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„Schildkröten“ – Versionsunterschied

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<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
! Schildkröten
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| Bild = Emys orbicularis 1.jpg
! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
| Bildbeschreibung = [[Europäische Sumpfschildkröte]] (''Emys orbicularis''),<br />einzige in Deutschland, Österreich und der Schweiz beheimatete Schildkrötenart
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! {{Subordo}}en
Die '''Schildkröten''' (Testudinata, bzw. Testudines, wenn die [[Kronengruppe]] gemeint ist; ehemals auch Chelonia von [[Altgriechische Sprache|altgr.]] χελώνιον „Schildkröte“) sind eine [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Sauropsida]] und erschienen erstmals vor mehr als 220 Millionen Jahren im [[Karnium]] (Obertrias). In der klassischen [[Systematik (Biologie)|Systematik]] werden sie zu den Kriechtieren bzw. [[Reptilien]] gezählt; diese Bezeichnungen stehen für ein in seinem traditionellen Umfang [[Kladistik#Verwandtschaftsverhältnisse|paraphyletisches Taxon]] und stellen daher nur mehr informelle Sammelbegriffe dar.
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Man unterscheidet 360 [[Art (Biologie)|Arten]] mit über 200 [[Unterart]]en.<ref>The ReptileDatabase: [http://www.reptile-database.org/db-info/SpeciesStat.html Species Numbers (November 2021)]</ref> Die Schildkröten haben sich den unterschiedlichsten [[Biotop]]en und [[Ökologische Nische|ökologischen Nischen]] angepasst. Die Spanne reicht dabei von mediterranen [[Landschildkröten]]arten, [[Gopherschildkröten|Gopher- oder Wüstenschildkröten]] und den besonders zahlreichen, kleineren Wasserschildkrötenarten in Nordamerika und Südostasien über groß werdende Fluss-Schildkröten in Südamerika, [[Riesenschildkröte]]n auf einigen Inselgruppen, [[Weichschildkröten]] in Asien und [[Schlangenhalsschildkröten]] in Australien bis hin zu den größten, den [[Lederschildkröten]], die neben den [[Meeresschildkröten]] eine eigene Familie bilden.
*[[Halsberger]]-Schildkröten (Cryptodira)

*[[Halswender]]-Schildkröten (Pleurodira)
Schildkröten sind [[Wechselwarmes Tier|wechselwarme]], [[Oviparie|eierlegende]] Kriechtiere. [[Phylogenese|Phylogenetisch]] stehen sie basalen [[Diapsida|Diapsiden]] wie ''[[Odontochelys semitestacea]]'' und ''Sinosaurosphargis yunguiensis'' nahe.<ref name="nature.com">{{Internetquelle | url=http://www.nature.com/ncomms/2013/130709/ncomms3107/full/ncomms3107.html | titel=The endoskeletal origin of the turtle carapace | autor= Tatsuya Hirasawa, Hiroshi Nagashima, Shigeru Kuratani | hrsg= Nature Communications 4, Article number: 2107, [[doi:10.1038/ncomms3107]] | datum=2013-07-09| zugriff=2013-07-09| sprache=en }}</ref>
|}

Die [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der '''Schildkröten''' (''Testudinata'', ''Testudines'', ehemals auch ''Chelonia'') existiert seit über 250 Millionen Jahren. Es gibt über 250 Schildkrötenarten auf der Welt, davon sieben [[Meeresschildkröten]], 180 im [[Süßwasser]] lebende Arten und der Rest landlebend. Schildkröten werden zu den [[Reptilien]] (Reptilia) gezählt und waren bereits auf der Erde zu finden, bevor sich die großen [[Dinosaurier]] entfalteten. Die Anpassungsfähigkeit der Schildkröten, deren nächstverwandte Tiergruppen die [[Krokodile]] und die [[Vögel]] sind, hat deren Fortbestehen bis in die heutige Zeit sichern können.
Die Anpassungsfähigkeit der Schildkröten hat ihr Fortbestehen bis in die heutige Zeit sichern können. Durch menschliche Einflüsse sind aber viele Arten akut gefährdet.


== Verbreitung ==
== Verbreitung ==
[[Datei:World.distribution.testudines.1.png|mini|Verbreitung: Land-, Wasser- und Sumpfschildkröten (schwarz),<br /> Meeresschildkröten (blau)]]
Mit Ausnahme der Polargebiete findet man Schildkröten auf allen [[Kontinent|Kontinenten]], in Wüsten, in den Meeren, in Flüssen und auf dem Land, insbesondere in den gemäßigten und tropischen Klimazonen. Besonders zahlreich sind die Arten in [[Nordamerika]] und in [[Südostasien]].


Mit Ausnahme der [[Polargebiet]]e und Hochgebirge besiedeln Schildkröten alle Kontinente und Ozeane. Sie kommen in verschiedenen [[Naturraum|Naturräumen]] vor, in tropischen Wäldern und Sümpfen, in Wüsten und Halbwüsten, Seen, Tümpeln, Flüssen, in Brackwassergebieten und in Meeren, in gemäßigten, tropischen und subtropischen Klimazonen.
== Merkmale ==
=== Aufbau des Schildkrötenpanzers ===
Alle Schildkröten zeichnen sich durch einen im Tierreich einzigartigen Rücken- ([[Carapax#Schildkröten|Carapax]]) und Brustpanzer ([[Plastron (Schildkröte)|Plastron]]) aus, die durch eine Knochenbrücke miteinander verbunden sind. Der [[Knochenpanzer|Panzer]] besteht in der untersten Schicht aus massiven Knochen (Haut- oder Dermalknochen), die sich entwicklungsgeschichtlich aus der Wirbelsäule, den Rippen und dem Becken gebildet haben. Über den Knochen befindet sich eine Hautschicht. Bei den [[Weichschildkröten]] ist diese Haut lederartig, wogegen die übrigen Arten auf der Haut die typischen Panzerschilde (Scuta, [[Singular|Sg.]] Scutum) aus [[Keratin]] bilden. Diese Schilde lassen sich in Gruppen einteilen, wobei artbedingte Abweichungen durchaus anzutreffen sind. Individuelle Schildanomalien kommen bei einzelnen Exemplaren sowohl in der Natur als auch bei Nachzuchten in Gefangenschaft vor und scheinen mit den [[Inkubation]]sbedingungen im Zusammenhang zu stehen.


In Europa gibt es neben den Meeresschildkröten nur neun [[Autochthone Art|autochthone]] Arten, vier Land- und fünf Wasserschildkrötenarten. Deutschland, Österreich und die Schweiz beherbergen nur eine einzige einheimische Schildkrötenart, die [[Nominatform]] der [[Europäische Sumpfschildkröte|Europäischen Sumpfschildkröte]] (''Emys orbicularis orbicularis'').
[[Bild:Schildkroete_Carapaxschilde_Schema.PNG|right|thumb|280 px| Anordnungsschema der Hornschilde auf dem Carapax (generalisiert).]]
[[Bild:Turtle1_03.jpg|righth|thumb|280px|Hornschilde einer echten Karettschildkröte]]
* Auf dem Carapax von innen nach außen
** 5 Vertebralschilde (Wirbelsäulenschilde)
** 8 Pleuralschilde (Seitenschilde), manchmal auch als Costalschilde bezeichnet
** 24 Marginalschilde (Randschilde), wobei manchmal die hinteren beiden Schilde zu einem Supracaudalschild (Schwanzschild) verbunden sind
** 1 Cervicalschild (Nackenschild), manchmal auch als Nuchalschild bezeichnet
* Auf dem Plastron von vorne nach hinten
** 2 Gularschilde (Kehlschilde)
** 2 Humeralschilde (Schulterschilde)
** 2 Pectoralschilde (Brustschilde)
** 2 Abdominalschilde (Bauchschilde)
** 2 Femoralschilde (Hüftschilde)
** 2 Analschilde


== Körperbau und Lebensweise ==
Das Aussehen des gesamten Panzers kann sich je nach Spezies sehr unterscheiden. So weist der Rückenpanzer bei vielen Arten einen oder drei Längskiele auf. Insbesondere bei den [[Höckerschildkröten]] ist dieser Kiel sehr prominent. Verschiedene Gattungen (beispielsweise die [[Dosenschildkröten|Dosen-]] und [[Scharnierschildkröten]]) können ihren Bauchpanzer mit Hilfe eines Scharniers hochklappen und somit den gesamten Panzer schließen. Eine ähnliche Funktion bietet ein Scharnier im Carapax der [[Gelenkschildkröten]].
[[Datei:Carapax DE.svg|mini|Anordnungsschema der Hornschilde (Scuta) auf dem [[Carapax]]]]
[[Datei:Graptemys nigrinoda hatchlings.jpg|mini|Schwarzknopf-Höckerschildkröte mit charakteristischer Ausprägung der Vertebralschilde]]
[[Datei:Suesswasserschildkroete.jpg|mini|Glatte [[Weichschildkröten|Weichschildkröte]], keine Hornschilde, nur Haut bedeckt den Knochenpanzer]]
[[Datei:Alligator snapping turtle.jpg|mini|Der Carapax (Rückenschild) einer [[Geierschildkröte]]]]


=== Aufbau des Panzers (''Pantex'') ===
Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Panzer der Schildkröten als Anpassung an den Lebensraum Wasser entwickelt hat. Der starre Körper ermögliche danach ein schnelleres Vorankommen unter Wasser, insbesondere im Gegensatz zu den schlängelnden Bewegungen anderer Reptilien. Allerdings zeigen bereits die ältesten bekannten Schildkrötenfossilien einen hochentwickelten Panzer, so dass über die Ursprüge und Verlauf seiner Entwicklung nur spekuliert werden kann.
Für Schildkröten stellt der Panzer, welcher bereits ca. 30 % des Gewichtes ausmacht, zweifellos das anatomisch entscheidende Charakteristikum dar. Kein anderes Wirbeltier zeigt eine vergleichbare Anatomie. Ähnlich wie das Exoskelett der Insekten umschließt der Panzer der Schildkröten, der sich aus dem Rückenpanzer ([[Carapax#Schildkröten|Carapax]]) und Bauchpanzer (''[[Plastron (Schildkröte)|Plastron]]'') zusammensetzt, außer dem Kopf alle wichtigen Körperregionen und Organe.<ref>Dominik Müller: [http://www.mediterrane-landschildkroeten.de/ ''Mediterrane Landschildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung, Erkrankung.'']</ref>


Der [[Knochenpanzer]] besteht aus massiven Knochenplatten, die einen Rippenkorb bilden, der entwicklungsgeschichtlich aus den [[Wirbelbogen|Wirbelbögen]] und [[Rippe]]n des [[Endoskelett]]s der [[Wirbeltiere]] hervorgegangen ist.<ref name="nature.com" /><ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/1371172025171/Geheimnis-um-Ursprung-des-Schilkroetenpanzers-gelueftet | titel=Geheimnis um Ursprung des Schildkrötenpanzers gelüftet | werk=Der Standard | datum=2013-07-09| zugriff=2013-07-09}}</ref> Dabei hat sich der [[Schulterblatt|Schulterknochen]] (lat. ''Scapula''), im Gegensatz zu allen übrigen Wirbeltieren mit [[Schultergürtel]], unter die Rippen geschoben.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.riken.jp/en/pr/press/2009/20090710/ | titel=The secret of the turtle shell | autor=Press Release | hrsg=Riken | datum=2013-07-10| zugriff=2013-07-09| sprache=en }}</ref> Dieser weitgehend starre Knochenpanzer erfordert eine Anpassung der Atmung, die durch eine Bewegung der Extremitäten mit Hilfe von kräftigen Muskelpaketen unterstützt werden muss.
=== Nahrungsaufnahme ===
Moderne Schildkröten besitzen keine Zähne, sondern zu kräftigen Schneidewerkzeugen umgewandelte Kieferleisten. Allerdings findet man bei den ältesten [[fossil]]en Schildkröten noch Zähne, die sich im Laufe der [[Evolution]] umgebildet haben.


Über dem Knochenpanzer befindet sich je nach Art eine lederartige Hautschicht (so z.&nbsp;B. bei den [[Weichschildkröten]]) oder aber die typische Schicht aus Hornschilden (''Scuta''), welche ihrerseits aus [[Keratin]] bestehen. Die Färbung der Hornschilde hängt vor allem vom [[Habitat]] der Schildkröte ab, denn die meisten Arten sind [[Tarnung (Biologie)|farblich an ihren Lebensraum angepasst]].
Wie alle [[Reptilien]] kauen Schildkröten ihre Nahrung nicht, sondern reißen mit dem Maul Stücke ab, wobei sie die vorderen Gliedmaßen zu Hilfe nehmen.


Bei [[Zierschildkröten|Zier]]-, [[Buchstaben-Schmuckschildkröten|Buchstaben-Schmuck]]-, [[Echte Schmuckschildkröten|Echten Schmuck]]- und [[Höckerschildkröten]] erneuern sich die Hornschilde regelmäßig, indem sich die älteren äußeren Hornschilde lösen und darunter die neugebildeten Hornschilde zum Vorschein kommen. Bei anderen Schildkröten entstehen [[Wachstumsring]]e und die äußeren Hornschilde nutzen sich nur durch Abrieb von außen etwas ab.
=== Fortbewegung ===
Schildkröten bewegen sich sowohl an Land als auch im Wasser mit für [[Reptilien]] typischen schlängelnden Bewegungen fort, wobei der Panzer als Stütze dient, was den Energiebedarf bei der Bewegung im Wasser senkt. An Land wirken diese Bewegungen zuweilen unbeholfen.


Diese Hornschilde lassen sich in folgende Gruppierungen einteilen, wobei artbedingte Abweichungen in Anzahl und Vorhandensein anzutreffen sind:
Für Reptilien einmalig haben [[Meeresschildkröten]] eine andere Methode der Fortbewegung entwickelt. Sie schlagen die vorderen Gliedmaßen, die sich zu Flossen geformt haben, auf und ab. Auf diese Weise erreichen sie recht hohe Geschwindigkeiten unter Wasser bei optimiertem Energiebedarf, was ihnen das Zurücklegen auch längerer Strecken ermöglicht.


'''Hornschilde des Rückenpanzers (Carapax)'''
Auch die Gliedmaßen von [[Landschildkröten]] und [[Wasserschildkröten]] (Süßwasser) sind an den jeweiligen Lebensraum angepasst. So lässt sich in den meisten Fällen die Bindung an das Wasser an dem Vorhandensein und der Ausprägung von Schwimmhäuten feststellen.


''(von cranial nach caudal bzw. von vorne nach hinten)''
=== Körpergröße ===
* 1 Nackenschild (''Cervicale'' oder ''Nuchale'')
Neben vielen Arten, die nur 10 bis 30 Zentimeter groß werden, finden sich auch die [[Meeresschildkröten]] und die Riesenschildkröten auf den [[Galápagos-Inseln]] ([[Galápagos-Riesenschildkröte|''Geochelone nigra'']]) und den [[Seychellen]] ([[Aldabra-Riesenschildkröte|''Dipsochelys dussumieri'']]), die eine Panzerlänge von über einem Meter erreichen.
* 24 Randschilde (''Marginalia'')
** die letzten beiden Randschilde sind die Postcentralia und bilden gemeinsam den Supracaudal- oder Schwanzschild (Supracaudale, Syn.: Caudale), bei manchen Arten ist dieser auch ungeteilt
* 5 Wirbelschilde (''Vertebralia'')
* 8 Rippenschilde (''Pleuralia'' oder ''Costalia'')


'''Hornschilde des Bauchpanzers (''Plastron'')'''
=== Sinnesleistungen ===
Schildkröten sehen sehr gut. Bei Dunkelheit scheint ihre Sehfähigkeit der menschlichen überlegen zu sein. Sie können auch Farben besser differenzieren als Menschen, da ihre Augen wie alle Reptilien vier Rezeptoren aufweisen. Grautöne hingegen scheinen sie laut Fritz Jürgen Obst weniger differenziert wahrzunehmen. Wasserschildkröten haben sich ihrem Lebensraum perfekt angepasst. Ihre Augenlinse ist so gestaltet, dass sie den Brechungswinkel von Wasser ausgleicht. Dadurch können die Tiere Feinde und Nahrung auch im Wasser klar erkennen. Schildkröten können durch Veränderung ihrer Augenstellung sowohl räumlich als auch im Panorama sehen.
Die Geschwindigkeit von visuell wahrgenommenen Bewegungen hat Einfluss auf die Fluchtreaktion. Wenn man sich einer Schildkröte also langsam nähert, kommt man weiter an sie heran als bei schnellen Bewegungen.


''(von cranial nach caudal bzw. von vorne nach hinten)''
Der Geruchssinn ist bei Schildkröten besonders stark ausgeprägt. Wenn man eine Schildkröte mit dem Hals pumpen sieht, bedeutet das nicht, dass sie außer Atem ist, sondern vielmehr dass sie gerade riecht. Die [[Rezeptor]]en befinden sich im Rachenraum. Durch den Geruch erkennen sie essbare Nahrung oder geeignete Erde, in der sie ihre Eier vergraben können. Außerdem erkennen sie sich gegenseitig am Geruch auch unter Wasser (bei aquatilen Arten), was der Partnersuche dient. Deshalb sollte man es bei der Haustierpflege vermeiden, unterschiedliche Arten in einem Aquarium zusammen zu halten.
* 2 Kehlschilde (''Gularia'')
* 2 Armschilde (''Humeralia'')
* 2 Achselschilde (''Axillaria'')
* 2 Brustschilde (''Pectoralia'')
* 2 Bauchschilde (''Abdominalia'')
* 2 Hüftschilde (''Inguinalia'')
* 2 Beinschilde (''Femoralia'')
* 2 Afterschilde (''Analia'')


Die Naht- und Verzahnungsstellen von Horn- und Knochenpanzer liegen nicht übereinander, sondern sind gegeneinander verschoben. Dadurch erhöht sich die Festigkeit des Panzers noch weiter. Das Aussehen des gesamten Panzers unterscheidet sich je nach Spezies stark. So weist der Rückenpanzer bei vielen Arten, insbesondere im Jugendalter, einen oder drei Längskiele auf. Bei den Höckerschildkröten und den Chinesischen Dreikielschildkröten (''[[Mauremys]]'') sind diese kräftig ausgeprägten Höcker und Kiele sogar namensgebend. Verschiedene Gattungen (beispielsweise die [[Dosenschildkröten]] und die [[Scharnierschildkröten]]) können ihren Bauchpanzer mit Hilfe eines Scharniers hochklappen und so den gesamten Panzer verschließen. Die Klappschildkröten haben zwei Scharniere und können so die vordere und hintere Öffnung unabhängig voneinander schließen. Eine ähnliche Funktion bietet das Scharnier im Carapax der [[Gelenkschildkröten]].
Schildkröten haben kein Außenohr. Sie hören Töne bei weitem nicht in dem gleichen Umfang wie Menschen. Allerdings nehmen sie tiefe Vibrationen in ihrer Umgebung wahr. Eine Studie aus Italien belegt allerdings, dass weibliche Schildkröten der Gattung ''Testudo'' auf akustische Signale der Männchen beim Paarungsspiel reagieren, wobei sie schnell aufeinander folgende Geräusche zu bevorzugen scheinen.


Die Entwicklung des Schildkrötenpanzers wird teilweise als Anpassung an den Lebensraum Wasser interpretiert. Der starre Körper ermöglichte demnach ein schnelleres Vorankommen unter Wasser, insbesondere im Gegensatz zu den schlängelnden Bewegungen anderer Reptilien. Allerdings zeigen bereits die ältesten bekannten Schildkröten[[fossil]]ien einen hoch entwickelten Panzer, so dass über seine Ursprünge und seine Entwicklung nur spekuliert werden kann.<ref>Olivier Rieppel: ''The evolution of the turtle shell''. In: D. Brinkman, P. Holroyd, J. Gardner (Hrsg.): ''Morphology and Evolution of Turtles'', Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology, Springer, Dordrecht 2013, S. 51–61, {{doi|10.1007/978-94-007-4309-0_5}}, ISBN 978-94-007-4308-3.</ref>
=== Lautäußerungen ===
Außer bei der Paarung von Landschildkröten bleiben Schildkröten allgemein stumm. Eine Ausnahme stellt jedoch eine Schreckreaktion dar: Durch das Zurückziehen des Kopfes stoßen die Tiere einen Zischlaut aus, ein Fauchen.
Weibchen geben auch Laute bei der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz von sich, die ähnlich wie die von Männchen bei der Paarung sind


=== Intelligenz ===
=== Sinnesleistungen ===
Schildkröten sehen sehr gut. Sie können Farben besser differenzieren als Menschen, da ihre Augen wie bei Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln vier [[Zapfen (Auge)|Farbrezeptoren]] aufweisen ([[Tetrachromat]]en). Sie sind dadurch in der Lage, auch Teile der nahen [[Infrarot]]- und [[Ultraviolett]]-Strahlung wahrzunehmen. Grautöne hingegen scheinen sie weniger zu differenzieren.
Schildkröten können sich in ihren kognitiven Fähigkeiten mit allen anderen Reptilien messen. So merken sie sich Futterquellen und Fluchtwege. Ihr Orientierungssinn ist ebenfalls ausgeprägt und scheint sich mit zunehmendem Lebensalter noch zu verstärken. Säugetiere sind ihnen jedoch darin überlegen.


Die Linse der Wasserschildkröten ist so gestaltet, dass sie den Brechungswinkel von Wasser ausgleicht. Dadurch können die Tiere Feinde und Nahrung auch im Wasser klar erkennen. Jagende Schildkrötenarten können durch Veränderung ihrer Augenstellung sowohl räumlich als auch im Panorama sehen. Die Geschwindigkeit von visuell wahrgenommenen Bewegungen hat Einfluss auf die [[Fluchtverhalten|Fluchtreaktion]]. Nähert man sich einer Schildkröte sehr langsam, flüchtet sie später als bei schneller Annäherung.
=== Geschlechtsunterschiede ===


Der [[Olfaktorische Wahrnehmung|Geruchssinn]] ist bei Schildkröten besonders gut ausgeprägt. Wasserschildkröten bewegen die Aromastoffe durch kauend-pumpende Bewegungen des Unterkiefers und Halses an ihre Geruchsrezeptoren im Rachenraum. Durch den Geruch erkennen sie geeignete Nahrung oder Erde, in der sie ihre Eier vergraben können. Außerdem werden Geschlechtspartner am Geruch erkannt (bei aquatilen Arten auch unter Wasser), wahrscheinlich sogar über größere Distanzen.
[[Bild:Unidentified_turtle.JPG|thumb|right|Männliche Dosenschildkröte mit roter Iris]]


Schildkröten haben ein voll ausgebildetes Innen- und Mittelohr, aber kein Außenohr. Sie hören Töne deshalb nicht im gleichen Umfang wie Menschen. Sie nehmen Schallwellen von etwa 100&nbsp;[[Hertz (Einheit)|Hz]] bis 1000&nbsp;Hz wahr, also vor allem tiefe Vibrationen (Trittschall) aus ihrer Umgebung, möglicherweise auch Fressgeräusche von Artgenossen.
Im direkten Vergleich zwischen Männchen und Weibchen wird man immer feststellen, dass sich die [[Kloake]] des Weibchens näher am Panzerrand befindet. Auch ist der Schwanzansatz bei Männchen oft stämmiger. Darüber hinaus gibt es bei einzelnen Arten weitere sekundäre Geschlechtsmerkmale, wie zum Beispiel verlängerte Vorderkrallen des Männchens bei den Schmuckschildkröten oder eine unterschiedliche Färbung der Iris bei der
Europäischen Sumpfschildkröte und einigen Dosenschildkröten.


Schildkröten können sich in ihren kognitiven Fähigkeiten mit allen anderen Reptilien messen. So merken sie sich Futterquellen und Fluchtwege. Ihr Orientierungssinn ist ebenfalls hervorragend ausgeprägt und scheint sich mit zunehmendem Lebensalter noch zu verstärken.
=== Lebenserwartung ===
Schildkröten können ein sehr langes Leben haben. Einige Exemplare der ''[[Galápagos-Riesenschildkröte]]'' haben ein verbrieftes Alter von 180 Jahren erreicht, ''amerikanische [[Dosenschildkröten]]'' sollen weit über 100 Jahre alt geworden sein. Meeresschildkröten leben wahrscheinlich 75 Jahre oder mehr. Bei guter Pflege werden auch als Haustier gehaltene [[Schmuckschildkröte]]n 40 Jahre und älter.


