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„Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“ – Versionsunterschied

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'''Serotonin-Wiederaufnahmehemmer''' ({{enS|'''S'''erotonin '''R'''euptake '''I'''nhibitors}}, '''SRIs''') sind eine Klasse von [[Antidepressiva]]. Gemeinsam ist diesen Substanzen, dass sie [[Serotonintransporter]] am Übergang in die Nervenzellendigungen blockieren und dadurch die Konzentration von [[Serotonin]] in der [[Gewebsflüssigkeit]] des [[Gehirn]]s erhöhen.
'''(Selektive) Serotonin-Wiederaufnahmehemmer''' ('''SSRI''' = Selektiver Serotonin-Reuptake-Inhibitor) sind [[Antidepressiva]], die am Serotonin-[[Transportprotein|Transporter]] ihre Wirkung entfalten und dabei die [[Serotonin]]-Konzentration im Plasma erhöhen. An anderen Monoamin-Transportern wirken sie nicht oder nur schwach. Darin unterscheiden sie sich von den älteren [[Trizyklisches Antidepressivum|trizyklischen Antidepressiva]] und werden deshalb als ''Selektiv'' bezeichnet. <!--Das erste Medikament des SSRI-Typs (Prozac) wurde 198xy (?) am (US- bzw. deutschsprachigen) Markt eingeführt.-->


Da sie an andere [[Monoamin]]transporter nicht oder nur sehr schwach binden, werden sie auch '''Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer''' (englisch '''''S'''elective '''S'''erotonin '''R'''euptake '''I'''nhibitors'', '''SSRIs''') genannt. Diese Selektivität unterscheidet die SSRI von den älteren [[Trizyklisches Antidepressivum|trizyklischen Antidepressiva]].


==Wirkstoffe==
== Wirkstoffe ==
Prominente SSRI sind [[Fluoxetin]], [[Fluvoxamin]], [[Paroxetin]], [[Sertralin]], [[Citalopram]] und [[Escitalopram]]. Bei Escitalopram handelt es sich um eine nach Wegfall des Patentschutzes auf den Markt gebrachte Variante des Citaloprams, die lediglich anstelle des [[Racemat]]s eines der beiden [[Enantiomer]]e<!--welches?!--> enthält; die Vorteile sind minimal. Mit [[Venlafaxin]] steht mittlerweile auch ein selektiver [[Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer]] ([[SNRI]]) zur Verfügung.
Prominente SSRI sind [[Fluoxetin]], [[Fluvoxamin]], [[Paroxetin]], [[Sertralin]] und [[Citalopram]]. Bei [[Escitalopram]] handelt es sich um das wirksamere [[Enantiomer]] des bis dahin als [[Racemat]] (Enantiomer''gemisch'') eingesetzten Citalopram. Es wurde nach Wegfall des Patentschutzes auf den Markt gebracht und soll wirksamer sein als das Racemat (siehe [[#Überblick|Überblick]]).


{| class="wikitable"
==Pharmakologie==
|-
! Wirkstoff !! Erstzulassung in Deutschland !! zugelassene Einsatzgebiete in Deutschland (Stand November 2010)<ref name="benkert-hippius">O. Benkert, H. Hippius: ''Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie''. 8. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2011.</ref>
|-
| [[Fluvoxamin]] || 1984 || [[Depression|depressive Erkrankungen]], [[Zwangsstörung]]
|-
| [[Fluoxetin]] || 1990 || Episoden einer Major Depression, Zwangsstörung, [[Bulimie]]
|-
| [[Paroxetin]] || 1992 || Episoden einer Major Depression, [[Panikstörung]] mit oder ohne [[Agoraphobie]], [[soziale Phobie]], [[generalisierte Angststörung]], Zwangsstörung, [[Posttraumatische Belastungsstörung]]
|-
| [[Citalopram]] || 1996 || depressive Erkrankungen, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
|-
| [[Sertralin]] || 1997 || depressive Erkrankungen und Rezidivprophylaxe, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, soziale Phobie, posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörung
|-
|[[Vortioxetin]]
|2013
|Episoden einer Major Depression
|-p| [[Escitalopram]] || 2003 || Episoden einer Major Depression, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, generalisierte Angststörung, soziale Phobie, Zwangsstörung
|}


Des Weiteren wird auch das in den 1960er Jahren entwickelte trizyklische Antidepressivum [[Clomipramin]] als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI) bezeichnet, da es ''überwiegend'' die Serotonin-Wiederaufnahme hemmt, dies aber nicht die einzige wesentliche Wirkungskomponente darstellt (daher nicht ''selektiv''). Clomipramin ist in Deutschland zur Behandlung von depressiven Syndromen, Zwangs- und Panikstörungen, Phobien, zur langfristigen Schmerzbehandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts, zur Behandlung von Schlaflähmung, [[Kataplexie]] und hypnagogen Halluzinationen bei [[Narkolepsie]] sowie einer [[Enuresis nocturna]] zugelassen.<ref name="benkert-hippius" /> Generell gelten dabei neuere SSRI im Vergleich zu Clomipramin als verträglicher.
SSRI hemmen die Aufnahme (''Reuptake'') des [[Neurotransmitter]]s [[Serotonin]] in die [[Synapse|Präsynapse]] und erhöhen so dessen Konzentration im [[Synaptischer Spalt|synaptischen Spalt]]. Paradoxerweise kann zu Beginn der Therapie mit SSRI die erwünschte Konzentrationserhöhung durch einen anderen Effekt gebremst werden.


Seit 2009 befindet sich mit [[Dapoxetin]] ein weiterer SSRI auf dem Markt, der allein zur Behandlung von [[Ejaculatio praecox|vorzeitigem Samenerguss]] vermarktet wird und dafür zugelassen ist.<ref name="benkert-hippius" /><ref name="link_komp_news">{{cite web|url=http://www.kompendium-news.de/2009/07/dapoxetin-%E2%80%93-zulassung-eines-ssri-fur-die-behandlung-der-ejaculatio-praecox/|title=Dapoxetin – Zulassung eines SSRI für die Behandlung der Ejaculatio praecox - Kompendium psychiatrische Pharmakotherapie|website=www.kompendium-news.de}}</ref> Das 2011 in den USA zugelassene [[Vilazodon]] wirkt gleichzeitig als selektiver [[Partialagonist]] auf den [[5-HT1A-Rezeptor|5-HT<sub>1A</sub>-Rezeptor]].<ref name="PMID9098681">G. D. Bartoszyk, R. Hegenbart, H. Ziegler: ''EMD 68843, a serotonin reuptake inhibitor with selective presynaptic 5-HT1A receptor agonistic properties.'' In: ''[[European journal of pharmacology]]'' Band 322, Nummer 2–3, März 1997, S.&nbsp;147–153, PMID 9098681.</ref>
Der retardierte Wirkungseintritt hat pharmakologisch seinen Grund darin, dass der zunächst hohe Serotoninspiegel im synaptischen Spalt die [[Autorezeptor]]en der [[Präsynapse]] überflutet, und dadurch in der Zelle das Signal auslöst, die Serotonin-Produktion zu drosseln. Der sich dadurch ergebende Mangel an Serotonin bleibt in der Summe bestehen, da die [[Transportprotein|Transporter]]-Hemmung nur nachgeschaltet ist und den Mangel nicht aufheben kann. So muss der Körper reflexiv die Empfindlichkeit der Autorezeptoren erst herabregeln (''downregulation''), was einige Wochen dauern kann. Aus diesem Grund entwickeln Medikamentenentwickler gegenwärtig bifunktionelle SSRIs, die also zusätzlich die Autorezeptoren besetzten, um so den antidepressiven Effekt ''ad hoc'' zur Geltung zu bringen und damit die zur Zeit bestehenden Mängel zu beseitigen.


== Überblick ==
Im Laufe der SSRI-Therapie kommt es auch zu einer erwünschten Herabregulierung (Down-Regulation) von [[5-HT-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|Serotonin-(5-HT<sub>2</sub>)-Rezeptoren]] im [[Zentralnervensystem]] (ZNS).
* Hinsichtlich [[Arzneimittelwechselwirkung|Wechselwirkungen]] mit anderen Medikamenten gelten Citalopram, Escitalopram und Sertralin gegenüber anderen SSRI als vorteilhaft.<ref name="benkert-hippius" />
* Citalopram, Escitalopram und Sertralin werden in Deutschland manchmal als SSRI der zweiten oder neuen Generation bezeichnet.
* In Deutschland wird Citalopram mit deutlichem Abstand am häufigsten verordnet, gefolgt von Sertralin und Escitalopram, dann Fluoxetin und Paroxetin; deutlich seltener Fluvoxamin.<ref name="schwabe-paffrath-2011">U. Schwabe, D. Paffrath (Hrsg.): ''Arzneiverordnungs-Report 2011''. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011.</ref>
* Von den Hauptsubstanzen war in Deutschland bis 2014 einzig Escitalopram nicht [[Generikum|generisch]] erhältlich. Eine [[definierte Tagesdosis]] Escitalopram kostete im Jahr 2011 etwa das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu Citalopram.<ref name="schwabe-paffrath-2011" /> Die Aussage des Herstellers, das Enantiomer wirke stärker und schneller als das Racemat, ließ sich in Studien nicht belegen.<ref name="schwabe-paffrath-2011" /><ref name="svensson-mansfield">S. Svensson, P. R. Mansfield: ''Escitalopram: superior to citalopram or a chiral chimera?'' In: ''Psychother Psychosom.'' Januar–Februar 2004, 73 (1), S. 10–16, PMID 14665791</ref>
* Im Gegensatz zu Citalopram hat Escitalopram frühzeitig nach Markteinführung eine breite Indikationszulassung erhalten. Auch Sertralin hat im Sommer 2009 in Deutschland eine Indikationserweiterung in ähnlicher Breite erfahren. Letzteres wird in neuester Literatur zur Psychopharmakotherapie oft nicht berücksichtigt.


== Pharmakologie ==
Einige der SSRI-Arzneistoffe<!--präzisieren--> hemmen schwach auch noch ''postsynaptische'' Rezeptoren, was allerdings für die klinische Wirkung nur wenig relevant ist.
SSRI hemmen die Wiederaufnahme des [[Neurotransmitter]]s [[Serotonin]] (5-HT) in die [[Synapse|Präsynapse]] und erhöhen so dessen Konzentration im [[Synaptischer Spalt|synaptischen Spalt]]. Einige der SSRI-Arzneistoffe binden schwach auch noch an ''postsynaptische'' Rezeptoren (in einem klinisch kaum relevanten Ausmaß).


=== Neurophysiologische Anpassung ===
===SSRI versus Trizyklika===
Paradoxerweise wird zu Beginn der Therapie mit SSRI die erwünschte 5-HT-Konzentrationserhöhung durch einen anderen Effekt geschmälert. Der zunächst hohe Serotoninspiegel im synaptischen Spalt überflutet gleichzeitig die [[Autorezeptor]]en der [[Synapse|Präsynapse]], die der Zelle als Feedback-Sensoren dienen. Die Aktivierung der Autorezeptoren (durch [[Agonist (Pharmakologie)|Agonisten]] wie Serotonin) löst in der Zelle das Signal aus, die Serotonin-Produktion zu drosseln. Der sich dadurch ergebende Mangel an Serotonin bleibt in der Summe bestehen, da die [[Transportprotein|Transporter]]-Hemmung nur nachgeschaltet ist und den Mangel nicht aufheben kann. Auf die andauernde Rezeptor-Reizung reagiert der Körper mit einer Absenkung der Empfindlichkeit (''Sensitivität'') der Autorezeptoren ([[somatodendritisch]]e 5-HT<sub>1A</sub> und terminale 5-HT<sub>1D</sub>).<ref name="Adapt">[http://www.wohnpsychologie.de/klinik/pharma/VertiefIII.htm Skript nach: Benkert und Hippius (1996): „Psychiatrische Pharmakotherapie“].</ref> Dieser Prozess kann einige Wochen dauern. Auch die ''Anzahl/Dichte'' der 5-HT<sub>1</sub>-Rezeptoren sinkt.<ref name="Adapt" />


Ein ähnlicher Anpassungsprozess, der für den antidepressiven Effekt größere Bedeutung hat, ist die erwünschte zahlenmäßige Verringerung von [[5-HT-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|Serotonin-(5-HT)<sub>2A</sub>-Rezeptoren]] im [[Zentralnervensystem]]. Die Empfindlichkeit ''postsynaptischer'' 5-HT<sub>1A</sub> und <sub>2</sub>-Rezeptoren kann zunehmen.<ref name="Adapt" /> Diese Phänomene dürften für eine antidepressive Wirkung von Bedeutung sein, und sie könnten erklären, warum ein nachhaltig antidepressiver Effekt erst nach Wochen der Pharmakotherapie zur vollen Entfaltung kommt.
SSRI besitzen gegenüber den trizyklischen Antidepressiva eine deutlich geringere [[Affinität (Biochemie)|Affinität]] zu [[Adrenozeptor|α-Adrenozeptoren]], [[Histamin|Histamin-Rezeptor]]en und muscarinischen [[Acetylcholinrezeptor]]en. Die Aktivität an diesen Rezeptoren bedingt einen Großteil der [[Nebenwirkung]]en der Trizyklika.


