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„Albert I. (Belgien)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Rex Albert I.png|mini|Albert I von Belgiën]]
'''Albert I.''' (* [[8. April]] [[1875]] in [[Brüssel]], [[Belgien]]; † [[17. Februar]] [[1934]] bei [[Marche-les-Dames]], [[Belgien]], eigentlich ''Albert Leopold Clément Marie Meinrad''), aus dem [[Haus Sachsen-Coburg und Gotha]], war von [[1909]] bis [[1934]] König der Belgier.
'''Albert I.''', gebürtig Prinz ''Albert Léopold Clément Marie Meinrad von Belgien'' (* [[8. April]] [[1875]] im ''[[Palais du comte de Flandre|Palais de la Régence]]'', [[Brüssel]]; † [[17. Februar]] [[1934]] bei Marche-les-Dames, einer Teilgemeinde von [[Namur]] in Belgien) in männlicher Linie Nachkomme des Hauses [[Sachsen-Coburg-Saalfeld]], war von 1909 bis zu seinem Tod [[Liste der belgischen Regenten|König der Belgier]].


== Herkunft und frühe Jahre ==
Albert, der jüngere Sohn von [[Philippe von Belgien|Philippe]], Graf von Flandern, folgte seinem ohne männlichen Erben verstorbenen Onkel [[Leopold II. (Belgien)|Leopold II.]] auf dem Thron.
[[Datei:Albertine - 01.jpg|miniatur|Reiterstatue von König Albert I. vor der Königlichen Bibliothek von Belgien (Alfred Courtens, 1951).]]
''Prinz Albert von Belgien'' wurde am 8. April 1875 als fünftes Kind und zweitgeborener Sohn von [[Philipp von Belgien (1837–1905)|Prinz Philippe, Graf von Flandern]] und dessen Gemahlin [[Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen]] geboren. Sein Vater war der jüngere Bruder des regierenden belgischen Königs [[Leopold II. (Belgien)|Leopold II.]], und der Neugeborene stand am Tage seiner Geburt an vierter Stelle der Thronfolge. [[Leopold von Belgien|Kronprinz Leopold]] war jedoch schon 1869 gestorben, und als Alberts älterer Bruder [[Baudouin Léopold von Belgien|Prinz Baudouin]] 1891 ebenfalls starb, galt Albert ab dann als [[Heir Presumptive|präsumtiver Erbe]] der belgischen Krone. Seit dem Tod seines Vaters 1905 war er direkter Thronerbe.


Die Ausbildung des jungen Prinzen war militärisch und naturwissenschaftlich-technisch ausgerichtet. Albert wurde als fleißiger und strebsamer Schüler charakterisiert, der sich gewissenhaft auf seine mögliche Aufgabe als Monarch vorbereitete. 1891 trat Albert in die [[Königliche Militärakademie (Brüssel)|Königliche Militärakademie]] in Brüssel ein und wurde 1892 zum [[Leutnant]] eines [[Grenadier]]-Regiments ernannt.
Er heiratete am [[2. Oktober]] [[1900]] Prinzessin [[Elisabeth von Belgien|Elisabeth Gabriele Valérie Marie]] (* [[25. Juli]] [[1876]] in [[Possenhofen]], [[Bayern]], [[Deutschland]]; † [[23. November]] [[1963]]), die Tochter des Augenarztes Herzog [[Karl Theodor in Bayern]]. Albert hatte die spätere ''Königin [[Elisabeth von Belgien]]'' bei einem Familienbegräbnis kennengelernt. Die beiden hatten drei Kinder


Von 1893 bis 1909 war Prinz Albert Mitglied des [[Senat (Belgien)|Senats]]. In dieser Funktion zeigte er echtes Interesse an der Situation der belgischen [[Arbeiterschaft]] und reiste persönlich [[Inkognito (Zeremoniell)|inkognito]] in [[Arbeiterviertel]], um sich von deren Lebensbedingungen zu überzeugen. Daneben trat er öffentlich für die Verbesserung der [[Infrastruktur]] und der Marine ein. Im Frühjahr 1898 unternahm Albert eine viermonatige Reise durch [[Nordamerika]], die ihn u. a. nach [[New York City]], [[Washington, D.C.]], [[Boston]], [[Los Angeles]], [[San Francisco]], [[Montreal]] und [[Québec]] führte. 1908 unternahm er eine ausgedehnte Reise durch [[Belgisch-Kongo]], das bis kurz vorher persönliches Eigentum seines Onkels Leopold II. war. Der Prinz fand eine völlig heruntergekommene und ausgebeutete [[Kolonie]] vor und fasste den Entschluss, Reformen zum Schutze der Einheimischen anzustoßen.
*''[[Leopold III. (Belgien)|Léopold Philippe Charles Albert Meinrad Hubertus Marie Miguel]]'' (* [[3. November]] [[1901]] in [[Brüssel]], [[Belgien]]; † [[25. September]] [[1983]] in [[Sint-Lambrechts-Woluwe]]), Herzog von [[Brabant]], Prinz von Belgien
*''Charles Théodore Henri Antoine Meinrad'' (* [[10. Oktober]] [[1903]] in [[Brüssel]], [[Belgien]]; † [[1. Juni]] [[1983]] in [[Ostende]], [[Belgien]]), Graf von Flandern, Prinz von Belgien
*''[[Maria von Belgien|Marie-José Charlotte Sophie Amélie Henriette Gabrielle]]'' (* [[4. August]] [[1906]] in [[Ostende]], [[Belgien]]; † [[27. Januar]] [[2001]]), Prinzessin von Belgien. Sie war mit König [[Umberto II.|Humbert II.]] von [[Italien]] verheiratet.


