„John Dowland“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Jed (Diskussion | Beiträge) K Link fixed |
|||
(311 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''John Dowland''' (heute meist ˈdɑulənd, historisch ˈdoʊlənd<ref> In England dürfte die weit überwiegende Aussprache ˈdɑulənd sein (vgl. Everyman´s English Pronouncing Dictionary 1972 und Oxford Learner´s Dictionary (online)). Daneben gibt es ˈdɑulən und ˈduːlən(d). Gewichtige Hinweise aus Dowlands Zeit sprechen für ˈdoʊlənd, zum Beispiel der von Dowland selbst verwendete Reim "Semper Dowland - semper dolens" vgl. "Werke für Laute" in diesem Artikel. Im Einzelnen vgl. die „Talk“-Seite in der englischen Wikipedia.</ref>) (* (nach eigener Angabe) [[1563]] möglicherweise in [[London]];<ref>Der Geburtsort ist nicht eindeutig bekannt, aber einige Kirchenbücher in London weisen im 16. Jahrhundert den Namen Dowland auf. Quelle: {{Webarchiv|url=http://johndowland.de/vita_d.html |wayback=20090405151054 |text=Biographie Dowlands auf johndowland.de }}. Andere Quellen geben auch [[Dalkey]] bei Dublin als Geburtsort an.</ref> begraben am [[20. Februar]] [[1626]] in St Anne, [[Blackfriars (London)|Blackfriars]], London) war ein englischer [[Renaissancelaute|Lautenist]], bedeutender [[Renaissancekomponist|Komponist]] und Musikherausgeber des [[Elisabethanisches Zeitalter|Elisabethanischen Zeitalters]]. |
|||
'''John Dowland''' ([[1563]] - [[1626]]) war ein englischer [[Komponist]] der [[Renaissance]]. |
|||
== Leben == |
|||
Bevor Dowland 1612 ''Musician for the lute'' am königlichen Hof in England wurde, hatte er ein bewegtes, von vielen Reisen geprägtes Leben geführt: 1579 bis 1584 stand er im Dienst Sir Henry Cobhams, des englischen Gesandten in [[Paris]], und seines Nachfolgers Sir Edward Staffords. 1594/95 hielt er sich für einige Zeit am Hof des Herzogs von Braunschweig in [[Wolfenbüttel]] und des Landgrafen [[Moritz (Hessen-Kassel)|Moritz von Hessen]] in [[Kassel]] auf. Anschließend ging er nach [[Italien]], und war schließlich von 1598-1606 Lautenist am Hof König [[Christian IV. (Dänemark)|Christians IV. von Dänemark]]. |
|||
Von 1579 bis 1584 stand Dowland im Dienst [[Henry Cobham]]s, des englischen Gesandten in Paris, und seines Nachfolgers [[Edward Stafford, 3. Duke of Buckingham]]. Nachdem er sich 1594 erfolglos als Nachfolger des verstorbenen königlichen [[Lautenist]]en [[John Johnson (Komponist)|John Johnson]] beworben hatte, begab er sich auf eine einjährige Auslandsreise und hielt sich zunächst am Hof von [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel]], und des Landgrafen [[Moritz (Hessen-Kassel)|Moritz von Hessen]] in Kassel auf. Anschließend wollte er [[Luca Marenzio]] in Rom besuchen. In Florenz erfuhr er vom Plan einer katholischen Gruppe englischer Exilanten, ein Attentat auf Königin [[Elisabeth I.]] zu begehen. Bestürzt reiste er nach Nürnberg zurück. Von dort aus schrieb er einen langen, verstörten Brief an [[Robert Cecil, 1. Earl of Salisbury]], in dem er detaillierte Angaben über die Verschwörer machte. Ende 1596 oder Anfang 1597 kehrte er nach London zurück, wiederum in der Hoffnung, als Hoflautenist angestellt zu werden. Doch seine Erwartungen zerschlugen sich abermals, da sein Freund und Gönner ''Henry Noel'' verstarb, kurz nachdem er Dowland in einem Brief um seine Rückkehr nach England gebeten hatte. Dowlands nächster Auslandsaufenthalt führte ihn nach Dänemark, wo er von 1598 bis 1606 als Lautenist am Hof König [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christians IV. von Dänemark]] sieben materiell ertragreiche Jahre verbrachte, bis er wegen großer finanzieller Schwierigkeiten von seinem Posten entfernt wurde. Die Komposition ''The King of Denmark’s [[Galliarde|Galliard]]'' hatte Dowland seinem Gönner Christian gewidmet.