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„Theodor Liebknecht“ – Versionsunterschied

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'''Theodor Liebknecht''' (* [[1870]] in [[Leipzig]]; [[1948]] in [[Altendorf]] bei [[Hannover]]), Sohn von [[Wilhelm Liebknecht]] und Bruder von [[Karl Liebknecht]], war [[Rechtsanwalt]] und während der [[Weimarer Republik]] - als Mitglied der ''Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands'' [[USPD]] und danach der [[Sozialistische Arbeiterpartei|SAPD]] - ein [[Sozialismus|sozialistischer]] [[Politiker]] in Deutschland.
'''Theodor Karl Ernst Adolf Liebknecht''' (geboren am [[19. April]] [[1870]] in [[Leipzig]]; gestorben am [[6. Januar]] [[1948]] in [[Altendorf (Brome)|Altendorf]]), Sohn von [[Wilhelm Liebknecht]] und Bruder von [[Otto Liebknecht|Otto]] und [[Karl Liebknecht]], war [[Rechtsanwalt]] und während der [[Weimarer Republik]] – als Mitglied und letzter Vorsitzender der [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands]] (USPD) und danach der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1931)|SAPD]] – ein [[Sozialismus|sozialistischer]] [[Politiker]] in Deutschland.


== Leben im historisch-politischen Kontext ==
== Leben im historisch-politischen Kontext ==
Nach seinem [[Rechtswissenschaft|Jura]]studium eröffnete er zusammen mit [[Oskar Cohn]] und seinem ein Jahr jüngeren Bruder Karl 1899 ein Rechtsanwaltsbüro in [[Berlin]]. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] war er ab 1915 Soldat, später bis zu seiner Demobilisierung Anfang 1919 Unteroffizier.


Öffentlich politisch aktiv wurde Theodor Liebknecht ab 1919 – nach dem von rechtsextremen [[Freikorps]] begangenen Mord an seinem Bruder, der zusammen mit der am gleichen Tag ermordeten [[Rosa Luxemburg]] als Anführer des revolutionären [[Spartakusbund]]es die [[Kommunistische Partei Deutschlands]] (KPD) mitbegründet hatte. Zugleich nahm er die drei Kinder seines ermordeten Bruders bei sich auf.
Nach seinem [[Rechtswissenschaft|Jura]]studium eröffnete er zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder [[Karl Liebknecht|Karl]] [[1899]] ein Rechtsanwaltsbüro in [[Berlin]].


Theodor Liebknecht schloss sich allerdings nicht der KPD an, sondern blieb in der USPD, die sich bereits während des Ersten Weltkrieges aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD von der Mutterpartei abgespalten hatte. Nach der [[Novemberrevolution]] wurde die USPD bis 1922 zusehends zerrieben. Die Mehrheit ihres linken Flügels schloss sich im Dezember 1920 der [[Kommunistische Internationale|Kommunistischen Internationale]] und damit der KPD an (vgl. auch [[Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands]]). Ein großer Teil der [[reform]]orientierten USPD-Mitglieder ging bis 1922 zurück in die SPD.
Öffentlich politisch aktiv wurde Theodor Liebknecht erst [[1919]] - nach dem von rechtsextremen [[Freikorps]] begangenen Mord an seinem Bruder, der zusammen mit der nahezu zeitgleich ermordeten [[Rosa Luxemburg]] als Anführer des revolutionären [[Spartakusbund]]es die ''[[Kommunistische Partei Deutschlands]]'' (KPD) mitbegründet hatte.


