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„Vukovar“ – Versionsunterschied

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'''Vukovar''' ist eine Stadt im Osten [[Slawonien]]s ([[Kroatien]]) mit ca. 31.000 Einwohnern.
Im kroatischen Unabhängigkeitskrieg 1991-1995 wurde Vukovar stark zerstört (Siehe auch [[#Geschichte|Geschichte]]).


{{Infobox Ort in Kroatien
== Sehenswürdigkeiten ==
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|BürgermeisterStand = 2025
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}}


'''Vukovar''' [{{IPA|ˈʋukɔʋaːr}}] ({{srS|Вуковар}}, {{huS|Vukovár}}, {{deS|Wukowar}}) ist eine Stadt im Osten [[Kroatien]]s. Sie ist die Hauptstadt der [[Gespanschaft Vukovar-Syrmien]] (kroatisch ''Vukovarsko-srijemska županija'') und hatte 2011 bei der Volkszählung 27.683 Einwohner. Die Region um Vukovar an der Grenze zu Serbien war während des [[Kroatienkrieg]]s 1991–1995 das am stärksten umkämpfte Gebiet. Bei der [[Serben|serbischen]] Belagerung und der [[Schlacht um Vukovar]] wurde Vukovar weitgehend zerstört.
Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod barocker Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen von Eltz und das [[Franziskaner]]kloster, welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt, fast protzig im Vergleich zum Rest der Stadt<!--soviel zum Thema Armutsideal der Franziskaner...-->. Der Großteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, und es wird mehr in oft dem Stadtbild nicht entsprechende Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.


== Etymologie ==
Eine weitere "Sehenswürdigkeit" für Kriegstouristen ist das Mahnmal Ovčara an dem Ort wo serbische Nationalisten 1991 über 200 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Zivilisten hinrichteten.


Die erste Silbe Vuk- weist auf den Fluss [[Vuka (Fluss)|Vuka]] hin, der durch Vukovar fließt. Die zweite Silbe var (ung. ''vár'' oder ''város'') ist ungarisch für Burg oder Stadt. Übersetzt bedeutet der Stadtname Burg an der Vuka.
Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist Vukovar ein beliebtes Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier die Brutalität des Krieges, oft aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.
Der Flussname selbst entspricht [[südslawische Sprachen|Südslawisch]] ''vuk'' mit der Bedeutung Wolf. Zusammen mit dem ungarischen Wort ''vár'' ergibt sich daher auch die Deutungsmöglichkeit Wolfsburg.


== Geographie ==
== Geographie ==


[[Datei:20230429.Ansichten von Vukovar.-047.jpg|mini|links|Mündung der [[Vuka (Fluss)|Vuka]] in die [[Donau]]]]
Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses ''[[Vuka]]'' in die [[Donau]]. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fuße eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.
[[Datei:Vukovar Kroatien.jpg|mini|Lage der Stadt Vukovar in der Gespanschaft Vukovar-Syrmien]]

Vukovar ist Hauptstadt der [[Liste der kroatischen Gespanschaften|Gespanschaft]] Vukovar-Syrmien (kroatisch ''Vukovarsko-srijemska županija'').


Die Stadt liegt in der historischen Region [[Slawonien]], an der Mündung der Vuka in die [[Donau]]. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fuße eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.


== Bevölkerung ==
== Bevölkerung ==


Nach der Volkszählung aus dem Jahre 1900 hatte Vukovar damals 10.500 Einwohner: 4.000 Kroaten, 3.500 Deutsche, etwa 1.900 Serben und 950 Ungarn.<ref>Christian Wehrschütz, Brennpunkt Balkan: Blutige Vergangenheit - Ungewisse Zukunft, ISBN 3-222-13427-8, S. 47</ref>
Nach offiziellen Angaben leben in der Stadt Vukovar 57% [[Kroaten]] und 32% [[Serben]]. Die meisten der umliegenden Dörfer sind jedoch fast ausschließlich serbisch, auch wenn es bis zum [[2. Weltkrieg]] teilweise deutsche Siedlungen waren. Weitere Minderheiten sind vor allem [[Ungarn (Volk)|Ungarn]] und [[Ruthenen]].


Die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 2011 zeigten, dass auf dem politisch zur Stadt Vukovar gehörenden Gebiet 27.683 Menschen wohnten, darunter 57,4 Prozent [[Kroaten]] und 34,9 Prozent [[Serben]]. Die eigentliche Stadt wies 26.468 Einwohner auf.
Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge bis heute noch nicht zurückgekehrt.