<ref>Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 87.</ref> Nach seiner Entlassung kehrte er nach England zurück und war einige Jahre bei einem Höfling namens ''Theophilus Howard, Lord Walden'' angestellt. Schließlich erhielt er am 12. oder 28. Oktober 1612 den jahrelang ersehnten Posten als ''Musician for the lute'' am königlichen Hof in England, schrieb aber nach diesem beruflichen Erfolg fast keine Kompositionen mehr. Nach seinem Tod – wahrscheinlich am 20. Januar 1626 – wurde er auf dem Friedhof von St Anne, [[Blackfriars (London)|Blackfriars]], London, begraben. Die Kirche wurde beim [[Großer Brand von London|großen Brand 1666]] zerstört. Eines seiner bekanntesten Lautenlieder ist ''In darknesse let mee dwell'', das 1610 publiziert wurde. |
|||
John Dowlands Sohn ist der ebenfalls als Lautenist und Komponist bekannte [[Robert Dowland]], der auch Werke seines Vaters publizierte (etwa ''Queen Elizabeth’s Galliard'', ein von John Dowland der selbst Laute spielenden Königin Elisabeth gewidmetes Stück, in ''Variety of Lute Lessons'').<ref>Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 88 f.</ref> |
|||
Dowlands musikalisches Werk umfasst vor allem [[Laute]]nlieder, die ganz verschiedene Themen behandeln. Musikalisch handelt es sich vorwiegend um Strophenlieder, seltener finden sich auch durchkomponierte Stücke. Sie werden von einer zwar verzierten, aber insgesamt [[homorhythmisch]]en Begleitung gestützt. Die Text[[deklamation]] bleibt durchgehend deutlich, Verzierungen werden als Ausdruckselemente eingesetzt. Zu seiner Zeit war Dowland als [[Laute]]nist und Komponist bekannter Stücke berühmt, und auch heute noch sind seine Werke für und mit Laute durch subtile Textbehandlung, rhythmische Vielfalt und harmonischen Reichtum äußerst reizvoll. |
|||
== Werk == |
|||
{{Manueller Rahmen |
|||
|content = |
|||
[[Datei:John Dowland (1563-1626) - The King of Denmark Galliard à5, Lachrimae, No.11 for Treble, Tenor & Bass Viols with Great Bass Violone in G.ogg|350px]]''The King of Denmark Galliard'' à 5 (''Lachrimae'' Nr. 11) |
|||
[[Datei:John Dowland (1563-1626) - Mistress Nichols Almand à5, Lachrimae, No.20 for Treble, Tenor & Bass Viols with Great Bass Violone in G.ogg|350px]]''Mistress Nichols Almand'' à 5 (''Lachrimae'' Nr. 20) |
|||
[[Datei:John Dowland (1563-1626) - M. George Whitehead His Almand, Lachrimae, No.21 for Treble, Tenor & Bass Viols with Great Bass Violone in G 1604.ogg|350px]]''M. George Whitehead His Almand'' (''Lachrimae'' Nr. 21) |
|||
|width = 350 |
|||
|caption = Hörbeispiele von Werken John Dowlands für [[Viola da gamba|Gamben]]-Consort und [[Violone]], gespielt von Phillip W. Serna |
|||
|align = right |
|||
|pos = top |
|||
}} |
|||
<!-- |
|||
(Die im Folgenden angeführten Links sind kaputt, daher erstmal auskommentiert:) |
|||
{| align="right" border="1" style="border-collapse:collapse" |
|||
! Hörbeispiele: Werke von Dowland |
|||
|- |
|||
| |
|||
{| cellpadding="5" |
|||
