„Gemeine Hasel“ – Versionsunterschied
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{{Weiterleitungshinweis|Haselnuss}} |
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{| class="taxobox" |
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<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --> |
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! Gemeine Hasel |
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{{Taxobox |
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| Taxon_Name = Gemeine Hasel |
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Illustration Corylus avellana0.jpg|thumb|300px|Gemeine Hasel (''Corylus avellana''), Illustration <br /> A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen, <br /> B Zweig mit Laubblättern, <br /> C Haselnuss in ihren Hüllblättern, <br /> 4 weibliche Blüte, besteht nur aus Fruchtknoten und roter Narbe, <br /> 5 reife Haselnuss.]] |
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| Taxon_WissName = Corylus avellana |
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| Taxon_Rang = Art |
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! {{Taxonomy}} |
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| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]] |
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| Taxon2_Name = Haseln |
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| Taxon2_WissName = Corylus |
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| Taxon2_Rang = Gattung |
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| Taxon3_Name = Haselnussgewächse |
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| Taxon3_WissName = Coryloideae |
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| Taxon3_Rang = Unterfamilie |
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| Taxon4_Name = Birkengewächse |
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| Taxon4_WissName = Betulaceae |
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| Taxon4_Rang = Familie |
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| Taxon5_Name = Buchenartige |
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| Taxon5_WissName = Fagales |
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| Taxon5_Rang = Ordnung |
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| Taxon6_Name = Eurosiden I |
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| Taxon6_Rang = ohne |
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| Bild = Illustration Corylus avellana0.jpg |
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| Bildbeschreibung = Gemeine Hasel (''Corylus avellana''), Illustration<br />A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen,<br />B Zweig mit Laubblättern,<br />C Haselnuss in ihren Hüllblättern,<br />4 weibliche Blüte, besteht nur aus Fruchtknoten und roter Narbe,<br />5 reife Haselnuss. |
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Die '''Gemeine Hasel''' (''Corylus avellana''), auch '''Haselstrauch''' oder '''Haselnussstrauch''' genannt, ist eine Pflanzen[[Art (Biologie)|art]] aus der Familie der [[Birkengewächse]] (Betulaceae). Sie ist ein meist rund fünf Meter hoch werdender sommergrüner [[Strauch]], der in Europa und Kleinasien heimisch und in Mitteleuropa sehr häufig ist. Bekannt ist sie für ihre essbaren, seit Jahrtausenden vom Menschen genutzten Früchte, die '''Haselnüsse'''. Der Großteil der im Handel erhältlichen Haselnüsse stammt jedoch von der nahe verwandten [[Lambertshasel]] (''Corylus maxima''). Das Art-[[Epitheton]] ''avellana'' bezieht sich auf die [[antike]] italienische Stadt [[Abella]], heute [[Avella (Kampanien)|Avella]], in der heutigen [[Provinz Avellino]] in [[Kampanien]] nahe dem [[Vesuv]]. Die Region ist für ihren Haselnussanbau schon seit dem Altertum bekannt. |
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== Merkmale == |
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[[Datei:Corylus avellana 0001.JPG|mini|Habitus der Gemeinen Hasel]] |
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Die Hasel wächst in der Regel als vielstämmiger, aufrechter [[Strauch]] von 5 bis 6 Metern Höhe. Die Verzweigung ist [[Sympodium|sympodial]]. In seltenen Fällen wächst sie als [[Baum]] und wird dann bis zu 10 Meter hoch. Sie ist sommergrün und bildet [[Stockausschlag|Stockausschläge]]. An der Stammbasis entstehen Schösslinge, die im ersten Jahr mehrere Meter hoch werden können, sich aber erst im zweiten Jahr verzweigen und noch später zur Seite biegen. Diese Schösslinge sorgen für den strauchförmigen Wuchs, da die Verzweigung der Hasel ansonsten [[Akrotonie|akroton]] (an der Spitze) gefördert ist. Der Stammdurchmesser ([[Brusthöhendurchmesser|BHD]]) kann 15 bis 18 Zentimeter erreichen. Das Höchstalter der Hasel liegt bei 80 bis 100 Jahren. |
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=== Knospen und Triebe === |
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Die [[Winterknospe]]n sind stumpf eiförmig, fünf bis sieben Millimeter lang und seitlich leicht zusammengedrückt. Die Knospen sind am Rand bewimpert. An der Lichtseite sind sie rotbraun, im Schatten grün. Die scheinbaren Endknospen sind breit eiförmig und nur kaum größer als die Seitenknospen. Junge Triebe sind im Querschnitt rund und haben ein kleines, rundes [[Mark (Botanik)|Mark]]. Die Triebe sind mit kurzen Haaren dicht besetzt und haben auch etliche große, helle [[Lentizelle]]n. Die Triebspitze ist durch rotbraune Drüsenhaare gekennzeichnet. In den Blattnarben sind fünf Leitbündel sichtbar. Die jungen Triebe sind relativ dünn und wachsen etwas zickzackförmig. |
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=== Blätter === |
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[[Datei:Corylus avellana 001.jpg|mini|Blatt der Gemeinen Hasel]] |
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Die [[Blatt (Pflanze)|Blätter]] stehen zweizeilig [[Phyllotaxis#Wechselständig|wechselständig]] an den Trieben, an aufrechten Trieben jedoch spiralig. Der Blattstiel ist 0,5 bis 2 Zentimeter lang und drüsig behaart. Die [[Blatt (Pflanze)#Blattspreite|Blattspreite]] ist runzelig, 7 bis 13 Zentimeter lang und 6 bis 10 Zentimeter breit. Die [[Blattform#Gestalt der Spreite|Form]] ist rundlich bis verkehrt-eiförmig. Die Spreitenspitze ist eine kurze Spitze, die Blattbasis ist oft etwas asymmetrisch und herzförmig. Der [[Blattform#Spreitenrand|Blattrand]] ist grob doppelt gesägt. Die Blattoberseite ist zerstreut behaart und deutlich dunkler als die Unterseite. Die zwei kleinen, eiförmigen Nebenblätter fallen nach dem Blattaustrieb bald ab. Sonnen- und Schattenblätter unterscheiden sich in ihrer Anatomie. Je weniger Licht ein Blatt erhält, umso kürzer sind die [[Parenchym#Palisadenparenchym|Palisadenzellen]]. Im Herbst vergilben die Blätter vom Rand her, bevor sie abfallen. |
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=== Holz und Rinde === |
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Das [[Holz]] der Hasel ist mäßig hart und zäh. Es besitzt eine rötlich-weiße Farbe, wobei zwischen [[Splintholz|Splint-]] und [[Kernholz]] kein Unterschied besteht. Die [[Rohdichte]] des Holzes (r<sub>15</sub>) beträgt 0,57 bis 0,63 g/cm³. Die Hasel bildet keine [[Borke]] aus. Ihr Abschlussgewebe auch auf alten Zweigen ist eine glatte, glänzend graubraune [[Rinde]]. Auf ihr sitzen querstehende, helle [[Lentizellen]]. Im Alter bekommt die Rinde Längsrisse. |
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=== Blüten === |
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Corylus avellana female flower - Keila.jpg|Weiblicher Blütenstand der Gemeinen Hasel |
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Katjes van een hazelaar (Corylus avellana). 26-01-2021. (actm.) 02.jpg|Männlicher Blütenstand der Gemeinen Hasel |
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Die Hasel ist [[Monözie|monözisch]], d. h., eine Pflanze verfügt über weibliche und männliche [[Blütenstände]]. Diese stehen in [[Sympodium|dichasialen]] Teilblütenständen. Letztere stehen entweder zu vielen und bilden [[Kätzchen]] (männliche Blüten) oder sie stehen zu mehreren und bleiben von der Knospe eingeschlossen (weibliche Blüten). Die Hasel hat ihre Blütezeit im Februar/März vor dem Laubaustrieb und ist als Frühblüher ein wichtiger Pollenlieferant für Honigbienen. An warmen, sonnigen Wintertagen werden allerdings nur die männlichen Kätzchen angeflogen, da die weiblichen Blüten weder duften noch Nektar anbieten.<ref name="kremer">Bruno P. Kremer: ''Strauchgehölze''. Niedernhausen 2002, ISBN 3-576-11478-5.</ref> Die Bestäubung erfolgt in jedem Fall durch den Wind ([[Anemophilie]]). Die Blüten sind recht unscheinbar. Ein einziges Kätzchen enthält etwa 2 Millionen Pollenkörner.<ref name="Duell">Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: ''Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten.'' 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.</ref> Mit etwa zehn Jahren tragen die Sträucher das erste Mal Früchte. Mit der leicht zu beobachtenden Haselblüte ist sie eine [[Phänologie#Phänologische Zeigerpflanzen und Beobachtungskriterien|phänologische Zeigerpflanze]]. |
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Die männlichen Blütenstände entstehen bereits im Herbst des Vorjahres und überwintern nackt. Meist stehen zwei bis vier Blütenstände an der Spitze oder in Blattachseln letztjähriger Triebe. Zur Blüte strecken sie sich auf 8 bis 10 Zentimeter Länge. Die Einzelblüten stehen in der Achsel eines flaumig behaarten [[Tragblatt]]s, am Blütenstiel sitzen zwei [[Vorblatt|Vorblätter]]. Ein [[Blütenhülle|Perianth]] fehlt, sodass die Blüte aus vier [[Staubblatt|Staubblättern]] mit je zwei Antheren besteht. Der [[Pollen]] der Hasel besitzt drei Keimporen. |
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Die weiblichen Blüten stehen in zweiblütigen [[Sympodium|Dichasien]]. Diese bilden zu mehreren den weiblichen Blütenstand, der jedoch auch bei der Blüte von den Knospenschuppen umschlossen bleibt. Lediglich die roten [[Narbe (Botanik)|Narben]] ragen aus der Knospe hervor. Das Dichasium besteht aus dem Deckblatt, den beiden Vorblättern der fehlenden Mittelblüte sowie den beiden Seitenblüten, die entwickelt sind. Die Seitenblüten sind von zwei miteinander verwachsenen Vorblättern umgeben, die später zur Fruchthülle werden. Die Blüte besteht aus dem [[Stempel (Botanik)|Stempel]], der aus zwei verwachsenen [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]] besteht. Der [[Fruchtknoten]] ist durch Scheidewände (Septen) in zwei Fächer geteilt, von denen jeder eine [[Samenanlage]] enthält. In der Regel entwickelt sich nur eine Samenanlage. |
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Der [[Globale Erwärmung|Klimawandel]] wirkt sich auf die Blütezeit der Hasel aus. So setzt unter dem Einfluss der fortschreitenden [[Globale Erwärmung|Erwärmung des Klimasystems der Erde]] die Haselblüte tendenziell immer früher ein. Beispielsweise blühte im Jahr 2018 die Hasel bereits Ende Januar und damit 22 Tage früher als noch in den frühen 1950er-Jahren.<ref name="ndr-2019-01-16">{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/ratgeber/klimawandel/Wo-sich-der-Klimawandel-in-Norddeutschland-zeigt,phaenologie102.html |titel=Was die Frühlingsblüte über den Klimawandel verrät |hrsg=NDR |datum=2019-01-16 |sprache=de |abruf=2019-02-02}}</ref> |
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=== Früchte === |
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[[Datei:Corylus avellana ripe nuts.jpg|mini|Reife Früchte der Haselnuss, ganz rechts nach der Trocknung]] |
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[[Datei:Haselnuss Keimling.jpg|mini|hochkant|Keimling im ersten Jahr]] |
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Nach der [[Befruchtung]] werden die Scheidewände des Fruchtknotens reduziert, es entwickelt sich eine einsamige [[Nussfrucht]] (Haselnuss, lateinisch ''avellana''). Selten entwickeln sich beide Samenanlagen zu Samen aus. Die beiden Vorblätter der Blüte entwickeln sich zur Fruchthülle, der [[Fruchtbecher|Cupula]], die bei der Gemeinen Hasel glockenförmig ist und einen zerrissen gezähnten Rand aufweist. Das rundliche Mal an der Unterseite der Frucht ist die ehemalige Ansatzstelle an der Cupula. Die Nuss ist seitlich leicht zusammengedrückt. An der Flachseite gibt es eine leichte, längsorientierte Eintiefung. Dies sind die Kommissuren, die Stellen, wo die beiden Fruchtblätter aneinanderstoßen. An der Schmalseite besitzt jede Nusshälfte eine leichte Erhebung, dies ist die Mediane jedes Fruchtblattes; hier lässt sich die Nuss am leichtesten spalten. |
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In der Nuss befindet sich ein einziger großer Samen ohne [[Endosperm]]. Die [[Samenschale]] (Testa) ist dünn und häutig. An einer Schmalseite liegt ihr die Columella an, das ist die Zentralsäule des Fruchtknotens, die sich bei der reifen Frucht von der basalen Ansatzstelle bis zur Spitze des Samens zieht. Sie ist die Verbindung zwischen Mutterpflanze und Samen. Der Achsenkörper des Embryos sitzt dementsprechend an der Spitzenseite des Samens, die Keimblätter füllen den restlichen Teil des Samens aus. Sie sind Speicherorgane, die hauptsächlich fette Öle speichern. Die Samen der Haselnuss enthalten rund 60 % fettes Öl. 100 Gramm enthalten rund 2700 kJ Energie. Studien über die Inhaltsstoffe von rohen italienischen Haselnüssen oder einem daraus hergestellten gerösteten Haselnussmaterial ergaben 37 geruchsaktive Verbindungen in den rohen Nüssen, während 46 Aromaverbindungen im gerösteten Nussmaterial nachgewiesen wurden. Darunter ist zum Beispiel [[Filberton]] als einer der wichtigsten Aromastoffe.<ref name="DOI10.1021/jf100692k">Andrea Burdack-Freitag, Peter Schieberle: ''Changes in the Key Odorants of Italian Hazelnuts (Coryllus avellana L. Var. Tonda Romana) Induced by Roasting.'' In: ''Journal of Agricultural and Food Chemistry.'' 58, 2010, S. 6351, [[doi:10.1021/jf100692k]].</ref> Die Nüsse werden von Kleinsäugern ([[Eurasisches Eichhörnchen|Eichhörnchen]], [[Bilche]]n, [[Mäuse]]n) und Vögeln ([[Kleiber (Art)|Kleibern]] und [[Eichelhäher|Hähern]]) verbreitet. Diese Tiere nutzen die Nüsse als Nahrung, durch verlorene Nüsse und vergessene Nahrungsverstecke sorgen sie zugleich für die Ausbreitung der Samen. Erntezeit ist üblicherweise September/Oktober. |
