedoch hielt nicht viel von Keplers "fernwirkenden Kräften" und esoterischen "Harmonien". So war das Verhältnis zwischen den Beiden - manchen fachlichen Übereinstimmungen zum Trotz - eher gespannt. |
|||
[[Datei:Gear pump.png|mini|Zahnradpumpe]] |
|||
Kepler aber befand sich im 17. Jahrhundert in bester Gesellschaft: noch [[Isaac Newton]] zeigte von seiner Studienzeit bis ins hohe Alter starkes Interesse an qualitativer Naturphilosophie (einschließlich [[Alchemie]]) und gelangte so zu seinen entscheidenden Überlegungen zur Schwerkraftwirkung der Massen. |
|||
[[Datei:Tabulae Rudolphinae - Frontispiece.png|mini|Tabulae Rudolfinae – Frontispiz. Auf der Tafel links unten neben der Abbildung der Insel [[Ven (Insel)|Hven]] ist ein Porträt von Kepler]] |
|||
==== Technische Erfindung ==== |
|||
Zu einer bedeutenden, aber wenig gewürdigten Erfindung führte eine andere Gelegenheitsarbeit, zu der Kepler durch Gespräche mit einem Bergwerksbesitzer angeregt wurde. Dabei ging es um die Entwicklung einer Pumpe, mit der Wasser aus Bergwerksstollen herausgehoben werden sollte. Nach fehlgeschlagenen Experimenten kam Kepler der Gedanke, zwei in einem Kasten angebrachte „Wellen mit je sechs Hohlkehlen“, also Zahnräder mit abgerundeten Ecken, mit einer Kurbel anzutreiben, sodass die Radhöhlungen das Wasser nach oben beförderten. Er hatte eine ventillose und daher fast wartungsfreie [[Zahnradpumpe]] erfunden, die heute in prinzipiell gleichartiger Form in Auto-Verbrennungsmotoren als Ölpumpe eingebaut wird. |
|||
=== Tabulae Rudolfinae === |
|||
Gegen Ende seines turbulenten Lebens veröffentlichte Johannes Kepler im Jahre 1627 in [[Ulm]] sein letztes großes Werk, die ''Tabulae Rudolfinae'' ([[Rudolfinische Tafeln]]). Es wertete die Aufzeichnungen Tycho Brahes aus und beschrieb die Positionen der Planeten mit bis dahin unerreichter Genauigkeit. Die mittleren Fehler waren darin auf etwa 1/30 der bisherigen Werte reduziert. Diese Planetentafeln sowie seine in der ''Epitome'' dargelegten himmelsmechanischen Gesetze bildeten die überzeugendste Argumentationshilfe der zeitgenössischen Heliozentriker und dienten später [[Isaac Newton]] als Grundlage zur Herleitung der [[Gravitation]]stheorie. |
|||
=== Somnium === |
|||
[[Datei:El Sueño o la Astronomía de la Luna.jpg|mini|hochkant|''Somnium,'' Faksimile der Titelseite (1634)]] |
|||
1608 schrieb Kepler eine Erzählung mit dem Titel ''[[Somnium (Kepler)|Somnium]]'' („Der Traum“), die so realistisch wie damals möglich eine Mondfahrt beschreibt. Man kann ''Somnium'' als eine der ersten [[Science-Fiction]]-[[Erzählungen]] bezeichnen.<ref>[[Marie-Luise Heuser]]: ''Transterrestrik in der Renaissance. Nikolaus von Kues, Giordano Bruno und Johannes Kepler.'' In: M. Schetsche, M. Engelbrecht (Hrsg.): ''Menschen und Außerirdische. Kulturwissenschaftliche Blicke auf eine abenteuerliche Beziehung.'' Bielefeld (Transcript-Verlag) 2008, S. 55–79.</ref> Das Werk wurde erst 1634 postum veröffentlicht. Die Entstehungsgeschichte begann jedoch schon vier Jahrzehnte früher: 1593, als Kepler Student in Tübingen war, hatte er als Thema einer der geforderten Disputationen gewählt, wie die Vorgänge am Firmament sich wohl auf dem Mond ausnähmen. Sein Ziel war damals, einen Parallelismus aufzuzeigen: Wie wir die Rotation der Erde und ihre Bewegung um die Sonne nicht spüren, aber den Mond seine Bahn ziehen sehen, könne ein lunarer Beobachter glauben, der Mond stehe still im Raum und die Erde bewege sich um ihn. |
|||
Nun wollte Kepler mit fiktiven astronomischen Betrachtungen vom Mond aus das von ihm weiterentwickelte kopernikanische Weltbild populär machen, er wollte versuchen, die Leser von der Meinung abzubringen, weiterhin in der Erde das Zentrum alles Menschlichen und Göttlichen zu sehen. Den Bericht eines raumreisenden Geistes wählte er als märchenhafte Rahmenhandlung. Der erzählende Autor fällt in Schlaf und träumt die Reise zum Mond, die durch einen Regenschauer am Morgen abrupt unterbrochen wird. Kepler war klar, dass es zur Überwindung der irdischen Gravitation einer starken Kraft bedarf, denn nach Aristoteles strebt alle irdische Materie zum Weltmittelpunkt: Ein Stein, der nach oben geworfen wird, kehrt durch diese Wirkung wieder zur Erde zurück. Der Wurf, der einen Menschen bis zum Mond tragen könnte, setzt daher den Menschen gleich einem Schuss großen Kräften aus. Anders als Aristoteles stellte sich Kepler vor, dass diese Anziehungskraft der Erde ähnlich funktioniert wie die zeitgenössisch intensiv erforschte magnetische Kraft.<ref>{{Literatur |Autor=Siegmund Günther |Titel=Johannes Kepler und der Tellurisch-Kosmische Magnetismus |Auflage=Nachdruck der Ausgabe von 1888 |Verlag=Hanse |Ort=Norderstedt |Datum=2017 |ISBN=978-3-7446-0629-5}}</ref> Er dachte sich große Temperaturunterschiede auf dem Mond, Hitze während des Mondtags und Eis und Stürme während der Mondnacht. Er stellte sich Tiere auf dem Mond vor, die sich den unwirtlichen Lebensbedingungen angepasst haben. |
|||
Die märchenhafte Erzählung wurde postum von seinem Sohn Ludwig 1634 veröffentlicht<ref>Max E. Lippitsch: ''Mysterium cosmographicum: Katalog zu steirischen Ausstellungen im internationalen Jahr der Astronomie 2009.'' [https://books.google.de/books?id=9IL7CxHOtnoC&pg=PA292 S. 292 f.]</ref> und erst 1871 in einer Zeitschrift von [[Edmund Reitlinger]]<ref>Edward Rosen (Hrsg.): ''Kepler’s Somnium: The Dream, Or Posthumous Work on Lunar Astronomy.'' Verlag Courier Corporation, 1967, [https://books.google.de/books?id=OdCJAS0eQ64C&pg=PA242 S. 242.]</ref> und 1898 als [[Monografie]] von Ludwig Günther<ref>[https://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/15537 ''Keplers Traum vom Mond.''] Übersetzt und kommentiert von Ludwig Günther, Leipzig 1898, Digitale Neuausgabe (HeiDOK). PDF; 5,2 MB (200 S.).</ref> teilweise<ref>Edward Rosen (Hrsg.): ''Kepler’s Somnium: The Dream, Or Posthumous Work on Lunar Astronomy.'' Verlag Courier Corporation, 1967, [https://books.google.de/books?id=OdCJAS0eQ64C&pg=PR9 S. IX.]</ref> ins Deutsche übersetzt. Erst 2011 erschien eine vollständige Übersetzung von Hans Bungarten; hrsg. und essayistisch kommentiert von [[Beatrix Langner]].<ref>[https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/der-traum-oder-mond-astronomie.html Verlagsseite]; [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/johannes-kepler-der-traum-oder-mond-astronomie-im-schatten-der-erde-fliegen-die-daemonen-11115087.html FAZ-Artikel], abgerufen am 17. Januar 2015.</ref> |
|||
== Mystizismus, Astrologie und Wissenschaft == |
|||
Am Beginn Keplers Überlegungen zu den Planetenbahnen stand die „Erleuchtung“, die Abstände der ''fünf'' Planeten von der Sonne entsprächen genau ein- und umgeschriebenen Kugeln zu den ''fünf'' [[Platonischer Körper|platonischen Körpern]]. Als er rechnerisch weitgehende Übereinstimmung fand, war er sicher, mittels Mathematik und Beobachtung den Bau (die „Architektur“) des Alls enthüllt zu haben. |
|||
Als Kepler im Jahr 1604 die [[Supernova 1604]] beobachtete, sah er auch darin die Vorsehung am Werk: Er stellte sie nicht nur in Zusammenhang mit der [[Konjunktion (Astronomie)|Konjunktion]] von Jupiter und Saturn (1603) und vermutete, der neue Stern sei durch diese ausgelöst worden. Er behauptete, Gleiches habe sich beim Erscheinen des [[Stern von Betlehem|Sterns von Betlehem]] ereignet: Auch dieser sei infolge einer großen Planetenkonjunktion sichtbar geworden (erste naturwissenschaftliche Stern-von-Betlehem-Theorie). In gleicher Weise sei nunmehr (1604) die Wiederkunft des Herrn nicht mehr fern. |
|||
Bereits sein Werk ''De fundamentis …'' von 1601 zeigt seine genaue Kenntnis der [[Astrologie]]. Diese blieb bis an sein Lebensende ein wesentlicher Teil seiner naturphilosophischen Beschäftigung. |
|||
Ein Forscher, der solch „dunkle“ Lehren zur Grundlage seiner naturwissenschaftlichen Untersuchungen machte, musste einem Rationalisten wie [[Galileo Galilei|Galilei]] zwielichtig erscheinen. Mit Galilei wechselte er zwar öfter Briefe, dieser jedoch hielt nicht viel von Keplers „fernwirkenden Kräften“ und esoterischen „Harmonien“. So war das Verhältnis zwischen den beiden – manchen fachlichen Übereinstimmungen zum Trotz – eher gespannt, was besonders in Keplers gleichzeitiger Korrespondenz mit [[Matthias Bernegger]] zum Ausdruck kommt. |
|||
Kepler aber befand sich im 17. Jahrhundert in bester Gesellschaft: Noch [[Isaac Newton]] zeigte von seiner Studienzeit bis ins hohe Alter starkes Interesse an qualitativer Naturphilosophie (einschließlich [[Alchemie]]) und gelangte so zu seinen entscheidenden Überlegungen zur Schwerkraftwirkung der Massen. |
|||
=== Mysterium Cosmographicum === |
|||
{{Doppeltes Bild|2=Kepler-solar-system-2.png|3=180|4=Kepler-solar-system-1.png|5=157|6=Keplers Sphärenmodell des [[Sonnensystem]]s in ''Mysterium Cosmographicum'' (1596)}} |
|||
Kepler entdeckte die Planetengesetze, indem er Pythagoras’ Ziel, das Auffinden der [[Sphärenharmonie|Harmonie der Himmelssphären]], zu vollenden suchte. Nachdem es ihm nicht gelungen war, eine eindeutige Anordnung von [[Polygon]]en zu finden, die zu den bekannten astronomischen Beobachtungen passte (selbst wenn er dem System zusätzliche Planeten hinzufügte), experimentierte Kepler mit dreidimensionalen [[Polyeder]]n. Aus seiner [[Kosmologisches Prinzip|kosmologischen Sicht]] war es kein Zufall, dass die Anzahl der regelmäßigen Polyeder (d. h. die [[Platonischer Körper|platonischen Körper]]) um eins kleiner als die Anzahl der bekannten Planeten war. Er versuchte daher zu beweisen, dass die Abstände und Umlaufbahnen der Planeten von der Sonne durch Kugeln innerhalb dieser Polyeder definiert sind. Wenn man diese Körper, die jeweils von einer Kugel umschlossen sind, ineinander schachtelt, ergeben sich sechs Schichten, die den sechs bekannten Planeten des [[Heliozentrisches Weltbild|kopernikanischen Weltbilds]] entsprechen – [[Merkur (Planet)|Merkur]], [[Venus (Planet)|Venus]], [[Erde]], [[Mars (Planet)|Mars]], [[Jupiter (Planet)|Jupiter]] und [[Saturn (Planet)|Saturn]]. Durch die richtige Anordnung der Körper – [[Oktaeder]], [[Ikosaeder]], [[Dodekaeder]], [[Tetraeder]] und [[Würfel (Geometrie)|Würfel]] – glaubte Kepler daran, dass die Kugeln den relativen Größen der [[Umlaufbahn]]en der einzelnen Planeten um die Sonne entsprechen und im Allgemeinen um weniger als 10 % von den astronomischen Beobachtungen abweichen. Er führte die meisten Abweichungen auf Messungenauigkeiten zurück.<ref>{{Literatur |Autor=Mario Livio |Titel=The Golden Ratio: The Story of PHI, the World's Most Astonishing Number |Verlag=Broadway Books |Ort=New York |Datum=2002 |Sprache=en |ISBN=978-0-7679-0816-0 |Seiten=147 |Online=https://archive.org/details/the-golden-ratio-the-story-of-phi-the-worlds-most-astonishing-number |Format=PDF |Abruf=2025-04-02}}</ref> |
|||
Kepler veröffentliche diese Theorie 1596 in seinem Buch ''Mysterium Cosmographicum'' (Das Weltgeheimnis).<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Kepler |Titel=Prodromus Dissertationum Cosmographicarum Continens Mysterium Cosmographicum |Verlag=Georgius Gruppenbachius |Ort=Tübingen |Datum=1596 |Sprache=la |Online=https://archive.org/details/1596-kepler-prodromus-dissertationum-cosmographicarum-continens-mysterium-cosmographicum/page/n5/mode/2up |Format=PDF |Abruf=2025-03-27}}</ref> Entsprechend befand sich die Umlaufbahn des Saturns auf dem [[Großkreis]] einer Kugel, die einen Würfel umschließt. Der Würfel umschloss eine Kugel, welche die Jupiterbahn beschrieb (siehe Abbildung). Diese Kugel schloss ein Tetraeder ein, das die Marskugel umhüllte. Die Erde bewegte sich auf einer Kreisbahn innerhalb des Dodekaeders, die Venus innerhalb des Ikosaeders und der Merkur innerhalb des Oktaeders. Diese Arbeit war nach Keplers Entdeckung des ersten nach ihm benannten Gesetzes – spätestens aber nach der Entdeckung entfernterer Planeten – nur noch von historischem Interesse. Am 4. August 1597 bekannte sich [[Galileo Galilei]] in einem Brief an Kepler als Anhänger des kopernikanischen Weltbilds, vermied aber jeglichen Kommentar zum ''Mysterium Cosmographicum''.<ref>{{Literatur |Autor=Galileo Galilei |Titel=Brief an Johannes Kepler in Graz |Hrsg=Anna Mudry |Sammelwerk=Galileo Galilei: Schriften, Briefe, Dokumente |Band=2 |Verlag=Rütten & Loening |Ort=Berlin |Datum=1597-08-04 |ISBN=978-3-352-00122-2 |Seiten=9–10}}</ref> |
|||
In seinem 1619 erschienenen Werk ''Harmonice mundi'' (Weltharmonik) stellte Kepler ebenso wie im ''Mysterium Cosmographicum'' eine Verbindung zwischen den platonischen Körpern und der klassischen Auffassung der Elemente her. Das Tetraeder entsprach dem Feuers, das Oktaeder der Luft, der Würfel der Erde, das Ikosaeder symbolisierte das Wasser und das Dodekaeder stand für den Kosmos als Ganzes oder den [[Äther (Physik)|Äther]]. Es gibt Beweise, dass dieser Vergleich antiken Ursprungs ist, wie [[Platon|Plato]] von einem gewissen [[Timaios|Timaeus von Locri]] erklärt, der sich das Universum vorstellte als von einem gigantischen Dodekaeder umgeben, während die anderen [[Vier-Elemente-Lehre|vier Körper die „Elemente“]] des Feuers, der Luft, der Erde und des Wassers darstellen. Zu Keplers Enttäuschung scheiterten all seine Versuche, die Bahnen der Planeten innerhalb eines Satzes von Polyedern anzuordnen. |
|||
Sein größter Erfolg war 1609 die Entdeckung des ersten [[Keplersche Gesetze|Keplerschen Gesetzes]], dass sich die Planeten auf [[Ellipse]]n und nicht auf [[Gleichförmige Kreisbewegung|Kreisbahnen]] bewegen. Diese Entdeckung war eine direkte Konsequenz seines gescheiterten Versuchs, die Planetenbahnen in Polyedern anzuordnen. Keplers Bereitschaft, seine am meisten geschätzte Theorie angesichts genau beobachtbarer Beweise zu verwerfen, zeugt von seiner sehr modernen Auffassung von wissenschaftlicher Forschung. Es war auch ein großer Fortschritt, dass Kepler versuchte, die Planetenbewegung auf eine Kraft zurückzuführen, die dem [[Magnetismus]] ähnelt, die ''[[Anima motrix]]''. Diese Kraft gehe, wie er glaubte, von der [[Sonne]] aus. Obwohl er die Gravitation nicht entdeckte, scheint er als Erster versucht zu haben, ein empirisches Gesetz zu finden, das die Bewegung sowohl der Erde als auch der Himmelskörper erklärt. |
|||
=== Astrologie === |
|||
Kepler war davon überzeugt, dass bestimmte Konstellationen der Himmelskörper den Menschen beeinflussen können wie das Wetter. Er versuchte die Zusammenhänge zu ergründen und wollte die Astrologie auf eine wissenschaftliche Basis stellen. In seiner Veröffentlichung ''De Fundamentis Astrologiae Certioribus'' („Über zuverlässigere Grundlagen der Astrologie“) von 1601 legte Kepler dar, wie die Astrologie auf sicherer Grundlage ausgeübt werden könnte, indem man sie auf neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Verbindung mit dem pythagoreischen Gedanken der Weltharmonie stellte. Auch dies war ein Affront gegen seine konservativen Zeitgenossen, die der ptolemäischen Astronomie den Vorzug gaben. |
|||
Kepler trat dafür ein, dass sich eine bestimmte Beziehung zwischen himmlischen und irdischen Ereignissen feststellen lässt. Mehr als 800 von Kepler gezeichnete Horoskope und Geburtskarten sind erhalten. Einige betreffen ihn selbst oder seine Familie, versehen mit wenig schmeichelhaften Bemerkungen. Als Teil seiner Aufgabe als Landschaftsmathematiker in Graz erstellte Kepler eine Prognose für 1595, in der er schwere Aufstände, den Türkeneinfall und bittere Kälte voraussagte. All dies trat ein und brachte ihm die Anerkennung seiner Zeitgenossen ein. |
|||
In einer Schrift von 1610<ref>''Tertius Interveniens. Das ist/ Warnung an etliche Theologos, Medicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerffung der Sternguckerischen Aberglauben/ nicht das Kindt mit dem Badt außschütten/ und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handlen.'' Godtfriedt Tampachs, Franckfurt am Mayn 1610 ([http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/nx-22-1&pointer=2 bei der WDB]).</ref> warnte Kepler Theologen, Mediziner und Philosophen „bei billiger Verwerfung des sternguckerischen Aberglaubens, das Kind mit dem Bade auszuschütten“, womit er u. a. auf eine Schrift<ref>{{Literatur |Autor=Philipp Fesel |Titel=Gründtlicher Discurs von der Astrologia Judiciaria: Auß den fürnemsten Authoribus zusammen gezogen, und den Vorreden zweyer Prognosticorum Herrn M. Melchior Schärers Pfarherren zu Mentzingen, von Anno 1608. unnd 1609. entgegen gesetzt |Verlag=Zetzner |Ort=Straßburg |Datum=1609}}</ref> des badischen Hofmedikus [[Philipp Fesel]] reagierte, der die Astrologie kritisierte. Kepler verachtete [[Astrologe]]n, die dem Geschmack des gemeinen Mannes hörig waren, ohne Kenntnis der abstrakten und allgemeinen Gesetze. Prognosen zu erstellen sah er jedoch als eine legitime Möglichkeit an, sein mageres Einkommen aufzubessern. Doch wäre es falsch, Keplers astrologische Interessen als rein kommerziell motiviert abzutun. Der Historiker [[John David North]] sagte dazu: „Wäre er kein Astrologe gewesen, wäre er sehr wahrscheinlich an der Aufgabe gescheitert, seine Planeten-Astronomie in der Form, wie wir sie heute kennen, zu entwickeln.“ |
|||
[[Datei:Kepler-Wallenstein-Horoskop.jpg|mini|Keplers erstes Horoskop für Wallenstein aus dem Jahr 1608]] |
|||
Schon 1608 hatte Kepler Wallenstein ein Horoskop erstellt. Es ist erhalten geblieben und enthält unter anderem ein für Wallenstein nicht gerade schmeichelhaftes Charakterbild. Wie zum Trost fügt Kepler hinzu: „Es ist aber das Beste an dieser Geburt, daß Jupiter darauf folget und Hoffnung machet, mit reifem Alter werden sich die meisten Untugenden abwetzen und also diese seine Natur zu hohen, wichtigen Sachen zu verrichten tauglich werden.“<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Speiser |Titel=Die Mathematische Denkweise |Verlag=[[Springer Science+Business Media|Springer]] |Ort=Basel |Datum=2021 |ISBN=978-3-0348-4171-9 |Seiten=101 |Online={{Google Buch |BuchID=hLGdBgAAQBAJ |Seite=101}} |Abruf=2021-12-14}}</ref> Wallenstein war kaum 25 Jahre alt, als er diese erste Horoskopdeutung entgegennahm. Er überprüfte sie im Laufe der Jahre vielfach und versah sie eigenhändig mit Anmerkungen. |
|||
1624 trug Wallenstein erneut durch den Oberstleutnant Gerard von Taxis an Kepler die Bitte heran, nach geänderter Geburts-Horoskop-Berechnung eine zweite Ausdeutung zu geben. Wallenstein war astrologiegläubiger als Kepler. Ihm lag daran, bis in die Einzelheiten den Lauf seines Schicksals auf dem Vorwege zu erfahren. Kepler sollte ihm sagen, was ihm in jedem Jahr als Glück und Unglück zustoßen würde, wie lange der Krieg noch dauern, ob er zu Hause oder in der Ferne sterben würde, wer seine verborgenen und öffentlichen Feinde seien. |
|||
Im Januar 1625 kam Kepler dem Wunsch nach und unterzog [[Wallenstein]]s erstes [[Horoskop]] einer gründlichen Revision. Er betonte in seinem zweiten Horoskop-Gutachten, dass er dieses als Philosoph, das heißt als nüchtern denkender Mensch verfasst habe und nicht aus der Stimmung der im Aberglauben verhafteten Volksastrologie. Entschieden wehrte er sich gegen Wallensteins Wunsch, bis in die Einzelheiten und zeitlich präzise das Schicksal im Voraus zu erfahren: „[…] und will diß alles bloß allein aus dem Himmel haben, […], der ist wahrlich noch nie recht in die Schuell gangen, und hatt das Licht der Vernunft, das ihme Gott angezündt, noch nie recht gepuzet; […].“<ref name="KeplerXXI2.2_460" /> Das Gutachten ist durchzogen von Warnungen vor dem astrologischen Fatalismus. Es ist eine einzige Unterbauung von Keplers Auffassung: „Die Sterne zwingen nicht, sie machen nur geneigt.“ Kepler räumte der menschlichen Willkür die Möglichkeit ein, himmlische Zwänge zu durchbrechen und von dem astrologisch vorgezeichneten Weg abzuweichen. „Fast nie wirkt nach ihm der Himmel allein, sondern der Geborene und andere, mit welchen er es zu tun hat, tun viel und fangen viel aus freier Willkür an, was sie auch wohl hätten unterlassen können und wozu sie vom Himmel nicht gezwungen wären.“ Unmissverständlich wies er das Ansinnen Wallensteins zurück, konkrete Einzelheiten wie die künftige Todesursache oder „Ob er in der frembdt sterben werde“ aus dem Horoskop abzuleiten. „Wann das rathen also auf ja und nein gerichtet ist, so trifft man allwegen ungefehrlich den halben theill, und fählet auch den halben theill. Das treffen behalt mann […], das fählen aber vergisset mann, weill es nichts besunders ist, damit bleibt der Astrologus bey ehren.“<ref name="KeplerXXI2.2_461" /> |