== Ehe und Nachkommen ==
Zu Beginn des [[1. Weltkrieg]]es hielt Albert den [[Deutschland|deutschen]] Vorstoß lange genug auf, um [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] und [[Frankreich]] Zeit zur Vorbereitung der [[Marne-Schlacht]] ([[6. September]] - [[9. September]] [[1914]]) zu geben. Bei seiner Rückkehr nach Brüssel wurde Albert als Held empfangen.
[[Datei:Albert I. von Belgien und Königin Elisabeth (1900).jpg|mini|Königin Elisabeth und Albert I.]]
Am 2. Oktober 1900 heiratete Albert in [[München]] die [[Haus Wittelsbach|Wittelsbacher]]-Prinzessin [[Elisabeth Gabriele in Bayern]], zweitälteste Tochter des berühmten Augenarztes [[Carl Theodor in Bayern]] (Bruder der österreichischen [[Elisabeth von Österreich-Ungarn|Kaiserin Elisabeth]]) und dessen Gemahlin [[Maria Josepha von Portugal]]. Die beiden hatten sich 1897 bei einem Familienbegräbnis in [[Frankreich]] kennengelernt und konnten ihre Liebeshochzeit durchsetzen. Aus der Ehe, die als überaus vertrauens- und liebevoll beschrieben wurde, gingen drei Kinder hervor:


* [[Leopold III. (Belgien)|Léopold]] (* 3. November 1901; † 25. September 1983), [[Herzogtum Brabant|Herzog von Brabant]], als [[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]] von 1934 bis 1951 König der Belgier ⚭ 1. [[Astrid von Schweden]]; 2. [[Mary Lilian Baels]]
König Albert I. starb bei einem Kletterunfall bei Marche-les-Dames in der belgischen [[Ardennen]]region in der Nähe von [[Namur]]. Er wurde in der königlichen Gruft in [[Laeken]], Brüssel, Belgien beigesetzt.
* [[Karl von Belgien|Charles]] (* 10. Oktober 1903; † 1. Juni 1983), [[Graf von Flandern]], Prinz von Belgien
* [[Marie José von Belgien|Marie-José]] (* 4. August 1906; † 27. Januar 2001), Prinzessin von Belgien ⚭ König [[Umberto II. (Italien)|Umberto II. von Italien]]


== Als König (1909 bis 1934) ==
{{Navigationsleiste Herrscher|VORGÄNGER=[[Leopold II. (Belgien)|Leopold II.]]|LISTE=[[Liste der belgischen Regenten]]|NACHFOLGER=[[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]]}}
[[Datei: Le Roi à Isleta.jpg|mini|König Albert I. und Königin während ihres Besuchs in [[Isleta]] pueblo 1919 mit dem Gouverneur des Bundesstaates und Padre [[Anton Docher]]]]
[[Datei:Albert 1er de Belgique (1875 - 1934) - Buste à Ottignies.jpg|mini|Büste von Albert I. in [[Ottignies]].]]
Nach 44-jähriger Herrschaft verstarb Leopold II. am 17. Dezember 1909. Sechs Tage später leistete der 34-jährige Albert seinen [[Eid]] auf die [[Verfassung des Königreichs Belgien|belgische Verfassung]] und wurde als Albert I. zum neuen König proklamiert. Er war der erste belgische Monarch, der seine Eidesformel nicht nur in [[Französische Sprache|Französisch]] leistete, sondern auch in [[Belgisches Niederländisch|Flämisch]]. Anschließend wurde das neue Herrscherpaar in Brüssel von einer begeisterten Menschenmenge umjubelt. Aufgrund ihres anspruchslosen und harmonischen Familienlebens, das im Gegensatz zum [[Autokratie|autokratischen]] Stil des Vorgängers stand, erfreuten sich König und Königin größter Beliebtheit im Volk.


In den frühen Jahren seiner Regentschaft hielt sich Albert strikt an seine verfassungsmäßige Rolle und umgab sich mit [[Liberalismus|liberalen]] Persönlichkeiten wie [[Julius Ingenbleek]] oder [[Harry Jungbluth]]. Weiterhin versuchte er die Kluft zwischen Monarchie und Bevölkerung zu verringern, indem er beispielsweise auf eine bewaffnete Eskorte verzichtete und es Journalisten ermöglichte, ihn auf Reisen zu begleiten. Außenpolitisch versuchte Albert zu [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] und dem [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Reich]] gute Beziehungen zu unterhalten, doch als in den 1910er Jahren die Kriegsgefahr in Europa immer größer wurde, vergrößerte er 1913 durch eine Heeresreform die [[Belgisches Heer|belgische Armee]] auf rund 350.000 Mann.
[[Kategorie:Mann]]
[[Datei:King Albert I of Belgium on battle field.jpg|mini|links|Albert I. mit Gefolge an der Front]]
[[Kategorie:Belgier]]
[[Datei:Belgium 1924 Occupation of the Ruhr, Bronze Medal.jpg|mini|links|Doppelportrait von Albert & Elisabeth 1924 auf der Vorderseite einer militärischen [[Medaille]] zur Ruhrbesetzung. Auf der Rückseite sind die Namen von drei an der Besetzung des [[Ruhrgebiet]]es beteiligten belgischen Offizieren.]]

