Zum Inhalt springen

„Erdatmosphäre“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: Manuelle Zurücksetzung
 
(779 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Top of Atmosphere.jpg|mini|Atmosphäre der Erde, aufgenommen von der [[International Space Station|ISS (2013)]]]]
[[Bild:Aufbau-Erdatmosphäre.png|thumb|355px|Abbildung 1: Aufbau der Erdatmosphäre]]
Die '''Erdatmosphäre''' (von [[griechische Sprache|griechisch]] ''ατμός, atmós'' „Luft, Druck, Dampf“ und ''σφαίρα, sfära'' „Kugel“), die [[Atmosphäre]] der [[Erde]], ist die [[Gas|gasförmige]] Hülle oberhalb der [[Erdoberfläche]]. Sie stellt eine der [[Geosphäre]]n dar und ihr Gasgemisch ist durch einen hohen Anteil an [[Stickstoff]] und [[Sauerstoff]] und somit oxidierende Verhältnisse geprägt. Eine Darstellung der Konzentration der Atmosphärengase sowie deren Charakteristika bietet der Artikel '''[[Luft]]'''.
Die '''Atmosphäre''' der [[Erde]], auch '''Erdatmosphäre''' (von {{grcS|ἀτμός|atmós|de=Dampf}} und {{lang|grc|σφαῖρα|sphaira|de=Kugel}}) ist die [[gas]]­förmige Hülle der [[Erdoberfläche]] und eine der sogenannten [[Erdsphäre]]n. Sie hat einen hohen Anteil an [[Stickstoff]] und [[Sauerstoff]] und somit [[oxidieren]]de Verhältnisse.


Ihre vertikale Gliederung ist durch unterschiedliche [[Lufttemperatur|Temperaturen]] bedingt. Das Wettergeschehen findet in den unteren etwa 10 Kilometern statt, der [[Troposphäre]]. Die höheren Schichten haben keinen großen Einfluss mehr.
== Entwicklung ==
[[Bild:Volcano q.jpg|thumb|Der [[Vulkanismus]] als wesentlicher Enflussfaktor der Atmosphärenentwicklung]]
''Hauptartikel: '''[[Entwicklung der Erdatmosphäre]]'''''


== Zusammensetzung ==
Die Entwicklung der Erdatmosphäre ist ein Teil der [[Chemische Evolution|chemischem Evolution]] der [[Erde]] und zudem ein wichtiges Element der [[Klimageschichte]]. Sie wird heute in vier wesentliche Entwicklungsstufen unterschieden.
{{Hauptartikel|Luft}}


Die bodennahen Schichten bis in etwa 90&nbsp;km Höhe ([[Kármán-Linie]] der Raumfahrt) haben eine recht gleichförmige Zusammensetzung, weshalb man auch von [[Homosphäre]] spricht. Was als Luft bezeichnet wird, besteht im Wesentlichen bei Außerachtlassen des wechselnden [[Wasserdampfgehalt]]s (d.&nbsp;h. in [[Volumenprozent]] trockener, wasserdampffreier Luft) aus: <br>
Am Anfang stand die [[Entstehung der Erde]] vor etwa 4,56 Milliarden Jahren. Dabei verfügte sie schon sehr früh über eine vermutlich aus [[Wasserstoff]] (H<sub>2</sub>) und [[Helium]] (He) bestehende Gashülle, die jedoch wieder verloren ging.
78,08 % [[Stickstoff]] (N<sub>2</sub>), 20,95 % [[Sauerstoff]] (O<sub>2</sub>) und 0,93 % [[Argon]] (Ar), dazu [[Aerosol]]e und [[Spurengase]], darunter [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>, mit derzeit 0,04 %, nach Wasserdampf der wichtigste Verursacher des [[Treibhauseffekt]]s), ferner [[Methan]] (CH<sub>4</sub>), [[Ozon]] (O<sub>3</sub>), [[Fluorchlorkohlenwasserstoff]]e, [[Schwefeldioxid]] (SO<sub>2</sub>) und Stickstoff&shy;verbindungen.<ref>[http://web.archive.org/web/20160820013125/http://cdiac.ornl.gov/tracegases.html http://cdiac.ornl.gov/tracegases.html] ([[Web-Archivierung#Begrifflichkeiten|Memento]] vom 20. August 2016 im ''[[Internet Archive]])''</ref>
{{Siehe auch|Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre}}
{| class="wikitable"
|+Tabellarische Auflistung einiger Gase in der Atmosphäre
!Gas
!Prozentanteil
|-
|Stickstoff
|style="text-align:center" |78,08 %
|-
|Sauerstoff
|style="text-align:center" |20,95 %
|-
|Argon
|style="text-align:center" |{{0}} 0,93 %
|-
|Kohlenstoffdioxid
|style="text-align:center" |{{0}} 0,04 %
|}
[[Datei:Hurricane Isabel from ISS.jpg|mini|Hurrikan ''Isabel'' von der [[ISS]]]]
Für die Entstehung des '''[[Wetter]]s''' ist neben der [[Energie]]&shy;zufuhr durch die [[Sonnenstrahlung]] und ihrer tages- und [[jahreszeit]]lichen Schwankung hauptsächlich der Gehalt an [[Wasserdampf]] verantwortlich. Dieser kommt in wechselnder Konzentration von 0&nbsp;[[Volumenprozent|%&nbsp;Vol.]] bis etwa 4 %&nbsp;Vol. in der Luft vor, siehe [[Luftfeuchtigkeit]]. Die regionale Sonneneinstrahlung hängt über den Gehalt an Aerosolen auch von der [[Trübung der Atmosphäre|Transparenz der Atmosphäre]] ab.