1921 unterstützte Liebknecht die Gründung einer neuen sozialistischen Internationale, nachdem die 1889 unter wesentlicher Mitwirkung seines Vaters gegründete [[zweite Internationale]] mit der Auslösung des Ersten Weltkrieges 1914 auseinandergefallen war. Theodor Liebknecht war beteiligt an der Gründung der [[Internationale Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien|Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien]] (IASP), der sogenannten „zweieinhalbten Internationalen“ (vgl. [[Internationale]]). Für diese beobachtete er 1922 gemeinsam mit [[Kurt Rosenfeld]] und dem Vertreter der belgischen Sozialdemokratie, [[Émile Vandervelde]], den Prozess gegen 47 Mitglieder der Partei der [[Sozialrevolutionäre]] in Moskau.
Theodor Liebknecht schloss sich allerdings nicht der KPD an, sondern blieb in der USPD, die sich bereits während des [[1. Weltkrieg]]s aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD von der Mutterpartei abgespalten hatte. Nach der [[Novemberrevolution]] wurde die USPD bis [[1922]] zusehends zerrieben. Die Mehrheit ihres linken Flügels schloss sich im Dezember [[1920]] der [[Komintern|Kommunistischen Internationale]] und damit der KPD an (vgl. auch [[Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands]]). Ein großer Teil der [[reform]]orientierten USPD-Mitglieder ging bis [[1922]] zurück in die SPD.


Theodor Liebknecht lehnte eine Zusammenlegung der USPD mit der KPD ab, unter anderem, weil er deren Beitritt zur von der jungen [[Sowjetunion|UdSSR]] dominierten, 1919 in [[Moskau]] unter Federführung [[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenins]] gegründeten ''Kommunistischen Internationale'' (Komintern) kritisierte. Er sah darin eine Spaltung der internationalen sozialistischen Bewegung. Andererseits stand er auch der SPD unter [[Friedrich Ebert]] und seinen Nachfolgern ablehnend gegenüber. Sie hatte sich in Liebknechts Augen zu stark mit den alten konservativen Kräften aus dem Kaiserreich arrangiert und demokratische Chancen während der Novemberrevolution verspielt. So lehnte er auch eine Wiedervereinigung mit der SPD ab. Zusammen mit [[Georg Ledebour]] setzte er das linkssozialdemokratische Projekt USPD fort, für welches er 1921–1924 dem [[Preußischer Landtag|Preußischen Landtag]] angehörte.
[[1921]] unterstützte Liebknecht die Gründung einer neuen sozialistischen Internationale, nachdem die 1889 unter wesentlicher Mitwirkung seines Vaters gegründete [[zweite Internationale]] mit der Auslösung des 1. Weltkriegs [[1914]] auseinander gefallen war. Theodor Liebknecht war beteiligt an der Gründung der ''Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien'' (englisch: [[International Working Union of Socialist Parties]] ([[IWUSP]])), der sogenannten „[[Zweieinhalbte Internationale|zweieinhalbten Internationalen]]“ (vgl. [[Internationale]]), für diese beobachtete er 1922 gemeinsam mit [[Kurt Rosenfeld]] und dem Vertreter der belgischen Sozialdemokratie, [[Émile Vandervelde]] den Prozess gegen 47 Mitglieder der Partei der [[Sozialrevolutionäre]] in Moskau.


Mit ihrer Haltung befanden sich Ledebour und Liebknecht jedoch in einer [[Minderheit]]enposition zwischen den in der breiten Bevölkerung als [[Politische Linke|links]] betrachteten gegeneinander stehenden Polen SPD und KPD. Die USPD entwickelte sich nach 1922 zu einer marginalisierten [[Kleinpartei|Splitterpartei]] mit einer vornehmlich aus dem linksintellektuellen und [[Pazifismus|pazifistischen]] [[Soziales Milieu|Milieu]] stammenden Anhängerschaft. Liebknecht löste Ledebour 1924 von der Parteiführung der USPD ab, nachdem es zu Konflikten innerhalb der Partei über die Haltung zur [[Ruhrbesetzung]] gekommen war. Liebknecht lehnte, im Gegensatz zu Ledebour, die von der KPD stammende Parole „Schlagt [[Raymond Poincaré|Poincaré]] an der Ruhr und [[Wilhelm Cuno|Cuno]] an der Spree! als nationalistisch ab; Ledebour verließ mit einer Minderheit die USPD und gründete den ''[[Sozialistischer Bund (1923)|Sozialistischen Bund]]''.
Theodor Liebknecht lehnte eine [[Fusion]] der USPD mit der KPD ab, unter anderem, weil er deren Beitritt zur von der jungen [[UdSSR]] dominierten, 1919 in [[Moskau]] unter Federführung [[Lenin]]s gegründeten ''Kommunistischen Internationale'' ([[Komintern]]) kritisierte. Er sah darin eine Spaltung der internationalen sozialistischen Bewegung. Andererseits stand er auch der SPD unter [[Friedrich Ebert]] und seinen Nachfolgern ablehnend gegenüber. Sie hatte sich in Liebknechts Augen zu stark mit den alten konservativen Kräften aus dem Kaiserreich arrangiert und demokratische Chancen während der Novemberrevolution verspielt. So lehnte er auch eine Wiedervereinigung mit der SPD ab. Zusammen mit [[Georg Ledebour]] setzte er das linkssozialdemokratische Projekt USPD fort, für welches er 1921-1924 dem preussischen Landtag angehörte.