Nach Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] lehnte er die Forderungen des benachbarten Deutschen Reiches nach freiem Durchmarsch seiner Truppen durch das neutrale Belgien ab und ließ nach deren Einmarsch am [[3. August]] [[1914]] das belgische Territorium verteidigen. Wie von der Verfassung für den Verteidigungsfall vorgesehen, übernahm der König nun den [[Oberbefehl]] über die [[Belgische Streitkräfte|Streitkräfte]]. Es gelang seiner Armee, den Vormarsch der deutschen Truppenverbände lange genug aufzuhalten ([[Belagerung von Antwerpen (1914)|Belagerung Antwerpens]]), um Frankreich und Großbritannien Zeit zur Vorbereitung der [[Schlacht an der Marne (1914)|Marneschlacht]] (5.–12. September 1914) zu geben. Während des Krieges war Belgien zu fast 99 % besetzt und unterlag einer harten deutschen Besatzungspolitik. König Albert war zum Widerstand entschlossen und setzte die Kampfhandlungen mit den Resten seiner Armee von französischem Territorium und vom unbesetzten Belgien hinter der [[Yser-Front]] aus im [[Stellungskrieg]] fort. Die königliche Familie teilte das Schicksal ihrer Untertanen und Soldaten: Elisabeth diente als Krankenschwester und der Kronprinz als Offizier an der Front. Erst im Sommer 1918 wendete sich das Kriegsblatt endgültig zugunsten der [[Triple Entente|Entente]]. Als Kommandeur der [[Heeresgruppe]] Flandern, die aus belgischen, britischen und französischen Truppenteilen bestand, führte Albert eine letzte Offensive, die den Westen Flanderns bis zum Waffenstillstand am 11. November 1918 befreite. Beim Einzug in Brüssel wurde die Königsfamilie am 22. November enthusiastisch empfangen und Albert bildete mit der „Regierung der Nationalen Vereinigung“ eine [[Einheitsregierung]] aus Vertretern der drei großen Parteien (Katholiken, Liberale, Sozialisten). Gemeinsam mit dieser Regierung trieb Albert den Wiederaufbau des zerstörten Landes voran; auch mit Mitteln aus seinem Privatvermögen. Weiterhin versprach er seinem Volk liberale Reformen, die Einführung des allgemeinen Wahlrechts und die Gründung einer flämischen [[Universität Gent|Universität]] in [[Gent]].

1919 nahm König Albert an der [[Pariser Friedenskonferenz 1919|Pariser Friedenskonferenz]] teil, um Belgiens außen- und sicherheitspolitische Interessen zu wahren und um [[Reparationen]] von Deutschland zu bekommen, denn Hauptthema seiner späteren Herrschaft war der Wiederaufbau seines Landes, der sogar so weit ging, dass sich belgische Truppen 1923 an der [[Ruhrbesetzung]] beteiligten.

Als erster regierender europäischer Monarch besuchte Albert mit seiner Gemahlin Elisabeth 1919 die Vereinigten Staaten.

1934 besuchte Albert [[Palästina (Region)|Palästina]] und das [[Heiliges Land|Heilige Land]]. Er pilgerte zum Heiligen Grab in die Jerusalemer [[Grabeskirche]]. In Jerusalem wurde er durch [[Luigi Barlassina]], den [[Lateinisches Patriarchat von Jerusalem|Patriarchen von Jerusalem]], zum [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem]] geschlagen und in den Päpstlichen Laienorden aufgenommen.<ref>Valmar Cramer: ''Der Ritterorden vom Hl. Grabe'', Bachem 1952, S. 98</ref>

== Alpinismus ==
[[Datei:König Albert I beim Klettern 1910.jpg|mini|König Albert I. beim Klettern um 1910]]
Albert I. war ein begeisterter [[Bergsteigen|Bergsteiger]] und [[Klettern|Kletterer]], dessen Interesse am Alpinismus 1901 durch einen Vortrag des Sekretärs des Stifters der [[Solvayhütte]] am [[Matterhorn]] geweckt wurde.<ref>Michael van Orsouw: [https://blog.nationalmuseum.ch/2025/04/der-bergsteigende-koenig/ ''Der bergsteigende König''] Im Blog des [[Schweizerisches Nationalmuseum|Schweizerischen Nationalmuseums]] vom 10. April 2025</ref> 1907 gelang Albert mit seiner Frau Elisabeth und den [[Bergführer]]n [[Martin Schocher]] und [[Benedikt Supersaxo]] die Erstbegehung des Nordost-Grates des [[Piz Caral]] (3421&nbsp;m). Im Jahr 1908 konnte er mit drei Bergführern das Matterhorn (4478&nbsp;m) über den [[Matterhorn#Routen über die Grate|Hörnligrat]] besteigen. Nach seiner Krönung absolvierte er die schweren Klettertouren in den [[Dolomiten]], beispielsweise die Südwand der [[Marmolata]] (3343&nbsp;m) oder die 14. Begehung der ''[[Paul Preuß (Alpinist)|Preußwand]]'' ([[Schwierigkeitsskala (Klettern)#Erklärung der UIAA-Skala|V. Schwierigkeitsgrad]]) in der Ostwand des [[Campanile Basso]] (2883&nbsp;m) zusammen mit [[Tita Piaz]]. Albert I. buchte häufig die südtiroler Bergführerin [[Paula Wiesinger]] für Klettertouren in den Dolomiten, daraus entstand eine langjährige Freundschaft<ref>{{Literatur |Autor=Ingrid Runggaldier |Titel=Frauen im Aufstieg : auf Spurensuche in der Alpingeschichte |Verlag=Edition Raetia |Ort=Bozen |Datum=2011 |ISBN=978-88-7283-346-9 |Seiten=207}}</ref>. Er galt als ''König der Berge.''<ref>Roland Renson: The mountain king: Albert I of Belgium (1875-1934) and the sociocultural symbolism of mountaineering. 2010.</ref>