Die [[Hochatmosphäre]] ist ein bereits sehr dünnes Gas, in das auch hochenergetische Anteile der Sonnenstrahlung noch eindringen können. Durch kurzwelliges [[UV]]-Licht werden die [[Molekül]]e [[Dissoziation (Chemie)|dissoziiert]] und teilweise [[Ionisation|ionisiert]]. Ferner kommt es in Höhen über etwa 100&nbsp;km auch zu einer Entmischung der Bestandteile nach ihrer unterschiedlichen [[Molare Masse|molaren Masse]], weshalb dieser Abschnitt auch [[Heterosphäre]] genannt wird. Mit wachsender Höhe nehmen daher die Anteile leichterer Teilchen wie [[Wasserstoffatom]]e und [[Helium]] zu. Diese beiden Elemente entweichen [[Maxwell-Boltzmann-Verteilung|thermisch]] bedingt allmählich in den Weltraum.
Durch die langsame Abkühlung der Erde und den dabei auftretenden [[Vulkanismus]] kam es zu einer umfangreichen [[Ausgasung]] aus dem Erdinneren. Die dadurch erzeugte Atmosphäre bestand zu etwa 80&nbsp;% aus [[Wasserdampf]] (H<sub>2</sub>O), zu 10&nbsp;% aus [[Kohlendioxid]] (CO<sub>2</sub>) und zu 5 bis 7&nbsp;% aus [[Schwefelwasserstoff]]. Dabei handelt es sich um ebenjene Produkte des Vulkanismus, wie wir sie auch heute noch beobachten können. Der hohe Anteil des Wasserdampfs erklärt sich dadurch, dass die Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt noch zu warm war, um Niederschläge bilden zu können. Es gab also noch keine Gewässer auf der Erde. Der eigentliche [[Herkunft des irdischen Wassers|Ursprung des Wassers]] ist umstritten.


== Aufbau ==
Nachdem die Temperatur der Atmosphäre unter den Siedepunkt des Wassers fiel, kam es zu einem extrem langen Dauerregen, nach dessen Ende sich die Ozeane gebildet hatten und dementsprechend die anderen Atmosphärengase relativ zum Wasserdampf angereichert wurden.
[[Datei:Atmosphäre Stufen.svg|miniatur|hochkant=1.3|Aufbau der Atmosphäre der Erde]]
[[Datei:Die Schichten der Erdatmosphäre.webm|mini|Video: Die Schichten der Erdatmosphäre]]
[[Datei:Atmosphäre Temperatur 600km.png|miniatur|Durchschnittliche [[Temperatur]] und molare Masse der Luft in Abhängigkeit von der Höhe]]
[[Datei:Atmosphäre Dichte 600km.png|miniatur|Durchschnittlicher [[Luftdruck]] und [[Luftdichte]] in Abhängigkeit von der Höhe]]
[[Datei:Standardatmosphäre 1976 90km.png|miniatur|[[Normatmosphäre#US-Standardatmosphäre 1976|Standardatmosphäre 1976]] bis 90&nbsp;km Höhe]]


=== Schichtung ===
Die hohe UV-Einstrahlung bedingte eine photochemische Zerlegung der Wasser-, Methan- und Ammoniakmoleküle, wodurch sich Kohlenstoffdioxid und Stickstoff ansammelten. Die leichten Gase wie Wasserstoff oder Helium verflüchtigten sich in den Weltraum, vor allem Kohlendioxid wurde in großen Mengen in den Ozeanen gelöst. Unverändert blieb der inerte Stickstoff. Dieser sammelte sich mit der Zeit an und bildete vor etwa 3,4 Milliarden Jahren den Hauptbestandteil der Atmosphäre.
Die Atmosphäre weist eine Masse von etwa 5,15&nbsp;·&nbsp;10<sup>18</sup>&nbsp;kg auf (5,15 Billiarden Tonnen), also knapp ein Millionstel der [[Erdmasse]]. Sie besteht hinsichtlich ihres vertikalen Temperaturverlaufs, insbesondere dessen [[Atmosphärischer Temperaturgradient|Gradienten]], aus mehreren Schichten:
* [[Troposphäre]] von der Erdoberfläche bis zur [[Tropopause]] in Höhen zwischen 7&nbsp;km ([[Polargebiet]]e) und 17&nbsp;km ([[Tropen]])
* [[Stratosphäre]] bis zur [[Stratopause]] in 50&nbsp;km Höhe
* [[Mesosphäre]] bis zur [[Mesopause]] in 80 bis 85&nbsp;km Höhe
* [[Thermosphäre]] (siehe auch unten, Ionosphäre)
* [[Exosphäre]] darüber.