1931 ging die USPD in der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1931)|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] (SAPD) auf. Damit vereinigte sie sich mit einer erneuten linken Abspaltung der SPD und auch einiger KPD-Abtrünniger, deren Ziel eine linke [[Einheitsfront]] gegen den erstarkenden [[Nationalsozialismus]] in Deutschland und den [[Faschismus]] in Europa war. Damit wandte sich die Partei auch gegen den von Moskau unter [[Josef Stalin|Stalin]] vorgegebenen Kurs der Komintern, der mit der [[Sozialfaschismusthese]] eine Zusammenarbeit zwischen [[Sozialistische Partei|sozialdemokratischen]] und [[Kommunistische Partei|kommunistischen Parteien]] gegen den Faschismus weitgehend verhinderte.
Mit ihrer Haltung befanden sich Ledebour und Liebknecht jedoch in einer [[Minderheit]]enposition zwischen den in der breiten Bevölkerung als [[Linke Politik|links]] betrachteten gegeneinander stehenden Polen SPD und KPD. Die USPD entwickelte sich nach 1922 zu einer marginalisierten [[Splitterpartei]] mit einer vornehmlich aus dem linksintellektuellen und [[Pazifismus|pazifistischen]] [[Milieu]] stammenden Anhängerschaft. Liebknecht löste Ledebour [[1924]] im Parteivorsitz der USPD ab, nachdem es zu Konflikten innerhalb der Partei über die Haltung zur [[Ruhrbesetzung]] gekommen war. Liebknecht lehnte, im Gegensatz zu Ledebour die von der [[KPD]] stammende Parole ''"Schlagt [[Raymond Poincaré|Poincaré]] an der Ruhr und [[Wilhelm Cuno|Cuno]] an der Spree!"'' als nationalistisch ab; Ledebour verliess mit einer Minderheit die USPD und gründete den ''Sozialistischen Bund''.

[[1931]] ging die USPD in der ''Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands'' ([[Sozialistische Arbeiterpartei|SAPD]]) auf. Damit vereinigte sie sich mit einer erneuten linken Abspaltung der SPD und auch einiger KPD-Abtrünniger, deren Ziel eine linke [[Einheitsfront]] gegen den erstarkenden [[Nationalsozialismus]] in Deutschland und den [[Faschismus]] in Europa war. Damit wandte sich die Partei auch gegen den von Moskau unter [[Josef Stalin|Stalin]] vorgegebenen Kurs der Komintern, der mit der [[Sozialfaschismusthese]] eine Zusammenarbeit zwischen [[Sozialistische Partei|Sozialdemokratischen]] und [[Kommunistische Partei|Kommunistischen Parteien]] gegen den Faschismus weitgehend verhinderte.


Aber auch die SAPD blieb von heftigen Flügelkämpfen nicht verschont. [[Parlament]]arische Erfolge waren dieser Partei in den noch verbleibenden zwei Jahren der faktisch im Grunde schon gescheiterten Weimarer Republik ebenfalls nicht beschieden.
Aber auch die SAPD blieb von heftigen Flügelkämpfen nicht verschont. [[Parlament]]arische Erfolge waren dieser Partei in den noch verbleibenden zwei Jahren der faktisch im Grunde schon gescheiterten Weimarer Republik ebenfalls nicht beschieden.