Weitere gut entwickelte Sinnesleistungen sind Schmerzempfindung, Temperatursinn und Gleichgewichtssinn.


=== Lautäußerungen und Kommunikation ===
Zu den ältesten Individuen gehörte auch die [[Landschildkröten|Landschildkröte]] Timothy. Das Maskottchen der britischen Marine wurde 160 Jahre alt. Das Geburtsjahr der im Australia Zoo lebenden [[Harriet_(Schildkröte)|Galápagos-Riesenschildkröte "Harriet"]] wird auf 1830 geschätzt. Dieses Tier wurd 1835 von dem Begründer der Evolutionstheorie Charles Darwin persönlich mitgebracht.
Schildkröten sind meist stumm. Ausnahmen stellen jedoch Schreckreaktionen dar. Dabei stoßen diese Tiere durch schnelles Zurückziehen des Kopfes Luft aus, was einen fauchenden Zischlaut erzeugt. Bei Wasserschildkröten sind gelegentlich auch fauchende Drohlaute zu hören. Männchen vieler [[Landschildkröten]]arten geben bei der Paarung piepsende oder keuchende Laute von sich, ähnlich wie auch Weibchen beim gelegentlichen Kampf mit anderen Weibchen um die besten Eiablageplätze. Landschildkröten können nach hastigem Fressen von Früchten oder kleinen Schnecken kurzfristig eine Art [[Schluckauf]] bekommen, der ein entsprechendes Geräusch erzeugt.


Mit tiefen Tönen findet eine akustische Kommunikation zwischen Individuen statt. Muttertiere kommunizieren mit frisch Geschlüpften. Embryonen tauschen sich – vor dem Schlüpfen – untereinander akustisch aus, um möglicherweise das Schlüpfen zu synchronisieren.<ref>[http://science.orf.at/stories/2787130/ ''Die geheimnisvolle Sprache der Schildkröten''], orf.at, 23. Juli 2016, abgerufen am 23. Juli 2016.</ref><ref>Camila R. Ferrara, Richard C. Vogt, Jacqueline C. Giles, Gerald Kuchling: ''Chelonian vocal communication''. In: G. Witzany (Hrsg.): ''Biocommunication of Animals'', Springer, Dordrecht 2014, S. 261–274, {{doi|10.1007/978-94-007-7414-8_15}}, ISBN 978-94-007-7414-8.</ref>
== Lebensweise ==


=== Fortbewegung ===
[[Bild:Tortoise1 cepolina.jpg|right|thumb|''Trachemys scripta elegans'' beim Sonnenbad]]
[[File:Gelbbauch-Schmuckschildkröte beim aufwaermen.jpg|thumb|right|Gelbbauch-Schmuckschildkröte beim Aufwärmen in der Sonne um auf Betriebstemperatur zu kommen]]
Schildkröten bewegen sich sowohl an Land als auch im Wasser mit für Reptilien typischen schlängelnden Bewegungen fort, wobei der Panzer an Land über dem Boden getragen wird. Diese Art der Fortbewegung senkt den Energiebedarf bei der Bewegung im Wasser, wirkt aber an Land zuweilen unbeholfen. Lediglich Meeresschildkröten haben eine für Reptilien einmalige Methode der Fortbewegung entwickelt. Sie schlagen die vorderen Gliedmaßen, die sich zu Flossen geformt haben, auf und ab. Auf diese Weise erreichen sie bei optimiertem Energiebedarf hohe Geschwindigkeiten unter Wasser, was ihnen das Zurücklegen auch längerer Strecken ermöglicht. Auch die Gliedmaßen von Landschildkröten bzw. Süß- und Brackwasserschildkröten sind an den jeweiligen Lebensraum angepasst. So lässt sich in den meisten Fällen die Bindung an das Wasser am Vorhandensein und der Ausprägung von Schwimmhäuten vor allem an den hinteren Extremitäten feststellen. Die Beine von Schildkröten, welche heiße Steppengebiete bewohnen, sind dagegen säulenförmig und ringsherum gegen Verletzung und Austrocknung durch starke Hornschuppen geschützt.


=== Nahrungsaufnahme und Ernährung ===
Der typische Tagesablauf einer Schildkröte besteht aus der Nahrungssuche sowie bei fast allen Arten dem Sonnenbaden. Letzteres dient der Regulierung der Körpertemperatur sowie wahrscheinlich der Aufnahme von [[Ultraviolettstrahlung|UVB-Strahlung]].
Bei 220 Millionen bzw. 160 Millionen Jahre alten fossilen Schildkröten entdeckte man noch Zähne,<ref name="Odontochelys">Chun Li, Xiao-Chun Wu, Olivier Rieppel, Li-Ting Wang, Li-Jun Zhao: ''An ancestral turtle from the Late Triassic of southwestern China.'' In: ''Nature.'' Band 456, 2008, S. 497–501, [[doi:10.1038/nature07533]]</ref><ref>Walter G. Joyce, Márton Rabi, James M. Clark, Xing Xu: ''A toothed turtle from the Late Jurassic of China and the global biogeographic history of turtles.'' In: ''BMC Evolutionary Biology,'' Band 16, 2016, Artikel 236, [[doi:10.1186/s12862-016-0762-5]] [https://bmcecolevol.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/s12862-016-0762-5.pdf (PDF)].</ref> die sich im Laufe der [[Evolution]] jedoch rückgebildet haben. [[Rezent]]e Schildkröten besitzen keine Zähne, sondern zu kräftigen Schneidewerkzeugen umgewandelte Kieferleisten aus [[Hornsubstanz]], die in ihrer Gesamtheit den [[Schnabel]] bilden.<ref>Winnie Achilles und Franz-Viktor Salomon: ''Anatomie der Schildkröten.'' In: Franz-Viktor Salomon et al. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke Stuttgart. 3. erw. Auflage 2015, ISBN 978-3-8304-1288-5, S. 838.</ref> Wie alle Reptilien kauen Schildkröten ihre Nahrung nicht, sondern verschlingen sie entweder unzerkleinert, oder sie reißen mit dem Maul Stücke ab, wobei sie die vorderen Gliedmaßen zu Hilfe nehmen.


[[Datei:Chelus fimbriatus head.jpg|mini|Kopf- und Halsform eines Saugschnappers (Fransenschildkröte)]]
In der gemäßigten Klimazone sowie zu den Wüsten hin prägen die [[Jahreszeiten]] den Lebensrhythmus der Schildkröten. Zum Winter vergraben sich die Schildkröten oder suchen sich artbedingt ein Versteck unter Wasser, wo sie die nächsten Monate zum Teil in Starre verharren. Einige Arten ziehen sich auch während der großen Hitze des Sommers zurück.


Schildkröten sind größtenteils Allesfresser ([[omnivor]]). Je nach Art überwiegt allerdings meist entweder die pflanzliche ([[herbivor]]e) oder die fleischliche ([[Fleischfresser|carnivore]]) Kost. Manche Arten, insbesondere die im Wasser lebenden, wechseln von eiweißreicher Ernährung mit Wasserinsekten als Jungtiere zu energieärmerer, dafür aber leicht zu erlangender Pflanzenkost, wenn sie herangewachsen sind. Für das vergleichsweise große Knochenskelett und teilweise für die Ausbildung von hartschaligen Eiern brauchen Schildkröten [[calcium]]reiche Nahrung. Meist ist die Nahrung sehr abwechslungsreich, denn die Tiere sind bei der Suche nach Fressbarem wenig wählerisch. Ihr Nahrungsspektrum reicht je nach Art von Wiesenkräutern, Blüten, Früchten, Wasserpflanzen und Algen über Insekten, Würmer, Schnecken, Fische, Seesterne, Krabben und Quallen bis hin zu Aas und Ausscheidungsprodukten von Säugetieren.
=== Ernährung ===
Schildkröten sind größtenteils [[omnivor]], nur wenige Arten sind reine Fleisch- oder Pflanzenfresser. Ihnen ist jedoch allen gemein, dass sie calciumreiche Nahrung für den Panzeraufbau benötigen. Um das Calcium zu resorbieren, wird Vitamin D<sub>3</sub> benötigt. Bisher fehlen detaillierte Erkenntnisse, wie Schildkröten ihren Vitamin D<sub>3</sub>-Bedarf decken. Bei vielen carnivoren Arten wird ein Großteil sicherlich über die Nahrung aufgenommen. Auch Ultraviolettstrahlung scheint eine Rolle beim Aufbau von Vitamin D<sub>3</sub> zu spielen, was jedoch von einigen Experten als nicht gesichert betrachtet wird, da die Haut der Schildkröten angeblich diese Strahlung gar nicht penetrieren lässt.


Einige Arten sind jedoch ausgesprochene Nahrungsspezialisten, wie z.&nbsp;B. die [[Lederschildkröte]], die auf Quallen spezialisiert ist oder die [[Malaysische Sumpfschildkröte]], deren englischer Name ''snail eating turtle'', und kräftige Kiefer die Vorliebe für das Knacken von Gehäuseschnecken verraten. Einige weitere Schildkrötenarten haben ihren Körperbau ebenfalls an spezielle Jagdmethoden angepasst, z.&nbsp;B. die [[Geierschildkröte]], die ruhig mit geöffnetem Maul abwartet, bis sich ein Fisch für den [[Köder]], einen wurmförmigen Zipfel auf ihrer Zunge, interessiert. Eine weitere ungewöhnliche Fangmethode praktiziert die [[Fransenschildkröte]] (Mata-Mata), die im Schlamm mit algenbewachsenem Panzer getarnt lauert und ihre Beute durch plötzliches Aufreißen ihres riesigen Schlundes einsaugt.
Unabhängig von der Art ist die Nahrung meistens sehr abwechslungsreich, da Schildkröten bei der Suche nach Fressbarem nicht wählerisch sind. Ihr Nahrungsspektrum reicht je nach Art von frischen Wiesenkräutern und Regenwürmern bis hin zu Aas oder Ausscheidungsprodukten.


=== Fortpflanzung ===
=== Geschlechtsunterschiede und Fortpflanzung ===
[[Datei:Turles nesting escobilla oxaca mexico claudio giovenzana 2010.jpg|mini|Zur Eiablage treffen jährlich tausende [[Oliv-Bastardschildkröte]]n (''Lepidochelys olivacea'') im Schutzgebiet [[Playa de Escobilla]] an der mexikanischen Pazifikküste ein]]
[[Datei:Olive ridley sea turtle laying eggs.jpg|mini|Oliv-Bastardschildkröten legen viele und verhältnismäßig kleine Eier]]
[[Datei:Embrión de tortuga Lepidochelys olivacea.JPG|mini|Ein [[Embryo]] der Oliv-Bastardschildkröte]]
[[Datei:Éclosion tortue d'Hermann.JPG|mini|[[Schlüpfvorgang]] bei einer [[Griechische Landschildkröte|Griechischen Landschildkröte]] (''Testudo hermanni'')]]


Im direkten Vergleich zwischen geschlechtsreifen Männchen und Weibchen stellt man fest, dass sich die Ausscheidungsöffnung in der Schwanzwurzel des Weibchens, die [[Kloake (Biologie)|Kloake]], näher am Panzerrand befindet, die des Männchens dagegen eher zum Schwanzende hin liegt. Der Schwanz ist beim Männchen meist auch deutlich länger und am Ansatz breiter, da er den Penis beherbergt, der nur zur [[Begattung]] ausgestülpt wird. Weitere häufige Geschlechtsunterschiede sind geringere Körpergröße und ein stärker nach innen gewölbter Bauchpanzer bei den Männchen, was die Kopulation erleichtert. Darüber hinaus gibt es sekundäre Geschlechtsmerkmale, die auf einzelne Gattungen, Arten oder gar Unterarten beschränkt sind, wie zum Beispiel verlängerte Vorderkrallen des Männchens bei den Schmuckschildkröten oder eine unterschiedliche Färbung der Iris bei manchen Dosenschildkröten und einigen Unterarten der Europäischen Sumpfschildkröte. Die sekundären Geschlechtsmerkmale sind beim Schlüpfling noch nicht zu erkennen, sondern werden erst im Vorfeld der Geschlechtsreife ausgebildet.
[[Bild:Schlupf_0011.jpg|right|thumb|''Testudo marginata'' nach dem Schlupf]]


Zur Paarungszeit suchen die Männchen, die bei manchen Arten andere ökologische Nischen besiedeln, die Weibchen gezielt auf. Sie werden dabei vermutlich durch Geruchshormone ([[Pheromon]]e) geleitet. Dem eigentlichen Paarungsakt geht bei den meisten Arten eine Balz voraus, die auf den Menschen eher grob wirkt. Je nach Art kommt es zur Verfolgung und Umkreisung des Weibchens mit teilweise heftigen Bissen in ihre Extremitäten und Rammstößen gegen den Panzer. Bei der Kopulation reiten die Männchen auf und klammern sich teilweise am Panzer des Weibchens fest. Aufgrund der Möglichkeit zur Samenspeicherung bleibt das Weibchen nach einer erfolgreichen Kopulation über mehrere Jahre befruchtungsfähig, ohne erneut kopulieren zu müssen, was den Erfolg der Schildkröten bei der [[Besiedlung]] neuer Lebensräume, z.&nbsp;B. den [[Galapagosinseln]], erklären könnte.
Während in einigen Fällen Männchen und Weibchen über einen Großteil des Jahres getrennte [[Ökologische Nische|Ökologische Nischen]] bevorzugen, suchen sie sich zur Paarungszeit auf. Diese Paarungszeit liegt bei Arten aus der [[gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]] oft im Herbst und im Frühjahr. Tropische und subtropische Arten richten sich nach der Luftfeuchtigkeit, was eine Nachzucht in Gefangenschaft außerhalb dieser Klimazonen erschwert.


Die Paarungszeit liegt bei Arten aus der [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]] überwiegend im Herbst und Frühjahr, wogegen sich tropische Arten eher nach Regenzeiten und Luftfeuchtigkeit richten.
Nach einer Befruchtung bleibt das Weibchen über mehrere Jahre fruchtbar, was sicherlich auch den großen Erfolg der Schildkröten bei der Besiedlung neuer Lebensräume (beispielsweise den [[Galápagos|Galápagos-Inseln]]) erklärt.
Die Eiablage ([[Ei|Oviposition]]) erfolgt einige Wochen nach der Befruchtung und findet bei allen Arten an Land statt. Im Einklang mit den Jahreszeiten sucht das trächtige Weibchen eine geeignete Stelle auf, wofür es häufig lange, gefährliche Wanderungen in Kauf nimmt. Es achtet dabei auf die Sonnenlage des Platzes, dessen Bodenbeschaffenheit, Überschwemmungssicherheit und vermutlich noch auf weitere Faktoren. Einmal ausgewählt, wird diese Eiablagestelle meist über viele Jahre beibehalten. Das Weibchen gräbt mit den Hinterbeinen eine tiefe, häufig birnenförmige Grube, legt die Eier vorsichtig hinein und scharrt die Grube wieder sorgfältig zu, so dass keine Nesträuber angelockt werden. Das Ausbrüten der Eier überlassen die allermeisten Schildkrötenweibchen der Sonnenwärme. Wenige Schildkrötenarten betreiben eine Art Brutpflege durch Bewachen der Niststelle. Dazu zählt die [[Braune Landschildkröte]] aus der Gattung der [[Hinterindische Landschildkröten|Hinterindischen Landschildkröten]]. Weibchen dieser Art scharren mit ihren Vorderbeinen einen Nisthaufen aus Laub, Sand und Gras zusammen, der einen Durchmesser von 1 bis 2,50 Meter hat und zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch ist.<ref>Manfred Rogner: ''Schildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5440-1, S. 89.</ref> In der Haufenmitte gräbt das Weibchen mit dem Kopf die Nistgrube. Anschließend bewacht sie das Gelege für eine Zeitdauer von 2 bis 20 Tagen. Dabei legt sie sich mitunter direkt auf die Nistgrube. Sie verteidigt ihre Nistgrube gegenüber Fressfeinden jedoch auch durch Bisse oder den Versuch, den Fressfeind von der Nistgrube wegzuschieben.<ref>[http://animaldiversity.ummz.umich.edu/site/accounts/information/Manouria_emys.html Website der University of Michigan]</ref>


Die Eier unterscheiden sich in Form, Größe und Beschaffenheit bei den verschiedenen Arten sehr. Bei Schlangenhalsschildkröten, Schlammschildkröten, Weichschildkröten, den meisten Landschildkröten mit Ausnahme der Gattung ''Manouria'' und bei vielen Altwelt-Sumpfschildkröten, z.&nbsp;B. bei Scharnierschildkröten und Amerikanischen Erdschildkröten, sind sie wie bei Vögeln von einer harten Kalkschale umgeben. Meeresschildkröten, Lederschildkröten und Alligatorschildkröten umhüllen ihre Eier aber nur mit einer lederartigen Haut und einer schützenden Schleimschicht, das gilt auch für die meisten [[Pelomedusenschildkröten]].<ref>Petra Kölle: ''Die Schildkröte: Heimtier und Patient.'' Enke Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1066-9, S. 66.</ref> Bei den Neuwelt-Sumpfschildkröten legen alle Vertreter der Deirochelyinae weichschalige Eier, bei den Emydinae haben die Vertreter der Gattungen ''Actinemys'', ''Emydoidea'' und ''Emys'' hartschalige und die übrigen Gattungen weichschalige Eier.<ref>Caroline Maria Hartmann: [https://edoc.ub.uni-muenchen.de/11599/1/Hartmann_Caroline.pdf ''Untersuchungen zur Zusammensetzung von Reptilieneiern.''] Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität, 2009 (PDF;6.559&nbsp;kB).</ref> Anders als bei Vögeln besitzen die Eier aber keine Hagelschnüre, an der der Dotter drehbar aufgehängt ist. Deshalb dürfen Schildkröteneier nach begonnener [[Embryo]]nalentwicklung nicht mehr gedreht werden, sonst stirbt der Keimling ab. Die Anzahl von Eiern und Gelegen pro Saison variiert stark, von einem einzigen Ei, z.&nbsp;B. bei der kleinsten Landschildkrötenart (''Homopus signatus''), bis zu 200 Eiern bei den Meeresschildkröten.
Die Oviposition ([[Ei (Biologie)|Eiablage]]) erfolgt einige Wochen nach der Befruchtung, oder, im gemäßigten Klima, im Frühjahr. Diese Eier unterscheiden sich in Form und Beschaffenheit zwischen den Arten sehr. Auch die Anzahl variiert von einem bis drei Eiern beispielsweise bei der [[Amboina Scharnierschildkröte]] (''Cuora amboinensis'') bis zu über 100 beispielsweise bei [[Meeresschildkröten]].
Die Eiablage erfolgt grundsätzlich an Land. Nachdem das trächtige Weibchen eine geeignete Stelle gefunden hat, wird das Gelege in eine ausgescharrte Grube gelegt und mit Erde oder Pflanzenmaterial bedeckt.


Die Inkubationstemperatur entscheidet bei fast allen Arten über das Geschlecht des Jungtiers. Dieser Umstand hat sich auch als Vorteil bei Zuchtprojekten zum Schutz des Artenbestandes erwiesen. Nach dem Schlupf bleiben die kleinen Schildkröten oft bis zur vollständigen Resorption des Dottersacks im Gelege, bevor sie sich zur Oberfläche graben. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungsgebiets bleiben Schildkrötenschlüpflinge, die im Spätsommer vom frühen Kälteeinbruch überrascht wurden, bis zum Frühjahr in der Nestgrube.
Bei einigen Arten wird das Geschlecht nicht genetisch bereits bei der Befruchtung festgelegt, sondern erst durch die Bruttemperatur [[Geschlechtsdetermination|bestimmt]] (z.&nbsp;B. bei Europäischen Wasser- und Landschildkrötenarten). In bestimmten Temperaturbereichen schlüpfen überwiegend oder sogar ausschließlich Weibchen bzw. Männchen. Dieser Umstand hat sich als Vorteil bei Zuchtprojekten zum Schutz des Artenbestandes erwiesen. Die Inkubation erfolgt je nach Art in etwa 50 bis 250 Tagen. Am Ende der Entwicklungszeit füllt die kleine Schildkröte das Ei vollständig aus. Bei hartschaligen Eiern ritzt sie die Schale oft mit der Eischwiele am Oberkiefer an und öffnet ein erstes Fenster. In einigen Fällen wird die Schale auch mit einem Bein geöffnet. Danach beginnt sich der gefaltete [[lastron (Schildkröte)|Bauchpanzer]] zu strecken und sprengt die Schale vollkommen auf. Nach dem Schlupf bleiben die kleinen Schildkröten oft bis zur vollständigen Resorption des Dottersacks in der Nisthöhle, bis sie sich in gemeinsamer Anstrengung zur Oberfläche graben. In Trockengebieten geschieht das meist nach einem spätsommerlichen Regen, der den Boden aufweicht und für Pflanzenfresser auch üppige Nahrung verspricht. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungsgebiets überwintern Schildkrötenschlüpflinge häufig noch in der Nistgrube und kommen erst im folgenden Frühjahr an die Oberfläche. Das Muttertier leistet in keinem Fall Schutz oder Aufzuchthilfe, die Jungen sind auf sich alleine gestellt und teilweise sogar eine willkommene Beute für erwachsene Artgenossen.


Das Muttertier leistet keine Aufzucht- oder Schutzhilfe. Bis zur Geschlechtsreife des Jungtiers vergehen mehrere Jahre. Die Geschlechtsreife selbst ist hierbei nicht vom Alter sondern vielmehr von der erreichten Körpergröße des Tieres abhängig.
Bis zur Geschlechtsreife vergehen mehrere Jahre. Sie ist hierbei nicht nur vom Alter, sondern auch von der Ernährungslage des Tieres abhängig.


=== Fressfeinde ===
=== Mögliches Höchstalter ===
Schildkröten können ein sehr hohes Alter erreichen. Das Geburtsjahr der [[Galápagos-Riesenschildkröte]] (''Geochelone nigra'') [[Harriet (Schildkröte)|Harriet]], die im [[Australia Zoo]] lebte und am 23. Juni 2006 verstarb, wird auf 1830 geschätzt, womit sie mindestens 176 Jahre alt geworden ist. Amerikanische [[Dosenschildkröten]] (''Terrapene'') sollen weit über 100 Jahre alt werden können und [[Meeresschildkröten]] (Cheloniidae) leben wahrscheinlich 75 Jahre oder mehr. Bei guter Pflege werden als Haustier gehaltene Schmuckschildkröten 40 Jahre und älter.
Fressfeinde varriieren sehr nach Art und Alter der Schildkröte. Während Gelege und Schlüpflinge selbst Krabben und Vögeln hilflos gegenüber stehen, bedarf es schon eines Alligators, um eine erwachsenene Schmuckschildkröte zu bedrohen.


Zu den ältesten Individuen gehörte auch [[Timothy (Schildkröte)|Timothy]], eine weibliche [[Maurische Landschildkröte]] (''Testudo graeca''). Das ehemalige Maskottchen der britischen Marine wurde 160 Jahre alt, obwohl sie die ersten 40 Jahre ihres Lebens an Bord eines Kriegsschiffes vermutlich nicht artgerecht gehalten wurde.
Zu den Fressfeinden zählt allerdings auch der Mensch. In einigen Teilen der Welt wurden und werden Meeresschildkröten, aber auch Wasser- und Landschildkröten verzehrt sowie deren Nester geplündert. Da es sich hierbei zu einem Großteil um Wildfänge handelt und sich die Population (Biologie) aufgrund der späten Geschlechtsreife nur langsam erholt, stehen einige Arten vor der Ausrottung.


Im Gegensatz zum potenziellen Höchstalter steht die durchschnittliche Lebenserwartung der meisten Schildkrötenarten unter natürlichen Bedingungen, die meist deutlich niedriger ausfällt. Für die [[Griechische Landschildkröte]] (''Testudo hermanni'') beträgt sie in der Natur nur etwa 10 Jahre ab der Geschlechtsreife (Hailey 1990/2000).
== Systematik ==
=== [[Rezent (Biologie)|Rezente]] Schildkrötenarten ===
==== Halsberger-Schildkröten (''Cryptodira'') ====
Die Halsberger-Schildkröten, die sich während der [[Jura_(Geologie)|Jura]] vor 180 Mio. Jahren zu entwickeln begannen und mit 13 Familien heute noch vertreten sind, können ihren Kopf in den Panzer zurück ziehen. Die Halswirbel dieser Tiere sind zu diesem Zweck speziell geformt, damit sich das Rückgrat S-förmig krümmen kann.


