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„Lineares Gleichungssystem“ – Versionsunterschied

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Das '''Lineare Gleichungssysteme''' ist ein Begriff aus dem [[Teilgebiete der Mathematik|mathematischen Teilgebiet]] der [[lineare Algebra|linearen Algebra]]. Man bezeichnet damit ein System aus [[lineare Gleichung|linearen Gleichungen]], die mehrere unbekannte Größen ([[Variable]]n, Unbekannte) enthalten.
Ein '''lineares Gleichungssystem''' (kurz '''LGS''') ist in der [[Lineare Algebra|linearen Algebra]] eine Menge [[Lineare Gleichung|linearer Gleichungen]] mit einer oder mehreren [[Variable (Mathematik)|Unbekannten]], die alle zugleich erfüllt sein sollen.


Ein entsprechendes System für drei Unbekannte <math>x_1</math>, <math>x_2</math>, <math>x_3</math> sieht beispielsweise wie folgt aus:
Ein entsprechendes System mit drei Unbekannten <math>x_1, x_2, x_3</math> sieht beispielsweise wie folgt aus:
:<math>\begin{matrix}
:<math>\begin{matrix}
3x_1 & + & 2x_2 & - & x_3 & = & 1\\
3x_1 & + & 2x_2 & - & x_3 & = & 1\\
2x_1 & - & 2x_2 & + & 4x_3 & = & -2\\
2x_1 & - & 2x_2 & + & 4x_3 & = & -2\\
-x_1 & + & {1 \over 2}x_2 & - & x_3 & = & 0
-x_1 & + & {1 \over 2}x_2 & - & x_3 & = & 0
\end{matrix}</math>
\end{matrix}</math>
Für <math>x_1 = 1, \ x_2 = -2, \ x_3 = -2</math> sind alle drei Gleichungen erfüllt, es handelt sich um eine [[Lösung (Mathematik)|Lösung]] des Systems. Diese besteht also im Unterschied zur [[Lösungsmenge]] einer einzigen Gleichung in diesem Beispiel – ''alle'' Punkte einer [[Ebene_(Mathematik)#Ebenengleichungen|Ebene]] im [[3D#Dreidimensionaler_euklidischer_Raum|dreidimensionalen Raum]] – aus ''einem'' [[n-Tupel]], in diesem Fall einem Zahlentripel. Dieses wird auch als [[Vektor|Lösungsvektor]] bezeichnet. Zur Anzahl der möglichen Lösungen siehe den Abschnitt [[#Lösbarkeit|Lösbarkeit]].


Allgemein lässt sich ein lineares Gleichungssystem mit <math>m</math> Gleichungen und <math>n</math> Unbekannten immer in die folgende Form bringen:
Allgemein lässt sich ein lineares Gleichungssystem mit <math>m</math> Gleichungen und <math>n</math> Unbekannten immer in die folgende Form bringen:
:<math>\begin{matrix}
:<math>\begin{matrix}
a_{11} x_1 + a_{12} x_2 & \cdots & a_{1n} x_n & = & b_1\\
a_{1,1} x_1 + a_{1,2} x_2 \, + & \dotsb & +\, a_{1,n} x_n & = & b_1\\
a_{21} x_1 + a_{22} x_2 & \cdots & a_{2n} x_n & = & b_2\\
a_{2,1} x_1 + a_{2,2} x_2 \, + & \dotsb & +\, a_{2,n} x_n & = & b_2\\
&&&\vdots&\\
&&&\vdots&\\
a_{m1} x_1 + a_{m2} x_2 & \cdots & a_{mn} x_n & = & b_m\\
a_{m,1} x_1 + a_{m,2} x_2 \, + & \dotsb & +\, a_{m,n} x_n & = & b_m\\
\end{matrix}</math>
\end{matrix}</math>
Man spricht von einem '''homogenen''' Gleichungssystem, wenn alle <math>b_i</math> gleich 0 sind. Ansonsten nennt man das Gleichungssystem '''inhomogen'''.


Lineare Gleichungssysteme werden als ''homogen'' bezeichnet, wenn alle <math>b_i</math> gleich 0 sind, andernfalls als ''inhomogen.'' Homogene Gleichungssysteme besitzen stets mindestens die sogenannte ''triviale Lösung'', bei der alle Variablen gleich 0 sind. Bei inhomogenen Gleichungssystemen kann dagegen der Fall eintreten, dass überhaupt keine Lösung existiert.
Das Standardproblem besteht nun darin, für die Unbekannten Werte zu finden, so dass alle Gleichungen des Gleichungssystems erfüllt sind.


== „Spaltenweise“ und „zeilenweise“ geometrische Interpretation ==
==Beispiel==
Geht man von einer vorgegebenen [[Basis (Vektorraum)|Basis]] <math>\vec e_1, \dotsc, \vec e_m</math> eines <math>m</math>-dimensionalen [[Vektorraum]]es aus, so lassen sich die reellen Zahlen in der <math>j</math>-ten „Spalte“ des Gleichungssystems, also die Zahlen <math>a_{ij}, i=1, \dotsc, m</math> als Koeffizienten eines Vektors <math>\vec a_j:= \sum_i a_{ij} \vec e_i</math> auffassen. Ebenso lassen sich <math>b_i, i=1, \dotsc, m</math> als Koeffizienten eines Lösungsvektors <math>\vec b:= \sum_i b_{i} \vec e_i</math> interpretieren.
===Aufgabe===
Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Jahre alt. Vor sechs Jahren war der Vater viermal so alt wie der Sohn. Wie alt ist jeder?


Damit lässt sich die Lösung eines linearen Gleichungssystems auf das Problem zurückführen, den Lösungsvektor <math>\vec b</math> durch eine [[Linearkombination]] der Vektoren <math>\vec a_j</math> darzustellen. Gesucht sind also Folgen reeller
===Lösung===
Zahlen <math>x_j, j=1,\ldots,n</math>, sodass
Gesetzt das Alter des Vater sei x und das Alter des Sohnes y. So gilt
<math> x_1 \vec a_{1} + x_2 \vec a_{2} + \cdots + x_n \vec a_{n} = \vec b
</math>.


Alternativ lässt sich jede der m Zeilen eines linearen Gleichungssystems geometrisch als Gleichung einer [[Hyperebene]] in einem n-dimensionalen Vektorraum deuten, wobei n die Anzahl der Variablen bzw.&nbsp;Unbekannten ist. Spezialfälle von Hyperebenen sind Geraden in der Ebene und Ebenen im Raum.
(1) x + y = 62
(2) x - 6 = 4 * (y -6)


Hierbei geht man von einer vorgegebenen Basis <math>\vec e_1, \dotsc, \vec e_n </math> eines <math>n</math>-dimensionalen Vektorraumes sowie von der dualen Basis <math>\vec e^1, \dotsc, \vec e^n </math> des Vektorraumes der zugehörigen [[Linearform]]en aus. Dann lassen sich die reellen Zahlen <math>a_{ij}</math> der <math>i</math>-ten Zeile als Koeffizienten einer Linearform <math>\varphi_i:= \sum_j a_{ij}\vec e^j</math> interpretieren. Ebenso lassen sich die <math>x_j</math> als Koeffizienten eines Vektors <math>\vec x:= \sum_j x_j \vec e_j</math> auffassen. Die <math>i</math>-te Gleichung des linearen Gleichungssystems (<math>i=1, \dotsc, m</math>):
Es ergibt sich also ein lineares Gleichungssystem mit zwei Unbekannten.
<math> a_{i1} x_1 + a_{i2} x_2 + \dotsb + a_{in} x_n = b_i
</math>
ist dann die Bestimmungsgleichung der affinen Hyperebene
:<math>
\mathfrak H_i := \{ \vec x \mid \varphi_i(\vec x) = b_i \}
</math>
Damit lässt sich die Lösung eines linearen Gleichungssystems auf ein Schnittproblem von Hyperebenen zurückführen: Gesucht ist die Menge <math>\mathfrak H_1 \cap \ldots \cap \mathfrak H_m</math> der gemeinsamen Punkte aller Hyperebenen.


Keine dieser beiden Sichtweisen ist grundsätzlich der anderen vorzuziehen. Wichtig für ein umfassendes Verständnis ist vielmehr die geschickte Kombination der verschiedenen Perspektiven. Der im Abschnitt [[Lineares Gleichungssystem#Lösbarkeitskriterien|Lösbarkeitskriterien]] zitierte [[Satz von Kronecker-Capelli]] ergibt sich z.&nbsp;B.&nbsp;als unmittelbare Folge des „spaltenweisen“ Ansatzes. Die unten angegebenen [[Lineares Gleichungssystem#Lösbarkeit|Beispiele]] für die Lösung als Schnitt von zwei Geraden in der Ebene basieren hingegen auf der „zeilenweisen“ Interpretation des Gleichungssystems.
Formt man (1) durch Subtraktion von x zu