Der überzeugte [[Pazifismus|Pazifist]] Theodor Liebknecht gehörte zusammen mit den linken SozialdemokratInnen um [[Anna Siemsen]] und der [[Rote Kämpfer]]-Gruppe um Bernhard Reichenbach zum nichtleninistischen Flügel der SAPD und wandte sich gegen den verstärkten Einfluss der [[Leninismus|leninistischen]] [[Fraktion]] in der Partei.
Der überzeugte Pazifist Theodor Liebknecht gehörte zusammen mit den linken Sozialdemokraten um [[Anna Siemsen]] und der [[Rote Kämpfer|Rote-Kämpfer]]-Gruppe um [[Bernhard Reichenbach]] zum nichtleninistischen Flügel der SAPD und wandte sich gegen den verstärkten Einfluss des [[Leninismus|leninistischen]] Flügels in der Partei.


Nach der [[Machtergreifung]] [[Hitler]]s, und damit der Umwandlung Deutschlands in eine [[Rechtsextremismus|rechtsextremistische]] [[Diktatur]] ging Liebknecht [[1933]] nach [[Basel]] ins [[schweiz]]erische [[Exil]]. Von [[1936]] bis [[1939]] war er Beschäftigter des [[Internationales Institut für Sozialgeschichte|Internationalen Instituts für Sozialgeschichte]] ([[IISG]]) in [[Amsterdam]] / [[Niederlande]].
Nach der [[Machtergreifung|Machtübernahme]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und der Umwandlung Deutschlands in eine [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] [[Diktatur]] ging Liebknecht 1933 nach [[Basel]] ins [[schweiz]]erische [[Exil]]. Von 1936 bis 1939 war er Beschäftigter des [[Internationales Institut für Sozialgeschichte|Internationalen Instituts für Sozialgeschichte]] (IISG) in [[Amsterdam]]/[[Niederlande]].


Theodor Liebknecht überlebte Faschismus und Krieg. Er kehrte nach dem [[2. Weltkrieg]] in das von den [[Alliierte]]n besetzte Deutschland zurück, und starb [[1948]] im Alter von 78 Jahren in Altendorf bei Hannover, das zu der Zeit in der [[Britische Besatzungszone|britischen Besatzungszone]] lag.
Theodor Liebknecht überlebte Nationalsozialismus und Krieg. Er behielt nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] seinen Wohnsitz in Basel, besuchte jedoch auch Freunde im von den [[Alliierte]]n besetzten Deutschland. Bei einem solchen Besuch starb er 1948 im Alter von 77 Jahren im [[Niedersachsen|niedersächsischen]] Dorf [[Brome|Altendorf]]/[[Landkreis Gifhorn]], das zu der Zeit im Grenzgebiet der [[Britische Besatzungszone|britischen]] zur [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] lag.


[[Datei:Liebknecht-Otto close.jpg|mini|Grabplatte von Theodor Liebknecht im Stadtfriedhof Engesohde, Hannover]]
==Literatur==
Das Grabmal von Theodor Liebknecht findet sich auf dem [[Stadtfriedhof Engesohde]] in Hannover, Abteilung ''17M'', Grabnummer ''3-4''.<ref>Karin van Schwartzenberg (Verantw.): ''Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde'', Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012</ref>


== Literatur ==
Annelies Laschitza: Theodor Liebknecht "... dass mein Kopf und mein Herz zu ihrem Recht kommen, dass ist für mich das Wesentliche ...". In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 4/95 (37. Jahrgang), S. 22-46.
* [[Annelies Laschitza]]: ''Theodor Liebknecht „… dass mein Kopf und mein Herz zu ihrem Recht kommen, das ist für mich das Wesentliche …“'' In: ''Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung.'' 37. Jahrgang, 4/95, S. 22–46
* ''Liebknecht, Theodor'', in: [[Werner Röder]], [[Herbert A. Strauss]] (Hrsg.): ''Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben''. München: Saur 1980, S. 445


== Weblinks ==
[[Kategorie:Mann|Liebknecht, Theodor]]
{{Commonscat}}
[[Kategorie:Deutscher|Liebknecht, Theodor]]
[[Kategorie:Politiker (Weimarer Republik)|Liebknecht, Theodor]]
* {{NDB|14|504|505|Liebknecht, Theodor|Ilse Fischer|124771076}}
* {{Biosop||120500}}
[[Kategorie:USPD-Mitglied|Liebknecht, Theodor]]
* [http://www.iisg.nl/archives/en/files/l/10758746.php ''Theodor Liebknecht Papers'' im IISG] (englisch)
[[Kategorie:SAPD-Mitglied|Liebknecht, Theodor]]
[[Kategorie:geboren 1870|Liebknecht, Theodor]]
[[Kategorie:gestorben 1948|Liebknecht, Theodor]]


