„Casino (Film)“ – Versionsunterschied
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| Bild = Casino logo.svg |
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| Deutscher Titel = Casino |
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| Originaltitel = Casino |
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PL = [[USA]]| |
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| Produktionsland = USA, Frankreich |
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PJ = [[1996]]| |
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| Originalsprache = Englisch |
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AF = 16| |
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| Erscheinungsjahr = 1995 |
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LEN = 170| |
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| Länge = 178 |
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OS = [[Englische Sprache|englisch]]| |
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| FSK = 16{{FSK|0901|74742aDVD}} |
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REG = [[Martin Scorsese]]| |
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| Regie = [[Martin Scorsese]] |
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| Drehbuch = [[Nicholas Pileggi]],<br />Martin Scorsese |
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PRO = [[Barbara De Fina]] und [[Joseph P. Reidy]]| |
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| Produzent = [[Barbara De Fina]] |
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MUSIK = u. a. [[Johann Sebastian Bach]], [[Mick Jagger]] und [[Keith Richards]]| |
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| Musik = <!-- Hier nur Filmmusik-Komponisten, keine Soundtrack-Interpreten --> |
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KAMERA = [[Robert Richardson]]| |
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| Kamera = [[Robert Richardson (Kameramann)|Robert Richardson]] |
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SCHNITT = [[Thelma Schoonmaker]]| |
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| Schnitt = [[Thelma Schoonmaker]] |
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DS = |
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| Besetzung = |
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* [[Robert De Niro]] (Sam 'Ace' Rothstein) |
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* [[ |
* [[Robert De Niro]]: Sam „Ace“ Rothstein |
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* [[ |
* [[Sharon Stone]]: Ginger McKenna |
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* [[ |
* [[Joe Pesci]]: Nicky Santoro |
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* [[ |
* [[James Woods]]: Lester Diamond |
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* [[ |
* [[Don Rickles]]: Billy Sherbert |
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* [[ |
* [[Alan King]]: Andy Stone |
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* [[Kevin Pollak]]: Philip Green |
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* [[L. Q. Jones]]: Pat Webb |
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* [[Dick Smothers]]: Senator |
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* [[Frank Vincent]]: Frank Marino |
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* [[John Bloom (Schauspieler)|John Bloom]]: Don Ward |
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* [[Pasquale Cajano]]: Remo Gaggi |
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* [[Melissa Prophet]]: Jennifer Santoro |
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* [[Bill Allison]]: John Nance |
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* [[Vinny Vella]]: Artie Piscano |
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* [[Oscar B. Goodman|Oscar Goodman]]: er selbst |
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* [[Catherine Scorsese]]: Piscanos Mutter |
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* [[Phillip Suriano]]: Dominick Santoro |
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* [[Erika von Tagen]]: die ältere Amy |
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* [[Frankie Avalon]]: er selbst |
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* [[Steve Allen]]: er selbst |
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* [[Jayne Meadows]]: sie selbst |
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* [[Jerry Vale]]: er selbst |
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'''Casino''' ist ein [[Kriminalfilm]]-[[Drama]] aus dem Jahr 1995 des Regisseurs [[Martin Scorsese]], der das Drehbuch zusammen mit [[Nicholas Pileggi]] schrieb. [[Robert De Niro]], [[Sharon Stone]] und [[Joe Pesci]] spielen dabei die Hauptrollen. Das gleichnamige Buch von Martin Scorsese und Nicholas Pileggi, basierend auf dem Leben von [[Frank Rosenthal (Manager)|Frank „Lefty“ Rosenthal]], diente als Vorlage. |
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== Handlung == |
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'''Casino''' ist ein Film des [[US]]-amerikanischen Regisseurs [[Martin Scorsese]]. Das Drama erzählt vom Leben der Strippenzieher hinter den Kulissen des [[Las Vegas]] der 1970er und 1980er Jahre. |
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Im Jahr 1983: Sam Rothstein – genannt „Ace“ – steigt in seinen Wagen, und beim Drehen des [[Zündschloss|Zündschlüssels]] explodiert eine [[Autobombe]]. |
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Nun wird zehn Jahre zurückgeblendet, in das [[Las Vegas]] der 1970er Jahre: Wegen einzigartiger Erfolge als Berufsspieler und seiner guten Beziehung zum Boss des [[Chicago Outfit]], Remo Gaggi, wird Ace damit beauftragt, das neue Casino ''Tangiers'' in der Metropole des Glücksspiels zu leiten – und das, obwohl er kein [[Italoamerikaner]], sondern [[Juden in den Vereinigten Staaten|Jude]] ist. Um Schwierigkeiten mit den Behörden wegen seiner Vorstrafen aus dem Weg zu gehen, soll er nur eine Lizenz als Restaurantmanager beantragen, um „vorläufig“ die Geschäfte zu führen in der Erwartung, dass die tatsächliche Entscheidung über die Lizenz niemals getroffen werden wird. Als [[Strohmann]] wird der behördlicherseits nicht vorbelastete Philip Green als offizieller Casinomanager eingesetzt, der alles unterzeichnet, was ihm vorgelegt wird. Außerdem werden Polizei und Behörden ohnehin [[Schmiergeld|„geschmiert“]] und unternehmen von sich aus nichts, derartige Geschäftspraktiken zu unterbinden. |
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== Handlung (mit [[Spoiler (Medien)|Spoiler]]) == |
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Las Vegas, im Jahre 1973: Der jüdische Buchmacher Sam ''"Ace"'' Rothstein ([[Robert De Niro]]) wird von der [[Chicago]]er [[Mafia]] verpflichtet, das neue ''Tangiers''-Casino in der Glücksspielmetropole zu leiten. Zwar hat Rothstein schon einige Betrügereien hinter sich, doch wird ihm mit Philip Green ([[Kevin Pollak]]) ein Saubermann vor die Nase gesetzt, der zumindest in der Öffentlichkeit von krummen Geschäften im Casino ablenken soll. Mit Rothstein als ''"Restaurantmanager"'', so seine offizielle Bezeichnung, verdoppeln sich die Gewinne und das ''Tangiers'' läuft bald allen anderen Casinos in Las Vegas den Rang ab. Sehr zur Freude der Mafia, die von den Gewinnen monatlich einen dicken Geldkoffer abgezweigt bekommt. Erste Unruhe kehrt im Spielerparadies ein, als der [[Mafioso]] Nicky Santoro ([[Joe Pesci]]), ein Jugendfreund von Ace, zur Unterstützung nach Las Vegas beordert wird. Gelangweilt von einem Leben ohne Gewalt, fängt Nicky bald an, Raubüberfälle zu begehen. Die Gewinne dieser von der Mafia nicht autorisierten Taten, fließen in seine eigene Tasche und bringen Ace in der Öffentlichkeit in Misskredit. Eine weitere entscheidende Rolle spielt Ginger McKenna ([[Sharon Stone]]). Ace verfällt der Edelprostituierten und heiratet Ginger, obwohl sie ihn nicht liebt und eine heimliche Beziehung zu ihrem ehemaligen Zuhälter Lester Diamond ([[James Woods]]) unterhält. |
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Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Glücksspieler und [[Buchmacher]] und durch einen [[Perfektionismus (Psychologie)|perfektionistischen]] Führungsstil gelingt es Ace, den Umsatz des ''Tangiers'' zu verdoppeln, und das Haus erlebt einen Boom. Die zufriedenen Bosse lassen sich ihren Anteil regelmäßig auszahlen, indem sie sich noch nicht verbuchte und registrierte Einnahmen direkt aus dem Zählraum bzw. dem [[Tresor|Safe]] des Casinos durch einen Geldboten bringen lassen. |