Seit 1994 wird von der in Zürich ansässigen Stiftung ''King Albert I Memorial Foundation'' alle zwei Jahre der nach Albert I. benannte [[Albert Mountain Award]] an Personen oder Organisationen für außerordentliche Verdienste in der alpinen Welt u.&nbsp;a. in den Bereichen Wissenschaft, Kunst, sozialen Projekten, Unfallverhütung, Umweltschutz und Ausbildung verliehen.

== Tod ==
[[Datei:Albert Elisabeth.JPG|mini|Grabstätte König Alberts I.]]
König Albert I. starb im Alter von 58 Jahren am 17. Februar 1934, als er alleine in den [[Ardennen]] bei Marche-les-Dames kletterte. Dieser Ort ist seit einer Gebietsreform 1977 eine Teilgemeinde von Namur und liegt etwa 8 km stromabwärts an der [[Maas]]. Der offizielle Bericht nannte als Todesursache einen Kletterunfall. Daneben wurden und werden andere Todesursachen vermutet, z.&nbsp;B. ein [[Attentat]]<ref>z.&nbsp;B. Jacques Noterman: ''Le Roi Tué''. 1. Aufl. 2004, Taschenbuch Pixl-Verlag 2013 (ISBN 978-2930757018).</ref> oder ein Suizid. Der amtliche Bericht erwähnte eine für einen Absturz untypische Auffindeposition; zwei bis drei Meter neben dem Toten wurde ein einzelner blutiger Stein gefunden.<ref name="NZZ">[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ.ch]] 27. August 2010 / [[Oswald Oelz]]: ''[https://www.nzz.ch/magazin/reisen/souveraen_auch_im_fels_1.7346437.html Souverän auch im Fels – König Albert I. von Belgien – Blaublüter mit alpinistischer Begeisterung]'' (toter Link).</ref> Eine [[DNA-Analyse]], bei der gefundene Blutreste mit lebenden Verwandten des Königs abgeglichen wurden, ergab 2016 eine Bestätigung des amtlichen Berichts, wonach Albert I. tatsächlich beim Klettern abgestürzt war.<ref>Michael Stabenow: [https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/forscher-haben-tod-von-koenig-albert-i-aufgeklaert-14365857.html ''Tod von Albert I.: Der Sturz des Königs war ein Unfall.''] [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 1. August 2016, abgerufen am 30. Juli 2019</ref><ref>der Artikel berichtet vom Research Paper [https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1872497316301284 ''Biohistorical materials and contemporary privacy concerns-the forensic case of King Albert I''] (Zeitschrift ''Forensic Science International: Genetics'', ISSN 1872-4973)</ref>

Am Fuß des Felsens an der Absturzstelle gibt es eine [[Erinnerungsstätte]]. Seit Alberts Tod wird der Felsen auch ''Roche fatale'' (etwa: „Todesfelsen“) genannt, wonach in Belgien sogar Straßen benannt sind, z.&nbsp;B. die ''Rue de la Roche Fatale/Noodlottige rotsstraat'' in [[Woluwe-Saint-Lambert/Sint-Lambrechts-Woluwe]]. [[Datei:Monument waar Albert I van België te pletter stortte - 675.jpg|mini|Gedenkstätte an der Absturzstelle bei Marche-Les-Dames/Namur]]

Dokumentiert ist sein Tod in dem 1934 entstandenen Wandgemälde ''Library'' von Bernard Zakheim (1898–1985) im [[Coit Tower]], San Francisco.<ref>[[:Datei:Library by Bernard Baruch Zakheim - Coit Tower, San Francisco, CA - DSC04809.jpg|Library by Bernard Baruch Zakheim (2015)]] hochaufgelöstes Bild mit 5472 x 3648 Pixel, 23. Mai 2015, abgerufen am 14. Dezember 2017. „Belgian / King / Killed / Plunges / to Death / Mountain / Peak“</ref>

Alberts ältester Sohn (1901–1983) folgte ihm als Leopold III. nach. Er regierte Belgien von 1934 bis 1951 und dankte dann zugunsten seines Sohnes [[Baudouin (Belgien)|Baudouin]] ab.
<br/>Albert I. wurde in der königlichen [[Gruft]] der [[Liebfrauenkirche (Laeken)|Liebfrauenkirche von Laeken]] beigesetzt.