== Einzelnachweise ==
{{Personendaten|
<references />
NAME=Liebknecht, Theodor

|ALTERNATIVNAMEN=
{{Navigationsleiste Parteivorsitzende der USPD}}
|KURZBESCHREIBUNG=[[Rechtsanwalt]] und [[Sozialismus|sozialistischer]] Politiker

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{{Normdaten|TYP=p|GND=124771076|LCCN=nb2016013945|VIAF=10788182}}

{{SORTIERUNG:Liebknecht, Theodor}}
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[[Kategorie:Rechtsanwalt (Deutschland)]]
[[Kategorie:USPD-Mitglied]]
[[Kategorie:SAPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Wilhelm Liebknecht|*Liebknecht, Theodor]]
[[Kategorie:Liebknecht|Theodor]]
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1870]]
[[Kategorie:Gestorben 1948]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Liebknecht, Theodor
|ALTERNATIVNAMEN=Liebknecht, Theodor Karl Ernst Adolf (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Rechtsanwalt und sozialistischer Politiker
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|GEBURTSORT=[[Leipzig]]
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|STERBEORT=[[Altendorf (Brome)|Altendorf]] bei [[Hannover]]
}}
}}

[[en:Theodor Liebknecht]]

Aktuelle Version vom 31. Mai 2025, 19:32 Uhr

Theodor Karl Ernst Adolf Liebknecht (geboren am 19. April 1870 in Leipzig; gestorben am 6. Januar 1948 in Altendorf), Sohn von Wilhelm Liebknecht und Bruder von Otto und Karl Liebknecht, war Rechtsanwalt und während der Weimarer Republik – als Mitglied und letzter Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und danach der SAPD – ein sozialistischer Politiker in Deutschland.

Leben im historisch-politischen Kontext

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Nach seinem Jurastudium eröffnete er zusammen mit Oskar Cohn und seinem ein Jahr jüngeren Bruder Karl 1899 ein Rechtsanwaltsbüro in Berlin. Während des Ersten Weltkrieges war er ab 1915 Soldat, später bis zu seiner Demobilisierung Anfang 1919 Unteroffizier.

Öffentlich politisch aktiv wurde Theodor Liebknecht ab 1919 – nach dem von rechtsextremen Freikorps begangenen Mord an seinem Bruder, der zusammen mit der am gleichen Tag ermordeten Rosa Luxemburg als Anführer des revolutionären Spartakusbundes die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mitbegründet hatte. Zugleich nahm er die drei Kinder seines ermordeten Bruders bei sich auf.

Theodor Liebknecht schloss sich allerdings nicht der KPD an, sondern blieb in der USPD, die sich bereits während des Ersten Weltkrieges aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD von der Mutterpartei abgespalten hatte. Nach der Novemberrevolution wurde die USPD bis 1922 zusehends zerrieben. Die Mehrheit ihres linken Flügels schloss sich im Dezember 1920 der Kommunistischen Internationale und damit der KPD an (vgl. auch Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands). Ein großer Teil der reformorientierten USPD-Mitglieder ging bis 1922 zurück in die SPD.

1921 unterstützte Liebknecht die Gründung einer neuen sozialistischen Internationale, nachdem die 1889 unter wesentlicher Mitwirkung seines Vaters gegründete zweite Internationale mit der Auslösung des Ersten Weltkrieges 1914 auseinandergefallen war. Theodor Liebknecht war beteiligt an der Gründung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien (IASP), der sogenannten „zweieinhalbten Internationalen“ (vgl. Internationale). Für diese beobachtete er 1922 gemeinsam mit Kurt Rosenfeld und dem Vertreter der belgischen Sozialdemokratie, Émile Vandervelde, den Prozess gegen 47 Mitglieder der Partei der Sozialrevolutionäre in Moskau.