=== SSRI im Vergleich zu TZA ===
==Anwendung==
SSRI besitzen gegenüber den trizyklischen Antidepressiva oder [[Trizyklika]] eine deutlich geringere [[Affinität (Biochemie)|Affinität]] zu [[Adrenozeptor|α-Adrenozeptoren]], [[Histamin-Rezeptor]]en und [[Muskarinrezeptor]]en. Die Aktivität an diesen Rezeptoren ist für einen Großteil der [[Nebenwirkung]]en der Trizyklika verantwortlich.
===Indikationen===
Die Ansatzpunkte zur Behandlung von Depressionen sind vielgestaltig, einen Ansatz nutzen die SSRI. Sie gehören zur Medikamenten-Generation der 1990er Jahre. Das Hauptanwendungsgebiet für alle SSRI ist die ''[[Depression]]'' von klinisch bedeutsamen Schweregrad (depressive Episode, ''major depression''). Die weiteren Anwendungsgebiete für einige Wirkstoffe <!--präzisieren--> gelten als Ergänzung eines auf Psychotherapie basierenden Gesamtkonzepts; es handelt sich um ''Zwangserkrankungen'', verschiedenene ''[[Angststörung]]en'' und die ''[[Bulimie]]'' (Ess-Brech-Sucht).


== Anwendung ==
In der [[Adipositas]]-Therapie wird nach dem Vorschlag der ''Deutschen Gesellschaft für Ernährung'' (DGE) das den Serotonin-Wiedraufnahmehemmer ''Sibutramin'' enthaltende Medikament Reductil<sup>&reg;</sup> eingesetzt, das angeblich gewichtsreduzierende Wirkungen haben soll. Reductil<sup>&reg;</sup> ist aber lediglich ein [[Appetitzügler]], der allenfalls eine Diät unterstützen kann. Da der Hersteller ''Abbot Laboratories'' (''Knoll GmbH'') keine Dauereinnahme empfiehlt, ist nach der Beendigung der diätetischen Maßnahmen und dem Absetzen von Reductil wegen des Jojo-Effekts die Rückkehr des ursprünglichen Übergewichts aber wahrscheinlich. Außerdem werden bei Reductil<sup>&reg;</sup> eine Missbrauchsgefahr und das Risiko der Auslösung von Krampfanfällen diskutiert.
=== Indikationen ===
Viele verschiedene (pharmako)therapeutische Ansätze zur Behandlung von [[Depression]]en sind möglich. Einen dieser Ansätze nutzen die SSRI. Ein Hauptanwendungsgebiet für alle SSRI außer [[Dapoxetin]] ist die ''Depression'' von klinisch bedeutsamem Schweregrad ''(depressive Episode, major depression)''. In den letzten Jahren haben die SSRI eine umfangreiche Erweiterung der Indikationen erfahren, insbesondere im Bereich der [[Angststörung|Angst-]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/0c2fc607fa678377a9efb4f13d5ce7007f2c43d0/S3-LL_Lang_Angststörungen_2014.pdf |titel=S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen |werk= |hrsg= |datum= |format=PDF |sprache=de |abruf=2020-04-02}}</ref> und [[Zwangsstörung]]en.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038_017k_S3_Zwangsstörungen_2013-abgelaufen.pdf |titel=S3-Leitlinie Zwangsstörungen |werk= |hrsg= |datum= |format=PDF |sprache=de |abruf=2020-04-02}}</ref> Neben den oben genannten Anwendungsgebieten gibt es Hinweise<ref name="benkert-hippius" /> auf eine Wirksamkeit der SSRI bei verschiedenen Syndromen, z.&nbsp;B. dem [[Prämenstruelles Syndrom|prämenstruell-dysphorischen Syndrom]] und [[Klimakterium|klimakterischen]] Beschwerden, [[Ejaculatio praecox]],<ref>Nicht nur Dapoxetin, andere SSRI sind zum Teil sogar wirksamer: [[arznei-telegramm]] ''Neu auf dem Markt''. [https://www.arznei-telegramm.de/html/2009_06/0906054_01.html Vergleich von Dapoxetin mit Paroxetin].</ref> verschiedenen Essstörungen und dem [[Fibromyalgie]]syndrom (teils [[Off-label]]-Indikationen).


===Klinische Wirkung===
=== Allgemeines ===
Ein Vorteil für die Anwendung der SSRI ist, dass die meisten Präparate nur einmal täglich gegeben werden müssen, was die Therapietreue ([[Compliance (Medizin)|Compliance]]) der Patienten erhöht. Allerdings tritt die antidepressive Wirkung bei SSRIs erst mit Verzögerung ein, was zu Beginn einer Behandlung Disziplin der Patienten voraussetzt und eine entsprechende Beratung notwendig macht. Diese zeitliche Verzögerung der Wirkung gilt ähnlich auch für die meisten anderen Indikationen und ist einer der Gründe, warum SSRI sich nicht zur schnellen Behandlung aus direktem Anlass, z.&nbsp;B. bei einer akuten Panikattacke, eignen, sondern eine regelmäßige Einnahme über einen längeren Zeitraum erfordern.
(in Bearbeitung)<!--Hier gehören Details hin, wie sich die Wirkung im Alltag spezifisch äussert.-->


SSRI sind bei korrekter Anwendung relativ nebenwirkungsarm und sicher. Die beschriebenen Nebenwirkungen treten dabei, im Unterschied zur gewünschten Wirkung, überwiegend nur in den ersten Tagen auf.
===Allgemeines===
Ein Vorteil für die Anwendung der SSRI ist, daß die meisten Präparate nur einmal täglich gegeben werden müssen, was die Therapietreue (''compliance'') der Patienten erhöht. Allerdings tritt die antidepressive Wirkung bei SSRIs erst mit Verzögerung ein (s.o.), was zu Beginn einer Behandlung die [[Compliance (Medizin)|Compliance]] der Patienten voraussetzt und eine entsprechende Beratung notwendig macht.


=== Wirksamkeit ===
SSRI sind bei korrekter Anwendung relativ nebenwirkungsarme und sichere Medikamente. Die beschriebenen Nebenwirkungen (siehe unten) treten dabei - im Gegensatz zur gewünschten Wirkung - vor allem in den ersten Tagen auf und bessern sich in der Regel schnell.
SSRI sind die am häufigsten eingesetzten Antidepressiva. Die Wirkung der SSRI auf das depressive Syndrom ist abhängig von der Schwere der Erkrankung. So ist bei leichtgradigen Depressionen häufig keine statistisch nachweisbare Überlegenheit gegenüber der Gabe von Scheinmedikamenten (Placebo) festzustellen. Bei schwerer ausgeprägten Depressionen hingegen sprechen etwa 50–75 Prozent der Patienten auf ein SSRI an, während etwa 25–33 Prozent der Patienten auf Placebo ansprechen.<ref>H.-J. Möller, G. Laux, H.-P. Kapfhammer: ''Psychiatrie und Psychotherapie.'' 3. Auflage. Springer, Heidelberg 2008. 2 Bände. Band 2, S. 426</ref>


== Nebenwirkungen ==
== Unerwünschte Wirkungen ==
===Allgemeines===
=== Allgemeines ===
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen betreffen den [[Magen-Darm-Trakt]]: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und [[Durchfall]]. Das Risiko einer Blutung im oberen Magen-Darm-Trakt steigt durch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (durch verminderte Aufnahme des die Blutplättchenaggregation verstärkenden Serotonins aus dem Blut in die [[Blutplättchen]]<ref>Torsten Kratz, Albert Diefenbacher: ''Psychopharmakotherapie im Alter. Vermeidung von Arzneimittelinteraktionen und Polypharmazie.'' In: ''Deutsches Ärzteblatt'', Band 116, Heft 29 f. (22. Juli) 2019, S. 508–517, S. 514.</ref>) auf das bis zu 2,5-fache und durch die Kombination mit einem nichtselektiven [[Nichtsteroidales Antirheumatikum|nichtsteroidalen Antirheumatikum]] auf das bis zu 9,1-fache, wenn kein Magenschutzmittel angewendet wird. Werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer mit antithrombozytären Medikamenten wie [[Clopidogrel]] oder niedrigdosierter [[Acetylsalicylsäure]] kombiniert, steigt das Risiko einer Blutung im oberen Magen-Darm-Trakt auf das bis zu 4,7-fache.<ref>H. Kellner: ''Antidepressiva können den Magen zusätzlich angreifen.'' In: ''MMW-Fortschr. Med.'' Jahrgang 151, Nr. 51–52, 2009.</ref> Eine Meta-Analyse von 2012 kam bezüglich Gehirnblutungen zu folgenden Schlussfolgerungen: „Die SSRI-Exposition ist mit einem erhöhten Risiko für intrazerebrale und intrakranielle Blutungen verbunden. Angesichts der Seltenheit dieses Ereignisses dürften die absoluten Risiken jedoch sehr gering sein“.<ref>{{Literatur |Autor=Daniel G. Hackam, Marko Mrkobrada |Titel=Selective serotonin reuptake inhibitors and brain hemorrhage: a meta-analysis |Sammelwerk=Nerology |Nummer= |Datum=2012 |Seiten= |DOI=10.1212/WNL.0b013e318271f848}}</ref> Weitere häufige Nebenwirkungen, die oft zum Therapieabbruch führen (mangelnde [[Compliance (Medizin)|Compliance]]), sind [[sexuelle Funktionsstörung]]en (Nachlassen der [[Erektion]]sfähigkeit, [[Samenerguss|Ejakulationsstörungen]], [[Orgasmus]]schwierigkeiten, vorübergehende Abnahme der [[Spermiogramm|Spermienqualität]],<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RV_STP/s-z/ssri-spermienqualitaet.html |titel=Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI): Reversible Beeinträchtigung der Spermienqualität |hrsg=[[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|BfArM]] |datum=2013-05-07 |abruf=2017-05-04}}</ref> siehe [[SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion]]). Unter einer Dauertherapie können sich die sexuellen Funktionen aber wieder normalisieren. Möglicherweise bisher unterschätzt ist das mögliche Auftreten einer gewissen emotionalen Abstumpfung (wie z.&nbsp;B. die verminderte Fähigkeit, Gefühle wie Ärger oder Trauer zu empfinden, zu weinen oder ein nachlassendes sexuelles Interesse) als unerwünschte Wirkung.<ref name="IJNPP2002">A. Opbroek et al.: ''Emotional blunting associated with SSRI-induced sexual dysfunction. Do SSRIs inhibit emotional responses?'' In: ''International Journal of Neuropsychopharmakology.'' 2002, <!--Nr.?-->5, S. 147–151. [[doi:10.1017/S1461145702002870]].</ref><ref name="BJP2009">J. Price, V. Cole, G. M. Goodwin: ''Emotional side-effects of selective serotonin reuptake inhibitors: qualitative study''. In: ''The British Journal of Psychiatry'', 2009, 195, S. 211–217; [[doi:10.1192/bjp.bp.108.051110]].</ref> SSRI können, wie auch klassische [[Antiepileptika]], Auslöser oder Verstärker des Syndroms der inadäquaten [[Antidiuretisches Hormon|ADH]]-Sekretion sein. In der Folge kann es zu einem gefährliche [[Hyponatriämie|Natriummangel]] kommen.<ref>{{Literatur |Autor=P. Schweikert-Wehner |Hrsg=Pharmazeutische Zeitung |Titel=SIADH Gefährlicher Natriummangel |Band=161 |Nummer=26 |Verlag=Govi Verlag |Ort=Eschborn |Datum=2016-06-30 |ISBN= |Seiten=18}}</ref><br />
Die meisten SSRIs bewirken eine [[Antriebssteigerung]]. Besonders zu Beginn der Therapie kann es daher zu Nervosität, Erregung und [[Schlafstörung]]en kommen.
Im Gegensatz zu den älteren [[Trizyklisches Antidepressivum|trizyklischen Antidepressiva]] haben SSRIs keine [[anticholinerg]]en Nebenwirkungen.<ref>Karow, Lang: ''Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie.'' 2006 (Kapitel 12.2.5).</ref>
Beim Beenden einer Therapie mit SSRI kann ein [[SSRI-Absetzsyndrom]] sowie eine [[SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion]] auftreten.
Bei der Therapie mit SSRI sind Veränderungen der QT-Zeit im EKG zu beachten.