== Bewertung ==
Albert hat neben dem ersten König der Belgier, [[Leopold I. (Belgien)|Leopold I.]], das größte Renommee. Der Historiker [[Christoph Driessen]] schreibt über ihn in seiner ''Geschichte Belgiens:'' „Der ''Ritterkönig'', der seine Soldaten selbst ins Feld führte, verlustreiche Offensiven aber vermied und nach dem Krieg die Demokratisierung seines Landes und den Ausbau des Sozialstaats vorantrieb, gilt als belgischer Nationalheld schlechthin. (…) Es dürfte in der Geschichte nicht viele Monarchen gegeben haben, die sich derart um die Demokratie verdient gemacht haben wie der in jeder Hinsicht außergewöhnliche Albert.“<ref>Christoph Driessen: ''Geschichte Belgiens. Die gespaltene Nation.'' Regensburg 2018, 165f.</ref>

== Vorfahren ==
{{Ahnentafel-compact4
|1 =Albert I. König der Belgier
|2 =[[Philipp von Belgien (1837–1905)|Philipp von Belgien]] (1837–1905)
|3 =[[Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen]] (1845-1912)
|4 =[[Leopold I. (Belgien)|Leopold I.]] König der Belgier (1790-1865)
|5 =[[Louise d’Orléans (1812–1850)|Louise d’Orléans]] (1812–1850)
|6 =[[Karl Anton (Hohenzollern)|Karl Anton von Hohenzollern]] (1811-1885)
|7 =[[Josephine von Baden]] (1813-1900)
|8 =[[Franz (Sachsen-Coburg-Saalfeld)|Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld]] (1750-1806)
|9 =[[Auguste Reuß zu Ebersdorf]] (1757-1831)
|10 =[[Louis-Philippe I.]] König der Franzosen, (1773-1850)
|11 =[[Maria Amalia von Neapel-Sizilien]] (1782-1866)
|12 =[[Karl (Hohenzollern-Sigmaringen)|Karl von Hohenzollern-Sigmaringen]] (1785-1853)
|13 =[[Antoinette Murat]] (1793-1847)
|14 =[[Karl Ludwig Friedrich (Baden)|Karl Großherzog von Baden]] (1786-1818)
|15 =[[Stéphanie de Beauharnais]] (1789-1860)
}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Albert I of Belgium|Albert I. (Belgien)}}
* [http://www.king-albert.ch/ King Albert I Memorial Foundation]
* [https://archives.africamuseum.be/agents/people/296 Archiv Albert I Belgien], Königliches Museum für Zentralafrika
* {{Alpenarchiv|30/00131086|NAME=Albert I. (1)}}
* {{Alpenarchiv|6/00124716|NAME=Albert I. (2)}}
* {{Pressemappe|FID=pe/000293}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Leopold II. (Belgien)|Leopold II.]]|NACHFOLGER=[[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]]|AMT=[[Liste der belgischen Regenten|König der Belgier]]|ZEIT=1909–1934}}

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[[Kategorie:König (Belgien)]]
[[Kategorie:König (Belgien)]]
[[Kategorie:Wettiner]]
[[Kategorie:Feldmarschall (Vereinigtes Königreich)]]
[[Kategorie:Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Belgien)]]
[[Kategorie:Bergsteiger (Belgien)]]
[[Kategorie:Wettiner (Belgische Linie)]]
[[Kategorie:Träger des belgischen Löwenordens]]
[[Kategorie:Träger des afrikanischen Sternenordens]]
[[Kategorie:Träger des Weißen Adlerordens]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des Weißen Löwen]]
[[Kategorie:Träger des Ordens Virtuti Militari]]
[[Kategorie:Träger des Freiheitskreuzes]]
[[Kategorie:Träger des Elefanten-Ordens]]
[[Kategorie:Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies (Österreich, 20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Ritter des Schwarzen Adlerordens]]
[[Kategorie:Träger des Hubertusordens]]
[[Kategorie:Träger des Drei-Sterne-Ordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Ritter des Annunziaten-Ordens]]
[[Kategorie:Ritter des Hosenbandordens]]
[[Kategorie:Ritter des Nassauischen Hausordens vom Goldenen Löwen]]
[[Kategorie:Träger des Ordens Karls III.]]
[[Kategorie:Träger des Seraphinenordens]]
[[Kategorie:Träger des Chrysanthemenordens (Großkreuz mit Ordenskette)]]
[[Kategorie:Träger des Vytis-Kreuzes (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens vom Niederländischen Löwen (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens El Sol del Perú]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des heiligen Karl (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens der hl. Mauritius und Lazarus (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens der Krone von Italien (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Finnischen Ordens der Weißen Rose (Großkreuz mit Ordenskette)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens der Heiligen Anna]]
[[Kategorie:Träger des Sankt-Stanislausordens (Russland)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des Heiligen Andreas des Erstberufenen]]
[[Kategorie:Träger des Alexander-Newski-Ordens (Russisches Kaiserreich)]]
[[Kategorie:Träger des Turm- und Schwertordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Sterns von Rumänien (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Sankt-Olav-Ordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Leopoldsordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des belgischen Kronenordens (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger des Ordens Leopolds II. (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Träger der Army Distinguished Service Medal]]
[[Kategorie:Träger des Order of Saint John]]
[[Kategorie:Honorary Knight Grand Cross des Order of the Bath]]
[[Kategorie:Träger des Ouissam Alaouite]]
[[Kategorie:Ritter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]]
[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Großkreuz)]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Straßburg]]
[[Kategorie:Belgier]]
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[[Kategorie:Geboren 1875]]
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[[da:Albert 1. af Belgien]]
[[en:Albert I of Belgium]]
[[fi:Albert I (Belgia)]]
[[fr:Albert Ier de Belgique]]
[[it:Alberto I del Belgio]]
[[nl:Albert I van België]]
[[no:Albert I av Belgia]]
[[pl:Albert I (król Belgii)]]
[[sv:Albert I av Belgien]]