== Beispiel ==
(1') y = 62 - x
[[Datei:Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Jahre alt 48pt.svg|mini|Die Graphen der Fragestellung, die sich im Punkt <math>A(46 \mid 16)</math> schneiden]]
Lineare Gleichungssysteme entstehen vielfach als Modelle von praktischen Aufgabenstellungen. Ein typisches Beispiel aus der [[Schulmathematik]] lautet wie folgt:
{{Zitat|Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Jahre alt. Vor sechs Jahren war der Vater viermal so alt wie damals der Sohn. Wie alt ist jeder?}}
Es lässt sich auch durch das folgende lineare Gleichungssystem beschreiben:
:<math>\begin{matrix}
\text{(I)} & v + s & = & 62 \\
\text{(II)} & v - 6 & = & 4 \cdot (s - 6)
\end{matrix}
</math>
Die Variable <math>v</math> repräsentiert hier das Alter des Vaters und die Variable <math>s</math> das des Sohnes. Das Gleichungssystem wird in einem ersten Schritt üblicherweise in eine Standardform gebracht, bei der auf der linken Seite nur Terme mit Variablen und auf der rechten Seite die reinen Zahlen stehen. Im vorliegenden Beispiel wird dazu die zweite Gleichung [[Ausmultiplizieren|ausmultipliziert]] und umgestellt.
:<math>\begin{matrix}
\text{(I)} & v + s & = & 62 \\
\text{(II)} & v - 4s & = & -18
\end{matrix}</math>
Um dieses Gleichungssystem zu lösen, kann auf eine Vielzahl von Lösungsverfahren ([[Lineares Gleichungssystem#Lösungsverfahren|siehe Lösungsverfahren]]) zurückgegriffen werden. Beispielhaft wird hier das [[Additionsverfahren (Mathematik)|Additionsverfahren]] verwendet. Um zunächst die Variable <math>v</math> zu eliminieren, wird die erste Gleichung von der zweiten subtrahiert.
:<math>\begin{align}
v - 4s - (v + s) &= -18 - 62\\
-5s &= -80\\
\end{align}</math>
Die entstandene Gleichung wird nach der Variablen <math>s</math> aufgelöst, indem beide Seiten durch <math>-5</math> geteilt werden. Das ergibt das Alter <math>s</math> des Sohnes, der 16&nbsp;Jahre alt ist. Dieser Wert für <math>s</math> wird wieder in die erste Gleichung eingesetzt.
:<math>v + 16 = 62</math>
Durch die Auflösung der Gleichung nach der Variablen <math>v</math> lässt sich das Alter des Vaters berechnen, der 46 Jahre alt ist.


Die Aufgabe lässt sich auch geometrisch lösen, indem die beiden Zeilen des linearen Gleichungssystems als Geradengleichungen interpretiert werden. Dabei werden die Variable <math>v</math> als <math>x</math> und die Variable <math>s</math> als <math>y</math> bezeichnet und beide Gleichungen nach <math>y</math> aufgelöst:
um und setzt dies in (2) ein, so folgt
:<math>\begin{matrix}

\text{(I)} & y & = & - x & + & 62 \\
x - 6 = 4 * (62 - x - 6) | Faktoren in der Klammer zusammenfassen
\text{(II)} & y & = & 0{,}25x & + & 4{,}5
x - 6 = 4 * (56 - x) | Klammer ausmultiplizieren
\end{matrix}</math>
x - 6 = 224 - 4x | + 4x + 6
Der Schnittpunkt der beiden Geraden ist der Punkt <math>\textstyle ( 46 \mid 16 )</math>, wobei die erste Koordinate dem Alter des Vaters und die zweite dem Alter des Sohnes entspricht (siehe Grafik).
5x = 230 | : 5
x = 46

setzt man dieses Ergebnis in (1') ein so folgt dann

y = 62 - 46
y = 16

Also ist der Vater 46 Jahre und der Sohn 16 Jahre alt, zusammen also 62 Jahre. Vor sechs Jahren waren der Vater 40 Jahre und der Sohn 10 Jahre alt, der Vater also viermal so alt wie der Sohn.

== Matrixdarstellung ==
Die Koeffizienten <math>a_{ij}\,</math> können zu einer [[Matrix (Mathematik)|Matrix]] <math>A\,</math>,

die Unbekannten <math>x_i\,</math> zu einem [[Vektor (Mathematik)|Vektor]] <math>x\,</math> und

die rechte Seite, bestehend aus <math>b_j\,</math>, zu einem [[Vektor (Mathematik)|Vektor]] <math>b\,</math>

zusammengefasst werden:


== Matrixform ==
Für die Behandlung von linearen Gleichungssystemen ist es nützlich, alle [[Koeffizient]]en <math>a_{ij}</math> zu einer [[Matrix (Mathematik)|Matrix]] <math>A</math>, der sogenannten '''Koeffizientenmatrix''' zusammenzufassen:
:<math>A = \begin{pmatrix}
:<math>A = \begin{pmatrix}
a_{11} & a_{12} & \cdots & a_{1n}\\
a_{1, 1} & a_{1, 2} & \cdots & a_{1n}\\
a_{21} & a_{22} & \cdots & a_{2n}\\
a_{2, 1} & a_{2, 2} & \cdots & a_{2n}\\
\vdots & \vdots & \ddots & \vdots\\
\vdots & \vdots & \ddots & \vdots\\
a_{m1} & a_{m2} & \cdots & a_{mn}
a_{m1} & a_{m2} & \cdots & a_{mn}
\end{pmatrix};\qquad
\end{pmatrix}</math>
Des Weiteren lassen sich auch alle Unbekannten und die rechte Seite des Gleichungssystems zu einspaltigen Matrizen (das sind [[Vektor|Spaltenvektoren]]) zusammenfassen:
x = \begin{pmatrix} x_1\\ x_2 \\ \vdots \\ x_n\end{pmatrix};\qquad
b = \begin{pmatrix} b_1\\ b_2 \\ \vdots \\ b_m\end{pmatrix}
:<math>x = \begin{pmatrix} x_1\\ x_2 \\ \vdots \\ x_n\end{pmatrix};\qquad
b = \begin{pmatrix} b_1\\ b_2 \\ \vdots \\ b_m\end{pmatrix}</math>
</math>
Damit schreibt sich ein lineares Gleichungssystem unter Benutzung der [[Matrix-Vektor-Multiplikation]] kurz
:<math>A \cdot x = b.</math>
Sowohl die Koeffizienten <math>a_{ij}</math>, die Unbekannten <math>x_j</math> als auch die <math>b_i</math> entstammen demselben [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math>. Insbesondere gilt
:<math>A \in K^{{m}\times{n}},</math> <math>b \in K^{m}</math> und <math>x \in K^{n}</math>.
Zur Festlegung eines linearen Gleichungssystems ist die Angabe der Unbekannten nicht nötig. Es genügt die Angabe der '''erweiterten Koeffizientenmatrix''', die entsteht, wenn an die Koeffizientenmatrix <math>A</math> eine Spalte mit der rechten Seite <math>b</math> des Gleichungssystems angefügt wird:
:<math>\left(\begin{array}{c|c}A & b\end{array}\right) =
\left(\begin{array}{cccc|c}
a_{1, 1} & a_{1, 2} & \cdots & a_{1n} & b_1\\
a_{2, 1} & a_{2, 2} & \cdots & a_{2n} & b_2\\
\vdots & \vdots & \ddots & \vdots & \\
a_{m1} & a_{m2} & \cdots & a_{mn} & b_m
\end{array}\right)</math>


== Lösbarkeit ==
Ein Vektor <math>x</math> ist eine Lösung des linearen Gleichungssystems, wenn <math>A \cdot x = b</math> gilt. Ob und wie viele Lösungen ein Gleichungssystem besitzt, ist unterschiedlich. Bei linearen Gleichungssystemen über einem unendlichen Körper <math>K</math> können drei Fälle auftreten:
* Das lineare Gleichungssystem hat keine Lösung, d.&nbsp;h., die Lösungsmenge ist die leere Menge.
* Das lineare Gleichungssystem hat genau eine Lösung, d.&nbsp;h., die Lösungsmenge enthält genau ein Element.
* Das lineare Gleichungssystem hat unendlich viele Lösungen. Die Lösungsmenge enthält in diesem Falle unendlich viele ''n''-Tupel, die alle Gleichungen des Systems erfüllen.
Über einem endlichen Körper ist die Anzahl der Lösungen eine Potenz der [[Mächtigkeit (Mathematik)|Mächtigkeit]] von <math>K</math>.


{{Klappbox|hintergrundfarbe=hintergrundfarbe5|1=Beispiele für Lösbarkeit mit geometrischer Interpretation (Schnitt von zwei Geraden in der Ebene)|2=
Damit ergibt sich die allgemeine Form des linearen Gleichungssystems in Matrixdarstellung:
Die beiden Gleichungen des linearen Gleichungssystems werden jeweils als Normalenform einer Geradengleichung in der Ebene gedeutet.
* '''Eindeutige Lösung:'''
:<math>\begin{matrix}
2 x_1 & - x_2 & = & 4\\
x_1 & + 3x_2 & = & -5\\
\end{matrix}</math>
:Die beiden Geradengleichungen lauten:
: <math>\begin{pmatrix} 2 \\ -1 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = 4 \quad</math> und <math>\quad \begin{pmatrix} 1 \\ 3 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = -5</math>
:Die beiden Normalenvektoren sind nicht [[Kollinearität|kollinear]], also auch die beiden Geraden nicht. Sie schneiden sich deshalb in genau einem Punkt.
:Der Schnittpunkt <math>\textstyle (1 \mid -2)</math> bedeutet, dass die Lösung <math>x_1 = 1</math> und <math>x_2 = -2</math> ist. Die Lösungsmenge ist einelementig: <math>\textstyle L = \{(1, -2)\}</math>.
* '''Keine Lösung:'''
:<math>\begin{matrix}
2x_1 & - x_2 & = & 4\\
4x_1 & - 2x_2 & = & 1\\
\end{matrix}</math>
:Die entsprechenden Geradengleichungen sind
: <math>\begin{pmatrix} 2 \\ -1 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = 4 \quad</math> und <math>\quad \begin{pmatrix} 4 \\ -2 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = 1</math>.
:Die Normalenvektoren sind kollinear, daher sind die beiden Geraden parallel.
:Sie sind aber nicht identisch, daher gibt es keine Schnittpunkte und damit auch keine Lösung. Die Lösungsmenge ist leer: <math>\textstyle L = \{\}</math>.
* '''Unendlich viele Lösungen:'''
:<math>\begin{matrix}
2x_1 & - x_2 & = & 4\\
4x_1 & - 2x_2 & = & 8\\
\end{matrix}</math>
:Die beiden Geradengleichungen lauten
: <math>\begin{pmatrix} 2 \\ -1 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = 4 \quad</math> und <math>\quad \begin{pmatrix} 4 \\ -2 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = 8</math>.
:Die Normalenvektoren sind kollinear. Die beiden Geraden sind nicht nur parallel, sondern sogar identisch.
:Es gibt somit unendlich viele Schnittpunkte und damit auch unendlich viele Lösungen. Die Lösungsmenge ist <math>\textstyle L = \{(x_1, x_2) \mid 2x_1 - x_2 = 4\}</math>.