| [[Datei:Loudspeaker.svg|12px|link=|alt=]] || [[:Datei:Come again dowland.ogg|''„Come again“''<br /><small>(Valeria Mignaco, Sopran & Alfonso Marin, Laute)</small>]] |
|||
|} |
|||
|- |
|||
| |
|||
{| cellpadding="5" |
|||
| [[Datei:Loudspeaker.svg|12px|link=|alt=]] || [[:Datei:Say love if ever Dowland.ogg|''„Say Love if ever thou didst find“''<br /><small>(Valeria Mignaco, Sopran & Alfonso Marin, Laute)</small>]] |
|||
|} |
|||
|} |
|||
--> |
|||
Dowlands musikalisches Werk umfasst Lautenlieder (Sololieder<ref>[[Ulrich Olshausen]]: ''Das lautenbegleitete Sololied in England um 1600.'' Phil. Dissertation, Frankfurt am Main 1963.</ref> mit Lautenbegleitung), die durch meist drei zusätzliche Stimmen auch mit Vokalensemble (Sopran, Alt, Tenor, Bass) aufzuführen sind (Ensemblestücke, bei denen man Stimmen weglassen kann), sowie Werke für [[Laute]] solo und Werke für [[Gambenconsort]] mit Lautenbegleitung. |
|||
Dowlands Lieder ([[Air (Musik)#Englische Ayres für Singstimme und Laute|''Ayres'']]), veröffentlicht ab 1597,<ref>''The first Booke of Songes or Ayres of fowre partes with Tableture for the Lute [...].'' London (Druck: Peter Short) 1597.</ref> behandeln ganz verschiedene Themen. Musikalisch handelt es sich vorwiegend um Strophenlieder (zum Beispiel das dreistrophige Lied ''If my complaints could passions move''), seltener finden sich auch durchkomponierte Stücke. Die Begleitung ist weitgehend [[Homophonie (Musik)|homophon]], jedoch bereichert durch zahlreiche [[Verzierung (Musik)|Verzierungen]]. Einige Lieder, etwa das berühmte Lied [[Flow My Tears]] oder ''Oh, sweet woods'', enthalten aber auch [[Polyphonie|polyphon]] durchkomponierte Passagen. Die Textdeklamation bleibt durchgehend deutlich, Verzierungen werden als Ausdruckselemente eingesetzt. Ein Teil der Lautenlieder Dowlands beruht auf seinerzeit gängigen Tanzformen. |
|||
[[Datei:Dowland Lachrymæ.gif|mini|Titelblatt von John Dowlands ''Lachrimae or Seaven Teares Figured in Seaven Passionate Pavans'']] |
|||
Von besonderer Bedeutung sind Dowlands Instrumentalwerke. Seine Kompositionen für Gambenconsort mit Lautenbegleitung markieren in der europäischen Musikgeschichte einen ersten Höhepunkt der Entwicklung zu einer selbständigen Instrumentalmusik. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang vor allem sieben [[Variation (Musik)|Variationen]] über das Thema der [[Pavane|Lachrimae Pavane]] (ursprünglich eine Komposition für Laute solo, später zum Lied ''Flow My Tears'' und zu den genannten Kompositionen für Gambenconsort ausgearbeitet) und die Consortfassung der Lautenkomposition ''Semper Dowland, Semper Dolens.'' In beiden Stücken wird die oft melancholische Stimmung der Werke Dowlands besonders deutlich, musikalisch hervorgehoben durch eine vergleichsweise [[dissonanz]]enreiche [[Harmonik]]. |
|||
Von Dowland sind etwa 100 Kompositionen für Laute solo erhalten. Sie gehören zu den anspruchsvollsten und ausgereiftesten Werken für dieses Instrument und zählen heute zum festen Repertoire nahezu aller Lautenisten und klassischen Gitarristen. |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|+ Werke für Laute solo |
|||
| valign="top" width="50%" | |
|||
[[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasien]] |
|||
* Forlorn Hope Fancy |
|||
* Farewell |
|||
* Farewell (An ''In Nomine'') |
|||
* A Fancy 1 |
|||
* A Fancy 2 |
|||
* A Fancy 3 |
|||
[[Pavane]]n |
|||
* Piper’s Pavan |
|||