Aktuelle Version vom 2. Juni 2025, 19:43 Uhr

Albert I von Belgiën

Albert I., gebürtig Prinz Albert Léopold Clément Marie Meinrad von Belgien (* 8. April 1875 im Palais de la Régence, Brüssel; † 17. Februar 1934 bei Marche-les-Dames, einer Teilgemeinde von Namur in Belgien) in männlicher Linie Nachkomme des Hauses Sachsen-Coburg-Saalfeld, war von 1909 bis zu seinem Tod König der Belgier.

Herkunft und frühe Jahre

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Reiterstatue von König Albert I. vor der Königlichen Bibliothek von Belgien (Alfred Courtens, 1951).

Prinz Albert von Belgien wurde am 8. April 1875 als fünftes Kind und zweitgeborener Sohn von Prinz Philippe, Graf von Flandern und dessen Gemahlin Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen geboren. Sein Vater war der jüngere Bruder des regierenden belgischen Königs Leopold II., und der Neugeborene stand am Tage seiner Geburt an vierter Stelle der Thronfolge. Kronprinz Leopold war jedoch schon 1869 gestorben, und als Alberts älterer Bruder Prinz Baudouin 1891 ebenfalls starb, galt Albert ab dann als präsumtiver Erbe der belgischen Krone. Seit dem Tod seines Vaters 1905 war er direkter Thronerbe.

Die Ausbildung des jungen Prinzen war militärisch und naturwissenschaftlich-technisch ausgerichtet. Albert wurde als fleißiger und strebsamer Schüler charakterisiert, der sich gewissenhaft auf seine mögliche Aufgabe als Monarch vorbereitete. 1891 trat Albert in die Königliche Militärakademie in Brüssel ein und wurde 1892 zum Leutnant eines Grenadier-Regiments ernannt.

Von 1893 bis 1909 war Prinz Albert Mitglied des Senats. In dieser Funktion zeigte er echtes Interesse an der Situation der belgischen Arbeiterschaft und reiste persönlich inkognito in Arbeiterviertel, um sich von deren Lebensbedingungen zu überzeugen. Daneben trat er öffentlich für die Verbesserung der Infrastruktur und der Marine ein. Im Frühjahr 1898 unternahm Albert eine viermonatige Reise durch Nordamerika, die ihn u. a. nach New York City, Washington, D.C., Boston, Los Angeles, San Francisco, Montreal und Québec führte. 1908 unternahm er eine ausgedehnte Reise durch Belgisch-Kongo, das bis kurz vorher persönliches Eigentum seines Onkels Leopold II. war. Der Prinz fand eine völlig heruntergekommene und ausgebeutete Kolonie vor und fasste den Entschluss, Reformen zum Schutze der Einheimischen anzustoßen.

Ehe und Nachkommen

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Königin Elisabeth und Albert I.

Am 2. Oktober 1900 heiratete Albert in München die Wittelsbacher-Prinzessin Elisabeth Gabriele in Bayern, zweitälteste Tochter des berühmten Augenarztes Carl Theodor in Bayern (Bruder der österreichischen Kaiserin Elisabeth) und dessen Gemahlin Maria Josepha von Portugal. Die beiden hatten sich 1897 bei einem Familienbegräbnis in Frankreich kennengelernt und konnten ihre Liebeshochzeit durchsetzen. Aus der Ehe, die als überaus vertrauens- und liebevoll beschrieben wurde, gingen drei Kinder hervor:

Als König (1909 bis 1934)

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König Albert I. und Königin während ihres Besuchs in Isleta pueblo 1919 mit dem Gouverneur des Bundesstaates und Padre Anton Docher
Büste von Albert I. in Ottignies.

Nach 44-jähriger Herrschaft verstarb Leopold II. am 17. Dezember 1909. Sechs Tage später leistete der 34-jährige Albert seinen Eid auf die belgische Verfassung und wurde als Albert I. zum neuen König proklamiert. Er war der erste belgische Monarch, der seine Eidesformel nicht nur in Französisch leistete, sondern auch in Flämisch. Anschließend wurde das neue Herrscherpaar in Brüssel von einer begeisterten Menschenmenge umjubelt. Aufgrund ihres anspruchslosen und harmonischen Familienlebens, das im Gegensatz zum autokratischen Stil des Vorgängers stand, erfreuten sich König und Königin größter Beliebtheit im Volk.