Die Troposphäre wird auch als ''untere [[Atmosphäre (Astronomie)|Atmosphäre]]'' bezeichnet, Stratosphäre und Mesosphäre gemeinsam als ''mittlere Atmosphäre'' und die Thermosphäre als ''obere Atmosphäre''.
Der Sauerstoff O<sub>2</sub> spielt die Hauptrolle bei der weiteren Entwicklung zur heutigen Atmosphäre. Die ersten oxygen photosynthetisch aktiven [[Cyanobakterien]] führten zwar beginnend vor etwa 3,5 Milliarden Jahren zu einem Absinken der Kohlenstoffdioxidkonzentration, die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre blieb jedoch trotz der Sauerstoffproduktion dieser Phototrophen gering. Denn Sauerstoff wurde in den Ozeanen bei der Oxidation von Eisen(II)-Ionen und Schwefelwasserstoff verbraucht und sammelte sich erst vor etwa zwei Milliarden Jahren an als die Sauerstoff-verbrauchenden Stoffe knapp wurden. Vor einer Milliarden Jahre überstieg die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre ein Prozent, wodurch sich wenige hundert Millionen Jahre später eine erste [[Ozonschicht]] bilden konnte. Der heutige Sauerstoffgehalt von knapp 21&nbsp;% wurde schließlich vor 350 Millionen Jahren erreicht und blieb seitdem recht stabil.


Vor allem in der Troposphäre – der Wettersphäre – zeigt sich eine Dynamik innerhalb der Temperaturschichtung und des Gehalts an [[Wasserdampf]], weshalb dort auch die jeweilige [[Schichtungsstabilität der Erdatmosphäre|Schichtungsstabilität]] eine große Rolle spielt.
== Aufbau und Gradienten ==
Außer nach dem Temperaturverlauf lässt sich die Lufthülle auch nach anderen Gesichtspunkten einteilen:
[[Bild:Atmosphäre Temperatur 600km.png|thumb|250px|Durchschnittliche [[Temperatur]] und [[molare Masse]] in Abhängkeit von der Höhe.]]
; Nach dem aerodynamischen Zustand
[[Bild:Atmosphäre Dichte 600km.png|thumb|250px|Durchschnittlicher [[Luftdruck]] und [[Luftdichte]] in Abhängkeit von der Höhe.]]
* [[Prandtl-Schicht]] (etwa 0–50&nbsp;m)
[[Bild:Standardatmosphäre 1976 90km.png|250px|thumb|[[Standardatmosphäre]] 1976 bis 90 km Höhe]]
* [[Ekman-Schicht]] (etwa 50–1000&nbsp;m)
Die Erdatmosphäre weist eine Masse von zirka 4,9 · 10<sup>18</sup>&nbsp;kg auf und teilt sich in Bezug auf ihren Temperaturverlauf in mehrere Schichten ein:
* Prandtl-Schicht + Ekman-Schicht = [[planetare Grenzschicht]] = Peplosphäre
* [[Freie Atmosphäre]] (>1&nbsp;km)


; Nach dem Durchmischungsgrad
* Die [[Troposphäre]] von 0 km (Gebirge, Stratosphärendurchbruch) bis zwischen 7 ([[Polargebiet]]e) und 17 km ([[Tropen]]), begrenzt durch die [[Tropopause]],
* die [[Stratosphäre]] von zwischen 7 und 17 km bis 50 km, begrenzt durch die [[Stratopause]],
* Die [[Homosphäre]] ist turbulent durchmischt und reicht bis zur Homopause in etwa 100&nbsp;km Höhe.
* Darüber beginnt die Heterosphäre. Hier trennen sich die Teilchen nach ihrer Molmasse, da die molekulare Diffusion dominiert.
* die [[Mesosphäre]] von 50 km bis zwischen 80 und 85 km, begrenzt durch die [[Mesopause]] und
* die [[Thermosphäre]] von zwischen 80 und 85 km bis über 640 km.
* die [[Exosphäre]] von zwischen 500 und 1.000 km bis etwa 100.000 km (in den interplanetaren Raum übergehend).


; Nach dem radio-physikalischen Zustand der Atmosphäre
Die Troposphäre wird auch als ''untere Atmosphäre'', Mesosphäre und Stratosphäre gemeinsam als ''mittlere Atmosphäre'' und Thermosphäre und Exosphäre zusammen als ''obere Atmosphäre'' bezeichnet. Zudem zeigt sich vor allem in der Troposphäre &ndash; der Wettersphäre &ndash; eine Dynamik innerhalb der Temperaturschichtung, weshalb dort auch die jeweilige [[Schichtungsstabilität der Erdatmosphäre|Schichtungsstabilität]] eine große Rolle spielt.
* [[Neutrosphäre]] (Gase überwiegend im neutralen, also nichtionisierten Zustand)
* [[Ionosphäre]] (ionisierte Gase, in der Thermosphäre eingelagert, >80&nbsp;km)
* [[Plasmasphäre]] (vollständige Ionisation aller Teilchen, >1000&nbsp;km)
* [[Magnetosphäre]]


Nach chemischen Gesichtspunkten lassen sich außerdem die [[Ozonosphäre]] (Ozonschicht in 16–50&nbsp;km Höhe) und eine [[Chemosphäre]] (20–600&nbsp;km) abgrenzen.
Diese Gliederung gibt nur eine grobe Einteilung wieder und es ist auch möglich, die Atmosphäre nicht nach dem Temperaturverlauf, sondern nach anderen Gesichtspunkten zu gliedern, wie
* dem radio-physikalischen Zustand der Atmosphäre:
*# [[Ionosphäre]]
*# [[Magnetosphäre]]
* nach den physiko-chemischen Prozessen
*# [[Ozonosphäre]] / [[Ozonschicht]] (16-50 km)
*# [[Chemosphäre]] (20-600 km)
* der Lebenszone
*# [[Biosphäre]] (0-20km)
* dem Durchmischungsgrad
*# [[Homosphäre]] (0-100 km)
*# [[Homopause]] (100-120 km)
*# [[Heterosphäre]] (>120 km)
* dem aerodynamischen Zustand
*# [[Prandtl-Schicht]] (ca. 0-50 m)
*# [[Ekman-Schicht]] (ca. 50-1000 m)
*# Prandtl-Schicht + Ekman-Schicht = [[Planetare Grenzschicht]] ([[Peplosphäre]])
*# [[Freie Atmosphäre]] (>1 km)