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Im Laufe des Films zerbricht die Freundschaft zwischen Ace und Nicky. Der Mafioso droht mit Mord und spannt ihm seine Frau aus, die zunehmend im Alkohol- und Drogensumpf versinkt. Das Mafia-Netzwerk um Las Vegas zerbricht nach erfolgreichen Ermittlungen des [[FBI]]. Am Ende wird Nicky von seinen eigenen Hintermännern wegen seiner Untreue der Mafia gegenüber ermordet. Ginger räumt Aces Bankkonten leer und verlässt ihn. Sie erliegt mehrere Monate später verarmt ihrer Drogensucht. Ace überlebt als einziger und verbringt seinen Lebensabend als einsamer Wettprofi. |
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Damit die Gelder auch störungsfrei fließen können, wird Ace’ Jugendfreund Nicky Santoro, ein skrupelloser „Enforcer“ (Durchsetzer), offenbar im Range eines [[Caporegime]] der [[Amerikanische Cosa Nostra|Cosa Nostra]], zu seinem Schutz und als Kontrolle nach Las Vegas entsandt. Nicky hat aber nicht vor, nur den Beschützer für Ace zu spielen, zumal er an den Einnahmen aus der Abschöpfung der Kasinos nicht beteiligt wird. Er beginnt, in großem Stil auf eigene Rechnung kriminelle Aktivitäten zu entfalten. Da sich Nickys Bande an keine Regeln hält – er selbst spielt ganz offen falsch in den Casinos –, wird er aber bald im ''[[Black Book (Glücksspiel)|Black Book]]'' eingetragen und damit mit einem generellen Zutrittsverbot für alle Kasinos in Las Vegas belegt. |
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== Entstehungsgeschichte == |
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''Casino'' basiert auf dem Roman von Ex-Mafia-Mitglied [[Nicholas Pileggi]], der beim Film ''[[GoodFellas]]'' zusammen mit Scorsese das Drehbuch verfasste. Gleich nach ''GoodFellas'' begann Pileggi seine Recherchen über den Gangster Frank ''"Lefty"'' Rosenthal, der in der Blütezeit von Las Vegas alle Fäden in der Hand hielt. Nach fünf Jahren Recherche und einem Berg von Notizen war Pileggi im Begriff seinen Roman zu beginnen, als er einen Besuch von Martin Scorsese erhielt. Der hatte von Pileggis Buchprojekt gehört, besah sich die Notizen und sagte zu ihm: ''"Let's do it, let's make this movie!"'' |
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Die einzige und fatale Schwäche von Ace ist Ginger, eine erfolgreiche [[Prostitution|Edelprostituierte]], die er nach der Geburt eines gemeinsamen Kindes sogar heiratet, obwohl er weiß, dass sie ihn nicht liebt, sondern nur ausnutzt und weiterhin eine geradezu [[Hörigkeit (Psychologie)|hörige Beziehung]] zu ihrem Jugendfreund und ehemaligen [[Zuhälterei|Zuhälter]] Lester Diamond unterhält. Der heruntergekommene Junkie wendet sich in seiner ständigen Geldnot wiederholt an Ginger. Ace will Ginger mit einem Akt des Vertrauens dennoch seine Liebe demonstrieren, indem er ihr die Verfügungsgewalt über sein [[Schließfach|Bankschließfach]] mit zwei Millionen US-Dollar einräumt, das er für Notfälle angelegt hat; falls z. B. die gemeinsame Tochter entführt würde. |
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Scorsese und Pileggi setzten sich daraufhin zusammen und begannen über die Notizen hinaus, über die Adaption von ''Casino'' auf der Leinwand zu diskutieren. |
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Vom Leben in Reichtum, Untätigkeit und Luxus gelangweilt, wird Ginger immer unzufriedener und unglücklicher, verfällt Alkohol und anderen [[Droge]]n, vernachlässigt die gemeinsame Tochter und geht zuletzt mit Nicky eine Affäre ein. Nicky willigt ein, ihr neuer Beschützer zu werden. Als Ginger ihn jedoch auffordert, Ace umzubringen, lehnt er ab, da das seine [[Reputation]] bei den Bossen gefährden würde. Nicky – ohnehin vom eigenen „Lotterleben“ angeschlagen – müsste um sein Leben fürchten. Nicht etwa, weil die kriminellen Aktivitäten seiner Bande immer schlechter laufen; sondern die Offenlegung seines Verhältnisses zu Ginger wäre ein Verstoß gegen den stillschweigenden [[Ehrenkodex]] der „Familie“, unter deren Schutz Ace steht. |
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Trotz des schnellen Erfolges, stand Nicolas Pileggi zur Fertigstellung seines Romans noch ein schwieriger Weg bevor. ''Casino'' nur auf der Basis von Notizen zu verfassen, war schwieriger als die Arbeit an ''GoodFellas'', bekannte der Autor später. |
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Aber auch das ''Tangiers'' und Ace geraten unter Druck, als Ace sich mit den Behörden anlegt, indem er einem offensichtlich unfähigen Mitarbeiter fristlos kündigt, der seinen Job nur bekommen hat, weil er der Schwager des Lokalpolitikers Pat Webb – ''county commissioner'' von [[Clark County (Nevada)|Clark County]] – ist. Dieser sucht Ace persönlich auf, um ihn zu überreden, den Mann wieder einzustellen. Aber Ace lehnt kategorisch ab. Webb verlässt den Raum mit der Drohung, Ace sei hier nicht zu Hause. Der Lokalpolitiker drängt nun die Behörden dazu, die Casino-Lizenz von Ace zu überprüfen. In einem Interview mit einer Journalistin lässt Ace sich zu der Aussage hinreißen, dass er im Kasino tatsächlich der Boss sei, und entlarvt damit „Manager“ Philip Green öffentlich als [[Strohmann]]. Als nun herauskommt, dass Ace bislang lediglich einen Antrag auf eine Lizenz gestellt hat, über den niemals entschieden wurde, drängt Webb auf eine schnelle Anhörung, bei welcher der Antrag von Ace abgelehnt wird, ohne dass Ace selbst angehört wird. |
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Für die Umsetzung auf der Leinwand wurde auf alte Bekannte zurückgegriffen: für die Rolle des Sam ''"Ace"'' Rothstein klopfte Martin Scorsese zum sechsten Mal an die Haustür von Robert De Niro. Joe Pesci und Frank Vincent wirkten zum dritten Mal in einem Scorsese-Film mit. Sharon Stone war eher überrascht, als sie davon hörte, dass man ihr die Rolle der Ginger geben wollte: ''"Allein die Vorstellung mit Marty zu arbeiten war etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte"'', so Stone. Doch ausgerechnet für sie sollte es der wichtigste Film ihrer Karriere werden. |
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Mittlerweile hat sich der allgemeine Verfolgungsdruck der Behörden auf das Umfeld der leitenden Mafiafamilie erhöht, und das [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] hat mit umfangreichen Abhöraktionen begonnen. Als ein etwas beschränktes „Familienmitglied“ seinem Ärger in seinem [[Abhörgerät|verwanzten]] Laden allzu deutlich Luft macht, wird eine Reihe von „Ehrenmännern“ verhaftet und angeklagt. Aus der Untersuchungshaft heraus ordnen sie [[Auftragsmord]]e an. Bei einer ganzen Serie von Morden werden Zeugen, Mitwisser und am Rande Involvierte beseitigt, weil die Bosse sicherstellen möchten, dass niemand mit den Behörden kooperiert. |
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== Interpretation == |
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Der Film beginnt mit einer kurzen Sequenz, die im Jahre 1983 angesiedelt ist, bevor Regisseur Martin Scorsese zeitlich an den Anfang der Geschichte zurückspringt, die er in streng chronologischer Weise vorträgt. Scorsese gibt sich in ''Casino'' ausgiebig der [[Voice-Over]]-Technik hin, in dem er die beiden männlichen Hauptdarsteller Robert De Niro und Joe Pesci aus dem [[Off]] agieren und viele Filmsequenzen kommentieren lässt. Solche durchgehende Unterhaltung ist nicht immer die beste Art, eine Geschichte zu übermitteln. Die Versuchung, etwas zu erklären, anstatt es zu zeigen, ist zu groß, doch bei ''Casino'' ist das nicht der Fall und der Gebrauch der Voice-Over wirkt niemals aufdringlich. Während in der ersten Stunde in unnachahmlicher Erzählweise der Zuschauer in die Arbeitswelt eines Casinos eingeführt wird, lässt der Regisseur in der zweiten und dritten Stunde mehr Raum für die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Herauszuheben sind die guten Darstellerleistungen des Schauspiel-Ensembles, allen voran Sharon Stone, die in einer Lady-[[Macbeth (Shakespeare)|Macbeth]]-esquen Rolle als drogensüchtige und intrigante Film-Ehefrau von Robert De Niro zu überzeugen weiß. |