{| class="wikitable" style="text-align:right;"
Die Stadt wird von ethnischer Separation beherrscht. Auch wenn es keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen gibt, so kommen die Einwohner im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen und bis hin zu Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.
|+ Bevölkerung Vukovars bei den jeweiligen Volkszählungen<ref>Website der Stadt Vukovar: ''{{Webarchiv|url=http://www.vukovar.hr/index.php/informacije-mainmenu-89/stanovnistvo.html |wayback=20100330145935 |text=Stanovništvo grada Vukovara |archiv-bot=2019-05-22 04:16:17 InternetArchiveBot }}''</ref>
! rowspan="2" | Jahr
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! colspan="2" | Andere
|-
! absolut
! in %
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! absolut
! in %
|-
| 1910 || 10.359 || 4.092 || 39,5 || 1.628 || 15,7 || 3.503 || 33,8 || 954 || 9,2 || 183 || 1,8
|-
| 1931 || 10.242 || 5.048 || 49,6 || 1.702 || 16,6 || 2.670 || 26,1 || 571 || 5,6 || 215 || 2,0
|-
| 1948 || 17.223 || 10.943 || 63,5 || 4.390 || 25,5|| 54 || 0,3 || 913 || 5,3 || 923 || 5,3
|-
| 1971 || 30.222 || 14.694 || 48,6 || 9.132 || 30,2 || 60 || 0,2 || 835 || 2,8 || 5.501 || 18,2
|-
| 1990 || 44.639 || 21.065 || 47,2 || 14.425 || 32,3 || 94 || 0,2 || 694 || 1,5 || 8.361 || 18,8
|-
| 2001 || 31.670 || 18.199 || 57,5 || 10.412 || 32,9 || 58 || 0,2 || 387 || 1,2 || 2.614 || 8,3
|-
| 2011 || 27.683 || 15.881 || 57,4 || 9.654 || 34,9 || 58 || 0,2 || 347 || 1,3 || 1.743 || 6,3
|}


[[Datei:Szerem County Map.jpg|mini|Landkarte der ehemaligen [[Gespanschaft]] [[Syrmien]]]]
Als Argument für separate Schulbildung wird von beiden Seiten meist das durch die Übernahmeverträge gesichterte Recht auf Bildung in der Muttersprache genannt. Angesichts der äußerst geringen Unterschiede zwischen [[Serbische Sprache|Serbisch]] und [[Kroatische Sprache|Kroatisch]] sehen das aber andere als fadenscheiniges Argument, um die Trennung aufrechterhalten zu können.


Im Jahr 2001 hatte die Volkszählung eine etwas andere Verteilung ergeben: auf dem Großterritorium Vukovar lebten 31.670 Menschen, darunter 57,5 Prozent Kroaten und 32,9 Prozent Serben. 30.126 Personen wohnten in der eigentlichen Stadt, die übrigen in drei benachbarten Dörfern.
== Wirtschaft ==


Weitere zehn Jahre zuvor, nach einer Volkszählung des Jahres 1991 gab es die folgenden Zahlen: in der (Groß-)Gemeinde Vukovar, die neben der Stadt Vukovar zahlreiche weitere benachbarte Ortschaften umfasste, 84.189 Menschen, davon 36.910 Kroaten (43,8 Prozent), 31.445 Serben (37,4 Prozent), 1.375 [[Magyaren|Ungarn]] (1,6 Prozent), 6.124 [[Jugoslawen]] (7,3 Prozent) und 8.335 andere (9,9 Prozent).
Vormals war es ein Zentrum der Industrie, vorallem Textil und Gummi (''VUTEKS, BOROVO''). Es ist ein wichtiger Donauhafen.
''BOROVO'' war die größte Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien, und hatte (1990) 21.000 Beschäftigte. Der Vorort ''Borovo Naselje'' gehört zu den am meist zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Großbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit knapp 3.000 Personen einen Arbeitsplatz bieten. Es soll aber zu weiteren Kürzungen des unrentablen Betriebs kommen.


Einige der umliegenden Dörfer waren fast ausschließlich von Serben besiedelt, die meisten jedoch von Kroaten. Bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] waren manche Orte zum Teil deutsch besiedelt – von den sogenannten [[Donauschwaben]]. In diesen deutschen Orten wurden vorwiegend Serben angesiedelt (siehe auch [[Sotin]]).
Ostslawonien ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. So wundert es auch nicht, dass die ehemalige Agrargenossenschaft ''VUPIK'', bekannt vor allem für ihre Weißweine, zu den bedeutendsten Unternehmen gehört. Es sind aber immer noch große Flächen vermint und somit für die Landwirtschaft unbrauchbar.

Aufgrund der sich nur langsam bessernden Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge aus dem [[Kroatienkrieg]] bis in die späten 2010er Jahre noch nicht zurückgekehrt.

Die Stadt ist [[Ethnie|ethnisch]] deutlich getrennt. Auch wenn keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen vorhanden ist, kommen die Einwohner unterschiedlicher Nationalität im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen bis hin zu Arbeitsstätten und Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.

Der kroatischen Gesetzgebung zufolge haben Kinder aller nationaler Minderheiten Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht. Daher findet die Schulbildung für kroatische Kinder in der lateinischen Schrift und in der [[Kroatische Sprache|kroatischen Sprache]], der Unterricht der Serben in [[Serbische Sprache|serbischer Sprache]] und in kyrillischer Schrift statt.

== Politik ==

Von den 29 Mitgliedern des Stadtrates (''Gradsko vijeće'') werden derzeit 11 von der [[Hrvatska demokratska zajednica|HDZ]], 13 von der [[Sozialdemokratische Partei Kroatiens|SDP]], 3 von der [[Samostalna demokratska srpska stranka|SDSS]] (die die serbische Bevölkerung vertritt) und 2 von der Hrvatska Stranka Prava dr. Ante Starčević (''Kroatische Partei des Rechts Dr. Ante Starčević'') gestellt. <!--Der Magistrat (''Gradsko poglavarstvo'') ist eine Koalition aus HDZ (6 Mitglieder) und SDSS (3 Mitglieder).--> Bürgermeister ist Ivan Penava (HDZ), Vorsitzender des Stadtrates Zdenka Buljan (HDZ).