|||
1628, als Kepler weder ein noch aus wusste, trat Wallenstein erneut auf den Plan. Er hatte zwar schon den Italiener [[Giovanni Battista Seni]] als Hofastrologen, aber mit Billigung Ferdinands II. bot er Kepler an, als Berater in seine Dienste zu treten. |
|||
== Würdigungen == |
== Würdigungen == |
||
[[Datei:AS12-52-7745.jpg|mini|110px|links|Der Mondkrater Kepler]] |
|||
Da Kepler sich einige Zeit in [[Linz]] aufhielt, wurde dessen Universität ihm zu Ehren [[Johannes-Kepler-Universität]] genannt. Weiter wurden die [[Sternwarte]]n in [[Weil der Stadt]], [[Graz]] und [[Linz]] ''Kepler-Sternwarte'' benannt. Darüber hinaus tragen ein prominenter [[Mondkrater]] und ein [[Asteroid]] den Namen 'Kepler'. |
|||
[[Datei:Monumento a Brahe e Keplero.JPG|mini|220px|Denkmal für Kepler und Brahe in Prag]] |
|||
[[Datei:Kepler Martian crater 500km.jpg|mini|110px|links|Der Marskrater Kepler]] |
|||
[[Datei:Graz Stadtpark Kepler-Denkmal.jpg|mini|220px|Keplerdenkmal im Grazer Stadtpark]] |
|||
[[Datei:Altanek Jan Kepler Regensburg.JPG|mini|220px|Altan in Regensburg, 1808. Die Keplerbüste von Friedrich Döll ist nach einer verlorenen Vorlage aus Gotha.]] |
|||
Da Kepler sich einige Zeit in Linz aufhielt, wurde 1975 die dortige Universität ihm zu Ehren [[Johannes-Kepler-Universität]] genannt. Weiter erhielten die [[Sternwarte]]n in Weil der Stadt, Graz,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.keplersternwarte.at/www/ |titel=Startseite |sprache=en-GB |abruf=2022-05-29}}</ref> Steinberg bei Graz<ref>[http://hw.oeaw.ac.at/sternwarten/kepler.htm ''Johannes Kepler Volkssternwarte (Steinberg bei) Graz.''] Eröffnet 1983 vom Steirischen Astronomenverein.</ref> und [[Johannes-Kepler-Sternwarte Linz|Linz]] den Namen ''Kepler-Sternwarte.'' Die [[Astronomische Station Johannes Kepler]], die erste Schulsternwarte der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] im [[Stadtbezirke und Stadtteile von Halle (Saale)|Stadtteil]] [[Kanena/Bruckdorf|Kanena]] von [[Halle (Saale)]] wurde nach ihm benannt, so wie in [[Wien]] die Keplergasse, der Keplerplatz und die danach benannte [[U-Bahn-Station Keplerplatz|U-Bahn-Station]]; in Graz die – 1875 durchgehend eröffnete<ref>[http://www.anderslernen.net/kepler/schulportrait/page.php?nr=b00a ''1.2 Geschichte des BRG Kepler im Überblick.''] In: ''anderslernen.net.'' Einträge bis 2004/2005, abgerufen am 27. September 2016.</ref> – Keplerstraße, die östlich anschließende Mur-Brücke und – nach der Straße – das [[BRG Kepler|Keplergymnasium]] im Gebäude aus 1900, weiters in Regensburg die Keplerstraße, in der noch heute sein Wohnhaus steht. In zahllosen weiteren Städten tragen Schulen und Straßen seinen Namen. Ab 2016 treten die drei öffentlichen [[Allgemeines Krankenhaus der Stadt Linz|Krankenhäuser]] in Linz als Teile des ''Kepler Universitätsklinikums'' auf. |
|||
[Anmerkung aus dem Vorwort zum "Lehrbuch der Mathematischen Physik - Band 1 - Klassische Dynamische Systeme" von Walter Thirring: "Ja sogar diese Keplerschen Gesetze, welche die Radien der Planetenbahnen bestimmen und die man als mystischen Unsinn gerne verschwieg, scheinen in Richtung einer Wahrheit zu deuten, die sich oberflächlicher Betrachtung verschließt: Schachtelungen vollkommener platonischer Körper führet zu Verhältnissen von Radien, die irrational sind, aber algebraischen Gleichungen niederer Ordnung genügen. Gerade solche Irrationalzahlen lassen sich am schlechtesten durch rationale approximieren, und Bahnen mit diesem Radiusverhältnis sind gegenüber gegenseitigen Störungen am robustesten, da sie am wenigsten unter Resonanzeffekten leiden."] |
|||
In Keplers Heimatort Weil der Stadt wurde ihm zu Ehren 1870 ein Denkmal errichtet, auf dem verschiedene Szenen aus seinem Leben dargestellt sind. In Regensburg befindet sich das [[Keplerdenkmal (Regensburg)|Kepler-Monument]]. |
|||
An seinem Wirkungsort Prag ist ein Gymnasium nach Kepler benannt. Außerdem steht dort ein gemeinsames Denkmal Keplers mit Tycho Brahe. |
|||
Im [[Grazer Stadtpark]] wurde 1963 ein Denkmal gesetzt, das neben seiner Büste die drei Planetengesetze zeigt, die durch eine Ellipse mit zwölf Sektoren gleicher Fläche – d. h. etwa einer pro Monat – veranschaulicht werden. 1994, also 400 Jahre nachdem Kepler nach Graz kam, wurde eine größere Ausstellung am Keplergymnasium gestaltet. Auf Dauer blieb davon der ''Museumsraum zu Johannes Kepler,''<ref>[http://www.keplerraum.at/ ''Museumsraum zu Johannes Kepler.''] Keplergymnasium Graz, abgerufen am 21. November 2013.</ref> der weniger bekannte Seiten von ihm zeigt: Harmonie, Geometrie, Astrologie, Mystik. Dieser Erlebnisraum im Keller besitzt etwa einen begehbaren, innenverspiegelten [[Ikosaeder]], wendet sich besonders an Jugendliche und kontrastiert die rein naturwissenschaftlich orientierte Sternwarte am Dach des Hauses. |
|||
Darüber hinaus wurden nach Kepler benannt: ein Gebirge im [[Fiordland-Nationalpark]] auf der Südinsel Neuseelands und ein [[Kepler Track|Great Walk]] darin sowie ein [[Ultramarathon]] auf diesem Track, ein großer [[Kepler (Mondkrater)|Mondkrater]] mit hellem Strahlensystem, ein [[Marskrater]], der [[Asteroid]] [[(1134) Kepler]], das NASA-Weltraumteleskop [[Kepler (Weltraumteleskop)|Kepler]], die damit entdeckten 2662 [[Exoplanet]]en und deren Sterne,<ref name="NYT-20181031">{{Internetquelle |autor=Dennis Overbye |url=https://www.nytimes.com/2018/10/30/science/nasa-kepler-exoplanet.html |titel=Kepler, the Little NASA Spacecraft That Could, No Longer Can |werk=[[Nytimes.com]] |hrsg=New York Times |datum=2018-10-30 |sprache=en |abruf=2018-10-31}}</ref> das zweite [[Automated Transfer Vehicle#ATV-2: Johannes Kepler|Automated Transfer Vehicle]] der ESA sowie das 1974 gebaute Fahrgastschiff [[Johannes Kepler (Schiff, 1974)|''Johannes Kepler'']] und ein Flächenpeilschiff, das 1980 gebaut wurde. |
|||
Nach Kepler benannt ist auch die Pflanzengattung ''Keppleria'' {{Person|Mart. ex Endl.}} aus der Familie der [[Palmen]] (Arecaceae).<ref name="Burkhardt2018" /> |
|||
[[Paul Hindemith]] setzte ihm mit seiner 1957 vollendeten Oper ''[[Die Harmonie der Welt]]'' ein musikalisches Denkmal. Die Oper ''Kepler'' von [[Philip Glass]], ein Auftragswerk für [[Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas|Linz, die Kulturhauptstadt Europas 2009]], wurde am 20. September 2009 in [[Linz]] uraufgeführt. Eine Büste Keplers wurde 1842 in die bairische Gedenkstätte [[Walhalla]] aufgenommen. Am 21. Oktober 2009 gab die [[Tschechische Nationalbank]] eine [[Tschechische Krone|200-Kronen-Gedenkmünze]] zu seinen Ehren heraus. Eine [[Grafikprozessor]]-[[Mikroarchitektur]] der Firma [[Nvidia]]<ref>{{Internetquelle |autor=Sean Hollister |url=http://www.engadget.com/2010/09/21/nvidia-reveals-fermis-successor-kepler-at-28nm-in-2011-maxwel |titel=NVIDIA reveals Fermi’s successor: Kepler at 28nm in 2011, Maxwell in 2013 |werk=Engadget.com |datum=2010-09-21 |abruf=2010-11-14}}</ref> und die Version 4.3 der [[Integrierte Entwicklungsumgebung|Entwicklungsumgebung]] [[Eclipse (IDE)|Eclipse]]<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Neumann |url=https://www.heise.de/developer/meldung/71-Projekte-bei-Eclipse-Kepler-1896820.html |titel=71 Projekte bei Eclipse Kepler |werk=[[Heise.de]] |datum=2013-06-26 |abruf=2019-05-27}}</ref> tragen seinen Namen. |
|||
Die [[Evangelische Kirche in Deutschland]] erinnert mit einem Gedenktag im [[Evangelischer Namenkalender|Evangelischen Namenkalender]] am [[15. November]] an Kepler.<ref>[[Frieder Schulz]]: ''Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders''. In: [[Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie]], Band 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S. 69–104, Namenliste S. 93–104 ([https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00051793_00008.html?prox=true&phone=true&ngram=true&context=%22Jahrbuch+f%C3%BCr+Liturgik+und+Hymnologie%22&pubYear=%7B1975%7D&hl=scan&fulltext=%22Jahrbuch+f%C3%BCr+Liturgik+und+Hymnologie%22&mode=simple Digitalisat]).</ref> |
|||
Ein Wagen der [[Straßenbahn Ulm#Combino|Straßenbahn Ulm]] trägt seinen Namen.<ref>[https://www.ulmereisenbahnen.de/strassenbahn/strassenbahn_fahrzeuge_combino_tw-46.htm ''Straßenbahn Ulm: Combino Tw 46 Johannes Kepler.'']</ref> |
|||
{{Zitat |
|||
|Text=Es ist gesagt worden, Kepler sei es ähnlich ergangen wie anderthalb Jahrhunderte vorher Kolumbus. Er sei ausgefahren, Indien zu finden, und habe dabei Amerika entdeckt. Wer weiß, ob Kepler, der so nahe daran war, die dann von Newton entdeckten Gesetze der Schwerkraft zu finden, nicht auch diesen letzten Schritt hätte tun können, wenn er nicht durch die Furcht vor einem [[Sakrileg]] daran gehindert worden wäre. Denn er wagte es nicht, trotz mancher Andeutung in seinen Schriften, die weltbewegende Kraft des Kosmos aus den Händen Gottes zu nehmen und einer Naturkraft, nämlich der Gravitation zuzuschreiben. |
|||
|Quelle=[[Robert Jungk]] in einem Vortrag über Kepler und „Die Einsamkeit der Einzelgänger“ |
|||
|ref=<ref>{{Internetquelle |autor=[[Irene Meichsner]] |url=https://www.deutschlandfunk.de/johannes-kepler-astronom-geburt-vor-450-jahren-im-jahr-100.html |titel=Vor 450 Jahren geboren |titelerg=Johannes Kepler – Naturwissenschaftler, Theologe, Science-Fiction-Autor |werk=Kalenderblatt (Rundfunksendung auf [[Deutschlandfunk|DLF]]) |datum=2021-12-27 |abruf=2021-12-27}}</ref>}} |
|||
== Werke == |
== Werke == |
||
[[Datei:Kepler - Ad Vitellionem paralipomena quibus astronomiae pars optica traditur, 1604 - 158093 F.jpg|mini|''Astronomiae pars optica'']] |
|||
* ''Mysterium Cosmographicum''. (deutsch: ''Das Weltgeheimnis'') (Nachdruck erhältlich unter: Johannes Kepler - Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar herausgegeben von Fritz Krafft. MARIXVERLAG 2005) |
|||
* ''Harmonices Mundi''. (deutsch: ''Die Weltharmonie'') (Nachduck erhältlich unter: Johannes Kepler - Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar herausgegeben von Fritz Krafft. MARIXVERLAG 2005) |
|||
* ''Dioptrice'' |
|||
* ''Tabulae Rudolfinae''. (deutsch: ''Die Rudolfinischen Tafeln'') |
|||
* ''Astronomia Nova''. (deutsch: ''Neue Astronomie'') (Nachduck erhältlich unter: Johannes Kepler: Astronomia Nova : Neue, ursächlich begründete Astronomie. Hrsg. u. eingel. v. Fritz Krafft (Bibliothek des verloren gegangenen Wissens) 2005. LVIII, 576 S., MARIXVERLAG. ISBN 3865390145) |
|||
* ''Somnium''. (deutsch: ''Der Traum'') |
|||
* ''Nova stereometria doliorum vinariorum''. (deutsch: ''Neue Stereometrie der Weinfässer'') |
|||
* ''Von den gesicherten Grundlagen der Astrologie'' (Nachdruck erhältlich unter ISBN 3-925100-38-5) |
|||
'''Gesammelte Werke''' |
|||
== Zitate == |
|||
[[Max Caspar]], [[Walther von Dyck]] (Hrsg.): Beck, München 1938 ff. (kurz KGW). |
|||
* Band I: {{Literatur |Autor=Johannes Kepler |Hrsg=Deutsche Forschungsgemeinschaft und Bayerische Akademie der Wissenschaften |Titel=Mysterium cosmographicum. De stella nova |TitelErg=Herausgegeben von Max Caspar |Sammelwerk=Johannes Kepler – Gesammelte Werke |Band=I |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=1993 |ISBN=3-406-01639-1 |JahrEA=1938 |Online=[http://publikationen.badw.de/de/002334737.pdf BAdW KGW I] |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2020-01-03}} |
|||
* Band II: ''Astronomiae pars optica. Ad Vitellionem Paralipomena.'' Hrsg. [[Franz Hammer (Wissenschaftshistoriker)|Franz Hammer]], München 1939. |
|||
* Band III: ''Astronomia nova aitiologetos seu Physica coelestis.'' Hrsg. Max Caspar, München 1938. |
|||
* Band IV: ''Kleinere Schriften. Dioptrice.'' Hrsg. Max Caspar, München 1941. |
|||
* Band V: ''Chronologische Schriften.'' Hrsg. Franz Hammer, München 1953. |
|||
* Band VI: ''Harmonices Mundi libri V.'' Hrsg. Max Caspar, München 1940/1990, ISBN 3-406-01648-0. |
|||
* Band VII: ''Epitome Astronomiae Copernicanae.'' Hrsg. Max Caspar, München 1953. |
|||
* Band VIII: ''Mysterium cosmographicum. De cometis. Tychonis Hyperaspites.'' Hrsg. Franz Hammer, München 1963. |
|||
* Band IX: ''Mathematische Schriften.'' Hrsg. Franz Hammer, München 1955/2000, ISBN 3-406-01655-3. |
|||
* Band X: ''Tabulae Rudolphinae.'' Hrsg. Franz Hammer, München 1969. |
|||
* Band XI,1: ''Ephemerides novae motuum coelestium.'' Hrsg. Volker Bialas, München 1983, ISBN 3-406-01659-6. |
|||
* Band XI,2: ''Calendaria et Prognostica. Astronomica minora. Somnium seu Astronomia lunaris.'' Hrsg. Volker Bialas, Helmuth Grössing, München 1993, ISBN 3-406-37511-1. |
|||
* Band XII: ''Theologica. Hexenprozess. Gedichte. Tacitus-Uebersetzung.'' Hrsg. Jürgen Hübner, Helmuth Grössing, München 1990, ISBN 3-406-01660-X. |
|||
* Band XIII: ''Briefe 1590–1599.'' Hrsg. Max Caspar, München 1945. |
|||
* Band XIV: ''Briefe 1599–1603.'' Hrsg. Max Caspar, München 1949. |
|||
* Band XV: ''Briefe 1604–1607.'' Hrsg. Max Caspar, München 1951. |
|||
* Band XVI: ''Briefe 1607–1611.'' Hrsg. Max Caspar, München 1954. |
|||
* Band XVII: ''Briefe 1612–1620.'' Hrsg. Max Caspar, München 1955. |
|||
* Band XVIII: ''Briefe 1620–1630.'' Hrsg. Max Caspar, München 1959. |
|||
* Band XIX: ''Dokumente zu Leben und Werk.'' Hrsg. Martha List, München 1975, ISBN 3-406-01674-X. |
|||
* Band XX,1: ''Manuscripta astronomica I.'' Hrsg. Volker Bialas, München 1988, ISBN 3-406-31501-1. |
|||
* Band XX,2: ''Manuscripta astronomica II.'' Hrsg. Volker Bialas, München 1998, ISBN 3-406-40592-4. |
|||
* Band XXI,1: ''Manuscripta astronomica III.'' Hrsg. Volker Bialas, Friederike Boockmann, Eberhard Knobloch [u. a.], München 2002, ISBN 3-406-47427-6. |
|||
* Band XXI,2.1: {{Literatur |Autor=Johannes Kepler |Hrsg=Kepler-Kommission der bayerischen Akademie der Wissenschaften |Titel=Manuscripta harmonica, Manuscripta chronologica |TitelErg=Bearbeitet von Volker Bialas, Friedrich Seck |Sammelwerk=Johannes Kepler – Gesammelte Werke |Band=XXI,2.1 |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-406-57871-7 |Online=[http://publikationen.badw.de/de/035836814.pdf BAdW KGW Band XXI,2.1] |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2020-01-03}} |
|||
* Band XXI,2.2: {{Anker|XXI_2.2}}{{Literatur |Autor=Johannes Kepler |Hrsg=Kepler-Kommission der bayerischen Akademie der Wissenschaften |Titel=Manuscripta astrologica, Manuscripta pneumatica |TitelErg=Bearbeitet von Friederike Boockmann, Daniel A. Di Liscia |Sammelwerk=Johannes Kepler – Gesammelte Werke |Band=XXI,2.2 |Verlag=C. H. Beck |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-406-57871-7 |Online=[http://publikationen.badw.de/de/035836866.pdf BAdW KGW Band XXI,2.2] |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2020-01-03}} |
|||
'''Gedichte''' |
|||
* "Wer aber soll hausen in jenen Welten, wenn sie bewohnt sein sollten? Sind wir oder sie die Herren des Alls? Und ist dies alles dem Menschen gemacht?" |
|||
* ''Sämtliche Gedichte.'' Herausgegeben und kommentiert von [[Friedrich Seck]]; übersetzt von Monika Balzert, Olms, 2. Auflage, Hildesheim 2020 (Spudasmata, Band 180), ISBN 978-3-487-31192-0. |
|||
* "Mir kommen die Wege, auf denen die Menschen zur Erkenntnis der himmlischen Dinge gelangen, fast ebenso bewunderungswürdig vor, wie die Natur der Dinge selber." |
|||
(Quippe mihi non multo minus admirandae videntur occasiones, quibus homines in cognationem rerum coelestium deveniunt; quam ipsa Natura rerum coelestium. Argumenta singulorum capitum, «Astronomia Nova», 1609. In: Kepler Gesammelte Werke, Band III, S.47, Zeile 19-21.) |
|||
'''Werk- und Literaturverzeichnis''' |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Gerhard Dünnhaupt]]: ''Johannes Kepler.'' In: ''Personalbibliographien zu den Drucken des Barock.'' Bd. 3. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9105-6, S. 2269–2308. |
|||
[[Astronomie]], [[Bahnbestimmung]], [[Kepler-Gleichung]], [[Keplersche Gesetze]], [[Linsenfernrohr]], [[Okular]], [[Tycho Brahe]], [[Keplersche Fassregel]] |
|||
'''Einzelwerke (Auswahl)''' |
|||
* ''Antwort Joannis Keppleri Sae. Cae. Mtis. Mathematici auff D. Helisaei Röslini Medici et Philosophi Discurs / Von heutiger Zeit beschaffenheit / vnd wie es künfftig ergehen werde.'' Prag: Sesse, 1609 ({{DTAW|keppler_antwort_1609}}). |
|||
* ''Außzug auß der Vralten Meſſe Kunſt Archimedis Vnd deroſelben newlich in Latein auſzgangener Ergentzung / betreffend Rechnung der Cörperlichen Figuren / holen Gefeſſen vnd Weinfäſſer / ſonderlich deß Oeſterreichiſchen / ſo vnder allen anderen den artigiſten Schick hat. Erklärung vnnd beſtättigung der Oeſterreichiſchen Weinbiſier Ruthen / vnd deroſelben ſonderbaren gantz leichten vnd behenden Gebrauchs an den Landfäſſern: Erweitterung deſſen auff die außländiſche / ſo auch auff das Geſchütz vnnd Kugeln. Sampt einem ſehr nutzlichen Anhang Von vergleichung deß Landtgebräuchigen Gewichts / Elen / Klaffter / Schuch / Wein- vnd Traid Maaß / vnder einander / vnd mit andern außländiſchen / auch Alt Römiſchen.'' Linz: Selbstverlag; Blanck, 1616 ({{DTAW|kepler_messekunst_1616}}). |
|||
* ''Tertius interveniens. Das ist/ Warnung an etliche Theologos, Medicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerffung der Sternguckerischen Aberglauben/ nicht das Kindt mit dem Badt außschütten/ und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handlen: Mit vielen hochwichtigen zuvor nie erregten oder erörterten Philosophischen Fragen gezieret/ Allen wahren Liebhabern der natürlichen Geheymnussen zu nohtwendigem Unterricht / Gestellet durch Johann Kepplern/ der Röm. Keys. Majest. Mathematicum.'' Franckfurt am Mäyn: Tampach, 1610 ({{DTAW|keppler_tertius_1610}}). |
|||
* Nychthēmeron Augustale Joannis Kepleri Impp: Caess: Rudolphi II. f.m. & Mathiae I. Mathematici, Prag 1612 ([http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/30A1780-ORIG#p=4 Digitalisat]). |
|||
* Unterricht vom H. Sacrament des Leibs und Bluts Jesu Christi unsers Erlösers, [Prag] 1617 ([http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/Gi47 Digitalisat]). |
|||
* Joannis Keppleri Somnium seu Opus posthumun de astronomia lunari. Accedit Plutarchi libellus De facie quae in orbe lunae apparet. E Graeco Latine redditus a Joanne Kepplero. Faksimiledruck der Ausgabe von 1634. Mit einem Nachwort herausgegeben von Martha List und Walther Gerlach. Zeller, Osnabrück 1969 ([https://openlibrary.org/works/OL2954056W/Joannis_Keppleri_Somnium_seu_Opus_posthumun_de_astronomia_lunari Eintrag auf openlibrary.org]). |
|||
* ''Keplers Traum vom Mond.'' [Übersetzt und kommentiert] von Ludwig Günther. Teubner, Leipzig 1898 ([https://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/15537 Digitale Neuausgabe] Univ. Heidelberg, 2013). |
|||
* ''Der Traum, oder: Mond-Astronomie. Somnium sive astronomia lunaris. Mit einem Leitfaden für Mondreisende von Beatrix Langner.'' Hrsg. von Beatrix Langner. Aus dem Neulateinischen von Dr. Hans Bungarten, Matthes & Seitz, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-626-4. |
|||
[[Datei:210704 regensburg-keplerhaus 1-480x640.jpg|mini|Keplers Wohnhaus (1626–1628) in Regensburg]] |
|||
* ''Contra Ursum.'' In: ''La guerre des astronomes. La querelle au sujet de l’origine du système géo-héliocentrique à la fin du XVIe siècle''. 2 Bde. Hrsg. von Nicholas Jardine und Alain-Philippe Segonds, Paris, Les Belles Lettres, 2008. (Science et humanisme; 9–10), ISBN 978-2-251-34513-0, ISBN 978-2-251-34512-3. |
|||
* ''Mysterium Cosmographicum.'' (Deutsch: ''Das Weltgeheimnis'') (Nachdruck erhältlich unter: ''Johannes Kepler – Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler.'' (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar herausgegeben von [[Fritz Krafft]]. Marixverlag, 2005). |
|||