Entsprechende Überlegungen können auch auf Ebenen im Raum bzw. Hyperebenen im ''n''-dimensionalen Vektorraum übertragen werden.
}}


=== Lösbarkeitskriterien ===
:<math>A \cdot x = b</math>
Ein lineares Gleichungssystem ist genau dann lösbar, wenn der [[Rang (Lineare Algebra)|Rang]] der Koeffizientenmatrix <math>A</math> gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix <math>(A\mid b)</math> ist ''([[Satz von Kronecker-Capelli]]).'' Ist der Rang der Koeffizientenmatrix gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix und auch gleich der Anzahl der Unbekannten, so besitzt das Gleichungssystem genau eine Lösung.


Bei einem quadratischen Gleichungssystem, also im Fall <math>m=n</math> (siehe unten), gibt die [[Determinante (Mathematik)|Determinante]] Auskunft über die Lösbarkeit. Das Gleichungssystem ist genau dann eindeutig lösbar, wenn der Wert der Determinante der Koeffizientenmatrix ungleich null ist. Ist der Wert jedoch gleich null, hängt die Lösbarkeit von den Werten der Nebendeterminanten ab. Bei diesen wird jeweils eine Spalte der Koeffizientenmatrix durch die Spalte der rechten Seite (den Vektor&nbsp;<math>b</math>) ersetzt. Nur wenn alle Nebendeterminanten den Wert null haben, kann das System unendlich viele Lösungen haben, ansonsten ist das Gleichungssystem unlösbar.


Insbesondere Gleichungssysteme mit mehr Gleichungen als Unbekannten, sogenannte [[Überbestimmung|überbestimmte Gleichungssysteme]], besitzen häufig keine Lösung. Beispielsweise besitzt das folgende Gleichungssystem keine Lösung, da <math>x_1</math> nicht beide Gleichungen erfüllen kann:
mit
:<math>\begin{matrix}
:<math>A \in \mathbb{K}^{{m}\times{n}} </math>, <math>b \in \mathbb{K}^{m}</math> und <math>x \in \mathbb{K}^{n}</math>
3x_1 & = & 2\\
4x_1 & = & 2
\end{matrix}</math>


Näherungslösungen von überbestimmten Gleichungssystemen werden dann meist über die [[Ausgleichungsrechnung]] definiert und bestimmt.
Dabei ist <math>\mathbb{K}</math> eine Menge, die [[Körper (Mathematik)|Körperstruktur]] besitzt, was vor allem bedeutet, dass die Addition und die Multiplikation definiert sind.
( <math>\mathbb{K}^{m} </math> ist die Kurzschreibweise von <math>\mathbb{K}^{{m}\times{1}}</math> und damit ist<math>\mathbb{K}^{{1}\times{1}}=\mathbb{K}</math>)


Dass ein lineares Gleichungssystem unendlich viele Lösungen hat, kann nur vorkommen, wenn es weniger [[Lineare Unabhängigkeit|linear unabhängige]] Gleichungen als Unbekannte gibt und der zugrundeliegende [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math> unendlich viele Elemente enthält. Beispielsweise besitzt das folgende (aus nur einer Gleichung bestehende) Gleichungssystem unendlich viele Lösungen, nämlich alle Vektoren mit <math>x_2 = 1 - x_1:</math>
:<math>x_1 + x_2 = 1</math>


=== Lösungsmenge ===
==Lösbarkeit==
Die [[Lösungsmenge]] eines linearen Gleichungssystems besteht aus allen Vektoren <math>x</math>, für die <math>Ax = b</math> erfüllt ist:
<math>A \cdot x = b</math> mit
:<math>L = \left\{x \mid Ax = b\right\}</math>
<math>A \in \mathbb{K}^{{m}\times{n}} </math>, <math>b \in \mathbb{K}^m</math> und <math>x \in \mathbb{K}^n</math> ist abhängig von <math>m</math>, <math>n</math>, den Koeffizienten <math>A</math> und der rechten Seite <math>b</math> nicht immer lösbar oder hat eine eindeutige Lösung. Im Prinzip ist jede der <math>m</math> Gleichungen eine Information über die <math>n</math> Unbekannten. Sind zu wenig Informationen vorhanden, sind mehrere Lösungen möglich - man spricht hierbei von einem '''[[unterbestimmt|unterbestimmten]] Gleichungssystem'''. Auf der anderen Seite kann manchmal keine Lösung vorhanden sein, wenn Informationen vorhanden sind, die sich widersprechen. Dies ist oft bei '''[[überbestimmt|überbestimmten]] Gleichungssystemen''', bei denen es mehr Gleichungen als Unbekannte gibt, der Fall.


Liegt ein ''homogenes'' lineares Gleichungssystem vor, so bildet dessen Lösungsmenge <math>L</math> einen [[Untervektorraum]] von <math>K^n</math>. Damit gilt die [[Superposition (Mathematik)|Superpositionseigenschaft]], nach der für eine oder mehrere Lösungen <math>x_i \in K^n</math> auch deren [[Linearkombination]]en <math>\textstyle\sum\alpha_i\, x_i</math> (mit beliebigen <math>\alpha_i \in K</math>) Lösungen des Gleichungssystems sind. Die Lösungsmenge heißt daher auch ''Lösungsraum'' und ist identisch mit dem [[Kern (Algebra)|Kern]] der [[Matrix (Mathematik)|Matrix]]&nbsp;<math>A</math>. Bezeichnet <math>r</math> den Rang der Matrix&nbsp;<math>A</math>, dann ist nach dem [[Rangsatz]] die Dimension des Lösungsraumes gleich dem [[Defekt (Mathematik)|Defekt]] <math>d = n-r</math> der Matrix&nbsp;<math>A</math>.
Beispielsweise hat <math>x_1 + x_2 = 1</math> unendlich viele Lösungen, nämlich abhängig von <math>x_1</math> löst jedes <math>x_2 = 1 - x_1</math> diese Gleichung. Das Gleichungssystem aus den beiden Gleichungen <math>x_1 = 1 </math> und <math> x_1 = 2</math> hat hingegen keine Lösung, da <math>x_1</math> nicht gleichzeitig beide Gleichungen erfüllen kann - es kann ja nur entweder <math>1</math> oder <math>2</math> sein.


Ist die Lösungsmenge eines ''inhomogenen'' linearen Gleichungssystem nicht leer, dann ist sie ein [[affiner Unterraum]] von <math>K^n</math>. Sie hat dann die Form <math>v + U</math>, wobei <math>U</math> der Lösungsraum des zugehörigen homogenen Gleichungssystems ist und <math>v</math> eine beliebige Lösung des inhomogenen Gleichungssystems. Ein inhomogenes Gleichungssystem ist folglich genau dann eindeutig lösbar, wenn der [[Nullvektor]] die einzige Lösung („triviale Lösung“) des homogenen Gleichungssystems ist. Insbesondere gilt entweder <math>L = \emptyset</math> oder <math>\operatorname{dim}(L) = n-r</math> mit <math>r=\operatorname{Rang}(A)</math>.
Das Gleichungssystem <math>A \cdot x = b</math> ist genau dann lösbar, wenn der [[Rang (Mathematik)|Rang]] der Matrix <math>A</math> gleich dem Rang der '''erweiterten Matrix''' <math>(A|b)</math> ist.


Die Lösungsmenge eines linearen Gleichungssystems verändert sich nicht, wenn eine der drei elementaren Zeilenumformungen durchgeführt wird:
Dabei ist die erweiterte Matrix <math>(A|b) :=
# Vertauschen zweier Zeilen
\begin{pmatrix}
# Multiplizieren einer Zeile mit einer von null verschiedenen Zahl
a_{11} & a_{12} & \cdots & a_{1n} & b_1\\
# Addieren einer Zeile (oder des Vielfachen einer Zeile) zu einer anderen Zeile
a_{21} & a_{22} & \cdots & a_{2n} & b_2\\
Die Lösungsmenge eines quadratischen linearen Gleichungssystems verändert sich sogar dann nicht, wenn das Gleichungssystem mit einer [[Reguläre Matrix|regulären Matrix]] multipliziert wird.
\vdots & \vdots & \ddots & \vdots & \vdots\\
a_{m1} & a_{m2} & \cdots & a_{mn} & b_m
\end{pmatrix}</math>.