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Vor der Stadtgründung ===

Die Region ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Eine [[jungsteinzeit]]liche Tonfigur, die ''Vučedol-Taube'', ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Die archäologische Ausgrabungsstätte der [[Vučedol-Kultur]] befindet sich in der gleichnamigen Siedlung etwa 5&nbsp;km außerhalb der Stadt.

Zur [[Römisches Reich|Römerzeit]] gab es zahlreiche Siedlungen und Kastelle entlang der Donaugrenze. Seit dem 6.&nbsp;Jahrhundert wanderten [[Slawen]] ein. Im Jahr [[852]] beschrieben Chronisten das Reich des kroatischen Fürsten [[Trpimir I.|Trpimir]] als „usque ad ripam Danubii et pene per totum Regnum Chroatorum“ („bis hin zur Donau durch das gesamte Kroatien“).

=== Entstehung der Stadt ===
[[Datei:Srijem 1751.jpg|mini|Vukovar (markiert) auf der [[Syrmien]]karte aus dem Jahr 1751]]

Im 10. Jahrhundert wurde die Festung ''Vukovo'' gegründet, an der sich die Stadt langsam entwickelte. Ab dem Hochmittelalter war die Region Teil des zur Ungarischen Krone gehörenden [[Königreich Slawonien (Mittelalter)|Königreiches Slawonien]]. Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Ort als ''Vukovar'' bezeichnet.

=== Von der osmanischen Zeit bis zum sozialistischen Jugoslawien ===

{{Lückenhaft|Geschichte zwischen 1945 und 1990 fehlt}}

[[Datei:Vukovar 1904.jpg|mini|links|Stadtansicht Vukovar 1904]]

Von 1526 bis 1687 stand die Region unter [[Osmanisches Reich|osmanischer]] Herrschaft. Danach wurde sie Teil [[Österreich-Ungarn]]s mit kroatischer, ungarischer, deutscher und serbischer Bevölkerung. Vukovar war Sitz des [[Komitat]]es [[Syrmien|Syrmien (Szerém)]], das innerhalb der Ungarischen Krone zu [[Königreich Kroatien und Slawonien|Kroatien-Slawonien]] gehörte. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kam es 1918 zum [[Königreich Jugoslawien|Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen]], dem späteren [[Königreich Jugoslawien]]. Im Zweiten Weltkrieg war die Region 1941 bis 1945 Teil des [[Unabhängiger Staat Kroatien|Unabhängigen Staats Kroatien]].

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Deutschstämmigen vertrieben und vermehrt Serben, aber auch Kroaten aus damals ärmeren Regionen wie z.&nbsp;B. dem [[Hrvatsko Zagorje|Zagorje]] angesiedelt.

=== Kroatienkrieg ===
[[Datei:Vukovar Memorial Cemetery – Eternal Flame, 20150429160745.jpg|mini|Hauptdenkmal für die Opfer des [[Kroatienkrieg]]es ([[Tomislav Ostoja]], 2000)]]

==== Schlacht und Massaker ====
[[Datei:Vukovarski vodotoranj.jpg|mini|[[Wasserturm von Vukovar]] 2021]]

Ende der 1980er Jahre gab es zunehmende Spannungen zwischen [[Serben]] und [[Kroaten]]. Die Spannungen verstärkten sich, als die antikroatische Propaganda aus Belgrad und die antiserbische Propaganda aus Zagreb bei einem Teil der Serben und Kroaten Wirkung zeigte. Die Extremen unter ihnen bewaffneten sich, gingen in den umliegenden Dörfern in Stellung. 1991 kam es hier zum ersten größeren Zusammenstoß zwischen kroatischer Polizei und Serben, nachdem sich die Bewohner der überwiegend von Serben bewohnten Gemeinde [[Borovo Selo]] geweigert hatten, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt aufzuhängen (siehe [[Scharmützel von Borovo Selo]]). Aus Ferngeschützen fielen die ersten Schüsse auf das umzingelte Vukovar.

In den nächsten drei Monaten schlugen während der [[Schlacht um Vukovar]] bis zu 8000 [[Granate]]n täglich ein, insgesamt sechs Millionen Geschosse. Den kroatischen Truppen – 800 Soldaten und Polizisten, dazu gut 1000 Freiwillige – stand ein größeres Regiment der [[Jugoslawische Volksarmee|Jugoslawischen Volksarmee]] und serbische [[Freischärler]] gegenüber, die Vukovar mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und schwerer Artillerie einnehmen wollten.

Die Belagerung der Stadt durch die [[Jugoslawische Volksarmee]] dauerte 87 Tage und endete am 18. November 1991. Als die Soldaten an jenem Tag in die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt einmarschierten, lebten dort noch 15.000 Menschen. Viele von ihnen hatten während des Bombardements Zuflucht im Krankenhaus von Vukovar gesucht. Während der Schlacht wurde u.&nbsp;a. der [[Wasserturm von Vukovar|Wasserturm]] schwer beschädigt und dient heute als Mahnmal.