* ''Harmonice Mundi.'' (Deutsch: ''Weltharmonik'') Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1939. Übersetzt und eingeleitet von Max Caspar. 7. Auflage 2006. Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-58046-4 (Nachdruck erhältlich auch unter: ''Johannes Kepler – Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler.'' (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar, herausgegeben von Fritz Krafft, Marixverlag, 2005). |
|||
* ''Harmonice Mundi.'' (Deutsch: ''Weltharmonik'') III. Buch, übersetzt und kritisch kommentiert von Hilmar Trede, 1. Auflage 2011. Ugrino-Verlag Henny Jahn, ISBN 978-3-9814459-0-9 (herausgegeben von Henny Jahn). |
|||
* ''Dioptrice.'' (Deutsch: ''Dioptrik oder Schilderung der Folgen, die sich aus der unlängst gemachten Erfindung der Fernrohre für das Sehen und die sichtbaren Gegenstände ergeben.'' Übers. u. hrsg. von F. Plehn. 2. Auflage. Deutsch, Thun u. Frankfurt/Main 1997 (Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften, Bd. 144), ISBN 3-8171-3144-5). |
|||
* ''Tabulae Rudolfinae.'' (Deutsch: ''Die Rudolfinischen Tafeln''). |
|||
* ''Astronomia Nova.'' (Deutsch: ''Neue Astronomie'') (Nachdruck Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-55341-3, erhältlich auch unter: Johannes Kepler: ''Astronomia Nova: Neue, ursächlich begründete Astronomie.'' Hrsg. u. eingel. v. Fritz Krafft (Bibliothek des verloren gegangenen Wissens) 2005. LVIII, 576 S., Marixverlag, ISBN 3-86539-014-5). |
|||
* ''Somnium.'' (Deutsch: ''Der Traum''). |
|||
* ''Nova stereometria doliorum vinariorum.'' (Deutsch: ''Neue Stereometrie der Weinfässer''). |
|||
* ''Von den gesicherten Grundlagen der Astrologie.'' (Nachdruck erhältlich unter ISBN 3-925100-38-5). |
|||
* ''Neue Astronomie'' von Johannes Kepler, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1929. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1990, ISBN 978-3-486-55341-3. |
|||
* ''Tertius Interveniens. Warnung an etliche Gegner der Astrologie das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.'' Eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von [[Jürgen Hamel]]. Deutsch, Frankfurt/Main 2004 (Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften, Bd. 295), ISBN 3-8171-3295-6. |
|||
* ''Vom Neuen Stern im Fuß des Schlangenträgers.'' Übersetzt von Eva und [[Otto Schönberger]] und [[Eberhard Knobloch]]. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 978-3-8260-3139-7. |
|||
* ''Kurze Darstellung der Copernicanischen Astronomie in sieben Bänden.'' Übersetzt von Eva und Otto Schönberger und Eberhard Knobloch. Königshausen & Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-8260-4202-7. |
|||
* ''Vom wahren Geburtsjahr Christi.'' Übersetzt von Eva und Otto Schönberger. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2016, ISBN 978-3-86757-106-7. |
|||
* {{Literatur |Titel=Neujahrsgabe oder vom sechseckigen Schnee |Verlag=Keiper |Ort=Berlin |Datum=1943 |Umfang=64 |Originaltitel=Strena Seu De Nive Sexangula |Originalsprache=la |Originaljahr=1611 |Originalort=Frankfurt |Übersetzer=[[Fritz Roßmann]]}} |
|||
'''Online-Ausgaben''' |
|||
{{Wikisource|Scriptor:Iohannes Kepler|Iohannes Kepler|lang=la}} |
|||
. |
|||
<!--* [http://num-scd-ulp.u-strasbg.fr:8080/view/authors/Kepler,_Johannes.html Digitalisierte Werke von Kepler] – SICD der Universitäten von Strasbourg--><!--down 3/2010--> |
|||
* [http://www.univie.ac.at/hwastro/rare/1606_kepler.htm ''De Stella nova in pede serpentarii.''] Auf: [http://www.univie.ac.at/hwastro ''Rare Books Collection at the Vienna Observatory.''] (Elektronische Facsimile-Editionen der Buchsammlung der Universitätssternwarte Wien, download PDF). |
|||
{{Wikisource}} |
|||
. |
|||
* [http://www.archive.org/search.php?query=creator%3Akepler%20creator%3Ajohannes Digitalisate] von Werken Keplers bei [[archive.org]]. |
|||
* [http://phaidra.univie.ac.at/o:198061 ''Joannis Kepleri Sae. Cae. Mtis. Mathematici Dioptrice Seu Demonstratio eorum quae visui & visibilibus propter Conspicilla non ita pridem inventa accidunt.''] 1611, E-Book der [[Universitätsbibliothek der Universität Wien|Universitätsbibliothek Wien]]. |
|||
* [https://kepler.badw.de/die-edition.html Kepler ''Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.''] |
|||
== Bildnisse von Johannes Kepler == |
|||
Es gibt verschiedene Bilder oder Gemälde, die Johannes Kepler zeigen, aber wenige davon können wirklich als ein originales [[Porträt]] bezeichnet werden. Die weiteren sind Kopien davon, oder manchmal nur Darstellungen des Astronomen, wie sich der Künstler ihn sich vorgestellt hat. Folgende Bilder sind wahrscheinlich nach dem lebenden Modell gezeichnet worden: |
|||
* ein Miniaturgemälde (Öl auf Kupfer), das aus der Zeit aus Keplers erster Ehe stammt und in der [[Sternwarte Pulkowo|Sternwarte Pulkovo]] aufbewahrt wird.<ref name="Krojer">Franz Krojer: ''Ernst Zinners „Die Kepler-Bildnisse“ (1930), kurze Zusammenfassung.'' Leuchttürme der Vergangenheit, München 2021, [https://www.aryabhata.de/Kepler/Krojer-Franz--Kepler-Bildnisse-Zinner-DE.pdf ''aryabhata.de.'']</ref> |
|||
* das sogenannte Straßburger Porträt: ein Ölgemälde, das Kepler selbst seinem Freund [[Matthias Bernegger]] im September 1620 geschenkt hat und das Bernegger dann 1627 an die Straßburger weiter gegeben hat.<ref>KGW, Band 18, Frontispiz, Seiten 43:7–8, 46:41–44, 281:47–48. [https://publikationen.badw.de/de/002334752 ''online.'']</ref> Es befindet sich heute im Straßburger Thomasstift. Dieses Straßburger Porträt wurde mehrmals nachgemalt, sei es für [[Kupferstich]]e oder spätere Ölgemälde. |
|||
* ein Ausschnitt des [[Frontispiz]] der [[Rudolfinische Tafeln|Rudolphinischen Tafeln]], der den Autor zeigt. Das Frontispiz ist ein Kupferstich von Georg Cöler nach einem Entwurf von Kepler selbst. |
|||
<gallery widths="150px" heights="150px"> |
|||
Barbara Müller and Johannes Kepler.jpg|<small>Miniaturgemälde: Barbara Müller und Johannes Kepler</small> |
|||
Jean Keppler.jpg|<small>Das „Straßburger Porträt“.</small> |
|||
Kepler, tabulae rudolphinae.png|<small>J. Kepler, im Frontispiz der Rudolphinischen Tafeln</small> |
|||
</gallery> |
|||
Die meisten der überlieferten Bildnisse Keplers sind vom Straßburger Porträt abgeleitet: |
|||
* zum Beispiel Jacob van der Heydens Kupferstich. Dieser wurde von Bernegger zur weiteren Verbreitung bestellt. Laut Keplers Zeitgenossen [[Wilhelm Schickard]] und [[Thomas Lansius]] gibt dieses Bild Kepler leider nur ungenügend wider.<ref name="Krojer" /> Weitere Bilder haben diesen Kupferstich zur Vorlage. |
|||
* eine Kopie, 1881 von Hugard de Latour realisiert, befindet sich in der Bibliothek des [[Pariser Observatorium]]s.<ref>[https://bibnum.obspm.fr/ark:/11287/2FC23#?c=&m=&s=&cv=&xywh=-1071%2C295%2C4921%2C2536 ''Online-Notiz''] des Pariser Gemäldes.</ref> |
|||
* eine andere wurde 1910 von [[August Köhler (Maler)|August Köhler]] hergestellt.<ref>Fabienne Huguenin: ''Porträtgemälde zwischen Wissenschaft und Technik.'' Deutsches Museum Verlag, München 2018, S. 166.</ref> Sie befindet sich im [[Kepler-Museum Weil der Stadt|Kepler-Museum]] von Weil der Stadt. Man erkennt dieses weitverbreitete Bild an ihren zusätzlichen Attributen Globus und Zirkel. |
|||
<gallery widths="150px" heights="150px"> |
|||
Johannes Kepler, van der Heyden.jpg|<small>Van der Heydens Kupferstich, mit der Epigramma von Thomas Lansius.</small> |
|||
Kepler Hugard de Latour.png|<small>Die Pariser Kopie des Straßburgers Porträt.</small> |
|||
JKepler.jpg|<small>August Köhlers Kopie mit Globus und Zirkel.</small> |
|||
</gallery> |
|||
Zwei aus dem 17. Jahrhundert stammende Gemälde sind als wahrscheinliche Keplersporträts genannt: |
|||
* das erste ist von [[Hans von Aachen]] und stammt laut Shore und Pavlik aus dem Jahr 1612.<ref name="Shore, Pavlik">Steven N. Shore & Vaclav Pavlik: ''How a fake Kepler portrait became iconic.'' [https://arxiv.org/pdf/2108.02213.pdf arXiv], August 2021.</ref> |
|||
* das zweite, „Linzer Miniatur“ genannt und mehrmals restauriert,<ref>Gisela de Somzée, [[Benno Ulm]]: ''Das Ölbild Johannes Keplers im Oberösterreichischen Landesmuseum.'' In: ''Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines.'' Band 118a, Linz 1973, S. 161–166 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/JOM_118a_0161-0166.pdf}}).</ref> befindet sich im [[Oberösterreichische Landesmuseen|Oberösterreichischen Landesmuseum]] in Linz. Der Dargestellte ähnelt dem Kepler des Frontispizes der Rudolfinischen Tafeln. |
|||
<gallery widths="150px" heights="150px"> |
|||
Johannes Kepler by Hans von Aachen.jpg|<small>Vermutlicher Kepler von Hans van Aachen (ca. 1612).</small> |
|||
Kepler, miniature de Linz.png|<small>Linzer Miniatur.</small> |
|||
</gallery> |
|||
Während des 19. Jahrhunderts sind mehrere Bilder erschienen, mehr oder wenig der historischen gleichend: |
|||
<gallery widths="150px" heights="150px"> |
|||
Johannes Kepler engraving.jpg|<small>Stich von Frederick Mackenzie (1787–1854).</small> |
|||
Johannes Kepler1.jpg|<small>Stahlstich von Karl Barth (1787–1853).</small> |
|||
</gallery> |
|||
[[Datei:Portrait Confused With Johannes Kepler 1610.jpg|mini|Das umstrittene Kremsmünsterer Porträt: Johannes Kepler oder Michael Mästlin?]] |
|||
2006 wurde in diesem Artikel bei [[Wikipedia]] das Bild eines Astronomen mit klarem Blick, in Kleidern des 17. Jahrhunderts eingestellt, das Kepler zeigen sollte. Dieses Porträt verbreitete sich sehr schnell im Internet sowie in Büchern und Zeitschriften, sodass es zum quasi-offiziellen Keplerbild wurde, während es vor 2005 nur selten benutzt worden war.<br />2021 erschien in der Zeitschrift ''Physics Today'' ein Artikel,<ref name="Shore, Pavlik" /> der die Identität der dargestellten Figur und die Echtheit des Gemäldes in Frage stellte. Laut der Autoren stellt das Bild eher [[Michael Mästlin]] dar, Keplers Lehrer in Tübingen. Das Gemälde wurde 1873 vom Abt des Stifts [[Kremsmünster]] erworben, aber 1930 von [[Ernst Zinner]] als nicht authentisch bezeichnet und stellt nach ihm eher Mästlin dar. Die Herkunft und Datierung dieses Gemäldes ist noch nicht geklärt.<ref name="Krojer" /> |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* ''Bibliographia Kepleriana. Ein Führer durch das gedruckte Schrifttum von (und über) Johannes Kepler.'' Im Auftr. der Bayer. Akad. d. Wiss. hrsg. von Max Caspar, München 1936. 2. Auflage, bes. v. Martha List, München 1968, ISBN 3-406-01685-5 und ISBN 3-406-01684-7. |
|||
* Joshua und Anne-Lee Gilder: ''Der Fall Kepler - Mord im Namen der Wissenschaft''. - List, Berlin 2005, ISBN 3-47179-509-X |
|||
* Ergänzungsband. z. 2. Auflage der ''Bibliographia Kepleriana,'' bes. von [[Jürgen Hamel]], München 1998, ISBN 3-406-01687-1 und ISBN 3-406-01689-8. |
|||
* Jürgen Helfricht: ''Astronomiegeschichte Dresdens''. Hellerau Dresden 2001, ISBN 3-910184-76-6 |
|||
* Doris Becher-Hedenus: ''„Wir durchlaufen alle eine exzentrische Bahn.“ Die deutsche Kepler-Rezeption im 18. Jahrhundert und das Regensburger Denkmal von 1808.'' Regensburg 2010. |
|||
* [[Johannes Hoppe]]: ''Johannes Kepler''. BSB B. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1976 |
|||
* [[Volker Bialas]]: ''Johannes Kepler.'' C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51085-X. |
|||
* Arthur Koestler: ''Die Schlafwandler''. Bern Wien Stuttgart 1959 |
|||
* |
* [[Max Caspar]]: ''Johannes Kepler.'' Hrsg. von der Kepler-Gesellschaft, Weil der Stadt. 4. Auflage, erg. um ein vollst. Quellenverz. GNT-Verlag, Stuttgart 1995 (Nachdruck der 3. Auflage von 1958), ISBN 978-3-928186-28-5. |
||
* [[Franz Daxecker]]: ''"Magnitudine, claritate & amplitudine incredibili"''. Der Bau des Keplerschen Fernrohres durch Christoph Scheiner. In: Acta Historica Astronomiae, Vol. 66, Beiträge zur Astronomiegeschichte, Bd. 14, S. 65–72, 2019. |
|||
* Anna Maria Lombardi: ''Johannes Kepler - Einsichten in die himmlische Harmonie''. Spektrum der Wissenschaft, Weinheim 2000 |
|||
* Jörg Ehtreiber, Adolf Hohenester, Gerhard Rath: ''Der kosmische Träumer.'' Leykam Verlag, Graz 1994 ([https://austria-forum.org/web-books/derkosmischetra00de1994iicm online]). |
|||
* [[Rosemarie Schuder]]: ''Der Sohn der Hexe - In der Mühle des Teufels''. Rütten & Loening, Berlin 1968 |
|||
* Günter Doebel: ''Johannes Kepler – Er veränderte das Weltbild.'' Styria, Graz/Wien/Köln 1996, ISBN 3-222-11457-9. |
|||
* Wilhelm und Helga Strube: ''Kepler und der General''. - Neues Leben, Berlin 1985 |
|||
* [[Wilhelm Foerster]]: ''Johann Keppler und die Harmonie der Sphären.'' Vortrag gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 8. Februar 1862, Ferdinand Dümler's Verlagsbuchhandlung, Harrwitz und Gossmann, Berlin, 1862<ref>[https://digital.deutsches-museum.de/en/digital-catalogue/library-object/BV020198535/ Johann Keppler und die Harmonie der Sphären], Deutsches Museum Digital</ref> |
|||
* Berthold Sutter: ''Der Hexenprozess gegen Katharina Kepler''. 1979. |
|||
* [[Wilhelm Foerster]]: ''Johann Kepler.'' Eine Festrede auf Anlaß der dreihundertjährigen Feier von Kepler's Geburtstage am 16. Januar 1872 in der Aula der Universität zu Berlin. Lüderitz'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1872<ref>[https://digital.deutsches-museum.de/item/BV003242318/ Johann Kepler], Deutsches Museum Digital</ref> |
|||
* [[Johannes Tralow]]: ''Kepler und der Kaiser''. Verlag der Nation, Berlin 1961 |
|||
* [[Walther Gerlach]], [[Martha List]]: ''Johannes Kepler.'' 2. Auflage. Piper, München 1980, ISBN 3-492-00501-2. |
|||
* [[Johannes Hemleben]]: ''Johannes Kepler.'' Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1995, ISBN 978-3-499-50183-8. |
|||
* [[Marie-Luise Heuser]]: ''Keplers Theorie der Selbststrukturierung von Schneeflocken vor dem Hintergrund neuplatonischer Philosophie der Mathematik.'' In: ''Selbstorganisation.'' Bd. 3, hrsg. v. Uwe Niedersen. Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07515-3, S. 237–258. |
|||
* Marie-Luise Heuser: ''Transterrestrik in der Renaissance. Nikolaus von Kues, Giordano Bruno und Johannes Kepler.'' In: M. Schetsche, M. Engelbrecht (Hrsg.): ''Menschen und Außerirdische. Kulturwissenschaftliche Blicke auf eine abenteuerliche Beziehung.'' transcript, Bielefeld 2008, S. 55–79. |
|||
* Johannes Hoppe: ''Johannes Kepler.'' Teubner, Leipzig 1976. |
|||
* Jürgen Hübner: [http://ieg-ego.eu/de/threads/europaeische-medien/medien-des-religioesen-transfers/juergen-huebner-johannes-kepler ''Johannes Kepler: Astronomie als Theologie der Schöpfung.''] In: ''[[Europäische Geschichte Online]],'' hrsg. vom [[Leibniz-Institut für Europäische Geschichte|Institut für Europäische Geschichte (Mainz)]], 2010, Zugriff am 25. März 2021 ([https://d-nb.info/1020549289/34 PDF]). |
|||
* {{Literatur |Autor=[[Arthur Koestler]] |Titel=Die Nachtwandler. Das Bild des Universums im Wandel der Zeit |Verlag=Scherz |Ort=Bern / Stuttgart / Wien |Datum=1959 |ISBN=3-518-37079-0 |Kommentar=Neuausgabe 1980 bei Suhrkamp |Originaltitel=The Sleepwalkers. A History of Man’s Changing Vision of the Universe |Originalsprache=en |Originaljahr=1959 |Übersetzer=Wilhelm Michael Treichlinger}} |
|||
* [[Alexandre Koyré]]: ''La révolution astronomique. Copernic, Kepler, Borelli.'' Hermann, Paris 1961 (Histoire de la pensée; 3). |
|||
* [[Fritz Krafft]]: ''orbis (sphaera), circulus, via, iter, orbita – zur terminologischen Kennzeichnung des wesentlichsten Paradigmawechsels in der Astronomie durch Johannes Kepler.'' In: ''Beiträge zur Astronomiegeschichte.'' Band 11 (= ''Acta Historica Astronomiae.'' Vol. 43). S. 25–99, {{bibcode|2011AcHA...43...25K}}. |
|||
* Mechthild Lemcke: ''Johannes Kepler.'' 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50529-0. |
|||
* {{NDB|11|494|508|Kep(p)ler, Johannes|Martha List|118561448}} |
|||
* Anna Maria Lombardi: ''Johannes Kepler – Einsichten in die himmlische Harmonie.'' Spektrum d. Wissenschaft, Weinheim 2000. |
|||
* [[Thomas de Padova]]: ''Das Weltgeheimnis. Kepler, Galileo und die Vermessung des Himmels.'' Piper Verlag, München 2009, ISBN 3-492-05172-3, 352 Seiten. |
|||
* Thomas Posch: ''Johannes Kepler. Die Entdeckung der Weltharmonie.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3452-7. |
|||
* {{BBKL |archiveurl=https://web.archive.org/web/20070609090139/http://www.bautz.de/bbkl/k/Kepler_jo.shtml |band=3 |spalten=1366–1379 |autor=Frank Reiniger |artikel=Kepler/Keppler, Johannes}} |
|||
* [[Nikolaus Richter]]: ''Kepler und die Kometen.'' In: ''[[Wissenschaft und Fortschritt]].'' Jahrgang 21, Dezember 1971, S. 536–539. |
|||
* [[Adolf Adam (Informatiker)|Adolf Adam]]: ''Vom himmlischen Uhrwerk zur statischen Fabrik'' (verstreut zu Tycho Brahe, Rudolfinische Tafeln, Galilei, Fernrohr, [[Zahnradpumpe]] und Eichungen), T. Verlag Herbert O. Munk, Wien 1973. |
|||
* Laetitia Rimpau: ''Visionen neuer Wissenschaft. Zur dialogischen Dichtung von Dante Alighieri und Johannes Kepler.'' Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-8253-4685-0. |
|||
* [[Ulinka Rublack]]: ''Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-98126-1. |
|||
* Wolfgang Schütz: ''Kepler und die Nachwelt. Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Weil der Stadt.'' Hrsg. vom Heimatverein Weil der Stadt. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. 2017, ISBN 978-3-00-056424-6. |
|||
* Gérard Simon: ''Kepler astronome astrologue.'' Gallimard, Paris 1979 (''Bibliothèque des sciences humaines''), ISBN 2-07-029971-6. |
|||
* Berthold Sutter: ''Der Hexenprozess gegen Katharina Kepler.'' Hrsg. von der Kepler-Gesellschaft, Weil der Stadt 1979. |
|||
* Berthold Sutter: ''Johannes Kepler und Graz. Im Spannungsfeld zwischen geistigem Fortschritt und Politik.'' Leykam Verlag, Graz 1975, ISBN 3-7011-7049-5. |
|||
* Wieslaw Urban: ''Die Kepler Rezeption in der deutschen Literatur.'' In: ''Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg.'' Band 153, Regensburg 2013, {{ISSN|0342-2518}}, S. 171–205. |
|||
* [[Carl Friedrich von Weizsäcker]]: ''Kopernikus, Kepler, Galilei.'' In: Carl Friedrich von Weizsäcker: ''Die Tragweite der Wissenschaft.'' Erster Band: ''Schöpfung und Weltentstehung. Die Geschichte zweier Begriffe.'' Hirzel, Stuttgart 1964, S. 96–117. |
|||
* [[Gudrun Wolfschmidt]] (Hrsg.): ''Auf den Spuren Johannes Keplers. Zu seinem 450. Geburtstag'' (= Nuncius Hamburgensis, Bd. 54). tredition, Hamburg 2021, ISBN 978-3-347-28159-2. |
|||
* [[Arnulf Zitelmann]]: ''Keplers Welten. Johannes Kepler – Ein Lebensbild.'' OLZOG Edition, Lau Verlag & Handel KG, Reinbek bei Hamburg 2016, ISBN 978-3-95768-171-3. |
|||
Belletristik:{{Anker|Belletristik}} |
|||
* [[Thomas Hoeth]]: ''Dem Himmel verfallen.'' Silberburg-Verlag, Tübingen 2012. |
|||
* Bertold Keppelmüller: ''Das Gesetz der Sterne. Der Lebensroman Johannes Kepplers.'' Paul Zsolnay Verlag A. G., Wien (1942), 296 S. |
|||
* [[Olaf Saile]]: ''Kepler. Roman einer Zeitenwende.'' Fleischhauer & Spohn, Stuttgart 1938. |
|||
* [[Rosemarie Schuder]]: ''Der Sohn der Hexe – In der Mühle des Teufels.'' Rütten & Loening, Berlin 1968. |
|||
* Wilhelm und Helga Strube: ''Kepler und der General.'' Neues Leben, Berlin 1985. |
|||
* [[Johannes Tralow]]: ''Kepler und der Kaiser.'' Verlag der Nation, Berlin 1961. |
|||
* Christine Gottfriedsen: ''Johannes Kepler und die evangelische Kirche in Regensburg.'' In: ''Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg.'' Band 162, Regensburg 2022, S. 139–153, {{ISSN|0342-2518}}. |
|||
* Rivka Galchen: ''Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist.'' Rotwohlt, Hamburg 2024. |
|||
== Film == |
|||
* 1974 kam in der DDR der biographische Spielfilm ''[[Johannes Kepler (Film)|Johannes Kepler]]'' (Regie [[Frank Vogel (Regisseur)|Frank Vogel]]) in die Kinos. Der Film stellt die Linzer Zeit von Kepler in den Vordergrund und konzentriert sich auf die Rettung der Mutter, die in einem Hexenprozess verurteilt werden sollte.<ref>[https://www.filmportal.de/film/johannes-kepler_6c95360cb3d34fdcb6a025f2618e7495 ''Johannes Kepler. DDR 1973/1974, Spielfilm.''] Beschreibung bei ''Filmportal.de.'' Abgerufen am 30. April 2011.</ref> |
|||
* 2015 sendete ''[[arte]]'' den Film ''L’Oeil de l’astronome'' in der deutschen Version ''Johannes Kepler oder Der Blick zu den Sternen.''<ref>{{Webarchiv |url=http://www.arte.tv/guide/de/050352-000/johannes-kepler-oder-der-blick-zu-den-sternen |text=''Johannes Kepler oder Der Blick zu den Sternen.'' |wayback=20150811012859}}. Bei: ''arte.tv.'' (Das Video ist nicht mehr verfügbar).<br />Siehe auch: [[:fr:L'Œil de l'astronome|''L’Œil de l’astronome.'']] Bei: ''fr.wikipedia.org.''</ref> |