=== Bestimmung über die erweiterte Koeffizientenmatrix ===
Eindeutig lösbar ist <math>A \cdot x = b</math>, wenn die Anzahl der Unbekannten <math>n</math> gleich dem Rang der erweiterten Matrix ist.
Die Form der Lösungsmenge lässt sich grundsätzlich mit Hilfe der erweiterten Koeffizientenmatrix bestimmen, indem diese mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen (siehe [[Gauß-Verfahren]]) in Stufenform gebracht wird:
:<math>\left(
\begin{array}{cccccc|c}
a_{1, 1} & a_{1, 2} & \cdots & a_{1k} & \cdots & a_{1n} & b_1 \\
0 & a_{2, 2} & \cdots & a_{2k} & \cdots & a_{2n} & b_2 \\
\vdots & \ddots & \ddots & \vdots & \ddots & \vdots & \vdots \\
0 & \cdots & 0 & a_{kk} & \cdots & a_{kn} & b_k \\
\vdots & \ddots & \vdots & 0 & \cdots & 0 & \vdots \\
0 & \cdots & 0 & 0 & \cdots & 0 & b_m \\
\end{array}
\right)</math>
Um immer genau diese Form zu erhalten, muss man manchmal auch Spaltenvertauschungen durchführen. Spaltenvertauschungen ändern die Reihenfolge der Variablen, was man am Schluss berücksichtigen muss. Außerdem wird hier auch angenommen, dass die Koeffizienten <math>a_{jj}, j=1, \dotsc, k </math> nicht null sind.


Die Anzahl der Lösungen lässt sich dann an den <math>b_i</math> ablesen:
Nachdem [[Zeilenrang]] gleich [[Spaltenrang]] bei einer Matrix gilt, ist ein [[überbestimmt]]es, lineares Gleichungssystem also trotzdem lösbar, wenn durch Hinzunahme der rechten Seite in die Matrix <math>A</math> zu <math>(A|b)</math> keine Vergrößerung des Ranges stattfindet. In diesem Fall sind die Gleichungen [[linear abhängig]] und die Information der Gleichungen also [[redundant]]. Wenn die Anzahl [[linear unabhängig]]er Gleichungen, der Rang der erweiterten Matrix oder auch die Anzahl der unabhängigen Informationen gleich der Anzahl Unbekannter ist, existiert also genau eine Lösung. Gibt es weniger Unbekannte, so sind diese nicht eindeutig bestimmbar; das System ist [[unterbestimmt]].
* Ist mindestens eines der <math>b_{k+1}, \dotsc, b_m</math> ungleich null, so gibt es keine Lösung.
* Sind alle <math>b_{k+1}, \dotsc, b_m</math> gleich null (oder <math>k = m</math>), so gilt:
** Ist <math>k = n</math>, so ist das Gleichungssystem eindeutig lösbar.
** Ist <math>k < n</math>, gibt es unendlich viele Lösungen. Der Lösungsraum hat die [[Dimension (Vektorraum)|Dimension]] <math>n - k</math>.


Durch weitere elementare Zeilenumformungen (siehe [[Gauß-Jordan-Verfahren]]) kann die Matrix in folgende Form gebracht werden:
Bei Anwendungen (z.B. [[Geodäsie]]) sind oft überbestimmte Gleichungssysteme zu lösen. Um den [[Messfehler]] von Messungen zu verringern, wird auf verschiedene Arten gemessen und es existieren mehr Messergebnisse als Unbekannte. In der Regel widersprechen sich die Gleichungen, wenn mehr Gleichungen als Unbekannte vorhanden sind. Als Lösungsmethode hat es sich bewährt, zu dem Konstantenvektor b einen geeigneten (zunächst fast beliebigigen) sogenannten [[Residuenvektor]] zu addieren um das Gleichungssystem widerspruchsfrei zu machen. Als weitere Bedingung wird dann fast immer gestellt, dass der Residuenvektor minimal wird. Was unter minimal zu verstehen ist, kann durchaus von der Aufgabe abhängen. In der Regel wird gefordert, dass die Gaußsche [[Normierter_Raum|Norm]] des Residuenvektors (die Addition der einzelnen Komponentenquadrate des Residuenvektors) zum Minimum wird. Das entspricht dem Gesetz der zufälligen Messabweichungen.
:<math>\left(
\begin{array}{ccccccc|c}
1 & 0 & \cdots & 0 & a_{1, k+1} & \cdots & a_{1n} & b_1 \\
0 & 1 & \ddots & 0 & a_{2, k+1} & \cdots & a_{2n} & b_2 \\
\vdots & \ddots & \ddots & \vdots & \vdots & \ddots & \vdots & \vdots \\
0 & \cdots & 0 & 1 & a_{k, k+1} & \cdots & a_{kn} & b_k \\
\vdots & \ddots & \vdots & 0 & \cdots & \cdots & 0 & \vdots \\
0 & \cdots & 0 & 0 & \cdots & \cdots & 0 & b_m \\
\end{array}
\right)</math>
Sofern es überhaupt eine Lösung gibt (<math>b_{k+1}, \dotsc, b_m = 0</math>), gilt für die Lösungsmenge <math>L</math>:
:<math>
L = \left\{\begin{array}{c|c}
\left(
\begin{array}{c}
b_1 \\
\vdots \\
b_k \\
0 \\
\vdots \\
0 \\
\end{array}
\right)
+
\left(
\begin{array}{cccc}
-a_{1, k+1} & -a_{1, k+2} & \cdots & -a_{1n} \\
\vdots & \ddots & \ddots & \vdots \\
-a_{k, k+1} & -a_{k, k+2} & \cdots & -a_{kn} \\
1 & 0 & \cdots & 0 \\
0 & 1 & \ddots & \vdots \\
\vdots & \ddots & \ddots & 0 \\
0 & \cdots & \cdots & 1 \\
\end{array}
\right)
\cdot
\begin{pmatrix}
s_{k+1} \\ s_{k+2} \\ \vdots \\ s_n
\end{pmatrix}
&
\begin{pmatrix}
s_{k+1} \\ s_{k+2} \\ \vdots \\ s_n
\end{pmatrix} \in K^{n-k}
\end{array}\right\}
</math>
Hierbei ist <math>s = \begin{pmatrix}
s_{k+1} \\ s_{k+2} \\ \vdots \\ s_n
\end{pmatrix}</math> der Vektor der freien Variablen.


== Formen von Gleichungssystemen ==
Ob ein Gleichungssystem eindeutig lösbar ist kann man mit Hilfe der [[Determinante (Mathematik)|Determinante]] überprüfen. Ist der Wert der Koeffizientendeterminante ungleich Null, ist das Gleichungssystem eindeutig lösbar.
Lineare Gleichungssysteme können in Formen vorliegen, in denen sie leicht gelöst werden können. Vielfach werden beliebige Gleichungssysteme mittels eines Algorithmus in eine entsprechende Gestalt gebracht, um anschließend eine Lösung zu finden.


==Lösungsmenge==
=== Quadratisch ===
Von einem quadratischen Gleichungssystem ist die Rede, wenn die Zahl der Unbekannten gleich der Zahl der Gleichungen ist. Ein Gleichungssystem dieser Form kann, wenn die Zeilen oder Spalten [[Lineare Unabhängigkeit|linear unabhängig]] sind, eindeutig gelöst werden (Lösungsverfahren werden weiter unten besprochen).


=== Stufenform, Treppenform ===
Die Lösungen eines homogenen linearen Gleichungssystem bilden einen [[Vektorraum]], d.h. mit Lösungen <math>x_i \in \mathbb{K}^n</math> und beliebigen Koeffizienten <math>\alpha_i \in \mathbb{K}</math> gilt:
In der Stufenform (auch Zeilenstufenform, Zeilennormalform, Stufengestalt, Staffelgestalt, Treppenform, Treppenstufenform oder Treppennormalform) verringert sich in jeder Zeile die Zahl der Unbekannten um mindestens eine, die dann auch in den darauffolgenden Zeilen nicht mehr vorkommt. Durch die Anwendung des [[Gaußsches Eliminationsverfahren|gaußschen Eliminationsverfahrens]] kann ein beliebiges Gleichungssystem in diese Form gebracht werden.
<math>\sum\alpha_i\, x_i</math> ist eine Lösung. Man nennt diesen Raum den [[Kern]] der [[Matrix (Mathematik)|Matrix]]
.
Ist ein homogenes System eindeutig lösbar, ist nur der [[Nullvektor]] Lösung ("triviale Lösung").


Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind <math>0</math>):
Die Lösungsmenge eines inhomogenen linearen Gleichungssystem ist eine lineare [[Mannigfaltigkeit]] bzw. ein [[affiner Raum]].
:<math>\begin{matrix}

6 x_1 & + & 3 x_2 & + & 4 x_3 & = & 1\\
==Determinante==
& & & - & 5 x_3 & = & 10

\end{matrix}</math>
Eine [[Determinante (Mathematik)|Determinante]] ist eine [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die jeder quadratischen [[Matrix (Mathematik)|Matrix]], auch den Matrizen von linearen Gleichungssystemen, eine [[Zahl]] zuordnet.
Ein zweireihiges Gleichungssystem hat die Koeffizientendeterminante

: <math> \det(A) = \begin{vmatrix} a_{11} & a_{12} \\ a_{21} & a_{22} \end{vmatrix} = a_{11} * a_{22} - a_{21} * a_{12} </math>.