{{Hauptartikel|Massaker von Vukovar}}

Nach Schilderung der Ankläger des [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien]] (ICTY) trieben am 20. November 1991 serbische Einheiten, unter Kontrolle oder Einfluss u.&nbsp;a. der [[Jugoslawische Volksarmee|Jugoslawischen Volksarmee]] 255 Kroaten und andere Nicht-Serben aus dem Krankenhaus zusammen, transportierten sie zunächst auf eine Farm nahe der Ortschaft [[Ovcara]] und folterten sie dort über Stunden. Sie wurden dann in 10er- und 20er-Gruppen geteilt und etwas entfernt zwischen der Farm Ovcara und Grabovo von Soldaten erschossen und in einem Massengrab vergraben. Eine große Zahl von Bewohnern Vukovars wurde laut Anklage in das serbische [[Internierungslager]] in [[Dalj]] gebracht.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.un.org/icty/indictment/english/mil-ii011008e.htm|titel=Home {{!}} International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia|werk=www.un.org|zugriff=2016-11-07}}</ref>

==== Nach der Belagerung ====

Danach wurde die Stadt einige Zeit lang zum Zentrum der serbisch kontrollierten Gebiete [[Ostslawonien]] und [[Gespanschaft Osijek-Baranja|Baranja]], ein Großteil der kroatischen Bevölkerung wurde vertrieben. Dagegen siedelten sich viele serbische Vertriebene aus dem restlichen Kroatien an, insbesondere den Städten [[Osijek]] und [[Vinkovci]]. Anders als jene Gebiete wurde Ostslawonien mit Vukovar nicht militärisch zurückerobert: Das Gebiet kam 1995 nach dem [[Abkommen von Erdut]] vom 12.&nbsp;November 1995 zwischen der kroatischen Regierung und einer serbischen Delegation unter provisorische UN-Verwaltung ([[UNTAES]] – United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 wurden Rückkehrer zugelassen, wobei es erneut zu Spannungen kam. 1998 wurde das Gebiet in Kroatien reintegriert, behielt aber ebenso wie die gesamte Gespanschaft Osijek-Baranja bestimmte Sonderrechte für die serbische Minderheit (z.&nbsp;B. keine Wehrpflicht in der Kroatischen Armee und ein fünfjähriges Moratorium im Schulfach Geschichte, insbesondere der Geschichtsschreibung im Zeitraum von 1991 bis 1995).

Die mutmaßlich verantwortlichen Offiziere für das Massaker im Krankenhaus von Vukovar, [[Mile Mrkšić]], [[Veselin Šljivančanin]] und [[Miroslav Radić]], die sogenannte [[Vukovar-Trojka]], wurden später vom [[Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien|Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien]] (ICTY) in Den Haag angeklagt.<ref>[http://www.un.org/icty/cases-e/indictments-e.htm Kriegsverbrecher in ehem.Jugoslawien]</ref> Mrkšić und Radić stellten sich im Mai und Juni 2002, Veselin Šljivančanin wurde im Juni 2003 festgenommen. Mrkšić und Šljivančanin wurden zu 20 bzw. 17 Jahren Haft verurteilt, Radić wurde freigesprochen, da ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er von dem Massaker gewusst hatte.

== Wirtschaft ==

[[Datei:Danube port of Vukovar, Croatia (by de.user.Perun).jpg|mini|Der Donau-Hafen Vukovar]]

Vormals war Vukovar ein Zentrum der Textil- und Gummiindustrie (''Vuteks, Borovo'') und ist nach wie vor ein wichtiger Donauhafen.

''[[Borovo (Unternehmen)|Borovo]]'' war die größte Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien und hatte 1990 circa 21.000 Beschäftigte. Der Stadtteil [[Borovo Naselje]] gehört zu den am meisten zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Großbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit noch knapp 3000 Personen einen Arbeitsplatz bieten.

[[Slawonien|Ostslawonien]] ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. Die ehemalige Agrargenossenschaft ''VUPIK'', bekannt vor allem für ihre Weißweine, gehört zu den bedeutendsten Unternehmen.

== Bauwerke und Mahnmale ==
=== Altstadt ===

Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod [[Barock|barocker]] Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen [[Eltz (Adelsgeschlecht)|von Eltz]] und das [[Franziskaner (OFM)|Franziskanerkloster]], welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Großteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, weil eher in Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert wird als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.

Das Mahnmal Ovčara befindet sich an der Stelle, an dem serbische Soldaten im Jahr 1991 beim [[Massaker von Vukovar]] 200 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Patienten ermordeten.

Selbst mehr als zehn Jahre nach dem Krieg ist Vukovar in weiten Teilen eine Geisterstadt geblieben. Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist die Stadt ein Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier anschaulich die Brutalität des Krieges, aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.

Die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute [[Große Synagoge (Vukovar)|Große Synagoge]] wurde im Zweiten Weltkrieg verwüstet und 1958 abgerissen.