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Zu diesem Zeitpunkt findet auch das den Film einleitende Bombenattentat auf Ace statt, der jedoch – nur leicht verletzt – überlebt, da bei seinem 1981er [[Cadillac Eldorado]] – angeblich wegen Problemen mit der Ausbalancierung – unter dem Fahrersitz eine schwere Metallplatte montiert worden ist, die den größten Teil der Sprengkraft der unter dem Beifahrersitz platzierten Bombe abwehrt. Das Attentat war aber kein Auftrag der Bosse, sondern eine eigene Initiative von Nicky. Die Bosse haben nun genug von dessen Eskapaden und lassen ihn und seinen Bruder mit [[Baseballschläger]]n in einem Maisfeld brutal zusammenschlagen und bei lebendigem Leibe begraben. Ginger trennt sich endgültig von Ace und räumt das Bankschließfach leer; allerdings wird sie dabei von Ermittlern des [[FBI]] beobachtet und nach dem Verlassen der Bank festgenommen. Wieder freigelassen, verliert sie wegen ihrer Drogensucht innerhalb kurzer Zeit das gesamte Geld und wird schließlich in Los Angeles ermordet, indem man ihr eine Überdosis verabreicht. |
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Unübersehbar sind auch die für viele Scorsese-Filme typischen [[Christentum|christlich-religiösen]] Verweise. So erscheint der Sprengstoffanschlag auf Ace in der Eingangssequenz so, als würde dieser ins [[Fegefeuer]] geschleudert werden. Der unaufhaltsame Niedergang der [[Protagonist]]en Ace, Nicki und Ginger wird im Film mit der Vertreibung der [[Sünde]]r aus dem [[Paradies]] verglichen. |
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Das ''Tangiers'' wird – wie viele andere Casinos – abgerissen. An deren Stelle entstehen neue Casinos, die von großen Konzernen geleitet werden und deren Bau über [[Hochzinsanleihe|Ramschanleihen]] finanziert wird. Ace verlässt Las Vegas und verbringt sein restliches Leben zurückgezogen mit seiner Tochter als erfolgreicher Buchmacher. |
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Der schnell fortschreitende, spannende Plot, der sehr an Scorseses vorhergehendes Mafia-Epos ''[[GoodFellas]]'' erinnert und der robuste Humor erlauben es, diesen Film auf eine Stufe mit den vier erfolgreichsten Scorsese-Werken ''[[Wie ein wilder Stier]]'' (1980), ''GoodFellas'' (1990), ''[[Taxi Driver]]'' (1976) und ''[[Hexenkessel]]'' (1973) zu stellen. |
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== Hintergrund == |
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Die Hauptfiguren des Films, Sam Rothstein (Robert De Niro) und Nicky Santoro (Joe Pesci), erzählen und erläutern aus der [[Retrospektive]] das Geschehen im Film, entweder als [[Voice-over]] oder [[Off camera]]. Lediglich in einer Szene hört man auch ein Voice-over der Nebenfigur Frank Marino (Frank Vincent). Dieser Erzählstil wurde bereits von Regisseur Martin Scorsese in seinen vorherigen Filmen wie [[Taxi Driver]] und [[Goodfellas]] verwendet. |
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* Eigentlich war Sängerin und Schauspielerin [[Madonna (Künstlerin)|Madonna]] für die weibliche Hauptrolle vorgesehen, doch Sharon Stone konnte Regisseur Martin Scorsese davon überzeugen, ihr die Rolle zu geben. |
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* Als Vorlage für die Figur des Nicky Santoro, der im Film von Schauspieler Joe Pesci verkörpert wird, diente der real existierende Gangster Tony ''"The Ant"'' Spilotro. |
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* Der Film wurde ausnahmslos in Las Vegas und Umgebung gedreht. Die Casino- und Büroszenen entstanden in dem berühmten Riviera Hotel und Casino auf dem Las Vegas Strip. Die Fahrsequenzen am Anfang des Films wurden auf der Fremont Street in Downtown Las Vegas gedreht, die mittlerweile für den Autoverkehr gesperrt ist. |
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* Schauspieler Joe Pesci brach sich während seiner Sterbeszene beim Sturz in das ausgehobene Grab dieselbe Rippe, die er sich schon fünfzehn Jahre zuvor beim Dreh von Martin Scorseses Film ''Wie ein wilder Stier'' gebrochen hatte. |
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* Das Wort ''Fuck'' wird im Film 422 mal ausgesprochen. |
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* Der Film, dessen Produktionskosten auf $52 Mio. geschätzt werden, spielte an den weltweiten Kinokassen über $116 Mio. ein und gehört zu Scorseses größten kommerziellen Erfolgen. |
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Die Produktionskosten des Films wurden auf rund 52 Millionen US-Dollar geschätzt. An den weltweiten Kinokassen spielte der Film rund 116 Millionen US-Dollar ein, wobei etwa 42 Millionen US-Dollar davon in den USA erzielt wurden. Der Kinostart in den USA erfolgte am 22. November 1995, in Deutschland am 14. März 1996. |
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== Auszeichnungen == |
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Martin Scorseses Mafia-Epos ''Casino'' wurde von der Kritik eher verhalten aufgenommen. Bei der Bekanntgabe der Nominierten der Hollywood Foreign Press erhielt das fast dreistündige Mafia-Epos nur zwei Nominierungen. Neben der von Martin Scorsese als bester Regisseur wurde auch Sharon Stone als Beste Hauptdarstellerin (Drama) nominiert und noch größer war die Sensation als sie tatsächlich den [[Golden Globe]] gewann und wenig später für den Oscar nominiert wurde. |
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Als Favoritin flanierte Stone auf dem roten Teppich vor dem Dorothy Chandler Pavilion, verlor jedoch den Oscar an [[Susan Sarandon]], die für ihre Leistung als beherzte Nonne in ''[[Dead Man Walking]]'' nach vier erfolglosen Nominierungen überrascht den Oscar entgegennahm. |
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Obwohl es sich bei dem Film um ein fiktives Werk handelt, basiert die Geschichte in vielen Bereichen auf tatsächlichen Begebenheiten und realen Charakteren. Das im Film dargestellte Tangiers-Kasino entspricht dem ehemaligen [[Stardust (Hotel und Kasino)|Stardust-Kasino]]. Auch die zeitliche Einordnung der Ereignisse im Film stimmt im Groben mit der Realität überein: Das Attentat auf [[Frank Rosenthal (Manager)|Frank Rosenthal]] fand tatsächlich am 4. Oktober 1982 statt, der Film datiert dieses Ereignis jedoch auf 1983. Trotz der zahlreichen Parallelen zur realen Geschichte nahmen die Filmemacher auch einige künstlerische Freiheiten. So hatte beispielsweise [[Geraldine McGee]] (im Film als Ginger dargestellt) insgesamt drei Kinder, zwei mit Frank Rosenthal und eines mit ihrem langjährigen Freund Lenny Marmor. |
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=== [[Oscar]] [[1996]] === |
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* nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin ([[Sharon Stone]]) |
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In diesem Zusammenhang wurde den Filmemachern vorgeworfen, die Rolle von McGee im Vergleich zur realen Person und ihrem Verhältnis zu Rosenthal negativer dargestellt zu haben, als es tatsächlich der Fall war. Im Film wird McGee als ehemalige Prostituierte gezeigt, die nach ihrer Eheschließung weiterhin Kontakt zu ihrem ehemaligen Freund hält, der im Film auch als ihr ehemaliger [[Zuhälterei|Zuhälter]] bezeichnet wird. Darüber hinaus wird eine Szene dargestellt, in der McGee ihr Kind ans Bett fesselt, um in eine Bar zu gehen und sich zu betrinken. Diese Darstellungen und ob McGee tatsächlich als Prostituierte gearbeitet hat, konnten in der Realität nicht nachgewiesen werden.<ref>Frank Sanello: ''Naked Instinct: The Unauthorized Biography of Sharon Stone.'' Secaucus, N.J. 1997, S. 194–210.</ref> |
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=== [[Golden Globe]] [[1996]] === |
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* Beste Hauptdarstellerin - Drama (Sharon Stone) |
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* nominiert für die beste Regie ([[Martin Scorsese]]) |
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=== Weitere === |
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! Schauspieler !! Rolle !! basiert auf |
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| [[Robert De Niro]]|| Sam „Ace“ Rothstein || [[Frank Rosenthal (Manager)|Frank „Lefty“ Rosenthal]] |
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| [[Joe Pesci]]|| Nicholas „Nicky“ Santoro || [[Anthony Spilotro|Tony „The Ant“ Spilotro]] |