Die Koeffizientendeterminante, also die Determinante der Zahlen auf der linken Seite des Gleichungssystems, gibt Informationen über die Lösbarkeit des Systems. Ist der Wert der Koeffizientendeterminante ungleich Null, hat das lineare Gleichungssystem eine eindeutige Lösung. Ist der Wert der Koeffizientendeterminante gleich Null hängt die Lösbarkeit von den Werten der Nebendeterminanten ab. Bei diesen wird jeweils eine Spalte der Koeffizientendeterminante durch die Spalte der rechten Seite (den Vektor b) ersetzt. Haben alle Nebendeterminanten den Wert Null hat das System unendlich viele Lösungen, ist der Wert einer Nebendeterminante ungleich Null ist das Gleichungssystem unlösbar. Nach der [[Cramersche Regel|Cramerschen Regel]] kann durch die Determinanten auch die Lösung des Gleichungssystems berechnet werden. Die Berechnung größerer Determinanten erfordert einen großen Rechenaufwand, ist aber vor allem für theoretische Überlegungen nützlich.

==Formen von Gleichungssystemen==

Lineare Gleichungssysteme können in Formen vorliegen, in denen sie leicht gelöst werden können.
In der '''Stufenform''' (auch Stufengestalt oder Staffelgestalt) verringert sich in jeder Zeile die Zahl der Unbekannten um mindestens eine, die dann auch in den darauffolgenden Zeilen nicht mehr vorkommt. Die '''Dreiecksform''' ist ein Sonderfall der Stufenform, in ihr hat jede Zeile genau eine Unbekannte weniger als die Vorhergehende. Das [[Gaußsches Eliminationsverfahren|Gaußsche Eliminationsverfahren]] bringt Gleichungssysteme in eine dieser beiden Formen.


Lineare Gleichungssysteme in Stufenform können durch Rückwärtseinsetzen (Rücksubstitution) gelöst werden. Beginnend mit der letzten Zeile wird damit die Unbekannte berechnet und das gewonnene Ergebnis jeweils in die darüberliegende Zeile eingesetzt, um die nächste Unbekannte zu berechnen.
Liegt ein Gleichungssystem in Stufen- oder Dreieckform vor, kann es durch Rücksubstitution leicht gelöst werden. Das heißt man berechnet die Unbekannte der letzten Zeile und setzt diese in die darüberliegende Zeile ein um die nächste Unbekannte zu berechnen. Die Koeffizientendeterminante kann bei der Dreiecksform berechnet werden, indem man die ersten Koeffizienten jeder Zeile miteinander multipliziert. Ist einer der Koeffizienten der Diagonal Null, das heißt das System ist in Stufen- aber nicht in Dreiecksform, ist die Koeffizientendeterminante Null und das System nicht eindeutig lösbar.


Lösung des obigen Beispiels:
Beispiele (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind Null):
# Auflösen der zweiten Zeile nach <math>x_3:</math>
#: <math>x_3 = \frac{10}{-5} = -2</math>
# Einsetzen von <math>x_3</math> in die erste Zeile:
#: <math>6 x_1 + 3 x_2 + 4 \cdot (-2) = 1</math>
# Auflösen der ersten Zeile nach <math>x_2:</math>
#: <math>x_2 = -2 x_1 + 3</math>
# Mit <math>x_1=t</math> sind alle Vektoren der Form <math>\begin{pmatrix}t \\ -2t + 3 \\ -2\end{pmatrix}</math> Lösungen des Gleichungssystems.


=== Dreiecksform ===
Stufenform
Die Dreiecksform ist ein Sonderfall der Stufenform, bei der jede Zeile genau eine Unbekannte weniger als die vorhergehende hat. Das bedeutet, dass alle Koeffizienten <math>a_{ii}</math> der [[Hauptdiagonale]] von <math>0</math> verschieden sind. Die Dreiecksform entsteht bei Anwendung des [[Gaußsches Eliminationsverfahren|gaußschen Eliminationsverfahrens]], wenn das Gleichungssystem genau eine Lösung hat.


Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind <math>0</math>):
:<math>\begin{matrix}
:<math>\begin{matrix}
a_{11} x_1 + a_{12} x_2 + a_{13} x_3 & = & b_1\\
6 x_1 & + & 3 x_2 & + & 4 x_3 & = & 1\\
\qquad \qquad \qquad \quad a_{23} x_3 & = & b_2\\
& & 8 x_2 & + & 5 x_3 & = & -1\\
& & & - & 2 x_3 & = & 6
\end{matrix}</math>
\end{matrix}</math>
Wie lineare Gleichungssysteme in Stufenform können auch solche in Dreiecksform durch Rückwärtseinsetzen gelöst werden.


=== Reduzierte Stufenform ===
Dreiecksform:
Auch die reduzierte Stufenform (auch normierte Zeilenstufenform) ist ein Sonderfall der Stufenform. Bei ihr treten die jeweils ersten Unbekannten jeder Zeile nur ein einziges Mal auf und haben den Koeffizienten <math>1</math>. Die reduzierte Stufenform eines linearen Gleichungssystems ist eindeutig: Es gibt also für jedes lineare Gleichungssystem genau eine reduzierte Stufenform. Durch die Anwendung des [[Gauß-Jordan-Algorithmus]] kann ein beliebiges lineares Gleichungssystem in diese Form gebracht werden.


Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind <math>0</math>):
:<math>\begin{matrix}
:<math>\begin{matrix}
a_{11} x_1 + a_{12} x_2 + a_{13} x_3 & = & b_1\\
x_1 & & & & & + & 4 x_4 & = & -1\\
\qquad \qquad a_{22} x_2 + a_{23} x_3 & = & b_2\\
& & x_2 & & & - & 5 x_4 & = & -9\\
\qquad \qquad \qquad \quad a_{33} x_3 & = & b_3\\
& & & & x_3 & - & 7 x_4 & = & 10
\end{matrix}</math>
\end{matrix}</math>


Die Lösung des linearen Gleichungssystems kann nun direkt abgelesen werden: Sofern <math>x_4=t</math> gesetzt und das Gleichungssystem rekursiv gelöst wird, ergeben sich alle Vektoren der Form <math>(-4t - 1, 5t - 9, 7t + 10, t)^\mathsf{T}</math> als Lösungen.
Die '''reduzierte Stufenform''' ist wiederum ein Sonderfall der Stufenform, in ihr treten die jeweils ersten Unbekannten jeder Zeile nur ein einziges Mal auf und haben den Wert Eins. Der [[Gauß-Jordan-Algorithmus]] bringt Gleichungssysteme in diese Form, in der die Ergebnisse direkt abgelesen werden können. Ist ein Gleichungssystem nicht überbestimmt sind Systeme in der reduzierten Stufenform gleichzeitig in der Diagonalform, das heißt jede Unbekannte tritt nur einmal, auf der Hauptdiagonale liegend, auf. Die Koeffizientendeterminante hat bei dieser Form den Wert eins.


=== Weitere Formen ===
reduzierte Stufenform
In der Praxis relevant sind die Sonderfälle [[Dünnbesetzte Matrix|dünnbesetzter Matrizen]] (sehr große Matrizen mit relativ wenigen Elementen ungleich null) und [[Bandmatrix|Bandmatrizen]] (ebenfalls große Matrizen, deren nicht verschwindende Elemente sich um die Hauptdiagonale konzentrieren), die sich mit speziell angepassten Lösungsverfahren (s.&nbsp;u.) behandeln lassen.


== Lösungsverfahren ==
:<math>\begin{matrix}
Die Methoden zur Lösung von linearen Gleichungssystemen werden in [[Iterationsverfahren|iterative]] und [[Direktes Verfahren|direkte]] Verfahren unterteilt. Beispiele für direkte Verfahren sind das [[Einsetzungsverfahren]], das [[Gleichsetzungsverfahren]] und das [[Additionsverfahren (Mathematik)|Additionsverfahren]] für einfache Gleichungssysteme sowie das auf dem Additionsverfahren basierende [[Gaußsches Eliminationsverfahren|gaußsche Eliminationsverfahren]], das ein Gleichungssystem auf Stufenform bringt. Eine Variante des Gauß-Verfahrens ist die [[Cholesky-Zerlegung]], die nur für [[Symmetrische Matrix|symmetrische]], [[Definitheit|positiv definite Matrizen]] funktioniert. Doppelt so viel Aufwand wie das Gauß-Verfahren braucht die [[QR-Zerlegung]], die dafür [[Stabilität (Numerik)|stabiler]] ist. Die [[Cramersche Regel]] verwendet Determinanten, um Formeln für die Lösung eines quadratischen linearen Gleichungssystems zu erzeugen, wenn dieses eindeutig lösbar ist. Für die numerische Berechnung ist sie auf Grund des hohen Rechenaufwands jedoch nicht geeignet.
x_1 \qquad + a_{14} x_4 & = & b_1\\
\quad x_2 \quad + a_{24} x_4 & = & b_2\\
\qquad \ x_3 + a_{34} x_4& = & b_3\\
\end{matrix}</math>


Iterative Verfahren sind beispielsweise die zur Klasse der [[Splitting-Verfahren]] gehörenden [[Gauß-Seidel-Verfahren|Gauß-Seidel-]] und [[Jacobi-Verfahren]]. Diese konvergieren nicht für jede Matrix und sind für viele praktische Probleme sehr langsam. Modernere Verfahren sind etwa [[Vorkonditionierung|vorkonditionierte]] [[Krylow-Unterraum-Verfahren]], die insbesondere für große [[Dünnbesetzte Matrix|dünnbesetzte Matrizen]] sehr schnell sind, sowie [[Mehrgitterverfahren]] zur Lösung von Systemen, die aus der [[Diskretisierung]] bestimmter [[Partielle Differentialgleichung|partieller Differentialgleichungen]] stammen.
Diagonalform