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=== Wurzeln und Mykorrhiza === |
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Die Hasel hat ein sehr intensiv verzweigtes [[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]]<nowiki />system. Neben einer [[Pfahlwurzel]] bildet sie starke Seitenwurzeln aus, die nahe der Oberfläche liegen, jedoch nicht sehr weit reichen. Die dichteste Durchwurzelung ist in 30 bis 40 Zentimetern Tiefe. Die mittlere Wurzellänge liegt bei Haseln in Feldschutzhecken bei drei, maximal vier Metern. Daher übt die Hasel kaum negativen Einfluss auf benachbarte Kulturen aus. Die Hasel geht mit folgenden [[Pilze]]n eine Ekto[[mykorrhiza]] ein: [[Schwarze Trüffel]] (''Tuber melanosporum''), [[Sommer-Trüffel]] (''Tuber aestivum''), [[Wintertrüffel]] (''Tuber brumale''); aber auch [[Perlpilz]] (''Amanita rubescens''), [[Steinpilz]] (''Boletus edulis'') und ''[[Cenococcum geophilum]]''. Auch der [[Hasel-Milchling]] bildet eine Mykorrhiza mit der Hasel.<ref>Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1, S. 571.</ref> |
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=== Chromosomenzahl === |
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Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 22, seltener 44.<ref name="IPCN">{{Tropicos|ID=3600036|WissName=Corylus avellana|ProjektID=9}}</ref> |
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== Verbreitung und Florengeschichte == |
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[[Datei:Corylus avellana range.svg|mini|Verbreitung der Gemeinen Hasel<br /> {{Farblegende|Green|Natürliche Verbreitung}}<span style="color:#70A800"><big>'''×'''</big></span> Isolierte Populationen<br /><ref name="EUFORGEN">[http://www.euforgen.org/species/corylus-avellana/ ''Corylus avellana'', Common hazel] auf EUFORGEN</ref>]] |
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Das [[Verbreitungsgebiet|Areal]] der Hasel umfasst große Teile [[Europa]]s sowie [[Anatolien]] und den [[Kaukasus]]. Überwiegend an der Schwarzmeerküste in Nordanatolien – in den Provinzen [[Zonguldak (Provinz)|Zonguldak]] bis [[Giresun (Provinz)|Giresun]] – findet man eine hohe Dichte an Haselnussplantagen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.renklinot.com/soru-cevap-2/turkiyede-findik-uretimi-ve-miktari-ton.html |titel=Türkiye'de Fındık Üretimi ve Miktarı (Ton) – Grafik ve İstatistiklerle Dünyada ve Türkiye'de Fındık Üretimi |sprache=tr |abruf=2017-02-02}}</ref> Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis zu den [[Orkney]]-Inseln sowie in [[Norwegen]] bis zum [[Polarkreis]]. In [[Schweden]] kommt die Hasel bis zum 64., in [[Finnland]] bis zum 63. Breitengrad vor. Ob die Hasel in [[Nordafrika]] und in [[Syrien]] natürlich vorkommt, ist nicht ganz gesichert.<ref name="EUFORGEN" /> |
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Die Hasel kommt im Süden des Verbreitungsgebiets bis in wesentlich höhere Lagen vor als im Norden. So liegt die Höhengrenze im [[Erzgebirge]] und in den [[Vogesen]] bei 800 m, in den [[Nördliche Kalkalpen|Nordalpen]] meist bei 1200 m, in [[Kärnten]] bei 1600 m und in [[Nordmazedonien]] bei 1500 m. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Heuberg bei [[Häselgehr]] bis zu 1500 Metern Meereshöhe auf.<ref name="Dörr und Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 1, IHW-Verlag, Eching bei München 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 425.</ref> Fossil ist die Hasel seit dem [[Pliozän]] bekannt. Die letzte [[Eiszeitalter|Eiszeit]] überdauerte sie in einem Rückzugsgebiet in Südwest-Europa, u. a. im Norden Portugals.<ref>S. Martins, F. Simoes, D. Mendonca, J. Matos, A. P. Silva, V. Carnide: ''Chloroplast SSR genetic diversity indicates a refuge for Corylus avellana in northern Portugal.'' ''Genetic Resources and Crop Evolution.'' 60, 2013, S. 1289–1295, [[doi:10.1007/s10722-012-9919-2]].</ref> Zu Beginn der Frühen Wärmezeit ([[Boreal (Klimastufe)|Boreal]]) wanderte sie von dort nach [[Mitteleuropa]] ein. Sie verdrängte hier die [[Kiefern|Kiefer]] und [[Birken|Birke]]. Ihre schnelle Wiederverbreitung wird von einigen Wissenschaftlern mit der Einwanderung des Menschen in Verbindung gebracht, für die die Nüsse ein wichtiger Nahrungsbestandteil waren.<ref name="Küster">[[Hansjörg Küster]]: ''Geschichte des Waldes.'' C.H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50279-2.</ref> Von 7000 bis 6000 v. Chr., während der [[Mittelsteinzeit|Mittleren Steinzeit]], war die Hasel das dominierende [[Holz|Gehölz]] in Mitteleuropa. Danach wurde sie in Mitteleuropa von [[Waldgesellschaften Mitteleuropas#Eichenmischwälder saurer Standorte, Quercetalia robori-petraeae|Eichenmischwäldern]] zurückgedrängt. Circa 5000 v. Chr. erreichte die Hasel Südschweden, 2000 v. Chr. die obere [[Wolga]]. |
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== Standorte == |
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Die Hasel wächst bevorzugt in [[Seeklima|ozeanischem]] und subozeanischem Klima in sommerwarmen Lagen. Sie wächst in lichten Wäldern, an [[Waldrand|Waldrändern]] und [[Hecke|Feldhecken]]. Sie ist eine [[Zeigerwerte nach Ellenberg#Lichtzahl (L-Zahl)|Lichtpflanze]], verträgt aber auch mäßigen Schatten. Bezüglich Feuchte, Bodenreaktion und Stickstoffbedarf ist sie nach der [[Zeigerwerte nach Ellenberg|Klassifizierung nach Ellenberg]] indifferent. Ihr Optimum erreicht sie auf feuchten, gut durchlüfteten, warmen Böden, die einen hohen [[Humus]]gehalt und [[Boden-pH|neutrale bis alkalische Reaktion]] haben. Auf nährstoffarmen [[Sand#Sand als Lebensraum|Sanden]] sowie auf sauren, vernässten Standorten gedeiht sie nicht. [[Pflanzensoziologie|Pflanzensoziologisch]] kommt sie in Mitteleuropa vor allem in Eichen-Hainbuchenwäldern ([[Carpinion betuli]]) und in Auenwäldern ([[Alno-Ulmion]]) vor. Die optimalen Bedingungen hat sie in älteren Schlehengebüschen (Prunetalia-Stadien) auf potentiellen [[Rotbuchenwald|Buchenwald]]-Standorten (Fagion bzw. Fagetalia).<ref>Erich Oberdorfer: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora.'' 7. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7.</ref> Auch auf offenem Blockschutt bildet sie eigene Corylus avellana-(Tilio-Acerion)-Gesellschaften, den Hasel-Buschwald: beschrieben wurden sie etwa aus Kärnten.<ref>L. Mucina, G. Grabherr, S. Wallnöfer: ''Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Teil III: Wälder und Gebüsche.'' G. Fischer, Jena 1993, ISBN 3-334-60452-7, S. 128.</ref> |
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== Ökologie == |
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[[Datei:Haselnussbohrer-Larve.JPG|mini|Haselnuss mit [[Haselnussbohrer]]larve]] |
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Es gibt eine Unzahl verschiedener Insektenarten, die sich unter anderem von den Blättern, Früchten oder dem Saft der Gemeinen Hasel ernähren. Dazu gehören auch einige Arten, die [[Monophagie|monophag]] ausschließlich von dieser Pflanze leben. Beispiele sind der [[Haselnussbohrer]] (''Curculio nucum''), Zikaden wie die [[Haselmaskenzikade]] (''Oncopsis avellanae''), [[Ochsenlaubzikade]] (''Edwardsiana avellanae'') oder die [[Dornenlaubzikade]] (''Edwardsiana spinigera'') und [[Pflanzenläuse]] wie ''[[Myzocallis coryli]]'' oder die [[Haselnussblattlaus]] (''Corylobium avellanae''). |
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Der [[Echte Mehltaupilze|Echte Mehltau]] ''[[Phyllactinia guttata]]'' lebt auf Blättern der Haselnuss. Auch der normalerweise auf Hainbuche vorkommende [[Rostpilz]] ''[[Melampsoridium carpini]]'' soll im Kaukasus auf der Hasel vorkommen.<ref>{{Literatur |Autor=Friedemann Klenke, Markus Scholler |Titel=Pflanzenparasitische Kleinpilze: Bestimmungsbuch für Brand-, Rost-, Mehltau-, Flagellatenpilze und Wucherlingsverwandte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2015 |ISBN=978-3-662-46162-4 |Seiten=311 |Online={{Google Buch |BuchID=8MrjCgAAQBAJ |Seite=311}}}}</ref> |
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Auf toten Ästen der Hasel lebt der [[Hasel-Kleiebecherling]], auf toten Ästen und Stämmen der [[Haselporling]] (''Dichomitus campestris'').<ref>Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1, S. 650 bzw. 164.</ref> |
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== Systematik == |
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Man kann zwei Varietäten unterscheiden:<ref name="WCSP" /> |
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* ''Corylus avellana'' var. ''avellana'': Sie kommt von Europa bis zum Kaukasus vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''Corylus avellana'' var. ''pontica'' (K.Koch) H.J.P.Winkl.: Sie kommt in der nördlichen Türkei und im westlichen Transkaukasien vor.<ref name="WCSP" /> |
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== Nutzung == |
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=== Holz === |
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[[Datei:Corylus avellana12.jpg|mini|Astquerschnitt der Gemeinen Hasel]] |
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Die Gemeine Hasel hat [[forstwirtschaft]]lich keine große Bedeutung. Ihre hohen Ansprüche an die Bodenkraft machen sie ungeeignet, die Lücken in den Beständen auf ärmerem Boden zu füllen. Nur als Mischholz im Eichenniederwald (Eichenschälwald) leistet sie oft gute Dienste; ihr starker Blattabfall führt dem Boden reichlich Humus zu. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Haselnussholz von [[Reifschneider]]n für die Herstellung der Fassreifen verwendet. Starke junge [[Zweig|Ruten]] werden als Stöcke, z. B. für den baskischen Makila, Gitterwerk, Blumenstäbe etc. verwendet, früher zudem für Vogelschlingen, Ausklopfstäbe und Korbbügel, stärkere Äste für Spazierstöcke und Armbrustbögen. Das Holz ist weich und gut spaltbar, aber nicht sehr haltbar. Man benutzt es für [[Tischler]]arbeiten, früher auch für [[Wurfspeer]]schäfte. Im Bogenbau galt Haselnussholz lange als preisgünstiges bzw. kostenloses, leicht zu bearbeitendes „Anfängerholz“, insbesondere für Langbögen. Mittlerweile findet das gutmütige Bogenholz auch bei Fortgeschrittenen bis zu einem Zuggewicht bis ca. 70 [[Pfund|lbs]] in wachsenden Maße Verwendung, wobei es von Fortgeschrittenen zumeist [[Tempern|getempert]] wird. Häufiger wird es gespalten, die Späne zum Flechten benutzt. Die Kohle dient als [[Zeichenkohle]], aber auch zur Herstellung von [[Schießpulver]].<ref name="baumkunde">[http://www.baumkunde.de/Corylus_avellana/ Die Hasel bei baumkunde.de]</ref> |
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=== Nüsse === |
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{{Infobox Inhaltsstoffe |
|||
| Name = Haselnusskerne<ref>Verpackungsangabe von Delta Haselnusskerne ---- * = {{Webarchiv |url=http://www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp/search/ |text=Archivierte Kopie |wayback=20150303184216 |archiv-bot=2019-09-06 19:54:23 InternetArchiveBot}} – siehe auch: [[:en:Hazelnut]]</ref> |
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| Brennwert = 2685 kJ (650 kcal) |
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| Eiweiß = 12 g |
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| Kohlenhydrate = 11 g |
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| davon Zucker = 1 g |
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| Ballaststoffe = 8,6 g |
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| Fett = 62 g |
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| gesättigte Fettsäuren = 4,5 g |
|||
| einfach ungesättigte Fettsäuren = 46 g* |
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| mehrfach ungesättigte Fettsäuren = 8 g* |
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| Vitamin A = 5 µg |
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| Vitamin B1 = 0,6 mg* |
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| Vitamin B2 = 0,11 mg* |
|||
| Vitamin B3 = 1,8 mg* |
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| Vitamin B5 = |
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| Vitamin B6 = 0,6 mg* |
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| Vitamin B7 = |
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| Vitamin B9 = 113 μg* |
|||
| Vitamin B12 = |
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| Vitamin C = 3 mg |
|||
| Vitamin D = |
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| Vitamin E = 26,6 mg |
|||
| Vitamin K1 = |
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| Vitamin K2 = |
|||
| Calcium = 114 mg* |
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| Eisen = 4,7 mg* |
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| Magnesium = |
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| Natrium = 2 mg |
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| Phosphor = 290 mg* |
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| Kalium = 680 mg* |
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| Zink = |
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}} |