=== Grenze zum Weltraum ===
Die bodennahen Schichten bis in etwa 90&nbsp;km Höhe haben eine recht gleichförmige Zusammensetzung, weshalb dieser Abschnitt auch als Homosphäre bezeichnet wird. Was wir als [[Luft]] bezeichnen, besteht im Wesentlichen aus 78&nbsp;% [[Stickstoff]], 21&nbsp;% [[Sauerstoff]], 0,93&nbsp;% [[Argon]] und anderen [[Edelgas]]en. Der [[Kohlendioxid]]-Gehalt beträgt nur 0,03&nbsp;%, ist aber neben dem [[Wasserdampf]] der wichtigste Verursacher des natürlichen [[Treibhauseffekt]]es, ohne den es auf der Erde bedeutend kälter wäre.
Der Übergang zwischen [[Exosphäre]] und [[Weltraum]] ist kontinuierlich, man kann keine scharfe Obergrenze der Atmosphäre ziehen. In der Exosphäre (oberhalb der Exobase in ~600&nbsp;km Höhe) ist die [[mittlere freie Weglänge]] so groß, dass Teilchen entweichen können, wenn sie die [[Fluchtgeschwindigkeit (Raumfahrt)|Fluchtgeschwindigkeit]] erreichen können. Einzelnen [[Wasserstoff]]teilchen wird das durch Zusammenstöße bereits bei mittleren Geschwindigkeiten von 3–4 km/s möglich.


Seitens der [[Fédération Aéronautique Internationale]] wird die [[Homopause]] bzw. eine Höhe von rund 100&nbsp;km ([[Kármán-Linie]]) als Grenze angesehen. Diese Definition ist international weitestgehend anerkannt, wenn sie auch keine uneingeschränkte Gültigkeit besitzt. So wird zum Beispiel von der [[NASA]] die [[Mesopause]] (etwa 80&nbsp;km) als Grenze definiert.
Die oberen Schichten bestehen aus sehr dünnem Gas, das nicht mehr in [[Molekül]]en, sondern in [[Atom]]en und [[Ion (Chemie)|Ionen]] vorliegt (daher der Name ''Ionosphäre''). Dies liegt daran, dass die von der Sonne eingestrahlte hochenergetische Strahlung die Moleküle [[Dissoziation|dissoziieren]] lässt, die so entstehenden Ionen aber erst nach längerer Zeit auf einen Partner treffen. Ferner kommt es auch zu einer Entmischung der Bestandteile nach ihrer unterschiedlichen [[molare Masse|molaren Masse]], weshalb sich mit zunehmender Höhe leichtere Gase wie Wasserstoff konzentrieren (siehe Abbildung 2). Diese sind unter Umständen auch in der Lage in den Weltraum zu entweichen, was sich jedoch aufgrund der extrem dünnen Atmosphäre in diesen Höhen und den dadurch sehr geringen Masseverlusten mit dem Eintrag beispielsweise durch den Sonnenwind ausgleicht.


== Erforschung ==
Für die Entstehung des [[Wetter]]s ist neben der [[Energie]]zufuhr durch die [[Sonne]]neinstrahlung hauptsächlich der Gehalt an [[Wasserdampf]] verantwortlich. Dieser kommt in wechselnder Konzentration von 0 [[Volumenprozent|% Vol.]] bis etwa 4 [[Volumenprozent|% Vol.]] in der Luft vor.
Die untere Atmosphäre, insbesondere die [[Troposphäre]], ist das Forschungsfeld der [[Meteorologie]], wohingegen die mittlere und obere Atmosphäre ([[Stratosphäre]], [[Mesosphäre]]) in den Bereich der [[Aerologie]] gehören.


Messungen erfolgen in Bodennähe mit dem vollen Spektrum der meteorologischen Messgeräte. In der Höhe, besonders in Bezug auf Höhenprofile, stellen [[Radiosonde]]n, [[meteorologische Rakete]]n, [[Lidar]]s, [[Radar]]s und [[Wettersatellit|Wetter-]] beziehungsweise [[Umweltsatellit]]en die wichtigsten Messverfahren dar. In der Zukunft werden voraussichtlich auch [[Höhenplattform]]en wie das [[High Altitude and Long Range Research Aircraft]] eine größere Rolle spielen.
=== Grenze zum Weltraum ===


== Entwicklung ==
Der Übergang zwischen Exosphäre und [[Weltraum]] ist kontinuierlich und man kann daher per se keine scharfe Obergrenze der Erdatmosphäre ziehen.
{{Hauptartikel|Entwicklung der Erdatmosphäre}}


Die Entwicklung der Atmosphäre ist ein Teil der [[Chemische Evolution|chemischen Evolution]] der [[Erde]] und zudem ein wichtiges Element der [[Klimageschichte]]. Sie wird heute in vier wesentliche Entwicklungsstufen unterschieden.
Seitens der [[Fédération Aéronautique Internationale]] wird daher die [[Homopause]] bzw. eine Höhe von rund 100&nbsp;km als Grenze angesehen, da hier mit einer Temperatur von -90&nbsp;ºC und einem Luftdruck von einem [[Hektopascal]] (0,1 % des [[Luftdruck]]s auf Meereshöhe) bereits nahezu Weltraumbedingungen herrschen. Diese Definition ist international weitesgehend anerkannt, wenn sie auch keine uneingeschränkte Gültigkeit besitzt. So wird zum Beispiel von der [[NASA]] die [[Mesopause]] (etwa 80&nbsp;km) als Grenze definiert.