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Vukovar Street scene.JPG|Altstadt Vukovar
Crkva sv. Filipa i Jakova u Vukovaru.jpg|Kirche der Heiligen Philip und Jakob und das Franziskanerkloster
Vukovar City Centre.jpg|Altstadt, 2018
Radnički dom u Vukovaru.JPG|Altstadt ''Radnički Dom'' 2014
Franjo Tuđman Square, Vukovar.JPG|[[Franjo Tuđman|Franjo-Tuđman]]-Platz im Zentrum
</gallery>

=== Schloss der Grafen Eltz ===

[[Datei:Vukovar Dvorac Eltz SK.jpg|mini|[[Schloss Eltz (Vukovar)|Schloss Eltz]]]]

{{Hauptartikel|Schloss Eltz (Vukovar)}}

Der Mainzer Kurfürst [[Philipp Karl von Eltz]] kaufte im Jahr 1736 das Gut Vukovar. Der Bau des Schlosses begann im Jahr 1749 unter dem Bauherrn Anselm Kasimir Eltz. Zunächst wurde der Mittelteil fertiggestellt, später erfolgten Erweiterungsbauten. Sein gegenwärtiges Aussehen hat das Schloss seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 1968 befindet sich darin das Stadtmuseum von Vukovar. Das Gebäude wurde während der serbischen Angriffe auf die Stadt zu Beginn des Kroatienkrieges schwer beschädigt.


== Persönlichkeiten ==


Die folgende Übersicht enthält bedeutende, in Vukovar geborene Persönlichkeiten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
=== Bis zum Mittelalter ===
*Die Region ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Eine [[jungsteinzeit]]liche Tonfigur einer Taube ist Wahrzeichen der Stadt.
*Zur [[Römisches Reich|Römerzeit]] Siedlungen und Kastelle entlang der Donaugrenze.
*Einwanderung von [[Slawen]] seit dem 6. Jahrhundert.
*Im 10. Jahrhundert Gründung der Festung ''Vukovo'', an der sich langsam die Stadt entwickelt.
*Im Hochmittelalter Teil des Kroatischen Königreichs.
*Ab dem 14. Jahrhundert als ''Vukovar'' bezeichnet.


* [[Károly Unkelhäusser]] (1866–1938), Politiker und Minister
* [[Leopold Ružička]] (1887–1976), Chemiker und Nobelpreisträger
* [[Josip Mrzljak]] (* 1944), katholischer Bischof von Varaždin
* [[Pavao Pavličić]] (* 1946), Schriftsteller
* [[Ratko Divjak]] (* 1947), Fusion- und Jazzmusiker
* [[Siniša Glavašević]] (1960–1991), Schriftsteller und Journalist
* [[Zoran Bognar]] (* 1965), Dichter und Schriftsteller
* [[Siniša Mihajlović]] (1969–2022), Fußballspieler und Trainer
* [[Jovan Stanojevic]] (* 1979), serbisch-orthodoxer Geistlicher, Bischof von Hum, Vikarbischof der Diözese von Düsseldorf und Deutschland sowie Generalsekretär der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland
* [[Tomo Barlecaj]] (* 1982), Fußballspieler
* [[Mirna Jukić]] (* 1986), Schwimmerin
* [[Damir Kreilach]] (* 1989), kroatischer Fußballspieler
* [[Milan Gajić (Fußballspieler, 1996)|Milan Gajić]] (* 1996), serbischer Fußballspieler
* [[Ante Jukić]] (* 1971), Chemiker


== Weblinks ==
=== [[Türkenkriege]] bis [[Jugoslawien]] ===


{{commonscat}}
*[[1526]]-[[1687]] unter [[Osmanisches Reich|osmanischer]] Herrschaft.
* {{Internetquelle
*Danach Teil [[Österreich-Ungarns]] mit kroatischer, ungarischer, deutscher und serbischer Bevölkerung.
| autor=
*Nach dem [[1. Weltkrieg]] [[1918]] zum Königreich der Serben Kroaten und Slowenen (späteres [[Jugoslawien]]).
| hrsg=
*Im [[2. Weltkrieg]] Teis des "Unabhängigen Staats Kroatien" (siehe [[Ustascha]])
| url=http://www.croatianhistory.net/etf/vukov.html
*Nach dem 2. Weltkrieg Vertreibung der meisten Deutschstämmigen und vermehrte Ansiedlung von Serben, aber auch Kroaten aus ärmeren Regionen wie z. B. [[Zagorje]].
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}}


* [http://www.zeitgeschichte-online.de/interview/vukovar-final-cut Monika Magić Kovač, „Vukovar – The Final Cut“] (Zeitgeschichte-online) Stand November 2010
* [http://www.zeitgeschichte-online.de/thema/kriegsverbrechen-und-deren-aufarbeitung-im-ehemaligen-jugoslawient Monika Magić Kovač, Kriegsverbrechen und deren Aufarbeitung im ehemaligen Jugoslawien Vukovar 1991 und 2010] (Zeitgeschichte-online) Stand März 2011


=== Bis heute ===
== Einzelnachweise ==


<references />
*Ende der [[80. Jahre]] zunehmende Spannungen zwischen Serben und Kroaten. Im 15. Juli ''?'' 1991 kommt es hier zum ersten größeren Zusammenstoß zwischen kroatischer Polizei und serbischen Freischärlern, nachdem sich die Bewohner des serbischen Dorfes Borovo Selo weigern, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt auszuhängen. Daraufhin schickt die kroatische Polizei ein großes Kontingent nach von Polizisten nach Borovo, welche aber in einen Hinterhalt gelockt und festgehalten werden. Angeblich kamen 15 Polizisten um. Dieser Zwischenfall gilt als der Beginn des Krieges in Kroatien. Bald darauf kommt es zur Belagerung von Vukovar, welches am [[18. November]] [[1991]] durch die Jugoslawische Armee eingenommen wird. Die Stadt wird zum Zentrum der serbisch besetzten Gebiete Ostslawonien und Baranja, und ein Großteil der kroatischen Bevölkerung flieht. Viele Flüchtlinge aus Bosnien und anderen Teilen Kroatiens siedeln sich an. 1995 kommt das Gebiet unter provisorische UN-Verwaltung ([[UNTAES]] - United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 werden Rückkehrer zugelassen, es kommt zu ernsten Spannungen. 1998 wird das Gebiet in Kroatien eingegliedert, behält aber ebenso wie die [[Baranja]], bestimmte Schutzbedingungen für die serbische Minderheit.


