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„Musik Ägyptens“ – Versionsunterschied

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Die '''Musik Ägyptens''' umfasst seit der islamischen Zeit verbreitete überregionale Traditionen der [[Klassische arabische Musik|klassischen arabischen Musik]] und eine regionale Volksmusik, die teilweise auf [[Altes Ägypten|altägyptische]] Musikformen zurückgeht. Die [[Beduinen]] auf der [[Sinai-Halbinsel]] und die [[Nubier]] in Oberägypten haben eine eigene traditionelle Musik. Neben der [[Islamische Musik|islamischen Musik]] stellt der Kirchengesang der [[Kopten]] eine weitere Gattung der religiösen Musik dar. Die heutige [[Arabische Popmusik|städtische Popmusik]] ist von ländlichen Traditionen und westlicher populärer Musik beeinflusst. Westliche [[klassische Musik]] wird seit dem 19. Jahrhundert in Großstädten wie [[Kairo]] und [[Alexandria]] aufgeführt.

== Musik im antiken Ägypten ==
== Musik im antiken Ägypten ==
In der Musik zeigten die alten Ägypter ab etwa 3000 v. Chr. technische Fertigkeit in der großen Vielfältigkeit ihrer [[Musikinstrument]]e, den verschieden gestalteten [[Harfe]]n, [[Laute]]n, [[Leier (Zupfinstrument)|Leiern]], [[Flöte]]n, Doppelklarinetten, [[Trommel]]n etc., die sich in zahlreichen Wandmalereien abgebildet finden; weitere Kenntnisse leiten sich aus Funden archäologischer Ausgrabungen ab.


== Volksmusik ==
In der Tonkunst zeigten die alten Ägypter ab etwa 3000 v. Chr. technische Fertigkeit in der großen Mannigfaltigkeit ihrer [[Musikinstrument]]e, den verschieden gestalteten [[Harfe]]n, [[Laute]]n, [[Zither]]n, [[Flöte]]n, [[Doppeloboe]]n, [[Pfeife (Instrument)|Pfeifen]], [[Tamburin]]en, [[Trommel]]n etc., die sich in zahlreichen Wandfresken abgebildet finden; weitere Kenntnisse leiten sich auf Funden aus ärchäologischen Ausgrabungen ab.
In der nachptolemäischen und nachrömischen Zeit integrierte die Musik in Ägypten Einflüsse aus der [[Byzantinische Musik|byzantinischen]], [[Iranische Musik|persischen]] und vor allem – der [[Arabische Musik#Regionale Volks- bzw. populäre Musik|arabischen Musik]]. Innerhalb Ägyptens beeinflussten vor allem die Traditionen der Beduinen, Saiyidis und Nubier die ägyptische Volksmusik.

== Entwicklung ==

=== Volksmusik ===

In der nach-ptolemäischen und nach-römischen Zeit integriert die ägyptische Musik Einflüsse aus dem byzantinischen, persischen und - vor allem - dem arabischen Raum. Innerhalb Ägyptens beeiflussten vor allem die Traditionen der Beduinen, Saiyidis und Nubier die ägyptische Volksmusik.


== Populäre Musik ==
== Populäre Musik ==
Bis in die späten 1970er-Jahre waren Sängerinnen und Musiker wie [[Umm Kalthum]], [[Abdel Halim Hafez]], [[Mohammed Abdel Wahab]] und die aus Syrien eingewanderten Geschwister [[Asmahan]] und ihr Bruder [[Farid el Atrache]] Ägyptens größte Popstars. Sie zählen bis heute zu den bekanntesten Musikern des 20. Jahrhunderts in der arabischen Welt. Ab Mitte der 1980er-Jahre wurden sie jedoch durch neuere Musikformen wie [[Al-jil]] (dazu gehört der größte arabische Popstar [[Amr Diab]]) und [[Shaabi]] verdrängt, vor allem beim jüngeren Publikum.