|||
* 2020 sendete ''[[arte]]'' das Dokudrama ''Johannes Kepler, der Himmelsstürmer'' von Susanne Utzt (Buch) und [[Christian Twente]] (Regie)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arte.tv/de/videos/073459-000-A/johannes-kepler-der-himmelsstuermer |titel=Johannes Kepler, der Himmelsstürmer |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200811212551/https://www.arte.tv/de/videos/073459-000-A/johannes-kepler-der-himmelsstuermer/ |archiv-datum=2020-08-11 |abruf=2020-08-11}}</ref> |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [https://kuffner-sternwarte.at/astronomie/sonnensystem-simulator/index.php Sonnensystem-Simulator der Kuffner-Sternwarte.] |
|||
* {{PND|118561448}} |
|||
* {{DNB-Portal|118561448}}. |
|||
* [http://www.astro.uni-bonn.de/~pbrosche/persons/pers_kepler-d.html Kepler, Johannes - Linkliste] (deutsch/englisch) |
|||
* {{DDB|Person|118561448}}. |
|||
* [http://www.kepler-museum.de/d/index.php Kepler-Museum Weil der Stadt] |
|||
* {{VerzDtDrucke |VD=16 |PPN=118561448}} |
|||
* [http://www.regensburg.de/museumsportal/museen/kepler_gedaechtnishaus.html Kepler-Gedächtnishaus Regensburg] |
|||
* {{VerzDtDrucke |VD=17 |PPN=004290224}} |
|||
* [http://www.einstein-website.de/kepler.htm Kurzbiographie: Johannes Kepler] |
|||
* {{ISFDB name|id=1894}}. |
|||
* [http://www.mathematik.de/mde/presse/pressestimmen/artikel/NZZkeplervermutung.html Artikel zur Kepler-Vermutung] |
|||
* |
* {{OL-Autor|OL450897A|Johannes Kepler}}. |
||
* {{HAB|per+kepler,+johannes}}. |
|||
* [http://www.magie-management.org/S04-324KeplerVWL.htm Keplers mathematischer Beweis, daß die Monarchie der Demokratie überlegen sei] |
|||
* [https://archive.org/details/ioanniskepplerih00kepl/page/n9 Facsimile der Ioannis Keppleri Harmonices Mundi Libri V.] |
|||
* Heinz Klaus Strick: [https://www.spektrum.de/wissen/johannes-kepler-1571-1630/1014933 ''Ergriffen vom göttlichen Schauspiel.''] In: ''[[Spektrum.de]]'' vom 30. November 2009. |
|||
* Martin Herzog: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-johannes-kepler-100.html ''27. Dezember 1571 – Astronom Johannes Kepler wird geboren.''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 27. Dezember 2021, mit [[Thomas de Padova]] (Podcast). |
|||
* Hakan Baykal: [https://www.spektrum.de/news/johannes-kepler-der-astronom-vor-dem-hexengericht/1963312 ''Der Astronom vor dem Hexengericht.''] In: ''Spektrum.de'' vom 27. Dezember 2021. |
|||
* {{Internetquelle |autor=Martin Schramm |url=https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/johannes-kepler-die-harmonie-der-welten/1845701 |titel=Johannes Kepler – Die Harmonie der Welten |werk=Podcast [[Radiowissen]] |hrsg=[[Bayern 2]] |abruf=2022-02-10}} |
|||
* [https://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/17Jh/Kepler/kep_intr.html Johannes Kepler in der Bibliotheca Augustana] |
|||
* ''[https://www.youtube.com/watch?v=nIeLLGKel_M Das Heliozentrische Weltbild und die Keplerschen Gesetze der Planetenbewegungen]'' ''YouTube'' – Johannes Kepler im Kontext der Entwicklung des Heliozentrischen Weltbilds |
|||
Biografisches: |
|||
== Gesprochene Wikipedia == |
|||
* {{Zedler Online|15|245}} (Keplerus, Joann) |
|||
{{Gesprochene Wikipedia|De-Johannes_Kepler-article.ogg|2=die gesprochene Version finden Sie [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johannes_Kepler&oldid=8226102 hier] }} |
|||
* {{Webarchiv |url=http://www.jkgweil.de/index.php?id=50 |text=''Keplerbiographie.'' |wayback=20120504195218}}. Auf der Seite des Johannes-Kepler-Gymnasiums, Weil. |
|||
* [[Adolf Adam (Informatiker)|Adolf Adam]]: ''Vom himmlischen Uhrwerk zur statischen Fabrik.'' Verlag Herbert O. Munk, Wien 1973. |
|||
Materialien: |
|||
{{Lesenswert}} |
|||
{{Commonscat|audio=1|video=1}} |
|||
{{Wikiquote}} |
|||
{{Wikisource}} |
|||
* [http://www.astro.uni-bonn.de/~pbrosche/persons/pers_kepler-d.html Kepler, Johannes – Linkliste] (deutsch/englisch). |
|||
* [https://www.kepler-museum.de/ Kepler-Museum Weil der Stadt.] |
|||
* [https://www.regensburg.de/museen/die-museen/documente/document-kepler Kepler-Gedächtnishaus Regensburg.] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[Kategorie:Astronom der Neuzeit|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Mathematiker|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Physiker|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Philosoph des Barock|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Optiker|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher|Kepler, Johannes]] |
|||
[[Kategorie:Wikipedia Gesprochene Wikipedia|Kepler, Johannes]] |
|||
<references responsive> |
|||
[[Kategorie:Mann|Kepler, Johannes]] |
|||
<ref name="Burkhardt2018"> |
|||
[[Kategorie:Geboren 1571|Kepler, Johannes]] |
|||
Lotte Burkhardt: ''Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen.'' Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [https://www.bgbm.org/de/other-publications/verzeichnis-eponymischer-pflanzennamen-erweiterte-edition]. |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1630|Kepler, Johannes]] |
|||
</ref> |
|||
<ref name="KeplerXXI2.2_460"> |
|||
[[#XXI 2.2|Gesammelte Werke; Band XXI, 2.2]]; S. 460. |
|||
</ref> |
|||
<ref name="KeplerXXI2.2_461"> |
|||
[[#XXI 2.2|Gesammelte Werke; Band XXI, 2.2]]; S. 461, 462. |
|||
</ref> |
|||
</references> |
|||
{{Gesprochene Version |
|||
{{Personendaten| |
|||
|datei = De-Johannes Kepler-article.ogg |
|||
NAME=Kepler, Johannes |
|||
|länge = 10:48 |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
|größe = 5,7 MB |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher [[Mathematiker]], [[Astronom]], [[Astrologe]] und [[Optiker]] |
|||
|sprecher = Longbow4u |
|||
|GEBURTSDATUM=[[27. Dezember]] [[1571]] |
|||
|geschlecht = männlich |
|||
|dialekt = Hochdeutsch |
|||
|version = 8226102 |
|||
|datum = 2005-08-05 |
|||
}} |
|||
{{Lesenswert|14. Juli 2005|7679202}} |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=118561448|LCCN=n50044770|NDL=00445514|VIAF=41842150}} |
|||
{{SORTIERUNG:Kepler, Johannes}} |
|||
[[Kategorie:Johannes Kepler| ]] |
|||
[[Kategorie:Astronom (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Astrologe (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Mathematiker (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Physiker (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Universalgelehrter]] |
|||
[[Kategorie:Optiker]] |
|||
[[Kategorie:Autor]] |
|||
[[Kategorie:Lutherischer Theologe (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Philosoph der Frühen Neuzeit]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Deutschland)]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Neulatein)]] |
|||
[[Kategorie:Science-Fiction-Literatur]] |
|||
[[Kategorie:Roman, Epik]] |
|||
[[Kategorie:Kurzgeschichte]] |
|||
[[Kategorie:Erzählung]] |
|||
[[Kategorie:Person des evangelischen Namenkalenders]] |
|||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]] |
|||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Marskrater]] |
|||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Mondkrater]] |
|||
[[Kategorie:Walhalla]] |
|||
[[Kategorie:Historische Person (Baden-Württemberg)]] |
|||
[[Kategorie:Absolvent der Eberhard Karls Universität Tübingen]] |
|||
[[Kategorie:Person (Habsburgermonarchie vor 1804)]] |
|||
[[Kategorie:Kosmologe (16. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Kosmologe (17. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Person (Weil der Stadt)]] |
|||
[[Kategorie:Person (Regensburg)]] |
|||
[[Kategorie:Person (Linz)]] |
|||
[[Kategorie:Person (Graz)]] |
|||
[[Kategorie:Person (Prag)]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1571]] |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1630]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
{{Personendaten |
|||
|NAME=Kepler, Johannes |
|||
|ALTERNATIVNAMEN=Keppler, Johannes; Kepler, Johann; Keplerus, Ioannes; Keplerus, Johannes (vollständiger Name) |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph |
|||
|GEBURTSDATUM=27. Dezember 1571 |
|||
|GEBURTSORT=[[Weil der Stadt]] |
|GEBURTSORT=[[Weil der Stadt]] |
||
|STERBEDATUM= |
|STERBEDATUM=15. November 1630 |
||
|STERBEORT=[[Regensburg]] |
|STERBEORT=[[Regensburg]] |
||
}} |
}} |
||
[[als:Johannes Kepler]] |
|||
[[bg:Йоханес Кеплер]] |
|||
[[ca:Johannes Kepler]] |
|||
[[cs:Johannes Kepler]] |
|||
[[da:Johannes Kepler]] |
|||
[[en:Johannes Kepler]] |
|||
[[eo:Keplero]] |
|||
[[es:Johannes Kepler]] |
|||
[[et:Johannes Kepler]] |
|||
[[eu:Johannes Kepler]] |
|||
[[fa:یوهانس کپلر]] |
|||
[[fi:Johannes Kepler]] |
|||
[[fr:Johannes Kepler]] |
|||
[[gl:Johannes Kepler]] |
|||
[[he:יוהנס קפלר]] |
|||
[[hr:Johannes Kepler]] |
|||
[[hu:Johannes Kepler]] |
|||
[[id:Johannes Kepler]] |
|||
[[io:Johannes Kepler]] |
|||
[[is:Johannes Kepler]] |
|||
[[it:Johannes Kepler]] |
|||
[[ja:ヨハネス・ケプラー]] |
|||
[[ko:요하네스 케플러]] |
|||
[[la:Iohannes Keplerus]] |
|||
[[nl:Johannes Kepler]] |
|||
[[no:Johannes Kepler]] |
|||
[[pl:Jan Kepler]] |
|||
[[pt:Johannes Kepler]] |
|||
[[ro:Johannes Kepler]] |
|||
[[ru:Кеплер, Иоганн]] |
|||
[[sco:Johannes Kepler]] |
|||
[[sk:Johannes Kepler]] |
|||
[[sl:Johannes Kepler]] |
|||
[[sv:Johannes Kepler]] |
|||
[[zh:约翰内斯·开普勒]] |
Aktuelle Version vom 8. Juli 2025, 10:11 Uhr


Johannes Kepler, auch Johannes Keppler oder Johann Kepler, auch latinisiert Ioannes Keplerus oder Johannes Keplerus (* 27. Dezember 1571jul. in Weil der Stadt; † 15. November 1630greg. in Regensburg), war ein deutscher Astronom, Astrologe, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph. Er war von 1594 bis 1600 im Auftrag der steirischen Landstände als Lehrer für Mathematik in Graz tätig, wo er auch schon mit eigenen wissenschaftlichen Arbeiten begann.[1] In Graz heiratete Kepler 1597 seine erste Ehefrau Barbara Müller. Mit Beginn der Gegenreformation in Graz musste das protestantische Ehepaar im August 1600 die Stadt verlassen und zog nach Prag.[2]
Ab März 1600 kam es in Prag zu einer schwierigen Zusammenarbeit Keplers mit dem kaiserlichen Hofastronomen Tycho Brahe, bis dieser im Oktober 1601 starb. Als Nachfolger Brahes wurde Kepler kaiserlicher Mathematiker und Hofastronom, eine Stellung, die er bis 1627 behielt. Damit war er auch zuständig für das Sachgebiet Kalenderreform und musste den Kaiser bei der Frage beraten, ob man im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bei der Zeitrechnung den bisher genutzten julianischen Kalender aufgeben und stattdessen mit der von Papst Gregor XIII. bereits 1582 eingeführten neuen Zeitrechnung den neuen gregorianischen Kalender nutzen solle. Als Sachverständiger argumentierte Kepler auf dem Reichstag in Regensburg für die Nutzung des aus astronomischer Sicht gegenüber dem julianischen Kalender verbesserten gregorianischen Kalenders, jedoch wurden seine Wünsche nicht erfüllt, auch weil alle evangelischen Reichsstände auf der Beibehaltung der alten Zeitrechnung beharrten. Zur Annahme des neuen gregorianischen Kalenders entschloss sich der Reichstag erst 80 Jahre später.
Nachdem Keplers Gönner und Schutzherr Kaiser Rudolf 1612 verstorben war, wurde als neuer Kaiser Matthias gewählt. Nachdem ihm der neue Kaiser Matthias seine Stellung und sein Gehalt als kaiserlicher Mathematiker bestätigt hatte, bot Kepler den oberösterreichischen Ständen seine Dienste an. Im Mai 1612 wurde er in Linz an der Schule der Landschaft als Lehrer für Mathematik angestellt. Kurz vor dem Tod des Kaisers Matthias im Jahr 1619 begann der Dreißigjährige Krieg, der in Prag zu Aufständen und Plünderungen führte.
Im Dreißigjährigen Krieg erstellte Kepler für den Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee Generalissimus Wallenstein Horoskope, in denen Wallenstein Schwierigkeiten und sein Todesjahr 1634 vorhergesagt wurden.
Johannes Kepler entdeckte die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Planeten um die Sonne bewegen. Sie werden nach ihm Keplersche Gesetze genannt. Er machte die Optik zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung und bestätigte die Entdeckungen, die sein Zeitgenosse Galileo Galilei mit dem Teleskop gemacht hatte. Kepler zählt damit zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. Mit seiner Einführung in das Rechnen mit Logarithmen trug Kepler zur Verbreitung dieses mathematischen Verfahrens bei. In der Mathematik wurde ein numerisches Verfahren zur Berechnung von Integralen nach ihm Keplersche Fassregel benannt.
Keplers Entdeckungen und seine Formulierung der drei Planetengesetze machten aus dem mittelalterlichen Weltbild, in dem körperlose Wesen die Planeten einschließlich Sonne in stetiger Bewegung hielten, ein dynamisches System, in dem die Sonne durch ihre Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Kepler selbst bezeichnete die Formulierungen seiner Entdeckungen nie als „Gesetze“, denn sie waren in seinen Augen nur Ausdruck einer Weltharmonie, die der Schöpfer seinem Werk mitgegeben hatte. Aus der Sicht Keplers war es auch die göttliche Vorsehung, die ihn als Theologiestudenten zum Studium der Gestirne geführt hatte. Die natürliche Welt war für Kepler nur der Spiegel, in dem die göttlichen Ideen sichtbar werden konnten, und den gottgeschaffenen menschlichen Geist gab es nur, um die göttlichen Ideen zu erkennen und zu preisen.
Kepler ging über den Gedanken hinaus, das kopernikanische System sei lediglich ein (hypothetisches) Modell zur einfacheren Berechnung der Planetenpositionen. Das heliozentrische Weltbild als eine physikalische Tatsache zu sehen stieß nicht nur bei der katholischen Kirche, sondern auch bei Keplers protestantischen Vorgesetzten auf erbitterten Widerstand. Denn in beiden Konfessionen galten die Lehren von Aristoteles und Ptolemäus als unantastbar.

Dass Kepler auch eine ganzheitliche Philosophie vertrat, hebt u. a. der Historiker Volker Bialas hervor.[3] Für Kepler als theologisch gebildeten Astronomen war eines der Hauptmotive seiner Arbeit, „Priester am Buch der Natur“ zu sein. Zu Glaubensfragen und zu den Streitigkeiten in der Zeit der Reformation äußerte sich Kepler mehrmals nur in versöhnlicher Weise.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kindheit und Ausbildung (1571 bis 1594)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johannes oder Johann Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in der freien Reichsstadt Weil der Stadt geboren. Die Stadt ist heute Teil des Großraums Stuttgart und liegt 30 Kilometer westlich des Stuttgarter Stadtzentrums. Keplers Großvater Sebald Kepler (1519–1596) war Bürgermeister dieser Stadt, verheiratet mit Catharina Müller. Zu der Zeit von Johannes Keplers Geburt befand sich die Familie im wirtschaftlichen Niedergang. Sein Vater, Heinrich Kepler, verdiente einen unsicheren Lebensunterhalt als Händler und verließ mehrmals die Familie, um im Ausland als Söldner zu dienen. Seine Mutter Katharina, Tochter eines Gastwirts, war eine Kräuterfrau und wurde später der Hexerei angeklagt. Kepler wohnte von 1579 bis 1584 mit seinen Eltern in Ellmendingen, wo sein Vater das Gasthaus „Sonne“ gepachtet hatte.
Als Frühgeburt wurde Johannes immer als schwaches und krankes Kind bezeichnet. 1575 überstand er eine Pockenerkrankung, die jedoch bleibend sein Sehvermögen beeinträchtigte. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes war er frühreif und beeindruckte Reisende im Gasthaus seiner Mutter oft mit seinen mathematischen Fähigkeiten. Keplers Mutter weckte schon früh sein Interesse für Astronomie. Sie zeigte ihm den Kometen von 1577 und die Mondfinsternis von 1580.
Kepler besuchte die erste Klasse der Lateinschule in Leonberg und die zweite Klasse der Lateinschule in Ellmendingen. In den Jahren 1580 und 1581 musste er die Schulausbildung unterbrechen. 1582 besuchte er die dritte Klasse der Lateinschule, „da er sonst zu nichts taugt“. Kepler besuchte ab 1584 (16. Oktober) die Klosterschule in Adelberg, von 1586 (26. November) an nach bestandenem Landexamen die höhere evangelische Klosterschule im ehemaligen Kloster Maulbronn.
Nach dem Erwerb eines Stipendiums begann er trotz bescheidener familiärer Verhältnisse 1589 ein Theologiestudium am Evangelischen Stift in Tübingen. Er studierte bei dem Mathematiker und Astronomen Michael Mästlin, sah sich selbst als überragenden Mathematiker und erwarb sich den Ruf eines geschickten Astrologen. Unter der Anleitung von Michael Mästlin lernte er das heliozentrische System der Planetenbewegungen des Nikolaus Kopernikus kennen. Er wurde zum Kopernikaner und verteidigte das kopernikanische Weltbild sowohl von einer theoretischen als auch von einer theologischen Sicht in Debatten der Studenten. Während des Studiums freundete er sich mit dem Juristen Christoph Besold an. Am 11. August 1591 wurde er Magister.
Kepler in Graz (1594 bis 1600), Umzug nach Prag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kepler wollte ursprünglich protestantischer Geistlicher werden. 1594 nahm er jedoch im Alter von 23 Jahren einen Lehrauftrag für Mathematik an der evangelischen Stiftsschule in Graz an. Diese Hochschule war das protestantische Gegenstück zur Universität, die von Jesuiten geleitet wurde und Motor der Gegenreformation war. In Graz begann Kepler mit der Ausarbeitung einer kosmologischen Theorie, die sich auf das kopernikanische Weltbild stützte. Ende 1596 veröffentlichte er die Theorie unter der Bezeichnung Mysterium Cosmographicum.
Im Dezember 1595 begegnete Kepler der 23-jährigen Barbara Müller, die bereits zweifach verwitwet war und eine Tochter hatte. Das von ihren verstorbenen Ehemännern ererbte Vermögen machte sie zu einer guten Partie. Als Kepler um sie warb, lehnte ihr Vater, ein wohlhabender Müller, eine Heirat mit dem aus seiner Sicht armen Kepler zunächst ab und brachte damit die Verbindung beinahe zum Scheitern. Er lenkte schließlich ein, als Vertreter der Kirche Druck auf ihn ausübten, Kepler als Schwiegersohn anzuerkennen. Kepler und Barbara Müller heirateten im April 1597. Das Paar bekam fünf Kinder. Ein Sohn und eine Tochter (Heinrich und Susanna) überlebten ihre Kindertage nicht. Danach wurden die Kinder Susanna (* 1602), Friedrich (* 1604) und Ludwig (* 1607) geboren.
Im Dezember 1599 lud der kaiserliche Hofastronom Tycho Brahe Kepler ein, mit ihm in Prag zu arbeiten.
Bereits im Jahr 1600 wurde in Graz die Gegenreformation vollzogen und alle Bürger mussten öffentlich ihren Glauben bekennen. Protestanten wurden gezwungen, Graz zu verlassen, wenn sie nicht konvertierten. Die Familie Kepler konvertierte nicht und wurde am 12. August aus der Stadt verwiesen. Kepler wurde aus dem Schuldienst der Landschaft entlassen und erhielt von den steirischen Landständen eine Abfindung in Höhe eines halben Jahresgehalts und ein Lob für seine Tätigkeit als Professor der Mathematik.
Ende September 1600 folgte die Familie Kepler der Einladung von Tycho Brahe und zog mit zwei Wagen Hausrat in die Großstadt Prag. Dort blieb Kepler wegen des Glaubens unbehelligt und nahm mit Vermittlung Tycho Brahes am kaiserlichen Hof eine Stellung als Assistent Tycho Brahes an. Die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftler in Prag und auf dem Schloss Benatek erwies sich als schwierig, obwohl sich ihre verschiedenen Begabungen ergänzten. Brahe war ein exzellenter Beobachter, jedoch waren seine mathematischen Fähigkeiten nur begrenzt. Der hervorragende Mathematiker Kepler hingegen konnte wegen seiner Fehlsichtigkeit kaum präzise Beobachtungen durchführen. Die mathematischen Fähigkeiten von Kepler ließen Brahe befürchten, dass am Ende einer Zusammenarbeit mit Kepler sein eigenes umfangreiches Lebenswerk, die Aufzeichnungen seiner astronomischen Beobachtungen der Planetenbahnen und die Aufzeichnungen der Positionen hunderter Sterne, nach seinem Tod allein Keplers Ruhm begründen könnten. Erschwerend kam hinzu, dass Brahe die astronomischen Ansichten von Kepler (und Kopernikus) nur ansatzweise teilte.