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| [[Sharon Stone]]|| Ginger McKenna Rothstein || [[Geraldine McGee]] Rosenthal |
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| [[Frank Vincent]]|| Frankie Marino || [[Frank Cullotta]] |
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| [[Don Rickles]]|| Billy Sherbert || Murray Ehrenberg |
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| [[Pasquale Cajano]]|| Remo Gaggi || [[Joseph Aiuppa]] |
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| [[James Woods]]|| Lester Diamond || Leonard „Lenny“ Marmor |
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| [[Kevin Pollak]]|| Philip Green || [[Allen Glick]] |
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| [[Alan King]]|| Andy Stone || [[Allen Dorfman]] |
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| [[Bill Allison]]|| John Nance|| George Vandermark |
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| [[Philip Suriano]]|| Dominick Santoro || [[Michael Spilotro]] |
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| [[Vinny Vella]]|| Artie Piscano || [[Carl „Tuffy“ DeLuna]] |
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| [[Nobu Matsuhisa]]|| K. K. Ichikawa || [[Akio Kashiwagi]] |
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| [[Richard Riehle]]|| Charlie „Clean Face“ Clark || [[Morris Shenker]] |
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| [[Dick Smothers]]|| Nevada State Senator Harrison Roberts || US-Senator [[Harry Reid (Politiker)|Harry Reid]] |
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| [[Oscar Goodman]]|| [[Oscar Goodman]] || [[Oscar Goodman]] |
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|Ffolliott „Fluff“ Le Coque || Anna Scott || Tamara Rand |
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=== Trivia === |
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[[American Cinema Editors]] [[1996]] |
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* Der Film wurde fast zur Gänze in Las Vegas und Umgebung gedreht. Die Kasino- und Büroszenen entstanden im [[Riviera Las Vegas]]. |
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* nominiert für den besten Schnitt ([[Thelma Schoonmaker]]) |
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* Im Vorspann des Films wird angegeben, dass er auf dem gleichnamigen Buch von [[Nicholas Pileggi]] basiert. Dieser erklärte im Audio-Kommentar zum Film, dass er gleichzeitig am Buch und am Drehbuch arbeitete und dass das Drehbuch zum Film früher abgeschlossen war. |
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* Laut einer Zählung von ''Family Media Guide'' wurde im Film das Wort „fuck“ (Abwandlungen wie „fucking“, „fucked“ usw. mitgerechnet) 398 Mal verwendet, womit im Jahr der Veröffentlichung dieser Spielfilm die höchste Anzahl solcher Ausdrücke vorweisen konnte.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.familymediaguide.com/media/onDVD/media-396959.html |text= |wayback=20070506055732}}</ref> Dies gilt nur für die englische Originalversion, in der deutschen Synchronisation wurden immer wieder andere Ausdrücke verwendet. |
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* Die Mutter von Artie Piscano wird im Film von Catherine Scorsese gespielt, der Mutter des Regisseurs, deren gleichnamige Enkelin und Tochter des Regisseurs wiederum als Tochter von Piscano auftritt. |
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* Joe Pesci brach sich bei einer Aufnahme seiner Tötungsszene beim Sturz in das ausgehobene Grab dieselbe Rippe, die er sich fünfzehn Jahre zuvor beim Dreh von Scorseses Film ''[[Wie ein wilder Stier]]'' schon einmal gebrochen hatte. |
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* Die Musik während des Vorspanns wie auch während der Kasinosprengungen gegen Ende des Films ist der Schlusschor der [[Matthäus-Passion (J. S. Bach)|Matthäus-Passion]] von [[Johann Sebastian Bach]] („Wir setzen uns mit Tränen nieder“). Der Vorspann wurde gestaltet von [[Saul Bass]] und seiner Frau Elaine. Der Abspann wurde mit dem ''Thème de Camille'' des französischen Filmkomponisten [[Georges Delerue]] musikalisch unterlegt und ist auch mehrfach während der Ehestreitigkeiten der Rothsteins zu hören. Dieses Stück stammt ursprünglich aus dem Film ''[[Die Verachtung]] (Le Mépris)'' aus dem Jahr 1963. |
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* Das Trio De Niro, Woods und Pesci spielte ebenfalls im [[Sergio Leone|Sergio-Leone]]-Film ''[[Es war einmal in Amerika]]'', der vom Aufstieg einiger [[Mobster]] der [[Kosher Nostra]] in New York handelt. |
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* Der Film ist die achte Zusammenarbeit zwischen Robert De Niro und Martin Scorsese und zugleich der dritte von bislang vier Mafiafilmen von Scorsese. |
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* Regisseur Martin Scorsese erklärte in einem Interview, dass er für den Film einen ehemaligen Berufskiller als Berater engagiert hatte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/martin-scorsese-und-der-profi-killer-moerderisch-gut-beraten-1.296687 |titel=Mörderisch gut beraten |werk=sueddeutsche.de |datum=2010-05-17 |abruf=2018-03-20}}</ref> |
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* Auf der Hülle der Special-Edition-DVD sind zwei falsche [[Spielwürfel|Würfel]] abgebildet. Normalerweise ergibt die Summe der zwei gegenüberliegenden Seiten sieben. Auf der Hülle ist dies nicht der Fall – eine [[Metapher]] für den im Film dargestellten Betrug. |
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* Der Blackjack-Dealer, der im Film von Joe Pesci als „hübsches Kerlchen“ bezeichnet wird und einige Beleidigungen von ihm zu ertragen hat, wird von Nick Mazzola dargestellt, der tatsächlich als Kartengeber in den Kasinos von Las Vegas sein Geld verdiente. Er hatte bereits in ''[[Rain Man]]'' (1988) die Karten für [[Dustin Hoffman]] und [[Tom Cruise]] gegeben. |
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* Der Film hat eine Verbindung zu einem anderen Mafiafilm von Scorsese, [[The Irishman]], der die Verbindungen der amerikanischen [[International Brotherhood of Teamsters|Teamsters]]-Gewerkschaft zur Mafia beleuchtet. In einer Szene wird der – mit Gelder aus dem Pensionsfonds der Gewerkschaft finanzierten – Bau des Stardust-Casinos besprochen, auf dem das Tangiers basiert. Auch die Figur des Allen Dorfman, auf dem auch der in Casino auftretende Andy Stone basiert, tritt in The Irishman auf. |
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* Die deutsche Synchronisation impliziert, dass Sam die Unterseite des Fahrersites seines Autos in Voraussicht hatte verstärken lassen ("Was niemand außerhalb der Werkstatt wusste..."). In Wirklichkeit war dies eine auf eine Eigenart dieses speziellen Modells zurückzuführen, über die nicht viele Bescheid wussten ("What nobody outside the factory knew..."). |
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== Kritiken == |
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[[Italian National Syndicate of Film Journalists]] [[1996]] |
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{{Filmbewertung |
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* Beste männliche Nachsynchronisation (Gigi Proietti für die Stimme von [[Robert De Niro]]) |
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| FBW = wertvoll |
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* Beste Ausstattung ([[Dante Ferretti]]) |
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| AllMovie = {{Rating|3.5|5}}<ref>{{AllMovie |casino-v135453/review |20190405205142 |Autor=Lucia Bozzola}}</ref> |
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| CinemaScore = B– |
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| Bewertung1 = [[Lexikon des internationalen Films]] |
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| Bewertung1Wert = {{Rating|4|5}}<ref name="ldif" /> |
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''Casino'' erhielt ein gutes Presseecho, was sich auch in den Auswertungen US-amerikanischer [[Aggregator]]en widerspiegelt. So erfasst [[Rotten Tomatoes]] überwiegend positive Besprechungen und ordnet den Film dementsprechend als „Zertifiziert Frisch“ ein.<ref name="rotten tomatoes" /> Laut [[Metacritic]] fallen die Bewertungen [[Gewichtetes arithmetisches Mittel|im Mittel]] „Grundsätzlich Wohlwollend“ aus.<ref name="metacritic" /> Es folgen einige repräsentative Pressestimmen: |