* Semper Dowland Semper Dolens |
|||
* Solus Cum Sola |
|||
* Mrs. Brigide Fleetwood’s Pavan alias Solus Sine Sola |
|||
* Dr. Case’s Pavan |
|||
* Resolution |
|||
* Mr. John Langton’s Pavan |
|||
* Sir John Langton’s Pavan |
|||
* Lachrimæ |
|||
* A Pavan |
|||
* The Lady Russell’s Pavan |
|||
* A Pavan |
|||
[[Allemande]]n |
|||
* Sir John Smith, his Almain |
|||
* Smythes Allmayne |
|||
* Lady Laiton’s Almain |
|||
* An Almain |
|||
* Mrs. White’s Thing |
|||
* A Piece Without Title |
|||
* Mrs. Nichols’ Almain |
|||
* Mrs. Clifton’s Almain |
|||
* [[George Carey, 2. Baron Hunsdon|Lady Hunsdon’s]] Puffe<ref>Vgl. auch Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 91 f. (''Lady Hunsdon’s Alman'', signiert von Dowland als „Bachelor of Musick“).</ref> |
|||
[[Jig]]s und andere Stücke im 6/8 Takt |
|||
* Mrs. Winter’s Jump |
|||
* Mrs. White’s Nothing |
|||
* Mrs. Vaux’s Jig |
|||
* The Shoemaker’s Wife |
|||
* Tarleton’s Riserrectione (auch ''Tarleton’s Resurrection'') |
|||
Bearbeitungen von Balladen |
|||
* Orlando Sleepeth |
|||
* Fortune |
|||
* Complainte |
|||
* Go From My Window |
|||
* Lord Strang’s March |
|||
* My Lord Willoughby’s Welcome Home |
|||
* Walsingham |
|||
* Aloe |
|||
* Loth to Depart |
|||
* Robin |
|||
| valign="top" width="50%" | |
|||
[[Galliarde]]n |
|||
* Captain Digorie Piper’s Galliard |
|||
* Dowland’s Galliard |
|||
* John Dowland’s Galliard |
|||
* Dowland’s First Galliard |
|||
* The Frog Galliard |
|||
* A Galliard (in d Moll) |
|||
* Melancholy Galliard |
|||
* Sir John Souch’s Galliard |
|||
* A Galliard (zu einer Galliarde von [[Daniel Bacheler]]) |
|||
* Giles Hobie’s Galliard |
|||
* A Galliard (in g Moll) |
|||
* A Galliard (on Walsingham) |
|||
* Mrs. Vaux Galliard |
|||
* Mr. Langton’s Galliard |
|||
* Mignarda |
|||
* A Galliard (in g Moll) |
|||
* Mr. Knight’s Galliard |
|||
* My Lord Chamberlain, His Galliard (eine Invention für zwei Personen auf einer Laute) |
|||
* The Right Honourable The Lord Viscount Lisle His Galliard |
|||
* The Round Battle Galliard |
|||
* The Most High and Mighty [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christianus The Fourth King of Denmark]], His Galliard |
|||
* The Most Sacred Queen Elizabeth, Her Galliard |
|||
* Can She Excuse |
|||
* The Right Honourable Robert Earl of Essex, His Galliard |
|||
* The Lady Rich’s Galliard |
|||
* The Right Honourable The Lady Rich, Her Galliard |
|||
* The Earl of Derby’s Galliard |
|||
* The Right Honourable Ferdinando Earl of Derby, His Galliard |
|||
* The Right Honourable The Lady Clifton’s Spirit |
|||
* Galliard to Lachrimæ |
|||
Liedarrangement |
|||
* Come Again |
|||
Stücke unbekannter Herkunft, möglicherweise von Dowland: |
|||
* A Fantasia |
|||
* A Fancy |
|||
* A Dream |
|||
* A Gaillard |
|||
* Mrs. Norrish’s Delight |
|||
* A Piece Without Title |
|||
* [[Merck toch hoe sterck|What If A Day]] |
|||
* A Coy Toy |
|||
* Tarleton’s Jig |
|||
|} |
|||
== Rezeption == |
|||