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Bereits im frühen [[Mesolithikum]] steuerte die Haselnuss einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Menschen bei.<ref name="Bick">Almut Bick: ''Die Steinzeit''. (= ''Theiss WissenKompakt''). Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1996-6.</ref> Die enorm schnelle Ausbreitung in diesem Zeitalter wird mit der Einwanderung des Menschen in Verbindung gebracht, der dies bewusst oder unbewusst durch die Anlage von Haselnussvorräten beschleunigte.<ref name="Küster" /> Die heutzutage im Handel erhältlichen „Haselnüsse“ sind allerdings meist die Nüsse der [[Lambertshasel]] (''Corylus maxima''). Im Handel wird die Bezeichnung Haselnuss für die Früchte beider Arten, der Gemeinen Hasel wie für die Lambertshasel verwendet.<ref>{{EU-Verordnung|2002|1284|titel=der Kommission vom 15. Juli 2002 zur Festlegung der Vermarktungsnorm für Haselnüsse in der Schale}}. In: ''[[Amtsblatt der Europäischen Union]].'' L, Band 187, 2002, S. 14.</ref> Daher gibt es keine getrennten Erntestatistiken. Da genetische Analysen keine Differenzierung zwischen ''Corylus avellana'' und ''Corylus maxima'' (sowie den von einigen Autoren zusätzlich unterschiedenen ''Corylus pontica'' {{person|Koch}} und ''Corylus colchica'' {{person|Albov}}) zulassen, die morphologischen Merkmale lückenlos ineinander übergehen und die Formen frei miteinander kreuzbar sind, betrachten die meisten neueren Autoren alle diese Formen allerdings als Varianten einer einzigen weitgefassten Art ''Corylus avellana''.<ref>Veli Erdogan, Shawn A. Mehlenbacher: ''Phylogenetic Relationships of Corylus Species (Betulaceae) Based on Nuclear Ribosomal DNA ITS Region and Chloroplast matK Gene Sequences.'' In: ''Systematic Botany.'' 25(4), 2000, S. 727–737. [[doi:10.2307/2666730]]</ref><ref name="Bassil">Nahla Bassil, Paolo Boccacci, Roberto Botta, Joseph Postman, Shawn Mehlenbacher: ''Nuclear and chloroplast microsatellite markers to assess genetic diversity and evolution in hazelnut species, hybrids and cultivars.'' In: ''Genetic Resources and Crop Evolution.'' 60, 2013, S. 543–568. [[doi:10.1007/s10722-012-9857-z]]</ref> Die türkischen Sorten und [[Cultivar|Kultivare]] unterscheiden sich von den mediterranen und westeuropäischen meist in eher niederliegend-aufsteigendem Wuchs und einer durchgehenden, die reife Nuss umhüllenden Fruchthülle. |
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==== Wirtschaftliche Bedeutung ==== |
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<section begin="Welternte Haselnüsse" /> |
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<!-- Einbindung in [[Lambertshasel]]--> |
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Im Jahr 2022 wurden laut FAO weltweit 1.195.732 t [[Haseln]]üsse geerntet. Die zehn größten Produzenten ernteten zusammen etwa 97,0 % der Welternte.<ref name="Faostat" /> |
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{| class="wikitable float-right" |
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! colspan="2" align="center" style="background:#FFDEAD"|Erntemengen 2022 (in t, mit Schale)<br /> Haselnüsse |
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| ''{{Subclassis}}:'' || [[Rosenähnliche]] (''Rosidae'') |
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! Land |
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! Ernte |
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| {{TUR}} |
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| style="text-align:right" | 765.000 |
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| {{ITA}} |
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| ''{{Ordo}}:'' || [[Rosenartige]] (''Rosales'') |
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| style="text-align:right" | 98.670 |
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| {{AZE}} |
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| ''{{Familia}}:'' || [[Birkengewächse]] (''Betulaceae'') |
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| style="text-align:right" | 72.105 |
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| {{USA}} |
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| ''{{Subfamilia}}:'' || [[Haselnussgewächse]] (''Coryloideae'') |
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| style="text-align:right" | 70.310 |
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| {{CHL}} |
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| ''{{Genus}}:'' || [[Haselnüsse]] (''Corylus'') |
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| style="text-align:right" | 62.557 |
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| {{GEO}} |
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| ''{{Species}}:'' || Gemeine Hasel |
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| {{CHN}} |
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| style="text-align:right" | 24.696 |
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| {{IRN}} |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| style="text-align:right" | 13.406 |
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| {{FRA}} |
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| class="taxo-name" | ''Corylus avellana'' |
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| style="text-align:right" | 9.960 |
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| {{POL}} |
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| class="Person" | [[Carl von Linné|L.]] |
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| style="text-align:right" | 9.500 |
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| style="text-align:right" |'''Summe Top Ten''' |
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| style="text-align:right" | '''1.159.604''' |
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! colspan="2" align="left"| Quelle: FAO<ref name="Faostat">[https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL ''Produktionsstatistik der FAO für 2022''], fao.org, abgerufen am 6. März 2024</ref> |
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<section end="Welternte Haselnüsse" /> |
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Die '''Gemeine Hasel''' auch '''Haselstrauch''' oder '''Haselnußstrauch''' (''Corylus avellana'') ist nach der Stadt [[Avellino]] in Unteritalien benannt. |
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Innerhalb eines 10-Jahre-Zeitraums (2011–2020) wurde im Jahr 2019 die größte Erntemenge mit 1.125.049 Tonnen erzielt. Die Erntemenge im Jahr 2014, laut der Welternährungsorganisation (FAO) insgesamt 710.547 Tonnen, war die niedrigste in diesem Zeitraum. In diesem Jahr führten ungünstige klimatische Bedingungen mit Frost in der türkischen Schwarzmeer-Region, dem Hauptanbaugebiet, zu einem deutlichen Ernterückgang auf etwa 450.000 Tonnen und darauf folgenden, teils heftigen Preissteigerungen. Für das Jahr 2015 wurden hier wieder 646.000 Tonnen Nüsse geerntet und damit die Erntemenge wieder deutlich gesteigert. Im Jahr 2016 wurden dort mit 420.000 t noch weniger Haselnüsse geerntet als 2014.<ref name="Faostat" /> |
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Wegen der schwankenden Erträge führte die Türkei im Jahr 2016 für die besten Qualitäten wieder [[Preisgarantie]]n ohne Mengenbeschränkung ein. In der Türkei waren auch noch 2017 kleine Parzellen an Hanglagen, welche sich kaum für eine maschinelle Bewirtschaftung eigneten, üblich. |
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== Merkmale == |
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Die gemeine Hasel ist ein 2–5 m hoher Strauch mit grauen Ästen, drüsig rauhhaarigen Zweigen, kurzgestielten, rundlich herzförmigen, wechselständig angeordneten, zugespitzten, schwach eckig gelappten, doppelt gesägten Blättern und glockenförmiger, zerrissen gezahnter Hülle von der Länge oder wenig länger als die Frucht. |
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Die größten Haselnussexporteure waren im Jahr 2021 die [[USA]], [[Georgien]] und [[Spanien]]. Der US-amerikanische Haselnussexport bestimmt mit einem Anteil von 51,6 % (= 25.102 t) der weltweiten Exportmenge den Weltmarktpreis.<ref name="Fao_export">[https://www.fao.org/faostat/en/#data/TCL ''Exportstatistik der FAO''], fao.org, abgerufen am 16. Februar 2022</ref><ref name="Faostat" /> |
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Die gemeine Hasel besitzt eine [[Rot|rötlich]]-[[grau]]e, glänzende [[Rinde]]. Die [[Blatt (Pflanze)|Blätter]] sind [[oval]], [[rund]]lich oder [[Herzform|herzförmig]]. |
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==== Verwendung ==== |
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Der Strauch blüht ab Februar bis in den März hinein und zählt zu den Frühlingsboten der Natur ([[Phänologie|phänologische Zeigerpflanze]] für den Vorfrühling); die Bienen freuen sich über das erste größere [[Pollen]]angebot. Sowohl die Blütenpollen des Strauchs als auch die Nüsse besitzen allerdings ein allergenes Potenzial. Viele Menschen (insbesondere Birkenpollenallergiker) leiden deshalb in der Blühzeit oder nach dem Verzehr von rohen Haselnüssen unter [[Allergie]]n. |
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Für die industrielle Verarbeitung ([[Rösten (Kochen)|Röstung]]) werden runde Kerne mit einem Durchmesser zwischen 9 und 13 mm benötigt. Industrienüsse sind darüber hinaus röstbar und leicht kernhautlösend.<ref name="nitsch">{{Literatur |Autor=Carola Nitsch |Titel=Praxis-Anbau von Haselnüssen |Sammelwerk=[[Obstbau (Zeitschrift)|Obstbau]] |Nummer=2 |Datum=2015 |Seiten=80–84}}</ref> Die gehackten Nüsse oder das daraus gewonnene [[Haselnussöl]] werden für Backwaren, Süßigkeiten ([[Nougat]], [[Krokant]]) und für Speiseeis verwendet. Die Röstung verstärkt den Nougatgeschmack; für weißes Nougat werden die Kernhäute entfernt.<ref name="nitsch" /> |
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==== Sorten ==== |
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Die [[männlich]]en, grün-gelben [[Blütenstand|Blütenstände]], auch ''Kätzchen'' genannt, werden bis 10 cm lang. Die [[weiblich]]en [[Blüte]]n stehen zu wenigen zusammen und bestehen nur aus dem Fruchtknoten und der rote [[Narbe]] und werden von einer Blatthülle umschlossen. |
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Es gibt zahlreiche Kultursorten, die aus selektierten Klonen aus Wildpopulationen hervorgegangen sind und vegetativ vermehrt werden. Einige Kultivare gehen auch auf sexuelle Kreuzung zwischen solchen Sorten, einige auf Kreuzungen von verschiedenen Arten zurück.<ref name="Bassil" /> Die Kultivare der Schwarzmeer- und Kaukasusregion und diejenigen des Mittelmeerraums sind genetisch (und auch morphologisch) klar voneinander geschieden und gehen auf unabhängige Domestizierungsereignisse zurück.<ref>Paolo Boccacci, Roberto Botta: ''Investigating the origin of hazelnut (Corylus avellana L.) cultivars using chloroplast microsatellites.'' In: ''Genetic Resources and Crop Evolution.'' 56, 2009, S. 851–859, [[doi:10.1007/s10722-009-9406-6]]</ref> Bei den türkischen Kultivaren unterscheidet das nationale Hazelnut Research Institute in [[Giresun]] 16 [[Sorte (Pflanze)|Hauptsorten]] und zahlreiche weitere lokale Kultivare und Landsorten, diese werden nach den Formen der Nüsse in drei Gruppen geteilt, solche mit runden, mit zugespitzten und mit mandelförmigen Nüssen. |
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Für die industrielle Verwendung und den Export bedeutsam sind vor allem die runden Formen. Die wichtigste Sorte ist ''Tombul'', weitere verbreitete Sorten sind ''Cakildak'', ''Cavcava'', ''Fosa'', ''Kan'', ''Karafindik'', ''Kargalak'', ''Mincane'', ''Palaz''. Die zugespitzten Sorten, die als von geringerer Qualität gelten, sind etwa ''Aci'', ''Incekara'', ''Kalinkara'', ''Kus'' und ''Sivri''.<ref>K. Gürcan, V. Erdogan, S. A. Mehlenbacher: ''Genetic diversity in hazelnut (Corylus avellana L.) cultivars from Black Sea countries assessed using SSR markers.'' In: ''Plant Breeding.'' 129, 2009, S. 422–434. [[doi:10.1111/j.1439-0523.2009.01753.x]]</ref> Wichtige Sorten in [[Oregon]] (USA) sind ''Ennis'', ''Butler'' und ''Barcelona'', in [[Provinz Viterbo|Viterbo]] (Italien) ''Tonda Romana'' sowie in Deutschland die ''Hallesche Riesennuss'' oder die ''Zeller Nuss''. Unterschiede der Sorten liegen auch in den ökologischen Ansprüchen, Krankheitsresistenzen (''[[Xanthomonas arboricola]]''), Verwendungsmöglichkeiten und Erträgen. Die Vermehrung erfolgt meist über vegetative Vermehrung, hauptsächlich durch [[Steckling]]sbewurzelung, [[Absenker]]bildung und [[Pfropfen (Pflanzen)|Pfropfen]]. Bei letzterer dient oft die [[Baum-Hasel]] (''Corylus colurna'') als Unterlage, da sie mit ihrem Stamm leicht zu pflegen und zu beernten ist. |
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== Geschichte == |
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Um 1700 hatte der Haselstrauch die Bedeutung der Gerechtigkeit. So wurden die Ackergrenzen mit Haselnussästen abgesteckt. Auch der Richterbereich wurde so begrenzt. Wenn man unter einem Haselstrauch durchlief und ein Ast den Kopf berührte, betete man um Gerechtigkeit. |
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=== Zierstrauch === |
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[[Datei:Krulhazelaar.jpg|mini|Korkenzieher-Hasel (''Corylus avellana'' 'Contorta')]] |
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Die gemeine Hasel findet sich durch ganz [[Europa]], in [[Nordafrika]] und in [[Vorderasien]] bis an das [[Kaspisches Meer|Kaspische Meer]], wo sie die höchsten Spitzen der Gebirge erreicht. Im Allgäu erreicht die gemeine Hasel ihre obere Grenze mit der [[Buche]], in den östlichen [[Alpen]] bleibt sie 160 m unter dieser zurück. |
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Außerdem werden einige Sorten in Gärten kultiviert: |
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* Die Korkenzieher-Hasel (''Corylus avellana'' 'Contorta') – vermutlich eine [[Mutation|Spontanmutation]], entdeckt in England um 1900, zeichnet sich durch ihre korkenzieherartig gewundenen Zweige aus, die für Vasenschnitt im Winter genommen werden. Sie wird 3 bis 5 m hoch und 2 bis 4 m breit, die Nüsse sind kleiner und nicht so zahlreich wie bei der Art. |
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* Die Blätter der Sorte 'Aurea' sind beim Austrieb gelb und werden später gelbgrün. |
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* Corylus avellana 'Red Majestic' – rotblättrige Form der Korkenzieher-Hasel, etwas schwächer wachsend als diese. |
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== Pharmakologie == |