=== Suizidrisiko ===
Die häufigsten Nebenwirkungen sind:
==== Bei Kindern und Jugendlichen ====
*Übelkeit, Erbrechen vor allem initial, später nachlassend (am Anfang der Therapie empfiehlt sich eine besonders niedrige Dosierung, eventuell können Metoclopramid (Paspertin&reg;) oder niedrigdosiert Perphenazin (Decentan&reg;) gegeben werden.)
Die Häufigkeit suizidalen Verhaltens ist bei Kindern und Jugendlichen unter SSRI- oder SSNRI-Behandlung erhöht, besonders bei Behandlungsbeginn, was [[Metaanalyse]]n bestätigen.<ref name="Hetrick et al. 2012">S. E. Hetrick, J. E. McKenzie, G. R. Cox, M. B. Simmons, S. N. Merry: ''Newer generation antidepressants for depressive disorders in children and adolescents.'' In: ''Cochrane Database Syst Rev.'' 11, 2012, CD004851–CD004851, PMID 23152227.</ref><ref name="FDA2">{{cite web| url = http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/06/briefing/2006-4272b1-01-FDA.pdf | title =Clinical review: relationship between antidepressant drugs and suicidal behavior in adults| accessdate = 2007-09-22 |author=MB Stone, ML Jones | date = 2006-11-17| format =PDF | work = Overview for December 13 Meeting of Psychopharmacologic Drugs Advisory Committee (PDAC) | publisher = FDA| pages = 11–74}}</ref><ref name="FDA3">{{cite web| url = http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/06/briefing/2006-4272b1-01-FDA.pdf | title = Statistical Evaluation of Suicidality in Adults Treated with Antidepressants | accessdate = 2007-09-22 |author=M Levenson, C Holland | date = 2006-11-17| format =PDF | work =Overview for December 13 Meeting of Psychopharmacologic Drugs Advisory Committee (PDAC) | publisher = FDA| pages = 75–140}}</ref><ref name="Olfson">{{cite journal | author = M Olfson, SC Marcus, D Shaffer | title = Antidepressant drug therapy and suicide in severely depressed children and adults: A case-control study | journal = Archives of General Psychiatry | volume = 63 | issue = 8 | pages = 865–872 | date = 2006-08 | pmid = 16894062 | doi = 10.1001/archpsyc.63.8.865 }}</ref><ref name="FDA">{{cite web| url = http://www.fda.gov/OHRMS/DOCKETS/ac/04/briefing/2004-4065b1-10-TAB08-Hammads-Review.pdf | title = Review and evaluation of clinical data. Relationship between psychiatric drugs and pediatric suicidal behavior | accessdate = 2008-05-29 | author = TA Hammad | date = 2004-08-16| format =PDF | publisher = FDA| pages = 42; 115}}</ref><ref name="DOI10.1111/jpc.12655">Michael S Gordon, Glenn A Melvin: ''Do antidepressants make children and adolescents suicidal?.'' In: ''Journal of Paediatrics and Child Health.'' 50, 2014, S.&nbsp;847, [[doi:10.1111/jpc.12655]].</ref><ref>{{cite journal | author = GR Cox, P Callahan, R Churchill, V Hunot, SN Merry, AG Parker, SE Hetrick | title = Psychological therapies versus antidepressant medication, alone and in combination for depression in children and adolescents | journal = The Cochrane Database of Systematic Reviews | issue = 11 | pages = CD008324 | date = 2014-11 | pmid = 25433518 | doi = 10.1002/14651858.CD008324.pub3 }}</ref> Das [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte]] wies 2005 warnend darauf hin, dass bei Kindern und Jugendlichen, die mit Antidepressiva behandelt werden, Folgendes zu beachten ist:<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RI/2005/RI-antidepressiva-neubewertung.html |titel=Antidepressiva: Wissenschaftliche Neubewertung der SSRI / SNRI abgeschlossen - Neue Warnhinweise auf suizidales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen |hrsg=[[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|BfArM]] |datum=2005-07-12 |abruf=2017-05-04}}</ref>
*Appetitlosigkeit (Behandlung s.o)
* In klinischen Studien wurde bei Kindern und Jugendlichen, die mit SSRI / SNRI behandelt wurden, ein gegenüber Placebobehandlung gehäuftes suizidales (Suizidversuche und Suizidgedanken) und feindseliges Verhalten (vorwiegend Aggressivität, Oppositionsverhalten und Wut) beobachtet.
*Nervosität, Erregung, Schlafstörungen (dosisabhängig und initial besonders häufig, eventuell kann für 1-3 Wochen ein [[Benzodiazepin]]-Tranquilizer oder ein sedierendes [[Neuroleptikum]] gegeben werden).
* SSRI und SNRI sollten daher nicht bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden, es sei denn, sie sind explizit für die Anwendung in dieser Altersgruppe zugelassen.
*Affektverflachung
* Die meisten SSRI/SNRI sind in Europa nicht für die Behandlung von depressiven Störungen und Angststörungen bei Kindern oder Jugendlichen zugelassen.
*Muskelverspannungen
* Sollte es aufgrund klinischer Gegebenheiten notwendig sein, Kinder und Jugendliche mit diesen Störungen medikamentös zu behandeln, so sollte der Patient bezüglich des Auftretens suizidalen Verhaltens sowie selbstschädigender oder feindseliger Verhaltensweisen sorgfältig überwacht werden. Dies sei besonders zu Beginn der Behandlung sehr wichtig.
*Anstieg der Körpertemperatur einhergehend mit verstärktem Schwitzen
*[[Akathisie]], eine quälende Bewegungsunruhe in den Beinen, Behandlung mit Dosisreduktion und kurzfristiger Gabe des hochwirksamen Benzodiazepins Clonazepam (Rivotril&reg;). Die Wahrscheinlichkeit einer Akathisie kann bei gleichzeitiger Behandlung mit Neuroleptika gesteigert sein.
*sexuelle Funktionsstörungen (Nachlassen der Potenz, Ejakulationsstörungen, Orgasmusschwierigkeiten)
*Suizidale Tendenzen können unter Umständen und paradoxerweise verstärkt werden. Dieses Phänomen tritt verstärkt bei der SSRI-Behandlung von Kindern und Jugendlichen auf. Siehe dazu den [http://www.bfarm.de/de/vigilanz/am_sicher_akt/PressRel_SSRI_2004_12_09.pdf Bericht] der [[Europäische Arzneimittelagentur|EMEA]].<!--evt. statistische Zahlen nennen (Prozentwerte)-->


Bereits 2004 wurde die Anwendung von Paroxetin als Antidepressivum bei unter 18-Jährigen als kontraindiziert eingestuft.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RI/2004/RI-asi-paroxetin-antidepressivum-kontraindikatioin.html |titel=Paroxetin: Als Antidepressivum bei unter 18-Jährigen jetzt kontraindiziert |hrsg=[[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte|BfArM]] |datum=2004-04-01 |abruf=2017-05-04}}</ref> Unter Berücksichtigung des Suizidrisikos bei Nichtbehandlung und der Datenlage zur Wirksamkeit gilt Fluoxetin als Mittel der Wahl, wenn eine medikamentöse Therapie dennoch erwogen wird.<ref name="PMID27289172">A. Cipriani, X. Zhou, C. Del Giovane, S. E. Hetrick, B. Qin, C. Whittington, D. Coghill, Y. Zhang, P. Hazell, S. Leucht, P. Cuijpers, J. Pu, D. Cohen, A. V. Ravindran, Y. Liu, K. D. Michael, L. Yang, L. Liu, P. Xie: ''Comparative efficacy and tolerability of antidepressants for major depressive disorder in children and adolescents: a network meta-analysis.'' In: ''[[The Lancet]].'' Band 388, Nummer 10047, August 2016, S.&nbsp;881–890, [[doi:10.1016/S0140-6736(16)30385-3]], PMID 27289172.</ref><ref name="Hetrick et al. 2012" /><ref name="NICE 2005">''Depression in Children and Young People – Identification and Management in Primary, Community and Secondary Care.'' In: ''NICE Clinical Guidelines'', No. 28, 2005, Leicester (UK), National Collaborating Centre for Mental Health (UK), British Psychological Society, ISBN 1-85433-424-7; PMID 21834190</ref> Eine [[retrospektive Studie]] von über 36.000 Kindern und Jugendlichen unter SSRI- oder SNRI-Behandlung in den USA zeigte 2013, dass Sertralin, Paroxetin, Citalopram, Escitalopram und Venlafaxin ein mit Fluoxetin vergleichbares Suizidrisiko in dieser Altersgruppe besitzen.<ref name="PMID24394688">W. O. Cooper, S. T. Callahan, A. Shintani, D. C. Fuchs, R. C. Shelton, J. A. Dudley, A. J. Graves, W. A. Ray: ''Antidepressants and suicide attempts in children.'' In: ''Pediatrics'', Band 133, Nummer 2, Februar 2014, S.&nbsp;204–210, [[doi:10.1542/peds.2013-0923]], PMID 24394688, {{PMC|3904271}}.</ref>
*Auch allergische Reaktionen wie allergische Hautausschläge und sogar Multiorganversagen wurden vereinzelt beobachtet.


==== Bei Erwachsenen ====
*Andere sehr seltene Nebenwirkungen sind schwere Leberfunktionsstörungen (Kausalzusammenhang noch unklar) und Blutungsneigung durch Störung der Serotoninfunktion in den Blutplättchen. Besonders gefährdet sind Patienten unter gerinnungshemmender Therapie mit Cumarinen wie Macumar&reg;. Auch Bruxismus (=nächtliches Knirschen der Zähne) mit Gefahr eines Schadens für den Kiefer- und Zahnapparat wurde beobachtet.
Ein Zusammenhang mit dem Suizidrisiko bei Erwachsenen unter SSRI-Behandlung ist unklar.<ref>{{cite journal |author=D Gunnell, J Saperia, D Ashby | title = Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) and suicide in adults: meta-analysis of drug company data from placebo controlled, randomised controlled trials submitted to the MHRA's safety review | journal = BMJ (Clinical Research Ed.) | volume = 330 | issue = 7488 | pages = 385 | date = 2005-02 | pmid = 15718537 | pmc = 549105 | doi = 10.1136/bmj.330.7488.385 | url = }}</ref><ref name="pmid15718539" /><ref>{{cite journal |author=Z Rihmer, H Akiskal | title = Do antidepressants t(h)reat(en) depressives? Toward a clinically judicious formulation of the antidepressant-suicidality FDA advisory in light of declining national suicide statistics from many countries | journal = Journal of Affective Disorders | volume = 94 | issue = 1–3 | pages = 3–13 | date = 2006-08 | pmid = 16712945 | doi = 10.1016/j.jad.2006.04.003 | url = }}</ref><ref>{{cite journal |author=WD Hall, J Lucke | title = How have the selective serotonin reuptake inhibitor antidepressants affected suicide mortality? | journal = The Australian and New Zealand Journal of Psychiatry | volume = 40 | issue = 11–12 | pages = 941–50 | year = 2006 | pmid = 17054562 | doi = 10.1111/j.1440-1614.2006.01917.x | url = }}</ref> Eine [[Übersichtsarbeit]] aus dem Jahr 2005 ist zu dem Ergebnis gekommen, dass, insbesondere zu Beginn der Behandlung, die [[Suizid]]gefahr ansteige.<ref name="pmid15718539">{{cite journal|author=D. Fergusson, S. Doucette, K. C. Glasset et al.|title=Association between suicide attempts and selective serotonin reuptake inhibitors: systematic review of randomised controlled trials |journal=BMJ (Clinical Research Ed.) |volume=330 |issue=7488 |pages=396 |year=2005 |month=February |pmid=15718539 |pmc=549110 |doi=10.1136/bmj.330.7488.396 }}</ref> Eine placebokontrollierte US-amerikanische [[Metaanalyse]], aus dem Jahr 2012, mit 9185 Patienten, konnte hingegen keinen Zusammenhang zwischen der Gabe von SSRI, hier Fluoxetin und Venlafaxin (welches ein SSNRI ist), und einem erhöhten Suizidrisiko finden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Annahmen der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, die zu Warnhinweisen geführt hatten, falsch sind.<ref name="PMID22309973">R. D. Gibbons, C. H. Brown, K. Hur, J. Davis, J. J. Mann: ''Suicidal thoughts and behavior with antidepressant treatment: reanalysis of the randomized placebo-controlled studies of fluoxetine and venlafaxine.'' In: ''Archives of general psychiatry.'' Band 69, Nummer 6, Juni 2012, S.&nbsp;580–587, [[doi:10.1001/archgenpsychiatry.2011.2048]], PMID 22309973, {{PMC|3367101}}.</ref><ref>[http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/suizidgefahr-bei-jugendlichen-entwarnung-fuer-antidepressiva-1.1277037 sueddeutsche.de] Suizidgefahr bei Jugendlichen: Entwarnung für Antidepressiva</ref>