In den frühen Jahren seiner Regentschaft hielt sich Albert strikt an seine verfassungsmäßige Rolle und umgab sich mit liberalen Persönlichkeiten wie Julius Ingenbleek oder Harry Jungbluth. Weiterhin versuchte er die Kluft zwischen Monarchie und Bevölkerung zu verringern, indem er beispielsweise auf eine bewaffnete Eskorte verzichtete und es Journalisten ermöglichte, ihn auf Reisen zu begleiten. Außenpolitisch versuchte Albert zu Frankreich und dem Deutschen Reich gute Beziehungen zu unterhalten, doch als in den 1910er Jahren die Kriegsgefahr in Europa immer größer wurde, vergrößerte er 1913 durch eine Heeresreform die belgische Armee auf rund 350.000 Mann.

Albert I. mit Gefolge an der Front
Doppelportrait von Albert & Elisabeth 1924 auf der Vorderseite einer militärischen Medaille zur Ruhrbesetzung. Auf der Rückseite sind die Namen von drei an der Besetzung des Ruhrgebietes beteiligten belgischen Offizieren.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs lehnte er die Forderungen des benachbarten Deutschen Reiches nach freiem Durchmarsch seiner Truppen durch das neutrale Belgien ab und ließ nach deren Einmarsch am 3. August 1914 das belgische Territorium verteidigen. Wie von der Verfassung für den Verteidigungsfall vorgesehen, übernahm der König nun den Oberbefehl über die Streitkräfte. Es gelang seiner Armee, den Vormarsch der deutschen Truppenverbände lange genug aufzuhalten (Belagerung Antwerpens), um Frankreich und Großbritannien Zeit zur Vorbereitung der Marneschlacht (5.–12. September 1914) zu geben. Während des Krieges war Belgien zu fast 99 % besetzt und unterlag einer harten deutschen Besatzungspolitik. König Albert war zum Widerstand entschlossen und setzte die Kampfhandlungen mit den Resten seiner Armee von französischem Territorium und vom unbesetzten Belgien hinter der Yser-Front aus im Stellungskrieg fort. Die königliche Familie teilte das Schicksal ihrer Untertanen und Soldaten: Elisabeth diente als Krankenschwester und der Kronprinz als Offizier an der Front. Erst im Sommer 1918 wendete sich das Kriegsblatt endgültig zugunsten der Entente. Als Kommandeur der Heeresgruppe Flandern, die aus belgischen, britischen und französischen Truppenteilen bestand, führte Albert eine letzte Offensive, die den Westen Flanderns bis zum Waffenstillstand am 11. November 1918 befreite. Beim Einzug in Brüssel wurde die Königsfamilie am 22. November enthusiastisch empfangen und Albert bildete mit der „Regierung der Nationalen Vereinigung“ eine Einheitsregierung aus Vertretern der drei großen Parteien (Katholiken, Liberale, Sozialisten). Gemeinsam mit dieser Regierung trieb Albert den Wiederaufbau des zerstörten Landes voran; auch mit Mitteln aus seinem Privatvermögen. Weiterhin versprach er seinem Volk liberale Reformen, die Einführung des allgemeinen Wahlrechts und die Gründung einer flämischen Universität in Gent.

1919 nahm König Albert an der Pariser Friedenskonferenz teil, um Belgiens außen- und sicherheitspolitische Interessen zu wahren und um Reparationen von Deutschland zu bekommen, denn Hauptthema seiner späteren Herrschaft war der Wiederaufbau seines Landes, der sogar so weit ging, dass sich belgische Truppen 1923 an der Ruhrbesetzung beteiligten.

Als erster regierender europäischer Monarch besuchte Albert mit seiner Gemahlin Elisabeth 1919 die Vereinigten Staaten.

1934 besuchte Albert Palästina und das Heilige Land. Er pilgerte zum Heiligen Grab in die Jerusalemer Grabeskirche. In Jerusalem wurde er durch Luigi Barlassina, den Patriarchen von Jerusalem, zum Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem geschlagen und in den Päpstlichen Laienorden aufgenommen.[1]

König Albert I. beim Klettern um 1910

Albert I. war ein begeisterter Bergsteiger und Kletterer, dessen Interesse am Alpinismus 1901 durch einen Vortrag des Sekretärs des Stifters der Solvayhütte am Matterhorn geweckt wurde.[2] 1907 gelang Albert mit seiner Frau Elisabeth und den Bergführern Martin Schocher und Benedikt Supersaxo die Erstbegehung des Nordost-Grates des Piz Caral (3421 m). Im Jahr 1908 konnte er mit drei Bergführern das Matterhorn (4478 m) über den Hörnligrat besteigen. Nach seiner Krönung absolvierte er die schweren Klettertouren in den Dolomiten, beispielsweise die Südwand der Marmolata (3343 m) oder die 14. Begehung der Preußwand (V. Schwierigkeitsgrad) in der Ostwand des Campanile Basso (2883 m) zusammen mit Tita Piaz. Albert I. buchte häufig die südtiroler Bergführerin Paula Wiesinger für Klettertouren in den Dolomiten, daraus entstand eine langjährige Freundschaft[3]. Er galt als König der Berge.[4]

Seit 1994 wird von der in Zürich ansässigen Stiftung King Albert I Memorial Foundation alle zwei Jahre der nach Albert I. benannte Albert Mountain Award an Personen oder Organisationen für außerordentliche Verdienste in der alpinen Welt u. a. in den Bereichen Wissenschaft, Kunst, sozialen Projekten, Unfallverhütung, Umweltschutz und Ausbildung verliehen.