Beispiele für besonders alte Schildkröten (laut traditionellen, meist nicht ganz sicheren Angaben) waren:
[[Bild:Schnappschildkröte.jpg|thumb|''Chelydra serpentina'']]
* [[Adwaita]] (* um 1750 (?); † 22. März 2006), 256 Jahre
* [[Alligatorschildkröten]] (''Chelydridae'')
* [[Tuʻi Malila]] (* um 1773 oder 1777; † 19. Mai 1965), 188 oder 192 Jahre
**[[Schnappschildkröte|Schnappschildkröten]] (''Chelydra'')
* [[Harriet (Schildkröte)|Harriet]] (* um 1830; † 23. Juni 2006), 176 Jahre
***Nordamerikanische Schnappschildkröte (''Chelydra serpentina'')
* [[Jonathan (Schildkröte)|Jonathan]] (* um 1832)
***Florida-Schnappschildkröte (''Chelydra osceola'')
* [[Timothy (Schildkröte)|Timothy]] (* um 1844; † 4. April 2004), 160 Jahre
**[[Geierschildkröte]] (''Macrochelys temminckii'')
* [[König Faruqs Schildkröte]] (Widersprüchliche Angaben zum Geburts- und Sterbedatum)
* [[Tabascoschildkröte]] (''Dermatemys mawii'')
* [[Schlammschildkröten]] (''Kinosternidae'')
* [[Großkopfschildkröten]] (''Platysternidae'')


[[Datei:Hawaii turtle 2.JPG|mini|Meeresschildkröte ([[Suppenschildkröte]]) vor Hawaii, USA]]
[[Bild:Graptemys nigrinoda hatchlings.jpg|thumb|Sumpfschildkröte: ''Graptemys nigrinoda'' (Schlüpflinge)]]


=== Größenunterschiede ===
* Neuwelt-[[Sumpfschildkröten]] (''Emydidae'')
Neben vielen Arten, die nur 10 bis 50 Zentimeter groß werden, wie z.&nbsp;B. Vertreter der Gattungen ''Testudo'', ''[[Europäische Sumpfschildkröte|Emys]]'' und ''Mauremys'', finden sich auch die Riesenschildkröten auf den [[Galápagos-Inseln]] ([[Galápagos-Riesenschildkröte|''Geochelone nigra'']]) bzw. den [[Seychellen]] ([[Aldabra-Riesenschildkröte|''Dipsochelys dussumieri'']]), die eine Panzerlänge von über einem Meter erreichen. Noch wesentlich größere Panzerlängen erreichen [[Meeresschildkröten]] sowie die beinahe ausgestorbene [[Hoan-Kiem-See]]-Riesenweichschildkröte. Als größte Art gilt die Lederschildkröte ''[[Dermochelys coriacea]]'' mit bis zu 250&nbsp;cm Panzerlänge und 900&nbsp;kg Gewicht.
**[[Europäische Sumpfschildkröte]] (''Emys orbicularis'')
**[[Pazifische Sumpfschildkröten]] (''Actinemys marmorata'')
***Washington-Sumpfschildkröte (''Actinemys marmorata marmorata'')
***Kalifornische Sumpfschildkröte (''Actinemys marmorata pallida'')
**[[Tropfenschildkröte]] (''Clemmys guttata'')
**[[Amerikanische Sumpfschildkröte]] (''Emydoidea blandingii'')
**[[Amerikanische Wasserschildkröten]] (''Glyptemys'')
***[[Waldbachschildkröte]] (''Glyptemys insculpta'')
***[[Moorschildkröte]] (''Glyptemys muhlenbergii'')
**[[Zierschildkröten]] (''Chrysemys'')
***Südliche Zierschildkröte (''Chrysemys dorsalis'' manchmal auch ''Chrysemys picta dorsalis'')
***Östliche Zierschildkröte (''Chrysemys picta picta'')
***Westliche Zierschildkröte auch Indianerzierschildkröte (''Chrysemys picta bellii'')
***Mittelländische Zierschildkröte (''Chrysemys picta marginata'')
**[[Echte Schmuckschildkröten]] (''Pseudemys'')
***Gewöhnliche Schmuckschildkröten (''Pseudemys concinna'')
****[[Hieroglyphen-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys concinna concinna'')
****[[Florida-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys concinna floridana'')
****[[Suwannee-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys concinna suwanniensis'')
***[[Rio-Grande-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys gorzugi'')
***[[Halbinsel-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys pennisularis'')
***[[Texas-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys texana'')
***[[Alabama-Rotbauch-Schmuckschildkröte]] (''Pseudemys alabamensis'')
**[[Buchstaben-Schmuckschildkröten]] (''Trachemys'')
***[[Mexikanische Schmuckschildkröte]] (''Trachemys gaigeae'')
****[[Big-Bend-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys gaigeae gaigeae'')
****[[Nazas-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys gaigeae hartwegi'')
***[[Pazifische Schmuckschildkröte]] (''Trachemys nebulosa'')
****[[Niederkalifornische Schmuckschildkröte]] (''Trachemys nebulosa nebulosa'')
****[[Fuerte-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys nebulosa hiltoni'')
***[[Nordamerikanische Buchstaben-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys scripta'')
****[[Gelbwangen-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys scripta scripta'')
****[[Rotwangen-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys scripta elegans'')
****[[Cumberland-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys scripta troostii'')
***[[Taylors Schmuckschildkröte]] auch Cuatro-Cienegas-Schmuckschildkröte (''Trachemys taylori'' ehemals ''Trachemys scripta taylori'')
***[[Mittelamerikanische Schmuckschildkröte]] (''Trachemys venusta'' ehemals ''Trachemys scripta venusta'')
***[[Sonora-Schmuckschildkröte]] (''Trachemys yaquia'' ehemals ''Trachemys scripta yaquia'')
***[[Langhals-Schmuckschildkröte]] (''Deirochelys reticularia'')
****Östliche Langhals-Schmuckschildkröte (''Deirochelys reticularia reticularia'')
****Florida-Langhals-Schmuckschildkröte (''Deirochelys reticularia chrysea'')
****Westliche Langhals-Schmuckschildkröte (''Deirochelys reticularia miaria'')
**[[Höckerschildkröten]] (''Graptemys''): Der ''Pseudogeographica/Ouachtensis''-Komplex der Gattung ''Graptemys'' ist in der systematischen Zuordnung weiterhin umstritten.
***[[Barbours Höckerschildkröte]] (''Graptemys barbouri'')
***[[Cagles Höckerschildkröte]] (''Graptemys caglei'')
***[[Escambia-Höckerschildkröte]] (''Graptemys ernsti'')
[[Bild:Dornschildkröte.jpg|thumb|Dornschildkröte|right]]
***[[Gelbtupfen-Höckerschildkröte]] auch Gelb gefleckte Höckerschildkröte (''Graptemys flavimaculata'')
***[[Landkarten-Höckerschildkröte]] auch Landkartenschildkröte (''Graptemys geographica'')
***[[Pascagoula-Höckerschildkröte]] (''Graptemys gibbonsi'')
***[[Schwarzknopf-Höckerschildkröten]] auch Schwarzbeulen-Höckerschildkröten (''Graptemys nigrinoda'')
****Schwarzknopf-Höckerschildkröte auch Schwarzbeulen-Höckerschildkröte (''Graptemys nigrinoda nigrinoda'')
****Delta-Schwarzknopf-Höckerschildkröte auch Südliche Schwarzbeulen-Höckerschildkröte (''Graptemys nigrinoda delticola'')
***[[Pracht-Höckerschildkröte]] (''Graptemys oculifera'')
***Ouachita-Höckerschildkröten (''Graptemys ouachitensis'')
****[[Ouachita-Höckerschildkröte]] (''Graptemys ouachitensis ouachitensis'')
****[[Sabine-Höckerschildkröte]] (''Graptemys ouachitensis sabinensis'' manchmal auch als eigene Spezies ''Graptemys sabinensis'' genannt, vormals auch ''Graptemys pseudogeographica sabinensis'')
***Falsche Landkarten-Höckerschildkröten auch Falsche Landkartenschildkröten (''Graptemys pseudogeographica'')
****[[Falsche Landkarten-Höckerschildkröte]] auch Falsche Landkartenschildkröte beziehungsweise Missouri-Höckerschildkröte (''Graptemys pseudogeographica pseudogeographica'')
****[[Mississippi-Höckerschildkröte]] (''Graptemys pseudogeographica kohnii'')
***[[Schmuck-Höckerschildkröte]] auch Alabama-Höckerschildkröte (''Graptemys pulchra'')
***[[Texas-Höckerschildkröte]] (''Graptemys versa'')
**[[Diamantschildkröte]] (''Malaclemys terrapin'')
***Nördliche Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin terrapin'')
***Carolina-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin centrata'')
***Texas-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin littoralis'')
***Pfauenaugen-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin macrospilota'')
***Mississippi-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin pileata'')
***Mangroven-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin rhizophorarum'')
***Miami-Diamantschildkröte (''Malaclemys terrapin tequesta'')
**[[Dosenschildkröten]] (''Terrapene'')
***Gewöhnliche Dosenschildkröten (''Terrapene carolina'')
****[[Carolina-Dosenschildkröte]] (''Terrapene carolina carolina'')
****[[Florida-Dosenschildkröte]] (''Terrapene carolina bauri'')
****[[Golfküsten-Dosenschildkröte]] (''Terrapene carolina major'')
****[[Dreizehen-Dosenschildkröte]] (''Terrapene carolina triunguis'')
***[[Coahuila-Dosenschildkröte]] (''Terrapene coahuila'')
***[[Mexikanische Dosenschildkröte]] (''Terrapene mexicana'')
***[[Tropfen-Dosenschildkröte]] (''Terrapene nelsoni'')
****Südliche Tropfen-Dosenschildkröte (''Terrapene nelsoni nelsoni'')
****Nördliche Tropfen-Dosenschildkröte (''Terrapene nelsoni klauberi'')
***[[Schmuck-Dosenschildkröte]] (''Terrapene ornata'')
****Östliche Schmuck-Dosenschildkröte (''Terrapene ornata ornata'')
****Westliche Schmuck-Dosenschildkröte (''Terrapene ornata luteola'')
[[Bild:Cuora_amboinensis_kamaroma_j.jpg|thumb|Sumpfschildkröte: ''Cuora amboinensis kamaroma'' (Schlüpflinge)]]
* Alte Welt-[[Sumpfschildkröten]] (''Geoemydidae'' ehemals ''Bataguridae'')
** [[Batagur-Schildkröte]] (''Batagur baska'')
** [[Scharnierschildkröten]] (''Cuora'')
*** [[Amboina-Scharnierschildkröte]] (''Cuora amboinensis'')
*** [[Gelbrand-Scharnierschildkröte]] (''Cuora flavomarginata'')
*** [[Hinterindische Scharnierschildkröte]] (''Cuora galbinifrons'')
*** [[Dreistreifen-Scharnierschildkröte]] (''Cuora trifasciata'')
**[[Zacken-Erdschildkröten]] (''Geoemyda'')
***[[Japanische Zacken-Erdschildkröte]] (''Geoemyda japonica'')
***[[Gelbkopf-Erdschildkröte]] (''Geoemyda silvatica'')
***[[Zacken-Erdschildkröte]] (''Geoemyda spengleri'')
**[[Bachschildkröten]] (''Mauremys'')
*** [[Japanische Sumpfschildkröte]] (''Mauremys japonica'')
*** [[Westasiatische Bachschildkröte]] (''Mauremys caspica'')
**** [[Kaspische Bachschildkröte]] (''Mauremys caspica caspica'')
**** [[Arabische Bachschildkröte]] (''Mauremys caspica siebenrocki'')
**** [[Persische Bachschildkröte]] (''Mauremys caspica ventrimaculata'')
*** [[Maurische Bachschildkröte]] (''Mauremys leprosa'')
*** [[Ostmediterrane Bachschildkröte]] ((''Mauremys rivulata'')
** [[Amerikanische Erdschildkröten]] ((''Rhinoclemmys'')
*** [[Pracht-Erdschildkröte]] (''Rhinoclemmys pulcherima pulcherima'')
*** [[Sonora-Erdschildkröte]] (''Rhinoclemmys pulcherima rogerbarbouri'')
[[Bild:Testudooos 008.jpg-.jpg|thumb|Griechische Landschildkröte (Schlüpfling)]]
[[Bild:Geochelone radiata (aka).jpg|thumb|Strahlenschildkröte (''Geochelone radiata'')]]
* [[Landschildkröten]] (''Testudinidae'')
***[[Ägyptische Landschildkröte]] (''Testudo kleinmanni'')
***[[Breitrandschildkröte]] (''Testudo marginata'')
***[[Maurische Landschildkröte]] (''Testudo graeca '')
***[[Griechische Landschildkröte]] (''Testudo hermanni'')
***[[Vierzehenschildkröte]] (''Testudo/Agrionemys horsfieldi'')
**[[Gelenkschildkröten]] (''Kinixys'')
***[[Glattrandgelenkschildkröten]]
****[[Ostafrikanische Glattrandgelenkschildkröte]] (''Kinixys belliana belliana'')
****[[Westafrikanische Glattrandgelenkschildkröte]] (''Kinixys belliana nogueyi'')
***[[Stutz-Gelenkschildkröte]] (''Kinixys homeana'')
***[[Stachelrand-Gelenkschildkröte]] (''Kinixys erosa'')
***[[Lobatse-Gelenkschildkröte]] (''Kinixys lobatsiana'')
***[[Natal-Gelenkschildkröte]] (''Kinixys natalensis'')
***[[Spekes Gelenkschildkröte]] (''Kinixys spekii'')
**[[Seychellen-Riesenschildkröten]] (''Dipsochelys'')
***[[Aldabra-Riesenschildkröte]] (''Dipsochelys dussumieri'')
***[[Seychellen-Riesenschildkröte]] (''Dipsochelys hololissa'')
***[[Arnolds Riesenschildkröte]] (''Dipsochelys arnoldi'')
**Gattung ''[[Geochelone]]''
***[[Köhlerschildkröte]] (''Geochelone carbonaria'')
***[[Patagonische Landschildkröte]] (''Geochelone chilensis'')
***[[Waldschildkröte]] (''Geochelone denticulata'')
***[[Indische Sternschildkröte]] (''Geochelone elegans'')
***[[Galápagos-Riesenschildkröte]] (''Geochelone nigra'')
***[[Pantherschildkröte]] (''Geochelone pardalis'')
***[[Birma-Sternschildkröte]] (''Geochelone platynota'')
***[[Strahlenschildkröte]] (''Geochelone radiata'')
***[[Spornschildkröte]] (''Geochelone sulcata'')
***[[Madagassische Schnabelbrustschildkröte]] (''Geochelone yniphora'')
* [[Meeresschildkröten]] (''Cheloniidae'')
** [[Suppenschildkröte]] (''Chelonia mydas'')
*** [[Schwarze Suppenschildkröte]] (''Chelonia mydas agassazii'' manchmal auch ''Chelonia agassazii''): Bei dieser Schildkröte ist der Art- beziehungsweise Unterartstatus noch nicht geklärt.
*** [[Atlantische Suppenschildkröte]] (''Chelonia mydas mydas'')
*** [[Pazifische Suppenschildkröte]] (''Chelonia mydas japonica'')
*** ''Chelonia mydas carrinegra''
** [[Unechte Karettschildkröte]] (''Caretta caretta'')
*** ''Caretta caretta caretta''
*** ''Caretta caretta gigas''
** [[Echte Karettschildkröte]] (''Eretmochelys imbricata'')
*** [[Atlantische Karettschildkröte]] (''Eretmochelys imbricata imbricata'')
*** [[Pazifische Karettschildkröte]] (''Eretmochelys imbricata bissa'')
[[Bild:Turtle1_02.jpg|thumb|Echte pazifische Karettschildkröte]]
[[Bild:Karettschildkröte2.jpg|thumb|Meeresschildkröte: Echte Karettschildkröte]]
** [[Bastardschildkröten]] (''Lepidochelys'')
*** Karibische Bastardschildkröte (''Lepidochelys kempii'')
*** Oliv-Bastardschildkröte (''Lepidochelys olivacea'')
** [[Wallriffschildkröte]] (''Natator depressus'')
* [[Lederschildkröten]] (''Dermochelyidae'')
** Lederschildkröte (''Dermochelys coriacea'')
* [[Papua-Weichschildkröten]] (''Carettochelyidae'')
* [[Weichschildkröten]] (''Trionychidae'')
**[[Knorpel-Weichschildkröten]] (''Amyda'')
***[[Knorpel-Weichschildkröte]] (''Amyda cartilaginea'')
**[[Amerikanische Weichschildkröten]] (''Apalone'')
***[[Schwarze Weichschildkröte]] (''Apalone atra'')
***[[Florida-Weichschildkröte]] (''Apalone ferox'')
***[[Glattrand-Weichschildkröte]] (''Apalone mutica'')
****[[Nördliche Glattrand-Weichschildkröte]] (''Apalone mutica mutica'')
****[[Südliche Glattrand-Weichschildkröte]] (''Apalone mutica calvata'')
***[[Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera'')
****[[Östliche Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera spinifera'')
****[[Golfküsten-Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera aspera'')
****[[Texanische Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera emoryi'')
****[[Guadalupe-Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera guadalupensis'')
****[[Westliche Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera hartwegi'')
****[[Helle Dornrand-Weichschildkröte]] (''Apalone spinifera pallida'')
**[[Indische Weichschildkröten]] (''Aspideretes'')
***[[Ganges-Weichschildkröte]] (''Aspideretes gangeticus'')
***[[Pfauenaugen-Weichschildkröte]] (''Aspideretes hurum'')
***[[Leiths Weichschildkröte]] (''Aspideretes leithii'')
***[[Tempel-Weichschildkröte]] (''Aspideretes nigricans'')
**[[Kurzkopf-Weichschildkröten]] (''Chitra'')
***[[Hinterindische Kurzkopf-Weichschildkröte]] (''Chitra chitra'')
***[[Vorderindische Kurzkopf-Weichschildkröte]] (''Chitra indica'')
**[[Malayen-Weichschildkröten]] (''Dogania'')
***[[Malayen-Weichschildkröte]] (''Dogania subplana'')
**[[Birma-Weichschildkröten]] (''Nilssonia'')
***[[Birma-Weichschildkröte]] (''Nilssonia formosa'')
**[[Shanghai-Weichschildkröten]] (''Oscaria'')
***[[Shanghai-Weichschildkröte]] (''Oscaria swinhoei'')
**[[Nackendornen-Weichschildkröten]] (''Palea'')
***[[Nackendornen-Weichschildkröte]] (''Palea steindachneri'')
**[[Riesen-Weichschildkröten]] (''Pelochelys'')
***[[Bibrons Riesen-Weichschildkröte]] (''Pelochelys bibroni'')
***[[Cantors Riesen-Weichschildkröte]] (''Pelochelys cantorii'')
**[[Fernöstliche Weichschildkröten]] (''Pelodiscus'')
***[[Hunan-Weichschildkröte]] (''Pelodiscus axenaria'')
***[[Amur-Weichschildkröte]] (''Pelodiscus maackii'')
***[[Chinesische Weichschildkröte]] (''Pelodiscus sinensis'')
**[[Euphrat-Weichschildkröten]] (''Rafetus'')
***[[Euphrat-Weichschildkröte]] (''Rafetus euphraticus'')
**[[Afrikanische Weichschildkröten]] (''Trionyx'')
***[[Afrikanische Weichschildkröte]] (''Trionyx triunguis'')


Die kleinsten Schildkröten sind die Männchen der [[Gesägte Flachschildkröte|Gesägten Flachschildkröte]] ''Homopus signatus'' aus Südafrika mit einer Rückenpanzerlänge von durchschnittlich ca. 7,5&nbsp;cm und einem Gewicht von ca. 70&nbsp;g.
==== Halswender-Schildkröten (''Pleurodira'') ====


Größenangaben bei Schildkröten beziehen sich im Normalfall auf die Rückenpanzerlänge ohne Kopf, Beine und Schwanz. Gemessen wird im [[Stockmaß]], also gerade entlang der Längsachse mit Hilfe einer [[Schiebelehre]] und nicht mit dem Bandmaß über dem Panzerbogen.
[[Bild:Fransenschildkröte_Matamata.jpg|thumb|right|Halswender: Fransenschildkröte]]


== Systematik ==
Bei den Halswender-Schildkröten, die heute mit zwei Familien existieren, handelt es sich um die entwicklungsgeschichtlich jüngere [[Ordnung (Biologie)|Unterordnung]], da sie sich erst in der [[Kreide_(Geologie)|Kreide]] bildeten. Das überrascht, da sie allgemein weniger entwickelt wirken. Sie können ihren Kopf nicht wie die ''Cryptodira'' einziehen, sondern legen ihn durch eine horizontale S-förmige Bewegung seitlich unter den Panzer.
=== Äußere Systematik ===
[[Datei:Proganochelys Quenstedti.jpg|mini|Skelett von ''[[Proganochelys|Proganochelys quenstedti]]'' im [[American Museum of Natural History]] ]]
[[Datei:Bild2 Ur-Schildkröte Zeichnung.jpg|mini|Lebendrekonstruktion von ''Pappochelys rosinae'']]


Die korrekte systematische Stellung der Schildkröten innerhalb der Reptilien wird kontrovers diskutiert. Da die Schildkröten keine [[Schädelfenster]] haben, werden sie traditionell zusammen mit einigen ausgestorbenen Reptilientaxa in die [[Anapsida]] gestellt. Demnach wären sie die [[Schwestergruppe]] der [[Pareiasauridae|Pareiasauria]] oder aus diesen hervorgegangen. Dagegen vertreten einige Wissenschaftler die Ansicht, dass die Schildkröten die Schädelfenster sekundär wieder verloren haben und somit zu den [[Diapsida]] gehören. Die Vertreter dieser Hypothese sind sich aber uneinig, ob die Schildkröten näher mit den [[Archosauria]] (dazu gehören die [[Krokodile]], [[Dinosaurier]] und [[Vögel]]) oder mit den [[Lepidosauria]] (Echsen und Schlangen) verwandt sind. Nach der Archosauria-Hypothese gehören die Schildkröten zu den [[Archosauromorpha]] und wären wahrscheinlich die Schwestergruppe der [[Rhynchosauria]]. Die Anhänger der Lepidosauria-Theorie vermuten einen [[Ablagerungsmilieu|marinen]] Ursprung der Schildkröten und sehen sie als Schwestergruppe der [[Sauropterygia]], eine Gruppe großer mariner Reptilien aus dem [[Mesozoikum]], die zusammen mit den Lepidosauria das Taxon [[Lepidosauromorpha]] bilden.<ref>Michael S. Y. Lee: ''Molecules, morphology, and the monophyly of diapsid reptiles.'' Contributions to Zoology. Bd. 70, Nr. 1, 2001, [[doi:10.1163/18759866-07001001]].</ref>
* [[Pelomedusenschildkröten]] (''Pelomedusidae'')
** [[Starrbrust-Pelomeduse]] (''Pelomedusa subrufa'')
** [[Klappbrust-Pelomedusen]] (''Pelusios'')
*** Weißbrust-Pelomeduse (''Pelusios adansonii'')
*** Rückenstreifen-Pelomeduse (''Pelusios gabonensis'')
*** Schwarze Pelomeduse (''Pelusios niger'')
*** Gezähnelte Pelomeduse (''Pelusios sinuatus'')
*** Dunkle Pelomeduse (''Pelusios subniger'')
** [[Madagassische Schienenschildkröte]] (''Erymnochelys madagascariensis'' auch ''Podocnemis madagascariensis'')
** [[Schienenschildkröten]] (Podocnemis)
*** Arrauschildkröte (''Podocnemis expansa'')
*** Höcker-Schienenschildkröte (''Podocnemis sextuberculata'')
*** Terekay-Schildkröte (''Podocnemis unifilis'')
* [[Schlangenhalsschildkröten]] (''Chelidae'')
** [[Froschkopf-Schildkröten]] (''Batrachemys'')
*** Kolumbianische Froschkopf-Schildkröte (''Batrachemys dahli'')
*** Gewöhnliche Froschkopf-Schildkröte (''Batrachemys nasuta'')
*** Peruanische Froschkopf-Schildkröte (''Batrachemys wermuthi'')
** [[Australische Schlangenhalsschildkröten]] (''Chelodina'')
*** [[Kehlschild-Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina intergularis'')
*** [[Glattrückige Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina longicollis'')
*** [[Mccordi Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina mccordi'')
*** [[Neuguinea-Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina novaeguineae'')
*** [[Schmalbrust-Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina oblonga'')
*** [[Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina siebenrocki'')
** [[Fransenschildkröte]] oder Mata-Mata (''Chelus fimbriatus'')
** [[Elseya-Schildkröte]] (''Elseya dentata'')
** [[Spitzkopfschildkröten]] (''Emydura'')
*** [[Rotbäuchige Spitzkopfschildkröte]] (''Emydura albertisii'')
*** [[Krefft-Spitzkopfschildkröte]] (''Emydura krefftii'')
*** [[Breitrand-Spitzkopfschildkröte]] (''Emydura macquarrii'')
** [[Südamerikanische Schlangenhalsschildkröten]] (''Hydromedusa'')
*** [[Brasilianische Schlangenhalsschildkröte]] (''Hydromedusa maximiliani'')
*** [[Argentinische Schlangenhalsschildkröte]] (''Hydromedusa tectifera'')
** [[Buckelschildkröte]] (''Mesoclemmys gibba'')
** [[Krötenkopf-Schildkröten]] (''Phrynops'')
*** (''Phrynops dahli'')
*** [[Dunkle Krötenkopf-Schildkröte]] (''Phrynops geoffroanus'')
*** [[Rote Krötenkopf-Schildkröte]] (''Phrynops rufipes'')
** [[Plattschildkröten]] (''Platemys'')
*** [[Sporen-Plattschildkröte]] (''Platemys pallidipectoris'')
*** [[Rotkopf-Plattschildkröte]] (''Platemys platycephala'')
*** [[Strahlen-Plattschildkröte]] (''Platemys radiolata'')
*** [[Stachelhals-Plattschildkröte]] (''Platemys spixii'')
** [[Falsche Spitzkopfschildkröte]] (''Pseudemydura umbrina'')