Der Lautenist und Komponist [[Joachim van den Hove]] bearbeitete und publizierte im 17. Jahrhundert Dowland-Werke. Auch im Lautenbuch des [[Wojciech Długoraj|Albert Długoraij]] aus dem Jahr 1619 (Musikbibliothek Leipzig), findet sich ein in deutscher Tabulatur geschriebenes Stück von Dowland.<ref>[[Adalbert Quadt]]: ''Lautenmusik aus der Renaissance.'' Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 13 (''2 Allemanden''), 23 (''Gagliarda da Anglica'' aus einem anonymen Manuskript mit französischer Tabulatur um 1600), 26 (''Gagliarde'' von John Dowland aus „van den Hove“) und 38 (''[[Courante]]'' von John Dowland aus „Długoraij“).</ref> Der Komponist [[Benjamin Britten]] verwendete Dowlands dreistrophigen Song ''Come Heavy Sleep(e)'' (aus Dowlands erstem Liederbuch<ref>Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 100 f.</ref>) für sein „Nocturnal“ (opus 70) für Gitarre solo (1964), das er für den Gitarristen [[Julian Bream]] schrieb. Dowlands [[Pavane]] ''Lachrimæ'' bildete die Grundlage für Brittens ''Lachrymae: reflections on a song of Dowland'', op. 48 (1950) für Viola und Klavier, welches Britten 1974 als op. 48a auch für Viola und Streichorchester bearbeitete. [[Bernard Stevens]] setzte 1953 seiner Verehrung für den Renaissancekomponisten mit einer ''Fantasia on a Theme of Dowland'' für Violine und Klavier ein Denkmal. |
|||
Eine mehrbändige Noten-Gesamtausgabe aller Dowland-Lieder für Gesang und Gitarre, herausgegeben von Werner J. Wolff, ist im österreichischen Musikverlag Doblinger erschienen. Ebenfalls als mehrbändige Lied-Gesamtausgabe für Gesang & Gitarre (optional auch als einbändiges Hardcover) gibt es eine Edition im deutschen PRIM-Musikverlag. |
|||
Der österreichische Posaunist und Jazzmusiker [[Christian Muthspiel]] verwendet „Lachrimae, or Seaven Tears“ als Grundlage für die gesamte, 2013 bei [[ACT (Plattenlabel)|ACT]] erschienene CD „Seaven Tears“. |
|||
Die Folk-Metal-Band [[Subway to Sally]] verwendete Passagen von Dowlands ''Flow my Tears'' für ihren Song ''Syrah'' auf dem Album [[Bannkreis (Album)|Bannkreis]]. |
|||
Der Pop-Musiker [[Sting]] hat im Oktober 2006 zusammen mit dem bosnischen Lautenspieler [[Edin Karamazov]] die CD „Songs From The Labyrinth“ auf dem Klassiklabel [[Deutsche Grammophon]] veröffentlicht, auf der er einige von Dowlands Werken spielt und singt. Außerdem werden Zeilen aus Briefen von Dowland an den Earl [[Robert Cecil, 1. Earl of Salisbury|Robert Cecil]] von Sting vorgetragen. Diese Interpretation wurde auch kritisch rezipiert. |
|||
== Literatur == |
|||
* Christian Kelnberger: ''Text und Musik bei John Dowland. Eine Untersuchung zu den Vokalkompositionen des bedeutendsten Lautenvirtuosen der englischen Renaissance''. 2. Auflage. Stutz, Passau 2004, ISBN 3-88849-207-6, (Zugleich: München, Univ., Diss., 1999). |
|||
* [[Diana Poulton]]: ''John Dowland.'' Faber Music, London 1970; 2. Auflage ebenda 1982. |
|||
* Diana Poulton: ''John Dowland (1563–1626) und Lachrimae.'' In: ''Gitarre & Laute.'' Band 1, 1979, Heft 2, S. 10–18. |
|||
* Jürgen Bieler: ''Lautenlieder von John Dowland: Formen und Fassungen.'' In: ''Gitarre & Laute.'' Band 9, 1987, Heft 2, S. 29–34. |
|||
== Online-Noten und -Aufnahmen == |
|||
* {{IMSLP|id=Dowland%2C_John|cname=John Dowland}} |
|||
* {{ChoralWiki}} |
|||
* [http://www.classiccat.net/dowland_j/ Classic Cat - Dowland] – Verzeichnis mit freien Aufnahmen |
|||
* [http://www.lutevoice.com/videos_en.html Videos] einiger Aufnahmen von Dowland-Liedern mit der Sopranistin Valeria Mignaco und dem Lautenisten Alfonso Marin |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|John Dowland}} |
|||
* {{DNB-Portal|11867238X}} |
|||
* {{DDB|Person|11867238X}} |
|||
* [http://johndowland.de johndowland.de] – Informationen zu John Dowland |
|||