Gleichwohl wird in Beipackzetteln von SSRI-Medikamenten auf die anfangs erhöhte Suizidgefahr hingewiesen, die auch in deren typischer Wirkungskurve begründet sei.<ref>[http://www.gesundheit.de/medizin/wirkstoffe/antidepressiva/citalopram Gesundheit.de: Citalopram: Nebenwirkungen...], abgerufen am 15. Juli 2015.</ref> Die ARD strahlte zu dem Thema erstmals am 21. Februar 2014 eine Dokumentation „Gefährliche Glückspillen“ aus.<ref>{{Webarchiv |url=http://programm.ard.de/TV/einsfestival/gefaehrliche-glueckspillen/eid_2872211570928553 |text=programm.ard.de: Gefährliche Glückspillen |wayback=20150715183554 |archiv-bot=}}, abgerufen am 15. Juli 2015.</ref> In der Diskussion steht, ob es einen Zusammenhang zwischen den Einnahmen von SSRI und aggressiven Handlungen, wie etwa Amokläufen, gibt.<ref>[http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=10912484/1c5dw6u/index.html ''Aggressiv durch Antidepressiva?''] (aus einer Sendung des SWR-Fernsehens vom 7. März 2013)</ref> Eine Webseite sammelt Fälle von Suiziden und Gewalttaten, bei denen SSRI eine Rolle spielten.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ssristories.com/ |text=SSRI Stories, Antidepressant Nightmares |wayback=20131212204756 |archiv-bot=}}</ref> Einige Forscher empfehlen weitere Studien, um einen möglichen Kausalzusammenhang zu untersuchen.<ref>T. J. Moore, J. Glenmullen, C. D. Furberg: ''Prescription drugs associated with reports of violence towards others.'' In: ''[[PLoS ONE]].'' Band 5, Nr. 12, 2010, S. e15337. [[doi:10.1371/journal.pone.0015337]]</ref>
=== Absetzsyndrom ===

Beim Absetzen von SSRI wird häufig von Absetzproblematiken berichtet, die ja nach Patient unterschiedlicher Natur sind und durchaus auch sehr stark und langwierig sein können. Paroxetin scheint wegen seiner kurzen Halbwertszeit von 16 bis 20 Stunden besonders häufig Absetzerscheinungen herbeizuführen (häufig charakteristisches 'elektrisches Gefühl' in Armen und Beinen und grippeartige Symptome). Eine ausschleichende Beendigung der Therapie ist zu empfehlen.
=== Karies ===
Bei langfristiger Einnahme von SSRI-Antidepressiva erhöht sich das Risiko, [[Karies]] zu erleiden.
Die [[Mundtrockenheit]], die durch SSRI und eine Reihe weiterer Antidepressiva hervorgerufen wird, und die damit verbundenen nachteiligen Folgen auf die [[Mundflora]] werden als ausschlaggebende Ursachen angenommen.
Die Mundtrockenheit ist ein typisches [[anticholinerg]]es Symptom, welches bei den stärker anticholinerg wirkenden trizyklischen Antidepressiva häufiger und stärker auftritt als bei SSRIs.<ref name="pmid580266">{{cite journal|author=E. Bassuk, S. Schoonover |title=Rampant dental caries in the treatment of depression |journal=J Clin Psychiatry |volume=39 |issue=2 |pages=163–5 |year=1978 |pmid=580266 }}</ref><ref name="pmid9650032">{{cite journal|author=F. P. Peeters,M. W. deVries, A. Vissink |title=Risks for oral health with the use of antidepressants |journal=Gen Hosp Psychiatry |volume=20 |issue=3 |pages=150–154 |year=1998 |pmid=9650032 }}</ref><ref name="pmid24170303">{{cite journal|author=S. Dimitrova-Nakov, A. Baudry, Y. Harichane ''et al.'' |title=Deletion of Serotonin 2B Receptor Provokes Structural Alterations of Mouse Dental Tissues |journal=Calcif. Tissue Int. |volume= |issue= |pages= |year=2013 |pmid=24170303 |doi=10.1007/s00223-013-9810-y }}</ref>


=== Überdosierung ===
=== Überdosierung ===
Bei Überdosierung von SSRI besteht die Gefahr, dass sich ein [[Serotonin-Syndrom]] entwickelt, insbesondere wenn sie mit anderen Antidepressiva vom [[MAOI]]-Typ kombiniert werden.
Bei Überdosierung von SSRI besteht die Gefahr, dass sich ein [[Serotoninsyndrom]] entwickelt, insbesondere wenn sie mit anderen Antidepressiva vom [[MAO-Hemmer]]-Typ kombiniert werden. SSRI sind meistens erst bei einer 50–100-fachen Überdosis tödlich.
Bei einer Überdosierung kommt es oft zu psychoseartigen Zuständen.
Es kann auch zu sehr unangenehmen Lähmungserscheinungen kommen, bei denen der Betroffene zwar bei vollem Bewusstsein ist, sich aber weder sprachlich noch über Körperbewegungen mitteilen kann<!--Fachbegriff?-->. SSRI sind meistens erst bei einer 50-100 fachen Überdosis tödlich.


=== SSRI bei Kindern und Jugendlichen ===
=== SSRI bei älteren Patienten ===
Schon länger wird diskutiert, dass es unter der Therapie mit SSRI bei älteren Patienten vermehrt zu einem Apathiesyndrom kommen kann. Aktuelle Studienergebnisse scheinen dies zu bestätigen.<ref>Nahathai Wongpakaran, Robert van Reekum, Tinakon Wongpakaran, Diana Clarke: ''Selective serotonin reuptake inhibitor use associates with apathy among depressed elderly: a case-control study'', Annals of General Psychiatry 2007, 6:7. {{PMC|1820592}}</ref> Auch das Risiko für das Auftreten von Blutungen scheint vor allem bei älteren Menschen unter einer Therapie mit SSRI erhöht zu sein (siehe unter Wechselwirkungen).
Hier gelten besondere Warnhinweise! Das [[Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte]] weist darauf hin, daß bei Kindern und Jugendlichen, die mit Antidepressiva behandelt werden, folgendes zu beachten ist:
:* ''SSRI/SNRI sind nicht europaweit zugelassen für die Behandlung von depressiven Störungen und Angststörungen bei Kindern oder Jugendlichen.
:* Im Allgemeinen sollten diese Substanzen in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden, da klinische Studien ein erhöhtes Risiko suizidalen Verhaltens (wie z.B. Selbstmordversuche und Suizidgedanken) gezeigt haben.
:* Trotzdem kann es manchmal aufgrund klinischer Gegebenheiten notwendig sein, Kinder und Jugendliche mit diesen Störungen medikamentös zu behandeln. In solchen Fällen sollte der Patient bezüglich des Auftretens suizidalen Verhaltens sowie selbstschädigender oder feindseliger Verhaltensweisen streng überwacht werden. Dies ist besonders zu Beginn der Behandlung sehr wichtig.''
:* Fluoxetin zeigte in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen nach bisherigen Ergebnissen kein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken, Suizidversuche, selbstschädigender Verhaltensweise oder Feindseligkeit. Wenn ein SSRI in dieser Altersgruppe indiziert ist, empfiehlt sich nach einer Stellungnahme des britischen Gesundheitsministeriums daher die Gabe von Fluoxetin.


In einer Studie mit 248 Pflegeheimbewohnern mit Demenz erhöhten SSRIs das Risiko für einen schweren Sturz auf das bis zu Zweifache. Dabei konnte eine Dosisabhängigkeit gezeigt werden. Ein noch höheres Risiko ergab sich unter Komedikation mit Sedativa.<ref>''Dose-response relationship between Selective Serotonin Reuptake Inhibitors and Injurious falls: A study in Nursing Home Residents with Dementia.'' Carolyn S. Sterke, Gijsbertus Ziere, Ed F. van Beeck, Caspar W. N. Looman, J. M. Tischa van der Cammen. BJCP (2012); [[doi:10.1111/j.1365-2125.2011.04124.x]]</ref> Substanzen mit geringerem Interaktionsrisiko wie Citalopram, Escitalopram und Sertralin sind zu bevorzugen.<ref name="benkert-hippius" />
In [[Evidenzbasierte Medizin|Studien]] bewertet wurden [[Atomoxetin]],
[[Citalopram]], [[Duloxetin]], [[Escitalopram]], [[Fluoxetin]], [[Fluvoxamin]], [[Mianserin]], [[Milnacipran]], [[Mirtazapin]], [[Paroxetin]], [[Reboxetin]]e, [[Sertralin]] und [[Venlafaxin]].


=== SSRI und Schwangerschaft ===
:''Die Auswertung der Studienergebnisse lässt sich folgendermassen zusammenfassen:
==== Absetzsyndrom ====
:*Es gab in den Studien bei Kindern und Jugendlichen keinen Bericht über suizidbedingte Todesfälle.
Bei bis zu jedem 3. Kind kann nach mütterlicher SSRI-Einnahme während der Spätschwangerschaft ein ''Absetzsyndrom'' (vgl. oben) auftreten. Als Auslöser wurden die SSRI [[Fluoxetin]], [[Paroxetin]], [[Sertralin]] und [[Citalopram]]/[[Escitalopram]] sowie der [[Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer|SNRI]] [[Venlafaxin]] benannt. [[Symptom]]e sind [[Rigor]] bzw. erhöhter Muskeltonus, vermehrtes Schreien, verschiedene Magen-Darm-Probleme und andere.
:*In den Studien bei Patienten mit depressiven Störungen zeigte sich konsistent ein erhöhtes Risiko suizidalen Verhaltens (z.B. suizidale Gedanken, Suizidversuche) unter allen Antidepressiva mit Ausnahme von Fluoxetin.

:*Dieses erhöhte Risiko fand sich weniger ausgeprägt auch in Studien bei Patienten mit Angststörungen.
Diese [[Entzugssyndrom|Entzugserscheinungen]] erreichen in der Regel nicht die Schwere eines Opiatentzuges ([[Finnegan-Score]] ab 10), sind aber mit Finnegan-Punktwerten von 3–8 eine Belastung für das Neugeborene.<ref>[http://archpedi.ama-assn.org/cgi/content/short/160/2/173 ''Neonatal abstinence syndrome after in utero exposure to selective serotonin reuptake inhibitors in term infants.''] In: ''Arch Pediatr Adolesc Med.'' Band 160, 2006, S. 173–176. PMID 16461873.</ref>
:*In den Studien bei Patienten mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörungen fand sich kein erhöhtes Risiko suizidalen Verhaltens.

:*Für jede der untersuchten Substanzen (mit Ausnahme von Fluoxetin), bei der ausreichende Daten zur Verfügung standen, liess sich ein erhöhtes Risiko suizidalen Verhaltens, selbstschädigenden oder feindseligen Verhaltens nachweisen. Diese Risiken können für Substanzen, für die keine ausreichenden Daten zur Verfügung stehen, nicht ausgeschlossen werden.
==== Pulmonale Hypertonie ====
:*In den Auswertungen der epidemiologischen Studien (GPRD) fanden sich zwar Hinweise auf Unterschiede zwischen einzelnen Substanzen, in den randomisierten prospektiven klinischen Prüfungen liessen sich diese aber nicht nachweisen.''
Eine seltenere, aber weitaus gefährlichere Schädigung durch mütterliche SSRI-Einnahme ist die [[pulmonale Hypertonie]] (Bluthochdruck im Lungenkreislauf). Der Zusammenhang wurde durch eine [[Fall-Kontroll-Studie]]<ref>[http://content.nejm.org/cgi/content/short/354/6/579 ''Selective serotonin-reuptake inhibitors and risk of persistent pulmonary hypertension of the newborn.''] In: ''[[New England Journal of Medicine]].'', Band 354, <!-- Jahr? -->S. 579–587. PMID 16467545.</ref> aufgedeckt, die zur Prüfung des Verdachts aus einer [[Kohortenstudie]] mit Fluoxetin dienen sollte.<ref>[http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/335/14/1010 ''Birth outcomes in pregnant women taking fluoxetine.''] In: ''New England Journal of Medicine.'' Band 335, 1996, S. 1010–1015. PMID 8793924.</ref> Die [[Pathophysiologie]] beruht vermutlich auf der Erhöhung des [[Serotonin]]spiegels im kindlichen Organismus – eine auffällige Parallele zu anderen bekannten Auslösemechanismen pulmonaler Hypertonie.
Quelle: http://www.bfarm.de/de/vigilanz/am_sicher_akt/PressRel_SSRI_2004_12_09.pdf

Das Risiko ist dosisabhängig (Dosisreduktion vermindert die Gefährdung) und besteht vor allem ab der 20. Schwangerschaftswoche. Neugeborene mit dieser Form der dauerhaften pulmonalen Hypertonie haben eine verringerte Lebenserwartung. In knapp zehn Prozent der Fälle ist die Schädigung tödlich. Die Gefährdung wird mit etwa einem Prozent beziffert, d.&nbsp;h. eins von 100 Neugeborenen kommt nach SSRI-Einnahme der Mutter geschädigt zur Welt.