2008 wurde ''[[Odontochelys|Odontochelys semitestacea]]'' wissenschaftlich [[Erstbeschreibung|beschrieben]], die älteste bis dahin bekannte Schildkröte. Die fossilen Überreste dieses im Meer lebenden, etwa 40&nbsp;Zentimeter langen Tieres wurden in der Provinz [[Guizhou]] in der Volksrepublik China gefunden. ''Odontochelys'' besaß Zähne in Ober- und Unterkiefer und hatte keinen Rücken-, sondern nur einen Bauchpanzer.<ref name="Odontochelys" /> Durch die im Juni 2015 veröffentlichte Beschreibung von ''[[Pappochelys]]'', einem ursprünglichen Verwandten aus der [[Stammgruppe]] der Schildkröten, wird die Theorie, dass die Schildkröten zu den Diapsida gehören, weiter untermauert. ''Pappochelys'' hatte einen vollkommen diapsiden Schädelbau (oberes und unteres Schläfenfenster) und belegt, dass der Schildkrötenpanzer weitgehend aus bereits vorher existierenden Skelettelementen entstanden ist: der Rückenpanzer aus verbreiterten Rippen, der Bauchpanzer aus verschmolzenen Gastralia („Bauchrippen“).<ref>R. R. Schoch, H. D. Sues: ''A Middle Triassic stem-turtle and the evolution of the turtle body plan.'' In: ''[[Nature]].'' 2015. [[doi:10.1038/nature14472]].</ref>
=== Extinkte Schildkrötenarten/[[Phylogenese]] ===
==== [[Trias (Geologie)|Trias]] ====
Die ersten [[Fossilien]] von Tieren, die eindeutig als Schildkröten zu identifizieren sind, fand man ausschließlich in [[Mitteleuropa]] und datiert sie in das frühe [[Mesozoikum]]. Die Anordnung der Panzerschilde entsprach schon der rezenter Arten, jedoch waren die Rippen noch nicht verbunden und die Tiere hatten noch Zähne.
* ''[[Proganochelys]]'' †
* ''[[Protochersis]]'' †


==== [[Jura_(Geologie)|Jura]] ====
=== Innere Systematik ===
Im Folgenden wird die Systematik der Schildkröten nach der [[The Reptile Database|Reptile Database]] wiedergegeben:
Die Schildkröten, die ihre Zähne zu diesem Zeitpunkt verloren, eroberten die Meere und die Landmassen, die heute [[Nordamerika]] und [[Asien]] ausmachen.
* ''[[Thalassemydidae]]'' † [[Meeresschildkröten]], wenigstens 11 Gattungen
* ''[[Aperotemporalidae]]'' † [[Meeresschildkröten]]
* ''[[Amphichelydiae]]'' † Süßwasserbewohner, Urahnen der ''Cryptodira''
* ''[[Henodus]]'' †


==== [[Kreide_(Geologie)|Kreide]] ====
==== Halsberger-Schildkröten (Cryptodira) ====
Die [[Halsberger-Schildkröten]], die sich während des [[Jura (Geologie)|Jura]] vor 180&nbsp;Mio. Jahren zu entwickeln begannen, können ihren Kopf in den Panzer zurückziehen. Die Halswirbel dieser Tiere sind zu diesem Zweck speziell geformt, damit sich das Rückgrat S-förmig krümmen kann. Sie sind mit elf Familien vertreten.
[[Meeresschildkröten]] erreichten mit 15 Gattungen ihre größte Vielfalt.
* [[Protostegidae]] †
** ''[[Santanachelys gaffneyi]]'' †
** ''Notochelone'' †
** ''Desmatochelys'' †
** ''Chelosphargis'' †
** ''Protostega'' †
* ''[[Archelon]]'' †
* ''[[Meiolaniidae]]'' † gehörnte Schildkröten, die erst im [[Pleistozän]] ausstarben


* Überfamilie Chelonioidea
==== [[Eozän]] ====
** [[Meeresschildkröten]] (Cheloniidae)
Es entstehen neue Schildkrötenarten, die die [[ökologische Nische|Ökologischen Nischen]] ausgestorbener Arten füllen. Auch findet man die ersten [[Landschildkröten]].
** [[Lederschildkröten]] (Dermochelyidae)
* ''Borkenia germanica'' † [[Sumpfschildkröten|Sumpfschildkröte]] aus dem heutigen [[Europa]]
** [[Protostegidae]] †
* ''Grayemys'' † [[Sumpfschildkröten|Sumpfschildkröte]] aus dem heutigen [[Asien|Westasien]]
* Überfamilie Chelydroidea
* ''Hokouchelys'' † [[Sumpfschildkröten|Sumpfschildkröte]] aus dem heutigen [[Asien|Ostasien]]
** [[Alligatorschildkröten]] (Chelydridae)
* ''Palaeochelys'' † Mutmaßlich ein Vorläufer der heutigen Alte Welt-[[Sumpfschildkröten]] (''Geoemydidae'')
** [[Tabascoschildkröten]] (Dermatemydidae)
** [[Schlammschildkröten]] (Kinosternidae)
* Überfamilie Testudinoidea
** [[Neuwelt-Sumpfschildkröten]] (Emydidae)
** [[Altwelt-Sumpfschildkröten]] (Geoemydidae)
** [[Landschildkröten]] (Testudinidae)
** [[Großkopfschildkröte]] (Platysternidae)
* Überfamilie Trionychoidea
** [[Weichschildkröten]] (Trionychidae)
** [[Papua-Weichschildkröte]]n (Carettochelyidae)


==== Halswender-Schildkröten (Pleurodira) ====
* ''[[Ptychogasteridae]]'' † [[Sumpfschildkröten]]
** ''Echmatemys'' † Vorläufer der heutigen Neuwelt-[[Sumpfschildkröten]] (''Emydidae''), im Aussehen ähnlich den [[Schmuckschildkröten]]
*** ''Echmatemys septaris'' † ehemals auch ''Emys septaris''
*** ''Echmatemys wyomingensis'' †
*** ''Echmatemys lativertebralis'' †
*** ''Echmatemys euthneta'' †
*** ''Echmatemys testudinea'' †
*** ''Echmatemys cibollensis'' †
** ''Clemmydopsis'' †
** ''Ptychogaster'' †
** ''Hummelemys ambiqua'' †
** ''Geiselemys ptychogastroides'' †
** ''Geoemyda saxonica'' †


Bei den [[Halswender-Schildkröten]], die mit drei Familien existieren,<ref name="Fritz">Fritz Uwe, Peter Havas: [http://www.iucn-tftsg.org/wp-content/uploads/file/Articles/Fritz_and_Havas_2007.pdf ''Checklist of the Chelonians of the World.''] 2007. (PDF; 925&nbsp;kB) zusammengestellt im Auftrag von CITES</ref><ref>[http://www.reptile-database.org/db-info/taxa.html#C8 The Reptile Database]</ref> handelt es sich um die entwicklungsgeschichtlich jüngere [[Ordnung (Biologie)|Unterordnung]], da sie erst in der [[Kreide (Geologie)|Kreide]] erschien. Sie können ihren Kopf nicht wie die Cryptodira einziehen, sondern legen ihn durch eine horizontale S-förmige Bewegung seitlich unter den Panzer.
==== [[Oligozän]] ====
* [[Schlangenhalsschildkröten]] (Chelidae)
* ''Broilia'' †
* Überfamilie Pelomedusoidea
* ''Stylemys'' †
** [[Pelomedusenschildkröten]] (Pelomedusidae)
* ''Sharemys'' † [[Sumpfschildkröten|Sumpfschildkröte]] aus dem heutigen [[Asien|Ostasien]]
** [[Podocnemididae]]


Unter [[Systematik der Schildkröten]] werden alle rezenten Arten dargestellt sowie die ausgestorbenen [[Gattung (Biologie)|Gattungen]], die in der deutschsprachigen Wikipedia beschrieben werden. Hier folgen zwei Kladogramme, die nach morphologischen bzw. molekularbiologischen Gesichtspunkten erstellt wurden und sich noch stark unterscheiden. Naturgemäß sind im mit molekularbiologischen Methoden erstellten Kladogramm keine fossilen Gruppen vertreten.
==== [[Miozän]] ====
* ''Hesperotestudo'' †


Innere Systematik nach morphologischen Gesichtspunkten nach Sterli, Pol & Laurin, 2013<ref name="Sterli" />
==== [[Pleistozän]] ====
* ''[[Geochelone cubensis]]'' † Riesenschildkröte
* ''[[Testudo atlas]]'' † auch ''Geochelone sivalensis'' oder ''Colossochelys atlas'' (größte Landschildkröte die je gelebt hat)
* [[Palagra-Schildkröte]] ''Dermochelys palagreae'' †


{{Klade
== Schutzbestrebungen ==
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Innere Systematik nach molekularbiologischen Gesichtspunkten nach Crawford u.&nbsp;a. (2014)<ref name="Crawford" /> und Thomson, Spinks und Shaffer (2021).<ref name="ThomsonSpinksShaffer" />
=== Bedrohung durch eine veränderte Umwelt ===
Der Lebensraum vieler Schildkrötenarten ist bedroht. [[Landschildkröten]] werden von [[Landwirt]]en in den Herkunftsgebieten als [[Schädling]] betrachtet und oft getötet. Straßen durchschneiden die [[Habitat]]e und führen zu hohen Opferzahlen, wobei häufig trächtige Weibchen auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz betroffen sind. Die [[Industrie]] leitet [[Abwasser]] in die von [[Wasserschildkröten]] bewohnten [[Gewässer]] ein, wodurch dieses Biotop verändert wird. Die [[Wasserschildkröten]] verlieren dadurch häufig ihre Nahrungsgrundlage. [[Flussbegradigung]]en resultieren in einem Verlust an Plätzen zum Nisten und Sonnen. Meeresschildkröten wird die Fortpflanzung durch die [[Tourismus|touristische]] Erschließung von zum Nisten geeigneten Stränden erschwert. Schlüpflinge, die sich nachts zur Oberfläche graben, orientieren sich am Licht, um das relativ sichere Wasser zu finden. Künstliche [[Lichtquelle]]n führen zu einem Verlust der Orientierung. [[Meeresschildkröten]] verfangen sich in [[Treibnetzfischerei|Treibnetz]]en oder schlucken Plastik in der Annahme, es handele sich um [[Quallen]].


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== Gefährdungssituation und Artenschutz ==
=== Bedrohung durch den Menschen ===
=== Bedrohung durch den Menschen ===
[[Datei:Supermarktschildkröte 1.jpg|mini|Weichschildkröte in einem chinesischen Supermarkt]]


[[Fressfeind]]e variieren sehr nach Art und Alter der Schildkröte. Während Gelege und Schlüpflinge selbst Krabben und Vögeln zum Opfer fallen, haben ausgewachsene Tiere nur noch wenige natürliche Feinde. Im besonders artenreichen Süden der USA sind das z.&nbsp;B. [[Alligatoren]], aber auch viele andere Panzerechsen erbeuten regelmäßig Schildkröten, da sie mit ihren kräftigen Kiefern problemlos die Panzer aufbrechen können. Zu den Fressfeinden von Eiern und erwachsenen Schildkröten zählt aber auch der Mensch. In vielen Teilen der Welt wurden und werden Wasser-, Land- und Meeresschildkröten verzehrt und auch deren Nester ausgenommen. Wie schnell der Mensch die Schildkrötenbestände dezimieren kann, lässt sich am Beispiel der [[Europäische Sumpfschildkröte|Europäischen Sumpfschildkröte]] zeigen. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein im deutschsprachigen Raum durchaus häufig anzutreffen, wurde sie hier als Fastenspeise fast bis zum völligen Verschwinden abgefischt. Inzwischen ist sie in Deutschland und Österreich so selten geworden, dass sie nicht nur aus den heimischen Gewässern, sondern auch aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein als ursprünglich einheimische Tierart zu verschwinden droht. Die heutige Verbauung der Flusslandschaften trägt ebenfalls zur Gefährdung dieser Schildkrötenart bei.<ref>[https://www.zoovienna.at/tiere/reptilien/europaische-sumpfschildkrote/ Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) von Tiergarten Schönbrunn] abgerufen am 27. Mai 2024</ref>
[[Bild:Olive ridley sea turtle laying eggs.jpg|thumb|right|Oliv-Bastardschildkröte bei der Eiablage]]


Ebenfalls durch intensive menschliche Nachstellung ausgerottet oder nahezu ausgerottet wurden die Riesenschildkröten auf den Inselgruppen im Indischen und Pazifischen Ozean. Einem Seefahrerbericht zufolge konnte man um 1700 auf Rodriguez Island (Mauritius) noch Gruppen von 2000 bis 3000 Tieren finden. Sie lagen so eng zusammen, dass man „100 Schritte über ihre Panzer laufen konnte, ohne den Fuß auf den Boden zu setzen“ (Legaut 1691). Das Fleisch sei wohlschmeckend und bekömmlich und das Fett schmecke besser als die beste Butter in Europa. Es eigne sich auch hervorragend als Medizin gegen Verdauungsbeschwerden und Krämpfe. Anderthalb Jahrhunderte später fand eine wissenschaftliche Expedition nur noch ein paar wenige in der Sonne brüchig gewordene Panzerreste auf dieser Insel, aber keine lebenden Tiere mehr. Die Schiffsbesatzungen deckten ihren Bedarf dann auf den Galapagosinseln, oft 500–800 Tiere pro Schiffsladung. Aber auch viele andere Schildkrötenarten gelten als Delikatesse und werden vom Menschen intensiv bejagt. Da es sich hierbei zu einem Großteil um [[Wildfang|Wildfänge]] handelt und sich die [[Population (Biologie)|Populationen]] aufgrund der späten [[Geschlechtsreife]] nur langsam reproduzieren, stehen viele Arten vor der Ausrottung in freier Natur, zum Beispiel einige Arten der Gattung [[Scharnierschildkröten|''Cuora'']]. In den letzten Jahren richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Lebensmittelmärkte in Südostasien, auf denen seit je her Schildkröten in großer Zahl angeboten werden. So werden jährlich etwa 10 Millionen Tiere in den Süden Chinas importiert (van Dijk u.&nbsp;a. 2001). Häufig sind es Arten, die inzwischen so stark bedroht sind, dass sie durch das [[Washingtoner Artenschutzabkommen]]s eigentlich streng geschützt wären. Die riesigen Vermehrungsfarmen in den USA mit teilweise über 1&nbsp;Million Schlüpflingen pro Jahr und Farm (Herrera 1998), wie auch die in den 1990er Jahren neu entstandenen Schildkröten-Farmen in China können bislang noch nicht in ausreichendem Maße den Bedarf decken. Zudem haben diese Farmen ein neues Problem geschaffen. Da exotisch aussehende Schildkröten auf den Märkten einen höheren Preis erzielen, versucht man gezielt, [[Hybride]] zu züchten. Das läuft auf der einen Seite der Artenreinerhaltung zuwider. Auf der anderen Seite steht seit Bekanntwerden dieser Tatsache die [[Systematik (Biologie)|Systematik]] der südostasiatischen Schildkröten in Frage. Denn bei vielen Arten, die erst in den letzten Jahren anhand auf Märkten gefundener Tiere wissenschaftlich beschrieben wurden und deren genaues Herkunftsgebiet unbekannt ist, stellt sich nun die Frage nach der Gültigkeit dieses [[Taxon]]s. Für einige [[Nomenklatorischer Typus|Holotypen]] konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass es sich um Hybride der Gattungen ''Chinemys'' und ''Cuora'' handelt.
Die Eier der [[Meeresschildkröten]] werden an Stränden oft derart geplündert, dass ein Überleben ohne Schutzmaßnahmen in Frage gestellt ist. Manche Schildkröten gelten als [[Delikatesse|Delikatessen]] und werden vom Menschen intensiv bejagt.


[[Haustierhaltung]] ist die zweite, ebenfalls jahrtausendealte Nutzung von Schildkröten durch den Menschen. In fast allen Kulturen gelten Schildkröten, anders als andere Reptilien, als Sympathieträger und werden als [[Heimtier]]e (Spieltiere) gehalten. Gelegentlich gelten sie als [[heilig]]e Tiere, so z.&nbsp;B. in Babylon 1100 v. Chr. und auch im alten Ägypten. Eine zweieinhalbtausend Jahre alte griechische Vase, Museumsstück im Britischen Museum in London, zeigt dagegen ein Mädchen im für unsere Begriffe grausamen Spiel mit einer Landschildkröte.
=== Die Schildkröten-Krise in Asien ===
In den letzten Jahren richtet sich ein Hauptaugenmerk auch auf die Lebensmittelmärkte in [[Südostasien]], auf denen (meistens aquatile) Schildkröten in großer Zahl angeboten werden, die im Anhang I (vom Aussterben bedrohte Arten, die durch den Handel beeinträchtigt werden oder beeinträchtigt werden könnten) und Anhang II (Arten, deren Erhaltungssituation zumeist noch eine geordnete wirtschaftliche Nutzung unter wissenschaftlicher Kontrolle zulässt) des [[Washingtoner Artenschutzabkommen]]s geführt werden. So befürchtet man, dass zum Beispiel einige Arten der Gattung [[Scharnierschildkröten|''Cuora'']] kurz vor der Ausrottung in freier Natur stehen.


[[Datei:Turtle1 03.jpg|mini|Der Panzer der Suppenschildkröte liefert das [[Schildpatt]]]]
In den 1990er Jahren neu entstandene Schildkröten-Farmen in [[China]] sollen den Bedarf der Märkte decken. Allerdings haben diese Farmen ein neues Problem geschaffen. Da exotisch aussehende Schildkröten auf den Märkten einen höheren Preis erzielen, versucht man gezielt [[Hybrid]]en zu züchten. Das läuft auf der einen Seite der Artenerhaltung zuwider. Und auf der anderen Seite steht seit dem kürzlichen Bekanntwerden dieser Tatsache die [[Systematik]] der südostasiatischen Schildkröten in Frage. Denn bei vielen Arten, die erst in den letzten Jahren anhand auf Märkten gefundener Tiere wissenschaftlich beschrieben wurden und deren genaues Herkunftsgebiet unbekannt ist, stellt sich nun die Frage nach der Gültigkeit dieses [[Taxon]]s. Für einige [[Nomenklatorischer Typus|Holotypen]] konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass es sich um [[Hybrid]]en der Gattungen ''Chinemys'' und ''Cuora'' handelt.
[[Datei:Schildpatt.jpg|mini|Armreif und Ohrringe aus Schildpatt (inzwischen [[Washingtoner Artenschutzübereinkommen|CITES]]-pflichtig)]]

Ähnlich dürfte allerdings das Schicksal der vielen im 20. Jahrhundert in den USA gehaltenen Schmuckschildkrötenbabys und der nach Mittel- und Nordeuropa importierten Europäischen Landschildkröten gewesen sein. So erlitten vor Einführung des Washingtoner Artenschutzabkommen die Wildpopulationen der europäischen Landschildkrötenarten einen erheblichen Rückgang aufgrund der Nachfrage europäischer und amerikanischer Tierhalter. Für Großbritannien sind z.&nbsp;B. folgende Import-Zahlen bekannt: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich bis zu 250.000 Landschildkröten überwiegend aus einem einzigen Land, Marokko, nach England eingeführt (Lambert 1981). Davon starben 80 % bereits auf dem Transport oder im Laufe des darauf folgenden Jahres. Für die übrigen europäischen Länder, Export- wie Importländer, dürfte ähnliches gelten, auch wenn deren Aus- bzw. Einfuhren zahlenmäßig nicht genau erfasst sind. Touristen bringen erhebliche Mengen an Schildkrötenjungtieren aus den Mittelmeerländern als Urlaubssouvenirs mit. Für die stark zurückgegangene Schildkrötenpopulationen stellt das, neben der [[Habitatverlust|Lebensraumzerstörung]], eine weitere erhebliche Belastung dar.

Aus dem ehemaligen Kinderspielzeug ist im deutschsprachigen Raum inzwischen aber ein ernsthaftes Hobby geworden, mit zahlreichen Clubs, Vereinen und Stammtischen. Allein im größten herpetologischen Verein Deutschlands, der [[Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde|DGHT]] und seiner Untergruppierung, der AG Schildkröten, gibt es fast 3000 Schildkröteninteressierte, die im Jahre 2004 über 6000 kleine Schildkröten in über 70 Arten nachzüchteten, davon etwa 4000 Individuen der Gattung ''[[Paläarktische Landschildkröten|Testudo]]''. Insgesamt wird die jährliche Nachzucht an Europäischen Landschildkröten inzwischen auf etwa 10.000 allein in Deutschland geschätzt (Schilde, 2005).

Der „Rohstoff“ Schildkrötenpanzer ist eine weitere uralte Nutzungsanwendung. Die kleineren Schildkrötenpanzer wurden hauptsächlich als Schmuck- und Gebrauchsgegenstände im Ganzen verwendet. So wurden bereits im alten Griechenland [[Leier (Zupfinstrument)|Leiern]] mit einem Korpus aus einem Schildkrötenpanzer hergestellt. Hierzu gehört die häufig auf Tongefäßen abgebildete [[Lyra (Zupfinstrument)|Lyra]]. Einige afrikanische Saiteninstrumente besitzen Resonanzkörper aus Schildkrötenpanzern, die mit einer Tierhaut bespannt sind, beispielsweise Leiern und Fiedeln in Ostafrika. Auf nordafrikanischen Basaren gibt es Blasebälge aus Schildkrötenpanzern zu kaufen.<ref>European Commission / [[Washingtoner Artenschutzübereinkommen|CITES]]: [https://ec.europa.eu/environment/cites/info_souvenirs_en.htm ''The Wildlife Souvenirs Guide''], aufgesucht am 1. Oktober 2021.</ref> Von den großen Meeresschildkröten, vor allem von der kleinsten Art, der [[Echte Karettschildkröte|Echten Karettschildkröte]] (Eretmochelys imbricata) wurden dagegen nur die oberen Hornschichten verwendet, die man unter Hitzeanwendung vom Knochenpanzer ablöste, häufig vom lebenden Tier. Dieses durchscheinende, stark gemusterte [[Schildpatt]] diente seit der Antike als Werkstoff für Schmuck, Toilettenartikel (Kämme) und Intarsienarbeiten an Möbeln. Laut UNEP liegt der Wert von Schildpatt auf dem Weltmarkt bei ca. 5000 Euro pro kg, weswegen es trotz weltweiten Verbotes noch immer zur weiteren Bedrohung der Tiere beiträgt.