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Als [[Arzneimittel]] dienen die Haselnussblätter (''Folia Coryli avellanae''). Sie enthalten 0,04 % [[ätherisches Öl]], [[Palmitinsäure]], [[Paraffin]], [[Myricitrosid]], [[Saccharose]], [[Taraxerol]] und [[β-Sitosterin]]. Man verwendet sie in Teegemischen als Ersatz für Blätter von ''[[Hamamelis virginiana]]''. |
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In junge Haselnüsse wird sehr häufig vom Weibchen des [[Haselnussbohrer]]s ([[Curculio nucum]]) ein Loch gebohrt, um ein Ei in die Frucht zu legen. Die Larve schlüpft und frisst den Nusskern. |
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== Schädlinge == |
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Bemerkenswert sind die Knospendeformationen hervorgerufen durch die Haselnuss-Gallmilbe (''[[Phytoptus avellanae]]''). |
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Die gemeine Hasel hat forstwirtschaftlich keine große Bedeutung. Ihre hohen Ansprüche an die Bodenkraft machen sie ungeeignet, die Lücken in den Beständen auf ärmerem Boden zu füllen. Nur als [[Mischholz]] im Eichenniederwald ([[Eichenschälwald]]) leistete sie oft gute Dienste; ihr starker Blattabfall führt dem Boden reichlich Humus zu. |
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Auf nährstoffreichen Böden sind die Wurzeln gelegentlich von der vollparasitischen Schuppenwurz (''[[Lathraea squamaria]]'') besetzt. |
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Die Nüsse werden nicht selten durch die Larven des [[Haselnussbohrer]]s (''Curculio nucum'') befallen, die den Samen fressen. |
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== Kulturelle Bedeutung == |
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Man vermehrt sie durch [[Stockausschlag]] und [[Ableger]]. Die [[Veredelung]] geschieht durch das sogenannte [[Anpfeilern]], durch Pfropfen in den Spalt oder durch [[Okulieren]]. Starke junge Ruten werden als Stöcke, Gitterwerk, Blumenstäbe etc. verwendet. Das Holz ist weich und gut spaltbar, aber nicht sehr haltbar. Man benutzt es für [[Tischler]]arbeiten, früher auch für [[Wurfspeer]]schäfte. Häufiger wird es gespalten die Späne zum Flechten benutzt. Die Kohle dient als [[Zeichenkohle]], aber auch zur Herstellung von [[Schießpulver]]. |
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=== Symbolik === |
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Die Hasel ist ein Symbol für Lebens- und Liebesfruchtbarkeit, Unsterblichkeit, Frühling und glückhaften Beginn, Wunscherfüllung, Glück. Sie hat wie der [[Schwarzer Holunder|Schwarze Holunder]] in Mitteleuropa eine lange kulturelle Tradition. Haselzweige waren häufig Teil von heidnischen sowie christlichen Grabfunden. |
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Als sehr altes Nahrungsmittel dürfte die Hasel schon bei Steinzeitkulturen einen hohen Stellenwert besessen haben. Zumindest aus germanischer Zeit ist überliefert, dass die „Frau Haselin“ nicht gefällt werden durfte. Fremde durften von Haselsträuchern nicht mehr als eine Handvoll Nüsse nehmen. |
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Die Nüsse des gemeinen Haselstrauchs sind länglich, mit einer Spitze versehen. Man kultiviert aber auch eine Form, bei welcher die gleichgestalteten Nüsse doppelt so groß sind. Diese Form wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts in [[Franken]], besonders beim Kloster [[Zell]] und bei [[Bamberg]], kultiviert (Zeller oder Bamberger Nüsse), später durch rundliche Zeller Nüsse verdrängt. |
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Im [[Rom#Antike|antiken Rom]] war die Hasel ein Friedenssymbol. Unterhändler bei Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen hatten als Zeichen ihrer guten Absichten einen Haselzweig in der Hand. Noch in historischer Zeit wurden in Deutschland [[Thing|Mal- und Gerichtsstätten]] mit den „Summerlatten“, den [[Johannistrieb]]en der Hasel, abgesteckt ''([[Umhaseln|umhaselt]])''. Haselzweige dienten auch als Grenzmarkierungen. Der Weiser-Stab von [[Gerichtsstab|Gerichts-]] und [[Forsthoheit]] bestand aus Haselholz. |
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Eine zweite Form mit rundlichen Nüssen, die aber am oberen Teil etwas eckig sind, ist bei uns aus [[Südeuropa]], besonders von [[Lyon]] und [[Barcelona]], eingeführt (italienische, römische, Lyoner Hasel, Barcelonanuss). |
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Als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol wurde in Rom, in England und in Südwestdeutschland der Braut bei der Hochzeit ein Korb mit Haselnüssen geschenkt oder man bewirft das Brautpaar mit Haselnüssen. Im alten Rom warf der Bräutigam Nüsse unter die Gäste.<ref>Beuchert: ''Symbolik der Pflanzen.'' 2004, S. 128.</ref> |
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Die heutzutage im Handel erhältlichen "Haselnüsse" sind allerdings meist die Nüsse der [[Lambertshasel]] ''(Corylus maxima)''. |
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Bei der heiligen [[Hildegard von Bingen]] war die Hasel nicht in hohem Ansehen: ''Der Haselbaum ist ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken taugt er kaum''.<ref name="Laudert135">zitiert nach Laudert: ''Mythos Baum'' 2004, S. 135.</ref> Nüsse wurden nämlich mit [[Sexualität]] und [[Fruchtbarkeit]] in Verbindung gebracht. Diese sexuelle Konnotation der Hasel ist etwa im Volkslied zu erkennen: |
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Außerdem werden einige Varietäten, auch eine mit braun purpurroten Blättern, in Gärten kultiviert. |
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: ''Die [[Nachtigall]] singt auf kein Tannenbaum,'' |
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: ''Schlagt in der Haselnussstaudn …''<ref name="Laudert135" /> |
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Die Nachtigall singt nur während der Weibchensuche, nach der Paarung nicht mehr. Die Redewendung ''in die Haseln gehen'' steht für ein Stelldichein. Die Volkssprüche ''viel Hasel, viel Kinder ohne Vater'' und ''der ist aus einer Haselstaude entsprungen'' weisen auf den außerehelichen Charakter solcher Verbindungen hin. Die in vielen Gegenden übliche Sitte, seiner Liebsten am 1. Mai ein Birkenbäumchen vor das Fenster zu stellen, wurde durch das Setzen eines Haselstrauches abgewandelt und das betreffende Mädchen dem Spott übergeben. Aus der [[Normandie]] ist dieser Brauch bereits aus dem Jahr 1393 belegt.<ref name="Laudert135" /> Aufgrund dieser Sexualsymbolik wurde die Hasel als [[Aphrodisiakum]] verwendet: Zu Pulver gebrannte Haselrinde wurde ins Essen gemischt oder es wurde Haselnussöl verwendet. |
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Das Wappen der Gemeinden [[Hassel (Altmark)]] und [[Haslach im Kinzigtal]] zeigt ein Haselgewächs; in dem von [[Sprockhövel]] ist unter anderem ein fruchttragender Haselzweig zu sehen. |
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<br clear="both" /> |
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=== Aberglaube === |
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Dem Strauch wurden auch abwehrende Eigenschaften zugesprochen: Mit einem Haselzweig sollte man sich der Schlangen und [[Hexe]]n erwehren können. [[Aschenputtel]] erhielt ein Reis von einer Hasel von ihrem Vater, den sie am Grab ihrer Mutter pflanzte. Haseln wurde und wird die Eigenschaft zugeschrieben, Kraftströme fließen zu lassen. Daher werden Haselruten als [[Wünschelrute]]n verwendet. Der Strauch soll auch vor Blitzschlag schützen und störende [[Erdstrahlung|Erd-]] und Wasserstrahlen ableiten. Der Haselzauber wurde zwar schon in frühfränkischer Zeit ([[Lex Ripuaria]]) verboten, blieb aber noch über Jahrhunderte bestehen. Der Glaube an die Wünschelrute blieb bis ins 17. Jahrhundert allgemein verbreitet. Man wollte Schätze, Metalladern und Quellen damit aufspüren. Diese Verwendung ist etwa in [[Georgius Agricola]]s ''De re metallica'' von 1556 abgebildet. Der Gebrauch als Wünschelrute hat sich bis heute erhalten. |
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=== Redewendungen === |
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Eine prosaische Verwendung der Hasel versteckt sich hinter der Redewendung „jemanden mit Haselsaft erquicken“: als Prügelstock.<ref>[http://books.google.de/books?id=MKQzrSgCHRIC&pg=PA33&lpg=PA33&dq=lambertshasel&source=bl&ots=LQgdR56y-_&sig=U7nqS1Cxc0u73Co0gKMyBQDa7kU&hl=de&ei=P4TsS6C3OoegOLK4qOgH&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCAQ6AEwAjgK#v=onepage&q&f=false Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 14, S. 35 ff, Autor: Johannes Hoops]</ref> |
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Große Verbreitung hat auch das Volkslied ''[[Schwarzbraun ist die Haselnuss]]'' gefunden. |
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== Trivialnamen == |
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Für die Gemeine Hasel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen [[Trivialnamen]] Augstnuss ([[Schwaben]]), Drateln, Frau Hasel, Hagnuss ([[Bern]]), Hasel ([[Norddeutschland]]), Haselbaum (Norddeutschland), Haselbusch, Haselbusk ([[Nordwestdeutschland]]), Haselnot, Haselstude ([[mittelhochdeutsch]]), Hasesnot ([[mittelniederdeutsch]]), Hasliboum, Haslen (Bern), Hasliholz ([[St. Gallen]]), Haslistuda (St. Gallen), Hassel ([[Unterweser]]), Hasselboum, Hasselbusch (Norddeutschland), Hasselnäss ([[Siebenbürgen]]), Hasselstrach (Siebenbürgen), Hasselstaude, Hasselnot, Hasselstruk (Nordwestdeutschland, [[niederdeutsch]]), Haxelnuss, Hesele (mittelhochdeutsch), Heselinholz (mittelhochdeutsch), Heslinholz (mittelhochdeutsch), Hesse, Hüselte, Klaeterbusk ([[Bremen]]), Kätzlein, Klöterbusch ([[Hamburg]]), Märzennudeln, Nööthbusch ([[Mecklenburg]]), Nussblüh, Nussbusch und Nussstrauch.<ref>[[Georg August Pritzel]], [[Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 115. [http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n133/mode/2up (online)]</ref> |
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== Geschichte == |
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=== Quellen === |
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* '''Antike – Spätantike:''' [[Pedanios Dioskurides|Dioskurides]] 1. Jh.<ref>[[Pedanios Dioskurides]]. 1. Jh.: ''De Medicinali Materia libri quinque.'' Übersetzung. [[Julius Berendes (Apotheker)|Julius Berendes]]. ''Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern.'' Enke, Stuttgart 1902, S. 144 (Buch I, Kapitel 179) [https://archive.org/stream/despedaniosdios00pedagoog#page/n156/mode/1up (Digitalisat)]</ref> --- [[Plinius der Ältere|Plinius]] 1. Jh.<ref>[[Plinius der Ältere]], 1. Jh.: ''[[Naturalis historia]]'' Buch XXIII, Kapitel LXXVIII (§ 150): ''Nux abellana'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/23*.html#lxxviii (Digitalisat)]; Übersetzung Külb 1855 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10246060_00266.html (Digitalisat)]</ref> --- [[Galenos|Galen]] 2. Jh.<ref>[[Galenos|Galen]], 2. Jh., |
|||
''De alimentarum facultatibus'', Buch II, Kapitel XXVIII: (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band VI, S. 609): ''De nucibus'' [https://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/index.php?do=page&cote=45674x06&p=612 (Digitalisat)]; ''De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus'', Buch VII, Kapitel X/12 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XII, S. 13): ''Nux'' [https://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/index.php?do=page&cote=45674x12&p=16 (Digitalisat)]</ref> |
|||
* '''Arabisches Mittelalter:''' [[Avicenna]] 11. Jh.<ref>[[Avicenna]], 11. Jh.: ''[[Kanon der Medizin]]''. Übersetzung und Bearbeitung durch [[Gerhard von Cremona]], [[Arnaldus de Villanova]] und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 43: ''Avellana'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00090355/images/index.html?id=00090355&groesser=&fip=xdsydeayaxsxdsydewqfsdreayaeayaxdsydewqen&no=1&seite=232 (Digitalisat)]</ref> --- ''[[Aggregator (Pseudo-Serapion)|Pseudo-Serapion]]'' 13. Jh.<ref>''[[Aggregator (Pseudo-Serapion)|Pseudo-Serapion]]'' 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt 120r (No CLXII): ''Nux avellana'' [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00061068&pimage=00243&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref> |
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* '''Lateinisches Mittelalter:''' [[Hildegard von Bingen]] 12. Jh.<ref>[[Charles Victor Daremberg]] und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). ''S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem.'' ''Physica'', Buch III, Kapitel 11: ''Haselbaum''. Migne, Paris 1855. Sp. 1225 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10801026_00617.html (Digitalisat)] – Übersetzung: Herbert Reier: ''Hildegard von Bingen Physica. Nach der Textausgabe von J. P. Migne, Paris 1882 ins Deutsche übersetzt.'' Kiel 1980, S. 115: ''Der Haselbaum ist eher kalt als warm und taugt nicht zur Medizin; er symbolisiert die Üppigkeit. Doch nimm seine Knospen, wenn seine Blüten gerade hervorbrechen, trockne sie an der Sonne, pulverisiere sie, und wo Scropheln in einem Menschen sind, streue das Pulver darauf, und er wird geheilt werden. Ein Mann, dessen Samen zerfließt, sodass er kein Kind zeugt, esse die Früchte des Haselbaumes, dazu den dritten Teil Erdpfeffer und den vierten Teil des Erdpfeffers Traube und etwas gebräuchlichen Pfeffer, koche das mit der Leber eines jungen Hirsches, der geschlechtsreif ist, und dazu rohes und fettes Schweinefleisch. Er werfe jene Kräuter fort und esse dieses Fleisch, tauche auch Brot in das Wasser, in dem dieses Fleisch gekocht ist, und kaue das. Wenn er dies oft macht, wird ihm ein Kind erblühen, wenn nicht das gerechte Urteil Gottes dies verhindert. Die Nüsse nützen weder, noch schaden sie einem gesunden Menschen, der sie isst. Einen Kranken schädigen sie, weil sie ihn in der Brust demphent.''</ref> --- [[Konrad von Megenberg]] 14. Jh.<ref>[[Konrad von Megenberg]], 14. Jh.: ''Buch der Natur.'' Ausgabe. [[Franz Pfeiffer (Germanist)|Franz Pfeiffer]]. Aue, Stuttgart 1861, S. 334 (IVa/32): ''Haselnuzz'' [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10076915_00408.html (Digitalisat)]</ref> --- ''[[Herbarius Moguntinus]]'' 1484<ref>''[[Herbarius Moguntinus]]'', Mainz 1484, Teil II, Kapitel 45: ''Avellane'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00029223/images/index.html?id=00029223&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydqrseayasdasyzts&no=4&seite=333 (Digitalisat)]</ref> --- ''[[Gart der Gesundheit]]'' 1485<ref>''[[Gart der Gesundheit]]''. Mainz 1485, Kapitel 280: ''Nux avellana. Haselnuß'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0003/bsb00032739/images/index.html?id=00032739&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsxdsydeayaewq&no=4&seite=450 (Digitalisat)]</ref> --- ''[[Hortus sanitatis]]'' 1491<ref>''[[Hortus sanitatis]]'' 1491, Mainz 1491, Teil I, Kapitel 313: ''Nux avellana'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00027846/images/index.html?id=00027846&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=18&seite=285 (Digitalisat)]</ref> --- [[Hieronymus Brunschwig]] 1500<ref>[[Hieronymus Brunschwig]]: ''[[Kleines Destillierbuch]]'', Straßburg 1500, Blatt 58r: ''Hasel nuß'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0003/bsb00031146/images/index.html?id=00031146&groesser=&fip=xdsydeayaxsxdsydewqfsdreayaeayaxdsydewqen&no=6&seite=155 (Digitalisat)]</ref> |