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'''Weblinks'''
*[http://www.vukovar.hr Homepage]


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[[Kategorie:Ort an der Donau]]
[[en:Vukovar]]
[[Kategorie:Vukovar| ]]

Aktuelle Version vom 22. Juni 2025, 21:48 Uhr

Vukovar
Wappen
Wappen
Flagge
Flagge
Vukovar (Kroatien)
Vukovar (Kroatien)
Basisdaten
Staat: Kroatien Kroatien
Koordinaten: 45° 21′ N, 19° 0′ OKoordinaten: 45° 21′ 0″ N, 19° 0′ 12″ O
Gespanschaft: Flagge der Gespanschaft Vukovar-Syrmien Vukovar-Syrmien
Höhe: 108 m. i. J.
Einwohner: 22.887 (31. Dezember 2021)
Telefonvorwahl: (+385) 032
Postleitzahl: 32 000
Kfz-Kennzeichen: VU
Struktur und Verwaltung
(Stand: 2025)
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Marijan Pavliček (HS)
Website:

Ansicht von Vukovar

Vukovar [ˈʋukɔʋaːr] (serbisch-kyrillisch Вуковар, ungarisch Vukovár, deutsch Wukowar) ist eine Stadt im Osten Kroatiens. Sie ist die Hauptstadt der Gespanschaft Vukovar-Syrmien (kroatisch Vukovarsko-srijemska županija) und hatte 2011 bei der Volkszählung 27.683 Einwohner. Die Region um Vukovar an der Grenze zu Serbien war während des Kroatienkriegs 1991–1995 das am stärksten umkämpfte Gebiet. Bei der serbischen Belagerung und der Schlacht um Vukovar wurde Vukovar weitgehend zerstört.

Die erste Silbe Vuk- weist auf den Fluss Vuka hin, der durch Vukovar fließt. Die zweite Silbe var (ung. vár oder város) ist ungarisch für Burg oder Stadt. Übersetzt bedeutet der Stadtname Burg an der Vuka. Der Flussname selbst entspricht Südslawisch vuk mit der Bedeutung Wolf. Zusammen mit dem ungarischen Wort vár ergibt sich daher auch die Deutungsmöglichkeit Wolfsburg.

Mündung der Vuka in die Donau
Lage der Stadt Vukovar in der Gespanschaft Vukovar-Syrmien

Die Stadt liegt in der historischen Region Slawonien, an der Mündung der Vuka in die Donau. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fuße eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.

Nach der Volkszählung aus dem Jahre 1900 hatte Vukovar damals 10.500 Einwohner: 4.000 Kroaten, 3.500 Deutsche, etwa 1.900 Serben und 950 Ungarn.[1]

Die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 2011 zeigten, dass auf dem politisch zur Stadt Vukovar gehörenden Gebiet 27.683 Menschen wohnten, darunter 57,4 Prozent Kroaten und 34,9 Prozent Serben. Die eigentliche Stadt wies 26.468 Einwohner auf.

Bevölkerung Vukovars bei den jeweiligen Volkszählungen[2]
Jahr Gesamt Kroaten Serben Deutsche Ungarn Andere
absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % absolut in %
1910 10.359 4.092 39,5 1.628 15,7 3.503 33,8 954 9,2 183 1,8
1931 10.242 5.048 49,6 1.702 16,6 2.670 26,1 571 5,6 215 2,0
1948 17.223 10.943 63,5 4.390 25,5 54 0,3 913 5,3 923 5,3
1971 30.222 14.694 48,6 9.132 30,2 60 0,2 835 2,8 5.501 18,2
1990 44.639 21.065 47,2 14.425 32,3 94 0,2 694 1,5 8.361 18,8
2001 31.670 18.199 57,5 10.412 32,9 58 0,2 387 1,2 2.614 8,3
2011 27.683 15.881 57,4 9.654 34,9 58 0,2 347 1,3 1.743 6,3
Landkarte der ehemaligen Gespanschaft Syrmien

Im Jahr 2001 hatte die Volkszählung eine etwas andere Verteilung ergeben: auf dem Großterritorium Vukovar lebten 31.670 Menschen, darunter 57,5 Prozent Kroaten und 32,9 Prozent Serben. 30.126 Personen wohnten in der eigentlichen Stadt, die übrigen in drei benachbarten Dörfern.

Weitere zehn Jahre zuvor, nach einer Volkszählung des Jahres 1991 gab es die folgenden Zahlen: in der (Groß-)Gemeinde Vukovar, die neben der Stadt Vukovar zahlreiche weitere benachbarte Ortschaften umfasste, 84.189 Menschen, davon 36.910 Kroaten (43,8 Prozent), 31.445 Serben (37,4 Prozent), 1.375 Ungarn (1,6 Prozent), 6.124 Jugoslawen (7,3 Prozent) und 8.335 andere (9,9 Prozent).