Bei Anwendungen (z.&nbsp;B. [[Geodäsie]]) werden oft Messungen unterschiedlichen Typs ausgeführt, und es werden, um die Auswirkung von [[Messfehler]]n zu verringern, mehr Messungen ausgeführt, als Unbekannte zu bestimmen sind. Jede Messung liefert eine Gleichung zur Bestimmung der Unbekannten. Wenn diese Gleichungen nicht alle linear sind, wird das Gleichungssystem mit Verwendung von bekannten Näherungswerten der Unbekannten [[Linearisierung|linearisiert]]. Dann sind anstelle der eigentlichen Unbekannten deren kleine Abweichungen von den Näherungswerten zu bestimmen. In der Regel widersprechen sich die Gleichungen, wenn mehr Gleichungen als Unbekannte vorhanden sind, sodass es keine strenge Lösung gibt. Als Ausweg wird dann üblicherweise durch eine [[Ausgleichungsrechnung|Ausgleichung]] mittels der [[Methode der kleinsten Quadrate]] eine Lösung bestimmt, die typischerweise keine Gleichung exakt erfüllt, aber unter vernünftigen Annahmen über die Messfehler eine optimale Näherung der „wahren“ Messgrößen angibt.
:<math>\begin{matrix}
x_1 \qquad \qquad & = & b_1\\
\quad x_2 \qquad & = & b_2\\
\qquad \ x_3 & = & b_3\\
\end{matrix}</math>


Die derzeit beste bekannte asymptotische obere Schranke an arithmetischen Operationen, um ein beliebiges lineares Gleichungssystem zu lösen, liefert ein praktisch nicht anwendbarer Algorithmus von [[Don Coppersmith]] und [[Shmuel Winograd]] aus dem Jahre 1990, der ein <math>n \times n</math>-System in [[Landau-Symbole|O(n<sup>2,376</sup>)]] löst.<ref>[[Gene Golub|Gene H. Golub]], Charles F. Van Loan: ''Matrix Computations.'' 3rd edition, reprint. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1996, ISBN 0-8018-5414-8.</ref> Klar ist, dass mindestens O(n<sup>2</sup>) Operationen notwendig sind; nicht jedoch, ob diese untere Schranke auch erreicht werden kann.
===erlaubte Umformungen===


Fast [[Singuläre Matrix|singuläre]] lineare Gleichungssysteme können durch [[Singulärwertzerlegung]] auf [[Numerische Mathematik|numerische Weise]] passabel gelöst werden.
Bei linearen Gleichungssystemen gibt es drei ''elementare Zeilenumformungen'':
#Das Vertauschen von zwei (kompletten) Zeilen
#Das Multiplizieren einer Zeile mit einer von Null verschiedenen Zahl
#Das Addieren einer Zeile oder des Vielfachen einer Zeile zu einer anderen


== Literatur ==
Bei diesen Umformungen handelt es sich um Äquivalenzumformungen, das heißt durch diese Umformungen ändert sich die Lösungsmenge eines Gleichungssystems nicht.
* [[Ferdinand Georg Frobenius|G. Frobenius]]: ''Zur Theorie der linearen Gleichungen.'' In: ''Journal für die reine und angewandte Mathematik (= Crelle’s Journal.)'' Bd. 129, 1905 {{ISSN|0075-4102}}, S.&nbsp;175–180, [http://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PPN=PPN243919689_0129&DMDID=dmdlog13 Digitalisat.]
* [[Andreas Meister]]: ''Numerik linearer Gleichungssysteme. Eine Einführung in moderne Verfahren.'' 2., überarbeitete Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-528-13135-7.
* Falko Lorenz: ''Lineare Algebra.'' Band 1, 4. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2003, ISBN 3-8274-1406-7.
* [[Gerd Fischer (Mathematiker)|Gerd Fischer]]: ''Lineare Algebra.'' 15., verbesserte Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8348-0031-7.


== Weblinks ==
==Lösungsverfahren==
* [http://www.gecco.info/math/dokumente.html PDF-Sammlung auf gecco.info.] Ausführliche Beschreibung verschiedener Lösungsmöglichkeiten von linearen Gleichungssystemen (einfach, ohne Matrizen).
Die Methoden zur Lösung von linearen Gleichungssystemen unterteilt man in [[Iterationsverfahren|iterative]] und [[direktes Verfahren|direkte]] Verfahren. Beispiele für direkte Verfahren sind das [[Einsetzungsverfahren]], das [[Gleichsetzungsverfahren]] und das [[Additionsverfahren (Mathematik)|Additionsverfahren]] für einfache Gleichungssystemen, das auf dem Additionsverfahren basierende [[Gaußsches Eliminationsverfahren|Gaußsche Eliminationsverfahren]], das ein Gleichungssystem auf Stufenform bringt, und die [[Cramersche Regel]], die mit Determinanten arbeitet. Eine Variante des Gauß-Verfahrens ist die [[Cholesky-Zerlegung]], die nur für symmetrische, positiv definite Matrizen funktioniert.
* [http://www.arndt-bruenner.de/mathe/scripts/gleichungssysteme.htm Arndt Brünner Scripts.] Online-Rechner zum Lösen linearer Gleichungssysteme.
* [http://wims.unice.fr/wims/wims.cgi?module=tool/linear/linsolver.en Online-Löser] für lineare Gleichungssysteme (englisch, aber unterstützt Parameter).
* [https://www.youtube.com/watch?v=V77joKwBifU Einführung zu den drei Lösungsverfahren (Video)] für Schüler und Studenten.


== Einzelnachweise ==
Iterative Verfahren sind beispielsweise die zur Klasse der [[Splitting-Verfahren]] gehörenden [[Gauß-Seidel-Verfahren|Gauß-Seidel-]] und [[Jacobi-Verfahren]]. Diese konvergieren nicht für jede Matrix und sind für viele praktische Probleme sehr langsam. Modernere Verfahren sind [[Vorkonditionierung|vorkonditionierte]] [[Krylow-Unterraum-Verfahren]], die insbesondere für große dünnbesetzte Matrizen sehr schnell sind.
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4035826-4}}
==Siehe auch==
*[[Toeplitz-Matrix]]
*[[Liste numerischer Verfahren#Lineare Gleichungssysteme|Liste numerischer Verfahren]]
*[[Lineare Rekurrenz]]

==Weblinks==
*[http://people.freenet.de/julianvarghese//inf-facharbeit/Gauss.html Applet zum Lösen linearer Gleichungssysteme] Benutzerfreundliches Applet, das beliebige lineare Gleichungssysteme anschaulich schrittweise erklärend mit Hilfe von Gauß-Elimination und Gauß-Jordanverfahren löst.
*[http://www.arndt-bruenner.de/mathe/scripts/gleichungssysteme.htm Arndt Brünner Scripts] Der Online-Rechner zum Lösen linearer Gleichungssysteme.
*[http://wims.unice.fr/wims/wims.cgi?module=tool/linear/linsolver.en Online-Löser] für lineare Gleichungssysteme (englisch)
*[http://www.mathe1.de/mathematikbuch/funktionen_gleichsetzungsverfahren_17.htm Gleichsetzungsverfahren für Schüler]
*[http://www.mathe1.de/mathematikbuch/funktionen_einsetzungsverfahren_18.htm Einsetzungsverfahren für Schüler]
*[http://www.mathe1.de/mathematikbuch/funktionen_additionsverfahren_19.htm Additionsverfahren für Schüler]
*[http://www.mathe1.de/mathematikbuch/funktionen_eignungverfahren_20.htm Wann welches Verfahren?]


[[Kategorie:Lineare Algebra]]
[[Kategorie:Lineare Algebra]]

[[ar:نظام المعادلات الخطية]]
[[cs:Soustava lineárních rovnic]]
[[en:System of linear equations]]
[[et:Lineaarvõrrandisüsteem]]
[[fr:Système d'équations linéaires]]
[[ja:線型方程式系]]
[[pl:Układ równań liniowych]]
[[pt:Sistema de equações lineares]]
[[ru:Система линейных уравнений]]
[[vi:Hệ phương trình tuyến tính]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2025, 14:59 Uhr

Ein lineares Gleichungssystem (kurz LGS) ist in der linearen Algebra eine Menge linearer Gleichungen mit einer oder mehreren Unbekannten, die alle zugleich erfüllt sein sollen.

Ein entsprechendes System mit drei Unbekannten sieht beispielsweise wie folgt aus:

Für sind alle drei Gleichungen erfüllt, es handelt sich um eine Lösung des Systems. Diese besteht also im Unterschied zur Lösungsmenge einer einzigen Gleichung in diesem Beispiel – alle Punkte einer Ebene im dreidimensionalen Raum – aus einem n-Tupel, in diesem Fall einem Zahlentripel. Dieses wird auch als Lösungsvektor bezeichnet. Zur Anzahl der möglichen Lösungen siehe den Abschnitt Lösbarkeit.

Allgemein lässt sich ein lineares Gleichungssystem mit Gleichungen und Unbekannten immer in die folgende Form bringen:

Lineare Gleichungssysteme werden als homogen bezeichnet, wenn alle gleich 0 sind, andernfalls als inhomogen. Homogene Gleichungssysteme besitzen stets mindestens die sogenannte triviale Lösung, bei der alle Variablen gleich 0 sind. Bei inhomogenen Gleichungssystemen kann dagegen der Fall eintreten, dass überhaupt keine Lösung existiert.

„Spaltenweise“ und „zeilenweise“ geometrische Interpretation

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Geht man von einer vorgegebenen Basis eines -dimensionalen Vektorraumes aus, so lassen sich die reellen Zahlen in der -ten „Spalte“ des Gleichungssystems, also die Zahlen als Koeffizienten eines Vektors auffassen. Ebenso lassen sich als Koeffizienten eines Lösungsvektors interpretieren.