Am Anfang stand die [[Entstehung der Erde]] vor etwa 4,56 Milliarden Jahren. Dabei verfügte sie schon sehr früh über eine vermutlich aus [[Wasserstoff]] (H<sub>2</sub>) und [[Helium]] (He) bestehende Gashülle, die jedoch wieder verloren ging.
==Erforschung ==


[[Datei:Volcano q.jpg|miniatur|Der Vulkanismus als wesentlicher Faktor der Atmosphärenentwicklung]]
Die untere Atmosphäre, insbesondere die [[Troposphäre]], ist das Forschungsfeld der [[Meteorologie]], wohingegen die mittlere und obere Atmosphäre ([[Stratosphäre]], [[Mesosphäre]]) in den Bereich der [[Aerologie]] gehören. Messungen erfolgen in Bodennähe mit dem vollen Spektrum der meteologischen Messgeräte. In der Höhe, besonders in Bezug auf Höhenprofile, stellen [[Radiosonde]]n, [[meteorologische Rakete]]n, [[Lidar]]s, [[Radar]]s und [[Wettersatellit|Wetter-]] beziehungsweise [[Umweltsatellit]]en die wichtigsten Messverfahren dar. In der Zukunft werden vorraussichtlich auch [[Höhenplattform]]en wie das [[High Altitude and Long Range Research Aircraft]] eine größere Rolle spielen.


Durch die langsame Abkühlung der Erde und den dabei auftretenden [[Vulkanismus]] kam es zu einer umfangreichen [[Ausgasung]] aus dem Erdinneren. Die dadurch erzeugte Atmosphäre bestand zu etwa 80 % aus Wasserdampf (H<sub>2</sub>O), zu 10 % aus [[Kohlendioxid]] (CO<sub>2</sub>) und zu 5 bis 7 % aus [[Schwefelwasserstoff]]. Dabei handelt es sich um die Produkte des Vulkanismus, die auch heute noch beobachtet werden können. Der hohe Anteil des Wasserdampfs erklärt sich dadurch, dass die Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt noch zu warm war, um Niederschläge bilden zu können. Es gab also noch keine Gewässer auf der Erde. Der eigentliche [[Herkunft des irdischen Wassers|Ursprung des Wassers]] ist umstritten.
==Siehe auch==


Nachdem die Temperatur der Atmosphäre unter den Siedepunkt des Wassers gefallen war, kam es zu einem extrem langen Dauerregen, nach dessen Ende sich die Ozeane gebildet hatten und dementsprechend die anderen Atmosphärengase sich relativ zum Wasserdampf angereichert.
[[Atmosphäre]], [[Schichtungsstabilität der Erdatmosphäre]], [[Entwicklung der Erdatmosphäre]], [[Ozonschicht]], [[Luft]], [[Luftfeuchtigkeit]], [[Kohlenstoffkreislauf]], [[Erdmagnetfeld]]


Die hohe [[UV-Strahlung|UV-Einstrahlung]] bedingte eine [[Photochemie|photochemische]] Zerlegung der Wasser-, Methan- und Ammoniakmoleküle, wodurch sich Kohlenstoffdioxid und Stickstoff relativ anreicherten. Die leichten Gase wie Wasserstoff oder Helium verflüchtigten sich in den Weltraum. Kohlenstoffdioxid wurde in großen Mengen in den Ozeanen gelöst und von [[Autotrophie|C-autotrophen]] Mikroorganismen zum Teil verbraucht. Unverändert blieb der inerte Stickstoff. Dieser wurde mit der Zeit weiter relativ angereichert und bildete vor etwa 3,4 Milliarden Jahren den Hauptbestandteil der Atmosphäre.
==Weblinks==
* [http://www.kowoma.de/gps/zusatzerklaerungen/atmosphaere.htm Erdatmosphäre, Aufbau und Bild]
*[http://www.astronomie.de/sonnensystem/erde/atme.htm Atmosphäre - Mesosophäre]
*[http://nssdc.gsfc.nasa.gov/space/model/models_home.html Atmosphärenmodelle des National Space Science Data Center] (Englisch)


[[Datei:Sauerstoffgehalt-1000mj.svg|miniatur|Entwicklung des O<sub>2</sub>-Gehaltes während der letzten Jahrmilliarde]]
[[Kategorie:Atmosphäre| ]]
[[Kategorie:Erde]]
[[Kategorie:Umweltschutz]]