==== Missbildungen ====
Ende 2005 warnte die amerikanische Gesundheitsbehörde [[Food and Drug Administration|FDA]] vor erhöhten Missbildungsraten nach Einnahme von [[Paroxetin]].<ref>[https://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/PostmarketDrugSafetyInformationforPatientsandProviders/ucm051731.htm ''Paroxetine.''] FDA, Public Health Advisory, 8. Dezember 2005; abgerufen am 4. Mai 2017.</ref> Nach [[Epidemiologie|epidemiologischen]] Daten vom Oktober 2006 geht die Einnahme aller SSRI mit erhöhten Missbildungsraten einher.<ref>[http://www.epidem.com/pt/re/epidemiology/abstract.00001648-200611000-00016.htm ''Maternal use of selective serotonin reuptake inhibitors and risk of congenital malformations.''] In: ''Epidemiology'', Band 17, Nr. 6, S. 701–704.</ref>

==== Andere Komplikationen ====
Eine Publikation im ''American Journal of Obstetrics and Gynecology'' vom April 2006 warnte vor einem erhöhten Risiko von Früh- und Totgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und Krampfanfällen bei Neugeborenen nach SSRI-Einnahme der Mutter.<ref>[http://www.ajog.org/article/PIIS0002937806002250/abstract ''Selective serotonin reuptake inhibitors and adverse pregnancy outcomes.''] In: ''American Journal of Obstetrics and Gynecology'', Band 194, 2006, S. 961–966; PMID 16580283.</ref> Das erhöhte Risiko für Neugeborene wurde in einer im August 2006 publizierten Studie nochmals für alle SSRI bestätigt.<ref>[http://archpsyc.ama-assn.org/cgi/content/abstract/63/8/898 ''Neonatal outcomes after prenatal exposure to selective serotonin reuptake inhibitor antidepressants and maternal depression''.] In: ''Arch Gen Psychiatry'', Band 63, 2006, S. 898.</ref>


== Wechselwirkungen ==
== Wechselwirkungen ==
Alle SSRIs sind starke Inhibitoren der [[Cytochrom P450|Cytochrom-P450]]-Isoenzyme (insbesondere Paroxetin und Fluoxetin) und hemmen so z.&nbsp;B. die Aktivierung von [[Codein]] und den Abbau von [[Benzodiazepin]]en.<ref name="infmed_phakri_ad">[http://www.infomed.ch/pk_template.php?pkid=82#3 ''Zytochrome in der Praxis – Ungenügende Wirkung von Antidepressiva''.] Infomed online</ref><ref>[http://www.infomed.ch/pk_template.php?pkid=82#6 ''Zytochrome in der Praxis – Codein und Tramadol als Analgetika unwirksam''.] Infomed online</ref> Die Kombination mit dem Hustenblocker [[Dextromethorphan]], der häufig in rezeptfreien Grippemitteln enthalten ist, kann zu psychotischem Verhalten führen.


=== Kombinationstherapie ===
Vor allem eine Kombination von SSRI mit [[Monoaminooxidase-Hemmer|MAO-Hemmstoffen]] ist gefährlich, da so der Abbau von Serotonin zusätzlich gehemmt wird und hohe Konzentrationen erreicht werden (Vorsicht: [[Serotonin-Syndrom]]). Darüber hinaus sind alle SSRIs starke Inhibitoren der Cytochrom-P450-Isoenzyme (insbesondere Paroxetin und Fluoxetin) und hemmen somit z.B. die Aktivierung von [[Codein]] und den Abbau von [[Benzodiazepin]]en.
Die Wechselwirkungen von SSRI untereinander können auch zu Gunsten der Therapie genutzt werden. So kann z.&nbsp;B. manchmal die fehlende Wirkung von Citalopram bei Citalopram-Non-Respondern durch gleichzeitige Gabe einer geringen Dosis Paroxetin oder Fluoxetin beseitigt werden. Da sowohl Paroxetin als auch Fluoxetin ein Enzym hemmen, welches Citalopram abbaut, kann durch gleichzeitige Gabe die Plasma-Konzentration und damit die Wirkstärke von Citalopram erhöht werden.<ref name="infmed_phakri_ad" />


=== Serotoninsyndrom ===
Ebenfalls gefährlich ist die zusätzliche Einnahme von L-[[Tryptophan]] oder 5-Hydroxytryptophan, da durch diese die Serotoninsynthese verstärkt werden kann, was bei gleichzeitiger Hemmung der Wiederaufnahme ebenfalls zum Serotonin-Syndrom führen kann. Auch die Kombination mit dem Hustenblocker Dextromethorphan, der häufig in rezeptfreien Grippemitteln enthalten ist, kann zu psychotischem Verhalten oder zu einem Serotonin-Syndrom führen!
{| class="wikitable float-right" style="width:30%"
|+ Substanzen, die in Kombination mit einem SSRI ein [[Serotonin-Syndrom]] auslösen können
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| Antidepressiva
|-
| [[Monoaminooxidase-Hemmer|MAOI]] || [[Mirtazapin]]
|-
| [[Echtes Johanniskraut]]|| [[Venlafaxin]]
|-
| [[Trizyklisches Antidepressivum|Trizyklika]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| Opioide
|-
| [[Tramadol]] || [[Pethidin]]
|-
| [[Codein]] || [[Morphin]]
|-
| [[Heroin]] || [[Fentanyl]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| ZNS-Stimulantien
|-
| [[Phentermin]] || [[Diethylpropion]]
|-
| [[Amphetamin]] ''(Speed)'' || [[MDMA]] ''(Ecstasy)''
|-
| [[Methylphenidat]] || [[Sibutramin]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| Mutterkornalkaloide
|-
| [[LSD#Wechselwirkungen mit Medikamenten oder psychotropen Substanzen|LSD]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| Tropan-Alkaloide
|-
| [[Kokain]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| 5-HT<sub>1</sub>-Agonisten
|-
| [[Triptane]]
|- style="background:#FEEDDD;"
!colspan="2"| Andere
|-
| [[Selegilin]] || [[Tryptophan]]
|-
| [[Buspiron]] || [[Lithiumtherapie|Lithium]]
|-
| [[Linezolid]] || [[Dextromethorphan]]
|-
|colspan="2" | <small>Nach Rossi, 2005.<ref name="AMH2005">S. Rossi (Hrsg.): ''Australian Medicines Handbook''. Adelaide 2005, ISBN 0-9578521-9-3.</ref> Siehe auch Gillman 2010.</small><ref name="PMID19925619">P. K. Gillman: ''Triptans, serotonin agonists, and serotonin syndrome (serotonin toxicity): a review.'' In: ''Headache.'' Band 50, Nummer 2, Februar 2010, S.&nbsp;264–272, [[doi:10.1111/j.1526-4610.2009.01575.x]]. PMID 19925619 (Review).</ref>
|}


Gefährlich ist die Kombination von SSRI mit Substanzen, welche die Synthese oder den Abbau von Serotonin beeinflussen, da durch Erhöhung der Serotonin-Konzentration im ZNS das potenziell lebensbedrohliche [[Serotonin-Syndrom]] ausgelöst werden kann. Das Risiko ist besonders hoch bei der gleichzeitigen Einnahme von SSRI und [[Monoaminooxidase-Hemmer|MAO-Hemmstoffen]]. Deshalb muss zwischen beiden Medikationen ein zeitlicher Mindestabstand liegen, dessen Länge sich je nach Wirkstoff unterscheidet (meist zwei Wochen). Bei gleichzeitiger Einnahme dieser Mittel kann es auch zu sehr unangenehmen Lähmungserscheinungen kommen, bei denen der Betroffene zwar bei vollem Bewusstsein ist, sich aber weder sprachlich noch über Körperbewegungen mitteilen kann ([[Locked-in-Syndrom]]).
== Weblinks ==
=== Sachliche Informationen ===
*[http://www.bfarm.de/de/vigilanz/am_sicher_akt/PressRel_SSRI_2004_12_09.pdf Bundesinstitut f. Arzneimittel u. Medizinprodukte (BfArM), Meldung v. 9.12.2004] - Anwendungsbeschränkungen für SSRI und SNRI bei Kindern


Gleichzeitige Einnahme von SSRI und [[Triptane]]n kann nach einem Warnhinweis der FDA ebenfalls zu einem [[Serotonin-Syndrom]] führen.<ref>[http://www.fda.gov/Drugs/DrugSafety/PostmarketDrugSafetyInformationforPatientsandProviders/ucm124349.htm ''Combined Use of 5-Hydroxytryptamine Receptor Agonists (Triptans), Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRIs) or Selective Serotonin/Norepinephrine Reuptake Inhibitors (SNRIs) May Result in Life-threatening Serotonin Syndrome''.] FDA Public Health Advisory, 19. Juli 2006 (englisch).</ref>
* [http://www.adfd.de Kritische Informationen und Erfahrungsberichte]
Die FDA weist darauf hin, dass an diese mögliche Wechselwirkung unter Umständen nicht gleich gedacht wird, da SSRI und Triptane oft von verschiedenen Ärzten verschrieben bzw. die Migränemittel nur unregelmäßig eingenommen werden.


Zusätzliche Einnahme von <small>L</small>-[[Tryptophan]] oder [[5-Hydroxytryptophan]] (5-HTP) kann durch Verstärkung der Serotoninsynthese ebenfalls zum Serotonin-Syndrom führen. Eine Übersicht über Substanzen, die in Kombination mit einem SSRI ein Serotoninsyndrom auslösen können, gibt die Tabelle.
=== Journalistische Aufarbeitung ===
* [http://www.sueddeutsche.de/,wl1/wissen/artikel/64/48016/ SZ-Artikel: Mögliche Nebenwirkung: Selbstmord]


=== Beeinflussung der Blutgerinnung ===
{{Gesundheitshinweis}}
Unter der Einnahme von SSRI kann es zu einer Beeinträchtigung der [[Thrombozyt]]enfunktion und damit der Blutgerinnung kommen. Die Freisetzung von Serotonin aus den Thrombozyten spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung der hämostatischen Antwort auf die vaskuläre Verletzung. Serotonin wird dabei nicht in den Thrombozyten gebildet, sondern aus dem Blutkreislauf durch Serotonintransporter in die Blutplättchen aufgenommen. In therapeutischer Dosis blockieren Fluoxetin und andere SSRI die Aufnahme von Serotonin in die Thrombozyten. Das führt nach einigen Wochen zu einer Verarmung an Serotonin. Hierdurch wird das Blutungsrisiko erhöht. Klinische Symptome sind z.&nbsp;B. das spontane Auftreten von blauen Flecken (Hämatome), Nasenbluten oder bei Frauen eine verstärkte Menstruationsblutung. Auch wenn diese Blutungen aus medizinischer Sicht als „harmlos“ eingeordnet werden, können sie für den Betroffenen ein Grund zur Besorgnis sein, besonders wenn er deren Ursache nicht kennt. Die Kombination eines SSRI mit Medikamenten, die direkt oder indirekt das Blutungsrisiko steigern, erhöht die Wahrscheinlichkeit von [[gastrointestinale Blutung]]en um 43 % ([[Chancenverhältnis]]: 1,43; 95 % [[Konfidenzintervall]]: 1,09–1,89).<ref name="PMID19491861">L. E. Targownik, J. M. Bolton, C. J. Metge, S. Leung, J. Sareen: ''Selective serotonin reuptake inhibitors are associated with a modest increase in the risk of upper gastrointestinal bleeding.'' In: ''The American Journal of Gastroenterology.'' Band 104, Nummer 6, Juni 2009, S.&nbsp;1475–1482, [[doi:10.1038/ajg.2009.128]], PMID 19491861.</ref> Die gleichzeitige Therapie mit [[Protonenpumpenhemmer]] senkte das Risiko deutlich.<ref name="PMID19491861" />


Bei Risikopatienten wird ausdrücklich vor der unbedachten Kombination eines SSRI mit z.&nbsp;B. Aspirin (Acetylsalicylsäure) oder anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmern wie Indomethacin, [[Phenylbutazon]], Naproxen, Ibuprofen oder Fenoprofen gewarnt.<ref name="DOI10.1136/bmj.331.7516.529">Carol Paton, I Nicol Ferrier: ''SSRIs and gastrointestinal bleeding.'' In: ''BMJ.'' 331, 2005, S.&nbsp;529, [[doi:10.1136/bmj.331.7516.529]].</ref> Als besonders gefährdet gelten Patienten über 65 Jahre, die in ihrer Vorgeschichte schon einmal ein Magengeschwür bzw. eine Magendarmblutung hatten.<ref name="DOI10.1136/bmj.323.7314.655">C. van Walraven, M M Mamdani u.&nbsp;a.: ''Inhibition of serotonin reuptake by antidepressants and upper gastrointestinal bleeding in elderly patients: retrospective cohort.'' In: ''BMJ.'' 323, 2001, S.&nbsp;655, [[doi:10.1136/bmj.323.7314.655]].</ref> Hier ist zu bedenken, dass gerade bei älteren Menschen Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen aus ihrer jeweiligen Sicht oft Medikamente verordnen, ohne einen Gesamtüberblick über die schon verordnete Medikation zu haben, sodass sie das Risiko eventuell auftretender Wechselwirkungen nicht immer gebührend einschätzen.
[[Kategorie:Antidepressivum]]