Damit lässt sich die Lösung eines linearen Gleichungssystems auf das Problem zurückführen, den Lösungsvektor durch eine Linearkombination der Vektoren darzustellen. Gesucht sind also Folgen reeller Zahlen , sodass .

Alternativ lässt sich jede der m Zeilen eines linearen Gleichungssystems geometrisch als Gleichung einer Hyperebene in einem n-dimensionalen Vektorraum deuten, wobei n die Anzahl der Variablen bzw. Unbekannten ist. Spezialfälle von Hyperebenen sind Geraden in der Ebene und Ebenen im Raum.

Hierbei geht man von einer vorgegebenen Basis eines -dimensionalen Vektorraumes sowie von der dualen Basis des Vektorraumes der zugehörigen Linearformen aus. Dann lassen sich die reellen Zahlen der -ten Zeile als Koeffizienten einer Linearform interpretieren. Ebenso lassen sich die als Koeffizienten eines Vektors auffassen. Die -te Gleichung des linearen Gleichungssystems (): ist dann die Bestimmungsgleichung der affinen Hyperebene

Damit lässt sich die Lösung eines linearen Gleichungssystems auf ein Schnittproblem von Hyperebenen zurückführen: Gesucht ist die Menge der gemeinsamen Punkte aller Hyperebenen.

Keine dieser beiden Sichtweisen ist grundsätzlich der anderen vorzuziehen. Wichtig für ein umfassendes Verständnis ist vielmehr die geschickte Kombination der verschiedenen Perspektiven. Der im Abschnitt Lösbarkeitskriterien zitierte Satz von Kronecker-Capelli ergibt sich z. B. als unmittelbare Folge des „spaltenweisen“ Ansatzes. Die unten angegebenen Beispiele für die Lösung als Schnitt von zwei Geraden in der Ebene basieren hingegen auf der „zeilenweisen“ Interpretation des Gleichungssystems.

Die Graphen der Fragestellung, die sich im Punkt schneiden

Lineare Gleichungssysteme entstehen vielfach als Modelle von praktischen Aufgabenstellungen. Ein typisches Beispiel aus der Schulmathematik lautet wie folgt:

„Ein Vater und ein Sohn sind zusammen 62 Jahre alt. Vor sechs Jahren war der Vater viermal so alt wie damals der Sohn. Wie alt ist jeder?“

Es lässt sich auch durch das folgende lineare Gleichungssystem beschreiben:

Die Variable repräsentiert hier das Alter des Vaters und die Variable das des Sohnes. Das Gleichungssystem wird in einem ersten Schritt üblicherweise in eine Standardform gebracht, bei der auf der linken Seite nur Terme mit Variablen und auf der rechten Seite die reinen Zahlen stehen. Im vorliegenden Beispiel wird dazu die zweite Gleichung ausmultipliziert und umgestellt.

Um dieses Gleichungssystem zu lösen, kann auf eine Vielzahl von Lösungsverfahren (siehe Lösungsverfahren) zurückgegriffen werden. Beispielhaft wird hier das Additionsverfahren verwendet. Um zunächst die Variable zu eliminieren, wird die erste Gleichung von der zweiten subtrahiert.

Die entstandene Gleichung wird nach der Variablen aufgelöst, indem beide Seiten durch geteilt werden. Das ergibt das Alter des Sohnes, der 16 Jahre alt ist. Dieser Wert für wird wieder in die erste Gleichung eingesetzt.

Durch die Auflösung der Gleichung nach der Variablen lässt sich das Alter des Vaters berechnen, der 46 Jahre alt ist.

Die Aufgabe lässt sich auch geometrisch lösen, indem die beiden Zeilen des linearen Gleichungssystems als Geradengleichungen interpretiert werden. Dabei werden die Variable als und die Variable als bezeichnet und beide Gleichungen nach aufgelöst:

Der Schnittpunkt der beiden Geraden ist der Punkt , wobei die erste Koordinate dem Alter des Vaters und die zweite dem Alter des Sohnes entspricht (siehe Grafik).

Für die Behandlung von linearen Gleichungssystemen ist es nützlich, alle Koeffizienten zu einer Matrix , der sogenannten Koeffizientenmatrix zusammenzufassen:

Des Weiteren lassen sich auch alle Unbekannten und die rechte Seite des Gleichungssystems zu einspaltigen Matrizen (das sind Spaltenvektoren) zusammenfassen:

Damit schreibt sich ein lineares Gleichungssystem unter Benutzung der Matrix-Vektor-Multiplikation kurz

Sowohl die Koeffizienten , die Unbekannten als auch die entstammen demselben Körper . Insbesondere gilt

und .

Zur Festlegung eines linearen Gleichungssystems ist die Angabe der Unbekannten nicht nötig. Es genügt die Angabe der erweiterten Koeffizientenmatrix, die entsteht, wenn an die Koeffizientenmatrix eine Spalte mit der rechten Seite des Gleichungssystems angefügt wird:

Ein Vektor ist eine Lösung des linearen Gleichungssystems, wenn gilt. Ob und wie viele Lösungen ein Gleichungssystem besitzt, ist unterschiedlich. Bei linearen Gleichungssystemen über einem unendlichen Körper können drei Fälle auftreten:

  • Das lineare Gleichungssystem hat keine Lösung, d. h., die Lösungsmenge ist die leere Menge.
  • Das lineare Gleichungssystem hat genau eine Lösung, d. h., die Lösungsmenge enthält genau ein Element.
  • Das lineare Gleichungssystem hat unendlich viele Lösungen. Die Lösungsmenge enthält in diesem Falle unendlich viele n-Tupel, die alle Gleichungen des Systems erfüllen.

Über einem endlichen Körper ist die Anzahl der Lösungen eine Potenz der Mächtigkeit von .

Beispiele für Lösbarkeit mit geometrischer Interpretation (Schnitt von zwei Geraden in der Ebene)

Die beiden Gleichungen des linearen Gleichungssystems werden jeweils als Normalenform einer Geradengleichung in der Ebene gedeutet.

  • Eindeutige Lösung:
Die beiden Geradengleichungen lauten:
und
Die beiden Normalenvektoren sind nicht kollinear, also auch die beiden Geraden nicht. Sie schneiden sich deshalb in genau einem Punkt.
Der Schnittpunkt bedeutet, dass die Lösung und ist. Die Lösungsmenge ist einelementig: .
  • Keine Lösung:
Die entsprechenden Geradengleichungen sind
und .
Die Normalenvektoren sind kollinear, daher sind die beiden Geraden parallel.
Sie sind aber nicht identisch, daher gibt es keine Schnittpunkte und damit auch keine Lösung. Die Lösungsmenge ist leer: .
  • Unendlich viele Lösungen:
Die beiden Geradengleichungen lauten
und .
Die Normalenvektoren sind kollinear. Die beiden Geraden sind nicht nur parallel, sondern sogar identisch.
Es gibt somit unendlich viele Schnittpunkte und damit auch unendlich viele Lösungen. Die Lösungsmenge ist .
Entsprechende Überlegungen können auch auf Ebenen im Raum bzw. Hyperebenen im n-dimensionalen Vektorraum übertragen werden.

Lösbarkeitskriterien

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Ein lineares Gleichungssystem ist genau dann lösbar, wenn der Rang der Koeffizientenmatrix gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix ist (Satz von Kronecker-Capelli). Ist der Rang der Koeffizientenmatrix gleich dem Rang der erweiterten Koeffizientenmatrix und auch gleich der Anzahl der Unbekannten, so besitzt das Gleichungssystem genau eine Lösung.

Bei einem quadratischen Gleichungssystem, also im Fall (siehe unten), gibt die Determinante Auskunft über die Lösbarkeit. Das Gleichungssystem ist genau dann eindeutig lösbar, wenn der Wert der Determinante der Koeffizientenmatrix ungleich null ist. Ist der Wert jedoch gleich null, hängt die Lösbarkeit von den Werten der Nebendeterminanten ab. Bei diesen wird jeweils eine Spalte der Koeffizientenmatrix durch die Spalte der rechten Seite (den Vektor ) ersetzt. Nur wenn alle Nebendeterminanten den Wert null haben, kann das System unendlich viele Lösungen haben, ansonsten ist das Gleichungssystem unlösbar.

Insbesondere Gleichungssysteme mit mehr Gleichungen als Unbekannten, sogenannte überbestimmte Gleichungssysteme, besitzen häufig keine Lösung. Beispielsweise besitzt das folgende Gleichungssystem keine Lösung, da nicht beide Gleichungen erfüllen kann:

Näherungslösungen von überbestimmten Gleichungssystemen werden dann meist über die Ausgleichungsrechnung definiert und bestimmt.

Dass ein lineares Gleichungssystem unendlich viele Lösungen hat, kann nur vorkommen, wenn es weniger linear unabhängige Gleichungen als Unbekannte gibt und der zugrundeliegende Körper unendlich viele Elemente enthält. Beispielsweise besitzt das folgende (aus nur einer Gleichung bestehende) Gleichungssystem unendlich viele Lösungen, nämlich alle Vektoren mit

Die Lösungsmenge eines linearen Gleichungssystems besteht aus allen Vektoren , für die erfüllt ist:

Liegt ein homogenes lineares Gleichungssystem vor, so bildet dessen Lösungsmenge einen Untervektorraum von . Damit gilt die Superpositionseigenschaft, nach der für eine oder mehrere Lösungen auch deren Linearkombinationen (mit beliebigen ) Lösungen des Gleichungssystems sind. Die Lösungsmenge heißt daher auch Lösungsraum und ist identisch mit dem Kern der Matrix . Bezeichnet den Rang der Matrix , dann ist nach dem Rangsatz die Dimension des Lösungsraumes gleich dem Defekt der Matrix .