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{{Zitat |
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|Text=Eine ebenso minutiöse Analyse der Spielerstadt wie eine Beschreibung von Macht, Geld und Stolz versuchter Menschen. Die hinter virtuosen filmischen Einfällen verborgene unmelodramatische Genauigkeit dieses Porträts verweigert sich rein emotionalem Zugang und macht den Film für das Publikum schwerer konsumierbar. Ein komplexer und in einigen schwer erträglichen Gewaltszenen sicher auch kontroverser Abschluss der mit ''[[Hexenkessel (1973)|Hexenkessel]]'' und ''[[GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia|Good Fellas]]'' begonnenen moralischen Gangstergeschichten Martin Scorseses. |
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|Quelle=[[Lexikon des internationalen Films]] |
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|ref=<ref name="ldif">{{LdiF|67365|abruf=2016-11-15}}</ref>}} |
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{{Zitat |
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|Text=Wenn es die Mafia nicht gäbe, dann müßte man sie erfinden. Kaum eine zweite Institution zeigt die Schattenseiten des Kapitalismus in ähnlicher Deutlichkeit. Die Mafia hat das freie Unternehmertum auf seine Ursprünge zurückgestoßen: unter der romantischen Oberfläche des Händlers als Helden verbergen sich Macht und Gewaltverhältnisse. Kein Wunder, daß dieser Wirtschaftszweig eine Filmindustrie immer schon interessiert hat. […] Und kaum ein Regisseur hat den schönen Schein der Mafia ähnlich entmythologisiert wie Martin Scorsese. […] Und in keinem Film gelingt ihm das besser, als in ''Casino'', das in den Filmhelden die spießigen Händler entlarvt. Fast wie in einem Dokumentarfilm zeigt Scorsese, wie die Spielhöllen von Las Vegas funktionieren, und wie die Mafia ihre Gewinne sichert. |
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|Autor=Rüdiger Suchsland |
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|Quelle=artechock.de |
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|ref=<ref>https://www.artechock.de/film/text/kritik/c/casino.htm</ref>}} |
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{{Zitat |
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|Text=Scorseses Las-Vegas-Entwurf ist zweifellos der kühnste, der größte. Dabei scheut der Altmeister des italo-amerikanischen Kinos […] keineswegs die hymnische Vergrößerung und Verklärung, wie sie das Hollywood-Kino der amerikanischen Geschichte angedeihen ließ und läßt. Aber, und das ist das Wunder, Scorsese kann die Vergangenheit vergrößern und verklären, ohne seinen erbarmungslos genauen Realismus aufgeben, ohne die (meist brutale) Wahrheit der Glücksspielstadt verschweigen zu müssen. Und hier sind wir bei der Gewalt. Die Geschichte von Las Vegas ist die Geschichte vom ganz großen Geld, das rund um die Uhr mit enormem Geschick und kühler Routine aus den Besuchern gemolken wurde. […] Also erzählt der Film, der auf einer authentischen Reportage beruht, vom Schmieren der Politiker mit Geld, Komfort und Sex, vom Kaufen der Gewerkschaften – und vom Abschrecken der Konkurrenten, vom Bestrafen der Verräter und Betrügen der Betrüger. Scorsese weiß, wie es da zugeht; er zeigt, wie Killer Killer mit dem Baseballschläger totschlagen, wie Trickfalschspielern die Hände mit dem Hammer zertrümmert werden, wie Gegnern Geständnisse buchstäblich aus dem Kopf gepreßt werden. Und er zeigt, ähnlich wie in seinem anderen Mafia-Film, ''GoodFellas,'' daß notwendige Gewalt, Gewalt zum Erhalt des Mafia-Geschäfts, zwangsläufig von jähzornig überschüssiger Gewalt begleitet ist, daß die scheinbar ‚vernünftige‘ Mordlust zur Selbsterhaltung in die ‚unvernünftige‘ Mordlust der Selbstzerstörung mündet. […] ‚Las Vegas, das war für Spieler das, was [[Lourdes]] für Gebrechliche und Verkrüppelte war‘, sagt De Niro einmal. Genauso hat der Katholik Scorsese die Stadt mit inbrünstiger Wahrheit dargestellt. |
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|Autor=[[Hellmuth Karasek]] |
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|Quelle=[[Der Spiegel]] 11/1996 |
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|ref=<ref name="spiegel-8892699">{{Der Spiegel |ID=8892699 |Autor=[[Hellmuth Karasek]] |Titel=Film: Die Gewalt des Geldes |Jahr=1996 |Nr=11 |Datum=1996-03-11 |Seiten=}}</ref>}} |
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== Auszeichnungen == |
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=== Oscarverleihung 1996 === |
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[[Oscarverleihung 1996]] |
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* [[Sharon Stone]] war nominiert in der Kategorie ''[[Oscar/Beste Hauptdarstellerin|Beste Hauptdarstellerin]]'' |
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=== Golden Globe Awards 1996 === |
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[[Golden Globe Awards 1996]] |
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* Sharon Stone gewann den Preis in der Kategorie ''[[Golden Globe Award/Beste Hauptdarstellerin – Drama|Beste Hauptdarstellerin – Drama]]'' |
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* [[Martin Scorsese]] war nominiert in der Kategorie ''[[Golden Globe Award/Beste Regie|Beste Regie]]'' |
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=== Weitere === |
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[[American Cinema Editors]] 1996 |
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* nominiert für den besten Schnitt ([[Thelma Schoonmaker]]) |
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[[Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani]] 1996 |
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[[MTV Movie Awards]] [[1996]] |
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* ''Beste männliche Nachsynchronisation'' (Gigi Proietti für die Stimme von [[Robert De Niro]]) |
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* ''Beste Ausstattung'' ([[Dante Ferretti]]) |
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[[MTV Movie Awards 1996]] |
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Nominiert in den Kategorien |
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– nominiert in den Kategorien |
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* ''Beste Darstellerin'' ([[Sharon Stone]]) |
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* ''Bester Bösewicht'' ([[Joe Pesci]]) |
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== Siehe auch == |
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* Beste Darstellerin (Sharon Stone) |
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* [[Liste von Mafiafilmen]] |
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* Bester [[Bösewicht]] ([[Joe Pesci]]) |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Nicholas Pileggi: ''Casino'' |
* Nicholas Pileggi: ''Casino.'' Droemer Knaur, 1996, ISBN 3-426-60439-6. |
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* Nicholas Pileggi, Martin Scorsese: ''Casino'' |
* Nicholas Pileggi, Martin Scorsese: ''Casino.'' Faber and Faber, 1996, ISBN 0-571-17992-4. (engl. Ausgabe) |
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* Dana Poppenberg/Gerhard Poppenberg: Martin Scorsese. Einführung in seine Filme und Filmästhetik. Paderborn 2018. S. 112–121. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 24. März 2025, 11:25 Uhr
Film | |
Titel | Casino |
---|---|
![]() | |
Produktionsland | USA, Frankreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1995 |
Länge | 178 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Martin Scorsese |
Drehbuch | Nicholas Pileggi, Martin Scorsese |
Produktion | Barbara De Fina |
Kamera | Robert Richardson |
Schnitt | Thelma Schoonmaker |
Besetzung | |
|
Casino ist ein Kriminalfilm-Drama aus dem Jahr 1995 des Regisseurs Martin Scorsese, der das Drehbuch zusammen mit Nicholas Pileggi schrieb. Robert De Niro, Sharon Stone und Joe Pesci spielen dabei die Hauptrollen. Das gleichnamige Buch von Martin Scorsese und Nicholas Pileggi, basierend auf dem Leben von Frank „Lefty“ Rosenthal, diente als Vorlage.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1983: Sam Rothstein – genannt „Ace“ – steigt in seinen Wagen, und beim Drehen des Zündschlüssels explodiert eine Autobombe.