== Anmerkungen == |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=11867238X|LCCN=n80008102|VIAF=14744124}} |
|||
{{SORTIERUNG:Dowland, John}} |
|||
[[Kategorie:Komponist (Renaissance)]] |
|||
[[Kategorie:Komponist (Barock)]] |
|||
[[Kategorie:Komponist (England)]] |
|||
[[Kategorie:Lautenist]] |
|||
[[Kategorie:Zupfmusik]] |
|||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Merkurkrater]] |
|||
[[Kategorie:Engländer]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1563]] |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1626]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
{{Personendaten |
|||
|NAME=Dowland, John |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=englischer Komponist der Renaissance |
|||
|GEBURTSDATUM=1563 |
|||
|GEBURTSORT=unsicher: [[London]] oder [[Dalkey]] |
|||
|STERBEDATUM=begraben 20. Februar 1626 |
|||
|STERBEORT=[[London]] |
|||
}} |
Aktuelle Version vom 18. Juli 2025, 17:37 Uhr
John Dowland (heute meist ˈdɑulənd, historisch ˈdoʊlənd[1]) (* (nach eigener Angabe) 1563 möglicherweise in London;[2] begraben am 20. Februar 1626 in St Anne, Blackfriars, London) war ein englischer Lautenist, bedeutender Komponist und Musikherausgeber des Elisabethanischen Zeitalters.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1579 bis 1584 stand Dowland im Dienst Henry Cobhams, des englischen Gesandten in Paris, und seines Nachfolgers Edward Stafford, 3. Duke of Buckingham. Nachdem er sich 1594 erfolglos als Nachfolger des verstorbenen königlichen Lautenisten John Johnson beworben hatte, begab er sich auf eine einjährige Auslandsreise und hielt sich zunächst am Hof von Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, und des Landgrafen Moritz von Hessen in Kassel auf. Anschließend wollte er Luca Marenzio in Rom besuchen. In Florenz erfuhr er vom Plan einer katholischen Gruppe englischer Exilanten, ein Attentat auf Königin Elisabeth I. zu begehen. Bestürzt reiste er nach Nürnberg zurück. Von dort aus schrieb er einen langen, verstörten Brief an Robert Cecil, 1. Earl of Salisbury, in dem er detaillierte Angaben über die Verschwörer machte. Ende 1596 oder Anfang 1597 kehrte er nach London zurück, wiederum in der Hoffnung, als Hoflautenist angestellt zu werden. Doch seine Erwartungen zerschlugen sich abermals, da sein Freund und Gönner Henry Noel verstarb, kurz nachdem er Dowland in einem Brief um seine Rückkehr nach England gebeten hatte. Dowlands nächster Auslandsaufenthalt führte ihn nach Dänemark, wo er von 1598 bis 1606 als Lautenist am Hof König Christians IV. von Dänemark sieben materiell ertragreiche Jahre verbrachte, bis er wegen großer finanzieller Schwierigkeiten von seinem Posten entfernt wurde. Die Komposition The King of Denmark’s Galliard hatte Dowland seinem Gönner Christian gewidmet.[3] Nach seiner Entlassung kehrte er nach England zurück und war einige Jahre bei einem Höfling namens Theophilus Howard, Lord Walden angestellt. Schließlich erhielt er am 12. oder 28. Oktober 1612 den jahrelang ersehnten Posten als Musician for the lute am königlichen Hof in England, schrieb aber nach diesem beruflichen Erfolg fast keine Kompositionen mehr. Nach seinem Tod – wahrscheinlich am 20. Januar 1626 – wurde er auf dem Friedhof von St Anne, Blackfriars, London, begraben. Die Kirche wurde beim großen Brand 1666 zerstört. Eines seiner bekanntesten Lautenlieder ist In darknesse let mee dwell, das 1610 publiziert wurde.