Der Sauerstoff O<sub>2</sub> spielt die Hauptrolle bei der weiteren Entwicklung zur heutigen Atmosphäre. [[Cyanobakterien]] mit [[Photosynthese#Oxygene Photosynthese|oxygener Photosynthese]] führten als C-Autotrophe zu einem weiteren Absinken der Kohlenstoffdioxidkonzentration, bildeten aber vor allem (möglicherweise schon vor etwa 3,5 Milliarden Jahren beginnend) Sauerstoff. Die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre blieb jedoch zunächst gering, weil der gebildete Sauerstoff in den Ozeanen bei der Oxidation von Eisen(II)-Ionen und Schwefelwasserstoff verbraucht wurde. Erst vor etwa zwei Milliarden Jahren begann Sauerstoff in die Atmosphäre zu entweichen, als die mit Sauerstoff reagierenden Stoffe knapp wurden. Vor einer Milliarde Jahren überstieg die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre drei Prozent, wodurch sich im Verlauf der nächsten 400 Millionen Jahre allmählich eine erste [[Ozonschicht]] bilden konnte. Vor 500–600 Millionen Jahren stieg der Sauerstoffgehalt, bedingt durch das erste massenhafte Auftreten von Landpflanzen, rapide an und erreichte vor 350 Millionen Jahren erstmals das heutige Niveau. Nach mehreren starken Schwankungen während des [[Erdmittelalter]]s erreichte der Luftsauerstoffgehalt schließlich den heutigen Wert von 21 %.
[[bg:Атмосфера]]

[[ca:Atmosfera terrestre]]
== Literatur ==
[[cs:Atmosféra]]
* [[Helmut Kraus (Meteorologe)|Helmut Kraus]]: ''Die Atmosphäre der Erde – Eine Einführung in die Meteorologie.'' Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-20656-6.
[[da:Jordens atmosfære]]
* Kshudiram Saha: ''The Earth’s Atmosphere – Its Physics and Dynamics''. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-78426-5
[[en:Earth's atmosphere]]
* [[Mark Z. Jacobson]]: ''0-521-54865-9 of Atmospheric Modeling.'' Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-54865-9
[[eo:Atmosfero (tero)]]
* C. N. Hewitt, Andrea V. Jackson (Herausgeber): ''Handbook of Atmospheric Science – Principles and Applications''. Blackwell, Malden (Massachusetts) 2003, ISBN 0-632-05286-4
[[es:Atmósfera terrestre]]
* Kristian Schlegel: ''Vom Regenbogen zum Polarlicht – Leuchterscheinungen in der Atmosphäre''. Springer Spektrum, Heidelberg 2001, ISBN 3-8274-1174-2
[[fi:Ilmakehä]]
* Edmond Murad, Iwan P. Williams: ''Meteors in the Earth’s Atmosphere – Meteoroids and Cosmic Dust and their Interactions with the Earth’s Upper Atmosphere''. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-80431-0
[[fr:Atmosphère de la Terre]]

[[he:אטמוספירת כדור הארץ]]
== Weblinks ==
[[id:Atmosfer]]
{{Commonscat|Earth's atmosphere|Erdatmosphäre}}
[[it:Atmosfera#L'atmosfera terrestre]]
{{Wiktionary|Atmosphäre}}
[[ja:大気]]
* {{DNB-Portal|4003397-1}}
[[ko:대기권]]
* [https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Aufbau_der_Atmosph%C3%A4re Aufbau der Erdatmosphäre – bildungsserver] – Aufbau
[[ms:Atmosfera]]
* astronomie.de: [http://www.astronomie.de/sonnensystem/erde/atme.htm Atmosphäre – Mesosophäre]
[[nl:Aardatmosfeer]]
* [https://ccmc.gsfc.nasa.gov/modelweb/ Atmosphärenmodelle des National Space Science Data Center] (englisch)
[[nn:Jordatmosfæren]]
* [http://klimat.czn.uj.edu.pl/enid/projects_start_page/Themenwahl_____io.html Das Klimainformationsprojekt für Schule und Bevölkerung]
[[no:Jordens atmosfære]]
* scinexx.de: [https://www.scinexx.de/news/geowissen/erdatmosphaere-reicht-bis-zum-mond/ ''Erdatmosphäre reicht bis zum Mond''] 22. Februar 2019
[[oc:Atmosfèra]]

[[ru:Атмосфера Земли]]
== Einzelnachweise ==
[[simple:Atmosphere]]
<references />
[[sk:Atmosféra Zeme]]

[[sl:Ozračje]]
{{Navigationsleiste Erdatmosphäre}}
[[sv:Jordens atmosfär]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4003397-1|LCCN=sh85009271|NDL=00572535}}
[[vi:Khí quyển Trái Đất]]

[[zh:地球大气层]]
{{SORTIERUNG:Erdatmosphare}}
[[Kategorie:Atmosphäre|!]]
[[Kategorie:Klimatologie]]
[[Kategorie:Umweltschutz]]
[[Kategorie:Flugmeteorologie]]
[[Kategorie:Erdsphäre]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

Aktuelle Version vom 15. April 2025, 08:02 Uhr

Atmosphäre der Erde, aufgenommen von der ISS (2013)

Die Atmosphäre der Erde, auch Erdatmosphäre (von altgriechisch ἀτμός atmós, deutsch ‚Dampf‘ und σφαῖρα sphaira, deutsch ‚Kugel‘) ist die gas­förmige Hülle der Erdoberfläche und eine der sogenannten Erdsphären. Sie hat einen hohen Anteil an Stickstoff und Sauerstoff und somit oxidierende Verhältnisse.

Ihre vertikale Gliederung ist durch unterschiedliche Temperaturen bedingt. Das Wettergeschehen findet in den unteren etwa 10 Kilometern statt, der Troposphäre. Die höheren Schichten haben keinen großen Einfluss mehr.

Zusammensetzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bodennahen Schichten bis in etwa 90 km Höhe (Kármán-Linie der Raumfahrt) haben eine recht gleichförmige Zusammensetzung, weshalb man auch von Homosphäre spricht. Was als Luft bezeichnet wird, besteht im Wesentlichen bei Außerachtlassen des wechselnden Wasserdampfgehalts (d. h. in Volumenprozent trockener, wasserdampffreier Luft) aus:
78,08 % Stickstoff (N2), 20,95 % Sauerstoff (O2) und 0,93 % Argon (Ar), dazu Aerosole und Spurengase, darunter Kohlenstoffdioxid (CO2, mit derzeit 0,04 %, nach Wasserdampf der wichtigste Verursacher des Treibhauseffekts), ferner Methan (CH4), Ozon (O3), Fluorchlorkohlenwasserstoffe, Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoff­verbindungen.[1]

Tabellarische Auflistung einiger Gase in der Atmosphäre
Gas Prozentanteil
Stickstoff 78,08 %
Sauerstoff 20,95 %
Argon 0 0,93 %
Kohlenstoffdioxid 0 0,04 %
Hurrikan Isabel von der ISS

Für die Entstehung des Wetters ist neben der Energie­zufuhr durch die Sonnenstrahlung und ihrer tages- und jahreszeitlichen Schwankung hauptsächlich der Gehalt an Wasserdampf verantwortlich. Dieser kommt in wechselnder Konzentration von 0 % Vol. bis etwa 4 % Vol. in der Luft vor, siehe Luftfeuchtigkeit. Die regionale Sonneneinstrahlung hängt über den Gehalt an Aerosolen auch von der Transparenz der Atmosphäre ab.

Die Hochatmosphäre ist ein bereits sehr dünnes Gas, in das auch hochenergetische Anteile der Sonnenstrahlung noch eindringen können. Durch kurzwelliges UV-Licht werden die Moleküle dissoziiert und teilweise ionisiert. Ferner kommt es in Höhen über etwa 100 km auch zu einer Entmischung der Bestandteile nach ihrer unterschiedlichen molaren Masse, weshalb dieser Abschnitt auch Heterosphäre genannt wird. Mit wachsender Höhe nehmen daher die Anteile leichterer Teilchen wie Wasserstoffatome und Helium zu. Diese beiden Elemente entweichen thermisch bedingt allmählich in den Weltraum.

Aufbau der Atmosphäre der Erde
Video: Die Schichten der Erdatmosphäre
Durchschnittliche Temperatur und molare Masse der Luft in Abhängigkeit von der Höhe
Durchschnittlicher Luftdruck und Luftdichte in Abhängigkeit von der Höhe
Standardatmosphäre 1976 bis 90 km Höhe

Die Atmosphäre weist eine Masse von etwa 5,15 · 1018 kg auf (5,15 Billiarden Tonnen), also knapp ein Millionstel der Erdmasse. Sie besteht hinsichtlich ihres vertikalen Temperaturverlaufs, insbesondere dessen Gradienten, aus mehreren Schichten:

Die Troposphäre wird auch als untere Atmosphäre bezeichnet, Stratosphäre und Mesosphäre gemeinsam als mittlere Atmosphäre und die Thermosphäre als obere Atmosphäre.

Vor allem in der Troposphäre – der Wettersphäre – zeigt sich eine Dynamik innerhalb der Temperaturschichtung und des Gehalts an Wasserdampf, weshalb dort auch die jeweilige Schichtungsstabilität eine große Rolle spielt. Außer nach dem Temperaturverlauf lässt sich die Lufthülle auch nach anderen Gesichtspunkten einteilen:

Nach dem aerodynamischen Zustand
Nach dem Durchmischungsgrad
  • Die Homosphäre ist turbulent durchmischt und reicht bis zur Homopause in etwa 100 km Höhe.
  • Darüber beginnt die Heterosphäre. Hier trennen sich die Teilchen nach ihrer Molmasse, da die molekulare Diffusion dominiert.
Nach dem radio-physikalischen Zustand der Atmosphäre

Nach chemischen Gesichtspunkten lassen sich außerdem die Ozonosphäre (Ozonschicht in 16–50 km Höhe) und eine Chemosphäre (20–600 km) abgrenzen.

Grenze zum Weltraum

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Übergang zwischen Exosphäre und Weltraum ist kontinuierlich, man kann keine scharfe Obergrenze der Atmosphäre ziehen. In der Exosphäre (oberhalb der Exobase in ~600 km Höhe) ist die mittlere freie Weglänge so groß, dass Teilchen entweichen können, wenn sie die Fluchtgeschwindigkeit erreichen können. Einzelnen Wasserstoffteilchen wird das durch Zusammenstöße bereits bei mittleren Geschwindigkeiten von 3–4 km/s möglich.

Seitens der Fédération Aéronautique Internationale wird die Homopause bzw. eine Höhe von rund 100 km (Kármán-Linie) als Grenze angesehen. Diese Definition ist international weitestgehend anerkannt, wenn sie auch keine uneingeschränkte Gültigkeit besitzt. So wird zum Beispiel von der NASA die Mesopause (etwa 80 km) als Grenze definiert.

Die untere Atmosphäre, insbesondere die Troposphäre, ist das Forschungsfeld der Meteorologie, wohingegen die mittlere und obere Atmosphäre (Stratosphäre, Mesosphäre) in den Bereich der Aerologie gehören.