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* '''Neuzeit:''' [[Otto Brunfels]] 1537<ref>[[Otto Brunfels]]: ''Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs''. Johann Schott, Straßburg 1537, S. 155: ''Haselnüß'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0005/bsb00054202/images/index.html?id=00054202&groesser=&fip=xdsydeayaxsxdsydewqfsdreayaeayaxdsydewqen&no=7&seite=157 (Digitalisat)]</ref> --- [[Leonhart Fuchs]] 1543<ref>[[Leonhart Fuchs]]: ''New Kreütterbuch …'' Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 151: ''Haselnuß'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00017437/images/index.html?id=00017437&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydqrsxdsydsdas&no=5&seite=403 (Digitalisat)]</ref> --- [[Hieronymus Bock]] 1546<ref>[[Hieronymus Bock]]: ''New Kreütter Bůch''. Wendel Rihel, Straßburg 1546, Teil III, Kapitel 67: ''Haselnuß'' [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11200232_00880.html (Digitalisat)]</ref> --- [[Pietro Andrea Mattioli|Mattioli]] / Handsch / [[Joachim Camerarius der Jüngere|Camerarius]] 1586<ref>[[Pietro Andrea Mattioli]]: ''Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia.'' Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch [[Joachim Camerarius der Jüngere|Joachim Camerarius den Jüngeren]], Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 98v–99v: ''Haselnuß'' [https://daten.digitale-sammlungen.de/0009/bsb00091089/images/index.html?id=00091089&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydwewqyzts&no=3&seite=216 (Digitalisat)]</ref> --- [[Nicolas Lémery]] 1699/1721<ref>[[Nicolas Lémery]]: ''Dictionnaire universel des drogues simples.'' Paris 1699, S. 228: ''Corylus'' [https://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/index.php?do=page&cote=20798&p=248 (Digitalisat)]; Übersetzung. ''Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, […].'' Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 356: ''Corylus'' [http://www.zeno.org/Lemery-1721/K/lemery-1721-001-0356 (Digitalisat)]</ref> --- ''Onomatologia medica completa'' 1755<ref>[[Albrecht von Haller]] (Hrsg.): ''Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret […].'' Gaumische Handlung, Ulm / Frankfurt am Main / Leipzig 1755, Sp. 487: ''Corylus'' [https://archive.org/details/bub_gb_iCQHAAAAcAAJ/page/n299/mode/1up (Digitalisat)]</ref> --- [[Wolfgang Schneider (Pharmaziehistoriker)|Wolfgang Schneider]] 1974<ref>[[Wolfgang Schneider (Pharmaziehistoriker)|Wolfgang Schneider]]: ''Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie.'' Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 377–380: ''Corylus'' [https://leopard.tu-braunschweig.de/rsc/viewer/dbbs_derivate_00023007/max/00000380.jpg (Digitalisat)]</ref> |
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=== Historische Abbildungen === |
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Tacuinum Sanitatis Avellana.jpg|''[[Tacuinum sanitatis]]'' ([[Ibn Butlan]]) 14. Jh.<ref>Übersetzung des Textes durch Franz Unterkircher. ''Tacuinum sanitatis'' … Graz 2004, S. 57: ''Haselnüsse. Lambertsnüsse (Baumhaselnüsse): Komplexion: warm im ersten Grad. Vorzuziehen sind große und saftreiche. Nutzen: sie fördern die geschlechtliche Potenz und die Gehirntätigkeit. Schaden: sie schaden dem Magen. Verhütung des Schadens: mit Gerstenzucker. Was sie erzeugen: scharfes und nicht gutes Blut. Besonders zuträglich für Menschen mit kalter Komplexion, Geschwächte und Greise, im Winter, in nördlicher Gegend.''</ref> |
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Bild:Corylus avellana Hazelnoot struik.jpg|Buschförmiges Wachstum |
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Gart Nux avellana.jpg|''[[Gart der Gesundheit]]'' 1485 |
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Bild:Hazel Flower Female.jpg|weibliche Blüte |
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Hortus Avellana.jpg|''[[Hortus sanitatis]]'' 1491 |
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Bild:Hazel Catkins aka.jpg|männliche Kätzchenblüte |
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Bild:Haselnuss Gr 99.jpg|Haselnuss, mit und ohne Schale |
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Fuchs Haselnuß.jpg|[[Leonhart Fuchs]] 1543 |
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Bock Haselnuß.jpg|[[Hieronymus Bock]] 1551 |
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Camerarius Haselnuß.jpg|[[Pietro Andrea Mattioli|Mattioli]] / Handsch / [[Joachim Camerarius der Jüngere|Camerarius]] 1586 |
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== Literatur == |
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Der Artikel beruht vor allem auf folgender Literatur: |
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* Peter Schütt, Ulla M. Lang: ''Corylus avellana.'' In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: ''Enzyklopädie der Sträucher''. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X, S. 67–76 <small>(Hauptquelle)</small> |
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* Wilhelm Troll: ''Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie. Zweiter Teil: Die blühende Pflanze''. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1957, {{DNB|455113661}}, S. 177–185. <small>(Blüten und Früchte)</small> |
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Für den Abschnitt Kulturelle Bedeutung wurden die folgenden Bücher verwendet: |
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* Marianne Beuchert: ''Symbolik der Pflanzen''. Insel Verlag, Frankfurt / Leipzig 2004, ISBN 3-458-34694-5. |
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* Doris Laudert: ''Mythos Baum. Geschichte, Brauchtum, 40 Baumporträts''. blv, München 2004, ISBN 3-405-16640-3, S. 217–223. |
|||
* [[Ruprecht Düll]], [[Herfried Kutzelnigg]]: ''Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait.'' 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. |
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* K. Hiller, M. F. Melzig: ''Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen.'' 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4. |
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Ergänzende Quellen und Literatur: |
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* [[Karl Weinhold (Mediävist)|Karl Weinhold]]: ''Über die Bedeutung des Haselstrauchs im altgermanischen Kultus und Zauberwesen.'' In: ''Zeitschrift des Vereins für Volkskunde.'' Band 11, 1901, S. 1–16. |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive> |
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<ref name="WCSP"> |
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{{WCSP|Corylus|Abruf=2017-01-11}} |
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</references> |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commons|Corylus avellana|Gemeine Hasel (''Corylus avellana'')}} |
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{{Wiktionary|Hasel}} |
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{{Wiktionary|Haselnuss}} |
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{{Wiktionary|Haselnussstrauch}} |
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* {{FloraWeb|1676}} |
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* {{BiolFlor|862}} |
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* {{BIB|1676}} |
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* {{InfoFlora|ID=282|WissName=Corylus avellana L.|Abruf=2015-10-03}} |
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* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Hauptgruppen/hasel.htm#Gew%C3%B6hnliche%20Hasel Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')] |
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* [http://www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0070 Kurzbeschreibung bei baumkunde.de] |
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* [http://www.tis-gdv.de/tis/ware/nuesse/hasel/hasel.htm Waren-Informationen Haselnuss] von Transport-Informations-Services (TIS) der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). |
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* [http://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Pflanzenportraet_Corylus_avellana.pdf Bochumer Botanischer Verein e. V.: Unterschiede zwischen Gemeiner Hasel, Lambertshasel und Baumhasel] |
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* {{IUCN |
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|Year=2013.2 |
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|ID= 63521 |
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|ScientificName= Corylus avellana |
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|YearAssessed= 2007 |
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|Assessor= Participants of the FFI/IUCN SSC Central Asian regional tree Red Listing workshop, Bishkek, Kyrgyzstan (11-13 July 2006) |
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|Download= 12. Dezember 2013}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4159196-3}} |
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{{Commons2|Corylus avellana|Gemeine Hasel}} |
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{{Lesenswert|25. September 2007|37128260}} |
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[[Kategorie:Birkengewächse]] |
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[[Kategorie:Birkengewächse]] |
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[[ca:Avellaner]] |
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[[Kategorie:Ölpflanze]] |
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[[cy:Cneuen gyll]] |
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[[Kategorie:Schalenobst]] |
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[[da:Almindelig Hassel]] |
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[[Kategorie:Wildfrucht]] |
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[[en:Common Hazel]] |
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[[es:Corylus avellana]] |
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[[fa:فندق]] |
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[[fi:Euroopanpähkinäpensas]] |
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[[fr:Noisetier]] |
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[[gl:Abeleira]] |
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[[it:Corylus avellana]] |
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[[ja:セイヨウハシバミ]] |
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[[nl:Hazelaar]] |
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[[nn:Hassel]] |
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[[no:Hassel]] |
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[[pl:Leszczyna pospolita]] |
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[[sv:Hassel]] |
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[[tr:Fındık]] |
Aktuelle Version vom 5. Mai 2025, 12:34 Uhr
Gemeine Hasel | ||||||||||||
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![]() Gemeine Hasel (Corylus avellana), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Corylus avellana | ||||||||||||
L. |
Die Gemeine Hasel (Corylus avellana), auch Haselstrauch oder Haselnussstrauch genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie ist ein meist rund fünf Meter hoch werdender sommergrüner Strauch, der in Europa und Kleinasien heimisch und in Mitteleuropa sehr häufig ist. Bekannt ist sie für ihre essbaren, seit Jahrtausenden vom Menschen genutzten Früchte, die Haselnüsse. Der Großteil der im Handel erhältlichen Haselnüsse stammt jedoch von der nahe verwandten Lambertshasel (Corylus maxima). Das Art-Epitheton avellana bezieht sich auf die antike italienische Stadt Abella, heute Avella, in der heutigen Provinz Avellino in Kampanien nahe dem Vesuv. Die Region ist für ihren Haselnussanbau schon seit dem Altertum bekannt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hasel wächst in der Regel als vielstämmiger, aufrechter Strauch von 5 bis 6 Metern Höhe. Die Verzweigung ist sympodial. In seltenen Fällen wächst sie als Baum und wird dann bis zu 10 Meter hoch. Sie ist sommergrün und bildet Stockausschläge. An der Stammbasis entstehen Schösslinge, die im ersten Jahr mehrere Meter hoch werden können, sich aber erst im zweiten Jahr verzweigen und noch später zur Seite biegen. Diese Schösslinge sorgen für den strauchförmigen Wuchs, da die Verzweigung der Hasel ansonsten akroton (an der Spitze) gefördert ist. Der Stammdurchmesser (BHD) kann 15 bis 18 Zentimeter erreichen. Das Höchstalter der Hasel liegt bei 80 bis 100 Jahren.