John Dowlands Sohn ist der ebenfalls als Lautenist und Komponist bekannte Robert Dowland, der auch Werke seines Vaters publizierte (etwa Queen Elizabeth’s Galliard, ein von John Dowland der selbst Laute spielenden Königin Elisabeth gewidmetes Stück, in Variety of Lute Lessons).[4]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dowlands musikalisches Werk umfasst Lautenlieder (Sololieder[5] mit Lautenbegleitung), die durch meist drei zusätzliche Stimmen auch mit Vokalensemble (Sopran, Alt, Tenor, Bass) aufzuführen sind (Ensemblestücke, bei denen man Stimmen weglassen kann), sowie Werke für Laute solo und Werke für Gambenconsort mit Lautenbegleitung.
Dowlands Lieder (Ayres), veröffentlicht ab 1597,[6] behandeln ganz verschiedene Themen. Musikalisch handelt es sich vorwiegend um Strophenlieder (zum Beispiel das dreistrophige Lied If my complaints could passions move), seltener finden sich auch durchkomponierte Stücke. Die Begleitung ist weitgehend homophon, jedoch bereichert durch zahlreiche Verzierungen. Einige Lieder, etwa das berühmte Lied Flow My Tears oder Oh, sweet woods, enthalten aber auch polyphon durchkomponierte Passagen. Die Textdeklamation bleibt durchgehend deutlich, Verzierungen werden als Ausdruckselemente eingesetzt. Ein Teil der Lautenlieder Dowlands beruht auf seinerzeit gängigen Tanzformen.

Von besonderer Bedeutung sind Dowlands Instrumentalwerke. Seine Kompositionen für Gambenconsort mit Lautenbegleitung markieren in der europäischen Musikgeschichte einen ersten Höhepunkt der Entwicklung zu einer selbständigen Instrumentalmusik. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang vor allem sieben Variationen über das Thema der Lachrimae Pavane (ursprünglich eine Komposition für Laute solo, später zum Lied Flow My Tears und zu den genannten Kompositionen für Gambenconsort ausgearbeitet) und die Consortfassung der Lautenkomposition Semper Dowland, Semper Dolens. In beiden Stücken wird die oft melancholische Stimmung der Werke Dowlands besonders deutlich, musikalisch hervorgehoben durch eine vergleichsweise dissonanzenreiche Harmonik.
Von Dowland sind etwa 100 Kompositionen für Laute solo erhalten. Sie gehören zu den anspruchsvollsten und ausgereiftesten Werken für dieses Instrument und zählen heute zum festen Repertoire nahezu aller Lautenisten und klassischen Gitarristen.
Jigs und andere Stücke im 6/8 Takt
Bearbeitungen von Balladen
|
Liedarrangement
Stücke unbekannter Herkunft, möglicherweise von Dowland:
|
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lautenist und Komponist Joachim van den Hove bearbeitete und publizierte im 17. Jahrhundert Dowland-Werke. Auch im Lautenbuch des Albert Długoraij aus dem Jahr 1619 (Musikbibliothek Leipzig), findet sich ein in deutscher Tabulatur geschriebenes Stück von Dowland.[8] Der Komponist Benjamin Britten verwendete Dowlands dreistrophigen Song Come Heavy Sleep(e) (aus Dowlands erstem Liederbuch[9]) für sein „Nocturnal“ (opus 70) für Gitarre solo (1964), das er für den Gitarristen Julian Bream schrieb. Dowlands Pavane Lachrimæ bildete die Grundlage für Brittens Lachrymae: reflections on a song of Dowland, op. 48 (1950) für Viola und Klavier, welches Britten 1974 als op. 48a auch für Viola und Streichorchester bearbeitete. Bernard Stevens setzte 1953 seiner Verehrung für den Renaissancekomponisten mit einer Fantasia on a Theme of Dowland für Violine und Klavier ein Denkmal.
Eine mehrbändige Noten-Gesamtausgabe aller Dowland-Lieder für Gesang und Gitarre, herausgegeben von Werner J. Wolff, ist im österreichischen Musikverlag Doblinger erschienen. Ebenfalls als mehrbändige Lied-Gesamtausgabe für Gesang & Gitarre (optional auch als einbändiges Hardcover) gibt es eine Edition im deutschen PRIM-Musikverlag.