In den späten 1960er-Jahren begann sich die moderne ägyptische [[Popmusik]] mit Sängern wie [[Aida al-Schah]] und [[Layla Nasmy]] zu entwickeln. In der gleichen Zeit gründete der Militärmusiker [[Salah Ragab]] die ''Cairo Jazz Band'', die im Austausch mit Protagonisten der [[Jazz]]<nowiki/>avantgarde wie [[Sun Ra]] stand.
Bis die späten 1980er Jahre waren klassische Sänger wie [[Umm Kalthum]] Ägyptens größte Popstars. Ab Mitte den 1990er Jahre wurden sie jedoch durch neuere Musikformen wie [[Al-jil]] und [[Shaabi]] verdrängt, vor allem beim jüngeren Publikum.
In den späten 1960er Jahren begann sich die moderne ägyptische Popmusik mit Sängern wie [[Aida al-Schah]] und [[Layla Nasmy]] zu entwickeln.


=== Shaabi ===
=== Shaabi ===
Shaabi (''šaʿbī'', „volks[musikalisch], traditionell, populär“) ist eine städtische Popularmusik, die Themen aus dem Alltag der meist aus der ländlichen und städtischen Arbeiterschaft stammenden Zuhörer behandelt. Der Durchbruch für Shaabi-Musik erfolgte 1971 mit dem Erfolg von [[Ahmed Adaweyah]]. Adaweyah integrierte in seiner Musik Einflüsse aus [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und den [[Vereinigte Staaten|USA]] sowie anderer arabischer Popstars.


Im Shaabi ist eine farbige und ausdrucksstarke [[Performance (Kunst)|Performance]] genauso wichtig wie die Musik und die Lyrik. Die meisten Shaabi-Musiker haben nur wenige Auftritte in den [[Soziale Medien|sozialen Medien]]. Einige Musiker wie [[Shaaban Abdul Rahim]] oder [[Sama El Masry]] verbinden ihre Auftritte mit einer starken politischen Botschaft.<ref>[https://english.alarabiya.net/perspective/2014/04/21/Sama-al-Masri-Egypt-s-sassy-sexy-satirist-but-should-we-take-her-seriously- ''Sama al-Masri: Egypt’s sassy, sexy satirist… should we take her seriously?''] Eman El-Shenawi, al-Arabiya, 20. Mai 2020</ref>
Der Durchbruch für Shaabi-Musik erfolgte [[1971]] mit dem Erfolg von [[Ahmed Adaweyah]]. Adaweyah integrierte in seiner Musik Einflüsse aus [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] und den [[USA]] sowie anderer arabischer Popstars.

=== Mahraganat ===
Mahraganat („Festival“) gilt als eine Weiterentwicklung der Shaabi-Musik. Mahraganat, beeinflusst von [[Hip-Hop]], ist seit dem [[Arabischer Frühling|Arabischen Frühling]] vor allem in den armen Vororten [[Kairo]]s populär. Wegen ihrer „vulgären Texte“ verweigert die zuständige ägyptische Gewerkschaft den Musikern die Aufnahme.<ref>{{cite news
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=== Al-Jil ===
=== Al-Jil ===
Al-Jil-Musik entwickelte sich in den 1970er-Jahren. Es handelte sich dabei um eine tanzbare Popmusik, die typisch arabische Merkmale einschloss. Der Hauptvertreter dieser Musikrichtung ist [[Hamid el-Shaeri]], der mit ''Lolaiki'' (1988) den ersten Al-Jil-Hit veröffentlichte.


=== Einige Vertreter der populären Musik ===
Al-Jil-Musik entwickelte sich in den 70er Jahren. Es handelte sich dabei um eine tanzbare Popmusik, die typisch arabische Merkmale einschloss. Der Hauptvertreter dieser Musikrichtung ist [[Hamid el-Shaeri]], der mit ''"Lolaiki"'' ([[1988]]) den ersten Al-jil-Hit veröffentlichte.
* [[Amr Diab]] (Er gewann 1998, 2002 und 2007 den ''[[World Music Award]]'')

* [[Tamer Hosny]]
=== Vertreter ===
* [[Samira Saïd]] ([[Popmusik]]/[[Weltmusik]])