Kaiserlicher Hofmathematiker in Prag (1600 bis 1612)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nur wenige Tage nach dem überraschenden Tod von Tycho Brahe wurde Kepler 1601 von Kaiser Rudolf II. zum kaiserlichen Hofmathematiker bestellt und übernahm damit auch die Zuständigkeit für die kaiserlichen Horoskope und auch den Auftrag, die Rudolfinischen Tafeln zu erstellen. Dafür wurde er so gut bezahlt, dass die hohen Ansprüche seiner Ehefrau, die sich zunächst in Prag nicht wohl gefühlt hatte, befriedigt werden konnten.
Kepler behielt den Posten als Hofmathematiker während der Herrschaft der drei habsburgischen Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. Im Oktober 1604 beobachtete Kepler eine Supernova, die später Keplers Stern genannt wurde.
Noch im selben Jahr 1604[4] legte Kepler, ähnlich wie bereits vor ihm Cardano im Jahr 1570, von ihm gemessene Zahlenangaben zur Pulsfrequenz vor. 1618 präzisierte er seine Messungen und gab an: Bei normalen Menschen betrage die Pulsfrequenz 70 Schläge pro Minute, bei alten oder melancholischen Menschen 60, bei Cholerikern und Frauen 80 Schläge pro Minute.[5]
Mit der Arbeit an Brahes umfangreicher Sammlung von sehr genauen Beobachtungsdaten wollte Kepler seine früheren Theorien verbessern, musste sie aber angesichts der Messdaten verwerfen. Er begann daraufhin, ein neues astronomisches System zu entwerfen. Ausgehend vom kopernikanischen System bestimmte er erstmals die wirklichen Planetenbahnen, ohne sich von vornherein darauf festzulegen, dass sie eine Kombination von gleichförmig durchlaufenen Kreisbahnen sein müssten. Nach langer Suche identifizierte er die verhältnismäßig exzentrische Marsbahn als Ellipse. Anschließend bestimmte er, wie die Bahngeschwindigkeit des Planeten längs der Bahn variiert. Diese Arbeiten vollendete er 1606 und veröffentlichte sie 1609 als Astronomia nova. Das Buch enthielt das erste und zweite Keplersche Gesetz.
1611 veröffentlichte Kepler eine Monografie über die Entstehung der Schneeflocke, das erste bekannte Werk zu diesem Thema. Er vermutete richtig, dass ihre hexagonale Gestalt von der Kälte herrührt, konnte sie aber noch nicht physikalisch begründen. 1611 veröffentlichte Kepler außerdem eine Schrift zur Dioptrik und zum später sogenannten keplerschen Fernrohr.
1611 wurde zu einem Schicksalsjahr in Keplers Leben. Im Januar erkrankten seine drei Kinder an den Pocken, der sechsjährige Sohn Friedrich starb. Um den wachsenden religiösen und politischen Spannungen zu entfliehen, suchte Kepler nach einer neuen Anstellung. Eine Bewerbung als Professor an der Universität Tübingen wurde im April abgelehnt. Im Juni war Keplers Bewerbung in Linz erfolgreich, wo ihm der Posten eines oberösterreichischen Provinzmathematikers (Landvermessers) zugesagt wurde. Seine Ehefrau Barbara, die bereits 1610 schwer erkrankt war, verstarb im Juli 1611.[6] Rudolf II. war unterdessen von seinem jüngeren Bruder Matthias als König von Böhmen abgesetzt worden und regierte nun als Kaiser ohne Land. Er bat Kepler, noch in Prag zu bleiben, und Kepler schob seinen Umzug auf.
Kepler in Linz (1612 bis 1627)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Rudolf II. starb im Januar 1612. Kepler zog im April nach Linz um und trat die Stelle als Mathematiker in Linz an, die er bis 1626 behielt. Nach dem Tod seiner ersten Frau hatte er im Lauf von zwei Jahren insgesamt elf Kandidatinnen als zweite Ehefrau in Betracht gezogen. Schließlich heiratete er im Oktober 1613 die Eferdinger Bürgerstochter Susanne Reuttinger.[7] Von den sechs Kindern, die sie bekamen, starben die drei zuerst geborenen früh; eine Tochter (* 1621) und zwei Söhne (* 1623 und * 1625) überlebten ihre Kindheit. 1612/13 wohnte Kepler zunächst außerhalb der Stadtmauern „im Weingarten“, vermutlich in der heutigen Kapuzinerstraße 18,[8] und von 1613 bis 1620 in der Hofgasse 7,[9] wo 2018 eine Gedenktafel angebracht wurde.[10] Keplers drittes Wohnhaus in Linz (1622 bis 1626) befindet sich in der Rathausgasse 5 und wird unter der Bezeichnung Kepler Salon als Bildungshaus genutzt.
Um 1614 musste Kepler seine Arbeit an den Rudolfinischen Tafeln intensivieren und bat die Landstände, den Auftrag zur Erstellung einer Landmappe für Österreich ob der Enns an Israel Holzwurm und dessen Bruder Abraham Holzwurm zu übertragen. Diese Kartografie wurde nach drei Jahren fertiggestellt.
Von 1615 an musste sich Kepler auch um die Verteidigung seiner Mutter Katharina kümmern, die in Leonberg unter dem Verdacht der Hexerei angeklagt war. Damit verbunden war ein langwieriger Prozess um Schadensersatz wegen eines angeblich von ihr weitergegebenen Gifttrunkes, was in Zusammenhang mit einem vorherigen Geschäftsstreit stand. Am Ort waren schon mehrere Frauen als Hexen verbrannt worden und sie selbst war unmittelbar von einem ähnlichen Schicksal bedroht. Kepler engagierte sich auch zum Ärger der örtlichen Justiz sehr für seine Mutter und erreichte im Oktober 1621 ihre Freilassung. Dabei kam ihm ein juristisches Gutachten der Universität Tübingen zu Hilfe, das vermutlich auf seinen Studienfreund Christoph Besold zurückgeht. Keplers Mutter starb schon ein halbes Jahr später, vermutlich an den Folgen der Haft, in der sie 14 Monate angekettet war und ihr auch Folter angedroht wurde.[11]
In Linz häuften sich die Probleme. Kepler hatte Schwierigkeiten, seine Geldforderungen einzutreiben. Seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen. Seine Lehre wurde von protestantischer Seite immer stärker geächtet. Theologen seiner Heimatuniversität Tübingen griffen ihn heftig an. Gegenüber Daniel Hitzler, dem lutherischen Landhausprediger in Linz, äußerte Kepler sich kritisch zu bestimmten Glaubensartikeln. Als Hitzler daraufhin von Kepler eine schriftliche Zustimmung zur Konkordienformel verlangte und Kepler sich aus Gewissensgründen weigerte, schloss Hitzler ihn von der Teilnahme am heiligen Abendmahl aus.[12][13] Die Familie flüchtete nach Ulm.
Kepler und Wallenstein, Tod (1627 bis 1630)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1627 fand Kepler im kaiserlichen General Albrecht von Wallenstein einen neuen Förderer. Dieser erwartete von Kepler zuverlässige Horoskope und stellte im Gegenzug in Sagan (Schlesien) eine Druckerei zur Verfügung. Als Wallenstein jedoch im August 1630 auf dem Reichstag in Regensburg seine Funktion als Oberbefehlshaber verlor, reiste Kepler nach Regensburg, um dort am Reichstag ausstehende Gehaltsforderungen in Höhe von 12.000 Gulden einzufordern, was ihm aber nicht gelang.[14] Wallenstein, der zu dieser Zeit Herzog von Mecklenburg war, stellte ihm eine Professur an der Universität Rostock in Aussicht.[15]
Vor Antritt der Professur unternahm Kepler im Herbst 1630 eine Reise nach Regensburg, wo er Quartier nahm im Wohnhaus des Kaufmanns Hillebrand Billi, dem heutigen Keplergedächtnishaus. Bereits kurz nach seiner Ankunft wurde Kepler von einem heftigen Fieber befallen. Sein Zustand verschlechterte sich schnell und der daraufhin herbeigerufene, in Regensburg leitende evangelische Geistliche, Superintendent und Prediger Christoph Sigmund Donauer, ließ ihn mit aus der nahe benachbarten Elefantenapotheke herbeigeschafften Medikamenten versorgen. Außerdem wurde Kepler auch zur Ader gelassen, jedoch blieben alle Hilfeversuche ohne Erfolg und Kepler starb schon bald darauf im Alter von 58 Jahren.[2]
Kepler und die evangelische Geistlichkeit in Regensburg. Kepler-Grabmal und -Denkmal in Regensburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][16] Der Hilfeeinsatz des in Regensburg leitenden evangelischen Geistlichen Donauer für den im Auftrag des Kaisers tätigen, schwer erkrankten Kepler erscheint angesichts von dessen Stellung und Bedeutung zunächst als durchaus angemessen und nicht ungewöhnlich. Es ist jedoch auffällig, dass der hohe Geistliche Donauer diese Ereignisse mit dem tödlich erkrankten Kepler in der von ihm nur wenig später erstellten Chronik, über kirchliche und weltliche Ereignisse in Regensburg, gar nicht erwähnt, obwohl Donauer in dieser Chronik mehrmals über seinen seelsorgerischen Beistand für Menschen am Lebensende berichtet und auch Beisetzungen wichtiger Personen erwähnt. Z. B füllt Donauers Bericht über die Betreuung des unschuldig zum Tode verurteilten kaiserlichen Generals Schaffgotsch in seiner Chronik mehrere Seiten, auf denen Schaffgotsch als evangelisches Glaubensvorbild dargestellt wird. Dagegen erwähnt Donauer mit keinem Wort in seiner Chronik den Tod des von ihm am Lebensende betreuten bedeutendsten Wissenschaftlers der damaligen Zeit, an dessen Sterbebett er war und dessen Leichenpredigt er gehalten hatte, wie es aus zwei anderen Quellen gesichert ist. Im Unterschied zu anderen zeitgleichen Leichenpredigten wurde die Kepler-Leichenpredigt auch nicht gedruckt. Das auffällige Schweigen von Superintendent Donauer über Keplers Tod wurde bereits 1931 vom Bauingenieur und Heimatforscher Adolf Schmetzer und 1979 erneut in einer Dissertation beschrieben und zurückgeführt auf theologische Differenzen zwischen Kepler und den orthodox-lutherischen Geistlichen in Regensburg. Sie waren der Auffassung, dass Kepler „in dubitatione“, d. h. im Zweifel mit der Religion war und dass man deshalb zwar nicht mit ihm übereinkommen könne über die „Hauptstücke“ des Glaubens, er aber gleichwohl auf einem evangelischen Gottesacker begraben werden könne. Ein weiteres Indiz für die sehr reservierte Haltung der Regensburger Geistlichen gegenüber Kepler ist der sehr nüchterne Beerdigungseintrag im Kirchenbuch, in dem Kepler als Diener des Kaisers bezeichnet wird. (Beleg siehe im Abschnitt Literatur, Autorin Gottfriedsen. S. 139–145).

Das Sterbehaus Keplers wurde 1961 saniert und ist heute ein Museum.
Die Grabstätte von Kepler und sein Grabdenkmal auf dem städtischen Petersfriedhof außerhalb der Stadt, unmittelbar südlich vor der Stadtmauer, nahe dem heutigen Peterskirchlein gingen schon bald nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges nach der überfallartigen Besetzung von Regensburg durch bayerische Truppen im Jahr 1633 verloren. Damals wurde im Vorfeld der Kämpfe um Regensburg von den damaligen bayerischen Besatzungstruppen ein Angriff schwedischer Truppen unter Bernhard von Sachsen-Weimar erwartet. Deshalb wurde der Petersfriedhof mit allen Grabdenkmälern von den bayerischen Truppen zerstört und eingeebnet, um freies Schussfeld für die Geschütze der Petersbastei zu schaffen.
Das Aussehen des Grabdenkmals und der Wortlaut der lange Zeit unbekannten Inschrift auf dem Grabdenkmal wurden erforscht und aufgeklärt vom Keplerforscher Max Caspar. Caspar entdeckte im Germanischen Nationalmuseum an einem Brief von Kepler an seinen Freund, den Arzt und Naturforscher Johann Oberndorfer in Regensburg einen rückseitig aufgeklebten und beschriebenen Zettel, der nach Schriftvergleichen vom Keplersohn Ludwig stammt. Der Zettel gibt Auskunft über den Wortlaut der Inschrift und über Aussehen und Anordnung der Inschrift, deren abschließender zweiter Teil demnach von Kepler selbst stammt.[6]
- Wortlaut der deutschen Übersetzung des ersten Abschnitts: Hier ruht der hochangesehene, hochgelehrte und weltberühmte Mann Herr Johannes Keppler, 30 Jahre hindurch Mathematikus dreier Kaiser Rudolfs II. Matthias und Ferdinands II., vorher aber der steirischen Landschaft von 1594 bis 1600 dann auch der österreichischen Stände bis zum Jahr 1628, der ganzen Christenheit bekannt durch seine Schriften, von allen Gelehrten den Fürsten der Astronomie zugezählt, der sich diese Grabinschrift selbst bestimmt hat.
- Der demnach von Kepler selbst verfasste zweite Abschnitt der Grabinschrift lautete:
“Mensus eram coelos, nunc terrae metior umbras.
Mens coelestis erat, corporis umbra iacet.”
„Die Himmel hab ich gemessen, jetzt mess ich die Schatten der Erde.
Himmelwärts strebte der Geist, des Körpers Schatten ruht hier.“

Das heutige Denkmal für Kepler wurde 1806/08 nach einer ersten Anregung von Johann Philipp Ostertag, Rektor am städtischen Gymnasium poeticum errichtet. Sein Vorschlag wurde aber erst verwirklicht, nachdem der damalige Landesherr des Fürstentums Regensburg Karl Theodor von Dalberg den Vorschlag von Ostertag aufgegriffen und unterstützt hatte. Den Entwurf des Denkmals erstellte der Baumeister Emanuel d’Herigoyen. Die Aufstellung erfolgte zunächst in der Nähe der ehemaligen Grabstätte von Kepler in Verlängerung der damals neu erbauten Maximilianstraße, die im Süden mit dem Maxtor als Torbau endete. Nach der Erbauung des Regensburger Hauptbahnhofs (1892) wurde das Denkmal nach Westen versetzt, weil es dem geradlinigen Verlauf der Zugangsstraße zum neuen Bahnhof im Weg war.
Nachlass
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem Keplers zweite Ehefrau Susanna vom Tod ihres Ehemannes erfahren hatte, reiste sie nach Prag und erreichte dort, dass Wallenstein seinen Landeshauptmann in Sagan anwies, 250 Gulden rückständiges Honorar für Kepler auszuzahlen. Damit war Wallenstein seinen finanziellen Verpflichtungen vollständig nachgekommen. Die weitere Reise führte die Ehefrau nach Regensburg, wo sie Ende des Jahres 1631 eintraf, das Grab ihres Ehemannes besuchte, mit Keplers Sohn Ludwig zusammentraf und den Nachlass von Kepler in Empfang nahm.
Kepler hatte einen großen Teil des Nachlasses an vier Orten in Regensburg deponiert und auch ein Verzeichnis des Nachlasses erstellt, das erhalten ist (und aufzählt):
- bei Gevatter Balthasar Guralt (Wahlenstraße 16): Einen eingelegten Kasten mit Schreibtisch und 30 Schubladen und ein Einsatzkästlein mit zwei Schlössern, eine Wagentruhe mit Schloss und Silbergeschmeid, den beiden Kindern aus erster Ehe gehörig. In einem Kästlein Schatzgeld (Tauf und Firmungstaler) Silbergürtel, Ringe, Gnadenpfennige, meines Weibs Hochzeitsbecher, Perlenkranz, Patengeld und Patenmünzen in drei verborgenen Schublädlein. Alles zusammen schätzte Kepler auf siebenhundert Gulden, zusätzlich drei Schuldbrieve über viertausend-fünfhundert Gulden.
- Bei Fides Oberndorfer, Witwe seines Freundes, des Arztes und Naturforschers Johann Oberndorfer (Krauterermarkt 2): Ein mit zwei Schlössern verschlossener Kasten mit Kleidern, Leinen-Gewändern, Seidendecke und anderem der Tochter Susanna.
- Bei Hans Haller (Keplerstraße 2 D): Ein großer, grüner zweistufiger Kasten mit meiner Bibliothec und mathematischen Instrumenten.
Eine schwarze Truhe mit eisernem Schloss mit Zinn und Messinggeschirr, eine Uhr und etliche Instrumente aus Zinn und Messing
- Bei Frau Katharina Frizinger in der Ostenvorstadt: Ein Fass mit Betgewant, 2 bis 3 Centner schwär
Beide reisten zum Beginn des Jahres 1632 weiter nach Linz, um bei den österreichischen Landständen persönlich rückständige Auszahlungen von finanziellen Forderungen zu erreichen, was wahrscheinlich nicht gelang. Während die Ehefrau zurückreiste, blieb der Sohn noch ein Jahr in Wien, um Gehaltsforderungen seines Vaters einzutreiben. Die kaiserliche Hofkanzlei stellte ihm zwar eine verzinste Schuldverschreibung über 12.694 Gulden aus, in der Folge konnte er jedoch keine Auszahlung erreichen. Keplers Witwe übersiedelte zunächst nach Frankfurt, wo sie in Armut lebte. 1635 reiste sie mit zwei Töchtern in das ihr vertraute Regensburg, wo sie im August 1636 starb.[17]
Werke (Schaffen)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grundlegende Ansichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kepler lebte zu einer Zeit, in der zwischen Astronomie und Astrologie noch nicht eindeutig unterschieden wurde. Jedoch gab es eine strikte Trennung dazwischen, ob beide als Mathematik betrieben wurden, die ein Teil der freien Künste war, oder als Physik, die ein Teil der Philosophie war. Kepler brachte auch religiöse Argumente in sein Werk ein, sodass die Basis vieler seiner wichtigsten Beiträge im Kern theologisch ist. In seiner Zeit tobte der Dreißigjährige Krieg zwischen katholischen und protestantischen Parteien. Da Kepler mit keiner der beiden Seiten übereinstimmte und sowohl Protestanten als auch Katholiken zu seinen Freunden zählte, musste er mit seiner Familie mehrmals vor Verfolgung fliehen. Kepler war ein tief gläubiger Mensch; so schrieb er: Ich glaube, dass die Ursachen für die meisten Dinge in der Welt aus der Liebe Gottes zu den Menschen hergeleitet werden können.
Kepler war ein pythagoreischer Mystiker. Er glaubte, dass mathematische Beziehungen die Grundlage der Natur seien und alle Schöpfung ein zusammenhängendes Ganzes. Diese Auffassung stand im Gegensatz zur aristotelischen Lehre, wonach die Erde grundsätzlich verschieden vom Rest des Universums sei, aus anderen Substanzen bestehe und auf ihr andere Gesetze gelten. In der Erwartung, universelle Gesetze zu entdecken, wandte Kepler irdische Physik auf Himmelskörper an. Er hatte Erfolg; seine Arbeit ergab die drei Keplerschen Gesetze der Planetenbewegung. Kepler war auch davon überzeugt, dass Himmelskörper irdische Ereignisse beeinflussten. Ein Ergebnis seiner Überlegungen war die richtige Einschätzung der Rolle des Mondes auf die Entstehung der Gezeiten, Jahre vor Galileis gegenteiliger falscher Formulierung. Des Weiteren glaubte er, dass es eines Tages möglich sein werde, eine „wissenschaftliche“ Astrologie zu entwickeln, trotz seiner generellen Abneigung gegen die Astrologie seiner Zeit.
Aus der Annahme von Giordano Bruno, das Universum sei unendlich und habe unendlich viele Sonnen, folgte für Kepler das Paradoxon, das später nach Wilhelm Olbers benannt wurde. Für Kepler war die Erde der „Sitz des betrachtenden Wesens, für welches das Universum geschaffen wurde“, mittig im Planetensystem mit je drei Himmelskörpern außen (Mars, Jupiter und Saturn) und innen (Venus, Merkur und Sonne – „das Herz, um das sich alles dreht“).[18]
De Stella Nova
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kepler beobachtete die Supernova 1604 und veröffentlichte seine Beobachtungen im Jahr 1606 in dem Buch De Stella nova in pede serpentarii, et qui sub ejus exortum de novo iniit, Trigono igneo (‚Vom neuen Stern im Fuße des Schlangenträgers‘). Das Auftauchen eines „neuen“ Sterns stand im Widerspruch zu der vorherrschenden Ansicht, das Fixsterngewölbe sei auf ewig unveränderlich, und löste, wie zuvor schon die von Brahe beobachtete Supernova 1572, heftige Diskussionen in naturphilosophischen Fachkreisen aus.
Astronomia Nova
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kepler erbte 1601 von Tycho Brahe eine Fülle von sehr genauen Datenreihen über die gemessenen Positionen der Planeten am Fixsternhimmel. Wie das nebenstehende Bild beispielhaft zeigt, bewegen sich die Planeten gegenüber dem Fixsternhimmel nicht nur mit variierender Geschwindigkeit und Höhe über dem Horizont, sondern zeitweise auch rückläufig in einer Art Schleife. Das liegt nach dem heliozentrischen Weltbild zum Teil daran, dass die Erde, von der die Bewegungen der Planeten aus beobachtet werden, selbst die Sonne umkreist, und zum Teil an der jeweils speziellen Bahnbewegung jedes Planeten.
Im Gegensatz zu Brahe glaubte Kepler an ein heliozentrisches System wie von Kopernikus vorgeschlagen. Er machte aber insofern einen entscheidenden weiterführenden Schritt, als er den Bezugspunkt der Planetenbewegung in der Sonne selbst sah anstatt in einer fiktiven mittleren Sonne, wie sie bisher angenommen werden musste, um die seit dem Altertum vorherrschende Erklärung durch gleichförmig durchlaufene Kreisbahnen durchführen zu können. Dies war auch motiviert durch das Werk des englischen Arztes William Gilbert De Magnete, Magneticisque Corporibus, et de Magno Magnete Tellure („Über den Magneten, Magnetische Körper und den großen Magneten Erde“), das 1600 erschienen war. Auf diese Weise gelangte er zu der Auffassung, die Sonne übe eine in die Ferne wirkende Kraft aus, die mit wachsender Entfernung abnehme und die Planeten auf ihren Umlaufbahnen halte, die Anima motrix. Dies war zu Keplers Zeit ebenso spekulativ wie seine andere Vermutung, dass zwischen den Radien der Planetenbahnen und denen der platonischen Körper ein innerer Zusammenhang bestehe.