== SSRI und Pharmakogenetik ==
Es existiert eine ständig wachsende Fülle an wissenschaftlichen Publikationen zum Einfluss bestimmter [[Gen]]varianten bzw. -marker auf die Wirksamkeit oder Verträglichkeit von SSRI. Diese Resultate haben bisher nicht zu einer Verbesserung der Therapie geführt, da sie entweder nicht in weiteren Studien bestätigt werden konnten, sich Gentests als unpraktikabel erwiesen oder noch nicht weit genug entwickelt sind:

=== Ansprechraten ===
Das im Zusammenhang mit der SSRI-Wirkung am häufigsten untersuchte Gen ist das des [[Serotonin]]-Transporters (''SERTPR'' oder ''5-HTTLPR''), das direkten Einfluss auf die Serotonin(rück)aufnahme hat.<ref>''Mol Psychiatry''. Band 9, Nr. 5, Mai 2004, S. 433–441; PMID 15037864.</ref> Die Studienlage ist uneinheitlich und eine praktische Anwendbarkeit dieser Befunde ist derzeit unwahrscheinlich.<ref>''Genetic screening for SSRI drug response among those with major depression: great promise and unseen perils''. In: ''Depression and Anxiety'' Band 24, Nr. 5, 2007, S. 350–357. PMID 17096399.</ref>

Ein weiteres speziell mit der unzureichenden Wirkung von SSRI bei manchen Patienten in Verbindung gebrachtes Gen ist das der [[Tryptophan]]-Hydroxylase (''TPH-1'' und ''TPH-2''). Einer Studie zufolge soll dieses Gen bei depressiven Patienten zehnmal häufiger mutiert sein als bei gesunden Kontrollpersonen. Patienten mit dieser Mutation könnten schlechter auf SSRI reagieren.<ref>Dorothee und Boris Ferger: [http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=medizin1_05_2005 ''Neue Genmutation bei Depression entdeckt''.] In: ''Pharmazeutische Zeitung'' Band 05, 2005.</ref><ref>Xiaodong Zhang, Raul R. Gainetdinov, Jean-Martin Beaulieu, Tatyana D. Sotnikova, Lauranell H. Burch, Redford B. Williams, David A. Schwartz, K.Ranga R. Krishnan, Marc G. Caron: ''Loss-of-Function Mutation in Tryptophan Hydroxylase-2 Identified in Unipolar Major Depression.'' In: ''Neuron.'' 45, 2005, S.&nbsp;11–16, [[doi:10.1016/j.neuron.2004.12.014]].</ref> Dieses Gen wird weiterhin intensiv untersucht, auch bei Patienten mit [[Bipolare Störung|bipolarer Störung]],<ref>V. A. Lopez, S. Detera-Wadleigh, I. Cardona, L. Kassem, F. J. McM: ''Nested association between genetic variation in tryptophan hydroxylase II, bipolar affective disorder, and suicide attempts.'' In: ''Biological psychiatry.'' Band 61, Nummer 2, Januar 2007, S.&nbsp;181–186, [[doi:10.1016/j.biopsych.2006.03.028]]. PMID 16806105.</ref> bislang jedoch ohne klinische Konsequenzen.

=== Verstoffwechselung ===
Die Verstoffwechselung von SSRI über die [[Zytochrom|CYP-450]]-Isoenzyme war ein Ansatz der genetischen Forschung, der sich bisher als unpraktikabel erwiesen hat. Gentests zur Identifikation der „poor metabolizer“ haben nicht zur Verbesserung der Verträglichkeit von SSRI geführt, und „Schnellmetabolisierer“ profitieren nicht von einer Dosiserhöhung.<ref>[http://www.bmj.com/cgi/content/extract/334/7597/759 ''Cytochrome P450 genotyping and antidepressants''.] In: ''BMJ'' Band 334, 2007, S. 759.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer]] (NARI)
* [[Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer]] (SSNRI)

== Literatur ==
* Christoph H. Gleiter, Hans-Peter Volz, [[Hans-Jürgen Möller]]: ''Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Pharmakologie und therapeutischer Einsatz''. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1999, ISBN 3-8047-1638-5.
* Peter Schweikert-Wehner: ''SSRI Blutungsrisiko beachten.'' In: Pharmazeutische Zeitung. 3. Ausgabe, 2015, S. 22–24.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Selective serotonin reuptake inhibitors|Serotonin-Wiederaufnahmehemmer}}
* [https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/zu-viele-serotoninrezeptoren-warum-viele-antidepressiva-nicht-wirken-a-671901.html ''Zu viele Serotoninrezeptoren: Warum viele Antidepressiva nicht wirken''.] In: ''[[Spiegel Online]]'', 14. Januar 2010.
* [[Markus C. Schulte von Drach]]: [http://www.sueddeutsche.de/wissen/anti-depressiva-moegliche-nebenwirkung-selbstmord-1.912958 ''Mögliche Nebenwirkung: Selbstmord''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 19. Mai 2010.
* Thomas Liesen: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/1065917/ ''Kein Weg, nirgends? Warum Antidepressiva mitunter versagen''.] In: ''Wissenschaft im Brennpunkt''. [[Deutschlandfunk]], 15. November 2009 (Manuskript der Radiosendung).
* John Geddes, Andrea Cipriani: [http://bmj.bmjjournals.com/cgi/content/full/329/7470/809?ijkey=827eece233723f78f4e944a402b4a4aa2f114259&keytype2=tf_ipsecsha ''Selective serotonin reuptake inhibitors''.] In: ''[[The BMJ|BMJ]]'', 9. Oktober 2004, 329:809-810.
* David Healy: [http://www.healyprozac.com/Book/Introduction.pdf ''The SSRI Issues''.] (PDF; 222&nbsp;kB) In: ders.: ''Let Them Eat Prozac. The unhealthy relationship between the pharmaceutical industry and depression''. (Pharmaziekritiker).
* Jeffrey R. Lacasse, Jonathan Leo: ''Serotonin and Depression: A Disconnect between the Advertisements and the Scientific Literature.'' In: ''PLoS Medicine'', Nr. 2, 2005, S.&nbsp;e392; [[doi:10.1371/journal.pmed.0020392]].

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Gesundheitshinweis}}


[[Kategorie:Antidepressivum|!]]
[[en:Selective serotonin reuptake inhibitor]]
[[fi:Selektiivinen serotoniinin takaisinoton estäjä]]
[[fr:Inhibiteur sélectif de la recapture de la sérotonine]]
[[he:SSRI]]
[[ja:SSRI]]
[[pl:SSRI]]
[[pt:Antidepressivo SSRI]]
[[sv:SSRI]]
[[tr:Selektif serotonin gerialım inhbitörleri]]

Aktuelle Version vom 8. Juni 2025, 15:52 Uhr

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (englisch Serotonin Reuptake Inhibitors, SRIs) sind eine Klasse von Antidepressiva. Gemeinsam ist diesen Substanzen, dass sie Serotonintransporter am Übergang in die Nervenzellendigungen blockieren und dadurch die Konzentration von Serotonin in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöhen.

Da sie an andere Monoamintransporter nicht oder nur sehr schwach binden, werden sie auch Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (englisch Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRIs) genannt. Diese Selektivität unterscheidet die SSRI von den älteren trizyklischen Antidepressiva.

Prominente SSRI sind Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin und Citalopram. Bei Escitalopram handelt es sich um das wirksamere Enantiomer des bis dahin als Racemat (Enantiomergemisch) eingesetzten Citalopram. Es wurde nach Wegfall des Patentschutzes auf den Markt gebracht und soll wirksamer sein als das Racemat (siehe Überblick).

Wirkstoff Erstzulassung in Deutschland zugelassene Einsatzgebiete in Deutschland (Stand November 2010)[1]
Fluvoxamin 1984 depressive Erkrankungen, Zwangsstörung
Fluoxetin 1990 Episoden einer Major Depression, Zwangsstörung, Bulimie
Paroxetin 1992 Episoden einer Major Depression, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, soziale Phobie, generalisierte Angststörung, Zwangsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung
Citalopram 1996 depressive Erkrankungen, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
Sertralin 1997 depressive Erkrankungen und Rezidivprophylaxe, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, soziale Phobie, posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörung
Vortioxetin 2013 Episoden einer Major Depression

Des Weiteren wird auch das in den 1960er Jahren entwickelte trizyklische Antidepressivum Clomipramin als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI) bezeichnet, da es überwiegend die Serotonin-Wiederaufnahme hemmt, dies aber nicht die einzige wesentliche Wirkungskomponente darstellt (daher nicht selektiv). Clomipramin ist in Deutschland zur Behandlung von depressiven Syndromen, Zwangs- und Panikstörungen, Phobien, zur langfristigen Schmerzbehandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts, zur Behandlung von Schlaflähmung, Kataplexie und hypnagogen Halluzinationen bei Narkolepsie sowie einer Enuresis nocturna zugelassen.[1] Generell gelten dabei neuere SSRI im Vergleich zu Clomipramin als verträglicher.

Seit 2009 befindet sich mit Dapoxetin ein weiterer SSRI auf dem Markt, der allein zur Behandlung von vorzeitigem Samenerguss vermarktet wird und dafür zugelassen ist.[1][2] Das 2011 in den USA zugelassene Vilazodon wirkt gleichzeitig als selektiver Partialagonist auf den 5-HT1A-Rezeptor.[3]

  • Hinsichtlich Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gelten Citalopram, Escitalopram und Sertralin gegenüber anderen SSRI als vorteilhaft.[1]
  • Citalopram, Escitalopram und Sertralin werden in Deutschland manchmal als SSRI der zweiten oder neuen Generation bezeichnet.
  • In Deutschland wird Citalopram mit deutlichem Abstand am häufigsten verordnet, gefolgt von Sertralin und Escitalopram, dann Fluoxetin und Paroxetin; deutlich seltener Fluvoxamin.[4]
  • Von den Hauptsubstanzen war in Deutschland bis 2014 einzig Escitalopram nicht generisch erhältlich. Eine definierte Tagesdosis Escitalopram kostete im Jahr 2011 etwa das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu Citalopram.[4] Die Aussage des Herstellers, das Enantiomer wirke stärker und schneller als das Racemat, ließ sich in Studien nicht belegen.[4][5]
  • Im Gegensatz zu Citalopram hat Escitalopram frühzeitig nach Markteinführung eine breite Indikationszulassung erhalten. Auch Sertralin hat im Sommer 2009 in Deutschland eine Indikationserweiterung in ähnlicher Breite erfahren. Letzteres wird in neuester Literatur zur Psychopharmakotherapie oft nicht berücksichtigt.

SSRI hemmen die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin (5-HT) in die Präsynapse und erhöhen so dessen Konzentration im synaptischen Spalt. Einige der SSRI-Arzneistoffe binden schwach auch noch an postsynaptische Rezeptoren (in einem klinisch kaum relevanten Ausmaß).

Neurophysiologische Anpassung

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Paradoxerweise wird zu Beginn der Therapie mit SSRI die erwünschte 5-HT-Konzentrationserhöhung durch einen anderen Effekt geschmälert. Der zunächst hohe Serotoninspiegel im synaptischen Spalt überflutet gleichzeitig die Autorezeptoren der Präsynapse, die der Zelle als Feedback-Sensoren dienen. Die Aktivierung der Autorezeptoren (durch Agonisten wie Serotonin) löst in der Zelle das Signal aus, die Serotonin-Produktion zu drosseln. Der sich dadurch ergebende Mangel an Serotonin bleibt in der Summe bestehen, da die Transporter-Hemmung nur nachgeschaltet ist und den Mangel nicht aufheben kann. Auf die andauernde Rezeptor-Reizung reagiert der Körper mit einer Absenkung der Empfindlichkeit (Sensitivität) der Autorezeptoren (somatodendritische 5-HT1A und terminale 5-HT1D).[6] Dieser Prozess kann einige Wochen dauern. Auch die Anzahl/Dichte der 5-HT1-Rezeptoren sinkt.[6]

Ein ähnlicher Anpassungsprozess, der für den antidepressiven Effekt größere Bedeutung hat, ist die erwünschte zahlenmäßige Verringerung von Serotonin-(5-HT)2A-Rezeptoren im Zentralnervensystem. Die Empfindlichkeit postsynaptischer 5-HT1A und 2-Rezeptoren kann zunehmen.[6] Diese Phänomene dürften für eine antidepressive Wirkung von Bedeutung sein, und sie könnten erklären, warum ein nachhaltig antidepressiver Effekt erst nach Wochen der Pharmakotherapie zur vollen Entfaltung kommt.

SSRI im Vergleich zu TZA

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SSRI besitzen gegenüber den trizyklischen Antidepressiva oder Trizyklika eine deutlich geringere Affinität zu α-Adrenozeptoren, Histamin-Rezeptoren und Muskarinrezeptoren. Die Aktivität an diesen Rezeptoren ist für einen Großteil der Nebenwirkungen der Trizyklika verantwortlich.