Einige der umliegenden Dörfer waren fast ausschließlich von Serben besiedelt, die meisten jedoch von Kroaten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren manche Orte zum Teil deutsch besiedelt – von den sogenannten Donauschwaben. In diesen deutschen Orten wurden vorwiegend Serben angesiedelt (siehe auch Sotin).

Aufgrund der sich nur langsam bessernden Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge aus dem Kroatienkrieg bis in die späten 2010er Jahre noch nicht zurückgekehrt.

Die Stadt ist ethnisch deutlich getrennt. Auch wenn keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen vorhanden ist, kommen die Einwohner unterschiedlicher Nationalität im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen bis hin zu Arbeitsstätten und Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.

Der kroatischen Gesetzgebung zufolge haben Kinder aller nationaler Minderheiten Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht. Daher findet die Schulbildung für kroatische Kinder in der lateinischen Schrift und in der kroatischen Sprache, der Unterricht der Serben in serbischer Sprache und in kyrillischer Schrift statt.

Von den 29 Mitgliedern des Stadtrates (Gradsko vijeće) werden derzeit 11 von der HDZ, 13 von der SDP, 3 von der SDSS (die die serbische Bevölkerung vertritt) und 2 von der Hrvatska Stranka Prava dr. Ante Starčević (Kroatische Partei des Rechts Dr. Ante Starčević) gestellt. Bürgermeister ist Ivan Penava (HDZ), Vorsitzender des Stadtrates Zdenka Buljan (HDZ).

Vor der Stadtgründung

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Die Region ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Eine jungsteinzeitliche Tonfigur, die Vučedol-Taube, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Die archäologische Ausgrabungsstätte der Vučedol-Kultur befindet sich in der gleichnamigen Siedlung etwa 5 km außerhalb der Stadt.

Zur Römerzeit gab es zahlreiche Siedlungen und Kastelle entlang der Donaugrenze. Seit dem 6. Jahrhundert wanderten Slawen ein. Im Jahr 852 beschrieben Chronisten das Reich des kroatischen Fürsten Trpimir als „usque ad ripam Danubii et pene per totum Regnum Chroatorum“ („bis hin zur Donau durch das gesamte Kroatien“).

Entstehung der Stadt

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Vukovar (markiert) auf der Syrmienkarte aus dem Jahr 1751

Im 10. Jahrhundert wurde die Festung Vukovo gegründet, an der sich die Stadt langsam entwickelte. Ab dem Hochmittelalter war die Region Teil des zur Ungarischen Krone gehörenden Königreiches Slawonien. Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Ort als Vukovar bezeichnet.

Von der osmanischen Zeit bis zum sozialistischen Jugoslawien

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Stadtansicht Vukovar 1904

Von 1526 bis 1687 stand die Region unter osmanischer Herrschaft. Danach wurde sie Teil Österreich-Ungarns mit kroatischer, ungarischer, deutscher und serbischer Bevölkerung. Vukovar war Sitz des Komitates Syrmien (Szerém), das innerhalb der Ungarischen Krone zu Kroatien-Slawonien gehörte. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es 1918 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Königreich Jugoslawien. Im Zweiten Weltkrieg war die Region 1941 bis 1945 Teil des Unabhängigen Staats Kroatien.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Deutschstämmigen vertrieben und vermehrt Serben, aber auch Kroaten aus damals ärmeren Regionen wie z. B. dem Zagorje angesiedelt.

Hauptdenkmal für die Opfer des Kroatienkrieges (Tomislav Ostoja, 2000)

Schlacht und Massaker

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Wasserturm von Vukovar 2021

Ende der 1980er Jahre gab es zunehmende Spannungen zwischen Serben und Kroaten. Die Spannungen verstärkten sich, als die antikroatische Propaganda aus Belgrad und die antiserbische Propaganda aus Zagreb bei einem Teil der Serben und Kroaten Wirkung zeigte. Die Extremen unter ihnen bewaffneten sich, gingen in den umliegenden Dörfern in Stellung. 1991 kam es hier zum ersten größeren Zusammenstoß zwischen kroatischer Polizei und Serben, nachdem sich die Bewohner der überwiegend von Serben bewohnten Gemeinde Borovo Selo geweigert hatten, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt aufzuhängen (siehe Scharmützel von Borovo Selo). Aus Ferngeschützen fielen die ersten Schüsse auf das umzingelte Vukovar.

In den nächsten drei Monaten schlugen während der Schlacht um Vukovar bis zu 8000 Granaten täglich ein, insgesamt sechs Millionen Geschosse. Den kroatischen Truppen – 800 Soldaten und Polizisten, dazu gut 1000 Freiwillige – stand ein größeres Regiment der Jugoslawischen Volksarmee und serbische Freischärler gegenüber, die Vukovar mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und schwerer Artillerie einnehmen wollten.

