„Birkenhainer Straße“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Birkenhain road 2.jpg|mini|Alter Hohlweg als Überrest der Birkenhainer Straße in der Nähe der Bayrischen Schanz]] |
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[[Datei:Grenzstein Birkenhainer Strasse 2015.jpg|mini|Grenzstein nordöstlich Hanau-Neuwirtshaus. Links Südseite ([[Mainzer Rad]]), rechts Nordseite ([[Wappen der Grafschaft Hanau|Hanauer Sparren]]).]] |
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⚫ | Die '''Birkenhainer (Hohe) Straße''' ist ein mittelalterlicher [[Altstraße|Heer- und Handelsweg]] zwischen Rheinfranken und Ostfranken. Er verbindet mit 71 km Länge [[Hanau]] und [[Gemünden am Main]] und kürzt damit den Weg entlang dem [[Mainviereck]] ab durch die Wegführung über den nördlichen [[Spessart]]. |
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== Geschichte == |
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Die Trasse verläuft entlang der Bergrücken und vermeidet so ständige Auf- und Abstiege. Funde entlang der Straße deuten darauf hin, daß der Weg auch schon im 2. Jahrtausend v. Chr. benutzt wurde. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt [[810]] n. Chr. Im Mittelalter war sie häufig Schauplatz von Überfällen der Spessarträuber auf die Handelstransporte. |
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Der Name ''Birkenhainer Straße'' erscheint erstmals 1338 und rührt von der Waldabteilung »Birkenhain« bei [[Geiselbach]] her, in deren Nähe sich mehrere Wegebündel zu einer Hauptroute in Richtung Osten vereinigen. |
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Die Trasse verläuft über die Bergrücken und vermeidet so Auf- und Abstiege. Grabfunde entlang der Straße auf der Höhe der Freigerichter Bucht deuten darauf hin, dass sie schon im 2. Jahrtausend v. Chr. benutzt wurde.<ref name="hupach334">P. Hupach: ''Die Birkenhainer Straße.'' In: ''Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus''. Hanau 1954, S. 334.</ref> Die Anlage des [[Kleinkastell Neuwirtshaus|Kleinkastells Neuwirtshaus]] belegt die Nutzung der Straße auch in [[Römisches Reich|römischer]] Zeit. An der Straße wurde ebenfalls das [[Kloster Einsiedel]] angelegt. |
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Im [[Mittelalter]] war die Straße öfter Schauplatz von Überfällen der Spessarträuber auf Handelstransporte. Im Jahr 1564 ist ein Überfall von niederadligen Raubrittern auf Nürnberger Kaufleute oberhalb des Biebergrundes belegt. Neben Kaufleuten benutzten [[Oberfranken|oberfränkische]] Schiffer, Floßhändler und Leinreiter die Birkenhainer Straße für den Rückweg den Umweg über das [[Mainviereck]] vermeidend.<ref name="hupach334" /> Sie war ein Teilstück der mittelalterlichen Verbindung [[Wien]] – [[Amsterdam]] und verlor nach dem 14. Jahrhundert durch den Neubau von Straßen entlang der Flüsse und Städte zunehmend an Bedeutung. |
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In Hanau traf die Straße auf die [[Via Regia]] oder ''Hohe Straße''. |
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⚫ | Heute wird die Birkenhainer Straße als Wanderroute und Radweg genutzt. Der [[Spessartbund]] hat den Weg mit einem schwarzen „B“ auf weißem Grund gekennzeichnet und hält ihn in Stand. Er verläuft zu großen Teilen entlang der hessisch-bayerischen Landesgrenze; im Streckenverlauf sind viele historische [[Grenzstein]]e erhalten. |
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== Überreste == |
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Auch wenn weite Teile der Strecke heute zu Forstwegen umgewandelt worden sind, lassen sich gleichwohl noch Spuren des alten Fernreisewegs erkennen. Markante Spuren finden sich beispielsweise in der Nähe der Gemeinde [[Wiesen (Unterfranken)|Wiesen]] an der Kreuzung von Birkenhainer Straße, [[Eselsweg]] und [[Degen-Weg]], westlich des Dr.-Kihn-Platzes, am [[Wiesbüttsee]], entlang der heutigen Landesstraße [[Landesstraßen in Hessen#L 2905|L 2905]] zwischen Wiesen und [[Flörsbach (Flörsbachtal)|Flörsbach]] sowie östlich der alten Zollstation und früheren Herberge Bayerische Schanz. Sehr umfangreiche Spuren mit bis zu zehn [[Hohlweg]]e nebeneinander sind auf einem Bergrücken ca. 2 Kilometer nordöstlich von [[Ruppertshütten]] zu sehen. Im Zusammenhang mit den hier seit 2011 stattfindenden Ausgrabungen an der alten Wegstation [[Kloster Einsiedel]] wurden auch Kleinabschnitte der alten Birkenhainer Straße freigelegt. Hier zeigt sich, dass die Straße an Teilstücken sogar zweispurig (für Verkehr und Gegenverkehr) angelegt war. In den Ausgrabungsabschnitten ist zu erkennen, dass es sich um einen künstlich angelegten, mit Fels und Stein befestigten Hohlweg handelte. Auf den Steinen sind die 1,50 m breiten alten Radführungsspuren zu erkennen. Der heutige Forstweg „Birkenhainer Straße“ führt zwar in der Nähe der alten Birkenhainer Straße vorbei, ist aber nicht deckungsgleich mit ihr. |
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== Wegpunkte == |
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Markante Wegpunkte sind: |