* [[Mohamed Mounir]] (verbindet traditionelle [[Sufismus|Sufimusik]] mit Elementen des Pop und [[Rock (Musik)|Rock]])
Zu den Vertretern der zeigenössischen ägyptischen Musik gehören u.a.:
* [[Aly & Fila]] ([[Trance (Musik)|Trance]])

* [[Fathy Salama]]
* [[Samira Said]] ([[Popmusik]]/[[Weltmusik]])
Zu einer Vielzahl der im Ausland tätigen ägyptischen Musiker, die ihre Kultur im europäischen Ausland bekanntmachen und verbreiten, gehören
* Amr Diab
* [[Nasser Kilada]]
* [[Mohamed Askari]]
* [[Sayed Balaha]]

* [[Ali Baba (Musiker)|Ali Baba]]
== Heutige E-Musik ==
* [[Mohamed Hindi]]
* [[Nasser Kilada]]
* [[Khader Ahmad]]
Als populärste Musikgruppe Kairos gilt [[Wust el-Balad]], die arabische Stilmittel und Rockmusik miteinander verknüpfen.


== Zeitgenössische und klassische europäische Musik ==
Die heutige ägyptische Musik unterscheidet sich zwei Gruppen:
Die zeitgenössische ägyptische [[E- und U-Musik|E-Musik]] unterscheidet sich in zwei Gruppen:
* Einer, die die [[Oktave]] in 24 Vierteltöne aufteilt, und
* Eine, die die [[Oktave]] in 24 Vierteltöne aufteilt, und
* einer mit 17 Stufen (''Lautenleiter'').
* eine mit 17 Stufen (''Lautenleiter'').


Siehe auch: [[Liste ägyptischer Komponisten klassischer Musik]]


== Literatur ==
==Klassische europäische Musik==
* Frédéric Lagrange: ''Al-Tarab – Die Musik Ägyptens'', mit einem Vorwort von [[Rabih Abou-Khalil]], aus dem Französischen von Maximilien Vogel, Palmyra-Verlag, Heidelberg 2000.


== Einzelnachweise ==
siehe: [[Liste ägyptischer Komponisten klassischer Musik]]
<references />


[[Kategorie:Ägypten|Musik]]
[[Kategorie:Musik (Ägypten)]]
[[Kategorie:Kultur (Ägypten)]]
[[Kategorie:Arabische Musik|Agypten]]
[[Kategorie:Musik nach Ländern|Aegypten]]

Aktuelle Version vom 21. Februar 2025, 17:59 Uhr

Die Musik Ägyptens umfasst seit der islamischen Zeit verbreitete überregionale Traditionen der klassischen arabischen Musik und eine regionale Volksmusik, die teilweise auf altägyptische Musikformen zurückgeht. Die Beduinen auf der Sinai-Halbinsel und die Nubier in Oberägypten haben eine eigene traditionelle Musik. Neben der islamischen Musik stellt der Kirchengesang der Kopten eine weitere Gattung der religiösen Musik dar. Die heutige städtische Popmusik ist von ländlichen Traditionen und westlicher populärer Musik beeinflusst. Westliche klassische Musik wird seit dem 19. Jahrhundert in Großstädten wie Kairo und Alexandria aufgeführt.

Musik im antiken Ägypten

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In der Musik zeigten die alten Ägypter ab etwa 3000 v. Chr. technische Fertigkeit in der großen Vielfältigkeit ihrer Musikinstrumente, den verschieden gestalteten Harfen, Lauten, Leiern, Flöten, Doppelklarinetten, Trommeln etc., die sich in zahlreichen Wandmalereien abgebildet finden; weitere Kenntnisse leiten sich aus Funden archäologischer Ausgrabungen ab.

In der nachptolemäischen und nachrömischen Zeit integrierte die Musik in Ägypten Einflüsse aus der byzantinischen, persischen und – vor allem – der arabischen Musik. Innerhalb Ägyptens beeinflussten vor allem die Traditionen der Beduinen, Saiyidis und Nubier die ägyptische Volksmusik.