Theodor Liebknecht lehnte eine Zusammenlegung der USPD mit der KPD ab, unter anderem, weil er deren Beitritt zur von der jungen UdSSR dominierten, 1919 in Moskau unter Federführung Lenins gegründeten Kommunistischen Internationale (Komintern) kritisierte. Er sah darin eine Spaltung der internationalen sozialistischen Bewegung. Andererseits stand er auch der SPD unter Friedrich Ebert und seinen Nachfolgern ablehnend gegenüber. Sie hatte sich in Liebknechts Augen zu stark mit den alten konservativen Kräften aus dem Kaiserreich arrangiert und demokratische Chancen während der Novemberrevolution verspielt. So lehnte er auch eine Wiedervereinigung mit der SPD ab. Zusammen mit Georg Ledebour setzte er das linkssozialdemokratische Projekt USPD fort, für welches er 1921–1924 dem Preußischen Landtag angehörte.

Mit ihrer Haltung befanden sich Ledebour und Liebknecht jedoch in einer Minderheitenposition zwischen den in der breiten Bevölkerung als links betrachteten gegeneinander stehenden Polen SPD und KPD. Die USPD entwickelte sich nach 1922 zu einer marginalisierten Splitterpartei mit einer vornehmlich aus dem linksintellektuellen und pazifistischen Milieu stammenden Anhängerschaft. Liebknecht löste Ledebour 1924 von der Parteiführung der USPD ab, nachdem es zu Konflikten innerhalb der Partei über die Haltung zur Ruhrbesetzung gekommen war. Liebknecht lehnte, im Gegensatz zu Ledebour, die von der KPD stammende Parole „Schlagt Poincaré an der Ruhr und Cuno an der Spree!“ als nationalistisch ab; Ledebour verließ mit einer Minderheit die USPD und gründete den Sozialistischen Bund.

1931 ging die USPD in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) auf. Damit vereinigte sie sich mit einer erneuten linken Abspaltung der SPD und auch einiger KPD-Abtrünniger, deren Ziel eine linke Einheitsfront gegen den erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland und den Faschismus in Europa war. Damit wandte sich die Partei auch gegen den von Moskau unter Stalin vorgegebenen Kurs der Komintern, der mit der Sozialfaschismusthese eine Zusammenarbeit zwischen sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien gegen den Faschismus weitgehend verhinderte.

Aber auch die SAPD blieb von heftigen Flügelkämpfen nicht verschont. Parlamentarische Erfolge waren dieser Partei in den noch verbleibenden zwei Jahren der faktisch im Grunde schon gescheiterten Weimarer Republik ebenfalls nicht beschieden.

Der überzeugte Pazifist Theodor Liebknecht gehörte zusammen mit den linken Sozialdemokraten um Anna Siemsen und der Rote-Kämpfer-Gruppe um Bernhard Reichenbach zum nichtleninistischen Flügel der SAPD und wandte sich gegen den verstärkten Einfluss des leninistischen Flügels in der Partei.

Nach der Machtübernahme der NSDAP und der Umwandlung Deutschlands in eine nationalsozialistische Diktatur ging Liebknecht 1933 nach Basel ins schweizerische Exil. Von 1936 bis 1939 war er Beschäftigter des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam/Niederlande.

Theodor Liebknecht überlebte Nationalsozialismus und Krieg. Er behielt nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Wohnsitz in Basel, besuchte jedoch auch Freunde im von den Alliierten besetzten Deutschland. Bei einem solchen Besuch starb er 1948 im Alter von 77 Jahren im niedersächsischen Dorf Altendorf/Landkreis Gifhorn, das zu der Zeit im Grenzgebiet der britischen zur sowjetischen Besatzungszone lag.

Grabplatte von Theodor Liebknecht im Stadtfriedhof Engesohde, Hannover

Das Grabmal von Theodor Liebknecht findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover, Abteilung 17M, Grabnummer 3-4.[1]

  • Annelies Laschitza: Theodor Liebknecht „… dass mein Kopf und mein Herz zu ihrem Recht kommen, das ist für mich das Wesentliche …“ In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 37. Jahrgang, 4/95, S. 22–46
  • Liebknecht, Theodor, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München: Saur 1980, S. 445
Commons: Theodor Liebknecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012