=== Weitere Gefährdungssituationen ===
Aber auch der Lebensraum vieler Schildkrötenarten ist durch Menschen oder Klimawandel bedroht. Landschildkröten werden von Landwirten in den Herkunftsgebieten als Schädling betrachtet und getötet. Insektizide und Herbizide vergiften die Tiere oder vernichten die Nahrungsgrundlage. Straßen durchschneiden die [[Habitat]]e und führen zu hohen Opferzahlen, wobei häufig gerade trächtige Weibchen auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz betroffen sind. Sumpf- und Feuchtgebiete werden für landwirtschaftliche Zwecke trockengelegt und die Industrie leitet Abwasser in die von Wasserschildkröten bewohnten Gewässer ein. Die Wasserschildkröten verlieren dadurch geeignete Biotope und durch die Umweltverschmutzung ihre Nahrungsgrundlage. [[Flussbegradigung]]en und Kanalisierungen resultieren in einem Verlust an Plätzen zum Nisten und Sonnen. Meeresschildkröten wird die Fortpflanzung durch die touristische Erschließung von zum Nisten geeigneten Stränden erschwert. Gelege werden zertrampelt, Schlüpflinge, die sich nachts zur Oberfläche graben, orientieren sich am Licht, um das relativ sichere Wasser zu finden. Künstliche Lichtquellen führen zu einem Verlust der Orientierung. Meeresschildkröten verfangen sich in [[Treibnetzfischerei|Treibnetzen]] oder schlucken [[Kunststoff]]teile in der Annahme, es handele sich um [[Quallen]]. Eine weitere Gefahr stellt der Schiffsverkehr dar. An einem der Hauptbrutgebiete, dem indischen Strand Orissa, fanden in einer einzigen Brutsaison schätzungsweise 20.000 durch Schiffsschrauben verstümmelte Tiere den Tod. Innerhalb von nur 30 Jahren haben es die Menschen fast geschafft, diese Meeresreptilien auszurotten (UNEP 2004).


=== Maßnahmen zum Schutz der Schildkröten ===
=== Maßnahmen zum Schutz der Schildkröten ===
[[Datei:Griechische Landschildkröte Fotodokumentation.jpg|mini|Griechische Landschildkröte:<br /> für die Vermarktungsgenehmigung vorgeschriebenes „Passfoto“]]
Um dem Notstand in [[Südostasien]] zu begegnen, koordiniert der [[Allwetterzoo Münster]] <sup>[http://www.allwetterzoo.de/]</sup> ein viel beachtetes Nachzuchtprojekt südostasiatischer Schildkrötenarten in Gefangenschaft.


Ein wichtiger Schritt zum Schildkrötenschutz, wie auch der anderer bedrohter Arten, war 1975 das Inkrafttreten des [[Washingtoner Artenschutzabkommen]]s CITES, dem inzwischen weltweit fast alle Staaten beigetreten sind. Seitdem wird der Im- und Export, aber auch der innerstaatliche Handel mit immer mehr Tierarten und Produkten daraus, je nach Bedrohungsstufe zum Teil streng überwacht. Bedrohte und daher geschützte Tierarten benötigen beim Verkauf Vermarktungsgenehmigungen mit Individualerkennung des Tieres entweder durch Implantieren von [[Integrierter Schaltkreis|Mikrochips]] oder durch Fotos von Rücken- und Bauchpanzern. Außerdem ist jeder private Halter verpflichtet den Kauf, Verkauf, Nachzucht oder Tod seiner Tiere mit Anzahl und Art den Behörden zu melden, so z.&nbsp;B. bei der besonders häufig gehaltenen Griechischen Landschildkröte. Bei Verstößen gegen diese Gesetze drohen hohe Bußgelder, kostenpflichtige Beschlagnahmung der Tiere und sogar Haftstrafen.
Der [[23. Mai]] wurde von der ''Humane Society of the United States'' <sup>[http://www.hsus.org/]</sup> zum Weltschildkrötentag erklärt, um auf die Gefährdung des Artenbestandes dieser oft [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] als [[lebende Fossilien]] bezeichneten Tiere hinzuweisen.


Der langen Liste an Bedrohungen versuchen Wissenschaftler und engagierte Laien in allen Teilen der Welt aber auch aktive Artenschutzprojekte entgegenzusetzen. Der Schutz und die Wiederansiedlung der heimischen Sumpfschildkröte in Deutschland wird zum Beispiel besonders gezielt an der Naturschutzstation [[Rhinluch]] in Brandenburg betrieben. Unter Mitwirkung von [[NABU]] und einiger weiterer Spendenorganisationen wird hier Feldforschung betrieben, Restpopulationen bzw. deren [[Biotop]]e geschützt, Jungtiere nachgezogen und ausgewildert und auch ganz allgemein Aufklärung der Bevölkerung geleistet.
== Haltung in Gefangenschaft ==


Eine weitere Hoffnung ist der Turtle Conservation Fund, in dem sich amerikanische, australische und europäische Partner zusammengetan haben, um auf die so genannte Schildkrötenkrise in Südostasien zu reagieren. Innerhalb dieses Verbandes koordiniert u.&nbsp;a. der [[Allwetterzoo Münster]] ein viel beachtetes Nachzuchtprojekt von 15 hoch bedrohten Schildkrötenarten, z.&nbsp;B. verschiedene Cuora-Arten.
[[Bild:Roodwangsierschildpad.jpg|thumb|right|Die Schmuckschildkröte ist oft als Haustier anzutreffen]]


Die Naturschutzorganisation Paso Pacifico hat in [[Costa Rica]] mit 3D-Druck Schildkröteneier nachgebaut und diese mit [[Tracking (Spurverfolgung)|Tracking]]-Sendern versehen. Ein Viertel dieser Köder wurde von Dieben als vermeintliche Eier gestohlen, manche wurden erkannt und wieder zurück an den Strand gelegt, einige ermöglichten das Verfolgen von Dieben, Händlern und Konsumenten, durchwegs in der Region.<ref>[https://orf.at/#/stories/3184131/ Schildkröteneier aus 3-D-Drucker gegen Diebstahl] orf.at, 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.</ref>
Aufgrund ihres soliden Aussehens und ihrer Unfähigkeit, sich mit Lauten verständlich zu machen, wurden Schildkröten oft als nicht sonderlich anspruchsvolle [[Heimtier|Haustiere]] missverstanden. Inzwischen weiß man, dass das Gegenteil der Fall ist. Um Schildkröten erfolgreich in Gefangenschaft zu halten, muss man den natürlichen Lebensraum der jeweiligen Art ausgesprochen geräumig und so detailgetreu wie nur möglich nachbilden. Besonderes Augenmerk verdienen die Punkte Beleuchtung und Ernährung. Aber auch der Jahreszeitenrhythmus muss für Schildkröten aus der gemäßigten Klimazone simuliert werden. Das Gehege muss dem Bewegungsdrang der Tiere Rechnung tragen sowie auch mit Strahlungswärme von oben punktweise erwärmt werden, damit ein Wärmegradient entsteht. Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, dass die Haltung von Schildkröten auch enorme Kosten verursachen kann, die den Anschaffungspreis eines Tiere um ein Vielfaches übersteigen.


=== Beleuchtung ===
== Bemerkenswertes ==
[[Datei:Schlangenhalsschildkroete.jpg|mini|[[McCords Schlangenhalsschildkröte]]:<br /> Der Hals ist etwa so lang wie der Panzer]]
Für die meisten Schildkröten kann es kaum hell genug sein. Ein Gehege sollte daher über eine leistungsstarke Quecksilber-Metalldampf-Lampe verfügen, die das gesamte sichtbare [[Lichtspektrum]] sowie einen Teil des [[Ultraviolettstrahlung|ultravioletten]] Bereichs abdeckt. Die Dauer der Beleuchtung richtet sich strikt nach der Sonnenscheindauer im Herkunftsgebiet des Tieres.


* Die älteste bekannte Schildkröte starb 2006 mit 256 Jahren im Zoo von [[Kalkutta]],<ref>{{Webarchiv| url=https://www.welt.de/print-welt/article206145/Riesenschildkroete-stirbt-im-Alter-von-255-Jahren.html| wayback=20161130193059| text=Bericht über die angeblich älteste Schildkröte}}, [[Die Welt]] 24. März 2006</ref> siehe auch [[Adwaita]] und [[Harriet (Schildkröte)]].
=== Ernährung ===
* Als möglicherweise<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/verwandte-von-lonesome-george-aufgetaucht-a-868622.html |hrsg=Spiegel Online |titel=Verwandte von „Lonesome George“ aufgetaucht |datum=2012-11-22 |zugriff=2016-04-27}}</ref> letzter Vertreter seiner Unterart, eine Riesenschildkröte von Galapagos, für den intensiv eine Paarungsmöglichkeit gesucht wurde, galt der ca. 1920 geborene und im Juni 2012 gestorbene [[Lonesome George]].
Die vorherrschende Meinung vergangener Zeiten, dass Schildkröten die anfallenden Küchenabfälle als Lebensgrundlage reichen, ist inzwischen längst überholt. Schildkröten benötigen sehr abwechslungsreiche Nahrung, die sich an ihren natürlichen Fressgewohnheiten orientiert. Die Beschaffung geeigneter Nahrungsmittel ist nicht immer einfach.
* Die [[Lederschildkröte]] (''Dermochelys coriacea'') ist die größte rezente Schildkröte und zugleich die einzige ohne festen Knochenpanzer. Vielmehr hat sie eine stromlinienförmige und flexible, lederartige Hülle mit 5–7 versteifenden Kielen in Längsrichtung, die eine Anpassung dieser Meeresschildkröte an ihre außergewöhnliche Tauchtiefe darstellen. Obwohl ihre Beute, Quallen, überwiegend Oberflächenbewohner sind, wurden einzelne Exemplare in über 1000&nbsp;m Tiefe angetroffen. Sie besiedelt auch die größten Reviere, denn sie streift von ihren tropischen Brutgebieten bis in die kalten Gewässer des Nordatlantik. Ermöglicht wird das durch ihre Fähigkeit ähnlich wie Dinosaurier und später Warmblüter ihre Körpertemperatur bis zu 10&nbsp;°C und möglicherweise sogar mehr über der Umgebungstemperatur zu halten (James & Mrosovsky 2004).
* Die ausgestorbene marine Schildkröte ''[[Archelon]] ischyros'' aus der [[Oberkreide]] von Nordamerika ist die größte bisher entdeckte Schildkröte. Sie erreichte eine Länge von bis zu 4,5 Metern, die Spitzen der ausgebreiteten Vorderpaddel lagen bis zu 4 Meter auseinander.
* Die schnellste Schildkröte ist die Lederschildkröte mit 35&nbsp;km/h ([[Guinness-Buch der Rekorde|Guinness Book of Records]] 1992), die langsamste Schildkröte ist die Gattung ''[[Gopherus]]'' mit 0,21–0,48&nbsp;km/h (National Geographic, 1999).


[[Datei:Turtle06.jpg|mini|[[Suppenschildkröte]]]]
=== Vergesellschaftung ===
Schildkröten sind Einzelgänger, die sich zur Paarung treffen. Allenfalls sieht man sie beim gemeinsamen Sonnenbad oder beim Schlafen zusammen. Problematisch kann die Haltung von zwei oder mehr Tieren auf begrenztem Raum werden. Oft ist aggressives Verhalten gegenüber dem Mitbewohner die Folge. Spätestens dann wird ein weiteres Gehege benötigt. Allerdings sollt man eine Schildkröte nicht ausschließlich in "Einzelhaft" halten wenn man lange an ihr Freude haben will. Bei ausreichend großem Gehege sollte man unbedingt wenigstens eine weitere dazusetzen, dies fördert die Lebensfreude und damit auch die Aktivität bei beiden.


* Das langsamste Jugendwachstum hat die [[Grüne Meeresschildkröte]] (''Chelonia mydas''), die manchmal erst mit 50 Jahren geschlechtsreif wird. Sie kann bei Tauchgängen ihre Herzfrequenz bis auf wenige Schläge pro Stunde senken und so bis zu fünf Stunden unter Wasser bleiben.
== Skurriles ==
* Die [[Siebenrock-Schlangenhalsschildkröte|Kehlschild-Schlangenhalsschildkröte]] (''Chelodina rugosa'' bzw. ''Chelodina oblonga'') legt als einzige Schildkrötenart ihre Eier im Schlamm unter Wasser ab. Die Entwicklung der Embryonen beginnt erst, nachdem das Gewässer austrocknet und die Eier nicht mehr vom Wasser bedeckt sind.<ref>Rod Kennett, Damien A. Fordham, Erica Alacs, Ben Corey & Arthur Georges: [http://www.iucn-tftsg.org/wp-content/uploads/file/Accounts/crm_5_077_oblonga_v1_2014.pdf ''Chelodina oblonga Gray 1841 – Northern Snake-Necked Turtle''] Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. Chelonian Research Monographs No. 5 {{DOI|10.3854/crm.5.077.oblonga.v1.2014}} ({{ISSN|1088-7105}}), 28. Februar 2014 (englisch).</ref>
Im Jahre 456 v. Chr. wurde der griechische Theaterschriftsteller [[Aischylos]] der Legende nach durch eine Schildkröte getötet, die ein Adler auf seinen Kopf fallen ließ. Adler erbeuten Schildkröten, indem sie ihren Panzer durch einen Sturz auf einen Stein zu zerbrechen versuchen.
* Bei [[Kommentkampf|Kommentkämpfen]] der männlichen [[Galápagos-Riesenschildkröte]]n (''Geochelone nigra'') siegt derjenige, der den Hals am höchsten strecken kann.
* Im Jahre 456 v. Chr. wurde der griechische Theaterschriftsteller [[Aischylos]] der Legende nach durch eine Schildkröte getötet, die ein Adler auf seinen Kopf fallen ließ. Adler erbeuten Schildkröten, indem sie ihren Panzer durch einen Sturz auf einen Stein zu zerbrechen versuchen.
* [[Schildkrötenformation|Testudo]], die Schildkrötenformation, ist eine römische Militärtaktik.
* Seit 1990 wird jeweils am 23. Mai der „Welt-Schildkrötentag“ begangen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.humanesociety.org/animals/turtles_tortoises/tips/celebrate_world_turtle_day.html |wayback=20110303054531 |text=Celebrate World Turtle Day }} auf humanesociety.org abgerufen am 27. November 2015.</ref>


== Erkrankungen ==
Warum beißen Schildkröten ihre Artgenossen?
[[Datei:Injured Homopus areolatus - beaked padloper toroise - Cape Town 2.jpg|miniatur|Rückenpanzerfraktur bei einer [[Areolen-Flachschildkröte]] mit deutlicher Dislokation des Nuchale und des ersten Neurale]]
Die Männchen beißen die Weibchen in Beine und Panzer, um sie zur Paarung anzuregen. Weibchen haben einen stark nach außen gewölbten Rückenpanzer und der Bauchpanzer von Männchen weist eine Wölbung nach innen auf. So passen sie bei der Zeugung genau aufeinander.


[[Panzerfraktur|Knochenbrüche des Panzers]] treten durch Beutegreifer oder andere Traumata auf. Bei der [[Legenot]] steckt ein Ei im Legedarm oder der Kloake fest. Die [[Hexamitiasis der Schildkröten|Hexamitiasis]] ist eine durch Flagellaten ausgelöste Erkrankung des Verdauungstrakts.
== Literatur ==
=== Fachliteratur ===
* David Alderton, ''Turtles and Tortoises of the World'', New York 1988, ISBN 0-8160-1733-6
* Carl H. Ernst, Roger W. Barbour, ''Turtles of the World'', New York City 1992, ISBN 1560982128
* David G. Senn, ''Eine Naturgeschichte der Schildkröten'', Bottmingen/Schweiz 1992
* Holger Vetter, ''Turtles of the World – Schildkröten der Welt'', Frankfurt/M. 2004, Band 1: [[Afrika]], [[Europa]], [[Westasien]] ISBN 3-930612-27-5, Band 2: [[Nordamerika]] ISBN 3-930612-57-7, Band 3: [[Mittelamerika|Mittel]]- und [[Südamerika]] ISBN 3-930612-82-8


== Mythologie ==
==== Auf Regionen spezialisiert ====
In den alten [[Kosmogonie]]n vieler asiatischer Völker treibt die Erde als runde Fläche auf dem Urmeer. Um nicht zu versinken und ruhig in Position zu bleiben, braucht es einen Träger, der die Erde stützt. Dieser ist in jedem Fall ein Tier und sehr häufig eine Schildkröte. Den Ausgangspunkt für viele asiatische Ursprungsmythen bildet die indische Vorstellung des Gottes [[Vishnu]], der auf der Weltenschlange [[Vasuki|Ananta-Shesha]] auf dem Grund des Ozeans liegt und die Schöpfung bewacht. Er selbst verwandelt sich in seiner zweiten Inkarnation in die Schildkröte [[Kurma]], die als Basis für die vom Berg Mandara gebildete Weltenachse dient. Beim Quirlen des [[Milchozean]]s setzen Götter und Dämonen im Kampf gegeneinander auf dem Rücken der Schildkröte einen Quirlstab in Drehung und erschaffen so eine Reihe göttlicher Wesen und kostbarer Gegenstände.
* Carl H. Ernst, Jeffrey E. Lovich, Roger W. Barbour, ''Turtles of the United States and Canada'', New York 2000, ISBN 1560988231


Mit der Ausbreitung des [[Buddhismus]] gelangte der Mythos der kosmischen Schildkröte in das [[Hochland von Tibet]], hielt Einzug in die [[Chinesische Kultur]] und verbreitete sich weiter ins nördliche [[Zentralasien]]. Bei den [[Mongolen]] trägt eine goldene Schildkröte den zentralen Weltenberg. Zum buddhistischen Sagenkreis Zentralasiens gehören der Schöpfergott Otschirvani (Er entspricht dem Bodhisattva [[Vajrapani]]) und sein Diener Tsagan-Schukuty. Als beide vom Himmel herabkamen, sahen sie eine Schildkröte im Wasser tauchen. Der Diener fing die Schildkröte und ließ sie mit dem Bauch nach oben auf dem Wasser treiben. Otschirvani legte sich auf ihren Bauch und wies seinen Begleiter an, vom Meeresgrund Erde heraufzuholen. Diese Erde streuten sie auf die Schildkröte und schliefen schließlich ein. Wenig später – die neue Erde war noch sehr klein – kam der Teufel vorbei und wollte die Erde mitsamt den Schlafenden ins Meer reißen. Alsbald wuchs die Erde so schnell, dass der fliehende Teufel kaum Zeit hatte, um sich zu retten. Die Schildkröte liegt seither unsichtbar unter dem Wasserspiegel.
==== Auf Gattungen oder Arten spezialisiert ====
* Fritz Jürgen Obst, ''Schmuckschildkröten'', Hohenwarsleben 1985


Bei den ebenfalls buddhistischen [[Kalmücken]] verwandelt sich der Bodhisattva [[Manjushri]] in eine große Schildkröte, die auf dem Rücken liegend die Erde über der Wasseroberfläche hält. Wenn die Schildkröte eine Zehe bewegt, gibt es ein Erdbeben. Wenn die Erde bei den [[Burjaten]] und [[Tungusische Völker|Tungusen]] bebt, zittert das Tier vor Müdigkeit. Die burjatische Schildkröte blickte anfangs bewegungslos aufs Wasser, bis der Schöpfergott sie umdrehte und auf ihrem Bauch die Erde errichtete.
=== Fachzeitschriften ===
* Schildkröten im Fokus – ''Das Schildkröten-Journal'' [http://www.dauvi.de/skrimfokus/simfokus.htm], dauvi-Verlag, {{ISSN|1612-7900}}: Die Zeitschrift wird viermal jährlich für all diejenigen publiziert, die ein besonderes Interesse an Detailaspekten der internationalen Schildkrötenforschung haben. Hinzu gesellen sich Artikel, die sich mit der Haltung von Schildkröten befassen
* RADIATA & MINOR ''Die Zeitschriften für Schildkrötenfreunde'' [http://www.dght.de/ag/schildkroeten/schildkroeten.htm]


Vergleichbare Ursprungsmythen kennen auch einige nordamerikanische [[Indianer]]. So erzählen die [[Sioux]] von einer Schildkröte mit Schlamm im Maul und einem Wasservogel mit Gras im Schnabel, die gemeinsam auf dem Urmeer schwammen. Beides vermengten sie, brachten es auf den Rücken der Schildkröte und schufen so die Erde. In der [[Wyandot]]-Schöpfung tauchte aus dem Wasser eine Schildkröte auf, die der Reihe nach einige Tiere auf den Meeresgrund schickte, um Schlamm zu holen, bis dies endlich dem Fisch gelang. Auf dem Rücken der Schildkröte wurde aus dem Schlamm die Erde.<ref>[[Uno Harva]]: ''Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völker.'' (= FF Communications. No 125). Suomalainen Tiedeakatemia, Helsinki 1938, S. 27f, 99f.</ref>
=== Ratgeber ===
* Andreas S. Hennig, ''Mein Hobby Wasserschildkröten'', ISBN 3898600114
* Andreas S. Hennig, ''Haltung von Wasserschildkröten'', ISBN 3931587959
* Hartmut Wilke, Uwe Anders, ''Die Schildkröte'', ISBN 3774250979


Auf zahlreichen [[Polynesien|polynesischen]] Inseln zeigen [[Petroglyphen]] Schildkröten einzeln oder in Gruppen. Bei der Interpretation der Abbildungen ist häufig unklar, ob sie aus religiösen, gesellschaftlichen oder ästhetischen Gründen angefertigt wurden. Möglicherweise wurde eine solche Unterscheidung nicht vorgenommen. Schildkröten besaßen in Polynesien große Bedeutung bei traditionellen Bestattungszeremonien, so kam ihnen auf den [[Marquesas]] eine Rolle beim Übergang des Verstorbenen in die jenseitige Welt zu. Weil Seeschildkröten in der Lage sind, aus großen Meerestiefen aufzusteigen und an Land ihre Eier zu legen, scheinen sie – in den Mythos übertragen – geeignet, eine Verbindung zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt herzustellen.<ref>Barry Rolett: ''The interpretation of Polynesian petroglyphs.'' In: Patrick Vinton Kirch (Hrsg.): ''Island Societies: Archaeological Approaches to Evolution and Transformation (New Directions in Archaeology).'' Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-30189-0, S. 86f.</ref> Australische [[Aborigines]] kennen die mythische Erzählung [[Emu und Schildkröte]].
== Weblinks ==
{{Commons2|:Category:Testudines|Testudines}}


In Afrika gelten Schildkröten als besonders kluge Tiere. In Märchen verschaffen sie sich meist durch eine List Vorteile und gewinnen bei Geschwindigkeitswettbewerben gegen Tiere, die deutlich größer oder schneller sind.
=== Aktuelle Forschung ===
* [http://www.schildkroeten-im-fokus.de/wif.htm Neueste Ergebnisse aus der Schildkrötenforschung]


[[Datei:Zhang-Gui-Shen-gui-tu.jpg|mini|„Göttliche Schildkröte“. Gemälde von 1156 bis 1161 aus der chinesischen [[Jin-Dynastie (1125–1234)|Jin-Dynastie]]]]
=== Überblickswissen ===

* [http://www.schroete.de Umfangreiche Informations- und Wissensaustauschangebote für Schildkröteninteressierte]
Die chinesische Schöpfergöttin [[Nüwa]] schuf die Erde, indem sie einer Schildkröte ihre Füße abschnitt und daraus die vier Himmelssäulen in den vier Himmelsrichtungen formte. In China ist die mythische Schildkröte Ao ein Symbol des Universums. Als heilige Tiere schwimmen Schildkröten in Wasserbecken auf dem Gelände vieler buddhistischer Tempel und werden von den Besuchern gefüttert, damit sie für Glück und langes Leben sorgen mögen. Durch ihr langes Leben haben sie den Ruf, für die Wahrsagerei geeignet zu sein.<ref>Pierre Grimal: ''Mythen der Völker.'' Band 2: ''Perser – Inder –Japaner – Chinesen.'' Fischer, Frankfurt am Main 1977, S. 291.</ref>
* [http://www.schildkroeten-farm.de Seite über mediterrane Landschildkröten]

* [http://www.schildkroeten-haltung.de Tipps zur Haltung von Landschildkröten]
Selten fanden Schildkröten auch Eingang in den islamischen Volksglauben. In der marokkanischen Kleinstadt [[Lalla Takerkoust]] wurden wunscherfüllende Schildkröten früher in einem Becken neben einem Heiligengrab von muslimischen und jüdischen Pilgern verehrt.<ref>[[Edward Westermarck]]: ''Ritual and Belief in Morocco.'' Band 1, Macmillan and Co., London 1926, S. 86, 229.</ref>
* [http://www.schildkroeten.wolfsburg.de Größtenteils populärwissenschaftlich aufgearbeitete Informationen über aquatile Schildkröten und deren Haltung als Haustier]

* [http://www.schildkroete.de REHA-Station für Landschildkröten, Tipps zur Haltung griechischer Landschildkröten. Viele Bildergalerien.]
In der [[Griechische Mythologie|Mythologie der griechischen Antike]] war [[Chelone (Mythologie)|Chelone]] eine Jungfrau, die in eine Schildkröte verwandelt wurde. Die griechische Göttin [[Urania]] wurde gelegentlich mit einem Fuß auf einer Schildkröte stehend dargestellt, womit sich ihre Verbindung zu [[Aphrodite]] zeigt, deren Attribut unter anderem die Schildkröte ist. Zusammen mit [[Apollon]] galt [[Hermes]] für die Griechen als der mythische Erfinder der [[Leier (Zupfinstrument)|Leier]]. Hermes höhlte die Schildkröte aus, befestigte zwei Schilfrohre und eine Querstange daran, zog sieben Saiten aus Schafsdarm über die Konstruktion und begann mit dem göttlichen Musizieren.<ref>[[Karl Kerényi]]: ''Die Mythologie der Griechen.'' Band 1. ''Die Götter- und Menschheitsgeschichten.'' Dtv, München 1977, S. 130.</ref>
* [http://www.forum.schildkroeten-farm.de Diskussionsplattform über Land-, Wasser- und Sumpfschildkröten.]