Viele verschiedene (pharmako)therapeutische Ansätze zur Behandlung von Depressionen sind möglich. Einen dieser Ansätze nutzen die SSRI. Ein Hauptanwendungsgebiet für alle SSRI außer Dapoxetin ist die Depression von klinisch bedeutsamem Schweregrad (depressive Episode, major depression). In den letzten Jahren haben die SSRI eine umfangreiche Erweiterung der Indikationen erfahren, insbesondere im Bereich der Angst-[7] und Zwangsstörungen.[8] Neben den oben genannten Anwendungsgebieten gibt es Hinweise[1] auf eine Wirksamkeit der SSRI bei verschiedenen Syndromen, z. B. dem prämenstruell-dysphorischen Syndrom und klimakterischen Beschwerden, Ejaculatio praecox,[9] verschiedenen Essstörungen und dem Fibromyalgiesyndrom (teils Off-label-Indikationen).

Ein Vorteil für die Anwendung der SSRI ist, dass die meisten Präparate nur einmal täglich gegeben werden müssen, was die Therapietreue (Compliance) der Patienten erhöht. Allerdings tritt die antidepressive Wirkung bei SSRIs erst mit Verzögerung ein, was zu Beginn einer Behandlung Disziplin der Patienten voraussetzt und eine entsprechende Beratung notwendig macht. Diese zeitliche Verzögerung der Wirkung gilt ähnlich auch für die meisten anderen Indikationen und ist einer der Gründe, warum SSRI sich nicht zur schnellen Behandlung aus direktem Anlass, z. B. bei einer akuten Panikattacke, eignen, sondern eine regelmäßige Einnahme über einen längeren Zeitraum erfordern.

SSRI sind bei korrekter Anwendung relativ nebenwirkungsarm und sicher. Die beschriebenen Nebenwirkungen treten dabei, im Unterschied zur gewünschten Wirkung, überwiegend nur in den ersten Tagen auf.

SSRI sind die am häufigsten eingesetzten Antidepressiva. Die Wirkung der SSRI auf das depressive Syndrom ist abhängig von der Schwere der Erkrankung. So ist bei leichtgradigen Depressionen häufig keine statistisch nachweisbare Überlegenheit gegenüber der Gabe von Scheinmedikamenten (Placebo) festzustellen. Bei schwerer ausgeprägten Depressionen hingegen sprechen etwa 50–75 Prozent der Patienten auf ein SSRI an, während etwa 25–33 Prozent der Patienten auf Placebo ansprechen.[10]

Unerwünschte Wirkungen

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Die häufigsten unerwünschten Wirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Das Risiko einer Blutung im oberen Magen-Darm-Trakt steigt durch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (durch verminderte Aufnahme des die Blutplättchenaggregation verstärkenden Serotonins aus dem Blut in die Blutplättchen[11]) auf das bis zu 2,5-fache und durch die Kombination mit einem nichtselektiven nichtsteroidalen Antirheumatikum auf das bis zu 9,1-fache, wenn kein Magenschutzmittel angewendet wird. Werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer mit antithrombozytären Medikamenten wie Clopidogrel oder niedrigdosierter Acetylsalicylsäure kombiniert, steigt das Risiko einer Blutung im oberen Magen-Darm-Trakt auf das bis zu 4,7-fache.[12] Eine Meta-Analyse von 2012 kam bezüglich Gehirnblutungen zu folgenden Schlussfolgerungen: „Die SSRI-Exposition ist mit einem erhöhten Risiko für intrazerebrale und intrakranielle Blutungen verbunden. Angesichts der Seltenheit dieses Ereignisses dürften die absoluten Risiken jedoch sehr gering sein“.[13] Weitere häufige Nebenwirkungen, die oft zum Therapieabbruch führen (mangelnde Compliance), sind sexuelle Funktionsstörungen (Nachlassen der Erektionsfähigkeit, Ejakulationsstörungen, Orgasmusschwierigkeiten, vorübergehende Abnahme der Spermienqualität,[14] siehe SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion). Unter einer Dauertherapie können sich die sexuellen Funktionen aber wieder normalisieren. Möglicherweise bisher unterschätzt ist das mögliche Auftreten einer gewissen emotionalen Abstumpfung (wie z. B. die verminderte Fähigkeit, Gefühle wie Ärger oder Trauer zu empfinden, zu weinen oder ein nachlassendes sexuelles Interesse) als unerwünschte Wirkung.[15][16] SSRI können, wie auch klassische Antiepileptika, Auslöser oder Verstärker des Syndroms der inadäquaten ADH-Sekretion sein. In der Folge kann es zu einem gefährliche Natriummangel kommen.[17]
Die meisten SSRIs bewirken eine Antriebssteigerung. Besonders zu Beginn der Therapie kann es daher zu Nervosität, Erregung und Schlafstörungen kommen. Im Gegensatz zu den älteren trizyklischen Antidepressiva haben SSRIs keine anticholinergen Nebenwirkungen.[18] Beim Beenden einer Therapie mit SSRI kann ein SSRI-Absetzsyndrom sowie eine SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion auftreten. Bei der Therapie mit SSRI sind Veränderungen der QT-Zeit im EKG zu beachten.

Bei Kindern und Jugendlichen

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Die Häufigkeit suizidalen Verhaltens ist bei Kindern und Jugendlichen unter SSRI- oder SSNRI-Behandlung erhöht, besonders bei Behandlungsbeginn, was Metaanalysen bestätigen.[19][20][21][22][23][24][25] Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wies 2005 warnend darauf hin, dass bei Kindern und Jugendlichen, die mit Antidepressiva behandelt werden, Folgendes zu beachten ist:[26]

  • In klinischen Studien wurde bei Kindern und Jugendlichen, die mit SSRI / SNRI behandelt wurden, ein gegenüber Placebobehandlung gehäuftes suizidales (Suizidversuche und Suizidgedanken) und feindseliges Verhalten (vorwiegend Aggressivität, Oppositionsverhalten und Wut) beobachtet.
  • SSRI und SNRI sollten daher nicht bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden, es sei denn, sie sind explizit für die Anwendung in dieser Altersgruppe zugelassen.
  • Die meisten SSRI/SNRI sind in Europa nicht für die Behandlung von depressiven Störungen und Angststörungen bei Kindern oder Jugendlichen zugelassen.
  • Sollte es aufgrund klinischer Gegebenheiten notwendig sein, Kinder und Jugendliche mit diesen Störungen medikamentös zu behandeln, so sollte der Patient bezüglich des Auftretens suizidalen Verhaltens sowie selbstschädigender oder feindseliger Verhaltensweisen sorgfältig überwacht werden. Dies sei besonders zu Beginn der Behandlung sehr wichtig.

Bereits 2004 wurde die Anwendung von Paroxetin als Antidepressivum bei unter 18-Jährigen als kontraindiziert eingestuft.[27] Unter Berücksichtigung des Suizidrisikos bei Nichtbehandlung und der Datenlage zur Wirksamkeit gilt Fluoxetin als Mittel der Wahl, wenn eine medikamentöse Therapie dennoch erwogen wird.[28][19][29] Eine retrospektive Studie von über 36.000 Kindern und Jugendlichen unter SSRI- oder SNRI-Behandlung in den USA zeigte 2013, dass Sertralin, Paroxetin, Citalopram, Escitalopram und Venlafaxin ein mit Fluoxetin vergleichbares Suizidrisiko in dieser Altersgruppe besitzen.[30]

Bei Erwachsenen

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Ein Zusammenhang mit dem Suizidrisiko bei Erwachsenen unter SSRI-Behandlung ist unklar.[31][32][33][34] Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2005 ist zu dem Ergebnis gekommen, dass, insbesondere zu Beginn der Behandlung, die Suizidgefahr ansteige.[32] Eine placebokontrollierte US-amerikanische Metaanalyse, aus dem Jahr 2012, mit 9185 Patienten, konnte hingegen keinen Zusammenhang zwischen der Gabe von SSRI, hier Fluoxetin und Venlafaxin (welches ein SSNRI ist), und einem erhöhten Suizidrisiko finden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Annahmen der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, die zu Warnhinweisen geführt hatten, falsch sind.[35][36]

Gleichwohl wird in Beipackzetteln von SSRI-Medikamenten auf die anfangs erhöhte Suizidgefahr hingewiesen, die auch in deren typischer Wirkungskurve begründet sei.[37] Die ARD strahlte zu dem Thema erstmals am 21. Februar 2014 eine Dokumentation „Gefährliche Glückspillen“ aus.[38] In der Diskussion steht, ob es einen Zusammenhang zwischen den Einnahmen von SSRI und aggressiven Handlungen, wie etwa Amokläufen, gibt.[39] Eine Webseite sammelt Fälle von Suiziden und Gewalttaten, bei denen SSRI eine Rolle spielten.[40] Einige Forscher empfehlen weitere Studien, um einen möglichen Kausalzusammenhang zu untersuchen.[41]

Bei langfristiger Einnahme von SSRI-Antidepressiva erhöht sich das Risiko, Karies zu erleiden. Die Mundtrockenheit, die durch SSRI und eine Reihe weiterer Antidepressiva hervorgerufen wird, und die damit verbundenen nachteiligen Folgen auf die Mundflora werden als ausschlaggebende Ursachen angenommen. Die Mundtrockenheit ist ein typisches anticholinerges Symptom, welches bei den stärker anticholinerg wirkenden trizyklischen Antidepressiva häufiger und stärker auftritt als bei SSRIs.[42][43][44]

Bei Überdosierung von SSRI besteht die Gefahr, dass sich ein Serotoninsyndrom entwickelt, insbesondere wenn sie mit anderen Antidepressiva vom MAO-Hemmer-Typ kombiniert werden. SSRI sind meistens erst bei einer 50–100-fachen Überdosis tödlich. Bei einer Überdosierung kommt es oft zu psychoseartigen Zuständen.

SSRI bei älteren Patienten

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Schon länger wird diskutiert, dass es unter der Therapie mit SSRI bei älteren Patienten vermehrt zu einem Apathiesyndrom kommen kann. Aktuelle Studienergebnisse scheinen dies zu bestätigen.[45] Auch das Risiko für das Auftreten von Blutungen scheint vor allem bei älteren Menschen unter einer Therapie mit SSRI erhöht zu sein (siehe unter Wechselwirkungen).

In einer Studie mit 248 Pflegeheimbewohnern mit Demenz erhöhten SSRIs das Risiko für einen schweren Sturz auf das bis zu Zweifache. Dabei konnte eine Dosisabhängigkeit gezeigt werden. Ein noch höheres Risiko ergab sich unter Komedikation mit Sedativa.[46] Substanzen mit geringerem Interaktionsrisiko wie Citalopram, Escitalopram und Sertralin sind zu bevorzugen.[1]

SSRI und Schwangerschaft

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Bei bis zu jedem 3. Kind kann nach mütterlicher SSRI-Einnahme während der Spätschwangerschaft ein Absetzsyndrom (vgl. oben) auftreten. Als Auslöser wurden die SSRI Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin und Citalopram/Escitalopram sowie der SNRI Venlafaxin benannt. Symptome sind Rigor bzw. erhöhter Muskeltonus, vermehrtes Schreien, verschiedene Magen-Darm-Probleme und andere.

Diese Entzugserscheinungen erreichen in der Regel nicht die Schwere eines Opiatentzuges (Finnegan-Score ab 10), sind aber mit Finnegan-Punktwerten von 3–8 eine Belastung für das Neugeborene.[47]

Pulmonale Hypertonie

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Eine seltenere, aber weitaus gefährlichere Schädigung durch mütterliche SSRI-Einnahme ist die pulmonale Hypertonie (Bluthochdruck im Lungenkreislauf). Der Zusammenhang wurde durch eine Fall-Kontroll-Studie[48] aufgedeckt, die zur Prüfung des Verdachts aus einer Kohortenstudie mit Fluoxetin dienen sollte.[49] Die Pathophysiologie beruht vermutlich auf der Erhöhung des Serotoninspiegels im kindlichen Organismus – eine auffällige Parallele zu anderen bekannten Auslösemechanismen pulmonaler Hypertonie.

Das Risiko ist dosisabhängig (Dosisreduktion vermindert die Gefährdung) und besteht vor allem ab der 20. Schwangerschaftswoche. Neugeborene mit dieser Form der dauerhaften pulmonalen Hypertonie haben eine verringerte Lebenserwartung. In knapp zehn Prozent der Fälle ist die Schädigung tödlich. Die Gefährdung wird mit etwa einem Prozent beziffert, d. h. eins von 100 Neugeborenen kommt nach SSRI-Einnahme der Mutter geschädigt zur Welt.

Ende 2005 warnte die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA vor erhöhten Missbildungsraten nach Einnahme von Paroxetin.[50] Nach epidemiologischen Daten vom Oktober 2006 geht die Einnahme aller SSRI mit erhöhten Missbildungsraten einher.[51]

Andere Komplikationen

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Eine Publikation im American Journal of Obstetrics and Gynecology vom April 2006 warnte vor einem erhöhten Risiko von Früh- und Totgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und Krampfanfällen bei Neugeborenen nach SSRI-Einnahme der Mutter.[52] Das erhöhte Risiko für Neugeborene wurde in einer im August 2006 publizierten Studie nochmals für alle SSRI bestätigt.[53]

Wechselwirkungen

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Alle SSRIs sind starke Inhibitoren der Cytochrom-P450-Isoenzyme (insbesondere Paroxetin und Fluoxetin) und hemmen so z. B. die Aktivierung von Codein und den Abbau von Benzodiazepinen.[54][55] Die Kombination mit dem Hustenblocker Dextromethorphan, der häufig in rezeptfreien Grippemitteln enthalten ist, kann zu psychotischem Verhalten führen.

Kombinationstherapie

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Die Wechselwirkungen von SSRI untereinander können auch zu Gunsten der Therapie genutzt werden. So kann z. B. manchmal die fehlende Wirkung von Citalopram bei Citalopram-Non-Respondern durch gleichzeitige Gabe einer geringen Dosis Paroxetin oder Fluoxetin beseitigt werden. Da sowohl Paroxetin als auch Fluoxetin ein Enzym hemmen, welches Citalopram abbaut, kann durch gleichzeitige Gabe die Plasma-Konzentration und damit die Wirkstärke von Citalopram erhöht werden.[54]

Serotoninsyndrom

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Substanzen, die in Kombination mit einem SSRI ein Serotonin-Syndrom auslösen können
Antidepressiva
MAOI Mirtazapin
Echtes Johanniskraut Venlafaxin
Trizyklika
Opioide
Tramadol Pethidin
Codein Morphin
Heroin Fentanyl
ZNS-Stimulantien
Phentermin Diethylpropion
Amphetamin (Speed) MDMA (Ecstasy)
Methylphenidat Sibutramin
Mutterkornalkaloide
LSD
Tropan-Alkaloide
Kokain
5-HT1-Agonisten
Triptane
Andere
Selegilin Tryptophan
Buspiron Lithium
Linezolid Dextromethorphan
Nach Rossi, 2005.[56] Siehe auch Gillman 2010.[57]

Gefährlich ist die Kombination von SSRI mit Substanzen, welche die Synthese oder den Abbau von Serotonin beeinflussen, da durch Erhöhung der Serotonin-Konzentration im ZNS das potenziell lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom ausgelöst werden kann. Das Risiko ist besonders hoch bei der gleichzeitigen Einnahme von SSRI und MAO-Hemmstoffen. Deshalb muss zwischen beiden Medikationen ein zeitlicher Mindestabstand liegen, dessen Länge sich je nach Wirkstoff unterscheidet (meist zwei Wochen). Bei gleichzeitiger Einnahme dieser Mittel kann es auch zu sehr unangenehmen Lähmungserscheinungen kommen, bei denen der Betroffene zwar bei vollem Bewusstsein ist, sich aber weder sprachlich noch über Körperbewegungen mitteilen kann (Locked-in-Syndrom).

Gleichzeitige Einnahme von SSRI und Triptanen kann nach einem Warnhinweis der FDA ebenfalls zu einem Serotonin-Syndrom führen.[58] Die FDA weist darauf hin, dass an diese mögliche Wechselwirkung unter Umständen nicht gleich gedacht wird, da SSRI und Triptane oft von verschiedenen Ärzten verschrieben bzw. die Migränemittel nur unregelmäßig eingenommen werden.

Zusätzliche Einnahme von L-Tryptophan oder 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) kann durch Verstärkung der Serotoninsynthese ebenfalls zum Serotonin-Syndrom führen. Eine Übersicht über Substanzen, die in Kombination mit einem SSRI ein Serotoninsyndrom auslösen können, gibt die Tabelle.

Beeinflussung der Blutgerinnung

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Unter der Einnahme von SSRI kann es zu einer Beeinträchtigung der Thrombozytenfunktion und damit der Blutgerinnung kommen. Die Freisetzung von Serotonin aus den Thrombozyten spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung der hämostatischen Antwort auf die vaskuläre Verletzung. Serotonin wird dabei nicht in den Thrombozyten gebildet, sondern aus dem Blutkreislauf durch Serotonintransporter in die Blutplättchen aufgenommen. In therapeutischer Dosis blockieren Fluoxetin und andere SSRI die Aufnahme von Serotonin in die Thrombozyten. Das führt nach einigen Wochen zu einer Verarmung an Serotonin. Hierdurch wird das Blutungsrisiko erhöht. Klinische Symptome sind z. B. das spontane Auftreten von blauen Flecken (Hämatome), Nasenbluten oder bei Frauen eine verstärkte Menstruationsblutung. Auch wenn diese Blutungen aus medizinischer Sicht als „harmlos“ eingeordnet werden, können sie für den Betroffenen ein Grund zur Besorgnis sein, besonders wenn er deren Ursache nicht kennt. Die Kombination eines SSRI mit Medikamenten, die direkt oder indirekt das Blutungsrisiko steigern, erhöht die Wahrscheinlichkeit von gastrointestinale Blutungen um 43 % (Chancenverhältnis: 1,43; 95 % Konfidenzintervall: 1,09–1,89).[59] Die gleichzeitige Therapie mit Protonenpumpenhemmer senkte das Risiko deutlich.[59]

Bei Risikopatienten wird ausdrücklich vor der unbedachten Kombination eines SSRI mit z. B. Aspirin (Acetylsalicylsäure) oder anderen nicht-steroidalen Entzündungshemmern wie Indomethacin, Phenylbutazon, Naproxen, Ibuprofen oder Fenoprofen gewarnt.[60] Als besonders gefährdet gelten Patienten über 65 Jahre, die in ihrer Vorgeschichte schon einmal ein Magengeschwür bzw. eine Magendarmblutung hatten.[61] Hier ist zu bedenken, dass gerade bei älteren Menschen Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen aus ihrer jeweiligen Sicht oft Medikamente verordnen, ohne einen Gesamtüberblick über die schon verordnete Medikation zu haben, sodass sie das Risiko eventuell auftretender Wechselwirkungen nicht immer gebührend einschätzen.

SSRI und Pharmakogenetik

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Es existiert eine ständig wachsende Fülle an wissenschaftlichen Publikationen zum Einfluss bestimmter Genvarianten bzw. -marker auf die Wirksamkeit oder Verträglichkeit von SSRI. Diese Resultate haben bisher nicht zu einer Verbesserung der Therapie geführt, da sie entweder nicht in weiteren Studien bestätigt werden konnten, sich Gentests als unpraktikabel erwiesen oder noch nicht weit genug entwickelt sind:

Das im Zusammenhang mit der SSRI-Wirkung am häufigsten untersuchte Gen ist das des Serotonin-Transporters (SERTPR oder 5-HTTLPR), das direkten Einfluss auf die Serotonin(rück)aufnahme hat.[62] Die Studienlage ist uneinheitlich und eine praktische Anwendbarkeit dieser Befunde ist derzeit unwahrscheinlich.[63]

Ein weiteres speziell mit der unzureichenden Wirkung von SSRI bei manchen Patienten in Verbindung gebrachtes Gen ist das der Tryptophan-Hydroxylase (TPH-1 und TPH-2). Einer Studie zufolge soll dieses Gen bei depressiven Patienten zehnmal häufiger mutiert sein als bei gesunden Kontrollpersonen. Patienten mit dieser Mutation könnten schlechter auf SSRI reagieren.[64][65] Dieses Gen wird weiterhin intensiv untersucht, auch bei Patienten mit bipolarer Störung,[66] bislang jedoch ohne klinische Konsequenzen.

Verstoffwechselung

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Die Verstoffwechselung von SSRI über die CYP-450-Isoenzyme war ein Ansatz der genetischen Forschung, der sich bisher als unpraktikabel erwiesen hat. Gentests zur Identifikation der „poor metabolizer“ haben nicht zur Verbesserung der Verträglichkeit von SSRI geführt, und „Schnellmetabolisierer“ profitieren nicht von einer Dosiserhöhung.[67]

  • Christoph H. Gleiter, Hans-Peter Volz, Hans-Jürgen Möller: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Pharmakologie und therapeutischer Einsatz. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1999, ISBN 3-8047-1638-5.
  • Peter Schweikert-Wehner: SSRI Blutungsrisiko beachten. In: Pharmazeutische Zeitung. 3. Ausgabe, 2015, S. 22–24.
Commons: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f O. Benkert, H. Hippius: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. 8. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2011.
  2. G. D. Bartoszyk, R. Hegenbart, H. Ziegler: EMD 68843, a serotonin reuptake inhibitor with selective presynaptic 5-HT1A receptor agonistic properties. In: European journal of pharmacology Band 322, Nummer 2–3, März 1997, S. 147–153, PMID 9098681.
  3. a b c U. Schwabe, D. Paffrath (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2011. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011.
  4. S. Svensson, P. R. Mansfield: Escitalopram: superior to citalopram or a chiral chimera? In: Psychother Psychosom. Januar–Februar 2004, 73 (1), S. 10–16, PMID 14665791
  5. a b c Skript nach: Benkert und Hippius (1996): „Psychiatrische Pharmakotherapie“.
  6. S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen. (PDF) Abgerufen am 2. April 2020.
  7. S3-Leitlinie Zwangsstörungen. (PDF) Abgerufen am 2. April 2020.
  8. Nicht nur Dapoxetin, andere SSRI sind zum Teil sogar wirksamer: arznei-telegramm Neu auf dem Markt. Vergleich von Dapoxetin mit Paroxetin.
  9. H.-J. Möller, G. Laux, H.-P. Kapfhammer: Psychiatrie und Psychotherapie. 3. Auflage. Springer, Heidelberg 2008. 2 Bände. Band 2, S. 426
  10. Torsten Kratz, Albert Diefenbacher: Psychopharmakotherapie im Alter. Vermeidung von Arzneimittelinteraktionen und Polypharmazie. In: Deutsches Ärzteblatt, Band 116, Heft 29 f. (22. Juli) 2019, S. 508–517, S. 514.
  11. H. Kellner: Antidepressiva können den Magen zusätzlich angreifen. In: MMW-Fortschr. Med. Jahrgang 151, Nr. 51–52, 2009.
  12. Daniel G. Hackam, Marko Mrkobrada: Selective serotonin reuptake inhibitors and brain hemorrhage: a meta-analysis. In: Nerology. 2012, doi:10.1212/WNL.0b013e318271f848.
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  14. A. Opbroek et al.: Emotional blunting associated with SSRI-induced sexual dysfunction. Do SSRIs inhibit emotional responses? In: International Journal of Neuropsychopharmakology. 2002, 5, S. 147–151. doi:10.1017/S1461145702002870.
  15. J. Price, V. Cole, G. M. Goodwin: Emotional side-effects of selective serotonin reuptake inhibitors: qualitative study. In: The British Journal of Psychiatry, 2009, 195, S. 211–217; doi:10.1192/bjp.bp.108.051110.
  16. P. Schweikert-Wehner: SIADH Gefährlicher Natriummangel. Hrsg.: Pharmazeutische Zeitung. Band 161, Nr. 26. Govi Verlag, Eschborn 30. Juni 2016, S. 18.
  17. Karow, Lang: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 2006 (Kapitel 12.2.5).
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  26. Paroxetin: Als Antidepressivum bei unter 18-Jährigen jetzt kontraindiziert. BfArM, 1. April 2004, abgerufen am 4. Mai 2017.
  27. A. Cipriani, X. Zhou, C. Del Giovane, S. E. Hetrick, B. Qin, C. Whittington, D. Coghill, Y. Zhang, P. Hazell, S. Leucht, P. Cuijpers, J. Pu, D. Cohen, A. V. Ravindran, Y. Liu, K. D. Michael, L. Yang, L. Liu, P. Xie: Comparative efficacy and tolerability of antidepressants for major depressive disorder in children and adolescents: a network meta-analysis. In: The Lancet. Band 388, Nummer 10047, August 2016, S. 881–890, doi:10.1016/S0140-6736(16)30385-3, PMID 27289172.
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  53. a b Zytochrome in der Praxis – Ungenügende Wirkung von Antidepressiva. Infomed online
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  64. Xiaodong Zhang, Raul R. Gainetdinov, Jean-Martin Beaulieu, Tatyana D. Sotnikova, Lauranell H. Burch, Redford B. Williams, David A. Schwartz, K.Ranga R. Krishnan, Marc G. Caron: Loss-of-Function Mutation in Tryptophan Hydroxylase-2 Identified in Unipolar Major Depression. In: Neuron. 45, 2005, S. 11–16, doi:10.1016/j.neuron.2004.12.014.
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  66. Cytochrome P450 genotyping and antidepressants. In: BMJ Band 334, 2007, S. 759.