Messungen erfolgen in Bodennähe mit dem vollen Spektrum der meteorologischen Messgeräte. In der Höhe, besonders in Bezug auf Höhenprofile, stellen Radiosonden, meteorologische Raketen, Lidars, Radars und Wetter- beziehungsweise Umweltsatelliten die wichtigsten Messverfahren dar. In der Zukunft werden voraussichtlich auch Höhenplattformen wie das High Altitude and Long Range Research Aircraft eine größere Rolle spielen.

Die Entwicklung der Atmosphäre ist ein Teil der chemischen Evolution der Erde und zudem ein wichtiges Element der Klimageschichte. Sie wird heute in vier wesentliche Entwicklungsstufen unterschieden.

Am Anfang stand die Entstehung der Erde vor etwa 4,56 Milliarden Jahren. Dabei verfügte sie schon sehr früh über eine vermutlich aus Wasserstoff (H2) und Helium (He) bestehende Gashülle, die jedoch wieder verloren ging.

Der Vulkanismus als wesentlicher Faktor der Atmosphärenentwicklung

Durch die langsame Abkühlung der Erde und den dabei auftretenden Vulkanismus kam es zu einer umfangreichen Ausgasung aus dem Erdinneren. Die dadurch erzeugte Atmosphäre bestand zu etwa 80 % aus Wasserdampf (H2O), zu 10 % aus Kohlendioxid (CO2) und zu 5 bis 7 % aus Schwefelwasserstoff. Dabei handelt es sich um die Produkte des Vulkanismus, die auch heute noch beobachtet werden können. Der hohe Anteil des Wasserdampfs erklärt sich dadurch, dass die Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt noch zu warm war, um Niederschläge bilden zu können. Es gab also noch keine Gewässer auf der Erde. Der eigentliche Ursprung des Wassers ist umstritten.

Nachdem die Temperatur der Atmosphäre unter den Siedepunkt des Wassers gefallen war, kam es zu einem extrem langen Dauerregen, nach dessen Ende sich die Ozeane gebildet hatten und dementsprechend die anderen Atmosphärengase sich relativ zum Wasserdampf angereichert.

Die hohe UV-Einstrahlung bedingte eine photochemische Zerlegung der Wasser-, Methan- und Ammoniakmoleküle, wodurch sich Kohlenstoffdioxid und Stickstoff relativ anreicherten. Die leichten Gase wie Wasserstoff oder Helium verflüchtigten sich in den Weltraum. Kohlenstoffdioxid wurde in großen Mengen in den Ozeanen gelöst und von C-autotrophen Mikroorganismen zum Teil verbraucht. Unverändert blieb der inerte Stickstoff. Dieser wurde mit der Zeit weiter relativ angereichert und bildete vor etwa 3,4 Milliarden Jahren den Hauptbestandteil der Atmosphäre.

Entwicklung des O2-Gehaltes während der letzten Jahrmilliarde

Der Sauerstoff O2 spielt die Hauptrolle bei der weiteren Entwicklung zur heutigen Atmosphäre. Cyanobakterien mit oxygener Photosynthese führten als C-Autotrophe zu einem weiteren Absinken der Kohlenstoffdioxidkonzentration, bildeten aber vor allem (möglicherweise schon vor etwa 3,5 Milliarden Jahren beginnend) Sauerstoff. Die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre blieb jedoch zunächst gering, weil der gebildete Sauerstoff in den Ozeanen bei der Oxidation von Eisen(II)-Ionen und Schwefelwasserstoff verbraucht wurde. Erst vor etwa zwei Milliarden Jahren begann Sauerstoff in die Atmosphäre zu entweichen, als die mit Sauerstoff reagierenden Stoffe knapp wurden. Vor einer Milliarde Jahren überstieg die Sauerstoffkonzentration der Atmosphäre drei Prozent, wodurch sich im Verlauf der nächsten 400 Millionen Jahre allmählich eine erste Ozonschicht bilden konnte. Vor 500–600 Millionen Jahren stieg der Sauerstoffgehalt, bedingt durch das erste massenhafte Auftreten von Landpflanzen, rapide an und erreichte vor 350 Millionen Jahren erstmals das heutige Niveau. Nach mehreren starken Schwankungen während des Erdmittelalters erreichte der Luftsauerstoffgehalt schließlich den heutigen Wert von 21 %.

  • Helmut Kraus: Die Atmosphäre der Erde – Eine Einführung in die Meteorologie. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-20656-6.
  • Kshudiram Saha: The Earth’s Atmosphere – Its Physics and Dynamics. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-78426-5
  • Mark Z. Jacobson: 0-521-54865-9 of Atmospheric Modeling. Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-54865-9
  • C. N. Hewitt, Andrea V. Jackson (Herausgeber): Handbook of Atmospheric Science – Principles and Applications. Blackwell, Malden (Massachusetts) 2003, ISBN 0-632-05286-4
  • Kristian Schlegel: Vom Regenbogen zum Polarlicht – Leuchterscheinungen in der Atmosphäre. Springer Spektrum, Heidelberg 2001, ISBN 3-8274-1174-2
  • Edmond Murad, Iwan P. Williams: Meteors in the Earth’s Atmosphere – Meteoroids and Cosmic Dust and their Interactions with the Earth’s Upper Atmosphere. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-80431-0
Commons: Erdatmosphäre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Atmosphäre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. http://cdiac.ornl.gov/tracegases.html (Memento vom 20. August 2016 im Internet Archive)