Ausgehend von diesen Grundsätzen verbrachte Kepler zwanzig Jahre mit sorgfältigen Versuchen und Überprüfungen, um eine mathematische Beschreibung der Planetenbewegungen zu finden, die zu den beobachteten Daten passt. Kepler konzentrierte sich zunächst darauf, die Marsbahn zu verstehen, und erreichte dies auf einem Umweg. Zuerst ermittelte er eine genauere Beschreibung der Erdbahn, indem er aus Tychos Beobachtungen diejenigen Tage auswählte, an denen der Mars von der Sonne aus stets am gleichen Punkt seiner Bahn stand, die Erde aber an verschiedenen. Dabei kam er ohne genaue Kenntnis der wirklichen Abstände der Planeten voneinander und von der Sonne aus, weil seine geometrische Analyse nur deren Verhältnisse benötigte. So gewann er, ohne die genaue Umlaufbahn des Mars zu kennen, eine hinreichend genaue Beschreibung der ganzen Erdbahn. Diese nutzte er zur Auswertung aller weiteren Beobachtungsdaten des Mars und konnte daraus dessen Bahn und Laufzeiten bestimmen. So fand er nach etwa zehn Jahren die ersten beiden der drei später nach ihm benannten Planetengesetze: Die Planetenbahn ist eine im Raum feststehende Ellipse mit der Sonne in einem Brennpunkt, und die Geschwindigkeit des Planeten variiert entlang seiner Bahn so, dass eine von der Sonne zu einem Planeten gezogene Strecke in gleichen Zeiträumen gleiche Flächen überstreicht.
Diese beiden Gesetze veröffentlichte er im 1609 erschienenen Werk Astronomia Nova (Neue Astronomie) bei Gotthard Vögelin in Heidelberg.[19][20] Der erste dokumentierte Leser des Buchs war Keplers Briefpartner Nicolaus von Vicken.[21]
Dioptrice
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine der bedeutendsten Arbeiten Keplers war seine Dioptrice. Mit diesem 1611 erschienenen Werk zur Dioptrik des Auges legte Kepler die Grundlagen für die Optik als Wissenschaft. Vorausgegangen war seine Schrift Ad Vitellionem Paralipomena, Quibus Astronomiae Pars Optica Traditur („Ergänzungen zu Witelo, in denen der optische Teil der Astronomie fortgeführt wird“, 1604),[22] in der er frühere Vorstellungen über die Ausbreitung und Wirkung von Lichtstrahlen grundlegend änderte. Nicht vom Auge gehe ein Kegel aus, dessen Basis den Betrachtungsgegenstand umfasst, sondern von jedem Punkt des Objektes gehen Strahlen in alle Richtungen – einige davon erreichen durch die Pupille das Augeninnere. Ebenso wie Lichtstrahlen auf dem Weg von den Gestirnen zur Erde durch die Lufthülle abgelenkt werden (atmosphärische Refraktion), werden sie in dem noch dichteren Medium der Augenlinse gebrochen und damit gebündelt. Damit hatte Kepler eine Erklärung für Kurzsichtigkeit und auch für die Wirkung einer Lupe oder Brille gegeben. Die Erfindung des Kepler-Fernrohres erscheint fast als ein Abfallprodukt seiner tiefgreifenden Erkenntnisse zur Brechung des Lichtes und der optischen Abbildung.
Die Veröffentlichung der Dioptrice war die mittlere in einer Serie von drei Abhandlungen, die er als Antwort auf Galileis Sidereus Nuncius verfasste. In der ersten spekulierte Kepler, ob die Bahnen der Galileischen Monde gleichfalls in platonische Körper passen. Eine dritte Abhandlung betraf seine eigenen Beobachtungen der Jupitermonde und stützte Galileis Schlussfolgerungen. Dieser schrieb darauf zurück: „Ich danke Ihnen – weil Sie der Einzige sind, der mir Glauben schenkt.“ Dem fortschrittlichen Kepler gelang es nicht, als Professor in seiner Studienheimat Tübingen Fuß zu fassen.
Stereometria
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Linz beschäftigte sich Kepler ab 1612 mit einem rein mathematischen Problem, dem Rauminhalt von Weinfässern. Damals bestimmten ihn die Weinhändler nur nach Faustregeln. Kepler entwickelte eine in der Antike gebräuchliche Methode weiter und schuf damit die Grundlagen für die weitergehenden Überlegungen von Bonaventura Cavalieri und Evangelista Torricelli. Die später so genannte Keplersche Fassregel machte er 1615 unter dem Titel Stereometria Doliorum Vinariorum („Stereometrie der Weinfässer“) bekannt.
Auch in Ulm und einigen anderen Städten befasste sich Kepler mit der Eichung von Hohlmaßen und anderen Geräten, drang aber nicht überall damit durch. Im November 1627 notiert er nach dem Verlassen Ulms, dass er sein Anerbieten, den Eichkessel, „so ers vonnöten hette … zu meiner Wiederherauffkunfft zu eychen“ umsetzen wolle.
Harmonice mundi
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach intensivem Studium der Daten zur Umlaufbahn des Mars entdeckte Kepler am 15. Mai 1618 das dritte der nach ihm benannten Gesetze, das er in dem im Jahr 1619 veröffentlichten Werk Harmonices mundi libri V („Fünf Bücher zur Harmonik der Welt“) erläuterte. Danach ist das Verhältnis des Quadrats der Umlaufzeit eines Planeten zur dritten Potenz der großen Halbachse seiner Bahnellipse für alle Planeten dasselbe: ist für alle Planeten gleich. Dies ist äquivalent zum dritten Keplerschen Gesetz.
Planet | |||||
---|---|---|---|---|---|
Merkur | 0,241 | 0,387 | 0,0581 | 0,0580 | 1,002 |
Venus | 0,615 | 0,723 | 0,378 | 0,378 | 1,000 |
Erde | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
Mars | 1,881 | 1,524 | 3,538 | 3,539 | 0,999 |
Jupiter | 11,863 | 5,203 | 140,73 | 140,85 | 0,9991 |
Saturn | 29,458 | 9,555 | 867,77 | 872,35 | 0,9947 |
- = siderische Umlaufzeit des Planeten in Erdjahren
- = Länge der großen Halbachse der Umlaufbahn in astronomischen Einheiten (Abstand Erde–Sonne)
Für die Erde haben sowohl als auch nach Definition den Wert .
Kepler sprach in diesem Werk von einem harmonischen Gesetz. Er glaubte, dass es eine musikalische Harmonie enthülle, die der Schöpfer im Sonnensystem verewige. „Ich fühle mich von einer unaussprechlichen Verzückung ergriffen ob des göttlichen Schauspiels der himmlischen Harmonie. Denn wir sehen hier, wie Gott gleich einem menschlichen Baumeister, der Ordnung und Regel gemäß, an die Grundlegung der Welt herangetreten ist.“ Keplers Anschauungen entsprachen dem, was heute als anthropisches Prinzip bezeichnet wird. In einem weiteren Manuskript beschrieb er eine Zusammenstellung von Übereinstimmungen zwischen der Bibel und wissenschaftlichen Sachverhalten. Wegen des Drucks der Kirche konnte er diesen Aufsatz nicht veröffentlichen.
Der Komponist Paul Hindemith vertonte Johannes Keplers Leben und seine Lehre in der Oper Die Harmonie der Welt.
Weitere Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zwischen 1618 und 1621 verfasste er die Epitome Astronomiae Copernicanae („Abriss der kopernikanischen Astronomie“), die seine Entdeckungen in einem Band zusammenfasste. Es ist das erste Lehrbuch des heliozentrischen Weltbildes.
Ein weiterer Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte war Keplers Vorhersage eines Venustransits durch die Sonnenscheibe für das Jahr 1631. Es war dies die erste – und korrekte – Berechnung eines solchen Ereignisses. Dafür konnte er seine zuvor entdeckten astronomischen Gesetze verwenden. Den von ihm berechneten Durchgang konnte er allerdings nicht mehr selbst beobachten; acht Jahre später war Jeremiah Horrocks dabei erfolgreich.

Zur Kristallographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den astronomischen Untersuchungen verfasste Kepler einen Aufsatz zur Entstehung von Schneekristallen. Er entdeckte, dass natürliche Kräfte – nicht nur in Schneeflocken – das Wachstum regulärer geometrischer Strukturen bewirken. Konkret bemerkte er, dass zwar jede Schneeflocke ein einzigartiges Gebilde ist, andererseits aber von sechsstrahliger Gestalt. Keplers Hypothesen zur Selbststrukturierung von Kristallen und anderen natürlichen geometrischen Formen wurden in einer neuplatonischen Tradition entwickelt, die durch Giordano Bruno eine Weiterentwicklung erfahren hatte. Kepler übernahm das Minimumkonzept von Giordano Bruno, wie dieser es in den Articuli adversus mathematicos 1588 entwickelt hatte. In den Articuli befinden sich Zeichnungen zur quadratischen und hexagonalen Packung wie in Keplers De nive sexangula 1611.[23][24] Auch Brunos „De triplici minimo et mensura“ von 1591 enthalten derartige Zeichnungen mit entsprechenden Erörterungen.

Kepler entwickelte Hypothesen über die maximale Dichte von Kugelpackungen, die in der Neuzeit unter anderem Anwendung in der Kristallographie sowie in der Kodierungstheorie, einem Teilgebiet der Nachrichtentechnik fanden. Kepler vermutete, dass die dichteste Art, Kugeln aufzustapeln, darin besteht, sie pyramidenförmig übereinander anzuordnen. Dies versuchten Mathematiker 400 Jahre lang vergeblich zu beweisen. Am 8. August 1998 kündigte der Mathematiker Thomas Hales einen Beweis für Keplers Vermutung an. Auf Grund der Komplexität des Computerbeweises steht eine endgültige Überprüfung trotz jahrelanger Bemühungen angesehener Gutachter noch aus.
Mathematische Arbeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gedanke logarithmischen Rechnens findet sich sehr früh (1484) bei dem Franzosen Nicolas Chuquet und dann, etwas weiter entwickelt, bei Michael Stifel (1486–1567) in seiner Arithmetica integra, die 1544 in Nürnberg erschien. An ein praktisches Rechnen mit Logarithmen konnte man jedoch erst nach der Erfindung der Dezimalbrüche (um 1600) denken. An der Erfindung der Dezimalbrüche und ihrer Symbolik war der Schweizer Mathematiker Jost Bürgi (1552–1632) stark beteiligt. Dieser berechnete auch zwischen 1603 und 1611 die Logarithmentafel. Da er sie aber trotz mehrfacher Aufforderung durch Johannes Kepler, mit dem er in Prag wirkte, erst 1620 unter dem Titel „Arithmetische und Geometrische Progresstabuln“ veröffentlichte, kam ihm der schottische Lord John Napier (auch Neper) (1550–1617) zuvor. Nachdem Kepler klar geworden war, welche Vereinfachung die neue Rechenmethode für die umfangreichen und zeitraubenden astronomischen Rechenarbeiten mit sich brachte, setzte er alles daran, das Verfahren zu popularisieren und für einen weiten Interessentenkreis zu erschließen. Er übernahm jedoch das neue Verfahren von Napier nicht so, wie es vorlag: nämlich ohne Angaben Napiers, wie seine Zahlen zustande gekommen waren, sodass die Tafeln unseriös wirkten und viele Wissenschaftler zögerten, sie anzuwenden. Um dieses Hemmnis aus dem Weg zu räumen, schrieb Kepler 1611 eine weit über Napier hinausgehende Erklärung des Logarithmenprinzips und überarbeitete die Tafeln vollständig. Philipp III. von Hessen-Butzbach ließ 1624 Johannes Keplers Chilias logarithmorum in Marburg drucken.
Als Mathematiker tat sich Kepler noch durch seine Behandlung der allgemeinen Theorie der Vielecke und Vielflächner hervor. Mehrere bis dahin unbekannte Raumgebilde entdeckte und konstruierte er völlig neu, unter anderem das regelmäßige Sternvierzigeck. Von Johannes Kepler stammt auch die Definition des Antiprismas.
1615 entwickelte er die nach ihm benannte sogenannte Keplersche Fassregel, eine Methode zur numerischen Integration von Rotationskörpern.


Technische Erfindung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu einer bedeutenden, aber wenig gewürdigten Erfindung führte eine andere Gelegenheitsarbeit, zu der Kepler durch Gespräche mit einem Bergwerksbesitzer angeregt wurde. Dabei ging es um die Entwicklung einer Pumpe, mit der Wasser aus Bergwerksstollen herausgehoben werden sollte. Nach fehlgeschlagenen Experimenten kam Kepler der Gedanke, zwei in einem Kasten angebrachte „Wellen mit je sechs Hohlkehlen“, also Zahnräder mit abgerundeten Ecken, mit einer Kurbel anzutreiben, sodass die Radhöhlungen das Wasser nach oben beförderten. Er hatte eine ventillose und daher fast wartungsfreie Zahnradpumpe erfunden, die heute in prinzipiell gleichartiger Form in Auto-Verbrennungsmotoren als Ölpumpe eingebaut wird.
Tabulae Rudolfinae
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegen Ende seines turbulenten Lebens veröffentlichte Johannes Kepler im Jahre 1627 in Ulm sein letztes großes Werk, die Tabulae Rudolfinae (Rudolfinische Tafeln). Es wertete die Aufzeichnungen Tycho Brahes aus und beschrieb die Positionen der Planeten mit bis dahin unerreichter Genauigkeit. Die mittleren Fehler waren darin auf etwa 1/30 der bisherigen Werte reduziert. Diese Planetentafeln sowie seine in der Epitome dargelegten himmelsmechanischen Gesetze bildeten die überzeugendste Argumentationshilfe der zeitgenössischen Heliozentriker und dienten später Isaac Newton als Grundlage zur Herleitung der Gravitationstheorie.
Somnium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1608 schrieb Kepler eine Erzählung mit dem Titel Somnium („Der Traum“), die so realistisch wie damals möglich eine Mondfahrt beschreibt. Man kann Somnium als eine der ersten Science-Fiction-Erzählungen bezeichnen.[25] Das Werk wurde erst 1634 postum veröffentlicht. Die Entstehungsgeschichte begann jedoch schon vier Jahrzehnte früher: 1593, als Kepler Student in Tübingen war, hatte er als Thema einer der geforderten Disputationen gewählt, wie die Vorgänge am Firmament sich wohl auf dem Mond ausnähmen. Sein Ziel war damals, einen Parallelismus aufzuzeigen: Wie wir die Rotation der Erde und ihre Bewegung um die Sonne nicht spüren, aber den Mond seine Bahn ziehen sehen, könne ein lunarer Beobachter glauben, der Mond stehe still im Raum und die Erde bewege sich um ihn.
Nun wollte Kepler mit fiktiven astronomischen Betrachtungen vom Mond aus das von ihm weiterentwickelte kopernikanische Weltbild populär machen, er wollte versuchen, die Leser von der Meinung abzubringen, weiterhin in der Erde das Zentrum alles Menschlichen und Göttlichen zu sehen. Den Bericht eines raumreisenden Geistes wählte er als märchenhafte Rahmenhandlung. Der erzählende Autor fällt in Schlaf und träumt die Reise zum Mond, die durch einen Regenschauer am Morgen abrupt unterbrochen wird. Kepler war klar, dass es zur Überwindung der irdischen Gravitation einer starken Kraft bedarf, denn nach Aristoteles strebt alle irdische Materie zum Weltmittelpunkt: Ein Stein, der nach oben geworfen wird, kehrt durch diese Wirkung wieder zur Erde zurück. Der Wurf, der einen Menschen bis zum Mond tragen könnte, setzt daher den Menschen gleich einem Schuss großen Kräften aus. Anders als Aristoteles stellte sich Kepler vor, dass diese Anziehungskraft der Erde ähnlich funktioniert wie die zeitgenössisch intensiv erforschte magnetische Kraft.[26] Er dachte sich große Temperaturunterschiede auf dem Mond, Hitze während des Mondtags und Eis und Stürme während der Mondnacht. Er stellte sich Tiere auf dem Mond vor, die sich den unwirtlichen Lebensbedingungen angepasst haben.
Die märchenhafte Erzählung wurde postum von seinem Sohn Ludwig 1634 veröffentlicht[27] und erst 1871 in einer Zeitschrift von Edmund Reitlinger[28] und 1898 als Monografie von Ludwig Günther[29] teilweise[30] ins Deutsche übersetzt. Erst 2011 erschien eine vollständige Übersetzung von Hans Bungarten; hrsg. und essayistisch kommentiert von Beatrix Langner.[31]
Mystizismus, Astrologie und Wissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Beginn Keplers Überlegungen zu den Planetenbahnen stand die „Erleuchtung“, die Abstände der fünf Planeten von der Sonne entsprächen genau ein- und umgeschriebenen Kugeln zu den fünf platonischen Körpern. Als er rechnerisch weitgehende Übereinstimmung fand, war er sicher, mittels Mathematik und Beobachtung den Bau (die „Architektur“) des Alls enthüllt zu haben.
Als Kepler im Jahr 1604 die Supernova 1604 beobachtete, sah er auch darin die Vorsehung am Werk: Er stellte sie nicht nur in Zusammenhang mit der Konjunktion von Jupiter und Saturn (1603) und vermutete, der neue Stern sei durch diese ausgelöst worden. Er behauptete, Gleiches habe sich beim Erscheinen des Sterns von Betlehem ereignet: Auch dieser sei infolge einer großen Planetenkonjunktion sichtbar geworden (erste naturwissenschaftliche Stern-von-Betlehem-Theorie). In gleicher Weise sei nunmehr (1604) die Wiederkunft des Herrn nicht mehr fern.
Bereits sein Werk De fundamentis … von 1601 zeigt seine genaue Kenntnis der Astrologie. Diese blieb bis an sein Lebensende ein wesentlicher Teil seiner naturphilosophischen Beschäftigung.
Ein Forscher, der solch „dunkle“ Lehren zur Grundlage seiner naturwissenschaftlichen Untersuchungen machte, musste einem Rationalisten wie Galilei zwielichtig erscheinen. Mit Galilei wechselte er zwar öfter Briefe, dieser jedoch hielt nicht viel von Keplers „fernwirkenden Kräften“ und esoterischen „Harmonien“. So war das Verhältnis zwischen den beiden – manchen fachlichen Übereinstimmungen zum Trotz – eher gespannt, was besonders in Keplers gleichzeitiger Korrespondenz mit Matthias Bernegger zum Ausdruck kommt.
Kepler aber befand sich im 17. Jahrhundert in bester Gesellschaft: Noch Isaac Newton zeigte von seiner Studienzeit bis ins hohe Alter starkes Interesse an qualitativer Naturphilosophie (einschließlich Alchemie) und gelangte so zu seinen entscheidenden Überlegungen zur Schwerkraftwirkung der Massen.
Mysterium Cosmographicum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kepler entdeckte die Planetengesetze, indem er Pythagoras’ Ziel, das Auffinden der Harmonie der Himmelssphären, zu vollenden suchte. Nachdem es ihm nicht gelungen war, eine eindeutige Anordnung von Polygonen zu finden, die zu den bekannten astronomischen Beobachtungen passte (selbst wenn er dem System zusätzliche Planeten hinzufügte), experimentierte Kepler mit dreidimensionalen Polyedern. Aus seiner kosmologischen Sicht war es kein Zufall, dass die Anzahl der regelmäßigen Polyeder (d. h. die platonischen Körper) um eins kleiner als die Anzahl der bekannten Planeten war. Er versuchte daher zu beweisen, dass die Abstände und Umlaufbahnen der Planeten von der Sonne durch Kugeln innerhalb dieser Polyeder definiert sind. Wenn man diese Körper, die jeweils von einer Kugel umschlossen sind, ineinander schachtelt, ergeben sich sechs Schichten, die den sechs bekannten Planeten des kopernikanischen Weltbilds entsprechen – Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Durch die richtige Anordnung der Körper – Oktaeder, Ikosaeder, Dodekaeder, Tetraeder und Würfel – glaubte Kepler daran, dass die Kugeln den relativen Größen der Umlaufbahnen der einzelnen Planeten um die Sonne entsprechen und im Allgemeinen um weniger als 10 % von den astronomischen Beobachtungen abweichen. Er führte die meisten Abweichungen auf Messungenauigkeiten zurück.[32]
Kepler veröffentliche diese Theorie 1596 in seinem Buch Mysterium Cosmographicum (Das Weltgeheimnis).[33] Entsprechend befand sich die Umlaufbahn des Saturns auf dem Großkreis einer Kugel, die einen Würfel umschließt. Der Würfel umschloss eine Kugel, welche die Jupiterbahn beschrieb (siehe Abbildung). Diese Kugel schloss ein Tetraeder ein, das die Marskugel umhüllte. Die Erde bewegte sich auf einer Kreisbahn innerhalb des Dodekaeders, die Venus innerhalb des Ikosaeders und der Merkur innerhalb des Oktaeders. Diese Arbeit war nach Keplers Entdeckung des ersten nach ihm benannten Gesetzes – spätestens aber nach der Entdeckung entfernterer Planeten – nur noch von historischem Interesse. Am 4. August 1597 bekannte sich Galileo Galilei in einem Brief an Kepler als Anhänger des kopernikanischen Weltbilds, vermied aber jeglichen Kommentar zum Mysterium Cosmographicum.[34]
In seinem 1619 erschienenen Werk Harmonice mundi (Weltharmonik) stellte Kepler ebenso wie im Mysterium Cosmographicum eine Verbindung zwischen den platonischen Körpern und der klassischen Auffassung der Elemente her. Das Tetraeder entsprach dem Feuers, das Oktaeder der Luft, der Würfel der Erde, das Ikosaeder symbolisierte das Wasser und das Dodekaeder stand für den Kosmos als Ganzes oder den Äther. Es gibt Beweise, dass dieser Vergleich antiken Ursprungs ist, wie Plato von einem gewissen Timaeus von Locri erklärt, der sich das Universum vorstellte als von einem gigantischen Dodekaeder umgeben, während die anderen vier Körper die „Elemente“ des Feuers, der Luft, der Erde und des Wassers darstellen. Zu Keplers Enttäuschung scheiterten all seine Versuche, die Bahnen der Planeten innerhalb eines Satzes von Polyedern anzuordnen.
Sein größter Erfolg war 1609 die Entdeckung des ersten Keplerschen Gesetzes, dass sich die Planeten auf Ellipsen und nicht auf Kreisbahnen bewegen. Diese Entdeckung war eine direkte Konsequenz seines gescheiterten Versuchs, die Planetenbahnen in Polyedern anzuordnen. Keplers Bereitschaft, seine am meisten geschätzte Theorie angesichts genau beobachtbarer Beweise zu verwerfen, zeugt von seiner sehr modernen Auffassung von wissenschaftlicher Forschung. Es war auch ein großer Fortschritt, dass Kepler versuchte, die Planetenbewegung auf eine Kraft zurückzuführen, die dem Magnetismus ähnelt, die Anima motrix. Diese Kraft gehe, wie er glaubte, von der Sonne aus. Obwohl er die Gravitation nicht entdeckte, scheint er als Erster versucht zu haben, ein empirisches Gesetz zu finden, das die Bewegung sowohl der Erde als auch der Himmelskörper erklärt.
Astrologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kepler war davon überzeugt, dass bestimmte Konstellationen der Himmelskörper den Menschen beeinflussen können wie das Wetter. Er versuchte die Zusammenhänge zu ergründen und wollte die Astrologie auf eine wissenschaftliche Basis stellen. In seiner Veröffentlichung De Fundamentis Astrologiae Certioribus („Über zuverlässigere Grundlagen der Astrologie“) von 1601 legte Kepler dar, wie die Astrologie auf sicherer Grundlage ausgeübt werden könnte, indem man sie auf neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Verbindung mit dem pythagoreischen Gedanken der Weltharmonie stellte. Auch dies war ein Affront gegen seine konservativen Zeitgenossen, die der ptolemäischen Astronomie den Vorzug gaben.
Kepler trat dafür ein, dass sich eine bestimmte Beziehung zwischen himmlischen und irdischen Ereignissen feststellen lässt. Mehr als 800 von Kepler gezeichnete Horoskope und Geburtskarten sind erhalten. Einige betreffen ihn selbst oder seine Familie, versehen mit wenig schmeichelhaften Bemerkungen. Als Teil seiner Aufgabe als Landschaftsmathematiker in Graz erstellte Kepler eine Prognose für 1595, in der er schwere Aufstände, den Türkeneinfall und bittere Kälte voraussagte. All dies trat ein und brachte ihm die Anerkennung seiner Zeitgenossen ein.