Die Belagerung der Stadt durch die Jugoslawische Volksarmee dauerte 87 Tage und endete am 18. November 1991. Als die Soldaten an jenem Tag in die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt einmarschierten, lebten dort noch 15.000 Menschen. Viele von ihnen hatten während des Bombardements Zuflucht im Krankenhaus von Vukovar gesucht. Während der Schlacht wurde u. a. der Wasserturm schwer beschädigt und dient heute als Mahnmal.

Nach Schilderung der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) trieben am 20. November 1991 serbische Einheiten, unter Kontrolle oder Einfluss u. a. der Jugoslawischen Volksarmee 255 Kroaten und andere Nicht-Serben aus dem Krankenhaus zusammen, transportierten sie zunächst auf eine Farm nahe der Ortschaft Ovcara und folterten sie dort über Stunden. Sie wurden dann in 10er- und 20er-Gruppen geteilt und etwas entfernt zwischen der Farm Ovcara und Grabovo von Soldaten erschossen und in einem Massengrab vergraben. Eine große Zahl von Bewohnern Vukovars wurde laut Anklage in das serbische Internierungslager in Dalj gebracht.[3]

Nach der Belagerung

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Danach wurde die Stadt einige Zeit lang zum Zentrum der serbisch kontrollierten Gebiete Ostslawonien und Baranja, ein Großteil der kroatischen Bevölkerung wurde vertrieben. Dagegen siedelten sich viele serbische Vertriebene aus dem restlichen Kroatien an, insbesondere den Städten Osijek und Vinkovci. Anders als jene Gebiete wurde Ostslawonien mit Vukovar nicht militärisch zurückerobert: Das Gebiet kam 1995 nach dem Abkommen von Erdut vom 12. November 1995 zwischen der kroatischen Regierung und einer serbischen Delegation unter provisorische UN-Verwaltung (UNTAES – United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 wurden Rückkehrer zugelassen, wobei es erneut zu Spannungen kam. 1998 wurde das Gebiet in Kroatien reintegriert, behielt aber ebenso wie die gesamte Gespanschaft Osijek-Baranja bestimmte Sonderrechte für die serbische Minderheit (z. B. keine Wehrpflicht in der Kroatischen Armee und ein fünfjähriges Moratorium im Schulfach Geschichte, insbesondere der Geschichtsschreibung im Zeitraum von 1991 bis 1995).

Die mutmaßlich verantwortlichen Offiziere für das Massaker im Krankenhaus von Vukovar, Mile Mrkšić, Veselin Šljivančanin und Miroslav Radić, die sogenannte Vukovar-Trojka, wurden später vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag angeklagt.[4] Mrkšić und Radić stellten sich im Mai und Juni 2002, Veselin Šljivančanin wurde im Juni 2003 festgenommen. Mrkšić und Šljivančanin wurden zu 20 bzw. 17 Jahren Haft verurteilt, Radić wurde freigesprochen, da ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er von dem Massaker gewusst hatte.

Der Donau-Hafen Vukovar

Vormals war Vukovar ein Zentrum der Textil- und Gummiindustrie (Vuteks, Borovo) und ist nach wie vor ein wichtiger Donauhafen.

Borovo war die größte Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien und hatte 1990 circa 21.000 Beschäftigte. Der Stadtteil Borovo Naselje gehört zu den am meisten zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Großbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit noch knapp 3000 Personen einen Arbeitsplatz bieten.

Ostslawonien ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. Die ehemalige Agrargenossenschaft VUPIK, bekannt vor allem für ihre Weißweine, gehört zu den bedeutendsten Unternehmen.

Bauwerke und Mahnmale

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Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod barocker Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen von Eltz und das Franziskanerkloster, welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Großteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, weil eher in Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert wird als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.

Das Mahnmal Ovčara befindet sich an der Stelle, an dem serbische Soldaten im Jahr 1991 beim Massaker von Vukovar 200 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Patienten ermordeten.

Selbst mehr als zehn Jahre nach dem Krieg ist Vukovar in weiten Teilen eine Geisterstadt geblieben. Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist die Stadt ein Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier anschaulich die Brutalität des Krieges, aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.

Die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Große Synagoge wurde im Zweiten Weltkrieg verwüstet und 1958 abgerissen.

Schloss der Grafen Eltz

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Schloss Eltz

Der Mainzer Kurfürst Philipp Karl von Eltz kaufte im Jahr 1736 das Gut Vukovar. Der Bau des Schlosses begann im Jahr 1749 unter dem Bauherrn Anselm Kasimir Eltz. Zunächst wurde der Mittelteil fertiggestellt, später erfolgten Erweiterungsbauten. Sein gegenwärtiges Aussehen hat das Schloss seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit dem Jahr 1968 befindet sich darin das Stadtmuseum von Vukovar. Das Gebäude wurde während der serbischen Angriffe auf die Stadt zu Beginn des Kroatienkrieges schwer beschädigt.

Persönlichkeiten

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Die folgende Übersicht enthält bedeutende, in Vukovar geborene Persönlichkeiten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Commons: Vukovar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Christian Wehrschütz, Brennpunkt Balkan: Blutige Vergangenheit - Ungewisse Zukunft, ISBN 3-222-13427-8, S. 47
  2. Website der Stadt Vukovar: Stanovništvo grada Vukovara (Memento des Originals vom 30. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vukovar.hr
  3. Home | International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia. In: www.un.org. Abgerufen am 7. November 2016.
  4. Kriegsverbrecher in ehem.Jugoslawien