Grabstätte König Alberts I.

König Albert I. starb im Alter von 58 Jahren am 17. Februar 1934, als er alleine in den Ardennen bei Marche-les-Dames kletterte. Dieser Ort ist seit einer Gebietsreform 1977 eine Teilgemeinde von Namur und liegt etwa 8 km stromabwärts an der Maas. Der offizielle Bericht nannte als Todesursache einen Kletterunfall. Daneben wurden und werden andere Todesursachen vermutet, z. B. ein Attentat[5] oder ein Suizid. Der amtliche Bericht erwähnte eine für einen Absturz untypische Auffindeposition; zwei bis drei Meter neben dem Toten wurde ein einzelner blutiger Stein gefunden.[6] Eine DNA-Analyse, bei der gefundene Blutreste mit lebenden Verwandten des Königs abgeglichen wurden, ergab 2016 eine Bestätigung des amtlichen Berichts, wonach Albert I. tatsächlich beim Klettern abgestürzt war.[7][8]

Am Fuß des Felsens an der Absturzstelle gibt es eine Erinnerungsstätte. Seit Alberts Tod wird der Felsen auch Roche fatale (etwa: „Todesfelsen“) genannt, wonach in Belgien sogar Straßen benannt sind, z. B. die Rue de la Roche Fatale/Noodlottige rotsstraat in Woluwe-Saint-Lambert/Sint-Lambrechts-Woluwe.

Gedenkstätte an der Absturzstelle bei Marche-Les-Dames/Namur

Dokumentiert ist sein Tod in dem 1934 entstandenen Wandgemälde Library von Bernard Zakheim (1898–1985) im Coit Tower, San Francisco.[9]

Alberts ältester Sohn (1901–1983) folgte ihm als Leopold III. nach. Er regierte Belgien von 1934 bis 1951 und dankte dann zugunsten seines Sohnes Baudouin ab.
Albert I. wurde in der königlichen Gruft der Liebfrauenkirche von Laeken beigesetzt.

Albert hat neben dem ersten König der Belgier, Leopold I., das größte Renommee. Der Historiker Christoph Driessen schreibt über ihn in seiner Geschichte Belgiens: „Der Ritterkönig, der seine Soldaten selbst ins Feld führte, verlustreiche Offensiven aber vermied und nach dem Krieg die Demokratisierung seines Landes und den Ausbau des Sozialstaats vorantrieb, gilt als belgischer Nationalheld schlechthin. (…) Es dürfte in der Geschichte nicht viele Monarchen gegeben haben, die sich derart um die Demokratie verdient gemacht haben wie der in jeder Hinsicht außergewöhnliche Albert.“[10]

 
 
 
 
 
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750-1806)
 
 
 
 
Leopold I. König der Belgier (1790-1865)
 
 
 
 
 
Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757-1831)
 
 
 
Philipp von Belgien (1837–1905)
 
 
 
 
 
 
Louis-Philippe I. König der Franzosen, (1773-1850)
 
 
 
Louise d’Orléans (1812–1850)
 
 
 
 
 
Maria Amalia von Neapel-Sizilien (1782-1866)
 
 
 
Albert I. König der Belgier
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (1785-1853)
 
 
 
Karl Anton von Hohenzollern (1811-1885)
 
 
 
 
 
Antoinette Murat (1793-1847)
 
 
 
Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen (1845-1912)
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl Großherzog von Baden (1786-1818)
 
 
 
Josephine von Baden (1813-1900)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Stéphanie de Beauharnais (1789-1860)
 
 
Commons: Albert I. (Belgien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Valmar Cramer: Der Ritterorden vom Hl. Grabe, Bachem 1952, S. 98
  2. Michael van Orsouw: Der bergsteigende König Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 10. April 2025
  3. Ingrid Runggaldier: Frauen im Aufstieg : auf Spurensuche in der Alpingeschichte. Edition Raetia, Bozen 2011, ISBN 978-88-7283-346-9, S. 207.
  4. Roland Renson: The mountain king: Albert I of Belgium (1875-1934) and the sociocultural symbolism of mountaineering. 2010.
  5. z. B. Jacques Noterman: Le Roi Tué. 1. Aufl. 2004, Taschenbuch Pixl-Verlag 2013 (ISBN 978-2930757018).
  6. NZZ.ch 27. August 2010 / Oswald Oelz: Souverän auch im Fels – König Albert I. von Belgien – Blaublüter mit alpinistischer Begeisterung (toter Link).
  7. Michael Stabenow: Tod von Albert I.: Der Sturz des Königs war ein Unfall. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. August 2016, abgerufen am 30. Juli 2019
  8. der Artikel berichtet vom Research Paper Biohistorical materials and contemporary privacy concerns-the forensic case of King Albert I (Zeitschrift Forensic Science International: Genetics, ISSN 1872-4973)
  9. Library by Bernard Baruch Zakheim (2015) hochaufgelöstes Bild mit 5472 x 3648 Pixel, 23. Mai 2015, abgerufen am 14. Dezember 2017. „Belgian / King / Killed / Plunges / to Death / Mountain / Peak“
  10. Christoph Driessen: Geschichte Belgiens. Die gespaltene Nation. Regensburg 2018, 165f.
VorgängerAmtNachfolger
Leopold II.König der Belgier
1909–1934
Leopold III.