Nun wird zehn Jahre zurückgeblendet, in das Las Vegas der 1970er Jahre: Wegen einzigartiger Erfolge als Berufsspieler und seiner guten Beziehung zum Boss des Chicago Outfit, Remo Gaggi, wird Ace damit beauftragt, das neue Casino Tangiers in der Metropole des Glücksspiels zu leiten – und das, obwohl er kein Italoamerikaner, sondern Jude ist. Um Schwierigkeiten mit den Behörden wegen seiner Vorstrafen aus dem Weg zu gehen, soll er nur eine Lizenz als Restaurantmanager beantragen, um „vorläufig“ die Geschäfte zu führen in der Erwartung, dass die tatsächliche Entscheidung über die Lizenz niemals getroffen werden wird. Als Strohmann wird der behördlicherseits nicht vorbelastete Philip Green als offizieller Casinomanager eingesetzt, der alles unterzeichnet, was ihm vorgelegt wird. Außerdem werden Polizei und Behörden ohnehin „geschmiert“ und unternehmen von sich aus nichts, derartige Geschäftspraktiken zu unterbinden.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Glücksspieler und Buchmacher und durch einen perfektionistischen Führungsstil gelingt es Ace, den Umsatz des Tangiers zu verdoppeln, und das Haus erlebt einen Boom. Die zufriedenen Bosse lassen sich ihren Anteil regelmäßig auszahlen, indem sie sich noch nicht verbuchte und registrierte Einnahmen direkt aus dem Zählraum bzw. dem Safe des Casinos durch einen Geldboten bringen lassen.
Damit die Gelder auch störungsfrei fließen können, wird Ace’ Jugendfreund Nicky Santoro, ein skrupelloser „Enforcer“ (Durchsetzer), offenbar im Range eines Caporegime der Cosa Nostra, zu seinem Schutz und als Kontrolle nach Las Vegas entsandt. Nicky hat aber nicht vor, nur den Beschützer für Ace zu spielen, zumal er an den Einnahmen aus der Abschöpfung der Kasinos nicht beteiligt wird. Er beginnt, in großem Stil auf eigene Rechnung kriminelle Aktivitäten zu entfalten. Da sich Nickys Bande an keine Regeln hält – er selbst spielt ganz offen falsch in den Casinos –, wird er aber bald im Black Book eingetragen und damit mit einem generellen Zutrittsverbot für alle Kasinos in Las Vegas belegt.
Die einzige und fatale Schwäche von Ace ist Ginger, eine erfolgreiche Edelprostituierte, die er nach der Geburt eines gemeinsamen Kindes sogar heiratet, obwohl er weiß, dass sie ihn nicht liebt, sondern nur ausnutzt und weiterhin eine geradezu hörige Beziehung zu ihrem Jugendfreund und ehemaligen Zuhälter Lester Diamond unterhält. Der heruntergekommene Junkie wendet sich in seiner ständigen Geldnot wiederholt an Ginger. Ace will Ginger mit einem Akt des Vertrauens dennoch seine Liebe demonstrieren, indem er ihr die Verfügungsgewalt über sein Bankschließfach mit zwei Millionen US-Dollar einräumt, das er für Notfälle angelegt hat; falls z. B. die gemeinsame Tochter entführt würde.
Vom Leben in Reichtum, Untätigkeit und Luxus gelangweilt, wird Ginger immer unzufriedener und unglücklicher, verfällt Alkohol und anderen Drogen, vernachlässigt die gemeinsame Tochter und geht zuletzt mit Nicky eine Affäre ein. Nicky willigt ein, ihr neuer Beschützer zu werden. Als Ginger ihn jedoch auffordert, Ace umzubringen, lehnt er ab, da das seine Reputation bei den Bossen gefährden würde. Nicky – ohnehin vom eigenen „Lotterleben“ angeschlagen – müsste um sein Leben fürchten. Nicht etwa, weil die kriminellen Aktivitäten seiner Bande immer schlechter laufen; sondern die Offenlegung seines Verhältnisses zu Ginger wäre ein Verstoß gegen den stillschweigenden Ehrenkodex der „Familie“, unter deren Schutz Ace steht.
Aber auch das Tangiers und Ace geraten unter Druck, als Ace sich mit den Behörden anlegt, indem er einem offensichtlich unfähigen Mitarbeiter fristlos kündigt, der seinen Job nur bekommen hat, weil er der Schwager des Lokalpolitikers Pat Webb – county commissioner von Clark County – ist. Dieser sucht Ace persönlich auf, um ihn zu überreden, den Mann wieder einzustellen. Aber Ace lehnt kategorisch ab. Webb verlässt den Raum mit der Drohung, Ace sei hier nicht zu Hause. Der Lokalpolitiker drängt nun die Behörden dazu, die Casino-Lizenz von Ace zu überprüfen. In einem Interview mit einer Journalistin lässt Ace sich zu der Aussage hinreißen, dass er im Kasino tatsächlich der Boss sei, und entlarvt damit „Manager“ Philip Green öffentlich als Strohmann. Als nun herauskommt, dass Ace bislang lediglich einen Antrag auf eine Lizenz gestellt hat, über den niemals entschieden wurde, drängt Webb auf eine schnelle Anhörung, bei welcher der Antrag von Ace abgelehnt wird, ohne dass Ace selbst angehört wird.
Mittlerweile hat sich der allgemeine Verfolgungsdruck der Behörden auf das Umfeld der leitenden Mafiafamilie erhöht, und das FBI hat mit umfangreichen Abhöraktionen begonnen. Als ein etwas beschränktes „Familienmitglied“ seinem Ärger in seinem verwanzten Laden allzu deutlich Luft macht, wird eine Reihe von „Ehrenmännern“ verhaftet und angeklagt. Aus der Untersuchungshaft heraus ordnen sie Auftragsmorde an. Bei einer ganzen Serie von Morden werden Zeugen, Mitwisser und am Rande Involvierte beseitigt, weil die Bosse sicherstellen möchten, dass niemand mit den Behörden kooperiert.
Zu diesem Zeitpunkt findet auch das den Film einleitende Bombenattentat auf Ace statt, der jedoch – nur leicht verletzt – überlebt, da bei seinem 1981er Cadillac Eldorado – angeblich wegen Problemen mit der Ausbalancierung – unter dem Fahrersitz eine schwere Metallplatte montiert worden ist, die den größten Teil der Sprengkraft der unter dem Beifahrersitz platzierten Bombe abwehrt. Das Attentat war aber kein Auftrag der Bosse, sondern eine eigene Initiative von Nicky. Die Bosse haben nun genug von dessen Eskapaden und lassen ihn und seinen Bruder mit Baseballschlägern in einem Maisfeld brutal zusammenschlagen und bei lebendigem Leibe begraben. Ginger trennt sich endgültig von Ace und räumt das Bankschließfach leer; allerdings wird sie dabei von Ermittlern des FBI beobachtet und nach dem Verlassen der Bank festgenommen. Wieder freigelassen, verliert sie wegen ihrer Drogensucht innerhalb kurzer Zeit das gesamte Geld und wird schließlich in Los Angeles ermordet, indem man ihr eine Überdosis verabreicht.