* [http://www.schildkroeten.monta-n.net Ausführliche Seite über Schildkröten]
Der [[Fantasy]]-Schriftsteller [[Terry Pratchett]] greift den indischen Mythos in seinem [[Scheibenwelt]]-Zyklus auf: Die Scheibenwelt wird von vier Elefanten getragen, die auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte ''Groß-A'Tuin'' (im Original ''Great A'Tuin'') stehen, welche durch das Universum schwimmt.

== Literarisches ==
Bekannt ist auch das Gedicht von [[Christian Morgenstern]]
''Die Schildkröte''.<ref>[https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=6766&edit=0 Die Schildkröte]</ref>

== Siehe auch ==
* [[Achilles und die Schildkröte]]
* [[Schildkröte (Wappentier)]]
* [[Schildkröt-Puppen]]

== Literatur ==
'''Allgemeine Literatur und Feldstudien:'''
* D. Alderton: ''Turtles and Tortoises of the World.'' New York 1988, ISBN 0-8160-1733-6.
* J. Cann: ''Australian Freshwater Turtles.'' Beaumont Publishing, Singapore 1998.
* C. H. Ernst, R. W. Barbour: ''Turtles of the World.'' New York City 1992, ISBN 1-56098-212-8.
* C. H. Ernst, R. G. M. Altenburg, R. W. Barbour: ''Turtles of the World.'' Win/MAC CD, 1999, ISBN 3-540-14547-8.
* C. H. Ernst, J. E. Lovich, R. W. Barbour: ''Turtles of the United States and Canada.'' New York 2000, ISBN 1-56098-823-1.
* U. Fritz: ''Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas.'' Aula Verlag, Wiebelsheim 2001/2005.
*: Band 3/3A: ''Schildkröten (Testudines) I, Bataguridae, Testudinidae, Emydidae.'' ISBN 3-89104-004-0.
*: Band 3/3B: ''Schildkröten (Testudines) II, Meeresschildkröten.'' ISBN 3-89104-654-5.
* M. W. Klemens: ''Turtle Conservation.'' Washington, London 2000, ISBN 1-56098-372-8.
* F. J. Obst: ''Die Welt der Schildkröten.'' Hohenwarsleben 1985, ISBN 3-275-00855-2.
* P. C. H. Pritchard, P. Trebbau: ''Turtles of Venezuela.'' Society for the Study of Amphibians and Reptiles. Oxford, Ohio 1984.
* Manfred Rogner: ''Schildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung.'' Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5440-1.
* D. G. Senn: ''Eine Naturgeschichte der Schildkröten.'' Bottmingen/Schweiz 1992.
* H. Vetter: ''Turtles of the World – Schildkröten der Welt.'' Frankfurt am Main 2004.
** Band 1: ''Afrika, Europa, Westasien.'' ISBN 3-930612-27-5,
** Band 2: ''Nordamerika.'' ISBN 3-930612-57-7,
** Band 3: ''Mittel- und Südamerika.'' ISBN 3-930612-82-8.
** Band 4: ''Ost- und Südasien.'' ISBN 3-930612-84-4.
'''Ratgeber Heimtierhaltung:'''
* A. S. Hennig: ''Mein Hobby Wasserschildkröten.'' ISBN 3-89860-011-4.
* A. S. Hennig: ''Haltung von Wasserschildkröten.'' ISBN 3-931587-95-9.
* H. Wilke, U. Anders: ''Die Schildkröte.'' ISBN 3-7742-5097-9.
'''Schildkröten-Zeitschriften:'''
* ''MARGINATA.'' NTV, Münster [http://www.ms-verlag.de/MARGINATA_Einzelhefte_bestelle.92.0.html Bezugsquelle]
* ''RADIATA.'' DGHT, Rheinbach [http://www.dght.de/ag_schildkroeten/schildkroeten.htm?radiata.htm Bezugsquelle]
* ''MINOR.'' DGHT, Rheinbach [http://www.dght.de/ag_schildkroeten/schildkroeten.htm?minor.htm Bezugsquelle]
* ''SACALIA.'' ISV, Stiefern [http://isv.cc/aktuell.html Bezugsquelle]
* ''SCHILDKRÖTEN IM FOKUS.'' dauvi-Verlag, Bergheim [http://www.schildkroetenimfokus.de/index.html Bezugsquelle]

== Weblinks ==
{{Commonscat|Testudines|Schildkröten (Testudines)}}
{{Wiktionary|Schildkröte}}
* {{DNB-Portal|4052472-3}}
* {{ReptileDatabase|taxon=Testudines}}


'''Artenschutzprojekte und Reptilienauffangstationen:'''
=== Organisationen ===
* [http://www.wgfa.de/ Allwetterzoo Münster mit Internationalem Zentrum für Schildkrötenschutz]
* [http://www.dght.de/ag/schildkroeten/schildkroeten.htm Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, AG Schildkröten]
* [http://www.reptilienauffangstation.de/ Reptilienauffangstation an der LM Universität München]
* [http://www.isv.cc Internationale Schildkröten Vereinigung]
* [http://www.htvoe.at HTVÖ - Herpetologische terraristische Vereinigung Österreich]
* [http://www.turtlesurvival.org/ TSA Turtle Survival Alliance]
* [http://www.turtle-foundation.org/ Turtle Foundation]
* [http://www.tortugues.cat// Artenschutzprojekt in Garriguella, Nordspanien]
* [http://www.villagetortues.com/ Artenschutzprojekt in Gonfaron, Südfrankreich]
* [http://www.lavalleedestortues.fr/ Tal der Schildkröten in Sorède, Südfrankreich]


'''Schildkröten-Gemeinschaften und -Vereinigungen:'''
* [http://www.dght.de/ DGHT – Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde]
* [http://www.htvoe.at/ HTVÖ – Herpetologische terraristische Vereinigung Österreich]
* [https://isv.cc/ ISV – Internationale Schildkröten Vereinigung]
* [http://www.sigs.ch/ SIGS – Schildkröteninteressengemeinschaft Schweiz]
* [http://www.schildkroeten-forum.info/ Schildkrötenforum Deutschland]


'''Wissenschaftliche Schildkrötenseiten:'''
''Siehe auch:''
* {{Toter Link | date= 2018-06-23 | url=http://www.schildkroeten-im-fokus.de/wif.html | text=Wissenschaft in Fokus (kommentierte Übersetzungen der Abstracts wissenschaftlicher Publikationen)}}
*[[Chelone]] (Jungfrau der griechischen Mythologie)
* [https://chelonia-science.de/ Chelonia science – Ihr Wissen über Schildkröten (Kommentierte Übersetzungen der Abstracts wissenschaftlicher Publikationen)]
*[[Schildkrötenformation|Testudo]] (römische Militärtaktik)


== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Crawford">Nicholas G. Crawford, James F. Parham, Anna B. Sellas, Brant C. Faircloth, Travis C. Glenn, Theodore J. Papenfuss, James B. Henderson, Madison H. Hansen, W. Brian Simison: ''A phylogenomic analysis of turtles.'' In: ''Molecular Phylogenetics and Evolution.'' November 2014. [[doi:10.1016/j.ympev.2014.10.021]]</ref>


<ref name="Sterli">Juliana Sterli, Diego Pol, Michel Laurin: ''Incorporating phylogenetic uncertainty on phylogeny-based palaeontological dating and the timing of turtle diversification.'' In: ''Cladistics.'' 29 (3), 2013, S. 233. [[doi:10.1111/j.1096-0031.2012.00425.x]]</ref>


<ref name="ThomsonSpinksShaffer">Robert C. Thomson, Phillip Q. Spinks und H. Bradley Shaffer: ''A global phylogeny of turtles reveals a burst of climate-associated diversification on continental margins.'' PNAS, Februar, 2021, 118 (7) e2012215118, [[doi: 10.1073/pnas.2012215118]]</ref>
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</references>


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Aktuelle Version vom 24. März 2025, 18:26 Uhr

Schildkröten

Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis),
einzige in Deutschland, Österreich und der Schweiz beheimatete Schildkrötenart

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
ohne Rang: Amnioten (Amniota)
ohne Rang: Sauropsida
Ordnung: Schildkröten
Wissenschaftlicher Name
Testudinata
Linnaeus, 1758
Unterordnungen

Die Schildkröten (Testudinata, bzw. Testudines, wenn die Kronengruppe gemeint ist; ehemals auch Chelonia von altgr. χελώνιον „Schildkröte“) sind eine Ordnung der Sauropsida und erschienen erstmals vor mehr als 220 Millionen Jahren im Karnium (Obertrias). In der klassischen Systematik werden sie zu den Kriechtieren bzw. Reptilien gezählt; diese Bezeichnungen stehen für ein in seinem traditionellen Umfang paraphyletisches Taxon und stellen daher nur mehr informelle Sammelbegriffe dar.

Man unterscheidet 360 Arten mit über 200 Unterarten.[1] Die Schildkröten haben sich den unterschiedlichsten Biotopen und ökologischen Nischen angepasst. Die Spanne reicht dabei von mediterranen Landschildkrötenarten, Gopher- oder Wüstenschildkröten und den besonders zahlreichen, kleineren Wasserschildkrötenarten in Nordamerika und Südostasien über groß werdende Fluss-Schildkröten in Südamerika, Riesenschildkröten auf einigen Inselgruppen, Weichschildkröten in Asien und Schlangenhalsschildkröten in Australien bis hin zu den größten, den Lederschildkröten, die neben den Meeresschildkröten eine eigene Familie bilden.

Schildkröten sind wechselwarme, eierlegende Kriechtiere. Phylogenetisch stehen sie basalen Diapsiden wie Odontochelys semitestacea und Sinosaurosphargis yunguiensis nahe.[2]

Die Anpassungsfähigkeit der Schildkröten hat ihr Fortbestehen bis in die heutige Zeit sichern können. Durch menschliche Einflüsse sind aber viele Arten akut gefährdet.

Verbreitung

Verbreitung: Land-, Wasser- und Sumpfschildkröten (schwarz),
Meeresschildkröten (blau)

Mit Ausnahme der Polargebiete und Hochgebirge besiedeln Schildkröten alle Kontinente und Ozeane. Sie kommen in verschiedenen Naturräumen vor, in tropischen Wäldern und Sümpfen, in Wüsten und Halbwüsten, Seen, Tümpeln, Flüssen, in Brackwassergebieten und in Meeren, in gemäßigten, tropischen und subtropischen Klimazonen.

In Europa gibt es neben den Meeresschildkröten nur neun autochthone Arten, vier Land- und fünf Wasserschildkrötenarten. Deutschland, Österreich und die Schweiz beherbergen nur eine einzige einheimische Schildkrötenart, die Nominatform der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis orbicularis).

Körperbau und Lebensweise

Anordnungsschema der Hornschilde (Scuta) auf dem Carapax
Schwarzknopf-Höckerschildkröte mit charakteristischer Ausprägung der Vertebralschilde
Glatte Weichschildkröte, keine Hornschilde, nur Haut bedeckt den Knochenpanzer
Der Carapax (Rückenschild) einer Geierschildkröte

Aufbau des Panzers (Pantex)

Für Schildkröten stellt der Panzer, welcher bereits ca. 30 % des Gewichtes ausmacht, zweifellos das anatomisch entscheidende Charakteristikum dar. Kein anderes Wirbeltier zeigt eine vergleichbare Anatomie. Ähnlich wie das Exoskelett der Insekten umschließt der Panzer der Schildkröten, der sich aus dem Rückenpanzer (Carapax) und Bauchpanzer (Plastron) zusammensetzt, außer dem Kopf alle wichtigen Körperregionen und Organe.[3]

Der Knochenpanzer besteht aus massiven Knochenplatten, die einen Rippenkorb bilden, der entwicklungsgeschichtlich aus den Wirbelbögen und Rippen des Endoskeletts der Wirbeltiere hervorgegangen ist.[2][4] Dabei hat sich der Schulterknochen (lat. Scapula), im Gegensatz zu allen übrigen Wirbeltieren mit Schultergürtel, unter die Rippen geschoben.[5] Dieser weitgehend starre Knochenpanzer erfordert eine Anpassung der Atmung, die durch eine Bewegung der Extremitäten mit Hilfe von kräftigen Muskelpaketen unterstützt werden muss.

Über dem Knochenpanzer befindet sich je nach Art eine lederartige Hautschicht (so z. B. bei den Weichschildkröten) oder aber die typische Schicht aus Hornschilden (Scuta), welche ihrerseits aus Keratin bestehen. Die Färbung der Hornschilde hängt vor allem vom Habitat der Schildkröte ab, denn die meisten Arten sind farblich an ihren Lebensraum angepasst.

Bei Zier-, Buchstaben-Schmuck-, Echten Schmuck- und Höckerschildkröten erneuern sich die Hornschilde regelmäßig, indem sich die älteren äußeren Hornschilde lösen und darunter die neugebildeten Hornschilde zum Vorschein kommen. Bei anderen Schildkröten entstehen Wachstumsringe und die äußeren Hornschilde nutzen sich nur durch Abrieb von außen etwas ab.

Diese Hornschilde lassen sich in folgende Gruppierungen einteilen, wobei artbedingte Abweichungen in Anzahl und Vorhandensein anzutreffen sind:

Hornschilde des Rückenpanzers (Carapax)

(von cranial nach caudal bzw. von vorne nach hinten)

  • 1 Nackenschild (Cervicale oder Nuchale)
  • 24 Randschilde (Marginalia)
    • die letzten beiden Randschilde sind die Postcentralia und bilden gemeinsam den Supracaudal- oder Schwanzschild (Supracaudale, Syn.: Caudale), bei manchen Arten ist dieser auch ungeteilt
  • 5 Wirbelschilde (Vertebralia)
  • 8 Rippenschilde (Pleuralia oder Costalia)

Hornschilde des Bauchpanzers (Plastron)

(von cranial nach caudal bzw. von vorne nach hinten)

  • 2 Kehlschilde (Gularia)
  • 2 Armschilde (Humeralia)
  • 2 Achselschilde (Axillaria)
  • 2 Brustschilde (Pectoralia)
  • 2 Bauchschilde (Abdominalia)
  • 2 Hüftschilde (Inguinalia)
  • 2 Beinschilde (Femoralia)
  • 2 Afterschilde (Analia)

Die Naht- und Verzahnungsstellen von Horn- und Knochenpanzer liegen nicht übereinander, sondern sind gegeneinander verschoben. Dadurch erhöht sich die Festigkeit des Panzers noch weiter. Das Aussehen des gesamten Panzers unterscheidet sich je nach Spezies stark. So weist der Rückenpanzer bei vielen Arten, insbesondere im Jugendalter, einen oder drei Längskiele auf. Bei den Höckerschildkröten und den Chinesischen Dreikielschildkröten (Mauremys) sind diese kräftig ausgeprägten Höcker und Kiele sogar namensgebend. Verschiedene Gattungen (beispielsweise die Dosenschildkröten und die Scharnierschildkröten) können ihren Bauchpanzer mit Hilfe eines Scharniers hochklappen und so den gesamten Panzer verschließen. Die Klappschildkröten haben zwei Scharniere und können so die vordere und hintere Öffnung unabhängig voneinander schließen. Eine ähnliche Funktion bietet das Scharnier im Carapax der Gelenkschildkröten.

Die Entwicklung des Schildkrötenpanzers wird teilweise als Anpassung an den Lebensraum Wasser interpretiert. Der starre Körper ermöglichte demnach ein schnelleres Vorankommen unter Wasser, insbesondere im Gegensatz zu den schlängelnden Bewegungen anderer Reptilien. Allerdings zeigen bereits die ältesten bekannten Schildkrötenfossilien einen hoch entwickelten Panzer, so dass über seine Ursprünge und seine Entwicklung nur spekuliert werden kann.[6]

Sinnesleistungen

Schildkröten sehen sehr gut. Sie können Farben besser differenzieren als Menschen, da ihre Augen wie bei Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln vier Farbrezeptoren aufweisen (Tetrachromaten). Sie sind dadurch in der Lage, auch Teile der nahen Infrarot- und Ultraviolett-Strahlung wahrzunehmen. Grautöne hingegen scheinen sie weniger zu differenzieren.

Die Linse der Wasserschildkröten ist so gestaltet, dass sie den Brechungswinkel von Wasser ausgleicht. Dadurch können die Tiere Feinde und Nahrung auch im Wasser klar erkennen. Jagende Schildkrötenarten können durch Veränderung ihrer Augenstellung sowohl räumlich als auch im Panorama sehen. Die Geschwindigkeit von visuell wahrgenommenen Bewegungen hat Einfluss auf die Fluchtreaktion. Nähert man sich einer Schildkröte sehr langsam, flüchtet sie später als bei schneller Annäherung.

Der Geruchssinn ist bei Schildkröten besonders gut ausgeprägt. Wasserschildkröten bewegen die Aromastoffe durch kauend-pumpende Bewegungen des Unterkiefers und Halses an ihre Geruchsrezeptoren im Rachenraum. Durch den Geruch erkennen sie geeignete Nahrung oder Erde, in der sie ihre Eier vergraben können. Außerdem werden Geschlechtspartner am Geruch erkannt (bei aquatilen Arten auch unter Wasser), wahrscheinlich sogar über größere Distanzen.

Schildkröten haben ein voll ausgebildetes Innen- und Mittelohr, aber kein Außenohr. Sie hören Töne deshalb nicht im gleichen Umfang wie Menschen. Sie nehmen Schallwellen von etwa 100 Hz bis 1000 Hz wahr, also vor allem tiefe Vibrationen (Trittschall) aus ihrer Umgebung, möglicherweise auch Fressgeräusche von Artgenossen.

Schildkröten können sich in ihren kognitiven Fähigkeiten mit allen anderen Reptilien messen. So merken sie sich Futterquellen und Fluchtwege. Ihr Orientierungssinn ist ebenfalls hervorragend ausgeprägt und scheint sich mit zunehmendem Lebensalter noch zu verstärken.

Weitere gut entwickelte Sinnesleistungen sind Schmerzempfindung, Temperatursinn und Gleichgewichtssinn.

Lautäußerungen und Kommunikation

Schildkröten sind meist stumm. Ausnahmen stellen jedoch Schreckreaktionen dar. Dabei stoßen diese Tiere durch schnelles Zurückziehen des Kopfes Luft aus, was einen fauchenden Zischlaut erzeugt. Bei Wasserschildkröten sind gelegentlich auch fauchende Drohlaute zu hören. Männchen vieler Landschildkrötenarten geben bei der Paarung piepsende oder keuchende Laute von sich, ähnlich wie auch Weibchen beim gelegentlichen Kampf mit anderen Weibchen um die besten Eiablageplätze. Landschildkröten können nach hastigem Fressen von Früchten oder kleinen Schnecken kurzfristig eine Art Schluckauf bekommen, der ein entsprechendes Geräusch erzeugt.

Mit tiefen Tönen findet eine akustische Kommunikation zwischen Individuen statt. Muttertiere kommunizieren mit frisch Geschlüpften. Embryonen tauschen sich – vor dem Schlüpfen – untereinander akustisch aus, um möglicherweise das Schlüpfen zu synchronisieren.[7][8]

Fortbewegung

Gelbbauch-Schmuckschildkröte beim Aufwärmen in der Sonne um auf Betriebstemperatur zu kommen

Schildkröten bewegen sich sowohl an Land als auch im Wasser mit für Reptilien typischen schlängelnden Bewegungen fort, wobei der Panzer an Land über dem Boden getragen wird. Diese Art der Fortbewegung senkt den Energiebedarf bei der Bewegung im Wasser, wirkt aber an Land zuweilen unbeholfen. Lediglich Meeresschildkröten haben eine für Reptilien einmalige Methode der Fortbewegung entwickelt. Sie schlagen die vorderen Gliedmaßen, die sich zu Flossen geformt haben, auf und ab. Auf diese Weise erreichen sie bei optimiertem Energiebedarf hohe Geschwindigkeiten unter Wasser, was ihnen das Zurücklegen auch längerer Strecken ermöglicht. Auch die Gliedmaßen von Landschildkröten bzw. Süß- und Brackwasserschildkröten sind an den jeweiligen Lebensraum angepasst. So lässt sich in den meisten Fällen die Bindung an das Wasser am Vorhandensein und der Ausprägung von Schwimmhäuten vor allem an den hinteren Extremitäten feststellen. Die Beine von Schildkröten, welche heiße Steppengebiete bewohnen, sind dagegen säulenförmig und ringsherum gegen Verletzung und Austrocknung durch starke Hornschuppen geschützt.

Nahrungsaufnahme und Ernährung

Bei 220 Millionen bzw. 160 Millionen Jahre alten fossilen Schildkröten entdeckte man noch Zähne,[9][10] die sich im Laufe der Evolution jedoch rückgebildet haben. Rezente Schildkröten besitzen keine Zähne, sondern zu kräftigen Schneidewerkzeugen umgewandelte Kieferleisten aus Hornsubstanz, die in ihrer Gesamtheit den Schnabel bilden.[11] Wie alle Reptilien kauen Schildkröten ihre Nahrung nicht, sondern verschlingen sie entweder unzerkleinert, oder sie reißen mit dem Maul Stücke ab, wobei sie die vorderen Gliedmaßen zu Hilfe nehmen.

Kopf- und Halsform eines Saugschnappers (Fransenschildkröte)

Schildkröten sind größtenteils Allesfresser (omnivor). Je nach Art überwiegt allerdings meist entweder die pflanzliche (herbivore) oder die fleischliche (carnivore) Kost. Manche Arten, insbesondere die im Wasser lebenden, wechseln von eiweißreicher Ernährung mit Wasserinsekten als Jungtiere zu energieärmerer, dafür aber leicht zu erlangender Pflanzenkost, wenn sie herangewachsen sind. Für das vergleichsweise große Knochenskelett und teilweise für die Ausbildung von hartschaligen Eiern brauchen Schildkröten calciumreiche Nahrung. Meist ist die Nahrung sehr abwechslungsreich, denn die Tiere sind bei der Suche nach Fressbarem wenig wählerisch. Ihr Nahrungsspektrum reicht je nach Art von Wiesenkräutern, Blüten, Früchten, Wasserpflanzen und Algen über Insekten, Würmer, Schnecken, Fische, Seesterne, Krabben und Quallen bis hin zu Aas und Ausscheidungsprodukten von Säugetieren.

Einige Arten sind jedoch ausgesprochene Nahrungsspezialisten, wie z. B. die Lederschildkröte, die auf Quallen spezialisiert ist oder die Malaysische Sumpfschildkröte, deren englischer Name snail eating turtle, und kräftige Kiefer die Vorliebe für das Knacken von Gehäuseschnecken verraten. Einige weitere Schildkrötenarten haben ihren Körperbau ebenfalls an spezielle Jagdmethoden angepasst, z. B. die Geierschildkröte, die ruhig mit geöffnetem Maul abwartet, bis sich ein Fisch für den Köder, einen wurmförmigen Zipfel auf ihrer Zunge, interessiert. Eine weitere ungewöhnliche Fangmethode praktiziert die Fransenschildkröte (Mata-Mata), die im Schlamm mit algenbewachsenem Panzer getarnt lauert und ihre Beute durch plötzliches Aufreißen ihres riesigen Schlundes einsaugt.