Knospen und Triebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Winterknospen sind stumpf eiförmig, fünf bis sieben Millimeter lang und seitlich leicht zusammengedrückt. Die Knospen sind am Rand bewimpert. An der Lichtseite sind sie rotbraun, im Schatten grün. Die scheinbaren Endknospen sind breit eiförmig und nur kaum größer als die Seitenknospen. Junge Triebe sind im Querschnitt rund und haben ein kleines, rundes Mark. Die Triebe sind mit kurzen Haaren dicht besetzt und haben auch etliche große, helle Lentizellen. Die Triebspitze ist durch rotbraune Drüsenhaare gekennzeichnet. In den Blattnarben sind fünf Leitbündel sichtbar. Die jungen Triebe sind relativ dünn und wachsen etwas zickzackförmig.
Blätter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Blätter stehen zweizeilig wechselständig an den Trieben, an aufrechten Trieben jedoch spiralig. Der Blattstiel ist 0,5 bis 2 Zentimeter lang und drüsig behaart. Die Blattspreite ist runzelig, 7 bis 13 Zentimeter lang und 6 bis 10 Zentimeter breit. Die Form ist rundlich bis verkehrt-eiförmig. Die Spreitenspitze ist eine kurze Spitze, die Blattbasis ist oft etwas asymmetrisch und herzförmig. Der Blattrand ist grob doppelt gesägt. Die Blattoberseite ist zerstreut behaart und deutlich dunkler als die Unterseite. Die zwei kleinen, eiförmigen Nebenblätter fallen nach dem Blattaustrieb bald ab. Sonnen- und Schattenblätter unterscheiden sich in ihrer Anatomie. Je weniger Licht ein Blatt erhält, umso kürzer sind die Palisadenzellen. Im Herbst vergilben die Blätter vom Rand her, bevor sie abfallen.
Holz und Rinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Holz der Hasel ist mäßig hart und zäh. Es besitzt eine rötlich-weiße Farbe, wobei zwischen Splint- und Kernholz kein Unterschied besteht. Die Rohdichte des Holzes (r15) beträgt 0,57 bis 0,63 g/cm³. Die Hasel bildet keine Borke aus. Ihr Abschlussgewebe auch auf alten Zweigen ist eine glatte, glänzend graubraune Rinde. Auf ihr sitzen querstehende, helle Lentizellen. Im Alter bekommt die Rinde Längsrisse.
Blüten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Weiblicher Blütenstand der Gemeinen Hasel
-
Männlicher Blütenstand der Gemeinen Hasel
Die Hasel ist monözisch, d. h., eine Pflanze verfügt über weibliche und männliche Blütenstände. Diese stehen in dichasialen Teilblütenständen. Letztere stehen entweder zu vielen und bilden Kätzchen (männliche Blüten) oder sie stehen zu mehreren und bleiben von der Knospe eingeschlossen (weibliche Blüten). Die Hasel hat ihre Blütezeit im Februar/März vor dem Laubaustrieb und ist als Frühblüher ein wichtiger Pollenlieferant für Honigbienen. An warmen, sonnigen Wintertagen werden allerdings nur die männlichen Kätzchen angeflogen, da die weiblichen Blüten weder duften noch Nektar anbieten.[1] Die Bestäubung erfolgt in jedem Fall durch den Wind (Anemophilie). Die Blüten sind recht unscheinbar. Ein einziges Kätzchen enthält etwa 2 Millionen Pollenkörner.[2] Mit etwa zehn Jahren tragen die Sträucher das erste Mal Früchte. Mit der leicht zu beobachtenden Haselblüte ist sie eine phänologische Zeigerpflanze.
Die männlichen Blütenstände entstehen bereits im Herbst des Vorjahres und überwintern nackt. Meist stehen zwei bis vier Blütenstände an der Spitze oder in Blattachseln letztjähriger Triebe. Zur Blüte strecken sie sich auf 8 bis 10 Zentimeter Länge. Die Einzelblüten stehen in der Achsel eines flaumig behaarten Tragblatts, am Blütenstiel sitzen zwei Vorblätter. Ein Perianth fehlt, sodass die Blüte aus vier Staubblättern mit je zwei Antheren besteht. Der Pollen der Hasel besitzt drei Keimporen.
Die weiblichen Blüten stehen in zweiblütigen Dichasien. Diese bilden zu mehreren den weiblichen Blütenstand, der jedoch auch bei der Blüte von den Knospenschuppen umschlossen bleibt. Lediglich die roten Narben ragen aus der Knospe hervor. Das Dichasium besteht aus dem Deckblatt, den beiden Vorblättern der fehlenden Mittelblüte sowie den beiden Seitenblüten, die entwickelt sind. Die Seitenblüten sind von zwei miteinander verwachsenen Vorblättern umgeben, die später zur Fruchthülle werden. Die Blüte besteht aus dem Stempel, der aus zwei verwachsenen Fruchtblättern besteht. Der Fruchtknoten ist durch Scheidewände (Septen) in zwei Fächer geteilt, von denen jeder eine Samenanlage enthält. In der Regel entwickelt sich nur eine Samenanlage.
Der Klimawandel wirkt sich auf die Blütezeit der Hasel aus. So setzt unter dem Einfluss der fortschreitenden Erwärmung des Klimasystems der Erde die Haselblüte tendenziell immer früher ein. Beispielsweise blühte im Jahr 2018 die Hasel bereits Ende Januar und damit 22 Tage früher als noch in den frühen 1950er-Jahren.[3]
Früchte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Befruchtung werden die Scheidewände des Fruchtknotens reduziert, es entwickelt sich eine einsamige Nussfrucht (Haselnuss, lateinisch avellana). Selten entwickeln sich beide Samenanlagen zu Samen aus. Die beiden Vorblätter der Blüte entwickeln sich zur Fruchthülle, der Cupula, die bei der Gemeinen Hasel glockenförmig ist und einen zerrissen gezähnten Rand aufweist. Das rundliche Mal an der Unterseite der Frucht ist die ehemalige Ansatzstelle an der Cupula. Die Nuss ist seitlich leicht zusammengedrückt. An der Flachseite gibt es eine leichte, längsorientierte Eintiefung. Dies sind die Kommissuren, die Stellen, wo die beiden Fruchtblätter aneinanderstoßen. An der Schmalseite besitzt jede Nusshälfte eine leichte Erhebung, dies ist die Mediane jedes Fruchtblattes; hier lässt sich die Nuss am leichtesten spalten.
In der Nuss befindet sich ein einziger großer Samen ohne Endosperm. Die Samenschale (Testa) ist dünn und häutig. An einer Schmalseite liegt ihr die Columella an, das ist die Zentralsäule des Fruchtknotens, die sich bei der reifen Frucht von der basalen Ansatzstelle bis zur Spitze des Samens zieht. Sie ist die Verbindung zwischen Mutterpflanze und Samen. Der Achsenkörper des Embryos sitzt dementsprechend an der Spitzenseite des Samens, die Keimblätter füllen den restlichen Teil des Samens aus. Sie sind Speicherorgane, die hauptsächlich fette Öle speichern. Die Samen der Haselnuss enthalten rund 60 % fettes Öl. 100 Gramm enthalten rund 2700 kJ Energie. Studien über die Inhaltsstoffe von rohen italienischen Haselnüssen oder einem daraus hergestellten gerösteten Haselnussmaterial ergaben 37 geruchsaktive Verbindungen in den rohen Nüssen, während 46 Aromaverbindungen im gerösteten Nussmaterial nachgewiesen wurden. Darunter ist zum Beispiel Filberton als einer der wichtigsten Aromastoffe.[4] Die Nüsse werden von Kleinsäugern (Eichhörnchen, Bilchen, Mäusen) und Vögeln (Kleibern und Hähern) verbreitet. Diese Tiere nutzen die Nüsse als Nahrung, durch verlorene Nüsse und vergessene Nahrungsverstecke sorgen sie zugleich für die Ausbreitung der Samen. Erntezeit ist üblicherweise September/Oktober.
Wurzeln und Mykorrhiza
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hasel hat ein sehr intensiv verzweigtes Wurzelsystem. Neben einer Pfahlwurzel bildet sie starke Seitenwurzeln aus, die nahe der Oberfläche liegen, jedoch nicht sehr weit reichen. Die dichteste Durchwurzelung ist in 30 bis 40 Zentimetern Tiefe. Die mittlere Wurzellänge liegt bei Haseln in Feldschutzhecken bei drei, maximal vier Metern. Daher übt die Hasel kaum negativen Einfluss auf benachbarte Kulturen aus. Die Hasel geht mit folgenden Pilzen eine Ektomykorrhiza ein: Schwarze Trüffel (Tuber melanosporum), Sommer-Trüffel (Tuber aestivum), Wintertrüffel (Tuber brumale); aber auch Perlpilz (Amanita rubescens), Steinpilz (Boletus edulis) und Cenococcum geophilum. Auch der Hasel-Milchling bildet eine Mykorrhiza mit der Hasel.[5]
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22, seltener 44.[6]
Verbreitung und Florengeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[7]
Das Areal der Hasel umfasst große Teile Europas sowie Anatolien und den Kaukasus. Überwiegend an der Schwarzmeerküste in Nordanatolien – in den Provinzen Zonguldak bis Giresun – findet man eine hohe Dichte an Haselnussplantagen.[8] Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis zu den Orkney-Inseln sowie in Norwegen bis zum Polarkreis. In Schweden kommt die Hasel bis zum 64., in Finnland bis zum 63. Breitengrad vor. Ob die Hasel in Nordafrika und in Syrien natürlich vorkommt, ist nicht ganz gesichert.[7]
Die Hasel kommt im Süden des Verbreitungsgebiets bis in wesentlich höhere Lagen vor als im Norden. So liegt die Höhengrenze im Erzgebirge und in den Vogesen bei 800 m, in den Nordalpen meist bei 1200 m, in Kärnten bei 1600 m und in Nordmazedonien bei 1500 m. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Heuberg bei Häselgehr bis zu 1500 Metern Meereshöhe auf.[9] Fossil ist die Hasel seit dem Pliozän bekannt. Die letzte Eiszeit überdauerte sie in einem Rückzugsgebiet in Südwest-Europa, u. a. im Norden Portugals.[10] Zu Beginn der Frühen Wärmezeit (Boreal) wanderte sie von dort nach Mitteleuropa ein. Sie verdrängte hier die Kiefer und Birke. Ihre schnelle Wiederverbreitung wird von einigen Wissenschaftlern mit der Einwanderung des Menschen in Verbindung gebracht, für die die Nüsse ein wichtiger Nahrungsbestandteil waren.[11] Von 7000 bis 6000 v. Chr., während der Mittleren Steinzeit, war die Hasel das dominierende Gehölz in Mitteleuropa. Danach wurde sie in Mitteleuropa von Eichenmischwäldern zurückgedrängt. Circa 5000 v. Chr. erreichte die Hasel Südschweden, 2000 v. Chr. die obere Wolga.
Standorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hasel wächst bevorzugt in ozeanischem und subozeanischem Klima in sommerwarmen Lagen. Sie wächst in lichten Wäldern, an Waldrändern und Feldhecken. Sie ist eine Lichtpflanze, verträgt aber auch mäßigen Schatten. Bezüglich Feuchte, Bodenreaktion und Stickstoffbedarf ist sie nach der Klassifizierung nach Ellenberg indifferent. Ihr Optimum erreicht sie auf feuchten, gut durchlüfteten, warmen Böden, die einen hohen Humusgehalt und neutrale bis alkalische Reaktion haben. Auf nährstoffarmen Sanden sowie auf sauren, vernässten Standorten gedeiht sie nicht. Pflanzensoziologisch kommt sie in Mitteleuropa vor allem in Eichen-Hainbuchenwäldern (Carpinion betuli) und in Auenwäldern (Alno-Ulmion) vor. Die optimalen Bedingungen hat sie in älteren Schlehengebüschen (Prunetalia-Stadien) auf potentiellen Buchenwald-Standorten (Fagion bzw. Fagetalia).[12] Auch auf offenem Blockschutt bildet sie eigene Corylus avellana-(Tilio-Acerion)-Gesellschaften, den Hasel-Buschwald: beschrieben wurden sie etwa aus Kärnten.[13]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt eine Unzahl verschiedener Insektenarten, die sich unter anderem von den Blättern, Früchten oder dem Saft der Gemeinen Hasel ernähren. Dazu gehören auch einige Arten, die monophag ausschließlich von dieser Pflanze leben. Beispiele sind der Haselnussbohrer (Curculio nucum), Zikaden wie die Haselmaskenzikade (Oncopsis avellanae), Ochsenlaubzikade (Edwardsiana avellanae) oder die Dornenlaubzikade (Edwardsiana spinigera) und Pflanzenläuse wie Myzocallis coryli oder die Haselnussblattlaus (Corylobium avellanae).