Das Tangiers wird – wie viele andere Casinos – abgerissen. An deren Stelle entstehen neue Casinos, die von großen Konzernen geleitet werden und deren Bau über Ramschanleihen finanziert wird. Ace verlässt Las Vegas und verbringt sein restliches Leben zurückgezogen mit seiner Tochter als erfolgreicher Buchmacher.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hauptfiguren des Films, Sam Rothstein (Robert De Niro) und Nicky Santoro (Joe Pesci), erzählen und erläutern aus der Retrospektive das Geschehen im Film, entweder als Voice-over oder Off camera. Lediglich in einer Szene hört man auch ein Voice-over der Nebenfigur Frank Marino (Frank Vincent). Dieser Erzählstil wurde bereits von Regisseur Martin Scorsese in seinen vorherigen Filmen wie Taxi Driver und Goodfellas verwendet.
Die Produktionskosten des Films wurden auf rund 52 Millionen US-Dollar geschätzt. An den weltweiten Kinokassen spielte der Film rund 116 Millionen US-Dollar ein, wobei etwa 42 Millionen US-Dollar davon in den USA erzielt wurden. Der Kinostart in den USA erfolgte am 22. November 1995, in Deutschland am 14. März 1996.
Obwohl es sich bei dem Film um ein fiktives Werk handelt, basiert die Geschichte in vielen Bereichen auf tatsächlichen Begebenheiten und realen Charakteren. Das im Film dargestellte Tangiers-Kasino entspricht dem ehemaligen Stardust-Kasino. Auch die zeitliche Einordnung der Ereignisse im Film stimmt im Groben mit der Realität überein: Das Attentat auf Frank Rosenthal fand tatsächlich am 4. Oktober 1982 statt, der Film datiert dieses Ereignis jedoch auf 1983. Trotz der zahlreichen Parallelen zur realen Geschichte nahmen die Filmemacher auch einige künstlerische Freiheiten. So hatte beispielsweise Geraldine McGee (im Film als Ginger dargestellt) insgesamt drei Kinder, zwei mit Frank Rosenthal und eines mit ihrem langjährigen Freund Lenny Marmor.
In diesem Zusammenhang wurde den Filmemachern vorgeworfen, die Rolle von McGee im Vergleich zur realen Person und ihrem Verhältnis zu Rosenthal negativer dargestellt zu haben, als es tatsächlich der Fall war. Im Film wird McGee als ehemalige Prostituierte gezeigt, die nach ihrer Eheschließung weiterhin Kontakt zu ihrem ehemaligen Freund hält, der im Film auch als ihr ehemaliger Zuhälter bezeichnet wird. Darüber hinaus wird eine Szene dargestellt, in der McGee ihr Kind ans Bett fesselt, um in eine Bar zu gehen und sich zu betrinken. Diese Darstellungen und ob McGee tatsächlich als Prostituierte gearbeitet hat, konnten in der Realität nicht nachgewiesen werden.[2]
Schauspieler | Rolle | basiert auf |
---|---|---|
Robert De Niro | Sam „Ace“ Rothstein | Frank „Lefty“ Rosenthal |
Joe Pesci | Nicholas „Nicky“ Santoro | Tony „The Ant“ Spilotro |
Sharon Stone | Ginger McKenna Rothstein | Geraldine McGee Rosenthal |
Frank Vincent | Frankie Marino | Frank Cullotta |
Don Rickles | Billy Sherbert | Murray Ehrenberg |
Pasquale Cajano | Remo Gaggi | Joseph Aiuppa |
James Woods | Lester Diamond | Leonard „Lenny“ Marmor |
Kevin Pollak | Philip Green | Allen Glick |
Alan King | Andy Stone | Allen Dorfman |
Bill Allison | John Nance | George Vandermark |
Philip Suriano | Dominick Santoro | Michael Spilotro |
Vinny Vella | Artie Piscano | Carl „Tuffy“ DeLuna |
Nobu Matsuhisa | K. K. Ichikawa | Akio Kashiwagi |
Richard Riehle | Charlie „Clean Face“ Clark | Morris Shenker |
Dick Smothers | Nevada State Senator Harrison Roberts | US-Senator Harry Reid |
Oscar Goodman | Oscar Goodman | Oscar Goodman |
Ffolliott „Fluff“ Le Coque | Anna Scott | Tamara Rand |
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Film wurde fast zur Gänze in Las Vegas und Umgebung gedreht. Die Kasino- und Büroszenen entstanden im Riviera Las Vegas.
- Im Vorspann des Films wird angegeben, dass er auf dem gleichnamigen Buch von Nicholas Pileggi basiert. Dieser erklärte im Audio-Kommentar zum Film, dass er gleichzeitig am Buch und am Drehbuch arbeitete und dass das Drehbuch zum Film früher abgeschlossen war.
- Laut einer Zählung von Family Media Guide wurde im Film das Wort „fuck“ (Abwandlungen wie „fucking“, „fucked“ usw. mitgerechnet) 398 Mal verwendet, womit im Jahr der Veröffentlichung dieser Spielfilm die höchste Anzahl solcher Ausdrücke vorweisen konnte.[3] Dies gilt nur für die englische Originalversion, in der deutschen Synchronisation wurden immer wieder andere Ausdrücke verwendet.
- Die Mutter von Artie Piscano wird im Film von Catherine Scorsese gespielt, der Mutter des Regisseurs, deren gleichnamige Enkelin und Tochter des Regisseurs wiederum als Tochter von Piscano auftritt.
- Joe Pesci brach sich bei einer Aufnahme seiner Tötungsszene beim Sturz in das ausgehobene Grab dieselbe Rippe, die er sich fünfzehn Jahre zuvor beim Dreh von Scorseses Film Wie ein wilder Stier schon einmal gebrochen hatte.
- Die Musik während des Vorspanns wie auch während der Kasinosprengungen gegen Ende des Films ist der Schlusschor der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach („Wir setzen uns mit Tränen nieder“). Der Vorspann wurde gestaltet von Saul Bass und seiner Frau Elaine. Der Abspann wurde mit dem Thème de Camille des französischen Filmkomponisten Georges Delerue musikalisch unterlegt und ist auch mehrfach während der Ehestreitigkeiten der Rothsteins zu hören. Dieses Stück stammt ursprünglich aus dem Film Die Verachtung (Le Mépris) aus dem Jahr 1963.
- Das Trio De Niro, Woods und Pesci spielte ebenfalls im Sergio-Leone-Film Es war einmal in Amerika, der vom Aufstieg einiger Mobster der Kosher Nostra in New York handelt.
- Der Film ist die achte Zusammenarbeit zwischen Robert De Niro und Martin Scorsese und zugleich der dritte von bislang vier Mafiafilmen von Scorsese.
- Regisseur Martin Scorsese erklärte in einem Interview, dass er für den Film einen ehemaligen Berufskiller als Berater engagiert hatte.[4]
- Auf der Hülle der Special-Edition-DVD sind zwei falsche Würfel abgebildet. Normalerweise ergibt die Summe der zwei gegenüberliegenden Seiten sieben. Auf der Hülle ist dies nicht der Fall – eine Metapher für den im Film dargestellten Betrug.