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* [[Kloster Einsiedel]] zwischen [[Ruppertshütten]], [[Fellen|Rengersbrunn]] und [[Rieneck]] {{Coordinate|text=ICON0|name=Kloster Einsiedel|NS=50.089601|EW=9.585621|type=landmark|region=DE-BY}} |
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*Dr.-Kihn-Platz |
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* [[Karl Kihn|Dr. Karl-Kihn]]-Platz oberhalb von [[Wiesen (Unterfranken)|Wiesen]] im Kreuzungspunkt mit dem [[Eselsweg]] {{Coordinate|text=ICON0|name=Dr.-Kihn-Platz|NS=50.131226|EW=9.343185|type=landmark|region=DE-HE}} |
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*Bayrische Schanz |
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* [[Frohnbügel]] {{Coordinate|text=ICON0|name=Frohnbügel|NS=50.120633|EW=9.179442|type=landmark|region=DE-BY}} |
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* [[Kleinkastell Neuwirtshaus]] {{Coordinate|text=ICON0|name=Kleinkastell Neuwirtshaus|NS=50.111208|EW=8.9829|type=landmark|region=DE-HE}} |
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MSP Kloster Einsiedel 2018 Sept 03.jpg|Kloster Einsiedel (Elisabethenzell) |
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Bayrische schanz 002.jpg|Bayrische Schanz, Station an der Birkenhainer Straße |
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Karl Kihn Platz.jpg|Dr.-Karl-Kihn-Platz |
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Frohnbügel1.jpg|[[Frohnbügel]] |
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Birkenhainer Strasse NW Alzenau.jpg|Hohlwege am westlichen Abhang des Spessart nordwestlich von Alzenau. |
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Kleinkastell Neuwirtshaus.jpg|[[Kleinkastell Neuwirtshaus]] am [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Obergermanisch-Raetischen Limes]]. |
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== Literatur == |
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* Paul Hupach: ''Die Birkenhainer Straße.'' In: [[Hanauer Geschichtsverein 1844|Hanauer Geschichtsverein (Hrsg.)]]: ''Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus''. Hanau 1954, S. 333–335. |
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* ''Geschichte & Geschichten entlang der Birkenhainer Straße. Von Hanau bis Gemünden''. Herausgegeben vom Main-Kinzig.Kreis, Gelnhausen 2010 |
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* [http://www.bayrische-schanz.de/ueberuns/geschichte/index.html Bayrische Schanz] |
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* [http://www.wanderbares-deutschland.de/page.php?ID=W_021 Übersicht Verlauf Birkenhainer Straße] |
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* Archäologisches Spessart-Projekt: Kulturwege |
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** [http://www.spessartprojekt.de/kulturwege/birkenhainerstrasse1-im-krombacher-landgericht/ Kulturweg „Birkenhainer Straße 1“], [[Archäologisches Spessartprojekt|Archäologisches Spessart-Projekt]] |
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** [https://www.spessartprojekt.de/kulturwege/birkenhainerstrasse2-freigericht-freigerichter-bucht/ Kulturweg „Birkenhainer Straße 2“], [[Archäologisches Spessartprojekt|Archäologisches Spessart-Projekt]] |
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** [https://www.spessartprojekt.de/kulturwege/birkenhainer-strasse-3-geiselbach-perlenweiss-und-kobaltblau/ Kulturweg „Birkenhainer Straße 3“], [[Archäologisches Spessartprojekt|Archäologisches Spessart-Projekt]] |
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* [http://www.main-netz.de/nachrichten/region/frankenrhein-main/franken/art4005,3290445 Main-Echo-Artikel über eine Expertentagung des Archäologischen Spessartprojekts am 6. und 7. November 2014] |
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* {{DenkXweb|objekt=107129|titel=Birkenhainer oder Hohe Straße mit Grenzsteinen}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Hinweis Seiten-Koordinaten}} |
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[[Kategorie:Wanderweg in Hessen]] |
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*[http://www.kreiswerke-gelnhausen.de/akt_regionales/birkenhainerstr.htm Birkenhainer] |
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[[Kategorie:Altstraße]] |
[[Kategorie:Altstraße]] |
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[[Kategorie:Verkehr (Landkreis Aschaffenburg)]] |
Aktuelle Version vom 15. Dezember 2024, 15:37 Uhr



Die Birkenhainer (Hohe) Straße ist ein mittelalterlicher Heer- und Handelsweg zwischen Rheinfranken und Ostfranken. Er verbindet mit 71 km Länge Hanau und Gemünden am Main und kürzt damit den Weg entlang dem Mainviereck ab durch die Wegführung über den nördlichen Spessart.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Birkenhainer Straße erscheint erstmals 1338 und rührt von der Waldabteilung »Birkenhain« bei Geiselbach her, in deren Nähe sich mehrere Wegebündel zu einer Hauptroute in Richtung Osten vereinigen.