Der Echte Mehltau Phyllactinia guttata lebt auf Blättern der Haselnuss. Auch der normalerweise auf Hainbuche vorkommende Rostpilz Melampsoridium carpini soll im Kaukasus auf der Hasel vorkommen.[14] Auf toten Ästen der Hasel lebt der Hasel-Kleiebecherling, auf toten Ästen und Stämmen der Haselporling (Dichomitus campestris).[15]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man kann zwei Varietäten unterscheiden:[16]
- Corylus avellana var. avellana: Sie kommt von Europa bis zum Kaukasus vor.[16]
- Corylus avellana var. pontica (K.Koch) H.J.P.Winkl.: Sie kommt in der nördlichen Türkei und im westlichen Transkaukasien vor.[16]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Holz
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Die Gemeine Hasel hat forstwirtschaftlich keine große Bedeutung. Ihre hohen Ansprüche an die Bodenkraft machen sie ungeeignet, die Lücken in den Beständen auf ärmerem Boden zu füllen. Nur als Mischholz im Eichenniederwald (Eichenschälwald) leistet sie oft gute Dienste; ihr starker Blattabfall führt dem Boden reichlich Humus zu. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Haselnussholz von Reifschneidern für die Herstellung der Fassreifen verwendet. Starke junge Ruten werden als Stöcke, z. B. für den baskischen Makila, Gitterwerk, Blumenstäbe etc. verwendet, früher zudem für Vogelschlingen, Ausklopfstäbe und Korbbügel, stärkere Äste für Spazierstöcke und Armbrustbögen. Das Holz ist weich und gut spaltbar, aber nicht sehr haltbar. Man benutzt es für Tischlerarbeiten, früher auch für Wurfspeerschäfte. Im Bogenbau galt Haselnussholz lange als preisgünstiges bzw. kostenloses, leicht zu bearbeitendes „Anfängerholz“, insbesondere für Langbögen. Mittlerweile findet das gutmütige Bogenholz auch bei Fortgeschrittenen bis zu einem Zuggewicht bis ca. 70 lbs in wachsenden Maße Verwendung, wobei es von Fortgeschrittenen zumeist getempert wird. Häufiger wird es gespalten, die Späne zum Flechten benutzt. Die Kohle dient als Zeichenkohle, aber auch zur Herstellung von Schießpulver.[17]
Nüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nährwert pro 100 g Haselnusskerne[18] | |
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Brennwert | 2685 kJ (650 kcal) |
Eiweiß | 12 g |
Kohlenhydrate | 11 g |
- davon Zucker | 1 g |
- Ballaststoffe | 8,6 g |
Fett | 62 g |
- gesättigte Fettsäuren | 4,5 g |
- einfach ungesättigt | 46 g* |
- mehrfach ungesättigt | 8 g* |
Vitamine und Mineralstoffe | |
Vitamin A | 5 µg |
Vitamin B1 | 0,6 mg* |
Vitamin B2 | 0,11 mg* |
Vitamin B3 | 1,8 mg* |
Vitamin B6 | 0,6 mg* |
Vitamin B9 | 113 μg* |
Vitamin C | 3 mg |
Vitamin E | 26,6 mg |
Calcium | 114 mg* |
Eisen | 4,7 mg* |
Natrium | 2 mg |
Phosphor | 290 mg* |
Kalium | 680 mg* |
Bereits im frühen Mesolithikum steuerte die Haselnuss einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Menschen bei.[19] Die enorm schnelle Ausbreitung in diesem Zeitalter wird mit der Einwanderung des Menschen in Verbindung gebracht, der dies bewusst oder unbewusst durch die Anlage von Haselnussvorräten beschleunigte.[11] Die heutzutage im Handel erhältlichen „Haselnüsse“ sind allerdings meist die Nüsse der Lambertshasel (Corylus maxima). Im Handel wird die Bezeichnung Haselnuss für die Früchte beider Arten, der Gemeinen Hasel wie für die Lambertshasel verwendet.[20] Daher gibt es keine getrennten Erntestatistiken. Da genetische Analysen keine Differenzierung zwischen Corylus avellana und Corylus maxima (sowie den von einigen Autoren zusätzlich unterschiedenen Corylus pontica Koch und Corylus colchica Albov) zulassen, die morphologischen Merkmale lückenlos ineinander übergehen und die Formen frei miteinander kreuzbar sind, betrachten die meisten neueren Autoren alle diese Formen allerdings als Varianten einer einzigen weitgefassten Art Corylus avellana.[21][22] Die türkischen Sorten und Kultivare unterscheiden sich von den mediterranen und westeuropäischen meist in eher niederliegend-aufsteigendem Wuchs und einer durchgehenden, die reife Nuss umhüllenden Fruchthülle.
Wirtschaftliche Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2022 wurden laut FAO weltweit 1.195.732 t Haselnüsse geerntet. Die zehn größten Produzenten ernteten zusammen etwa 97,0 % der Welternte.[23]
Erntemengen 2022 (in t, mit Schale) Haselnüsse | |
---|---|
Land | Ernte |
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765.000 |
![]() |
98.670 |
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72.105 |
![]() |
70.310 |
![]() |
62.557 |
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33.400 |
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24.696 |
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13.406 |
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9.960 |
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9.500 |
Summe Top Ten | 1.159.604 |
Quelle: FAO[23] |
Innerhalb eines 10-Jahre-Zeitraums (2011–2020) wurde im Jahr 2019 die größte Erntemenge mit 1.125.049 Tonnen erzielt. Die Erntemenge im Jahr 2014, laut der Welternährungsorganisation (FAO) insgesamt 710.547 Tonnen, war die niedrigste in diesem Zeitraum. In diesem Jahr führten ungünstige klimatische Bedingungen mit Frost in der türkischen Schwarzmeer-Region, dem Hauptanbaugebiet, zu einem deutlichen Ernterückgang auf etwa 450.000 Tonnen und darauf folgenden, teils heftigen Preissteigerungen. Für das Jahr 2015 wurden hier wieder 646.000 Tonnen Nüsse geerntet und damit die Erntemenge wieder deutlich gesteigert. Im Jahr 2016 wurden dort mit 420.000 t noch weniger Haselnüsse geerntet als 2014.[23]
Wegen der schwankenden Erträge führte die Türkei im Jahr 2016 für die besten Qualitäten wieder Preisgarantien ohne Mengenbeschränkung ein. In der Türkei waren auch noch 2017 kleine Parzellen an Hanglagen, welche sich kaum für eine maschinelle Bewirtschaftung eigneten, üblich.
Die größten Haselnussexporteure waren im Jahr 2021 die USA, Georgien und Spanien. Der US-amerikanische Haselnussexport bestimmt mit einem Anteil von 51,6 % (= 25.102 t) der weltweiten Exportmenge den Weltmarktpreis.[24][23]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die industrielle Verarbeitung (Röstung) werden runde Kerne mit einem Durchmesser zwischen 9 und 13 mm benötigt. Industrienüsse sind darüber hinaus röstbar und leicht kernhautlösend.[25] Die gehackten Nüsse oder das daraus gewonnene Haselnussöl werden für Backwaren, Süßigkeiten (Nougat, Krokant) und für Speiseeis verwendet. Die Röstung verstärkt den Nougatgeschmack; für weißes Nougat werden die Kernhäute entfernt.[25]
Sorten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt zahlreiche Kultursorten, die aus selektierten Klonen aus Wildpopulationen hervorgegangen sind und vegetativ vermehrt werden. Einige Kultivare gehen auch auf sexuelle Kreuzung zwischen solchen Sorten, einige auf Kreuzungen von verschiedenen Arten zurück.[22] Die Kultivare der Schwarzmeer- und Kaukasusregion und diejenigen des Mittelmeerraums sind genetisch (und auch morphologisch) klar voneinander geschieden und gehen auf unabhängige Domestizierungsereignisse zurück.[26] Bei den türkischen Kultivaren unterscheidet das nationale Hazelnut Research Institute in Giresun 16 Hauptsorten und zahlreiche weitere lokale Kultivare und Landsorten, diese werden nach den Formen der Nüsse in drei Gruppen geteilt, solche mit runden, mit zugespitzten und mit mandelförmigen Nüssen.
Für die industrielle Verwendung und den Export bedeutsam sind vor allem die runden Formen. Die wichtigste Sorte ist Tombul, weitere verbreitete Sorten sind Cakildak, Cavcava, Fosa, Kan, Karafindik, Kargalak, Mincane, Palaz. Die zugespitzten Sorten, die als von geringerer Qualität gelten, sind etwa Aci, Incekara, Kalinkara, Kus und Sivri.[27] Wichtige Sorten in Oregon (USA) sind Ennis, Butler und Barcelona, in Viterbo (Italien) Tonda Romana sowie in Deutschland die Hallesche Riesennuss oder die Zeller Nuss. Unterschiede der Sorten liegen auch in den ökologischen Ansprüchen, Krankheitsresistenzen (Xanthomonas arboricola), Verwendungsmöglichkeiten und Erträgen. Die Vermehrung erfolgt meist über vegetative Vermehrung, hauptsächlich durch Stecklingsbewurzelung, Absenkerbildung und Pfropfen. Bei letzterer dient oft die Baum-Hasel (Corylus colurna) als Unterlage, da sie mit ihrem Stamm leicht zu pflegen und zu beernten ist.
Zierstrauch
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Außerdem werden einige Sorten in Gärten kultiviert:
- Die Korkenzieher-Hasel (Corylus avellana 'Contorta') – vermutlich eine Spontanmutation, entdeckt in England um 1900, zeichnet sich durch ihre korkenzieherartig gewundenen Zweige aus, die für Vasenschnitt im Winter genommen werden. Sie wird 3 bis 5 m hoch und 2 bis 4 m breit, die Nüsse sind kleiner und nicht so zahlreich wie bei der Art.
- Die Blätter der Sorte 'Aurea' sind beim Austrieb gelb und werden später gelbgrün.
- Corylus avellana 'Red Majestic' – rotblättrige Form der Korkenzieher-Hasel, etwas schwächer wachsend als diese.
Pharmakologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Arzneimittel dienen die Haselnussblätter (Folia Coryli avellanae). Sie enthalten 0,04 % ätherisches Öl, Palmitinsäure, Paraffin, Myricitrosid, Saccharose, Taraxerol und β-Sitosterin. Man verwendet sie in Teegemischen als Ersatz für Blätter von Hamamelis virginiana.
Schädlinge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bemerkenswert sind die Knospendeformationen hervorgerufen durch die Haselnuss-Gallmilbe (Phytoptus avellanae). Auf nährstoffreichen Böden sind die Wurzeln gelegentlich von der vollparasitischen Schuppenwurz (Lathraea squamaria) besetzt. Die Nüsse werden nicht selten durch die Larven des Haselnussbohrers (Curculio nucum) befallen, die den Samen fressen.
Kulturelle Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Symbolik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hasel ist ein Symbol für Lebens- und Liebesfruchtbarkeit, Unsterblichkeit, Frühling und glückhaften Beginn, Wunscherfüllung, Glück. Sie hat wie der Schwarze Holunder in Mitteleuropa eine lange kulturelle Tradition. Haselzweige waren häufig Teil von heidnischen sowie christlichen Grabfunden.
Als sehr altes Nahrungsmittel dürfte die Hasel schon bei Steinzeitkulturen einen hohen Stellenwert besessen haben. Zumindest aus germanischer Zeit ist überliefert, dass die „Frau Haselin“ nicht gefällt werden durfte. Fremde durften von Haselsträuchern nicht mehr als eine Handvoll Nüsse nehmen.
Im antiken Rom war die Hasel ein Friedenssymbol. Unterhändler bei Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen hatten als Zeichen ihrer guten Absichten einen Haselzweig in der Hand. Noch in historischer Zeit wurden in Deutschland Mal- und Gerichtsstätten mit den „Summerlatten“, den Johannistrieben der Hasel, abgesteckt (umhaselt). Haselzweige dienten auch als Grenzmarkierungen. Der Weiser-Stab von Gerichts- und Forsthoheit bestand aus Haselholz.
Als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol wurde in Rom, in England und in Südwestdeutschland der Braut bei der Hochzeit ein Korb mit Haselnüssen geschenkt oder man bewirft das Brautpaar mit Haselnüssen. Im alten Rom warf der Bräutigam Nüsse unter die Gäste.[28]
Bei der heiligen Hildegard von Bingen war die Hasel nicht in hohem Ansehen: Der Haselbaum ist ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken taugt er kaum.[29] Nüsse wurden nämlich mit Sexualität und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Diese sexuelle Konnotation der Hasel ist etwa im Volkslied zu erkennen:
- Die Nachtigall singt auf kein Tannenbaum,
- Schlagt in der Haselnussstaudn …[29]
Die Nachtigall singt nur während der Weibchensuche, nach der Paarung nicht mehr. Die Redewendung in die Haseln gehen steht für ein Stelldichein. Die Volkssprüche viel Hasel, viel Kinder ohne Vater und der ist aus einer Haselstaude entsprungen weisen auf den außerehelichen Charakter solcher Verbindungen hin. Die in vielen Gegenden übliche Sitte, seiner Liebsten am 1. Mai ein Birkenbäumchen vor das Fenster zu stellen, wurde durch das Setzen eines Haselstrauches abgewandelt und das betreffende Mädchen dem Spott übergeben. Aus der Normandie ist dieser Brauch bereits aus dem Jahr 1393 belegt.[29] Aufgrund dieser Sexualsymbolik wurde die Hasel als Aphrodisiakum verwendet: Zu Pulver gebrannte Haselrinde wurde ins Essen gemischt oder es wurde Haselnussöl verwendet.
Das Wappen der Gemeinden Hassel (Altmark) und Haslach im Kinzigtal zeigt ein Haselgewächs; in dem von Sprockhövel ist unter anderem ein fruchttragender Haselzweig zu sehen.