In einer Schrift von 1610[35] warnte Kepler Theologen, Mediziner und Philosophen „bei billiger Verwerfung des sternguckerischen Aberglaubens, das Kind mit dem Bade auszuschütten“, womit er u. a. auf eine Schrift[36] des badischen Hofmedikus Philipp Fesel reagierte, der die Astrologie kritisierte. Kepler verachtete Astrologen, die dem Geschmack des gemeinen Mannes hörig waren, ohne Kenntnis der abstrakten und allgemeinen Gesetze. Prognosen zu erstellen sah er jedoch als eine legitime Möglichkeit an, sein mageres Einkommen aufzubessern. Doch wäre es falsch, Keplers astrologische Interessen als rein kommerziell motiviert abzutun. Der Historiker John David North sagte dazu: „Wäre er kein Astrologe gewesen, wäre er sehr wahrscheinlich an der Aufgabe gescheitert, seine Planeten-Astronomie in der Form, wie wir sie heute kennen, zu entwickeln.“

Schon 1608 hatte Kepler Wallenstein ein Horoskop erstellt. Es ist erhalten geblieben und enthält unter anderem ein für Wallenstein nicht gerade schmeichelhaftes Charakterbild. Wie zum Trost fügt Kepler hinzu: „Es ist aber das Beste an dieser Geburt, daß Jupiter darauf folget und Hoffnung machet, mit reifem Alter werden sich die meisten Untugenden abwetzen und also diese seine Natur zu hohen, wichtigen Sachen zu verrichten tauglich werden.“[37] Wallenstein war kaum 25 Jahre alt, als er diese erste Horoskopdeutung entgegennahm. Er überprüfte sie im Laufe der Jahre vielfach und versah sie eigenhändig mit Anmerkungen.
1624 trug Wallenstein erneut durch den Oberstleutnant Gerard von Taxis an Kepler die Bitte heran, nach geänderter Geburts-Horoskop-Berechnung eine zweite Ausdeutung zu geben. Wallenstein war astrologiegläubiger als Kepler. Ihm lag daran, bis in die Einzelheiten den Lauf seines Schicksals auf dem Vorwege zu erfahren. Kepler sollte ihm sagen, was ihm in jedem Jahr als Glück und Unglück zustoßen würde, wie lange der Krieg noch dauern, ob er zu Hause oder in der Ferne sterben würde, wer seine verborgenen und öffentlichen Feinde seien.
Im Januar 1625 kam Kepler dem Wunsch nach und unterzog Wallensteins erstes Horoskop einer gründlichen Revision. Er betonte in seinem zweiten Horoskop-Gutachten, dass er dieses als Philosoph, das heißt als nüchtern denkender Mensch verfasst habe und nicht aus der Stimmung der im Aberglauben verhafteten Volksastrologie. Entschieden wehrte er sich gegen Wallensteins Wunsch, bis in die Einzelheiten und zeitlich präzise das Schicksal im Voraus zu erfahren: „[…] und will diß alles bloß allein aus dem Himmel haben, […], der ist wahrlich noch nie recht in die Schuell gangen, und hatt das Licht der Vernunft, das ihme Gott angezündt, noch nie recht gepuzet; […].“[38] Das Gutachten ist durchzogen von Warnungen vor dem astrologischen Fatalismus. Es ist eine einzige Unterbauung von Keplers Auffassung: „Die Sterne zwingen nicht, sie machen nur geneigt.“ Kepler räumte der menschlichen Willkür die Möglichkeit ein, himmlische Zwänge zu durchbrechen und von dem astrologisch vorgezeichneten Weg abzuweichen. „Fast nie wirkt nach ihm der Himmel allein, sondern der Geborene und andere, mit welchen er es zu tun hat, tun viel und fangen viel aus freier Willkür an, was sie auch wohl hätten unterlassen können und wozu sie vom Himmel nicht gezwungen wären.“ Unmissverständlich wies er das Ansinnen Wallensteins zurück, konkrete Einzelheiten wie die künftige Todesursache oder „Ob er in der frembdt sterben werde“ aus dem Horoskop abzuleiten. „Wann das rathen also auf ja und nein gerichtet ist, so trifft man allwegen ungefehrlich den halben theill, und fählet auch den halben theill. Das treffen behalt mann […], das fählen aber vergisset mann, weill es nichts besunders ist, damit bleibt der Astrologus bey ehren.“[39]
1628, als Kepler weder ein noch aus wusste, trat Wallenstein erneut auf den Plan. Er hatte zwar schon den Italiener Giovanni Battista Seni als Hofastrologen, aber mit Billigung Ferdinands II. bot er Kepler an, als Berater in seine Dienste zu treten.
Würdigungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Da Kepler sich einige Zeit in Linz aufhielt, wurde 1975 die dortige Universität ihm zu Ehren Johannes-Kepler-Universität genannt. Weiter erhielten die Sternwarten in Weil der Stadt, Graz,[40] Steinberg bei Graz[41] und Linz den Namen Kepler-Sternwarte. Die Astronomische Station Johannes Kepler, die erste Schulsternwarte der DDR im Stadtteil Kanena von Halle (Saale) wurde nach ihm benannt, so wie in Wien die Keplergasse, der Keplerplatz und die danach benannte U-Bahn-Station; in Graz die – 1875 durchgehend eröffnete[42] – Keplerstraße, die östlich anschließende Mur-Brücke und – nach der Straße – das Keplergymnasium im Gebäude aus 1900, weiters in Regensburg die Keplerstraße, in der noch heute sein Wohnhaus steht. In zahllosen weiteren Städten tragen Schulen und Straßen seinen Namen. Ab 2016 treten die drei öffentlichen Krankenhäuser in Linz als Teile des Kepler Universitätsklinikums auf.
In Keplers Heimatort Weil der Stadt wurde ihm zu Ehren 1870 ein Denkmal errichtet, auf dem verschiedene Szenen aus seinem Leben dargestellt sind. In Regensburg befindet sich das Kepler-Monument.
An seinem Wirkungsort Prag ist ein Gymnasium nach Kepler benannt. Außerdem steht dort ein gemeinsames Denkmal Keplers mit Tycho Brahe.
Im Grazer Stadtpark wurde 1963 ein Denkmal gesetzt, das neben seiner Büste die drei Planetengesetze zeigt, die durch eine Ellipse mit zwölf Sektoren gleicher Fläche – d. h. etwa einer pro Monat – veranschaulicht werden. 1994, also 400 Jahre nachdem Kepler nach Graz kam, wurde eine größere Ausstellung am Keplergymnasium gestaltet. Auf Dauer blieb davon der Museumsraum zu Johannes Kepler,[43] der weniger bekannte Seiten von ihm zeigt: Harmonie, Geometrie, Astrologie, Mystik. Dieser Erlebnisraum im Keller besitzt etwa einen begehbaren, innenverspiegelten Ikosaeder, wendet sich besonders an Jugendliche und kontrastiert die rein naturwissenschaftlich orientierte Sternwarte am Dach des Hauses.
Darüber hinaus wurden nach Kepler benannt: ein Gebirge im Fiordland-Nationalpark auf der Südinsel Neuseelands und ein Great Walk darin sowie ein Ultramarathon auf diesem Track, ein großer Mondkrater mit hellem Strahlensystem, ein Marskrater, der Asteroid (1134) Kepler, das NASA-Weltraumteleskop Kepler, die damit entdeckten 2662 Exoplaneten und deren Sterne,[44] das zweite Automated Transfer Vehicle der ESA sowie das 1974 gebaute Fahrgastschiff Johannes Kepler und ein Flächenpeilschiff, das 1980 gebaut wurde.
Nach Kepler benannt ist auch die Pflanzengattung Keppleria Mart. ex Endl. aus der Familie der Palmen (Arecaceae).[45]
Paul Hindemith setzte ihm mit seiner 1957 vollendeten Oper Die Harmonie der Welt ein musikalisches Denkmal. Die Oper Kepler von Philip Glass, ein Auftragswerk für Linz, die Kulturhauptstadt Europas 2009, wurde am 20. September 2009 in Linz uraufgeführt. Eine Büste Keplers wurde 1842 in die bairische Gedenkstätte Walhalla aufgenommen. Am 21. Oktober 2009 gab die Tschechische Nationalbank eine 200-Kronen-Gedenkmünze zu seinen Ehren heraus. Eine Grafikprozessor-Mikroarchitektur der Firma Nvidia[46] und die Version 4.3 der Entwicklungsumgebung Eclipse[47] tragen seinen Namen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenkalender am 15. November an Kepler.[48]
Ein Wagen der Straßenbahn Ulm trägt seinen Namen.[49]
„Es ist gesagt worden, Kepler sei es ähnlich ergangen wie anderthalb Jahrhunderte vorher Kolumbus. Er sei ausgefahren, Indien zu finden, und habe dabei Amerika entdeckt. Wer weiß, ob Kepler, der so nahe daran war, die dann von Newton entdeckten Gesetze der Schwerkraft zu finden, nicht auch diesen letzten Schritt hätte tun können, wenn er nicht durch die Furcht vor einem Sakrileg daran gehindert worden wäre. Denn er wagte es nicht, trotz mancher Andeutung in seinen Schriften, die weltbewegende Kraft des Kosmos aus den Händen Gottes zu nehmen und einer Naturkraft, nämlich der Gravitation zuzuschreiben.“
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gesammelte Werke Max Caspar, Walther von Dyck (Hrsg.): Beck, München 1938 ff. (kurz KGW).
- Band I: Johannes Kepler: Mysterium cosmographicum. De stella nova. Herausgegeben von Max Caspar. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft und Bayerische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Johannes Kepler – Gesammelte Werke. Band I. C. H. Beck, München 1993, ISBN 3-406-01639-1 (BAdW KGW I [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020] Erstausgabe: 1938).
- Band II: Astronomiae pars optica. Ad Vitellionem Paralipomena. Hrsg. Franz Hammer, München 1939.
- Band III: Astronomia nova aitiologetos seu Physica coelestis. Hrsg. Max Caspar, München 1938.
- Band IV: Kleinere Schriften. Dioptrice. Hrsg. Max Caspar, München 1941.
- Band V: Chronologische Schriften. Hrsg. Franz Hammer, München 1953.
- Band VI: Harmonices Mundi libri V. Hrsg. Max Caspar, München 1940/1990, ISBN 3-406-01648-0.
- Band VII: Epitome Astronomiae Copernicanae. Hrsg. Max Caspar, München 1953.
- Band VIII: Mysterium cosmographicum. De cometis. Tychonis Hyperaspites. Hrsg. Franz Hammer, München 1963.
- Band IX: Mathematische Schriften. Hrsg. Franz Hammer, München 1955/2000, ISBN 3-406-01655-3.
- Band X: Tabulae Rudolphinae. Hrsg. Franz Hammer, München 1969.
- Band XI,1: Ephemerides novae motuum coelestium. Hrsg. Volker Bialas, München 1983, ISBN 3-406-01659-6.
- Band XI,2: Calendaria et Prognostica. Astronomica minora. Somnium seu Astronomia lunaris. Hrsg. Volker Bialas, Helmuth Grössing, München 1993, ISBN 3-406-37511-1.
- Band XII: Theologica. Hexenprozess. Gedichte. Tacitus-Uebersetzung. Hrsg. Jürgen Hübner, Helmuth Grössing, München 1990, ISBN 3-406-01660-X.
- Band XIII: Briefe 1590–1599. Hrsg. Max Caspar, München 1945.
- Band XIV: Briefe 1599–1603. Hrsg. Max Caspar, München 1949.
- Band XV: Briefe 1604–1607. Hrsg. Max Caspar, München 1951.
- Band XVI: Briefe 1607–1611. Hrsg. Max Caspar, München 1954.
- Band XVII: Briefe 1612–1620. Hrsg. Max Caspar, München 1955.
- Band XVIII: Briefe 1620–1630. Hrsg. Max Caspar, München 1959.
- Band XIX: Dokumente zu Leben und Werk. Hrsg. Martha List, München 1975, ISBN 3-406-01674-X.
- Band XX,1: Manuscripta astronomica I. Hrsg. Volker Bialas, München 1988, ISBN 3-406-31501-1.
- Band XX,2: Manuscripta astronomica II. Hrsg. Volker Bialas, München 1998, ISBN 3-406-40592-4.
- Band XXI,1: Manuscripta astronomica III. Hrsg. Volker Bialas, Friederike Boockmann, Eberhard Knobloch [u. a.], München 2002, ISBN 3-406-47427-6.
- Band XXI,2.1: Johannes Kepler: Manuscripta harmonica, Manuscripta chronologica. Bearbeitet von Volker Bialas, Friedrich Seck. In: Kepler-Kommission der bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Johannes Kepler – Gesammelte Werke. XXI,2.1. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57871-7 (BAdW KGW Band XXI,2.1 [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
- Band XXI,2.2: Johannes Kepler: Manuscripta astrologica, Manuscripta pneumatica. Bearbeitet von Friederike Boockmann, Daniel A. Di Liscia. In: Kepler-Kommission der bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Johannes Kepler – Gesammelte Werke. XXI,2.2. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57871-7 (BAdW KGW Band XXI,2.2 [PDF; abgerufen am 3. Januar 2020]).
Gedichte
- Sämtliche Gedichte. Herausgegeben und kommentiert von Friedrich Seck; übersetzt von Monika Balzert, Olms, 2. Auflage, Hildesheim 2020 (Spudasmata, Band 180), ISBN 978-3-487-31192-0.
Werk- und Literaturverzeichnis
- Gerhard Dünnhaupt: Johannes Kepler. In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. 3. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9105-6, S. 2269–2308.
Einzelwerke (Auswahl)
- Antwort Joannis Keppleri Sae. Cae. Mtis. Mathematici auff D. Helisaei Röslini Medici et Philosophi Discurs / Von heutiger Zeit beschaffenheit / vnd wie es künfftig ergehen werde. Prag: Sesse, 1609 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
- Außzug auß der Vralten Meſſe Kunſt Archimedis Vnd deroſelben newlich in Latein auſzgangener Ergentzung / betreffend Rechnung der Cörperlichen Figuren / holen Gefeſſen vnd Weinfäſſer / ſonderlich deß Oeſterreichiſchen / ſo vnder allen anderen den artigiſten Schick hat. Erklärung vnnd beſtättigung der Oeſterreichiſchen Weinbiſier Ruthen / vnd deroſelben ſonderbaren gantz leichten vnd behenden Gebrauchs an den Landfäſſern: Erweitterung deſſen auff die außländiſche / ſo auch auff das Geſchütz vnnd Kugeln. Sampt einem ſehr nutzlichen Anhang Von vergleichung deß Landtgebräuchigen Gewichts / Elen / Klaffter / Schuch / Wein- vnd Traid Maaß / vnder einander / vnd mit andern außländiſchen / auch Alt Römiſchen. Linz: Selbstverlag; Blanck, 1616 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
- Tertius interveniens. Das ist/ Warnung an etliche Theologos, Medicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerffung der Sternguckerischen Aberglauben/ nicht das Kindt mit dem Badt außschütten/ und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handlen: Mit vielen hochwichtigen zuvor nie erregten oder erörterten Philosophischen Fragen gezieret/ Allen wahren Liebhabern der natürlichen Geheymnussen zu nohtwendigem Unterricht / Gestellet durch Johann Kepplern/ der Röm. Keys. Majest. Mathematicum. Franckfurt am Mäyn: Tampach, 1610 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
- Nychthēmeron Augustale Joannis Kepleri Impp: Caess: Rudolphi II. f.m. & Mathiae I. Mathematici, Prag 1612 (Digitalisat).
- Unterricht vom H. Sacrament des Leibs und Bluts Jesu Christi unsers Erlösers, [Prag] 1617 (Digitalisat).
- Joannis Keppleri Somnium seu Opus posthumun de astronomia lunari. Accedit Plutarchi libellus De facie quae in orbe lunae apparet. E Graeco Latine redditus a Joanne Kepplero. Faksimiledruck der Ausgabe von 1634. Mit einem Nachwort herausgegeben von Martha List und Walther Gerlach. Zeller, Osnabrück 1969 (Eintrag auf openlibrary.org).
- Keplers Traum vom Mond. [Übersetzt und kommentiert] von Ludwig Günther. Teubner, Leipzig 1898 (Digitale Neuausgabe Univ. Heidelberg, 2013).
- Der Traum, oder: Mond-Astronomie. Somnium sive astronomia lunaris. Mit einem Leitfaden für Mondreisende von Beatrix Langner. Hrsg. von Beatrix Langner. Aus dem Neulateinischen von Dr. Hans Bungarten, Matthes & Seitz, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-626-4.

- Contra Ursum. In: La guerre des astronomes. La querelle au sujet de l’origine du système géo-héliocentrique à la fin du XVIe siècle. 2 Bde. Hrsg. von Nicholas Jardine und Alain-Philippe Segonds, Paris, Les Belles Lettres, 2008. (Science et humanisme; 9–10), ISBN 978-2-251-34513-0, ISBN 978-2-251-34512-3.
- Mysterium Cosmographicum. (Deutsch: Das Weltgeheimnis) (Nachdruck erhältlich unter: Johannes Kepler – Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler. (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar herausgegeben von Fritz Krafft. Marixverlag, 2005).
- Harmonice Mundi. (Deutsch: Weltharmonik) Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1939. Übersetzt und eingeleitet von Max Caspar. 7. Auflage 2006. Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-58046-4 (Nachdruck erhältlich auch unter: Johannes Kepler – Was die Welt im Innersten zusammenhält. Antworten aus Schriften von Johannes Kepler. (Mysterium cosmographicum, Tertius interveniens, Harmonice mundi) in deutscher Übersetzung mit einer Einleitung, Erläuterungen und Glossar, herausgegeben von Fritz Krafft, Marixverlag, 2005).
- Harmonice Mundi. (Deutsch: Weltharmonik) III. Buch, übersetzt und kritisch kommentiert von Hilmar Trede, 1. Auflage 2011. Ugrino-Verlag Henny Jahn, ISBN 978-3-9814459-0-9 (herausgegeben von Henny Jahn).
- Dioptrice. (Deutsch: Dioptrik oder Schilderung der Folgen, die sich aus der unlängst gemachten Erfindung der Fernrohre für das Sehen und die sichtbaren Gegenstände ergeben. Übers. u. hrsg. von F. Plehn. 2. Auflage. Deutsch, Thun u. Frankfurt/Main 1997 (Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften, Bd. 144), ISBN 3-8171-3144-5).
- Tabulae Rudolfinae. (Deutsch: Die Rudolfinischen Tafeln).
- Astronomia Nova. (Deutsch: Neue Astronomie) (Nachdruck Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-55341-3, erhältlich auch unter: Johannes Kepler: Astronomia Nova: Neue, ursächlich begründete Astronomie. Hrsg. u. eingel. v. Fritz Krafft (Bibliothek des verloren gegangenen Wissens) 2005. LVIII, 576 S., Marixverlag, ISBN 3-86539-014-5).
- Somnium. (Deutsch: Der Traum).
- Nova stereometria doliorum vinariorum. (Deutsch: Neue Stereometrie der Weinfässer).
- Von den gesicherten Grundlagen der Astrologie. (Nachdruck erhältlich unter ISBN 3-925100-38-5).
- Neue Astronomie von Johannes Kepler, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1929. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1990, ISBN 978-3-486-55341-3.
- Tertius Interveniens. Warnung an etliche Gegner der Astrologie das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Jürgen Hamel. Deutsch, Frankfurt/Main 2004 (Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften, Bd. 295), ISBN 3-8171-3295-6.
- Vom Neuen Stern im Fuß des Schlangenträgers. Übersetzt von Eva und Otto Schönberger und Eberhard Knobloch. Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 978-3-8260-3139-7.
- Kurze Darstellung der Copernicanischen Astronomie in sieben Bänden. Übersetzt von Eva und Otto Schönberger und Eberhard Knobloch. Königshausen & Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-8260-4202-7.
- Vom wahren Geburtsjahr Christi. Übersetzt von Eva und Otto Schönberger. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2016, ISBN 978-3-86757-106-7.
- Neujahrsgabe oder vom sechseckigen Schnee. Keiper, Berlin 1943 (64 S., Latein: Strena Seu De Nive Sexangula. Frankfurt 1611. Übersetzt von Fritz Roßmann).
Online-Ausgaben
.
- De Stella nova in pede serpentarii. Auf: Rare Books Collection at the Vienna Observatory. (Elektronische Facsimile-Editionen der Buchsammlung der Universitätssternwarte Wien, download PDF).
.
- Digitalisate von Werken Keplers bei archive.org.
- Joannis Kepleri Sae. Cae. Mtis. Mathematici Dioptrice Seu Demonstratio eorum quae visui & visibilibus propter Conspicilla non ita pridem inventa accidunt. 1611, E-Book der Universitätsbibliothek Wien.
- Kepler Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Bildnisse von Johannes Kepler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt verschiedene Bilder oder Gemälde, die Johannes Kepler zeigen, aber wenige davon können wirklich als ein originales Porträt bezeichnet werden. Die weiteren sind Kopien davon, oder manchmal nur Darstellungen des Astronomen, wie sich der Künstler ihn sich vorgestellt hat. Folgende Bilder sind wahrscheinlich nach dem lebenden Modell gezeichnet worden:
- ein Miniaturgemälde (Öl auf Kupfer), das aus der Zeit aus Keplers erster Ehe stammt und in der Sternwarte Pulkovo aufbewahrt wird.[51]
- das sogenannte Straßburger Porträt: ein Ölgemälde, das Kepler selbst seinem Freund Matthias Bernegger im September 1620 geschenkt hat und das Bernegger dann 1627 an die Straßburger weiter gegeben hat.[52] Es befindet sich heute im Straßburger Thomasstift. Dieses Straßburger Porträt wurde mehrmals nachgemalt, sei es für Kupferstiche oder spätere Ölgemälde.
- ein Ausschnitt des Frontispiz der Rudolphinischen Tafeln, der den Autor zeigt. Das Frontispiz ist ein Kupferstich von Georg Cöler nach einem Entwurf von Kepler selbst.
-
Miniaturgemälde: Barbara Müller und Johannes Kepler
-
Das „Straßburger Porträt“.
-
J. Kepler, im Frontispiz der Rudolphinischen Tafeln
Die meisten der überlieferten Bildnisse Keplers sind vom Straßburger Porträt abgeleitet:
- zum Beispiel Jacob van der Heydens Kupferstich. Dieser wurde von Bernegger zur weiteren Verbreitung bestellt. Laut Keplers Zeitgenossen Wilhelm Schickard und Thomas Lansius gibt dieses Bild Kepler leider nur ungenügend wider.[51] Weitere Bilder haben diesen Kupferstich zur Vorlage.
- eine Kopie, 1881 von Hugard de Latour realisiert, befindet sich in der Bibliothek des Pariser Observatoriums.[53]
- eine andere wurde 1910 von August Köhler hergestellt.[54] Sie befindet sich im Kepler-Museum von Weil der Stadt. Man erkennt dieses weitverbreitete Bild an ihren zusätzlichen Attributen Globus und Zirkel.
-
Van der Heydens Kupferstich, mit der Epigramma von Thomas Lansius.
-
Die Pariser Kopie des Straßburgers Porträt.
-
August Köhlers Kopie mit Globus und Zirkel.
Zwei aus dem 17. Jahrhundert stammende Gemälde sind als wahrscheinliche Keplersporträts genannt:
- das erste ist von Hans von Aachen und stammt laut Shore und Pavlik aus dem Jahr 1612.[55]
- das zweite, „Linzer Miniatur“ genannt und mehrmals restauriert,[56] befindet sich im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Der Dargestellte ähnelt dem Kepler des Frontispizes der Rudolfinischen Tafeln.
-
Vermutlicher Kepler von Hans van Aachen (ca. 1612).
-
Linzer Miniatur.
Während des 19. Jahrhunderts sind mehrere Bilder erschienen, mehr oder wenig der historischen gleichend:
-
Stich von Frederick Mackenzie (1787–1854).
-
Stahlstich von Karl Barth (1787–1853).