Populäre Musik

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Bis in die späten 1970er-Jahre waren Sängerinnen und Musiker wie Umm Kalthum, Abdel Halim Hafez, Mohammed Abdel Wahab und die aus Syrien eingewanderten Geschwister Asmahan und ihr Bruder Farid el Atrache Ägyptens größte Popstars. Sie zählen bis heute zu den bekanntesten Musikern des 20. Jahrhunderts in der arabischen Welt. Ab Mitte der 1980er-Jahre wurden sie jedoch durch neuere Musikformen wie Al-jil (dazu gehört der größte arabische Popstar Amr Diab) und Shaabi verdrängt, vor allem beim jüngeren Publikum.

In den späten 1960er-Jahren begann sich die moderne ägyptische Popmusik mit Sängern wie Aida al-Schah und Layla Nasmy zu entwickeln. In der gleichen Zeit gründete der Militärmusiker Salah Ragab die Cairo Jazz Band, die im Austausch mit Protagonisten der Jazzavantgarde wie Sun Ra stand.

Shaabi (šaʿbī, „volks[musikalisch], traditionell, populär“) ist eine städtische Popularmusik, die Themen aus dem Alltag der meist aus der ländlichen und städtischen Arbeiterschaft stammenden Zuhörer behandelt. Der Durchbruch für Shaabi-Musik erfolgte 1971 mit dem Erfolg von Ahmed Adaweyah. Adaweyah integrierte in seiner Musik Einflüsse aus Großbritannien und den USA sowie anderer arabischer Popstars.

Im Shaabi ist eine farbige und ausdrucksstarke Performance genauso wichtig wie die Musik und die Lyrik. Die meisten Shaabi-Musiker haben nur wenige Auftritte in den sozialen Medien. Einige Musiker wie Shaaban Abdul Rahim oder Sama El Masry verbinden ihre Auftritte mit einer starken politischen Botschaft.[1]

Mahraganat („Festival“) gilt als eine Weiterentwicklung der Shaabi-Musik. Mahraganat, beeinflusst von Hip-Hop, ist seit dem Arabischen Frühling vor allem in den armen Vororten Kairos populär. Wegen ihrer „vulgären Texte“ verweigert die zuständige ägyptische Gewerkschaft den Musikern die Aufnahme.[2][3]

Al-Jil-Musik entwickelte sich in den 1970er-Jahren. Es handelte sich dabei um eine tanzbare Popmusik, die typisch arabische Merkmale einschloss. Der Hauptvertreter dieser Musikrichtung ist Hamid el-Shaeri, der mit Lolaiki (1988) den ersten Al-Jil-Hit veröffentlichte.

Einige Vertreter der populären Musik

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Zu einer Vielzahl der im Ausland tätigen ägyptischen Musiker, die ihre Kultur im europäischen Ausland bekanntmachen und verbreiten, gehören

Als populärste Musikgruppe Kairos gilt Wust el-Balad, die arabische Stilmittel und Rockmusik miteinander verknüpfen.

Zeitgenössische und klassische europäische Musik

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Die zeitgenössische ägyptische E-Musik unterscheidet sich in zwei Gruppen:

  • Eine, die die Oktave in 24 Vierteltöne aufteilt, und
  • eine mit 17 Stufen (Lautenleiter).

Siehe auch: Liste ägyptischer Komponisten klassischer Musik

  • Frédéric Lagrange: Al-Tarab – Die Musik Ägyptens, mit einem Vorwort von Rabih Abou-Khalil, aus dem Französischen von Maximilien Vogel, Palmyra-Verlag, Heidelberg 2000.

Einzelnachweise

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  1. Sama al-Masri: Egypt’s sassy, sexy satirist… should we take her seriously? Eman El-Shenawi, al-Arabiya, 20. Mai 2020
  2. Ben Hubbard: Out of Egypt’s Chaos, Musical Rebellion In: New York Times, 11. Mai 2013. Abgerufen am 13. April 2014 
  3. Khalid El Kaoutit: Mahraganat: Cairo's Music Revolution. Deutsche Welle, 12. April 2014, abgerufen am 13. April 2014 (englisch).