Geschlechtsunterschiede und Fortpflanzung

Zur Eiablage treffen jährlich tausende Oliv-Bastardschildkröten (Lepidochelys olivacea) im Schutzgebiet Playa de Escobilla an der mexikanischen Pazifikküste ein
Oliv-Bastardschildkröten legen viele und verhältnismäßig kleine Eier
Ein Embryo der Oliv-Bastardschildkröte
Schlüpfvorgang bei einer Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni)

Im direkten Vergleich zwischen geschlechtsreifen Männchen und Weibchen stellt man fest, dass sich die Ausscheidungsöffnung in der Schwanzwurzel des Weibchens, die Kloake, näher am Panzerrand befindet, die des Männchens dagegen eher zum Schwanzende hin liegt. Der Schwanz ist beim Männchen meist auch deutlich länger und am Ansatz breiter, da er den Penis beherbergt, der nur zur Begattung ausgestülpt wird. Weitere häufige Geschlechtsunterschiede sind geringere Körpergröße und ein stärker nach innen gewölbter Bauchpanzer bei den Männchen, was die Kopulation erleichtert. Darüber hinaus gibt es sekundäre Geschlechtsmerkmale, die auf einzelne Gattungen, Arten oder gar Unterarten beschränkt sind, wie zum Beispiel verlängerte Vorderkrallen des Männchens bei den Schmuckschildkröten oder eine unterschiedliche Färbung der Iris bei manchen Dosenschildkröten und einigen Unterarten der Europäischen Sumpfschildkröte. Die sekundären Geschlechtsmerkmale sind beim Schlüpfling noch nicht zu erkennen, sondern werden erst im Vorfeld der Geschlechtsreife ausgebildet.

Zur Paarungszeit suchen die Männchen, die bei manchen Arten andere ökologische Nischen besiedeln, die Weibchen gezielt auf. Sie werden dabei vermutlich durch Geruchshormone (Pheromone) geleitet. Dem eigentlichen Paarungsakt geht bei den meisten Arten eine Balz voraus, die auf den Menschen eher grob wirkt. Je nach Art kommt es zur Verfolgung und Umkreisung des Weibchens mit teilweise heftigen Bissen in ihre Extremitäten und Rammstößen gegen den Panzer. Bei der Kopulation reiten die Männchen auf und klammern sich teilweise am Panzer des Weibchens fest. Aufgrund der Möglichkeit zur Samenspeicherung bleibt das Weibchen nach einer erfolgreichen Kopulation über mehrere Jahre befruchtungsfähig, ohne erneut kopulieren zu müssen, was den Erfolg der Schildkröten bei der Besiedlung neuer Lebensräume, z. B. den Galapagosinseln, erklären könnte.

Die Paarungszeit liegt bei Arten aus der gemäßigten Klimazone überwiegend im Herbst und Frühjahr, wogegen sich tropische Arten eher nach Regenzeiten und Luftfeuchtigkeit richten. Die Eiablage (Oviposition) erfolgt einige Wochen nach der Befruchtung und findet bei allen Arten an Land statt. Im Einklang mit den Jahreszeiten sucht das trächtige Weibchen eine geeignete Stelle auf, wofür es häufig lange, gefährliche Wanderungen in Kauf nimmt. Es achtet dabei auf die Sonnenlage des Platzes, dessen Bodenbeschaffenheit, Überschwemmungssicherheit und vermutlich noch auf weitere Faktoren. Einmal ausgewählt, wird diese Eiablagestelle meist über viele Jahre beibehalten. Das Weibchen gräbt mit den Hinterbeinen eine tiefe, häufig birnenförmige Grube, legt die Eier vorsichtig hinein und scharrt die Grube wieder sorgfältig zu, so dass keine Nesträuber angelockt werden. Das Ausbrüten der Eier überlassen die allermeisten Schildkrötenweibchen der Sonnenwärme. Wenige Schildkrötenarten betreiben eine Art Brutpflege durch Bewachen der Niststelle. Dazu zählt die Braune Landschildkröte aus der Gattung der Hinterindischen Landschildkröten. Weibchen dieser Art scharren mit ihren Vorderbeinen einen Nisthaufen aus Laub, Sand und Gras zusammen, der einen Durchmesser von 1 bis 2,50 Meter hat und zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch ist.[12] In der Haufenmitte gräbt das Weibchen mit dem Kopf die Nistgrube. Anschließend bewacht sie das Gelege für eine Zeitdauer von 2 bis 20 Tagen. Dabei legt sie sich mitunter direkt auf die Nistgrube. Sie verteidigt ihre Nistgrube gegenüber Fressfeinden jedoch auch durch Bisse oder den Versuch, den Fressfeind von der Nistgrube wegzuschieben.[13]

Die Eier unterscheiden sich in Form, Größe und Beschaffenheit bei den verschiedenen Arten sehr. Bei Schlangenhalsschildkröten, Schlammschildkröten, Weichschildkröten, den meisten Landschildkröten mit Ausnahme der Gattung Manouria und bei vielen Altwelt-Sumpfschildkröten, z. B. bei Scharnierschildkröten und Amerikanischen Erdschildkröten, sind sie wie bei Vögeln von einer harten Kalkschale umgeben. Meeresschildkröten, Lederschildkröten und Alligatorschildkröten umhüllen ihre Eier aber nur mit einer lederartigen Haut und einer schützenden Schleimschicht, das gilt auch für die meisten Pelomedusenschildkröten.[14] Bei den Neuwelt-Sumpfschildkröten legen alle Vertreter der Deirochelyinae weichschalige Eier, bei den Emydinae haben die Vertreter der Gattungen Actinemys, Emydoidea und Emys hartschalige und die übrigen Gattungen weichschalige Eier.[15] Anders als bei Vögeln besitzen die Eier aber keine Hagelschnüre, an der der Dotter drehbar aufgehängt ist. Deshalb dürfen Schildkröteneier nach begonnener Embryonalentwicklung nicht mehr gedreht werden, sonst stirbt der Keimling ab. Die Anzahl von Eiern und Gelegen pro Saison variiert stark, von einem einzigen Ei, z. B. bei der kleinsten Landschildkrötenart (Homopus signatus), bis zu 200 Eiern bei den Meeresschildkröten.

Bei einigen Arten wird das Geschlecht nicht genetisch bereits bei der Befruchtung festgelegt, sondern erst durch die Bruttemperatur bestimmt (z. B. bei Europäischen Wasser- und Landschildkrötenarten). In bestimmten Temperaturbereichen schlüpfen überwiegend oder sogar ausschließlich Weibchen bzw. Männchen. Dieser Umstand hat sich als Vorteil bei Zuchtprojekten zum Schutz des Artenbestandes erwiesen. Die Inkubation erfolgt je nach Art in etwa 50 bis 250 Tagen. Am Ende der Entwicklungszeit füllt die kleine Schildkröte das Ei vollständig aus. Bei hartschaligen Eiern ritzt sie die Schale oft mit der Eischwiele am Oberkiefer an und öffnet ein erstes Fenster. In einigen Fällen wird die Schale auch mit einem Bein geöffnet. Danach beginnt sich der gefaltete Bauchpanzer zu strecken und sprengt die Schale vollkommen auf. Nach dem Schlupf bleiben die kleinen Schildkröten oft bis zur vollständigen Resorption des Dottersacks in der Nisthöhle, bis sie sich in gemeinsamer Anstrengung zur Oberfläche graben. In Trockengebieten geschieht das meist nach einem spätsommerlichen Regen, der den Boden aufweicht und für Pflanzenfresser auch üppige Nahrung verspricht. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungsgebiets überwintern Schildkrötenschlüpflinge häufig noch in der Nistgrube und kommen erst im folgenden Frühjahr an die Oberfläche. Das Muttertier leistet in keinem Fall Schutz oder Aufzuchthilfe, die Jungen sind auf sich alleine gestellt und teilweise sogar eine willkommene Beute für erwachsene Artgenossen.

Bis zur Geschlechtsreife vergehen mehrere Jahre. Sie ist hierbei nicht nur vom Alter, sondern auch von der Ernährungslage des Tieres abhängig.

Mögliches Höchstalter

Schildkröten können ein sehr hohes Alter erreichen. Das Geburtsjahr der Galápagos-Riesenschildkröte (Geochelone nigra) Harriet, die im Australia Zoo lebte und am 23. Juni 2006 verstarb, wird auf 1830 geschätzt, womit sie mindestens 176 Jahre alt geworden ist. Amerikanische Dosenschildkröten (Terrapene) sollen weit über 100 Jahre alt werden können und Meeresschildkröten (Cheloniidae) leben wahrscheinlich 75 Jahre oder mehr. Bei guter Pflege werden als Haustier gehaltene Schmuckschildkröten 40 Jahre und älter.

Zu den ältesten Individuen gehörte auch Timothy, eine weibliche Maurische Landschildkröte (Testudo graeca). Das ehemalige Maskottchen der britischen Marine wurde 160 Jahre alt, obwohl sie die ersten 40 Jahre ihres Lebens an Bord eines Kriegsschiffes vermutlich nicht artgerecht gehalten wurde.

Im Gegensatz zum potenziellen Höchstalter steht die durchschnittliche Lebenserwartung der meisten Schildkrötenarten unter natürlichen Bedingungen, die meist deutlich niedriger ausfällt. Für die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni) beträgt sie in der Natur nur etwa 10 Jahre ab der Geschlechtsreife (Hailey 1990/2000).

Beispiele für besonders alte Schildkröten (laut traditionellen, meist nicht ganz sicheren Angaben) waren:

Meeresschildkröte (Suppenschildkröte) vor Hawaii, USA

Größenunterschiede

Neben vielen Arten, die nur 10 bis 50 Zentimeter groß werden, wie z. B. Vertreter der Gattungen Testudo, Emys und Mauremys, finden sich auch die Riesenschildkröten auf den Galápagos-Inseln (Geochelone nigra) bzw. den Seychellen (Dipsochelys dussumieri), die eine Panzerlänge von über einem Meter erreichen. Noch wesentlich größere Panzerlängen erreichen Meeresschildkröten sowie die beinahe ausgestorbene Hoan-Kiem-See-Riesenweichschildkröte. Als größte Art gilt die Lederschildkröte Dermochelys coriacea mit bis zu 250 cm Panzerlänge und 900 kg Gewicht.

Die kleinsten Schildkröten sind die Männchen der Gesägten Flachschildkröte Homopus signatus aus Südafrika mit einer Rückenpanzerlänge von durchschnittlich ca. 7,5 cm und einem Gewicht von ca. 70 g.

Größenangaben bei Schildkröten beziehen sich im Normalfall auf die Rückenpanzerlänge ohne Kopf, Beine und Schwanz. Gemessen wird im Stockmaß, also gerade entlang der Längsachse mit Hilfe einer Schiebelehre und nicht mit dem Bandmaß über dem Panzerbogen.

Systematik

Äußere Systematik

Skelett von Proganochelys quenstedti im American Museum of Natural History
Lebendrekonstruktion von Pappochelys rosinae

Die korrekte systematische Stellung der Schildkröten innerhalb der Reptilien wird kontrovers diskutiert. Da die Schildkröten keine Schädelfenster haben, werden sie traditionell zusammen mit einigen ausgestorbenen Reptilientaxa in die Anapsida gestellt. Demnach wären sie die Schwestergruppe der Pareiasauria oder aus diesen hervorgegangen. Dagegen vertreten einige Wissenschaftler die Ansicht, dass die Schildkröten die Schädelfenster sekundär wieder verloren haben und somit zu den Diapsida gehören. Die Vertreter dieser Hypothese sind sich aber uneinig, ob die Schildkröten näher mit den Archosauria (dazu gehören die Krokodile, Dinosaurier und Vögel) oder mit den Lepidosauria (Echsen und Schlangen) verwandt sind. Nach der Archosauria-Hypothese gehören die Schildkröten zu den Archosauromorpha und wären wahrscheinlich die Schwestergruppe der Rhynchosauria. Die Anhänger der Lepidosauria-Theorie vermuten einen marinen Ursprung der Schildkröten und sehen sie als Schwestergruppe der Sauropterygia, eine Gruppe großer mariner Reptilien aus dem Mesozoikum, die zusammen mit den Lepidosauria das Taxon Lepidosauromorpha bilden.[16]

2008 wurde Odontochelys semitestacea wissenschaftlich beschrieben, die älteste bis dahin bekannte Schildkröte. Die fossilen Überreste dieses im Meer lebenden, etwa 40 Zentimeter langen Tieres wurden in der Provinz Guizhou in der Volksrepublik China gefunden. Odontochelys besaß Zähne in Ober- und Unterkiefer und hatte keinen Rücken-, sondern nur einen Bauchpanzer.[9] Durch die im Juni 2015 veröffentlichte Beschreibung von Pappochelys, einem ursprünglichen Verwandten aus der Stammgruppe der Schildkröten, wird die Theorie, dass die Schildkröten zu den Diapsida gehören, weiter untermauert. Pappochelys hatte einen vollkommen diapsiden Schädelbau (oberes und unteres Schläfenfenster) und belegt, dass der Schildkrötenpanzer weitgehend aus bereits vorher existierenden Skelettelementen entstanden ist: der Rückenpanzer aus verbreiterten Rippen, der Bauchpanzer aus verschmolzenen Gastralia („Bauchrippen“).[17]

Innere Systematik

Im Folgenden wird die Systematik der Schildkröten nach der Reptile Database wiedergegeben:

Halsberger-Schildkröten (Cryptodira)

Die Halsberger-Schildkröten, die sich während des Jura vor 180 Mio. Jahren zu entwickeln begannen, können ihren Kopf in den Panzer zurückziehen. Die Halswirbel dieser Tiere sind zu diesem Zweck speziell geformt, damit sich das Rückgrat S-förmig krümmen kann. Sie sind mit elf Familien vertreten.

Halswender-Schildkröten (Pleurodira)

Bei den Halswender-Schildkröten, die mit drei Familien existieren,[18][19] handelt es sich um die entwicklungsgeschichtlich jüngere Unterordnung, da sie erst in der Kreide erschien. Sie können ihren Kopf nicht wie die Cryptodira einziehen, sondern legen ihn durch eine horizontale S-förmige Bewegung seitlich unter den Panzer.

Unter Systematik der Schildkröten werden alle rezenten Arten dargestellt sowie die ausgestorbenen Gattungen, die in der deutschsprachigen Wikipedia beschrieben werden. Hier folgen zwei Kladogramme, die nach morphologischen bzw. molekularbiologischen Gesichtspunkten erstellt wurden und sich noch stark unterscheiden. Naturgemäß sind im mit molekularbiologischen Methoden erstellten Kladogramm keine fossilen Gruppen vertreten.

Innere Systematik nach morphologischen Gesichtspunkten nach Sterli, Pol & Laurin, 2013[20]



Odontochelys


 Testudinata 

Meiolania


 Testudines 
 Pleurodira 
 Pelomedusoidea 

Pelomedusenschildkröten (Pelomedusidae)


   

Podocnemididae



   

Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)



 Cryptodira 

Santanachelys


   
 Chelonioinea 

Meeresschildkröten (Cheloniidae)


   

Lederschildkröten (Dermochelyidae)



   

Großkopfschildkröte (Platysternidae)


   
 Chelydroidea 

Alligatorschildkröten (Chelydridae)


   
 Testudinoidea 

Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae)


   

Altwelt-Sumpfschildkröten (Geoemydidae)


   

Landschildkröten (Testudinidae)


Vorlage:Klade/Wartung/3

   
 Kinosternoidea 

Tabascoschildkröten (Dermatemydidae)


   

Schlammschildkröten (Kinosternidae)



 Trionychoidea 

Papua-Weichschildkröten (Carettochelyidae)


   

Weichschildkröten (Trionychidae)












Innere Systematik nach molekularbiologischen Gesichtspunkten nach Crawford u. a. (2014)[21] und Thomson, Spinks und Shaffer (2021).[22]

 Testudines 
 Pleurodira 
 Pelomedusoidea 

Pelomedusenschildkröten (Pelomedusidae)


   

Podocnemididae



   

Schlangenhalsschildkröten (Chelidae)



 Cryptodira 
 Trionychia 

Papua-Weichschildkröten (Carettochelyidae)


   

Weichschildkröten (Trionychidae)



   
 Durocryptodira 
 Emysternia 

Großkopfschildkröte (Platysternidae)


   

Neuwelt-Sumpfschildkröten (Emydidae)



 Testuguria 

Altwelt-Sumpfschildkröten (Geoemydidae)


   

Landschildkröten (Testudinidae)




 Americhelydia 
 Chelonioidea 

Meeresschildkröten (Cheloniidae)


   

Lederschildkröten (Dermochelyidae)



 Chelydroidea 

Alligatorschildkröten (Chelydridae)


   

Tabascoschildkröten (Dermatemydidae)


   

Schlammschildkröten (Kinosternidae)








Gefährdungssituation und Artenschutz

Bedrohung durch den Menschen

Weichschildkröte in einem chinesischen Supermarkt

Fressfeinde variieren sehr nach Art und Alter der Schildkröte. Während Gelege und Schlüpflinge selbst Krabben und Vögeln zum Opfer fallen, haben ausgewachsene Tiere nur noch wenige natürliche Feinde. Im besonders artenreichen Süden der USA sind das z. B. Alligatoren, aber auch viele andere Panzerechsen erbeuten regelmäßig Schildkröten, da sie mit ihren kräftigen Kiefern problemlos die Panzer aufbrechen können. Zu den Fressfeinden von Eiern und erwachsenen Schildkröten zählt aber auch der Mensch. In vielen Teilen der Welt wurden und werden Wasser-, Land- und Meeresschildkröten verzehrt und auch deren Nester ausgenommen. Wie schnell der Mensch die Schildkrötenbestände dezimieren kann, lässt sich am Beispiel der Europäischen Sumpfschildkröte zeigen. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein im deutschsprachigen Raum durchaus häufig anzutreffen, wurde sie hier als Fastenspeise fast bis zum völligen Verschwinden abgefischt. Inzwischen ist sie in Deutschland und Österreich so selten geworden, dass sie nicht nur aus den heimischen Gewässern, sondern auch aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein als ursprünglich einheimische Tierart zu verschwinden droht. Die heutige Verbauung der Flusslandschaften trägt ebenfalls zur Gefährdung dieser Schildkrötenart bei.[23]

Ebenfalls durch intensive menschliche Nachstellung ausgerottet oder nahezu ausgerottet wurden die Riesenschildkröten auf den Inselgruppen im Indischen und Pazifischen Ozean. Einem Seefahrerbericht zufolge konnte man um 1700 auf Rodriguez Island (Mauritius) noch Gruppen von 2000 bis 3000 Tieren finden. Sie lagen so eng zusammen, dass man „100 Schritte über ihre Panzer laufen konnte, ohne den Fuß auf den Boden zu setzen“ (Legaut 1691). Das Fleisch sei wohlschmeckend und bekömmlich und das Fett schmecke besser als die beste Butter in Europa. Es eigne sich auch hervorragend als Medizin gegen Verdauungsbeschwerden und Krämpfe. Anderthalb Jahrhunderte später fand eine wissenschaftliche Expedition nur noch ein paar wenige in der Sonne brüchig gewordene Panzerreste auf dieser Insel, aber keine lebenden Tiere mehr. Die Schiffsbesatzungen deckten ihren Bedarf dann auf den Galapagosinseln, oft 500–800 Tiere pro Schiffsladung. Aber auch viele andere Schildkrötenarten gelten als Delikatesse und werden vom Menschen intensiv bejagt. Da es sich hierbei zu einem Großteil um Wildfänge handelt und sich die Populationen aufgrund der späten Geschlechtsreife nur langsam reproduzieren, stehen viele Arten vor der Ausrottung in freier Natur, zum Beispiel einige Arten der Gattung Cuora. In den letzten Jahren richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Lebensmittelmärkte in Südostasien, auf denen seit je her Schildkröten in großer Zahl angeboten werden. So werden jährlich etwa 10 Millionen Tiere in den Süden Chinas importiert (van Dijk u. a. 2001). Häufig sind es Arten, die inzwischen so stark bedroht sind, dass sie durch das Washingtoner Artenschutzabkommens eigentlich streng geschützt wären. Die riesigen Vermehrungsfarmen in den USA mit teilweise über 1 Million Schlüpflingen pro Jahr und Farm (Herrera 1998), wie auch die in den 1990er Jahren neu entstandenen Schildkröten-Farmen in China können bislang noch nicht in ausreichendem Maße den Bedarf decken. Zudem haben diese Farmen ein neues Problem geschaffen. Da exotisch aussehende Schildkröten auf den Märkten einen höheren Preis erzielen, versucht man gezielt, Hybride zu züchten. Das läuft auf der einen Seite der Artenreinerhaltung zuwider. Auf der anderen Seite steht seit Bekanntwerden dieser Tatsache die Systematik der südostasiatischen Schildkröten in Frage. Denn bei vielen Arten, die erst in den letzten Jahren anhand auf Märkten gefundener Tiere wissenschaftlich beschrieben wurden und deren genaues Herkunftsgebiet unbekannt ist, stellt sich nun die Frage nach der Gültigkeit dieses Taxons. Für einige Holotypen konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass es sich um Hybride der Gattungen Chinemys und Cuora handelt.

Haustierhaltung ist die zweite, ebenfalls jahrtausendealte Nutzung von Schildkröten durch den Menschen. In fast allen Kulturen gelten Schildkröten, anders als andere Reptilien, als Sympathieträger und werden als Heimtiere (Spieltiere) gehalten. Gelegentlich gelten sie als heilige Tiere, so z. B. in Babylon 1100 v. Chr. und auch im alten Ägypten. Eine zweieinhalbtausend Jahre alte griechische Vase, Museumsstück im Britischen Museum in London, zeigt dagegen ein Mädchen im für unsere Begriffe grausamen Spiel mit einer Landschildkröte.

Der Panzer der Suppenschildkröte liefert das Schildpatt
Armreif und Ohrringe aus Schildpatt (inzwischen CITES-pflichtig)

Ähnlich dürfte allerdings das Schicksal der vielen im 20. Jahrhundert in den USA gehaltenen Schmuckschildkrötenbabys und der nach Mittel- und Nordeuropa importierten Europäischen Landschildkröten gewesen sein. So erlitten vor Einführung des Washingtoner Artenschutzabkommen die Wildpopulationen der europäischen Landschildkrötenarten einen erheblichen Rückgang aufgrund der Nachfrage europäischer und amerikanischer Tierhalter. Für Großbritannien sind z. B. folgende Import-Zahlen bekannt: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich bis zu 250.000 Landschildkröten überwiegend aus einem einzigen Land, Marokko, nach England eingeführt (Lambert 1981). Davon starben 80 % bereits auf dem Transport oder im Laufe des darauf folgenden Jahres. Für die übrigen europäischen Länder, Export- wie Importländer, dürfte ähnliches gelten, auch wenn deren Aus- bzw. Einfuhren zahlenmäßig nicht genau erfasst sind. Touristen bringen erhebliche Mengen an Schildkrötenjungtieren aus den Mittelmeerländern als Urlaubssouvenirs mit. Für die stark zurückgegangene Schildkrötenpopulationen stellt das, neben der Lebensraumzerstörung, eine weitere erhebliche Belastung dar.

Aus dem ehemaligen Kinderspielzeug ist im deutschsprachigen Raum inzwischen aber ein ernsthaftes Hobby geworden, mit zahlreichen Clubs, Vereinen und Stammtischen. Allein im größten herpetologischen Verein Deutschlands, der DGHT und seiner Untergruppierung, der AG Schildkröten, gibt es fast 3000 Schildkröteninteressierte, die im Jahre 2004 über 6000 kleine Schildkröten in über 70 Arten nachzüchteten, davon etwa 4000 Individuen der Gattung Testudo. Insgesamt wird die jährliche Nachzucht an Europäischen Landschildkröten inzwischen auf etwa 10.000 allein in Deutschland geschätzt (Schilde, 2005).