Die Trasse verläuft über die Bergrücken und vermeidet so Auf- und Abstiege. Grabfunde entlang der Straße auf der Höhe der Freigerichter Bucht deuten darauf hin, dass sie schon im 2. Jahrtausend v. Chr. benutzt wurde.[1] Die Anlage des Kleinkastells Neuwirtshaus belegt die Nutzung der Straße auch in römischer Zeit. An der Straße wurde ebenfalls das Kloster Einsiedel angelegt.
Im Mittelalter war die Straße öfter Schauplatz von Überfällen der Spessarträuber auf Handelstransporte. Im Jahr 1564 ist ein Überfall von niederadligen Raubrittern auf Nürnberger Kaufleute oberhalb des Biebergrundes belegt. Neben Kaufleuten benutzten oberfränkische Schiffer, Floßhändler und Leinreiter die Birkenhainer Straße für den Rückweg den Umweg über das Mainviereck vermeidend.[1] Sie war ein Teilstück der mittelalterlichen Verbindung Wien – Amsterdam und verlor nach dem 14. Jahrhundert durch den Neubau von Straßen entlang der Flüsse und Städte zunehmend an Bedeutung.
Heute wird die Birkenhainer Straße als Wanderroute und Radweg genutzt. Der Spessartbund hat den Weg mit einem schwarzen „B“ auf weißem Grund gekennzeichnet und hält ihn in Stand. Er verläuft zu großen Teilen entlang der hessisch-bayerischen Landesgrenze; im Streckenverlauf sind viele historische Grenzsteine erhalten.
Überreste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch wenn weite Teile der Strecke heute zu Forstwegen umgewandelt worden sind, lassen sich gleichwohl noch Spuren des alten Fernreisewegs erkennen. Markante Spuren finden sich beispielsweise in der Nähe der Gemeinde Wiesen an der Kreuzung von Birkenhainer Straße, Eselsweg und Degen-Weg, westlich des Dr.-Kihn-Platzes, am Wiesbüttsee, entlang der heutigen Landesstraße L 2905 zwischen Wiesen und Flörsbach sowie östlich der alten Zollstation und früheren Herberge Bayerische Schanz. Sehr umfangreiche Spuren mit bis zu zehn Hohlwege nebeneinander sind auf einem Bergrücken ca. 2 Kilometer nordöstlich von Ruppertshütten zu sehen. Im Zusammenhang mit den hier seit 2011 stattfindenden Ausgrabungen an der alten Wegstation Kloster Einsiedel wurden auch Kleinabschnitte der alten Birkenhainer Straße freigelegt. Hier zeigt sich, dass die Straße an Teilstücken sogar zweispurig (für Verkehr und Gegenverkehr) angelegt war. In den Ausgrabungsabschnitten ist zu erkennen, dass es sich um einen künstlich angelegten, mit Fels und Stein befestigten Hohlweg handelte. Auf den Steinen sind die 1,50 m breiten alten Radführungsspuren zu erkennen. Der heutige Forstweg „Birkenhainer Straße“ führt zwar in der Nähe der alten Birkenhainer Straße vorbei, ist aber nicht deckungsgleich mit ihr.
Wegpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Markante Wegpunkte sind:
- Kloster Einsiedel zwischen Ruppertshütten, Rengersbrunn und Rieneck ⊙
- Bayrische Schanz ⊙
- Dr. Karl-Kihn-Platz oberhalb von Wiesen im Kreuzungspunkt mit dem Eselsweg ⊙
- Frohnbügel ⊙
- Kleinkastell Neuwirtshaus ⊙
-
Kloster Einsiedel (Elisabethenzell)
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Bayrische Schanz, Station an der Birkenhainer Straße
-
Dr.-Karl-Kihn-Platz
-
Hohlwege am westlichen Abhang des Spessart nordwestlich von Alzenau.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Hupach: Die Birkenhainer Straße. In: Hanauer Geschichtsverein (Hrsg.): Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hanau 1954, S. 333–335.
- Geschichte & Geschichten entlang der Birkenhainer Straße. Von Hanau bis Gemünden. Herausgegeben vom Main-Kinzig.Kreis, Gelnhausen 2010
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bayrische Schanz
- Übersicht Verlauf Birkenhainer Straße
- Archäologisches Spessart-Projekt: Kulturwege
- Main-Echo-Artikel über eine Expertentagung des Archäologischen Spessartprojekts am 6. und 7. November 2014
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Birkenhainer oder Hohe Straße mit Grenzsteinen In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen