„Schlacht bei Balaklawa“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
DAJ (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
(234 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Militärischer Konflikt |
|||
Die '''Schlacht von [[Balaklawa]]''' war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Allierten ([[Briten]], [[Franzosen]], [[Osmanisches Reich]]) und dem russischen [[Zarenreich]] im [[Krimkrieg]]. [[Image:Balaklava-camp.png|thumb|300px|Camp der Briten bei Balaklava]] |
|||
|KONFLIKT=Schlacht von Balaklawa |
|||
|TEILVON=[[Krimkrieg]] |
|||
|BILD=CatonWoodvilleLightBrigade.jpeg |
|||
|BILDBREITE= |
|||
|BESCHREIBUNG=''Charge of the Light Brigade'', Gemälde von [[Richard Caton Woodville junior]], 1894 |
|||
|DATUM=[[25. Oktober]] [[1854]] |
|||
|DATUMBIS= |
|||
|ORT=[[Balaklawa]], Krim |
|||
|CASUS= |
|||
|GEBIETE= |
|||
|AUSGANG=Unentschieden |
|||
|FOLGEN= |
|||
|FRIEDENSSCHLUSS= |
|||
|KONTRAHENT1={{GBR-1801}}<br />{{FRA-1852}}<br />{{TUR-1844}} |
|||
|KONTRAHENT2={{RUS-1721}} |
|||
|BEFEHLSHABER1={{GBR-1801|#}} [[Fitzroy Somerset, 1. Baron Raglan|Fitzroy Somerset]]<br />{{FRA-1852|#}} [[François Certain de Canrobert|François Canrobert]] |
|||
|BEFEHLSHABER2={{RUS-1721|#}} [[Pawel Petrowitsch Liprandi|Pawel Liprandi]] |
|||
|TRUPPENSTÄRKE1=20.000 Mann |
|||
|TRUPPENSTÄRKE2=23.000 Mann |
|||
|VERLUSTE1=600 Tote und Verwundete |
|||
|VERLUSTE2=1.000 Tote und Verwundete |
|||
|NOTIZEN= |
|||
|ÜBERBLICK={{Linkbox Krimkrieg}} |
|||
}} |
|||
Die '''Schlacht von Balaklawa''' war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Alliierten ([[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Briten]], [[Franzosen]], [[Osmanisches Reich]]) und dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] während der [[Belagerung von Sewastopol]] im [[Krimkrieg]]. Sie erlangte Berühmtheit durch [[Schlacht bei Balaklawa#Eingang in den Sprachgebrauch|zwei in den britischen Sprachgebrauch]] eingegangene Ereignisse, ''The Thin Red Line'' und die ''[[Attacke der Leichten Brigade]]''. |
|||
== Hintergrund und Ausgangslage == |
== Hintergrund und Ausgangslage == |
||
Die [[Schlacht]] begann fast sieben Wochen, nachdem Briten, Franzosen und ein türkisches Kontingent auf der Krim gelandet waren. Während der Belagerung von [[Sewastopol]] hatten die Briten ihre Basis in der Hafenstadt [[Balaklawa]]. Sie bauten deshalb 1855 die erste [[Strategische Bahn|strategische Bahnstrecke]] in der Kriegsgeschichte um ihren [[Nachschub]] von Balaklawa zum Lager der britisch-französischen Belagerungsarmee vor Sewastopol zu transportieren. |
|||
Vor der Stadt liegen zwei parallele [[Tal|Täler]], das Nord- und das Südtal, beide getrennt von einer [[Höhenzug|Hügelkette]], die Kadikoj-Höhen bzw. Causeway Heights genannt wird. Auf diesen Hügeln, fast zwei [[Meile]]n vor ihren Stellungen, hatten die Alliierten vier [[Redoute (Festung)|Redouten]] errichtet. Diese waren mit 3.000 Türken bemannt und mit neun Zwölfpfünder-[[Geschütz]]en ausgerüstet. Das 93. Highlander-Regiment sperrte bei dem Dorf Kadikoj den Weg nach Balaklawa. Die leichte und die schwere britische [[Kavallerie]]brigade stand am Fuß der Hügelkette, direkt nordwestlich dahinter die französische Kavallerie und [[Artillerie]]. Die Russen hatten eine [[Entsatz]]armee aus [[Bessarabien]] herangeführt und sich etwa 8 Kilometer entfernt mit 25.000 Mann und 78 Kanonen unter ihrem Befehlshaber [[Pawel Petrowitsch Liprandi|Graf Liprandi]] versammelt. |
|||
== Gliederung der Armeen == |
|||
=== Alliierte === |
|||
[[Datei:Cossack bay.Balaklava 1855.3a06075r.jpg|miniatur|250px|Der Nachschubhafen der Briten bei Balaklawa]] |
|||
* [[British Army|Britische Armee]] ([[Fitzroy Somerset, 1. Baron Raglan|Lord Raglan]]) |
|||
** Kavalleriedivision ([[George Bingham, 3. Earl of Lucan|Lord Lucan]]) |
|||
*** schwere Brigade ([[James Yorke Scarlett|Scarlett]]) |
|||
*** leichte Brigade ([[James Brudenell, 7. Earl of Cardigan|Lord Cardigan]]) |
|||
** 1. Infanteriedivision ([[George, 2. Duke of Cambridge|Lord Cambridge]]) |
|||
*** Guards Brigade ([[Henry John William Bentinck|Bentinck]]) |
|||
*** Highland Brigade (Garnison Balaklawa) ([[Colin Campbell, 1. Baron Clyde|Campbell]]) |
|||
** 4. Infanteriedivision ([[George Cathcart|Cathcart]]) |
|||
*** 1. Brigade (Goldie) |
|||
*** 2. Brigade ([[Arthur Torrens|Torrens]]) |
|||
* [[Französisches Heer|Französische Armee]] ([[François Certain de Canrobert|Canrobert]]) |
|||
** 1. Kavalleriebrigade (d’Allonville) |
|||
** Observationskorps ([[Pierre Bosquet|Bosquet]]) |
|||
*** 1. Brigade (Espinasse) |
|||
*** 2. Brigade (Vinoy) |
|||
Gesamtstärke: 20.000 Mann, 41 Geschütze |
|||
=== Russen === |
|||
* [[Kaiserlich Russische Armee|Russische Armee]] ([[Pawel Petrowitsch Liprandi|Liprandi]]) |
|||
** [[Kavallerie]] ([[Iwan Iwanowitsch Ryschow|Ryschow]]) <!-- http://www.arabatka.in.ua/?page_id=201 --> |
|||
** Nord-Kolonne (Skiuderi) |
|||
** Linke Zentrumskolonne ([[Konstantin Romanowitsch Semjakin|Semjakin]]) <!-- http://rusgeneral.ru/general_s2.html --> |
|||
** Rechte Zentrumskolonne (Levutski) |
|||
** Süd-Kolonne (Gribbe) |
|||
** [[Reserve (Militärwesen)|Reserve]] ([[Ossip Petrowitsch Schabokritski|Schabokritski]]) <!-- https://ru.wikisource.org/wiki/РБС/ВТ/Жабокритский,_Осип_Петрович --> |
|||
== Der Verlauf der Schlacht == |
== Der Verlauf der Schlacht == |
||
=== ''The Thin Red Line'' === |
|||
[[Datei:Robert Gibb - The Thin Red Line.jpg|mini|385px|''The Thin Red Line'', von Robert Gibb, 1881]] |
|||
Um fünf Uhr morgens setzte sich Liprandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Höhen, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die osmanischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück. Gegen 7 Uhr morgens schien der Weg zum Hafen Balaklawa frei zu sein. Allerdings zögerten die Russen, so dass Lord Raglan Zeit hatte, seine Truppen heranzuführen. Die ''93rd (Sutherland) Highlanders'', unter [[Colin Campbell, 1. Baron Clyde|Sir Colin Campbell]], formierten sich in zwei Linien (''The Thin Red Line'') und rückten auf die Höhen in Richtung der Redouten vor. Insgesamt 700 Briten und 1.000 Türken hielten dem Angriff von 2.300 Russen stand. |
|||
=== Die Attacke der Schweren Brigade === |
|||
Raglan befahl Brigadier [[James Yorke Scarlett]], den Russen mit seiner schweren Kavalleriebrigade in die Flanke zu fallen. Diese griff die Russen an und zerstreute in einem erfolgreichen Angriff die dreimal so starken russischen [[Husaren]]. Gegen 10:30 Uhr trafen die 1. Division des Duke of Cambridge, die 4. Division Cathcarts, Bosquets französische Division und die Brigade der [[Chasseurs d’Afrique]] ein. |
|||
Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade die russische Kavallerie angriff, schickte er die 4. Division, um die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Raglan schrieb Scarlett daraufhin die einfache Nachricht ''Well done, Scarlett.''<ref>{{Literatur |Autor=John Duncan |Hrsg= |Titel=Heroes for Victoria |Auflage= |Verlag=Spellmount LTD |Ort=Tunbridge Wells |Datum=1991 |ISBN=0-946771-38-3 |Seiten=57}}</ref> Um den Erfolg auszunutzen und die von den Russen erbeuteten Kanonen zurückzugewinnen, beschloss er nun, die leichte Kavallerie einzusetzen. |
|||
=== Die Attacke der Leichten Brigade === |
|||
{{Hauptartikel|Attacke der Leichten Brigade}} |
|||
[[Datei:Fenton survivors.jpg|miniatur|Überlebende der Leichten Brigade nach der Attacke]] |
|||
Die Attacke der Leichten Brigade (engl. ''Charge of the Light Brigade'') gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Aufgrund von Missverständnissen bei der Befehlsübermittlung griff die leichte Brigade unter [[James Brudenell, 7. Earl of Cardigan|Lord Cardigan]] die gut befestigten Stellungen am Ende des nördlichen Tals an. Auf den Causeway Heights, die das Tal nach Süden schlossen, befanden sich außerdem die am Morgen durch die Russen eroberten Geschützstellungen, während die Fedioukine Höhen auf der Nordseite des Tals ja<!-- s. o. --> ohne Widerstand von den Russen besetzt worden waren. |
|||
Die Attacke begann mit 673 Mann der ''[[13th Hussars|13th Light Dragoons]]'', ''[[17th Lancers]]'' und ''11th Hussars''. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten galoppierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: {{"|lang=fr|C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre, c'est de la folie.|Übersetzung=Das ist großartig, aber Krieg ist das nicht, es ist Wahnsinn.}}<ref>Clive Ponting: ''The Crimean War. The Truth Behind the Myth.'' Chatto & Windus, London 2004, ISBN 0-7011-7390-4.</ref> 200 Mann der Angreifer erreichten tatsächlich die Kanonenstellungen und begannen zum Erstaunen der Russen, diese zu attackieren. Schließlich mussten sie aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Insgesamt wurden bei der Attacke 156 Mann der Leichten Brigade getötet und 122 verwundet. |
|||
=== Der zweite Tag === |
|||
Am 26. Oktober erfolgte ein Ausfall von 8.000 Mann aus der belagerten Stadt. Nach anfänglichen Erfolgen wurden sie aber von der britischen 2. Division zurückgeworfen. Während dieser Kämpfe fanden bei Balaklawa aber keine Gefechte mehr statt. |
|||
== Ergebnis und Folgen == |
|||
[[Datei:British 1854-1856 2009 G1.jpg|miniatur|Denkmal zur Schlacht von Balaklawa in der Nähe von [[Sewastopol]].]] |
|||
Der Ausgang der Schlacht kann als unentschieden gewertet werden, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Die Schlacht hatte jedoch für den weiteren Kriegsverlauf keine weitere Bedeutung. Nach sechs Wochen wurden die eroberten Stellungen bei Balaklawa von den Russen wieder geräumt. |
|||
Durch die [[The Charge of the Light Brigade (Gedicht)|Schlachtdichtungen von Alfred Tennyson]] und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. Lange galt, dass bei der Attacke die Leichte Brigade vollständig aufgerieben beziehungsweise auf ein Drittel reduziert worden sei. Durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die erlittenen Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen Reiterangriff. Doch wird die fehlgeschlagene Attacke oft als Zeichen für den beginnenden Niedergang der Kavallerie als effektiver Waffengattung gesehen. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb aber die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher militärischer Bedeutung. |
|||
Zum Einsatz der britischen Infanterie urteilte Friedrich Engels: |
|||
{{Zitat|Eine englische Schlachtlinie tut, was kaum von einer anderen Infanterie je geleistet worden ist: Kavallerie in Linie empfangen, ihre Musketen bis zum letzten Augenblick geladen halten und erst einen Kugelregen abfeuern, wenn sich der Feind auf 30 Yards genähert hat, und fast immer mit dem größten Erfolg. Die britische Infanterie feuert mit einer solchen Kaltblütigkeit selbst im kritischsten Augenblick so, daß ihr Feuer in seiner Wirkung das aller andern Truppen übertrifft. So trieben die Hochländer, in Linie formiert, die russische Kavallerie bei Balaklawa zurück.|[[Friedrich Engels]]<ref>Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Band 11, S. 409–480.</ref>}} |
|||
== Eingang in den Sprachgebrauch == |
|||
Einige Begriffe aus der Schlacht von Balaklawa hielten Einzug in den englischen Wortschatz: |
|||
* '''''Charge of the Light Brigade''''' wird noch heute verwendet, um ironisch eine Unternehmung zu kennzeichnen, die mit großem Mut und hoher Disziplin, jedoch mit mangelhafter Vorbereitung und untauglichen Mitteln durchgeführt wird. Ein Scheitern wird nicht nur als wahrscheinlich, sondern als sicher gesehen. |
|||
Um fünf Uhr morgens setzte sich Lipandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Height, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die türkischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück. |
|||
* Der Widerstand der Highlander steht als '''''The Thin Red Line''''' für das Standhalten gegen eine Übermacht. |
|||
Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade mit 600-800 Reitern die russische Kavallerie angriff, die gerade mit der Spitze von 3.000 Mann über die Hügelkette zog, schickte er die Dragoner der 4. Division, die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Um diesen auszunutzen und die Befestigungen zurück zu gewinnen, beschloss Raglan, die leichte Kavallerie einzusetzen. |
|||
* [[Sturmhaube (Mütze)|Skimasken bzw. Sturmhauben]] werden im Englischen auch '''''balaclavas''''' oder ''balaclava helmets'' genannt, da aufgrund der großen [[Wärme|Kälte]] diese Kleidungsstücke im Krimkrieg und somit auch in Balaklawa zum Einsatz kamen. |
|||
== Filmhistorisches == |
|||
== Die Attacke der Leichten Brigade == |
|||
Die Attacke der Leichten Brigade lieferte mindestens zweimal die Vorlage für Spielfilme: 1936 für den amerikanischen Film ''[[Der Verrat des Surat Khan]]'' (Originaltitel: ''The Charge of the Light Brigade'') von [[Michael Curtiz]] sowie 1968 für den britischen Film ''[[Der Angriff der leichten Brigade]]'' (Originaltitel ebenfalls ''The Charge of the Light Brigade'') von [[Tony Richardson]]. |
|||
[[Image:CatonWoodvilleLightBrigade.jpeg|250px|thumb|right|'Charge of the Light Brigade', Gemälde von Richard Caton Woodville (1825-1855)]] |
|||
== Literatur == |
|||
Die Attacke der Leichten Brigade gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Lord Lucan, der Befehlshaber der Kavallerie, befand sich im Tal, als er von Lord Raglan die Botschaft erhielt: ''„Die Kavallerie soll vorrücken und jede Möglichkeit nutzen, um die Höhen zurück zu erobern. Unterstützung durch die Infanterie, die Befehl hat, an zwei Fronten vorzurücken.“'' Da keine Infanterie zu sehen war, beschloss Lucan zu warten. Nach einer dreiviertel Stunde schickte der ob der Untätigkeit erregte Raglan den Hauptmann Nolan mit folgender Botschaft: ''„Lord Raglan verlangt, dass die Kavallerie schnellsten an die Front vorrückt – folgt dem Feind und hindert ihn daran, die Kanonen wegzutragen. Berittene Artillerie kann begleiten. Französische Kavallerie auf eurer Linken. Unverzüglich. Airey.“'' Von seiner Position im Talgrund konnte Lucan keine anderen Kanonen entdecken als die Stellung der Russen am nördlichen Ende des Tals. Nolan war bei der Aufklärung dieses Irrtums wohl auch keine große Hilfe, nach Berichten fuchtelte er mit dem Säbel und rief, sich selbst an die Spitze der Attacke setzen zu wollen. Lord Lucan, Nolan in herzlicher Antipathie verbunden, glaubte ob dieser Provokation keine andere Wahl zu haben, als dem Befehlshaber der Leichten Brigade, Lord Cardigan, den Angriff durch das Tal, in Richtung der russischen Kanonen, zu befehlen. Cardigans Hinweis, dass ein Frontalangriff bei gleichzeitigem Beschuss von beiden Flanken zu hohen Verlusten führen werde, wies er mit dem Hinweis auf den Befehl Raglans zurück. |
|||
* Orlando Figes: „Crimea. The Last Crusade“, London 2010, ISBN 978-0-7139-9704-0. |
|||
* German Werth: ''DER KRIMKRIEG'', Frankfurt/M. 1989, ISBN 3-548-34949-8. |
|||
* John & Boris Mollo: ''Into the Valley of Death'', London 1991, ISBN 1-872004-75-X. |
|||
* Alexander Rodger ''Battle Honours of the British Empire'', 2003, ISBN 1-86126-637-5. |
|||
* Kinglake, ''The Invasion of the Crimea'' (neun Bände), London 1863–87, ISBN 978-1-84342-497-0. |
|||
* Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Berlin 1961, ISBN 3-320-00206-6. |
|||
* Alfred Baron Tennyson – „Der Reiterangriff von Balaklawa“ (Übers. ins Deutsche von A. Strodtmann, ca. 1900) |
|||
== Weblinks == |
|||
Die Attacke begann mit 673 Mann, eine der ersten Kugeln tötete Hauptmann Nolan. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten gallopierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: "Das ist großartig, aber es ist kein Krieg – es ist Wahnsinn" (''C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre.''). Der Angriff führte bis in die Kanonenstellungen, musste dann aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Da inzwischen zumindest auf der linken Seite durch die französischen Chasseurs d´Afrique die Kanonen ausgeschaltet waren, gelang dies auch. Insgesamt wurden bei der Attacke 113 Mann der Leichten Brigade getötet und 134 verwundet. |
|||
{{Commonscat|Battle of Balaklava|Schlacht von Balaklawa}} |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
Der englische Dichter [[Alfred Tennyson]] schrieb zur Attacke der leichten Brigade ein Gelegenheitsgedicht (''The Charge of the Light Brigade''), das bis heute eines der meistzitierten antimilitaristischen Gedichte ist. |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4318419-4|LCCN=sh/85/11112}} |
|||
== Ausgang und Schlussbetrachtung == |
|||
[[Kategorie:Schlacht des Krimkrieges|Balaklawa]] |
|||
[[Image:Fenton survivors.jpg|thumb|250px|Überlebende der Leichten Brigade nach der Attacke.]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Osmanisches Reich)|Balaklawa]] |
|||
Man kann den Ausgang der Schlacht als unentschieden ansehen, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Schließlich wurden diese durch die weitere Kriegsentwicklung, insbesondere bei Sevastopol, unwichtig und nach sechs Wochen von den Russen geräumt. |
|||
[[Kategorie:Schlacht in der britischen Geschichte|Balaklawa]] |
|||
Nicht zuletzt durch die Schlachtdichtungen von [[Tennyson]] und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. So hieß es lange, bei der Attacke sei die Leichte Brigade vollständig aufgerieben bzw. auf ein Drittel reduziert worden. Letzteres hat einen Anflug von Wahrheit für sich, denn durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die oben bezifferten Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen derartigen Reiterangriff. Auch wird im Fehlschlag der Beginn des Niedergangs der Kavallerie als effektive Waffengattung gesehen. Die trifft bestenfalls im zeitlichen Kontext auf den Massenangriff zu. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher Bedeutung. |
|||
[[Kategorie:Schlacht in der französischen Geschichte|Balaklawa]] |
|||
[[Kategorie:Geschichte (Sewastopol)]] |
|||
[[Kategorie:Konflikt 1854]] |
Aktuelle Version vom 17. Februar 2025, 16:55 Uhr
Schlacht von Balaklawa | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Krimkrieg | |||||||||||||||||
![]() Charge of the Light Brigade, Gemälde von Richard Caton Woodville junior, 1894 | |||||||||||||||||
Datum | 25. Oktober 1854 | ||||||||||||||||
Ort | Balaklawa, Krim | ||||||||||||||||
Ausgang | Unentschieden | ||||||||||||||||
|
Oltenița – Achalziche – Başgedikler – Sinope – Cetate – Silistra – Nigojeti – Tscholok – Odessa – Kurekdere – Petropawlowsk-Kamtschatski – Alma – Sewastopol – Bomarsund – Balaklawa – Inkerman – Jewpatorija – Taganrog – Çorğun – Kars – Tschernaja – Malakow – Kinburn – Pariser Frieden
Die Schlacht von Balaklawa war eine militärische Auseinandersetzung am 25. Oktober 1854 zwischen den Alliierten (Briten, Franzosen, Osmanisches Reich) und dem Russischen Kaiserreich während der Belagerung von Sewastopol im Krimkrieg. Sie erlangte Berühmtheit durch zwei in den britischen Sprachgebrauch eingegangene Ereignisse, The Thin Red Line und die Attacke der Leichten Brigade.
Hintergrund und Ausgangslage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schlacht begann fast sieben Wochen, nachdem Briten, Franzosen und ein türkisches Kontingent auf der Krim gelandet waren. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Briten ihre Basis in der Hafenstadt Balaklawa. Sie bauten deshalb 1855 die erste strategische Bahnstrecke in der Kriegsgeschichte um ihren Nachschub von Balaklawa zum Lager der britisch-französischen Belagerungsarmee vor Sewastopol zu transportieren.
Vor der Stadt liegen zwei parallele Täler, das Nord- und das Südtal, beide getrennt von einer Hügelkette, die Kadikoj-Höhen bzw. Causeway Heights genannt wird. Auf diesen Hügeln, fast zwei Meilen vor ihren Stellungen, hatten die Alliierten vier Redouten errichtet. Diese waren mit 3.000 Türken bemannt und mit neun Zwölfpfünder-Geschützen ausgerüstet. Das 93. Highlander-Regiment sperrte bei dem Dorf Kadikoj den Weg nach Balaklawa. Die leichte und die schwere britische Kavalleriebrigade stand am Fuß der Hügelkette, direkt nordwestlich dahinter die französische Kavallerie und Artillerie. Die Russen hatten eine Entsatzarmee aus Bessarabien herangeführt und sich etwa 8 Kilometer entfernt mit 25.000 Mann und 78 Kanonen unter ihrem Befehlshaber Graf Liprandi versammelt.
Gliederung der Armeen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alliierte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Britische Armee (Lord Raglan)
- Kavalleriedivision (Lord Lucan)
- schwere Brigade (Scarlett)
- leichte Brigade (Lord Cardigan)
- 1. Infanteriedivision (Lord Cambridge)
- 4. Infanteriedivision (Cathcart)
- 1. Brigade (Goldie)
- 2. Brigade (Torrens)
- Kavalleriedivision (Lord Lucan)
- Französische Armee (Canrobert)
- 1. Kavalleriebrigade (d’Allonville)
- Observationskorps (Bosquet)
- 1. Brigade (Espinasse)
- 2. Brigade (Vinoy)
Gesamtstärke: 20.000 Mann, 41 Geschütze
Russen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Russische Armee (Liprandi)
- Kavallerie (Ryschow)
- Nord-Kolonne (Skiuderi)
- Linke Zentrumskolonne (Semjakin)
- Rechte Zentrumskolonne (Levutski)
- Süd-Kolonne (Gribbe)
- Reserve (Schabokritski)
Der Verlauf der Schlacht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]The Thin Red Line
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um fünf Uhr morgens setzte sich Liprandi mit zwei Dritteln seiner Truppen in Marsch. Er besetzte zunächst die Fedioukine Höhen, gegenüber den alliierten Stellungen auf den Causeway Heights, und griff dann die östlichen drei Befestigungen an. Nach anfänglichem Widerstand gaben die osmanischen Soldaten die Stellungen auf und zogen sich in die westlichen Befestigungen zurück. Gegen 7 Uhr morgens schien der Weg zum Hafen Balaklawa frei zu sein. Allerdings zögerten die Russen, so dass Lord Raglan Zeit hatte, seine Truppen heranzuführen. Die 93rd (Sutherland) Highlanders, unter Sir Colin Campbell, formierten sich in zwei Linien (The Thin Red Line) und rückten auf die Höhen in Richtung der Redouten vor. Insgesamt 700 Briten und 1.000 Türken hielten dem Angriff von 2.300 Russen stand.
Die Attacke der Schweren Brigade
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Raglan befahl Brigadier James Yorke Scarlett, den Russen mit seiner schweren Kavalleriebrigade in die Flanke zu fallen. Diese griff die Russen an und zerstreute in einem erfolgreichen Angriff die dreimal so starken russischen Husaren. Gegen 10:30 Uhr trafen die 1. Division des Duke of Cambridge, die 4. Division Cathcarts, Bosquets französische Division und die Brigade der Chasseurs d’Afrique ein.
Lord Raglan konnte von einem westlich gelegenen Plateau aus das Schlachtfeld im Tal und auf den Hügeln gut überblicken. Als er sah, wie die Schwere Brigade die russische Kavallerie angriff, schickte er die 4. Division, um die Russen in der Flanke anzugreifen. Dies führte zum beinahe fluchtartigen Rückzug der Russen. Raglan schrieb Scarlett daraufhin die einfache Nachricht Well done, Scarlett.[1] Um den Erfolg auszunutzen und die von den Russen erbeuteten Kanonen zurückzugewinnen, beschloss er nun, die leichte Kavallerie einzusetzen.
Die Attacke der Leichten Brigade
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Attacke der Leichten Brigade (engl. Charge of the Light Brigade) gilt als die Besonderheit dieser Schlacht, die auch zu ihrer relativen Berühmtheit führte. Aufgrund von Missverständnissen bei der Befehlsübermittlung griff die leichte Brigade unter Lord Cardigan die gut befestigten Stellungen am Ende des nördlichen Tals an. Auf den Causeway Heights, die das Tal nach Süden schlossen, befanden sich außerdem die am Morgen durch die Russen eroberten Geschützstellungen, während die Fedioukine Höhen auf der Nordseite des Tals ja ohne Widerstand von den Russen besetzt worden waren.
Die Attacke begann mit 673 Mann der 13th Light Dragoons, 17th Lancers und 11th Hussars. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten galoppierenden Truppen kommentierte der französische General Bosquet mit den heute berühmten Worten: « C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre, c'est de la folie. » (deutsch: „Das ist großartig, aber Krieg ist das nicht, es ist Wahnsinn.“)[2] 200 Mann der Angreifer erreichten tatsächlich die Kanonenstellungen und begannen zum Erstaunen der Russen, diese zu attackieren. Schließlich mussten sie aber vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Insgesamt wurden bei der Attacke 156 Mann der Leichten Brigade getötet und 122 verwundet.
Der zweite Tag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 26. Oktober erfolgte ein Ausfall von 8.000 Mann aus der belagerten Stadt. Nach anfänglichen Erfolgen wurden sie aber von der britischen 2. Division zurückgeworfen. Während dieser Kämpfe fanden bei Balaklawa aber keine Gefechte mehr statt.
Ergebnis und Folgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Ausgang der Schlacht kann als unentschieden gewertet werden, auch wenn die Russen durch die Eroberung der drei Befestigungen im Vorteil waren. Die Schlacht hatte jedoch für den weiteren Kriegsverlauf keine weitere Bedeutung. Nach sechs Wochen wurden die eroberten Stellungen bei Balaklawa von den Russen wieder geräumt.
Durch die Schlachtdichtungen von Alfred Tennyson und anderen ist diese Schlacht und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. Lange galt, dass bei der Attacke die Leichte Brigade vollständig aufgerieben beziehungsweise auf ein Drittel reduziert worden sei. Durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die erlittenen Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen Reiterangriff. Doch wird die fehlgeschlagene Attacke oft als Zeichen für den beginnenden Niedergang der Kavallerie als effektiver Waffengattung gesehen. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb aber die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher militärischer Bedeutung.
Zum Einsatz der britischen Infanterie urteilte Friedrich Engels:
„Eine englische Schlachtlinie tut, was kaum von einer anderen Infanterie je geleistet worden ist: Kavallerie in Linie empfangen, ihre Musketen bis zum letzten Augenblick geladen halten und erst einen Kugelregen abfeuern, wenn sich der Feind auf 30 Yards genähert hat, und fast immer mit dem größten Erfolg. Die britische Infanterie feuert mit einer solchen Kaltblütigkeit selbst im kritischsten Augenblick so, daß ihr Feuer in seiner Wirkung das aller andern Truppen übertrifft. So trieben die Hochländer, in Linie formiert, die russische Kavallerie bei Balaklawa zurück.“
Eingang in den Sprachgebrauch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Begriffe aus der Schlacht von Balaklawa hielten Einzug in den englischen Wortschatz:
- Charge of the Light Brigade wird noch heute verwendet, um ironisch eine Unternehmung zu kennzeichnen, die mit großem Mut und hoher Disziplin, jedoch mit mangelhafter Vorbereitung und untauglichen Mitteln durchgeführt wird. Ein Scheitern wird nicht nur als wahrscheinlich, sondern als sicher gesehen.
- Der Widerstand der Highlander steht als The Thin Red Line für das Standhalten gegen eine Übermacht.
- Skimasken bzw. Sturmhauben werden im Englischen auch balaclavas oder balaclava helmets genannt, da aufgrund der großen Kälte diese Kleidungsstücke im Krimkrieg und somit auch in Balaklawa zum Einsatz kamen.
Filmhistorisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Attacke der Leichten Brigade lieferte mindestens zweimal die Vorlage für Spielfilme: 1936 für den amerikanischen Film Der Verrat des Surat Khan (Originaltitel: The Charge of the Light Brigade) von Michael Curtiz sowie 1968 für den britischen Film Der Angriff der leichten Brigade (Originaltitel ebenfalls The Charge of the Light Brigade) von Tony Richardson.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Orlando Figes: „Crimea. The Last Crusade“, London 2010, ISBN 978-0-7139-9704-0.
- German Werth: DER KRIMKRIEG, Frankfurt/M. 1989, ISBN 3-548-34949-8.
- John & Boris Mollo: Into the Valley of Death, London 1991, ISBN 1-872004-75-X.
- Alexander Rodger Battle Honours of the British Empire, 2003, ISBN 1-86126-637-5.
- Kinglake, The Invasion of the Crimea (neun Bände), London 1863–87, ISBN 978-1-84342-497-0.
- Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Berlin 1961, ISBN 3-320-00206-6.
- Alfred Baron Tennyson – „Der Reiterangriff von Balaklawa“ (Übers. ins Deutsche von A. Strodtmann, ca. 1900)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ John Duncan: Heroes for Victoria. Spellmount LTD, Tunbridge Wells 1991, ISBN 0-946771-38-3, S. 57.
- ↑ Clive Ponting: The Crimean War. The Truth Behind the Myth. Chatto & Windus, London 2004, ISBN 0-7011-7390-4.
- ↑ Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Band 11, S. 409–480.