Aberglaube
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Strauch wurden auch abwehrende Eigenschaften zugesprochen: Mit einem Haselzweig sollte man sich der Schlangen und Hexen erwehren können. Aschenputtel erhielt ein Reis von einer Hasel von ihrem Vater, den sie am Grab ihrer Mutter pflanzte. Haseln wurde und wird die Eigenschaft zugeschrieben, Kraftströme fließen zu lassen. Daher werden Haselruten als Wünschelruten verwendet. Der Strauch soll auch vor Blitzschlag schützen und störende Erd- und Wasserstrahlen ableiten. Der Haselzauber wurde zwar schon in frühfränkischer Zeit (Lex Ripuaria) verboten, blieb aber noch über Jahrhunderte bestehen. Der Glaube an die Wünschelrute blieb bis ins 17. Jahrhundert allgemein verbreitet. Man wollte Schätze, Metalladern und Quellen damit aufspüren. Diese Verwendung ist etwa in Georgius Agricolas De re metallica von 1556 abgebildet. Der Gebrauch als Wünschelrute hat sich bis heute erhalten.
Redewendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine prosaische Verwendung der Hasel versteckt sich hinter der Redewendung „jemanden mit Haselsaft erquicken“: als Prügelstock.[30]
Große Verbreitung hat auch das Volkslied Schwarzbraun ist die Haselnuss gefunden.
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Gemeine Hasel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Augstnuss (Schwaben), Drateln, Frau Hasel, Hagnuss (Bern), Hasel (Norddeutschland), Haselbaum (Norddeutschland), Haselbusch, Haselbusk (Nordwestdeutschland), Haselnot, Haselstude (mittelhochdeutsch), Hasesnot (mittelniederdeutsch), Hasliboum, Haslen (Bern), Hasliholz (St. Gallen), Haslistuda (St. Gallen), Hassel (Unterweser), Hasselboum, Hasselbusch (Norddeutschland), Hasselnäss (Siebenbürgen), Hasselstrach (Siebenbürgen), Hasselstaude, Hasselnot, Hasselstruk (Nordwestdeutschland, niederdeutsch), Haxelnuss, Hesele (mittelhochdeutsch), Heselinholz (mittelhochdeutsch), Heslinholz (mittelhochdeutsch), Hesse, Hüselte, Klaeterbusk (Bremen), Kätzlein, Klöterbusch (Hamburg), Märzennudeln, Nööthbusch (Mecklenburg), Nussblüh, Nussbusch und Nussstrauch.[31]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Antike – Spätantike: Dioskurides 1. Jh.[32] --- Plinius 1. Jh.[33] --- Galen 2. Jh.[34]
- Arabisches Mittelalter: Avicenna 11. Jh.[35] --- Pseudo-Serapion 13. Jh.[36]
- Lateinisches Mittelalter: Hildegard von Bingen 12. Jh.[37] --- Konrad von Megenberg 14. Jh.[38] --- Herbarius Moguntinus 1484[39] --- Gart der Gesundheit 1485[40] --- Hortus sanitatis 1491[41] --- Hieronymus Brunschwig 1500[42]
- Neuzeit: Otto Brunfels 1537[43] --- Leonhart Fuchs 1543[44] --- Hieronymus Bock 1546[45] --- Mattioli / Handsch / Camerarius 1586[46] --- Nicolas Lémery 1699/1721[47] --- Onomatologia medica completa 1755[48] --- Wolfgang Schneider 1974[49]
Historische Abbildungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Gart der Gesundheit 1485
-
Hortus sanitatis 1491
-
Leonhart Fuchs 1543
-
Hieronymus Bock 1551
-
Mattioli / Handsch / Camerarius 1586
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Artikel beruht vor allem auf folgender Literatur:
- Peter Schütt, Ulla M. Lang: Corylus avellana. In: Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X, S. 67–76 (Hauptquelle)
- Wilhelm Troll: Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie. Zweiter Teil: Die blühende Pflanze. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1957, DNB 455113661, S. 177–185. (Blüten und Früchte)
Für den Abschnitt Kulturelle Bedeutung wurden die folgenden Bücher verwendet:
- Marianne Beuchert: Symbolik der Pflanzen. Insel Verlag, Frankfurt / Leipzig 2004, ISBN 3-458-34694-5.
- Doris Laudert: Mythos Baum. Geschichte, Brauchtum, 40 Baumporträts. blv, München 2004, ISBN 3-405-16640-3, S. 217–223.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- K. Hiller, M. F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2010, ISBN 978-3-8274-2053-4.
Ergänzende Quellen und Literatur:
- Karl Weinhold: Über die Bedeutung des Haselstrauchs im altgermanischen Kultus und Zauberwesen. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Band 11, 1901, S. 1–16.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bruno P. Kremer: Strauchgehölze. Niedernhausen 2002, ISBN 3-576-11478-5.
- ↑ Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
- ↑ Was die Frühlingsblüte über den Klimawandel verrät. NDR, 16. Januar 2019, abgerufen am 2. Februar 2019.
- ↑ Andrea Burdack-Freitag, Peter Schieberle: Changes in the Key Odorants of Italian Hazelnuts (Coryllus avellana L. Var. Tonda Romana) Induced by Roasting. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. 58, 2010, S. 6351, doi:10.1021/jf100692k.
- ↑ Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1, S. 571.
- ↑ Corylus avellana bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b Corylus avellana, Common hazel auf EUFORGEN
- ↑ Türkiye'de Fındık Üretimi ve Miktarı (Ton) – Grafik ve İstatistiklerle Dünyada ve Türkiye'de Fındık Üretimi. Abgerufen am 2. Februar 2017 (türkisch).
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW-Verlag, Eching bei München 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 425.
- ↑ S. Martins, F. Simoes, D. Mendonca, J. Matos, A. P. Silva, V. Carnide: Chloroplast SSR genetic diversity indicates a refuge for Corylus avellana in northern Portugal. Genetic Resources and Crop Evolution. 60, 2013, S. 1289–1295, doi:10.1007/s10722-012-9919-2.
- ↑ a b Hansjörg Küster: Geschichte des Waldes. C.H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50279-2.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 7. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
- ↑ L. Mucina, G. Grabherr, S. Wallnöfer: Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Teil III: Wälder und Gebüsche. G. Fischer, Jena 1993, ISBN 3-334-60452-7, S. 128.
- ↑ Friedemann Klenke, Markus Scholler: Pflanzenparasitische Kleinpilze: Bestimmungsbuch für Brand-, Rost-, Mehltau-, Flagellatenpilze und Wucherlingsverwandte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-46162-4, S. 311 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1, S. 650 bzw. 164.
- ↑ a b c Corylus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 11. Januar 2017.
- ↑ Die Hasel bei baumkunde.de
- ↑ Verpackungsangabe von Delta Haselnusskerne ---- * = Archivierte Kopie ( des vom 3. März 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. – siehe auch: en:Hazelnut
- ↑ Almut Bick: Die Steinzeit. (= Theiss WissenKompakt). Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1996-6.
- ↑ Verordnung (EG) Nr. 1284/2002 der Kommission vom 15. Juli 2002 zur Festlegung der Vermarktungsnorm für Haselnüsse in der Schale. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Band 187, 2002, S. 14.
- ↑ Veli Erdogan, Shawn A. Mehlenbacher: Phylogenetic Relationships of Corylus Species (Betulaceae) Based on Nuclear Ribosomal DNA ITS Region and Chloroplast matK Gene Sequences. In: Systematic Botany. 25(4), 2000, S. 727–737. doi:10.2307/2666730
- ↑ a b Nahla Bassil, Paolo Boccacci, Roberto Botta, Joseph Postman, Shawn Mehlenbacher: Nuclear and chloroplast microsatellite markers to assess genetic diversity and evolution in hazelnut species, hybrids and cultivars. In: Genetic Resources and Crop Evolution. 60, 2013, S. 543–568. doi:10.1007/s10722-012-9857-z
- ↑ a b c d Produktionsstatistik der FAO für 2022, fao.org, abgerufen am 6. März 2024
- ↑ Exportstatistik der FAO, fao.org, abgerufen am 16. Februar 2022
- ↑ a b Carola Nitsch: Praxis-Anbau von Haselnüssen. In: Obstbau. Nr. 2, 2015, S. 80–84.
- ↑ Paolo Boccacci, Roberto Botta: Investigating the origin of hazelnut (Corylus avellana L.) cultivars using chloroplast microsatellites. In: Genetic Resources and Crop Evolution. 56, 2009, S. 851–859, doi:10.1007/s10722-009-9406-6
- ↑ K. Gürcan, V. Erdogan, S. A. Mehlenbacher: Genetic diversity in hazelnut (Corylus avellana L.) cultivars from Black Sea countries assessed using SSR markers. In: Plant Breeding. 129, 2009, S. 422–434. doi:10.1111/j.1439-0523.2009.01753.x
- ↑ Beuchert: Symbolik der Pflanzen. 2004, S. 128.
- ↑ a b c zitiert nach Laudert: Mythos Baum 2004, S. 135.
- ↑ Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 14, S. 35 ff, Autor: Johannes Hoops
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 115. (online)
- ↑ Pedanios Dioskurides. 1. Jh.: De Medicinali Materia libri quinque. Übersetzung. Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, S. 144 (Buch I, Kapitel 179) (Digitalisat)
- ↑ Plinius der Ältere, 1. Jh.: Naturalis historia Buch XXIII, Kapitel LXXVIII (§ 150): Nux abellana (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat)
- ↑ Galen, 2. Jh., De alimentarum facultatibus, Buch II, Kapitel XXVIII: (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band VI, S. 609): De nucibus (Digitalisat); De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, Buch VII, Kapitel X/12 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XII, S. 13): Nux (Digitalisat)
- ↑ Avicenna, 11. Jh.: Kanon der Medizin. Übersetzung und Bearbeitung durch Gerhard von Cremona, Arnaldus de Villanova und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 43: Avellana (Digitalisat)
- ↑ Pseudo-Serapion 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt 120r (No CLXII): Nux avellana (Digitalisat)
- ↑ Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch III, Kapitel 11: Haselbaum. Migne, Paris 1855. Sp. 1225 (Digitalisat) – Übersetzung: Herbert Reier: Hildegard von Bingen Physica. Nach der Textausgabe von J. P. Migne, Paris 1882 ins Deutsche übersetzt. Kiel 1980, S. 115: Der Haselbaum ist eher kalt als warm und taugt nicht zur Medizin; er symbolisiert die Üppigkeit. Doch nimm seine Knospen, wenn seine Blüten gerade hervorbrechen, trockne sie an der Sonne, pulverisiere sie, und wo Scropheln in einem Menschen sind, streue das Pulver darauf, und er wird geheilt werden. Ein Mann, dessen Samen zerfließt, sodass er kein Kind zeugt, esse die Früchte des Haselbaumes, dazu den dritten Teil Erdpfeffer und den vierten Teil des Erdpfeffers Traube und etwas gebräuchlichen Pfeffer, koche das mit der Leber eines jungen Hirsches, der geschlechtsreif ist, und dazu rohes und fettes Schweinefleisch. Er werfe jene Kräuter fort und esse dieses Fleisch, tauche auch Brot in das Wasser, in dem dieses Fleisch gekocht ist, und kaue das. Wenn er dies oft macht, wird ihm ein Kind erblühen, wenn nicht das gerechte Urteil Gottes dies verhindert. Die Nüsse nützen weder, noch schaden sie einem gesunden Menschen, der sie isst. Einen Kranken schädigen sie, weil sie ihn in der Brust demphent.
- ↑ Konrad von Megenberg, 14. Jh.: Buch der Natur. Ausgabe. Franz Pfeiffer. Aue, Stuttgart 1861, S. 334 (IVa/32): Haselnuzz (Digitalisat)
- ↑ Herbarius Moguntinus, Mainz 1484, Teil II, Kapitel 45: Avellane (Digitalisat)
- ↑ Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 280: Nux avellana. Haselnuß (Digitalisat)
- ↑ Hortus sanitatis 1491, Mainz 1491, Teil I, Kapitel 313: Nux avellana (Digitalisat)
- ↑ Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 58r: Hasel nuß (Digitalisat)
- ↑ Otto Brunfels: Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs. Johann Schott, Straßburg 1537, S. 155: Haselnüß (Digitalisat)
- ↑ Leonhart Fuchs: New Kreütterbuch … Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 151: Haselnuß (Digitalisat)
- ↑ Hieronymus Bock: New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1546, Teil III, Kapitel 67: Haselnuß (Digitalisat)
- ↑ Pietro Andrea Mattioli: Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 98v–99v: Haselnuß (Digitalisat)
- ↑ Nicolas Lémery: Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 228: Corylus (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition […] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, […]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 356: Corylus (Digitalisat)
- ↑ Albrecht von Haller (Hrsg.): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret […]. Gaumische Handlung, Ulm / Frankfurt am Main / Leipzig 1755, Sp. 487: Corylus (Digitalisat)
- ↑ Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/1 (1974), S. 377–380: Corylus (Digitalisat)
- ↑ Übersetzung des Textes durch Franz Unterkircher. Tacuinum sanitatis … Graz 2004, S. 57: Haselnüsse. Lambertsnüsse (Baumhaselnüsse): Komplexion: warm im ersten Grad. Vorzuziehen sind große und saftreiche. Nutzen: sie fördern die geschlechtliche Potenz und die Gehirntätigkeit. Schaden: sie schaden dem Magen. Verhütung des Schadens: mit Gerstenzucker. Was sie erzeugen: scharfes und nicht gutes Blut. Besonders zuträglich für Menschen mit kalter Komplexion, Geschwächte und Greise, im Winter, in nördlicher Gegend.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeine Hasel. auf FloraWeb.de
- Gemeine Hasel. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Corylus avellana L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. Oktober 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Kurzbeschreibung bei baumkunde.de
- Waren-Informationen Haselnuss von Transport-Informations-Services (TIS) der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV).
- Bochumer Botanischer Verein e. V.: Unterschiede zwischen Gemeiner Hasel, Lambertshasel und Baumhasel
- Corylus avellana in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Participants of the FFI/IUCN SSC Central Asian regional tree Red Listing workshop, Bishkek, Kyrgyzstan (11-13 July 2006), 2007. Abgerufen am 12. Dezember 2013.