Der österreichische Posaunist und Jazzmusiker Christian Muthspiel verwendet „Lachrimae, or Seaven Tears“ als Grundlage für die gesamte, 2013 bei ACT erschienene CD „Seaven Tears“.
Die Folk-Metal-Band Subway to Sally verwendete Passagen von Dowlands Flow my Tears für ihren Song Syrah auf dem Album Bannkreis.
Der Pop-Musiker Sting hat im Oktober 2006 zusammen mit dem bosnischen Lautenspieler Edin Karamazov die CD „Songs From The Labyrinth“ auf dem Klassiklabel Deutsche Grammophon veröffentlicht, auf der er einige von Dowlands Werken spielt und singt. Außerdem werden Zeilen aus Briefen von Dowland an den Earl Robert Cecil von Sting vorgetragen. Diese Interpretation wurde auch kritisch rezipiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Kelnberger: Text und Musik bei John Dowland. Eine Untersuchung zu den Vokalkompositionen des bedeutendsten Lautenvirtuosen der englischen Renaissance. 2. Auflage. Stutz, Passau 2004, ISBN 3-88849-207-6, (Zugleich: München, Univ., Diss., 1999).
- Diana Poulton: John Dowland. Faber Music, London 1970; 2. Auflage ebenda 1982.
- Diana Poulton: John Dowland (1563–1626) und Lachrimae. In: Gitarre & Laute. Band 1, 1979, Heft 2, S. 10–18.
- Jürgen Bieler: Lautenlieder von John Dowland: Formen und Fassungen. In: Gitarre & Laute. Band 9, 1987, Heft 2, S. 29–34.
Online-Noten und -Aufnahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Noten und Audiodateien von John Dowland im International Music Score Library Project
- Gemeinfreie Noten von John Dowland in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
- Classic Cat - Dowland – Verzeichnis mit freien Aufnahmen
- Videos einiger Aufnahmen von Dowland-Liedern mit der Sopranistin Valeria Mignaco und dem Lautenisten Alfonso Marin
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über John Dowland im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über John Dowland in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- johndowland.de – Informationen zu John Dowland
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ In England dürfte die weit überwiegende Aussprache ˈdɑulənd sein (vgl. Everyman´s English Pronouncing Dictionary 1972 und Oxford Learner´s Dictionary (online)). Daneben gibt es ˈdɑulən und ˈduːlən(d). Gewichtige Hinweise aus Dowlands Zeit sprechen für ˈdoʊlənd, zum Beispiel der von Dowland selbst verwendete Reim "Semper Dowland - semper dolens" vgl. "Werke für Laute" in diesem Artikel. Im Einzelnen vgl. die „Talk“-Seite in der englischen Wikipedia.
- ↑ Der Geburtsort ist nicht eindeutig bekannt, aber einige Kirchenbücher in London weisen im 16. Jahrhundert den Namen Dowland auf. Quelle: Biographie Dowlands auf johndowland.de ( vom 5. April 2009 im Internet Archive). Andere Quellen geben auch Dalkey bei Dublin als Geburtsort an.
- ↑ Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 87.
- ↑ Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 88 f.
- ↑ Ulrich Olshausen: Das lautenbegleitete Sololied in England um 1600. Phil. Dissertation, Frankfurt am Main 1963.
- ↑ The first Booke of Songes or Ayres of fowre partes with Tableture for the Lute [...]. London (Druck: Peter Short) 1597.
- ↑ Vgl. auch Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 91 f. (Lady Hunsdon’s Alman, signiert von Dowland als „Bachelor of Musick“).
- ↑ Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 13 (2 Allemanden), 23 (Gagliarda da Anglica aus einem anonymen Manuskript mit französischer Tabulatur um 1600), 26 (Gagliarde von John Dowland aus „van den Hove“) und 38 (Courante von John Dowland aus „Długoraij“).
- ↑ Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 100 f.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Dowland, John |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Komponist der Renaissance |
GEBURTSDATUM | 1563 |
GEBURTSORT | unsicher: London oder Dalkey |
STERBEDATUM | begraben 20. Februar 1626 |
STERBEORT | London |