- Der Blackjack-Dealer, der im Film von Joe Pesci als „hübsches Kerlchen“ bezeichnet wird und einige Beleidigungen von ihm zu ertragen hat, wird von Nick Mazzola dargestellt, der tatsächlich als Kartengeber in den Kasinos von Las Vegas sein Geld verdiente. Er hatte bereits in Rain Man (1988) die Karten für Dustin Hoffman und Tom Cruise gegeben.
- Der Film hat eine Verbindung zu einem anderen Mafiafilm von Scorsese, The Irishman, der die Verbindungen der amerikanischen Teamsters-Gewerkschaft zur Mafia beleuchtet. In einer Szene wird der – mit Gelder aus dem Pensionsfonds der Gewerkschaft finanzierten – Bau des Stardust-Casinos besprochen, auf dem das Tangiers basiert. Auch die Figur des Allen Dorfman, auf dem auch der in Casino auftretende Andy Stone basiert, tritt in The Irishman auf.
- Die deutsche Synchronisation impliziert, dass Sam die Unterseite des Fahrersites seines Autos in Voraussicht hatte verstärken lassen ("Was niemand außerhalb der Werkstatt wusste..."). In Wirklichkeit war dies eine auf eine Eigenart dieses speziellen Modells zurückzuführen, über die nicht viele Bescheid wussten ("What nobody outside the factory knew...").
Kritiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quelle | Bewertung |
---|---|
Rotten Tomatoes (Tomatometer) | 79 %[5] |
Metacritic (Metascore) | 73/100[6] |
Prädikat der FBW | wertvoll[7] |
AllMovie | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
CinemaScore | B–[9] |
Lexikon des internationalen Films | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Casino erhielt ein gutes Presseecho, was sich auch in den Auswertungen US-amerikanischer Aggregatoren widerspiegelt. So erfasst Rotten Tomatoes überwiegend positive Besprechungen und ordnet den Film dementsprechend als „Zertifiziert Frisch“ ein.[5] Laut Metacritic fallen die Bewertungen im Mittel „Grundsätzlich Wohlwollend“ aus.[6] Es folgen einige repräsentative Pressestimmen:
„Eine ebenso minutiöse Analyse der Spielerstadt wie eine Beschreibung von Macht, Geld und Stolz versuchter Menschen. Die hinter virtuosen filmischen Einfällen verborgene unmelodramatische Genauigkeit dieses Porträts verweigert sich rein emotionalem Zugang und macht den Film für das Publikum schwerer konsumierbar. Ein komplexer und in einigen schwer erträglichen Gewaltszenen sicher auch kontroverser Abschluss der mit Hexenkessel und Good Fellas begonnenen moralischen Gangstergeschichten Martin Scorseses.“
„Wenn es die Mafia nicht gäbe, dann müßte man sie erfinden. Kaum eine zweite Institution zeigt die Schattenseiten des Kapitalismus in ähnlicher Deutlichkeit. Die Mafia hat das freie Unternehmertum auf seine Ursprünge zurückgestoßen: unter der romantischen Oberfläche des Händlers als Helden verbergen sich Macht und Gewaltverhältnisse. Kein Wunder, daß dieser Wirtschaftszweig eine Filmindustrie immer schon interessiert hat. […] Und kaum ein Regisseur hat den schönen Schein der Mafia ähnlich entmythologisiert wie Martin Scorsese. […] Und in keinem Film gelingt ihm das besser, als in Casino, das in den Filmhelden die spießigen Händler entlarvt. Fast wie in einem Dokumentarfilm zeigt Scorsese, wie die Spielhöllen von Las Vegas funktionieren, und wie die Mafia ihre Gewinne sichert.“
„Scorseses Las-Vegas-Entwurf ist zweifellos der kühnste, der größte. Dabei scheut der Altmeister des italo-amerikanischen Kinos […] keineswegs die hymnische Vergrößerung und Verklärung, wie sie das Hollywood-Kino der amerikanischen Geschichte angedeihen ließ und läßt. Aber, und das ist das Wunder, Scorsese kann die Vergangenheit vergrößern und verklären, ohne seinen erbarmungslos genauen Realismus aufgeben, ohne die (meist brutale) Wahrheit der Glücksspielstadt verschweigen zu müssen. Und hier sind wir bei der Gewalt. Die Geschichte von Las Vegas ist die Geschichte vom ganz großen Geld, das rund um die Uhr mit enormem Geschick und kühler Routine aus den Besuchern gemolken wurde. […] Also erzählt der Film, der auf einer authentischen Reportage beruht, vom Schmieren der Politiker mit Geld, Komfort und Sex, vom Kaufen der Gewerkschaften – und vom Abschrecken der Konkurrenten, vom Bestrafen der Verräter und Betrügen der Betrüger. Scorsese weiß, wie es da zugeht; er zeigt, wie Killer Killer mit dem Baseballschläger totschlagen, wie Trickfalschspielern die Hände mit dem Hammer zertrümmert werden, wie Gegnern Geständnisse buchstäblich aus dem Kopf gepreßt werden. Und er zeigt, ähnlich wie in seinem anderen Mafia-Film, GoodFellas, daß notwendige Gewalt, Gewalt zum Erhalt des Mafia-Geschäfts, zwangsläufig von jähzornig überschüssiger Gewalt begleitet ist, daß die scheinbar ‚vernünftige‘ Mordlust zur Selbsterhaltung in die ‚unvernünftige‘ Mordlust der Selbstzerstörung mündet. […] ‚Las Vegas, das war für Spieler das, was Lourdes für Gebrechliche und Verkrüppelte war‘, sagt De Niro einmal. Genauso hat der Katholik Scorsese die Stadt mit inbrünstiger Wahrheit dargestellt.“
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oscarverleihung 1996
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sharon Stone war nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin
Golden Globe Awards 1996
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sharon Stone gewann den Preis in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama
- Martin Scorsese war nominiert in der Kategorie Beste Regie
Weitere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- nominiert für den besten Schnitt (Thelma Schoonmaker)
Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani 1996
- Beste männliche Nachsynchronisation (Gigi Proietti für die Stimme von Robert De Niro)
- Beste Ausstattung (Dante Ferretti)
MTV Movie Awards 1996 – nominiert in den Kategorien
- Beste Darstellerin (Sharon Stone)
- Bester Bösewicht (Joe Pesci)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicholas Pileggi: Casino. Droemer Knaur, 1996, ISBN 3-426-60439-6.
- Nicholas Pileggi, Martin Scorsese: Casino. Faber and Faber, 1996, ISBN 0-571-17992-4. (engl. Ausgabe)
- Dana Poppenberg/Gerhard Poppenberg: Martin Scorsese. Einführung in seine Filme und Filmästhetik. Paderborn 2018. S. 112–121.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Casino bei IMDb
- Casino in der Online-Filmdatenbank
- Casino in der Deutschen Synchronkartei
- Vergleich der Schnittfassungen Tele 5 ab 12 – FSK 16 von Casino bei Schnittberichte.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Freigabebescheinigung für Casino. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Januar 2009 (PDF; Prüfnummer: 74 742-a DVD).
- ↑ Frank Sanello: Naked Instinct: The Unauthorized Biography of Sharon Stone. Secaucus, N.J. 1997, S. 194–210.
- ↑ familymediaguide.com ( vom 6. Mai 2007 im Internet Archive)
- ↑ Mörderisch gut beraten. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 20. März 2018.
- ↑ a b Casino. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 27. Dezember 2024 (englisch, aggregiert aus 75 Kritiken).
- ↑ a b Casino. In: Metacritic. Abgerufen am 27. Dezember 2024 (englisch, aggregiert aus 17 Kritiken).
- ↑ Jury der FBW
- ↑ Lucia Bozzola: Kritik zu Casino ( vom 5. April 2019 im Internet Archive) bei AllMovie (englisch)
- ↑ Datenbankabfrage bei cinemascore.com
- ↑ a b Casino. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 15. November 2016.
- ↑ https://www.artechock.de/film/text/kritik/c/casino.htm
- ↑ Hellmuth Karasek: Film: Die Gewalt des Geldes. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1996 (online – 11. März 1996).