Ist die Lösungsmenge eines inhomogenen linearen Gleichungssystem nicht leer, dann ist sie ein affiner Unterraum von . Sie hat dann die Form , wobei der Lösungsraum des zugehörigen homogenen Gleichungssystems ist und eine beliebige Lösung des inhomogenen Gleichungssystems. Ein inhomogenes Gleichungssystem ist folglich genau dann eindeutig lösbar, wenn der Nullvektor die einzige Lösung („triviale Lösung“) des homogenen Gleichungssystems ist. Insbesondere gilt entweder oder mit .

Die Lösungsmenge eines linearen Gleichungssystems verändert sich nicht, wenn eine der drei elementaren Zeilenumformungen durchgeführt wird:

  1. Vertauschen zweier Zeilen
  2. Multiplizieren einer Zeile mit einer von null verschiedenen Zahl
  3. Addieren einer Zeile (oder des Vielfachen einer Zeile) zu einer anderen Zeile

Die Lösungsmenge eines quadratischen linearen Gleichungssystems verändert sich sogar dann nicht, wenn das Gleichungssystem mit einer regulären Matrix multipliziert wird.

Bestimmung über die erweiterte Koeffizientenmatrix

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Die Form der Lösungsmenge lässt sich grundsätzlich mit Hilfe der erweiterten Koeffizientenmatrix bestimmen, indem diese mit Hilfe elementarer Zeilenumformungen (siehe Gauß-Verfahren) in Stufenform gebracht wird:

Um immer genau diese Form zu erhalten, muss man manchmal auch Spaltenvertauschungen durchführen. Spaltenvertauschungen ändern die Reihenfolge der Variablen, was man am Schluss berücksichtigen muss. Außerdem wird hier auch angenommen, dass die Koeffizienten nicht null sind.

Die Anzahl der Lösungen lässt sich dann an den ablesen:

  • Ist mindestens eines der ungleich null, so gibt es keine Lösung.
  • Sind alle gleich null (oder ), so gilt:
    • Ist , so ist das Gleichungssystem eindeutig lösbar.
    • Ist , gibt es unendlich viele Lösungen. Der Lösungsraum hat die Dimension .

Durch weitere elementare Zeilenumformungen (siehe Gauß-Jordan-Verfahren) kann die Matrix in folgende Form gebracht werden:

Sofern es überhaupt eine Lösung gibt (), gilt für die Lösungsmenge :

Hierbei ist der Vektor der freien Variablen.

Formen von Gleichungssystemen

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Lineare Gleichungssysteme können in Formen vorliegen, in denen sie leicht gelöst werden können. Vielfach werden beliebige Gleichungssysteme mittels eines Algorithmus in eine entsprechende Gestalt gebracht, um anschließend eine Lösung zu finden.

Von einem quadratischen Gleichungssystem ist die Rede, wenn die Zahl der Unbekannten gleich der Zahl der Gleichungen ist. Ein Gleichungssystem dieser Form kann, wenn die Zeilen oder Spalten linear unabhängig sind, eindeutig gelöst werden (Lösungsverfahren werden weiter unten besprochen).

Stufenform, Treppenform

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In der Stufenform (auch Zeilenstufenform, Zeilennormalform, Stufengestalt, Staffelgestalt, Treppenform, Treppenstufenform oder Treppennormalform) verringert sich in jeder Zeile die Zahl der Unbekannten um mindestens eine, die dann auch in den darauffolgenden Zeilen nicht mehr vorkommt. Durch die Anwendung des gaußschen Eliminationsverfahrens kann ein beliebiges Gleichungssystem in diese Form gebracht werden.

Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind ):

Lineare Gleichungssysteme in Stufenform können durch Rückwärtseinsetzen (Rücksubstitution) gelöst werden. Beginnend mit der letzten Zeile wird damit die Unbekannte berechnet und das gewonnene Ergebnis jeweils in die darüberliegende Zeile eingesetzt, um die nächste Unbekannte zu berechnen.

Lösung des obigen Beispiels:

  1. Auflösen der zweiten Zeile nach
  2. Einsetzen von in die erste Zeile:
  3. Auflösen der ersten Zeile nach
  4. Mit sind alle Vektoren der Form Lösungen des Gleichungssystems.

Die Dreiecksform ist ein Sonderfall der Stufenform, bei der jede Zeile genau eine Unbekannte weniger als die vorhergehende hat. Das bedeutet, dass alle Koeffizienten der Hauptdiagonale von verschieden sind. Die Dreiecksform entsteht bei Anwendung des gaußschen Eliminationsverfahrens, wenn das Gleichungssystem genau eine Lösung hat.

Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind ):

Wie lineare Gleichungssysteme in Stufenform können auch solche in Dreiecksform durch Rückwärtseinsetzen gelöst werden.

Reduzierte Stufenform

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Auch die reduzierte Stufenform (auch normierte Zeilenstufenform) ist ein Sonderfall der Stufenform. Bei ihr treten die jeweils ersten Unbekannten jeder Zeile nur ein einziges Mal auf und haben den Koeffizienten . Die reduzierte Stufenform eines linearen Gleichungssystems ist eindeutig: Es gibt also für jedes lineare Gleichungssystem genau eine reduzierte Stufenform. Durch die Anwendung des Gauß-Jordan-Algorithmus kann ein beliebiges lineares Gleichungssystem in diese Form gebracht werden.

Beispiel (die Koeffizienten von ausgelassenen Elementen sind ):

Die Lösung des linearen Gleichungssystems kann nun direkt abgelesen werden: Sofern gesetzt und das Gleichungssystem rekursiv gelöst wird, ergeben sich alle Vektoren der Form als Lösungen.

In der Praxis relevant sind die Sonderfälle dünnbesetzter Matrizen (sehr große Matrizen mit relativ wenigen Elementen ungleich null) und Bandmatrizen (ebenfalls große Matrizen, deren nicht verschwindende Elemente sich um die Hauptdiagonale konzentrieren), die sich mit speziell angepassten Lösungsverfahren (s. u.) behandeln lassen.

Lösungsverfahren

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Die Methoden zur Lösung von linearen Gleichungssystemen werden in iterative und direkte Verfahren unterteilt. Beispiele für direkte Verfahren sind das Einsetzungsverfahren, das Gleichsetzungsverfahren und das Additionsverfahren für einfache Gleichungssysteme sowie das auf dem Additionsverfahren basierende gaußsche Eliminationsverfahren, das ein Gleichungssystem auf Stufenform bringt. Eine Variante des Gauß-Verfahrens ist die Cholesky-Zerlegung, die nur für symmetrische, positiv definite Matrizen funktioniert. Doppelt so viel Aufwand wie das Gauß-Verfahren braucht die QR-Zerlegung, die dafür stabiler ist. Die Cramersche Regel verwendet Determinanten, um Formeln für die Lösung eines quadratischen linearen Gleichungssystems zu erzeugen, wenn dieses eindeutig lösbar ist. Für die numerische Berechnung ist sie auf Grund des hohen Rechenaufwands jedoch nicht geeignet.

Iterative Verfahren sind beispielsweise die zur Klasse der Splitting-Verfahren gehörenden Gauß-Seidel- und Jacobi-Verfahren. Diese konvergieren nicht für jede Matrix und sind für viele praktische Probleme sehr langsam. Modernere Verfahren sind etwa vorkonditionierte Krylow-Unterraum-Verfahren, die insbesondere für große dünnbesetzte Matrizen sehr schnell sind, sowie Mehrgitterverfahren zur Lösung von Systemen, die aus der Diskretisierung bestimmter partieller Differentialgleichungen stammen.

Bei Anwendungen (z. B. Geodäsie) werden oft Messungen unterschiedlichen Typs ausgeführt, und es werden, um die Auswirkung von Messfehlern zu verringern, mehr Messungen ausgeführt, als Unbekannte zu bestimmen sind. Jede Messung liefert eine Gleichung zur Bestimmung der Unbekannten. Wenn diese Gleichungen nicht alle linear sind, wird das Gleichungssystem mit Verwendung von bekannten Näherungswerten der Unbekannten linearisiert. Dann sind anstelle der eigentlichen Unbekannten deren kleine Abweichungen von den Näherungswerten zu bestimmen. In der Regel widersprechen sich die Gleichungen, wenn mehr Gleichungen als Unbekannte vorhanden sind, sodass es keine strenge Lösung gibt. Als Ausweg wird dann üblicherweise durch eine Ausgleichung mittels der Methode der kleinsten Quadrate eine Lösung bestimmt, die typischerweise keine Gleichung exakt erfüllt, aber unter vernünftigen Annahmen über die Messfehler eine optimale Näherung der „wahren“ Messgrößen angibt.

Die derzeit beste bekannte asymptotische obere Schranke an arithmetischen Operationen, um ein beliebiges lineares Gleichungssystem zu lösen, liefert ein praktisch nicht anwendbarer Algorithmus von Don Coppersmith und Shmuel Winograd aus dem Jahre 1990, der ein -System in O(n2,376) löst.[1] Klar ist, dass mindestens O(n2) Operationen notwendig sind; nicht jedoch, ob diese untere Schranke auch erreicht werden kann.

Fast singuläre lineare Gleichungssysteme können durch Singulärwertzerlegung auf numerische Weise passabel gelöst werden.

Einzelnachweise

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  1. Gene H. Golub, Charles F. Van Loan: Matrix Computations. 3rd edition, reprint. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1996, ISBN 0-8018-5414-8.