2006 wurde in diesem Artikel bei Wikipedia das Bild eines Astronomen mit klarem Blick, in Kleidern des 17. Jahrhunderts eingestellt, das Kepler zeigen sollte. Dieses Porträt verbreitete sich sehr schnell im Internet sowie in Büchern und Zeitschriften, sodass es zum quasi-offiziellen Keplerbild wurde, während es vor 2005 nur selten benutzt worden war.
2021 erschien in der Zeitschrift Physics Today ein Artikel,[55] der die Identität der dargestellten Figur und die Echtheit des Gemäldes in Frage stellte. Laut der Autoren stellt das Bild eher Michael Mästlin dar, Keplers Lehrer in Tübingen. Das Gemälde wurde 1873 vom Abt des Stifts Kremsmünster erworben, aber 1930 von Ernst Zinner als nicht authentisch bezeichnet und stellt nach ihm eher Mästlin dar. Die Herkunft und Datierung dieses Gemäldes ist noch nicht geklärt.[51]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bibliographia Kepleriana. Ein Führer durch das gedruckte Schrifttum von (und über) Johannes Kepler. Im Auftr. der Bayer. Akad. d. Wiss. hrsg. von Max Caspar, München 1936. 2. Auflage, bes. v. Martha List, München 1968, ISBN 3-406-01685-5 und ISBN 3-406-01684-7.
- Ergänzungsband. z. 2. Auflage der Bibliographia Kepleriana, bes. von Jürgen Hamel, München 1998, ISBN 3-406-01687-1 und ISBN 3-406-01689-8.
- Doris Becher-Hedenus: „Wir durchlaufen alle eine exzentrische Bahn.“ Die deutsche Kepler-Rezeption im 18. Jahrhundert und das Regensburger Denkmal von 1808. Regensburg 2010.
- Volker Bialas: Johannes Kepler. C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51085-X.
- Max Caspar: Johannes Kepler. Hrsg. von der Kepler-Gesellschaft, Weil der Stadt. 4. Auflage, erg. um ein vollst. Quellenverz. GNT-Verlag, Stuttgart 1995 (Nachdruck der 3. Auflage von 1958), ISBN 978-3-928186-28-5.
- Franz Daxecker: "Magnitudine, claritate & amplitudine incredibili". Der Bau des Keplerschen Fernrohres durch Christoph Scheiner. In: Acta Historica Astronomiae, Vol. 66, Beiträge zur Astronomiegeschichte, Bd. 14, S. 65–72, 2019.
- Jörg Ehtreiber, Adolf Hohenester, Gerhard Rath: Der kosmische Träumer. Leykam Verlag, Graz 1994 (online).
- Günter Doebel: Johannes Kepler – Er veränderte das Weltbild. Styria, Graz/Wien/Köln 1996, ISBN 3-222-11457-9.
- Wilhelm Foerster: Johann Keppler und die Harmonie der Sphären. Vortrag gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 8. Februar 1862, Ferdinand Dümler's Verlagsbuchhandlung, Harrwitz und Gossmann, Berlin, 1862[57]
- Wilhelm Foerster: Johann Kepler. Eine Festrede auf Anlaß der dreihundertjährigen Feier von Kepler's Geburtstage am 16. Januar 1872 in der Aula der Universität zu Berlin. Lüderitz'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1872[58]
- Walther Gerlach, Martha List: Johannes Kepler. 2. Auflage. Piper, München 1980, ISBN 3-492-00501-2.
- Johannes Hemleben: Johannes Kepler. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1995, ISBN 978-3-499-50183-8.
- Marie-Luise Heuser: Keplers Theorie der Selbststrukturierung von Schneeflocken vor dem Hintergrund neuplatonischer Philosophie der Mathematik. In: Selbstorganisation. Bd. 3, hrsg. v. Uwe Niedersen. Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07515-3, S. 237–258.
- Marie-Luise Heuser: Transterrestrik in der Renaissance. Nikolaus von Kues, Giordano Bruno und Johannes Kepler. In: M. Schetsche, M. Engelbrecht (Hrsg.): Menschen und Außerirdische. Kulturwissenschaftliche Blicke auf eine abenteuerliche Beziehung. transcript, Bielefeld 2008, S. 55–79.
- Johannes Hoppe: Johannes Kepler. Teubner, Leipzig 1976.
- Jürgen Hübner: Johannes Kepler: Astronomie als Theologie der Schöpfung. In: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2010, Zugriff am 25. März 2021 (PDF).
- Arthur Koestler: Die Nachtwandler. Das Bild des Universums im Wandel der Zeit. Scherz, Bern / Stuttgart / Wien 1959, ISBN 3-518-37079-0 (englisch: The Sleepwalkers. A History of Man’s Changing Vision of the Universe. 1959. Übersetzt von Wilhelm Michael Treichlinger, Neuausgabe 1980 bei Suhrkamp).
- Alexandre Koyré: La révolution astronomique. Copernic, Kepler, Borelli. Hermann, Paris 1961 (Histoire de la pensée; 3).
- Fritz Krafft: orbis (sphaera), circulus, via, iter, orbita – zur terminologischen Kennzeichnung des wesentlichsten Paradigmawechsels in der Astronomie durch Johannes Kepler. In: Beiträge zur Astronomiegeschichte. Band 11 (= Acta Historica Astronomiae. Vol. 43). S. 25–99, bibcode:2011AcHA...43...25K.
- Mechthild Lemcke: Johannes Kepler. 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50529-0.
- Martha List: Kep(p)ler, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 494–508 (Digitalisat).
- Anna Maria Lombardi: Johannes Kepler – Einsichten in die himmlische Harmonie. Spektrum d. Wissenschaft, Weinheim 2000.
- Thomas de Padova: Das Weltgeheimnis. Kepler, Galileo und die Vermessung des Himmels. Piper Verlag, München 2009, ISBN 3-492-05172-3, 352 Seiten.
- Thomas Posch: Johannes Kepler. Die Entdeckung der Weltharmonie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2017, ISBN 978-3-8062-3452-7.
- Frank Reiniger: Kepler/Keppler, Johannes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 1366–1379 .
- Nikolaus Richter: Kepler und die Kometen. In: Wissenschaft und Fortschritt. Jahrgang 21, Dezember 1971, S. 536–539.
- Adolf Adam: Vom himmlischen Uhrwerk zur statischen Fabrik (verstreut zu Tycho Brahe, Rudolfinische Tafeln, Galilei, Fernrohr, Zahnradpumpe und Eichungen), T. Verlag Herbert O. Munk, Wien 1973.
- Laetitia Rimpau: Visionen neuer Wissenschaft. Zur dialogischen Dichtung von Dante Alighieri und Johannes Kepler. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-8253-4685-0.
- Ulinka Rublack: Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-98126-1.
- Wolfgang Schütz: Kepler und die Nachwelt. Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Weil der Stadt. Hrsg. vom Heimatverein Weil der Stadt. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. 2017, ISBN 978-3-00-056424-6.
- Gérard Simon: Kepler astronome astrologue. Gallimard, Paris 1979 (Bibliothèque des sciences humaines), ISBN 2-07-029971-6.
- Berthold Sutter: Der Hexenprozess gegen Katharina Kepler. Hrsg. von der Kepler-Gesellschaft, Weil der Stadt 1979.
- Berthold Sutter: Johannes Kepler und Graz. Im Spannungsfeld zwischen geistigem Fortschritt und Politik. Leykam Verlag, Graz 1975, ISBN 3-7011-7049-5.
- Wieslaw Urban: Die Kepler Rezeption in der deutschen Literatur. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 153, Regensburg 2013, ISSN 0342-2518, S. 171–205.
- Carl Friedrich von Weizsäcker: Kopernikus, Kepler, Galilei. In: Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Tragweite der Wissenschaft. Erster Band: Schöpfung und Weltentstehung. Die Geschichte zweier Begriffe. Hirzel, Stuttgart 1964, S. 96–117.
- Gudrun Wolfschmidt (Hrsg.): Auf den Spuren Johannes Keplers. Zu seinem 450. Geburtstag (= Nuncius Hamburgensis, Bd. 54). tredition, Hamburg 2021, ISBN 978-3-347-28159-2.
- Arnulf Zitelmann: Keplers Welten. Johannes Kepler – Ein Lebensbild. OLZOG Edition, Lau Verlag & Handel KG, Reinbek bei Hamburg 2016, ISBN 978-3-95768-171-3.
Belletristik:
- Thomas Hoeth: Dem Himmel verfallen. Silberburg-Verlag, Tübingen 2012.
- Bertold Keppelmüller: Das Gesetz der Sterne. Der Lebensroman Johannes Kepplers. Paul Zsolnay Verlag A. G., Wien (1942), 296 S.
- Olaf Saile: Kepler. Roman einer Zeitenwende. Fleischhauer & Spohn, Stuttgart 1938.
- Rosemarie Schuder: Der Sohn der Hexe – In der Mühle des Teufels. Rütten & Loening, Berlin 1968.
- Wilhelm und Helga Strube: Kepler und der General. Neues Leben, Berlin 1985.
- Johannes Tralow: Kepler und der Kaiser. Verlag der Nation, Berlin 1961.
- Christine Gottfriedsen: Johannes Kepler und die evangelische Kirche in Regensburg. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Band 162, Regensburg 2022, S. 139–153, ISSN 0342-2518.
- Rivka Galchen: Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist. Rotwohlt, Hamburg 2024.
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1974 kam in der DDR der biographische Spielfilm Johannes Kepler (Regie Frank Vogel) in die Kinos. Der Film stellt die Linzer Zeit von Kepler in den Vordergrund und konzentriert sich auf die Rettung der Mutter, die in einem Hexenprozess verurteilt werden sollte.[59]
- 2015 sendete arte den Film L’Oeil de l’astronome in der deutschen Version Johannes Kepler oder Der Blick zu den Sternen.[60]
- 2020 sendete arte das Dokudrama Johannes Kepler, der Himmelsstürmer von Susanne Utzt (Buch) und Christian Twente (Regie)[61]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sonnensystem-Simulator der Kuffner-Sternwarte.
- Literatur von und über Johannes Kepler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- Werke von und über Johannes Kepler in der Deutschen Digitalen Bibliothek.
- Druckschriften von und über Johannes Kepler im VD 16.
- Druckschriften von und über Johannes Kepler im VD 17.
- Johannes Kepler in der Internet Speculative Fiction Database (englisch).
- Werke von Johannes Kepler bei Open Library.
- Digitalisierte Drucke von Johannes Kepler im Katalog der Herzog August Bibliothek.
- Facsimile der Ioannis Keppleri Harmonices Mundi Libri V.
- Heinz Klaus Strick: Ergriffen vom göttlichen Schauspiel. In: Spektrum.de vom 30. November 2009.
- Martin Herzog: 27. Dezember 1571 – Astronom Johannes Kepler wird geboren. WDR ZeitZeichen vom 27. Dezember 2021, mit Thomas de Padova (Podcast).
- Hakan Baykal: Der Astronom vor dem Hexengericht. In: Spektrum.de vom 27. Dezember 2021.
- Martin Schramm: Johannes Kepler – Die Harmonie der Welten. In: Podcast Radiowissen. Bayern 2, abgerufen am 10. Februar 2022.
- Johannes Kepler in der Bibliotheca Augustana
- Das Heliozentrische Weltbild und die Keplerschen Gesetze der Planetenbewegungen YouTube – Johannes Kepler im Kontext der Entwicklung des Heliozentrischen Weltbilds
Biografisches:
- Eintrag. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 15, Leipzig 1737, Blatt 245. (Keplerus, Joann)
- Keplerbiographie. ( vom 4. Mai 2012 im Internet Archive). Auf der Seite des Johannes-Kepler-Gymnasiums, Weil.
- Adolf Adam: Vom himmlischen Uhrwerk zur statischen Fabrik. Verlag Herbert O. Munk, Wien 1973.
Materialien:
- Kepler, Johannes – Linkliste (deutsch/englisch).
- Kepler-Museum Weil der Stadt.
- Kepler-Gedächtnishaus Regensburg.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kepler-Gesellschaft e. V.: Kepler als Landschaftsmathematiker in Graz (1594–1600). ( vom 15. April 2016 im Internet Archive).
- ↑ a b Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 235–242.
- ↑ Volker Bialas: Vom Himmelsmythos zum Weltgesetz. Ibera-Verlag, Wien 1998, S. 278.
- ↑ Albrecht von Haller: Elementa physiologiae corporis humani. 8 Bände. Lausanne 1757–1763 / Bern 1764–1766, hier: Band 2 (1760), S. 259 („Primus, ni fallor, […] Keplerus pulsuum in dato tempore numerum definire suscepit […]“).
- ↑ Werner Friedrich Kümmel: Der Puls und das Problem der Zeitmessung in der Geschichte der Medizin. In: Medizinhistorisches Journal. Band 9, 1974, S. 1–22, hier: S. 5 f.
- ↑ a b Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 242 f.
- ↑ Johannes Kepler. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Erich Meyer: Auf den Spuren Johannes Keplers. tredition, Hamburg 2021, S. 60 ff.
- ↑ Siehe auch: Wo Kepler wohnte, als er sein drittes Gesetz fand. In: Der Sternenbote. 743/2018-6, S. 90 f.
- ↑ Armin Stadler: Keplers Wohnadresse in Linz entdeckt. In: ORF.at. 8. Mai 2018, abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Siehe: Ulinka Rublack: Der Astronom und die Hexe. Johannes Kepler und seine Zeit. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-98126-1.
- ↑ Volker Bialas: Johannes Kepler. C. H. Beck, München 2004, S. 37.
- ↑ Johannes Kepler. Evangelisches Museum Oberösterreich.
- ↑ Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ Buchverlag, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 240–242.
- ↑ Johannes Kepler. In: lernhelfer.de. Abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Michaela Haberkorn: Johannes Kepler in Regensburg. In: Martina Lorentz (Hrsg.): Im Turm, im Kabinett, im Labor. Streifzüge durch die Regensburger Wissenschaftsgeschichte. Universitätsverlag Regensburg, 1995, ISBN 3-930480-60-3, S. 146–163.
- ↑ Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 238–242.
- ↑ Paolo Rossi: Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa. C.H.Beck, 1997, ISBN 3-406-42812-6 (google.de [abgerufen am 19. April 2024]).
- ↑ Hans-Dieter Dyroff: Druck der Astronomia Nova von Johannes Kepler: Gotthard Vögelin: Verleger, Drucker, Buchhändler. Diss. Univ. Mainz 1962. 1962 (Abstract. ( vom 28. Mai 2012 im Internet Archive). In: Ub-Uni-Heidelberg.de. [abgerufen am 19. April 2024]).
- ↑ Joachim Heintze, Maarten DeKieviet und Jörg Hüfner: Geschichte der Physik an der Universität Heidelberg. Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2019, S. 43, doi:10.17885/heiup.441.
- ↑ H. Darrel Rutkin: Celestial Offerings: Astrological Motifs in the Dedicatory Letters of Kepler’s Astronomia Nova and Galieo’s Sidereus Nuncius. In: William R. Newman, Anthony Grafton (Hrsg.): Secrets of Nature. Astrology and Alchemy in Early Modern Europe. MIT Press, Cambridge/London 2001, S. 133–172.
- ↑ 400 Jahre wissenschaftliche Optik (Johannes Keplers „Ad Vitellionem paralipomena quibus astronomiae pars optica“ 1604). ( vom 9. Juli 2017 im Internet Archive). Bei: mathematik.de.
- ↑ Marie-Luise Heuser-Keßler: Maximum und Minimum. Zu Brunos Grundlegung der Geometrie in den Articuli adversus mathematicos und ihrer weiterführenden Anwendung in Keplers Neujahrsgabe oder Vom sechseckigen Schnee. In: Klaus Heipcke u. a. (Hrsg.): Die Frankfurter Schriften Giordano Brunos und ihre Voraussetzungen. Acta humaniora, Weinheim 1991, ISBN 3-527-17760-4, S. 181–197.
- ↑ Marie-Luise Heuser-Keßler: Keplers Theorie der Selbststrukturierung von Schneeflocken vor dem Hintergrund neuplatonischer Philosophie der Mathematik. In: Uwe Niedersen (Hrsg.): Selbstorganisation. Band 3. Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07515-3, S. 237–258.
- ↑ Marie-Luise Heuser: Transterrestrik in der Renaissance. Nikolaus von Kues, Giordano Bruno und Johannes Kepler. In: M. Schetsche, M. Engelbrecht (Hrsg.): Menschen und Außerirdische. Kulturwissenschaftliche Blicke auf eine abenteuerliche Beziehung. Bielefeld (Transcript-Verlag) 2008, S. 55–79.
- ↑ Siegmund Günther: Johannes Kepler und der Tellurisch-Kosmische Magnetismus. Nachdruck der Ausgabe von 1888 Auflage. Hanse, Norderstedt 2017, ISBN 978-3-7446-0629-5.
- ↑ Max E. Lippitsch: Mysterium cosmographicum: Katalog zu steirischen Ausstellungen im internationalen Jahr der Astronomie 2009. S. 292 f.
- ↑ Edward Rosen (Hrsg.): Kepler’s Somnium: The Dream, Or Posthumous Work on Lunar Astronomy. Verlag Courier Corporation, 1967, S. 242.
- ↑ Keplers Traum vom Mond. Übersetzt und kommentiert von Ludwig Günther, Leipzig 1898, Digitale Neuausgabe (HeiDOK). PDF; 5,2 MB (200 S.).
- ↑ Edward Rosen (Hrsg.): Kepler’s Somnium: The Dream, Or Posthumous Work on Lunar Astronomy. Verlag Courier Corporation, 1967, S. IX.
- ↑ Verlagsseite; FAZ-Artikel, abgerufen am 17. Januar 2015.
- ↑ Mario Livio: The Golden Ratio: The Story of PHI, the World's Most Astonishing Number. Broadway Books, New York 2002, ISBN 978-0-7679-0816-0, S. 147 (englisch, archive.org [PDF; abgerufen am 2. April 2025]).
- ↑ Johannes Kepler: Prodromus Dissertationum Cosmographicarum Continens Mysterium Cosmographicum. Georgius Gruppenbachius, Tübingen 1596 (Latein, archive.org [PDF; abgerufen am 27. März 2025]).
- ↑ Galileo Galilei: Brief an Johannes Kepler in Graz. In: Anna Mudry (Hrsg.): Galileo Galilei: Schriften, Briefe, Dokumente. Band 2. Rütten & Loening, Berlin 1597, ISBN 978-3-352-00122-2, S. 9–10.
- ↑ Tertius Interveniens. Das ist/ Warnung an etliche Theologos, Medicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerffung der Sternguckerischen Aberglauben/ nicht das Kindt mit dem Badt außschütten/ und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handlen. Godtfriedt Tampachs, Franckfurt am Mayn 1610 (bei der WDB).
- ↑ Philipp Fesel: Gründtlicher Discurs von der Astrologia Judiciaria: Auß den fürnemsten Authoribus zusammen gezogen, und den Vorreden zweyer Prognosticorum Herrn M. Melchior Schärers Pfarherren zu Mentzingen, von Anno 1608. unnd 1609. entgegen gesetzt. Zetzner, Straßburg 1609.
- ↑ Andreas Speiser: Die Mathematische Denkweise. Springer, Basel 2021, ISBN 978-3-0348-4171-9, S. 101 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. Dezember 2021]).
- ↑ Gesammelte Werke; Band XXI, 2.2; S. 460.
- ↑ Gesammelte Werke; Band XXI, 2.2; S. 461, 462.
- ↑ Startseite. Abgerufen am 29. Mai 2022 (britisches Englisch).
- ↑ Johannes Kepler Volkssternwarte (Steinberg bei) Graz. Eröffnet 1983 vom Steirischen Astronomenverein.
- ↑ 1.2 Geschichte des BRG Kepler im Überblick. In: anderslernen.net. Einträge bis 2004/2005, abgerufen am 27. September 2016.
- ↑ Museumsraum zu Johannes Kepler. Keplergymnasium Graz, abgerufen am 21. November 2013.
- ↑ Dennis Overbye: Kepler, the Little NASA Spacecraft That Could, No Longer Can. In: Nytimes.com. New York Times, 30. Oktober 2018, abgerufen am 31. Oktober 2018 (englisch).
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1].
- ↑ Sean Hollister: NVIDIA reveals Fermi’s successor: Kepler at 28nm in 2011, Maxwell in 2013. In: Engadget.com. 21. September 2010, abgerufen am 14. November 2010.
- ↑ Alexander Neumann: 71 Projekte bei Eclipse Kepler. In: Heise.de. 26. Juni 2013, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Frieder Schulz: Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Band 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S. 69–104, Namenliste S. 93–104 (Digitalisat).
- ↑ Straßenbahn Ulm: Combino Tw 46 Johannes Kepler.
- ↑ Irene Meichsner: Vor 450 Jahren geboren. Johannes Kepler – Naturwissenschaftler, Theologe, Science-Fiction-Autor. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 27. Dezember 2021, abgerufen am 27. Dezember 2021.
- ↑ a b c Franz Krojer: Ernst Zinners „Die Kepler-Bildnisse“ (1930), kurze Zusammenfassung. Leuchttürme der Vergangenheit, München 2021, aryabhata.de.
- ↑ KGW, Band 18, Frontispiz, Seiten 43:7–8, 46:41–44, 281:47–48. online.
- ↑ Online-Notiz des Pariser Gemäldes.
- ↑ Fabienne Huguenin: Porträtgemälde zwischen Wissenschaft und Technik. Deutsches Museum Verlag, München 2018, S. 166.
- ↑ a b Steven N. Shore & Vaclav Pavlik: How a fake Kepler portrait became iconic. arXiv, August 2021.
- ↑ Gisela de Somzée, Benno Ulm: Das Ölbild Johannes Keplers im Oberösterreichischen Landesmuseum. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 118a, Linz 1973, S. 161–166 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Johann Keppler und die Harmonie der Sphären, Deutsches Museum Digital
- ↑ Johann Kepler, Deutsches Museum Digital
- ↑ Johannes Kepler. DDR 1973/1974, Spielfilm. Beschreibung bei Filmportal.de. Abgerufen am 30. April 2011.
- ↑ Johannes Kepler oder Der Blick zu den Sternen. ( vom 11. August 2015 im Internet Archive). Bei: arte.tv. (Das Video ist nicht mehr verfügbar).
Siehe auch: L’Œil de l’astronome. Bei: fr.wikipedia.org. - ↑ Johannes Kepler, der Himmelsstürmer. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. August 2020; abgerufen am 11. August 2020.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kepler, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Keppler, Johannes; Kepler, Johann; Keplerus, Ioannes; Keplerus, Johannes (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1571 |
GEBURTSORT | Weil der Stadt |
STERBEDATUM | 15. November 1630 |
STERBEORT | Regensburg |
- Wikipedia:Gesprochener Artikel
- Wikipedia:Lesenswert
- Johannes Kepler
- Astronom (17. Jahrhundert)
- Astrologe (17. Jahrhundert)
- Mathematiker (17. Jahrhundert)
- Physiker (17. Jahrhundert)
- Universalgelehrter
- Optiker
- Autor
- Lutherischer Theologe (17. Jahrhundert)
- Philosoph der Frühen Neuzeit
- Literatur (17. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Literatur (Deutschland)
- Literatur (Neulatein)
- Science-Fiction-Literatur
- Roman, Epik
- Kurzgeschichte
- Erzählung
- Person des evangelischen Namenkalenders
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Person als Namensgeber für einen Marskrater
- Person als Namensgeber für einen Mondkrater
- Walhalla
- Historische Person (Baden-Württemberg)
- Absolvent der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Person (Habsburgermonarchie vor 1804)
- Kosmologe (16. Jahrhundert)
- Kosmologe (17. Jahrhundert)
- Person (Weil der Stadt)
- Person (Regensburg)
- Person (Linz)
- Person (Graz)
- Person (Prag)
- Deutscher
- Geboren 1571
- Gestorben 1630
- Mann