Der „Rohstoff“ Schildkrötenpanzer ist eine weitere uralte Nutzungsanwendung. Die kleineren Schildkrötenpanzer wurden hauptsächlich als Schmuck- und Gebrauchsgegenstände im Ganzen verwendet. So wurden bereits im alten Griechenland Leiern mit einem Korpus aus einem Schildkrötenpanzer hergestellt. Hierzu gehört die häufig auf Tongefäßen abgebildete Lyra. Einige afrikanische Saiteninstrumente besitzen Resonanzkörper aus Schildkrötenpanzern, die mit einer Tierhaut bespannt sind, beispielsweise Leiern und Fiedeln in Ostafrika. Auf nordafrikanischen Basaren gibt es Blasebälge aus Schildkrötenpanzern zu kaufen.[24] Von den großen Meeresschildkröten, vor allem von der kleinsten Art, der Echten Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) wurden dagegen nur die oberen Hornschichten verwendet, die man unter Hitzeanwendung vom Knochenpanzer ablöste, häufig vom lebenden Tier. Dieses durchscheinende, stark gemusterte Schildpatt diente seit der Antike als Werkstoff für Schmuck, Toilettenartikel (Kämme) und Intarsienarbeiten an Möbeln. Laut UNEP liegt der Wert von Schildpatt auf dem Weltmarkt bei ca. 5000 Euro pro kg, weswegen es trotz weltweiten Verbotes noch immer zur weiteren Bedrohung der Tiere beiträgt.

Weitere Gefährdungssituationen

Aber auch der Lebensraum vieler Schildkrötenarten ist durch Menschen oder Klimawandel bedroht. Landschildkröten werden von Landwirten in den Herkunftsgebieten als Schädling betrachtet und getötet. Insektizide und Herbizide vergiften die Tiere oder vernichten die Nahrungsgrundlage. Straßen durchschneiden die Habitate und führen zu hohen Opferzahlen, wobei häufig gerade trächtige Weibchen auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz betroffen sind. Sumpf- und Feuchtgebiete werden für landwirtschaftliche Zwecke trockengelegt und die Industrie leitet Abwasser in die von Wasserschildkröten bewohnten Gewässer ein. Die Wasserschildkröten verlieren dadurch geeignete Biotope und durch die Umweltverschmutzung ihre Nahrungsgrundlage. Flussbegradigungen und Kanalisierungen resultieren in einem Verlust an Plätzen zum Nisten und Sonnen. Meeresschildkröten wird die Fortpflanzung durch die touristische Erschließung von zum Nisten geeigneten Stränden erschwert. Gelege werden zertrampelt, Schlüpflinge, die sich nachts zur Oberfläche graben, orientieren sich am Licht, um das relativ sichere Wasser zu finden. Künstliche Lichtquellen führen zu einem Verlust der Orientierung. Meeresschildkröten verfangen sich in Treibnetzen oder schlucken Kunststoffteile in der Annahme, es handele sich um Quallen. Eine weitere Gefahr stellt der Schiffsverkehr dar. An einem der Hauptbrutgebiete, dem indischen Strand Orissa, fanden in einer einzigen Brutsaison schätzungsweise 20.000 durch Schiffsschrauben verstümmelte Tiere den Tod. Innerhalb von nur 30 Jahren haben es die Menschen fast geschafft, diese Meeresreptilien auszurotten (UNEP 2004).

Maßnahmen zum Schutz der Schildkröten

Griechische Landschildkröte:
für die Vermarktungsgenehmigung vorgeschriebenes „Passfoto“

Ein wichtiger Schritt zum Schildkrötenschutz, wie auch der anderer bedrohter Arten, war 1975 das Inkrafttreten des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES, dem inzwischen weltweit fast alle Staaten beigetreten sind. Seitdem wird der Im- und Export, aber auch der innerstaatliche Handel mit immer mehr Tierarten und Produkten daraus, je nach Bedrohungsstufe zum Teil streng überwacht. Bedrohte und daher geschützte Tierarten benötigen beim Verkauf Vermarktungsgenehmigungen mit Individualerkennung des Tieres entweder durch Implantieren von Mikrochips oder durch Fotos von Rücken- und Bauchpanzern. Außerdem ist jeder private Halter verpflichtet den Kauf, Verkauf, Nachzucht oder Tod seiner Tiere mit Anzahl und Art den Behörden zu melden, so z. B. bei der besonders häufig gehaltenen Griechischen Landschildkröte. Bei Verstößen gegen diese Gesetze drohen hohe Bußgelder, kostenpflichtige Beschlagnahmung der Tiere und sogar Haftstrafen.

Der langen Liste an Bedrohungen versuchen Wissenschaftler und engagierte Laien in allen Teilen der Welt aber auch aktive Artenschutzprojekte entgegenzusetzen. Der Schutz und die Wiederansiedlung der heimischen Sumpfschildkröte in Deutschland wird zum Beispiel besonders gezielt an der Naturschutzstation Rhinluch in Brandenburg betrieben. Unter Mitwirkung von NABU und einiger weiterer Spendenorganisationen wird hier Feldforschung betrieben, Restpopulationen bzw. deren Biotope geschützt, Jungtiere nachgezogen und ausgewildert und auch ganz allgemein Aufklärung der Bevölkerung geleistet.

Eine weitere Hoffnung ist der Turtle Conservation Fund, in dem sich amerikanische, australische und europäische Partner zusammengetan haben, um auf die so genannte Schildkrötenkrise in Südostasien zu reagieren. Innerhalb dieses Verbandes koordiniert u. a. der Allwetterzoo Münster ein viel beachtetes Nachzuchtprojekt von 15 hoch bedrohten Schildkrötenarten, z. B. verschiedene Cuora-Arten.

Die Naturschutzorganisation Paso Pacifico hat in Costa Rica mit 3D-Druck Schildkröteneier nachgebaut und diese mit Tracking-Sendern versehen. Ein Viertel dieser Köder wurde von Dieben als vermeintliche Eier gestohlen, manche wurden erkannt und wieder zurück an den Strand gelegt, einige ermöglichten das Verfolgen von Dieben, Händlern und Konsumenten, durchwegs in der Region.[25]

Bemerkenswertes

McCords Schlangenhalsschildkröte:
Der Hals ist etwa so lang wie der Panzer
  • Die älteste bekannte Schildkröte starb 2006 mit 256 Jahren im Zoo von Kalkutta,[26] siehe auch Adwaita und Harriet (Schildkröte).
  • Als möglicherweise[27] letzter Vertreter seiner Unterart, eine Riesenschildkröte von Galapagos, für den intensiv eine Paarungsmöglichkeit gesucht wurde, galt der ca. 1920 geborene und im Juni 2012 gestorbene Lonesome George.
  • Die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea) ist die größte rezente Schildkröte und zugleich die einzige ohne festen Knochenpanzer. Vielmehr hat sie eine stromlinienförmige und flexible, lederartige Hülle mit 5–7 versteifenden Kielen in Längsrichtung, die eine Anpassung dieser Meeresschildkröte an ihre außergewöhnliche Tauchtiefe darstellen. Obwohl ihre Beute, Quallen, überwiegend Oberflächenbewohner sind, wurden einzelne Exemplare in über 1000 m Tiefe angetroffen. Sie besiedelt auch die größten Reviere, denn sie streift von ihren tropischen Brutgebieten bis in die kalten Gewässer des Nordatlantik. Ermöglicht wird das durch ihre Fähigkeit ähnlich wie Dinosaurier und später Warmblüter ihre Körpertemperatur bis zu 10 °C und möglicherweise sogar mehr über der Umgebungstemperatur zu halten (James & Mrosovsky 2004).
  • Die ausgestorbene marine Schildkröte Archelon ischyros aus der Oberkreide von Nordamerika ist die größte bisher entdeckte Schildkröte. Sie erreichte eine Länge von bis zu 4,5 Metern, die Spitzen der ausgebreiteten Vorderpaddel lagen bis zu 4 Meter auseinander.
  • Die schnellste Schildkröte ist die Lederschildkröte mit 35 km/h (Guinness Book of Records 1992), die langsamste Schildkröte ist die Gattung Gopherus mit 0,21–0,48 km/h (National Geographic, 1999).
Suppenschildkröte
  • Das langsamste Jugendwachstum hat die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die manchmal erst mit 50 Jahren geschlechtsreif wird. Sie kann bei Tauchgängen ihre Herzfrequenz bis auf wenige Schläge pro Stunde senken und so bis zu fünf Stunden unter Wasser bleiben.
  • Die Kehlschild-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina rugosa bzw. Chelodina oblonga) legt als einzige Schildkrötenart ihre Eier im Schlamm unter Wasser ab. Die Entwicklung der Embryonen beginnt erst, nachdem das Gewässer austrocknet und die Eier nicht mehr vom Wasser bedeckt sind.[28]
  • Bei Kommentkämpfen der männlichen Galápagos-Riesenschildkröten (Geochelone nigra) siegt derjenige, der den Hals am höchsten strecken kann.
  • Im Jahre 456 v. Chr. wurde der griechische Theaterschriftsteller Aischylos der Legende nach durch eine Schildkröte getötet, die ein Adler auf seinen Kopf fallen ließ. Adler erbeuten Schildkröten, indem sie ihren Panzer durch einen Sturz auf einen Stein zu zerbrechen versuchen.
  • Testudo, die Schildkrötenformation, ist eine römische Militärtaktik.
  • Seit 1990 wird jeweils am 23. Mai der „Welt-Schildkrötentag“ begangen.[29]

Erkrankungen

Rückenpanzerfraktur bei einer Areolen-Flachschildkröte mit deutlicher Dislokation des Nuchale und des ersten Neurale

Knochenbrüche des Panzers treten durch Beutegreifer oder andere Traumata auf. Bei der Legenot steckt ein Ei im Legedarm oder der Kloake fest. Die Hexamitiasis ist eine durch Flagellaten ausgelöste Erkrankung des Verdauungstrakts.

Mythologie

In den alten Kosmogonien vieler asiatischer Völker treibt die Erde als runde Fläche auf dem Urmeer. Um nicht zu versinken und ruhig in Position zu bleiben, braucht es einen Träger, der die Erde stützt. Dieser ist in jedem Fall ein Tier und sehr häufig eine Schildkröte. Den Ausgangspunkt für viele asiatische Ursprungsmythen bildet die indische Vorstellung des Gottes Vishnu, der auf der Weltenschlange Ananta-Shesha auf dem Grund des Ozeans liegt und die Schöpfung bewacht. Er selbst verwandelt sich in seiner zweiten Inkarnation in die Schildkröte Kurma, die als Basis für die vom Berg Mandara gebildete Weltenachse dient. Beim Quirlen des Milchozeans setzen Götter und Dämonen im Kampf gegeneinander auf dem Rücken der Schildkröte einen Quirlstab in Drehung und erschaffen so eine Reihe göttlicher Wesen und kostbarer Gegenstände.

Mit der Ausbreitung des Buddhismus gelangte der Mythos der kosmischen Schildkröte in das Hochland von Tibet, hielt Einzug in die Chinesische Kultur und verbreitete sich weiter ins nördliche Zentralasien. Bei den Mongolen trägt eine goldene Schildkröte den zentralen Weltenberg. Zum buddhistischen Sagenkreis Zentralasiens gehören der Schöpfergott Otschirvani (Er entspricht dem Bodhisattva Vajrapani) und sein Diener Tsagan-Schukuty. Als beide vom Himmel herabkamen, sahen sie eine Schildkröte im Wasser tauchen. Der Diener fing die Schildkröte und ließ sie mit dem Bauch nach oben auf dem Wasser treiben. Otschirvani legte sich auf ihren Bauch und wies seinen Begleiter an, vom Meeresgrund Erde heraufzuholen. Diese Erde streuten sie auf die Schildkröte und schliefen schließlich ein. Wenig später – die neue Erde war noch sehr klein – kam der Teufel vorbei und wollte die Erde mitsamt den Schlafenden ins Meer reißen. Alsbald wuchs die Erde so schnell, dass der fliehende Teufel kaum Zeit hatte, um sich zu retten. Die Schildkröte liegt seither unsichtbar unter dem Wasserspiegel.

Bei den ebenfalls buddhistischen Kalmücken verwandelt sich der Bodhisattva Manjushri in eine große Schildkröte, die auf dem Rücken liegend die Erde über der Wasseroberfläche hält. Wenn die Schildkröte eine Zehe bewegt, gibt es ein Erdbeben. Wenn die Erde bei den Burjaten und Tungusen bebt, zittert das Tier vor Müdigkeit. Die burjatische Schildkröte blickte anfangs bewegungslos aufs Wasser, bis der Schöpfergott sie umdrehte und auf ihrem Bauch die Erde errichtete.

Vergleichbare Ursprungsmythen kennen auch einige nordamerikanische Indianer. So erzählen die Sioux von einer Schildkröte mit Schlamm im Maul und einem Wasservogel mit Gras im Schnabel, die gemeinsam auf dem Urmeer schwammen. Beides vermengten sie, brachten es auf den Rücken der Schildkröte und schufen so die Erde. In der Wyandot-Schöpfung tauchte aus dem Wasser eine Schildkröte auf, die der Reihe nach einige Tiere auf den Meeresgrund schickte, um Schlamm zu holen, bis dies endlich dem Fisch gelang. Auf dem Rücken der Schildkröte wurde aus dem Schlamm die Erde.[30]

Auf zahlreichen polynesischen Inseln zeigen Petroglyphen Schildkröten einzeln oder in Gruppen. Bei der Interpretation der Abbildungen ist häufig unklar, ob sie aus religiösen, gesellschaftlichen oder ästhetischen Gründen angefertigt wurden. Möglicherweise wurde eine solche Unterscheidung nicht vorgenommen. Schildkröten besaßen in Polynesien große Bedeutung bei traditionellen Bestattungszeremonien, so kam ihnen auf den Marquesas eine Rolle beim Übergang des Verstorbenen in die jenseitige Welt zu. Weil Seeschildkröten in der Lage sind, aus großen Meerestiefen aufzusteigen und an Land ihre Eier zu legen, scheinen sie – in den Mythos übertragen – geeignet, eine Verbindung zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt herzustellen.[31] Australische Aborigines kennen die mythische Erzählung Emu und Schildkröte.

In Afrika gelten Schildkröten als besonders kluge Tiere. In Märchen verschaffen sie sich meist durch eine List Vorteile und gewinnen bei Geschwindigkeitswettbewerben gegen Tiere, die deutlich größer oder schneller sind.

„Göttliche Schildkröte“. Gemälde von 1156 bis 1161 aus der chinesischen Jin-Dynastie

Die chinesische Schöpfergöttin Nüwa schuf die Erde, indem sie einer Schildkröte ihre Füße abschnitt und daraus die vier Himmelssäulen in den vier Himmelsrichtungen formte. In China ist die mythische Schildkröte Ao ein Symbol des Universums. Als heilige Tiere schwimmen Schildkröten in Wasserbecken auf dem Gelände vieler buddhistischer Tempel und werden von den Besuchern gefüttert, damit sie für Glück und langes Leben sorgen mögen. Durch ihr langes Leben haben sie den Ruf, für die Wahrsagerei geeignet zu sein.[32]

Selten fanden Schildkröten auch Eingang in den islamischen Volksglauben. In der marokkanischen Kleinstadt Lalla Takerkoust wurden wunscherfüllende Schildkröten früher in einem Becken neben einem Heiligengrab von muslimischen und jüdischen Pilgern verehrt.[33]

In der Mythologie der griechischen Antike war Chelone eine Jungfrau, die in eine Schildkröte verwandelt wurde. Die griechische Göttin Urania wurde gelegentlich mit einem Fuß auf einer Schildkröte stehend dargestellt, womit sich ihre Verbindung zu Aphrodite zeigt, deren Attribut unter anderem die Schildkröte ist. Zusammen mit Apollon galt Hermes für die Griechen als der mythische Erfinder der Leier. Hermes höhlte die Schildkröte aus, befestigte zwei Schilfrohre und eine Querstange daran, zog sieben Saiten aus Schafsdarm über die Konstruktion und begann mit dem göttlichen Musizieren.[34]

Der Fantasy-Schriftsteller Terry Pratchett greift den indischen Mythos in seinem Scheibenwelt-Zyklus auf: Die Scheibenwelt wird von vier Elefanten getragen, die auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte Groß-A'Tuin (im Original Great A'Tuin) stehen, welche durch das Universum schwimmt.

Literarisches

Bekannt ist auch das Gedicht von Christian Morgenstern Die Schildkröte.[35]

Siehe auch

Literatur

Allgemeine Literatur und Feldstudien:

  • D. Alderton: Turtles and Tortoises of the World. New York 1988, ISBN 0-8160-1733-6.
  • J. Cann: Australian Freshwater Turtles. Beaumont Publishing, Singapore 1998.
  • C. H. Ernst, R. W. Barbour: Turtles of the World. New York City 1992, ISBN 1-56098-212-8.
  • C. H. Ernst, R. G. M. Altenburg, R. W. Barbour: Turtles of the World. Win/MAC CD, 1999, ISBN 3-540-14547-8.
  • C. H. Ernst, J. E. Lovich, R. W. Barbour: Turtles of the United States and Canada. New York 2000, ISBN 1-56098-823-1.
  • U. Fritz: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas. Aula Verlag, Wiebelsheim 2001/2005.
    Band 3/3A: Schildkröten (Testudines) I, Bataguridae, Testudinidae, Emydidae. ISBN 3-89104-004-0.
    Band 3/3B: Schildkröten (Testudines) II, Meeresschildkröten. ISBN 3-89104-654-5.
  • M. W. Klemens: Turtle Conservation. Washington, London 2000, ISBN 1-56098-372-8.
  • F. J. Obst: Die Welt der Schildkröten. Hohenwarsleben 1985, ISBN 3-275-00855-2.
  • P. C. H. Pritchard, P. Trebbau: Turtles of Venezuela. Society for the Study of Amphibians and Reptiles. Oxford, Ohio 1984.
  • Manfred Rogner: Schildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5440-1.
  • D. G. Senn: Eine Naturgeschichte der Schildkröten. Bottmingen/Schweiz 1992.
  • H. Vetter: Turtles of the World – Schildkröten der Welt. Frankfurt am Main 2004.

Ratgeber Heimtierhaltung:

Schildkröten-Zeitschriften:

Commons: Schildkröten (Testudines) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schildkröte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Artenschutzprojekte und Reptilienauffangstationen:

Schildkröten-Gemeinschaften und -Vereinigungen:

Wissenschaftliche Schildkrötenseiten:

Einzelnachweise

  1. The ReptileDatabase: Species Numbers (November 2021)
  2. a b Tatsuya Hirasawa, Hiroshi Nagashima, Shigeru Kuratani: The endoskeletal origin of the turtle carapace. Nature Communications 4, Article number: 2107, doi:10.1038/ncomms3107, 9. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2013 (englisch).
  3. Dominik Müller: Mediterrane Landschildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung, Erkrankung.
  4. Geheimnis um Ursprung des Schildkrötenpanzers gelüftet. In: Der Standard. 9. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2013.
  5. Press Release: The secret of the turtle shell. Riken, 10. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2013 (englisch).
  6. Olivier Rieppel: The evolution of the turtle shell. In: D. Brinkman, P. Holroyd, J. Gardner (Hrsg.): Morphology and Evolution of Turtles, Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology, Springer, Dordrecht 2013, S. 51–61, doi:10.1007/978-94-007-4309-0_5, ISBN 978-94-007-4308-3.
  7. Die geheimnisvolle Sprache der Schildkröten, orf.at, 23. Juli 2016, abgerufen am 23. Juli 2016.
  8. Camila R. Ferrara, Richard C. Vogt, Jacqueline C. Giles, Gerald Kuchling: Chelonian vocal communication. In: G. Witzany (Hrsg.): Biocommunication of Animals, Springer, Dordrecht 2014, S. 261–274, doi:10.1007/978-94-007-7414-8_15, ISBN 978-94-007-7414-8.
  9. a b Chun Li, Xiao-Chun Wu, Olivier Rieppel, Li-Ting Wang, Li-Jun Zhao: An ancestral turtle from the Late Triassic of southwestern China. In: Nature. Band 456, 2008, S. 497–501, doi:10.1038/nature07533
  10. Walter G. Joyce, Márton Rabi, James M. Clark, Xing Xu: A toothed turtle from the Late Jurassic of China and the global biogeographic history of turtles. In: BMC Evolutionary Biology, Band 16, 2016, Artikel 236, doi:10.1186/s12862-016-0762-5 (PDF).
  11. Winnie Achilles und Franz-Viktor Salomon: Anatomie der Schildkröten. In: Franz-Viktor Salomon et al. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke Stuttgart. 3. erw. Auflage 2015, ISBN 978-3-8304-1288-5, S. 838.
  12. Manfred Rogner: Schildkröten – Biologie, Haltung, Vermehrung. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5440-1, S. 89.
  13. Website der University of Michigan
  14. Petra Kölle: Die Schildkröte: Heimtier und Patient. Enke Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1066-9, S. 66.
  15. Caroline Maria Hartmann: Untersuchungen zur Zusammensetzung von Reptilieneiern. Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität, 2009 (PDF;6.559 kB).
  16. Michael S. Y. Lee: Molecules, morphology, and the monophyly of diapsid reptiles. Contributions to Zoology. Bd. 70, Nr. 1, 2001, doi:10.1163/18759866-07001001.
  17. R. R. Schoch, H. D. Sues: A Middle Triassic stem-turtle and the evolution of the turtle body plan. In: Nature. 2015. doi:10.1038/nature14472.
  18. Fritz Uwe, Peter Havas: Checklist of the Chelonians of the World. 2007. (PDF; 925 kB) zusammengestellt im Auftrag von CITES
  19. The Reptile Database
  20. Juliana Sterli, Diego Pol, Michel Laurin: Incorporating phylogenetic uncertainty on phylogeny-based palaeontological dating and the timing of turtle diversification. In: Cladistics. 29 (3), 2013, S. 233. doi:10.1111/j.1096-0031.2012.00425.x
  21. Nicholas G. Crawford, James F. Parham, Anna B. Sellas, Brant C. Faircloth, Travis C. Glenn, Theodore J. Papenfuss, James B. Henderson, Madison H. Hansen, W. Brian Simison: A phylogenomic analysis of turtles. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. November 2014. doi:10.1016/j.ympev.2014.10.021
  22. Robert C. Thomson, Phillip Q. Spinks und H. Bradley Shaffer: A global phylogeny of turtles reveals a burst of climate-associated diversification on continental margins. PNAS, Februar, 2021, 118 (7) e2012215118, doi: 10.1073/pnas.2012215118
  23. Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) von Tiergarten Schönbrunn abgerufen am 27. Mai 2024
  24. European Commission / CITES: The Wildlife Souvenirs Guide, aufgesucht am 1. Oktober 2021.
  25. Schildkröteneier aus 3-D-Drucker gegen Diebstahl orf.at, 6. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  26. Bericht über die angeblich älteste Schildkröte (Memento vom 30. November 2016 im Internet Archive), Die Welt 24. März 2006
  27. Verwandte von „Lonesome George“ aufgetaucht. Spiegel Online, 22. November 2012, abgerufen am 27. April 2016.
  28. Rod Kennett, Damien A. Fordham, Erica Alacs, Ben Corey & Arthur Georges: Chelodina oblonga Gray 1841 – Northern Snake-Necked Turtle Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. Chelonian Research Monographs No. 5 doi:10.3854/crm.5.077.oblonga.v1.2014 (ISSN 1088-7105), 28. Februar 2014 (englisch).
  29. Celebrate World Turtle Day (Memento vom 3. März 2011 im Internet Archive) auf humanesociety.org abgerufen am 27. November 2015.
  30. Uno Harva: Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völker. (= FF Communications. No 125). Suomalainen Tiedeakatemia, Helsinki 1938, S. 27f, 99f.
  31. Barry Rolett: The interpretation of Polynesian petroglyphs. In: Patrick Vinton Kirch (Hrsg.): Island Societies: Archaeological Approaches to Evolution and Transformation (New Directions in Archaeology). Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-30189-0, S. 86f.
  32. Pierre Grimal: Mythen der Völker. Band 2: Perser – Inder –Japaner – Chinesen. Fischer, Frankfurt am Main 1977, S. 291.
  33. Edward Westermarck: Ritual and Belief in Morocco. Band 1, Macmillan and Co., London 1926, S. 86, 229.
  34. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band 1. Die Götter- und Menschheitsgeschichten. Dtv, München 1977, S. 130.
  35. Die Schildkröte